Japanische Schrift und Bibliothek:Rudolf Steiner/Naturwissenschaft/GA 320 Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik I/Siebenter Vortrag: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Schrift
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|Schrift = Japanische Schrift
|Typ = [[Logografie]] und [[Silbenschrift]]
|Erfinder =
|Jahr =
|Sprachen = [[Japanische Sprache|Japanisch]]
|Zeitraum = max. 5. Jahrhundert bis heute
|Regionen = [[Japan]]
|Offiziell = [[Japan]]
|Familie =
|Abgeleitet =
|Verwandt =
|Besonderheiten =
|Unicode    = U+4E00–U+9FBF [[Kanji]]<br />U+3040–U+309F [[Hiragana]]<br />U+30A0–U+30FF [[Katakana]]
|ISO15924  = Jpan<br />Hira (Hiragana)<br />Kana (Katakana)<br />Hrkt (Hiragana+Katakana)
|Beispiel  = [[Datei:Cramming school of calligraphy.jpg|250px|Kana und Kanji in Kalligrafie-Übungen aus Kyōto]]
}}
Die '''japanische Schrift''' besteht aus mehreren [[Schrift]]en. Die [[Kanji]] (jap. {{lang|ja|漢字}}) entstammen der [[Chinesische Schrift|chinesischen Schrift]] und bilden als [[Logogramm]]e meist den Wortstamm ab. [[Hiragana]] (jap. {{lang|ja|平仮名}} oder {{lang|ja|ひらがな}}) und [[Katakana]] (jap. {{lang|ja|片仮名}} oder {{lang|ja|カタカナ}}) sind dagegen [[Silbenschrift]]en (genauer: [[Mora (Einheit)|Morenschriften]]). Als weitere Schrift wird in der modernen [[Japanische Sprache|japanischen Sprache]] das [[Lateinisches Alphabet|lateinische Alphabet]] verwendet, das in [[Japan]] als ''Rōmaji'' (jap. {{lang|ja|ローマ字}}) bezeichnet wird. [[Japanische Zahlen|Zahlen]] werden unter Verwendung von Kanji oder [[Arabische Ziffern|arabischen Ziffern]] geschrieben.


Die unterschiedlichen Schriftarten haben spezifische Funktionen (z.&nbsp;B. Hiragana oft für grammatikalische Formen, Katakana hauptsächlich für Fremdwörter). In Alltagstexten werden sie parallel verwendet.
== SIEBENTER VORTRAG  ==


== Schreibweise und -richtung ==
Stuttgart, 30. Dezember 1919
[[Datei:RIKEN VITAMIN.png|mini|Vor 1945 wurde Japanisch auch horizontal meist [[Schreibrichtung|linksläufig]] geschrieben.<br />
Hier ein Werbeplakat aus dem Jahr 1938.<br />
Oben der Name des Produkts linksläufig:<br />
{{lang|ja|ンミタィヴ研理}} (''n mi ta vi ken ri''),<br />
auf dem abgebildeten Fläschchen derselbe Name rechtsläufig:<br />
{{lang|ja|理研ヴィタミン}} (''ri ken vi ta mi n''),<br />
auf dem Verpackungskarton daneben auch noch von oben nach unten.]]
Im Japanischen werden Wörter gewöhnlich ohne [[Leerzeichen]] aneinandergereiht und am Zeilen- oder Spaltenende an fast beliebigen Stellen ohne [[Viertelgeviertstrich#Trennstrich|Trennstrich]] getrennt (je nach „Regel“ allerdings nicht direkt vor einem Satzzeichen oder einem kleinen Kana). Die Zeichen werden in gleich große gedachte Quadrate geschrieben: Anders als z.&nbsp;B. in der lateinischen Schrift, wo ein „i“ viel schmaler ist als ein „m“, erhält jedes Zeichen (einschließlich Satzzeichen) gleich viel Platz, rund um schmalere oder kleinere Zeichen bleibt also etwas mehr [[Typografischer Weißraum|Leerraum]]. Allerdings werden im Schriftsatz auch oft [[Proportionale Schriftart|proportionale Schriften]] verwendet, sodass ein {{lang|ja|っ}} im vertikalen Satz beispielsweise kein Quadrat mehr einnimmt.


Im traditionellen Japanisch wird, wie auch im klassischen [[Chinesische Schrift|Chinesisch]], von oben nach unten geschrieben, wobei die Spalten von rechts nach links aneinandergereiht werden. Diese Schreibrichtung findet heutzutage bei [[Japanische Literatur|literarischen]] Texten, [[Zeitung]]sartikeln und [[Manga]] Anwendung.
Wir wollen heute beginnen mit einem Versuch, der noch anknüpfen soll an unsere Betrachtungen über die Farbenlehre. Es ist ja, wie ge sagt, durchaus nur möglich, daß ich Ihnen Improvisiertes, gewisser maßen Aphoristisches in diesen Vorträgen vorbringe. Daher muß ich auch die gewöhnlichen Kategorien, die Sie in den Physikbüchern finden, vermeiden. Ich will nicht sagen, daß es besser wäre, wenn ich diese Kategorien einhalten könnte, allein ich möchte Sie ja zuletzt zu einer bestimmten naturwissenschaftlichen Einsicht führen, und alles dasjenige, was ich vorher vorbringe, betrachten Sie als eine Art Vorbereitung, die nicht so gemacht wird, daß man, wie es sonst üblich ist, in gerader Linie fortschreitet, sondern daß man die Erscheinungen zusammensucht, die man braucht, gewissermaßen einen Kreis schafft und dann nach dem Mittelpunkt vordringt.<br>Sie haben gesehen, daß wir es zu tun haben, wenn Farben entstehen, mit einem Zusammenwirken von Licht und Finsternis. Nun handelt es sich darum, daß man möglichst viele wirkliche Erscheinungen beobachtet, bevor man sich eine Anschauung bildet über das, was in dieser Wechselwirkung von Licht und Finsternis eigentlich zugrunde liegt. Und da möchte ich Ihnen heute zunächst dieses Phänomen der sogenannten farbigen Schatten vorführen.<br>Ich werde von zwei Lichtquellen aus, die diese Kerzchen hier dar stellen, durch diesen Stab Ihnen Schatten auf dem Schirm erzeugen, der Ihnen gegenübersteht. Sie sehen zwei Schatten, welche eine deutliche Farbe nicht haben. Sie brauchen nur dasjenige, was hier ist, ordentlich anzuschauen, so werden Sie sich sagen müssen: Der Schatten, den Sie hier rechts sehen, ist natürlich der Schatten, der von dieser Lichtquelle (links) ausgeht und der dadurch entsteht, daß das Licht von dieser Quelle ausgeht und durch den Stab verdeckt wird. Und der Schatten ist derjenige, der entsteht, indem das Licht unserer rechten Lichtquelle verdeckt wird. Wir haben es also hier im Grunde genommen nur zu tun mit der Erzeugung gewisser dunkler Räume.<br>[120]<br>Das, was im Schatten liegt, ist eben dunkler Raum. Wenn Sie die Fläche des Schirmes außerhalb der beiden Schattenbänder sich an sehen, so werden Sie sich sagen: Sie wird beleuchtet von den zwei Lichtquellen. So daß wir es also da zu tun haben mit Licht. Ich will nun das eine der Lichter färben, das heißt, ich will es gehen lassen durch eine farbige Glasplatte, so daß das eine der Lichter gefärbt wird. Wir wissen, was da geschieht: Es wird das eine der Lichter abgedunkelt. Aber jetzt sehen Sie, daß durch das Abdunkeln dieser Schatten (rechts), welcher durch den Stab bewirkt wird von meiner linken Lichtquelle aus, deren Licht ich gerade abdunkle und rötlich mache, daß dieser Schatten grün wird. Er wird so grün, wie grün wird - wenn Sie zum Beispiel scharf an eine kleine rote Fläche hinschauen, dann von dieser roten Fläche das Auge abwenden und dann einfach in gerader Richtung nach einer weißen Fläche lenken -, wie grün wird dasjenige, was Sie früher rot gesehen haben, ohne daß etwas da ist, sondern Sie sehen gleichsam die grüne Farbe selber auf die Fläche hin. Wie Sie da sehen die grüne Fläche als ein zeitliches Nachbild der roten Fläche, die Sie früher wirklich gesehen haben, indem Sie das Auge dem Rot exponiert haben, so sehen Sie hier, indem ich die Lichtquelle rot abdunkle, ihren Schatten. Also, was früher bloße Dunkelheit war, sehen Sie jetzt grün. Wenn ich dieselbe Lichtquelle grün abdunkeln werde, beobachten Sie, was dann entsteht! Sie sehen, der Schatten entsteht dann rot. Wenn ich dieselbe Lichtquelle blau abdunkle, so sehen Sie, der Schatten entsteht dann orange; würde ich die Lichtquelle violett abdunkeln, so gäbe es Gelb.<br>Nun bitte ich Sie, folgendes zu berücksichtigen - gerade dieses Phänomen ist von einer großen Bedeutung. Wenn Sie - ich erwähne das deshalb noch einmal - zum Beispiel irgendwo liegen haben, sagen wir, ein rotes Kissen, das einen weißen Überzug hat, der so gehäkelt ist, daß es da rote Rhomben gibt, und Sie sehen nach diesen roten Rhomben zuerst hin und von da weg auf das Weiße, so sehen Sie dieselbe Gitterung auf dem Weißen grün. Sie ist natürlich nicht dort, aber Ihr Auge übt eine Nachwirkung aus, und diese erzeugt, indem Sie visieren nach dem Weiß, die grünen - wie man sagt - subjektiven Bilder. Nun, Goethe wußte diese letztere Ihnen erwähnte Erscheinung und er kannte<br>[121]<br>auch dieses Phänomen der farbigen Schatten. Er sagte sich: Ich dunkle diese Lichtquelle ab, bekomme grün, und nun beschreibt er das in der folgenden Weise: Wenn ich hier die Lichtquelle abdunkle, so wird der ganze weiße Schirm mit einem roten Schein bedeckt und ich sehe dann eigentlich nicht den weißen Schirm, sondern einen roten Schein, ich sehe den Schirm rötlich. Dadurch erzeuge ich, wie bei dem Kissen, mit meinem Auge die Kontrastfarbe Grün, so daß also hier kein wirkliches Grün wäre, sondern es wird nur nebenbei gesehen, weil der Schirm rötlich gefärbt ist. Aber diese Goethesche Anschauung ist falsch. Sie können sich leicht überzeugen, daß sie falsch ist, denn wenn Sie eine kleine Röhre nehmen und durchblicken, so daß Sie, nach der Abdunklung, bloß diesen grünen Streifen ansehen, so sehen Sie ihn auch grün<ref name="Farbschatten">
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„Die Nachprüfung dieses Versuches mit dem Rohr führte schon bald zu einem negativen Ergebnis. Dadurch veranlaßt, kam es zu zwei Experimentalabenden Rudolf Steiners zusammen mit vier bzw. drei andern Teilnehmern in Dornach im Herbst 1922. Der farbige Schatten erschien durch das Rohr oder abgewandelte Einrichtungen oft mit einer schwachen Farbnuance, aber meistens derjenigen der farbigen Beleuchtung.<br>Vom Schluß des zweiten Abends gibt einer der Teilnehmer, V. C. Bennie, folgende Darstellung: Nahe einer Wand hing ein Seil herab, davor brannte noch eine rote Lampe, so daß der Schatten des Seils, von der gewöhnlichen Beleuchtung des Raumes erhellt, intensiv grün erschien. Darauf machte einer der Teilnehmer aufmerksam. Rudolf Steiner betrachtete den Schatten etwa eine halbe Minute und sagte dann: Dieses Grün ist nur im ganzen Zusammenhang vorhanden. Es ist selbstverständlich «subjektiv», wie man sagt. Hier (Rot) hat man zu viel, hier (Grün) zu wenig. Das mit dem Rohr ist Unsinn. Goethe hat recht. Die Stelle wird korrigiert, darauf können Sie sich verlassen. (Mit Lächeln): Mir liegt nicht daran, Goethes Farbenlehre zu widersprechen.<br>Nach anderen Aussagen sprach Rudolf Steiner einmal davon, die Farbwirkung im Schatten auf chemischem Wege nachzuweisen. Nicht bekannt ist, ob diese Absicht vor oder nach den Versuchen vom Herbst 1922 bestand.<br>Im obigen Zusammenhang, aber auch im Vortrag, ist von «subjektiv» mit dem Zusatz «wie man sagt» die Rede. Erst in den anschließenden Ausführungen des Vortrages rückt Rudolf Steiner diese Begriffe in seinem Sinn zurecht. Vgl. das Diskussionsvotum S. 20-21 und den Schluß des Vortrages vom 8. Mai 1921 in «Über das Wesen der Farben», Stuttgart 1959 ([[GA 291]]).“ {{Lit|GA 320 (1964), S 197f}}
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([[Sachliteratur|Sach-]])Texte, die viele [[#Rōmaji|Rōmaji]] ([[Lateinisches Alphabet|lateinische Zeichen]]) enthalten, sowie (waagerechte) [[Hinweisschild]]er werden heutzutage meist nach westlichem Vorbild in horizontalen Zeilen von links nach rechts geschrieben – nur bei historischer Namensbeschilderung von alten Gebäuden o.&nbsp;Ä. sieht man heute gelegentlich noch die traditionelle horizontale Schreibung von rechts nach links. Fahrzeuge und Schiffe sind mitunter auf der rechten Seite linksläufig und auf der linken rechtsläufig beschriftet. In Zeitungen kommt sowohl die horizontale als auch die vertikale [[Schreibrichtung]] vor, teils auch gemischt.
In [[GA 291]] heißt es:


== Schriftarten ==
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=== Kanji ===
"Die Physik soll es bei dem bloßen im Raume Vorhandenen des Lichtes lassen. Das Betrachten des Farbigen kann überhaupt nicht geschehen, ohne in das Seelische heraufgehoben zu werden. Denn es ist eine bloße törichte Rederei, wenn man sagt, das Farbige sei lediglich ein Subjektives. Und wenn man namentlich dann etwa dazu übergeht zu sagen - wobei man sich vom Ich nichts Genaues vorstellt -, draußen wäre irgendeine objektive Veranlassung, und die wirke auf uns, auf unser Ich - - Unsinn ist es; das Ich selber ist in der Farbe drinnen. Es sind das Ich und auch der menschliche Astralleib gar nicht von dem Farbigen zu unterscheiden, sie leben in dem Farbigen und sind insoferne außer dem physischen Leib des Menschen, als sie mit dem Farbigen draußen verbunden sind; und das Ich und der astralische Leib, sie bilden im physischen Leibe und im Ätherleibe die Farben erst ab. Das ist es, worauf es ankommt. So daß die ganze Frage nach der Wirkung eines Objektiven des Farbigen auf ein Subjektives ein Unsinn ist; denn in der Farbe drinnen liegt schon das, was Ich, was astralischer Leib ist, und mit der Farbe herein kommt das Ich und der astralische Leib. Die Farbe ist der Träger des Ichs und des astralischen Leibs in den physischen und in den Ätherleib hinein. So daß die ganze Betrachtungsweise einfach umgekehrt und umgewendet werden muß, wenn man zu der Realität vordringen will.
{{WikipediaDE|Kanji}}
[[Datei:Yamada.svg|mini|Yamada Tarō – japanischer Name in Kanji]]
''Kanji'' bedeutet ''[[Chinesische Schrift|Han-Zeichen]]'', wobei ''Han'' als [[Synonymie|Synonym]] für [[Volksrepublik China|China]] bzw. [[Han-Chinesen|Chinesen]] steht.


Zum Verständnis des Folgenden ist es hilfreich zu wissen, dass Altjapanisch und Altchinesisch völlig verschiedene Sprachen waren. Weder bei der Grammatik noch bei den einzelnen Wörtern noch bei den Lautbeständen gibt es eine Verwandtschaft.
Was da also hineingekrochen ist in die Physik, und was die Physik mit ihren Strichen und Linien umfängt, das muß wieder heraus. Es müßte geradezu zunächst einmal eine Periode eintreten, wo man es ver schmäht, überhaupt zu zeichnen, wenn man in der Physik von der Farbe spricht, wo man versuchen soll, die Farbe in ihrem Fluktuieren, in ihrem Leben zu erfassen." {{Lit|GA 291, S 59f}}
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Die Schrift an sich, in der Form der chinesischen Zeichen, kam spätestens ab dem 5. Jahrhundert über Korea nach Japan. Ursprünglich wurden Texte in reinem Chinesisch aufgezeichnet, dem sogenannten [[Kanbun]], ein Stil, der mit Lesehilfen, beginnend mit der [[Setsuwa]]-Literatur des 9. Jahrhunderts, für offizielle Dokumente in modifizierter Form bis zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] verwendet wurde.
Später findet sich in den Hinweisen der Gesamtausgabe noch eine etwas andere Darstellung:


