Emmy Noether und Pelagius (Theologe): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Amalie Emmy Noether''' (''Emmy'' war der Rufname; * [[23. März]] [[1882]] in [[w:Erlangen]]; † [[14. April]] [[1935]] in [[w:Bryn Mawr (Pennsylvania)|Bryn Mawr]], [[w:Pennsylvania|Pennsylvania]]) war eine deutsche [[Mathematiker]]in, die grundlegende Beiträge zur [[Abstrakte Algebra|abstrakten Algebra]] und zur [[Theoretische Physik|theoretischen Physik]] lieferte. Insbesondere hat Noether die Theorie der [[Ring (Algebra)|Ringe]], [[Körper (Algebra)|Körper]] und [[Algebra|Algebren]] revolutioniert. Das nach ihr benannte [[Noether-Theorem]] gibt die Verbindung zwischen [[Symmetrie (Physik)|Symmetrien]] von physikalischen Naturgesetzen und [[Erhaltungsgröße]]n an.
'''Pelagius''' (* ca. [[350]] / [[360]]; † ca. [[418]]<ref>[http://www.oxforddnb.com/view/10.1093/ref:odnb/9780198614128.001.0001/odnb-9780198614128-e-21784;jsessionid=D2C0DED0217F334AAA9599AA30EF6C12?docPos=1/ ''Pelagius''], in: [http://www.oxforddnb.com/ Oxford Dictionary of National Biography]</ref> / [[420]]) war ein [[Britannien|britischer]] Laienmönch, nach dem die Lehre des [[Pelagianismus]] benannt wurde.


== Leben ==
== Leben ==
=== Herkunft und Jugend ===
[[Datei:Nuremberg chronicles f 135r 2.jpg|mini|rechts|Illustration aus der [[Schedelsche Weltchronik|Schedelschen Weltchronik]] (1493) zeigt Pelagius Hereticus („der Ketzer“; oben) und [[Johannes Chrysostomos]] (unten).]]
[[Datei:Schild, Geburtshaus Emmy Noether - Hauptstraße 23, Erlangen retuschiert.jpg|mini|Gedenktafel am Geburtshaus Emmy Noethers in Erlangen (Hauptstraße 23)]]
Von asketischer Lebensführung geprägt, war Pelagius in [[Rom]], wo er von etwa 390 bis 410 als Prediger auftrat, empört über die moralische Nachlässigkeit der Gesellschaft, wie er sie dort erlebte. Seine Lehre war geprägt von der Ablehnung der [[Erbsünde]]nlehre. So widersprach er in seinen Predigten vor allem den Aussagen zur [[Theologie]] der [[Gott|göttlichen]] [[Gnade]], wie sie von [[Augustinus von Hippo]] gepredigt wurden. Er bekämpfte dessen Vorstellung von der Notwendigkeit einer "größeren Gnade" nach dem Fall, über die Gnade hinaus, die Adam im Paradies auch ohne Sünde benötigt hätte. Pelagius war der Auffassung, dass Augustinus’ Lehre darauf hinauslief, den [[Manichäismus]] in das [[Christentum]] einzuführen. Er klagte Augustinus an, dem Bösen den gleichen Rang wie Gott einzuräumen und heidnischen [[Fatalismus]] zu lehren, als sei es eine christliche Doktrin.  Obwohl er als Urheber des Pelagianismus angesehen wird, war er nicht der wichtigste Theologe dieser Strömung; an Pelagius machten die Gegner dieser Ansicht ihre Darlegungen jedoch fest.
Emmy Noether stammte aus einer gutsituierten jüdischen Familie. Heute erinnert eine Tafel in der Erlanger Hauptstraße an ihr Geburtshaus. Ihr Vater [[w:Max Noether|Max Noether]] hatte einen Lehrstuhl für Mathematik an der [[w:Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Universität Erlangen]] inne. Ihr jüngerer Bruder, der Mathematiker [[w:Fritz Noether|Fritz Noether]], floh vor den [[w:Zeit des Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] in die [[w:Sowjetunion|Sowjetunion]], wo er im Zuge des [[w:Großer Terror (Sowjetunion)|Großen Terrors]] unter [[w:Stalinismus|Stalin]] wegen angeblicher antisowjetischer Propaganda verurteilt und erschossen wurde.


Emmy Noether zeigte in mathematischer Richtung keine besondere Frühreife, sondern hatte in ihrer Jugend Interesse an Musik und Tanzen. Sie besuchte die Städtische Höhere Töchterschule –&nbsp;das heutige [[w:Marie-Therese-Gymnasium|Marie-Therese-Gymnasium]]&nbsp;– in der Schillerstraße in Erlangen. Mathematik wurde dort nicht intensiv gelehrt. Im April 1900 legte sie die Staatsprüfung zur Lehrerin der englischen und französischen Sprache an Mädchenschulen in [[w:Ansbach|Ansbach]] ab. 1903 holte sie in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] die externe Abiturprüfung am Königlichen [[w:Realgymnasium|Realgymnasium]] –&nbsp;dem heutigen [[w:Willstätter-Gymnasium|Willstätter-Gymnasium]]&nbsp;– nach.
Als [[Alarich I.]] Rom 410 plünderte, flohen Pelagius und sein Gefährte [[Caelestius]] nach [[Karthago]], wo Pelagius in einen weiteren Konflikt mit Augustinus geriet. Sein Anhänger Caelestius wurde von einem Kirchenkonzil verurteilt, woraufhin Pelagius weiter nach [[Jerusalem]] floh, aber seine Verfolger bald auf seinen Spuren sah: [[Paulus Orosius]] ging nach Jerusalem, um [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] vor ihm zu warnen. Zwar wurde Pelagius 415 auf einer Synode von Vorwurf der [[Häresie]] freigesprochen, doch Augustinus hatte bereits eine wirksame „Kampagne“ in Gang gebracht, die Pelagius und Caelestius als Häretiker ausweisen sollte. 416 wurde Pelagius auf den Synoden von Karthago und Mileve verurteilt. Anfang 417 erfolgte die Exkommunikation durch den römischen Bischof [[Innozenz I.]] Betroffen von diesem Urteil war auch Caelestius.


