Theorie der Haushalte und Theorie der Unternehmen: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Haushaltstheorie''' ist eine grundlegende Theorie der [[Mikroökonomie]] innerhalb der [[Volkswirtschaftslehre]]. In ihr werden die wirtschaftlichen Entscheidungen der (privaten) Haushalte untersucht. Die Konsumentscheidungen werden aufgrund des optimalen Konsumbündels getroffen, die sich im [[Haushaltsoptimum]] widerspiegeln. 
Unter '''Theorie der Unternehmung''', auch '''Theorie des Unternehmens''' oder '''Theorie der Firma''' (engl. ''theory of the firm''), versteht man verschiedene Modelle, die das [[Unternehmen]], seine Entstehung und Funktion sowie sein Verhalten am Markt zu erklären versuchen. Weder steht ein spezielles Modell hinter dem Begriff noch ist dieser klar von der ''Unternehmenstheorie'' abzugrenzen. Es existiert ein [[Betriebswirtschaftslehre|betriebswirtschaftlicher]] und ein [[Volkswirtschaftslehre|volkswirtschaftlicher]] Ansatz.<ref>[https://web.archive.org/web/20070212222251/http://perso.uni-lueneburg.de/index.php?id=67 Theorie der Unternehmung] – Artikel der Uni Lüneburg</ref>
In der [[Neoklassische Theorie|neoklassischen Theorie]] wurde die Existenz des Unternehmens vorausgesetzt. Es interagiert mit dem Markt, bestimmt Preise und Nachfrage und alloziert seine Ressourcen, um den [[Gewinn]] zu maximieren. Dabei kommt dem Preissystem eine bestimmende Funktion zu. Allerdings können damit die innere Struktur des Unternehmens und andere Faktoren, die auf die Entscheidungen einwirken, nicht erklärt werden. Heute fasst man daher nicht mehr lediglich die Prinzipien der [[Gewinnmaximierung]] unter dem Begriff ''Theorie der Unternehmung'' zusammen.<ref>[http://www2.uni-siegen.de/~vwlii/mikro/unternehmenstheorie.html Unternehmenstheorie]{{Toter Link|url=http://www2.uni-siegen.de/~vwlii/mikro/unternehmenstheorie.html |date=2019-05 |archivebot=2019-05-18 06:05:15 InternetArchiveBot }} – Artikel der [[Universität Siegen]]</ref> Vielmehr wird darunter die Gesamtheit von heterogenen Theorien unterschiedlicher Fachgebiete verstanden, die sich theoretisch mit der Unternehmung und ihrer Einbettung in Märkte oder einzelnen Aspekten davon befassen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.laub.uni-oldenburg.de/1824.html |wayback=20100921043624 |text=Theorie der Unternehmung |archiv-bot=2019-05-18 06:05:15 InternetArchiveBot }} – Literaturübersicht zum Thema „Theorie der Unternehmung“ der [[Carl von Ossietzky Universität Oldenburg|Uni Oldenburg]]</ref> Dazu gehören z.&nbsp;B. auch die Arbeiten aus der [[Organisationstheorie]] (wegweisend die Veröffentlichung von Richard M. Cyert und James G. March von 1963)<ref>R. M. Cyert, J. G. March: ''A Behavioral Theory of the Firm'', Wiley-Blackwell 1963.</ref>, [[Soziologie]] und [[Systemtheorie]] (z.&nbsp;B. [[Niklas Luhmann]]) sowie [[Wirtschaftspsychologie]]. Immer wichtiger werden auch Theorien des [[Corporate Governance]] zur Wirkung von Anreizstrukturen.


== Der Haushalt ==
== Betriebswirtschaftlich orientierte Unternehmenstheorien ==
Ein Haushalt besteht aus einer oder mehreren [[Natürliche Person|natürlichen Personen]], die zusammen einen [[Wirtschaftsplan]] aufstellen. In ihm werden die gesamten geplanten Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt. Außerdem produziert ein Haushalt ausschließlich Güter für den eigenen Konsum. Nur, wenn alle drei Eigenschaften erfüllt sind, spricht man von einem Haushalt. Dies unterscheidet ihn von anderen Wirtschaftssubjekten.<ref name=":0">{{Literatur|Autor=Alfred Endres, Jörn Martiensen|Titel=Mikroökonomik|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=W. Kohlhammer|Ort=Stuttgart|Datum=2007|Seiten=41|ISBN=978-3-17-019778-7}}</ref>
Der betriebswirtschaftliche Ansatz beschäftigt sich mit konkreten Ausgestaltungen eines Betriebs bzw. Unternehmens, also mit den spezifischen Merkmalsausprägungen und funktionalen Einheiten von Unternehmen. Zwar ist diese Perspektive, die heute keine isolierte Disziplin mehr darstellt, von der eher handlungs- und entscheidungsorientierten Theorie der [[Unternehmensführung]] und von der strategisch ausgerichteten [[Unternehmenspolitik]] abzugrenzen. Jedoch handelt man sich Probleme ein, wenn man die Psychologie der Unternehmensführung ganz von einer mikroökonomisch fundierten Unternehmenstheorie trennt, wie es [[Erich Gutenberg]] versuchte, der in den 1950er Jahren in der deutschen Betriebswirtschaftslehre den Begriff der Unternehmenstheorie maßgeblich prägte. Gutenberg arbeitete die Aufteilung der Verantwortungsbereiche zwischen Eigentümern und Management heraus, schloss jedoch die Psychologie der Unternehmensführung aus seiner Analyse aus. Diese Ansätze wurden seit den 1970er Jahren ergänzt durch Ansätze, die die Interaktionen in Mehrpersonenunternehmen und Teams sowie das [[Prinzipal-Agent-Theorie|Prinzipal-Agent-Problem]]<ref>Michael C. Jensen, William H. Meckling: ''Theory of the firm: Managerial behavior, agency costs and ownership structure.'' In: ''Journal of Financial Economics'', Vol. 3, Issue 4, Oktober 1976, S. 305–360.</ref> berücksichtigten oder sogar in den Mittelpunkt der Theorie des Unternehmens stellten.<ref>Josef Windsperger: ''Die Entwicklung der Unternehmenstheorie seit Gutenberg.'' In: Horst Albach, Egbert Eymann, Alfred Luhmer, Marion Steven (Hrsg.): ''Die Theorie der Unternehmung in Forschung und Praxis.'' Springer 2013, S. 147 ff.</ref> Hinzu kommen [[Ressourcentheorie|ressourcentheoretische]] Betrachtungen aus dem strategischen Management zur Erklärung von nachhaltigen [[Wettbewerbsvorteil]]en wie z.&nbsp;B. der ungleichgewichtstheoretische Ansatz von [[Edith Penrose]]<ref>E. Penrose: ''Theory of the Growth of the Firm.'' Wiley: New York 1959.</ref>: Statt Ressourcen auf Märkten einzukaufen, haben Unternehmen die Möglichkeit, immaterielle Werte wie Wissen selbst zu generieren. Seit den 1990er Jahren werden derartige Ansätze immer häufiger diskutiert, so etwa auch das Konzept der [[Dynamische Fähigkeiten von Unternehmen|Dynamic Capabilities]] von [[David J. Teece]].


