Bibliothek:Rudolf Steiner/Mitgliedervorträge/GA 122 Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte/Zweiter Vortrag und Bibliothek:Rudolf Steiner/Mitgliedervorträge/GA 122 Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte/Vierter Vortrag: Unterschied zwischen den Seiten

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== ZWEITER VORTRAG ==
== VIERTER VORTRAG ==


München, 17. August 1910
München, 19. August 1910


Wenn derjenige, welcher auf dem Boden der Geisteswissenschaft steht und einiges von dem aufgenommen hat, was aus der Anthroposophie heraus über die Entwickelung unserer Welt gesagt werden kann, vorzudringen vermag zu jenen gewaltigen Worten, die am Ausgangspunkte unserer Bibel stehen, so sollte ihm etwas aufgehen können wie eine völlig neue geistige Welt Es ist wohl kaum irgendeinem Dokumente der Menschheitsentwickelung gegenüber die Möglichkeit, sich von dem wahren Sinn zu entfernen, eine 50 große wie bei diesem Dokumente, das man gewöhnlich die Genesis, die Beschreibung des sogenannten Sechs- oder Siebentagewerks nennt.<br>Wenn der moderne Mensch in irgendeiner Sprache, die jetzt dem Menschen geläufig sein kann, Worte in seiner Seele wachruft, wie etwa, sagen wir in der deutschen Sprache, «Im Urbeginne schufen die Götter die Himmel und die Erde», so ist das, was in diesen Worten liegt, kaum ein schwacher Abglanz, kaum ein Schattenbild zu nennen von dem, was lebendig war in den Seelen derer, die im hebräischen Altertum die Eingangsworte der Bibel auf sich haben wirken lassen. Denn es kommt diesem Dokumente gegenüber wahrlich zum allergeringsten Teil darauf an, daß wir imstande sind, moderne Worte an die Stelle der alten zu setzen. Es kommt vielmehr darauf an, daß wir uns durch unsere anthroposophische Vorbereitung in den Stand setzen, wenigstens einiges von dem Stimmungsgehalt nachzufühlen, der bei einem alten hebräischen Schüler im Herzen und in der Seele lebte, wenn er die Worte in sich lebendig machte: B`reschit bara eIohim et haschamajim w`et ha`arez.<br>Eine ganze Welt lebte in den Augenblicken, da ihm solche Worte durch die Seele zuckten. Was für eine Welt? Womit können wir die Innenwelt, die in der Seele eines solchen Schülers lebte, vergleichen? Nur mit dem können wir sie vergleichen, was in der Seele des Menschen vorgehen kann, der jene Bilder geschildert erhält, die<br>[31]<br>der Seher erlebt, wenn er in die geistigen Welten selber hineinschaut. <br>Was wird uns denn schließlich geschildert in dem, was wir die geisteswissenschaftliche Lehre nennen? Wir wissen, die Quellen dieser Lehre sind die Ergebnisse des Sehertums, sind die lebendigen Anschauungen, die der Seher empfängt, wenn er sich in seiner ganzen Auffassung freimacht von den Bedingungen der sinnlichen Wahrnehmung und des an den physischen Leib gebundenen Verstandes, wenn er mit geistigen Organen in die geistige Welt hineinschaut. Das, was er da schaut in der geistigen Welt, er kann es, wenn er es in die Sprachen der physischen Welt übersetzen will, nur in Bildern ausdrücken, aber in Bildern, welche, wenn die Fähigkeit des seherhaften Darstellers hinreicht, in entsprechender Weise eine Vorstellung davon hervorrufen können, was der Seher selbst erschaut in den geistigen Welten. Dann kommt allerdings etwas zustande, was nicht verwechselt werden darf mit irgendeiner Beschreibung von Dingen oder Ereignissen der physisch-sinnlichen Welt, es kommt etwas zustande, bei dem man sich fortdauernd bewußt sein muß, daß man es mit einer ganz anderen Welt zu tun hat, mit einer Welt, die der sinnlichen zwar zugrunde liegt, die aber im eigentlichen Sinne sich in keiner Art deckt mit den Vorstellungen, Eindrücken und Wahrnehmungen der gewöhnlichen Sinneswelt.<br>Will man sich den Ursprung dieser unserer Sinneswelt einschließlich des Menschen vor die Seele hinmalen, dann kann man mit seinem Vorstellen nicht innerhalb der Sinneswelt verbleiben. Alle Wissenschaften, welche zu den Ursprüngen gehen wollen und nichts mitbringen als Vorstellungen, die aus der Sinneswelt entnommen sind, können nicht zu den Ursprüngen des sinnlichen Daseins gelangen. Denn das sinnliche Dasein wurzelt in dem übersinnlichen Dasein, und wir können zwar geschichtlich oder meinetwillen geologisch eine lange Strecke weiter und immer weiter zurückgehen; wollen wir aber bis zu den Ursprüngen dringen, dann müssen wir uns bewußt sein, daß wir von einem bestimmten Punkte ab in urferner Vergangenheit das Feld des Sinnlichen verlassen und hinaufdringen müssen in Gebiete, die nur übersinnlich zu fassen sind. Dasjenige, was man die Genesis nennt, beginnt nicht mit der Darstellung<br>[32]<br>irgendeines Sinnlichen, nicht mit der Darstellung von irgend etwas, was Augen sehen könnten in der äußeren physischen Welt. Und wir werden im Verlaufe der Vorträge uns hinlänglich davon überzeugen, wie irrtümlich es wäre, wenn man die Worte der ersten Partien der Genesis auf Dinge oder Ereignisse beziehen wollte, die ein äußerliches Auge sehen kann, die wir erleben können, wenn wir mit den äußeren Sinnesorganen unseren Umblick in der Welt halten. Solange man daher mit den Worten «Himmel und Erde» noch irgend etwas verbindet, was einen Rest enthält von sinnlich Sichtbarem, so lange ist man nicht da angekommen, wohin die ersten Partien der Genesis zielen. In der Gegenwart ist es kaum möglich, anders hineinzuleuchten in die Welt, auf die hiermit hingedeutet wird, als durch die Geisteswissenschaft. Aber durch diese Geisteswissenschaft gibt es in gewissem Sinne auch eine Möglichkeit, heranzutreten an das, was man nennen mochte das Mysterium der Urworte, mit denen die Bibel beginnt, und etwas nachzufühlen von dem, was in diesen Urworten liegt.<br>Worin besteht denn eigentlich das ganz Eigenartige dieser Urworte? Wenn ich mich zunächst abstrakt ausdrücken darf, so muß ich sagen, es besteht darin, daß sie in hebräischer Sprache geschrieben sind, in einer Sprache, die ganz anders auf die Seele wirkt, als irgendeine moderne Sprache wirken kann. Wenn diese Sprache, in der die ersten Partien der Bibel uns zunächst vorliegen, heute auch nicht mehr so wirkt, einstmals hat sie so gewirkt, daß, wenn ein Buchstabe durch die Seele lautete, ein Bild in ihr wachgerufen wurde. Vor der Seele dessen, der mit lebendigem Anteil die Worte auf sich wirken ließ, tauchten in einer gewissen Harmonie, ja in einer organischen Form Bilder auf, die sich vergleichen lassen mit dem, was der Seher heute noch sehen kann, wenn er von dem Sinnlichen zum Übersinnlichen vorschreitet. Man möchte sagen, die hebräische Sprache, oder besser gesagt die Sprache der ersten Partien der Bibel, war eine Art von Mittel, aus der Seele herauszurufen bildhafte Vorstellungen, welche nahe heranrückten an die Gesichte, die der Seher erhält, wenn er fähig wird, leibfrei zu schauen in die übersinnlichen Partien des Daseins.<br>[33]<br>Deshalb wird, um diese gewaltigen Urworte der Menschheit einigermaßen lebendig vor die Seele hinzustellen, notwendig sein, daß man absieht von allem Schattenhaften, von allem Blassen, das irgendeine moderne Sprache in ihren Wirkungen auf die Seele hat, und daß man sich einen Begriff verschafft von dem gewaltig Lebensvollen, dem Aufrüttelnden und Schöpferischen, das irgendeine Lautfolge in dieser alten Sprache hatte. Und so ist es von unendlicher Wichtigkeit, daß wir im Verlaufe dieser Vorträge auch versuchen, ein wenig vor unsere Seele hinzustellen jene Bilder, die da auftauchten in dem althebräischen Schüler, wenn der betreffende Laut schöpferisch in seiner Seele wirkte und ein Bild vor diese Seele hinstellte. Sie sehen daraus, daß es einen ganz anderen Weg geben muß, in diese Urkunde einzudringen, als alle die Wege, die heute gewählt werden, um irgendwelche alte Urkunden zu verstehen.<br>Damit habe ich einiges von den Gesichtspunkten angegeben, welche uns leiten werden. Wir werden nur langsam und allmählich vordringen können zu dem, was uns eine lebendige Vorstellung dessen geben kann, was in dem althebräischen Weisen gelebt hat, wenn er jene gewaltigsten Worte auf sich wirken ließ, die wir als Worte wenigstens noch in der Welt haben. So wird es unsere nächste Aufgabe sein, so wenig wie möglich an Bekanntes anzuknüpfen und so viel wie möglich uns freizumachen von alledem, was wir bisher uns vorstellten, wenn wir von Himmel und Erde, von Göttern, von Erschaffen und Schaffen und von einem Urbeginne sprechen. Und je mehr wir uns freimachen können von dem, was wir bisher gefühlt haben bei solchen Worten, desto besser werden wir in den Geist eines Dokumentes eindringen, das aus ganz anderen Seelenbedingungen heraus sich entwickelt hat, als sie in der Gegenwart herrschen. Vor allen Dingen aber müssen wir uns darüber verständigen, wovon wir denn eigentlich geisteswissenschaftlich reden, wenn wir von den Einleitungsworten der Bibel sprechen.<br>Sie wissen ja, aus dem, was heute der seherischen Forschung mögIich ist, können wir den Hergang, die Entwickelung unserer Erde und des Menschendaseins in gewissem Sinn beschreiben. Und es ist von mir versucht worden in meinem Buche «Die Geheimwissen<br>[34]<br>schaft», aus den drei unserem Erdendasein vorausgehenden Stufen der Entwickelung, aus dem Saturn-, Sonnen- und Mondendasein, nach und nach das Erdendasein, die Erde, als den Schauplatz, als den planetarischen Schauplatz des Menschen zu beschreiben. Und Sie haben gewiß gegenwärtig, wenigstens in großen Zügen, was da beschrieben worden ist. Es fragt sich nun: Wohin sollen wir das stellen, was mit dem gewaltigen B`reschit an unsere Seele heranrückt? Wohin sollen wir das stellen in unserer geisteswissenschaftlichen Beschreibung? Wohin gehört es?<br>Machen wir uns einmal klar in bezug auf einen gewissen Gesichtspunkt, wie wir uns das Saturn-, Sonnen- und Mondendasein vor Augen malen können. Wenn wir kurz den Blick zurückwenden auf den alten Saturn, dann steht er vor unserer Seele bildhaft als ein Weltenkörper, der noch nichts von dem hat, was wir gewohnt sind, das stoffliche Dasein um uns herum zu nennen. Er ist ein Welterikörper, der von aIIedem, was wir in unserer Umgebung haben, eigentlich nur das Element der Wärme in sich hat. Wärme oder Feuer, in sich webendes Wärmeelement, noch nichts von Luft, nichts von Wasser, nichts von fester Erde ist zu finden auf dem alten Saturn, so daß da, wo er am dichtesten ist, er lebende, webende Wärme ist. Und wir wissen, daß dann das Dasein vordringt zum sogenannten Sonnendasein. Da haben wir dann zu der webenden, lebenden Wärme eine Art luft- oder gasförmiges Element hinzukommend, und wir stellen uns bildhaft den planetarischen Zustand der Sonne richtig vor, wenn wir uns ihn, soweit er als elementarischer Zustand in Betracht kommt, denken als ein Ineinanderweben und Ineinanderleben gasiger, luftförmiger Elemente und Wärmeelemente. Wir haben dann als dritten Zustand in der Entwickelung unseres Erdendaseins den sogenannten Mondenzustand zu betrachten. Bei diesem kommt zur Wärme und zur Luft dasjenige hinzu, was wir den wässerigen elementarischen Zustand nennen können. Noch nichts von dem, was wir in unserem heutigen irdischen Dasein das erdige, das feste Element nennen, ist während dieses alten Mondenzustandes vorhanden. Aber ein Eigentümliches tritt auf während dieses alten Mondendaseins: es teilt sich die frü-<br>[35]<br>here Einheit, in der unser planetarisches Dasein verlaufen ist. Wenn wir auf den alten Saturn blicken, so erscheint er uns als eine Einheit von in sich webender Wärme. Noch die alte Sonne erscheint uns als in sich webende Gas- und Wärmeelemente. Während des Mondendaseins tritt eine Spaltung eines Sonnenhaften und eines Mondhaften auf. Und erst dann, wenn wir zu der vierten Stufe unserer planetarischen Entwickelung kommen, sehen wir, wie zu den früheren elementarischen Zuständen, zu dem feurigen oder wärmehaften, zu dem luftförmigen, zu dem wässerigen Elemente das in sich feste, das erdhafte Element hinzutritt. Damit dieses feste Element in unserem planetarischen Dasein auftreten konnte, mußte sich die Spaltung, die schon während des Mondendaseins stattgefunden hatte, wiederholen. Das Sonnenhafte mußte noch einmal herausgehen aus unserem planetarischen Erdenhaften. So daß wir einen gewissen Zeitpunkt in der Entwickelung unseres Planeten haben, wo aus einem gemeinsamen planetarischen Zustande, in dem noch ineinander verwoben sind die Elemente des Feuers, der Luft und des Wassers, auseinandertreten das dichtere erdige Element und das feinere luftartige Sonnenelement. Und nur in diesem Erdhaften konnte sich das bilden, das sich verdichten, was wir heute als das Feste bezeichnen.<br>Halten wir einmal diesen Moment fest, wo aus einem gemeinsamen planetarischen Verhältnis das Sonnenhafte heraustritt und fortan von at1ßen seine Kräfte unserem Erdhaften zusendet. Halten wir daran fest, daß damals auch die Möglichkeit gegeben war, daß sich in dem Erdhaften das Feste, das, was wir heute im stofflichen Sinne das Feste nennen, vorbereitete, sich in dem Erdhaften gleichsam verdichtete. Halten wir diesen Moment fest, dann haben wir denjenigen Zeitpunkt, in dem die Genesis, die Bibel, einsetzt. Von diesem Zustand spricht sie. Wir dürfen mit dem ersten Worte der Genesis durchaus nicht verbinden jenes Abstrakte, Schattenhafte, was man heute im Auge hat, wenn man etwa das Wort «Im Anfang» oder «Im Urbeginne» ausspricht. Damit würde man gegenüber dem, was der alte hebräische Weise empfand, etwas unsäglich Armseliges zum Ausdruck bringen. Alles das, was man sich nur<br>[36]<br>vorstellen kann in jener Zweiheit, welche entstand durch die Auseinandergliederung des Sonnenhaften und des Erdhaften, alles das, was sozusagen im Moment dieser Trennung vorhanden war, was sich eben in die Zweiheit gliederte, alles das muß vor unserer Seele auftauchen, wenn wir B`reschit, das «Im Anfang», «Im Urbeginn» in der richtigen Weise vor unsere Seele hinstellen wollen. Und nicht nur das allein darf in unserer Seele auftauchen, sondern wir müssen uns bewußt sein, daß in dieser ganzen Entwickelung, die wir die Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung nennen, geistige Wesenheiten die Lenker und Leiter und auch die Träger der ganzen Entwickelung waren, und daß dasjenige, was wir das Wärme-, das Luft-, das Wasserelement nennen, immer nur der äußere Ausdruck, das äußere Kleid ist für die geistigen Wesenheiten, die die Wirklichkeit der Entwickelung sind. Auch dann, wenn wir hinblicken auf jenen Zustand, der bei der Trennung des Sonnenhaften von dem Erdenhaften vorhanden war, und uns ihn in einem von Stoffesvorstellungen erfüllten Bilde denken, auch dann müssen wir uns bewußt sein, daß wir in alledem, was wir da unter dem Bilde des elementarischen Wassers, der Luft, des Feuers vor unsere Seele hinmalen, nur das Ausdrucksmittel für webende Geistigkeit haben, für webende Geistigkeit, die durch die vorangehenden drei Stufen, durch die Saturn-, Sonnen- und Mondenstufe, gestiegen ist und an diesem Zeitpunkt, den ich eben charakterisiert habe, auf einer gewissen Entwickelungsstufe ihres Daseins angelangt ist.<br>Stellen wir einmal vor unsere Seele dieses Bild von in sich webendem wässerigem, luft- oder gasförmigem und feurigem Elemente wie eine gewaltige Weltenkugel, die sich auseinandetspaltet in ein sonnenhaftes und in ein erdenhaftes Element; stellen wir uns aber vor, daß alles das, was wir in diesem Elementarisch-Stofflichen in der Vorstellung haben, nur das Ausdrucksmittel für Geistiges ist. Stellen wir uns vor, daß aus diesem Stoffgehäuse, das gewoben ist aus einem wässerigen, luftförmigen und einem Wärmeelement, uns anblicken die Antlitze von geistigen Wesenheiten, die da drinnen weben, die in diesem durch Stoffesvorstellungen für unsere Seele repräsentierten Element sich manifestieren, sich offenbaren. Stellen<br>[37]<br>wir uns vor, daß wir geistige Wesenheiten vor uns haben, die uns gleichsam ihr Antlitz zuwenden und die da arbeiten mit Hilfe von Wärme, Luft und Wasser, um Weltenkörper durch die Kraft ihres Geistig-Seelischen zu organisieren. Stellen wir uns einmal dieses Bild vor!