Johann Kleinfercher und Musik der Renaissance: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Fercher von Steinwand (Karl Bender).jpg|thumb|200px|Fercher von Steinwand (1828-1902); Ölgemälde von ''Karl Bender''.]]
Als '''Renaissancemusik''' bezeichnet man die Musik der beginnenden Neuzeit, also des Zeitraums des 15. und 16. Jahrhunderts. Über die genaue Epochenabgrenzung, ebenso wie über musikalische Merkmale der Renaissancemusik, besteht in der Forschung kein Konsens.  
[[Datei:Fercher von Steinwand 01.jpg|thumb|200px|]]
[[Datei:Fercher von Steinwand 03.jpg|thumb|200px|]]
'''Johann Kleinfercher''' (* [[Wikipedia:22. März|22. März]] [[Wikipedia:1828|1828]] in der ''Unteren Steinwand'', Gemeinde [[Wikipedia:Stall (Mölltal)|Stall]] im [[Wikipedia:Mölltal|Mölltal]] in [[Wikipedia:Kärnten|Kärnten]]; † [[Wikipedia:7. März|7. März]] [[Wikipedia:1902|1902]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]]), der sich später '''Johann Fercher von Steinwand''' oder kurz '''Fercher von Steinwand''' nannte, war ein [[Wikipedia:österreich|österreich]]ischer Dichter, der sich durch [[Idealismus|idealistischen]] Schwung und eine im [[Kosmos]] verwurzelte [[Spiritualismus|spirituelle]] Tiefe auszeichnete. [[Rudolf Steiner]] bezeichnete ihn als eine ''wahre Lichtgestalt'' und als einen ''Weisen, der seine Weisheit in echter Dichtung offenbart'' (s.u.).


== Leben ==
== Merkmale und Formen ==
Hohe Spaltklänge, also nicht vermischte Klänge, der [[Musik des Mittelalters]] werden durch Vollklänge ersetzt. Die Quinten- und [[Quartenharmonik]] weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der [[Dreiklang]]sharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der [[Isorhythmie]] werden vereinfacht. [[Zahlenmystik]] und niederländische [[Kanon (Musik)|Kanons]] in der [[Franko-flämische Musik|Franko-flämischen Musik]] sind Nachwirkungen der [[Spätgotik|spätgotischen Zeit]].


Johann Kleinfercher wurde in ärmlichen Verhältnissen in dem [[Wikipedia:Weiler|Weiler]] ''Untere Steinwand'' als Sohn der mittellosen ledigen Magd Anna Kleinfercher geboren. Sie stand in den Diensten seines Vaters Georg Frohnwisser, der aus [[Wikipedia:Feldkirchen in Kärnten|Feldkirchen in Kärnten]] stammte und auf einem gepachteten Anwesen eine unerfüllte Ehe führte und als recht lebenslustiger Don Juan galt. Aus der Verbindung mit Anna wurde zuerst Josef als das erste gemeinsame Kind der beiden geboren und dann, als Georgs Frau bereits verstorben war, wurde Anna mit Johann schwanger. In dieser Zeit verlor Georg seinen Hof und musste Anna zurück zu ihren Eltern schicken, doch die wollten von ihrer "sündigen" Tochter nichts wissen. In der Steinwand fand Anna schließlich eine bescheidene Wohnstatt, in der Johann das Licht der Welt erblickte. Hunger, bittere Armut und Krankheit mit körperlichen und seelischen Schmerzen prägten schon die frühe Kindheit Johanns und sollten ihn auch auf seinem ganzen Lebensweg begleiten. Und so schreibt Fercher von Steinwand über die Wahl seines späteren Dichternamens im Vorwort seiner dreibändigen Werkausgabe, deren Erscheinen er aber nicht mehr erlebte:
Das System der Kirchentonarten wird um Äolisch und Ionisch erweitert, wodurch die [[Dur-Moll-Tonalität]] vorbereitet wird.


{{Zitat|Die zweite Hälfte des Namens Johann Fercher von Steinwand ist meiner Heimats- und Geburtsstätte entnommen. Ich begann mein Leben am 22. März 1828 auf den Höhen der Steinwand über den Ufern der Möll in Kärnten, also in der Mitte einer trotzigen Gemeinde von hochhäuptigen Bergen, unter deren gebieterischer Grösse der belastete Mensch beständig zu verarmen scheint. Eine strenge Mutter, nicht ohne Heftigkeit, ein Vater, entschiedenen Herzens, doch geizig an Worten, schickten mich bereits im fünften Jahr in die entlegene Schule und zur - Beichte. Der Herr Ortspfarrer von St. Georgen zu Stall entdeckte, dass der scheinbar schroffe Junge schon ganz trefflich das Gute vom Bösen zu unterscheiden wisse. Ihm beistimmend zur Seite stand der tapfre Kaplan Johann Tanzenberger, eines ehrenden Gedenkens würdig. Denn er lehrte seinen eifrigen Zögling beizeiten das ala-œ und sum-es-est kennen.|Fercher von Steinwand|''Sämtliche Werke'' (Vorwort)}}
Die musikalische Satztechnik des [[Fauxbourdon]] ist ein weiteres Kennzeichen für die frühe Renaissancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar.


In der Pfarrschule in Stall zeigte sich der Knabe allerdings schon bald als sehr begabt. Er las alles, was es gab: die Bibel, Messbücher, Hauspostillen. Mit neun Jahren war er Messgehilfe in Stall und besuchte die Schule in [[Wikipedia:Obervellach|Obervellach]], wo er auch oft seinen Vater traf, dessen lebhaftes Temperament für Johann sehr anregend war. Hier fand er auch Fragmente von [[Theaterwiki:Friedrich Schiller|Schiller]]s "Räuber", von denen er viele Passagen auswendig lernte und ein altes Predigtbuch, das ihn dazu beflügelte, abends so beeindruckende Predigten für die Mägde und Knechte zu halten, dass alle ihn ermunterten, Geistlicher zu werden: "Håns, du musst wohl Geischtlener wern, predigen kånnste ja sakarisch".  
Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mittelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.  


