Sanddorn (Hippophae rhamnoides)

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Sanddorn

Sanddorn (Hippophae rhamnoides)

Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Ölweidengewächse (Elaeagnaceae)
Gattung: Sanddorne (Hippophae)
Art: Sanddorn
Hippophae rhamnoides
L.

Sanddorn (Hippophae rhamnoides), auch Weidendorn, Dünendorn, Audorn, Fasanenbeere, Haffdorn, Seedorn, Rote Schlehe und Sandbeere genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Sanddorne (Hippophaë) innerhalb der Familie der Ölweidengewächse (Elaeagnaceae). Der botanische Gattungsname Hippophae enthält die beiden griechischen Wörter hippos (Pferd) und phaes (leuchtend). Das Artepitheton rhamnoides geht auf das Wort rhamnus zurück, was Dorn bedeutet und auf die Bewehrung des Sanddorns Bezug nimmt. Die Früchte des Sanddorns sind für ihren hohen Vitamin-C-Gehalt bekannt und werden insbesondere in Nahrungsmitteln und Getränken sowie in Hautpflegeprodukten verarbeitet.

Beschreibung

Borke
Blüten eines männlichen Sanddorns
Blüten eines weiblichen Sanddorns
Illustration bei Sturm

Erscheinungsbild und Wurzel

Der Sanddorn wächst als sommergrüner Strauch und erreicht Wuchshöhen von 1 bis 6 Metern. Die Zweige des Sanddorns bilden verdornte Kurztriebe aus und erscheinen ähnlich wie die Knospen durch zahlreiche kleine anliegende Schuppen (Schülfern) bronzefarben bis silbergrau.

Er verfügt über ein tief- und weitreichendes Wurzelsystem, das sich 1,5 bis 3 Meter in die Tiefe und in waagrechter, bzw. schräger Richtung bis zu 12 Meter nach allen Seiten erstreckt. Die am Wurzelhals entspringenden Bereicherungs- oder Langwurzeln kriechen dicht unter der Erdoberfläche. Sie bilden reichlich Wurzelbrut und sorgen auch auf flachgründigen Böden, wie sie beispielsweise an Küstengebieten mit weitausgedehnten Steilufern vorkommen, für eine feste Verankerung.[1]

Blatt

Schildhaar der Blattunterseite, mikroskopische Aufnahme mit polarisiertem Licht

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind weidenähnlich und kurz gestielt. Sie besitzen je nach Unterart eine Länge zwischen 40 und 80 Millimetern und eine Breite von etwa 3 bis 8 Millimetern. Die einfache Blattspreite ist linealisch-lanzettlich mit keilförmigen Spreitengrund und spitz bis stumpfer Blattspitze. Der glatte Blattrand rollt sich leicht nach oben. Die Blattoberseite ist anfangs mit sternförmigen Haaren besetzt, verkahlt in der Folge und zeigt dann eine graugrüne Färbung. Die Blattunterseite ist dicht mit Schildhaaren bedeckt und weist deswegen eine weiß-filzige Behaarung auf.

Blütenstand und Blüte

Der Sanddorn ist zweihäusig (diözisch) und blüht vor dem Laubaustrieb. Die kleinen gelblichen, eingeschlechtigen Blüten werden in Mitteleuropa ab März sichtbar und die Blütezeit erstreckt sich von März bis Mai. Sie bilden sich an der Basis vorjähriger Triebe. Die männlichen Blüten stehen an sehr kurzen Stielen in einem kugeligen Blütenstand. Kronblätter werden nicht ausgebildet. Die vier Staubblätter werden von einer tief zweiblättrigen Kelchröhre bogenförmig bedeckt, deren Zipfel länger als die Kelchröhre sind. Der Pollen wird in den Kelchblättern gespeichert und erst wenn er getrocknet ist über den Wind ausgebreitet. Die 5 Millimeter großen, weiblichen gelbgrünen, röhrigen Blüten sind etwas länger gestielt. Sie stehen in einem kurzen ährenförmigen Blütenstand. Sie besitzen eine längere Kelchröhre als die männlichen Blüten, die mit zwei kurzen Kelchzipfeln ausgestattet ist. Der oberständige Fruchtknoten besteht aus einem Fruchtblatt, welches eine Samenanlage enthält. Er geht in einen langen Griffel über.