<br>Da haben wir das Bild einer elementarischen Hülle, einer Hülle, die wir uns etwa vorstellen können wie ein Schneckenhaus, wenn wir uns eine recht grobe sinnliche Vorstellung bilden wollen, einer Hülle aber, die nicht aus den festen Stoffen geformt ist wie das Schneckenhaus, sondern die aus feinsten wäßrigen, luft- oder gasförmigen und feurigen Elementen gewoben ist. Da drinnen denken wir uns ein Geistiges, das uns anblickt wie Antlitze, die gerade durch diese Hülle sich offenbaren und eine Kraft der Offenbarung selber sind, eine Kraft, die sozusagen aus dem übersinnlich Verborgenen in das Offenbare sich herausstachelt, wenn ich das Wort gebrauchen darf.<br>Rufen Sie sich dieses Bild, das ich eben zu malen versuchte, vor die Seele, dieses lebendige Weben eines Geistigen in einem Stofflichen, und rufen Sie sich vor die Seele die innere seelische Kraft, welche das Weben im Stoffe, das Organisieren im Stoffe bewirkt, und sehen Sie einen Augenblick ab von allem übrigen: dann haben Sie vor sich das, was etwa in der Seele eines althebräischen Weisen lebte, wenn die Laute B`reschit diese Seele durchdrangen. Bet, der erste Buchstabe, rief hervor das stoffliche Weben des Gehäuses, Resch, der zweite Mitlaut, rief hervor das Antlitzhafte der geistigen Wesenheiten, die in diesem Gehäuse drinnen woben, und Schin, der dritte Laut, rief hervor die stachelige Kraft, die aus dem Inneren sich emporarbeitet, um sich zu offenbaren.<br>So ungefähr kommen wir zu dem Prinzip, das solch einer Beschreibung zugrunde liegt. Und wenn wir zu diesem Prinzip vordringen, dann können wir zugleich etwas empfinden von dem Geiste dieser Sprache, die, wie gesagt, etwas Schöpferisches in der Seele hatte, wovon der moderne Mensch bei seinen abstrakten Sprachen gar keine Ahnung mehr hat.<br>Stellen wir uns jetzt einmal so recht in den Moment hinein, der<br>[38]<br>sozusagen vor der physischen Koagulierung, vor der physischen Verdichtung unseres Erdendaseins liegt, denn so war der Moment, den ich im Auge habe. Stellen wir uns diesen Moment recht lebendig vor, dann werden wir sagen müssen: Wollen wir das, was da geschieht, beschreiben, dann dürfen wir nichts verwenden von all den Vorstellungen, die wir anwenden, wenn wir heute die äußeren Sinnesvorgänge beschreiben wollen. - Daher ist es unendlich dilettantisch, wenn man das zweite der Worte, mit denen wir es zu tun haben in der Genesis, so auffaßt, daß man irgendeine äußere Tatsache, und sei sie noch so sehr anklingend an das, was wir heute unter und verstehen, an das Wort heranbringt. Damit kommen wir nicht an das zweite Wort der Genesis heran. Wohin können wir uns nun wenden? Es ist mit diesem Worte etwas gemeint, was in der Tat hart an die Grenze herantritt, wo das Sinnliche unmittelbar schon in das Übersinnlich-Geistige hinein übergeht. Und der Mensch, der sich eine Vorstellung von dem machen will, was man so gewöhnlich mit «schuf» übersetzt: «Im Urbeginne schufen die Götter», der darf in keiner Weise dieses Wort an irgend etwas heranbringen, was mit Augen, mit gewöhnlichen sinnlichen Augen als eine schöpferische Betätigung, als eine hervorbringende Betätigung geschaut werden kann.<br>Schauen Sie, meine lieben Freunde, in Ihr Inneres. Versuchen Sie sich einmal in eine Lage zu versetzen, so daß Sie etwa, sagen wir, eine Weile geschlafen haben, dann aufwachen und, ohne daß Sie den Blick auf eine äußere Tatsache richten, in sich auferwecken durch die innere Seelentätigkeit gewisse Vorstellungen in Ihrer Seele. Vergegenwärtigen Sie sich diese innere Tätigkeit, dieses produktive Sinnen, das aus dem Seeleninneren einen Seeleninhalt hervorzaubert. Gebrauchen Sie meinetwillen das Wort «Ersinnen» für dieses Hervorzaubern eines Seeleninhaltes aus den Seelenuntergründen in das bewußte Blickfeld Ihrer Seele hinein, und denken Sie sich jetzt das, was der Mensch nur kann mit seinen Vorstellungen, als eine Tätigkeit, die nun wirklich kosmisch-schöpferisch ist. Denken Sie sich statt Ihres Sinnens, statt Ihres innerlichen denkerischen Erlebens ein kosmisches Denken, dann haben Sie das, was in<br>[39]<br>diesem zweiten Worte der Genesis, bara, drinnen liegt. So geistig, als Sie es nur denken können, so nahe Sie es nur heranbringen können an das Gedankenmäßige, das Sie sich in Ihrem eigenen Sinnen vor Augen führen, so nahe Sie das nur heranbringen können!<br>Und jetzt stellen Sie sich vor, daß Sie während dieses Sinnens in der Seele gleichsam zweierleiVorstellungsgruppen vor Ihre Seele hinleiten. Nehmen wir einmal, um möglichst deutlich eine solche fernliegende Sache zu schildern, einen Menschen, der aufwacht und dem zweierlei einfällt, der also zweierlei ersinnt. Das eine, was er ersinnt, sei das Bild von irgendeiner Tätigkeit oder einem äußeren Ding oder Wesen; das tritt nicht durch äußere Anschauung, nicht durch Wahrnehmung, sondern durch Sinnen, durch schöpferische Tätigkeit der Seele in das Blickfeld des Bewußtseins. Das aber, was als zweiter Vorstellungskomplex auftreten soll bei einem so Aufwachenden, das sei eine Begierde, irgend etwas, was der Mensch wollen kann nach seiner ganzen Anlage und Seelenverfassung. So haben wir ein vorstellungsmäßiges und ein begierdenhaftes Element, das auftaucht vor unserer Seele durch inneres Sinnen. Nunmehr stellen Sie sich statt der Menschenseele, die also in sich sinnt, dasjenige vor, was in der Genesis die Elohim genannt wird. Denken Sie sich statt der Einheit der Menschenseele eine Mehrheit sinnender geistiger Wesenheiten, die aber in einer ähnlichen Weise aus ihrem Inneren hervorrufen durch Ersinnen zwei Komplexe, die ich vergleichen möchte mit dem, was ich Ihnen eben beschrieben habe, mit einem rein vorstellungsmäßigen und einem begierdenhaften Komplex. Wir denken uns also statt der sinnenden Menschenseele eine kosmische Organisation von Wesenheiten, die in sich in ähnlicher Weise wachrufen, nur daß ihr Sinnen ein kosmisches ist, zwei solche Komplexe, einen vorstellungsartigen, das heißt einen solchen, der irgend etwas offenbart, der also nach außen hin sich auslebt, der nach außen hin erscheint, und einen anderen Komplex, der begierdenhaft ist, der durch innerliche Regsamkeit lebt, ein innerlich sich Regendes, ein innerlich von Regsamkeit Durchsetztes. Wir denken uns also jene kosmischen Wesenheiten, die als die Elohim bezeichnet werden, wir denken sie uns so sinnend, und dieses Sinnen vergegenwärtigen wir<br>[40]<br>uns bei dem Worte «sie schufen», bara. Und dann denken wir uns, daß durch dieses schöpferische Sinnen zwei solche Komplexe entstehen, ein Komplex, der mehr darauf hingeht, ein sich äußerlich Offenbarendes, ein nach außen sich Kundgebendes zu sein, und ein anderer Komplex, ein innerlich Regsames, ein innerlich Lebendiges; dann haben wir ungefähr jene zwei Vorstellungskomplexe, welche auftauchten in der Seele des althebräischen Weisen, wenn die Worte, für die heute «die Himmel und die Erde» stehen, seine Seele durchklangen, haschamajim und ha'arez. Suchen wir womöglich zu vergessen, was der moderne Mensch unter Himmel und Erde sich denkt, versuchen wir die beiden Vorstellungskomplexe vor die Seele zu führen, den Komplex des nach außen sich Kundgebenden, des sich Offenbarenden, den Komplex dessen, was da drängt, nach außen irgendwelche Wirkung hervorzurufen, und jenen anderen Komplex des innerlich Regsamen, dessen, was sich selbst im Inneren erleben will, was sich im Inneren lebendig regt, dann haben wir das haschamajim und das andere Wort, ha'arez.<br>Und die Elohim selber - wir werden sie im Verlaufe der Vorträge noch genauer kennenlernen und sie übersetzen in unsere geisteswissenschaftliche Sprache, jetzt aber wollen wir versuchen, einigermaßen an den Sinn der Urworte heranzudringen -, die Elohim selber, was sind sie für Wesenheiten? Wer sich eine Vorstellung machen will, was in der Seele des althebräischen Weisen lebte, wenn er dieses Wort gebrauchte, der muß sich klar sein, daß in jener Zeit ganz lebendig der Sinn dafür vorhanden war, daß unsere Erdenentwickelung eben einen bestimmten Sinn, ein bestimmtes Ziel hat. Welches ist dieser Sinn, welches ist dieses Ziel unserer Erdenentwickelung?<br>Unsere Erdenentwickelung hat einen Sinn, ein Ziel nur dann, wenn innerhalb ihrer etwas auftritt, was vorher nicht da war. Eine ewige Wiederholung, eine Wiederkehr dessen, was schon da war, wäre ein sinnloses Dasein, und als ein solches sinnloses Dasein hätte vor allen Dingen der althebräische Weise die Erdengenesis empfunden, wenn er nicht hätte denken können, daß die Erde, nachdem sie sich herausentwickelt hat aus anderen Zuständen,<br>[41]<br>etwas Neues, gegenüber allem Früheren Neues bringen müsse. Durch dieses Erdendasein wurde ein Neues möglich: daß nämlich der Mensch gerade so wurde, wie er innerhalb des Erdendaseins sich zeigt. So wie der Mensch innerhalb des Erdendaseins auftritt als das Wesen, das er heute schon ist, als das Wesen, zu dem er sich entwickeln wird in immer weiter und weitergehender Zukunft, so war dieser Mensch in allen früheren Entwickelungsstadien nicht vorhanden, so war er auch in den früheren Entwickelungsstadien nicht möglich. Und anders geartet als der Mensch - wir wollen jetzt nicht den Begriff des Niederen und des Höheren einführen - waren diejenigen geistigen Wesenheiten, welche die äußere Entwickelung führten und trugen, die wir als Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung bezeichnen. Jene Wesenheiten, die da woben in den elementarischen Daseinsstufen des Feurigen, Gasigen, Wäßrigen, die da woben ein Saturn-, ein Sonnen-, ein Mondendasein, die da woben an dem Beginn des Erdendaseins, wie lernen wir sie am besten in bezug auf ihre Wesenheit kennen? Wie kommen wir ihnen nahe?<br>Wir mußten allerdings vieles, vieles beschreiben, wenn wir diesen Wesenheiten einigermaßen nahekommen wollten. Wir können sie aber nach einer Seite hin zunächst kennen lernen, und das wird genügen, um uns wenigstens einen Schritt näher zu bringen dem gewaltigen Sinn der biblischen Urworte. Wir wollen sie einmal betrachten, diese Wesenheiten, die dem Menschen in gewisser Beziehung am nächsten standen, als er selbst herausgebildet wurde aus dem, was sich heranentwickelt hatte aus dem alten Saturn-, Sonnen- und Mondendasein. Wir wollen sie einmal befragen, diese Wesenheiten, nach dem, was sie eigentlich wollten. Wir wollen sie nach ihrem Willen befragen, nach ihrer Absicht gleichsam. Dann werden wir wenigstens eine kleine Vorstellung von ihrer Wesenheit erhalten können. Was wollten sie, diese Wesenheiten? - Sie konnten vieles, sie hatten sich ein Können im Verlaufe der Entwickelung, die sie durchgemacht hatten, nach der einen oder anderen Richtung erworben. Der eine konnte dies, der andere jenes. Aber wir stellen uns ihr Wesen am besten vor, wenn wir uns sagen: In<br>[42]<br>jenem Zeitpunkt, den wir eben ins Auge gefaßt haben, wirkte in einer Gruppe von solchen Wesenheiten ein gemeinsames Ziel, ein gemeinsames Motiv. - Es ist auf einer höheren Stufe etwa so, wie wenn eine Gruppe von Menschen heute zusammenkäme, von denen jeder eine bestimmte Geschicklichkeit hat. Ein jeder von ihnen kann etwas, und nun sagen sie sich gegenseitig: Du kannst dies, ich kann das, der dritte jenes. Wir wollen alle unsere Tätigkeiten jetzt zusammenfließen lassen, um ein gemeinsames Werk zu tun, wo eines jeden Tätigkeit angebracht werden kann. - Nehmen wir also eine solche Gruppe von Menschen an, von denen ein jeder etwas anderes kann, die aber ein gemeinsames Ziel haben. Das, was da entstehen soll, ist noch nicht da. Die Einheit, an der sie arbeiten, lebt zunächst überhaupt erst als Ziel, sie ist noch gar nicht vorhanden. Es ist eine Vielheit da, die Einheit lebt zunächst als ein Ideal. Nun denken Sie sich eine Gruppe von geistigen Wesenheiten, die sich entwickelt haben durch Saturn, Sonne und Mond, von denen eine jede etwas ganz Bestimmtes kann, und die in dem Moment, den ich charakterisiert habe, den Entschluß fassen: Wir wollen unsere Tätigkeiten gruppieren zu einem gemeinsamen Ziel, wir wollen uns eine einheitliche Richtung geben. - Und vor dem Blick eines jeden tauchte das Bild dieses Zieles auf. Und was war das Ziel? Der Mensch, der Erdenmensch.<br>So lebte der Erdenmensch als Ziel in einer Gruppe von göttlich-geistigen Wesenheiten, die beschlossen hatten, ihre verschiedenen Künste zusammenwirken zu lassen, um das zu erreichen, was sie selber gar nicht hatten, was ihnen selber nicht eignete, was sie aber hervorbringen konnten durch gemeinschaftliche Arbeit. Wenn Sie das alles nehmen, was ich Ihnen beschrieben habe als elementarische Hülle, als darin wirkende, kosmisch sinnende, geistige Wesenheiten, als zwei Komplexe, einen begierdenhaften, innerlich regsamen und einen nach außen sich offenbarenden, wenn Sie das alles nehmen und dann jenen geistigen Wesenheiten, die gleichsam aus dem Elementarischen heraus mit ihrem Antlitz blicken, dieses gemeinsame Ziel zuschreiben, das ich soeben charakterisiert habe, dann haben Sie das, was da lebte in dem Herzen eines althebräischen<br>[43]<br>Weisen bei dem Worte EIohim. Und jetzt haben wir in bildhafter Weise zusammengetragen, was in diesen aIlgewaltigen Urworten lebt.<br>Vergessen wir also zunächst einmal alles das, was ein moderner Mensch fühlen und denken kann, wenn er ausspricht die Worte «Im Urbeginne schufen die Götter die Himmel und die Erde». Versuchen wir unter Berücksichtigung alles dessen, was heute gesagt worden ist, vor unser Auge folgendes Bild hinzustellen: Da ist webendes elementarisches Element, darinnen webt Feuriges, Gasförmiges, Wässeriges. Innerhalb dieses Elementarischen, Wirksamen, Webenden leben geistige Wesenheiten, eine Gruppe von geistigen Wesenheiten, die sinnen. Im produktiven Sinnen sind sie begriffen, und durch ihr produktives Sinnen hindurch dringt das Ziel, zum Menschenbild hin die ganze Wirksamkeit zu lenken. Und als erstes tritt auf aus diesem Sinnen die Vorstellung eines sich nach außen Offenbarenden, sich Kundgebenden, und eines innerlich Regsamen, eines innerlich in sich Belebten: In dem elementarischen Gehäuse ersannen die Urgeister das nach außen hin Erscheinende, das nach innen Regsame.<br>Versuchen Sie einmal, in diesen Worten sich zu vergegenwärtigen, was in der ersten Zeile der Bibel gesagt wird, dann werden Sie die Grundlage haben für das, was wir in den weiteren Tagen uns vor die Seele zu führen haben als den wahren Sinn dieser alIgewaltigen Urworte, durch die der Menschheit ein Größtes, nämlich ihr eigener Ursprung, geoffenbart ist.<br><br>
Wir haben gestern vor unsere Seele bildhaft hingemalt denjenigen Augenblick, der mit den bedeutsamen Worten der Bibel angedeutet wird: Damit haben wir auf ein Ereignis hingewiesen, das für uns ja auf einer höheren Stufe eine Wiederholung vorhergehender Entwickelungszustände unseres Erdenwerdens darstellt. Immer wieder muß ich Sie verweisen auf das Bild von einem Menschen, der da aufwacht und aus der Seele heraufholt einen gewissen seelischen Inhalt So etwa sollen wir uns vorstellen, wie aus der Seele der Elohim hervorsprießt in einer neuen Gestalt, in einer abgeänderten Gestalt das, was sich langsam und allmählich im Verlauf der Entwickelung herangebildet hat durch die Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit. Und im Grunde genommen ist alles das, was im sogenannten Sechs- oder Siebentagewerk der Bibel berichtet wird, ein Wiedererwecken vorhergehender Zustände, nicht aber ein Wieder- erwecken in derselben Form, sondern in einer neuen Form, in einer neuen Gestalt. Und die nächste Frage, die wir uns werden stellen dürfen, ist diese: Wie haben wir überhaupt die Realität dessen, was uns da erzählt wird im Verlauf des Sechs- oder Siebentagewerks, aufzufassen?<br>Wir werden uns über diese Frage am besten verständigen, wenn wir sie so stellen: Könnte ein Auge, wie die gewöhnlichen Augen sind, könnten überhaupt Sinnesorgane, wie die heutigen Sinnesorgane sind, äußerlich sinnengemäß verfolgen, was im Sechstagewerk berichtet wird? - Das könnten sie nicht. Denn die Ereignisse, die Tatsachen, die uns da berichtet werden, verlaufen im wesentlichen in der Sphäre dessen, was wir das elementarische Dasein nennen können. So daß also, um diese Vorgänge anzuschauen, ein gewisser Grad hellseherischer Erkenntnis, hellseherischer Wahrnehmung nötig wäre. Es ist eben durchaus wahr, daß die Bibel uns  
 