Der Ortspfarrer von St. Georgen und Kaplan Tanzenberger von Stall förderten Johanns Talente und so wurde er [[Wikipedia:1841|1841]] ins Benediktiner-Gymnasium in [[Wikipedia:Klagenfurt|Klagenfurt]] aufgenommen, wo er auch eine Stelle als Familiar bekam und unentgeltlich bei Pater Joseph Heilmann wohnen konnte, der das Gymnasium leitete. [[Wikipedia:1845|1845]] wurde hier sein erstes Gedicht gedruckt. Viel Freude bereiteten Johann wild-schaurige Raubrittergeschichten, die er zusammen mit einigen Schulkameraden gegen Eintritt heimlich auf die Bühne brachte. Als Pater Joseph die Sache entdeckte, stellte er sie sofort ab und es gab eine saftige Strafe.  
In Venedig entstand das Prinzip der Venezianischen Mehrchörigkeit, bei der durch unterschiedliche Aufstellung, Größe und Besetzung mehrerer Gruppen von Sängern und Instrumentalisten Kontrastwirkungen erzielt werden sollten. Als bedeutender Vertreter dieses Stils gilt zum Beispiel [[Giovanni Gabrieli]].


Später, zur Zeit der [[Wikipedia:Revolution von 1848/49 im Kaisertum Österreich|bürgerlichen Revolution von 1848]], wurde Johann zum Anführer der heimlich gegründeten Studenten-Burschenschaft "Teurnia", die gemeinsam Gedichte las und auch eine Zeitschrift herausgab. Der Gemeinschaft gehörte auch Alois Egger an, der ein lebenslanger Vertrauter Johanns blieb und später ein anerkannter Germinst und Lehrer von [[Wikipedia:Rudolf von Österreich-Ungarn|Kronprinz Rudolf]] wurde. Es ging im Teurnia-Bund um "Glaube, Hoffnung und (Freundes-)Liebe" und alles war ganz unpolitisch - man hielt Johann dennoch für verdächtig und wollte ihn präventiv in die kaiserliche Armee einberufen. Nur durch eine vorgetäuschte Krankheit mit Spitalsaufenthalt konnte er dem vorerst entgehen. Um einem neuerlichen Rekrutierungsbefehl auszuweichen, flüchtete er schließlich [[Wikipedia:1849|1849]] über die [[Wikipedia:Karawanken|Karawanken]] nach [[Wikipedia:Slowenien|Slowenien]], wo er in [[Wikipedia:Gorizia|Gorica]] (Görz) erfolgreich die ausstehenden Prüfungen über die letzten drei Gymnasialsemester ablegte.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in der [[Florentiner Camerata]] die [[Monodie]] entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche [[Affekt]]e, in [[Figur (Musik)|musikalische Figuren]] gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.


Noch im selben Jahr [[Wikipedia:1849|1849]] begann Johann nach bestandener Reifeprüfung [[Wikipedia:Rechtswissenschaft|Rechtswissenschaft]]en und [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]] an der [[Wikipedia:Universität Graz|Universität Graz]] zu studieren. Hier wurden die unerschütterlichen Grundfesten seiner dem [[Wikipedia:Idealismus|Idealismus]] verpflichteten Gesinnung gemauert.
In der Epoche der [[Renaissance]] ist die Einteilung der Stimmen in [[Sopran]], [[Alt (Stimmlage)|Alt]], [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] und [[Bass (Stimmlage)|Bass]] abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im [[Chorsatz]] wandelte sich das Klangideal, und der [[Vierstimmiger Satz|vierstimmige Chorsatz]] wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Terzen zu Sexten.


{{Zitat|Mit meinen Wertpapieren, die natürlich nichts als Schulzeugnisse
== Vokalmusik ==
vorstellten, knapp an der Brust, meldete ich mich in
[[Datei:Orlando di Lasso.png|miniatur|[[Orlando di Lasso]]]]
Graz beim Dekan. Das war der Professor Edlauer, ein
Kriminalist von bedeutendem Ruf. Er hoffe mich zu sehen
(sprach er) als fleißigen Zuhörer in seinem Kollegium, er
werde über Naturrecht lesen. Hinter dem Vorhang dieser
harmlosen Ankündigung führte er uns das ganze Semester
hindurch in begeisternden Vorträgen die deutschen Philosophen
vor, die unter der väterlichen Obsorge unserer geistigen
Vormünder wohlmeinend durch Verbote ferngehalten
worden waren: Fichte, Schelling, Hegel und so weiter,
also Helden, das heißt Begründer und Befruchter alles reinen
Denkgebietes, Sprachgeber und Begriffsschöpfer für
jede andere Wissenschaft, mithin erlauchte Namen, die
heutzutage von unseren Gassenecken leuchten und sich dort
in ihrer eigentümlichen diamantenen Klarheit fast wunderlich
ausnehmen. Dieses Semester war meine vita nuova!|Fercher von Steinwand|''Sämtliche Werke''}}


In [[Wikipedia:Wien|Wien]] studierte Johann ab [[Wikipedia:1850|1850]] Literatur. Am Theresianum belegte er Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsch und römische Literatur. Bittere Armut kennzeichnete Ferchers Leben auch in Wien. [[Wikipedia:1852|1852]] erkrankte er schwer an [[Wikipedia:Hungertyphus|Hungertyphus]] ([[Wikipedia:Fleckfieber|Fleckfieber]]). Das Leben rette ihm sein behandelnder Arzt Dr. Bötticher, der sich für seine Dichtungen begeisterte und ihm freie Wohnung und Pflege anbot. Rudolf Steiner schreibt dazu in einem Brief an Radegunde Fehr vom [[Wikipedia:15. Juli|15. Juli]] [[Wikipedia:1888|1888]]:
In der Renaissancevokalmusik kommen sowohl [[Polyphonie|polyphone]] als auch [[Homophonie (Musik)|homophone]] Werke vor.