=== Studium und Beruf ===
Augustinus’ Version von Pelagius’ Lehre über die [[Sünde]] und die [[Sühne]] wurde u.&nbsp;a. 418 auf der [[Synode von Karthago (418)|Synode von Karthago]] als Häresie verurteilt.
1903 wurden Frauen erstmals an [[w:Königreich Bayern|bayerischen]] Universitäten zum [[w:Frauenstudium|Studium]] zugelassen, was auch Emmy Noether die [[w:Immatrikulation|Immatrikulation]] an der [[w:Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Universität Erlangen]] erlaubte. Vorher hatte sie bereits mit Erlaubnis einzelner Professoren als Gasthörerin Vorlesungen an der [[w:Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]] besucht, musste jedoch aufgrund einer Krankheit zurück nach [[w:Erlangen|Erlangen]]. Dort [[w:Promotion (Doktor)|promovierte]] sie 1907 in Mathematik bei [[w:Paul Gordan|Paul Gordan]]. Sie war damit die zweite Deutsche, die an einer deutschen Universität in Mathematik promoviert wurde.<ref>Die erste war [[w:Marie Gernet|Marie Gerne]] 1895 in Heidelberg bei [[w:Leo Koenigsberger|Leo Koenigsberger]], die auch als erste Mathematikerin mit [[w:Rigorosum|]] (Doktorprüfung) promoviert wurde. In Bern wurde 1907 [[w:Annie Leuch-Reineck|Annie Reineck]] (die aus Thüringen stammte) ebenfalls vor Emmy Noether promoviert. Siehe:
{{BibISBN|3593357496||Seite=137}}</ref> 1908 wurde sie Mitglied des ''[[w:Circolo Matematico di Palermo|Circolo Matematico di Palermo]],'' 1909 trat sie der [[w:Deutsche Mathematiker-Vereinigung|Deutschen Mathematiker-Vereinigung]] bei.


Im gleichen Jahr wurde sie von [[w:Felix Klein|Felix Klein]] und [[w:David Hilbert|David Hilbert]] an die [[w:Georg-August-Universität Göttingen|Georg-August-Universität Göttingen]] gerufen, da sie auf dem Forschungsgebiet der [[w:Differentialinvariante|Differentialinvariante]]n mittlerweile eine Größe war. Göttingen galt zu dieser Zeit als das führende mathematische Zentrum in der Welt. Durch Klein und Hilbert ermutigt, stellte Noether am 20.&nbsp;Juli 1915 einen Antrag auf [[w:Habilitation|Habilitation]] in Göttingen. Der Antragstellung folgten intensive kontroverse Diskussionen in der Fakultät, bei denen sich viele Fakultätsangehörige grundsätzlich gegen eine Habilitation von Frauen aussprachen. Letztlich konnten sich aber Hilbert und Klein durchsetzen; berühmt wurde die in diesem Zusammenhang gefallene Äußerung Hilberts, „eine Fakultät sei doch keine Badeanstalt“.<ref>Constance Reid: ''Hilbert-Courant.'' Springer 1986, S.&nbsp;143.<br />Diese Bemerkung hat auch einen konkreten Hintergrund. Die Göttinger Mathematiker trafen sich regelmäßig in der Klieschen Badeanstalt an der [[w:Leine (Aller)|Leine]], die nur für Männer zugelassen war, mit Ausnahme von Emmy Noether, die dort regelmäßig badete, und Nina Courant, der Ehefrau von Richard Courant und Tochter von [[w:Carl Runge|Carl Runge]].<br />P. Alexandroff: {{Webarchiv |url=http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=248104 |wayback=20151127165150 |text=''Heinz Hopf zum Gedenken.''}}. Jahresbericht DMV 1976.</ref>
Pelagius soll im Gegensatz zu Augustinus eine positive [[Anthropologie]] vertreten haben:  Der Mensch sei wesenhaft gut und der menschliche Wille folglich imstande, nur aufgrund seines natürlichen Vermögens Gottes Geboten zu gehorchen. Durch Askese und permanente Übung sei die [[menschliche Natur]] zu stärken, gemäß der Formel „Du kannst, weil du willst“. Im Bestreben, den [[Arianismus]] und den Manichäismus als Häresien zu widerlegen, betonte er – im Gegensatz zum moralischen Determinismus des letzteren – die Freiheit des Willens, der als eine Gabe Gottes niemals von der Sünde korrumpiert werden könne.


Da die Habilitation von Frauen an preußischen Universitäten durch einen Erlass vom 29.&nbsp;Mai 1908 untersagt war, stellte die mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung der philosophischen Fakultät der Universität zu Göttingen am 26.&nbsp;November 1915 einen offiziellen Antrag an den preußischen Minister, der aber in dessen Antwort vom 5.&nbsp;November 1917 abschlägig beantwortet wurde. Emmy Noether blieb daraufhin nichts anderes übrig, als ihre Vorlesungen unter dem Namen von Hilbert anzukündigen, als dessen Assistentin sie fungierte.
Zu philosophischer Reife gebracht wurde der Ansatz des Pelagius im Werk von [[Julianus von Eclanum]] (Aeclanum) geführt, der Augustinus in einer Reihe von Schriften die Stirn bot. Gleichwohl setzte sich die augustinische Auffassung von Gnade und Freiheit in der westlichen Christenheit durch.


Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] und dem Zusammenbruch des [[w:Deutsches Kaiserreich|Kaiserreichs]] kam es in der [[w:Weimarer Republik|Weimarer Republik]] zu einer allgemeinen rechtlichen Besserstellung der Frauen. Neben dem [[w:Wahlrecht|Wahlrecht]] wurde auch die Habilitationsordnung so geändert, dass auch Frauen zur Habilitation zugelassen werden konnten. So konnte sich Emmy Noether 1919 als erste Frau in Deutschland in Mathematik habilitieren. Sie war außerdem die erste Frau in Deutschland, die eine (nichtbeamtete) Professur erhielt.<ref>Renate Tobies: ''[https://dmv.mathematik.de/die-dmv/geschichte/308-frauen-in-der-mathematik.html Frauen in der Mathematik.]'' DMV.</ref> Dennoch bekam sie erst 1922 eine außerordentliche Professur und erst 1923 ihren ersten bezahlten Lehrauftrag. Eine ordentliche Professur erhielt sie nie, im Gegensatz zu ihrem mathematisch weniger bedeutenden jüngeren Bruder Fritz, der bereits 1922 ordentlicher Professor wurde. Bis zur [[w:Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Hyperinflation im selben Jahr]] lebte sie sehr sparsam von einer Erbschaft. 1928/29 übernahm sie eine Gastprofessur in [[w:Moskau|Moskau]], 1930 in [[w:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]]. Bei ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion äußerte sie sich sehr positiv über die dortige Lage, weshalb ihr die [[w:Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] später unterstellten, eine [[Kommunismus|Kommunistin]] zu sein. Emmy Noether bekannte sich zum [[w:Pazifismus|Pazifismus]] und war von 1919 bis 1922 Mitglied der [[w:Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]], danach bis 1924 der [[w:Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]. Zusammen mit [[w:Emil Artin|Emil Artin]] erhielt sie 1932 den [[w:Ackermann-Teubner-Gedächtnispreis|Ackermann-Teubner-Gedächtnispreis]] für ihre gesamten wissenschaftlichen Leistungen. 1932 hielt sie einen Plenarvortrag auf dem [[w:Internationaler Mathematikerkongress|Internationalen Mathematikerkongress]] in [[w:Zürich|Zürich]] ''(Hyperkomplexe Systeme und ihre Beziehungen zur kommutativen Algebra und zur Zahlentheorie).''
== Politische und philosophische Bedeutung ==
Der pelagianische Streit spielte im römischen Westreich nie die destruktive Rolle, die dem Streit um den [[Monophysitismus]] im Osten zukam. Das zeigte, wie weit Kirche und staatliche Gewalt ideell und institutionell im Westen des späten 4. Jahrhunderts bereits auseinandergetreten waren. Dennoch hatte der Konflikt eine nicht unerhebliche zukunftsweisende Bedeutung: Im Westreich wurde anders als im Osten eine Trennung zwischen göttlicher und menschlicher Existenz vorgenommen, die auf Basis antik-[[Stoa|stoischer]] und christlicher Gedanken zur Idee der Selbstbehauptung des Menschen gegenüber Gott führte. Mit seiner Betonung der natürlichen Freiheit und sittlichen Fähigkeit des Menschen zeigte Pelagius hier Ansätze eines abendländisch-westlichen [[Humanismus]] und Moralismus.<ref>[[Franz Georg Maier (Althistoriker)|Franz Georg Maier]]: ''Die Verwandlung der Mittelmeerwelt.'' Fischer Weltgeschichte Bd. 9. Frankfurt 1968, S. 163 f.</ref>


=== USA ===
== Literatur ==
1933 wurde Emmy Noether durch das sogenannte [[w:Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums|Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums]] vom [[w:Zeit des Nationalsozialismus|Naziregime]] ihre [[w:Lehrerlaubnis|Lehrerlaubnis]] entzogen. Sie [[w:Auswanderung|emigrierte]] daraufhin in die USA. Vor dieser Entscheidung zog sie auch in Betracht, nach Moskau zu gehen. Doch die Bemühungen ihres dortigen Freundes, des Topologen [[w:Pawel Sergejewitsch Alexandrow|Pawel Alexandrow]], bei den sowjetischen Behörden eine Bewilligung zu erwirken, zogen sich zu lange hin. In den USA half ihr ehemaliger Göttinger Kollege [[w:Hermann Weyl|Hermann Weyl]], eine Stelle für sie zu finden. Ende 1933 erhielt sie eine Gastprofessur am Women’s College [[w:Bryn Mawr College|Bryn Mawr]] in [[w:Pennsylvania|Pennsylvania]]. Ab 1934 hielt Emmy Noether auch Vorträge am [[w:Institute for Advanced Study|Institute for Advanced Study]]. Dort beeinflusste sie [[w:Oscar Zariski|Oscar Zariski]] und wahrscheinlich [[w:Nathan Jacobson|Nathan Jacobson]] (und sie beeinflusste mit ihrem neuen Zugang zur Algebra auch [[w:Abraham Adrian Albert|Abraham Adrian Albert]]).<ref>Reinhard Siegmund-Schulze: ''Mathematicians fleeing from Nazi-Germany.'' Princeton University Press 2009, S.&nbsp;290.</ref> Sie kam 1934 noch einmal nach Europa und besuchte [[w:Emil Artin|Emil Artin]] und ihren Bruder Fritz in Deutschland. Emmy Noether verstarb am 14.&nbsp;April 1935 an den Komplikationen einer Unterleibsoperation, die wegen eines Tumors notwendig geworden war. Sie fand ihre letzte Ruhestätte unter dem Kreuzgang der M.&nbsp;Carey Thomas Library auf dem Campus des [[w:Bryn Mawr College|Bryn Mawr College]].
;Quellen