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erzählt von dem Hervorgehen des Sinnlichen aus dem Übersinnlichen und daß die Tatsachen, die sie an die Spitze stellt, übersinnliche Tatsachen sind, wenn auch nur um einen Grad höher liegend als unsere gewöhnlichen sinnlichen Tatsachen, die ja aus diesen anderen eben charakterisierten hervorgegangen sind. Wir blicken also in gewisser Beziehung in ein hellseherisches Gebiet hinein mit all dem, was wir da im Sinne des Sechstagewerks eigentlich beschreiben. In Ätherform und in elementarischer Form tauchte wieder auf, was frülier da war. Halten wir das nur recht genau fest, sonst werden wir uns nicht in genügender Weise orientieren über all das, was mit den monumentalen Worten der Genesis eigentlich gemeint ist. So dürfen wir also erwarten, daß wir in einer neuen Art auftauchen sehen alles das, was während des alten Sattirn-, Sonnen- und Mondendaseins sich nach und nach entwickelt hat.<br>Fragen wir uns deshalb zuerst einmal: Wie waren denn die eigenartigen Zustände, in weIche die Entwickelung durch diese drei planetarischen Formen eingetaucht war? - Wir können sagen: Auf dem alten Saturn, das können Sie ja in meiner «Geheimwissenschaft» nachlesen, war alles in einer Art mineralischen Zustandes. Das, was dort als erste Anlage vom Menschen vorhanden war, was überhaupt die gesamte Masse des alten Saturn ausmachte, war in einer Art mineralischen Zustandes. Dabei dürfen Sie nicht an die mineralische Form von heute denken, denn der alte Saturn war durchaus noch nicht im Element des Wassers oder des Festen vorhanden; er war nur ineinanderwebende Wärme. Aber die Gesetze, welche in diesem Wärmeplaneten herrschten, das also, was da die Differenzierung bewirkte, was das Ineinanderweben organisierte, das waren die gleichen Gesetze, die heute in dem dichten, in dem festen Mineralreich herrschen. Wenn wir also sagen, der alte Saturn und auch der Mensch waren im mineralischen Zustande, dann müssen wir uns dessen bewußt sein, daß es nicht ein mineralischer Zustand wie der heutige war, mit festen Formen, sondern ein Zustand innerhalb der webenden Wärme, aber mit mineralischen Gesetzen.<br>Dann komstit der Sonnenzustand. Diesen müssen wir noch immer so auffassen, daß von der Sonnenmasse noch keine Abtrennung
 
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dessen stattgefunden hat, was später das Erdenhafte wurde. Ein gemeinsamer Leib sozusagen ist alles das, was heute zur Erde und zur Sonne gehört, ein kosmischer Leib ist das zur alten Sonnenzeit. Innerhalb dieser alten Sonne hat sich gegenüber dem früheren Saturnzustand als Verdichtung herausgebildet ein Gasiges, so daß wir außer dem ineinanderwebenden Wärmehaften ein durcheinanderströmendes, gesetzmäßig sich ineinanderfügendes Gas- oder Luftförmiges haben. Aber zu gleicher Zeit haben wir eine Neubildung nach oben hin, gleichsam eine Verdünnung des Wärmehaften nach dem Lichthaften, ein Ausstrahlen eines Lichthaften in den Weltenraum. Dasjenige, was wir nun als die Wesen unserer planetarischen Entwickelung bezeichnen können, ist während dieses alten Sonnenzustandes fortgeschritten bis zum Pflanzenhaften. Wieder dürfen wir uns nicht denken, daß während des alten Sonnenzustandes Pflanzen in der heutigen Form vorhanden waren, sondern wir müssen uns klar sein daräber, daß nur die Gesetze, die im heutigen Pflanzenreich wirken, jene Gesetze, die da bedingen, daß ein Wurzelhaftes nach abwärts und ein Blütenhaftes nach aufwärts treibt, innerhalb des alten Sonnenzustandes in dem Element des Luftförmigen und des Wärmehaften sich geltend machen. Natürlich konnte keine feste Pflanzenform entstehen, sondern die Kräfte, die die Blüte nach oben und die Wurzeln nach unten trieben, muß man sich denken in einem luftartigen Gebilde webend, so daß man den alten Sonnenzustand sich vorzustellen hat als ein lichtartiges Aufblitzen von Blütenformen nach oben. Denken Sie sich eine Gaskugel und da drinnen webendes Licht, lebendiges Licht, das aufsprießt, das nach oben im Aufsprießen das Gasige wie Lichtblütenformen aufschießen läßt und wiederum das Bestreben hat, nach unten zu halten, was da aufblitzen will, das wiederum die alte Sonne nach dem Mittelpunkte zusammenhält: dann haben Sie das innere Weben von Licht, Wärme und Luft im alten Sonnenzustande. Das mineralische Gesetzmäßige wiederholt sich, das pflanzliche Gesetzmäßige kommt dazu, und das, was vom Menschen vorhanden ist, ist selbst erst in einem Zustand des Pflanzenhaften.<br>Wo würden wir denn heute etwas finden, was sich, wenn auch
 