Frucht

Von Anfang August bis Anfang Dezember bringt die Pflanze die kennzeichnenden 6 bis 8 Millimeter langen, ovalen, orangeroten bis gelben Früchte hervor, die botanisch als Schein-Steinfrüchte bezeichnet werden. Sie entwickeln sich zahlreich[2] an den Zweigen der weiblichen Sträucher und bilden sich aus der bei Reife fleischig werdenden Kelchröhre, die den einzigen Samen pro Frucht umgibt. Das Fruchtfleisch weist eine dünn-breiige Konsistenz auf und enthält ätherische Öle. Die Fruchthaut erscheint durch platte, schildförmige Schuppenhaare getüpfelt. Die steinartigen, außen braun gefärbten Samen sind länglich-rund geformt und besitzen einen weißen Kern. Sie sind 2,8 bis 5,3 Millimeter lang und ihre Breite variiert von 1,4 bis 2,7 Millimeter. Sie benötigen Licht und Kälte zur Keimung.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.

Ökologie

Bestäubung und Ausbreitung

Die Blüten des Sanddorns werden gewöhnlich vom Wind bestäubt. Ob zusätzlich Insekten als Bestäuber eine Rolle spielen, ist in der Diskussion noch nicht geklärt. Die Ausbreitung der Samen erfolgt zum einen über Verdauungsausbreitung, zum Beispiel durch Vögel, die die Früchte verspeisen, zum anderen wird der Samen auch durch Wasser übertragen. Wurzelsprosse stellen die vegetative Vermehrung, eine Form der Selbstausbreitung im weiten Sinne, sicher. Die Samen benötigen für eine erfolgreiche Keimung Kälte und Licht.

Anpassungen

Das tiefreichende Wurzelsystem und die Schildhaare an der Blattunterseite werden als Anpassungsleistungen der Pflanze an Trockenheit gedeutet.

Synökologie

Der Gemeine Sanddorn lebt in Symbiose mit Luftstickstoff bindenden Frankia-Bakterien, was als Aktinorrhiza bezeichnet wird.[3] Als Wintersteher stellen die Früchte für Vögel, wie z. B. den Fasan, in der kalten Jahreszeit eine bedeutende Ressource dar.[4] Der nach der Roten Liste (CH) als gefährdet eingestufte Sanddorn-Feuerschwamm (Fomitiporia hippophaëcola), ein Pilz, der den saprotrophen Arten zugeordnet wird, wächst ausschließlich auf totem Holz des Sanddorns.[5] Für die Raupen des Sanddornschwärmers (Hyles hippophaes) gilt der Sanddorn als wichtigste Futterpflanze.[6]

Vorkommen

Verbreitung

Die ursprüngliche Heimat des Sanddorns befindet sich in Nepal. Eiszeitliche Verschiebungen führten dann zur weiteren Verbreitung. Der Gemeine Sanddorn wird dem eurasischen Florenelement zugeordnet. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in Ost- und Westasien und umfasst sowohl Sibirien als auch die Volksrepublik China. Das europäische Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Mitteleuropa von den Pyrenäen über die Alpen und das Alpenvorland bis zum Kaukasus. Es umfasst das nordwestliche Europa und findet dort seine nördliche Grenze in Norwegen.

Pollenfunde aus dem Hoch- und Spätglazial der Weichsel-Kaltzeit weisen den Sanddorn als eine in Europa heimische Art aus,[7] wobei sich anthropogene Einflüsse auf die heutigen Standorte im Areal ausgewirkt haben und er dadurch (auch) als Neophyt in allen Bundesländern verbreitet ist. Autochthone Vorkommen sind zerstreut in Süd- und Mittelbayern, Südost- und West-Baden-Württemberg sowie Nordwest-Niedersachsen zu finden. Aus Mecklenburg-Vorpommern und Ost-Schleswig-Holstein sind zerstreute Bestände in Küstenregionen belegt, in Ost-Schleswig-Holstein auch am Unterlauf der Trave.[8]

Standort

Der Sanddorn bevorzugt kalkhaltige Sand- und Kiesböden in sonnigen Lagen in Höhenlagen von der Ebene bis zu 1800 Metern in den Alpen und 5000 Metern in Asien.