== Wirken ==
Mit der Verurteilung des Pelagius 418 wurden zugleich seine Schriften verboten. Dennoch ist vieles von seinen Werken erhalten geblieben. Ausführlich sind uns Gedanken des Pelagius überliefert in den zum Teil umfangreichen Zitaten aus seinen Werken, die seine Gegner, allen voran Augustinus, in ihren antipelagianischen Schriften anführen.
[[Datei:Ruhmeshalle Muenchen Emmy Noether Mathematikerin-1 retusche.jpg|mini|hochkant|Büste in der Ruhmeshalle in München]]
Außerdem sind einige seiner Schriften vollständig erhalten geblieben. Um Pelagius’ Werke vor der Vernichtung zu bewahren, haben seine Schüler über einige seiner Schriften den Namen anderer Autoren gesetzt. Dazu gehören die beiden so wichtigen Schriften ''Expositiones XIII epistularum Pauli'' und ''Epistula ad Demetriadem''.
Emmy Noether gehört zu den Begründern der modernen [[Algebra]]. Ihre mathematische Profilierung entwickelte sich in der Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit dem Erlanger Professor [[w:Paul Gordan|Paul Gordan]], der auch ihr Doktorvater wurde. Man nannte diesen gerne den „König der Invarianten“. Die Invariantentheorie beschäftigte Emmy Noether bis in das Jahr 1919.


Abweichend von Gordans Interessensschwerpunkten wandte sich Noether der Auseinandersetzung mit den abstrakten algebraischen Methoden zu. Gordan hatte Hilberts [[Beweis (Mathematik)|Beweis]] seines [[w:Hilbertscher Basissatz|Basistheorems]], der viele Resultate Gordans verallgemeinerte, aber ein reiner Existenzbeweis war, mit den Worten kommentiert, dass dies nicht Mathematik, sondern Theologie sei.<ref>Constance Reid: ''Hilbert-Courant.'' Springer 1986, S.&nbsp;34 (Ausgabe in einem Band).</ref>
Bis heute wird diskutiert, ob noch weitere Schriften des Pelagius unter fremden Namen tradiert wurden. Derzeit wird dies nur noch für vier Werke aus der Pseudo-Hieronymus-Tradition erwogen (''Epistula ad Celentiam'', ''De divina lege'', ''De vita Christiana'', ''De virginitate''). Allerdings ist umstritten, ob diese Zuweisungen gerechtfertigt sind.<ref>Zum Schriftenkorpus des Pelagius und die Diskussion über die umstrittenen Schriften siehe S. Thier, ''Kirche bei Pelagius'', Berlin/New York 1999, S. 18–30.</ref>


Ab 1920 verlegte sie ihren Forschungsschwerpunkt auf die allgemeine [[w:Idealtheorie|Idealtheorie]]. In Göttingen gründete sie eine eigene Schule: Seit Mitte der 1920er Jahre fand sie eine Reihe von hochbegabten Schülern aus aller Welt, die sich um sie scharten. Ihre Studenten nannte sie ihre „Trabanten“ oder die „Noether-Knaben“. Zu ihren Doktoranden zählen [[w:Grete Hermann|Grete Hermann]], [[w:Jakob Levitzki|Jakob Levitzki]], [[w:Max Deuring|Max Deuring]], [[w:Ernst Witt|Ernst Witt]], dessen offizieller Betreuer [[w:Gustav Herglotz|Herglotz]] war, [[w:Heinrich Grell|Heinrich Grell]], [[w:Zeng Jiongzhi|Chiungtze Tsen]], [[w:Hans Fitting (Mathematiker)|Hans Fitting]], [[w:Otto Franz Georg Schilling|Otto Schilling]] und zu ihrem Schülerkreis [[w:Bartel Leendert van der Waerden|Bartel Leendert van der Waerden]]. Andere bedeutende Algebraiker in Deutschland, die mit der Schule verbunden waren, waren Emil Artin, [[w:Helmut Hasse|Helmut Hasse]] (mit dem sie den wichtigen Satz von Brauer-Hasse-Noether in der Theorie der Algebren bewies) und [[w:Wolfgang Krull|Wolfgang Krull]].
* ''Aurelii Augustini Contra Iulianum'', ed. T. Blampin et al., in: J.-P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Bd. 44, Sp. 641–874.
* ''Aurelii Augustini Contra Iulianum opus imperfectum'' lib. I-III, ed. E. Kalinka et Michaela Zelzer 1974 = Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 85/1, Vindobonae 1974; lib. IV–VI, ed. T. Blampin et al., in: Patrologia Latina, Bd. 45, S. 1337–1608.
* A. Augustinus, ''Schriften gegen die Pelagianer'', hrsg. von S. Kopp u. a., Würzburg 1955 ff.
* Pelagius, ''De fide trinitatis'' (Fragment.), in: J.P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Supplementa Bd. 1, Sp. 1544–60, Paris 1958.
* Pelagius, ''Epistula ad Demetriadem'', in: J.P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Bd. 30, Sp. 15–45.
* Pelagius, ''Expositiones XIII epistularum Pauli'' ed. A. Souter (Text and Studies 9,1.2), Oxford 1922–1926.
* Pelagius, ''Libellus fidei ad Innocentium'', in: J. P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Bd. 45, Sp. 1716–1718.