Die Familie ist ein typisches Beispiel eines Haushalts. Dieser Haushalt besteht aus mehreren Personen, die einen gemeinsamen Wirtschaftsplan aufstellen. Außerdem produzieren sie keine Güter oder Dienstleistungen für den [[Markt]], sondern vielmehr für den eigenen Gebrauch beispielsweise Erziehungsleistungen oder Verpflegungsleistungen.<ref name=":0" /> Ein Haushalt wird in der Haushaltstheorie als eine Einheit beschrieben, die Konsumentscheidungen gemäß ihrer gemeinsamen [[Präferenzordnung|Präferenzstruktur]] als '''ein''' Wirtschaftssubjekt trifft.<ref name=":1">{{Literatur|Autor=Sibylle Brunner, Karl Kehrle|Titel=Volkswirtschaftslehre|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=3|Verlag=Franz Vahlen GmbH|Ort=München|Datum=2014|Seiten=176|ISBN=978-3-8006-4769-9}}</ref> Außerdem werden [[Privathaushalt|private Haushalte]] und [[Öffentlicher Haushalt|öffentliche Haushalte]] voneinander unterschieden. Die Haushaltstheorie beschäftigt sich jedoch mit den ökonomischen Entscheidungen privater Haushalte.<ref name=":0" />
== Volkswirtschaftlich orientierte Unternehmenstheorien ==
Die volkswirtschaftliche Theorie der Unternehmen betrachtet Unternehmen vor allem im Rahmen ihrer Marktbeziehungen und stellt grundlegende Fragen der Art: Was ist eine Unternehmung? Warum gibt es überhaupt Unternehmungen? Wie sind sie strukturiert und wie ziehen sie ihre Grenzen? Was ist ein Unternehmer? Sie befasst sich mit der Rolle der Unternehmung für das wirtschaftliche Gleichgewicht, für die [[Ressourcenallokation]] und den [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]]<ref>[http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/theorie-der-unternehmung.html Theorie der Unternehmung] – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon</ref> und hinterfragt, ob die von der [[Mikroökonomie|mikroökonomischen Theorie]] unterstellten Prämissen tatsächlich für alle [[Wirtschaftssubjekt]]e gelten (z.&nbsp;B. die Annahmen einer vollkommenen Voraussicht oder fehlender Informationsmonopole). Außerdem beschäftigt sie sich mit den Formen der Unternehmung in nicht vom Markt dominierten Wirtschaftssystemen und mit der Frage, unter welchen Bedingungen Marktstrukturen oder Hierarchien effizienter sind und welche Anreize sie implizieren. Dabei nimmt sie immer mehr Anregungen der [[Institutionenökonomik]] auf.