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nicht ganz, doch in einer gewissen Beziehung vergleichen ließe mit diesem pflanzerihaften Weben in der alten Gas.Wärme.Lichtkugel der Sonne? Wenn man die Sinne, die der Mensch heute hat, in dem Weltenraum herumschweifen ließe, würde man freilich nichts finden, was sich damit vergleichen ließe. Zu einer gewissen Zeit der alten Sonne war das alles auch physisch vorhanden, das heißt physisch bis zur Gasdichtigkeit Heute kann es überhaupt physisch nicht vorhanden sein. Die Gestalt des Wirkens, die dazumal auch physisch vorhanden war, heute ist sie für den Menschen nur vorhanden, wenn das hellseherische Wahrnehmungsvermögen sich in das Gebiet der übersinnlichen Welt richtet, da wo heute die geistigen Grundwesenheiten unserer äußeren physischen Pflanzen sind, das, was wir im Laufe der Jahre als die Gruppenseele der Pflanzen kennen gelernt haben. Wir wissen ja, daß diesem äußeren Pflanzlichen, das heute dem physischen Sinne sich vorstellt, etwas zugrunde liegt, was wir die Gruppenseelen nennen können. Heute können sie nur durch das hellseherische Bewußtsein im Geistgebiete gefunden werden. Da sind diese Gruppenseelen der Pflanzen nicht in einzelnen Pflanzenindividuen vorhanden wie die äußerlichen Pflanzen, die aus dem Erdboden herauswachsen, sondern da ist ungefähr für jede Art, also für die Rosenart, für die 'Veilchenart, für die Eichenart, eine Gruppenseele vorhanden. Wir haben also im Geistgebiete nicht irgendein geistiges Wesen für jede einzelne Pflanze zu suchen, sondern für die Arten haben wir die Gruppenseelen zu suchen. Diese Arten von Pflanzen sind für das heutige Denken, für dieses arme, abstrakte Denken der Gegenwart eben Abstraktionen, Begriffe. Sie waren es schon im Mittelalter, und weil man auch damals schon nichts mehr wußte von dem, was im Geistigen webt und lebt als Grundlage des Physischen, kam der berühmte Streit auf zwischen Realismus und Nominalismus, das heißt, ob das, was als Arten existiert, bloßer Name ist oder etwas real Geistiges. Für das hellseherische Bewußtsein hat dieser ganze Streit nicht den allergeringsten Sinn, denn wenn es sich richtet über die Pflanzendecke unserer Erde hin, so dringt es durch die äußere physische Pflanzenform in ein geistiges Gebiet, und in diesem geistigen
 
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Gebiete, da leben als wirkliche reale Wesen die Gruppenseelen der Pflanzen. Und diese Gruppenseelen sind einerlei Realität mit dem, was wir die Arten der Pflanzen nennen. Zu der Zeit, als die Luft-Wärme-Lichtkugel der alten Sonne in ihrer vollen Blüte war, als das dort spielende Licht an die Gasoberfläche herauswarf die lichtfunkelnden Blütenformen des Pflanzendaseins, damals waretT diese Formen dasselbe, und zwar in physischer Gasgestalt, was heute nur noch im Geistgebiete als die Arten der Pflanzen zu finden ist. Halten wir dieses nur recht gut fest, daß dazumal während des alten Sonnendaseins die Arten der Pflanzen, die Arten dessen, was heute als Grünendes, als Blühendes, als Baum- und Strauchförmiges unsere Erde bedeckt, die alte Sonne durchsetzte ganz im Sinne der Gruppenseelenhaftigkeit, im Sinne der Arten.<br>Soweit der Mensch damals war, befand er sich auch in einem pflanzenhaften Zustand. Er war nicht imstande, in seinem Inneren als Yorstellungen wachzurufen, in Bewußtseinszuständen zu erwekken, was um ihn herum vorging, ebensowenig wie heute die Pflanze in Bewußtseinszuständen wiedererwecken kann, was um sie herum vorgeht. Der Mensch war selber in einem pflanzenhaften Dasein, und zu den auf- und abspielenden Lichtformen, welche in dem gasigen Sonnenball spielten, gehörte auch die Leiblichkeit des damaIigen Menschen. Zu der Entstehung der primitivsten Form des Bewußtseins gehört nämlich im Kosmos etwas ganz Besonderes. Solange unser Erdenhaft`es noch mit dem Sonnenhaften verbunden war, solange also nicht, sagen wir, grob gesprochen, das Licht der Sonne von außen auf den Erdball fiel, so lange konnte sich das, was man ein Bewußtsein nennen kann, nicht bilden innerhalb der Wesen des Erdenhaften. So lange konnte auch nicht den physischen und den Ätherleib durchdringen ein astralischer Leib, der die Grundlage des Bewußthaften ist Soll ein Bewußthaftes auftreten, dann muß eine Trennung, eine Spaltung stattfinden, dann muß sich aus dem Sonnenhaften ein anderes absondern. Und das geschah während des dritten Entwickelungszustandes unserer Erde, während des alten Mondenzustandes. Als der alte Sonnenzustand vorüber war, durch eine Art kosmischer Nacht durchgegangen war, da
 
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tauchte von neuem auf das ganze Gebilde, jetzt aber so, daß es reif geworden war, als eine Zweiheit zu erscheinen, daß alles Sonnenhafte sich herausgliederte als ein 'Weltenkörper, und der alte Mond, auf dem sich von unseren elementarischen Zuständen nur das Wässerige, Luft- und Wärmehafte befand, als ein außerhalb des Sonnen- haften Befindliches zurückMieb. Der alte Mond war das damalige Erdenhafte, und nur, weil die Wesen auf ihm von außen her die Kraft der Sonne empfangen konnten, nur dadurch konnten sie in sich aufnehmen einen astralischen Leib und in sich entwickeln das Bewußthafte, das heißt, widerspiegeln in innerern Erleben, was um sie herum vorging. Ein Tierhaftes, ein innerlich lebendig Tierhaftes, ein Weseriliaftes, das Bewußtsein in sich trägt, ist also daran gebunden, daß innerhalb des Erden- und des Sonnenhaften eine Trennung eintritt. Das Tierhafte trat während der alten Mondenzeit auf, und der Mensch selbst war heraufgebildet in bezug auf seine Leiblichkeit bis zum Tierhaften. Das Genauere darüber haben Sie ja in meiner <br>So sehen wir also, wie diese drei Zustände, die unserem Erden werden vorangegangen sind und die die Bedingungen dieses Erdenwerdens sind, gesetzmäßig zusammenhängen. Und im Mondenzustand ist hinzugekommen zum Gasigen ein Flüssiges, ein Wässeriges auf der einen Seite und ein Tonhaftes, ein Klanghaftes nach der anderen Seite, ein Klanghaftes, wie ich es Ihnen gestern charakterisiert habe als eine Verfeinerung des Lichtzustandes. Das ist ungefähr eine Wiedergabe der Entwickelung. Das, was da geschehen war durch diese drei Zustände hindurch, tauchte nun wie die Erinnerung der Elohiin wieder auf, tauchte auf, wie wir gestern gesehen haben, zunächst in einem verworrenen Zustand, der bezeichnet wird in der Bibel mit den Worten, die ich gestern genauer charakterisiert habe, mit den Worten tohu wabohu. In den KraftstrahIen, die von einem Mittelpunkt nach auswärts und vom Umfange her nach einwärts strahlten, schlossen sich ein in einem Ineinanderwirken zunächst die drei elementarischen Zustände, die Luft, die Wärme und das Wässerige. Sie waren jetzt ungeschieden; früher waren sie schon geschieden gewesen. Auf der Sonne schon waren sie geschieden, als
 
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ein Gasförmiges von dem Wärmehaften sich abgetrennt hatte, und auch während des alten Mondenzustandes, wo die drei Formen des Wärmehaften, des Gashaften und des Wasserhaften voneinander geschieden waren. Jetzt waren sie in buntem Durcheinander während des tohu wabohu, sprudelten ineinander, so daß man in jener ersten Zeit des Erdenwerdens nicht unterscheiden konnte zwischen dem Wasserhaften, Gashaften und Wärmehaften. Das wirkte alles ineinander.<br>Das erste, was nun eintrat, war, daß in dieses Durcheinander hineinschlug das Lichthafte. Und dann entwickelte sich aus jener seelenhaften, geisthaften Tätigkeit, die ich Ihnen wie ein kosmisches Sinnen beschrieben habe, eine Tätigkeit heraus, die zuerst in dem Durcheinander des Elementarischen das alte Gasförmige von dem alten Flüssigen schied. Diesen Moment, der sozusagen auf die Lichtwerdung folgte, bitte ich ganz genau festzuhalten. Würden wir es in nüchterne Prosa übersetzen, was da geschehen ist, so müW ten wir sagen: Nachdem eingeschlagen hat das Licht in das tohu wabohu, da schieden die Elohim das, was schon früher ein Gasiges war, von dem, was früher ein Wäßriges war, so, daß man wieder unterscheiden konnte das, was gasförmigen Zustand hatte, von dem, was im früheren Sinne in wäßrigem Zustand war. Also in der Masse, welche ein Durcheinander war aller drei elementarischen Zustände, wurde jetzt geschieden, und zwar so, daß zweierlei auftrat, eines mit dem Charakter des Luftigen, mit dem Charakter, sich nach allen Seiten hin zu verbreiten, und ein anderes mit dem Charakter des Zusammenhaltens, des Sichzusammendrängens. Das ist das Wäßrige. Nun waren aber die beiden Zustände in der Zeit, von der hier gesprochen wird, noch nicht so, daß wir sie mit dem, was wir heute Gas- oder Luftförmiges und Wasser nennen, vergleichen könnten. Das Wasser war ein wesentlich dichteres; wir werden gleich sehen warum. Dagegen war aber auch das, was luftförmig war, so, daß, wenn wir genau den Sinn seiner damaligen Beschaffenheit treffen wollen, wir kein besseres Beispiel finden können, als wenn wir heute den Blick von der Erde aufwärts richten, wo sich im Luftförmigen das Wäßrige zu Gasigem, Dampfförmigem bildet
 
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und das Bestreben hat, in Wolkenform aufzusteigen, um dann als Regen wieder niederzufallen; also das eine Element als ein aufsteigendes, das andere als ein absteigendes. Wäßriges haben wir in beiden, nur hat das eine Wäßrige die Tendenz, dampfförmig zu werden, als Wolken nach aufwärts zu gehen, und das andere die Tendenz, abwärts sich zu ergießen, sich in Oberflächengestalt niederzuschlagen. Das ist natürlich nur ein Vergleich, denn was ich da schildere, spielte sich ja im EIementarischen ab.<br>Wollen wir aIso das, was weiter geschah, charakterisieren, so müssen wir sagen: Die Elohim bewirkten durch ihr kosmisches Sinnen, daß in dem tohu wabohu eine Scheidung eintrat von zwei elementarischen Zuständen. Der eine hatte die Tendenz, nach aufwärts zu dringen, dampfförmig zu werden, das ist Wäßriges in Gasiges sich umbildend. Der andere hatte die Tendenz, nach unten sich zu ergießen, das ist Wäßriges, das immer dichter und dichter sich zusammenschließt. - Das ist der Tatbestand, der gewöhnlich in den modernen Sprachen dadurch ausgedrückt wird, daß man zum Beispiel im Deutschen sagt: «Die Götter machten etwas zwischen den Wassern oben und den Wassern unten.» Ich habe Ihnen eben jetzt geschildert, was die Götter machten. Sie bewirkten innerhalb der Wasser, daß das eine Elementare die Tendenz hatte, nach aufwärts zu kommen, und das andere die Tendenz, nach innen zum Mittelpunkt zu gelangen. Mit dem, was dazwischen ist, ist nichts gemeint, was man mit der Hand anfassen kann, sondern es ist eine Scheidung vollzogen in bezug auf zwei Kraftcharaktere, die ich Ihnen eben charakterisiert habe. Will man einen äußeren Vergleich dafür haben, so kann man sagen: Die Elohim bewfrkten, daß die Wasser nach der einen Seite nach aufwärts gingen, nach Wolkenform strebten, in den Weltenraum hinausstrahlen woIlten, und daß sie nach der anderen Seite sich sammeln wollten auf der Erdoberfläche. - Die Scheidung war also eine Art ideelle. Deshalb ist das Wort, das in der Genesis steht für diese Scheidung, auch ideell aufzufassen. Sie wissen ja, daß die lateinische Bibel das Wort Firmamentum an dieser Stelle hat Dafür steht in der Genesis das Wort rakia. Dieses Wort bezeichnet durchaus nicht etwas, was man in
 
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äußerer sinnenfälliger Weise deuten soll, sondern es bezeichnet eben die Auseinanderscheidung zweier Kraftrichtungen.<br>Damit haben wir das getroffen, was als ein zweiter Moment in der Genesis geschildert wird. So daß wir, wenn wir es in unsere Sprache übersetzen wollten, sagen müßten: Die Elohim trennten zunächst innerhalb der durcheinanderwirbelnden elementarischen Zustände die Luft von dem Wasserhaften. - Das ist auch die ganz genaue Wiedergabe dessen, was gemeint ist. Das in die Luft Strebende, das natürlich das Gasig-Wäßrige in sich begreift, und das zum Festeren sich Hinballende, das trennten die Elohim. Das ist der zweite Moment in der Schöpfungsgeschichte.<br>Nun schreiten wir zu dem nächsten Momente vor. Was geschieht da? Dasjenige, was da hinausgeschickt worden ist, was da hinaus- strahlt, was nach Wolkenbildung drängt, das hat einen Zustand erreicht, der in gewisser Weise die Wiederholung eines früheren Zustandes ist, eines Zustandes in einer gröberen Form, als er auf der alten Sonne war. Das, was nach innen gestrebt hat, was in gewisser Beziehung wiedergibt das zum Wäßrigen Verdichtete des alten Mondenhaften, wird jetzt weiter differenziert, und diese weitere Scheidung bildet das, was als der dritte Moment im Erdenwerden auftritt. Wir können sagen, daß im zweiten Momente die Elohim geschieden haben das Luftförmige vom Wäßrigen. So scheiden sie im dritten Momente innerhalb des Wasserhaften das, was wir jetzt als Wasser kennen, und etwas, was vorher noch nicht da war, eine neue Verdichtung, das Feste. Jetzt erst ist das Feste gegeben. Während des alten Mondenzustandes war dieses Feste, dieses Erdenhafte noch nicht vorhanden. Jetzt wird es ausgeschieden aus dem Wasser- haften. Wir haben also im dritten Momente des Erdenwerdens einen Verdichtungsprozeß und müßten sagen: So wie die Elohim im zweiten Momente geschieden haben die Luftelemente von den wässerigen, so scheiden sie jetzt im dritten Momente innerhalb der alten Mondensubstanz das neue Wasserhafte ab von dem Erdenhaften, das jetzt als etwas ganz Neues auftritt. - Alles das im Grunde genommen, was ich Ihnen bisher geschildert habe, war schon früher vorhanden, wenn auch in anderer Gestalt. Ein Neues ist erst das
 
