Halleyscher Komet

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Halleyscher Komet, 8. März 1986

Der Halleysche Komet, benannt nach dem britischen Physiker Edmond Halley (1656–1742), der 1705 erkannt hatte, dass der 1682 erschienene, hell leuchtende Komet mit schon früher beobachteten Kometenerscheinungen identisch sein müsse, und postulierte seine Wiederkehr für etwa 1759, die dann 1758 tatsächlich von Johann Georg Palitzsch und Christian Gärtner bestätigt wurde. Der Komet Halley ist ein periodischer Komet, der der Erde etwa alle 75 bis 77 Jahre so nahe kommt, dass er selbst mit freiem Auge gut gesehen werden kann. Zuletzt wurde er im Jahr 1986 beobachtet; seine nächste Wiederkehr wird für 2061 erwartet.

Der Halleysche Komet als geistiger Impuls für den Materialismus

Rudolf Steiner hat anlässlich der der Wiederkehr des Halleyschen Kometen im Jahr 1910 auf die damit verbundenen geistigen Impulse für den Materialismus hingewiesen:

"Es geht da jeden Tag dasselbe vor: Die Sonne geht auf und unter, die Pflanzen blühen im Frühling, im Herbst dorren sie ab; und wenn es einmal Regen oder Sonnenschein gibt, oder Hagelschlag oder dergleichen eintritt, so entspricht das den Ereignissen, die auch sonst im gewöhnlichen Leben geschehen, wenn zum Beispiel statt des gewöhnlichen Tees einmal ein festliches Kaffeekränzchen veranstaltet wird. Solche Dinge sehen wir durchaus im gewöhnlichen Trott fortgehen. Das alles hängt zusammen mit den Gesetzen, die einmal den Bewegungen von Sonne, Erde und so weiter zugrunde hegen, und wie sie sich Jahr für Jahr, Tag für Tag vollziehen. Aber in diesen Gang ragen in merkwürdiger Weise herein die selteneren, aber sich doch wiederum in gewisser Beziehung wiederholenden Erscheinungen der Kometen. Sie ragen ebenso herein in den Gang der kosmischen Geschehnisse wie ein neuer Erdenbürger, der in den Horizont von Mann und Frau hereintritt. Durch das Erscheinen des Kometen im Kosmos wird tatsächlich in das Menschheitsdasein etwas hineingeführt, was nicht auf dem gewöhnlichen Gang des Lebens gegeben werden könnte. Es muß, wenn die Entwickelung fortgehen soll, nicht bloß das geben, was sich von Tag zu Tag wiederholt, sondern es muß Neues hineingefügt werden in diesen Zusammenhang. Wie in das einzelne Familienleben mit einem neuen Erdenbürger etwas ganz Besonderes hineinkommt, so kommt in den Fortschritt des Menschengeschlechtes auf der Erde durch diese, den gewöhnlichen Fortgang des Weltendaseins durchbrechende Erscheinung des Kometen etwas ganz anderes hinein. Es wird tatsächlich gleichsam etwas Neues geboren, wenn der Komet in die Welt tritt.

Für den, der geistig diese Dinge untersuchen kann, gibt es dabei die Möglichkeit, ganz genau darauf hinzuweisen, wie die einzelnen Kometen ihre Funktionen haben, dieses oder jenes geistig Neue hineinzuführen in die Welt. So ist der Halleysche Komet einer von denjenigen, der so, wie er periodisch erscheint, immer wieder etwas ganz bestimmtes Neues gebiert im Menschenleben. Während sich sonst die Dinge in der gewöhnlichen Weise wiederholen, bringt der Komet eine seelisch-kulturelle Neugeburt hervor. Was damit gemeint ist, kann ich Ihnen charakterisieren, wenn ich nur die drei letzten Erscheinungen des Halleyschen Kometen anführe von den Jahren 1759, 1835 und diejenige, vor der wir gegenwärtig stehen. Was für eine Aufgabe - andere Kometen haben andere Aufgaben — kommt diesen drei letzten Erscheinungen zu?

