Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken und TB 629: Unterschied zwischen den Seiten

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=== Johann Wolfgang Goethe  ===
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== Versuch, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken (1794)  ==
 
=== Von weißen, schwarzen, grauen Körpern und Flächen  ===
 
1 .<br>Es scheint nichts leichter zu sein, als sich deutlich zu machen, was man eigentlich unter Weiß verstehe, und sich darüber mit andern zu vereinigen; und doch ist es außerordentlich schwer, aus Ursachen, welche nur nach und nach entwickelt und erst am Ende dieser kleinen Abhandlung ins klare gesetzt werden können. Ich erbitte mir eine parteilose Aufmerksamkeit für die Methode und den Gang meines Vortrags.<br>2.<br>Wir nehmen zuerst einen durchsichtigen, farblosen Körper, z. B. das Wasser vor uns, und wir bemerken (die Refraktion abgerechnet), dass wir durch eine gewisse Masse desselben die Gegenstände ihrer Gestalt und Farbe nach deutlich erkennen, so dass ein Körper auf seinem höchsten Grade der Durchsichtigkeit für das Auge gleichsam kein Körper mehr ist und nur durch das Gefühl entdeckt werden kann.<br>3.<br>Es gehe nun das reinste Wasser in seinen kleinsten Teilen in Festigkeit und zugleich in Undurchdringlichkeit über, und wir werden sodann den Schnee haben, dessen Anhäufung uns die reinste Fläche darstellt, welche uns nunmehr einen vollkommenen und unzerstörlichen Begriff des Weißen gibt. Ebenso verwandeln sich durchsichtige Kristalle, z. B. des Glauberischen Wundersalzes, wenn ihnen ihr Kristallisationswasser entgeht, in ein blendend weißes Pulver.<br>4.<br>Diese Körper gehen nun unter veränderten Umständen aus dem weißen undurchsichtigen Zustande in den Zustand der farblosen Durchsichtigkeit wieder zurück. So leiten wir die weißen Körper von den durchsichtigen farblosen ab; wir leiten sie zur Durchsichtigkeit wieder zurück, und diese unmittelbare Verwandtschaft, diese Rückkehr in den durchsichtigen Zustand ist aller unserer Aufmerksamkeit wert.<br>5.<br>Außer denen weißen Körpern, welche wir aus durchsichtigen entstehen und wieder in solche übergehen sehen, gibt es ihrer viele, welche in den weißen Zustand versetzt werden können, teils durch Wasser, Licht und Luft, welche Operation wir Bleichen nennen, wodurch alle Teile, die wir einigermaßen farbig nennen können, aus ihnen ausgezogen und abgesondert werden, teils durch heftig wirkende Mittel, wodurch eine ähnliche Operation vor sich geht.<br>6.<br>Alle diese Wirkungen, wovon der Chemiker nähere Rechenschaft zu geben hat, bringen einen Effekt hervor, der uns zugleich mit dem Begriff vom Weißen den Begriff von unbedingter Reinheit und Einfachheit eindrückt, so dass wir auch im Sittlichen den Begriff von Weiß mit dem Begriff von Einfalt, Unschuld, Reinigkeit verbunden haben.<br>7.<br>Das Weiße hat die größte Empfindlichkeit gegen das Licht, eine Eigenschaft, welche von den Naturforschern genugsam bemerkt und auf verschiedene Art bestimmt und ausgedrückt worden ist. Uns sei genug, hier anzuführen, dass eine weiße Fläche (worunter wir künftig diejenige verstehen, welche dem frisch gefallenen Schnee am nächsten kommt) unter allen andern Flächen, sie mögen grau, schwarz oder farbig sein, wenn solche neben ihr einem gleichen Lichte ausgesetzt sind, die hellste ist, dergestalt, dass ihr Eindruck auf das Auge in der finstersten Nacht noch sichtbar bleibt oder doch am letzten verschwindet.<br>8.<br>Eine gleiche Empfindlichkeit hat das Weiße gegen alle Berührung anderer abfärbender Körper, sie mögen schwarz, grau oder sonst farbig sein; der mindeste Strich, der mindeste Flecken wird auf dem Weißen bemerkt. Alles, was nicht weiß ist, zeigt sich im Augenblicke auf dem Weißen, und es bleibt also der Probierstein für alle übrigen Farben und Schattierungen.<br>9.<br>Wenn wir nun dagegen das Schwarze aufsuchen, so können wir solches nicht wie das Weiße herleiten.<br>Wir suchen und finden es als einen festen Körper, und zwar am häufigsten als einen solchen, mit dem eine Halbverbrennung vorgegangen. Die Kohle ist dieser merkwürdige Körper, der uns diesen Begriff am strengsten gewährt.<br>10.<br>Versetzen wir nun durch irgend eine chemische Operation einen erst durchsichtigen Liquor in den Zustand, dass wir ihn schwarz nennen, so finden wir, statt dass das Weiße in Durchsichtigkeit überging, gerade die entgegengesetzte Eigenschaft. Man kann einen schwarzen Liquor verfertigen, der nicht trüb, sondern in kleinen Massen durchsichtig genug ist; aber er wird einen weißen Gegenstand, den wir durch ihn anblicken, verdunkeln. - Sobald die Masse einigermaßen verstärkt wird, lässt er kein Bild, kein Licht mehr hindurch.