Lymphgefäße und Kategorie:Geschichtswissenschaften: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Dga grafik lymph.jpg|mini|Darstellung des Lymphgefäßsystems]]
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Ein '''Lymphgefäß''' (auch ''Lymphbahn'') ist ein [[Anatomie|anatomisches]] [[Gefäß (Anatomie)|Gefäß]] und mit einem [[Blutgefäß]] vergleichbar. Allerdings ist es nicht für den Transport von [[Blut]], sondern für den Abtransport der sich im [[Gewebe (Biologie)|Gewebe]] befindenden Flüssigkeit (''[[Lymphe]]'') einschließlich geringer Mengen von [[Protein|Eiweiß]] verantwortlich. In das Lymphgefäßsystem sind [[Lymphknoten]] als Filterstationen eingeschaltet.
[[Kategorie:Wissenschaft]]
 
[[Kategorie:Wissenschaftsgebiet nach Fachgebiet]]
== Anatomie ==
[[Kategorie:Geisteswissenschaften]]
=== Gefäßtypen ===
[[Kategorie:Geschichtswissenschaften|!]]
Das [[Lymphatisches System#Lymphgefäßsystem|Lymphgefäßsystem]] lässt sich grob in vier [[Gefäß (Anatomie)|Gefäß]]<nowiki />typen unterteilen, die sich unter anderem in Aufbau, Funktion und Größe unterscheiden:
[[Kategorie:Realwissenschaften]]
 
==== Lymphkapillaren ====
Die ''[[Kapillare (Anatomie)#Lymphkapillaren|Lymphkapillaren]]'' (auch ''[[initial]]e Lymphgefäße'') sind die kleinste [[Anatomie|anatomische]] Einheit im [[Lymphatisches System#Lymphgefäßsystem|Lymphgefäßsystem]]. Sie beginnen fingerförmig im [[Interstitium (Anatomie)|Interstitium]] (Zellzwischenraum) und bestehen aus sich dachziegelartig überlappenden [[Endothel]]zellen, die ein ungefähr 50 µm durchmessendes, fast 10 mal so großes [[Lumen (Biologie)|Lumen]] wie das der Blutkapillaren formen. Die Lymphkapillaren sind am bzw. im umliegenden [[Gewebe (Biologie)#Tierische Gewebearten|Gewebe]] mit sogenannten [[Ankerfilament]]en befestigt. Diese bestehen aus an Endothelzellen angelagerten Mikro[[fibrille]]n, die an [[elastische Faser]]n des interstitiellen [[Bindegewebe]]s binden. Neben der Verankerung bewirken sie, dass das Gefäßlumen offen gehalten wird.
 
Die [[Lymphe#Bildung|Lymphbildung]] erfolgt in den Lymphkapillaren durch Aufnahme der im Interstitium befindlichen [[Gewebsflüssigkeit]].
 
==== Präkollektoren ====
In der Folge vereinigt sich [[Lymphe]] aus mehreren Lymphkapillaren in den nächstgrößeren Lymphgefäßen, den um die 100 µm weiten ''Präkollektoren''. Diese besetzen funktionell die Zwischenposition zwischen den vorangegangenen [[#Lymphkapillaren|Lymphkapillaren]] und den nachfolgenden [[#Kollektoren|Kollektoren]], da sie sowohl an der [[Lymphe#Bildung|Lymphbildung]] beteiligt sind (d.&#8239;h. [[Gewebsflüssigkeit]] aufnehmen) als auch – dank der Tatsache, dass sie vereinzelt [[Muskelfaser|Muskelzellen]] besitzen – zum Weitertransport der Lymphe (zunächst) bis zu den Kollektoren beitragen.
 
==== Kollektoren ====
Jeweils mehrere Präkollektoren vereinen sich nun zu einem ''Kollektor'' (‚Sammler‘). Die 150 bis 600 µm im Querdurchmesser messenden Kollektoren sind dabei die ersten Lymphgefäße, die die [[Lymphe]] durchläuft, die alleine dazu dienen, sie zu transportieren.
 