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Erdenhafte, das Feste, das jetzt im dritten Momente der Genesis auftritt. Das aus dem Wasserhaften herausgesonderte Erdenhafte, das ist das Neue. Das erst gibt die Möglichkeit, daß sich das vorher Vorhandene in einer erneuerten Gestalt zeigt.<br>Was bildet sich nun zuerst? Es ist das, was sich schon in der alten Sonne gebildet hatte, was wir beschrieben haben in dem dünnen gasigen Elemente des Sonnenhaften als aufsprießendes Pflanzenhaftes, was sich dann im Wäßrigen auf dem alten Monde wiederholt hat, wo ja die Pflanzenformen im heutigen Sinne auch noch nicht vorhanden waren. Und erst im dritten Momente wiederholt es sich eben in dem Erdenhaften selber. Das Pflanzenhafte wiederholt sich innerhalb des Erdenhaften zunächst. Das wird nun in der Bibel in wunderbarer Weise geschildert. Was die Tage zu gelten haben, werde ich später schildern; jetzt spreche ich von dem Lichteinschlag, von dem Lufteinschlag, von der Sondernng des Wassers von dem Festen. Das Feste bringt jetzt aus sich selbst eine Wiederholung des Pflanzenhaften hervor. In wunderbar anschaulicher Art wird uns das geschildert, indem uns gesagt wird, daß Pflanzenhaftes hervorsprießt aus dem Erdenhaften, nachdem die Elohim das Erdenhafte abgetrennt haben von dem Wasserhaften. Das Hervorsprießen des Pflanzenhaften am sogenannten dritten Schöpfungstage ist also im Festen eine Wiederholung dessen, was schon während des alten Sonnenzustandes vorhanden war, gleichsam eine ko~ mische Erinnerung. In dem kosmischen Sinnen der Elohim tauchte auf, was in der alten Sonne im gasigen Zustand als Pflanzenhaftes vorhanden war, jetzt aber im festen Zustande.<br>Alles wiederholt sich in einer anderen Form. Noch immer ist es&nbsp;in einem Zustande, wo es noch nicht individuell ist wie auf unserer&nbsp;heutigen Erde. Ich habe deshalb ausdrücklich darauf aufmerksam&nbsp;gemacht, daß die einzelnen individuellen Pflanzenformen, die wir&nbsp;heute in der Sinneswelt draußen ergreifen, während des alten Sonnenzustandes noch nicht da waren, auch noch nicht während des&nbsp;alten Mondenzustandes und auch jetzt im Erdenzustand nicht, da,&nbsp;wo sich dieses Pflanzenhafte im Erdenhaften wiederholt. Was da&nbsp;vorhanden war, das waren die Gruppenseelen der Pflanzen, das, was<br>
 
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wir heute die Arten der Pflanzen nennen, was für das seherische Bewußtsein nichts Abstraktes ist, sondern etwas im Geistgebiete Vorhandenes. Dazumal zeigte es sich in einem übersinnlichen Gebiete als Wiederholung. Daher wird es uns auch so geschildert. Es ist merkwürdig, wie wenig die BibeIausleger mit dem Worte anzufangen wissen, das gewöhnlich in der deutschen Sprache so übersetzt ist: <br>Das Tierische kann sich noch nicht wiederholen. Wir haben es ja charakterisiert, daß es erst auftreten konnte während des alten Mondenzustandes, als eine Zweiheit eingetreten war, als das Sonnenhafte von außen hereinwirkte. Eine Wiederholung dieses Vorganges der Mondentrennung mußte also erst eintreten, bevor die Entwickelung von dem Pflanzenhaften zum Tierischen hinaufsteigen konnte. Daher wird jetzt nach dem dritten Schöpfungstag darauf hingedeutet, wie im Umkreis des Erdenhaften das äußere Sonnenhafte, Mondenhafte, Sternenhafte zu wirken beginnt, wie das, was von außen hereinstrahlt, was seine Kräfte von außen herein- sendet, zu wirken beginnt. Während wir früher die Wirkung zu
 
[73]<br>sehen haben als ein Heraussprießen aus dem planetarischen Zustand selber, haben wir jetzt, zu dieser Wirkung hinzutretend, von außen hereinstrahlend etwas, was aus dem Himmelsraume kommt. Mit anderen Worten, der entsprechende Vorgang müßte nun weiter etwa sO geschildert werden: Zu den Kräften des Erdballs selber, der nur soviel wiederholen konnte aus seiner Einheit heraus, als er früher als Einheit hervorgebracht hatte, machten die Elohim wirksam in ihrem kosmischen Sinnen die Kräfte, die vom äußeren Weltenraume auf den Planeten niederströmten. Zum irdischen Dasein ward das kosmische hinzugefügt. Sehen wir vorläufig nichts anderes in dem, was im sogenannten vierten Schöpfungstag geschildert wird.<br>Was war nun durch dieses von außen Bestrahltwerden geschehen? Nun, es konnten sich narurgemäß die Vorgänge wiederholen, die schon während des alten Mondenzustandes da waren, nur in veränderter Form. Während des alten Mondenzustandes hatte sich ja herausgebildet, was an Tierischem möglich war im luftförmigen und wäsSerigen Elemente. Was in Luft und Wasser leben konnte, das hatte sich als Tierisches herausgebildet; das konnte sich jetzt zunächst wiederholen. In wunderbar sachgemäßer Weise wird dem halb am sogenannten fünften Schöpfungstage in der Genesis er- zählt, wie das Gewimmel beginnt in Luft und Wasser. Da haben wir die Wiederholung der alten Mondenzeit, nur auf einer höheren Stufe, aus dem Erdenhaften heraus, in einer neuen Form.<br>Sehen Sie, solche Dinge gehören zu denjenigen, wo sich unser anthroposophisches Streben umwandelt in eine ungeheure Ehrfurcht gegenüber diesen alten Urkunden, wo man so ganz aus den anthroposophischen Anschauungen heraus zum Gefühl übergehen m&amp;hte der innigen Verehrung und Anbetung gegenüber diesen alten Urkunden. Das, was das hellseherische Bewußtsein findet, es wird in einer grandiosen, in einer urgewaltigen Sprache wiedergegeben in diesen alten Urkunden. Wir finden es wieder, was wir zuerst hellseherisch gewußt haben: daß, nachdem die Bestrahlung von außen eingetreten ist, sich wiederholen kann, was im alten Mondenzustande in dem luftförmigen und wäSserigen Elemente vorhanden war. Was bedeuten gegenüber solch einer Erkenntnis,  
 
[74]<br>die alle unsere Seelenkräfte aufrüttelt, all die verstandesmäßigen Einwände, die so oft gegen diese Dinge gemacht werden! Was bedeutet vor allen Dingen der Einwand, der darauf hinauszielt, daß diese Urkunden in primitiven Zeitaltern geschaffen worden seien und daß eigentlich die Menschenerkenntnis damals auf kindlichem Standpunkte stand? Schöner kindlicher Standpunkt, wenn wir das H&amp;hste, wozu wir uns aufschwingen können, wiederfinden in diesen Urkunden! Müssen wir nicht dieselbe Geistigkeit, die heute einzig und allein sich hinauffinden kann zu dieser Offenbarung, auch denen zuschreiben, die uns diese Urkunden gegeben haben? Sprechen nicht die alten Hellseher eine deutliche Sprache, indem sie uns diese Dokumente hinterlassen haben? Die Erkenntnis dessen, was in diesen Dokumenten liegt, gibt uns selber den Beweis dafür, daß alte inspirierte Hellseher die 'Verfasser dieser Urkunden waren. Wir brauchen wahrhaft keinen historischen Beweis. Wir können den Beweis nur dadurch liefern, daß wir erkennen lernen, was in diesen Urkunden steht.<br>Wenn wir die Sache so auffassen, dann sagen wIr uns: In alle- dem, was nun auf diesen fünften Moment, den sogenannten fünften Schöpfungstag, folgte, da erst konnte etwas Neues eintreten. Denn das, was sich wiederholen mußte, hatte sich nun wiederholt. Das Erdenhafte selber, das als ein neues Element hervorgetreten war, konnte jetzt mit dem Tierischen und alledem, was sich als Neubildung herausentfaltete, bevölkert werden. Daher sehen wir mit einer grandiosen Sachlichkeit geschildert, wie im sogenannten sechsten Schöpfungstage dasjenige auftritt, was sozusagen mit seinem Dasein an das Erdenhafte gebunden ist als ein neues Element. Jenes Tierische, von dem wieder gesagt wird, daß es am sechsten Schön fungstage in der Welt seine Entstehung hat, das ist an das Erdenhafte gebunden, das tritt als ein neues Element auf. So sehen wir, daß wir bis zum fünften Schöpfungstage eine Wiederholung des Früheren auf einer höheren Stufe haben, in einer neuen Gestalt, daß aber mit dem sechsten Schöpfungstage erst eigentlich das Wesenhafte des Erdigen eintritt, daß da hinzukommt, was erst durch die Bedingungen des Erdenhaften möglich ist.
 
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Damit habe ich Ihnen sozusagen einen Grundriß gegeben der sechs Schöpfungstage. Ich habe Ihnen gezeigt, wie denen, die ihre große Weisheit in diese sechs Schöpfungstage hineingeheimnißt haben, wirklich bewußt sein mußte, was als ein Neues aufsproß. Und bewußt war ihnen auch ferner, wie erst innerhalb dieses Erden- haften einschlagen konnte das, was die Wesenhaftigkeit des Menschen ausmacht. Wir wissen, daß alles das, was der Mensch durch- machte während des alten Saturn-, Sonnen- und Mondenzustandes, Vorbereitungsstadien waren für die eigentliche Menschwerdung. Wir wissen, daß während des alten Saturndaseins am Menschen erst die Anlage zum physischen Leib ausgebildet worden ist. Während des alten Sonnenzustandes kam hinzu die Anlage zum Äthereder Lebensleib, während des alten Mondenzustandes die des astralischen Leibe&amp; Was sich wiederholte bis zum Ende des sogenannten fünften Schöpfungstages hin, das hatte Astralisches an sich. Alles Wesenhafte hatte Astralisches an sich. Das Ich, das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, einzugießen einem Wesen in diesem ganzen Entwickelungskomplex, das war erst möglich, nachdem die Bedingungen des Erdenhaften voll geschaffen waren. So wiederholten die Elohim durch die fünf sogenannten Schöpfungstage hindurch auf einer höheren Stufe die früheren Zustände und bereiteten in dieser Wiederholung das Erdenhafte vor. Dann erst hatten sie, weil die Wiederholung eben in neuer Form war, ein Wesensgefäß, in das sie hineinprägen konnten die Menschenform, und das war die Krönung der ganzen Entwickelung.<br>Wäre eine bloße Wiederholung erfolgt, so hätte das Ganze nur vorschreiten können bis zum Astralisch-Tierischen. Da aber immer, vom Anfang an, in die wiederholenden Momente etwas hineingegossen wurde, was sich schließlich als Erdenhaftes entIiüllte, so karn zuletzt etwas heraus, in das die sieben Elohim hineingießen konnten alles das, was in ihnen lebte. Ich habe schon charakterisiert, wie es in ihnen lebte: so, wie wenn man etwa sieben Menschen in einer Gruppe hat; die haben alle etwas anderes gelernt, sind in dem, was sie können, verschieden, arbeiten aber alle auf ein Ziel hin. Eine einzige Sache wollen sie machen. Ein jeder soll das geben,  
 
