Höllensturz und Soziales Leben: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Pieter Bruegel the Elder - The Fall of the Rebel Angels - Google Art Project.jpg|thumb|[[Wikipedia:Pieter Bruegel der Ältere|Pieter Bruegel der Ältere]]: ''Sturz der gefallenen Engel'', Gemälde von 1562]]
#WEITERLEITUNG [[Alltagskultur]]
Der '''Höllensturz''', auch ''Engel(s)sturz'' genannt, ist ein zentrales Motiv hauptsächlich der [[Christentum|christlichen]] [[Eschatologie]] sowie der [[Wikipedia:Christliche Kunst|christlich-abendländischen Kunst]].
[[Kategorie:Gesellschaft]]
 
[[Kategorie:Soziales Leben|!]]
== Bedeutung ==
[[Kategorie:Alltagskultur|!]]
Unter Höllensturz werden drei grundsätzlich zu unterscheidende Vorgänge verstanden:
[[Kategorie:Philosophie des Sozialen]]
 
[[Kategorie:Soziale Kunst]]
=== Der gefallene Engel ===
[[Kategorie:Erweiterter Kunstbegriff]]
Im [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testament]], in christlichen Interpretationen des [[Wikipedia:Altes Testament|Alten Testaments]] sowie in [[apokryphen]] Büchern ist die Vorstellung eines abtrünnigen [[Engel]]s verbreitet.<ref name="da" /> Der Engel wird für seine Auflehnung mit der Vertreibung aus dem [[Himmel|Himmel]] durch [[Gott]] und seine übrigen Engel bestraft. Häufig wurde dieser gefallene Engel dann mit [[Luzifer]], [[Samael]] oder dem personifizierten Engel mit dem Titel [[Satan]], dem [[Teufel]], in Verbindung gebracht, der nach {{Bibel|Lk|10|18|LUT}} ebenfalls „vom Himmel gefallen“ sein soll.
 
Als Gründe für den Fall des Engels werden genannt:
 
* ''Streben nach Gottgleichheit:'' Im Buch [[Wikipedia:Jesaja|Jesaja]] ({{B|Jes|14|12}}) wird der König von [[Wikipedia:Babylon|Babylon]] – in christlichen Interpretationen mit einem Engel identifiziert – angesprochen, der sich über Gott erheben wollte und dafür in die [[Hölle]] fuhr: ''„Wie bistu vom Himel gefallen / du schöner [[Venus (Planet)|Morgenstern]]? Wie bistu zur Erden gefellet / der du die Heiden schwechtest? Gedachtest du doch in deinem hertzen / Jch wil in den Himel steigen / vnd meinen Stuel vber die sterne Gottes erhöhen. Jch wil mich setzen auff den berg des Stiffts / an der seiten gegen mitternacht. Jch wil vber die hohen wolcken faren vnd gleich sein dem Allerhöhesten. Ja zur Hellen ferestu / zur seiten der Gruben.“'' ([[Wikipedia:Lutherbibel|Lutherübersetzung]] 1545)
 
* ''Stolz:'' [[Wikipedia:Ezechiel|Ezechiel]] erwähnt in seiner Strafpredigt gegen den König von [[Wikipedia:Tyrus|Tyrus]] einen „glänzenden, schimmernden [[Cherub]]“, dessen „Herz sich hob ob seiner Schönheit“ ({{B|Hes|28|14}}). Daraufhin entweihte er durch „Missetat“ und „unrechten Handel“ sein Heiligtum.
 
* ''Weigerung, dem Menschen Respekt zu bezeugen:'' Nach anderer Lehre gebot Gott nach Erschaffung des Menschen seinen [[Engel]]n, vor diesem niederzuknien. Einige Engel aber weigerten sich, da der Mensch aus niedrigerem Stoff gemacht sei als sie selbst. Biblische Belege für diese Version gibt es nicht. Ihren Ursprung hat sie vielmehr wahrscheinlich im [[Buch Adam|Buch Adam und Eva]] <ref>R. H. Charles: ''Live of Adam and Eve.'' Clarendon Press, Oxford 1913. [http://www.unicorngarden.com/adameve.htm (online)]</ref>, einem [[apokryphen]] Text aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. In ihm bekennt der Teufel gegenüber Adam, er hasse die Menschen deshalb, weil er ihretwegen aus dem Himmel vertrieben worden sei. Der Gedanke taucht auch im [[Wikipedia:Koran|Koran]] auf. In [[Wikipedia:Sure|Sure]] 38,72. verweigert [[Iblis |Iblis]] dem Menschen seine Reverenz, da er aus Feuer, der Mensch aber nur aus Lehm geschaffen sei; daraufhin wird er verbannt.
 
