Seelenschlaf und Musik der Renaissance: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Seelenschlaf''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] '''Psychopannychie'''; von ''psychê'' = "Seele", ''pan'' = "alles, ganz" u. ''nyx'' = "Nacht") ist eine Bezeichnung für den in der [[Wikipedia:Christliche Theologie|christlichen Theologie]] schon sehr früh diskutierten und seit dem [[Wikipedia:Zweites Konzil von Lyon|Zweiten Konzil von Lyon]] [[Wikipedia:1274|1274]] als [[Häresie|häretisch]] verworfenen Glauben, dass die [[Tote]]n bis zur [[Auferstehung]] [[schlaf]]en, d.h. ohne [[Bewusstsein]] sind. Dennoch taucht die Vorstellung vom '''Todesschlaf''' immer wieder auf, weshalb der [[Tod]] häufig auch als '''Entschlafung''' bezeichnet wird.
Als '''Renaissancemusik''' bezeichnet man die Musik der beginnenden Neuzeit, also des Zeitraums des 15. und 16. Jahrhunderts. Über die genaue Epochenabgrenzung, ebenso wie über musikalische Merkmale der Renaissancemusik, besteht in der Forschung kein Konsens.  


== Das Bewusstsein nach dem Tod aus anthroposophischer Sicht ==
== Merkmale und Formen ==
Hohe Spaltklänge, also nicht vermischte Klänge, der [[Musik des Mittelalters]] werden durch Vollklänge ersetzt. Die Quinten- und [[Quartenharmonik]] weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der [[Dreiklang]]sharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der [[Isorhythmie]] werden vereinfacht. [[Zahlenmystik]] und niederländische [[Kanon (Musik)|Kanons]] in der [[Franko-flämische Musik|Franko-flämischen Musik]] sind Nachwirkungen der [[Spätgotik|spätgotischen Zeit]].


{{GZ|Während der Verbindung des Menschen mit seinem physischen
Das System der Kirchentonarten wird um Äolisch und Ionisch erweitert, wodurch die [[Dur-Moll-Tonalität]] vorbereitet wird.
Leibe tritt die äußere Welt in Abbildern ins Bewußtsein;
nach der Ablegung dieses Leibes wird wahrnehmbar,
was der Astralleib erlebt, wenn er durch keine physischen
Sinnesorgane mit dieser Außenwelt verbunden ist Neue Erlebnisse
hat er zunächst nicht Die Verbindung mit dem
Ätherleibe hindert ihn daran, etwas Neues zu erleben. Was
er aber besitzt, das ist die Erinnerung an das vergangene
Leben. Diese läßt der noch vorhandene Ätherleib als ein
umfassendes, lebensvolles Gemälde erscheinen. Das ist das
erste Erlebnis des Menschen nach dem Tode. Er nimmt das
Leben zwischen Geburt und Tod als eine vor ihm ausgebreitete
Reihe von Bildern wahr. Während dieses Lebens ist
die Erinnerung nur im Wachzustand vorhanden, wenn der
Mensch mit seinem physischen Leib verbunden ist Sie ist
nur insoweit vorhanden, als dieser Leib dies zuläßt Der
Seele geht nichts verloren von dem, was im Leben auf sie
Eindruck macht. Wäre der physische Leib dazu ein vollkommenes Werkzeug: es müßte in jedem Augenblicke des
Lebens möglich sein, dessen ganze Vergangenheit vor die
Seele zu zaubern. Mit dem Tode hört dieses Hindernis auf.
Solange der Ätherleib dem Menschen erhalten bleibt, besteht
eine gewisse Vollkommenheit der Erinnerung. Sie schwindet
aber in dem Maße dahin, in dem der Ätherleib die Form
verliert, welche er während seines Aufenthaltes im physischen
Leibe gehabt hat und welche dem physischen Leib ähnlich
ist. Das ist ja auch der Grund, warum sich der Astralleib
vom Ätherleib nach einiger Zeit trennt. Er kann nur so
lange mit diesem vereint bleiben, als dessen dem physischen
Leib entsprechende Form andauert.|13|95f}}


{{GGZ|In einem Erinnerungsgemälde zusammengefaßt erscheint
Die musikalische Satztechnik des [[Fauxbourdon]] ist ein weiteres Kennzeichen für die frühe Renaissancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar.
in der ersten Zeit nach dem Tode die erlebte Vergangenheit.
Nach der Trennung von dem Ätherleib ist nun der Astralleib
für sich allein auf seiner weiteren Wanderung. Es ist
unschwer einzusehen, daß in dem Astralleib alles das vorhanden
bleibt, was dieser durch seine eigene Tätigkeit während
seines Aufenthaltes im physischen Leibe zu seinem Besitz
gemacht hat. Das Ich hat bis zu einem gewissen Grade das
Geistselbst, den Lebensgeist und den Geistesmenschen herausgearbeitet
Soweit diese entwickelt sind, erhalten sie ihr
Dasein nicht von dem, was als Organe in den Leibern vorhanden
ist, sondern vom Ich. Und dieses Ich ist ja gerade
dasjenige Wesen, welches keiner äußeren Organe zu seiner
Wahrnehmung bedarf. Und es braucht auch keine solchen,
um im Besitze dessen zu bleiben, was es mit sich selbst vereint
hat. Man könnte einwenden: Ja warum ist im Schlafe
keine Wahrnehmung von diesem entwickelten Geistselbst,
Lebensgeist und Geistesmenschen vorhanden? Sie ist deswegen
nicht vorhanden, weil das Ich zwischen Geburt und Tod
an den physischen Leib gekettet ist. Wenn es auch im Schlafe
mit dem Astralleibe sich außerhalb dieses physischen Leibes
befindet, so bleibt es doch mit diesem eng verbunden. Denn
die Tätigkeit seines Astralleibes ist diesem physischen Leibe
zugewandt Dadurch ist das Ich mit seiner Wahrnehmung
an die äußere Sinnenwelt verwiesen, kann somit die Offenbarungen
des Geistigen in seiner unmittelbaren Gestalt nicht
empfangen. Erst durch den Tod tritt diese Offenbarung an
das Ich heran, weil dieses durch ihn frei wird von seiner
Verbindung mit physischem und Ätherleib. In dem Augenblicke
kann für die Seele eine andere Welt aufleuchten, in
dem sie herausgezogen ist aus der physischen Welt, die im
Leben ihre Tätigkeit an sich fesselt.|13|98f}}


== Mythologie ==
Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mittelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.


