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'''Pünktchen und Anton''' ist ein Roman für Kinder und Jugendliche von [[Erich Kästner]], der 1931 erschien.


'''Emil und die Detektive''' ist ein 1929 erschienener [[Roman]] für Kinder und Jugendliche von [[Erich Kästner]].
== Inhalt ==
Der Roman handelt vom Mädchen Luise Pogge, genannt Pünktchen, das in Berlin in wohlhabenden Verhältnissen lebt, und dem Jungen Anton Gast, dessen Lebensstandard weit unter dem von Pünktchen liegt. Anton lebt allein mit seiner kranken Mutter in einer kleinen Wohnung. Damit beide über die Runden kommen, muss Anton neben der Schule Geld verdienen und seiner Mutter bei der Hausarbeit helfen.


== Rezeption ==
Pünktchen lebt mit ihren Eltern, dem Spazierstockfabrikanten Fritz Pogge und seiner Frau, die beide kaum Zeit für sie haben, dem Kinderfräulein Fräulein Andacht und der Köchin Berta, genannt „die Dicke Berta“, sowie dem Dackel Piefke in einer großen Wohnung.
In dem Buch werden Humor, Abenteuer und Milieuschilderung von Kästner bunt gemischt. Der neuartige Ton der Geschichte regte die Kinderliteratur an. Zuvor waren Bücher für Kinder fast durchgehend märchenhaft, moralisierend oder beides zugleich.


== Handlung ==
Obwohl ihre Eltern wohlhabend sind, muss Pünktchen ohne Wissen ihrer Eltern mit dem Kinderfräulein betteln gehen, weil Fräulein Andachts zweifelhafter Verlobter (Pünktchen nennt ihn „Robert der Teufel“) Geld von ihr erpresst. Beim Betteln lernt Pünktchen Anton kennen, der ebenfalls bettelt, allerdings aus echter Not. Seine Mutter hat eine schwere Operation hinter sich und kann deshalb nicht für den Unterhalt der Familie aufkommen. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensverhältnisse werden Pünktchen und Anton dicke Freunde, die viel miteinander unternehmen.
Der zwölfjährige Emil Tischbein reist aus der heimatlichen Kleinstadt Neustadt erstmals nach Berlin, um Verwandte zu besuchen. Seine Mutter hat ihm 140 Mark zur finanziellen Unterstützung der Großmutter mitgegeben. Dieses Geld wird ihm im Eisenbahnabteil von einem Mitreisenden, der sich Grundeis nennt, gestohlen. Da Emil selbst daheim etwas ausgefressen hat, wagt er nicht, sich an die Polizei zu wenden und verfolgt den Dieb vom Bahnhof an auf eigene Faust. Er wird von dem gleichaltrigen Berliner Jungen ''Gustav mit der Hupe'' angesprochen: „Du bist wohl nicht aus Wilmersdorf?“ Gustav trommelt einige Freunde zusammen, die eine Kriegskasse anlegen und einen Nachrichtendienst organisieren („Parole Emil!“). Die selbst ernannten Detektive beschatten den Dieb quer durch Berlin und sammeln Indizien. Dabei kommt es zum Streit, weil manche Jungen die ihnen übertragene Aufgabe nicht erfüllen wollen. Da Emil per Boten seine Verwandten informiert, gesellt sich auch seine Cousine ''Pony Hütchen'' zu den Detektiven.


