Lokalität (Physik) und Theorie der Unternehmen: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Lokalität''' ist in der [[Physik]] die Eigenschaft einer Theorie, dass Vorgänge nur Auswirkungen auf ihre unmittelbare [[Raum|räumliche]] und [[zeit]]liche Umgebung haben. '''Nichtlokalität''', wie sie etwa der [[Quantentheorie]] eigen ist, lässt auch raumzeitliche '''Fernwirkungen''' zu.
Unter '''Theorie der Unternehmung''', auch '''Theorie des Unternehmens''' oder '''Theorie der Firma''' (engl. ''theory of the firm''), versteht man verschiedene Modelle, die das [[Unternehmen]], seine Entstehung und Funktion sowie sein Verhalten am Markt zu erklären versuchen. Weder steht ein spezielles Modell hinter dem Begriff noch ist dieser klar von der ''Unternehmenstheorie'' abzugrenzen. Es existiert ein [[Betriebswirtschaftslehre|betriebswirtschaftlicher]] und ein [[Volkswirtschaftslehre|volkswirtschaftlicher]] Ansatz.<ref>[https://web.archive.org/web/20070212222251/http://perso.uni-lueneburg.de/index.php?id=67 Theorie der Unternehmung] – Artikel der Uni Lüneburg</ref>
In der [[Neoklassische Theorie|neoklassischen Theorie]] wurde die Existenz des Unternehmens vorausgesetzt. Es interagiert mit dem Markt, bestimmt Preise und Nachfrage und alloziert seine Ressourcen, um den [[Gewinn]] zu maximieren. Dabei kommt dem Preissystem eine bestimmende Funktion zu. Allerdings können damit die innere Struktur des Unternehmens und andere Faktoren, die auf die Entscheidungen einwirken, nicht erklärt werden. Heute fasst man daher nicht mehr lediglich die Prinzipien der [[Gewinnmaximierung]] unter dem Begriff ''Theorie der Unternehmung'' zusammen.<ref>[http://www2.uni-siegen.de/~vwlii/mikro/unternehmenstheorie.html Unternehmenstheorie]{{Toter Link|url=http://www2.uni-siegen.de/~vwlii/mikro/unternehmenstheorie.html |date=2019-05 |archivebot=2019-05-18 06:05:15 InternetArchiveBot }} – Artikel der [[Universität Siegen]]</ref> Vielmehr wird darunter die Gesamtheit von heterogenen Theorien unterschiedlicher Fachgebiete verstanden, die sich theoretisch mit der Unternehmung und ihrer Einbettung in Märkte oder einzelnen Aspekten davon befassen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.laub.uni-oldenburg.de/1824.html |wayback=20100921043624 |text=Theorie der Unternehmung |archiv-bot=2019-05-18 06:05:15 InternetArchiveBot }} – Literaturübersicht zum Thema „Theorie der Unternehmung“ der [[Carl von Ossietzky Universität Oldenburg|Uni Oldenburg]]</ref> Dazu gehören z.&nbsp;B. auch die Arbeiten aus der [[Organisationstheorie]] (wegweisend die Veröffentlichung von Richard M. Cyert und James G. March von 1963)<ref>R. M. Cyert, J. G. March: ''A Behavioral Theory of the Firm'', Wiley-Blackwell 1963.</ref>, [[Soziologie]] und [[Systemtheorie]] (z.&nbsp;B. [[Niklas Luhmann]]) sowie [[Wirtschaftspsychologie]]. Immer wichtiger werden auch Theorien des [[Corporate Governance]] zur Wirkung von Anreizstrukturen.


