Quelltext der Seite Hieronymus (Kirchenvater)

[[Datei:Workshop of Pieter Coecke van Aelst, the elder - Saint Jerome in His Study - Walters 37256.jpg|mini|Der hl. Hieronymus in seiner Studierstube, Werkstatt Pieter Coecke van Aelst (um 1530)]]
'''Sophronius Eusebius Hieronymus''' ([[w:347|347]] in Stridon, Dalmatia – [[30. September]] [[w:420|420]]<ref>So die Chronik von Prosper, {{WiBiLex|Hieronymus|Autoren=Uta Heil}} nennt dagegen als Zeitpunkt des Todes 419/420 ohne Datumsangabe.</ref> in Bethlehem, Syria Palaestina) war ein Gelehrter und [[Theologe]] der [[Alte Kirche|alten Kirche]]. Er war [[Kirchenlehrer]] und wird in verschiedenen christlichen Konfessionen als [[Heiliger]] und als [[Kirchenvater]] verehrt. Er gehört in der katholischen Kirche mit [[Ambrosius von Mailand]], [[Augustinus von Hippo]] und [[Gregor der Große|Gregor dem Großen]] zu den vier sogenannten großen Kirchenvätern der [[Spätantike]]. Sein Gedenktag am 30. September wird in den [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Kirchen]], der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen]] und der [[w:Armenische Apostolische Kirche|armenischen Kirche]] begangen. Auch der [[w:Evangelischer Namenkalender|Evangelische Namenkalender]] führt ihn am 30. September auf.

== Leben ==
Seine wohlhabenden christlichen Eltern schickten Hieronymus in jungen Jahren nach [[Rom]] zu dem berühmten Grammatiker [[Aelius Donatus]], damit er [[Grammatik]], [[Rhetorik]] und [[Philosophie]] studierte.<ref>[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienH/Hieronymus.htm ''Hieronymus – Ökumenisches Heiligenlexikon'']. Website des Ökumenischen Heiligenlexikons. Abgerufen am 14. Juli 2014.</ref> Unter den Mitstudenten war der Christ [[Pammachius]], dem Hieronymus lebenslang verbunden blieb. Während dieser Zeit ließ Hieronymus sich taufen. Nach Aufenthalten in [[Trier]] und [[Aquileja]] reiste Hieronymus um 373 auf dem Landweg in den Osten des Imperiums, lebte als [[Eremit]] in [[Syrien (Antike)|Syrien]]. Er lernte dann in [[Antiochia am Orontes]] [[Altgriechische Sprache|Griechisch]] und [[Hebräische Sprache|Hebräisch]], womit Hieronymus unter den Gelehrten seiner Zeit eine Ausnahme darstellt.

Um 379 wurde er in Antiochia zum [[Priesterweihe|Priester geweiht]]. Anschließend studierte er in [[Konstantinopel]] unter dem Kirchenlehrer [[Gregor von Nazianz]]. Von 382 bis 384 hielt er sich erneut in Rom auf und entwickelte gute Kontakte zum dortigen Bischof [[Damasus I.]] Des Weiteren begegnet er uns als [[Seelsorge]]r einiger vornehmer römischer Frauen, unter anderem der heiligen [[Marcella (Heilige)|Marcella]], [[Lea von Rom|Lea]], [[Fabiola von Rom|Fabiola]], [[Paula von Rom|Paula]] und deren Töchtern, der Jungfrau [[Eustochium]] und der jungen Witwe [[Blaesilla]], die ebenfalls [[Heiligsprechung|heiliggesprochen]] wurde.

[[Datei:Bernardino Mei - The Vision of St Jerome - WGA14736.jpg|mini|[[Bernardino Mei]]: ''Die Vision des heiligen Hieronymous'']]

Hieronymus war ein radikaler [[Asket]].<ref>Georg Grützmacher, ''Hieronymus: Eine biographische Studie zur alten Kirchengeschichte'', Band 2, Berlin 1906, S. 181.</ref> Als sich die junge Witwe [[Blaesilla]] unter seiner Aufsicht zu Tode hungerte,<ref>[https://www.unifr.ch/bkv/kapitel3311.htm ''Hieronymus, Epist. 2d.39''], An Paula: zu Blesillas Tod, Bibliothek der Kirchenväter, Abgerufen am 17. März 2017.</ref> sah sich Hieronymus öffentlicher Kritik ausgesetzt.<ref>[https://www.unifr.ch/bkv/kapitel3330.htm ''Hieronymus, Epist. 3a.45''], An Asella, Bibliothek der Kirchenväter, Abgerufen am 17. März 2017.</ref> Im Jahr 385 floh er auf einem Schiff in Begleitung von Paula und Eustochium aus [[Ostia Antica|Ostia]], um gemeinsam zu den biblischen Stätten Palästinas zu pilgern. 386 ließen sie sich in Bethlehem nieder und gründeten aus Paulas Vermögen ein Männer[[kloster]], drei [[Frauenstift|Stifte]] für Jungfrauen und Witwen und ein [[Pilgerhospiz]]; hier starb Hieronymus im Jahr 420.