In Göttingen, damals Weltzentrum mathematischer Forschung, baute sie eine eigene mathematische Schule auf. Van der Waerden schrieb in seinem berühmten zweibändigen Algebrawerk, dass es auch auf Vorlesungen von Emil Artin und Emmy Noether aufbaute. Noether wird auch eine entscheidende Rolle bei der Durchsetzung abstrakter algebraischer Methoden in der [[Topologie (Mathematik)|Topologie]] zugeschrieben, fast ausschließlich durch mündliche Beiträge zum Beispiel in den Vorlesungen von [[w:Heinz Hopf|Heinz Hopf]] 1926/27 in Göttingen und in ihren eigenen Vorlesungen um 1925.<ref>In Veröffentlichungen nur in einer kurzen Mitteilung<br />''Ableitung der Elementarteilertheorie aus der Gruppentheorie.'' Jahresbericht DMV, Band&nbsp;34, 1926, 2.&nbsp;Abteilung, S.&nbsp;104, Nachricht vom 27.&nbsp;Januar 1925.<br />Alexandroff erwähnt in seinen Erinnerungen (Russ. Math. Surveys 1979), dass Emmy Noether ihre Idee der Einführung von Bettigruppen von Komplexen bei einem Abendessen im Dezember 1925 in [[w:Luitzen Egbertus Jan Brouwer|Brouwers]] Haus ausführte.<br />Frei, Stammbach: ''Heinz Hopf.'' In I.&nbsp;James: ''History of Topology.'' 1999, S.&nbsp;996.</ref> Das beeinflusste auch den Topologen [[w:Pawel Sergejewitsch Alexandrow|Pawel Sergejewitsch Alexandrow]], der Göttingen besuchte.
;Sekundärliteratur
 
* T. Bohlin: ''Die Theologie des Pelagius und ihre Genesis'', Wiesbaden, Uppsala 1957.
Auch in der [[Theoretische Physik|theoretischen Physik]] leistete sie Außerordentliches und legte 1918 mit dem Noether-Theorem<ref>Noether: ''Invariante Variationsprobleme.'' Nachrichten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse, 1918, S.&nbsp;235–257, [http://arxiv.org/abs/physics/0503066v1 Englische Übersetzung.]</ref> den Grundstein zu einer neuartigen Betrachtung von [[Erhaltungssatz|Erhaltungsgrößen]]. 50 Jahre nach ihrem Tod, im letzten Viertel des 20.&nbsp;Jahrhunderts, entwickelte sich das Noether-Theorem zu einer der wichtigsten Grundlagen der modernen Physik.
* G. Bonner: ''Pelagius/Pelagianischer Streit''. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 26, (1996), S. 176–185.
 
* P. Brown: ''Der heilige Augustinus. Lehrer der Kirche und Erneuerer der Geistesgeschichte''. Übersetzt von J. Bernard, München 1975.
== Schriften ==
* Gisbert Greshake: ''Gnade als konkrete Freiheit''. Eine Untersuchung zur Gnadenlehre des Pelagius. Grünewald, Mainz 1972 ISBN 3-7867-0365-5 (Zugleich Habilitationsschrift an der Universität Tübingen, Fachbereich Katholische Theologie, 1972).
* ''Über die Bildung des Formensystems der ternären biquadratischen Form.'' Erlangen 1908, {{OCLC|313561222}} (Inaugural-Dissertation Universität Erlangen 1907, 72 Seiten).
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629052028/http://www.bautz.de/bbkl/p/pelagius.shtml |band=7|autor=[[Helmut Hoping]]|spalten=168-173}}
* ''Der Endlichkeitssatz der Invarianten Endlicher Gruppen.'' In: ''[[w:Mathematische Annalen|Mathematische Annalen]].'' 77, 1915, S.&nbsp;89–92, [https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN235181684_0077 GDZ]
* A. U. Sommer: ''Das Ende der antiken Anthropologie als Bewährungsfall kontextualistischer Philosophiegeschichtsschreibung: Julian von Eclanum und Augustin von Hippo''. In: ''Zeitschrift für Religion- und Geistesgeschichte'', Band 57 (2005), Heft 1, S. 1–28.
* ''Invariante Variationsprobleme.'' In: ''Nachr. D. König. Gesellsch. D. Wiss. Zu Göttingen, Math-phys. Klasse.'' Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1918, S.&nbsp;235–257, [[s:Invariante Variationsprobleme|Volltext bei Wikisource]]
* S. Thier: ''Kirche bei Pelagius'', Berlin, New York 1999.
* ''Idealtheorie in Ringbereichen.'' In: ''[[w:Mathematische Annalen|Mathematische Annalen]].'' 83, 1921, S.&nbsp;24–66, [https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN235181684_0083 GDZ]
* M. Vessey: ''Opus imperfectum. Augustine and His Readers, 426 – 435 A. D.'' In: Vigiliae Christianae 52 (1998), S. 264–285.
* [[w:Nathan Jacobson|Nathan Jacobson]] (Hrsg.): ''Gesammelte Abhandlungen / Collected Papers.'' Springer, Berlin u.&nbsp;a. 1983, ISBN 3-540-11504-8.
* O. Wermelinger: ''Rom und Pelagius. Die theologische Position der römischen Bischöfe im pelagianischen Streit in den Jahren 411–432'', Stuttgart 1975.
* [[w:Franz Lemmermeyer|Franz Lemmermeyer]], [[w:Peter Roquette|Peter Roquette]] (Hrsg.): ''[http://webdoc.sub.gwdg.de/univerlag/2006/hasse_noether_web.pdf Helmut Hasse und Emmy Noether. Die Korrespondenz 1925–1935.]'' (PDF; 4&nbsp;MB). Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2006, ISBN 3-938616-35-0.
* Gustav Friedrich Wiggers: ''Versuch einer pragmatischer Darstellung des Augustinismus und Pelagianismus''. Hamburg 1833.
 