== Grundlagen ==
== Betriebswirtschaftlich orientierte Unternehmenstheorien ==
Der betriebswirtschaftliche Ansatz beschäftigt sich mit konkreten Ausgestaltungen eines Betriebs bzw. Unternehmens, also mit den spezifischen Merkmalsausprägungen und funktionalen Einheiten von Unternehmen. Zwar ist diese Perspektive, die heute keine isolierte Disziplin mehr darstellt, von der eher handlungs- und entscheidungsorientierten Theorie der [[Unternehmensführung]] und von der strategisch ausgerichteten [[Unternehmenspolitik]] abzugrenzen. Jedoch handelt man sich Probleme ein, wenn man die Psychologie der Unternehmensführung ganz von einer mikroökonomisch fundierten Unternehmenstheorie trennt, wie es [[Erich Gutenberg]] versuchte, der in den 1950er Jahren in der deutschen Betriebswirtschaftslehre den Begriff der Unternehmenstheorie maßgeblich prägte. Gutenberg arbeitete die Aufteilung der Verantwortungsbereiche zwischen Eigentümern und Management heraus, schloss jedoch die Psychologie der Unternehmensführung aus seiner Analyse aus. Diese Ansätze wurden seit den 1970er Jahren ergänzt durch Ansätze, die die Interaktionen in Mehrpersonenunternehmen und Teams sowie das [[Prinzipal-Agent-Theorie|Prinzipal-Agent-Problem]]<ref>Michael C. Jensen, William H. Meckling: ''Theory of the firm: Managerial behavior, agency costs and ownership structure.'' In: ''Journal of Financial Economics'', Vol. 3, Issue 4, Oktober 1976, S. 305–360.</ref> berücksichtigten oder sogar in den Mittelpunkt der Theorie des Unternehmens stellten.<ref>Josef Windsperger: ''Die Entwicklung der Unternehmenstheorie seit Gutenberg.'' In: Horst Albach, Egbert Eymann, Alfred Luhmer, Marion Steven (Hrsg.): ''Die Theorie der Unternehmung in Forschung und Praxis.'' Springer 2013, S. 147 ff.</ref> Hinzu kommen [[Ressourcentheorie|ressourcentheoretische]] Betrachtungen aus dem strategischen Management zur Erklärung von nachhaltigen [[Wettbewerbsvorteil]]en wie z.&nbsp;B. der ungleichgewichtstheoretische Ansatz von [[Edith Penrose]]<ref>E. Penrose: ''Theory of the Growth of the Firm.'' Wiley: New York 1959.</ref>: Statt Ressourcen auf Märkten einzukaufen, haben Unternehmen die Möglichkeit, immaterielle Werte wie Wissen selbst zu generieren. Seit den 1990er Jahren werden derartige Ansätze immer häufiger diskutiert, so etwa auch das Konzept der [[Dynamische Fähigkeiten von Unternehmen|Dynamic Capabilities]] von [[David J. Teece]].


Bei ''Nichtlokalität'' bzw. ''Lokalität'' geht es prinzipiell um die Frage, ob oder unter welchen Bedingungen ein Ereignis ein anderes Ereignis beeinflussen kann. (Unter [[Ereignis]] versteht man in der Physik einen beliebigen physikalischen Vorgang, der zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort stattfindet.) Die Beantwortung dieser Frage fällt in den unten ausgeführten physikalischen Theorien jeweils unterschiedlich aus.
== Volkswirtschaftlich orientierte Unternehmenstheorien ==
Die volkswirtschaftliche Theorie der Unternehmen betrachtet Unternehmen vor allem im Rahmen ihrer Marktbeziehungen und stellt grundlegende Fragen der Art: Was ist eine Unternehmung? Warum gibt es überhaupt Unternehmungen? Wie sind sie strukturiert und wie ziehen sie ihre Grenzen? Was ist ein Unternehmer? Sie befasst sich mit der Rolle der Unternehmung für das wirtschaftliche Gleichgewicht, für die [[Ressourcenallokation]] und den [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]]<ref>[http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/theorie-der-unternehmung.html Theorie der Unternehmung] – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon</ref> und hinterfragt, ob die von der [[Mikroökonomie|mikroökonomischen Theorie]] unterstellten Prämissen tatsächlich für alle [[Wirtschaftssubjekt]]e gelten (z.&nbsp;B. die Annahmen einer vollkommenen Voraussicht oder fehlender Informationsmonopole). Außerdem beschäftigt sie sich mit den Formen der Unternehmung in nicht vom Markt dominierten Wirtschaftssystemen und mit der Frage, unter welchen Bedingungen Marktstrukturen oder Hierarchien effizienter sind und welche Anreize sie implizieren. Dabei nimmt sie immer mehr Anregungen der [[Institutionenökonomik]] auf.