Das Bild vom «'''Tod als kleiner Bruder des Schlafes'''» findet sich schon im [[Gilgamesch-Epos]]. Nachdem [[Gilgamesch]]s Freund [[Enkidu]] gestorben war, machte sich Gilgamesch voller Trauer auf den Weg, um das Geheimnis des Leben zu finden. Er hoffte, dass ihm sein Urahn [[Utnapischtim]] dabei helfen könnte. Nach langer Reise fand Gilgamesch [[Urschanabi]], den Fährmann Utnapischtims, der ihn über das [[Wasser des Todes]] zur Insel bringen sollte, auf der Utnapischtim lebte. Aber im Streit zerschlug Gilgamesch „[[Die Steinernen]]“, die allein die für die Überfahrt nötigen Stocherstangen aus dem Holz der Zedern herzustellen wussten, die dem Wasser des Todes standhalten konnten. Der Fährmann erklärte sich dennoch bereit, Gilgamesch überzusetzen, doch musste Gilgamesch dazu hundertzwanzig Ruder aus Holz schnitzen. Nachdem Gilgamesch das getan hatte, fuhren sie los. Sie mussten aber bei jedem Ruderschlag das gerade benutzte Ruder ins Wasser gleiten lassen, da es kein spezielles Ruder aus Stein war und mit dem Wasser des Todes benetzt war. Als das letzte Ruder aufgebraucht war, waren sie aber noch nicht auf der Insel angelangt. Gilgamesch wusste sich zu helfen und zog Urschanabis Hemd aus und hängte es wie ein Segel auf und erreichte so die Insel. Nun suchte er seinen Urahnen Utnapischtim auf. Dieser erzählte ihm von der [[Sintflut]], die die Götter geschickt und nur er und seine Familie überlebt hatten. Eindringlich schärfte ihm Utnapischtim ein, den '''''Schlaf, den kleinen Bruder des Todes''''', zu bezwingen. Doch Gilgamesch konnte sich nicht wach halten und schlief sechs Tage und sechs Nächte. Nach dem er am siebten Tag aufgewacht war, sagte Utnapischtim ihm schliesslich, wo er ein Gewächs des Lebens finden würde. Gilgamesch konnte das Gewächs finden und machte sich auf den Weg in die Heimat. Als er an einem Brunnen rastete, war er unvorsichtig und eine Schlange konnte ihm das Gewächs des Lebens stehlen. Betrübt und niedergeschlagen kam er nach Uruk zurück.
In Venedig entstand das Prinzip der Venezianischen Mehrchörigkeit, bei der durch unterschiedliche Aufstellung, Größe und Besetzung mehrerer Gruppen von Sängern und Instrumentalisten Kontrastwirkungen erzielt werden sollten. Als bedeutender Vertreter dieses Stils gilt zum Beispiel [[Giovanni Gabrieli]].


Auch in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] ist das Bild bekannt. Hier gilt [[Hypnos]] ({{ELSalt|Ὕπνος}}, „der Schlaf“), ein Sohn der [[Nyx]] ({{ELSalt|Νύξ}} „Nacht“), als Bruder des [[Thanatos]] ({{ELSalt|θάνατος}} „Tod“) und wohnt mit ihm gemeinsam im [[Hades]].
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in der [[Florentiner Camerata]] die [[Monodie]] entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche [[Affekt]]e, in [[Figur (Musik)|musikalische Figuren]] gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.


== Der Todesschlaf in der Bibel ==
In der Epoche der [[Renaissance]] ist die Einteilung der Stimmen in [[Sopran]], [[Alt (Stimmlage)|Alt]], [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] und [[Bass (Stimmlage)|Bass]] abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im [[Chorsatz]] wandelte sich das Klangideal, und der [[Vierstimmiger Satz|vierstimmige Chorsatz]] wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Terzen zu Sexten.


Die [[Hebräer|hebräische]] Seelenlehre des [[Wikipedia:Altes Testament|Alten Testaments]] zeichnet ein differenziertes Bild der Seele, das mit der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Anschauung zusammenstimmt, indem sie zwischen [[nephesch]] ({{HeS|נפש}}; [[Empfindungsseele]]), [[ruach]] ({{HeS|רוח}}; [[Verstandesseele]]) und [[neschama]] ({{HeS|שמה‎נ}}; [[Bewusstseinsseele]]) unterscheidet. Die niederen Seelenglieder ''nephesch'' und ''ruach'' sind sterblich und lösen sich nach dem Tod auf. ''Neschama'' bezeichnet die [[Bewusstseinsseele]], insbesondere in ihrer Verschmelzung mit dem [[Geistselbst]], wodurch sie des [[Geist]]es teilhaftig wird. Derart ist sie der zwar während der [[irdisch]]en [[Inkarnation]] im [[Leib]] wohnende, aber deswegen doch nicht leibgebundene, [[Unsterblichkeit|unsterbliche]] Teil der Seele. Nach dem, wie sich [[Rudolf Steiner]] ausdrückt, auf dem [[Viertes Konzil von Konstantinopel|Vierten Konzil von Konstantinopel]] ([[869]]) der Geist „abgeschafft“ wurde, ging allmählich auch das Bewusstsein für die unsterbliche Seele verloren.
== Vokalmusik ==
[[Datei:Orlando di Lasso.png|miniatur|[[Orlando di Lasso]]]]


