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| Eine '''Definition''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] definitio = ''Abgrenzung'', von de = ''ab, weg'' und finis = ''Grenze'') soll eine möglichst eindeutige Bestimmung eines [[Begriff]]s geben und ihn klar von anderen, ähnlichen Begriffen abgrenzen. Vielfach werden daher möglichst präzise Definitionen als grundlegend für die [[Wissenschaft]]en angesehen. [[Wikipedia:Karl Popper|Karl Popper]] sah sie hingegen für relativ unbedeutend an, da sie den [[Aussage]]n und [[Theorie]]n untergeordnet seien, in deren Rahmen sie verwendet würden. Erst durch ihren Gebrauch würden sich die verwendeten Begriffe allmählich klären.
| | Zeichnung aus [[GA 179]], S. 12 |
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| {{Zitat|Nicht durch die Definition wird die Anwendung eines Begriffes festgelegt, sondern die Verwendung des Begriffes legt das fest, was man seine ‚Definition‘ oder seine ‚Bedeutung‘ nennt. Anders ausgedrückt: Es gibt nur Gebrauchsdefinitionen.|Karl Popper|''Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie.''|ref=<ref>Karl R. Popper: ''Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Aufgrund von Manuskripten aus den Jahren 1930–1933.'' Tübingen 2. verbess. Auflage 1994, S. 366f. ISBN 3-16-145774-9)</ref>}}
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| In [[geist]]igen Zusammenhängen, wo ein [[lebendiges Denken]] gefordert ist, sind Definitionen völlig unbrauchbar. An ihre Stelle muss eine lebendig-bewegliche begriffliche Charakterisierung treten.
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| {{GZ|Nun, wenn Sie öfter von mir Auseinandersetzungen gehört hätten,
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| dann würden Sie gefunden haben, daß ich nirgends Definitionen
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| gebe, ja, daß ich mich sogar scharf gegen das Definieren in der
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| Anthroposophie wende. Ich muß ja manchmal, da ich populär zu
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| sprechen habe, die Dinge begrifflich darstellen. Und obwohl ich ganz
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| gut weiß, daß Definitionen eine gewisse Hilfe sein können für das
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| mehr naturwissenschaftliche oder historisch im heutigen Sinne geartete
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| Wissen, obwohl ich mir also des eingeschränkten Rechtes von
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| Definitionen bewußt bin, so erinnere ich doch daran, wie innerhalb
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| der griechischen Philosophie gesagt wurde, man solle einen Menschen
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| definieren. Es wurde da die Definition gegeben, ein Mensch sei
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| ein Lebewesen, das zwei Beine und keine Federn hat. Und da brachte
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| am nächsten Tage jemand einen gerupften Hahn und sagte, das wäre
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| ein Mensch. - Sehen Sie, so weit entfernt man sich sehr häufig von
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| der unmittelbaren Anschauung, auch mit brauchbaren Definitionen.
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| Man muß nur auf die Dinge eingehen.
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| Das ist eben eine Eigentümlichkeit des intellektualistischen Wissens,
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| und darin steckt vielfach auch dasjenige, was nun zu dem Urteil
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| geführt hat, das in so scharfer Weise die Grenzen sehen will zwischen
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| Glauben und Wissen. Man muß da schon ein wenig auf die Feinheiten
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| eingehen. Sehen Sie, schon in unseren einfachsten Wissenschaften
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| stecken Definitionen, die eigentlich gar keine Berechtigung haben.
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| Schlagen Sie irgendein Physikbuch auf. Sie finden darin eine Definition:
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| Was ist Undurchdringlichkeit? Undurchdringlichkeit ist die Eigenschaft
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| der Körper, daß an dem Orte, wo ein Körper ist, nicht
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| zugleich ein anderer sein kann. - Das ist eine Definition der Undurchdringlichkeit.
