Intelligenz: Unterschied zwischen den Versionen

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Die sinnliche Intelligenz ist ein durch das [[physisch]]e [[Gehirn]] zurückgeworfenes, flüchtiges irdisches Schattenbild der [[Kosmische Intelligenz|kosmischen Intelligenz]]. Durch ihren reinen ''Bildcharakter'', aus dem die [[geist]]ige [[Wirklichkeit]] ausgelöscht ist, bildet sie eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der menschlichen [[Freiheit]].
Die sinnliche Intelligenz ist ein durch das [[physisch]]e [[Gehirn]] zurückgeworfenes, flüchtiges irdisches Schattenbild der [[Kosmische Intelligenz|kosmischen Intelligenz]]. Durch ihren reinen ''Bildcharakter'', aus dem die [[geist]]ige [[Wirklichkeit]] ausgelöscht ist, bildet sie eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der menschlichen [[Freiheit]].


Es gibt allerdings - vor allem für unsere gegenwärtige [[Kulturepoche]] - noch eine andere Bedeutung der Intelligenz, die gewissermaßen ihre Kehrseite darstellt:
Es gibt allerdings - vor allem für unsere gegenwärtige [[Kulturepoche]] und für die zukünftigen [[Kulturepoche]]n - noch eine andere Bedeutung der Intelligenz, die gewissermaßen ihre Kehrseite darstellt:


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„Wir werden als Menschheit einlaufen in eine Entwicklung der Intelligenz so, dass die Intelligenz wird die Neigung haben, nur das Falsche, den Irrtum, die Täuschung zu begreifen, und auszudenken nur [[das Böse]].
„Wir werden als Menschheit einlaufen in eine Entwicklung der Intelligenz so, dass die Intelligenz wird die Neigung haben, nur das Falsche, den Irrtum, die Täuschung zu begreifen, und auszudenken nur [[das Böse]].
Das wussten ja die [[Geheimschüler]] und wussten namentlich die [[Eingeweihte]]n seit einer gewissen Zeit, dass die menschliche Intelligenz entgegengeht ihrer  Entwicklung nach dem Bösen hin, dass es immer mehr und mehr unmöglich wird, durch die bloße Intelligenz [[das Gute]] zu erkennen. Die Menschheit ist heute in diesem Übergange. Wir können sagen: Gerade noch gelingt es den Menschen, wenn sie ihre Intelligenz anstrengen und nicht ganz besonders wilde [[Instinkt]]e tragen, nach dem Lichte des Guten etwas hinzuschauen. Aber diese menschliche Intelligenz wird immer mehr und mehr die Neigung bekommen, [[das Böse]] auszudenken und das Böse dem Menschen einzufügen im Moralischen, [[das Böse]] in der Erkenntnis, den Irrtum.
Das wussten ja die [[Geheimschüler]] und wussten namentlich die [[Eingeweihte]]n seit einer gewissen Zeit, dass die menschliche Intelligenz entgegengeht ihrer  Entwicklung nach dem Bösen hin, dass es immer mehr und mehr unmöglich wird, durch die bloße Intelligenz [[das Gute]] zu erkennen. Die Menschheit ist heute in diesem Übergange. Wir können sagen: Gerade noch gelingt es den Menschen, wenn sie ihre Intelligenz anstrengen und nicht ganz besonders wilde [[Instinkt]]e tragen, nach dem Lichte des Guten etwas hinzuschauen. Aber diese menschliche Intelligenz wird immer mehr und mehr die Neigung bekommen, [[das Böse]] auszudenken und das Böse dem Menschen einzufügen im Moralischen, [[das Böse]] in der Erkenntnis, den Irrtum.
Das war einer der Gründe, warum die [[Eingeweihte]]n sich die Männer der Sorge nannten, weil in der Tat, wenn man in dieser Einseitigkeit, wie ich es jetzt auseinandergesetzt habe, die Entwicklung der Menschheit betrachtet, so macht sie Sorge; Sorge gerade wegen der Entwicklung der Intelligenz. Es ist schließlich gar nicht umsonst, dass die Intelligenz dem gegenwärtigen Menschen so viel Stolz und Hochmut einflößen kann.“ (Rudolf Steiner, Die Erziehungsfrage als soziale Frage ([[GA 296]]), Vortrag vom 16.8.1919, S. 89).
 
Das war einer der Gründe, warum die [[Eingeweihte]]n sich die Männer der Sorge nannten, weil in der Tat, wenn man in dieser Einseitigkeit, wie ich es jetzt auseinandergesetzt habe, die Entwicklung der Menschheit betrachtet, so macht sie Sorge; Sorge gerade wegen der Entwicklung der Intelligenz. Es ist schließlich gar nicht umsonst, dass die Intelligenz dem gegenwärtigen Menschen so viel Stolz und Hochmut einflößen kann.“ {{Lit|{{G|296|89}}}}.
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Durch den [[ahrimanisch]]en Einfluss droht das [[Denken]] immer stärker an das physische Gehirn gebunden, d.h. immer mehr [[Materialismus|materialisiert]] zu werden, wodurch der [[Mensch]] zu einem bloßen Denkautomaten herabsinken würde.
 