Neugeburten im Weltall sind nicht bloß solche, welche wir mit derselben Freude begrüßen wie einen jungen Erdenbürger, der in eine Familie hineintritt. Im Weltall wird alles geboren, was die Menschheit vorwärts- oder aber auch zurückbringt. Nun hängt das Erscheinen des Halleyschen Kometen, das heißt also, was er geistig bedeutet für die Fortentwickelung der Menschheit, mit demjenigen zusammen, was die Menschheit aufnehmen mußte aus dem Kosmos in den verschiedenen Zeiten des Kali Yuga, um immer mehr in bezug auf das Denken in die Materialität hineinzusteigen. Mit jedem neuen Erscheinen wurde für die Menschheit ein neuer Impuls geboren, um aus einer spirituellen Weltanschauung das Ich herunterzutreiben, um die Welt materialistischer aufzufassen. Nicht ein Heruntersteigen in die Materie ist gemeint, sondern dasjenige, was das menschliche Ich aus dem Weltall aufnehmen muß an geistiger Substanz, um von einem spirituellen Dasein hinunterzutreiben in die Sphäre der materialistischen Anschauungen. Alle diejenigen Anschauungen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die man die «seichte Aufklärung» nennt, und die Goethe so verspottet hat in «Dichtung und Wahrheit» als jene Anschauungen, wie sie zum Beispiel in Holbachs «Systeme de la Nature» ihren Vertreter gefunden haben, sie begreift man kosmisch durch die Erscheinung des Halleyschen Kometen vom Jahre 1759. Der banalen materialistischen Literatur vom zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts ging voran die Erscheinung des Halleyschen Kometen vom Jahre 1835. Die Dinge, die auf der Erde geschehen mikrokosmisch, hängen makrokosmisch zusammen mit den Dingen in der großen Welt. Mit der Erscheinung des Halleyschen Kometen vom Jahre 1835 war wiederum geboren ein neuer Impuls in den Materialismus herunter. Und Büchner, Vogt und Moleschott sind diejenigen, die auf der Erde ausleben, was aus dem Kosmos herunter wie ein gewaltiges Zeichen mit dem Halleyschen Kometen erschienen ist. Und jetzt stehen wir davor - weil die Menschheit eben geprüft werden muß, sich aus sich selber emporringen muß, die Widerstände der Spiritualität fühlen muß, um dann um so mehr Kräfte zu ihrem Aufstieg zu entfalten -, jetzt stehen wir davor, daß wir mit dem neuen Erscheinen des Halleyschen Kometen aus dem Weltall zugesendet erhalten die Kräfte, welche die Menschheit in einen noch flacheren, in einen noch abscheulicheren Materialismus herunterführen können. Geboren werden kann etwas, was sich vielleicht selbst die flachsten Flachlinge des Büchnerianismus nicht denken können. Diese Möglichkeit muß gegeben sein. Denn nur, wenn der Mensch die ihm widerstrebenden Mächte überwindet, kann er sich die hinaufführenden starken Kräfte aus dem Weltall aneignen.

Wenn wir das ins Auge fassen, werden wir in der richtigen Weise dem gegenüberstehen, was wir Zeichen des Himmels nennen können. Es ist durchaus der Fall, wenn es nur nicht abergläubisch aufgefaßt wird, sondern im Sinne der großen Weltengesetze: Es steckt der Herrgott wieder einmal die Himmelsrute heraus, um den Menschen zu zeigen, was sie zu tun haben. Und die gegenwärtige Erscheinung des Halleyschen Kometen ist eine solche, die beachtet werden muß. Denn es muß ein gewaltiger Impuls zum Aufstieg erfolgen, um herauszukommen aus dem Versunkensein in eine materialistische Weltanschauung zur Spiritualität. Wie uns die Möglichkeit gegeben ist, in den Materialismus hinein zu versumpfen, so ist uns auf der anderen Seite die Möglichkeit gegeben, hinaufzusteigen zu helleren, geistigeren Höhen." (Lit.: GA 116, S 116ff)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewusstseins, GA 116 (1982)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.