== Grundlegende Annahmen ==
== Einflüsse der Institutionenökonomik ==
 
[[Ronald Coase]] wies bereits in den 1930er Jahren auf die Bedeutung der [[Transaktionskosten]] und ihr Verhältnis zu den [[Hierarchie]]-(Bürokratie- und internen Kontroll-)kosten für die Strukturierung und Abgrenzung der Unternehmen untereinander hin.<ref>R. H. Coase: ''The Nature of the Firm.'' In: ''Economica.'' New Series, Vol. 4, No. 16 (November 1937), S. 386–405.</ref> Dieser Ansatz ist seit den 1980er Jahren eng mit der Entwicklung der jüngeren Unternehmenstheorie verbunden, die sich der Analyse der konkreten Kooperations- und Vernetzungsformen der Unternehmen in einer sich globalisierenden Weltwirtschaft zuwendet.<ref>Ulrich Mill, Hans-Jürgen Weißbach: ''Vernetzungswirtschaft.'' In: Thomas Malsch, Ulrich Mill (Hrsg.): ''ArBYTE. Modernisierung der Industriesoziologie.'' Sigma: Berlin 1992, S. 315–342.</ref> Dabei nimmt sie immer mehr Anregungen der [[Institutionenökonomik]] auf.<ref>Utz Krüsseberg: ''Theorie der Unternehmung und Institutionenökonomik: Die Theorie der Unternehmung im Spannungsfeld zwischen neuer Institutionenökonomik, ordnungstheoretischem Institutionalismus und Marktprozeßtheorie.'' Physica: Heidelberg 2013.</ref> So erklärt [[Oliver E. Williamson]] die Beschränkungen des Größenwachstums von Unternehmen aus dem Anstieg der Delegationskosten (der Kosten einer Entscheidung von geringerer Qualität, die durch das Einschalten von Agenten entstehen). Damit finden Aspekte wie [[Risiko]] und [[Vertrauen]] Eingang in die unternehmenstheoretische Diskussion.<ref>Oliver E. Williamson: ''The Economic Institutions of Capitalism: Firms, Markets, Relational Contracting.'' Free Press 1985; deutsch: Oliver E. Williamson: ''Die ökonomischen Institutionen des Kapitalismus. Unternehmen, Märkte, Kooperationen.'' Tübingen 1990.</ref>
=== Bedürfnisbefriedigung ===
Den Überlegungen der Haushaltstheorie liegt zugrunde, dass alle [[Bedürfnis]]se (materiell wie immateriell) in einem Haushalt befriedigt werden. Die Befriedigung der Bedürfnisse ist der eigentliche Zweck eines jeden wirtschaftlichen Handelns.<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer Verlag|Ort=Berlin/Heidelberg|Datum=2007|Seiten=47|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref> Das Ziel eines Haushalts ist seine individuelle [[Nutzenmaximierung]]. Der [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]] ist als Maß für die Zufriedenheit zu verstehen, die ein Haushalt aufgrund seiner Konsumentscheidung erfährt. Der Haushalt trifft demnach seine Entscheidungen unter den gegebenen Bedingungen so, dass er die höchste mögliche [[ökonomische Wohlfahrt]] erzielt.<ref name=":2">{{Literatur|Autor=Sibylle Brunner, Karl Kehrle|Titel=Volkswirtschaftslehre|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=3|Verlag=Franz Vahlen GmbH|Ort=München|Datum=2014|Seiten=177|ISBN=978-3-8006-4769-9}}</ref>
 
=== Präferenzen ===
Voraussetzung für die Nutzenmaximierung eines Haushalts ist es, dass er sich über eine Rangfolge seiner Bedürfnisse im Klaren ist. Diese subjektive Wertschätzung wird von den Haushalten durch eine so genannte [[Präferenzordnung]] widergespiegelt, das heißt, gewissen Gütern wird ein höherer Nutzen zugeordnet als anderen. Es können auch Kombinationen aus mehreren Gütern hinsichtlich ihrer Präferenz höheren Nutzen stiften als andere. Die Haushalte entscheiden hierbei aufgrund ihrer eigenen Bedürfnisse und somit unabhängig von anderen Haushalten über ihre Präferenzordnung.<ref name=":2" /> Das Verhältnis zwischen der Menge konsumierter Güter und deren Nutzen lässt sich durch die [[Nutzenfunktion (Mikroökonomie)|Nutzenfunktion]] abbilden. Das Verhältnis zwischen der Zusammensetzung verschiedener Güterbündel und deren subjektiver Nutzenempfindung wird auf [[Indifferenzkurve]]n dargestellt. Hierbei strebt der Haushalt das höchst mögliche Nutzenniveau an.<ref name=":3">{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=14-17|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>
 
=== Rationales Verhalten ===
Die Haushaltstheorie unterstellt dem Haushalt, dass er nach dem Rationalitätsprinzip handelt. Jeder Haushalt versucht, im Rahmen des ihm zur Verfügung stehenden [[Budget]]s seine Bedürfnisbefriedigung, also seinen durch den Güterverbrauch verursachten Eigennutzen, zu maximieren. Die Möglichkeiten zum Konsum, die der Haushalt hat, befinden sich auf und unterhalb der sogenannten [[Budgetgerade]]. Es wird unterstellt, dass der Haushalt sich gemäß dem [[Ökonomisches Prinzip|ökonomischen Prinzip]] [[Homo oeconomicus|rational]] verhält. Somit strebt der Haushalt das höchstmögliche Nutzenniveau an, das er mit gegebenen Güterpreisen und Einkommen erreichen kann. Dieses Prinzip wird [[Maximalprinzip]] genannt.<ref name=":3" /><ref name=":4">{{Literatur|Autor=Sibylle Brunner, Karl Kehrle|Titel=Volkswirtschaftslehre|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=3|Verlag=Franz Vahlen GmbH|Ort=München|Datum=2014|Seiten=178−179|ISBN=978-3-8006-4769-9}}</ref>
 
Zusätzlich wird angenommen, dass die Mehrheit der Haushalte durch ihre individuellen Nachfragen bzw. Angebote keinen Einfluss auf die Marktpreise haben. Dies bedeutet, dass die Haushalte [[Mengenanpasser]] sind.<ref name=":4" />
 
=== Konsumentensouveränität ===
Eine grundlegende Annahme der Haushaltstheorie ist die [[Konsumentensouveränität]]. Im engeren Sinne bedeutet dies, dass der Haushalt gemäß seiner Präferenzordnung mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln frei darüber entscheidet, in welchen Mengen er die angebotenen privaten Güter konsumiert. Im weiteren Sinne wird unter der Konsumentensouveränität verstanden, dass sich die Produktion von privaten Gütern, die durch den Marktprozess koordiniert wird und die Bereitstellung öffentlicher Guter im besten Fall an den Präferenzstrukturen der Haushalte orientieren.<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=47−49|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>
 