Unabhängig davon finden sich in der [[Bibel]] allerdings immer wieder Zeugnisse, die auf den Seelenschlaf der [[Tote]]n zwischen [[Tod]] und [[Auferstehung]] hindeuten. So heißt es etwa im [[Wikipedia:Buch Daniel|Buch Daniel]], wo die [[Apokalypse|apokalyptische]] [[Endzeit]] der Welt beschrieben wird:
In der Renaissancevokalmusik kommen sowohl [[Polyphonie|polyphone]] als auch [[Homophonie (Musik)|homophone]] Werke vor.


{{Zitat|1 Zu jener Zeit wird Michael, der große Engelfürst, der für dein Volk eintritt, sich aufmachen. Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen.
Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren [[Ludwig Senfl]] und [[Hans Leo Haßler]]; große Bekanntheit erreichte [[Orlando di Lasso]]. Um diese Zeit entwickelte sich auch das [[Madrigal (Musik)|Madrigal]], die bedeutendste [[Formenlehre (Musik)|Form]] der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das [[Tenorlied]], bei der die (oft einem [[Volkslied]] entlehnte) [[Melodie]] als [[Cantus firmus]] im [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] liegt und von den anderen [[Stimme (Musik)|Stimmen]] kunstvoll umspielt wird.
2 Und viele, die unter der Erde ''schlafen'' liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.|Daniel|{{BB|Dan|12|1-2|LUT}}}}


{{Zitat|19 Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Toten herausgeben.|[[Wikipedia:Buch Jesaja|Jesaja]]|{{BB|Jes|26|19|LUT}}}}
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die [[Römische Schule]] um [[Giovanni Pierluigi da Palestrina]], die mit Klangfarben und [[Venezianische Mehrchörigkeit|Raumwirkungen]] experimentierende [[Venezianische Schule]] und die [[Florentiner Camerata]].


Zu [[Moses]] spricht der HERR:
== Instrumentalmusik ==
Im Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige ([[Polyphonie|polyphone]]) [[Vokalmusik]]; die [[Instrumentalmusik]] wird mit [[Conrad Paumann]]s ''[[Fundamentum organisandi]]'' von 1452 eingeleitet.


{{Zitat|16 Und der HERR sprach zu Mose: Siehe, du wirst ''schlafen'' bei deinen Vätern, und dies Volk wird sich erheben und nachlaufen den fremden Göttern des Landes, in das sie kommen, und wird mich verlassen und den Bund brechen, den ich mit ihm geschlossen habe.|[[Wikipedia:5. Buch Mose|5. Buch Mose]]|{{BB|5 Mos|31|16|LUT}}}}
[[Datei:Michelangelo Caravaggio 020.jpg|miniatur|Der Lautenspieler, [[Michelangelo Merisi da Caravaggio|Caravaggio]]]]


Ähnlich spricht der HERR auch zu [[Wikipedia:Samuel (Prophet)|Samuel]]:
In der [[Kirchenmusik]] begann die [[Orgel]] Fuß zu fassen. Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, [[Tabulatur]] genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die [[Alte deutsche Orgeltabulatur|alte]] und die [[Tabulatur#Neue deutsche Orgeltabulatur|neue deutsche Orgeltabulatur]], spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am [[Markusdom]] in [[Musik in Venedig|Venedig]] wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: [[Toccata]], [[Präludium]] und [[Präambulum]], [[Ricercar]] als Vorläufer der späteren [[Fuge (Musik)|Fuge]], [[Fantasie (Kompositionsform)|Fantasie]] und [[Canzona]] gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.


{{Zitat|12 Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern ''schlafen'' legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen.|[[Wikipedia:2. Buch Samuel|2. Buch Samuel]]|{{BB|7|12|LUT}}}}
Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die [[Laute]], für die ebenfalls eine eigene Griffschrift (Tabulatur) entwickelt wurde. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.


Im Buch [[Wikipedia:Kohelet|Kohelet]] (Prediger) wird gesagt, dass die Toten weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit haben:
In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle in Europa. Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden nun in Anlehnung an mehrstimmige Vokalensembles in gestaffelten Stimmlagen gebaut, also als [[Instrumentenfamilie|Familien]] mit drei oder mehr verschieden gestimmten Instrumenten. Ende des 16. Jahrhunderts stehen folgende Instrumente, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:
* Holzblasinstrumente
** [[Schalmei]]
** [[Pommer]]
** [[Rauschpfeife]]
** [[Dulzian]]
** [[Krummhorn]]
** [[Cornamuse]]
** [[Kortholt]]
** [[Sordun]]
** [[Rankett]]
** [[Blockflöte]]
** [[Querflöte]]
** [[Gemshorn]]
* Blechblasinstrumente
** [[Posaune]]
** [[Zink (Musik)|Zink]]
* Streichinstrumente
** [[Viola da gamba]]
** [[Viola da braccio]]
** [[Rebec]]


{{Zitat|10 Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.|Kohelet|{{BB|Koh|9|10|LUT}}}}
Die Instrumentalensembles werden entsprechend den Anforderungen des Stückes und der Anzahl verfügbarer Musiker zusammengestellt. Die Instrumentierung ist dabei meist nicht festgelegt. Sowohl homogene, aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen kommen vor. In gemischten Besetzungen treten auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie [[Sackpfeife (Musikinstrument)|Sackpfeife]], [[Nyckelharpa|Schlüsselfidel]], [[Drehleier]], [[Laute]], [[Harfe]], [[Psalterium]] oder [[Regal (Musikinstrument)|Regal]] auf. Der Gebrauch von [[Schlagwerk (Musik)|Schlagwerk]] ist häufig.  Daneben gibt es Musik für Naturtrompeten und Pauken, die auf den Tonvorrat dieser Instrumente abgestimmt ist.


