Nicht ich, sondern der Christus in mir und Kategorie:Zeit: Unterschied zwischen den Seiten

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«'''Nicht ich, sondern der Christus in mir'''» ist ein von [[Rudolf Steiner]] öfters zitiertes Wort des [[Paulus]]. Im griechischen Original und in der Übersetzung [[Martin Luther]]s lautet es:
Diese Kategorie enthält Unterkategorien und Artikel zum Thema [[Zeit]].


{{Zitat|{{polytonisch|ζῶ δὲ, οὐκέτι ἐγώ, ζῇ δὲ ἐν ἐμοὶ Χριστός.}}<br>zô dè, oùketi égó, zē dè én émoi Christós.|Übersetzung=Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.|{{Bibel|Gal|2|20|LUT}}}}
{{Portal|Zeit}}


Annähernd wörtlich übersetzt heißt es genauer: ''Ich lebe, aber nicht mehr das [[Ego]], sondern es lebt in mir Christus.''“ Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass der [[Christus]] selbst - in vollständig [[individualisiert]]er Weise - als [[wirkliches Ich]], als im [[Mensch]]en lebt:
'''{{WikipediaDE|Kategorie:Zeit}}'''


{{GZ|Kein äußerer Name kann «mich», dieses Wesen, benennen; ein ganz anderer Name nur kann das ausdrücken: «Ich bin der Ich-bin!» Es gibt keine Möglichkeit, woanders den Namen zu finden des Sonnengeistes als in dem Menschen. Das, was als Ich im Menschen lebt, das ist das Christus-Wesen.|109|154}}
[[Kategorie:Physikalisches Grundkonzept]]
 
[[Kategorie:Relativitätstheorie|202]]
Dieses wirkliche [[Ich]], das als [[Monade]] den [[schöpferisch]]en [[Wesenskern]] des Menschen bildet, entstammt dem [[Nirvana]]plan {{Lit|{{G|93a|125f}}}}, dem nach der [[Antike|antiken]] und [[mittelalter]]lichen [[Kosmologie]] das [[Empyreum]], die vom göttlichen [[Feuer]] und [[Licht]] erfüllte, noch über dem [[Kristallhimmel]] gelagerte, äußerste und höchste himmlische Sphäre entspricht. Nach späterer [[Christentum|christlichen]] Auffassung ist sie der Sitz des [[Trinität|dreifältigen]] [[Gott]]es und der [[Wikipedia:Selige|Selige]]n und wird so auch in [[Dante]]s ''[[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]]'' beschrieben.
[[Kategorie:Philosophie der Zeit]]
 
[[Kategorie:Naturphilosophie]]
{{GZ|Solche Leute, die da gerade dasjenige verurteilen, was Geisteswissenschaft über den Christus und über das Mysterium von Golgatha zu sagen hat, die lehnen sich wenig an das schöne Paulinische Wort an: Nicht ich, sondern der Christus in mir. - Geisteswissenschaft ist sich klar darüber, daß der Christus aus übersinnlichen Höhen hineingezogen ist in diese Erdenentwicklung und daß er mit dieser Erdenentwicklung so verbunden ist, daß der heutige Mensch nicht aus passivem Hoffen heraus in den kommenden Tag hineinleben kann, sondern daß er in seinem eigenen Innern die Kraft als Mensch entwickeln muß, die diesen kommenden Tag herbeiführen wird. Weil aber die Kraft des Christus durch das Mysterium von Golgatha in die Menschheitsentwicklung eingezogen ist, so wird derjenige, der sich mit dieser Christuskraft verbindet, in dem Christus nicht bloß haben den «Erlöser des sündigen Menschen», der passiv rechnet auf seinen Erlöser, sondern er wird in sich haben den Helfer bei dem Herbeiführen des kommenden Tages. Er wird in Wahrheit sagen: Nicht ich, sondern der Christus in mir -, aber der Christus nicht bloß als Sündenerlöser, sondern der Christus als Anfeurer und Auferwecker all der Kräfte, die in der Folgezeit als Kräfte des Menschheitsfortschrittes werden hervortreten können. Und diejenigen, die da glauben, sich aus Bekenntnissen heraus gegen so etwas auflehnen zu müssen, die mißverstehen vielleicht die allerernstesten Forderungen des kommenden Tages, denn sie verstehen nichts vom wirklichen Sinn dieses Paulinischen Wortes. «Der Christus in mir» ist nicht bloß etwas passiv Geglaubtes, sondern eine aktive Kraft, die mich als Mensch vorwärtsbringt. Nicht ich, sondern der Christus in mir -, so sagt die Geisteswissenschaft. Die andern aber, die diese Geisteswissenschaft bekämpfen, die sagen gar nicht: Nicht ich, sondern der Christus in mir -, sondern sie sagen: Nicht ich, sondern die alten Meinungen, die ich haben will über den Christus in mir. - Nicht sagen sie: Der Christus in mir -, sondern: meine altgewohnten Meinungen in mir; meine altgewohnten Vorstellungen über den Christus in mir. - Das richtige Verständnis des Paulinischen Wortes, das ist es, was eine ernsteste Forderung gerade auch des christlichen Fortschrittes erfüllen wird.|335|76f|56}}
[[Kategorie:Christliche Mystik]]
 