== Lokalität in der Newtonschen Physik ==
== Einflüsse der Institutionenökonomik ==
[[Ronald Coase]] wies bereits in den 1930er Jahren auf die Bedeutung der [[Transaktionskosten]] und ihr Verhältnis zu den [[Hierarchie]]-(Bürokratie- und internen Kontroll-)kosten für die Strukturierung und Abgrenzung der Unternehmen untereinander hin.<ref>R. H. Coase: ''The Nature of the Firm.'' In: ''Economica.'' New Series, Vol. 4, No. 16 (November 1937), S. 386–405.</ref> Dieser Ansatz ist seit den 1980er Jahren eng mit der Entwicklung der jüngeren Unternehmenstheorie verbunden, die sich der Analyse der konkreten Kooperations- und Vernetzungsformen der Unternehmen in einer sich globalisierenden Weltwirtschaft zuwendet.<ref>Ulrich Mill, Hans-Jürgen Weißbach: ''Vernetzungswirtschaft.'' In: Thomas Malsch, Ulrich Mill (Hrsg.): ''ArBYTE. Modernisierung der Industriesoziologie.'' Sigma: Berlin 1992, S. 315–342.</ref> Dabei nimmt sie immer mehr Anregungen der [[Institutionenökonomik]] auf.<ref>Utz Krüsseberg: ''Theorie der Unternehmung und Institutionenökonomik: Die Theorie der Unternehmung im Spannungsfeld zwischen neuer Institutionenökonomik, ordnungstheoretischem Institutionalismus und Marktprozeßtheorie.'' Physica: Heidelberg 2013.</ref> So erklärt [[Oliver E. Williamson]] die Beschränkungen des Größenwachstums von Unternehmen aus dem Anstieg der Delegationskosten (der Kosten einer Entscheidung von geringerer Qualität, die durch das Einschalten von Agenten entstehen). Damit finden Aspekte wie [[Risiko]] und [[Vertrauen]] Eingang in die unternehmenstheoretische Diskussion.<ref>Oliver E. Williamson: ''The Economic Institutions of Capitalism: Firms, Markets, Relational Contracting.'' Free Press 1985; deutsch: Oliver E. Williamson: ''Die ökonomischen Institutionen des Kapitalismus. Unternehmen, Märkte, Kooperationen.'' Tübingen 1990.</ref>


In der [[Klassische Physik|klassischen Physik]] bzw. der [[Wikipedia:Newtonsche_Mechanik|Newtonschen Mechanik]] wird diese Fragestellung (nämlich wann welche Ereignisse sich beeinflussen können) nicht explizit untersucht, jedoch ergibt sich als direkte Folge der Newtonschen Grundannahmen ([[absolute Zeit]], [[absoluter Raum]] usw.), dass prinzipiell jedes Ereignis jedes andere beeinflussen kann. Mit anderen Worten, es sind beliebige Fernwirkungen möglich.
== Kritik ==
[[Klaus Brockhoff]] gibt demgegenüber zu bedenken, dass eine umfassende Theorie der Unternehmung heute entweder aussagenleer bliebe oder eine derart hohe Komplexitätsstufe erreiche, dass sie eine Handhabung unmöglich mache.<ref>Klaus Brockhoff: ''Betriebswirtschaftslehre in Wissenschaft und Geschichte: Eine Skizze'', Gabler, 2. Auflage, 2006, Seite 69, ISBN 3834925764</ref> Andere Autoren weisen auf die Beliebigkeit der institutionenökonomischen Erklärungen hin, der gegenüber die Mikroökonomik immerhin auf einer stabilen Grundlage beruhe. Sie bestreite ebenso wenig wie die Prinzipal-Agent-Theorie, dass Akteure nicht dauerhaft gegen ihre Interessen handelten; doch im Gegensatz dazu suche die Institutionenökonomik zu schnell nach rationalen Rekonstruktionen für das Verhalten: Selbst Verhalten gegen die eigenen Interessen (z.&nbsp;B. Wegwerfen von Geld und andere Formen der Verschwendung) könne der Institutionenökonomik zufolge rational sein, wenn es der Informationsübertragung (z.&nbsp;B. zwecks Reputationssteigerung) diene. Damit gehe die Unterscheidung zwischen rationalem und irrationalem Handeln verloren.<ref>Sabine Altiparmak: ''Institutionelle Unternehmenstheorie und unvollständige Faktormärkte.'' Springer 2003, S. 5.</ref>