[[Paulus von Tarsus|Paulus]] spricht von den ''Entschlafenen'', die auferstehen werden:
Bestimmend für die Renaissance ist auch die Erfindung des [[Notendruck]]s durch [[Ottaviano dei Petrucci]].


{{Zitat|13 Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.
''Tanzbücher'' (Sammlungen von Tanzstücken und tanzartigen Liedern) von [[Pierre Attaingnant]], [[Jacques Moderne]], [[Pierre Phalèse]] und [[Tielman Susato]] entstehen ebenso wie Schriften über Musiktheorie und Beschreibungen der diversen Instrumente.
14 Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen.
15 Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind.
16 Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen.
17 Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.
18 So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.|[[Wikipedia:1. Brief des Paulus an die Thessalonicher|1. Brief des Paulus an die Thessalonicher]]|{{BB|1 Thess|4|13-18}}}}


== Kirchenväter ==
Auch wenn die meisten der Renaissanceinstrumente im Laufe des 17. Jahrhunderts verschwinden oder ersetzt werden, können einige (z. B. Dulzian und Viola da braccio) als direkte Vorläufer von noch heute üblichen Instrumenten angesehen werden.


Schon [[Tertullian]] (* nach 150; † nach 220) hatte die Lehre vom Seelenschlaf entschieden bekämpft und darauf hingewiesen, dass die Seele schon während des Erdenlebens immer auch schon Erlebnisse habe, die völlig unabhängig vom körperlichen Dasein sind; warum also sollte die Seele im leibfreien Zustand nach dem [[Tod]] bewusstlos, also schlafend sein?
== Nachwirkungen ==
Die Renaissance wurde durch die Epoche des [[Barock]] abgelöst, die von Italien um 1600 ausgeht (siehe [[Barockmusik]]). Der Stilwandel äußert sich am augenfälligsten in der Einführung von [[Generalbass]] und [[Monodie]], aus der sich orchestral begleitete [[Formenlehre (Musik)|Formen]] wie [[Rezitativ]] und [[Arie]] und deren größere Zusammensetzungen wie [[Oper]], [[Oratorium]] und [[Kantate]] entwickelten. Wegweisend für diese Entwicklungen sind die Neuerungen der [[Florentiner Camerata]]. Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet, etwa die [[Venezianische Mehrchörigkeit|Mehrchörigkeit]]. Letzte Nachklänge einer wirklich renaissancemäßigen Haltung sind auch in den Fantasien für [[Gambenconsort]] von [[Henry Purcell]] zu finden.


{{Zitat|Gut, was soll denn also in jenem Zeitraume geschehen? Werden wir schlafen? Nun schlafen aber die Seelen nicht einmal zu Lebzeiten des Menschen, denn der Schlaf ist nur Sache des Leibes, den allein der Tod angeht, so gut wie sein Abbild, der Schlaf. Oder willst du etwa, dass dort, wohin die ganze Menschheit gezogen, wo jede Hoffnung sicher gestellt wird, Nichtsthun herrsche? Meinst du, damit würde das Gericht vorweggenommen und nicht vielmehr angefangen? übereilt und nicht vielmehr vorbereitet? Wie ungerecht vollends würde in der Unterwelt ein müssiger Zustand sein, wenn dabei dem Schuldigen immer noch ganz gut zu Sinne ist und dem Unschuldigen noch nicht? Warum will man, dass es nach dem Tode noch unklare Hoffnungen, die in ungewisser Erwartung schweben, geben soll, und nicht vielmehr eine prüfende Rückschau über das Leben und die drohende Vorbereitung des Gerichts stattfinde?
== Musikhistorische Betrachtung ==
[[Hugo Riemann]] lehnte den Renaissancebegriff als Epochenbegriff ab und nutzt stattdessen einen Stilbegriff, nämlich „Musik des durchimitierenden [[a cappella]]-Stils“. Der innere Zusammenhang zwischen den Künsten sei nicht so ausgeprägt, dass ein Epochenbegriff, der vor allem durch Innovationen in bildender Kunst und Architektur gekennzeichnet sei, umstandslos auf die Geschichte der Musik angewendet werden könne. Dementsprechend nannte er die barocke Musik die „Musik des [[Generalbass]]zeitalters“.<ref>Werner Keil: ''Musikgeschichte im Überblick.'' UTB 2012, S. 17.</ref> Auch [[Ludwig Finscher]] verwendet in seinem ''Handbuch der Musikgeschichte'' von 1989 den Begriff der Renaissancemusik nicht und spricht stattdessen von der ''Musik des 15. und 16. Jahrhunderts''.


