Aufmerksamkeit und Spiritismus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Aufmerksamkeit''' besteht darin, dass das [[Bewusstsein]]s auf bestimmte Tätigkeiten, [[Wahrnehmung]]en oder [[Denken|Denkprozesse]] gelenkt wird. Die Aufmerksamkeit wird auf einen ausgewählten, eng umgrenzten Bewusstseinsbereich ''gerichtet'' und kann durch [[Konzentration]] weiter fokussiert werden. Im Gegensatz dazu ist die [[Achtsamkeit]], wie sie im [[Buddhismus]] auch ganz besonders gepflegt wird, ''ungerichtet'' und dient dazu, möglichst das ganze Panorama der [[augenblick]]lichen Bewusstseinsphänomene zu erfassen. Der von [[Rudolf Steiner]] sehr geschätzte [[Philosoph]] und [[Wikipedia:Psychologe|Psychologe]] [[Franz Brentano]] (1838-1917) sah in der [[Intentionalität]] des Bewusstseins, d.h. in der willkürlichen Lenkung der Aufmerksamkeit, das ''[[Definition|definierende]]'' Merkmal des [[Mental]]en überhaupt, das sich dadurch grundlegend vom [[Materiell]]en unterscheide.  
'''Spiritismus''' ist die Lehre und Praxis der Beschwörung von Geistern, die sich mit Hilfe eines [[Medium|Mediums]] sinnlich wahrnehmbar mitteilen sollen. Die häufigste Form ist die [[Totenbeschwörung]] oder Nekromantie.  


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==Geschichte==
"Was ist Aufmerksamkeit?
Nun, wir lassen das Leben, das an der Seele vorüberflutet, nicht so,
wie es sich selbst gestaltet, vorüberfluten; wir raffen uns im Inneren
auf, um den geistigen Blick auf dieses oder jenes hinzurichten. Einzelne
Dinge greifen wir heraus, stellen sie in das Blickfeld unseres
Bewußtseins, konzentrieren die Seelenkräfte auf diese Einzelheiten.
Und wir dürfen sagen: Nur dadurch ist unser seelisches Leben, das
Aktivität braucht, auch im Alltag möglich, daß wir entwickeln können
ein solches Interesse, das heraushebt einzelne Ereignisse und Tatsachen
und Wesenheiten aus dem vorüberflutenden Strom des Daseins.
Diese Aufmerksamkeit, sie ist im gewöhnlichen Leben durchaus
notwendig. Man wird immer mehr und mehr einsehen, gerade wenn
auch Geisteswissenschaft ein wenig in die Seelen eindringt, daß im
Grunde genommen das, was die Menschen die Gedächtnisfrage nennen,
nur eine Aufmerksamkeitsfrage ist, und das wird wichtige Gesichtspunkte
werfen selbst auf alle Erziehungsfragen. Man kann geradezu
sagen, je mehr man sich bemüht, schon beim heranwachsenden
und auch beim späteren Menschen die Seele immer wieder und wiederum
in die Tätigkeit der Aufmerksamkeit zu versetzen, desto mehr wird
das Gedächtnis verstärkt. Nicht allein, daß es besser wirkt für die
Dinge, auf die wir aufmerksam gewesen sind, sondern je öfter wir
diese Aufmerksamkeitstätigkeit ausüben können, desto mehr wächst
unser Gedächtnis heran, desto intensiver gestaltet es sich. Und ein
anderes noch: Wer hätte heute nicht gehört von jener traurigen Seelenerscheinung,
die man die Diskontinuität des Bewußtseins nennen
könnte. Es gibt heute Menschen, die kein volles Zurückschauen haben
auf ihr seitheriges Leben, wo sie hinterher nicht wissen: Du warst mit
deinem Ich in diesem oder jenem Erlebnisse; die nicht wissen, was sie
durchgemacht haben. Vorkommen kann es, daß solche Menschen ihr
Heim verlassen, weil sie die Folgerichtigkeit in ihrem seelischen Erleben
verloren haben; daß sie ihr Heim verlassen ohne Sinn und Verstand,
daß sie wie mit Verlust ihres eigenen Ichs durch die Welt gehen,
so daß sie erst nach Jahren wieder finden ihr Ich und anknüpfen können an das, was da ihr Ich erlebt hat. Niemals würden solche Erscheinungen
zu jener Tragik führen können, zu der sie oftmals führen,
wenn man wüßte, daß auch diese Integrität, dieses In-sich-voll-bewußt-
Halten des Bewußtseins abhängt von einer regelrechten Entwickelung
der Aufmerksamkeitsbetätigung." {{Lit|{{G|153|15f}}}}
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Aufmerksamkeit steigert die [[Erinnerung]]sfähigkeit:
Geisterbeschwörungen sind eine sehr alte und in vielen Religionen verbreitete Praxis. Die Begründung des modernen Spiritismus wird gewöhnlich den Schwestern [[Wikipedia:Fox-Schwestern|Margaret und Kate Fox]] und ihren Eltern zugeschrieben, die 1848 behaupteten, in einem Haus in Hydesville im US-Staat New York, das sie unlängst neu bezogen hatten, seltsame Klopfgeräusche zu hören, welche sie dem Geist eines ermordeten und im Keller begrabenen [[Wikipedia:Hausierer|Hausierer]]s zuschrieben. Die Familie übernahm die schon lange etablierte Technik der „Kommunikation“ mit derartigen „Klopfgeistern“, bei der jedem Buchstaben im Alphabet eine bestimmte Anzahl von Klopfzeichen zugeordnet wird, und suchte mit großem Erfolg die Öffentlichkeit. Bei der ersten öffentlichen Demonstration der „Fähigkeiten“ der Mädchen in [[Wikipedia:Rochester (New York)|Rochester]], New York, im November 1848 waren 400 zahlende Gäste zugegen. Bald traten auch andernorts solche Medien auf, hauptsächlich im [[Wikipedia:Evangelikalismus|evangelikal]] geprägten Nordosten der USA, und auf dem Höhepunkt dieser Welle um 1855 sollen eine bis mehrere Millionen US-Amerikaner von der Realität der angeblichen Geisterbeschwörungen überzeugt gewesen sein. Dabei verbreiteten sich schnell auch neue Methoden der „Kommunikation“ mit den Geistern wie das „automatische Schreiben“, bei der der Geist vermeintlich die Hand des Mediums führte, oder das Aussprechen der Gedanken der Geister durch in [[Trance]] versetzte Medien.<ref>John Patrick Deveney: ''Spiritualism'', in: Wouter J. Hanegraaff (ed.): ''Dictionary of Gnosis and Western Esotericism'', Leiden 2005, S. 1075f; Kocku von Stuckrad: ''Was ist Esoterik?'', München 2004, S. 201</ref>