[[Kategorie:Siebenheit]]
Was wir im Sinne dieses Paulus-Wortes tun, wird nach unserem [[Tod]] durch den [[Christus]] zum fruchtbaren Gemeingut der ganzen [[Menschheit]] und trägt bei zur [[real]]en [[schöpferisch]]en Erneuerung der ganzen Welt, ja der gesamte Menschheitsfortschritt im Sinne der "Weißen Loge der Meister der Menschheit" wird dadurch versinnbildlicht:  
[[Kategorie:Zwölfheit]]
 
[[Kategorie:Mystik]]
{{GZ|Aber noch etwas anderes kann Wirklichkeit werden, Wirklichkeit
werden in einer menschlich ungeheuer bedeutungsvollen Art, von dem,
was diese Menschenseele, die sich durchchristet fühlt, sich in diesem
Leben sagen kann: das paulinische Wort «Nicht ich, sondern der
Christus in mir». Weiß man es so zu denken, daß es innere Wahrheit
ist, dieses Wort «Nicht ich, sondern der Christus in mir», dann verwirklicht
es sich nach dem Tode in einer gewaltigen, in einer bedeutsamen
Weise. Denn was wir unter diesem Lebensgesichtspunkte in
der Welt aufnehmen, unter dem Lebensgesichtspunkte des «Nicht ich,
sondern der Christus in mir», das wird so unser Eigentum, das wird
so unsere innere Natur zwischen dem Tode und einer neuen Geburt,
daß wir durch das, was so unsere innere Natur geworden ist, es als
Frucht der ganzen Menschheit zuerteilen dürfen. Was wir so aufnehmen,
daß wir es aufnehmen unter dem Gesichtspunkte «Nicht
ich», das macht der Christus zum Gemeingut der ganzen Menschheit.
Was ich aufnehme unter dem Gesichtspunkte «Nicht ich», von dem
darf ich nach dem Tode sagen und fühlen: Nicht mir allein, sondern
allen meinen Menschenbrüdern! Und dann allein darf ich das Wort
aussprechen: Ja, ich habe ihn geliebt über alles, auch über mich selbst,
deshalb habe ich gehorcht dem Gebote: «Liebe deinen Gott über alles.»
«Nicht ich, sondern der Christus in mir.»
 
Und ich habe es erfüllt, das andere Gebot: «Liebe deinen Nächsten
als dich selbst.» Denn dasjenige, was ich mir selbst erworben habe,
das wird dadurch, daß es der Christus in die Realität trägt, Gemeingut
der ganzen Erdenmenschheit.|155|174f}}
 
Paulus spricht an der genannten Stelle über Gesetzesgehorsam und [[Glaube]] und die [[Gnade]] [[Gott]]es:
 
{{Zitat|11 Als aber Kephas nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn es war Grund zur Klage gegen ihn.
12 Denn bevor einige von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus dem Judentum fürchtete.
13 Und mit ihm heuchelten auch die andern Juden, sodass selbst Barnabas verführt wurde, mit ihnen zu heucheln.
14 Als ich aber sah, dass sie nicht richtig handelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Kephas öffentlich vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, warum zwingst du dann die Heiden, jüdisch zu leben?
15 Wir sind von Geburt Juden und nicht Sünder aus den Heiden.
16 Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.
17 Sollten wir aber, die wir durch Christus gerecht zu werden suchen, auch selbst als Sünder befunden werden - ist dann Christus ein Diener der Sünde? Das sei ferne!
18 Denn wenn ich das, was ich abgebrochen habe, wieder aufbaue, dann mache ich mich selbst zu einem Übertreter.
19 Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt.
20 Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.
21 Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, so ist Christus vergeblich gestorben. |{{Bibel|Gal|2|11-21|LUT}}}}
 