Die Kanji haben (im Gegensatz zu den Kana) eine eigenständige Bedeutung und werden auch als [[Logogramm]]e bezeichnet, die wiederum in drei Gruppen aufgeteilt werden können: [[Piktogramm]]e, [[Ideogramm]]e und [[Phonographie (Linguistik)|Phonogramme]]. Viele Kanji sind dabei aus mehreren (oft zwei) verkleinerten Zeichen zusammengesetzt. Diejenigen Ideogramme unter diesen Bestandteilen, die oft für die Kernbedeutung der jeweiligen Kanji stehen und nach denen sie in Kanji-Lexika geordnet werden, nennt man Radikale bzw. [[Bushu]]; das andere Element in zweiteiligen Zeichen bezeichnet oft die originale chinesische Aussprache, die im Allgemeinen nicht identisch ist mit der oder den japanischen Aussprachen. In der Folge wurde auch eine relativ kleine Zahl eigener japanischer Kanji entwickelt, die so genannten Landeszeichen oder [[Kokuji]], wie z.&nbsp;B. {{lang|ja|働}} (dō, deutsch ''Arbeit''), {{lang|ja|辻}} (tsuji, deutsch ''Straßenkreuzung'') und {{lang|ja|峠}} (tōge, deutsch ''Bergpass'').
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"Dieser Versuch wurde von V. C. Bennie, damals Dozent für Physik am Kings College der Universität London, wiederholt angestellt, nachdem er 1921 die Nachschrift des Kurses durch Rudolf Steiner erhalten hatte. Immer mit negativem Ergebnis. Dadurch veranlaßt, kam es zu zwei Experimentalabenden in Dornach Ende September 1922. Rudolf Steiner hatte gewünscht dabeizusein. Die anderen Mitwirkenden waren Dr. Ernst Blümel, Mathematiker, V. C. Bennie und Dr. Oskar Schmiedel, Pharmazeut und Leiter von Kursen über Goethes Farbenlehre. Am ersten Abend war auch Dr. W. J. Stein beteiligt. Die beiden Abende führten zu keiner Bestätigung des Experimentes mit dem Rohr. Im übrigen wird das Ergebnis von den Teilnehmern verschieden überliefert. Worauf es hier aber ankommt, scheint an den beiden Abenden gar nicht zur Sprache gekommen zu sein, nämlich die durch Dr. Blümel überlieferte Absicht Rudolf Steiners, die Objektivität der Farbe im Schatten auf fotografischem oder chemischem Wege im Stuttgarter Forschungsinstitut nachzuweisen. Von solchen Versuchen des damaligen Forschungsinstituts ist aber nichts bekannt, sicher nicht von positiven Ergebnissen. Später, als die erste Auflage des Kurses in der Gesamtausgabe erscheinen sollte, lagen fotografische Versuche mit negativem Ergebnis vor: Trotz des Fortschrittes der Farbfotografie seit der Zeit Rudolf Steiners war in den Aufnahmen des farbigen Schattens die Farbe nicht fixiert. Das Gesamtbild  zeigte  zwar  den  Schatten  in  der  geforderten  Farbe, aber ausgeschnitten erschien er grau. Das ist heute anders. Es ergeben sich fixierte Farben, sogar ohne besondere Veranstaltungen. - Ausgangspunkt neuer Versuche war eine Aufnahme, welche der Berufsfotograf und Erarbeiter von Goethes Farbenlehre, Hans-Georg Hetzel, von einem Experiment des farbigen Schattens im Goethe-Farbstudio, Dornach, machen konnte. Sie zeigte außer der gewohnten Dreiheit von fordernder Farbe, farbigem Schatten und aufgehellter Farbe des Umfeldes, im Vordergrund noch eine kleine technische Grauskala. Diese erschienen trotz der intensiven Farbe des Schattens grau, auf derselben Aufnahme! Heute liegen von Hans-Georg Hetzel reproduzierbare Serienaufnahmen verschiedenfarbiger Schatten vor, jede Serie auf denselben Film aufgenommen und zur Kontrolle ergänzt durch dazwischengeschaltete Aufnahmen eines grauen Schattens. Es handelt sich um Dia-Filme. Jeder Film ist gewerbsmäßig in einem Automaten entwickelt als einer unter vielen Kundenaufträgen. Damit sind die verschiedenen Farben einer Serie in ein und demselben Entwicklungsprozeß hervorgebracht. Auch die Aufnahmen sind ganz undifferenziert erfolgt, alle mit derselben Farbfolie vor dem Objektiv, der Folie, welche der Farbtemperaturmesser für die Aufnahme von Grau angezeigt hat. Dadurch wird erreicht, daß Grau wirklich grau wird. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, fällt dennoch eine Entscheidung: Entweder es erscheinen alle farbigen Schatten gleich wie Grau, dann könnten die Farben der Schatten subjektiv sein; oder die Schatten erscheinen anders als das Grau, dann liegt in ihrem Räume eine besondere Wirksamkeit vor. Daß letzteres zutrifft, zeigt schon die Polaroidkamera mit ihrem besonderen Farbprozeß. Sie macht die farbigen Schatten stark grünstichig, nicht gleich wie den grauen. Es kann keine Rede davon sein, daß die farbigen Schatten gleich wie die grauen herauskommen. Ginge es nur um subjektiv oder objektiv, könnte es dabei sein Bewenden haben. Will man aber möglichst nahe an die wahren Farben der Schatten herankommen, ist natürlich notwendig, daß Grau grau wird. Beschreiben wir die bis jetzt beste der gewonnenen Serien: Grau ist ein schönes Mausgrau. Der blaue Schatten erscheint grau mit höchstens einem Hauch von Blau. Die anderen Schatten sind entschiedener farbig, alle braunstichig, gegen welche Farbe die geforderte sich nur in einer Nuance ankündigt. Auch Grün kommt entschieden anders als Grau heraus, aber in einem schwer zu beurteilenden Farbton, der meistens als bräunlich bezeichnet wird. Die im automatischen Verfahren vergrößert auf Papier kopierte Serie zeigt Blau und Grau gleich, und im übrigen dominiert der Braunton so, daß die anderen Nuancen untergehen. - Es ist schon angedeutet, daß die Sorte des Films eine große Rolle spielt. Interessanterweise ist aber auch die Art der Beleuchtung von Bedeutung. Diffuses Licht (z.B. Bühnenlampen) gibt bessere Farben als streng fokussiertes Licht. - Einzelaufnahmen von farbigen Schatten sind mit sehr schöner, fixierter Farbe erhalten worden. Sie werden aber schön durch besondere Behandlung der einzelnen Aufnahme. Damit kommt ihnen nicht dieselbe Beweiskraft zu. Beweiskräftig ist allerdings jede Aufnahme, welche nur aus Maßnahmen hervorgeht, die routinemäßig auch für die Aufnahme gewöhnlicher Farben getroffen werden, zeigt sie doch, daß der fotografische Prozeß, der ja für gewöhnliche Farben entwickelt worden ist, auch auf die farbigen Schatten reagiert. Mehr soll hier nicht behauptet werden. Zum Ganzen des farbigen Schattens vgl. man G. Ott und H. O. Proskauer, «Das Rätsel des farbigen Schattens», Basel 1979. - Eine Serie der oben erwähnten Aufnahmen befindet sich im Archiv der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dornach. Näheres über die Versuche ist ausgeführt in den «Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe», Heft Nr. 97, Michaeli 1987." {{Lit|GA 320 (1987), S 197f}}
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</ref>. Sie sehen dann nicht dasjenige, was in der Umgebung ist, sondern Sie sehen nur das objektiv an dieser Stelle vorhandene Grün. Sie können sich dadurch überzeugen, daß das Grün objektiv ist, daß hier abgedunkelt wird und daß Sie dann das Grün ansehen. Es bleibt grün, kann also nicht eine Kontrasterscheinung sein, sondern ist eine objektive Erscheinung. Wir können das jetzt nicht so machen, daß es alle einzeln sehen, aber: Durch zweier Zeugen Mund wird alle Wahrheit kund. Ich werde die Erscheinung hervorrufen und Sie müssen so durchsehen, daß Sie auf das grüne Band hinsehen. Das bleibt grün, nicht wahr? Und ebenso würde die andere Farbe, wenn ich durch Grün Rot erzeugen würde, rot bleiben. In diesem Falle hat Goethe in seine Farbenlehre den Irrtum, dem er sich hingegeben hat, aufgenommen, und der muß natürlich durchaus korrigiert werden.<br>Ich will zunächst nichts anderes, als daß Sie sich unter den mancherlei Erscheinungen auch bewahren das rein Faktische, das wir jetzt vor geführt haben, daß also ein Grau, das heißt ein Dunkles, das sonst als bloßer Schatten entsteht, dann, wenn wir den Schatten selbst mit Farbe gewissermaßen durchtränken, daß dann in anderer Weise Helligkeit und Dunkelheit zusammenwirken, als wenn ich den Schatten nicht durchtränkte mit einer Farbe. Und wir merken uns, daß hier durch die Abdunkelung des Lichtes mit dem Rot die objektive Erscheinung des Grün hervorgerufen wird. Nun habe ich Sie hingewiesen auf<br>[122]<br>dasjenige, was da subjektiv erscheint - wie man sagt, subjektiv. Wir haben eine - wie man sagt - objektive Erscheinung, das Grün, das auf dem Schirme gewissermaßen bleibt, wenn es auch nicht fixiert ist, so lange, als wir die Bedingungen dazu hergestellt haben, und hier etwas, was gewissermaßen subjektiv, von unserem Auge allein abhängig ist. Goethe nennt die grüne Farbe, die dann erscheint, wenn ich eine Zeitlang das Auge der Farbe exponiert habe, die geforderte Farbe, das geforderte Nachbild, das durch die Gegenwirkung selbst hervorgerufen wird.<br>Nun, hier ist eines streng festzuhalten. Die Unterscheidung des Subjektiven und des Objektiven, zwischen der hier vorübergehend fixierten Farbe und der durch das Auge scheinbar bloß als Nachbild geforderten Farbe, diese Unterscheidung hat in keinem objektiven Tat bestand irgendeine Rechtfertigung. Ich habe es zu tun, indem ich durch mein Auge hier das Rot sehe, einfach mit all den Ihnen beschriebenen physikalischen Apparaten, Glaskörper, Linse, der Flüssigkeit zwischen der Linse und der Hornhaut. Ich habe es mit einem sehr differenzierten physikalischen Apparat zu tun. Dieser physikalische Apparat, der in der mannigfaltigsten Weise Helligkeit und Dunkelheit durcheinandermischt, der steht zu dem objektiv vorhandenen Äther in gar keiner anderen Beziehung als die Apparate, die ich hier auf gestellt habe, der Schirm, die Stange usw. Das eine Mal ist bloß die ganze Vorrichtung, die ganze Maschinerie mein Auge, und ich sehe ein objektives Phänomen durch mein Auge, genau dasselbe objektive Phänomen, das ich hier sehe, nur daß hier das Phänomen bleibt. Wenn ich aber mein Auge mir herrichte durch das Sehen so, daß es nachher in der sogenannten geforderten Farbe wirkt, so stellt sich das Auge in seinen Bedingungen wieder her in den neutralen Zustand. Aber dasjenige, wodurch ich Grün sehe, ist durchaus kein anderer Vorgang, wenn ich sogenannt subjektiv durch das Auge sehe, als wenn ich hier objektiv die Farbe fixiere. Deshalb sagte ich: Sie leben nicht so mit Ihrer Subjektivität, daß der Äther draußen Schwingungen macht und die Wirkung derselben als Farbe zum Ausdruck kommt, sondern Sie schwimmen im Äther, sind eins mit ihm, und es ist nur ein anderer Vorgang, ob Sie eins werden mit dem Äther hier durch die Apparate oder<br>[123]<br>durch etwas, was sich in Ihrem Auge selber vollzieht. Es ist kein wirklicher, wesenhafter Unterschied zwischen dem durch die rote Verdunkelung räumlich erzeugten grünen Bild und dem grünen Nachbild, das eben nur zeitlich erscheint; es ist ein - objektiv besehen - greifbarer Unterschied nicht, nur der, daß das eine Mal der Vorgang räumlich, das andere Mal der Vorgang zeitlich ist. Das ist der einzige wesenhafte Unterschied. Die sinngemäße Verfolgung solcher Dinge führt Sie da hin, jenes Entgegenstellen des sogenannten Subjektiven und des Objektiven nicht in der falschen Richtung zu sehen, in der es fortwährend von der neueren Naturwissenschaft gesehen wird, sondern die Sache so zu sehen, wie sie ist, nämlich daß wir das eine Mal eine Vorrichtung haben, durch die wir Farben erzeugen, unser Auge neutral bleibt, das heißt sich neutral macht gegen das Farbenentstehen, also dasjenige, was da ist, mit sich vereinigen kann. Das andere Mal wirkt es selbst als physikalischer Apparat. Ob aber dieser physikalische Apparat hier (außen) ist oder in Ihrer Stirnhöhle drinnen ist, ist einerlei. Wir sind nicht außer den Dingen und projizieren erst die Erscheinungen in den Raum, wir sind durchaus mit unserer Wesenheit in den Dingen und sind um so mehr in den Dingen, als wir aufsteigen von gewissen physikalischen Erscheinungen zu anderen physikalischen Erscheinungen. Kein Unbefangener, der die Farbenerscheinungen durchforscht, kann anders, als sich sagen: Mit unserem gewöhnlichen körperlichen Wesen stecken wir nicht drinnen, sondern mit unserem ätherischen und da durch mit unserem astralischen Wesen.<br>Wenn wir vom Lichte heruntersteigen zur Wärme, die wir auch wahrnehmen als etwas, was ein Zustand unserer Umgebung ist, der für uns eine Bedeutung gewinnt, wenn wir ihm exponiert sind, so werden wir bald sehen: Es ist eine bedeutsame Modifikation zwischen dem Wahrnehmen des Lichtes und dem Wahrnehmen der Wärme. Für die Lichtwahrnehmung können Sie genau lokalisieren diese Wahrnehmung in dem physikalischen Apparat des Auges, dessen objektive Bedeutung ich eben charakterisiert habe. Für die Wärme, was müssen Sie sich denn da sagen? Wenn Sie wirklich sich fragen: Wie kann ich vergleichen die Beziehung, in der ich zum Lichte stehe, mit der Beziehung, in der ich zur Wärme stehe, so müssen Sie sich auf diese Frage<br>[124]<br>antworten: Zum Lichte stehe ich so, daß mein Verhältnis lokalisiert ist gewissermaßen durch mein Auge an einen bestimmten Körperort. Das ist aber bei der Wärme nicht so. Für sie bin ich gewissermaßen ganz Sinnesorgan. Ich bin für sie ganz dasselbe, was für das Licht das Auge ist. So daß wir also sagen können: Von der Wahrnehmung der Wärme können wir nicht im selben lokalisierten Sinne sprechen wie von der Wahrnehmung des Lichtes. Aber gerade, indem wir die Aufmerksamkeit auf so etwas richten, können wir noch auf etwas anderes kommen.<br>Was nehmen wir denn eigentlich wahr, wenn wir in ein Verhältnis treten zu dem Wärmezustand unserer Umgebung? Ja, da nehmen wir eigentlich dieses Schwimmen in dem Wärmeelement unserer Umgebung sehr deutlich wahr. Nur: Was schwimmt denn? Bitte, beantworten Sie sich diese Frage, was da eigentlich schwimmt, wenn Sie in der Wärme Ihrer Umgebung schwimmen. Nehmen Sie folgendes Experiment. Sie füllen einen Trog mit einer mäßig warmen Flüssigkeit, mit mäßig warmem Wasser, mit einem Wasser, das Sie als lauwarm empfinden, wenn Sie beide Hände hineinstecken - nicht lange hineinstecken, Sie probieren das nur. Dann machen Sie folgendes: Sie stecken zuerst die linke Hand in möglichst warmes Wasser, wie Sie es gerade noch ertragen können, dann die rechte Hand in möglichst kaltes Wasser, wie Sie es auch gerade noch ertragen können, und dann stecken Sie rasch die linke und die rechte Hand in das lauwarme Wasser. Sie werden sehen, daß der rechten Hand das lauwarme Wasser sehr warm vorkommt und der linken sehr kalt. Die heißgewordene Hand von links fühlt dasselbe als Kälte, was die kaltgewordene Hand von rechts als Wärme fühlt. Vorher fühlten Sie eine gleichmäßige Lauigkeit. Was ist denn das eigentlich? Ihre eigene Wärme, die schwimmt und verursacht, daß Sie die Differenz zwischen ihr und der Umgebung fühlen. Dasjenige, was von Ihnen schwimmt in dem Wärmeelement Ihrer Umgebung, was ist es denn? Es ist Ihr eigener Wärmezustand, der durch Ihren organischen Prozeß herbeigeführt wird, der ist nicht etwas Unbewußtes, in dem lebt Ihr Bewußtsein. Sie leben innerhalb Ihrer Haut in der Wärme, und je nachdem diese ist, setzen Sie sich auseinander mit dem Wärmeelement Ihrer Umgebung.