Typisches Beispiel ist das klassisch-newtonsche Konzept der [[Gravitation]], die beliebig fern und instantan wirkt.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Theorie der Unternehmung}}


== Lokalität in der Speziellen Relativitätstheorie ==
== Literatur ==
 
* Erich Gutenberg: ''Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Theorie'', Gabler: Wiesbaden; ND der Habil.-schrift von 1929 (1997), ISBN 3409122184
In der [[Spezielle Relativitätstheorie|Speziellen Relativitätstheorie]] Einsteins wurden die Newtonschen Begriffe von Raum und Zeit modifiziert, so dass eine Neubeantwortung der obigen Fragestellung interessant wurde. Dabei hat sich gezeigt, dass es Ereignisse gibt, die sich prinzipiell nicht beeinflussen können. Das sind z.&nbsp;B. Paare von Ereignissen, die sich nicht durch einen [[Licht]]strahl verbinden lassen, denn in der speziellen Relativitätstheorie wird die [[Lichtgeschwindigkeit]] als oberste Grenzgeschwindigkeit angesehen.
* Horst Albach: ''Zur Theorie der Unternehmung: Schriften und Reden von Erich Gutenberg. Aus dem Nachlaß'', Springer, Berlin; 1989, ISBN 3540504605
 
* Helmut Koch: ''Neuere Entwicklungen in der Unternehmenstheorie: Erich Gutenberg zum 85. Geburtstag'', Springer, Berlin 2013
''Beispiel:'' Ein Ereignis A, hier und jetzt auf der Erde, und ein Ereignis B, welches ein Jahr später auf Alpha Centauri stattfindet, können nicht durch einen Lichtstrahl verbunden sein, da Alpha Centauri vier Lichtjahre entfernt liegt und der Lichtstrahl nach einem Jahr Alpha Centauri noch nicht erreicht hat. Da ein ''Einfluss'' – gleich welcher Art – nicht schneller als Licht sein kann, können sich A und B auch nicht gegenseitig beeinflussen.  Physiker sprechen hierbei von einer ''raumartigen'' Trennung der Ereignisse A und B. Man sagt auch, dass das Ereignis B für das Ereignis A ''nicht-lokal'' ist.
 
Es ist eine fundamentale Aussage der (speziellen) Relativitätstheorie, dass die [[Kausalität]], also die strenge Abfolge von Ursache und Wirkung, nur dann erhalten bleibt, wenn sich die Ereignisse A und B gegenseitig beeinflussen können. Da man die Kausalität nicht aufgeben  möchte, akzeptiert man eher das Vorhandensein von sich-nicht-beeinflussbaren Ereignissen. Man formuliert daher in der speziellen Relativitätstheorie das ''Prinzip der Lokalität'': Nur ''lokale'' Ereignisse können einen physikalischen Vorgang beeinflussen.
 
== Nichtlokalität in der Quantentheorie ==
 
In der [[Wikipedia:Kopenhagener Deutung|Kopenhagener Deutung]] der [[Quantenmechanik]] sieht die Situation wieder anders aus. Da bei der Entwicklung der Quantentheorie (obwohl später entstanden) die Relativitätstheorie nicht beachtet wurde (sondern die Quantentheorie gänzlich aus nicht-relativistischen Prinzipien aufgebaut wurde), kann es nicht verwundern, dass das Prinzip der Lokalität hier nicht gilt.
 