* ''Willensfreiheit:'' Nach dem Kirchenvater [[Wikipedia:Origenes|Origenes]] verleitete die ihnen eingeräumte [[Willensfreiheit]] einige Engel dazu, sich mehr und mehr von Gott zu entfernen. Einige wurden dadurch zu Menschen oder gar zu [[Dämon]]en und mussten deshalb aus dem Himmel vertrieben werden – nicht ohne die Möglichkeit zu haben, durch Tugend und gottgefälliges Leben dorthin zurückzukehren. [[Origenes]] wurde u. a. wegen dieser Lehren beinahe als [[Wikipedia:Häretiker|Häretiker]] [[Wikipedia:Exkommunikation|exkommuniziert]].
 
* ''Lust:'' Nach dem apokryphen [[Henoch#Die apokryphen Bücher Henoch|Buch Henoch]] ist es sexuelle Lust, die den Sturz der Engel herbeigeführt hat. Gott hatte die Grigori, eine bestimmte Engelgruppe, damit beauftragt, den Erzengeln bei der Schaffung des [[Garten Eden|Gartens Eden]] zu helfen. Auf die Erde herabgestiegen, verliebten sie sich jedoch in die Menschentöchter, verrieten ihnen himmlische Geheimnisse und zeugten mit ihnen sogar Kinder, das Riesengeschlecht der [[Nephilim]] (vgl. hierzu auch [[Wikipedia:1. Buch Mose|Gen 6,1]]). Darüber war Gott so erzürnt, dass er die Grigori aus dem Himmel verstieß, ihnen ihre [[Unsterblichkeit]] nahm und sie in Dämonen verwandelte. Die [[Sintflut]] sandte er nicht zuletzt, um das Geschlecht der Nephilim auszulöschen.
 
Diese Motive treten auch in gemischter Form auf, so zum Beispiel in [[Wikipedia:John Milton|John Milton]]s epischem Gedicht ''[[Wikipedia:Paradise Lost|Paradise Lost]]''. Dort rebellieren Satan und ein Drittel der Engel gegen Gott, nachdem dieser seinen Sohn als Herrscher eingesetzt hat. Satan und seine Verbündeten sind zu stolz, um sich der Herrschaft von Gottes Sohn unterzuordnen. Sie machen von ihrem freien Willen Gebrauch, verweigern Gott den Gehorsam und bereiten sich für einen Angriff vor. Daraufhin entbrennt ein drei Tage währender Kampf zwischen den gottestreuen Engeln und den Rebellen, an dessen Ende Gottes Sohn in Gottes Auftrag die ungehorsamen Engel aus dem Himmel vertreibt und sie in die Hölle stürzen lässt.<ref>''Paradise Lost'', Buch V, ab Vers 564 bis zum Ende von Buch VI.</ref> Nach dem Fall rächt sich Satan, indem er die von Gott geliebten Menschen zum Essen der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis verführt.
 
=== Sieg über den Teufel in der Apokalypse ===
Während in der christlichen Tradition die Geschichten von den gefallenen Engeln in grauer Vorzeit spielen und häufig mit der Erschaffung des Menschen in Zusammenhang stehen, kann sich das christliche Höllensturz-Motiv auch umgekehrt auf Vorgänge am [[Endzeit|Ende der Zeiten]] beziehen:
 
In der Offenbarung des Johannes ({{B|Offb|12|3}}ff.) erscheint ein Drache, oft mit dem [[Teufel]] identifiziert, mit „sieben Häuptern und zehn Hörnern“, der mit seinem Schwanz ein Drittel der Sterne hinwegfegt und das Kind des Weibes zu verschlingen droht. Daraufhin entbrennt ein Kampf zwischen Gott und dem Drachen: „Da entbrannte im Himmel ein Kampf; [[Michael (Erzengel)|Michael]] und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.“ Die letzten Worte, die der Teufel vor seinem Sturz hörte, sollen „Wer ist wie Gott?“ gewesen sein – was eine wörtliche Übersetzung des hebräischen Namens [[Michael]] darstellt.
 