=== Entscheidungen unter Sicherheit/Unsicherheit ===
Gemäß der [[Neoklassische Theorie|neoklassischen Theorie]] wird den vorhergehenden Annahmen zugrunde gelegt, dass der Haushalt im Entscheidungsprozess [[Vollständige Information|vollständige Informationen]] besitzt und seine Entscheidungen unter Sicherheit trifft. Langfristig trifft der Haushalt aufgrund von [[Unvollständige Information|unvollständigen Informationen]] jedoch Entscheidungen unter Unsicherheit. Hierfür liefert die [[Erwartungswert|Erwartungsnutzentheorie]] eine Erklärung bzw. einen Lösungsansatz. Die Annahme vollständiger Informationen ist legitim, um die Komplexität der wirtschaftlichen Entscheidungssituation zu reduzieren und so relevante Einflussgrößen zu erkennen.<ref name=":4" />
 
== Die Haushaltsnachfrage ==
Der Haushalt entscheidet über die Verwendung seines Einkommens in Form von Konsum und Ersparnis.<ref name=":2" />
 
=== Nachfragefunktionen ===
In den Wirtschaftswissenschaften wird die [[Nachfragefunktion|individuelle Nachfragefunktion]] und die [[Gesamtwirtschaftliche Nachfrage|Gesamtnachfragefunktion]], d.&nbsp;h. die Marktnachfrage voneinander unterschieden. Die Marktnachfrage ist hierbei die Aggregation der individuellen Nachfragefunktionen der einzelnen Marktteilnehmer.<ref>{{Literatur|Autor=Sibylle Brunner, Karl Kehrle|Titel=Volkswirtschaftslehre|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=3|Verlag=Franz Vahlen GmbH|Ort=München|Datum=2014|Seiten=211−213|ISBN=978-3-8006-4769-9}}</ref>
 
Außerdem gibt es spezielle Nachfragefunktionen, welche einkommensabhängig sind. Dies sind die [[Einkommens-Konsum-Kurve|Einkommen-Konsum-Kurve]] und die [[Engel-Kurve]]n. Es entsteht eine anomale Nachfragereaktion bei [[Inferiores Gut|inferioren Gütern]].<ref>{{Literatur|Autor=Sibylle Brunner, Karl Kehrle|Titel=Volkswirtschaftslehre|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=3|Verlag=Franz Vahlen GmbH|Ort=München|Datum=2014|Seiten=199−210|ISBN=978-3-8006-4769-9}}</ref>  Weitere spezielle Nachfragekurven verändern sich bei Preisänderungen. Dazu zählen die Preis-Konsum-Kurve, die [[Marshallsche Nachfragefunktion|Marshallsche-Nachfragekurve]] und die [[Kreuzpreiselastizität|Kreuznachfragekurve]]. Einen weiteren Einfluss auf die Nachfragefunktion hat der [[Einkommenseffekt|Einkommens-]] und [[Substitutionseffekt]].
 
Die [[Preiselastizität]] der Nachfrage gibt an, wie elastisch/unelastisch eine Nachfragekurve ist. Sie sagt aus um wie viel Prozent die Nachfragemenge zurückgehen/ansteigen würde, bei einer Preiserhöhung/-senkung um 1 %.<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=68−77|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>
 
=== Abnehmender Grenznutzen ===
Um den Nutzen eines Haushalts zu maximieren, muss das [[Gossensches Gesetz|erste Gossensche Gesetz]] erfüllt sein. Dieses besagt, dass der [[Grenznutzen]] eines Gutes mit steigender konsumierter Menge abnimmt. Der Nutzenzuwachs pro weiterer Einheit ist somit abnehmend. Der Gesamtnutzen eines Haushalts wird in der [[Sättigungsmenge (Wirtschaft)|Sättigungsmenge]] maximiert, das heißt, es werden so viele Einheiten konsumiert, bis der Grenznutzen null beträgt.<ref name=":5">{{Literatur|Autor=Sibylle Brunner, Karl Kehrle|Titel=Volkswirtschaftslehre|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=3|Verlag=Franz Vahlen GmbH|Ort=München|Datum=2014|Seiten=180−198|ISBN=978-3-8006-4769-9}}</ref>
 
=== Optimaler Konsumplan ===
Wie bereits im vorherigen Abschnitt „rationales Verhalten“ erwähnt, handelt der rationale Haushalt nach dem Maximalprinzip. Er wählt jenes Konsumgüterbündel, bei welchem die gegebene Budgetgerade die höchst mögliche Indifferenzkurve tangiert. Dieser Punkt wird als optimaler Konsumplan, d.&nbsp;h. als [[Haushaltsoptimum]] beschrieben.<ref name=":3" /><ref name=":5" /> Die [[Grenzrate der Substitution]] beschreibt die Bereitschaft eines Konsumenten, ein Gut gegen das andere zu tauschen. Diese ist gleich der Steigung der Indifferenzkurve.<ref name=":5" /> Im Haushaltsoptimum muss außerdem das [[Gossensches Gesetz|zweite Gossensche Gesetz]] erfüllt sein. Dies bedeutet, dass das Einkommen so auf den Kauf beider Güter aufgeteilt wird, dass für den jeweils letzten für Gut 1 oder Gut 2 ausgegebenen Cent der gleiche Nutzen erzielt wird.<ref name=":3" />
 
Für die formale Bestimmung des Haushaltsoptimums wird in der Mikroökonomik die [[Lagrange-Funktion]] verwendet. Hier wird die Zielfunktion als Nutzenfunktion maximiert unter der Nebenbedingung der [[Budgetrestriktion]].<ref name=":5" />
== Das Haushaltsangebot ==
Da man Haushalte als konsumierende Wirtschaftssubjekte sieht, wird oft vergessen, dass Haushalte [[Produktionsfaktor]]en anbieten, um Einkommen zu generieren. Auf den [[Faktormarkt|Faktormärkten]] bietet der Haushalt somit die Produktionsfaktoren [[Arbeit (Volkswirtschaftslehre)|Arbeit]] und [[Kapital]] an.<ref name=":1" /> Die Entscheidungen über das Arbeits- und [[Kapitalangebot]] werden unter der Prämisse der [[Nutzenmaximierung]] getroffen.<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=109,116|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>
 