Er besiedelt gern lichte Kiefernwälder und Verlichtungen in Kiefer-Trockenwäldern. Trockene Flussauen und Schotterfluren zählen ebenso wie felsige Hänge und kiesige Ufer von Gebirgsbächen zu seinen üblichen Standorten. Als Pionierpflanze ist er an Meeresküsten, insbesondere auf festgelegten Dünen, aber auch in Steppen eine häufig anzutreffende Art.

Als sekundäre Standorte besiedelt er Kiesgruben und Straßenböschungen. Als Hecken- und Zierpflanze in naturnahen Gärten und Parks wird er über die Naturvorkommen hinaus angebaut.

Der Gemeine Sanddorn ist eine Kennart der Sanddorn-Berberitzengebüsche und Begleitart von Alpenrosen-Latschengebüschen.

Systematik

Die Art Hippophae rhamnoides wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Seite 1023–1024 erstveröffentlicht.[9] Der botanische Gattungsname Hippophae enthält die beiden griechischen Wörter hippos für Pferd und phaes für leuchtend. Das Artepitheton rhamnoides geht auf das Wort rhamnus zurück, was Dorn bedeutet und auf die Bewehrung des Sanddorns Bezug nimmt. Als Synonyme von Hippophae rhamnoides gelten Elaeagnus rhamnoides und Rhamnoides hippophae.

Je nach Autor gibt es von Hippophae rhamnoides L. einige Unterarten (Auswahl):

  • Hippophae rhamnoides subsp. carpatica RousiKarpaten-Sanddorn besitzt sein Hauptvorkommen in Wäldern und Gebüschen trockenwarmer Standorte präalpiner Arealtypen. Er gilt als Kennart der Assoziation (Salici-Hippophaetum rhamnoides). Seine Schösslinge wachsen gerade. Die Beeren sind kugelig geformt und bilden lanzettliche bis schmal-eiförmige Samen aus. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Salici-Hippophaetum aus dem Verband Berberidion.[10]
  • Hippophae rhamnoides subsp. fluviatilis SoestGebirgs-Sanddorn kommt überwiegend in präalpinen Arealtypen vor und zeichnet sich durch lange, biegsame Zweige, drei bis sechs Millimeter breite Blätter sowie ovale, nicht abgeflachte Samen aus. Seine Bewehrung ist weniger stark ausgeprägt. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Salici-Hippophaetum aus dem Verband Berberidion.
  • Hippophae rhamnoides subsp. rhamnoidesKüsten-Sanddorn Sein Hauptvorkommen erreicht er in den Dünen der Küstenregionen und bildet dort die Kennart der Assoziation Küstensanddorn-Dünenweiden-Gebüsche (Hippophao-Salicetum arenariae). Er besitzt ein stark dorniges Erscheinungsbild. Seine kurzen Zweige stehen steif aufrecht. Die Schösslinge sind häufig gedreht und knotig gewachsen. Die meist zylinderförmigen, orangerot bis gelben Früchte enthalten elliptische, abgeflachte Samen.

Als Synonyme für Hippophae rhamnoides subsp. rhamnoides gelten Hippophae rhamnoides subsp. maritima und Hippophae litoralis

Botanische Geschichte

Bis in das 16. Jahrhundert wurde der Sanddorn zur Familie der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae) gezählt und von Clusius als Rhamnus II bezeichnet. Der Sanddorn wurde Oleaster germanica oder „wilder deutscher Olivenbaum“ genannt (Cruydt-Boeck Dodonaei 1544, Reprint 1644). Der niederdeutsche Name für den an der Nordseeküste verbreiteten Sanddorn ist "Duyn-bessie" oder "Duyn-dorn", der heutige niederländische Name ist Duindoorn (Dünenbeere, Dünendorn). Im 17. Jahrhundert wurden gemäß Dioscorides[11] die Pflanzen Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Faulbaum (Frangula alnus) und Sanddorn zur Kreuselbeer zusammengefasst ("Es ist noch ein Geschlecht/ ein wenig weisser/ dergleichen ist auch ...") und für Sanddorn der Name Hippophaes Dioscoridis vorgeschlagen.