{{GZ|Konstruieren wir uns einmal diese Empfindung
des Paulus. Ringsherum der Leichnam dessen, was einstmals
die Menschen geschaut hatten in alten Zeiten. Die Menschen haben
die Natur geschaut als den Leib des Göttlichen, Seelisch-Geistigen.
Wie wir heute unsere Finger sehen, so sahen diese Menschen Berge. Es
fiel ihnen gar nicht ein, die Berge als leblose Natur zu denken, so wenig,
wie wir den Finger als lebloses Glied denken; sondern sie sagten:
Da ist ein Geistig-Seelisches, das ist die Erde; die hat Glieder, und ein
solches Glied ist der Berg. - Aber die Natur wurde tot. Der Mensch erlebte
das «Ich bin» im Innern. Aber er würde nur dastehen als der
Eremit auf der entgeistigten, entseelten Erde, wenn er nicht hinblicken
könnte zu dem Christus. Diesen Christus aber, er darf ihn nicht bloß
von außen anschauen, so daß er äußerlich bleibt, er muß ihn nun in
das Ich aufnehmen. Er muß sagen können, indem er sich hinweghebt
aus dem alltäglichen «Ich bin»: Nicht ich, sondern der Christus in
mir. - Wenn wir schematisch darstellen, was da war, so könnten wir
sagen: Der Mensch empfand dereinst um sich herum die Natur (grün),
aber diese Natur überall durchseelt und durchgeistigt (rot). Das war
in einer älteren Periode der Menschheit.
 
[[Datei:GA211_58a.gif|center|300px|Zeichnung S 58]]
 
In späteren Zeiten empfand der Mensch auch die Natur, aber er
empfand die Möglichkeit, gegenüber der nun entseelten Natur das
eigene «Ich bin» wahrzunehmen (gelb). Da aber brauchte er dafür das
Bild des im Menschen vorhandenen Gottes, und er empfand das in dem
Gotte Dionysos, der ihm vorgeführt wurde im griechischen Drama.
 
[[Datei:GA211_58b.gif|center|300px|Zeichnung S 58]]
 
In noch späterer Zeit empfand der Mensch wiederum die entseelte
Natur (grün), in sich das «Ich bin» (gelb). Das Drama aber wird zur
Tatsache. Auf Golgatha erhebt sich das Kreuz. Aber zu gleicher Zeit
geht das, was der Mensch ursprünglich verloren hatte, ihm in seinem
eigenen Innern auf und strahlt (rot) aus dem eigenen Innern aus: Nicht
ich, sondern der Christus in mir.
 
[[Datei:GA211_59.gif|center|300px|Zeichnung S 59]]
 
Wie hat der Mensch der alten Zeiten gesagt? Er hat es nicht sagen
können, aber er erlebte es: Nicht ich, sondern das Göttlich-Geistige
um mich, in mir, überall. - Der Mensch hat dieses «Göttlich-Geistiges
überall, um mich, in mir» verloren; er hat es in sich wiedergefunden
und im bewußten Sinne sagt er jetzt dasselbe, was er ursprünglich unbewußt
erlebt hat: Nicht ich, sondern der Christus in mir.- Die Urtatsache,
die unbewußt erlebt worden ist in der Zeit, bevor der Mensch
sein Ich erlebte, die wird zur bewußten Tatsache, zum Erlebnis des
Christus im menschlichen Inneren, im menschlichen Herzen, im
menschlichen Seelenhaften.|211|57ff}}
 
== Literatur ==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen'', [[GA 109]] (2000), ISBN 3-7274-1090-6 {{Vorträge|109}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Christus und die menschliche Seele'', [[GA 155]] (1994), ISBN 3-7274-1550-9 {{Vorträge|155}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung'', [[GA 211]] (1986), ISBN 3-7274-2110-X {{Vorträge|211}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken'', [[GA 335]] (2005), ISBN 3-7274-3350-7 {{Vorträge|335}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Christologie]]
[[Kategorie:Paulus]]

Version vom 29. Juli 2020, 22:24 Uhr

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