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"Man hat
heute die Meinung, wenn man von Materialismus spricht, daß der
Materialismus eine falsche Weltanschauung ist, daß er abzulehnen
ist, weil er nicht richtig ist. So einfach verhält sich die Sache nicht.
Der Mensch ist ein seelisch-geistiges Wesen, er ist ein leiblich-physisches
Wesen. Aber das Leiblich-Physische ist ein getreues Abbild des
Seelisch-Geistigen, insofern wir leben zwischen Geburt und Tod.
Und wenn die Menschen so verphilistert sind in den materialistischen
Gedanken, wie das geworden ist im Laufe des 19. Jahrhundertsund
bis in die Gegenwart hinein, dann wird immer mehr das Leiblich-
Physische ein Abdruck dieses Seelisch-Geistigen, das selbst in den
materialistischen Impulsen lebt. Dann ist es nicht etwas Falsches,
wenn man sagt, das Gehirn denkt, dann wird es richtig. Es werden
durch das Fest-darin-Stecken im Materialismus nicht bloß Menschen
erzeugt, die schlecht denken über das Leibliche, Seelische und Geistige,
sondern es werden materiell denkende und materiell fühlende
Menschen erzeugt. Das heißt, der Materialismus bewirkt, daß der
Mensch ein Denkautomat wird, daß der Mensch ein Wesen wird, das
als physisches Wesen denkt, fühlt und will. Und es ist nicht bloß die
Aufgabe der Anthroposophie, an die Stelle einer falschen Weltanschauung
eine richtige zu setzen — das ist eine theoretische Forderung
—, das Wesen der Anthroposophie heute besteht darin, daß
angestrebt wird nicht nur eine andere Idee, sondern eine Tat: das
Geistig-Seelische wieder herauszureißen aus dem Leiblich-Physischen,
den Menschen heraufzuheben in die Sphäre des Geistig-Seelischen,
damit er nicht ein Denk-, Fühl- und Empfindungsautomat sei.
Die Menschheit steht heute in der Gefahr — einiges soll auch morgen
im Zweigvortrag angedeutet werden —, das Seelisch-Geistige zu verlieren." {{Lit|{{G|300a|163f}}}}
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== Siehe auch ==
 
* [[Opfer des Intellekts]]


==Literatur==
==Literatur==
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* Anton Hügli / Poul Lübcke (Hg.): ''Philosophielexikon''. Rowohlts Enzyklopädie, TB, Reinbek bei Hamburg 2005, S. 320
* Anton Hügli / Poul Lübcke (Hg.): ''Philosophielexikon''. Rowohlts Enzyklopädie, TB, Reinbek bei Hamburg 2005, S. 320
* Rudolf Steiner: ''Die Erziehungsfrage als soziale Frage. Die spirituellen, kulturgeschichtlichen und sozialen Hintergründe der Waldorfschul-Pädagogik''. ([[GA 296]]), Vortrag vom 16.08.1919, Dornach b. Basel 1991
* Rudolf Steiner: ''Die Erziehungsfrage als soziale Frage. Die spirituellen, kulturgeschichtlichen und sozialen Hintergründe der Waldorfschul-Pädagogik''. ([[GA 296]]), Vortrag vom 16.08.1919, Dornach b. Basel 1991
#Rudolf Steiner: ''Konferenzen mit den Lehrern der Freien Waldorfschule 1919 bis 1924'', [[GA 300]] a-c (1995), ISBN 3-7274-3000-1 {{Vorträge|300}}


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[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie: Das Böse]]
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Version vom 7. Juli 2013, 10:33 Uhr

Intelligenz (lat. intelligentia „Einsicht, Erkenntnisvermögen“, intellegere „verstehen“; abgeleitet von intus legere, "darin lesen"; hebr. שָׂכַל sakal) bezeichnet heute im weitesten Sinne die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, zu abstrahieren und optimale Strategien zur Problemlösung zu finden. Im einzelnen befähigt uns der Intellekt vor allem zum räumlichen Vorstellungsvermögen, zum Rechnen, zum Sprachverständnis und zur Wortflüssigkeit und Gewandtheit im eigenen sprachlichen Ausdruck, zum individuellen Gedächtnis als wesentlicher Grundlage unseres Ich-Bewusstseins, zur raschen und aufmerksamkeitsgelenkten Wahrnehmung und insbesondere zum logischen Denken.

Die sinnliche Intelligenz ist ein durch das physische Gehirn zurückgeworfenes, flüchtiges irdisches Schattenbild der kosmischen Intelligenz. Durch ihren reinen Bildcharakter, aus dem die geistige Wirklichkeit ausgelöscht ist, bildet sie eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der menschlichen Freiheit.