<br>[125]<br>In diesem schwimmt Ihre eigene Körperwärme. Ihr Wärmeorganismus schwimmt in der Umgebung.<br>Denken Sie sich solche Dinge durch, dann geraten Sie ganz anders in die Nähe der wirklichen Naturvorgänge als durch dasjenige, was Ihnen die heute ganz verabstrahierte und aus aller Realität heraus-gezogene Physik bieten kann.<br>Nun gehen wir aber noch weiter hinunter. Wir haben gesehen, wenn wir unseren eigenen Wärmezustand erleben, dann können wir sagen, daß wir ihn dadurch erleben, daß wir mit ihm schwimmen in unserer Wärmeumgebung, also entweder, daß wir wärmer sind als unsere Umgebung und es empfinden als uns aussaugend - wenn die Umgebung kalt ist -, oder wenn wir kälter sind, es empfinden, als ob uns die Umgebung etwas gibt. Das wird nun ganz anders, wenn wir in einem anderen Elemente leben. Sehen Sie, wir können also in dem leben, was dem Licht zugrunde liegt. Wir schwimmen im Lichtelement. Wir haben jetzt durchgeführt, wie wir im Wärmeelement schwimmen. Wir können aber auch im Luftelement schwimmen, das wir eigentlich fortwährend in uns haben. Wir sind ja in sehr geringem Maße ein fester Körper, wir sind eigentlich nur zu ein paar Prozent ein fester Körper als Mensch, wir sind eigentlich über 90 Prozent eine Wassersäule, und Wasser ist eigentlich, insbesondere in uns, nur ein Mittel-zustand zwischen dem luftförmigen und dem festen Zustande. Wir können uns durchaus in dem luftartigen Element selber erleben, so wie wir uns im wärmeartigen Element erleben, das heißt, unser Bewußtsein steigt effektiv hinunter in das luftartige Element. Wie es in das Lichtelement steigt und in das Wärmeelement, so steigt es in das Luftelement. Indem es aber in das Luftelement steigt, kann es sich wiederum auseinandersetzen mit demjenigen, was in der Luftumgebung geschieht, und diese Auseinandersetzung ist dasjenige, was in der Erscheinung des Schalls, des Tones, zum Vorschein kommt. Sie sehen, wir müssen gewisse Schichten unseres Bewußtseins unterscheiden. Wir leben mit einer ganz anderen Schichte unseres Bewußtseins mit dem Lichtelement, indem wir selber teilnehmen an ihm, wir leben mit einer anderen Schichte unseres Bewußtseins im Wärmeelement, indem wir selber teilnehmen an ihm, und wir leben in einer anderen Schichte unseres<br>[126]<br>Bewußtseins im Luftelement, indem wir selber teilnehmen an ihm. Wir leben, indem unser Bewußtsein imstande ist, hinunterzutauchen in das gasige, luftförmige Element, wir leben in dem luftförmigen Element unserer Umgebung und können uns dadurch fähig machen, Schallerscheinungen wahrzunehmen, Töne wahrzunehmen. Gerade so, wie wir selbst mit unserem Bewußtsein teilnehmen müssen an den Lichterscheinungen, damit wir in den Lichterscheinungen unserer Umgebung schwimmen können, wie wir teilnehmen müssen am Wärmeelement, damit wir in ihm schwimmen können, so müssen wir auch teilnehmen an dem Luftigen, wir müssen selber in uns differenziert etwas Luftiges haben, damit wir das äußere, meinetwegen durch eine Pfeife, eine Trommel, eine Violine differenzierte Luftige wahrnehmen können.<br>In dieser Beziehung ist unser Organismus etwas außerordentlich interessant sich Darbietendes. Wir atmen die Luft aus - unser Atmungsprozeß besteht ja darinnen, daß wir Luft ausatmen und Luft wieder einatmen. Indem wir Luft ausatmen, treiben wir unser Zwerchfell in die Höhe. Das ist aber mit einer Entlastung unseres ganzen organischen Systems unter dem Zwerchfell in Verbindung. Dadurch wird gewissermaßen, weil wir das Zwerchfell nach oben bringen beim Ausatmen und unser organisches System unter dem Zwerchfell entlastet wird, das Gehirnwasser, in dem das Gehirn schwimmt, nach abwärts getrieben, dieses Gehirnwasser, das aber nichts anderes ist als eine etwas verdichtete Modifikation, möchte ich sagen, der Luft, denn in Wahrheit ist es die ausgeatmete Luft, die das bewirkt. Wenn ich wieder einatme, wird das Gehirnwasser nach aufwärts getrieben, und ich lebe fortwährend, indem ich atme, in diesem von oben nach unten und von unten nach oben sich vollziehenden Schwingen des Gehirnwassers, das ein deutliches Abbild meines ganzen Atmungsprozesses ist. Lebe ich mit meinem Bewußtsein da durch, daß teilnimmt mein Organismus an diesen Oszillationen des Atmungsprozesses, dann ist das eine innerliche Differenzierung im Erleben eines Luftwahrnehmens, und ich stehe eigentlich fortwährend durch diesen Vorgang, den ich nur etwas grob geschildert habe, in einem Lebensrhythmus darinnen, der in seiner Entstehung und in<br>[127]<br>seinem Verlauf in Differenzierung der Luft besteht. Dasjenige, was da innerlich entsteht - natürlich nicht so grob, sondern in mannigfaltiger Weise differenziert, so daß dieses Auf- und Abschwingen der rhythmischen Kräfte, die ich gekennzeichnet habe, selber etwas ist wie ein komplizierter, fortwährend entstehender und vergehender Schwingungsorganismus -, diesen innerlichen Schwingungsorganismus, den bringen wir in unserem Ohre zum Zusammenstoßen mit demjenigen, was von außen, sagen wir, wenn eine Saite angeschlagen wird, an uns tönt. Und gerade so, wie Sie den Wärmezustand Ihrer eigenen Hand, wenn Sie sie ins lauwarme Wasser hineinheben, wahrnehmen durch die Differenz zwischen der Wärme Ihrer Hand und der Wärme des Wassers, so nehmen Sie wahr den entsprechenden Ton oder Schall durch das Gegeneinanderwirken Ihres inneren, so wunder bar gebauten Musikinstrumentes mit demjenigen, was äußerlich in der Luft als Töne, als Schall, zum Vorschein kommt. Das Ohr ist gewisser maßen nur die Brücke, durch die Ihre innere Leier des Apollo sich aus gleicht in einem Verhältnis mit demjenigen, was von außen an differenzierter Luftbewegung an Sie herantritt. Sie sehen, der wirkliche Vorgang - wenn ich ihn real schildere -, der wirkliche Vorgang beim Hören, nämlich beim Hören des differenzierten Schalles, des Tones, der ist von jener Abstraktion weit verschieden, wo man sagt: Draußen, da wirkt etwas, das affiziert mein Ohr. Die Affektion des Ohres wird als eine Wirkung auf mein subjektives Wesen wahrgenommen, das man wiederum - ja, mit welcher Terminologie auch? - beschreibt oder eigentlich nicht beschreibt. Man kommt nicht weiter, wenn man klar ausdenken will, was da eigentlich immer als Idee zugrunde gelegt wird. Man kann gewisse Dinge, die gewöhnlich angeschlagen werden, nicht zu Ende denken, weil diese Physik weit entfernt ist, einfach auf die Tatsachen einzugehen.<br>Sie haben tatsächlich drei Stufen vor sich der Beziehungen des Menschen zur Außenwelt, ich möchte sagen: die Lichtstufe, die Wärme-stufe, die Ton- oder Schallstufe. Aber sehen Sie, da liegt etwas sehr Eigentümliches noch vor. Wenn Sie unbefangen Ihr Verhältnis, das heißt Ihr Schwimmen im Lichtelement betrachten, dann müssen Sie sich sagen: Sie können selbst nur als Ätherorganismus in demjenigen,<br>[128]<br>was da draußen in der Welt vor sich geht, leben. Indem Sie im Wärmeelement leben, leben Sie mit Ihrem ganzen Organismus im Wärmeelement Ihrer Umgebung darinnen. Jetzt lenken Sie den Blick von diesem Drinnenleben herunter bis zum Drinnenleben im Ton- und Schallelement, dann leben Sie eigentlich, indem Sie selbst zum Luftorganismus werden, in der differenziert gestalteten äußeren Luft darinnen. Das heißt, nicht mehr im Äther, sondern eigentlich schon in der äußeren physikalischen Materie, in der Luft leben Sie da drinnen. Daher ist das Leben im Wärmeelement eine ganz bedeutsame Grenze. Gewisser maßen bedeutet das Wärmeelement, das Leben in ihm, für Ihr Bewußtsein ein Niveau. Dieses Niveau können Sie auch sehr deutlich<br>Bild GA 320 128<br>dadurch wahrnehmen, daß Sie ja schließlich äußere und innere Wärme in der reinen Empfindung kaum unterscheiden können. Aber das Leben im Lichtelement liegt über diesem Niveau. Sie steigen gewisser maßen in eine höhere ätherische Sphäre hinauf, um mit Ihrem Bewußtsein drinnen zu leben. Und Sie dringen unter jenes Niveau, wo Sie mit der Außenwelt in verhältnismäßig einfacher Weise sich ausgleichen, hinunter, indem Sie als Luftmensch sich mit der Luft auseinander setzen in den Ton- oder Schallwahrnehmungen.<br>Wenn Sie alles das zusammenhalten, was ich jetzt gezeigt habe, mit demjenigen, was ich über die Anatomie und Physiologie gesagt habe, so können Sie nicht anders, als das Auge als physikalischen Apparat auffassen. Je weiter nach außen Sie gehen, desto physischer finden Sie das Auge, je mehr nach innen, desto mehr von Vitalität durchzogen. Wir haben also ein in uns lokalisiertes Organ, um uns über ein gewisses Niveau zu erheben. Wir leben dann auf einem gewissen Niveau auf gleich und gleich mit der Umgebung, indem wir mit unserer<br>[129]<br>Wärme ihr entgegentreten und die Differenz irgendwo wahrnehmen. Da haben wir kein so spezialisiertes Organ als das Auge, da werden wir selbst in gewisser Weise ganz zum Sinnesorgan. Jetzt tauchen wir unter dieses Niveau hinunter. Wo wir Luftmensch werden, wo wir uns auseinandersetzen mit der differenzierten äußeren Luft, da lokalisiert sich wiederum diese Auseinandersetzung, da lokalisiert sich etwas zwischen dem, was in uns vorgeht, dieser Leier des Apollo, dieser Rhythmisierung unseres Organismus, die nur nachgebildet ist in der Rhythmisierung des Rückenmarkwassers, und der äußeren Luft. Was da vorgeht, ist durch eine Brücke verbunden. Da ist also wieder um solch eine Lokalisation, aber jetzt unter dem Niveau, wie wir im Auge eine solche Lokalisation über dem Niveau haben.<br>Sehen Sie, unsere Psychologie, die ist eigentlich in einer noch schlimmeren Lage als unsere Physiologie und unsere Physik, und man kann es eigentlich den Physikern nicht sehr krumm nehmen, daß sie sich so unrealistisch ausdrücken über das, was in der Außenwelt ist, weil sie gar nicht unterstützt werden von den Psychologen. Die Psychologen sind dressiert worden von den Kirchen, die in Anspruch genommen haben alles Wissen über Seele und Geist. Daher hat diese Dressur, die die Psychologen angenommen haben, sie dazu geführt, eigentlich nur den äußeren Apparat als den Menschen zu betrachten und die Seele und den Geist nur noch in Wortklängen, in Phrasen zu haben. Unsere Psychologie ist eigentlich nur eine Sammlung von Worten. Denn was sich die Menschen eigentlich vorstellen sollen bei «Seele» und «Geist», darüber gibt es eigentlich nichts, und so kommt es, daß es den Physikern vorkommt, wenn draußen Licht wirkt, so affiziert es das Auge, das Auge übt eine Gegenwirkung aus oder aber es empfängt einen Eindruck, und das ist ein inneres, subjektives Er leben. Da beginnen dann ganze Knäuel von Unklarheiten. Und in ganz ähnlicher Weise, sagen es die Physiker nach, ist es bei den anderen Sinnesorganen. Wenn Sie heute eine Psychologie durchlesen, so finden Sie darinnen eine Sinneslehre. Von Sinn wird gesprochen, vom allgemeinen Sinn, als ob es so etwas gäbe. Man versuche nur zu studieren das Auge. Es ist etwas ganz anderes als das Ohr. Ich habe Ihnen das gekennzeichnet, das Liegen unter und über dem Niveau. Auge und<br>[130]<br>Ohr sind ganz verschiedenartig innerlich gebildete Organe, und das ist es, worauf in bedeutsamer Weise Rücksicht genommen werden muß.<br>Bleiben wir hier einmal stehen, überlegen Sie sich das, und morgen wollen wir von diesem Punkte aus über die Schallehre, die Tonlehre sprechen, damit Sie von dort aus wiederum die anderen physikalischen Gebiete erobern können.<br>Ich möchte Ihnen heute nur noch eines vorführen. Das ist das, was man in gewisser Beziehung das Glanzstück der modernen Physik nennen kann, was in gewisser Beziehung auch ein Glanzstück ist. Sehen Sie, wenn Sie einfach mit dem Finger über eine Fläche streichen, also einen Druck ausüben durch Ihre eigene Anstrengung, so wird die Fläche warm. Sie erzeugen dadurch, daß Sie einen Druck ausgeübt haben, Wärme. Man kann nun dadurch, daß man objektive mechanische Vorgänge hervorruft, ausgesprochen mechanische Vorgänge, wiederum Wärme erzeugen, und wir haben als eine weitere Grundlage für dasjenige, was wir dann morgen weiter betrachten wollen, diesen Apparat improvisiert. Wenn Sie jetzt sehen würden, wie hoch das Thermometer steht in diesem Apparat, so bekommen Sie heraus am Thermometerstand 16° und etwas. Nun haben wir in diesem Gefäße darinnen Wasser und in diesem Wasserkörper darinnen ein Schwung-rad, eine Trommel, die wir in rasche Drehung versetzen, so daß diese eine mechanische Arbeit leistet, im Wasser die Teile ordentlich durch einanderwirft, das Wasser aufschaufelt, und wir werden nach einiger Zeit das Thermometer wieder anschauen. Sie werden dann sehen, daß es gestiegen ist, daß also durch bloß mechanische Arbeit das Wasser an Wärme zugenommen hat, das heißt, es wird durch mechanische Arbeit Wärme produziert. Das hat man dann verarbeitet, zuerst in rechnungsmäßiger Weise, nachdem besonders Julius Robert Majer darauf aufmerksam gemacht hatte. Julius Robert Mayer hat es selbst verarbeitet zu dem sogenannten mechanischen Wärme-Äquivalent. Hätte man es in seinem Sinne ausgebaut, so hätte man damit nichts anderes gesagt, als daß eine bestimmte Zahl der Ausdruck ist für das, was man an der Wärme messen kann durch mechanische Arbeit und umgekehrt. Das aber ist dann in einer übersinnlichen, metaphysischen Weise ausge¬wertet worden, indem man gesagt hat: Also, wenn ein konstantes Verhältnis<br>[131]<br>besteht zwischen der geleisteten Arbeit und der Wärme, so ist dies einfach umgewandelte Arbeit - umgewandelte! -, während man mit nichts anderem zunächst zu tun hatte als mit dem zahlenmäßigen Ausdruck des Zusammenhangs zwischen der mechanischen Arbeit und der Wärme.  