Grundsätzlich postuliert die Quantenmechanik, dass für die Verteilung der Ergebnisse einer Messung bestimmter physikalischer Größen ("Messwerte") lediglich Wahrscheinlichkeiten angegeben werden können. Ein typisches Beispiel ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeitsverteilung des Elektrons im Atom ([[Wikipedia:Orbital|Orbital]]). Sie ist (nahezu) nie Null, in der Nähe des Atomkerns nicht, aber auch nicht auf [[Wikipedia:Alpha Centauri|Alpha Centauri]] (obgleich sehr niedrig, fast null). Diese Aufenthalts- [[Wikipedia:Wahrscheinlichkeitsverteilung|Wahrscheinlichkeitsverteilung]] wird durch das [[Wikipedia:Betragsquadrat|Betragsquadrat]] der Amplitude der [[Wikipedia:Wellenfunktion|Wellenfunktion]] beschrieben. Im Augenblick einer wirklichen Messung ("wo ist das Elektron jetzt") ''kollabiert'' die Wellenfunktion: Am Ort des Elektrons wird sie eins, überall sonst null. Die Frage, auf die die Quantenmechanik nur implizit eine Antwort gibt, ist, ob dieser Kollaps der Wellenfunktion ''instantan'' (augenblicklich) erfolgt oder sich "nur" mit Lichtgeschwindigkeit fortpflanzt. Mit anderen Worten: Wenn eine Ortsmessung eines Elektrons auf der Erde erfolgt, wie schnell ändert die Wellenfunktion ihren Wert auf Null auf Alpha Centauri? Sofort oder erst in vier Jahren? Die implizite Antwort der Quantentheorie heißt: Der [[Wikipedia:Kollaps_der_Wellenfunktion|Kollaps der Wellenfunktion]] erfolgt instantan, ist also ''nicht-lokal'' (impliziert daher Fernwirkungen). Genau diesen Umstand bezeichnet man als ''Quanten-Nichtlokalität''.
 
Diese sehr theoretischen Ausführungen kann man jedoch bereits mit so genannten [[Wikipedia:Quantenverschränkung|verschränkten Paaren]] praktisch nachspielen, wo eine quantenmechanische Messung an einem Ort einen Kollaps der Wellenfunktion an einem anderen Ort nach sich zieht. Dabei zeigt sich, dass zwar der Kollaps der Wellenfunktion instantan erfolgt, jedoch keine echten Informationen übertragen werden können, sodass die Einstein-Kausalität dennoch erhalten bleibt. Diese Ergebnisse entsprechen der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik, die der Wellenfunktion keine unmittelbare physikalische Realität zuschreibt, sondern nur den Messergebnissen. Der "Kollaps" der Wellenfunktion ist daher kein physikalisches Phänomen, das mit Lichtgeschwindigkeit "übertragen" werden müsste. Unser Wissen über die realisierte Möglichkeit des Messprozesses an einem Teil des verschränkten Paares schließt lediglich bestimmte andere Messergebnisse an dem anderen Teil aus. Welche Messergebnisse ausgeschlossen sind, weiß man jedoch nur, wenn man auch das erste Messergebnis kennt. Diese Information muss klassisch übertragen werden.
 
Allerdings bietet diese sogenannte [[Wikipedia:Quantenteleportation|Quantenteleportation]] die Möglichkeit einer besonders sicheren [[Wikipedia:Verschlüsselung|Verschlüsselung]]: Wenn Sender und Empfänger jeweils ein Teil eines verschränkten Paares besitzen, so können sie sich verschlüsselte Botschaften zusenden, die prinzipiell von dritten nicht unbemerkt abgehört werden könnten ([[Wikipedia:Quantenkryptografie|Quantenkryptografie]]). Allerdings gilt das nur für den Fall, dass der "Lauscher"  einen ''klassischen Messvorgang'' bei der Bestimmung des Quantenzustands eines abgefangenen Teilchens verwendet. Einer Gruppe von US-Wissenschaftlern des [[Wikipedia:Massachusetts Institute of Technology|Massachusetts Institute of Technology]] gelang es unter der Leitung von [[Wikipedia:Taehyun Kim|Taehyun Kim]] im November 2006 in einer nach dem [[Wikipedia:Quantenschlüsselaustausch#BB84-Protokoll|BB84-Protokoll]] verschlüsselten Nachricht bis zu 40 % der Übertragung  unbemerkt abzuhören - allerdings in einer ''Simulation'' und unter Laborbedingungen. Die Resultate des Experimentes wurden am 25. April [[Wikipedia:2007|2007]] in der Fachzeitschrift ''[[Wikipedia:Physical Review|Physical Review]]'' veröffentlicht.<ref>Taehyun Kim, Ingo Stork genannt Wersborg, Franco N. C. Wong, Jeffrey H. Shapiro: ''[http://arxiv.org/PS_cache/quant-ph/pdf/0611/0611235v1.pdf Complete physical simulation of the entangling-probe attack on the BB84 protocol.] (PDF; 180&nbsp;kB)''</ref>
 