<br>11.<br>So ist auch die Eigenschaft einer schwarzen Fläche eine gänzliche Unempfindlichkeit gegen das Licht.<br>Ein schwarzer Körper macht zwar, um mit den Alten zu reden, so gut die Grenze des Lichts als ein anderer (terminat lucem). Die Lichtstrahlen kehren auch von demselbigen in unser Auge zurück. Denn wir sehen einen schwarzen Körper so gut als einen anderen. Wenn sie aber von einem weißen Körper in der größten Energie zurückkehren, so kehren sie von einem schwarzen mit der geringsten Energie zurück. So ist denn auch ein schwarzer Körper unter allen denjenigen, die neben ihm einem gleichen Lichte ausgesetzt werden, der dunkelste, und der Eindruck desselben aufs Auge verschwindet bei sukzessiver Verminderung des Lichtes am geschwindesten. Nehmen wir nun irgend zwei Körper, die wir für schwarz und weiß erkennen, und mischen sie, aufs feinste gerieben, untereinander, so nennen wir das daraus entstehende Pulver grau. Haben wir nun vorher gesehen, dass Schwarz und Weiß die strengsten Gegensätze sind, die wir vielleicht kennen, dass Schwarz und Weiß in ihrem höchsten und reinsten Zustande gedacht und dargestellt werden können, so ist offenbar, dass, da wir nun den Zustand eines Körpers, der aus beiden gemischt ist, grau nennen, das Schwarze und das Weiße aus dem Grauen gesondert werden, niemals aber aus dem Grauen entstehen können. Denn wenn z. B. die Kreide von dem Magnet angezogen würde, so könnte man sie mit leichter Mühe von der Kohle separieren, und beide Pulver würden nunmehr nebeneinander in ihrer höchsten Reinheit sich befinden. Wenn ich eine graue Leinwand auf die Bleiche bringe, so entsteht nicht das Weiße aus dem Grauen, sondern die Leinwand wird weiß, wenn all die fremden, feinen, dem Pflanzenstoff anhängenden farbigen oder graulichen Teile durch Wasser, Licht und Luft hinweggenommen und die leinenen Fäden in der höchsten Reinheit dargestellt werden.<br>13.<br>Das Graue muss also die notwendige Eigenschaft haben, dass es heller als schwarz und dunkler als weiß sei. Weiß und Schwarz sind nicht die äußersten Enden eines Zustandes, den wir grau nennen, sondern Grau entsteht aus Vermischung oder Verbindung jener beiden Gegensätze.<br>14.<br>Man vergleicht also billig das Weiße mit dem Lichte, weil es das Hellste ist, was wir kennen, und das Schwarze mit der Finsternis, weil uns nichts Dunkleres bekannt ist, das Graue mit dem Schatten, der, solange keine völlige Beraubung des Lichts vorgeht, gewöhnlich grau erscheint.<br>15.<br>Es ist hier der Ort, zu bemerken, dass eine Verminderung des Lichts, welchem eine weiße Fläche ausgesetzt ist, oder eine Beschattung derselben, anzusehen ist, als würde die Fläche mehr oder weniger mit einer schwarzen durchsichtigen Tusche überstrichen, daraus dann ein Grau entsteht, wie wir es auch bei Zeichnungen nachahmen. Ein weißes Papier, das im Schatten liegt, könnte gegen alles, was neben ihm liegt, noch für weiß gelten; es ist aber in diesem Zustande eigentlich grau und zeigt sich besonders als ein solches gegen ein weißes Papier, das dem vollen Lichte ausgesetzt ist. Ein schwarzer Körper, den man dem Lichte aussetzt, wird eigentlich grau, weil es einerlei ist, ob man ihm mehr Licht gibt oder ihn mit einem weißen Körper vermischt. Das Weiße kann nie schwarz, das Schwarze nie weiß werden; sind sie im Grauen vermischt, so muss dem Weißen erst der schwarze Teil, dem Schwarzen der weiße Teil genommen werden; alsdann sind beide wieder in ihrem reinen Zustande, und das Grau hört auf zu sein, so wie der Knoten aufhört zu sein, wenn man die beiden Enden des Bandes, aus denen er geknüpft war, wieder voneinander löst.<br>16.<br>Schließlich bemerke ich, dass wir alle Körper und Pigmente, welche entweder weiß, schwarz oder grau sind, farblos nennen, weil sie uns nur das Helle und Dunkle, gleichsam in abstracto durch Anstrengen und Abspannen des Auges, ohne Nebenbegriff, ohne ein Verhältnis gegeneinander als das Verhältnis des strengsten Gegensatzes und der gleichgültigsten Vermischung darstellen. Weder Schwarz noch Weiß für sich noch nebeneinander noch in Vermischung lassen dem Auge die mindeste Spur jenes Reizes empfinden, welchen uns farbige Flächen gewähren; so dass vielmehr eine Fläche, auf welcher wir Schwarz, Weiß und Grau verbunden sehen, das Traurigste ist, was wir nur erblicken können.<br>Wir gehen nun zu den Körpern und Flächen über, welche wir eigentlich farbig nennen.
 