<div style="margin-left:20px">
Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren [[Ludwig Senfl]] und [[Hans Leo Haßler]]; große Bekanntheit erreichte [[Orlando di Lasso]]. Um diese Zeit entwickelte sich auch das [[Madrigal (Musik)|Madrigal]], die bedeutendste [[Formenlehre (Musik)|Form]] der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das [[Tenorlied]], bei der die (oft einem [[Volkslied]] entlehnte) [[Melodie]] als [[Cantus firmus]] im [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] liegt und von den anderen [[Stimme (Musik)|Stimmen]] kunstvoll umspielt wird.
"Sehen Sie, dieser Fercher ist der Sohn eines Bauern,
hat als Chorknabe ein Ordensgymnasium absolviert
und ist dann nach Wien an die Universität gekommen. Hier
hatte er nicht zu leben und er kam so weit, daß ihm selbst ein
Stückchen Brot fehlte. Er verfiel dem Hungertyphus und
war dem Tode nahe. Seine Rettung verdankt er nur dem
Umstande, daß neben seinem Krankenbette im Spitale ein
von ihm geschriebenes Drama lag, das sein Arzt sah, las, und
nun von der Genialität seines Patienten so durchdrungen
war, daß er sein alles dransetzte, ihn zu retten." {{Lit|{{G|038|173f}}}}
</div>


<div style="float:left;width:170px;margin-right:20px;padding:10px;border:#ccc solid 1px; background-color:white;">
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die [[Römische Schule]] um [[Giovanni Pierluigi da Palestrina]], die mit Klangfarben und [[Venezianische Mehrchörigkeit|Raumwirkungen]] experimentierende [[Venezianische Schule]] und die [[Florentiner Camerata]].
<poem>
<center>
;Bei Sternenhelle
</center>
Oben, wo es nächtig blaut,
Funkelndes Gedränge,
Unten, wo das Auge taut,
Milden Sehnens Klänge!


Klimme, Seele, leis' empor
== Instrumentalmusik ==
Auf des Klanges Gleisen,
Im Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige ([[Polyphonie|polyphone]]) [[Vokalmusik]]; die [[Instrumentalmusik]] wird mit [[Conrad Paumann]]s ''[[Fundamentum organisandi]]'' von 1452 eingeleitet.
Sterne, glänzt der Seele vor
In des Himmels Kreisen!
</poem>
</div>


Dass ihn das Ehepaar Bötticher schließlich adoptierte, ermöglichte Fercher sein Dichterleben und sein weiteres Studium. Von 1852 bis 1857 war er Gasthörer an der [[Wikipedia:Universität Wien|Universität Wien]], wo er Vorlesungen über Geschichte, Geographie, klassische Philologie, Kunstgeschichte und auch über die Sternenkunde hörte.
[[Datei:Michelangelo Caravaggio 020.jpg|miniatur|Der Lautenspieler, [[Michelangelo Merisi da Caravaggio|Caravaggio]]]]


{{Zitat|Nur die erhabenste Wissenschaft, die Sternkunde, behielt und bewahrte ihre alte Turmherberge, wie vergessen im Wirbel der ungestümen und feindseligen Tage. Um mich von dem unruhigen Missbehagen zu befreien, das mir mein geringer Einblick in den unermesslichen, ideenbevölkerten Lichtstaat einflösste, besuchte ich drei Jahre hindurch die Schule der Sterne. Das war für Gemüt und Geist eine Aufrichtung, ein immer wieder zu Herzen sprechender Trost.|Fercher von Steinwand|''Sämtliche Werke''}}
In der [[Kirchenmusik]] begann die [[Orgel]] Fuß zu fassen. Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, [[Tabulatur]] genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die [[Alte deutsche Orgeltabulatur|alte]] und die [[Tabulatur#Neue deutsche Orgeltabulatur|neue deutsche Orgeltabulatur]], spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am [[Markusdom]] in [[Musik in Venedig|Venedig]] wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: [[Toccata]], [[Präludium]] und [[Präambulum]], [[Ricercar]] als Vorläufer der späteren [[Fuge (Musik)|Fuge]], [[Fantasie (Kompositionsform)|Fantasie]] und [[Canzona]] gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.


Für die Zeitschrift "Der Wanderer" schrieb Fercher [[Wikipedia:1854|1854]] die Dichtungen "Der Eisenbahnzug" und "Grabbe". Im selben Jahr entstand auch "Ein Prometheus", eine Künstlertragödie um [[Wikipedia:Christian Dietrich Grabbe|Christian Dietrich Grabbe]].
Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die [[Laute]], für die ebenfalls eine eigene Griffschrift (Tabulatur) entwickelt wurde. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.


[[Wikipedia:Ludwig August Frankl von Hochwart|Ludwig August Frankl]] und [[Wikipedia:Robert Hamerling|Robert Hamerling]] unterstützen Ferchers Pläne als Dichter, mit denen er dem [[materialistisch]]en Zeitgeist schroff entgegentreten wollte, so etwa in der [[Wikipedia:1874|1874]] erschienen kritischen Verssatire "Gräfin Seelenbrand", die den ausdrücklichen Beifall Hamerlings fand.
In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle in Europa. Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden nun in Anlehnung an mehrstimmige Vokalensembles in gestaffelten Stimmlagen gebaut, also als [[Instrumentenfamilie|Familien]] mit drei oder mehr verschieden gestimmten Instrumenten. Ende des 16.&nbsp;Jahrhunderts stehen folgende Instrumente, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:
* Holzblasinstrumente
** [[Schalmei]]
** [[Pommer]]
** [[Rauschpfeife]]
** [[Dulzian]]
** [[Krummhorn]]
** [[Cornamuse]]
** [[Kortholt]]
** [[Sordun]]
** [[Rankett]]
** [[Blockflöte]]
** [[Querflöte]]
** [[Gemshorn]]
* Blechblasinstrumente
** [[Posaune]]
** [[Zink (Musik)|Zink]]
* Streichinstrumente
** [[Viola da gamba]]
** [[Viola da braccio]]
** [[Rebec]]