Der Aufbau der Kollektoren ist ähnlich dem der [[Vene]]n – mit Klappen, die denen der Venen ähneln, allerdings passiv sind, (siehe dazu ''[[Venenklappe]]'') sowie mit dem (für sämtliche [[Gefäß (Anatomie)|Gefäße]] typischen) [[Vene#Aufbau|dreischichtigen Wandaufbau]]. Durch diese Klappen, die in bestimmten Abständen (<code>~&nbsp;Gefäßdurchmesser/μm&nbsp;×&nbsp;10</code>) angebracht sind, wird ein Rückströmen der Lymphe verhindert und ein zentralgerichteter Lymphstrom gewährleistet.
 
Der Abschnitt zwischen zwei Klappen heißt [[Lymphangion]]. Dessen gelegentliche Bezeichnung als „Lymphherz“ rührt daher, dass die Angione – ähnlich der [[Muskelkontraktion|Kontraktion]] des [[Herz]]ens – in bestimmten Intervallen kontrahieren (in Ruhe etwa 10- bis 12-mal/Min.) und so die Lymphe in den jeweils nächsten Abschnitt weiterpressen.
 
Unterteilt werden die Kollektoren wie folgt:
 
* ''oberflächliche Kollektoren'' (epi[[Faszie|fasziales]] System):
:Diese liegen im [[Subkutis#Unterhautfettgewebe|Unterhautfettgewebe]] und nehmen die Lymphe aus [[Haut]] und [[Subkutis|Unterhaut]] auf.
 
* ''tiefe Kollektoren'' (subfasziales System):
:Diese liegen intrafaszial in den [[Gliedmaßen|Extremitäten]] sowie der [[Rumpf (Anatomie)|Rumpf]]<nowiki />wand und nehmen die Lymphe aus [[Muskulatur|Muskeln]], [[Band (Anatomie)|Bändern]], [[Gelenk]]en und [[Knochen]] auf.
 
* ''Eingeweidekollektoren'' (viszerales System):
:Diese nehmen die Lymphe der [[Eingeweide]] (Viszera) auf.
 
==== Lymphsammelstämme ====
Die ''Lymphsammelstämme'' – unterteilt nach den Sammelstämmen der oberen und denen der unteren Körperhälfte – sind die größten Lymphgefäße des Körpers. Zu ihnen gehören z.&#8239;B. der ''[[Truncus trachealis]]'' (Luftröhrenstamm) und der ''[[Ductus thoracicus]]'' („Milchbrustgang“; ca.&nbsp;40&#8239;cm lang). Die Sammelstämme nehmen die [[Lymphe]] aus den [[#Kollektoren|Kollektoren]] – heißt: die gesamte Lymphe aus den [[Inneres Organ|inneren Organen]], den [[Gliedmaßen|Extremitäten]] sowie den dazugehörigen [[Rumpf (Anatomie)|Rumpf]]<nowiki />quadranten – auf und münden im weiteren Verlauf [[herz]]<nowiki />nah in die [[Venenwinkel]], also in den [[Vene|venösen]] [[Blutkreislauf]].
 
=== Gefäßverbindungen ===
Lymphgefäße, die in derselben Ebene liegen (z.&#8239;B. oberflächliche Kollektoren im Unterhautfettgewebe) sind untereinander durch sogenannten [[Anastomose]]n verbunden. Lymphgefäße, die in verschiedenen Ebenen liegen (z.&#8239;B. oberflächliche und tiefe Kollektoren), sind untereinander durch sogenannte Perforanzgefäße verbunden.
 
Anastomosen dienen unter anderem als Umleitungen. Ist der Lymphfluss in einem größeren Gefäß unterbrochen, fließt die Lymphe über die Anastomosen in ein angrenzendes, mit ihm verbundenes, Lymphgefäß. Somit kann ein Flüssigkeitsstau und ein daraus resultierendes [[Lymphödem]] vermieden werden.
 