=== Von farbigen Flächen  ===
 
17.<br>Wir kennen nur zwei ganz reine Farben, welche, ohne einen Nebeneindruck zu geben, ohne an etwas anderes zu erinnern, von uns wahrgenommen werden. Es sind<br>Gelb und Blau.<br>Sie stehen einander entgegen, wie alle uns bekannte entgegengesetzte Dinge oder Eigenschaften. Die reine Existenz der einen schließt die reine Existenz der anderen völlig aus. Dennoch haben sie eine Neigung gegeneinander als zwei entgegengesetzte, aber nicht widersprechende Wesen. Jede einzeln betrachtet, macht einen bestimmten und höchst verschiedenen Effekt; nebeneinander gestellt, machen sie einen angenehmen Eindruck aufs Auge; miteinander vermischt, befriedigen sie den Blick. Diese gemischte Farbe nennen wir<br>Grün.<br>Dieses Grün ist die Wirkung der beiden vermischten, aber nicht vereinigten Farben. in vielen Fällen lassen sie sich sondern und wiederum zusammensetzen.<br>18.<br>Wir kehren zurück und betrachten die beiden Farben Gelb und Blau abermals in ihrem reinen Zustande und finden, dass sie uns heller und dunkler ohne Veränderung ihrer Eigenheit dargestellt werden können. Wir nehmen z. B. rein aufgelöstes Gummigutta und streichen davon auf ein Papier. Sobald es getrocknet, überstreichen wir einen Teil zum zweiten Mal u.s.f., und wir werden finden, dass, je mehr Farbenteile das Papier bedecken, je dunkler die Farbe wird.<br>Eben diesen Versuch machen wir mit feingeriebenem und diluiertem Berliner Blau.<br>19.<br>Wir können zwar auch die helle Farbe dunkler erscheinen machen, wenn wir das Papier vorher mit einer leichtern oder stärkern Tusche überziehen und dann die Farbe darübertragen. Allein von der Vermischung der Farben mit Schwarz und Weiß darf bei uns nicht die Rede sein.<br>Hier fragt sich's nur: Sind die Farbenteile näher oder entfernter beisammen, jedoch in völliger Reinheit? Die schönsten Beispiele wird uns der Chemiker durch mehr oder weniger gesättigte Tinkturen liefern.<br>20.<br>Auf obgemeldete Weise verstärken wir aber die Farbe nicht lange, so finden wir, dass sie sich noch auf eine andere Art verändert, die wir nicht bloß durch dunkler ausdrücken können. Das Blaue nämlich sowohl als das Gelbe nehmen einen gewissen Schein an, der, ohne dass die Farbe heller werde als vorher, sie lebhafter macht; ja, man möchte beinah sagen, sie ist wirksamer und doch dunkler. Wir nennen diesen Effekt<br>Rot.<br>So ist ein reines trockenes Stück Gummigutta auf dem frischen Bruch orangenfarb. Man lege es gegen ein Stück Siegellack, das wir für schön rot erkennen, und man wird wenig Unterschied sehen. Blut mit Wasser vermischt erscheint uns gelb. Die Platina-Auflösung in Königswasser, welche sehr verdünnt gelb erscheint, wird bei mehrer Sättigung mennigfarb.<br>So schimmert das Berliner Blau, der echte Indig auf dem Bruch ins Violette. Ich besitze einen sehr konzentrierten Indig, dessen Bereitung mir unbekannt ist, der in seinem trocknen Zustande beinah ins Kupferrote fällt und das Wasser mit dem schönsten, reinsten Blau färbt.<br>21.<br>Rot nehmen wir also vorerst als keine eigene Farbe an, sondern kennen es als eine Eigenschaft, welche dem Gelben und Blauen zukommen kann. Rot steht weder dem Blauen noch dem Gelben entgegen, es entsteht vielmehr aus ihnen; es ist ein Zustand, in den sie versetzt werden können, und zwar, wie wir hier vorläufig sehen, durch Verdichtung und durch Aneinandersetzung ihrer Teile.<br>22.<br>Man nehme nun das Gelbrote und das Blaurote, beides auf seiner höchsten Stufe und Reinheit, man vermische beide, so wird eine Farbe entstehen, welche alle anderen an Pracht und zugleich an Lieblichkeit übertrifft. Es ist der<br>Purpur, <br>der so viele Nuancen haben kann, als es Übergänge vom Gelbroten zum Blauroten gibt. Die Vermischung geschieht am reinsten und vollkommensten bei prismatischen Versuchen; die Chemie wird uns die Übergänge sehr interessant zeigen.<br>23.<br>Wir kennen also nur folgende Farben und Verbindungen
 