[[Datei:Josef Hyrtl.jpg|thumb|200px|Der Anatom [[Wikipedia:Josef Hyrtl|Josef Hyrtl]] (1810-1894), Förderer und Gönner von Fercher von Steinwand.]]
Die Instrumentalensembles werden entsprechend den Anforderungen des Stückes und der Anzahl verfügbarer Musiker zusammengestellt. Die Instrumentierung ist dabei meist nicht festgelegt. Sowohl homogene, aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen kommen vor. In gemischten Besetzungen treten auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie [[Sackpfeife (Musikinstrument)|Sackpfeife]], [[Nyckelharpa|Schlüsselfidel]], [[Drehleier]], [[Laute]], [[Harfe]], [[Psalterium]] oder [[Regal (Musikinstrument)|Regal]] auf. Der Gebrauch von [[Schlagwerk (Musik)|Schlagwerk]] ist häufig.  Daneben gibt es Musik für Naturtrompeten und Pauken, die auf den Tonvorrat dieser Instrumente abgestimmt ist.
[[Datei:Robert Hamerling.jpg|thumb|200px|[[Wikipedia:Robert Hamerling|Robert Hamerling]] (1830-1889)]]
In dem weltbekannten Anatomen [[Wikipedia:Josef Hyrtl|Josef Hyrtl]], den Fercher durch seinen Studienfreund und späteren Herausgeber seiner Werke, Johann Fachbach Edler von Lohnbach, kennenlernte, fand er einen bedeutsamen Förderer und Gesinnungsgenossen, mit dem er die kritische Haltung gegenüber dem materialistischen Fortschrittsglauben teilte, die Hyrtl auch in seiner Inaugurationsrede als Rektor der Universität Wien deutlich herausgestrichen hatte:


{{Zitat|Fasse ich, zum Schlusse eilend, das Gesagte zusammen, so kann ich mir nicht erklären, welche wissenschaftlichen Gründe das Wiederaufleben der alten, materialistischen Weltanschauung des Epikur und Lucrez in Schutz nehmen oder rechtfertigen und ihr eine allgemeine oder bleibende Herrschaft zusichern sollen. Beobachtung und Erfahrung sprechen heute nicht mehr als damals zu ihren Gunsten, und die mit Recht so gepriesene, exacte Methode der Naturwissenschaften hat nichts gebracht, ihre Haltbarkeit zu vermehren. Sie ist, was sie damals war, eine Ansicht, keine cognita certa ex principiis certis, wie der römische Redner die Wissenschaft definiert. Ihre Erfolge beruhen nicht auf der Klarheit und Unangreifbarkeit ihrer Argumente, sondern auf der Kühnheit ihres Auftretens und in dem herrschenden Geiste der Zeit, welcher Lehren dieser Art um so lieber popularisiert, je gefährlicher sie der bestehenden Ordnung der Dinge zu werden versprechen. Zu einem bleibenden Siege des Wissens hat es der erdgebundene Titan des Materialismus nicht gebracht, und er wird es auch nicht bringen, so lange die ernste Wissenschaft sich nicht selbst aufgibt, und sie deren Stärke und Macht auf Grund und Boden sichergestellter und wohlverstandener Thatsachen beruht, nicht dem Götzen der Meinung opfert und ihre eigene Sache für verloren hält.|Josef Hyrtl|''Die Materialistische Weltanschauung unserer Zeit.'' Inaugurationsrede am 1. Oktober 1864.}}
Bestimmend für die Renaissance ist auch die Erfindung des [[Notendruck]]s durch [[Ottaviano dei Petrucci]].


Ab [[Wikipedia:1857|1857]] war Fercher von Steinwand Mitarbeiter der Zeitschrift "Die Lyra". Von [[Wikipedia:1862|1862]] bis [[1879]] lebte Fercher in [[Wikipedia:Perchtoldsdorf|Perchtoldsdorf]].  
''Tanzbücher'' (Sammlungen von Tanzstücken und tanzartigen Liedern) von [[Pierre Attaingnant]], [[Jacques Moderne]], [[Pierre Phalèse]] und [[Tielman Susato]] entstehen ebenso wie Schriften über Musiktheorie und Beschreibungen der diversen Instrumente.


Dem [[Idealismus|idealistischen]] Schwung des wahren, nicht [[Nationalismus|nationalistisch]] verzerrten «[[Deutscher Volksgeist|deutschen Volksgeistes]]» fühlte sich Fercher von Steinwand tief verpflichtet und vermochte ihn in vielen seiner Dichtungen in [[kosmisch]]e Höhen zu führen. Das wird besonders auch in den [[Wikipedia:1881|1881]] erschienen «Deutschen
Auch wenn die meisten der Renaissanceinstrumente im Laufe des 17. Jahrhunderts verschwinden oder ersetzt werden, können einige (z. B. Dulzian und Viola da braccio) als direkte Vorläufer von noch heute üblichen Instrumenten angesehen werden.
Klängen aus Österreich» deutlich, in denen er diesen Geist preist.


<div style="margin-left:20px">
== Nachwirkungen ==
"... jener Geist, wie gesagt, den auch Fercher von
Die Renaissance wurde durch die Epoche des [[Barock]] abgelöst, die von Italien um 1600 ausgeht (siehe [[Barockmusik]]). Der Stilwandel äußert sich am augenfälligsten in der Einführung von [[Generalbass]] und [[Monodie]], aus der sich orchestral begleitete [[Formenlehre (Musik)|Formen]] wie [[Rezitativ]] und [[Arie]] und deren größere Zusammensetzungen wie [[Oper]], [[Oratorium]] und [[Kantate]] entwickelten. Wegweisend für diese Entwicklungen sind die Neuerungen der [[Florentiner Camerata]]. Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet, etwa die [[Venezianische Mehrchörigkeit|Mehrchörigkeit]]. Letzte Nachklänge einer wirklich renaissancemäßigen Haltung sind auch in den Fantasien für [[Gambenconsort]] von [[Henry Purcell]] zu finden.
Steinwand, der Dichter der «Deutschen Klänge aus Österreich»
empfindet als den Geist, der die Seele der einzelnen Menschen
stets verjüngt, weil er dahinein stets scheinen läßt dasjenige,
was da spricht aus der Sternenwelt, aus Sonnen und Monden;
den Geist, der zum Herzen spricht im intimsten Sinne, weil
er von den Weiten des Weltalls spricht; diesen deutschen
Geist, diesen verjüngenden deutschen Geist ..." {{Lit|{{G|064|322}}}}
</div>