== Siehe auch ==
*[[Wikipedia:Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon|Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.Quantumlab.de Beweis der Nichtlokalität im interaktiven Experiment mit verschränkten Photonen]
* [http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/theorie-der-unternehmung.html Theorie der Unternehmung] – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon
 
* [http://mlecture.uni-bremen.de/ml/index.php?option=com_content&view=article&id=107 Theorie der Unternehmung] – Videomitschnitte der Vorlesungsreihe an der [[Universität Bremen]] von Prof. Dr. Jörg Freiling
== Literatur ==
* [http://www.finance.uni-frankfurt.de//wp/767.pdf Reinhard H. Schmidt Erich Gutenberg und die Theorie der Unternehmung] – Ausführlicher Artikel über Gutenberg's Theorie der Unternehmung mit Ausblicken, PDF bei der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Uni Frankfurt am Main]]
* Tim Maudlin: ''Quantum non-locality and relativity - metaphysical intimations of modern physics.'' Blackwell, Malden 2002, ISBN 0-631-23220-6
* Peter G. Bergmann: ''Classical and quantum nonlocality.'' World Scientific, Singapore 2000, ISBN 981-02-4296-4
* Andrej A. Grib, et al. : ''Nonlocality in quantum physics.'' Kluwer, New York 1999, ISBN 978-0306461828
* William M. Dickson: ''Quantum chance and non-locality - probability and non-locality in the interpretations of quantum mechanics.'' Cambridge Univ. Press, Cambridge 1998, ISBN 0-521-58127-3
* Michael Redhead: ''Incompleteness, nonlocality and realism - a prolegomenon to the philosophy of quantum mechanics.'' Clarendon Pr., Oxford 1987, ISBN 0-19-824937-3
* [[Wikipedia:John Stewart Bell|John S. Bell]]: ''Indeterminismus und Nichtlokalität.'' in: ''Naturwissenschaft und Weltbild - Mathematik und Quantenphysik in unserem Denk- und Wertesystem.'' Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 1992, ISBN 3-209-01466-3, S. 85 - 98


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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[[Kategorie:Relativitätstheorie]]
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[[Kategorie:Theorie der Unternehmen|!]]
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{{Wikipedia}}

Version vom 13. April 2021, 01:13 Uhr

Unter Theorie der Unternehmung, auch Theorie des Unternehmens oder Theorie der Firma (engl. theory of the firm), versteht man verschiedene Modelle, die das Unternehmen, seine Entstehung und Funktion sowie sein Verhalten am Markt zu erklären versuchen. Weder steht ein spezielles Modell hinter dem Begriff noch ist dieser klar von der Unternehmenstheorie abzugrenzen. Es existiert ein betriebswirtschaftlicher und ein volkswirtschaftlicher Ansatz.[1]

In der neoklassischen Theorie wurde die Existenz des Unternehmens vorausgesetzt. Es interagiert mit dem Markt, bestimmt Preise und Nachfrage und alloziert seine Ressourcen, um den Gewinn zu maximieren. Dabei kommt dem Preissystem eine bestimmende Funktion zu. Allerdings können damit die innere Struktur des Unternehmens und andere Faktoren, die auf die Entscheidungen einwirken, nicht erklärt werden. Heute fasst man daher nicht mehr lediglich die Prinzipien der Gewinnmaximierung unter dem Begriff Theorie der Unternehmung zusammen.[2] Vielmehr wird darunter die Gesamtheit von heterogenen Theorien unterschiedlicher Fachgebiete verstanden, die sich theoretisch mit der Unternehmung und ihrer Einbettung in Märkte oder einzelnen Aspekten davon befassen.[3] Dazu gehören z. B. auch die Arbeiten aus der Organisationstheorie (wegweisend die Veröffentlichung von Richard M. Cyert und James G. March von 1963)[4], Soziologie und Systemtheorie (z. B. Niklas Luhmann) sowie Wirtschaftspsychologie. Immer wichtiger werden auch Theorien des Corporate Governance zur Wirkung von Anreizstrukturen.

