Sport: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Glasmosaik Sport von Eduard Bargheer aus dem Jahr 1962/1963 steht heute neben dem Südeingang der HDI-Arena in Hannover.

Unter dem Begriff Sport werden verschiedene Bewegungs-, Spiel- und Wettkampfformen zusammengefasst, die meist im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten des Menschen stehen, ohne in erster Linie der Warenproduktion, kriegerischen Kampfhandlungen, dem Transport von Waren bzw. Gepäck oder der alleinigen Ortsveränderung zu dienen. Das Wort selbst wurde im 19. Jahrhundert vom englischen sport entlehnt, welches durch Prokope aus disport entstand und aus dem Altfranzösischen entlehnt ist. Für Menschen, die in unterschiedlichsten Sportarten Sport betreiben, existiert die Bezeichnung Sportler. Sportler, die Leistungssport betreiben, werden oft auch als Athleten bezeichnet. Als akademische Disziplinen gibt es die Sportwissenschaft und die Sportmedizin.

Definitionen

„Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich Sport zu einem umgangssprachlichen, weltweit gebrauchten Begriff entwickelt. Eine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung lässt sich deshalb nicht vornehmen. Was im allgemeinen unter Sport verstanden wird, ist weniger eine Frage wissenschaftlicher Dimensionsanalysen, sondern wird weit mehr vom alltagstheoretischen Gebrauch sowie von den historisch gewachsenen und tradierten Einbindungen in soziale, ökonomische, politische und rechtliche Gegebenheiten bestimmt. Darüber hinaus verändert, erweitert und differenziert das faktische Geschehen des Sporttreibens selbst das Begriffverständnis von Sport.“

Peter Röthig (Hrsg.): Sportwissenschaftliches Lexikon. Hofmann, Schorndorf 1992.

Dieses Zitat verdeutlicht, dass die hinter dem Begriff Sport liegenden Bedeutungszuweisungen ganz wesentlich durch den umgangssprachlichen Gebrauch und den Kontext geprägt sind, in dem der Begriff Sport verwendet wird. Für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) steht beispielsweise die (körperliche) motorische Aktivität im Vordergrund. Denkspiele, die Dressur von Tieren sowie Motorsport ohne Einbeziehung solcher motorischer Aktivitäten entsprechen daher nicht dem Sport-Verständnis des DOSB. Dennoch hat der DOSB Schach als Sportart anerkannt; das Internationale Olympische Komitee (IOC) sogar Schach und Bridge.

Außerdem hat diese Bedeutungsfacette auch historische Gründe. Als sich Sport als neues Phänomen im deutschen Sprachraum seit Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr verbreitete, stieß er auf das Phänomen Turnen. Damit standen sich zwei sehr unterschiedliche Konzepte von Körper- und Bewegungskultur antithetisch gegenüber. Gerade der Begriff Sport stand für die stärkere Betonung des Wettbewerbsgedanken und für die Austragung standardisierter, messbarer und oft auch inszenierter Wettbewerbssituationen. Heute umfasst der Begriff Sport als Überbegriff auch Konzepte, die damals eher unter dem Begriff Turnen zusammengefasst wurden. Sport kann daher sowohl als Körper- und Bewegungskultur als auch als Wettbewerbs- oder Wettkampfkultur verstanden werden. Je nach Auffassung umfasst der Begriff Sport in aller Regel sowohl Phänomene, die beide Aspekte erfüllen als auch solche, die entweder überwiegend den motorischen Körper-Bewegungsaspekt betreffen (z. B. Krafttraining, privater Frühsport oder Trimm-dich-Bewegung) oder überwiegend den Wettkampf-Aspekt (Schach, Motorsport, Bodybuilding-Wettbewerbe).

Für die Geschichte des Sports ist bedeutend, dass er ursprünglich als Spiel dem Ernst einer Erwerbstätigkeit oder einer kriegerischen Auseinandersetzung gegenübergestellt wurde. So musste er sich von religiösen Vorbehalten befreien, wie sie gegenüber dem Glücksspiel bestanden, und konnte sich ähnlich wie Tanz und Theater zunächst nur im Hofstaat entfalten (Jagd, Turnier).

Der Begriff Sport wurde 1887 erstmals im Duden erwähnt.

Moderner Sport

Seit der Definition des modernen Sports von Allen Guttmann (1978) ist dieser Begriff des „modernen Sports“ umstritten, da die von Guttmann angeführten sieben Elemente (Weltlichkeit, Chancengleichheit, Rollenspezialisierung, Rationalisierung, Bürokratisierung, Quantifizierung, Suche nach Rekorden) auch bereits in früheren Epochen einzelne Sportarten durchzogen. So zeigten u. a. Krüger & McClelland (1984), Carter & Krüger (1990), Szymanski (2008), Arnd Krüger (2008), McClelland (2012) und Behringer (2012), dass das moderne Denken in Gesellschaften und Sport wesentlich früher einsetzte und damit auch zumindest einzelne Sportarten von diesem Denken durchdrungen waren. Nach diesen Autoren sind die Elemente Guttmanns Eigenschaften eines jeden Sports, der diesen von allgemeinen Bewegungsformen unterscheidet. Solange beispielsweise Schwimmen als „unnatürlich“ oder als Gottesurteil angesehen werde, könne es kein „Sport“ sein, wenn aber um die Wette geschwommen werde oder wenn man die Eigenschaften des Menschen im Wasser wissenschaftlich untersuche, seien die Voraussetzungen für einen Sport gegeben.