In {{B|Offb|20|2}}ff. heißt es weiter: „Er überwältigte den Drachen, die alte Schlange – das ist der Teufel oder der Satan –, und er fesselte ihn für tausend Jahre. Er warf ihn in den Abgrund, verschloss diesen und drückte ein Siegel darauf, damit der Drache die Völker nicht mehr verführen konnte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Danach muss er für kurze Zeit freigelassen werden … Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis freigelassen werden. … Und der Teufel, ihr Verführer, wurde in den See von brennendem Schwefel geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind. Tag und Nacht werden sie gequält, in alle Ewigkeit.“
 
=== Verdammung der Sünder beim Jüngsten Gericht ===
Daneben hat ''Höllensturz'' noch eine dritte Bedeutung: Sie bezieht sich nicht auf die Vertreibung des Teufels und seines Gefolges aus dem Himmel, sondern auf die Verdammung der [[Sünde]]r beim [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]]. Sie stellt das Gegenstück zur Aufnahme der Gerechten ins [[Garten Eden|Paradies]] dar.
 
Im [[Christentum]] ist die Idee insbesondere in [[Offenbarung des Johannes]] {{Bibel|Offb|20|12|LUT}} verankert. Hiernach werden die Toten „gerichtet nach der Schrift in den Büchern, nach ihren Werken (...) Und so jemand nicht ward erfunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.“ Wenn die Stelle auch etwa von den [[Wikipedia:Römisch-Katholische Kirche|Katholiken]] auf der einen Seite und den [[Wikipedia:Calvinismus|Calvinisten]] auf der anderen höchst unterschiedlich interpretiert wurde, so gilt nach kirchlicher Lehre, dass nur ein Teil der Menschheit erlöst wird und der andere infolgedessen der ewigen Verdammnis in der [[Hölle]] anheimfällt. Gemäß der kirchlichen [[Prädestinationslehre]] ist nämlich nur einem Teil der Menschheit die christliche, göttliche [[Gnade]] zugeteilt, der andere Teil der Menschheit wird als ''„massa perditionis“'' (lat. für ‚Masse (=Menschheit) der Verderbtheit und Verlorenheit‘) betitelt<ref>[[Wikipedia:Walter Homolka|Walter Homolka]] (Hrsg.), Die Lehren des Judentums nach den Quellen, Bd. III, Knesebeck, München, 1999; S. 138, 141, 147 und 120f.</ref>. Zurück geht diese Kirchenlehre auf den Kirchenvater [[Augustinus von Hippo]], der einige Zeit seines Lebens bestimmte persönliche Erfahrungen mit Reichtum, Lotterleben, Prunksucht und Verschwendungssucht hatte und sich dann als Führer der Kirche zunehmend reuig gab. Mit der Vorherbestimmungslehre ist auch die kirchliche Lehre von der Erbsünde verbunden, die auch auf Augustinus zurückzuführen ist. Die Ursünde oder [[Erbsünde]] schreibt der ganzen Menschheit prinzipiell eine schlechte Qualität zu, aus der einem Teil der Menschheit nur Jesus Christus, der christliche [[Glaube]] und die verschiedenen kirchlichen Sakramente im [[Jüngstes Gericht|abschließenden göttlichen Gericht]] zum [[Endzeit|Weltende]] heraushelfen wird.
 
Im [[Islam]] finden sich ähnliche Gedanken u.a. in der 75. [[Wikipedia:Sure|Sure]] des [[Wikipedia:Koran|Koran]] (''al-qiyāmah'' „Die Auferstehung“).
 