=== Arbeitsangebot ===
Der Haushalt entscheidet über sein [[Arbeitsmarktökonomik|Arbeitsangebot]], d.&nbsp;h. zu welchen Anteilen er seine verfügbare Tageszeit in Arbeits- und Freizeit aufteilt. Diese Aufteilung entscheidet darüber, wie viel Einkommen dieser Haushalt erwirtschaftet.<ref name=":1" />
 
=== Kapitalangebot ===
Der Haushalt kann ebenfalls darüber entscheiden, wie er sein Vermögen auf unterschiedliche [[Finanzprodukt|Anlagemöglichkeiten]] verteilen möchte, sodass er Vermögenseinkommen erzielt.<ref name=":1" /> Somit entscheidet er sich im Wesentlichen zwischen einem Gegenwarts- und Zukunftskonsum, d.&nbsp;h. zwischen Konsum und Ersparnis.<ref>{{Literatur|Autor=Alfred Endres, Jörn Martiensen|Titel=Mikroökonomik|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=W.Kohlhammer|Ort=Stuttgart|Datum=2007|Seiten=183|ISBN=978-3-17-019778-7}}</ref>
 
Angebots- und Nachfrageentscheidungen des Haushalts sind in der Regel wechselseitig voneinander abhängig, weil sie das ihm zur Verfügung stehende Budget beeinflussen.<ref name=":2" />
 
== Sonstige Entscheidungen ==
Die in den vorherigen Kapiteln beschriebene Haushaltstheorie bezieht sich nur auf die Entscheidungen der Haushalte in der [[Neoklassische Theorie|klassischen Ökonomie]]. Jedoch trifft der Haushalt neben den Entscheidungen über sein Angebot an Produktionsfaktoren und der Nachfrage nach Konsumgütern auch weitere Entscheidungen über den Einsatz [[Knappheit|knapper Ressourcen]]. Hierzu zählen beispielsweise die Entscheidungen über die Partner- und Berufswahl, Anzahl der Kinder oder die Wohngegend. Diese sind durch die Rationalitätsannahme zu erklären.<ref name=":6">{{Literatur|Autor=Alfred Endres, Jörn Martiensen|Titel=Mikroökonomik|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=W. Kohlhammer GmbH|Ort=Stuttgart|Datum=2007|Seiten=194−197|ISBN=978-3-17-019778-7}}</ref>
 
Der große Unterschied zwischen den Entscheidungen eines Haushalts in der klassischen Haushaltstheorie und den sonstigen Entscheidungen ist, dass sich die zu erwartenden Erträge bei sonstigen Entscheidungen schwerer messen lassen. Ein Beispiel hierfür ist Zufriedenheit oder Lebensqualität.<ref name=":6" />
 
== Die intertemporale Theorie des Haushalts ==
 
=== Die Konsumzeit ===
In der älteren Haushaltstheorie wurde davon ausgegangen, dass es keine zeitlichen Restriktionen für den Verbrauch der Güter gibt. Dies wurde durch [[Gary Becker]] widerlegt. Durch die optimalen Kombinationen von Gütermengen und ihrer Konsumzeiten ergibt sich eine Verbrauchsleistung, mit Hilfe dieser die Bedürfnisse befriedigt werden können. Die Nutzenfunktion ist somit abhängig von der Verbrauchsleistung. Beispielsweise erfordert das Reisebedürfnis die Verbrauchsleistungen in Form von Transport- und Unterkunftsleistungen sowie Reise'''zeit'''.<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=92−94|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>
 
=== Nachfrageseitiges Gleichgewicht ===
Unter der Berücksichtigung der zeitlichen Komponente könnte der Haushalt den Wunsch haben, dass in einem bestimmten Zeitraum der Konsum vom Einkommen abweicht. In diesem Fall entstehen positive Ersparnisse, d.&nbsp;h., es wird mehr Einkommen erzielt als Ausgaben generiert oder andersherum. Wenn durch diese positiven/negativen Ersparnisse die Haushaltsaktiva nicht steigen/sinken, dann spricht man bei positiven Ersparnissen von einem Kapitalangebot und bei negativen Ersparnissen von einer [[Kapitalnachfrage]] des Haushalts.<ref name=":7">{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=117−126|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>
 
=== Angebotsseitiges Gleichgewicht ===
Man spricht bei der Entscheidung über das Arbeitsangebot neben der [[Ressourcenallokation|Güterallokation]] auch von einer Zeitallokation<ref>{{Literatur|Autor=Alfred Endres, Jörn Martiensen|Titel=Mikroökonomik|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=W. Kohlhammer GmbH|Ort=Stuttgart|Datum=2007|Seiten=168−176|ISBN=978-3-17-019778-7}}</ref>, da der Haushalt die Möglichkeit hat, über einen Zeitraum von mehreren Perioden hinweg sein Einkommen variabel zu gestalten. In der Gegenwart könnte er somit weniger Arbeit anbieten und dadurch ein geringeres Einkommen generieren, da er durch eine Ausbildung oder Schulung seine Qualifikationen erhöht, um dafür in der Zukunft ein höheres Einkommen zu erzielen.<ref name=":7" />