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was er am besten kann. Dadurch entsteht ein gemeinsames Werk. Der einzelne für sich allein hat nicht die Kraft, dieses Werk zu machen; zusammen haben sie die Kraft. Was könnten wir von solchen sieben Menschen sagen, die irgendein gemeinsames Produkt formen? Man könnte sagen: sie prägen dieses Produkt so aus, daß es im Sinne des Bildes ist, das sie sich von ihrem Werke gemacht haben. - Das müssen wir uns auch als ein durchaus Charakteristisches vor Augen halten, daß die sieben Elohim zusammenwirkten, um zuletzt die Krönung dieses Wirkens zustande zu bringen: hineinzugießen menschliche Form in das, was entstehen konnte aus der Wiederholung des Früheren, weil allem ein Neues eingeprägt war. Daher wird plötzlich in der Genesis eine ganz andere Sprache gesprochen. Früher ist alles in ganz bestimmter Weise ausgedrückt: «die Elohim schufen», «die Elohim sprachen», und so weiter. Wir<br>haben es zu tun mit etwas, von dem man das Gefühl hat: es ist von&nbsp;vorneherein bestimmt. Jetzt wird eine neue Sprache gesprochen da,&nbsp;wo die Krönung des Erdenwerdens auftreten soll: «Lasset uns» —&nbsp;wenn wir es in der gewöhnlichen Übersetzung geben — «lasset uns&nbsp;den Menschen machen.» Das klingt wie eine Beratung der Sieben&nbsp;zusammen, wie man es eben macht, wenn man ein gemeinsames&nbsp;Werk vollbringen will. So ergibt sich, daß wir in dem, was zuletzt&nbsp;als die Krönung des Entwickelungswerkes auftritt, ein Produkt des&nbsp;Zusammenwirkens der Elohim zu sehen haben; daß sie dasjenige,&nbsp;was einzeln ein jeder kann, beisteuern zu diesem gemeinsamen&nbsp;Werke und daß zuletzt die menschliche ätherische Form erscheint&nbsp;als ein Ausdruck dessen, was die Elohim sich an Fähigkeiten und&nbsp;Kräften angeeignet haben während der alten Saturn-, Sonnen- und&nbsp;Mondenzeit.<br>Damit haben wir etwas außerordentlich Wichtiges angedeutet. Damit haben wir sozusagen gerührt an das, was als die menschliche Würde zu bezeichnen ist. Das religiöse Bewußtsein mancherlei Epochen hat in den Empfindungen, die es bei gewissen Worten hatte, viel genauer als heute gefühlt, wie die Sache eigentlich steht. Und auch der althebräische Weise hat das gefühlt. Wenn er seine Empfindungen hingerichtet hatte zu den sieben Elohim, so war es ihm
 
[77]<br>so, als ob er in aller Demut und Verehrung, mit der man da aufblickt, doch sich sagen mußte: Der Mensch ist etwas Gewaltiges in der Welt, weil sieben Tätigkeiten zu einer Gruppe zusammenfließen mußten, um ihn zustande zu bringen. Ein Ziel für Götter ist die Menschenform auf der Erde. - Fühlen Sie das ganze Gewicht dieser Worte: Ein Ziel für Götter ist die Menschenform auf der Erde! Denn wenn Sie das ganze Gewicht dieses Wortes fühlen, dann werden Sie sich sagen: Diese Menschenform ist etwas, demgegenüber die einzelne Seele eine ungeheure Verantwortung hat, eine Verpflichtung, es so vollkommen als möglich zu machen. - Die Möglichkeit der Vervollkommnung war in dem Momente gegeben, als die Elohim den gemeinsamen Entschluß faßten, alles, was sie konnten, in ein Ziel zusammenströmen zu lassen. Das, was ein Erbe von Göttern ist, das ist dem Menschen übertragen worden, daß er es immer höher und höher ausbilde in ferne Zukunftszeiten hinein. Dieses Ziel zu fühlen in Geduld und Demut, aber auch in Kraft, das muß eines der Resultate sein, die aus der kosmischen Betracht11ng fließen, die wir anknüpfen können an die monumentalen Worte am Anfang der Bibel. Unseren Ursprung enthüllen uns diese Worte, unser Ziel, uriser h&amp;hstes Ideal weisen sie uns zugleich. Wir fühlen, daß wir göttlichen Ursprungs sind, wir fühlen aber auch das, was anzudeuten versucht worden ist im Rosenkreuzerdrama, da wo der Eingeweihte eine gewisse Stufe überschritten hat, wo er sich sozusagen in dem fühlt. Wohl fühlt er da seine menschliche &amp;hwachheit, aber vor sich sein göttliches Ziel. Er vergeht nicht mehr, er verdorrt nicht mehr innerlich, sondern gehoben, innerlich erlebt fühlt er sich, indem er sich erlebt, wenn er sich erleben kann in dem andern Selbst, das ihm durchströmt ist von etwas, was seiner Seele verwandt ist, weil es sein eigenes Gottesziel ist.

Version vom 1. Juni 2009, 21:30 Uhr

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VIERTER VORTRAG

München, 19. August 1910

Wir haben gestern vor unsere Seele bildhaft hingemalt denjenigen Augenblick, der mit den bedeutsamen Worten der Bibel angedeutet wird: Damit haben wir auf ein Ereignis hingewiesen, das für uns ja auf einer höheren Stufe eine Wiederholung vorhergehender Entwickelungszustände unseres Erdenwerdens darstellt. Immer wieder muß ich Sie verweisen auf das Bild von einem Menschen, der da aufwacht und aus der Seele heraufholt einen gewissen seelischen Inhalt So etwa sollen wir uns vorstellen, wie aus der Seele der Elohim hervorsprießt in einer neuen Gestalt, in einer abgeänderten Gestalt das, was sich langsam und allmählich im Verlauf der Entwickelung herangebildet hat durch die Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit. Und im Grunde genommen ist alles das, was im sogenannten Sechs- oder Siebentagewerk der Bibel berichtet wird, ein Wiedererwecken vorhergehender Zustände, nicht aber ein Wieder- erwecken in derselben Form, sondern in einer neuen Form, in einer neuen Gestalt. Und die nächste Frage, die wir uns werden stellen dürfen, ist diese: Wie haben wir überhaupt die Realität dessen, was uns da erzählt wird im Verlauf des Sechs- oder Siebentagewerks, aufzufassen?
Wir werden uns über diese Frage am besten verständigen, wenn wir sie so stellen: Könnte ein Auge, wie die gewöhnlichen Augen sind, könnten überhaupt Sinnesorgane, wie die heutigen Sinnesorgane sind, äußerlich sinnengemäß verfolgen, was im Sechstagewerk berichtet wird? - Das könnten sie nicht. Denn die Ereignisse, die Tatsachen, die uns da berichtet werden, verlaufen im wesentlichen in der Sphäre dessen, was wir das elementarische Dasein nennen können. So daß also, um diese Vorgänge anzuschauen, ein gewisser Grad hellseherischer Erkenntnis, hellseherischer Wahrnehmung nötig wäre. Es ist eben durchaus wahr, daß die Bibel uns

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erzählt von dem Hervorgehen des Sinnlichen aus dem Übersinnlichen und daß die Tatsachen, die sie an die Spitze stellt, übersinnliche Tatsachen sind, wenn auch nur um einen Grad höher liegend als unsere gewöhnlichen sinnlichen Tatsachen, die ja aus diesen anderen eben charakterisierten hervorgegangen sind. Wir blicken also in gewisser Beziehung in ein hellseherisches Gebiet hinein mit all dem, was wir da im Sinne des Sechstagewerks eigentlich beschreiben. In Ätherform und in elementarischer Form tauchte wieder auf, was frülier da war. Halten wir das nur recht genau fest, sonst werden wir uns nicht in genügender Weise orientieren über all das, was mit den monumentalen Worten der Genesis eigentlich gemeint ist. So dürfen wir also erwarten, daß wir in einer neuen Art auftauchen sehen alles das, was während des alten Sattirn-, Sonnen- und Mondendaseins sich nach und nach entwickelt hat.
Fragen wir uns deshalb zuerst einmal: Wie waren denn die eigenartigen Zustände, in weIche die Entwickelung durch diese drei planetarischen Formen eingetaucht war? - Wir können sagen: Auf dem alten Saturn, das können Sie ja in meiner «Geheimwissenschaft» nachlesen, war alles in einer Art mineralischen Zustandes. Das, was dort als erste Anlage vom Menschen vorhanden war, was überhaupt die gesamte Masse des alten Saturn ausmachte, war in einer Art mineralischen Zustandes. Dabei dürfen Sie nicht an die mineralische Form von heute denken, denn der alte Saturn war durchaus noch nicht im Element des Wassers oder des Festen vorhanden; er war nur ineinanderwebende Wärme. Aber die Gesetze, welche in diesem Wärmeplaneten herrschten, das also, was da die Differenzierung bewirkte, was das Ineinanderweben organisierte, das waren die gleichen Gesetze, die heute in dem dichten, in dem festen Mineralreich herrschen. Wenn wir also sagen, der alte Saturn und auch der Mensch waren im mineralischen Zustande, dann müssen wir uns dessen bewußt sein, daß es nicht ein mineralischer Zustand wie der heutige war, mit festen Formen, sondern ein Zustand innerhalb der webenden Wärme, aber mit mineralischen Gesetzen.
Dann komstit der Sonnenzustand. Diesen müssen wir noch immer so auffassen, daß von der Sonnenmasse noch keine Abtrennung

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dessen stattgefunden hat, was später das Erdenhafte wurde. Ein gemeinsamer Leib sozusagen ist alles das, was heute zur Erde und zur Sonne gehört, ein kosmischer Leib ist das zur alten Sonnenzeit. Innerhalb dieser alten Sonne hat sich gegenüber dem früheren Saturnzustand als Verdichtung herausgebildet ein Gasiges, so daß wir außer dem ineinanderwebenden Wärmehaften ein durcheinanderströmendes, gesetzmäßig sich ineinanderfügendes Gas- oder Luftförmiges haben. Aber zu gleicher Zeit haben wir eine Neubildung nach oben hin, gleichsam eine Verdünnung des Wärmehaften nach dem Lichthaften, ein Ausstrahlen eines Lichthaften in den Weltenraum. Dasjenige, was wir nun als die Wesen unserer planetarischen Entwickelung bezeichnen können, ist während dieses alten Sonnenzustandes fortgeschritten bis zum Pflanzenhaften. Wieder dürfen wir uns nicht denken, daß während des alten Sonnenzustandes Pflanzen in der heutigen Form vorhanden waren, sondern wir müssen uns klar sein daräber, daß nur die Gesetze, die im heutigen Pflanzenreich wirken, jene Gesetze, die da bedingen, daß ein Wurzelhaftes nach abwärts und ein Blütenhaftes nach aufwärts treibt, innerhalb des alten Sonnenzustandes in dem Element des Luftförmigen und des Wärmehaften sich geltend machen. Natürlich konnte keine feste Pflanzenform entstehen, sondern die Kräfte, die die Blüte nach oben und die Wurzeln nach unten trieben, muß man sich denken in einem luftartigen Gebilde webend, so daß man den alten Sonnenzustand sich vorzustellen hat als ein lichtartiges Aufblitzen von Blütenformen nach oben. Denken Sie sich eine Gaskugel und da drinnen webendes Licht, lebendiges Licht, das aufsprießt, das nach oben im Aufsprießen das Gasige wie Lichtblütenformen aufschießen läßt und wiederum das Bestreben hat, nach unten zu halten, was da aufblitzen will, das wiederum die alte Sonne nach dem Mittelpunkte zusammenhält: dann haben Sie das innere Weben von Licht, Wärme und Luft im alten Sonnenzustande. Das mineralische Gesetzmäßige wiederholt sich, das pflanzliche Gesetzmäßige kommt dazu, und das, was vom Menschen vorhanden ist, ist selbst erst in einem Zustand des Pflanzenhaften.
Wo würden wir denn heute etwas finden, was sich, wenn auch

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nicht ganz, doch in einer gewissen Beziehung vergleichen ließe mit diesem pflanzerihaften Weben in der alten Gas.Wärme.Lichtkugel der Sonne? Wenn man die Sinne, die der Mensch heute hat, in dem Weltenraum herumschweifen ließe, würde man freilich nichts finden, was sich damit vergleichen ließe. Zu einer gewissen Zeit der alten Sonne war das alles auch physisch vorhanden, das heißt physisch bis zur Gasdichtigkeit Heute kann es überhaupt physisch nicht vorhanden sein. Die Gestalt des Wirkens, die dazumal auch physisch vorhanden war, heute ist sie für den Menschen nur vorhanden, wenn das hellseherische Wahrnehmungsvermögen sich in das Gebiet der übersinnlichen Welt richtet, da wo heute die geistigen Grundwesenheiten unserer äußeren physischen Pflanzen sind, das, was wir im Laufe der Jahre als die Gruppenseele der Pflanzen kennen gelernt haben. Wir wissen ja, daß diesem äußeren Pflanzlichen, das heute dem physischen Sinne sich vorstellt, etwas zugrunde liegt, was wir die Gruppenseelen nennen können. Heute können sie nur durch das hellseherische Bewußtsein im Geistgebiete gefunden werden. Da sind diese Gruppenseelen der Pflanzen nicht in einzelnen Pflanzenindividuen vorhanden wie die äußerlichen Pflanzen, die aus dem Erdboden herauswachsen, sondern da ist ungefähr für jede Art, also für die Rosenart, für die 'Veilchenart, für die Eichenart, eine Gruppenseele vorhanden. Wir haben also im Geistgebiete nicht irgendein geistiges Wesen für jede einzelne Pflanze zu suchen, sondern für die Arten haben wir die Gruppenseelen zu suchen. Diese Arten von Pflanzen sind für das heutige Denken, für dieses arme, abstrakte Denken der Gegenwart eben Abstraktionen, Begriffe. Sie waren es schon im Mittelalter, und weil man auch damals schon nichts mehr wußte von dem, was im Geistigen webt und lebt als Grundlage des Physischen, kam der berühmte Streit auf zwischen Realismus und Nominalismus, das heißt, ob das, was als Arten existiert, bloßer Name ist oder etwas real Geistiges. Für das hellseherische Bewußtsein hat dieser ganze Streit nicht den allergeringsten Sinn, denn wenn es sich richtet über die Pflanzendecke unserer Erde hin, so dringt es durch die äußere physische Pflanzenform in ein geistiges Gebiet, und in diesem geistigen