Betriebswirtschaftlich orientierte Unternehmenstheorien

Der betriebswirtschaftliche Ansatz beschäftigt sich mit konkreten Ausgestaltungen eines Betriebs bzw. Unternehmens, also mit den spezifischen Merkmalsausprägungen und funktionalen Einheiten von Unternehmen. Zwar ist diese Perspektive, die heute keine isolierte Disziplin mehr darstellt, von der eher handlungs- und entscheidungsorientierten Theorie der Unternehmensführung und von der strategisch ausgerichteten Unternehmenspolitik abzugrenzen. Jedoch handelt man sich Probleme ein, wenn man die Psychologie der Unternehmensführung ganz von einer mikroökonomisch fundierten Unternehmenstheorie trennt, wie es Erich Gutenberg versuchte, der in den 1950er Jahren in der deutschen Betriebswirtschaftslehre den Begriff der Unternehmenstheorie maßgeblich prägte. Gutenberg arbeitete die Aufteilung der Verantwortungsbereiche zwischen Eigentümern und Management heraus, schloss jedoch die Psychologie der Unternehmensführung aus seiner Analyse aus. Diese Ansätze wurden seit den 1970er Jahren ergänzt durch Ansätze, die die Interaktionen in Mehrpersonenunternehmen und Teams sowie das Prinzipal-Agent-Problem[5] berücksichtigten oder sogar in den Mittelpunkt der Theorie des Unternehmens stellten.[6] Hinzu kommen ressourcentheoretische Betrachtungen aus dem strategischen Management zur Erklärung von nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen wie z. B. der ungleichgewichtstheoretische Ansatz von Edith Penrose[7]: Statt Ressourcen auf Märkten einzukaufen, haben Unternehmen die Möglichkeit, immaterielle Werte wie Wissen selbst zu generieren. Seit den 1990er Jahren werden derartige Ansätze immer häufiger diskutiert, so etwa auch das Konzept der Dynamic Capabilities von David J. Teece.

Volkswirtschaftlich orientierte Unternehmenstheorien

Die volkswirtschaftliche Theorie der Unternehmen betrachtet Unternehmen vor allem im Rahmen ihrer Marktbeziehungen und stellt grundlegende Fragen der Art: Was ist eine Unternehmung? Warum gibt es überhaupt Unternehmungen? Wie sind sie strukturiert und wie ziehen sie ihre Grenzen? Was ist ein Unternehmer? Sie befasst sich mit der Rolle der Unternehmung für das wirtschaftliche Gleichgewicht, für die Ressourcenallokation und den Wettbewerb[8] und hinterfragt, ob die von der mikroökonomischen Theorie unterstellten Prämissen tatsächlich für alle Wirtschaftssubjekte gelten (z. B. die Annahmen einer vollkommenen Voraussicht oder fehlender Informationsmonopole). Außerdem beschäftigt sie sich mit den Formen der Unternehmung in nicht vom Markt dominierten Wirtschaftssystemen und mit der Frage, unter welchen Bedingungen Marktstrukturen oder Hierarchien effizienter sind und welche Anreize sie implizieren. Dabei nimmt sie immer mehr Anregungen der Institutionenökonomik auf.

Einflüsse der Institutionenökonomik

Ronald Coase wies bereits in den 1930er Jahren auf die Bedeutung der Transaktionskosten und ihr Verhältnis zu den Hierarchie-(Bürokratie- und internen Kontroll-)kosten für die Strukturierung und Abgrenzung der Unternehmen untereinander hin.[9] Dieser Ansatz ist seit den 1980er Jahren eng mit der Entwicklung der jüngeren Unternehmenstheorie verbunden, die sich der Analyse der konkreten Kooperations- und Vernetzungsformen der Unternehmen in einer sich globalisierenden Weltwirtschaft zuwendet.[10] Dabei nimmt sie immer mehr Anregungen der Institutionenökonomik auf.[11] So erklärt Oliver E. Williamson die Beschränkungen des Größenwachstums von Unternehmen aus dem Anstieg der Delegationskosten (der Kosten einer Entscheidung von geringerer Qualität, die durch das Einschalten von Agenten entstehen). Damit finden Aspekte wie Risiko und Vertrauen Eingang in die unternehmenstheoretische Diskussion.[12]