Weniger ausgeprägt ist die Scheidung in „Sünder“ und „Gerechte“ im [[Judentum]]. Nach jüdischer Lehre steht jeder Mensch mit grundsätzlich reiner Seele, prinzipiell, stets, vor der Entscheidung zwischen „Gut“ und „Böse“. Das Verständnis der Sünde ist dementsprechend auch anders als im Christentum. „Sünder“ sind Menschen, die sich für das Böse entscheiden und nicht Gottes Gebote befolgen, also eher Ungehorsame. Gerechte sind die gottesfürchtigen und [[Nächstenliebe|den Nächsten wie sich selbst]] liebende, ethisch handelnde Menschen; dies gilt grundsätzlich universell für alle Menschen, nicht nur für Juden. Im Judentum, das zwar ein [[Gehinnom]], nicht aber eine Hölle im christlichen Sinne kennt, werden Verstöße gegen Gottes Gebot eher durch die „Trennung vom Volk“ bestraft (vgl. etwa [[Wikipedia:1. Buch Mose|Gen 17,14]], [[Wikipedia:2. Buch Mose|Ex 31,14]]) als durch die Verbannung an einen höllischen Ort der Gottferne. Das Judentum lehrt die universelle Möglichkeit der Umkehr und Sühne in Gottvertrauen auf die Liebe und Vergebung Gottes. Der jüdische [[Satan]] ist nur der Ankläger am göttlichen Gerichtshof, handelnd rein nach Gottes Befehl. Der jüdische Satan ist nicht der christliche 'Feind Gottes', der 'Gefallene Engel' oder gar die 'Personifizierung des Bösen' ("das Böse") schlechthin. Der jüdische Satan ist nicht der christliche [[Teufel]], der in der christlichen Tradition seltener auch "Satan" genannt wird<ref>„Der [[Wikipedia:Talmud|Talmud]] bezieht sich häufig auf Satan, doch dieser ist nicht, wie der Satan des Neuen Testaments, ein Feind Gottes. Vielmehr dient er Gott als Ankläger, obwohl er zeitweise auch übereifrig ist, Verurteilungen zu erwirken.“ Gunther W. Plaut: ''Die Tora – In jüdischer Auslegung'', Bd.III, ''Levitikus'', Gütersloher Verlagshaus, München, 2008; S.152, Kommentar zu Lev 16:1-34, 3. Asasel, unten.</ref>.
 
== Verwandte Motive ==
Die Vorstellung einer Gottheit, die den Hochmut oder die Unbotmäßigkeit ihrer Geschöpfe dadurch bestraft, dass sie sie in die Tiefe stößt, ist sehr alt: In [[Wikipedia:Homer|Homer]]s [[Wikipedia:Ilias|Ilias]] erzählt [[Wikipedia:Hephaistos|Hephaistos]] etwa davon, wie [[Zeus]] ihn an der Ferse packte und ihn von der Schwelle des Olymps schleuderte, so dass er nach eintägigem Flug auf die Insel [[Wikipedia:Lemnos|Lemnos]] herabfiel und „kaum noch Leben atmete“.
 
[[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]] berichtet in seiner [[Wikipedia:Theogonie|Theogonie]] vom Kampf der Götter mit den [[Wikipedia:Titan (Mythologie)|Titanen]], in deren Verlauf letztere mit Blitzen und Felsbrocken in den [[Wikipedia:Tartarus|Tartarus]] gestoßen wurden. Die [[Hekatoncheire|Hundertarmigen]], Götter des Chaos und der Zerstörung, hässliche Wesen mit 50 Köpfen, waren nach den Mythen von [[Wikipedia:Uranos|Uranos]], dem ersten Himmelsherrscher und Urvater der Titanen, zurück auf die Erde verbannt worden, gebunden in der [[Unterwelt]], womit [[Wikipedia:Gaia (Mythologie)|Gaia]] unter dieser Last zu leiden hatte. Der Gott Zeus, der dritte Himmelsherrscher nach Uranos und [[Wikipedia:Kronos|Kronos]], befreite die Hundertarmigen und sie halfen ihm im Kampf mit den Titanen, indem sie mit ihren 100 Armen Felsbrocken auf die Titanen warfen. Zeus benutzte seine ultimative Waffe, die geschleuderten Blitze, ein Geschenk von Gaia. Im Ende setzte Zeus die Hundertarmigen als Wächter vor die [[Wikipedia:Tartaros|Hölle]], wohin die unsterblichen Titanen verbannt waren. Zeus wurde damit zum Herrscher über die Götter, die Titanen und die Hundertarmigen.
 