Aber muss denn die Seele immer auf ihren Körper warten, um zu trauern oder zu frohlocken? Ist sie sich nicht selber genug, um beides zu erleiden? Wie oft wird die Seele gequält, ohne dass der Leib einen Schaden gelitten, von Trübsinn, Zorn und Widerwillen allein, dessen sie sehr oft sich selbst nicht einmal bewusst ist? Wie oft sucht sich dagegen, wenn der Körper geschlagen ist, die Seele eine heimliche Freude und macht sich von der Gemeinschaft mit dem Leibe, die ihr dann ungelegen ist, los? Ich will ein Lügner sein, wenn sie nicht wegen körperlicher Leiden sich sogar zu rühmen und zu freuen pflegt.|[[Tertullian]]|''Über die Seele (De anima)'' [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-57.htm 58]}}
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Kategorie:Musik (Renaissance)}}
Ein ganz andere Meinung vertritt [[Wikipedia:Justin der Märtyrer|Justin der Märtyrer]] (* um 100; † 165). Er betont die [[Auferstehung]] und verneint entschieden, dass die Seele schon beim Tod in die [[Himmlische Welt]] aufgenommen werden könne. Die [[Unsterblichkeit der Seele]] und die Auferstehung erscheinen ihm als unvereinbare Gegensätze:
* {{WikipediaDE|Renaissancemusik}}
 
* {{WikipediaDE|Renaissance}}
{{Zitat|Wenn ihr zusammenkommen solltet mit solchen, welche sich Christen nennen ..., welche dazu aber noch sich erkühnen, den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs zu lästern, und ferner behaupten, es gäbe keine Auferstehung der Toten, sondern ihre Seelen würden schon beim Tode in den Himmel aufgenommen werden, dann haltet sie nicht für Christen ...|[[Wikipedia:Justin der Märtyrer|Justin der Märtyrer]]|''Dialog mit dem Juden Trypho (Dialogus cum Tryphone)'' [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel100-79.htm 80]}}
* {{WikipediaDE|Liste von Komponisten der Renaissance}}
 
* {{WikipediaDE|Alte Musik}}
Ähnlich denkt [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (* um 135; † um 200) und betont, dass jeder wie der Herr ''erst'' auferstehen und ''dann'' in den Himmel auffahren werde:
* {{WikipediaDE|Ars nova (Musik)|Ars nova}}
 
* {{WikipediaDE|Franko-flämische Musik}}
{{Zitat|Einige aber von denen, die da für rechtgläubig gelten, überschreiten die Ordnung im Fortschritt der Gerechten und verkennen die Wege, auf die uns Gott zur Unverweslichkeit führt, indem sie bei sich häretisch empfinden. Denn die Häretiker verachten das Geschöpf Gottes und leugnen das Heil ihres Fleisches, verachten auch die Verheißung Gottes und erheben sich in ihrem Sinn über Gott, und behaupten, gleich nach dem Tode über die Himmel und den Demiurgen zu steigen und zu ihrer Mutter oder dem von ihnen erdichteten Vater zu gehen. Die also die ganze Auferstehung verwerfen und, so viel an ihnen liegt, aufheben, die wollen natürlich auch von einer Ordnung in der Auferstehung nichts wissen, noch einsehen, daß, wenn dem so wäre, wie sie sagen, auch der Herr, an den zu glauben sie vorgeben, auch nicht am dritten Tage erst auferstanden wäre. Wäre er dann, am Kreuze verschieden, nicht sogleich emporgestiegen, den Leib der Erde zurücklassend? Nun aber hielt er sich drei Tage dort auf, wo die Toten waren, wie von ihm der Prophet sagt: „Es gedachte der Herr seiner heiligen Toten, derer, die vorher entschlafen waren im Lande des Begrabens, und er stieg hinab zu ihnen, sie herauszuziehen und zu erlösen“. Und der Herr selber spricht: „Wie Jonas im Bauche des Walfisches drei Tage und drei Nächte blieb, so wird auch der Menschensohn in dem Herzen der Erde sein“. Aber auch der Apostel spricht: „Er stieg hinauf, was ist das, wenn er nicht auch hinabstieg in die Tiefen der Erde?“ Darauf hat auch David prophetisch mit den Worten hingewiesen: „Du hast meine Seele aus der unteren Tiefe herausgerissen“. Am dritten Tage aber auferstehend, sprach er zu der Maria, die ihn zuerst sah und anbetete: „Rühre mich nicht an, denn noch bin ich nicht zum Vater aufgestiegen. Aber gehe zu den Jüngern und sage ihnen: Ich steige empor zu meinem Vater und zu euerem Vater“.|[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]]|''Gegen die Häresien (Contra Haereses)'' [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel747.htm 5,31,1]}}
* {{WikipediaDE|Historische Aufführungspraxis}}
 
* {{WikipediaDE|Monuments of Renaissance Music}}
== Calvins ''Nachtwache der Seele'' 1534 ==
[[Wikipedia:Calvin|Calvin]]s erste Schrift theologischen Inhaltes war ''Psychopannychia'' („Nachtwache der Seele“) (Orléans, 1534), in der er die Lehre vom Seelenschlaf zwischen Tod und [[Jüngstes Gericht|Jüngstem Gericht]] verurteilte.<ref>Peter Opitz ''Leben und Werk Johannes Calvins'' 2009, S. 31: „Calvins erste Schrift theologischen Inhaltes stammt aus dieser nur sehr unzulänglich zu erhellenden Zeit zwischen der Coprede und seinem Gang ins Exil. Ihre Vorrede gibt als Entstehungsort Orléans und als Jahr 1534 an“.</ref><ref>Archiv für Reformationsgeschichte: Beiheft, Literaturbericht: 36 Verein für Reformationsgeschichte, American Society for Reformation Research – 2007 „Hinzu kommt sodann eine französische Fassung von Calvins Psychopannychia, in der er zu der Lehre vom Seelenschlaf zwischen Tod und Jüngstem Gericht Stellung genommen hatte.“</ref> Später folgte eine französische Fassung; ''Psychopannychie – La nuit ou le sommeil de l'âme'' (Genf, 1558)<ref>Jean Henri Merle d'Aubigné. ''Histoire de la réformation en Europe au temps de Calvin''.</ref><ref>Ernst Staehelin ''Johannes Calvin: Leben und ausgewählte Schriften,'' Bd. 1‎ 1863 S. 36</ref>
 