== Literatur ==
* [[w:Auguste Dick|Auguste Dick]]: ''Emmy Noether. 1882–1935'' (=&nbsp;''Elemente der Mathematik.'' Kurze Mathematiker-Biographien, Beih.&nbsp;13). Birkhäuser, Basel 1970, {{DNB|456448861}}.
** Englische Übersetzung, Birkhäuser 1981.
* James Brewer, Martha K. Smith (Hrsg.): ''Emmy Noether. A tribute to her life and work.'' Dekker, New York 1981 (darin von Clark Kimberling: ''Emmy Noether and her Influence.'' S.&nbsp;3–61).
* Alain Herreman: ''Topology becomes algebraic with Emmy Noether. Linear combinations and the algebraisation of topology'' (=&nbsp;''Preprint.'' MPI für Wissenschaftsgeschichte, Bd.&nbsp;106). Berlin 1998, {{DNB|956466419}}.
* [[w:Clark Kimberling|Clark Kimberling]]: ''Emmy Noether.'' In: ''American Mathematical Monthly.'' Februar 1972, S.&nbsp;136.
* Mechthild Koreuber: ''Emmy Noether, die Noether-Schule und die Moderne Algebra. Zur Geschichte einer kulturellen Bewegung'' (=&nbsp;''Mathematik im Kontext.'') Springer, Spektrum, Heidelberg 2015, ISBN 978-3-662-44149-7 (Dissertation TU Braunschweig 2014, 368 Seiten).
* [[w:Peter Roquette|Peter Roquette]]: ''The Brauer-Hasse-Noether theorem in historical perspective'' (=&nbsp;''Schriften der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.'' 15). Springer, Berlin u.&nbsp;a. 2005, ISBN 3-540-23005-X.
* Margaret B. W. Tent: ''Emmy Noether. The Mother of Modern Algebra.'' A.&nbsp;K.&nbsp;Peters, Wellesley, Massachusetts, 2008, ISBN 978-1-56881-430-8.
* [[w:Renate Tobies|Renate Tobies]]: ''Emmy Noether&nbsp;– „Meine Herren, eine Universität ist doch keine Badeanstalt!“'' In: ''Spektrum der Wissenschaft.'' August 2004, S.&nbsp;70–77.
* [[w:Cordula Tollmien|Cordula Tollmien]]: ''„Sind wir doch der Meinung, daß ein weiblicher Kopf nur ganz ausnahmsweise in der Mathematik schöpferisch tätig sein kann&nbsp;…“&nbsp;– eine Biographie der Mathematikerin Emmy Noether (1882–1935) und zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Habilitation von Frauen an der Universität Göttingen.'' In: ''Göttinger Jahrbuch.'' 38, 1990, S.&nbsp;153–219, {{ISSN|0072-4882}}.
* [[w:Bartel Leendert van der Waerden|Bartel L. van der Waerden]]: ''A history of Algebra. From al-Khwarizmi to Emmy Noether.'' Springer, Berlin u.&nbsp;a. 1985, ISBN 3-540-13610-X.
* [[w:Van der Waerden|Van der Waerden]]: ''Nachruf auf Emmy Noether.'' In: ''Mathematische Annalen.'' Band&nbsp;111, 1935, S.&nbsp;469–476.
* Van der Waerden: ''The school of Hilbert and Emmy Noether.'' In: ''Bulletin of the London Mathematical Society.'' Band&nbsp;15, 1983, S.&nbsp;1–7.
* [[w:Michaela Karl|Michaela Karl]]: ''Emmy Noether: Die Mutter der Neuen Algebra.'' In: ''Bayerische Amazonen&nbsp;– 12&nbsp;Porträts.'' Pustet, Regensburg 2004, ISBN 3-7917-1868-1, S.&nbsp;84–96.
* [[w:Knut Radbruch|Knut Radbruch]]: {{Webarchiv |url=http://www.uni-erlangen.de/einrichtungen/presse/publikationen/erlanger-universitaetsreden/71_unirede_radbruch.pdf |webciteID=5rdAlMD0X |text=''Emmy Noether: Mathematikerin mit hellem Blick in dunkler Zeit.''}}. (PDF; 1,3&nbsp;MB). In: ''Erlanger Universitätsreden.'' Nr.&nbsp;71/2008, 3.&nbsp;Folge.
* {{NDB|19|320|321|Noether, Amalie Emmy|[[Rudolf Fritsch (Mathematiker)|Rudolf Fritsch]]|118588443}}
* Johanna Klatt: ''Amalie Emmy Noether. Emmy und „ihre Jungs“.'' In: [[w:Stine Marg|Stine Marg]], Franz Walter (Hrsg.): ''Göttinger Köpfe und ihr Wirken in die Welt.'' Vandenhoeck&nbsp;& Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-30036-7, S.&nbsp;73–80.
* [[w:Reinhard Siegmund-Schultze|Reinhard Siegmund-Schultze]]: ''Göttinger Feldgraue, Einstein und die verzögerte Wahrnehmung von Emmy Noethers Sätzen über invariante Variationsprobleme (1918).'' In: ''Mitteilungen DMV.'' Band&nbsp;19, 2011, S.&nbsp;100–104, {{ISSN|0947-4471}}, [[DOI:10.1515/dmvm-2011-0046]] (free access).
* Reinhard Siegmund-Schultze: ''Emmy Noether – „das Experiment, eine Frau zum Ordinarius zu machen“''. In: ''Mitteilungen DMV.'' Band&nbsp;25, 2017, S.&nbsp;157–163, [[doi:10.1515/dmvm-2017-0047]] (free access).