Kritik

Klaus Brockhoff gibt demgegenüber zu bedenken, dass eine umfassende Theorie der Unternehmung heute entweder aussagenleer bliebe oder eine derart hohe Komplexitätsstufe erreiche, dass sie eine Handhabung unmöglich mache.[13] Andere Autoren weisen auf die Beliebigkeit der institutionenökonomischen Erklärungen hin, der gegenüber die Mikroökonomik immerhin auf einer stabilen Grundlage beruhe. Sie bestreite ebenso wenig wie die Prinzipal-Agent-Theorie, dass Akteure nicht dauerhaft gegen ihre Interessen handelten; doch im Gegensatz dazu suche die Institutionenökonomik zu schnell nach rationalen Rekonstruktionen für das Verhalten: Selbst Verhalten gegen die eigenen Interessen (z. B. Wegwerfen von Geld und andere Formen der Verschwendung) könne der Institutionenökonomik zufolge rational sein, wenn es der Informationsübertragung (z. B. zwecks Reputationssteigerung) diene. Damit gehe die Unterscheidung zwischen rationalem und irrationalem Handeln verloren.[14]

Siehe auch

Literatur

  • Erich Gutenberg: Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Theorie, Gabler: Wiesbaden; ND der Habil.-schrift von 1929 (1997), ISBN 3409122184
  • Horst Albach: Zur Theorie der Unternehmung: Schriften und Reden von Erich Gutenberg. Aus dem Nachlaß, Springer, Berlin; 1989, ISBN 3540504605
  • Helmut Koch: Neuere Entwicklungen in der Unternehmenstheorie: Erich Gutenberg zum 85. Geburtstag, Springer, Berlin 2013

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Theorie der Unternehmung – Artikel der Uni Lüneburg
  2. Unternehmenstheorie@1@2Vorlage:Toter Link/www2.uni-siegen.de (Seite nicht mehr abrufbar; Suche in Webarchiven) – Artikel der Universität Siegen
  3. Theorie der Unternehmung (Memento vom 21. September 2010 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) – Literaturübersicht zum Thema „Theorie der Unternehmung“ der Uni Oldenburg
  4. R. M. Cyert, J. G. March: A Behavioral Theory of the Firm, Wiley-Blackwell 1963.
  5. Michael C. Jensen, William H. Meckling: Theory of the firm: Managerial behavior, agency costs and ownership structure. In: Journal of Financial Economics, Vol. 3, Issue 4, Oktober 1976, S. 305–360.
  6. Josef Windsperger: Die Entwicklung der Unternehmenstheorie seit Gutenberg. In: Horst Albach, Egbert Eymann, Alfred Luhmer, Marion Steven (Hrsg.): Die Theorie der Unternehmung in Forschung und Praxis. Springer 2013, S. 147 ff.
  7. E. Penrose: Theory of the Growth of the Firm. Wiley: New York 1959.
  8. Theorie der Unternehmung – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon
  9. R. H. Coase: The Nature of the Firm. In: Economica. New Series, Vol. 4, No. 16 (November 1937), S. 386–405.
  10. Ulrich Mill, Hans-Jürgen Weißbach: Vernetzungswirtschaft. In: Thomas Malsch, Ulrich Mill (Hrsg.): ArBYTE. Modernisierung der Industriesoziologie. Sigma: Berlin 1992, S. 315–342.
  11. Utz Krüsseberg: Theorie der Unternehmung und Institutionenökonomik: Die Theorie der Unternehmung im Spannungsfeld zwischen neuer Institutionenökonomik, ordnungstheoretischem Institutionalismus und Marktprozeßtheorie. Physica: Heidelberg 2013.
  12. Oliver E. Williamson: The Economic Institutions of Capitalism: Firms, Markets, Relational Contracting. Free Press 1985; deutsch: Oliver E. Williamson: Die ökonomischen Institutionen des Kapitalismus. Unternehmen, Märkte, Kooperationen. Tübingen 1990.
  13. Klaus Brockhoff: Betriebswirtschaftslehre in Wissenschaft und Geschichte: Eine Skizze, Gabler, 2. Auflage, 2006, Seite 69, ISBN 3834925764
  14. Sabine Altiparmak: Institutionelle Unternehmenstheorie und unvollständige Faktormärkte. Springer 2003, S. 5.
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