Aus der Sehnsucht, ein diesem Geist würdiges deutsches Nationaldrama zu schaffen, entstanden die Dramen und Dramenfragmente "Drahomira", "Der Thronwechsel", "Berengar" und "Dankmar", für das Kleinfercher [[Wikipedia:1867|1867]] den ''Literaturpreis des österreichischen Reichsrats'' erhielt. In ihnen lebt das Feuer und der idealistische Schwung von [[Theaterwiki:Friedrich Schiller|Schiller]]s frühen Dramen.
== Musikhistorische Betrachtung ==
[[Hugo Riemann]] lehnte den Renaissancebegriff als Epochenbegriff ab und nutzt stattdessen einen Stilbegriff, nämlich „Musik des durchimitierenden [[a cappella]]-Stils“. Der innere Zusammenhang zwischen den Künsten sei nicht so ausgeprägt, dass ein Epochenbegriff, der vor allem durch Innovationen in bildender Kunst und Architektur gekennzeichnet sei, umstandslos auf die Geschichte der Musik angewendet werden könne. Dementsprechend nannte er die barocke Musik die „Musik des [[Generalbass]]zeitalters“.<ref>Werner Keil: ''Musikgeschichte im Überblick.'' UTB 2012, S. 17.</ref> Auch [[Ludwig Finscher]] verwendet in seinem ''Handbuch der Musikgeschichte'' von 1989 den Begriff der Renaissancemusik nicht und spricht stattdessen von der ''Musik des 15. und 16. Jahrhunderts''.


Die Beziehung Ferchers zum «deutschen Volksgeist» hatte dabei durchaus auch pessimistisch-melancholische Züge, entstanden aus der Empfindung, dass dieser unruhevoll bewegte deutsche Volksgeist seine wahre Bestimmung, seinen Platz in der Welt, noch nicht gefunden habe. So sagte er in seiner berühmten «Zigeuner-Rede», in der er die Deutschen mit den [[Wikipedia:Zigeuner|Zigeuner]]n vergleicht und auf ihren gemeinsamen [[Wikipedia:Indogermanen|indogermanischen]] Ursprung verweist, und die er während einer Deutschlandreise am [[Wikipedia:4. April|4. April]] [[Wikipedia:1859|1859]] im ''Dresdener Altertumsverein'' in Gegenwart des damaligen Kronprinzen [[Wikipedia:Georg (Sachsen)|Georg von Sachsen]] und vor sämtlichen Ministern und hohen militärischen Würdeträgern an die Deutschen richtete:
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Musik (Renaissance)}}
* {{WikipediaDE|Renaissancemusik}}
* {{WikipediaDE|Renaissance}}
* {{WikipediaDE|Liste von Komponisten der Renaissance}}
* {{WikipediaDE|Alte Musik}}
* {{WikipediaDE|Ars nova (Musik)|Ars nova}}
* {{WikipediaDE|Franko-flämische Musik}}
* {{WikipediaDE|Historische Aufführungspraxis}}
* {{WikipediaDE|Monuments of Renaissance Music}}


{{Zitat|Was wir reden, hat nicht Mark; was wir tun, hat nicht Kern; was
== Einzelnachweise ==
wir künstlerisch schaffen, hat nicht den Klang, nicht den Adel der
<references />
großen Natur. Es sieht aus, als hätten wir uns die Aufgabe gestellt,
die Kunst durch dürre Eigenheiten, durch nüchterne Volkstümlichkeit,
durch erzwungene Naturalismen zu necken. Was wir im übrigen noch
denken oder zur Geschichte beitragen, hat Raum genug im Hohlkegel
einer Schlafmütze.|Fercher von Steinwand|''Sämtliche Werke'', zit. nach {{G|185a|86f}}}}


[[Wikipedia:1891|1891]] rief Fercher den Schrifstellerbund [[Wikipedia:Iduna (Vereinigung)|Iduna]] - benannt nach [[Iduna]], der nordischen Gottheit der Jugend und Unsterblichkeit - als katholisch-konservatives Gegengewicht gegen die Strömungen des [[Wikipedia:Naturalismus (Literatur)|Naturalismus]] und insbesondere gegen die von [[Wikipedia:Hermann Bahr|Hermann Bahr]] angeführte Gruppe [[Wikipedia:Jung-Wien (Literatur)|Jung-Wien]] ins Leben. Organ des Bundes war die gleichnamige ''"Iduna - Zeitschrift für Dichtung und Kritik"''. Dem Iduna-Bund, dessen Vorsitz Fercher bis [[Wikipedia:1893|1893]] führte, gehörten auch die Dichterinnen [[Marie Eugenie delle Grazie]] und [[Wikipedia:Emilie Mataja|Emilie Mataja]], der katholische Schriftsteller und [[Wikipedia:Kulturphilosophie|Kulturphilosoph]] [[Wikipedia:Richard Kralik|Richard Kralik]] und zeitweilig auch [[Rudolf Steiner]] an. Auch [[Wikipedia:Auguste Hyrtl|Auguste Hyrtl]], die Gattin Josef Hyrtls, war Mitglied dieses Kreises.
{{Navigationsleiste Epochen der Musik}}


[[Datei:Fercher von Steinwand Gedächtnisschule.jpg|thumb|200px|Die ''Fercher von Steinwand Gedächtmnisschule'' in Steinwand.]]
[[Kategorie:Musik (Renaissance)|!]]
[[Datei:Fercher von Steinwand Dichterstube 01.jpg|thumb|200px|Die ''Dichterstube'' in der ''Fercher von Steinwand Gedächtmnisschule''.]]
[[Kategorie:Kultur (Renaissance)]]
Rudolf Steiner war Fercher von Steinwand in Wien am Ende der [[Wikipedia:1880er|1880er]] Jahre begegnet und von dessen [[Persönlichkeit]], durch die sich tiefe [[Weisheit]] in dichterischer [[Sprache]] offenbarte, nachhaltig beeindruckt; auch später griff er oft auf seine Dichtungen zurück. In «[[Mein Lebensgang]]» schreibt Steiner:
[[Kategorie:Musik nach Epoche|105]]
[[Kategorie:Klassische Musik]]