== Kritik ==
== Kritik ==
 
[[Klaus Brockhoff]] gibt demgegenüber zu bedenken, dass eine umfassende Theorie der Unternehmung heute entweder aussagenleer bliebe oder eine derart hohe Komplexitätsstufe erreiche, dass sie eine Handhabung unmöglich mache.<ref>Klaus Brockhoff: ''Betriebswirtschaftslehre in Wissenschaft und Geschichte: Eine Skizze'', Gabler, 2. Auflage, 2006, Seite 69, ISBN 3834925764</ref> Andere Autoren weisen auf die Beliebigkeit der institutionenökonomischen Erklärungen hin, der gegenüber die Mikroökonomik immerhin auf einer stabilen Grundlage beruhe. Sie bestreite ebenso wenig wie die Prinzipal-Agent-Theorie, dass Akteure nicht dauerhaft gegen ihre Interessen handelten; doch im Gegensatz dazu suche die Institutionenökonomik zu schnell nach rationalen Rekonstruktionen für das Verhalten: Selbst Verhalten gegen die eigenen Interessen (z.&nbsp;B. Wegwerfen von Geld und andere Formen der Verschwendung) könne der Institutionenökonomik zufolge rational sein, wenn es der Informationsübertragung (z.&nbsp;B. zwecks Reputationssteigerung) diene. Damit gehe die Unterscheidung zwischen rationalem und irrationalem Handeln verloren.<ref>Sabine Altiparmak: ''Institutionelle Unternehmenstheorie und unvollständige Faktormärkte.'' Springer 2003, S. 5.</ref>
=== Nachfrageinterdependenzen<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=97−101|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref> ===
Anders als in den Annahmen der Haushaltstheorie angenommen, hängt der Nutzen und somit auch die Nachfrage eines Haushaltes auch von der Nachfrage anderer Haushalte ab. Somit kann man von [[Interdependenz]]en von verschiedenen Haushalten bei ihrer Konsumentscheidung sprechen. Die Einflüsse anderer Haushalte werden externe Nachfrage- bzw. Konsumeffekte genannt. Es werden folgende [[Externer Effekt|externe Effekte]] unterschieden:
* [[Mitläufereffekt]]
* [[Snobeffekt]]
* [[Veblen-Effekt]]
 
=== Kritik an grundlegenden Annahmen ===
Kritisiert werden an der Haushaltstheorie die Voraussetzung von vollständigen Informationen über Güter und Preise, das Abwägen sämtlicher Alternativen und dass die Haushalte ihre Entscheidungen stets rational treffen, da die [[Transaktionskosten]] für die Beschaffung dieser Informationen nicht berücksichtigt werden.<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=104−109|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref> ''(vergl. Kapitel 2.4 Entscheidungen Unsicherheit/Sicherheit)''
 
Die Annahme der Konsumentensouveränität wird verletzt, sobald der Haushalt nicht die Menge erhält, die er gemäß seiner Präferenzstruktur zu gegebenem Marktpreis in seinem optimalen Konsumplan nachfragt. Dies könnte durch Mengenrationierungen oder Wartezeiten bedingt sein. Auch Nachfrageinterdependenzen oder moderne Verkaufstechniken, insbesondere Werbung, beeinflussen die Präferenzordnung eines Haushalts. Dadurch werden neben den wahren Bedürfnissen, die bereits gedeckt sind, künstliche Bedürfnisse geweckt. Somit würde der Haushalt nicht mehr frei entscheiden. Jedoch müssen diese Bedürfnisse nicht als weniger dringlich empfunden werden als die ordinären Bedürfnisse, sobald der Haushalt sie in seiner Präferenzordnung berücksichtigt. Somit entscheidet der Konsument bei der Bedürfnisbefriedigung immer noch souverän.<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=101−103|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>
 
=== [[Condorcet-Paradoxon]] ===
Das Abstimmungsparadoxon beschreibt das Problem der zyklischen Mehrheiten bei Mehrheitsentscheidungen. Das [[Paradoxon]] ist hierbei, dass das Abstimmungsergebnis der kollektiven Präferenzen zyklisch ist, d. h., das Entscheidungsergebnis ist [[Transitive Relation|nicht transitiv]], obwohl Transitivität der Haushaltspräferenzen der Individuen besteht.<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=88−90|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>
 
=== Die Gütereigenschaften ===
[[w:Kelvin Lancaster|Kelvin Lancaster]] kritisiert, dass durch die Nutzenfunktion eines Haushaltes, so wie sie in der Haushaltstheorie betrachtet wird, der Nutzen umgehend durch den Verbrauch der Güter gespendet wird. Laut ihm sollte der Nutzen jedoch durch die Eigenschaften eines Gutes bestimmt werden. Dabei können sich die Haushalte nur indirekt die Informationen über die Merkmale des Gutes durch dessen Kauf beschaffen. Eigenschaften können hierbei beispielsweise Kalorien oder Inhaltsstoffe sein.&nbsp;<ref>{{Literatur|Autor=Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele|Titel=Grundzüge der mikroökonomischen Theorie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=8|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin / Heidelberg|Datum=2007|Seiten=90−–92|ISBN=978-3-540-70925-1}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Haushaltstheorie}}
* {{WikipediaDE|Theorie der Unternehmung}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Robert S. Pindyck, Daniel L. Rubinfeld: ''Mikroökonomie,'' 5. aktualisierte Auflage, Pearson Studium, München u. a. 2003, ISBN 3-8273-7025-6.
* Erich Gutenberg: ''Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Theorie'', Gabler: Wiesbaden; ND der Habil.-schrift von 1929 (1997), ISBN 3409122184
* Harald Wiese: ''Mikroökonomik.'' 4., überarbeitete Auflage. Springer, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-24203-1.
* Horst Albach: ''Zur Theorie der Unternehmung: Schriften und Reden von Erich Gutenberg. Aus dem Nachlaß'', Springer, Berlin; 1989, ISBN 3540504605
* Sibylle Brunner, Karl Kehrle: ''Volkswirtschaftslehre'', 3. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Verlag Franz Vahlen, München 2014, ISBN 978-3-8006-4769-9.
* Helmut Koch: ''Neuere Entwicklungen in der Unternehmenstheorie: Erich Gutenberg zum 85. Geburtstag'', Springer, Berlin 2013
* Jochen Schumann, Ulrich Meyer, Wolfgang Ströbele: ''Grundzüge der mikroökonomischen Theorie'', 8. überarbeitete Auflage, Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-70925-1.
 