== Weblinks ==
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* [http://cdn-storage.br.de/mir-live/MUJIuUOVBwQIb71S/uXOHb7Z1iwOD/_2rc_H1S/_-iS/_AFH5-v6/130113_1931_Die-Entdeckungen-grosser-Forscher_Emmy-Noether.mp4 Emmy Noether&nbsp;– mp4-Feature über Leben und Werk inkl. populärwissenschaftliche Erklärung des Noether-Theorems] von Prof.&nbsp;Ernst Peter Fischer auf Mediathek RadioWissen br-online.de, abgerufen am 5.&nbsp;April 2014.
* [http://www.math.uni-goettingen.de/historisches/noether.html Kurzbiografie] an der Universität Göttingen
* [http://www.mathematikerin.de/noether.htm Mathematikerinnen in Deutschland&nbsp;– Emmy Amalie Noether]
* [http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/emmy-noether/ ''Emmy Noether''] auf FemBiographie
* [http://www5.in.tum.de/lehre/seminare/math_nszeit/SS03/vortraege/innen/emmyNoether.htm ''Mathematikerinnen in der NS-Zeit&nbsp;– E.N.''] (ausführliche tabellar. Lebensdaten mit div. Fotos)
* [http://www.tollmien.com/noether.html Sehr ausführliche Lebensdaten, Quellen, Würdigungen] zusammengestellt von [[w:Cordula Tollmien|Cordula Tollmien]]
* [http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~ci3/geburtstag.pdf Peter Roquette: ''Zu Emmy Noethers Geburtstag''&nbsp;– Einige neue Noetheriana.] (PDF; 117&nbsp;kB)&nbsp;– auch [http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~ci3/Noetheriana-MDMV.pdf hier] (PDF; 114&nbsp;kB)
* [http://www-groups.dcs.st-and.ac.uk/~history/Obits2/Noether_Emmy_Einstein.html Nachruf von Albert Einstein]
* [https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/entdeckungen-grosser-forscher/noether-emmy-100.html Emmy Noether: Mutter der modernen Algebra]
* [[w:Spektrum.de|Spektrum.de]]: [https://www.spektrum.de/wissen/amalie-emmy-noether-1882-1935/1141528 Amalie Emmy Noether (1882–1935)] 1. März 2012


== Einzelnachweise ==
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Version vom 18. Juli 2020, 08:24 Uhr

Pelagius (Fantasieporträt mit unbekannter Quelle)

Pelagius (* ca. 350 / 360; † ca. 418[1] / 420) war ein britischer Laienmönch, nach dem die Lehre des Pelagianismus benannt wurde.

Leben

Illustration aus der Schedelschen Weltchronik (1493) zeigt Pelagius Hereticus („der Ketzer“; oben) und Johannes Chrysostomos (unten).

Von asketischer Lebensführung geprägt, war Pelagius in Rom, wo er von etwa 390 bis 410 als Prediger auftrat, empört über die moralische Nachlässigkeit der Gesellschaft, wie er sie dort erlebte. Seine Lehre war geprägt von der Ablehnung der Erbsündenlehre. So widersprach er in seinen Predigten vor allem den Aussagen zur Theologie der göttlichen Gnade, wie sie von Augustinus von Hippo gepredigt wurden. Er bekämpfte dessen Vorstellung von der Notwendigkeit einer "größeren Gnade" nach dem Fall, über die Gnade hinaus, die Adam im Paradies auch ohne Sünde benötigt hätte. Pelagius war der Auffassung, dass Augustinus’ Lehre darauf hinauslief, den Manichäismus in das Christentum einzuführen. Er klagte Augustinus an, dem Bösen den gleichen Rang wie Gott einzuräumen und heidnischen Fatalismus zu lehren, als sei es eine christliche Doktrin. Obwohl er als Urheber des Pelagianismus angesehen wird, war er nicht der wichtigste Theologe dieser Strömung; an Pelagius machten die Gegner dieser Ansicht ihre Darlegungen jedoch fest.

Als Alarich I. Rom 410 plünderte, flohen Pelagius und sein Gefährte Caelestius nach Karthago, wo Pelagius in einen weiteren Konflikt mit Augustinus geriet. Sein Anhänger Caelestius wurde von einem Kirchenkonzil verurteilt, woraufhin Pelagius weiter nach Jerusalem floh, aber seine Verfolger bald auf seinen Spuren sah: Paulus Orosius ging nach Jerusalem, um Hieronymus vor ihm zu warnen. Zwar wurde Pelagius 415 auf einer Synode von Vorwurf der Häresie freigesprochen, doch Augustinus hatte bereits eine wirksame „Kampagne“ in Gang gebracht, die Pelagius und Caelestius als Häretiker ausweisen sollte. 416 wurde Pelagius auf den Synoden von Karthago und Mileve verurteilt. Anfang 417 erfolgte die Exkommunikation durch den römischen Bischof Innozenz I. Betroffen von diesem Urteil war auch Caelestius.

Augustinus’ Version von Pelagius’ Lehre über die Sünde und die Sühne wurde u. a. 418 auf der Synode von Karthago als Häresie verurteilt.

Pelagius soll im Gegensatz zu Augustinus eine positive Anthropologie vertreten haben: Der Mensch sei wesenhaft gut und der menschliche Wille folglich imstande, nur aufgrund seines natürlichen Vermögens Gottes Geboten zu gehorchen. Durch Askese und permanente Übung sei die menschliche Natur zu stärken, gemäß der Formel „Du kannst, weil du willst“. Im Bestreben, den Arianismus und den Manichäismus als Häresien zu widerlegen, betonte er – im Gegensatz zum moralischen Determinismus des letzteren – die Freiheit des Willens, der als eine Gabe Gottes niemals von der Sünde korrumpiert werden könne.