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Gebiete, da leben als wirkliche reale Wesen die Gruppenseelen der Pflanzen. Und diese Gruppenseelen sind einerlei Realität mit dem, was wir die Arten der Pflanzen nennen. Zu der Zeit, als die Luft-Wärme-Lichtkugel der alten Sonne in ihrer vollen Blüte war, als das dort spielende Licht an die Gasoberfläche herauswarf die lichtfunkelnden Blütenformen des Pflanzendaseins, damals waretT diese Formen dasselbe, und zwar in physischer Gasgestalt, was heute nur noch im Geistgebiete als die Arten der Pflanzen zu finden ist. Halten wir dieses nur recht gut fest, daß dazumal während des alten Sonnendaseins die Arten der Pflanzen, die Arten dessen, was heute als Grünendes, als Blühendes, als Baum- und Strauchförmiges unsere Erde bedeckt, die alte Sonne durchsetzte ganz im Sinne der Gruppenseelenhaftigkeit, im Sinne der Arten.
Soweit der Mensch damals war, befand er sich auch in einem pflanzenhaften Zustand. Er war nicht imstande, in seinem Inneren als Yorstellungen wachzurufen, in Bewußtseinszuständen zu erwekken, was um ihn herum vorging, ebensowenig wie heute die Pflanze in Bewußtseinszuständen wiedererwecken kann, was um sie herum vorgeht. Der Mensch war selber in einem pflanzenhaften Dasein, und zu den auf- und abspielenden Lichtformen, welche in dem gasigen Sonnenball spielten, gehörte auch die Leiblichkeit des damaIigen Menschen. Zu der Entstehung der primitivsten Form des Bewußtseins gehört nämlich im Kosmos etwas ganz Besonderes. Solange unser Erdenhaft`es noch mit dem Sonnenhaften verbunden war, solange also nicht, sagen wir, grob gesprochen, das Licht der Sonne von außen auf den Erdball fiel, so lange konnte sich das, was man ein Bewußtsein nennen kann, nicht bilden innerhalb der Wesen des Erdenhaften. So lange konnte auch nicht den physischen und den Ätherleib durchdringen ein astralischer Leib, der die Grundlage des Bewußthaften ist Soll ein Bewußthaftes auftreten, dann muß eine Trennung, eine Spaltung stattfinden, dann muß sich aus dem Sonnenhaften ein anderes absondern. Und das geschah während des dritten Entwickelungszustandes unserer Erde, während des alten Mondenzustandes. Als der alte Sonnenzustand vorüber war, durch eine Art kosmischer Nacht durchgegangen war, da

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tauchte von neuem auf das ganze Gebilde, jetzt aber so, daß es reif geworden war, als eine Zweiheit zu erscheinen, daß alles Sonnenhafte sich herausgliederte als ein 'Weltenkörper, und der alte Mond, auf dem sich von unseren elementarischen Zuständen nur das Wässerige, Luft- und Wärmehafte befand, als ein außerhalb des Sonnen- haften Befindliches zurückMieb. Der alte Mond war das damalige Erdenhafte, und nur, weil die Wesen auf ihm von außen her die Kraft der Sonne empfangen konnten, nur dadurch konnten sie in sich aufnehmen einen astralischen Leib und in sich entwickeln das Bewußthafte, das heißt, widerspiegeln in innerern Erleben, was um sie herum vorging. Ein Tierhaftes, ein innerlich lebendig Tierhaftes, ein Weseriliaftes, das Bewußtsein in sich trägt, ist also daran gebunden, daß innerhalb des Erden- und des Sonnenhaften eine Trennung eintritt. Das Tierhafte trat während der alten Mondenzeit auf, und der Mensch selbst war heraufgebildet in bezug auf seine Leiblichkeit bis zum Tierhaften. Das Genauere darüber haben Sie ja in meiner
So sehen wir also, wie diese drei Zustände, die unserem Erden werden vorangegangen sind und die die Bedingungen dieses Erdenwerdens sind, gesetzmäßig zusammenhängen. Und im Mondenzustand ist hinzugekommen zum Gasigen ein Flüssiges, ein Wässeriges auf der einen Seite und ein Tonhaftes, ein Klanghaftes nach der anderen Seite, ein Klanghaftes, wie ich es Ihnen gestern charakterisiert habe als eine Verfeinerung des Lichtzustandes. Das ist ungefähr eine Wiedergabe der Entwickelung. Das, was da geschehen war durch diese drei Zustände hindurch, tauchte nun wie die Erinnerung der Elohiin wieder auf, tauchte auf, wie wir gestern gesehen haben, zunächst in einem verworrenen Zustand, der bezeichnet wird in der Bibel mit den Worten, die ich gestern genauer charakterisiert habe, mit den Worten tohu wabohu. In den KraftstrahIen, die von einem Mittelpunkt nach auswärts und vom Umfange her nach einwärts strahlten, schlossen sich ein in einem Ineinanderwirken zunächst die drei elementarischen Zustände, die Luft, die Wärme und das Wässerige. Sie waren jetzt ungeschieden; früher waren sie schon geschieden gewesen. Auf der Sonne schon waren sie geschieden, als

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ein Gasförmiges von dem Wärmehaften sich abgetrennt hatte, und auch während des alten Mondenzustandes, wo die drei Formen des Wärmehaften, des Gashaften und des Wasserhaften voneinander geschieden waren. Jetzt waren sie in buntem Durcheinander während des tohu wabohu, sprudelten ineinander, so daß man in jener ersten Zeit des Erdenwerdens nicht unterscheiden konnte zwischen dem Wasserhaften, Gashaften und Wärmehaften. Das wirkte alles ineinander.
Das erste, was nun eintrat, war, daß in dieses Durcheinander hineinschlug das Lichthafte. Und dann entwickelte sich aus jener seelenhaften, geisthaften Tätigkeit, die ich Ihnen wie ein kosmisches Sinnen beschrieben habe, eine Tätigkeit heraus, die zuerst in dem Durcheinander des Elementarischen das alte Gasförmige von dem alten Flüssigen schied. Diesen Moment, der sozusagen auf die Lichtwerdung folgte, bitte ich ganz genau festzuhalten. Würden wir es in nüchterne Prosa übersetzen, was da geschehen ist, so müW ten wir sagen: Nachdem eingeschlagen hat das Licht in das tohu wabohu, da schieden die Elohim das, was schon früher ein Gasiges war, von dem, was früher ein Wäßriges war, so, daß man wieder unterscheiden konnte das, was gasförmigen Zustand hatte, von dem, was im früheren Sinne in wäßrigem Zustand war. Also in der Masse, welche ein Durcheinander war aller drei elementarischen Zustände, wurde jetzt geschieden, und zwar so, daß zweierlei auftrat, eines mit dem Charakter des Luftigen, mit dem Charakter, sich nach allen Seiten hin zu verbreiten, und ein anderes mit dem Charakter des Zusammenhaltens, des Sichzusammendrängens. Das ist das Wäßrige. Nun waren aber die beiden Zustände in der Zeit, von der hier gesprochen wird, noch nicht so, daß wir sie mit dem, was wir heute Gas- oder Luftförmiges und Wasser nennen, vergleichen könnten. Das Wasser war ein wesentlich dichteres; wir werden gleich sehen warum. Dagegen war aber auch das, was luftförmig war, so, daß, wenn wir genau den Sinn seiner damaligen Beschaffenheit treffen wollen, wir kein besseres Beispiel finden können, als wenn wir heute den Blick von der Erde aufwärts richten, wo sich im Luftförmigen das Wäßrige zu Gasigem, Dampfförmigem bildet

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und das Bestreben hat, in Wolkenform aufzusteigen, um dann als Regen wieder niederzufallen; also das eine Element als ein aufsteigendes, das andere als ein absteigendes. Wäßriges haben wir in beiden, nur hat das eine Wäßrige die Tendenz, dampfförmig zu werden, als Wolken nach aufwärts zu gehen, und das andere die Tendenz, abwärts sich zu ergießen, sich in Oberflächengestalt niederzuschlagen. Das ist natürlich nur ein Vergleich, denn was ich da schildere, spielte sich ja im EIementarischen ab.
Wollen wir aIso das, was weiter geschah, charakterisieren, so müssen wir sagen: Die Elohim bewirkten durch ihr kosmisches Sinnen, daß in dem tohu wabohu eine Scheidung eintrat von zwei elementarischen Zuständen. Der eine hatte die Tendenz, nach aufwärts zu dringen, dampfförmig zu werden, das ist Wäßriges in Gasiges sich umbildend. Der andere hatte die Tendenz, nach unten sich zu ergießen, das ist Wäßriges, das immer dichter und dichter sich zusammenschließt. - Das ist der Tatbestand, der gewöhnlich in den modernen Sprachen dadurch ausgedrückt wird, daß man zum Beispiel im Deutschen sagt: «Die Götter machten etwas zwischen den Wassern oben und den Wassern unten.» Ich habe Ihnen eben jetzt geschildert, was die Götter machten. Sie bewirkten innerhalb der Wasser, daß das eine Elementare die Tendenz hatte, nach aufwärts zu kommen, und das andere die Tendenz, nach innen zum Mittelpunkt zu gelangen. Mit dem, was dazwischen ist, ist nichts gemeint, was man mit der Hand anfassen kann, sondern es ist eine Scheidung vollzogen in bezug auf zwei Kraftcharaktere, die ich Ihnen eben charakterisiert habe. Will man einen äußeren Vergleich dafür haben, so kann man sagen: Die Elohim bewfrkten, daß die Wasser nach der einen Seite nach aufwärts gingen, nach Wolkenform strebten, in den Weltenraum hinausstrahlen woIlten, und daß sie nach der anderen Seite sich sammeln wollten auf der Erdoberfläche. - Die Scheidung war also eine Art ideelle. Deshalb ist das Wort, das in der Genesis steht für diese Scheidung, auch ideell aufzufassen. Sie wissen ja, daß die lateinische Bibel das Wort Firmamentum an dieser Stelle hat Dafür steht in der Genesis das Wort rakia. Dieses Wort bezeichnet durchaus nicht etwas, was man in

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äußerer sinnenfälliger Weise deuten soll, sondern es bezeichnet eben die Auseinanderscheidung zweier Kraftrichtungen.
Damit haben wir das getroffen, was als ein zweiter Moment in der Genesis geschildert wird. So daß wir, wenn wir es in unsere Sprache übersetzen wollten, sagen müßten: Die Elohim trennten zunächst innerhalb der durcheinanderwirbelnden elementarischen Zustände die Luft von dem Wasserhaften. - Das ist auch die ganz genaue Wiedergabe dessen, was gemeint ist. Das in die Luft Strebende, das natürlich das Gasig-Wäßrige in sich begreift, und das zum Festeren sich Hinballende, das trennten die Elohim. Das ist der zweite Moment in der Schöpfungsgeschichte.
Nun schreiten wir zu dem nächsten Momente vor. Was geschieht da? Dasjenige, was da hinausgeschickt worden ist, was da hinaus- strahlt, was nach Wolkenbildung drängt, das hat einen Zustand erreicht, der in gewisser Weise die Wiederholung eines früheren Zustandes ist, eines Zustandes in einer gröberen Form, als er auf der alten Sonne war. Das, was nach innen gestrebt hat, was in gewisser Beziehung wiedergibt das zum Wäßrigen Verdichtete des alten Mondenhaften, wird jetzt weiter differenziert, und diese weitere Scheidung bildet das, was als der dritte Moment im Erdenwerden auftritt. Wir können sagen, daß im zweiten Momente die Elohim geschieden haben das Luftförmige vom Wäßrigen. So scheiden sie im dritten Momente innerhalb des Wasserhaften das, was wir jetzt als Wasser kennen, und etwas, was vorher noch nicht da war, eine neue Verdichtung, das Feste. Jetzt erst ist das Feste gegeben. Während des alten Mondenzustandes war dieses Feste, dieses Erdenhafte noch nicht vorhanden. Jetzt wird es ausgeschieden aus dem Wasser- haften. Wir haben also im dritten Momente des Erdenwerdens einen Verdichtungsprozeß und müßten sagen: So wie die Elohim im zweiten Momente geschieden haben die Luftelemente von den wässerigen, so scheiden sie jetzt im dritten Momente innerhalb der alten Mondensubstanz das neue Wasserhafte ab von dem Erdenhaften, das jetzt als etwas ganz Neues auftritt. - Alles das im Grunde genommen, was ich Ihnen bisher geschildert habe, war schon früher vorhanden, wenn auch in anderer Gestalt. Ein Neues ist erst das

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Erdenhafte, das Feste, das jetzt im dritten Momente der Genesis auftritt. Das aus dem Wasserhaften herausgesonderte Erdenhafte, das ist das Neue. Das erst gibt die Möglichkeit, daß sich das vorher Vorhandene in einer erneuerten Gestalt zeigt.
Was bildet sich nun zuerst? Es ist das, was sich schon in der alten Sonne gebildet hatte, was wir beschrieben haben in dem dünnen gasigen Elemente des Sonnenhaften als aufsprießendes Pflanzenhaftes, was sich dann im Wäßrigen auf dem alten Monde wiederholt hat, wo ja die Pflanzenformen im heutigen Sinne auch noch nicht vorhanden waren. Und erst im dritten Momente wiederholt es sich eben in dem Erdenhaften selber. Das Pflanzenhafte wiederholt sich innerhalb des Erdenhaften zunächst. Das wird nun in der Bibel in wunderbarer Weise geschildert. Was die Tage zu gelten haben, werde ich später schildern; jetzt spreche ich von dem Lichteinschlag, von dem Lufteinschlag, von der Sondernng des Wassers von dem Festen. Das Feste bringt jetzt aus sich selbst eine Wiederholung des Pflanzenhaften hervor. In wunderbar anschaulicher Art wird uns das geschildert, indem uns gesagt wird, daß Pflanzenhaftes hervorsprießt aus dem Erdenhaften, nachdem die Elohim das Erdenhafte abgetrennt haben von dem Wasserhaften. Das Hervorsprießen des Pflanzenhaften am sogenannten dritten Schöpfungstage ist also im Festen eine Wiederholung dessen, was schon während des alten Sonnenzustandes vorhanden war, gleichsam eine ko~ mische Erinnerung. In dem kosmischen Sinnen der Elohim tauchte auf, was in der alten Sonne im gasigen Zustand als Pflanzenhaftes vorhanden war, jetzt aber im festen Zustande.
Alles wiederholt sich in einer anderen Form. Noch immer ist es in einem Zustande, wo es noch nicht individuell ist wie auf unserer heutigen Erde. Ich habe deshalb ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß die einzelnen individuellen Pflanzenformen, die wir heute in der Sinneswelt draußen ergreifen, während des alten Sonnenzustandes noch nicht da waren, auch noch nicht während des alten Mondenzustandes und auch jetzt im Erdenzustand nicht, da, wo sich dieses Pflanzenhafte im Erdenhaften wiederholt. Was da vorhanden war, das waren die Gruppenseelen der Pflanzen, das, was