Viele Kanji haben zwei oder noch mehr unterschiedliche Lesungen, die man in zwei Gruppen zusammenfassen kann:
== Hinweise  ==


* Die [[On-Lesung|on-yomi]] (wörtlich: „Klang-Lesung“) nennt man auch sino-japanische Lesung (bei der drei Untergruppen, nach dem Zeitpunkt der Rezipierung, unterschieden werden). Sie wurde aus dem [[Chinesische Sprache|Chinesischen]] abgeleitet (es ist eine an das japanische Lautsystem angepasste Variante der originalen chinesischen Aussprache des Zeichens) und wird daher auch oft ''chinesische Lesung'' genannt. Die ON-yomi wird meistens (aber nicht immer) verwendet, wenn ein Zeichen zusammen mit anderen Kanji steht, um ein zusammengesetztes Wort zu ergeben. ON-yomi werden in Aussprachelisten (etwa in Lexika) meist mit [[#Katakana|Katakana]] angegeben, bei lateinischer Schreibung solcher Listen oft in Großbuchstaben.
* Die [[Kun-Lesung|kun-yomi]] (wörtlich: „Begriff-Lesung“) heißt auch reinjapanische Lesung. Bei einer solchen Lesung handelt es sich i. d. R. um ein altjapanisches Wort (das also nicht aus dem Chinesischen stammt), für das das Schriftzeichen nur von seiner Bedeutung her übernommen wurde, aber nicht vom Klang her. Diese Lesung wird meistens (aber nicht immer) benutzt, wenn ein Kanji alleine steht und selbst ein ganzes Wort bildet. kun-yomi werden in Aussprachelisten meist mit [[#Hiragana|Hiragana]] wiedergegeben, bei lateinischer Schreibung der Listen oft in Kleinbuchstaben.
Fast alle Kanji, mit Ausnahme einiger weniger Kokuji, haben eine oder mehrere On-Lesungen, aber nicht alle haben Kun-Lesungen. Die oft mehreren verschiedenen On-Lesungen eines einzigen Zeichens entstanden dadurch, dass viele Zeichen mehrmals zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Landesteilen Chinas übernommen wurden, und damit auch die verschiedenen Aussprachen des Zeichens in den unterschiedlichen [[Chinesische Sprachen|chinesischen Sprachen]]. Welche der Lesungen jeweils zu verwenden ist, richtet sich nach der Kanji-Kombination, in der das Zeichen jeweils auftaucht.
Es heißt in japanischen Legenden (10. Buch des [[Nihon Shoki]]), dass ein in [[Baekje]] (jap. Kudara), einem Staat im heutigen Korea, wirkender chinesischer Gelehrter namens Achiki ({{lang|ja|阿直岐}}, kor. ''Ajikgi'') im 15. Jahr des Kaisers [[Ōjin]] (berichtigtes Datum: 404) nach Japan geschickt wurde und Lehrer des Thronfolgers [[Uji no Waka-iratsuko]] ({{lang|ja|菟道稚郎子}}) wurde. Auf Achikis Empfehlung hin wurde der Gelehrte Wani ({{lang|ja|王仁}}, [[Koreanische Sprache|koreanisch]] ''Wang-in'', chin. ''Wang-ren'') an den Hof des [[Yamato-Reich]]es eingeladen und von [[Aredawake]] und Kamu-nagi-wake im Frühling des zweiten Monats des 16. Jahres (unter Ōjin) aus Baekje herübergeholt.<ref name="florenz">Die Litteraturen des Ostens in Einzeldarstellungen. Band X Geschichte der japanischen Litteratur von Karl Florenz, Leipzig, C.F.Amelangs Verlag, zweite Ausgabe, 1909, S. 7.</ref>
Wani brachte so im späten 4. Jahrhundert die chinesischen Schriftzeichen nach Japan, um den [[Konfuzianismus]] zu lehren, und dabei die chinesischen Bücher ''[[Analekten des Konfuzius]]'' und den ''[[Tausend-Zeichen-Klassiker]]'' nach Japan zu bringen.<ref name="wani">[[Volker Grassmuck]]: ''Die japanische Schrift und ihre Digitalisierung''. In: Winfried Nöth, Karin Wenz (Hrsg.): ''Intervalle 2. Medientheorie und digitale Medien''. Kassel University Press, Kassel 1999., ISBN 3-933146-05-4  {{Webarchiv|url=http://waste.informatik.hu-berlin.de/Grassmuck/Texts/jp-schrift.html|text=(Kapitel auch online)|wayback=20070106220445|archiv-bot=2018-03-25 13:47:05 InternetArchiveBot}}; Unterabschnitt „Die Zeichen der ''Han''“</ref> Wani wird im [[Kojiki]] und im Nihon Shoki erwähnt. Ob Wani wirklich lebte oder nur eine fiktive Person ist, ist unklar, denn die heute bekannte Version des ''Tausend-Zeichen-Klassikers'' ist erst später, zur Zeit der Regentschaft von Kaiser [[Liang Wu Di]] (502–549) entstanden. Es wird von einigen Wissenschaftlern für möglich gehalten, dass bereits im 3. Jahrhundert chinesische Werke ihren Weg nach Japan fanden. Als gesichert gilt, dass spätestens ab dem 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Kanji in mehreren Wellen aus verschiedenen Teilen Chinas importiert wurden. Heute nennt man die klassische Schreibweise der ''chinesischen Texte für Japan'' [[Kanbun]].
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anzahl der „für den Alltag gebräuchlichen Schriftzeichen“ vom Bildungsministerium auf zuerst 1.850, im Jahr 1981 auf 1.945 und 2010 auf 2136 ([[Jōyō Kanji|''Tōyō''- bzw. ''Jōyō''-Kanji]]) festgelegt, die auch in der Schule gelehrt werden. Amtliche Texte und viele Zeitungen beschränken sich auf diese Zeichen und geben alle anderen Begriffe in Kana wieder. Daneben gibt es weitere ca. 580 so genannte [[Jinmeiyō Kanji]], die nur für die Verwendung in japanischen Eigennamen offiziell sind.
Grundsätzlich entsprechen die Kanji den traditionellen chinesischen [[Langzeichen]]. Einige Zeichen aber wurden mit der Tōyō-Reform vereinfacht, in einer ähnlichen Weise, aber weniger radikal als die [[Kurzzeichen]] bei der [[Chinesische Schrift#Schriftreform in der Volksrepublik China|chinesischen Schriftreform von 1955]].
Insgesamt gibt es mehr als 50.000, in der Mehrzahl aber ungebräuchliche Kanji. Gebildete Japaner beherrschen nicht selten (zumindest passiv) über 5.000 Kanji, was vor allem zum Lesen von literarischen Texten notwendig ist. In manchen seit alters her bestehenden gelehrten Berufsfeldern, etwa Jura, Medizin oder buddhistischer Theologie, wird die Beherrschung von bis zu 1.000 weiteren Kanji, die in diesem Bereich eine Rolle spielen, vorausgesetzt. Dabei handelt es sich jedoch um Fachbegriffe. Moderne Berufsfelder wie Naturwissenschaft und Technik schreiben ihre Fachbegriffe üblicherweise in Katakana oder gleich in lateinischer Schrift.
Japanische Texte für Erwachsene lassen sich bei Bedarf mit hoher Geschwindigkeit „querlesen“. Da der wesentliche Inhalt mit Kanji geschrieben wird und auch komplexe Begriffe mit nur wenigen Kanji dargestellt werden können, kann man durch Springen von Kanji zu Kanji unter Nichtbeachtung der anderen Zeichensysteme den Sinn eines Textes rasch erfassen. Andererseits kann man am Gesamtanteil und dem Schwierigkeitsgrad der Kanji eines Textes erkennen, für welche Alters- bzw. Bildungsgruppe er vorzugsweise geschrieben wurde.
Durch den starken [[Geschichte Koreas|chinesischen Einfluss auf Korea]] waren Kanji (kor. [[Hanja]]) traditionell auch in Korea gebräuchlich, seit der [[Kabo-Reform]] Ende des 19. Jh. sind diese aber weitgehend (in Nordkorea vollständig) durch die [[Hangeul]]-Zeichen ersetzt worden.
Insgesamt geht die Anzahl der verwendeten Kanji immer mehr zurück, was möglicherweise auch daran liegt, dass aufgrund der heute vorhandenen elektronischen Schreibhilfen japanischer [[Textverarbeitung]]ssysteme die jüngeren Japaner sie zwar noch lesen, aber besonders die selteneren Kanji immer öfter nicht mehr handschriftlich schreiben können. In zahlreichen Printmedien werden inzwischen über komplizierten Kanji die dazugehörigen Kana ([[Furigana]]) abgedruckt.
{{Commons|Chinese character|Chinesische Schriftzeichen}}
=== Man’yōgana ===
{{Hauptartikel|Man’yōgana}}
Die Entwicklung einer eigenen japanischen Schrift durch Schreiber und Gelehrte begann um 600 durch die Reduzierung der chinesischen Schriftzeichen auf ihren Lautwert. Der phonetische Wortklang der chinesischen Worte wurde verwendet, der tatsächliche Sinn der auf diese Art verwendeten Sinnzeichen dagegen vernachlässigt. Dies kam zunächst zur Wiedergabe von japanischen Orts- und Personennamen zum Einsatz.
Um 760 erschien der erste Sammelband japanischsprachiger Dichtkunst ''[[Man’yōshū]]'', in dem man die ins Japanische übertragenen Zeichen entsprechend ihrem Klang, also als Lautschrift verwendete. In Anlehnung an diese Anthologie wurde diese Schreibart als Man’yōgana bezeichnet. ''Kana'' bzw. in Zusammensetzungen ''-gana'' stammt von ''kari na'' ‚geliehene Namen‘ (vgl. [[Lehnwort]]).
Zu diesem Zeitpunkt traten jedoch auch die Probleme dieser Schrift zutage. Die teilweise sehr ähnlich klingenden Lautzeichen wurden nicht nach einem bestimmten System verwendet, sondern nach ihrem Äußeren. Die Gestaltung der Schrift und die damit erzielten [[Ästhetik|ästhetischen]] Effekte spielten für die Dichter eine entscheidende Rolle. Aufgrund dessen wurden nicht nur die Man’yōgana nach Gefühl verwendet, es kam darüber hinaus auch zu einer Mischung von Man’yōgana und chinesischen Ideogrammen. Da beide sich von der äußeren Form her nicht unterscheiden, ist es für den Leser problematisch zu erkennen, ob die Zeichen in ihrer phonetischen oder inhaltlichen Bedeutung zu interpretieren sind. Des Weiteren war diese Schreibart sehr aufwendig und kompliziert. Für die oft vielsilbigen japanischen Wörter benötigte man jeweils mehrere komplizierte chinesische Zeichen.
Der damalige Hofstaat sah jedoch trotz dieser nicht von der Hand zu weisenden Probleme des noch unausgereiften Schriftsystems keine Notwendigkeit für die Entwicklung eines einheitlichen und einfachen Schriftsystems. Noch immer war die chinesische Dichtung großes Vorbild für die Gebildeten, so dass es zum guten Stil der Zeit gehörte, seine Gedichte in chinesischer Sprache zu verfassen. Die Man’yōgana waren bei der Elite nicht angesehen und nach ihrer Auffassung von Poesie nur dazu tauglich, Tagebücher, Notizen oder Liebesbriefe zu schreiben.
=== Kana ===
Erst im 9. Jahrhundert kam es zur Herausbildung einer eigenen japanischen Silben- oder genauer eigentlich Morenschrift, den sogenannten ''Kana'' (jap. {{lang|ja|仮名}} / {{lang|ja|仮字}} / {{lang|ja|假名}}, [[Hiragana]] {{lang|ja|かな}}). Sie sind [[Silbenschrift|Silbenalphabete]], bei denen die einzelnen stark vereinfachten Zeichen keine eigenständige Bedeutung haben, sondern Laute und Lautkombinationen wiedergeben. Die Unterteilung japanischer Silben in Zeiteinheiten ([[Mora (Einheit)|Moren]]) zeigt sich in der Schrift dadurch, dass neben Silben aus einem [[Vokal]] oder einem [[Konsonant]]en mit folgendem Vokal auch der zweite Teil eines Langvokals oder [[Diphthong]]s, der Silbenschlusslaut ''n'' und der Stopflaut durch eigene Kana wiedergegeben werden.
Durch den [[Buddhismus|buddhistischen]] Mönch [[Kūkai]] kam es in Japan zu den benötigten Veränderungen, die die Entwicklung der Kana, also der Silbenschrift, einleiteten. Kūkai war einer der bedeutendsten religiösen Lehrmeister. Er wird auch heute noch von den Japanern verehrt, denn er hatte nicht nur einen großen religiösen Einfluss auf die Entwicklung Japans, sondern war darüber hinaus noch ein begabter Dichter und einer der ersten Sprachwissenschaftler Japans. Japan hat seine eigene Schrift Kūkai zu verdanken.
Kūkai ließ sich 804 von zwei [[Indien|indischen]] Meistern in [[Sanskrit]] unterrichten, um die [[Sutren]], die in Japan bis heute vor allem in der chinesischen Übersetzung studiert werden, in der Originalsprache lesen zu können. Während dieser Zeit erlernte er auch die Silbenschrift [[Siddham]], in der die Sutren geschrieben worden sind. Nach seiner Rückkehr nach Japan begann er damit, die Sanskrit-Texte so genau wie möglich ins Japanische zu übertragen. Die Aussprache der Sutren kann jedoch durch die chinesische Umschrift nur sehr ungenau wiedergegeben werden; die japanischen Silben sind für eine exaktere Aussprache eher geeignet, da das Japanische durch viele mehrsilbige Wörter eine größere Silbenvielfalt aufweist.
In seiner [[Shingon-shū|Shingon]]-Schule, einer der bedeutendsten buddhistischen Strömungen in Japan, vermittelte er sein Wissen über die Sanskrit-Texte mit Hilfe der Lautzeichen. Nach seinem Tod 835 wurde seine Lehre fortgeführt.
Infolgedessen kam es dazu, dass die Lautzeichen zunehmend häufiger beim Schreiben verwendet wurden. Üblich wurde das Schreiben in der Lautschrift um 900, begünstigt durch japanische Dichter, die ihre Werke mit Lautzeichen niederschrieben. Dies sorgte wiederum dafür, dass sich die japanische Literatur von der chinesischen zu lösen begann.
In dieser Zeit kam es auch zur Vereinfachung der Manyogana, die bis dahin immer noch die Form der komplexen chinesischen Zeichen hatten. Die Schriftzeichen wurden verkürzt und abgeschliffen.
Da sich für jede Silbe des Japanischen ein bestimmtes Zeichen durchsetzte, kam es Ende des 10. bzw. Anfang des 11. Jahrhunderts dazu, dass die Silbenzeichen durch Mönche in einem Alphabet angeordnet wurden. Diese [[Fünfzig-Laute-Tafel]] ist heute noch üblich.
Im 12. Jahrhundert wurden die chinesischen Zeichen und die Silbenzeichen miteinander verknüpft, so dass sie sich gegenseitig ergänzten und den grammatischen Bedingungen der Sprache entsprachen. Das japanische Schriftsystem in seiner heute üblichen Form entstand. Für den Wortstamm der Substantive, Verben und Adjektive werden die Kanji verwendet, die grammatikalische Form der Worte wird durch das Anhängen von japanischen Lautzeichen verdeutlicht.
Die entstandenen Silbenschriften werden unter dem Begriff ''Kana'' zusammengefasst und lassen sich aufgrund von gewissen Unterschieden im Schriftbild sowie in der Entstehung und Verwendung in die so genannten ''Hiragana'' und ''Katakana'' einteilen.
Siehe auch: [[Ableitungstafel der Kana-Zeichen]]
==== Hiragana ====
[[Datei:Hiragana origin.svg|mini|300px|Entwicklung der Hiragana aus Man’yōgana]]
[[Datei:Japanese hiragana mu mincho.png|links|mini|100px|Das ''Hiragana''-Zeichen für die Silbe ''mu'']]
{{Hauptartikel|Hiragana}}
''Hiragana'' ({{lang|ja|ひらがな}} oder auch {{lang|ja|平仮名}}) wurden im [[9. Jahrhundert]] entwickelt und zuerst vor allem von [[adel]]igen Frauen verwendet, da für Frauen sowohl das Studium der chinesischen Sprache als auch das Erlernen der Kanji als unangemessen galt. Bei Hiragana handelt es sich um abgeschliffene Kursivformen der oben beschriebenen Man’yōgana, daher wirken sie relativ einfach geformt und abgerundet. Im Laufe der Jahre setzte sich jeweils ein einziges Zeichen für jede mögliche japanische Silbe durch. Dieses wurde in ein Alphabet eingeordnet, das man nach dem Vorbild der [[Siddham]]-Schrift des damaligen [[Sanskrit]] systematisch aufbaute, der einzigen alphabetischen Schrift, die durch den [[Buddhismus in Japan]] einigen Gelehrten bekannt war. Dieses Alphabet, die ''Fünfzig-Laute-Tafel'', dient auch heute noch in Japan zur alphabetischen Anordnung, etwa in Wörterbüchern; in Kanji oder Katakana geschriebene Wörter werden dabei entsprechend ihrer Hiragana-Umschrift eingeordnet. Daneben gab es historisch weiterhin Schreibvarianten der Hiragana, die als [[Hentaigana]] (abweichende Kana) bezeichnet werden.
Japanische Kinder lesen und schreiben alles zuerst in Hiragana, die schon in der Vorschule gelernt werden, bevor sie ab der ersten Schulklasse allmählich und schrittweise zum Lernen der Kanji übergehen (Beispiel: {{lang|ja|ひらがな}} bedeutet ''Hiragana'' in Hiragana geschrieben und {{lang|ja|平仮名}} bedeutet ''Hiragana'' in Kanji geschrieben). Bei Texten für Erwachsene werden Hiragana vor allem für Prä- und Suffixe, für grammatikalische Partikel ([[Okurigana]]) und für solche japanischen Wörter verwendet, für die es kein Kanji gibt oder für die das Kanji so selten ist, dass man es mit Rücksicht auf die Leser nicht benutzen möchte. Auch in Privatbriefen werden viele Hiragana verwendet, da es gegenüber dem Empfänger als unhöflich gilt, diesen durch die eigene Bildung beeindrucken zu wollen.
Bei Verwendung von wenig bekannten oder noch nicht gelernten Kanji (z.&nbsp;B. in Schulbüchern) sowie irregulärer Aussprache wird die korrekte Aussprache in Form von kleinen Hiragana über (bei senkrechter Schreibweise rechts neben) das entsprechende Zeichen geschrieben. Solche Hiragana werden als [[Furigana]] ({{lang|ja|ふりがな}}) bezeichnet.
{{Commons|Hiragana}}
==== Katakana ====
[[Datei:Japanese Katakana MU.png|links|mini|100px|Das ''Katakana''-Zeichen für die Silbe ''mu'']]
{{Hauptartikel|Katakana}}
''Katakana'' ({{lang|ja|カタカナ}} oder auch {{lang|ja|片仮名}}) wurden von [[Buddhismus|buddhistischen]] [[Mönch]]en, besonders der [[Shingon-shū|Shingon]]-Sekte, entwickelt und dienten zunächst als Lesehilfe für chinesische religiöse Texte sowie als eine Art [[Stenografie]], die zum Mitschreiben bei religiösen Lehrvorträgen verwendet wurde. Sie sind zumeist aus Einzelelementen komplizierter Kanji entstanden und fallen als besonders einfach geformt und eckig auf. Aufgrund ihres futuristischen Aussehens werden sie außerhalb Japans manchmal für Design-Effekte oder sogar für [[Sciencefiction-Film|Science-Fiction-Filme]] verwendet (z.&nbsp;B. bestehen die grünen Zeichenkaskaden, die in den Filmen der [[Matrix (Film)|Matrix]]-Trilogie über den Bildschirm laufen, neben Ziffern auch aus spiegelverkehrten Katakana).
Heute dienen Katakana vor allem der Hervorhebung, ähnlich den ''Kursivbuchstaben'' im Deutschen. [[Werbung]], [[Manga]] und Konsumgüterbeschriftungen benutzen entsprechend viele Katakana.