<br>&nbsp;&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; Purpur <br>&nbsp;&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;Gelbrot &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;Blaurot<br>&nbsp;&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;Gelb &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; Blau<br>&nbsp;&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; Grün <br>
 
und stellen dieses Schema in einem Farbenkreise hierneben vor.<br>24.<br>Wir kennen, wie oben schon gesagt, keine Verdunkelung dieser Farben durch Schwarz, welche immer zugleich eine Beschmutzung mit sich führt und unnötig die Zahl der Abstufungen vermehrt.<br>25.<br>Wir enthalten uns gleichfalls der Vermischung mit Weiß, obgleich diese unschuldiger ist und bei trocknen Pigmenten ungefähr das wäre, was das Zugießen des Wassers bei farbigen Tinkturen ist.<br>26.<br>jene oben angezeigten, in unserem Schema aufgestellten Farben erkennen wir für die einzigen reinen, welche existieren können. Sobald man verschränkte Vermischungen, z. B. Purpur und Grün, Blaurot und Gelb, Gelbrot und Blau, vermischt, entstehen alsobald schmutzige Farben. Der Maler bedient sich ihrer bei Nachahmung natürlicher Gegenstände, der Färber bei Hervorbringung der Modefarben.<br>27.<br>Wir haben aber noch auf einen merkwürdigen Umstand acht zu geben. Sobald wir alle Farben des Schemas in einer gewissen Proportion zusammenmischen, so entsteht eine Unfarbe daraus. Man könnte dieses a priori sagen; denn da die Farben eben dadurch Farben sind, dass sie besondere Kriteria haben, die unser Auge unterscheidet, so folgt, dass sie in einer solchen Vermischung, wo keines dieser Kriterien hervorsticht, eine Unfarbe hervorbringen, welche, auf ein weißes Papier gestrichen, uns völlig den Begriff von Grau gibt, wie uns ein daneben gestrichener Fleck von Tusche überzeugen kann.<br>28.<br>Alle Körper und Flächen nun, welche dergestalt mit einfachen oder gemischten Farben erscheinen, haben die Eigenschaft gemein, welche alle unsere Aufmerksamkeit verdient: dass sie dunkler als Weiß und heller als Schwarz sind und sich also von dieser Seite mit dem Grauen vergleichen lassen.<br>29.<br>Dieses zeigt sich aufs deutlichste, wenn wir abermals zu den durchsichtigen Körpern zurückkehren.<br>Man nehme jedes reine Wasser in einer gläsernen Flasche oder in einem Gefäße mit gläsernem Boden, man vermische mit dem Wasser irgendeinen leicht auf zulösenden farbigen Körper, so wird das darunter gelegte weiße Papier uns zwar einen höchst anmutigen Eindruck machen, dabei aber schon bei der geringsten Farberscheinung sogleich dunkler als vorher aussehen. Wir können dieses Dunkle so weit treiben, dass nach und nach durch mehrere Beimischung eines solchen auflöslichen Farbenstoffes die Tinktur endlich völlig undurchsichtig wird und kaum einen Schein der unterliegenden weißen Fläche oder eines andern Lichts durchlässt.<br>30.<br>Diese Annäherung an das Schwarze, an das Undurchsichtige, folgt natürlich aus der Eigenschaft der Farbe, dass sie dunkler als Weiß ist, und dass sie durch Anhäufung ihrer Masse zur Undurchsichtigkeit und zur Annäherung an das Schwarze kann gebracht werden, obgleich eine Farbe als solche, wie sich aus Begriffen derselben schon herleiten und durch Versuche dartun lässt, sowenig Schwarz als Weiß werden kann.<br>31.<br>Da es von der höchsten Wichtigkeit ist, dass wir die Erfahrung, alle farbigen Flächen seien dunkler als die weißen, die mit ihnen einem gleichen Licht ausgesetzt sind, recht fassen, so bemerken wir nur, was an einem andern Orte umständlicher auszuführen ist: dass die reizende Energie, womit farbige Körper auf unsre Augen wirken, mit der Helligkeit, womit das Weiße auf das Auge wirkt, nicht zu verwechseln sei. Eine orangefarbige Fläche neben einer weißen wirkt gewaltsamer auf das Auge als jene, nicht weil sie heller ist, sondern weil sie einen eignen Reiz besitzt, da das Weiße uns heller, aber nur gleichgültig erscheint. Von verschiedenen Wirkungen der Farbe auf die Augen und das Gemüt wird besonders zu handeln sein.<br>32.<br>Man nehme zwei Flaschen von dem reinsten Glase; man gieße in beide reines destilliertes Wasser, man bereite sich nach dem oben angegebenen Schema farbige Tinkturen, die sich chemisch nicht dekomponieren, sondern sich friedlich vermischen; man tröpfle in eine von den Flaschen gleich viel von jeder hinein, und man beobachte das Phänomen, das entstehen wird. Das durchsichtige Wasser wird gefärbt werden, wie die Liquoren hineinkommen; nach den verschiedenen Mischungen wird die gemischte Farbe erscheinen; ja, man wird zuletzt ein unfarbiges Wasser unter verschiedenen Proportionen der Liquoren hervorbringen können. Allein niemand wird behaupten, dass dieses Wasser nun so hell sei als das in der Flasche, in welche keine farbige Liquoren eingetröpfelt worden. Was hat man also getan? Solange man harmonische Tinkturen hineingoss, hat man das Wasser gefärbt, und da man widersprechende Farben hineinbrachte, hat man das Wasser beschmutzt; man hat ihm eine Unfarbe mitgeteilt; man hat ihm aber von seiner Hellung und, wenn ich so sagen darf, von seiner spezifischen Durchsichtigkeit genommen. Dieses wird um so deutlicher, wenn die Dose der Farben, welche man in das Wasser eintröpfelt, verstärkt wird, wo man bald eine dunkelgraue oder bräunliche, in geringer Masse schon undurchsichtige Tinktur erhalten wird. Man denke sich nun dieses dergestalt gefärbte Wasser in Schnee verwandelt, so wird man schwerlich behaupten, dass er so weiß als der natürliche werden könne.<br>33.<br>Wir haben oben schon die Wirkung der Farbenmischung gesehen und können auch nun hier daraus folgern und weitergehen. Alle Farben zusammengemischt bringen eine Unfarbe hervor, die so temperiert werden kann, dass sie uns den Eindruck von Grau, den Eindruck eines farblosen Schattens macht, welcher nur immer dunkler wird, je reiner man farbige Pigmente und in je verstärkterem Grade man sie genommen.<br>34.<br>Diese Unfarbe aber muss jederzeit dunkler als Weiß und heller als Schwarz sein; denn da jede einzelne Farbe eben diese Eigenschaft mit dem Grauen gemein hat, so können sie solche, untereinander gemischt, nicht verlieren, sondern sämtliche Farben, welche die Eigenschaft eines Schattens haben, müssen, wenn durch Vermischung die Kriteria aufgehoben werden, die Eigenschaft eines farblosen Schattens annehmen.<br>Dieses zeigt sich uns unter jeder Bedingung, unter allen Umständen wahr.<br>35.<br>Man mag die Farben unsres Schemas als Pulver oder nass durcheinander mischen, so werden sie, auf ein weißes Papier gebracht, unter jedem Lichte dunkler erscheinen als das Papier; man mag unser Schema auf ein Schwungrad anbringen und die Scheiben nunmehr mit Gewalt umdrehen, so wird der vorher durch verschiedene Farben sich auszeichnende Ring grau, dunkler als das Weiße, heller als das Schwarze erscheinen (welches man am deutlichsten sehen kann, wenn man die Mitte weiß lässt und einen schwarzen Kranz außen um das Schema zieht). So viel tausend Maler haben ihre Paletten so of t geputzt, und keinem ist es je gelungen, noch wird ihm gelingen, durch die Vermischung aller Farben ein reines Weiß hervorzubringen. Viele tausend Färber haben oft alle Arten von Farbenbrühen zusammengegossen, und niemals ist das hineingetauchte Tuch weiß hervorgezogen worden. ja, ich darf dreist sagen: man erdenke sich Versuche, von welcher Art man wolle, so wird man niemals imstande sein, aus farbigen Pigmenten ein weißes Pigment zusammenzusetzen, das neben oder auf vollkommen reinem Schnee oder Pulver nicht grau oder bräunlich erscheine.
 