Als der durch die Verfolgung nervös gemachte Dieb die gestohlenen Geldscheine in einer Bankfiliale umtauschen will, wird er von den Detektiven und einer großen Menge Kinder gestellt und der Polizei übergeben. Bei der Untersuchung kommen zunächst die falschen Namen des Diebes auf den Tisch (Grundeis – Müller – Kießling). Dann werden die bei ihm gefundenen Geldscheine dadurch identifiziert, dass sie feine Löcher aufweisen, weil Emil das Geld in seiner Jackentasche mit einer Nadel festgesteckt hatte. Weitere Ermittlungen ergeben, dass Grundeis ein gesuchter Bankräuber ist. Emil bekommt tausend Mark als Belohnung.
Höhepunkt der Geschichte ist ein Einbruchsversuch Roberts in die Wohnung der Familie Pogge. Hierfür hat er sich von seiner Verlobten einen Wohnungsplan zeichnen lassen und sich zudem die Hausschlüssel verschafft. Anton, der die Schlüsselübergabe beobachtet hat, warnt die zufällig anwesende Berta telefonisch. Sie alarmiert die Polizei, der Einbrecher trifft jedoch bereits vorher ein und wird von ihr beim Betreten der Wohnung mit einer Turnkeule bewusstlos geschlagen. Gleichzeitig werden Pünktchen und Fräulein Andacht von Herrn und Frau Pogge in flagranti beim Betteln angetroffen. Das Kinderfräulein ergreift daraufhin die Flucht. Die Familie Pogge kehrt heim und trifft dort neben der Haushälterin auch noch die Polizei und den verhafteten Einbrecher an, der von Pünktchen als Verlobter von Fräulein Andacht identifiziert wird. Er wird abgeführt und die übrigen Bewohner gehen zu Bett.


== Entstehungsgeschichte ==
Pünktchens Vater erkennt seine soziale Verantwortung und dass er seine Tochter vernachlässigt hat. Deshalb dürfen Anton und seine Mutter in die Wohnung der Pogges einziehen. Antons Mutter nimmt so die Stellung von Fräulein Andacht ein, die nach dem Einbruchversuch geflohen ist.
Erich Kästner wurde von Edith Jacobsohn, der Witwe Siegfried Jacobsohns und Verlegerin der ''Weltbühne'' angeregt, für den Berliner Kinderbuchverlag Williams & Co. ein Buch zu schreiben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Kästner Gedichte veröffentlicht (''Herz auf Taille'', 1928) und als Redakteur bei Tageszeitungen gearbeitet, Kritiken und Feuilletons verfasst. Innerhalb weniger Wochen entstand die Geschichte von Emil, dem Jungen, der erfolgreich einen Dieb durch Berlin verfolgt.


Kästner, der selbst mit erstem Vornamen Emil hieß, ließ sich bei den Figuren Emils und seiner Mutter von seiner Biographie inspirieren und taucht auch selbst in der Handlung auf – in seinem realen Beruf als Zeitungsjournalist. Für die Geschichte griff Kästner auf ein Erlebnis aus seiner Kindheit in Dresden zurück: Dort verfolgte und stellte er eine Betrügerin, die seine Mutter, eine Friseurin, geschädigt hatte. Bei einem Bankeinbruch, der in dem Buch erwähnt wird, handelt es sich wahrscheinlich um den Diskonto-Einbruch der Brüder Sass.
Zwischen den Kapiteln der Geschichte hat Kästner sogenannte „Nachdenkereien“ eingestreut, in denen er, ausgehend von Details der Geschichte, ethische Fragen anspricht.


Die Illustrationen stammen von Walter Trier. Das Buch erschien im Herbst 1929 und wurde ein großer Erfolg. Es wurde als einziges Werk Kästners zuerst nicht indiziert<ref>Dienstblatt III des Magistrats von Berlin, Nr. 176 (Neuordnung der Stadt-, Volks- und sonstigen städtischen Büchereien), darin: Schwarze Liste, unter K: „Kaestner, Erich: alles a u ß e r : Emil“.</ref> oder bei der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland verbrannt. Erich Kästner war als einziger der verfemten Schriftsteller bei der Verbrennung seiner eigenen Werke persönlich anwesend. Er wurde sogar erkannt, aber ansonsten nicht behelligt. 1936 wurde allerdings auch ''Emil und die Detektive'' von den Nationalsozialisten verboten.<ref>Vgl. Karsten Brandt: [http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/brandt-karsten-2005-02-03/HTML/chapter6.html ''Die Dissoziation eines Schriftstellers in den Jahren 1934–1936: Ödön von Horváth und H.W. Becker'']</ref>
== Verfilmungen ==
 
* [[Wikipedia:Pünktchen und Anton (1953)|Pünktchen und Anton (1953)]] Regie: Thomas Engel (mit Hertha Feiler, Paul Klinger und Jane Tilden)
== Fortsetzung ==
* [[Wikipedia:Pünktchen und Anton (1999)|Pünktchen und Anton (1999)]] – Regie: Caroline Link (mit Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler, August Zirner und Meret Becker)
 
Eine Fortsetzung verfasste Kästner 1934 unter dem Titel ''[[Wikipedia:Emil und die drei Zwillinge|Emil und die drei Zwillinge]]''. Die Geschichte spielt überwiegend an der Ostsee, etwa zwei Jahre nach den Abenteuern aus dem ersten Buch. ''Emil und die drei Zwillinge'' erschien 1935 im Atrium Verlag Basel/Wien/Mährisch Ostrau, dem Nachfolgeverlag von Williams & Co.
 