Sie werden auch für [[Lehnwort|Lehnwörter]] und Namen aus anderen Sprachen verwendet, für die es keine chinesischen Schriftzeichen gibt. Auch Künstler- und Ortsnamen aus dem Koreanischen und Chinesischen werden in den letzten Jahren überwiegend mit Katakana dargestellt, um bei der Aussprache dem Original zu folgen. Für meist im Schriftgebrauch bedeutende Personen des politischen Lebens und der Geschichte bleibt die Übernahme der chinesischen (Kanji) Schriftzeichen üblich – beispielsweise wird [[Mao Zedong]] in Japan als „Mō Takutō“ bezeichnet, entsprechend der japanischen Aussprache der Kanji seines Namens.
Bei Verwendung von Katakana wird dagegen das fremdsprachige Wort nicht anhand der originalen Orthografie, sondern allein der Aussprache nach umgesetzt, sodass beispielsweise aus ''[[Toys'R'Us|Toys “R” Us]]'' in Katakana {{lang|ja|トイザラス}} (''to-i-za-ra-su'') wird.
Auch wissenschaftliche Namen von Tieren und Pflanzen werden mit Katakana geschrieben, wobei es in den letzten Jahren einen gewissen Trend zurück zur Kanji-Schreibweise gibt. In der Sprachlehre geben Katakana die On-Lesung eines Kanji an.
{{Commons|Katakana}}
Siehe auch: [[Gairaigo]] (jap. Transliteration)
=== Rōmaji ===
Bei den ''Rōmaji'' ({{lang|ja|ローマ字}}, ''römische (=lateinische) Zeichen'') handelt es sich um das [[Lateinisches Alphabet|lateinische Alphabet]].
Die lateinischen Schriftzeichen kamen hauptsächlich durch [[Portugal|portugiesische]] [[Jesuitische Mission#Japan|Jesuiten-Missionare]] nach Japan, die bereits kurz nach der Landung der ersten Europäer im Jahr [[1544]] in das Land reisten, um [[Christentum in Japan#Die Zeit des christlichen Jahrhunderts|ihren Glauben zu verbreiten]]. [[1590]] wurde die erste Druckpresse von Portugal nach Japan gebracht. Diese und weitere eingeführte Pressen brachten zwanzig Jahre lang die ''kirishitanban'' (Christen-Drucke) hervor, die in Latein, [[Portugiesische Sprache|Portugiesisch]] oder romanisiertem Japanisch verfasst waren.
Danach verschwanden die Rōmaji aufgrund des [[Abschließung Japans|politischen Klimas]] fast vollständig aus Japan und gewannen erst wieder nach der [[Öffnung Japans|Öffnung des Landes]] an Bedeutung. Der US-amerikanische Arzt und Missionar Dr. [[James Curtis Hepburn]] verfasste [[1867]] das erste Japanisch-Englische Wörterbuch, das ''waei gorin shūsei'' ({{lang|ja|和英語林集成}}), und entwickelte dafür ein lateinisches [[Transkription (Schreibung)|Transkriptionssystem]], das nach ihm benannte [[Hepburn-System]].
Rōmaji werden heute zu [[Marketing]]-Zwecken benutzt, weil in Rōmaji geschriebenes Japanisch besonders modern und international wirken soll, und zur Umschrift von japanischen Schildern verwendet, damit sich Ausländer besser zurechtfinden. Da alle Schüler in Japan auch Englisch lernen, lernen so auch alle Rōmaji. Es gibt drei anerkannte [[Transkription (Schreibung)|Transkriptionssysteme]] von japanischen Schriftsätzen nach Rōmaji: Neben dem in der Praxis meistverwendeten [[Hepburn-System]] gibt es noch das [[Nippon-System]] sowie das [[Kunrei-System]]. Das Nippon-System ist eine modifizierte Form des Hepburn-Systems und nach ''[[Internationale Organisation für Normung|ISO]] 3602 Strict'' standardisiert. Das Kunrei-System ist wiederum eine modifizierte Form des Nippon-Systems und nach ''ISO 3602'' standardisiert. Daneben gibt es noch einige andere Transkriptionssysteme, die geringere Bedeutung haben, z.&nbsp;B. [[JSL]]. Da sich diese i. d. R. von einem der anerkannten Systeme ableiten, können sie ohne große Probleme von Kundigen eines anderen Systems gelesen werden.
Vokale mit Dehnungszeichen (ā, ī, ū, ē, ō) sind erst seit der Verbreitung von [[Unicode]] problemlos an Rechnern darstellbar. In den meisten davor verwendeten Zeichensätzen wie [[ISO 8859-1]] waren sie nicht enthalten. Ebenso unterstützen die meisten Computersysteme keine native Eingabe dieser Zeichen, weshalb sie im nichtprofessionellen Bereich praktisch nicht verwendet werden. Im Internet hat sich daher eine Schreibweise etabliert, die zwar auf Hepburn basiert, anstatt der Vokale mit Dehnungszeichen aber konsequent Vokalverdopplung nutzt.<ref name="anidb_konvention">[https://wiki.anidb.net/w/AniDB_Definition:Romanisation#Deviations_from_Hepburn Abweichungen von der Hepburn-Konvention bei AniDB]: ''Macron usage for long vowels Not accepted.''</ref><ref name="fansub_konvention">[https://nii-sama.fansub.co/about-our-releases/ Rōmaji-Konvention einer Fansub-Gruppe]: ''Full romaji in names (Youko, not Yoko; Ryuuzouji, not Ryuzoji etc)''</ref> Hierdurch bleibt [[phonetisch]] eine eindeutige Zuordnung der Worte möglich, die beim reinen Weglassen der Dehnungszeichen nicht mehr gegeben wäre.
{| class="wikitable" <!-- überprüfungs-/korrekturbedürftig -->
|+ Unterschiede zwischen den japanischen Romanisierungssystemen
|- class="hintergrundfarbe5"
! rowspan="2"| zu transkribieren
! colspan="2"| Hepburn
! colspan="2"| ISO 3602
! rowspan="2"| JSL
! rowspan="2" title="Transliteration mit phonetischer Markierung"| wāpuro
|- class="hintergrundfarbe5"
! original
! modifiziert
! Strict: Nihon
! Loose: Kunrei
|-
| -a + a
| aa || ā (aa)* || ā || â || aa || aa
|-
| -i + i
| ii || ii || ī || î || ii || ii
|-
| -u + u
| ū (uu)** || ū (uu)** || ū || û || uu || uu
|-
| -e + i ([[Kun-Lesung|jap.]])
| ei || ei || ei || ei || ei || ei
|-
| -e + i ([[On-Lesung|sino-jap.]])
| ei || ei || ē || ê || ei || ei
|-
| -e + e
| ee || ē (ee)* || ē || ê || ee || ee
|-
| -o + u
| ō (ou)** || ō (ou)** || ō || ô || ou/oo || ou
|-
| -o + o
| ō (oo)* || ō (oo)* || ō || ô || oo || oo
|-
| Dehnungszeichen ー
| ¯ || ¯ || ¯ || ^ || Vokalverdoppelung || -
|-
| さ, サ
| sa || sa || sa || sa || sa || sa
|-
| ざ, ザ
| za || za || za || za || za || za
|-
| し, シ
| shi || shi || si || si || si || shi, si
|-
| ち, チ
| chi || chi || ti || ti || ti || chi, ti
|-
| ず, ズ
| zu || zu || zu || zu || zu || zu
|-
| つ, ツ
| tsu || tsu || tu || tu || tu || tsu, tu
|-
| ふ, フ
| fu || fu || hu || hu || hu || fu, hu
|-
| づ, ヅ
| zu || zu || du || zu || du || du
|-
| じ, ジ
| ji || ji || zi || zi || zi || ji, zi
|-
| ぢ, ヂ
| ji || ji || di || zi || di || di
|-
| ら, ラ
| ra || ra || ra || ra ||ra || ra
|-
| わ, ワ
| wa || wa || wa || wa ||wa || wa
|-
| を, ヲ
| o || o || wo || o/wo || wo || wo
|-
| や, ヤ
| ya || ya || ya || ya || ya || ya
|-
| ん, ン vor m*, b*, p*
| m || n || n || n || n̄ || n
|-
| ん, ン vor a, i, u, e, o, y*, n*
| n/n- || n' (n bei n*) || n’ || n' || n' || nn, n'
|-
| [[Sokuon|Stopflaut]] (っ, ッ)
| colspan="2" | (Erst-)Konsonantenverdopplung, aber&nbsp;cch&nbsp;→&nbsp;tch
| colspan="4" | (Erst-)Konsonantenverdopplung
|-
| Partikel は
| wa || wa || ha || wa || wa || ha
|-
| Partikel へ
| e || e || he || e || e || he
|-
| Substantiv groß
| nein || nein || darf || darf || nein || darf
|-
| Betonung
| nein || nein || nein || nein || ´, `, ^ || nein
|- class="hintergrundfarbe5"
| colspan="7" |<small>* Wenn eine Wortgrenze zwischen den beiden Buchstaben vorhanden ist.<br />** Wenn eine Wortgrenze zwischen den beiden Buchstaben vorhanden ist ''oder'' die Kombination das Ende eines Verbs in der Schlussform ist.</small>
|}
Rōmaji sind für die Japaner mittlerweile zur [[Eingabemethode#Mit einem speziellen Eingabeprogramm (Input Method Editor)|Standardmethode für Computer-Eingaben]] geworden, da in Japan fast alle Computer englische Tastaturen haben. Um auf einem japanischen Computer japanisch zu schreiben, buchstabiert man die einzelnen Silben gewöhnlich in Rōmaji, die auf dem Bildschirm zunächst als Kana erscheinen. Diese Romanisierung wird als ''[[Wāpuro-System|wāpuro rōmaji]]'' (von engl. ''word processor'') bezeichnet. Dabei werden im Wesentlichen sowohl Hepburn- als auch Kunrei- und Nippon-Romanisierungen akzeptiert. Besonderheiten dieses Systems sind, dass lange Vokale gemäß ihrer Kana-Schreibweise mit zwei Vokalzeichen eingegeben werden und dass kleine Kana durch ein vorangestelltes ''x'' eingegeben werden können.
Für die eingegebenen Silben bietet der Computer eine Liste mit möglichen Kanji bzw. Kanji-Kombinationen an, aus der man den richtigen Begriff auswählen kann. Nach der Bestätigung werden die Silben durch den ausgewählten Begriff ersetzt.
== Fünfzig-Laute-Tafel ==
Die alphabetische Reihenfolge der Silben, wie sie etwa in japanischen Telefonbüchern oder Lexika benutzt wird, folgt den Zeilen der „[[50-Laute-Tafel]]“, die auf Japanisch ''gojūon'' genannt wird und die ihrerseits auf die Anordnung der Laute im [[Sanskrit]] und der [[Brahmi-Schrift|Brahmi]]-Schrift zurückgeht.
Es gibt sowohl bei Hiragana als auch bei Katakana nicht genau 50, sondern je 46 Grund-Kana ''(gerade Laute)''. Bis 1945 waren es je 48; da ein anlautendes ''w-'' außer in der Silbe ''wa'' nicht mehr artikuliert wurde, wurden die Zeichen für ''wi'' und ''we'' ({{lang|ja|ゐ}} und {{lang|ja|ゑ}} bzw. {{lang|ja|ヰ}} und {{lang|ja|ヱ}}) abgeschafft und durch die Vokale ''i'' und ''e'' ({{lang|ja|い}} und {{lang|ja|え}} bzw. {{lang|ja|イ}} und {{lang|ja|エ}}) ersetzt. Einzig das ''wo'' ({{lang|ja|を}} bzw. {{lang|ja|ヲ}}) blieb trotz gleicher Aussprache wie der Vokal ''o'' erhalten, allerdings nur in seiner Funktion als Partikel für das Akkusativobjekt, da es hier einen wertvollen Dienst zum schnellen Erfassen der Satzgliederung leistet; da dieser Partikel immer in Hiragana ({{lang|ja|を}}) geschrieben wird, ist das Katakana-''wo'' ({{lang|ja|ヲ}}) in der Praxis ebenfalls abgeschafft, es erscheint praktisch nur noch in Katakana-Tabellen. Alle anderen Verwendungen von ''wo'' wurden durch ''o'' ersetzt.
Die seit 1945 nicht mehr üblichen Zeichen sind in der folgenden Tabelle in runde Klammern gesetzt. Die eingeklammerten (w) zeigen an, dass dort früher ein (englisches) w gesprochen wurde, im heutigen Japanisch aber nicht mehr.
{| class="wikitable"
|+ 50-Laute-Tafel (gerade Laute)
! title="Konsonant in der Transliteration"| K.
! colspan="5"| Transkription ([[Hepburn-System|Hepburn]])
! rowspan="12"|
! colspan="5"| Hiragana
! rowspan="12"|
! colspan="5"| Katakana
|-----
! –
| a || i || u || e || o
| {{lang|ja|あ}} || {{lang|ja|い}} || {{lang|ja|う}} || {{lang|ja|え}} || {{lang|ja|お}}
| {{lang|ja|ア}} || {{lang|ja|イ}} || {{lang|ja|ウ}} || {{lang|ja|エ}} || {{lang|ja|オ}}
|-----
! K
| ka || ki || ku || ke || ko
| {{lang|ja|か}} || {{lang|ja|き}} || {{lang|ja|く}} || {{lang|ja|け}} || {{lang|ja|こ}}
| {{lang|ja|カ}} || {{lang|ja|キ}} || {{lang|ja|ク}} || {{lang|ja|ケ}} || {{lang|ja|コ}}
|-----
! S<!--, Š-->
| sa || shi || su || se || so <!-- dt.:
| sa || schi || su || se || so --> <!-- Transliteration:
| sa || ši || su || se || so -->
| {{lang|ja|さ}} || {{lang|ja|し}} || {{lang|ja|す}} || {{lang|ja|せ}} || {{lang|ja|そ}}
| {{lang|ja|サ}} || {{lang|ja|シ}} || {{lang|ja|ス}} || {{lang|ja|セ}} || {{lang|ja|ソ}}
|-----
! T<!--, Ť/Č/Ch/Tsh/Tsch/, Ţ/C/Ts/Z-->
| ta || chi || tsu || te || to <!--
| ta || ťi || ţu || te || to -->
| {{lang|ja|た}} || {{lang|ja|ち}} || {{lang|ja|つ}} || {{lang|ja|て}} || {{lang|ja|と}}
| {{lang|ja|タ}} || {{lang|ja|チ}} || {{lang|ja|ツ}} || {{lang|ja|テ}} || {{lang|ja|ト}}
|-----
! N
| na || ni || nu || ne || no
| {{lang|ja|な}} || {{lang|ja|に}} || {{lang|ja|ぬ}} || {{lang|ja|ね}} || {{lang|ja|の}}
| {{lang|ja|ナ}} || {{lang|ja|ニ}} || {{lang|ja|ヌ}} || {{lang|ja|ネ}} || {{lang|ja|ノ}}
|-----
! H <!--/F ḩḧĥḣħɦɧḫḥƕ/ḟƒ-->
| ha || hi || fu || he || ho <!--
| ha || hi || ħu || he || ho -->
| {{lang|ja|は}} || {{lang|ja|ひ}} || {{lang|ja|ふ}} || {{lang|ja|へ}} || {{lang|ja|ほ}}
| {{lang|ja|ハ}} || {{lang|ja|ヒ}} || {{lang|ja|フ}} || {{lang|ja|ヘ}} || {{lang|ja|ホ}}
|-----
! M
| ma || mi || mu || me || mo
| {{lang|ja|ま}} || {{lang|ja|み}} || {{lang|ja|む}} || {{lang|ja|め}} || {{lang|ja|も}}
| {{lang|ja|マ}} || {{lang|ja|ミ}} || {{lang|ja|ム}} || {{lang|ja|メ}} || {{lang|ja|モ}}
|-----
! Y<!--/J/I-->
| ya || || yu || || yo <!--
| ja || || ju || || jo --> <!--
| â || || û || || ô -->
| {{lang|ja|や}} || || {{lang|ja|ゆ}} || || {{lang|ja|よ}}
| {{lang|ja|ヤ}} || || {{lang|ja|ユ}} || || {{lang|ja|ヨ}}
|-----
! R<!--/L ŕŗṙř/ĺļłḽŀľł-->
| ra || ri || ru || re || ro <!--
| ṙa || ṙi || ṙu || ṙe || ṙo -->
| {{lang|ja|ら}} || {{lang|ja|り}} || {{lang|ja|る}} || {{lang|ja|れ}} || {{lang|ja|ろ}}
| {{lang|ja|ラ}} || {{lang|ja|リ}} || {{lang|ja|ル}} || {{lang|ja|レ}} || {{lang|ja|ロ}}
|-----
! W<!-- (englisch)/U-->
| wa || (w)i || || (w)e || (w)o <!--
| ŵa || ŵi || || ŵe || ŵo -->
| {{lang|ja|わ}} || ({{lang|ja|ゐ}}) || || ({{lang|ja|ゑ}}) || {{lang|ja|を}}
| {{lang|ja|ワ}} || ({{lang|ja|ヰ}}) || || ({{lang|ja|ヱ}}) || {{lang|ja|ヲ}}
|-----
! Ń<!--/N/N·/N’/N- -->
| || || n || ||
| || || {{lang|ja|ん}} || ||
| || || {{lang|ja|ン}} || ||
|}
=== Diakritika ===
Etwa seit 1945 werden zwei Akzentzeichen und kleinere angehängte Vokalbuchstaben systematisch verwendet, vorher nur in Zweifelsfällen und nach Laune des Schreibers. Bei alphabetischer Anordnung werden sie den entsprechenden unakzentuierten Zeichen beigeordnet.
==== Stimmhaftigkeit/Trübung ====
Einige Kana können durch Hinzufügen zweier kleiner Striche ({{lang|ja|゛}}, ''ten ten'', '''dakuten''' oder '''nigori''') oder eines kleinen Kreises ({{lang|ja|゜}}, '''handakuten''' oder '''maru''') in der Aussprache verändert werden, um weitere Silben zu erhalten. Nigori macht den Laut [[stimmhaft]] oder „getrübt“, Maru verwandelt ''h/f'' in ''p'' (und wird daher nur mit Zeichen aus der ''h''-Reihe verwendet). So wird aus einem ''k'' mit Nigori ein ''g'' (z.&nbsp;B. in „Hiragana“), aus ''s'' (wie in Ast) ''z'' (wie das s in Saft gesprochen), aus ''t'' ''d'' und aus ''h/f'' mit Nigori ein ''b'', mit Maru dagegen ein ''p''. (Beispiel: {{lang|ja|ふ}} = {{lang|ja|フ}} = ''hu/fu'', {{lang|ja|ぶ}} = {{lang|ja|ブ}} = ''bu'', {{lang|ja|ぷ}} = {{lang|ja|プ}} = ''pu''.)
{| class="wikitable"
|+ Getrübte <!---->und halbgetrübte<!----> Laute
! title="Konsonant in der Transliteration"| K.
! colspan="5"| Transkription ([[Hepburn-System|Hepburn]])
! rowspan="6"|
! colspan="5"| Hiragana
! rowspan="6"|
! colspan="5"| Katakana
|----
! G
|ga ||gi ||gu ||ge ||go
| {{lang|ja|が}}|| {{lang|ja|ぎ}}|| {{lang|ja|ぐ}}|| {{lang|ja|げ}}|| {{lang|ja|ご}}
| {{lang|ja|ガ}}|| {{lang|ja|ギ}}|| {{lang|ja|グ}}|| {{lang|ja|ゲ}}|| {{lang|ja|ゴ}}
|----
! Z
|za ||ji ||zu ||ze ||zo <!--
|za ||ži ||zu ||ze ||zo -->
| {{lang|ja|ざ}}|| {{lang|ja|じ}}|| {{lang|ja|ず}}|| {{lang|ja|ぜ}}|| {{lang|ja|ぞ}}
| {{lang|ja|ザ}}|| {{lang|ja|ジ}}|| {{lang|ja|ズ}}|| {{lang|ja|ゼ}}|| {{lang|ja|ゾ}}
|----
! D
|da ||ji ||zu ||de ||do <!--
|da ||đi ||ḑu ||de ||do -->
| {{lang|ja|だ}}|| {{lang|ja|ぢ}}|| {{lang|ja|づ}}|| {{lang|ja|で}}|| {{lang|ja|ど}}
| {{lang|ja|ダ}}|| {{lang|ja|ヂ}}|| {{lang|ja|ヅ}}|| {{lang|ja|デ}}|| {{lang|ja|ド}}
|----
! B
|ba ||bi ||bu ||be ||bo
| {{lang|ja|ば}}|| {{lang|ja|び}}|| {{lang|ja|ぶ}}|| {{lang|ja|べ}}|| {{lang|ja|ぼ}}
| {{lang|ja|バ}}|| {{lang|ja|ビ}}|| {{lang|ja|ブ}}|| {{lang|ja|ベ}}|| {{lang|ja|ボ}}
|---- <!-- Halbgetrübte Laute -->
! P
|pa ||pi ||pu ||pe ||po
| {{lang|ja|ぱ}}|| {{lang|ja|ぴ}}|| {{lang|ja|ぷ}}|| {{lang|ja|ぺ}}|| {{lang|ja|ぽ}}
| {{lang|ja|パ}}|| {{lang|ja|ピ}}|| {{lang|ja|プ}}|| {{lang|ja|ペ}}|| {{lang|ja|ポ}}
|}
==== Palatalisierung/Brechung (Ligatur) ====
Bei den palatalen oder so genannten ''gebrochenen Lauten'' – sie kommen bei der Wiedergabe chinesischer Lehnwörter vor – (''yō·on'') folgt auf eine auf ''i'' auslautende Silbe (''i·kō'', zweite Spalte) eine (verkleinerte) mit ''y'' beginnende (''ya·dan'', achte Zeile). Zusammen bilden sie eine gemeinsame Silbe, so dass entweder nur ein einziger ''j''-Laut gesprochen wird oder dieser ganz entfällt: aus ''pi'' und kleinem ''yu'' ({{lang|ja|ぴゅ}} / {{lang|ja|ピュ}}) wird ''pyu'', ein ''s(h)i'' gefolgt von kleinem ''yo'' ({{lang|ja|しょ}} / {{lang|ja|ショ}}) würde ein Deutscher „scho“ schreiben.
{| class="wikitable"
|+ Gebrochene Laute
! title="Konsonant in der Transliteration"| K.
! colspan="3"| Transkription ([[Hepburn-System|Hepburn]])
! rowspan="13"|
! colspan="3"| Hiragana
! rowspan="13"|
! colspan="3"| Katakana
|----
! -
| ya || yu || yo <!--
| ja || ju || jo --> <!--
| â || û || ô -->
| {{lang|ja|ゃ}} || {{lang|ja|ゅ}} || {{lang|ja|ょ}}
| {{lang|ja|ャ}} || {{lang|ja|ュ}} || {{lang|ja|ョ}}
|----
! K(i)<!-- ({{lang|ja|き}}, {{lang|ja|キ}})-->
|kya ||kyu ||kyo
|{{lang|ja|きゃ}}||{{lang|ja|きゅ}}||{{lang|ja|きょ}}
|{{lang|ja|キャ}}||{{lang|ja|キュ}}||{{lang|ja|キョ}}
|----
! S(i)<!--/Shi ({{lang|ja|し}}, {{lang|ja|シ}})-->
|sha ||shu ||sho <!--
|scha ||schu ||scho --> <!--
|ša ||šu ||šo -->
|{{lang|ja|しゃ}}||{{lang|ja|しゅ}}||{{lang|ja|しょ}}
|{{lang|ja|シャ}}||{{lang|ja|シュ}}||{{lang|ja|ショ}}
|----
! T(i)<!--/Chi ({{lang|ja|ち}}, {{lang|ja|チ}})-->
|cha ||chu ||cho <!--
|ťya ||ťu ||ťyo -->
|{{lang|ja|ちゃ}}||{{lang|ja|ちゅ}}||{{lang|ja|ちょ}}
|{{lang|ja|チャ}}||{{lang|ja|チュ}}||{{lang|ja|チョ}}
|----
! N(i)<!-- ({{lang|ja|に}}, {{lang|ja|ニ}})-->
|nya ||nyu ||nyo
|{{lang|ja|にゃ}}||{{lang|ja|にゅ}}||{{lang|ja|にょ}}
|{{lang|ja|ニャ}}||{{lang|ja|ニュ}}||{{lang|ja|ニョ}}
|----
! H(i)<!-- ({{lang|ja|ひ}}, {{lang|ja|ヒ}})-->
|hya ||hyu ||hyo <!--
|ħya ||ħyu ||ħyo -->