=== Übergang zur Streitfrage  ===
 
36.<br>Hier könnten wir die gegenwärtige Abhandlung schließen, weil uns nichts übrig zu sein scheint, was in der Reihe dieser Darstellungen noch weiter abginge, wenn uns nicht die Frage aufgeworfen werden könnte: woher denn nun die Idee, ein weißes Pigment aus farbigen Pigmenten zusammenzusetzen, ihren Ursprung genommen habe. Wir geben davon folgende Rechenschaft.<br>37.<br>Newton glaubte aus den farbigen Phänomenen, welche wir bei der Refraktion untergewissen Bedingungen gewahr werden, folgern zu müssen, dass das farblose Licht aus mehreren farbigen Lichtern zusammengesetzt sei; er glaubte es beweisen zu können. Seinem Scharfsinn blieb nicht verborgen, dass, wenn dieses wahr sei, auch wahr sein müsse, dass Weiß aus farbigen Pigmenten zusammengesetzt werden kann. Er sagt daher: die weißen und alle grauen Farben zwischen Weiß und Schwarz können aus Farben zusammengesetzt werden.<br>38.<br>Wer meiner obigen Ausführung mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, wird sogleich einsehen, dass diese Proposition nicht rein und richtig ausgesprochen ist. Denn es ist zwar der Erfahrung gemäß, es kann aus vielen Versuchen dargestellt werden, dass aus Vermischung aller Farben ein Grau hervorgebracht werden könne. Es ist auch nichts natürlicher, als dass es von uns abhänge, dieses Grau so hell zu machen, als es uns beliebt. Allein es folgt aus dem Begriff des Grauen selbst, dass Grau niemals Weiß werden, dass Grau nicht mit dem Weißen auf diese Art verglichen werden könne. Analysiert man jene Proposition, so heißt sie: Das Weiße in seinem ganz reinen Zustande sowie im Zustande, wenn es mit Schwarz gemischt ist, kann aus allen Farben zusammengesetzt werden. Das letzte leugnet niemand. Das erste ist unmöglich. Wir wollen nun sehen, was sein Experiment beweist.<br>39.<br>Ehe Newton dasselbe vorträgt, präludiert er schon, dass alle farbigen Pulver einen großen Teil des Lichtes, von dem sie erleuchtet werden, in sich schlucken und auslöschen. Er gibt davon eine Ursache an, die er aus prismatischen Versuchen herleitet. Was er daraus folgert, setze ich mit seinen eigenen Worten hierher:&nbsp;»Deswegen ist nicht zu erwarten, dass aus der Vermischung solcher Pulver eine helle und leuchtende Weiße entstehe, wie die Weiße des Papiers ist, sondern eine dunkle und trübe Weiße, wie aus der Vermischung des Lichts und der Finsternis oder aus Schwarz und Weiß entstehen mag; nämlich eine graue oder dunkle Mittelfarbe, wie die Farbe der Nägel, der Asche, der Steine, des Mörtels, des Kotes und dergleichen. Und eine solche weißlich-dunkle Farbe habe ich aus farbigen, untereinander gemischten Pulvern öfters hervorgebracht.«<br>40.<br>Man sieht aus diesen Worten ganz deutlich, dass er nichts anders beweist, als was wir schon zugegeben haben, dass nämlich Grau aus Mischung aller Farben entstehen könne. Denn wer sieht nicht, dass das Wort Weiß hier ganz willkürlich gebraucht wird und eigentlich ganz unnütz und überflüssig dasteht. ja, ich darf kühnlich fragen, welchem Beobachter und Theoristen unserer Zeit man erlauben würde, zu sagen:&nbsp;»weiß wie Asche, Mörtel und Kot«!<br>41.<br>Ich übergehe daher die Erzählung, wie Newton aus Mennige, Grünspan, Bergblau und Karmin ein Rotweiß zusammengemischt hat. Ich bemerke nur, dass die meisten dieser Pigmente, besonders trocken gerieben, eine grauliche, mehlige Eigenschaft an sich haben. jeder, der Lust hat, dergleichen Pigmente durcheinanderzureiben, wird es gar leicht dahin bringen, sich ein Pulver zu verschaffen, das er mit der Asche vergleichen kann.<br>42.