<div style="margin-left:20px">
{{Wikipedia|Renaissancemusik}}
"In diesem Kreise hörte ich nun mit großer Begeisterung von einem deutsch-österreichischen Dichter sprechen und lernte auch zunächst einige seiner Dichtungen kennen. Diese machten auf mich einen starken Eindruck. Ich strebte danach, ihn kennen zu lernen. Ich fragte Fritz Lemmermayer, der ihn gut kannte, und einige andere, ob der Dichter nicht zu unseren Versammlungen eingeladen werden könnte. Aber man sagte mir, der ist nicht herzukriegen, wenn man vier Pferde anspannte. Der sei ein Sonderling und wolle nicht unter Leute gehen. Ich wollte aber durchaus ihn kennen lernen. Da machte sich denn die ganze Gesellschaft eines Abends auf und wanderte nach dem Orte, wo ihn die «Wissenden» finden konnten. Es war eine kleine Weinstube in einer Parallelgasse zur Kärntnerstraße. Da saß er in einer Ecke, sein nicht kleines Glas Rotwein vor sich. Er saß, wie wenn er seit unbegrenzt langer Zeit gesessen hätte und noch unbegrenzte Zeit sitzen bleiben wollte. Ein schon recht alter Herr, aber mit jugendlich leuchtenden Augen und einem Antlitz, das in den feinsten, sprechendsten Zügen den Dichter und Idealisten offenbarte. Er sah uns Eintretende zunächst nicht. Denn durch den edelgeformten Kopf zog sichtlich eine entstehende Dichtung. Fritz Lemmermayer mußte ihn erst am Arm fassen; da wendete er das Gesicht zu uns und blickte uns an. Wir hatten ihn gestört. Das konnte sein betroffener Blick nicht verbergen; aber er offenbarte es auf die allerliebenswürdigste Weise. Wir stellten uns um ihn. Zum Sitzen war für so viele kein Platz in der engen Stube. Es war nun merkwürdig, wie der Mann, der als ein «Sonderling» geschildert worden war, sich nach ganz kurzer Zeit als geistvoll-gesprächig erwies. Wir empfanden alle, mit dem, was sich da zwischen Seelen im Gespräche abspielte, können wir in der dumpfen Enge dieser Stube nicht bleiben. Und es gehörte nun gar nicht viel dazu, um den «Sonderling» mit uns in ein anderes «Lokal» zu bringen. Wir ändern außer ihm und einem Bekannten von ihm, der schon lange in unserem Kreise verkehrte, waren alle jung; doch bald zeigte es sich, daß wir noch nie so jung waren, als an diesem Abend, da der alte Herr unter uns war, denn der war eigentlich der allerjüngste.
 
Ich war in tiefster Seele ergriffen von dem Zauber dieser Persönlichkeit. Es war mir ohne weiteres klar, daß dieser Mann noch viel Bedeutenderes geschaffen haben müsse, als er veröffentlicht hatte, und ich fragte ihn kühnlich danach. Da antwortete er fast scheu: ja, ich habe zu Hause noch einige kosmische Sachen. Und ich konnte ihn dahin bringen, daß er versprach, diese das nächste Mal, wenn wir ihn sehen dürfen, mitzubringen.
 
So lernte ich Fercher von Steinwand kennen. Ein kerniger, ideenvoller, idealistisch fühlender Dichter aus dem Kärntnerland. Er war das Kind armer Leute und hat seine Jugend unter großen Entbehrungen verlebt. Der bedeutende Anatom Hyrtl hat ihn schätzen gelernt und ihm ein Dasein ermöglicht, in dem er ganz seinem Dichten, Denken und Sinnen leben konnte. Die Welt wußte recht lange wenig von ihm. Robert Hamerling brachte ihm von dem Erscheinen seiner ersten Dichtung, der «Gräfin Seelenbrand», an die vollste Anerkennung entgegen.
 
Wir brauchten nunmehr den «Sonderling» nicht mehr zu holen. Er erschien fast regelmäßig an unseren Abenden. Mir wurde die große Freude, daß er an einem derselben seine «kosmischen Sachen» mitbrachte. Es waren der «[http://gutenberg.spiegel.de/buch/449/24 Chor der Urtriebe]» und der «[http://gutenberg.spiegel.de/buch/449/3 Chor der Urträume]», Dichtungen, in denen in schwungvollen Rhythmen Empfindungen leben, die an die Schöpferkräfte der Welt heranzudringen scheinen. Da weben wie wesenhaft Ideen in herrlichem Wohlklang, die als Bilder der Weltkeimesmächte wirken. Ich betrachte die Tatsache, daß ich Fercher von Steinwand habe kennenlernen dürfen, als eine der wichtigen, die in jungen Jahren an mich herangetreten sind. Denn seine Persönlichkeit wirkte wie die eines Weisen, der seine Weisheit in echter Dichtung offenbart.
 
Ich hatte gerungen mit dem Rätsel der wiederholten Erdenleben des Menschen. Manche Anschauung in dieser Richtung war mir aufgegangen, wenn ich Menschen nahegetreten war, die in dem Habitus ihres Lebens, in dem Gepräge ihrer Persönlichkeit unschwer die Spuren eines Wesensinhaltes offenbaren, den man nicht in dem suchen darf, was sie durch die Geburt ererbt und seit dieser erfahren haben. Aber in dem Mienenspiel, in jeder Geberde Ferchers zeigte sich mir die Seelenwesenheit, die nur gebildet sein konnte in der Zeit vom Anfange der christlichen Entwickelung, da noch griechisches Heidentum nachwirkte in dieser Entwickelung." {{Lit|{{G|028|147ff}}}}
</div>
 
Und in «[[Vom Menschenrätsel]]» heißt es:
 