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Das Neue, das den modernen Spiritismus gegenüber ähnlichen älteren Praktiken auszeichnete, war das große Interesse, welches ihm eine breite Öffentlichkeit entgegenbrachte. [[Wikipedia:Antoine Faivre|Antoine Faivre]] weist darauf hin, dass der Spiritismus etwa zugleich mit der klassischen [[Wikipedia:Phantastik|fantastischen Literatur]] und mit der sozialen Utopie des [[Wikipedia:Marxismus|Marxismus]] auftrat und dass unmittelbar vor dem großen Medienrummel um die Fox-Schwestern das Buch ''The Principles of Revelation'' von [[Wikipedia:Andrew Jackson Davis|Andrew Jackson Davis]] (1847), ein vielgelesenes Standardwerk des [[Mesmerismus]], in den USA erschienen war. Der Mesmerismus versuchte ebenfalls, wenn auch auf etwas andere Art („[[Animalischer Magnetismus|Magnetisierung]]“), mit Hilfe von Medien Informationen aus einer übersinnlichen Welt zu erhalten. Weitere wichtige Aspekte der Vorgeschichte waren die [[Mystik|mystische]] Lehre [[Emanuel Swedenborg]]s und die im französischen Illuminismus des späten 18. Jahrhunderts verbreiteten „Kommunikationen“ mit höheren geistigen Wesen. Im deutschen Sprachraum hatte [[Justinus Kerner]] 1826 beträchtliches Aufsehen erregt, indem er die später so genannte [[Friederike Hauffe|Seherin von Prevorst]] „magnetisierte“ und so dazu brachte, mit den Geistern Verstorbener zu kommunizieren, „Klopfgeister“-Erscheinungen hervorzurufen und von höheren geistigen Wesen empfangene Lehren zu verkünden. Schon 1794 hatte auch [[Johann Caspar Lavater]] von spiritistischen Sitzungen berichtet.<ref>[[Wikipedia:Wouter J. Hanegraaff|Wouter J. Hanegraaff]]: ''New Age Religion and Western Culture'', Leiden 1996, S. 436f; Antoine Faivre: ''Esoterik im Überblick'', Freiburg 2001, S. 109f; Stuckrad, S. 201f</ref>
"Und je größer die Aufmerksamkeit ist, desto leichter trägt die Seele die Sinneserlebnisse als Erinnerungsvorstellungen im weiteren Leben mit." {{Lit|{{G|115|160}}}}
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Das kann ganz unwillkürlich durch die speziellen Qualitäten des Wahrgenommen geschehen, aber auch durch [[wille]]ntliche [[Konzentration]] bewusst herbeigeführt werden. Die bewusste Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einen geeigneten, eng begrenzten Bewusstseinsinhalt kann zur [[Meditation]] vertieft werden.
Die von den Fox-Schwestern ausgelöste Spiritismus-Welle verbreitete sich schnell auch in Europa, wo der Franzose [[Allan Kardec]] (1804-1869), der erste bedeutende Theoretiker dieser Bewegung, eine auf dem Spiritismus und auf dem Glauben an die [[Reinkarnation]] basierende Religion stiftete. In Deutschland fasste die Bewegung relativ langsam Fuß und entwickelte sich nicht zu einer Massenbewegung, stieß andererseits aber stärker als in anderen Ländern auf Interesse in intellektuellen und wissenschaftlichen Kreisen (z.B. bei [[Karl Friedrich Zöllner]] und [[Gustav Theodor Fechner]]). Heute wird die Anhängerschaft des Spiritismus weltweit auf über 100 Millionen geschätzt, wovon die meisten in Südamerika leben.<ref>Deveney, S. 1079-1081; Stuckrad, S. 202; Faivre, S. 109f</ref>