== Streitschriften über den Seelenschlaf Luthers ==
[[Martin Luther]] beschrieb häufig den Tod als eine Art Schlaf.<ref>Luther ''Enarrationes in Genesin'' 1535–1545 „sic anima post mortem intrat suum cubiculum et pacem et dormiens non sentit suum somnum“ ''Exegetica opera Latina'' Bd. 5&6 S. 120, Elsberger 1830.</ref><ref>Hans-Georg Kemper ''Konfessionalismus'' 1987 S. 326 „Der Tod erschien Luther als ein bloßer Schlaf, der Zwischenzustand zwischen Tod und Auferstehung als eine kurze Zeit der »Geborgenheit in Christus«, bis dieser sich »leibhaftig offenbar macht«“ (ebda., S. 99).</ref>
 
<div style="margin-left:20px">
„Der Tod in Christus ist wahrhaft nicht ein Tod, sondern ein feiner, süßer, kurzer Schlaf, wo wir ... einen Augenblick ruhen sollen wie in einem Ruhebettlein, bis die Zeit komme, dass er uns mit allen seinen lieben Kindern zu seiner ewigen Herrlichkeit und Freude auferwecken und rufen wird. Denn weil man den Tod einen Schlaf nennt, so wissen wir, dass wir nicht darin bleiben, sondern wieder aufwachen und leben sollen. Die Zeit, da wir schlafen, kann uns selbst nicht länger scheinen, als wären eben erst jetzt diese Stunde entschlafen. Dann werden wir ... in einem Augenblick aus dem Grab und der Verwesung lebendig, ganz gesund, frisch, mit reinem, hellem, verklärten Leib unserem Herrn und Heiland Christus in den Wolken entgegenkommen.“<ref>Martin Luther in: K. Aland, ''Lutherlexikon'', Berlin 1956, S. 30f</ref>
</div>
 
Im 18. und 19. Jahrhundert war es umstritten, ob Luther Seelenschlaf gelehrt hatte.<ref>Aurelie Horovitz ''Beiträge zu Lessings Philosophie'' 1907 S. 89 „August 1755 über eine Streitschrift, ob Luther an den Seelenschlaf nach dem Tode geglaubt, sagt Lessing, dass da mit Luthers Ansehen nichts zu gewinnen sei.“</ref><ref>Gotthold Ephraim Lessing ''Sämtliche Schriften: Bd. 7'' Karl Lachmann, Franz Muncker – 1891 „Er führet eine ziemliche Menge Stellen aus Luthers Schriften an, in welchen allen der Seelenschlaf, den Worten nach, ... Sie werden sagen, daß Luther mit dem Worte Schlaf gar die Begriffe nicht verbinde, welche Herr R. damit verbindet.“</ref> Der lutherische Historiker Gottfried Fritschel (1867) meinte, dass diese Lehre in Luthers Werken zu finden sei.<ref> G. Fritschel: Denn dass Luther mit den Worten „anima non sic dormit, sed vigilat et patitur visiones, loquelas Angelorum et Dei“ nicht dasjenige leugnen will, was er an allen andern Stellen seiner Schriften vortragt. ''Luther und offene Fragen'', Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche 1867 S. 657 – „Differunt tamen somnus sive quies hujus vitae et futurae. Homon enim in hac vita defatigatus diurno labore, sub noctem intrat in cubiculum suum tanquam in pace, ut ibi dormiat, et ea nocte fruitur quiete, neque quicquam scit de ullo malo sive incendii, sive caedis. Anima autem non sic dormit, sed vigilat, et patitur visiones loquelas Angelorum et Dei. Ideo somnus in futura vita profundior est quam in hac vita et tamen anima coram Deo vivit. Hac similitudine, quam habeo a somno viventia.“</ref><ref>Irmgard Wilhelm-Schaffer ''Gottes Beamter und Spielmann des Teufels - Der Tod in Spätmittelalter'' (1999) "Aufgrund biblischer Aussagen räumt Luther die Existenz einiger weniger Ausnahmen vom Seelenschlaf ein. Es handelt sich dabei um Personen wie Moses und Elias, die Jesus erschienen waren; grundsätzlich kommt der Schlaf als Zwischenzustand ..."</ref>
 
== Der Mortalismus von Milton, Hobbes, Locke und Newton ==
In England bekämpfte [[Wikipedia:Thomas More|Thomas More]] mit denselben Argumenten wie Calvin die Lehre vom Seelenschlaf, <ref>Judaica: 22–24 1965 „Gegen Bacon, Gassendi und Hobbes versichert er immer wieder: Die Seele ist keine tabula rasa (II, 33)17. [...] Die Lehre vom Seelenschlaf bekämpft More mit denselben Argumenten wie Calvin (III, 61–78) durch die These: animam post mortem non dormire. Er bestreitet es energisch, daß die Lehre von der Unsterblichkeit unbiblisch und vom Platonismus in die Kirchenlehre...“</ref> trotzdem war Mortalismus im England der Aufklärung weit verbreitet.<ref>Gerhard Krause, Gerhard Müller ''Theologische Realenzyklopädie:'' Bd. 22 S. 758 1992 „Mortalismus war in England weit verbreitet und Sir Thomas Browne bekannte sich zu dieser Auffassung in Religio Medici als der ersten seiner jugendlichen 20 Häresien. Milton stand keinesfalls allein mit der Auffassung, daß der Mensch aufgrund der Untrennbarkeit von Leib und Seele gänzlich sterblich sei.“</ref> Führende Persönlichkeiten der frühen Aufklärung wie [[Wikipedia:John Milton|Milton]],<ref>Jürgen Klein ''Radikales Denken in England: Neuzeit'' 1984 S. 406: „... selben Atemzug gesagt werden muß, wie eigenwillig Milton der orthodox-protestantischen Theologie gegenübergestanden hat, etwa mit seiner These des Mortalismus.“</ref> [[Wikipedia:John Locke|Locke]],<ref>Nuvo (ed.), John Locke: ''Writings on Religion'’, S. xxxiii (2002)</ref> [[Wikipedia:Thomas Hobbes|Hobbes]] und [[Wikipedia:Isaac Newton|Newton]]<ref>Wood, ''Science and dissent in England, 1688–1945'', S. 50 (2004)</ref> lehnten die [[Unsterblichkeit]] der [[Seele]] ab.<ref>Bryan W. Ball ''The Soul Sleepers: Christian Mortalism from Wycliffe to Priestley'', Lutterworth 2008</ref><ref>Norman T. Burns ''Christian Mortalism from Tyndale to Milton'', Harvard University Press 1972</ref><ref>Philip C. Almond ''Heaven and Hell in Enlightenment England'', Cambridge University Press 2009</ref>
 