== Adaptionen ==
=== Verfilmungen ===
* 1931 Emil und die Detektive (1931), Deutschland, Regie: Gerhard Lamprecht
* 1935 Emil and the Detectives (1935), Großbritannien, Regie: Milton Rosmer
* 1950 Toscanito y los detectives, Argentinien, Regie: Antonio Momplet
* 1954 Emil und die Detektive (1954), Deutschland, Regie: Robert Adolf Stemml
* 1956 Emil to tantei tachi, Japan, Regie: Mitsuo Wakasug
* 1958 Pega Ladrão, Brasilien, Regie: Alberto Pieralisi
* 1964 Emil und die Detektive (1964), USA, Regie: Peter Tewksbury
* 2001 Emil und die Detektive (2001), Deutschland, Regie: Franziska Buch
 
=== Bühnenfassungen ===
Kästner richtete den Roman 1930 für Theateraufführungen ein. Das Stück ist nach wie vor häufig zu sehen, namentlich im Kinder- und Jugendtheater. Beispiele hierfür sind die Freilichttheateraufführungen in Emmendingen (2014), Heessen (2005), Reutlingen (2003) oder Sigmaringendorf (2001).
=== Vertonungen ===
Das Musical ''Emil und die Detektive'', dessen Musik von Marc Schubring und dessen Libretto von Wolfgang Adenberg stammt, wurde am 12. November 2001 im Berliner Theater am Potsdamer Platz uraufgeführt. Am 6. Oktober 2006 hatte es in der Geburtsstadt des Dichters, an der Staatsoperette Dresden, Premiere. Die Hauptrollen wurden von Dresdner Kindern gespielt. Unter der Regie von Michael Schilhan wurde das Musical in der Spielsaison 2015/16 an der Oper Graz aufgeführt.
2008 zeigte das Ostschweizer ''Theater Jetzt eine'' eigene Version, bei der Jugendlichen teilweise selbst die Szenen schrieben. Regie hatte der Theatermacher Oliver Kühn. 2013 brachte das Zürcher Bernhard-Theater eine Schweizerdeutsch Fassung dieses Kindermusicals auf die Bühne (Mundart-Bearbeitung durch Erich Vock), die Handlung wurde nach Zürich verlegt und die Uraufführung fand am 16. November 2013 statt.<ref>[http://www.kikimaeder.com/aktuell/emil-und-die-detektive Emil und die Detektive]</ref>
Mit der Premiere am 8. Januar 2017 wird auch vom Atze Musiktheater in Berlin unter der musikalischen Leitung von Sinem Altan eine Vertonung des Stückes aufgeführt. Eine Besonderheit der Inszenierung ist die Mitwirkung von Schulklassen bei den Aufführungen.<ref>[http://atzeberlin.de/seiten/repertoire/seiten/musicals-emil-und-die-detektive.php Inszenierung des Atze Musiktheaters]</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* {{WikipediaDE|Emil und die Detektive}}
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* {{WikipediaDE|Emil und die drei Zwillinge}}
 
== Literatur ==
* Erich Kästner: ''Emil und die Detektive: Ein Roman für Kinder'' (Illustrationen von Walter Trier). 152. Auflage, Dressler, Hamburg 2010 (Erstausgabe 1929), ISBN 978-3-7915-3012-3.
* Stephanie Haack: ''Emil und die Detektive. Die Illustrationen in ausländischen Ausgaben''. In: ''Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde''. Neue Folge XXI, Gesellschaft der Bibliophilen, München / Harrassowitz, Wiesbaden 2009, S. 47–78 (mit Abbildungen und weiterführenden Anmerkungen).
* Gerhard Lamprecht: ''Emil und die Detektive.'' In: Bettina Kümmerling-Meibauer und Thomas Koebner (Hrsg.): ''Filmgenres. Kinder- und Jugendfilm'' Reclam, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-018728-9, S. 25–30.
 