Zu philosophischer Reife gebracht wurde der Ansatz des Pelagius im Werk von Julianus von Eclanum (Aeclanum) geführt, der Augustinus in einer Reihe von Schriften die Stirn bot. Gleichwohl setzte sich die augustinische Auffassung von Gnade und Freiheit in der westlichen Christenheit durch.

Politische und philosophische Bedeutung

Der pelagianische Streit spielte im römischen Westreich nie die destruktive Rolle, die dem Streit um den Monophysitismus im Osten zukam. Das zeigte, wie weit Kirche und staatliche Gewalt ideell und institutionell im Westen des späten 4. Jahrhunderts bereits auseinandergetreten waren. Dennoch hatte der Konflikt eine nicht unerhebliche zukunftsweisende Bedeutung: Im Westreich wurde anders als im Osten eine Trennung zwischen göttlicher und menschlicher Existenz vorgenommen, die auf Basis antik-stoischer und christlicher Gedanken zur Idee der Selbstbehauptung des Menschen gegenüber Gott führte. Mit seiner Betonung der natürlichen Freiheit und sittlichen Fähigkeit des Menschen zeigte Pelagius hier Ansätze eines abendländisch-westlichen Humanismus und Moralismus.[2]

Literatur

Quellen

Mit der Verurteilung des Pelagius 418 wurden zugleich seine Schriften verboten. Dennoch ist vieles von seinen Werken erhalten geblieben. Ausführlich sind uns Gedanken des Pelagius überliefert in den zum Teil umfangreichen Zitaten aus seinen Werken, die seine Gegner, allen voran Augustinus, in ihren antipelagianischen Schriften anführen. Außerdem sind einige seiner Schriften vollständig erhalten geblieben. Um Pelagius’ Werke vor der Vernichtung zu bewahren, haben seine Schüler über einige seiner Schriften den Namen anderer Autoren gesetzt. Dazu gehören die beiden so wichtigen Schriften Expositiones XIII epistularum Pauli und Epistula ad Demetriadem.

Bis heute wird diskutiert, ob noch weitere Schriften des Pelagius unter fremden Namen tradiert wurden. Derzeit wird dies nur noch für vier Werke aus der Pseudo-Hieronymus-Tradition erwogen (Epistula ad Celentiam, De divina lege, De vita Christiana, De virginitate). Allerdings ist umstritten, ob diese Zuweisungen gerechtfertigt sind.[3]

  • Aurelii Augustini Contra Iulianum, ed. T. Blampin et al., in: J.-P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Bd. 44, Sp. 641–874.
  • Aurelii Augustini Contra Iulianum opus imperfectum lib. I-III, ed. E. Kalinka et Michaela Zelzer 1974 = Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 85/1, Vindobonae 1974; lib. IV–VI, ed. T. Blampin et al., in: Patrologia Latina, Bd. 45, S. 1337–1608.
  • A. Augustinus, Schriften gegen die Pelagianer, hrsg. von S. Kopp u. a., Würzburg 1955 ff.
  • Pelagius, De fide trinitatis (Fragment.), in: J.P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Supplementa Bd. 1, Sp. 1544–60, Paris 1958.
  • Pelagius, Epistula ad Demetriadem, in: J.P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Bd. 30, Sp. 15–45.
  • Pelagius, Expositiones XIII epistularum Pauli ed. A. Souter (Text and Studies 9,1.2), Oxford 1922–1926.
  • Pelagius, Libellus fidei ad Innocentium, in: J. P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Bd. 45, Sp. 1716–1718.
Sekundärliteratur
  • T. Bohlin: Die Theologie des Pelagius und ihre Genesis, Wiesbaden, Uppsala 1957.
  • G. Bonner: Pelagius/Pelagianischer Streit. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 26, (1996), S. 176–185.
  • P. Brown: Der heilige Augustinus. Lehrer der Kirche und Erneuerer der Geistesgeschichte. Übersetzt von J. Bernard, München 1975.
  • Gisbert Greshake: Gnade als konkrete Freiheit. Eine Untersuchung zur Gnadenlehre des Pelagius. Grünewald, Mainz 1972 ISBN 3-7867-0365-5 (Zugleich Habilitationsschrift an der Universität Tübingen, Fachbereich Katholische Theologie, 1972).
  • Helmut HopingPelagius (Theologe) In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 168–173.
  • A. U. Sommer: Das Ende der antiken Anthropologie als Bewährungsfall kontextualistischer Philosophiegeschichtsschreibung: Julian von Eclanum und Augustin von Hippo. In: Zeitschrift für Religion- und Geistesgeschichte, Band 57 (2005), Heft 1, S. 1–28.
  • S. Thier: Kirche bei Pelagius, Berlin, New York 1999.
  • M. Vessey: Opus imperfectum. Augustine and His Readers, 426 – 435 A. D. In: Vigiliae Christianae 52 (1998), S. 264–285.
  • O. Wermelinger: Rom und Pelagius. Die theologische Position der römischen Bischöfe im pelagianischen Streit in den Jahren 411–432, Stuttgart 1975.
  • Gustav Friedrich Wiggers: Versuch einer pragmatischer Darstellung des Augustinismus und Pelagianismus. Hamburg 1833.

Weblinks

Commons: Pelagius - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Pelagius, in: Oxford Dictionary of National Biography
  2. Franz Georg Maier: Die Verwandlung der Mittelmeerwelt. Fischer Weltgeschichte Bd. 9. Frankfurt 1968, S. 163 f.
  3. Zum Schriftenkorpus des Pelagius und die Diskussion über die umstrittenen Schriften siehe S. Thier, Kirche bei Pelagius, Berlin/New York 1999, S. 18–30.


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