Inhaltsstoffe

Sanddornbeeren weisen einen ungewöhnlich hohen Vitamin-C-Gehalt auf. Abhängig von der jeweiligen Sorte variiert dieser zwischen 200 und 900 mg pro 100 g Fruchtfleisch. Damit wird der durchschnittliche Vitamin-C-Gehalt von 50 mg pro 100 g bei Zitronen oder Orangen mehrfach überschritten. Letztere werden aber in wesentlich höheren Mengen verzehrt, was solche Angaben relativiert. Für Hagebutten und Acerolakirschen wurden mit Gehalten von 1250 mg respektive 1300–1700 mg pro 100 g Fruchtfleisch noch deutlich höhere Werte festgestellt. Sanddornbeeren enthalten zusätzlich in nicht geringen Mengen Beta-Karotin und Gerbstoffe.

Sanddorn enthält in geringen Mengen auch Vitamin B12, welches sonst fast ausschließlich in tierischer Nahrung vorkommt. Dieses entsteht durch eine Symbiose mit Bakterien auf der Außenschale der Früchte.[12][13] Die Präsenz dieses Vitamins in entsprechenden Produkten ist an das Vorhandensein von Sanddornfruchtfleisch gekoppelt. Unabhängige Erkenntnisse dazu existieren bislang jedoch nicht, weiterhin sind die Umstände, die zu dem propagierten hohen Cobalamingehalt des Sanddorn führen sollen, nicht offengelegt.

Sanddornfruchtfleisch enthält zwischen drei und fünf Prozent Öl. Sanddornöle (Kern- und Fruchtöl oder gemischt) sind reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, haben einen sehr hohen Anteil Carotine und vereinigen praktisch den gesamten Vitaminkomplex in sich. Es enthält zudem einen hohen Anteil an Palmitoleinsäure.

Verwendung

Sanddornfrüchte
Sanddornsamen

Sanddorn wird heute in einer breiten Produktpalette angeboten. Aufgrund schwieriger Erntebedingungen und einer langen Anlaufphase von etwa sechs bis acht Jahren bis zur ersten Ernte ist Sanddorn ein relativ teurer Rohstoff.

Nutzung in der Medizin

Volksheilkundlich werden die frischen reifen Sanddornfrüchte und das Sanddornkernöl genutzt.

Sanddornfrüchte wendet man in Form von Säften und Extrakten an. Aufgrund ihres hohen Gehalts an Vitamin C verwendet man sie bei Anfälligkeit auf Erkältungskrankheiten, bei fieberhaften Infekten sowie in der Rekonvaleszenz.

Das fette Öl fördert die Wundheilung, diese Eigenschaft wird in Osteuropa schon lange zur Heilung von Strahlenschäden z. B. durch Röntgenstrahlen oder bei Sonnenbrand genutzt. Der versuchsweise Einsatz bei Neurodermitis war dagegen nicht überzeugend. In Mitteleuropa ist Sanddornkernöl neuerdings in zahlreichen Kosmetikprodukten enthalten.

Sanddorn mit Kandis

Verwendung als Nahrungsmittel

Für den Frischverzehr hat Sanddorn eher eine geringe Bedeutung. Ansonsten existieren ähnliche Verwendungsmöglichkeiten wie bei anderen Beerenfrüchten, wobei die Verwendung als Fruchtmus, Fruchtsaft und, in getrockneter Form, als Gewürz herausragt.

Als Getränk wird Sanddorn als orangefarbener dicker Fruchtsaft, Nektar und als Bestandteil von Mixgetränken und Cocktails angeboten. Die Beeren werden auch zu alkoholischen Getränken wie Obstwein und Likör (Fasanenbrause) verarbeitet. Sanddornfrüchte werden traditionell auch als aromatische Zutat in Kräuter- und Früchtetees verwendet.[14] In den letzten Jahren sind Kräuter- und Früchteteemischungen mit Sanddornbeeren beliebter geworden. Der säuerliche Geschmack verleiht zum Beispiel Rooibos eine besondere Note. Auch Konfitüre oder Fruchtaufstrich kann aus Sanddorn hergestellt werden.

Die Kerne werden gleichermaßen zur Gewinnung von hochwertigem Pflanzenöl für Hautpflegeprodukte und Nahrungsergänzungsmittel verwendet, wie auch das aus Herstellersicht wertvollere Fruchtfleischöl.[15]

Nebenwirkungen bei der Einnahme von Sanddornöl oder Saft, auch über lange Zeiträume, sind nach einer Studie der Universitäten Dresden und Sofia nicht bekannt.