Hieronymus war ein literarisch sehr gebildeter Mann, der auch [[Heidentum|pagane]] Werke las und benutzte. Das brachte ihn aber auch in Gewissenskonflikte. In seinem Brief 22.30 (an Eustochium) beschreibt er eine Vision, in der der himmlische Richter ihm vorwirft, eher Anhänger [[Cicero]]s als Christ zu sein und ihn auspeitschen lässt, worauf er Besserung gelobt.<ref>[https://www.unifr.ch/bkv/kapitel3098-30.htm ''Hieronymous Epist. 22.30'']. Website der Bibliothek der Kirchenväter. Abgerufen am 29. Februar 2016.</ref> Diese Schilderung wurde in Schriften und bildender Kunst vielfach rezipiert und ist exemplarisch<ref>Ausführlich in Berndt Hamm: ''Religiosität im späten Mittelalter.'' 2011, S. 186 ff.</ref> für das Spannungsfeld zwischen heidnischer Antike und mittelalterlicher Frömmigkeit im Zeitalter des [[Renaissance-Humanismus|Humanismus]], in dem das Studium der Antike große Bedeutung bekam.

Hieronymus galt als ein sehr temperamentvoller Mann, der seine Theologie und Auslegung äußerst ernst nahm. Einen Meinungsunterschied interpretierte er mitunter als persönliche Beleidigung und reagierte darauf oft mit Polemik. Er pflegte zu sagen: ''Parce mihi, Domine, quia Dalmata sum'' (Sei mir gnädig, Herr, weil ich Dalmater bin).

== Werke ==
=== Die lateinische Übersetzung des Alten Testaments ===
Hieronymus ist der Verfasser der ''[[Vulgata]]'', der lange Zeit maßgeblichen [[Bibelübersetzung]] der katholischen Kirche. Er übersetzte in ein [[Latein]], das er behutsam dem [[Sprechlatein]] seiner Zeit annäherte. Für das Neue Testament überarbeitete er die ältere Übersetzung ''[[Vetus Latina]]'' (früher auch ''Itala'' genannt).

Hieronymus beherrschte klassisches und zeitgenössisches Latein sowie Griechisch und berief sich in seinen Schriften auch auf jüdische Gelehrte, die ihm Hebräisch beigebracht hätten. Während bis vor einiger Zeit seine Hebräischkenntnisse als sehr bescheiden eingeschätzt wurden,<ref>Pierre Nautin: Artikel ''Hieronymus'', in: ''Theologische Realenzyklopädie'', Bd. 15 (1986), S. 304–315, hier S. 309, z. B. Z. 37: „Allerdings läßt es sich beweisen, daß er diese Sprache“ „praktisch kaum kannte“.</ref> gesteht ihm die modernere Forschung nun wieder eine höhere Sprachkompetenz zu.<ref>A. Fürst, ''Aktuelle Tendenzen der Hieronymus-Forschung'', in: ''Adamantius'' 13 (2007), S. 144–151</ref>

Ab 385 übersetzte Hieronymus in Bethlehem viele Bücher des [[Altes Testament|Alten Testamentes]] nach der ''[[Septuaginta]]'', also aus dem Altgriechischen, nämlich das [[Buch der Psalmen]], das [[Buch Ijob]], die [[Buch der Sprichwörter|Sprichwörter]], das [[Hohelied]], das Buch [[Kohelet]] und das ([[1. Buch der Chronik|erste]] und [[2. Buch der Chronik|zweite) Buch der Chronik]]. Ab 393 veröffentlichte Hieronymus eine Übersetzung des gesamten Alten Testamentes, laut eigenen Angaben „nach dem Hebräischen“; aufgrund neuerer Forschungen wird aber auch angenommen, dass auch diese Übersetzung nach der ''Septuaginta'' angefertigt wurde, möglicherweise aber einer, die auch die Lesarten anderer griechischer Übersetzungen enthielt.<ref>Pierre Nautin: Artikel ''Hieronymus'', in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 15 (1986), S. 304–315, hier S. 310.</ref>

=== Kommentare ===
Hieronymus ist der einzige lateinische Kirchenvater, der alle [[Liste biblischer Bücher#Propheten|Prophetenbücher]] kommentiert hat. Sein Kommentar ''In Danielem''<ref>[http://www.tertullian.org/fathers/jerome_daniel_02_text.htm]</ref> zum Buch [[Daniel]] nimmt eine zentrale Stellung in der Geschichte der abendländischen Danielkommentare ein.

=== Weitere Werke ===
Hieronymus war ein überaus produktiver Autor. Er schrieb auch eine Landeskunde Palästinas, weitere Übersetzungen und Schriften über theologische Kontroversen sowie zur Bibelauslegung. Deshalb gilt Hieronymus als der [[Schutzpatron]] der [[Übersetzer]] – nach ihm ist heute auch der [[Internationaler Übersetzertag|Internationale Übersetzertag]] benannt. Zudem verfasste er auch zahlreiche Briefe, die eine wichtige Quelle für die damaligen Ereignisse darstellen, einen kirchlichen Schriftstellerkatalog (''[[De viris illustribus]]''), das zugleich sein historisches Hauptwerk mit 135 Biographien darstellt, sowie Viten der Einsiedler [[Hilarion von Gaza]], [[Paulus von Theben]] und [[Malchos (Heiliger)|Malchus von Syrien]], die er selber besuchte.