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== Spiritismus als Religion ==
"So ist Aufmerksamkeitsbetätigung etwas, was wir im gewöhnlichen
Leben durchaus brauchen. Der Geistesforscher muß anknüpfen an sie,
muß sie entwickeln zu besonderer innerer Seelenerkraftung, muß sie
vertiefen zu dem, was man nennen könnte Meditation, Konzentration.
Das sind die technischen Ausdrücke für die Sache. So wie wir im gewöhnlichen
Leben, veranlaßt durch das Leben selber, dem oder jenem
Gegenstand die Aufmerksamkeit zuwenden, so wendet der Geistesforscher
aus innerer Seelenmethodik heraus alle Seelenkräfte auf eine
Vorstellung, ein Bild, eine Empfindung, einen Willensimpuls, eine
Gemütsstimmung, die er überschauen kann, die ganz klar vor seiner
Seele ist, und auf die er alle Seelenkräfte konzentriert; aber so konzentriert,
daß er, wie nur sonst im tiefen Schlaf, alle Sinnentätigkeit unterdrückt
hat, die sich auf Äußeres richtet, daß er alles Denken und
Trachten, alle Sorgen und Affekte des Lebens so zum Stillstand gebracht
hat, wie sonst nur im tiefen Schlaf. In bezug auf das gewöhnliche
Leben wird in der Tat der Mensch so, wie sonst im tiefen Schlaf;
nur daß er sein Bewußtsein nicht verliert, daß er es völlig wach erhält.
Aber alle Kräfte der Seele, die sonst zerstreut sind auf das äußere Erleben,
auf die Sorgen und Bekümmernisse des Daseins, die sind konzentriert
auf die eine, durch Willkür in den Mittelpunkt des menschlichen
Seelenlebens gestellte Vorstellung, Empfindung oder sonstiges.
Dadurch drängen sich die Seelenkräfte zusammen und das, was sonst
nur schlummert, nur wie zwischen den Zeilen des Lebens für dieses
Leben mitwirkt, das kraftet sich heraus, prägt sich heraus aus der
menschlichen Seele; und es tritt tatsächlich ein, daß durch diese innere
Erkraftung der menschlichen Seele in der konzentrierten Tätigkeit, in
der ins Unermeßliche gesteigerten Aufmerksamkeit, diese Seele sich
so in sich erleben lernt, daß sie fähig wird, sich bewußt herauszureißen
aus dem physisch-sinnlichen Leib, wie der Wasserstoff durch die chemische
Methode herausgelöst wird aus dem Wasser.