== Weblinks ==
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* Zentral- und Landesbibliothek Berlin: [http://www.zeitreisen.de/kaestner/start.htm ''Emil und die Detektive'']. Die Seite bereitet die „Stadtrundfahrt“ des Romans mit historischem Text- und Bildmaterial auf.
* [http://www.filmernst.de/media/files/Materialien/Emil%20und%20die%20Detektiv.pdf Vom Buch zum Film] (PDF; 186&nbsp;kB)
 
== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]]
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[[Kategorie:Literarisches Werk]]
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[[Kategorie:Jugendliteratur]]
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Version vom 13. Januar 2021, 09:36 Uhr

Pünktchen und Anton ist ein Roman für Kinder und Jugendliche von Erich Kästner, der 1931 erschien.

Inhalt

Der Roman handelt vom Mädchen Luise Pogge, genannt Pünktchen, das in Berlin in wohlhabenden Verhältnissen lebt, und dem Jungen Anton Gast, dessen Lebensstandard weit unter dem von Pünktchen liegt. Anton lebt allein mit seiner kranken Mutter in einer kleinen Wohnung. Damit beide über die Runden kommen, muss Anton neben der Schule Geld verdienen und seiner Mutter bei der Hausarbeit helfen.

Pünktchen lebt mit ihren Eltern, dem Spazierstockfabrikanten Fritz Pogge und seiner Frau, die beide kaum Zeit für sie haben, dem Kinderfräulein Fräulein Andacht und der Köchin Berta, genannt „die Dicke Berta“, sowie dem Dackel Piefke in einer großen Wohnung.

Obwohl ihre Eltern wohlhabend sind, muss Pünktchen ohne Wissen ihrer Eltern mit dem Kinderfräulein betteln gehen, weil Fräulein Andachts zweifelhafter Verlobter (Pünktchen nennt ihn „Robert der Teufel“) Geld von ihr erpresst. Beim Betteln lernt Pünktchen Anton kennen, der ebenfalls bettelt, allerdings aus echter Not. Seine Mutter hat eine schwere Operation hinter sich und kann deshalb nicht für den Unterhalt der Familie aufkommen. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensverhältnisse werden Pünktchen und Anton dicke Freunde, die viel miteinander unternehmen.

Höhepunkt der Geschichte ist ein Einbruchsversuch Roberts in die Wohnung der Familie Pogge. Hierfür hat er sich von seiner Verlobten einen Wohnungsplan zeichnen lassen und sich zudem die Hausschlüssel verschafft. Anton, der die Schlüsselübergabe beobachtet hat, warnt die zufällig anwesende Berta telefonisch. Sie alarmiert die Polizei, der Einbrecher trifft jedoch bereits vorher ein und wird von ihr beim Betreten der Wohnung mit einer Turnkeule bewusstlos geschlagen. Gleichzeitig werden Pünktchen und Fräulein Andacht von Herrn und Frau Pogge in flagranti beim Betteln angetroffen. Das Kinderfräulein ergreift daraufhin die Flucht. Die Familie Pogge kehrt heim und trifft dort neben der Haushälterin auch noch die Polizei und den verhafteten Einbrecher an, der von Pünktchen als Verlobter von Fräulein Andacht identifiziert wird. Er wird abgeführt und die übrigen Bewohner gehen zu Bett.

Pünktchens Vater erkennt seine soziale Verantwortung und dass er seine Tochter vernachlässigt hat. Deshalb dürfen Anton und seine Mutter in die Wohnung der Pogges einziehen. Antons Mutter nimmt so die Stellung von Fräulein Andacht ein, die nach dem Einbruchversuch geflohen ist.

Zwischen den Kapiteln der Geschichte hat Kästner sogenannte „Nachdenkereien“ eingestreut, in denen er, ausgehend von Details der Geschichte, ethische Fragen anspricht.

Verfilmungen

Siehe auch


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