Hieronymus übersetzte und überarbeitete die Chronik des [[Eusebius von Caesarea]] und setzte diese bis 378 fort; als Quellen dienten ihm dabei unter anderem [[Sueton]] und die sogenannte ''[[Enmannsche Kaisergeschichte]]''.<ref>Richard W. Burgess: ''Jerome and the Kaisergeschichte''. In: ''Historia'' 44 (1995), S. 349–369; problematischer und spekulativer ist Burgess’ These einer bis 378 reichenden Redaktion der Kaisergeschichte, siehe: Richard W. Burgess: ''A Common Source for Jerome, Eutropius, Festus, Ammianus, and the Epitome de Caesaribus between 358 and 378, along with Further Thoughts on the Date and Nature of the Kaisergeschichte''. In: ''Classical Philology'' 100 (2005), S. 166–192.</ref> Damit stand der lateinischen Christenheit erstmals eine Darstellung der Geschichte „von Abraham“ bis in die Gegenwart zur Verfügung.<ref>Stefan Rebenich: ''Jerome, The Early Fathers of the Church.'' London u.&nbsp;a. 2002, S. 27.</ref> Nach den Angaben im Vorwort zur Chronik plante er auch ein umfassenderes Geschichtswerk über die Zeit der Kaiser [[Gratian]] und [[Theodosius I.]], das er aber wie andere geplante Werke nicht mehr verfasste.

=== Ausgaben ===
Die Werke des Hieronymus sind unter anderem im Rahmen der ''[[Patrologia Latina]]'', des ''[[Corpus Christianorum]]'' (Series Latina) sowie des ''[[Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum]]'' ediert. Zu Details siehe den Überblick bei Rebenich.<ref>Stefan Rebenich: ''Jerome, The Early Fathers of the Church.'' London u.&nbsp;a. 2002, S. 68–70.</ref> Auswahlübersetzungen sind in der Reihe ''[[Bibliothek der Kirchenväter]]'' erschienen.

== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Hieronymus (Kirchenvater)}}

== Literatur ==
* Alfons Fürst: ''Hieronymus. Askese und Wissenschaft in der Spätantike''. Herder, Freiburg 2003, ISBN 3-451-27722-0.
* Georg Grützmacher: ''Hieronymus, eine biographische Studie zur alten Kirchengeschichte''. Leipzig 1901–1908. Neudruck: 3 Bände in einem Band, Scientia, Aalen 1986, ISBN 3-511-04259-3.
* {{RE|VIII,2|1565|1581|Hieronymos 16|Hans Lietzmann|RE:Hieronymos 16}}
* Stefan Rebenich: ''Jerome, The Early Fathers of the Church.'' Routledge, London u.&nbsp;a. 2002.
* Heinrich Schlange-Schöningen: ''Hieronymus: eine historische Biografie''. Darmstadt: wbg Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG), 2018. ISBN 3805351496.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Saint Jerome|Hieronymus}}
* {{DNB-Portal|118550853|NAME=Hieronymus}}
* {{DDB|Person|118550853|NAME=Hieronymus}}
'''Primärtexte'''
{{Wikisource|Scriptor:Sophronius Eusebius Hieronymus|Sophronius Eusebius Hieronymus|lang=la}}
{{Wikiquote|Hieronymus}}
* [http://www.fh-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost04/Hieronymus/hie_vv00.html Vulgata (lateinisch)]
* [http://www.vatican.va/archive/bible/nova_vulgata/documents/nova-vulgata_index_lt.html Nova Vulgata (lateinisch)]
* [http://www.fh-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost04/Hieronymus/hie_malc.html vita Malchi monachi captivi]
* [http://www.ccel.org/fathers2/NPNF2-06/ Werke und Briefe von Hieronymus (englisch)]
* [http://www.unifr.ch/bkv/awerk.htm#Hieronymus Werkauswahl und Briefe (deutsch)] (Bibliothek der Kirchenväter)
* [http://www.documentacatholicaomnia.eu/20_40_0347-0420-_Hieronymus,_Sanctus.html Gesamtwerk von Migne Patrologia Latina mit Inhaltsverzeichnis]
* [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000024919 In Isaiam] und [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000024920 In Ezechielem] aus der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek Bamberg
;Informationen über Hieronymus
* {{WiBiLex|Hieronymus|Autoren=Uta Heil}}
* {{CE|http://www.newadvent.org/cathen/08341a.htm}}
* [http://www.heiligenlexikon.de/BiographienH/Hieronymus.htm Biografie und weitere Gemälde]

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Katholischer Geistlicher]]
[[Kategorie:Römer]]
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[[Kategorie:Gestorben 420]]
[[Kategorie:Mann]]
{{Wikipedia}}