Landschaftsgärtnerische Bedeutung

Im Garten- und Landschaftsbau wird der Sanddorn gerne als Heckenpflanze und Vogelnährgehölz verwendet. Als Wintersteher bietet er zudem in der dunklen Jahreszeit einen hohen Zierwert.[16] Für eine Ansiedlung in kleineren Zier- oder Nutzgärten ist der Sanddorn weniger geeignet. Durch seine ausgeprägte Wurzelbrut und das weitreichende Wurzelsystem tendiert er dazu, Nachbarpflanzen zu verdrängen und die Pflanzfläche weitflächig zu durchwurzeln. Eine Eindämmung ist dann nur noch begrenzt möglich. Maßnahmen wie Rhizomsperren werden daher bei einer Anpflanzung in weniger großzügigen Arealen als sinnvoll angesehen.

Ingenieurbiologische Bedeutung

Der Sanddorn zeichnet sich durch Windbeständigkeit, Salztoleranz und ein weitreichendes Wurzelsystem aus. Er wird daher gerne zur Bodenbefestigung sandiger Standorte wie Dünen, Fluss- und Küstengebiete eingesetzt. Er kann als Pionierpflanze auf Rohboden gedeihen, baut mit Hilfe der mit ihm in Symbiose lebenden Frankia-Aktinomyzeten langsam den Humusgehalt auf und bereitet so den Boden für anspruchsvollere Folgepflanzen vor. Eine Sanddornhecke entwickelt dichtes Astwerk und dient zahlreichen Vögeln als Nistgehölz und Unterschlupf.[17]

Holz

Das Holz des Sanddorns zeichnet sich durch einen schmalen gelben Splint und lebhaft braunen Kern aus. Es ist dauerhaft, feinfasrig, mittelschwer und gut polierbar und findet als Drechsler- und Brennholz Verwendung. Da es Quercetin enthält, kann es auch zum Gelb- und Braunfärben genutzt werden.[2]

Kultivierung

Sanddorn mit vielen Früchten

Sanddorn wurde in Deutschland erstmals Ende der 1960er Jahre in der DDR angebaut. Da der hohe Vitaminanteil als wertvoller Beitrag zur Volksgesundheit eingeschätzt wurde, wurden entsprechenden Instituten Forschungsgelder bereitgestellt. In der Folge wurden innovative Erntemethoden und mittels Züchtung und Mutation neue Sorten entwickelt. Klinische Studien verifizierten eine positive Wirkung der im Sanddorn enthaltenen Inhaltsstoffe. Ende der 1980er Jahre ging man Kooperationen mit osteuropäischen Universitäten und Erzeugern ein.[18] 1980 wurde die erste Kultursanddorn-Plantage von 3 ha Größe in Ludwigslust angelegt. Bis 1989 hatte sich die Anbaufläche in den Nordbezirken der DDR und im Bezirk Potsdam auf über 150 ha ausgedehnt. In den 1990er Jahren verfielen viele Flächen, seit 15 Jahren expandiert der Sanddornanbau jedoch wieder. 2014 lag die Anbaufläche bei 671 ha. Die Hauptanbaugebiete liegen mit über 300 ha in Brandenburg, mit etwa 200 ha in Mecklenburg-Vorpommern und 100 ha in Sachsen-Anhalt.[19] Auf den rund 120 ha bei Ludwigslust beträgt die Ernte zwischen 45 (2016) und 70 (2017) Tonnen Sanddorn.[20]

In Frankreich ist der Anbau von Sanddorn in den südlichen und hohen Alpen am deutlichsten ausgeprägt. Zahlreiche örtliche Erzeuger bieten dort regionaltypische Produkte und Spezialitäten auf der Basis von Sanddorn an. In Champsaur (Département Hautes-Alpes) zählen Sanddornprodukte in gleicher Weise wie der berühmte „Tourton du Champsaur“ zu den charakteristischen Spezialitäten der Region.[21]

Die Volksrepublik China gilt heute mit über einer Million Hektar Anbaufläche als größter Produzent von Sanddorn. Die Anbaufläche Deutschlands ist international gesehen unbedeutend.[22]