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wir heute die Arten der Pflanzen nennen, was für das seherische Bewußtsein nichts Abstraktes ist, sondern etwas im Geistgebiete Vorhandenes. Dazumal zeigte es sich in einem übersinnlichen Gebiete als Wiederholung. Daher wird es uns auch so geschildert. Es ist merkwürdig, wie wenig die BibeIausleger mit dem Worte anzufangen wissen, das gewöhnlich in der deutschen Sprache so übersetzt ist:
Das Tierische kann sich noch nicht wiederholen. Wir haben es ja charakterisiert, daß es erst auftreten konnte während des alten Mondenzustandes, als eine Zweiheit eingetreten war, als das Sonnenhafte von außen hereinwirkte. Eine Wiederholung dieses Vorganges der Mondentrennung mußte also erst eintreten, bevor die Entwickelung von dem Pflanzenhaften zum Tierischen hinaufsteigen konnte. Daher wird jetzt nach dem dritten Schöpfungstag darauf hingedeutet, wie im Umkreis des Erdenhaften das äußere Sonnenhafte, Mondenhafte, Sternenhafte zu wirken beginnt, wie das, was von außen hereinstrahlt, was seine Kräfte von außen herein- sendet, zu wirken beginnt. Während wir früher die Wirkung zu

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sehen haben als ein Heraussprießen aus dem planetarischen Zustand selber, haben wir jetzt, zu dieser Wirkung hinzutretend, von außen hereinstrahlend etwas, was aus dem Himmelsraume kommt. Mit anderen Worten, der entsprechende Vorgang müßte nun weiter etwa sO geschildert werden: Zu den Kräften des Erdballs selber, der nur soviel wiederholen konnte aus seiner Einheit heraus, als er früher als Einheit hervorgebracht hatte, machten die Elohim wirksam in ihrem kosmischen Sinnen die Kräfte, die vom äußeren Weltenraume auf den Planeten niederströmten. Zum irdischen Dasein ward das kosmische hinzugefügt. Sehen wir vorläufig nichts anderes in dem, was im sogenannten vierten Schöpfungstag geschildert wird.
Was war nun durch dieses von außen Bestrahltwerden geschehen? Nun, es konnten sich narurgemäß die Vorgänge wiederholen, die schon während des alten Mondenzustandes da waren, nur in veränderter Form. Während des alten Mondenzustandes hatte sich ja herausgebildet, was an Tierischem möglich war im luftförmigen und wäsSerigen Elemente. Was in Luft und Wasser leben konnte, das hatte sich als Tierisches herausgebildet; das konnte sich jetzt zunächst wiederholen. In wunderbar sachgemäßer Weise wird dem halb am sogenannten fünften Schöpfungstage in der Genesis er- zählt, wie das Gewimmel beginnt in Luft und Wasser. Da haben wir die Wiederholung der alten Mondenzeit, nur auf einer höheren Stufe, aus dem Erdenhaften heraus, in einer neuen Form.
Sehen Sie, solche Dinge gehören zu denjenigen, wo sich unser anthroposophisches Streben umwandelt in eine ungeheure Ehrfurcht gegenüber diesen alten Urkunden, wo man so ganz aus den anthroposophischen Anschauungen heraus zum Gefühl übergehen m&hte der innigen Verehrung und Anbetung gegenüber diesen alten Urkunden. Das, was das hellseherische Bewußtsein findet, es wird in einer grandiosen, in einer urgewaltigen Sprache wiedergegeben in diesen alten Urkunden. Wir finden es wieder, was wir zuerst hellseherisch gewußt haben: daß, nachdem die Bestrahlung von außen eingetreten ist, sich wiederholen kann, was im alten Mondenzustande in dem luftförmigen und wäSserigen Elemente vorhanden war. Was bedeuten gegenüber solch einer Erkenntnis,

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die alle unsere Seelenkräfte aufrüttelt, all die verstandesmäßigen Einwände, die so oft gegen diese Dinge gemacht werden! Was bedeutet vor allen Dingen der Einwand, der darauf hinauszielt, daß diese Urkunden in primitiven Zeitaltern geschaffen worden seien und daß eigentlich die Menschenerkenntnis damals auf kindlichem Standpunkte stand? Schöner kindlicher Standpunkt, wenn wir das H&hste, wozu wir uns aufschwingen können, wiederfinden in diesen Urkunden! Müssen wir nicht dieselbe Geistigkeit, die heute einzig und allein sich hinauffinden kann zu dieser Offenbarung, auch denen zuschreiben, die uns diese Urkunden gegeben haben? Sprechen nicht die alten Hellseher eine deutliche Sprache, indem sie uns diese Dokumente hinterlassen haben? Die Erkenntnis dessen, was in diesen Dokumenten liegt, gibt uns selber den Beweis dafür, daß alte inspirierte Hellseher die 'Verfasser dieser Urkunden waren. Wir brauchen wahrhaft keinen historischen Beweis. Wir können den Beweis nur dadurch liefern, daß wir erkennen lernen, was in diesen Urkunden steht.
Wenn wir die Sache so auffassen, dann sagen wIr uns: In alle- dem, was nun auf diesen fünften Moment, den sogenannten fünften Schöpfungstag, folgte, da erst konnte etwas Neues eintreten. Denn das, was sich wiederholen mußte, hatte sich nun wiederholt. Das Erdenhafte selber, das als ein neues Element hervorgetreten war, konnte jetzt mit dem Tierischen und alledem, was sich als Neubildung herausentfaltete, bevölkert werden. Daher sehen wir mit einer grandiosen Sachlichkeit geschildert, wie im sogenannten sechsten Schöpfungstage dasjenige auftritt, was sozusagen mit seinem Dasein an das Erdenhafte gebunden ist als ein neues Element. Jenes Tierische, von dem wieder gesagt wird, daß es am sechsten Schön fungstage in der Welt seine Entstehung hat, das ist an das Erdenhafte gebunden, das tritt als ein neues Element auf. So sehen wir, daß wir bis zum fünften Schöpfungstage eine Wiederholung des Früheren auf einer höheren Stufe haben, in einer neuen Gestalt, daß aber mit dem sechsten Schöpfungstage erst eigentlich das Wesenhafte des Erdigen eintritt, daß da hinzukommt, was erst durch die Bedingungen des Erdenhaften möglich ist.

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Damit habe ich Ihnen sozusagen einen Grundriß gegeben der sechs Schöpfungstage. Ich habe Ihnen gezeigt, wie denen, die ihre große Weisheit in diese sechs Schöpfungstage hineingeheimnißt haben, wirklich bewußt sein mußte, was als ein Neues aufsproß. Und bewußt war ihnen auch ferner, wie erst innerhalb dieses Erden- haften einschlagen konnte das, was die Wesenhaftigkeit des Menschen ausmacht. Wir wissen, daß alles das, was der Mensch durch- machte während des alten Saturn-, Sonnen- und Mondenzustandes, Vorbereitungsstadien waren für die eigentliche Menschwerdung. Wir wissen, daß während des alten Saturndaseins am Menschen erst die Anlage zum physischen Leib ausgebildet worden ist. Während des alten Sonnenzustandes kam hinzu die Anlage zum Äthereder Lebensleib, während des alten Mondenzustandes die des astralischen Leibe& Was sich wiederholte bis zum Ende des sogenannten fünften Schöpfungstages hin, das hatte Astralisches an sich. Alles Wesenhafte hatte Astralisches an sich. Das Ich, das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, einzugießen einem Wesen in diesem ganzen Entwickelungskomplex, das war erst möglich, nachdem die Bedingungen des Erdenhaften voll geschaffen waren. So wiederholten die Elohim durch die fünf sogenannten Schöpfungstage hindurch auf einer höheren Stufe die früheren Zustände und bereiteten in dieser Wiederholung das Erdenhafte vor. Dann erst hatten sie, weil die Wiederholung eben in neuer Form war, ein Wesensgefäß, in das sie hineinprägen konnten die Menschenform, und das war die Krönung der ganzen Entwickelung.
Wäre eine bloße Wiederholung erfolgt, so hätte das Ganze nur vorschreiten können bis zum Astralisch-Tierischen. Da aber immer, vom Anfang an, in die wiederholenden Momente etwas hineingegossen wurde, was sich schließlich als Erdenhaftes entIiüllte, so karn zuletzt etwas heraus, in das die sieben Elohim hineingießen konnten alles das, was in ihnen lebte. Ich habe schon charakterisiert, wie es in ihnen lebte: so, wie wenn man etwa sieben Menschen in einer Gruppe hat; die haben alle etwas anderes gelernt, sind in dem, was sie können, verschieden, arbeiten aber alle auf ein Ziel hin. Eine einzige Sache wollen sie machen. Ein jeder soll das geben,

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was er am besten kann. Dadurch entsteht ein gemeinsames Werk. Der einzelne für sich allein hat nicht die Kraft, dieses Werk zu machen; zusammen haben sie die Kraft. Was könnten wir von solchen sieben Menschen sagen, die irgendein gemeinsames Produkt formen? Man könnte sagen: sie prägen dieses Produkt so aus, daß es im Sinne des Bildes ist, das sie sich von ihrem Werke gemacht haben. - Das müssen wir uns auch als ein durchaus Charakteristisches vor Augen halten, daß die sieben Elohim zusammenwirkten, um zuletzt die Krönung dieses Wirkens zustande zu bringen: hineinzugießen menschliche Form in das, was entstehen konnte aus der Wiederholung des Früheren, weil allem ein Neues eingeprägt war. Daher wird plötzlich in der Genesis eine ganz andere Sprache gesprochen. Früher ist alles in ganz bestimmter Weise ausgedrückt: «die Elohim schufen», «die Elohim sprachen», und so weiter. Wir
haben es zu tun mit etwas, von dem man das Gefühl hat: es ist von vorneherein bestimmt. Jetzt wird eine neue Sprache gesprochen da, wo die Krönung des Erdenwerdens auftreten soll: «Lasset uns» — wenn wir es in der gewöhnlichen Übersetzung geben — «lasset uns den Menschen machen.» Das klingt wie eine Beratung der Sieben zusammen, wie man es eben macht, wenn man ein gemeinsames Werk vollbringen will. So ergibt sich, daß wir in dem, was zuletzt als die Krönung des Entwickelungswerkes auftritt, ein Produkt des Zusammenwirkens der Elohim zu sehen haben; daß sie dasjenige, was einzeln ein jeder kann, beisteuern zu diesem gemeinsamen Werke und daß zuletzt die menschliche ätherische Form erscheint als ein Ausdruck dessen, was die Elohim sich an Fähigkeiten und Kräften angeeignet haben während der alten Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit.
Damit haben wir etwas außerordentlich Wichtiges angedeutet. Damit haben wir sozusagen gerührt an das, was als die menschliche Würde zu bezeichnen ist. Das religiöse Bewußtsein mancherlei Epochen hat in den Empfindungen, die es bei gewissen Worten hatte, viel genauer als heute gefühlt, wie die Sache eigentlich steht. Und auch der althebräische Weise hat das gefühlt. Wenn er seine Empfindungen hingerichtet hatte zu den sieben Elohim, so war es ihm

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so, als ob er in aller Demut und Verehrung, mit der man da aufblickt, doch sich sagen mußte: Der Mensch ist etwas Gewaltiges in der Welt, weil sieben Tätigkeiten zu einer Gruppe zusammenfließen mußten, um ihn zustande zu bringen. Ein Ziel für Götter ist die Menschenform auf der Erde. - Fühlen Sie das ganze Gewicht dieser Worte: Ein Ziel für Götter ist die Menschenform auf der Erde! Denn wenn Sie das ganze Gewicht dieses Wortes fühlen, dann werden Sie sich sagen: Diese Menschenform ist etwas, demgegenüber die einzelne Seele eine ungeheure Verantwortung hat, eine Verpflichtung, es so vollkommen als möglich zu machen. - Die Möglichkeit der Vervollkommnung war in dem Momente gegeben, als die Elohim den gemeinsamen Entschluß faßten, alles, was sie konnten, in ein Ziel zusammenströmen zu lassen. Das, was ein Erbe von Göttern ist, das ist dem Menschen übertragen worden, daß er es immer höher und höher ausbilde in ferne Zukunftszeiten hinein. Dieses Ziel zu fühlen in Geduld und Demut, aber auch in Kraft, das muß eines der Resultate sein, die aus der kosmischen Betracht11ng fließen, die wir anknüpfen können an die monumentalen Worte am Anfang der Bibel. Unseren Ursprung enthüllen uns diese Worte, unser Ziel, uriser h&hstes Ideal weisen sie uns zugleich. Wir fühlen, daß wir göttlichen Ursprungs sind, wir fühlen aber auch das, was anzudeuten versucht worden ist im Rosenkreuzerdrama, da wo der Eingeweihte eine gewisse Stufe überschritten hat, wo er sich sozusagen in dem fühlt. Wohl fühlt er da seine menschliche &hwachheit, aber vor sich sein göttliches Ziel. Er vergeht nicht mehr, er verdorrt nicht mehr innerlich, sondern gehoben, innerlich erlebt fühlt er sich, indem er sich erlebt, wenn er sich erleben kann in dem andern Selbst, das ihm durchströmt ist von etwas, was seiner Seele verwandt ist, weil es sein eigenes Gottesziel ist.