<div style="margin-left:20px">
"Er war «ein guter
Deutscher, Österreicher und Kärntner, alles gewesen»;
wenn man auch wohl kaum von ihm sagen konnte, daß er
«außerhalb des Bezirkes seiner engsten Heimat kaum
denkbar war». Ich lernte ihn Ende der achtziger Jahre in
Wien kennen und konnte während einer kurzen Zeit mit
ihm persönlich verkehren. Er war damals sechzigjährig;
eine wahre Lichtgestalt; schon äußerlich; aus edlen Zügen,
aus sprechenden Augen, in ausdrucksreichen Gesten offenbarte
sich einnehmende Wärme; durch Abgeklärtheit und
Besonnenheit hindurch wirkte im Greise noch wie mit Jugendfrische
diese Seele. Und lernte man näher kennen diese
Seele, ihre Eigenart, ihre Schöpfungen, so sah man, wie in
ihr sich vereint hatte die von den Kärntner Bergen zugerichtete
Empfindung mit einem zum Sinnen gewordenen
Leben in der Kraft des deutschen Weltanschauungsidealismus.
— Ein Sinnen, das ganz als dichterische Bilderwelt
schon in der Seele geboren wird; das mit dieser Bilderwelt
in Daseinstiefen weist; das Weltenrätseln sich künstlerisch
gegenüberstellt, ohne daß die Ursprünglichkeit des Kunstschaffens
sich in Gedankendichtung verblaßt ..." {{Lit|{{G|020|99f}}}}
</div>
 
Seine Mölltaler Heimat besuchte Fercher von Steinwand zum letzten Mal im Sommer [[Wikipedia:1901|1901]]. Am [[Wikipedia:7. März|7. März]] [[Wikipedia:1902|1902]] starb er in Wien, wo er ein [[Wikipedia:Liste gewidmeter Gräber der Stadt Wien|Ehrengrab]] auf dem [[Wikipedia:Wiener Zentralfriedhof|Wiener Zentralfriedhof]] (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 30) erhielt. [[Wikipedia:1904|1904]] wurde die ''Ferchergasse'' in [[Wikipedia:Wien|Wien]]-[[Wikipedia:Hernals|Hernals]] nach ihm benannt.
 
Ihm zu Ehren wurde auf Betreiben des damaligen Oberlehrers und späterem Direktor ''Franz Joachim'' von [[Wikipedia:1930|1930]] bis [[Wikipedia:1932|1932]] in Steinwand die ''Fercher von Steinwand Gedächtnisschule'' errichtet, die ursprünglich als einklassige Volksschule geführt wurde. Mit EU-Fördermitteln konnte darin später ein ''Dichterzimmer'' eingerichtet werden, das am [[Wikipedia:22. März|22. März]] [[Wikipedia:1998|1998]] anlässlich Ferchers 170. Geburtstages feierlich eingeweiht wurde.
 
==Werke==
* ''Ein Prometheus'', 1854
* ''Der Eisenbahnzug'', 1854
* ''Grabbe'', 1854
* ''Dankmar. Eine Tragödie in fünf Aufzügen.'', 1867; ausgezeichnet mit dem ''Literaturpreis des österreichischen Reichsrats''
* ''Gräfin Seelenbrand'', 1874
* ''Deutsche Klänge aus Österreich'', Gedichtband, 1881
* ''Johannesfeuer'', 1898
* ''Sämtliche Werke'', 3 Bde., Hg. Johann Fachbach Edler von Lohnbach, Wien 1903; darin enthalten die posthum veröffentlichten Dramenfragmente ''Drahomira'', ''König Chunrad'' und ''Berengar''
* ''Briefe'', Hg. Johann Fachbach Edler von Lohnbach, Wien 1905
* ''Kosmische Chöre'', Hg. Heinrich O. Proskauer, Stuttgartt 1966
 
==Literatur==
 
*Erich Nußbaumer: ''Geistiges Kärnten, Literatur- und Geistesgeschichte des Landes'', 1956, S. 394 ff
*Rudolf Steiner: ''Vom Menschenrätsel'', [[GA 20]] (1984), ISBN 3-7274-0200-8; '''Tb 638''', ISBN 978-3-7274-6380-8 {{Schriften|020}}
*Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6; '''Tb 636''', ISBN 978-3-7274-6361-7 {{Schriften|028}}
*Rudolf Steiner: ''Briefe Band I: 1881 – 1890'', [[GA 38]] (1985), ISBN 3-7274-0380-2 {{Briefe|038}}
*Rudolf Steiner: ''Aus schicksaltragender Zeit'', [[GA 64]] (1959), ISBN 3-7274-0640-2 {{Vorträge|064}}
*Rudolf Steiner: ''Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils'', [[GA 185a]] (2004), ISBN 3-7274-1855-9 {{Vorträge|185a}}
*Ernst Winkler: ''Fercher von Steinwand im Leben und in der Dichtung'', Klagenfurt 1925
*Friedrich Zauner: ''Fercher von Steinwand. Schicksal an der Schwelle.'', Verlag am Goetheanum, Dornach 1978, 1989, ISBN 978-3-7235-0545-8
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
* [http://www.deutsche-biographie.de/xsfz41399.html Kleinfercher, Johann (Pseudonym Fercher von Steinwand)] - Kurzbiographie
* [http://www.ferchervonsteinwand.org/de/form/name.html Wer ist Fercher von Steinwand?] - Kurzbiographie
* [http://gutenberg.spiegel.de/autor/325 Johann Kleinfercher im Projekt Gutenberg]
* [http://gedichte.xbib.de/gedicht_Kleinfercher.htm Gedichte von Johann Kleinfercher]
* [http://www.sprachgestaltung.com/de/fercher-steinwand.html Fercher von Steinwand Verein]
* [http://www.gemeinde-stall.at/gemeinde/gemeindeinfo/kultur_brauchtum_kirche.php?navtext=Kultur%2FBrauchtum%2FKirche Fercher von Steinwand auf der Homepage der Heimatgemeinde]
* [http://www.oberkaernten.info/moelltal/stall/fercher-von-steinwand/ Fercher von Steinwand Gedächtnisschule]
* {{aeiou|i/i056451|Iduna}}
 
{{Normdaten|PND=118890832|}}
 
{{DEFAULTSORT:Steinwand, Johann Fercher von}}
[[Kategorie:Biographie]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Kunst]]
[[Kategorie:Dichtung]]
[[Kategorie:Österreicher]]
 
{{Personendaten
|NAME=Kleinfercher, Johann
|ALTERNATIVNAMEN=Steinwand, Johann Fercher von
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Dichter
|GEBURTSDATUM=22. März 1828
|GEBURTSORT=Steinwand, Kärnten
|STERBEDATUM=7. März 1902
|STERBEORT=Wien
}}

Version vom 1. Juli 2019, 22:41 Uhr

Als Renaissancemusik bezeichnet man die Musik der beginnenden Neuzeit, also des Zeitraums des 15. und 16. Jahrhunderts. Über die genaue Epochenabgrenzung, ebenso wie über musikalische Merkmale der Renaissancemusik, besteht in der Forschung kein Konsens.