<br>Da er nun also bis dahin nur den einen Teil seiner Proposition bewiesen, dass nämlich Grau aus allen Farben zusammengesetzt werden könne, welches aber in der Reihe seiner Demonstration von keiner Bedeutung, von keinem Gewicht gewesen wäre, so muss er, da er Weiß nicht aus den Farben zusammensetzen kann, wenigstens das zusammengesetzte Grau weiß zu machen suchen. Dieses zu erreichen, nimmt er folgende Wendung:&nbsp;»Es können auch - fährt er fort - diese dunklen oder graulichen Mittelfarben«&nbsp;(hier ist das Wort Weiß weggelassen, da es doch in der Proposition steht, auch bisher immer gebraucht worden; allein der Widerspruch wäre zu offenbar!)&nbsp;»aus Weiß und Schwarz in verschiedenen Mischungen hervorgebracht werden, und folglich sind sie von den wirklichen weißen nicht der Art der Farben nach, sondern nur im Grade der Hellung verschieden; und damit sie gänzlich weiß werden, wird nichts weiter erfordert, als dass ihr Licht vermehrt werde. Wenn nun also diese Farben nur durch Vermehrung des Lichts zu einer vollkommenen Weiße gebracht werden können, so folgt daraus, dass sie von derselben Art seien, wie die besten weißen, und dass sie von ihnen in nichts unterschieden sind als bloß in der Menge des Lichts. «<br>43.<br>Ich rufe eine unparteiische Kritik zur Beurteilung dieser Wendung auf. Hier ist Newton selbst genötigt, Schwarz und Weiß als zwei entgegengesetzte Körper anzunehmen. Aus diesen mischt er ein Grau zusammen, und dieses Grau will er wieder nur durch ein verstärktes Licht zu Weiß machen. Wird er denn jemals auch durch das verstärkteste Licht das Weiße, z. B. die Kreide, wieder so weiß machen, als sie war, ehe sie mit dem Schwarzen, z. B. mit der Kohle, gemischt war? Und fällt das Falsche dieser Behauptung nicht gleich in die Augen, sobald das Grau aus mehr Schwarz als Weiß gemischt ist? Wir wollen nun sehen, wie er auch diese Assertion zu beweisen gedenkt.<br>44.<br>Er nimmt ein hellgraues Pulver und legt es in die Sonne, legt nicht weit davon ein weißes Papier in den Schatten, vergleicht beide miteinander, und da, besonders wenn sie von ferne betrachtet, beide einen gleichen Eindruck auf das Auge machen, so folgert er daraus, das graue Pulver sei nun durch das vermehrte Licht weiß geworden. Auch hier wird man ohne scharfsinnige Untersuchung leicht bemerken, dass das hellgraue Pulver nicht dadurch weiß geworden, dass man es dem Sonnenlichte ausgesetzt, sondern dass das weiße Papier grau geworden, weil man es in den Schatten gelegt, und dass man also hier eigentlich nun Grau und Grau vergleiche. Ich habe oben jederzeit bemerkt und darauf bestanden, dass farbige und farblose Körper, wenn man sie auf hell und dunkel vergleichen will, beide einem gleichen Grade von Hellung ausgesetzt werden müssen. Und folgt nicht dieses aus der Natur der Vergleichung selbst? ja, wo würde jemals etwas vergleichbar oder messbar sein, wenn man so verfahren wollte! Wenn ein Mann sich gegen ein Kind bückt oder das Kind auf den Tisch hebt, wird nun gesagt werden können, eins sei so groß als das andre? Heißt das messen, wenn man die Kriterien des Unterschieds gegeneinander aufhebt?<br>45.<br>Ich artikuliere also hier wiederholt - dass die Newtonsche Proposition falsch und kaptiös gestellt, auch von ihm keineswegs durch Experimente erwiesen worden, ja, dass vielmehr seine Experimente sowohl als seine dürren Worte beweisen: dass aus farbigen Pigmenten ebenso wie aus Weiß und Schwarz nur ein Grau zusammengesetzt werden könne, das mit dem reinen Weißen, wie es uns sehr viele Körper darstellen, unter einerlei Hellung verglichen, jederzeit dunkler als dasselbe erscheint, wie es unter eben dieser Bedingung gegen Schwarz jederzeit heller erscheinen muss. Es gründet sich diese Behauptung auf die Begriffe der Dinge selbst, mit denen wir umgehen, auf mehrere übereinstimmende Erfahrungen. Sie fließen aus einem, wie mir dünkt, ganz natürlichen Raisonnement her, und mir bleibt weiter nichts Übrig, als sie einer scharfen Prüfung zu überlassen.<br>
 