Allerdings, es ist eine innere seelische Erarbeitung, die durch Jahre
Als Religion ist der Spiritismus durch eine ausgeprägte [[Wikipedia:Szientismus|szientistische]] Haltung und durch eine scharfe Ablehnung des traditionellen [[Christentum]]s charakterisiert. Grundlegend ist die Überzeugung, dass die menschliche Seele nach dem Tod weiter existiert und dass es mit Hilfe von [[Medium|Medien]] möglich ist, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren. Die Verstorbenen unterscheiden sich demnach nur wenig von ihrer früheren irdischen Existenz, behalten ihre Eigenheiten, und auch die „andere Welt“, in der sie leben, ähnelt dem Diesseits, ist allerdings in mancherlei Hinsicht „besser“. Damit verbunden war ursprünglich die Überzeugung, dass die Existenz der Seelen oder Geister mittels wissenschaftlicher Experimente nachgewiesen werden könne. [[Wikipedia:Wilhelm Wundt|Wilhelm Wundt]] bezeichnete den Spiritismus daher als eine Form des Materialismus, die sich zwar „[[Spiritualität|spirituell]]“ nenne und eine Alternative zum herkömmlichen Materialismus sein wolle, aber das Spirituelle materiell vorstelle. Ähnlich ambivalent ist das Verhältnis zum Christentum, da Spiritisten sich vielfach selbst als Christen bezeichnen, aber das traditionelle Christentum entschieden ablehnen.<ref>Hanegraaff, S. 438-441</ref>
geht, wenn der Geistesforscher seine Seele durch solche Aufmerksamkeits-,
durch solche Konzentrationsbetätigung dazu befähigen will,
sich herauszureißen aus dem physischen Leib. Dann aber kommt die
Zeit, wo der Geistesforscher einen Sinn zu verbinden weiß mit dem
Worte, oh, mit dem der heutigen Welt so paradox klingenden Worte,
mit dem dieser Welt so phantastisch erscheinenden Worte: Ich erlebe
mich als geistig seelisches Wesen außerhalb meines Leibes und ich
weiß, daß dieser Leib außerhalb meiner Seele sich befindet - nun, wie
der Tisch sich außerhalb meines Leibes befindet. Ich weiß, daß die
Seele, innerlich erkraftet, sich so erleben kann, auch wenn sie den Leib
wie ein fremdes Objekt vor sich hat, diesen Leib mit all seinen Schicksalen,
die er im gewöhnlichen äußeren Leben durchläuft. Der Mensch
wird sich in dem, was er sonst ist, vollständig äußere Wesenheit, und
er erlebt sich als geistig-seelisches Wesen in Absonderung von seinem
Leib, und dieses geistig seelische Wesen zeigt dann ganz andere Eigenschaften,
als es zeigt, wenn es mit dem physisch-sinnlichen Leibe verbunden
ist und sich des an das Gehirn gebundenen Verstandes bedient.


Zunächst löst sich die Denkkraft los von dem physischen Erleben. -
== Spiritismus und Anthroposophie ==
Da ich nicht in Abstraktionen sprechen will, sondern von wirklichen
Tatsachen berichten möchte, so stoßen Sie sich nicht daran, daß ich
ungeschminkt, vorurteilsfrei schildern möchte das, was heute noch so
paradox klingt. — Wenn der Geistesforscher anfängt einen Sinn zu verbinden
mit dem Wort: Du lebst jetzt in deiner Seele, du weißt, daß
deine Seele ein wirklich geistiges Wesen ist, in dem du dich erlebst,
wenn du außerhalb deiner Sinne und des Gehirns bist, dann erfühlt er
sich zunächst mit seinem Denken wie außerhalb seines Gehirns, seinen
Kopf umwebend und umlebend." {{Lit|{{G|153|16f}}}}
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Das durch Aufmerksamkeit, [[Konzentration]] und [[Meditation]] vom [[Physischer Leib|physischer Leib]] abgelöste [[Denken]] steigert sich zur [[Imagination]].
Obwohl [[Rudolf Steiner]] dem Spiritismus ausgesprochen skeptisch bis feindselig gegenüberstand (vgl. [[GA 243]], S. 151f), hielt er dennoch den Verkehr mit den Toten für möglich und für zulässig. So unterstützte er z.B. die Kontakte und Impulse von [[Sigwart]] ins Reich der Lebenden ("Brücke über den Strom").