== Theologischer Hintergrund ==
 
Die Annahme des Seelenschlafes richtet sich vor allem gegen die Vorstellung einer leiblosen [[Unsterblichkeit der Seele|unsterblichen Seele]], die nach Ansicht vieler [[Theologe]]n ein [[heidnisch]]-[[Platonismus|platonisches]] Konzept sei, dass dem christlichen [[Glaube]]n an die [[Auferstehung der Toten]] widerspräche. Tatsächlich wird die [[Unsterblichkeit der Seele]] in der [[Bibel]] nirgends ausdrücklich und unmissverständlich erwähnt. [[Wikipedia:Karl Barth|Karl Barth]] bring diese Anschauung auf den Punkt, wenn er sagt:
 
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„Was bedeutet die christliche Hoffnung in diesem Leben? Ein Leben nach dem Tode? ... Ein Seelchen, das wie ein Schmetterling über dem Grab davonflattert und noch irgendwo aufbewahrt wird, um unsterblich weiterzuleben? So haben sich die Heiden das Leben nach dem Tode vorgestellt. Das ist aber nicht die christliche Hoffnung: Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches.“<ref>Karl Barth: ''Dogmatik im Grundriss'', Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1947, S. 180</ref>
</div>
 
Ähnlich auch der [[Wikipedia:katholisch|katholisch]] Theologe Klaus Breuning:
 
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„Bleibt etwa eine unsterbliche Seele, die den Tod des Leibes überdauert? So haben die griechischen Philosophen das Sterben zu erklären und zu rechtfertigen gesucht. Aber wir wissen heute, dass diese Zweiteilung des Menschen in Leib und Seele nicht haltbar ist, dass der Mensch ein unteilbares Ganzes und der Tod etwas Endgültiges ist, das den ganzen Menschen trifft.“<ref>Klaus Breuning: ''Worauf es wirklich ankommt'', Patmos-Verlag, 1978, S. 68</ref>
</div>
 
Vor diesem Hintergrund ist auch die von vielen [[Wikipedia:evangelisch|evangelisch]] Theologen proklamierte [[Ganztodtheorie]] und die u.a. von [[Wikipedia:Gisbert Greshake|Gisbert Greshake]] vertretene unmittelbare [[Auferstehung im Tod]] zu sehen.
 
In dieser Haltung drückt sich allerdings nicht die offizielle Lehrmeinung der [[Wikipedia:Katholische Kirche|katholischen Kirche]] aus, wenn es in einer von Papst [[Wikipedia:Johannes Paul II.|Johannes Paul II.]] gebilligten und von [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Joseph Kardinal Ratzinger]] verfassten Darstellung der [[Wikipedia:Kongregation für die Glaubenslehre|Kongregation für die Glaubenslehre]] aus dem Jahr [[Wikipedia:1979|1979]] heißt:
 
{{Zitat|3. Die Kirche hält an der Fortdauer und Subsistenz eines geistigen Elementes nach dem Tode fest, das mit [[Bewußtsein]] und [[Wille]]n ausgestattet ist, so daß das "[[Ich|Ich des Menschen]]" weiterbesteht, wobei es freilich in der Zwischenzeit seiner vollen [[Körper]]lichkeit entbehrt. Um dieses Element zu bezeichnen, verwendet die Kirche den Ausdruck "[[Seele]]", der durch den Gebrauch in der Heiligen Schrift und in der Tradition sich fest eingebürgert hat. Obwohl sie nicht übersieht, daß dieser Ausdruck in der Heiligen Schrift verschiedene Bedeutungen hat, ist sie doch der Auffassung, daß es keinen stichhaltigen Grund dafür gibt, ihn abzulehnen, zumal ja irgendein sprachlicher Ausdruck zur Stütze des Glaubens der Christen einfach notwendig ist.|[[Wikipedia:Kongregation für die Glaubenslehre|Kongregation für die Glaubenslehre]]|[http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_19790517_escatologia_ge.html ''Schreiben zu einigen Fragen der Eschatologie'']. Rom, 17. Mai 1979}}
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', [[GA 13]] (1989), ISBN 3-7274-0130-3 {{Schriften|013}}
 
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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== Weblinks ==
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* [http://www.bibelstudien-institut.de/fileadmin/bibelstudien-institut.de/downloads/Ausarbeitungen/Unsterblichkeit_der_Seele_oder_Auferstehung.pdf Unsterblichkeit der Seele oder Auferstehung?]


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Version vom 1. Juli 2019, 23:41 Uhr

Als Renaissancemusik bezeichnet man die Musik der beginnenden Neuzeit, also des Zeitraums des 15. und 16. Jahrhunderts. Über die genaue Epochenabgrenzung, ebenso wie über musikalische Merkmale der Renaissancemusik, besteht in der Forschung kein Konsens.