=== Rekapitulation  ===
 
==== Von weißen, schwarzen, grauen Körpern und Flächen  ====
 
1) Schwierigkeit, sich zu erklären und zu vereinigen, was man unter Weiß verstehe.<br>2) Der Vortrag fängt mit Betrachtung einiger Eigenschaften der durchsichtigen farblosen Körper an.<br>3) Ein solcher Körper, der in seinen kleinsten Teilen in Undurchsichtigkeit übergeht, wird weiß.<br>4) Ein solcher Körper kann wieder in den Zustand der farblosen Durchsichtigkeit zurückgeführt werden.<br>5) Viele Körper werden weiß, indem man sie bleicht.<br>6) Alle weißen Körper geben uns einen Begriff von Reinheit und Einfachheit.<br>7) Das Weiße hat die größte Empfindlichkeit gegen das Licht. Eine weiße Fläche ist die hellste unter allen, die mit ihr einem gleichen Lichte ausgesetzt sind.<br>8) Das Weiße ist gegen alle Berührung anderer abfärbender Körper sehr empfindlich.<br>9) Das Schwarze kann nicht wie das Weiße hergeleitet werden; es wird uns als ein fester, undurchsichtiger Körper bekannt.<br>10) Ein schwarzer klarer Liquor ist in geringer Masse undurchsichtig.<br>11) Eine schwarze Fläche ist die unempfindlichste gegen das Licht und die dunkelste aller, die neben ihr einer gleichen Hellung ausgesetzt werden.<br>12) Aus dem Schwarzen und Weißen entsteht das Graue.<br>13) Das Graue hat die Eigenschaft, heller als Schwarz und dunkler als Weiß zu sein.<br>14) Man vergleicht das Weiße mit dem Lichte, das Schwarze mit der Finsternis und das Graue mit dem Schatten.<br>15) Wenn man eine weiße Fläche in den Schatten legt, oder sie mehr oder weniger mit Tusche überstreicht, bringt man einerlei Effekt hervor: sie scheint oder wird dadurch grau.<br>16) Alle Körper und Pigmente, welche schwarz, weiß oder grau sind, werden farblos genannt.<br>
 