* Alfred Endres, Jörn Martiensen: ''Mikroökonomik'', Verlag W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019778-7.
== Weblinks ==
* [http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/theorie-der-unternehmung.html Theorie der Unternehmung] – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon
* [http://mlecture.uni-bremen.de/ml/index.php?option=com_content&view=article&id=107 Theorie der Unternehmung] – Videomitschnitte der Vorlesungsreihe an der [[Universität Bremen]] von Prof. Dr. Jörg Freiling
* [http://www.finance.uni-frankfurt.de//wp/767.pdf Reinhard H. Schmidt Erich Gutenberg und die Theorie der Unternehmung] – Ausführlicher Artikel über Gutenberg's Theorie der Unternehmung mit Ausblicken, PDF bei der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Uni Frankfurt am Main]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 13. April 2021, 01:13 Uhr

Unter Theorie der Unternehmung, auch Theorie des Unternehmens oder Theorie der Firma (engl. theory of the firm), versteht man verschiedene Modelle, die das Unternehmen, seine Entstehung und Funktion sowie sein Verhalten am Markt zu erklären versuchen. Weder steht ein spezielles Modell hinter dem Begriff noch ist dieser klar von der Unternehmenstheorie abzugrenzen. Es existiert ein betriebswirtschaftlicher und ein volkswirtschaftlicher Ansatz.[1]

In der neoklassischen Theorie wurde die Existenz des Unternehmens vorausgesetzt. Es interagiert mit dem Markt, bestimmt Preise und Nachfrage und alloziert seine Ressourcen, um den Gewinn zu maximieren. Dabei kommt dem Preissystem eine bestimmende Funktion zu. Allerdings können damit die innere Struktur des Unternehmens und andere Faktoren, die auf die Entscheidungen einwirken, nicht erklärt werden. Heute fasst man daher nicht mehr lediglich die Prinzipien der Gewinnmaximierung unter dem Begriff Theorie der Unternehmung zusammen.[2] Vielmehr wird darunter die Gesamtheit von heterogenen Theorien unterschiedlicher Fachgebiete verstanden, die sich theoretisch mit der Unternehmung und ihrer Einbettung in Märkte oder einzelnen Aspekten davon befassen.[3] Dazu gehören z. B. auch die Arbeiten aus der Organisationstheorie (wegweisend die Veröffentlichung von Richard M. Cyert und James G. March von 1963)[4], Soziologie und Systemtheorie (z. B. Niklas Luhmann) sowie Wirtschaftspsychologie. Immer wichtiger werden auch Theorien des Corporate Governance zur Wirkung von Anreizstrukturen.

Betriebswirtschaftlich orientierte Unternehmenstheorien

Der betriebswirtschaftliche Ansatz beschäftigt sich mit konkreten Ausgestaltungen eines Betriebs bzw. Unternehmens, also mit den spezifischen Merkmalsausprägungen und funktionalen Einheiten von Unternehmen. Zwar ist diese Perspektive, die heute keine isolierte Disziplin mehr darstellt, von der eher handlungs- und entscheidungsorientierten Theorie der Unternehmensführung und von der strategisch ausgerichteten Unternehmenspolitik abzugrenzen. Jedoch handelt man sich Probleme ein, wenn man die Psychologie der Unternehmensführung ganz von einer mikroökonomisch fundierten Unternehmenstheorie trennt, wie es Erich Gutenberg versuchte, der in den 1950er Jahren in der deutschen Betriebswirtschaftslehre den Begriff der Unternehmenstheorie maßgeblich prägte. Gutenberg arbeitete die Aufteilung der Verantwortungsbereiche zwischen Eigentümern und Management heraus, schloss jedoch die Psychologie der Unternehmensführung aus seiner Analyse aus. Diese Ansätze wurden seit den 1970er Jahren ergänzt durch Ansätze, die die Interaktionen in Mehrpersonenunternehmen und Teams sowie das Prinzipal-Agent-Problem[5] berücksichtigten oder sogar in den Mittelpunkt der Theorie des Unternehmens stellten.[6] Hinzu kommen ressourcentheoretische Betrachtungen aus dem strategischen Management zur Erklärung von nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen wie z. B. der ungleichgewichtstheoretische Ansatz von Edith Penrose[7]: Statt Ressourcen auf Märkten einzukaufen, haben Unternehmen die Möglichkeit, immaterielle Werte wie Wissen selbst zu generieren. Seit den 1990er Jahren werden derartige Ansätze immer häufiger diskutiert, so etwa auch das Konzept der Dynamic Capabilities von David J. Teece.

Volkswirtschaftlich orientierte Unternehmenstheorien

Die volkswirtschaftliche Theorie der Unternehmen betrachtet Unternehmen vor allem im Rahmen ihrer Marktbeziehungen und stellt grundlegende Fragen der Art: Was ist eine Unternehmung? Warum gibt es überhaupt Unternehmungen? Wie sind sie strukturiert und wie ziehen sie ihre Grenzen? Was ist ein Unternehmer? Sie befasst sich mit der Rolle der Unternehmung für das wirtschaftliche Gleichgewicht, für die Ressourcenallokation und den Wettbewerb[8] und hinterfragt, ob die von der mikroökonomischen Theorie unterstellten Prämissen tatsächlich für alle Wirtschaftssubjekte gelten (z. B. die Annahmen einer vollkommenen Voraussicht oder fehlender Informationsmonopole). Außerdem beschäftigt sie sich mit den Formen der Unternehmung in nicht vom Markt dominierten Wirtschaftssystemen und mit der Frage, unter welchen Bedingungen Marktstrukturen oder Hierarchien effizienter sind und welche Anreize sie implizieren. Dabei nimmt sie immer mehr Anregungen der Institutionenökonomik auf.