Über die Perforanzgefäße findet ein ständiger Flüssigkeitsstrom, meist von den tiefen zu den oberflächlichen großen Lymphgefäßen, statt (anders als bei den venösen Blutgefäßen, wo der Blutstrom meist von oberflächlich nach tief verläuft). Diese Eigenschaft macht man sich unter anderem bei der [[Manuelle Lymphdrainage|manuellen Lymphdrainage]], einer Form der Massage, zu Nutzen. Hier wird durch die sanfte Massage der Lymphfluss der oberflächlichen Lymphgefäße unterstützt und angeregt wodurch auch die tiefliegenden Lymphgefäße besser entleert werden.
 
== Aufgabe ==
[[Datei:Lymph -.jpg|mini|hochkant=1.6|Schematische Darstellung zur Funktion der Lymphgefäße bei der Immunabwehr]]
Das Lymphgefäßsystem ist unter anderem für den Rücktransport von liegengebliebener Gewebsflüssigkeit (d.&nbsp;h. nicht wieder vom Blutgefäßsystem resorbierte Flüssigkeit) und Eiweißmolekülen in den venösen Blutkreislauf zuständig. Darüber hinaus hat es immunbiologische Aufgaben. Im Rahmen der Fettverdauung wird ein Großteil der aus der Nahrung aufgenommenen Fette von den Enterozyten des Dünndarms in [[Chylomikron|Chylomikronen]] verpackt und anschließend über die Lymphgefäße ins Blut transportiert.
Stauungen im Lymphgefäßsystem oder Überforderung der Rücktransportkapazität (z.&nbsp;B. bei venösen Stauungen auf Grund einer Rechts[[herzinsuffizienz]]) haben Lymphödembildungen zur Folge.
 
Der Eiweißrücktransport ist insofern wichtig, als bei Ansammlung von Eiweißmolekülen im [[Interstitium (Anatomie)|Interstitium]] der [[Kolloidosmotischer Druck|kolloidosmotische Druck]] im Interstitium ansteigen würde und es vermehrt dazu käme, dass Blutflüssigkeit aus den Blutkapillaren ins Interstitium gelangt. Dies führt zu einem Volumenmangel ([[Hypovolämie]]), im schlimmsten Fall zu einem lebensbedrohlichen [[Schock (Medizin)|Schockzustand]].
 
== Krankheiten ==
Unter angeborenen oder erworbenen Erkrankungen der Lymphgefässe sind [[Lymphödem]], [[Lymphangitis]], [[Lymphangiom]], [[Lymphangiomatose]] und [[Lymphangiektasie]] zu nennen.
 
== Forschungsgeschichte ==
Entdeckt wurden die Lymphgefäße 1622 von [[Gaspare Aselli]], der am Darm von Tieren weiße, mit Klappen versehene Gefäße sah, die eine milchähnliche Flüssigkeit enthielten. Er nannte diese Gefäße, als deren Funktion er eine Nahrungsaufsaugung annahm, ''Venae lacteae'' und ''Vasa lactea''. Den Namen Vasa lymphatica erhielten diese Gefäße dann 1653 von [[Thomas Bartholin]].<ref>Nikolaus Mani: ''Lymphe, Lymhgefäße.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 875.</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Lymphgefäß}}
 
== Literatur ==
*Uwe Gille: ''Herz-Kreislauf- und Abwehrsystem, Angiologia''. In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' Enke-Verlag Stuttgart, 2. Aufl. 2008, S. 404–463. ISBN 978-3-8304-1075-1
*Lüllmann-Rauch, R.: ''Taschenlehrbuch Histologie'', Georg Thieme Verlag, 4. Auflage 2012, S. 270–272. ISBN 978-3-13-129244-5
*Benninghoff, Drenckhahn: ''Anatomie'' Band 2, Urban & Fischer
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Lymphbahn}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Lymphgefäßsystem]]
[[Kategorie:Lymphgefäße]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 4. März 2018, 16:03 Uhr