Es gibt allerdings - vor allem für unsere gegenwärtige Kulturepoche und für die zukünftigen Kulturepochen - noch eine andere Bedeutung der Intelligenz, die gewissermaßen ihre Kehrseite darstellt:

„Wir werden als Menschheit einlaufen in eine Entwicklung der Intelligenz so, dass die Intelligenz wird die Neigung haben, nur das Falsche, den Irrtum, die Täuschung zu begreifen, und auszudenken nur das Böse.

Das wussten ja die Geheimschüler und wussten namentlich die Eingeweihten seit einer gewissen Zeit, dass die menschliche Intelligenz entgegengeht ihrer Entwicklung nach dem Bösen hin, dass es immer mehr und mehr unmöglich wird, durch die bloße Intelligenz das Gute zu erkennen. Die Menschheit ist heute in diesem Übergange. Wir können sagen: Gerade noch gelingt es den Menschen, wenn sie ihre Intelligenz anstrengen und nicht ganz besonders wilde Instinkte tragen, nach dem Lichte des Guten etwas hinzuschauen. Aber diese menschliche Intelligenz wird immer mehr und mehr die Neigung bekommen, das Böse auszudenken und das Böse dem Menschen einzufügen im Moralischen, das Böse in der Erkenntnis, den Irrtum.

Das war einer der Gründe, warum die Eingeweihten sich die Männer der Sorge nannten, weil in der Tat, wenn man in dieser Einseitigkeit, wie ich es jetzt auseinandergesetzt habe, die Entwicklung der Menschheit betrachtet, so macht sie Sorge; Sorge gerade wegen der Entwicklung der Intelligenz. Es ist schließlich gar nicht umsonst, dass die Intelligenz dem gegenwärtigen Menschen so viel Stolz und Hochmut einflößen kann.“ (Lit.: GA 296, S. 89).

Durch den ahrimanischen Einfluss droht das Denken immer stärker an das physische Gehirn gebunden, d.h. immer mehr materialisiert zu werden, wodurch der Mensch zu einem bloßen Denkautomaten herabsinken würde.

"Man hat heute die Meinung, wenn man von Materialismus spricht, daß der Materialismus eine falsche Weltanschauung ist, daß er abzulehnen ist, weil er nicht richtig ist. So einfach verhält sich die Sache nicht. Der Mensch ist ein seelisch-geistiges Wesen, er ist ein leiblich-physisches Wesen. Aber das Leiblich-Physische ist ein getreues Abbild des Seelisch-Geistigen, insofern wir leben zwischen Geburt und Tod. Und wenn die Menschen so verphilistert sind in den materialistischen Gedanken, wie das geworden ist im Laufe des 19. Jahrhundertsund bis in die Gegenwart hinein, dann wird immer mehr das Leiblich- Physische ein Abdruck dieses Seelisch-Geistigen, das selbst in den materialistischen Impulsen lebt. Dann ist es nicht etwas Falsches, wenn man sagt, das Gehirn denkt, dann wird es richtig. Es werden durch das Fest-darin-Stecken im Materialismus nicht bloß Menschen erzeugt, die schlecht denken über das Leibliche, Seelische und Geistige, sondern es werden materiell denkende und materiell fühlende Menschen erzeugt. Das heißt, der Materialismus bewirkt, daß der Mensch ein Denkautomat wird, daß der Mensch ein Wesen wird, das als physisches Wesen denkt, fühlt und will. Und es ist nicht bloß die Aufgabe der Anthroposophie, an die Stelle einer falschen Weltanschauung eine richtige zu setzen — das ist eine theoretische Forderung —, das Wesen der Anthroposophie heute besteht darin, daß angestrebt wird nicht nur eine andere Idee, sondern eine Tat: das Geistig-Seelische wieder herauszureißen aus dem Leiblich-Physischen, den Menschen heraufzuheben in die Sphäre des Geistig-Seelischen, damit er nicht ein Denk-, Fühl- und Empfindungsautomat sei. Die Menschheit steht heute in der Gefahr — einiges soll auch morgen im Zweigvortrag angedeutet werden —, das Seelisch-Geistige zu verlieren." (Lit.: GA 300a, S. 163f)

Siehe auch

Literatur

  • Anton Hügli / Poul Lübcke (Hg.): Philosophielexikon. Rowohlts Enzyklopädie, TB, Reinbek bei Hamburg 2005, S. 320
  • Rudolf Steiner: Die Erziehungsfrage als soziale Frage. Die spirituellen, kulturgeschichtlichen und sozialen Hintergründe der Waldorfschul-Pädagogik. (GA 296), Vortrag vom 16.08.1919, Dornach b. Basel 1991
  1. Rudolf Steiner: Konferenzen mit den Lehrern der Freien Waldorfschule 1919 bis 1924, GA 300 a-c (1995), ISBN 3-7274-3000-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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