== Darstellungen in der Kunst ==
Um 1500 schuf [[Wikipedia:Albrecht Dürer|Albrecht Dürer]] innerhalb einer [[Wikipedia:Apokalypse (Dürer)|Serie über die Apokalypse]] einen [[Wikipedia:Holzschnitt|Holzschnitt]], der den [[Michael (Erzengel)|Heiligen Michael]] gemeinsam mit anderen Engeln dabei zeigt, wie sie mit Schwertern, Lanzen und Armbrüsten dem Teufel in Gestalt gehörnter und geflügelter Drachen zu Leibe rücken.
 
1562 entstand [[Wikipedia:Pieter Brueghel der Ältere|Pieter Brueghels]] Gemälde ''[[Wikipedia:Der Sturz der rebellierenden Engel|Der Sturz der rebellierenden Engel]]'', das heute in den [[Wikipedia:Königliche Museen der Schönen Künste|Musées royaux des Beaux-Arts]] in Brüssel hängt. Es zeigt die Engel Gottes in hellen Gewändern und schimmernden Rüstungen vor einer strahlenden Sonnenscheibe. Während die einen Posaunen blasen, hauen und stechen andere mit Schwertern und Lanzen auf allerlei teuflische Wesen mit grotesk verzerrten Gesichtern ein. In der Manier [[Wikipedia:Hieronymus Bosch|Hieronymus Bosch]]s werden sie etwa als Salamander, Lurche, Fische oder Insekten dargestellt, die sich in ihrer Verzweiflung Gliedmaßen abbeißen, den mit Eiern gefüllten Bauch aufreißen oder einen Darmwind fahren lassen.
 
Eine weitere Ausführung des Themas wurde von [[Wikipedia:Jacopo Tintoretto|Tintoretto]] 1592 gemalt und gelangte spätestens 1754 nach Dresden, wo es heute in der [[Wikipedia:Gemäldegalerie Alte Meister|Galerie der Alten Meister]] hängt. Das Bild erscheint diagonal in zwei Hälften geteilt. Links unten drängen sich im Dunkel der als siebenköpfiger Drache dargestellte Teufel und feuerspeiende Furien. Den in strahlendes Licht getauchten rechten oberen Bildteil beherrschen indes die dynamische Figur des Heiligen Michael, ein weiterer Engel sowie Gottvater und Maria auf der Mondsichel. Zentrales Verbindungsglied zwischen den beiden Bildhälften ist die diagonal nach unten stechende Lanze des Erzengels. Vereinzelt wird das Bild auch Tintorettos Sohn [[Wikipedia:Domenico Tintoretto|Domenico]] oder seiner Werkstatt zugeschrieben.
 
Als Ritter mit schimmernder Rüstung und wehendem rotem Mantel stellt [[Wikipedia:Peter Paul Rubens|Peter Paul Rubens]] den Erzengel Michael auf seinem in der [[Wikipedia:Alte Pinakothek|Alten Pinakothek]] in München hängenden Gemälde ''Der Engelssturz'' dar. Beschirmt von Gottvater und unterstützt von weiteren, blitzeschleudernden Engeln stößt er ein schlangenartig gewundenes Ungeheuer in die Tiefe. Mit diesem stürzen aber auch von Teufel verführte Sünder, muskelbepackte, dramatisch verdrehte Leiber mit verzerrten Gesichtern.
 