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== Bekannte Spiritisten ==
"Aber dieses rein in sich selber sich erlebende Denken, das außerhalb
[[Wikipedia:Allan Kardec|Allan Kardec]], [[Wikipedia:Daniel Dunglas Home|Daniel Dunglas Home]], [[Wikipedia:Arthur Conan Doyle|Arthur Conan Doyle]] (der Erfinder von Sherlock Holmes), [[Helena Petrovna Blavatsky]], [[Karl Friedrich Zöllner]], [[Wikipedia:Alfred Russel Wallace|Alfred Russel Wallace]], Sir [[Oliver Lodge]], [[Wikipedia:Theodate Pope Riddle|Theodate Pope Riddle]], [[Wikipedia:Mina Crandon|Mina "Margery" Crandon]], Alexander Aksakov, Léon Denis, [[Wikipedia:Johannes Greber|Johannes Greber]], [[Wikipedia:Chico Xavier|Chico Xavier]]
des Gehirns verläuft, stellt sich anders dar, als das gewöhnliche Denken.
 
Die gewöhnlichen Gedanken sind schattenhaft gegen die Gedanken,
== Bekannte Gegner des Spiritismus ==
die nunmehr wie eine neue Welt dastehen vor dem Geistesforscher,
[[Wikipedia:John Nevil Maskelyne|John Nevil Maskelyne]], [[Wikipedia:Harry Houdini|Harry Houdini]], [[Wikipedia:James Randi|James Randi]], [[Wikipedia:Carl Sagan|Carl Sagan]]
wenn er außerhalb seines Leibes ist. Es durchdringen sich
die Gedanken mit innerer Bildhaftigkeit. Deshalb nennen wir das, was
sich da hinstellt vor das geistige Auge: Imaginationen - aber nicht
deshalb, weil wir glauben, daß diese nur etwas Phantastisches, Erdachtes
enthalten, sondern weil das, was da wahrgenommen wird, tatsächlich
bildhaft erlebt wird, imaginiert wird; aber diese Imagination
ist ein Untertauchen in die Dinge selbst, man erlebt die Dinge und
Vorgänge der geistigen Welt, und die Dinge und Vorgänge der geistigen
Welt stellen sich in Imaginationen vor die Seele hin. - So kann
das Denken abgesondert werden von dem physisch-leiblichen Leben,
und der Geistesforscher kann sich wissen in einer Welt geistiger Vorgänge
und Wesenheiten." {{Lit|{{G|153|18}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie'', [[GA 115]] (2001), ISBN 3-7274-1150-3 {{Vorträge|115}}
#Rudolf Steiner: ''Inneres Wesen des Menschen und Leben zwischen Tod und neuer Geburt'', [[GA 153]] (1997), ISBN 3-7274-1530-4 {{Vorträge|153}}


{{GA}}
* Ruth Brandon: ''The Spiritualists: The Passion for the Occult in the Nineteenth and Twentieth Centuries'', Buffalo 1983
* R. Laurence Moore: ''Spiritualism'', in: ''The Rise of Adventism: Religion and Society in Mid-Nineteenth-Century America'', New York 1974, S. 79-103
* Ders.: ''In Search of White Crows – Spiritualism, Parapsychology, and American Culture'', New York 1977
* Geoffrey K. Nelson: ''Spiritualism and Society'', London 1969
* Janet Oppenheim: ''The Other World: Spiritualism and Psychical Research in England, 1850-1914'', Cambridge 1985
* Diethard Sawicki: ''Leben mit den Toten: Geisterglauben und die Entstehung des Spiritismus in Deutschland 1770-1990'', Paderborn 2001
 
== Siehe auch ==
[[Okkultismus]], [[Séance]]
 