==== Von farbigen Flächen  ====
 
17) Wir kennen nur zwei Grundfarben, Gelb und Blau. Aus ihrer Mischung entsteht Grün.<br>18) jene beiden Farben können durch Aneinanderdrängen ihrer Teile dunkler gemacht werden.<br>19) Von Vermischung mit Schwarz oder Weiß darf hier die Rede nicht sein.<br>20) Blau und Gelb verstärkt, werden beide rot.<br>21) Rot wird vorerst als keine eigene Farbe angenommen.<br>22) Das Gelbrote und Blaurote vermischt, bringt Purpur hervor.<br>23) Schema der Farben, ihrer Abstufungen, Übergänge und Verbindungen.<br>24) Verdunkelung der Farben durch Schwarz wird abermals widerraten.<br>25) Gleichfalls Vermischung derselben mit Weiß.<br>26) Verschränkte Vermischungen bringen schmutzige Farben hervor.<br>27) Alle Farben, in einer gewissen Proportion vermischt, bringen eine Unfarbe hervor.<br>28) Alle Farben haben die Eigenschaft, dass sie dunkler als Weiß und heller als Schwarz sind.<br>29) Durchsichtige farbige Liquoren machen ein farbloses Wasser immer dunkler,<br>30) nähern sich bei mehrer Sättigung der Undurchsichtigkeit, daher dem Schwarzen.<br>31) die reizende Energie, womit die Farben auf unsre Augen wirken, ist wohl von der gleichgültigen Helligkeit des Weißen zu unterscheiden.<br>32) Die Eigenschaft der Farben, dunkler als Weiß und Heller als Schwarz zu sein, kommt natürlich auch der Unfarbe zu, welche aus Mischung aller Farben entsteht.<br>33) Sie macht daher den Eindruck von Grau.<br>34) Dieses zeigt sich uns unter jeder Bedingung wahr.<br>35) Verschiedene Beispiele.<br>
 
=== Übergang zur Streitfrage  ===
 
36) Frage, woher die Idee, ein weißes Pigment aus farbigen Pigmenten zusammenzusetzen, ihren Ursprung genommen habe.<br>37) Newton bemerkt, dass, wenn ein weißes Licht aus farbigen Lichtern zusammengesetzt sein solle, auch ein weißes Pigment aus farbigen Pigmenten entstehen müsse. Er bejaht diese Proposition in dem Gang seiner Demonstrationen.<br>38) Das Unreine und Unrichtige dieser Proposition folgt aus der umständlichen Ausführung, die wir bisher geliefert.<br>39) Wie Newton bei seinem Versuche präludiert. Er gesteht selbst, nur ein Rotweiß hervorgebracht zu haben.<br>40) Das Wort Weiß ist also ganz willkürlich gebraucht und steht unnütz, sowohl in der Proposition als in der Ausführung.<br>41) Bemerkung der Pigmente, aus welchen Newton ein aschgraues Pulver hervorbringt.<br>42) Er nimmt nun die Wendung, durch vermehrtes Licht ein hellgraues Pulver heller erscheinen zu machen, und behauptet: das beste Weiß sei vom Grauen nicht der Art nach unterschieden.<br>43) Eine unparteiische Kritik wird zur Beurteilung dieser Wendung aufgefordert und der Hauptpunkt, worauf die Entscheidung beruht, nochmals eingeschärft.<br>44) Er sucht seine Assertion dadurch zu beweisen, indem er ein hellgraues Pulver in die Sonne legt und solches mit einem weißen, aber im Schatten gelegenen Papier vergleicht. Heißt das messen, wenn man die Kriterien des Unterschieds gegeneinander aufhebt? <br>45) Artikulierte Wiederholung der diesseitigen Behauptungen.
 
[[Kategorie:Goethe (Text)]]

Aktuelle Version vom 13. Juni 2009, 22:36 Uhr

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