Merkmale und Formen

Hohe Spaltklänge, also nicht vermischte Klänge, der Musik des Mittelalters werden durch Vollklänge ersetzt. Die Quinten- und Quartenharmonik weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der Dreiklangsharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der Isorhythmie werden vereinfacht. Zahlenmystik und niederländische Kanons in der Franko-flämischen Musik sind Nachwirkungen der spätgotischen Zeit.

Das System der Kirchentonarten wird um Äolisch und Ionisch erweitert, wodurch die Dur-Moll-Tonalität vorbereitet wird.

Die musikalische Satztechnik des Fauxbourdon ist ein weiteres Kennzeichen für die frühe Renaissancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar.

Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mittelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.

In Venedig entstand das Prinzip der Venezianischen Mehrchörigkeit, bei der durch unterschiedliche Aufstellung, Größe und Besetzung mehrerer Gruppen von Sängern und Instrumentalisten Kontrastwirkungen erzielt werden sollten. Als bedeutender Vertreter dieses Stils gilt zum Beispiel Giovanni Gabrieli.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in der Florentiner Camerata die Monodie entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche Affekte, in musikalische Figuren gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.

In der Epoche der Renaissance ist die Einteilung der Stimmen in Sopran, Alt, Tenor und Bass abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im Chorsatz wandelte sich das Klangideal, und der vierstimmige Chorsatz wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Terzen zu Sexten.

Vokalmusik

Orlando di Lasso

In der Renaissancevokalmusik kommen sowohl polyphone als auch homophone Werke vor.

Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren Ludwig Senfl und Hans Leo Haßler; große Bekanntheit erreichte Orlando di Lasso. Um diese Zeit entwickelte sich auch das Madrigal, die bedeutendste Form der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das Tenorlied, bei der die (oft einem Volkslied entlehnte) Melodie als Cantus firmus im Tenor liegt und von den anderen Stimmen kunstvoll umspielt wird.

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die Römische Schule um Giovanni Pierluigi da Palestrina, die mit Klangfarben und Raumwirkungen experimentierende Venezianische Schule und die Florentiner Camerata.

Instrumentalmusik

Im Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige (polyphone) Vokalmusik; die Instrumentalmusik wird mit Conrad Paumanns Fundamentum organisandi von 1452 eingeleitet.

Der Lautenspieler, Caravaggio

In der Kirchenmusik begann die Orgel Fuß zu fassen. Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, Tabulatur genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die alte und die neue deutsche Orgeltabulatur, spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am Markusdom in Venedig wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: Toccata, Präludium und Präambulum, Ricercar als Vorläufer der späteren Fuge, Fantasie und Canzona gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.

Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die Laute, für die ebenfalls eine eigene Griffschrift (Tabulatur) entwickelt wurde. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.

In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle in Europa. Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden nun in Anlehnung an mehrstimmige Vokalensembles in gestaffelten Stimmlagen gebaut, also als Familien mit drei oder mehr verschieden gestimmten Instrumenten. Ende des 16. Jahrhunderts stehen folgende Instrumente, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:

Die Instrumentalensembles werden entsprechend den Anforderungen des Stückes und der Anzahl verfügbarer Musiker zusammengestellt. Die Instrumentierung ist dabei meist nicht festgelegt. Sowohl homogene, aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen kommen vor. In gemischten Besetzungen treten auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie Sackpfeife, Schlüsselfidel, Drehleier, Laute, Harfe, Psalterium oder Regal auf. Der Gebrauch von Schlagwerk ist häufig. Daneben gibt es Musik für Naturtrompeten und Pauken, die auf den Tonvorrat dieser Instrumente abgestimmt ist.

Bestimmend für die Renaissance ist auch die Erfindung des Notendrucks durch Ottaviano dei Petrucci.

Tanzbücher (Sammlungen von Tanzstücken und tanzartigen Liedern) von Pierre Attaingnant, Jacques Moderne, Pierre Phalèse und Tielman Susato entstehen ebenso wie Schriften über Musiktheorie und Beschreibungen der diversen Instrumente.

Auch wenn die meisten der Renaissanceinstrumente im Laufe des 17. Jahrhunderts verschwinden oder ersetzt werden, können einige (z. B. Dulzian und Viola da braccio) als direkte Vorläufer von noch heute üblichen Instrumenten angesehen werden.

Nachwirkungen

Die Renaissance wurde durch die Epoche des Barock abgelöst, die von Italien um 1600 ausgeht (siehe Barockmusik). Der Stilwandel äußert sich am augenfälligsten in der Einführung von Generalbass und Monodie, aus der sich orchestral begleitete Formen wie Rezitativ und Arie und deren größere Zusammensetzungen wie Oper, Oratorium und Kantate entwickelten. Wegweisend für diese Entwicklungen sind die Neuerungen der Florentiner Camerata. Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet, etwa die Mehrchörigkeit. Letzte Nachklänge einer wirklich renaissancemäßigen Haltung sind auch in den Fantasien für Gambenconsort von Henry Purcell zu finden.

Musikhistorische Betrachtung

Hugo Riemann lehnte den Renaissancebegriff als Epochenbegriff ab und nutzt stattdessen einen Stilbegriff, nämlich „Musik des durchimitierenden a cappella-Stils“. Der innere Zusammenhang zwischen den Künsten sei nicht so ausgeprägt, dass ein Epochenbegriff, der vor allem durch Innovationen in bildender Kunst und Architektur gekennzeichnet sei, umstandslos auf die Geschichte der Musik angewendet werden könne. Dementsprechend nannte er die barocke Musik die „Musik des Generalbasszeitalters“.[1] Auch Ludwig Finscher verwendet in seinem Handbuch der Musikgeschichte von 1989 den Begriff der Renaissancemusik nicht und spricht stattdessen von der Musik des 15. und 16. Jahrhunderts.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Werner Keil: Musikgeschichte im Überblick. UTB 2012, S. 17.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Renaissancemusik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.