|{{lang|ja|ひゃ}}||{{lang|ja|ひゅ}}||{{lang|ja|ひょ}}
|{{lang|ja|ヒャ}}||{{lang|ja|ヒュ}}||{{lang|ja|ヒョ}}
|----
! M(i)<!-- ({{lang|ja|み}}, {{lang|ja|ミ}})-->
|mya ||myu ||myo
|{{lang|ja|みゃ}}||{{lang|ja|みゅ}}||{{lang|ja|みょ}}
|{{lang|ja|ミャ}}||{{lang|ja|ミュ}}||{{lang|ja|ミョ}}
|----
! R(i)<!-- ({{lang|ja|り}}, {{lang|ja|リ}})-->
|rya ||ryu ||ryo <!--
|ṙya ||ṙyu ||ṙyo -->
|{{lang|ja|りゃ}}||{{lang|ja|りゅ}}||{{lang|ja|りょ}}
|{{lang|ja|リャ}}||{{lang|ja|リュ}}||{{lang|ja|リョ}}
|----
! G(i)<!-- ({{lang|ja|ぎ}}, {{lang|ja|ギ}})-->
|gya ||gyu ||gyo
|{{lang|ja|ぎゃ}}||{{lang|ja|ぎゅ}}||{{lang|ja|ぎょ}}
|{{lang|ja|ギャ}}||{{lang|ja|ギュ}}||{{lang|ja|ギョ}}
|----
! Z(i)<!--/Ji ({{lang|ja|じ}}, {{lang|ja|ジ}})-->
|ja ||ju ||jo <!--
|žya ||žyu ||žyo -->
|{{lang|ja|じゃ}}||{{lang|ja|じゅ}}||{{lang|ja|じょ}}
|{{lang|ja|ジャ}}||{{lang|ja|ジュ}}||{{lang|ja|ジョ}}
|----
! B(i)<!-- ({{lang|ja|び}}, {{lang|ja|ビ}})-->
|bya ||byu ||byo
|{{lang|ja|びゃ}}||{{lang|ja|びゅ}}||{{lang|ja|びょ}}
|{{lang|ja|ビャ}}||{{lang|ja|ビュ}}||{{lang|ja|ビョ}}
|----
! P(i)<!-- ({{lang|ja|ぴ}}, {{lang|ja|ピ}})-->
|pya ||pyu ||pyo
|{{lang|ja|ぴゃ}}||{{lang|ja|ぴゅ}}||{{lang|ja|ぴょ}}
|{{lang|ja|ピャ}}||{{lang|ja|ピュ}}||{{lang|ja|ピョ}}
|}
Katakana bietet darüber hinaus weitere Möglichkeiten für Fremdwörter, im Japanischen nicht vorkommende Silben abzubilden, indem auch Silben auf andere Vokale mit kleinen Versionen der Vokale ({{lang|ja|ァ}}, {{lang|ja|ィ}}, {{lang|ja|ゥ}}, {{lang|ja|ェ}}, {{lang|ja|ォ}}) kombiniert werden. Die 1945 weggefallenen {{lang|ja|ヰ}} (''wi'') und {{lang|ja|ヱ}} (''we'') können so bspw. durch {{lang|ja|ウ}} (''u'') plus Vokal ersetzt werden ({{lang|ja|ウィ}} und {{lang|ja|ウェ}}), wenn die Laute in einer anderen Sprache vorkommen; außerdem wird bei {{lang|ja|ウォ}} im Gegensatz zu {{lang|ja|ヲ}} das ''w'' ausgesprochen. Mit Nigori wird aus dem Vokal endgültig eine Konsonantensilbe: {{lang|ja|ヴ}} = ''vu'' (dt. ''wu''), die wiederum mit den anderen Vokalen kombiniert werden kann, z.&nbsp;B. {{lang|ja|ヴィ}} = ''vi''. Aus ''su'' und ''zu'' ({{lang|ja|ス}}, {{lang|ja|ズ}}) plus ''i'' wird ''si'' und ''zi''. ''Sche/she/še'', ''–/je/že'' und ''tsche/che/če'' werden aus den Silben auf ''i'' ({{lang|ja|シ}} = ''s(h)i'', {{lang|ja|ジ}} = ''z(h)i/ji'', {{lang|ja|チ}} = ''ti/chi'') mit kleinem ''e'' ({{lang|ja|ェ}}) gebildet. Bei ''t'' und ''d'' werden einerseits die Silben auf ''e'' ({{lang|ja|テ}}, {{lang|ja|デ}}) mit kleinem ''i'' zu ''ti'' bzw. ''di'' verbunden, andererseits die auf ''o'' ({{lang|ja|ト}}, {{lang|ja|ド}}) mit kleinem ''u'' ({{lang|ja|ゥ}}) zu ''tu'' und ''du''. Die Silben {{lang|ja|ツ}} (''tsu'', dt. ''zu'') und {{lang|ja|フ}} (''fu/hu'') können schließlich mit ''a'', ''i'', ''e'' und ''o'' kombiniert werden, so dass das ''u'' wegfällt. Letztere kann außerdem auch vom kleinen ''yu'' gefolgt werden: {{lang|ja|フュ}} (''fyu'').
{| class="wikitable"
|+ Erweiterte Katakana
! title="Konsonant in der Transliteration"| K.
! colspan="5"| Hepburn
! rowspan="19"|
! colspan="5"| Katakana
|----
! –
| a|| i|| u|| e|| o
| {{lang|ja|ァ}}|| {{lang|ja|ィ}}|| {{lang|ja|ゥ}}|| {{lang|ja|ェ}}|| {{lang|ja|ォ}}
|----
! I
| || || || ye||
| || || ||{{lang|ja|イェ}}||
|----
! U
| ||wi|| ||we||wo
| ||{{lang|ja|ウィ}}|| ||{{lang|ja|ウェ}}||{{lang|ja|ウォ}}
|----
! V(u)
|va||vi||vu||ve||vo
|{{lang|ja|ヴァ}}||{{lang|ja|ヴィ}}||{{lang|ja|ヴ}} ||{{lang|ja|ヴェ}}||{{lang|ja|ヴォ}}
|----
! S(u)
| ||si|| || ||
| ||{{lang|ja|スィ}}|| || ||
|----
! Z(u)
| ||zi|| || ||
| ||{{lang|ja|ズィ}}|| || ||
|----
! S(i)
| || || ||she||
| || || ||{{lang|ja|シェ}}||
|----
! Z(i)
| || || ||je||
| || || ||{{lang|ja|ジェ}}||
|----
! T(i)
| || || ||che||
| || || ||{{lang|ja|チェ}}||
|----
! T(e)/T(o)
| ||ti||tu|| ||
| ||{{lang|ja|ティ}}||{{lang|ja|トゥ}}|| ||
|----
! D(e)/D(o)
| ||di||du|| ||
| ||{{lang|ja|ディ}}||{{lang|ja|ドゥ}}|| ||
|----
! T(u)
|tsa||tsi|| ||tse||tso
|{{lang|ja|ツァ}}||{{lang|ja|ツィ}}|| ||{{lang|ja|ツェ}}||{{lang|ja|ツォ}}
|----
! H(u)
|fa||fi|| ||fe||fo
|{{lang|ja|ファ}}||{{lang|ja|フィ}}|| ||{{lang|ja|フェ}}||{{lang|ja|フォ}}
|----
! S(y)
| || ||syu|| ||
| || ||{{lang|ja|スュ}}|| ||
|----
! Z(y)
| || ||zyu|| ||
| || ||{{lang|ja|ズュ}}|| ||
|----
! T(y)
| || ||tyu|| ||
| || ||{{lang|ja|テュ}}|| ||
|----
! D(y)
| || ||dyu|| ||
| || ||{{lang|ja|デュ}}|| ||
|----
! F(y)
| || ||fyu|| ||fyo
| || ||{{lang|ja|フュ}}|| ||{{lang|ja|フョ}}
|}
=== Iroha-jun ===
{{Hauptartikel|Iroha}}
Neben der Fünfzig-Laute-Tafel wird zur Festlegung einer Reihenfolge gelegentlich noch die ''iroha-jun'' ({{lang|ja|いろは順}}) verwendet. Sie ist ein aus der 2. Hälfte des [[10. Jahrhundert]]s stammendes „Alphabet“ in Form eines Liedes, in dem jede mögliche Silbe genau einmal vorkommt ({{lang|ja|伊呂波歌}} ''iroha-uta''):
{| border="0" cellpadding="2"
| '''Katakana'''<br /><small>(ohne Dakuten)</small> || &nbsp; || '''Umschrift'''<br /><small>(Rōmaji)</small> || &nbsp; || '''Kanji<br />und Kana''' || &nbsp; || '''Übersetzung'''
|-
|
{| border="0"
| {{lang|ja|イロハニホヘト}}
|-
| {{lang|ja|チリヌルヲ}}
|-
| {{lang|ja|ワカヨタレソ}}
|-
| {{lang|ja|ツネナラム}}
|-
| {{lang|ja|ウヰノオクヤマ}}
|-
| {{lang|ja|ケフコエテ}}
|-
| {{lang|ja|アサキユメミシ}}
|-
| {{lang|ja|ヱヒモセス}}
|}
|| &nbsp; ||
{| border="0"
|-
| i ro ha ni ho he to
|-
| chi ri nu ru wo
|-
| wa ka yo ta re so
|-
| tsu ne na ra mu
|-
| u wi no o ku ya ma
|-
| ke fu ko e te
|-
| a sa ki yu me mi shi
|-
| we hi mo se su
|}
|| &nbsp; ||
{| border="0"
| {{lang|ja|色は匂へと}}
|-
| {{lang|ja|散りぬるを}}
|-
| {{lang|ja|我が世誰そ}}
|-
| {{lang|ja|常ならむ}}
|-
| {{lang|ja|有為の奥山}}
|-
| {{lang|ja|今日越えて}}
|-
| {{lang|ja|浅き夢見し}}
|-
| {{lang|ja|酔ひもせす}}
|}
|| &nbsp; ||
{| border="0"
| ''Auch wenn Blumen duften,''
|-
| ''verblühen sie doch.''
|-
| ''In unserer Welt''
|-
| ''währt alles nicht ewig.''
|-
| ''Das tiefe Gebirge des Entstehens und Vergehens''
|-
| ''will ich heute überwinden,''
|-
| ''(in der Welt der Erleuchtung) keine leeren Träume träumen,''
|-
| ''mich nicht an der Illusion berauschen.''
|}
|}
Die angegebenen Katakana geben dabei die damalige Originalaussprache wieder, im heutigen Japanisch klingen einige der Wörter etwas anders. Das Zeichen {{lang|ja|ン}} ''n'' fehlt, da es erst vor relativ kurzer Zeit als eigenständiges Zeichen eingeführt wurde; früher schrieb man für ein gesprochenes ''n'' als Behelf {{lang|ja|ム}} ''mu'', was auch in diesem Gedicht der Fall ist. Dafür finden sich aber die beiden nach 1945 abgeschafften Zeichen {{lang|ja|ヰ}} ''wi'' und {{lang|ja|ヱ}} ''we''.
== Reformgedanken ==
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die japanische Schrift zu dem wohl kompliziertesten Schriftsystem der Welt entwickelt. Viele Kanji können mehr als fünf verschiedene, selten bis zu fast einem Dutzend unterschiedliche Lesungen haben. Zudem kann ein gesprochenes Wort, ohne dass es hierfür allgemeine Regeln gäbe, sowohl mit verschiedenen Kanji als auch mit verschiedenen [[Okurigana]]-Varianten (Kana für die „Endungen“ eines Wortes) geschrieben werden. Schließlich gibt es noch Wörter, die rebusartig aus verschiedenen Kanji zusammengesetzt werden können: Zum Beispiel wurde das aus dem Portugiesischen übernommene Wort ''tabako'' (Zigarette, Tabak) mit den Kanji für ''Rauch'' und ''Gras'' wiedergegeben, aber nicht so ausgesprochen, wie diese Kanji normalerweise gelesen werden. Diese Entwicklung erreichte in der [[Meiji-Zeit]] ihren Höhepunkt, wobei es damals verbreiteter war als heutzutage, den Kanji Furigana (kleine Kana neben oder über den Kanji zur Ausspracheanleitung) beizufügen, um die Schrift lesbar zu halten.
Seit der Meiji-Ära hat es in Japan daher mehrmals Überlegungen gegeben, die japanische Schrift radikal zu reformieren. Die Vorschläge reichen von einer Beschränkung auf die Silbenschriften (wie z.&nbsp;B. im [[Koreanisches Alphabet|Koreanischen]]) mit weitgehendem Verzicht auf Kanji bis zu einer vollständigen Umstellung auf die lateinische Schrift (ähnlich wie es z.&nbsp;B. im [[Türkische Sprache|Türkischen]] geschehen ist).
Dies scheiterte bisher an zahlreichen Faktoren:
* Anders als die Türkei, wo Analphabetismus bis zum Ende des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]] der Normalfall war und die Lateinschrift für die meisten Türken ihre erste erlernte Schrift war, hat Japan seit mehreren Jahrhunderten eine weitreichende Alphabetisierung, weshalb die japanische Schrift tief in der Kultur verwurzelt ist. Japan war im 19. Jahrhundert sogar eine Zeit lang das am stärksten alphabetisierte Land der Welt.
* Die großen Bibliotheken und die jahrtausendealte umfangreiche [[Schriftkultur]] wären nur noch wenigen Gelehrten zugänglich und/oder müssten alle in ein neues System übertragen werden. Auch bestünde bei einem Wechsel die Gefahr, dass nachfolgende Generationen das alte Schriftsystem nicht mehr lesen können.
* Beim Schreiben beispielsweise nur mit Kana würde ein Text länger werden.
* Die japanische Sprache hat, vor allem bei den aus dem Chinesischen übernommenen Wörtern, ungewöhnlich viele [[Homonym]]e, die sich in Lateinschrift oder in Kana nicht mehr unterscheiden lassen würden. Die japanische Sprache ist mit nur etwas mehr als 100 verschiedenen möglichen Silben relativ „arm“ an Lauten – im Gegensatz z.&nbsp;B. zum Chinesischen, das etwa 400 verschiedene Silben kennt. Oft ist deswegen im Japanischen der Kontext eines Wortes wichtig, um dessen Bedeutung zu bestimmen.
* Auch manche Eigenheiten der japanischen Kultur würden so verloren gehen. So gibt es etwa für viele Vornamen mehrere verschiedene Schreibweisen, aus denen die Eltern meist nach ästhetischen Überlegungen eine auswählen: Beispielsweise kann der japanische Vorname [[Akira (Vorname)|''Akira'']] in Hiragana als あきら, in Katakana als {{lang|ja|アキラ}} und in Kanji u. a. als {{lang|ja|明}}, {{lang|ja|光}}, {{lang|ja|旭}}, {{lang|ja|玲}}, {{lang|ja|日明}}, {{lang|ja|彰}}, {{lang|ja|晶}}, {{lang|ja|彬}}, {{lang|ja|明朗}}, {{lang|ja|晄}}, {{lang|ja|徴}} oder {{lang|ja|亜喜良}} geschrieben werden. Dieser Name ist zwar ein Extrembeispiel, aber die meisten Namen haben zumindest zwei oder drei verschiedene Schreibweisen. (Vergleiche z.&nbsp;B. im Deutschen die verschiedenen Schreibweisen Maier, Mair, Mayer, Mayr, Meier, Meir, Meyer und Meyr.)
Im Jahr [[1945]] wurden im Zuge einer Schriftreform die Anzahl der „[[Jōyō-Kanji|Alltags-Kanji]]“ auf 1850 reduziert (1981 kamen 95 wieder hinzu), die Schreibweise vieler Kanji vereinfacht, die Zahl der Lesungen eines Kanji deutlich verringert und neue Regeln für die Verwendung von Hiragana, Katakana, Okurigana und Furigana aufgestellt.
Seit 2010 gilt eine neue Jōyō-Kanji-Liste mit 2136 Zeichen, bei der 196 Kanji hinzugefügt und fünf aus der alten Liste entfernt wurden.
Zum Lernaufwand im Schulunterricht siehe [[Schule in Japan#Unterricht in einzelnen Fächern|Schule in Japan]].
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Japanische Schrift}}
* {{WikipediaDE|Jindai Moji}}
* {{WikipediaDE|Japanische Brailleschrift}}
* {{WikipediaDE|Kumihan}}
== Literatur ==
* {{Literatur
  |Autor=Nanette Gottlieb
  |Titel=Kanji Politics. Language Policy and Japanese Script
  |Verlag=Kegan Paul International
  |Ort=London
  |Datum=1996
  |ISBN=0-7103-0512-5}}
* {{Literatur
  |Autor=Yaeko Sato Habein
  |Titel=The History of the Japanese Written Language
  |Verlag=University of Tokyo Press
  |Ort=Tokyo
  |Datum=1984
  |ISBN=0-86008-347-0}}
* {{Literatur
  |Autor=Wolfgang Hadamitzky
  |Titel=Kanji & Kana – Die Welt der japanischen Schrift in einem Band
  |Verlag=Iudicium
  |Ort=München
  |Datum=2012
  |ISBN=978-3-86205-087-1}}
* {{Literatur
  |Autor=Wolfgang Hadamitzky u. a.
  |Titel=Langenscheidts Großwörterbuch Japanisch–Deutsch. Zeichenwörterbuch
  |Verlag=Langenscheidt
  |Ort=München
  |Datum=1997
  |ISBN=3-468-02190-9}}
* {{Literatur
  |Autor=Wolfgang Hadamitzky u. a.
  |Titel=Japanisch-deutsches Zeichenwörterbuch
  |Verlag=Buske
  |Ort=Hamburg
  |Datum=2002
  |ISBN=3-87548-320-0}}
* {{Literatur
  |Autor=James W. Heisig, Klaus Gresbrand
  |Titel=Die Kana lernen und behalten
  |Ort=Frankfurt am Main
  |Datum=2006
  |ISBN=3-465-04008-2}}
* {{Literatur
  |Autor=James W. Heisig, Robert Rauther
  |Titel=Die Kanji lernen und behalten. Bedeutung und Schreibweise der japanischen Schriftzeichen
  |Ort=Frankfurt am Main
  |Datum=2005
  |ISBN=3-465-03411-2}}
* {{Literatur
  |Autor=Wolfram Müller-Yokota
  |Hrsg=Bruno Lewin u.&nbsp;a.
  |Titel=Schrift und Schriftgeschichte
  |Sammelwerk=Sprache und Schrift Japans
  |Verlag=Brill
  |Ort=Leiden
  |Datum=1989
  |Seiten=185ff}}
* {{Literatur
  |Autor=Christopher Seeley
  |Titel=A History of Writing in Japan
  |Verlag=Brill Academic Publishers
  |Ort=Leiden
  |Datum=1991
  |ISBN=90-04-09081-9}}
* {{Literatur
  |Autor=Christopher Seeley
  |Titel=A History of Writing in Japan
  |Verlag=University of Hawaii Press
  |Ort=Honolulu
  |Datum=2000
  |ISBN=0-8248-2217-X}}
* {{Literatur
  |Autor=Christopher Seeley
  |Titel=The Japanese Script since 1900
  |Sammelwerk=Visible Language
  |Band=18
  |Nummer=3
  |Ort=Cleveland, Ohio
  |Datum=1984
  |ISSN=0022-2224
  |Seiten=267–302}}
* {{Literatur
  |Autor=Harald Suppanschitsch, Jürgen Stalph
  |Titel=Japanische Sprache und Schrift
  |Verlag=IUDICIUM
  |Ort=München
  |Datum=2001
  |ISBN=3-89129-399-2}}
* {{Literatur
  |Autor=Jürgen Stalph
  |Hrsg=Hartmut Günther, Otto Ludwig
  |Titel=Das japanische Schriftsystem
  |Sammelwerk=Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch internationaler Forschung.<!-- Writing and Its Use. An Interdisciplinary Handbook of International Research.-->
  |Reihe=Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft
  |Band=10.2
  |Verlag=de Gruyter
  |Ort=Berlin
  |Datum=1996
  |Seiten=1413–1427}}
* {{Literatur
  |Autor=Nanette Twine
  |Titel=Language and the Modern State. The Reform of Written Japanese
  |Verlag=Routledge
  |Ort=London
  |Datum=1991
  |ISBN=0-415-00990-1}}
* {{Literatur
  |Autor=James Marshall Unger
  |Titel=Literacy and Script Reform in Occupation Japan. Reading Between the Lines
  |Verlag=Oxford University Press
  |Ort=London
  |Datum=1996
  |ISBN=0-19-510166-9
  |Online={{Webarchiv |url=http://people.cohums.ohio-state.edu/unger26/Literacy1.htm#modern_japanese |wayback=20130929043348 |text=Auszug}}}}
* {{Literatur
  |Autor=Viola Voss
  |Titel=Schrifttypologie und das japanische Schriftsystem
  |Verlag=Weissensee
  |Ort=Berlin
  |Datum=2003
  |ISBN=3-89998-017-4}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Peter-Matthias Gaede
  |Titel=Das kaiserliche Japan
  |Reihe=GEO Epoche
  |NummerReihe=2
  |Datum=2006}}
== Weblinks ==
{{Commonscat|Japanese writing|Japanische Schriftzeichen|s}}
{{Wikibooks|Japanisch}}
* [http://www.wadoku.de/wadoku/ Freies japanisch-deutsches Wörterbuch mit mehr als 230.000 geprüften Einträgen, www.wadoku.de]
* [http://www.nihongo4u.de/japanisch_lernen.htm Japanisch lernen] Webseite von nihongo4u.de
* [http://www.csse.monash.edu.au/~jwb/wwwjdic.html Japanese-English Dictionary Server] Jim Breen (Monash University, Australien)
<!--* [http://www.furigana.jp/ Furigana.jp], übersetzt japanische Webseiten und Texte zum besseren Verständnis und Lesen in drei verschiedene Formate: Furigana, Kana oder Romaji --><!-- down, jetzt http://www.genotec.ch/-->
* [http://www.thomas-golnik.de/japan.html Thomas J. Golniks Japanisch-Seiten]: Materialien für Lehrende und Lernende
* [http://brng.jp/50renshuu.pdf Kana Ein Ausübungsbuch (PDF)] (1,87 MB)
* [http://www.embjapan.de/kultur/lehrbücherlehrmaterial Rezensionen zu Übungsbüchern der japanischen Schrift und Sprache]
* [http://www.theiling.de/schrift/#kanatop Hiragana und Katakana online lernen]
* [http://www.manythings.org/japanese/signs ''Reading Japanese Signs''] Die Schrift in der freien Wildbahn
=== Computerprogramme ===
* {{Webarchiv |url=http://www.physics.ucla.edu/~grosenth/jwpce.html |wayback=20150307020026 |text=JWPce}}, Spezielle Textverarbeitung für Japanisch als Fremdsprache, inkl. Wörterbücher (freie Software, GPL, für Windows)
* {{Webarchiv |url=http://www.physics.ucla.edu/~grosenth/jfc.html |wayback=20140717133938 |text=JFC (freie Software, GPL) zum Erlernen der Kanji}} ([http://jfcmac.sourceforge.net/ Auch für Mac OS X])
* [http://moji.mozdev.org/ Moji] ist eine Erweiterung für Mozilla Firefox mit der man Wörter und Kanji nachschlagen kann. Wörterbücher sind u. a. für Deutsch und Englisch verfügbar. (freie Software, GPL)
* [http://www.kanji.de/ KanjiQuick Wörterbuch Kanji-Deutsch, Deutsch-Kanji mit Übersetzungs- und TTS- (Text To Speech) Modul]
* [http://web.uvic.ca/kanji-gold/ Kanji Gold (Freeware) zum Erlernen der Kanji] (für Windows)
* [http://kanji-trainer.org/index.php?ln_neu=de Kanji Trainer] Kostenloses Online-Programm zum Kanji lernen mit Handschrifterkennung und Merksätzen zu jedem Zeichen
* [http://www.kanjigym.de/ KanjiGym Light], Freeware (für Java-Plattform) zum Üben von Bedeutung und Schreibweise der Kanji nach dem Heisig-System, s.&nbsp;o. Heisig/Rauther: ''Kanji lernen und behalten''
== Einzelanchweise ==
<references />
<references />
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Version vom 11. Juni 2009, 11:39 Uhr