== Quellen ==
<references />
 
== Weblinks ==
* http://www.spiritismus.org/index.html
* [http://www.spiritist.org/ Internationaler Spiritistischer Rat]
* [http://www.febnet.org.br/file/946.pdf Spiritismus und Esperanto] (auf Esperanto)
 
[[Kategorie:Spiritismus]]
[[Kategorie:Weltanschauung]]
[[Kategorie:Okkultismus]]
[[Kategorie:Hellsehen]]


[[Kategorie:Psychologie]] [[Kategorie:Schulungsweg]]
{{Wikipedia}}

Version vom 3. August 2017, 17:27 Uhr

Spiritismus ist die Lehre und Praxis der Beschwörung von Geistern, die sich mit Hilfe eines Mediums sinnlich wahrnehmbar mitteilen sollen. Die häufigste Form ist die Totenbeschwörung oder Nekromantie.

Geschichte

Geisterbeschwörungen sind eine sehr alte und in vielen Religionen verbreitete Praxis. Die Begründung des modernen Spiritismus wird gewöhnlich den Schwestern Margaret und Kate Fox und ihren Eltern zugeschrieben, die 1848 behaupteten, in einem Haus in Hydesville im US-Staat New York, das sie unlängst neu bezogen hatten, seltsame Klopfgeräusche zu hören, welche sie dem Geist eines ermordeten und im Keller begrabenen Hausierers zuschrieben. Die Familie übernahm die schon lange etablierte Technik der „Kommunikation“ mit derartigen „Klopfgeistern“, bei der jedem Buchstaben im Alphabet eine bestimmte Anzahl von Klopfzeichen zugeordnet wird, und suchte mit großem Erfolg die Öffentlichkeit. Bei der ersten öffentlichen Demonstration der „Fähigkeiten“ der Mädchen in Rochester, New York, im November 1848 waren 400 zahlende Gäste zugegen. Bald traten auch andernorts solche Medien auf, hauptsächlich im evangelikal geprägten Nordosten der USA, und auf dem Höhepunkt dieser Welle um 1855 sollen eine bis mehrere Millionen US-Amerikaner von der Realität der angeblichen Geisterbeschwörungen überzeugt gewesen sein. Dabei verbreiteten sich schnell auch neue Methoden der „Kommunikation“ mit den Geistern wie das „automatische Schreiben“, bei der der Geist vermeintlich die Hand des Mediums führte, oder das Aussprechen der Gedanken der Geister durch in Trance versetzte Medien.[1]

Das Neue, das den modernen Spiritismus gegenüber ähnlichen älteren Praktiken auszeichnete, war das große Interesse, welches ihm eine breite Öffentlichkeit entgegenbrachte. Antoine Faivre weist darauf hin, dass der Spiritismus etwa zugleich mit der klassischen fantastischen Literatur und mit der sozialen Utopie des Marxismus auftrat und dass unmittelbar vor dem großen Medienrummel um die Fox-Schwestern das Buch The Principles of Revelation von Andrew Jackson Davis (1847), ein vielgelesenes Standardwerk des Mesmerismus, in den USA erschienen war. Der Mesmerismus versuchte ebenfalls, wenn auch auf etwas andere Art („Magnetisierung“), mit Hilfe von Medien Informationen aus einer übersinnlichen Welt zu erhalten. Weitere wichtige Aspekte der Vorgeschichte waren die mystische Lehre Emanuel Swedenborgs und die im französischen Illuminismus des späten 18. Jahrhunderts verbreiteten „Kommunikationen“ mit höheren geistigen Wesen. Im deutschen Sprachraum hatte Justinus Kerner 1826 beträchtliches Aufsehen erregt, indem er die später so genannte Seherin von Prevorst „magnetisierte“ und so dazu brachte, mit den Geistern Verstorbener zu kommunizieren, „Klopfgeister“-Erscheinungen hervorzurufen und von höheren geistigen Wesen empfangene Lehren zu verkünden. Schon 1794 hatte auch Johann Caspar Lavater von spiritistischen Sitzungen berichtet.[2]