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| Im ganzen Umfange des Wissens und Erkennens
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| darf aber so gar nicht definiert werden, sondern diese [Definition der]
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| Undurchdringlichkeit ist eigentlich bloß ein maskiertes Postulat. In
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| Wirklichkeit müßte gesagt werden: Man nennt einen Körper undurchdringlich,
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| wenn er so beschaffen ist, daß an dem Orte, wo er ist,
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| nicht zugleich ein anderer sein kann. - Es ist das nämlich bloß eine
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| Anleitung, einen Körper zu bestimmen, seine Eigenart zu postulieren;
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| und erst unter dem Einfluß der materialistischen Denkweise
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| werden Postulate maskiert als Definitionen gegeben.|343a|95}}
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| {{GZ|Man kann heute in der
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| Schule lernen: Die Körper sind undurchdringlich. Und das
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| wird als Definition angeführt: die Undurchdringlichkeit
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| besteht darin, daß in dem Raum, in dem ein Körper ist,
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| ein anderer nicht sein kann. - So kann ein Geisteswissenschafter
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| den Satz nicht sagen. Ein Geisteswissenschafter
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| kann niemals von einer begrifflichen Definition ausgehen,
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| sondern nur von einer begrifflichen Charakteristik. Er sagt
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| in diesem Falle: Dasjenige, welches sich so verhält, daß es
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| einen Raum in der Art ausfüllt, daß kein anderes Wesen in
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| diesem Räume drinnen sein kann, ist ein materieller Körper.
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| — Das heißt, er kehrt die Sache gerade um, er geht aus
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| davon, seinen Begriff nur in den Grenzen anzuwenden,
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| weil er ihn lebendig hat, in denen er anzuwenden ist. Er
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| verabsolutiert nicht die Begriffe. Das stellt sich in den allereinfachsten
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| Denkoperationen ein, wenn man wirklich den
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| Sprung macht, den ich nennen möchte: den Sprung über die
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| Schwelle der geistigen Welt. Man muß das wirklich sehr
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| ernst nehmen. Die Menschen möchten heute noch so im Abstrakten
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| herumreden, wenn von der geistigen Welt die
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| Rede ist. Aber die ganze Seelenkonstitution, die ganze Art
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| zu denken, wird eine andere, wenn man in die Wirklichkeit
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| eintritt. Die Begriffe werden erlebt, so daß man ihre Wirklichkeit
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| durchlebt. Sehen Sie: ein abstrakt denkender
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| Mensch, für den ist eine Rose, die er im Zimmer in Wasser
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| gestellt hat, selbstverständlich eine Wirklichkeit. Aber das
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| ist gar keine Wirklichkeit. Denn im wirklichen Leben kann
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| eine Rose nicht da sein, ohne daß sie am Rosenstrauch ist
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| und im ganzen Zusammenhang mit dem Rosenstrauch entsteht.
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| Der Geisteswissenschafter ist sich also immer bewußt,
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| daß er, wo etwas mit etwas anderem zusammengehört, es
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| im Zusammenhange zu denken hat. Er weiß: der Begriff
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| Rose als abgeschnittene Rose ist ein unwirklicher Begriff.
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| Denken Sie sich das ausgedehnt auf die ganze Formung,
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| auf die ganze Struktur des Denkens, dann werden Sie einen
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| Begriff bekommen von dem bedeutungsvollen Umschwung,
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| der eintritt, wenn die Schwelle zur geistigen Welt überschritten
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| ist. Da bekommt man eben die Wirklichkeit.
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| Da bekommt man ein inneres, erlebbares Vorstellen von
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| der Tragweite der Begriffe.|73|99ff}}
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| {{GZ|In der Geisteswissenschaft
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| läßt sich nicht anders charakterisieren, als daß man von verschiedenen
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| Seiten her sich einer Sache nähert und die sich ergebenden verschiedenen
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| Anschauungen dann zusammenschaut. Geradesowenig wie in
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| einem einzigen Ton eine Melodie gegeben werden kann, so wenig können
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| Sie das, was geisteswissenschaftlicher Inhalt ist, mit einer einzigen
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| Charakteristik umfassen; Sie müssen die Charakteristik von verschiedenen
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| Seiten nehmen. Das ist das, was in früheren Zeiten Menschen,
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| welche etwas davon wirklich wußten, genannt haben: Zusammenhören,
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| die verschiedenen Erklärungen zusammenhören.|302a|54f}}
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| == Anmerkungen ==
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| <references />
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| == Literatur ==
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| #Rudolf Steiner: ''Die Ergänzung heutiger Wissenschaften durch Anthroposophie'', [[GA 73]] (1987), ISBN 3-7274-0730-1 {{Vorträge|073}}
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| #Rudolf Steiner: ''Erziehung und Unterricht aus Menschenerkenntnis'', [[GA 302a]] (1993), ISBN 3-7274-3025-7 {{Vorträge|302a}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
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| {{GA}}
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| [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Wissenschaft]] [[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
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