Merkmale und Formen

Hohe Spaltklänge, also nicht vermischte Klänge, der Musik des Mittelalters werden durch Vollklänge ersetzt. Die Quinten- und Quartenharmonik weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der Dreiklangsharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der Isorhythmie werden vereinfacht. Zahlenmystik und niederländische Kanons in der Franko-flämischen Musik sind Nachwirkungen der spätgotischen Zeit.

Das System der Kirchentonarten wird um Äolisch und Ionisch erweitert, wodurch die Dur-Moll-Tonalität vorbereitet wird.

Die musikalische Satztechnik des Fauxbourdon ist ein weiteres Kennzeichen für die frühe Renaissancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar.

Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mittelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.

In Venedig entstand das Prinzip der Venezianischen Mehrchörigkeit, bei der durch unterschiedliche Aufstellung, Größe und Besetzung mehrerer Gruppen von Sängern und Instrumentalisten Kontrastwirkungen erzielt werden sollten. Als bedeutender Vertreter dieses Stils gilt zum Beispiel Giovanni Gabrieli.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in der Florentiner Camerata die Monodie entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche Affekte, in musikalische Figuren gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.

In der Epoche der Renaissance ist die Einteilung der Stimmen in Sopran, Alt, Tenor und Bass abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im Chorsatz wandelte sich das Klangideal, und der vierstimmige Chorsatz wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Terzen zu Sexten.

Vokalmusik

Orlando di Lasso

In der Renaissancevokalmusik kommen sowohl polyphone als auch homophone Werke vor.

Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren Ludwig Senfl und Hans Leo Haßler; große Bekanntheit erreichte Orlando di Lasso. Um diese Zeit entwickelte sich auch das Madrigal, die bedeutendste Form der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das Tenorlied, bei der die (oft einem Volkslied entlehnte) Melodie als Cantus firmus im Tenor liegt und von den anderen Stimmen kunstvoll umspielt wird.

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die Römische Schule um Giovanni Pierluigi da Palestrina, die mit Klangfarben und Raumwirkungen experimentierende Venezianische Schule und die Florentiner Camerata.

Instrumentalmusik

Im Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige (polyphone) Vokalmusik; die Instrumentalmusik wird mit Conrad Paumanns Fundamentum organisandi von 1452 eingeleitet.

Der Lautenspieler, Caravaggio

In der Kirchenmusik begann die Orgel Fuß zu fassen. Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, Tabulatur genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die alte und die neue deutsche Orgeltabulatur, spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am Markusdom in Venedig wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: Toccata, Präludium und Präambulum, Ricercar als Vorläufer der späteren Fuge, Fantasie und Canzona gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.

Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die Laute, für die ebenfalls eine eigene Griffschrift (Tabulatur) entwickelt wurde. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.

In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle in Europa. Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden nun in Anlehnung an mehrstimmige Vokalensembles in gestaffelten Stimmlagen gebaut, also als Familien mit drei oder mehr verschieden gestimmten Instrumenten. Ende des 16. Jahrhunderts stehen folgende Instrumente, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:

Die Instrumentalensembles werden entsprechend den Anforderungen des Stückes und der Anzahl verfügbarer Musiker zusammengestellt. Die Instrumentierung ist dabei meist nicht festgelegt. Sowohl homogene, aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen kommen vor. In gemischten Besetzungen treten auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie Sackpfeife, Schlüsselfidel, Drehleier, Laute, Harfe, Psalterium oder Regal auf. Der Gebrauch von Schlagwerk ist häufig. Daneben gibt es Musik für Naturtrompeten und Pauken, die auf den Tonvorrat dieser Instrumente abgestimmt ist.

Bestimmend für die Renaissance ist auch die Erfindung des Notendrucks durch Ottaviano dei Petrucci.

Tanzbücher (Sammlungen von Tanzstücken und tanzartigen Liedern) von Pierre Attaingnant, Jacques Moderne, Pierre Phalèse und Tielman Susato entstehen ebenso wie Schriften über Musiktheorie und Beschreibungen der diversen Instrumente.

Auch wenn die meisten der Renaissanceinstrumente im Laufe des 17. Jahrhunderts verschwinden oder ersetzt werden, können einige (z. B. Dulzian und Viola da braccio) als direkte Vorläufer von noch heute üblichen Instrumenten angesehen werden.

Nachwirkungen

Die Renaissance wurde durch die Epoche des Barock abgelöst, die von Italien um 1600 ausgeht (siehe Barockmusik). Der Stilwandel äußert sich am augenfälligsten in der Einführung von Generalbass und Monodie, aus der sich orchestral begleitete Formen wie Rezitativ und Arie und deren größere Zusammensetzungen wie Oper, Oratorium und Kantate entwickelten. Wegweisend für diese Entwicklungen sind die Neuerungen der Florentiner Camerata. Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet, etwa die Mehrchörigkeit. Letzte Nachklänge einer wirklich renaissancemäßigen Haltung sind auch in den Fantasien für Gambenconsort von Henry Purcell zu finden.

Musikhistorische Betrachtung

Hugo Riemann lehnte den Renaissancebegriff als Epochenbegriff ab und nutzt stattdessen einen Stilbegriff, nämlich „Musik des durchimitierenden a cappella-Stils“. Der innere Zusammenhang zwischen den Künsten sei nicht so ausgeprägt, dass ein Epochenbegriff, der vor allem durch Innovationen in bildender Kunst und Architektur gekennzeichnet sei, umstandslos auf die Geschichte der Musik angewendet werden könne. Dementsprechend nannte er die barocke Musik die „Musik des Generalbasszeitalters“.[1] Auch Ludwig Finscher verwendet in seinem Handbuch der Musikgeschichte von 1989 den Begriff der Renaissancemusik nicht und spricht stattdessen von der Musik des 15. und 16. Jahrhunderts.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Werner Keil: Musikgeschichte im Überblick. UTB 2012, S. 17.


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