[119]

SIEBENTER VORTRAG

Stuttgart, 30. Dezember 1919

Wir wollen heute beginnen mit einem Versuch, der noch anknüpfen soll an unsere Betrachtungen über die Farbenlehre. Es ist ja, wie ge sagt, durchaus nur möglich, daß ich Ihnen Improvisiertes, gewisser maßen Aphoristisches in diesen Vorträgen vorbringe. Daher muß ich auch die gewöhnlichen Kategorien, die Sie in den Physikbüchern finden, vermeiden. Ich will nicht sagen, daß es besser wäre, wenn ich diese Kategorien einhalten könnte, allein ich möchte Sie ja zuletzt zu einer bestimmten naturwissenschaftlichen Einsicht führen, und alles dasjenige, was ich vorher vorbringe, betrachten Sie als eine Art Vorbereitung, die nicht so gemacht wird, daß man, wie es sonst üblich ist, in gerader Linie fortschreitet, sondern daß man die Erscheinungen zusammensucht, die man braucht, gewissermaßen einen Kreis schafft und dann nach dem Mittelpunkt vordringt.
Sie haben gesehen, daß wir es zu tun haben, wenn Farben entstehen, mit einem Zusammenwirken von Licht und Finsternis. Nun handelt es sich darum, daß man möglichst viele wirkliche Erscheinungen beobachtet, bevor man sich eine Anschauung bildet über das, was in dieser Wechselwirkung von Licht und Finsternis eigentlich zugrunde liegt. Und da möchte ich Ihnen heute zunächst dieses Phänomen der sogenannten farbigen Schatten vorführen.
Ich werde von zwei Lichtquellen aus, die diese Kerzchen hier dar stellen, durch diesen Stab Ihnen Schatten auf dem Schirm erzeugen, der Ihnen gegenübersteht. Sie sehen zwei Schatten, welche eine deutliche Farbe nicht haben. Sie brauchen nur dasjenige, was hier ist, ordentlich anzuschauen, so werden Sie sich sagen müssen: Der Schatten, den Sie hier rechts sehen, ist natürlich der Schatten, der von dieser Lichtquelle (links) ausgeht und der dadurch entsteht, daß das Licht von dieser Quelle ausgeht und durch den Stab verdeckt wird. Und der Schatten ist derjenige, der entsteht, indem das Licht unserer rechten Lichtquelle verdeckt wird. Wir haben es also hier im Grunde genommen nur zu tun mit der Erzeugung gewisser dunkler Räume.
[120]
Das, was im Schatten liegt, ist eben dunkler Raum. Wenn Sie die Fläche des Schirmes außerhalb der beiden Schattenbänder sich an sehen, so werden Sie sich sagen: Sie wird beleuchtet von den zwei Lichtquellen. So daß wir es also da zu tun haben mit Licht. Ich will nun das eine der Lichter färben, das heißt, ich will es gehen lassen durch eine farbige Glasplatte, so daß das eine der Lichter gefärbt wird. Wir wissen, was da geschieht: Es wird das eine der Lichter abgedunkelt. Aber jetzt sehen Sie, daß durch das Abdunkeln dieser Schatten (rechts), welcher durch den Stab bewirkt wird von meiner linken Lichtquelle aus, deren Licht ich gerade abdunkle und rötlich mache, daß dieser Schatten grün wird. Er wird so grün, wie grün wird - wenn Sie zum Beispiel scharf an eine kleine rote Fläche hinschauen, dann von dieser roten Fläche das Auge abwenden und dann einfach in gerader Richtung nach einer weißen Fläche lenken -, wie grün wird dasjenige, was Sie früher rot gesehen haben, ohne daß etwas da ist, sondern Sie sehen gleichsam die grüne Farbe selber auf die Fläche hin. Wie Sie da sehen die grüne Fläche als ein zeitliches Nachbild der roten Fläche, die Sie früher wirklich gesehen haben, indem Sie das Auge dem Rot exponiert haben, so sehen Sie hier, indem ich die Lichtquelle rot abdunkle, ihren Schatten. Also, was früher bloße Dunkelheit war, sehen Sie jetzt grün. Wenn ich dieselbe Lichtquelle grün abdunkeln werde, beobachten Sie, was dann entsteht! Sie sehen, der Schatten entsteht dann rot. Wenn ich dieselbe Lichtquelle blau abdunkle, so sehen Sie, der Schatten entsteht dann orange; würde ich die Lichtquelle violett abdunkeln, so gäbe es Gelb.
Nun bitte ich Sie, folgendes zu berücksichtigen - gerade dieses Phänomen ist von einer großen Bedeutung. Wenn Sie - ich erwähne das deshalb noch einmal - zum Beispiel irgendwo liegen haben, sagen wir, ein rotes Kissen, das einen weißen Überzug hat, der so gehäkelt ist, daß es da rote Rhomben gibt, und Sie sehen nach diesen roten Rhomben zuerst hin und von da weg auf das Weiße, so sehen Sie dieselbe Gitterung auf dem Weißen grün. Sie ist natürlich nicht dort, aber Ihr Auge übt eine Nachwirkung aus, und diese erzeugt, indem Sie visieren nach dem Weiß, die grünen - wie man sagt - subjektiven Bilder. Nun, Goethe wußte diese letztere Ihnen erwähnte Erscheinung und er kannte
[121]
auch dieses Phänomen der farbigen Schatten. Er sagte sich: Ich dunkle diese Lichtquelle ab, bekomme grün, und nun beschreibt er das in der folgenden Weise: Wenn ich hier die Lichtquelle abdunkle, so wird der ganze weiße Schirm mit einem roten Schein bedeckt und ich sehe dann eigentlich nicht den weißen Schirm, sondern einen roten Schein, ich sehe den Schirm rötlich. Dadurch erzeuge ich, wie bei dem Kissen, mit meinem Auge die Kontrastfarbe Grün, so daß also hier kein wirkliches Grün wäre, sondern es wird nur nebenbei gesehen, weil der Schirm rötlich gefärbt ist. Aber diese Goethesche Anschauung ist falsch. Sie können sich leicht überzeugen, daß sie falsch ist, denn wenn Sie eine kleine Röhre nehmen und durchblicken, so daß Sie, nach der Abdunklung, bloß diesen grünen Streifen ansehen, so sehen Sie ihn auch grün[1]. Sie sehen dann nicht dasjenige, was in der Umgebung ist, sondern Sie sehen nur das objektiv an dieser Stelle vorhandene Grün. Sie können sich dadurch überzeugen, daß das Grün objektiv ist, daß hier abgedunkelt wird und daß Sie dann das Grün ansehen. Es bleibt grün, kann also nicht eine Kontrasterscheinung sein, sondern ist eine objektive Erscheinung. Wir können das jetzt nicht so machen, daß es alle einzeln sehen, aber: Durch zweier Zeugen Mund wird alle Wahrheit kund. Ich werde die Erscheinung hervorrufen und Sie müssen so durchsehen, daß Sie auf das grüne Band hinsehen. Das bleibt grün, nicht wahr? Und ebenso würde die andere Farbe, wenn ich durch Grün Rot erzeugen würde, rot bleiben. In diesem Falle hat Goethe in seine Farbenlehre den Irrtum, dem er sich hingegeben hat, aufgenommen, und der muß natürlich durchaus korrigiert werden.
Ich will zunächst nichts anderes, als daß Sie sich unter den mancherlei Erscheinungen auch bewahren das rein Faktische, das wir jetzt vor geführt haben, daß also ein Grau, das heißt ein Dunkles, das sonst als bloßer Schatten entsteht, dann, wenn wir den Schatten selbst mit Farbe gewissermaßen durchtränken, daß dann in anderer Weise Helligkeit und Dunkelheit zusammenwirken, als wenn ich den Schatten nicht durchtränkte mit einer Farbe. Und wir merken uns, daß hier durch die Abdunkelung des Lichtes mit dem Rot die objektive Erscheinung des Grün hervorgerufen wird. Nun habe ich Sie hingewiesen auf
[122]
dasjenige, was da subjektiv erscheint - wie man sagt, subjektiv. Wir haben eine - wie man sagt - objektive Erscheinung, das Grün, das auf dem Schirme gewissermaßen bleibt, wenn es auch nicht fixiert ist, so lange, als wir die Bedingungen dazu hergestellt haben, und hier etwas, was gewissermaßen subjektiv, von unserem Auge allein abhängig ist. Goethe nennt die grüne Farbe, die dann erscheint, wenn ich eine Zeitlang das Auge der Farbe exponiert habe, die geforderte Farbe, das geforderte Nachbild, das durch die Gegenwirkung selbst hervorgerufen wird.
Nun, hier ist eines streng festzuhalten. Die Unterscheidung des Subjektiven und des Objektiven, zwischen der hier vorübergehend fixierten Farbe und der durch das Auge scheinbar bloß als Nachbild geforderten Farbe, diese Unterscheidung hat in keinem objektiven Tat bestand irgendeine Rechtfertigung. Ich habe es zu tun, indem ich durch mein Auge hier das Rot sehe, einfach mit all den Ihnen beschriebenen physikalischen Apparaten, Glaskörper, Linse, der Flüssigkeit zwischen der Linse und der Hornhaut. Ich habe es mit einem sehr differenzierten physikalischen Apparat zu tun. Dieser physikalische Apparat, der in der mannigfaltigsten Weise Helligkeit und Dunkelheit durcheinandermischt, der steht zu dem objektiv vorhandenen Äther in gar keiner anderen Beziehung als die Apparate, die ich hier auf gestellt habe, der Schirm, die Stange usw. Das eine Mal ist bloß die ganze Vorrichtung, die ganze Maschinerie mein Auge, und ich sehe ein objektives Phänomen durch mein Auge, genau dasselbe objektive Phänomen, das ich hier sehe, nur daß hier das Phänomen bleibt. Wenn ich aber mein Auge mir herrichte durch das Sehen so, daß es nachher in der sogenannten geforderten Farbe wirkt, so stellt sich das Auge in seinen Bedingungen wieder her in den neutralen Zustand. Aber dasjenige, wodurch ich Grün sehe, ist durchaus kein anderer Vorgang, wenn ich sogenannt subjektiv durch das Auge sehe, als wenn ich hier objektiv die Farbe fixiere. Deshalb sagte ich: Sie leben nicht so mit Ihrer Subjektivität, daß der Äther draußen Schwingungen macht und die Wirkung derselben als Farbe zum Ausdruck kommt, sondern Sie schwimmen im Äther, sind eins mit ihm, und es ist nur ein anderer Vorgang, ob Sie eins werden mit dem Äther hier durch die Apparate oder
[123]
durch etwas, was sich in Ihrem Auge selber vollzieht. Es ist kein wirklicher, wesenhafter Unterschied zwischen dem durch die rote Verdunkelung räumlich erzeugten grünen Bild und dem grünen Nachbild, das eben nur zeitlich erscheint; es ist ein - objektiv besehen - greifbarer Unterschied nicht, nur der, daß das eine Mal der Vorgang räumlich, das andere Mal der Vorgang zeitlich ist. Das ist der einzige wesenhafte Unterschied. Die sinngemäße Verfolgung solcher Dinge führt Sie da hin, jenes Entgegenstellen des sogenannten Subjektiven und des Objektiven nicht in der falschen Richtung zu sehen, in der es fortwährend von der neueren Naturwissenschaft gesehen wird, sondern die Sache so zu sehen, wie sie ist, nämlich daß wir das eine Mal eine Vorrichtung haben, durch die wir Farben erzeugen, unser Auge neutral bleibt, das heißt sich neutral macht gegen das Farbenentstehen, also dasjenige, was da ist, mit sich vereinigen kann. Das andere Mal wirkt es selbst als physikalischer Apparat. Ob aber dieser physikalische Apparat hier (außen) ist oder in Ihrer Stirnhöhle drinnen ist, ist einerlei. Wir sind nicht außer den Dingen und projizieren erst die Erscheinungen in den Raum, wir sind durchaus mit unserer Wesenheit in den Dingen und sind um so mehr in den Dingen, als wir aufsteigen von gewissen physikalischen Erscheinungen zu anderen physikalischen Erscheinungen. Kein Unbefangener, der die Farbenerscheinungen durchforscht, kann anders, als sich sagen: Mit unserem gewöhnlichen körperlichen Wesen stecken wir nicht drinnen, sondern mit unserem ätherischen und da durch mit unserem astralischen Wesen.
Wenn wir vom Lichte heruntersteigen zur Wärme, die wir auch wahrnehmen als etwas, was ein Zustand unserer Umgebung ist, der für uns eine Bedeutung gewinnt, wenn wir ihm exponiert sind, so werden wir bald sehen: Es ist eine bedeutsame Modifikation zwischen dem Wahrnehmen des Lichtes und dem Wahrnehmen der Wärme. Für die Lichtwahrnehmung können Sie genau lokalisieren diese Wahrnehmung in dem physikalischen Apparat des Auges, dessen objektive Bedeutung ich eben charakterisiert habe. Für die Wärme, was müssen Sie sich denn da sagen? Wenn Sie wirklich sich fragen: Wie kann ich vergleichen die Beziehung, in der ich zum Lichte stehe, mit der Beziehung, in der ich zur Wärme stehe, so müssen Sie sich auf diese Frage
[124]
antworten: Zum Lichte stehe ich so, daß mein Verhältnis lokalisiert ist gewissermaßen durch mein Auge an einen bestimmten Körperort. Das ist aber bei der Wärme nicht so. Für sie bin ich gewissermaßen ganz Sinnesorgan. Ich bin für sie ganz dasselbe, was für das Licht das Auge ist. So daß wir also sagen können: Von der Wahrnehmung der Wärme können wir nicht im selben lokalisierten Sinne sprechen wie von der Wahrnehmung des Lichtes. Aber gerade, indem wir die Aufmerksamkeit auf so etwas richten, können wir noch auf etwas anderes kommen.
Was nehmen wir denn eigentlich wahr, wenn wir in ein Verhältnis treten zu dem Wärmezustand unserer Umgebung? Ja, da nehmen wir eigentlich dieses Schwimmen in dem Wärmeelement unserer Umgebung sehr deutlich wahr. Nur: Was schwimmt denn? Bitte, beantworten Sie sich diese Frage, was da eigentlich schwimmt, wenn Sie in der Wärme Ihrer Umgebung schwimmen. Nehmen Sie folgendes Experiment. Sie füllen einen Trog mit einer mäßig warmen Flüssigkeit, mit mäßig warmem Wasser, mit einem Wasser, das Sie als lauwarm empfinden, wenn Sie beide Hände hineinstecken - nicht lange hineinstecken, Sie probieren das nur. Dann machen Sie folgendes: Sie stecken zuerst die linke Hand in möglichst warmes Wasser, wie Sie es gerade noch ertragen können, dann die rechte Hand in möglichst kaltes Wasser, wie Sie es auch gerade noch ertragen können, und dann stecken Sie rasch die linke und die rechte Hand in das lauwarme Wasser. Sie werden sehen, daß der rechten Hand das lauwarme Wasser sehr warm vorkommt und der linken sehr kalt. Die heißgewordene Hand von links fühlt dasselbe als Kälte, was die kaltgewordene Hand von rechts als Wärme fühlt. Vorher fühlten Sie eine gleichmäßige Lauigkeit. Was ist denn das eigentlich? Ihre eigene Wärme, die schwimmt und verursacht, daß Sie die Differenz zwischen ihr und der Umgebung fühlen. Dasjenige, was von Ihnen schwimmt in dem Wärmeelement Ihrer Umgebung, was ist es denn? Es ist Ihr eigener Wärmezustand, der durch Ihren organischen Prozeß herbeigeführt wird, der ist nicht etwas Unbewußtes, in dem lebt Ihr Bewußtsein. Sie leben innerhalb Ihrer Haut in der Wärme, und je nachdem diese ist, setzen Sie sich auseinander mit dem Wärmeelement Ihrer Umgebung.
[125]
In diesem schwimmt Ihre eigene Körperwärme. Ihr Wärmeorganismus schwimmt in der Umgebung.
Denken Sie sich solche Dinge durch, dann geraten Sie ganz anders in die Nähe der wirklichen Naturvorgänge als durch dasjenige, was Ihnen die heute ganz verabstrahierte und aus aller Realität heraus-gezogene Physik bieten kann.
Nun gehen wir aber noch weiter hinunter. Wir haben gesehen, wenn wir unseren eigenen Wärmezustand erleben, dann können wir sagen, daß wir ihn dadurch erleben, daß wir mit ihm schwimmen in unserer Wärmeumgebung, also entweder, daß wir wärmer sind als unsere Umgebung und es empfinden als uns aussaugend - wenn die Umgebung kalt ist -, oder wenn wir kälter sind, es empfinden, als ob uns die Umgebung etwas gibt. Das wird nun ganz anders, wenn wir in einem anderen Elemente leben. Sehen Sie, wir können also in dem leben, was dem Licht zugrunde liegt. Wir schwimmen im Lichtelement. Wir haben jetzt durchgeführt, wie wir im Wärmeelement schwimmen. Wir können aber auch im Luftelement schwimmen, das wir eigentlich fortwährend in uns haben. Wir sind ja in sehr geringem Maße ein fester Körper, wir sind eigentlich nur zu ein paar Prozent ein fester Körper als Mensch, wir sind eigentlich über 90 Prozent eine Wassersäule, und Wasser ist eigentlich, insbesondere in uns, nur ein Mittel-zustand zwischen dem luftförmigen und dem festen Zustande. Wir können uns durchaus in dem luftartigen Element selber erleben, so wie wir uns im wärmeartigen Element erleben, das heißt, unser Bewußtsein steigt effektiv hinunter in das luftartige Element. Wie es in das Lichtelement steigt und in das Wärmeelement, so steigt es in das Luftelement. Indem es aber in das Luftelement steigt, kann es sich wiederum auseinandersetzen mit demjenigen, was in der Luftumgebung geschieht, und diese Auseinandersetzung ist dasjenige, was in der Erscheinung des Schalls, des Tones, zum Vorschein kommt. Sie sehen, wir müssen gewisse Schichten unseres Bewußtseins unterscheiden. Wir leben mit einer ganz anderen Schichte unseres Bewußtseins mit dem Lichtelement, indem wir selber teilnehmen an ihm, wir leben mit einer anderen Schichte unseres Bewußtseins im Wärmeelement, indem wir selber teilnehmen an ihm, und wir leben in einer anderen Schichte unseres
[126]
Bewußtseins im Luftelement, indem wir selber teilnehmen an ihm. Wir leben, indem unser Bewußtsein imstande ist, hinunterzutauchen in das gasige, luftförmige Element, wir leben in dem luftförmigen Element unserer Umgebung und können uns dadurch fähig machen, Schallerscheinungen wahrzunehmen, Töne wahrzunehmen. Gerade so, wie wir selbst mit unserem Bewußtsein teilnehmen müssen an den Lichterscheinungen, damit wir in den Lichterscheinungen unserer Umgebung schwimmen können, wie wir teilnehmen müssen am Wärmeelement, damit wir in ihm schwimmen können, so müssen wir auch teilnehmen an dem Luftigen, wir müssen selber in uns differenziert etwas Luftiges haben, damit wir das äußere, meinetwegen durch eine Pfeife, eine Trommel, eine Violine differenzierte Luftige wahrnehmen können.
In dieser Beziehung ist unser Organismus etwas außerordentlich interessant sich Darbietendes. Wir atmen die Luft aus - unser Atmungsprozeß besteht ja darinnen, daß wir Luft ausatmen und Luft wieder einatmen. Indem wir Luft ausatmen, treiben wir unser Zwerchfell in die Höhe. Das ist aber mit einer Entlastung unseres ganzen organischen Systems unter dem Zwerchfell in Verbindung. Dadurch wird gewissermaßen, weil wir das Zwerchfell nach oben bringen beim Ausatmen und unser organisches System unter dem Zwerchfell entlastet wird, das Gehirnwasser, in dem das Gehirn schwimmt, nach abwärts getrieben, dieses Gehirnwasser, das aber nichts anderes ist als eine etwas verdichtete Modifikation, möchte ich sagen, der Luft, denn in Wahrheit ist es die ausgeatmete Luft, die das bewirkt. Wenn ich wieder einatme, wird das Gehirnwasser nach aufwärts getrieben, und ich lebe fortwährend, indem ich atme, in diesem von oben nach unten und von unten nach oben sich vollziehenden Schwingen des Gehirnwassers, das ein deutliches Abbild meines ganzen Atmungsprozesses ist. Lebe ich mit meinem Bewußtsein da durch, daß teilnimmt mein Organismus an diesen Oszillationen des Atmungsprozesses, dann ist das eine innerliche Differenzierung im Erleben eines Luftwahrnehmens, und ich stehe eigentlich fortwährend durch diesen Vorgang, den ich nur etwas grob geschildert habe, in einem Lebensrhythmus darinnen, der in seiner Entstehung und in
[127]
seinem Verlauf in Differenzierung der Luft besteht. Dasjenige, was da innerlich entsteht - natürlich nicht so grob, sondern in mannigfaltiger Weise differenziert, so daß dieses Auf- und Abschwingen der rhythmischen Kräfte, die ich gekennzeichnet habe, selber etwas ist wie ein komplizierter, fortwährend entstehender und vergehender Schwingungsorganismus -, diesen innerlichen Schwingungsorganismus, den bringen wir in unserem Ohre zum Zusammenstoßen mit demjenigen, was von außen, sagen wir, wenn eine Saite angeschlagen wird, an uns tönt. Und gerade so, wie Sie den Wärmezustand Ihrer eigenen Hand, wenn Sie sie ins lauwarme Wasser hineinheben, wahrnehmen durch die Differenz zwischen der Wärme Ihrer Hand und der Wärme des Wassers, so nehmen Sie wahr den entsprechenden Ton oder Schall durch das Gegeneinanderwirken Ihres inneren, so wunder bar gebauten Musikinstrumentes mit demjenigen, was äußerlich in der Luft als Töne, als Schall, zum Vorschein kommt. Das Ohr ist gewisser maßen nur die Brücke, durch die Ihre innere Leier des Apollo sich aus gleicht in einem Verhältnis mit demjenigen, was von außen an differenzierter Luftbewegung an Sie herantritt. Sie sehen, der wirkliche Vorgang - wenn ich ihn real schildere -, der wirkliche Vorgang beim Hören, nämlich beim Hören des differenzierten Schalles, des Tones, der ist von jener Abstraktion weit verschieden, wo man sagt: Draußen, da wirkt etwas, das affiziert mein Ohr. Die Affektion des Ohres wird als eine Wirkung auf mein subjektives Wesen wahrgenommen, das man wiederum - ja, mit welcher Terminologie auch? - beschreibt oder eigentlich nicht beschreibt. Man kommt nicht weiter, wenn man klar ausdenken will, was da eigentlich immer als Idee zugrunde gelegt wird. Man kann gewisse Dinge, die gewöhnlich angeschlagen werden, nicht zu Ende denken, weil diese Physik weit entfernt ist, einfach auf die Tatsachen einzugehen.
Sie haben tatsächlich drei Stufen vor sich der Beziehungen des Menschen zur Außenwelt, ich möchte sagen: die Lichtstufe, die Wärme-stufe, die Ton- oder Schallstufe. Aber sehen Sie, da liegt etwas sehr Eigentümliches noch vor. Wenn Sie unbefangen Ihr Verhältnis, das heißt Ihr Schwimmen im Lichtelement betrachten, dann müssen Sie sich sagen: Sie können selbst nur als Ätherorganismus in demjenigen,
[128]
was da draußen in der Welt vor sich geht, leben. Indem Sie im Wärmeelement leben, leben Sie mit Ihrem ganzen Organismus im Wärmeelement Ihrer Umgebung darinnen. Jetzt lenken Sie den Blick von diesem Drinnenleben herunter bis zum Drinnenleben im Ton- und Schallelement, dann leben Sie eigentlich, indem Sie selbst zum Luftorganismus werden, in der differenziert gestalteten äußeren Luft darinnen. Das heißt, nicht mehr im Äther, sondern eigentlich schon in der äußeren physikalischen Materie, in der Luft leben Sie da drinnen. Daher ist das Leben im Wärmeelement eine ganz bedeutsame Grenze. Gewisser maßen bedeutet das Wärmeelement, das Leben in ihm, für Ihr Bewußtsein ein Niveau. Dieses Niveau können Sie auch sehr deutlich
Bild GA 320 128
dadurch wahrnehmen, daß Sie ja schließlich äußere und innere Wärme in der reinen Empfindung kaum unterscheiden können. Aber das Leben im Lichtelement liegt über diesem Niveau. Sie steigen gewisser maßen in eine höhere ätherische Sphäre hinauf, um mit Ihrem Bewußtsein drinnen zu leben. Und Sie dringen unter jenes Niveau, wo Sie mit der Außenwelt in verhältnismäßig einfacher Weise sich ausgleichen, hinunter, indem Sie als Luftmensch sich mit der Luft auseinander setzen in den Ton- oder Schallwahrnehmungen.
Wenn Sie alles das zusammenhalten, was ich jetzt gezeigt habe, mit demjenigen, was ich über die Anatomie und Physiologie gesagt habe, so können Sie nicht anders, als das Auge als physikalischen Apparat auffassen. Je weiter nach außen Sie gehen, desto physischer finden Sie das Auge, je mehr nach innen, desto mehr von Vitalität durchzogen. Wir haben also ein in uns lokalisiertes Organ, um uns über ein gewisses Niveau zu erheben. Wir leben dann auf einem gewissen Niveau auf gleich und gleich mit der Umgebung, indem wir mit unserer
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Wärme ihr entgegentreten und die Differenz irgendwo wahrnehmen. Da haben wir kein so spezialisiertes Organ als das Auge, da werden wir selbst in gewisser Weise ganz zum Sinnesorgan. Jetzt tauchen wir unter dieses Niveau hinunter. Wo wir Luftmensch werden, wo wir uns auseinandersetzen mit der differenzierten äußeren Luft, da lokalisiert sich wiederum diese Auseinandersetzung, da lokalisiert sich etwas zwischen dem, was in uns vorgeht, dieser Leier des Apollo, dieser Rhythmisierung unseres Organismus, die nur nachgebildet ist in der Rhythmisierung des Rückenmarkwassers, und der äußeren Luft. Was da vorgeht, ist durch eine Brücke verbunden. Da ist also wieder um solch eine Lokalisation, aber jetzt unter dem Niveau, wie wir im Auge eine solche Lokalisation über dem Niveau haben.
Sehen Sie, unsere Psychologie, die ist eigentlich in einer noch schlimmeren Lage als unsere Physiologie und unsere Physik, und man kann es eigentlich den Physikern nicht sehr krumm nehmen, daß sie sich so unrealistisch ausdrücken über das, was in der Außenwelt ist, weil sie gar nicht unterstützt werden von den Psychologen. Die Psychologen sind dressiert worden von den Kirchen, die in Anspruch genommen haben alles Wissen über Seele und Geist. Daher hat diese Dressur, die die Psychologen angenommen haben, sie dazu geführt, eigentlich nur den äußeren Apparat als den Menschen zu betrachten und die Seele und den Geist nur noch in Wortklängen, in Phrasen zu haben. Unsere Psychologie ist eigentlich nur eine Sammlung von Worten. Denn was sich die Menschen eigentlich vorstellen sollen bei «Seele» und «Geist», darüber gibt es eigentlich nichts, und so kommt es, daß es den Physikern vorkommt, wenn draußen Licht wirkt, so affiziert es das Auge, das Auge übt eine Gegenwirkung aus oder aber es empfängt einen Eindruck, und das ist ein inneres, subjektives Er leben. Da beginnen dann ganze Knäuel von Unklarheiten. Und in ganz ähnlicher Weise, sagen es die Physiker nach, ist es bei den anderen Sinnesorganen. Wenn Sie heute eine Psychologie durchlesen, so finden Sie darinnen eine Sinneslehre. Von Sinn wird gesprochen, vom allgemeinen Sinn, als ob es so etwas gäbe. Man versuche nur zu studieren das Auge. Es ist etwas ganz anderes als das Ohr. Ich habe Ihnen das gekennzeichnet, das Liegen unter und über dem Niveau. Auge und
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Ohr sind ganz verschiedenartig innerlich gebildete Organe, und das ist es, worauf in bedeutsamer Weise Rücksicht genommen werden muß.
Bleiben wir hier einmal stehen, überlegen Sie sich das, und morgen wollen wir von diesem Punkte aus über die Schallehre, die Tonlehre sprechen, damit Sie von dort aus wiederum die anderen physikalischen Gebiete erobern können.
Ich möchte Ihnen heute nur noch eines vorführen. Das ist das, was man in gewisser Beziehung das Glanzstück der modernen Physik nennen kann, was in gewisser Beziehung auch ein Glanzstück ist. Sehen Sie, wenn Sie einfach mit dem Finger über eine Fläche streichen, also einen Druck ausüben durch Ihre eigene Anstrengung, so wird die Fläche warm. Sie erzeugen dadurch, daß Sie einen Druck ausgeübt haben, Wärme. Man kann nun dadurch, daß man objektive mechanische Vorgänge hervorruft, ausgesprochen mechanische Vorgänge, wiederum Wärme erzeugen, und wir haben als eine weitere Grundlage für dasjenige, was wir dann morgen weiter betrachten wollen, diesen Apparat improvisiert. Wenn Sie jetzt sehen würden, wie hoch das Thermometer steht in diesem Apparat, so bekommen Sie heraus am Thermometerstand 16° und etwas. Nun haben wir in diesem Gefäße darinnen Wasser und in diesem Wasserkörper darinnen ein Schwung-rad, eine Trommel, die wir in rasche Drehung versetzen, so daß diese eine mechanische Arbeit leistet, im Wasser die Teile ordentlich durch einanderwirft, das Wasser aufschaufelt, und wir werden nach einiger Zeit das Thermometer wieder anschauen. Sie werden dann sehen, daß es gestiegen ist, daß also durch bloß mechanische Arbeit das Wasser an Wärme zugenommen hat, das heißt, es wird durch mechanische Arbeit Wärme produziert. Das hat man dann verarbeitet, zuerst in rechnungsmäßiger Weise, nachdem besonders Julius Robert Majer darauf aufmerksam gemacht hatte. Julius Robert Mayer hat es selbst verarbeitet zu dem sogenannten mechanischen Wärme-Äquivalent. Hätte man es in seinem Sinne ausgebaut, so hätte man damit nichts anderes gesagt, als daß eine bestimmte Zahl der Ausdruck ist für das, was man an der Wärme messen kann durch mechanische Arbeit und umgekehrt. Das aber ist dann in einer übersinnlichen, metaphysischen Weise ausge¬wertet worden, indem man gesagt hat: Also, wenn ein konstantes Verhältnis
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besteht zwischen der geleisteten Arbeit und der Wärme, so ist dies einfach umgewandelte Arbeit - umgewandelte! -, während man mit nichts anderem zunächst zu tun hatte als mit dem zahlenmäßigen Ausdruck des Zusammenhangs zwischen der mechanischen Arbeit und der Wärme.