Die von den Fox-Schwestern ausgelöste Spiritismus-Welle verbreitete sich schnell auch in Europa, wo der Franzose Allan Kardec (1804-1869), der erste bedeutende Theoretiker dieser Bewegung, eine auf dem Spiritismus und auf dem Glauben an die Reinkarnation basierende Religion stiftete. In Deutschland fasste die Bewegung relativ langsam Fuß und entwickelte sich nicht zu einer Massenbewegung, stieß andererseits aber stärker als in anderen Ländern auf Interesse in intellektuellen und wissenschaftlichen Kreisen (z.B. bei Karl Friedrich Zöllner und Gustav Theodor Fechner). Heute wird die Anhängerschaft des Spiritismus weltweit auf über 100 Millionen geschätzt, wovon die meisten in Südamerika leben.[3]

Spiritismus als Religion

Als Religion ist der Spiritismus durch eine ausgeprägte szientistische Haltung und durch eine scharfe Ablehnung des traditionellen Christentums charakterisiert. Grundlegend ist die Überzeugung, dass die menschliche Seele nach dem Tod weiter existiert und dass es mit Hilfe von Medien möglich ist, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren. Die Verstorbenen unterscheiden sich demnach nur wenig von ihrer früheren irdischen Existenz, behalten ihre Eigenheiten, und auch die „andere Welt“, in der sie leben, ähnelt dem Diesseits, ist allerdings in mancherlei Hinsicht „besser“. Damit verbunden war ursprünglich die Überzeugung, dass die Existenz der Seelen oder Geister mittels wissenschaftlicher Experimente nachgewiesen werden könne. Wilhelm Wundt bezeichnete den Spiritismus daher als eine Form des Materialismus, die sich zwar „spirituell“ nenne und eine Alternative zum herkömmlichen Materialismus sein wolle, aber das Spirituelle materiell vorstelle. Ähnlich ambivalent ist das Verhältnis zum Christentum, da Spiritisten sich vielfach selbst als Christen bezeichnen, aber das traditionelle Christentum entschieden ablehnen.[4]

Spiritismus und Anthroposophie

Obwohl Rudolf Steiner dem Spiritismus ausgesprochen skeptisch bis feindselig gegenüberstand (vgl. GA 243, S. 151f), hielt er dennoch den Verkehr mit den Toten für möglich und für zulässig. So unterstützte er z.B. die Kontakte und Impulse von Sigwart ins Reich der Lebenden ("Brücke über den Strom").

Bekannte Spiritisten

Allan Kardec, Daniel Dunglas Home, Arthur Conan Doyle (der Erfinder von Sherlock Holmes), Helena Petrovna Blavatsky, Karl Friedrich Zöllner, Alfred Russel Wallace, Sir Oliver Lodge, Theodate Pope Riddle, Mina "Margery" Crandon, Alexander Aksakov, Léon Denis, Johannes Greber, Chico Xavier

Bekannte Gegner des Spiritismus

John Nevil Maskelyne, Harry Houdini, James Randi, Carl Sagan

Literatur

  • Ruth Brandon: The Spiritualists: The Passion for the Occult in the Nineteenth and Twentieth Centuries, Buffalo 1983
  • R. Laurence Moore: Spiritualism, in: The Rise of Adventism: Religion and Society in Mid-Nineteenth-Century America, New York 1974, S. 79-103
  • Ders.: In Search of White Crows – Spiritualism, Parapsychology, and American Culture, New York 1977
  • Geoffrey K. Nelson: Spiritualism and Society, London 1969
  • Janet Oppenheim: The Other World: Spiritualism and Psychical Research in England, 1850-1914, Cambridge 1985
  • Diethard Sawicki: Leben mit den Toten: Geisterglauben und die Entstehung des Spiritismus in Deutschland 1770-1990, Paderborn 2001

Siehe auch

Okkultismus, Séance

Quellen

  1. John Patrick Deveney: Spiritualism, in: Wouter J. Hanegraaff (ed.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism, Leiden 2005, S. 1075f; Kocku von Stuckrad: Was ist Esoterik?, München 2004, S. 201
  2. Wouter J. Hanegraaff: New Age Religion and Western Culture, Leiden 1996, S. 436f; Antoine Faivre: Esoterik im Überblick, Freiburg 2001, S. 109f; Stuckrad, S. 201f
  3. Deveney, S. 1079-1081; Stuckrad, S. 202; Faivre, S. 109f
  4. Hanegraaff, S. 438-441

Weblinks


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