Weitere bekannte Höllenstürze des ''Teufels'' stammen u.&nbsp;a. von [[Wikipedia:Raffael|Raffael]] (1518, [[Wikipedia:Museo del Prado|Prado]]), [[Wikipedia:Johann Michael Rottmayr|Johann Michael Rottmayr]] (1697, Burgkapelle Tittmoning), [[Wikipedia:Giuseppe Castiglione|Giuseppe Castiglione]] (18. Jahrhundert), [[Wikipedia:William Blake|William Blake]] (1826, Lithographie-Illustration zum Buch Hiob), [[Wikipedia:Eugène Delacroix|Eugène Delacroix]] (1861, [[Wikipedia:St-Sulpice de Paris|St-Sulpice de Paris]], [[Wikipedia:Gustave Doré|Gustave Doré]] (1865, Bibelillustration) und [[Wikipedia:Marc Chagall|Marc Chagall]] (1923-47, [[Wikipedia:Kunstmuseum Basel|Kunstmuseum Basel]]).
 
Höllenstürze ''der Menschen'' (vgl. die dritte der o.&nbsp;g. Wortbedeutungen) sind meist nur als Teil von Darstellungen des [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]] zu sehen, deren bekannteste die von [[Wikipedia:Michelangelo|Michelangelo]] in der [[Wikipedia:Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]] in Rom von 1541 sein dürfte. Eine Ausnahme bildet [[Wikipedia:Peter Paul Rubens|Peter Paul Rubens]]' ''[[Wikipedia:Der Höllensturz der Verdammten|Der Höllensturz der Verdammten]]'' von 1620, ebenfalls in der Alten Pinakothek in München. Das Gemälde bevölkern realistisch dargestellte und nach des Meisters Manier recht üppig ausgefallene menschliche Leiber. Die Farbflächen scheinen ineinanderzufließen und werden lediglich durch den stärker beleuchteten Korridor in der Bildmitte strukturiert. 1959 fiel das Werk einem Attentat mit Salzsäure zum Opfer, wurde aber erfolgreich restauriert.
 
Eine bekannte Darstellung des nicht dem Christentum, sondern der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] zuzurechnenden ''Höllensturzes der Titanen'', stammt vom italienischen [[Wikipedia:Manierismus|Manieristen]] [[Wikipedia:Giulio Romano|Giulio Romano]] und befindet sich im ''Saal der Giganten'' im [[Wikipedia:Palazzo del Te|Palazzo del Te]] in Mantua.
 
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Bild:Dürer-Höllensturz.jpg|Albrecht Dürer, ca. 1500
Bild:Tintoretto-Höllensturz.jpg|Tintoretto, 1592
Bild:Rubens-Höllensturz.jpg|P.P.Rubens, ca. 1619
Bild:Peter Paul Rubens 063.jpg|P. P. Rubens, ca. 1620
Bild:Rottmayr-Engelsturz.jpg|J.M.Rottmayr, 1697
Bild:Castiglione-Höllensturz.jpg|G. Castiglione, 18. Jh.
Bild:Blake-Höllensturz.jpg|William Blake, 1826
Bild:Delacroix-Höllensturz.jpg|Eugène Delacroix, 1861
Bild:Paradise Lost 12.jpg|Gustave Doré, 1865
Bild:Höllensturz Roussillon.JPG|Höllensturz aus der Kirche von Roussillon (Frankreich)
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== Literatur ==
 
* [[Wikipedia:Christoph Auffarth|Christoph Auffarth]], Loren T. Stuckenbruck (Hrsg.): ''The Fall of the Angels''. Brill, Leiden 2004 (Themes in Biblical Narrative, 6), ISBN 90-04-12668-6.
* Mareike Hartmann: ''Höllen-Szenarien. Eine Analyse des Höllenverständnisses verschiedener Epochen anhand von Höllendarstellungen''. Lit, Münster 2005 (Ästhetik – Theologie – Liturgik, 32), ISBN 3-8258-7681-0.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Fallen angels|Gefallene Engel}}
 
== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="da">Diese Ansicht vertrat vor allem Augustinus. Ch. Daxelmüller: ''Dämonen, Dämonologie. B. Lateinisches Mittelalter.'' In: ''Lexikon des Mittelalters'' Bd. 3. Artemis Verlag, 1986. Sp. 477-478.</ref>
</references>
 
{{SORTIERUNG:Hollensturz}}
[[Kategorie:Christentum]]
[[Kategorie:Apokalypse]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 3. August 2018, 12:53 Uhr

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