Sport als Bewegungskultur

Man unterscheidet im Wesentlichen Breitensport und Leistungssport, außerdem Profi-Sport und Amateur-Sport. Zudem gibt es die in der jüngeren Vergangenheit entstandenen Kategorien Extremsport und Funsport, die sich von traditionellen Sportarten teilweise deutlich unterscheiden. Sport kann als Mannschaftssport (zum Beispiel Ballsportarten) oder als Individualsport betrieben werden.

Sport wird in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten ausgeübt und bildet einen wesentlichen Teil der Freizeitgestaltung und Unterhaltungskultur. Neben den traditionellen Sportvereinen und dem Schulsport treten im Bereich des Breitensports seit den 1980er-Jahren vermehrt auch kommerzielle Fitnessstudios und Sportcenter in Erscheinung. Darüber hinaus wird auch jenseits dieser Strukturen im privaten Umfeld Sport getrieben, entweder allein oder im Kreis der Familie bzw. von Freunden (Beispiele: Jogging, Lauftreff). Dieser wird als informeller Sport bezeichnet und umfasst beispielsweise das Fußball- und Basketballspielen auf öffentlichen Plätzen, in Stadtparks, auf Bolzplätzen oder Hinterhöfen. Kennzeichnend für den informellen Sport ist, dass dieser von den Akteuren selbst organisiert und reguliert wird. Insbesondere von jungen Menschen mit Migrationshintergrund wird diese Form des Sports ausgeübt. Im Bereich des Leistungssports sind die Strukturen wesentlich komplexer; deshalb sei an dieser Stelle nur auf die entsprechenden Artikel verwiesen. Mit zunehmender Integration der Menschen mit einer Behinderung entwickeln sich in jüngster Zeit immer mehr Behindertensportarten, die oft auch auf Leistungssportniveau betrieben werden. Als Beispiel hierfür dienen die Paralympischen Spiele, welche erstmals im Jahr 1976 in Schweden stattfanden.

Konnte in Meyers Konversations-Lexikon von 1888 noch gesagt werden: „Als ein wesentliches Merkmal des Sports ist endlich anzuführen, dass dessen Ausübung nicht um des Gelderwerbs wegen geschieht“ (Bd. 15, S. 176), so kann dies heute wegen der Existenz von professionellen Sportlern nicht mehr als Merkmal angesehen werden. Darüber hinaus sind die kommerziellen Interessen mächtiger Dritter (z. B. Großkonzerne als Sponsoren, Förderer oder Mäzene) nicht zu unterschätzen, die sich einen Imagetransfer von Sportarten oder Sportlern auf ihr Unternehmen erhoffen. Das ist die interne Differenz des Sports als Spektakel und Körperkult. Darüber hinaus ist auch der Breitensport etwa durch Sportausrüstung und Sportbekleidung erheblich mit wirtschaftlichen Interessen verbunden.

Obgleich der Nutzen körperlichen Trainings für Herz und Kreislauf wissenschaftlich unbestritten ist, treiben 45 Prozent der deutschen Erwachsenen gar keinen Sport und nur jeder Achte erreicht die derzeitigen Empfehlungen für ausreichende körperliche Aktivität. Eine neue Studie zeigt den hohen gesundheitlichen Effekt des Sports bis ins Alter.

Sport und Politik

Im Zuge einer Debatte um die mögliche Aufnahme des Sports als Staatsziel in das deutsche Grundgesetz fasste der ehemalige Bundesverfassungsrichter Dieter Grimm die positiven und negativen gesellschaftlichen Auswirkungen des Sports folgendermaßen zusammen:

„Sport trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, sät aber auch Zwietracht. Sport fördert die Völkerverständigung, ist aber auch für Nationalismus anfällig. Sport hält zur Fairness an, wird aber auch Anknüpfungspunkt für Gewalt. Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge, er ist aber auch Quelle großer gesundheitlicher Schäden und ihrer sozialen Folgekosten. Da es im Sport längst nicht mehr nur um Ruhm, sondern auch um Geld geht, zieht er unlautere Praktiken an. Doping ist nur die sichtbarste.“

Passiver Sportkonsum

Neben der aktiven Sportausübung hat das Verfolgen von Sportwettkämpfen als Zuschauer am Austragungsort oder über die Massenmedien einen wichtigen gesellschaftlichen Stellenwert. Leistungssportler und Profi-Mannschaften werden nicht selten als Idole verehrt. Die extreme Identifikation mit Sportlern führt zum Phänomen des Sport-Fan. Insbesondere im Fußballsport hat sich speziell im europäischen Raum ein Passiv-Sportkult gebildet, der von Fußballfans, „Ultras“ und Fußballrowdys („Hooligans“) gepflegt wird. Solch eine Fankultur konzentriert sich in verschiedenen Ländern oft auf unterschiedliche Sportarten.

Siehe auch

  • Sport - Artikel in der deutschen Wikipedia
  • [[WikipediaDE|Geschichte des Sports}}

Literatur

  • Jaques Fortin (Hrsg.): Das visuelle Lexikon Sport. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2006, ISBN 978-3-8067-2566-7.
  • Ommo Grupe: Sport als Kultur. Edition Interfrom, Zürich 1987.

Weblinks

Commons: Sport - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
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 Wikisource: Sport – Quellen und Volltexte
 Wiktionary: Sport – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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