Einflüsse der Institutionenökonomik

Ronald Coase wies bereits in den 1930er Jahren auf die Bedeutung der Transaktionskosten und ihr Verhältnis zu den Hierarchie-(Bürokratie- und internen Kontroll-)kosten für die Strukturierung und Abgrenzung der Unternehmen untereinander hin.[9] Dieser Ansatz ist seit den 1980er Jahren eng mit der Entwicklung der jüngeren Unternehmenstheorie verbunden, die sich der Analyse der konkreten Kooperations- und Vernetzungsformen der Unternehmen in einer sich globalisierenden Weltwirtschaft zuwendet.[10] Dabei nimmt sie immer mehr Anregungen der Institutionenökonomik auf.[11] So erklärt Oliver E. Williamson die Beschränkungen des Größenwachstums von Unternehmen aus dem Anstieg der Delegationskosten (der Kosten einer Entscheidung von geringerer Qualität, die durch das Einschalten von Agenten entstehen). Damit finden Aspekte wie Risiko und Vertrauen Eingang in die unternehmenstheoretische Diskussion.[12]

Kritik

Klaus Brockhoff gibt demgegenüber zu bedenken, dass eine umfassende Theorie der Unternehmung heute entweder aussagenleer bliebe oder eine derart hohe Komplexitätsstufe erreiche, dass sie eine Handhabung unmöglich mache.[13] Andere Autoren weisen auf die Beliebigkeit der institutionenökonomischen Erklärungen hin, der gegenüber die Mikroökonomik immerhin auf einer stabilen Grundlage beruhe. Sie bestreite ebenso wenig wie die Prinzipal-Agent-Theorie, dass Akteure nicht dauerhaft gegen ihre Interessen handelten; doch im Gegensatz dazu suche die Institutionenökonomik zu schnell nach rationalen Rekonstruktionen für das Verhalten: Selbst Verhalten gegen die eigenen Interessen (z. B. Wegwerfen von Geld und andere Formen der Verschwendung) könne der Institutionenökonomik zufolge rational sein, wenn es der Informationsübertragung (z. B. zwecks Reputationssteigerung) diene. Damit gehe die Unterscheidung zwischen rationalem und irrationalem Handeln verloren.[14]

Siehe auch

Literatur

  • Erich Gutenberg: Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Theorie, Gabler: Wiesbaden; ND der Habil.-schrift von 1929 (1997), ISBN 3409122184
  • Horst Albach: Zur Theorie der Unternehmung: Schriften und Reden von Erich Gutenberg. Aus dem Nachlaß, Springer, Berlin; 1989, ISBN 3540504605
  • Helmut Koch: Neuere Entwicklungen in der Unternehmenstheorie: Erich Gutenberg zum 85. Geburtstag, Springer, Berlin 2013

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Theorie der Unternehmung – Artikel der Uni Lüneburg
  2. Unternehmenstheorie@1@2Vorlage:Toter Link/www2.uni-siegen.de (Seite nicht mehr abrufbar; Suche in Webarchiven) – Artikel der Universität Siegen
  3. Theorie der Unternehmung (Memento vom 21. September 2010 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) – Literaturübersicht zum Thema „Theorie der Unternehmung“ der Uni Oldenburg
  4. R. M. Cyert, J. G. March: A Behavioral Theory of the Firm, Wiley-Blackwell 1963.
  5. Michael C. Jensen, William H. Meckling: Theory of the firm: Managerial behavior, agency costs and ownership structure. In: Journal of Financial Economics, Vol. 3, Issue 4, Oktober 1976, S. 305–360.
  6. Josef Windsperger: Die Entwicklung der Unternehmenstheorie seit Gutenberg. In: Horst Albach, Egbert Eymann, Alfred Luhmer, Marion Steven (Hrsg.): Die Theorie der Unternehmung in Forschung und Praxis. Springer 2013, S. 147 ff.
  7. E. Penrose: Theory of the Growth of the Firm. Wiley: New York 1959.
  8. Theorie der Unternehmung – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon
  9. R. H. Coase: The Nature of the Firm. In: Economica. New Series, Vol. 4, No. 16 (November 1937), S. 386–405.
  10. Ulrich Mill, Hans-Jürgen Weißbach: Vernetzungswirtschaft. In: Thomas Malsch, Ulrich Mill (Hrsg.): ArBYTE. Modernisierung der Industriesoziologie. Sigma: Berlin 1992, S. 315–342.
  11. Utz Krüsseberg: Theorie der Unternehmung und Institutionenökonomik: Die Theorie der Unternehmung im Spannungsfeld zwischen neuer Institutionenökonomik, ordnungstheoretischem Institutionalismus und Marktprozeßtheorie. Physica: Heidelberg 2013.
  12. Oliver E. Williamson: The Economic Institutions of Capitalism: Firms, Markets, Relational Contracting. Free Press 1985; deutsch: Oliver E. Williamson: Die ökonomischen Institutionen des Kapitalismus. Unternehmen, Märkte, Kooperationen. Tübingen 1990.
  13. Klaus Brockhoff: Betriebswirtschaftslehre in Wissenschaft und Geschichte: Eine Skizze, Gabler, 2. Auflage, 2006, Seite 69, ISBN 3834925764
  14. Sabine Altiparmak: Institutionelle Unternehmenstheorie und unvollständige Faktormärkte. Springer 2003, S. 5.
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