Siehe auch

Literatur

  • Heinrich Buser, Willem Frans Daems und Wilhelm Pelikan (Hrsg.): Der Sanddorn, Hippophaë rhamnoides. Ein Pionier des Lebens. Weleda, Arlesheim 1964 (= Weleda-Schriftenreihe, 6).
  • Siegrid Hirsch, Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten. Frey-Verlag, Linz 2005, ISBN 3-902134-79-8.
  • Frank Löser: Der Sanddorn (Herkunft, Anwendung & Rezepte). Demmler Verlag, Schwerin 2006, ISBN 3-910150-71-3.
  • Konrad Kölbl: Kölbl's Kräuterfibel. Reprint Verlag, S.263/264, 25.Auflage, München 1997, ISBN 3-87411-160-1.
  • Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen, Grundband, Spektrum-Verlag ISBN 3-8274-1359-1.
  • Stinglwagner, Haseder, Erlbeck: Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos-Verlag, ISBN 978-3-440-10375-3.
  • Marlis Weber, Bernd Küllenberg: Natürlich gesund mit Sanddorn, W. Ludwig Buchverlag, München 1999, ISBN 3-7787-3796-1.
  • Thomas S. C. Li, Thomas H. J. Beveridge: Sea Buckthorn. NRC Research Press 2003, ISBN 0-660-19007-9.
  • Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen, Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft, 2011, ISBN 3-440-09387-5.

Weblinks

Commons: Sanddorn (Hippophae rhamnoides) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. O. Heinisch: Die vordringlichsten Zuchtziele bei Sanddorn In: TAG Theoretical and Applied Genetics, Volume 17, Numbers 13-15, Januar 1947, Springer Verlag, S. 430.
  2. 2,0 2,1 Stinglwagner, Haseder, Erlbeck: Das Kosmos Wald und Forstlexikon, S. 733.
  3. David R. Benson: Frankia und Elaeagnaceae.
  4. Dr. Ruth M. Wallner: Wald: Biotop und Mythos (Grüne Reihe des Lebensministeriums), Verlag Böhlau Wien; 1. Auflage 2011, Seite 18. ISBN 978-3205786382
  5. Erste Rote Liste der Großpilze der Schweiz (PDF; 455 kB).
  6. Sphingidae of the Western Palaearctic. A.R. Pittaway, abgerufen am 15. März 2011.
  7. Gerhard Lang: Quartäre Vegetationsgeschichte Europas : Methoden und Ergebnisse. Verlag G. Fischer, Jena/ Stuttgart/ New York 1994, ISBN 978-3-334-60405-2. S. 313–315.
  8. Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 18., bearbeitete Auflage. Band 2. Gefäßpflanzen: Grundband, Spektrum, Heidelberg u. a. 2002, ISBN 3-8274-1359-1, S. 249.
  9. Carl von Linné: Species Plantarum 2, 1753, S. 1023–1024.
  10. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 661-662.
  11. Vergleiche: Pedacii Dioscoridis Anazarbaei Kraeuterbuch ... ins Deutsche übersetzt von Johann Danzius, hrsg. von Petrus Uffenbach, Frankfurt am Main (Druck: Johann Bringern) 1610.
  12. Klaus Dörner, Renate Dörner, Thomas Deufel: Klinische Chemie und Hämatologie. Thieme, 2009, ISBN 978-3-13-151927-6, S. 262 (Auszug (Google))
  13. Robert Ebermann, I. Elmadfa: Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung. Springer, 2011, ISBN 978-3-7091-0211-4, S. 431 (Auszug (Google))
  14. European Herbal Infusions Association: Inventory List of Herbals Considered as Food
  15. Vitaminbombe Sanddorn: Die Zitrone der DDR ist zurück bei diepresse.com, abgerufen am 29. Januar 2012
  16. Sanddorn ein Alleskönner
  17. Sanddorn im Porträt. (PDF; 684 kB).
  18. Informationen über den Anbau von Sanddorn in der DDR.
  19. Friedrich Höhne, Karl-Heinz Kuhnke: Die Sanddornfruchtfliege (Rhagoletis batava) – Untersuchungen zur Biologie und zum Auftreten 2014 in Gülzow.
  20. Gute Sanddorn-Ernte erwartet, NDR-Meldung vom 1. September 2017, abgerufen am 1. September 2017
  21. Informationen über den Sanddornanbau in den Hohen Alpen (fr) (Memento vom 10. Juni 2008 im Internet Archive)
  22. Informationen über den Sanddornanbau in China (fr) bei univers-nature.com.


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