Hinweise

  1. „Die Nachprüfung dieses Versuches mit dem Rohr führte schon bald zu einem negativen Ergebnis. Dadurch veranlaßt, kam es zu zwei Experimentalabenden Rudolf Steiners zusammen mit vier bzw. drei andern Teilnehmern in Dornach im Herbst 1922. Der farbige Schatten erschien durch das Rohr oder abgewandelte Einrichtungen oft mit einer schwachen Farbnuance, aber meistens derjenigen der farbigen Beleuchtung.
    Vom Schluß des zweiten Abends gibt einer der Teilnehmer, V. C. Bennie, folgende Darstellung: Nahe einer Wand hing ein Seil herab, davor brannte noch eine rote Lampe, so daß der Schatten des Seils, von der gewöhnlichen Beleuchtung des Raumes erhellt, intensiv grün erschien. Darauf machte einer der Teilnehmer aufmerksam. Rudolf Steiner betrachtete den Schatten etwa eine halbe Minute und sagte dann: Dieses Grün ist nur im ganzen Zusammenhang vorhanden. Es ist selbstverständlich «subjektiv», wie man sagt. Hier (Rot) hat man zu viel, hier (Grün) zu wenig. Das mit dem Rohr ist Unsinn. Goethe hat recht. Die Stelle wird korrigiert, darauf können Sie sich verlassen. (Mit Lächeln): Mir liegt nicht daran, Goethes Farbenlehre zu widersprechen.
    Nach anderen Aussagen sprach Rudolf Steiner einmal davon, die Farbwirkung im Schatten auf chemischem Wege nachzuweisen. Nicht bekannt ist, ob diese Absicht vor oder nach den Versuchen vom Herbst 1922 bestand.
    Im obigen Zusammenhang, aber auch im Vortrag, ist von «subjektiv» mit dem Zusatz «wie man sagt» die Rede. Erst in den anschließenden Ausführungen des Vortrages rückt Rudolf Steiner diese Begriffe in seinem Sinn zurecht. Vgl. das Diskussionsvotum S. 20-21 und den Schluß des Vortrages vom 8. Mai 1921 in «Über das Wesen der Farben», Stuttgart 1959 (GA 291).“ (Lit.: GA 320 (1964), S 197f)

    In GA 291 heißt es:

    "Die Physik soll es bei dem bloßen im Raume Vorhandenen des Lichtes lassen. Das Betrachten des Farbigen kann überhaupt nicht geschehen, ohne in das Seelische heraufgehoben zu werden. Denn es ist eine bloße törichte Rederei, wenn man sagt, das Farbige sei lediglich ein Subjektives. Und wenn man namentlich dann etwa dazu übergeht zu sagen - wobei man sich vom Ich nichts Genaues vorstellt -, draußen wäre irgendeine objektive Veranlassung, und die wirke auf uns, auf unser Ich - - Unsinn ist es; das Ich selber ist in der Farbe drinnen. Es sind das Ich und auch der menschliche Astralleib gar nicht von dem Farbigen zu unterscheiden, sie leben in dem Farbigen und sind insoferne außer dem physischen Leib des Menschen, als sie mit dem Farbigen draußen verbunden sind; und das Ich und der astralische Leib, sie bilden im physischen Leibe und im Ätherleibe die Farben erst ab. Das ist es, worauf es ankommt. So daß die ganze Frage nach der Wirkung eines Objektiven des Farbigen auf ein Subjektives ein Unsinn ist; denn in der Farbe drinnen liegt schon das, was Ich, was astralischer Leib ist, und mit der Farbe herein kommt das Ich und der astralische Leib. Die Farbe ist der Träger des Ichs und des astralischen Leibs in den physischen und in den Ätherleib hinein. So daß die ganze Betrachtungsweise einfach umgekehrt und umgewendet werden muß, wenn man zu der Realität vordringen will.

    Was da also hineingekrochen ist in die Physik, und was die Physik mit ihren Strichen und Linien umfängt, das muß wieder heraus. Es müßte geradezu zunächst einmal eine Periode eintreten, wo man es ver schmäht, überhaupt zu zeichnen, wenn man in der Physik von der Farbe spricht, wo man versuchen soll, die Farbe in ihrem Fluktuieren, in ihrem Leben zu erfassen." (Lit.: GA 291, S 59f)

    Später findet sich in den Hinweisen der Gesamtausgabe noch eine etwas andere Darstellung:

    "Dieser Versuch wurde von V. C. Bennie, damals Dozent für Physik am Kings College der Universität London, wiederholt angestellt, nachdem er 1921 die Nachschrift des Kurses durch Rudolf Steiner erhalten hatte. Immer mit negativem Ergebnis. Dadurch veranlaßt, kam es zu zwei Experimentalabenden in Dornach Ende September 1922. Rudolf Steiner hatte gewünscht dabeizusein. Die anderen Mitwirkenden waren Dr. Ernst Blümel, Mathematiker, V. C. Bennie und Dr. Oskar Schmiedel, Pharmazeut und Leiter von Kursen über Goethes Farbenlehre. Am ersten Abend war auch Dr. W. J. Stein beteiligt. Die beiden Abende führten zu keiner Bestätigung des Experimentes mit dem Rohr. Im übrigen wird das Ergebnis von den Teilnehmern verschieden überliefert. Worauf es hier aber ankommt, scheint an den beiden Abenden gar nicht zur Sprache gekommen zu sein, nämlich die durch Dr. Blümel überlieferte Absicht Rudolf Steiners, die Objektivität der Farbe im Schatten auf fotografischem oder chemischem Wege im Stuttgarter Forschungsinstitut nachzuweisen. Von solchen Versuchen des damaligen Forschungsinstituts ist aber nichts bekannt, sicher nicht von positiven Ergebnissen. Später, als die erste Auflage des Kurses in der Gesamtausgabe erscheinen sollte, lagen fotografische Versuche mit negativem Ergebnis vor: Trotz des Fortschrittes der Farbfotografie seit der Zeit Rudolf Steiners war in den Aufnahmen des farbigen Schattens die Farbe nicht fixiert. Das Gesamtbild zeigte zwar den Schatten in der geforderten Farbe, aber ausgeschnitten erschien er grau. Das ist heute anders. Es ergeben sich fixierte Farben, sogar ohne besondere Veranstaltungen. - Ausgangspunkt neuer Versuche war eine Aufnahme, welche der Berufsfotograf und Erarbeiter von Goethes Farbenlehre, Hans-Georg Hetzel, von einem Experiment des farbigen Schattens im Goethe-Farbstudio, Dornach, machen konnte. Sie zeigte außer der gewohnten Dreiheit von fordernder Farbe, farbigem Schatten und aufgehellter Farbe des Umfeldes, im Vordergrund noch eine kleine technische Grauskala. Diese erschienen trotz der intensiven Farbe des Schattens grau, auf derselben Aufnahme! Heute liegen von Hans-Georg Hetzel reproduzierbare Serienaufnahmen verschiedenfarbiger Schatten vor, jede Serie auf denselben Film aufgenommen und zur Kontrolle ergänzt durch dazwischengeschaltete Aufnahmen eines grauen Schattens. Es handelt sich um Dia-Filme. Jeder Film ist gewerbsmäßig in einem Automaten entwickelt als einer unter vielen Kundenaufträgen. Damit sind die verschiedenen Farben einer Serie in ein und demselben Entwicklungsprozeß hervorgebracht. Auch die Aufnahmen sind ganz undifferenziert erfolgt, alle mit derselben Farbfolie vor dem Objektiv, der Folie, welche der Farbtemperaturmesser für die Aufnahme von Grau angezeigt hat. Dadurch wird erreicht, daß Grau wirklich grau wird. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, fällt dennoch eine Entscheidung: Entweder es erscheinen alle farbigen Schatten gleich wie Grau, dann könnten die Farben der Schatten subjektiv sein; oder die Schatten erscheinen anders als das Grau, dann liegt in ihrem Räume eine besondere Wirksamkeit vor. Daß letzteres zutrifft, zeigt schon die Polaroidkamera mit ihrem besonderen Farbprozeß. Sie macht die farbigen Schatten stark grünstichig, nicht gleich wie den grauen. Es kann keine Rede davon sein, daß die farbigen Schatten gleich wie die grauen herauskommen. Ginge es nur um subjektiv oder objektiv, könnte es dabei sein Bewenden haben. Will man aber möglichst nahe an die wahren Farben der Schatten herankommen, ist natürlich notwendig, daß Grau grau wird. Beschreiben wir die bis jetzt beste der gewonnenen Serien: Grau ist ein schönes Mausgrau. Der blaue Schatten erscheint grau mit höchstens einem Hauch von Blau. Die anderen Schatten sind entschiedener farbig, alle braunstichig, gegen welche Farbe die geforderte sich nur in einer Nuance ankündigt. Auch Grün kommt entschieden anders als Grau heraus, aber in einem schwer zu beurteilenden Farbton, der meistens als bräunlich bezeichnet wird. Die im automatischen Verfahren vergrößert auf Papier kopierte Serie zeigt Blau und Grau gleich, und im übrigen dominiert der Braunton so, daß die anderen Nuancen untergehen. - Es ist schon angedeutet, daß die Sorte des Films eine große Rolle spielt. Interessanterweise ist aber auch die Art der Beleuchtung von Bedeutung. Diffuses Licht (z.B. Bühnenlampen) gibt bessere Farben als streng fokussiertes Licht. - Einzelaufnahmen von farbigen Schatten sind mit sehr schöner, fixierter Farbe erhalten worden. Sie werden aber schön durch besondere Behandlung der einzelnen Aufnahme. Damit kommt ihnen nicht dieselbe Beweiskraft zu. Beweiskräftig ist allerdings jede Aufnahme, welche nur aus Maßnahmen hervorgeht, die routinemäßig auch für die Aufnahme gewöhnlicher Farben getroffen werden, zeigt sie doch, daß der fotografische Prozeß, der ja für gewöhnliche Farben entwickelt worden ist, auch auf die farbigen Schatten reagiert. Mehr soll hier nicht behauptet werden. Zum Ganzen des farbigen Schattens vgl. man G. Ott und H. O. Proskauer, «Das Rätsel des farbigen Schattens», Basel 1979. - Eine Serie der oben erwähnten Aufnahmen befindet sich im Archiv der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dornach. Näheres über die Versuche ist ausgeführt in den «Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe», Heft Nr. 97, Michaeli 1987." (Lit.: GA 320 (1987), S 197f)