Orientalistik und Julian Huxley: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Orientalistik''' (auch '''Orientwissenschaft(en)''') ist eine [[Wissenschaft|wissenschaftliche Disziplin]], die sich mit dem Studium der Sprachen sowie der geistigen und materiellen Kultur des [[Orient]]s in seiner ursprünglichen, das gesamte Asien und angrenzende Gebiete umfassenden, Bedeutung beschäftigt.
[[Datei:Julian Huxley 1964.jpg|miniatur|Julian Huxley (1964)]]
[[Datei:Hux-Oxon-72.jpg|miniatur|Julian Huxley (1922)]]
Sir '''Julian Sorell Huxley''' (* [[22. Juni]] [[1887]] in London; † [[14. Februar]] [[1975]] ebenda) war ein britischer [[Biologe]], [[Philosoph]] und Schriftsteller. Seine frühen Verhaltensbeobachtungen an [[Wikipedia:Seetaucher|Seetaucher]]n und [[Wikipedia:Reiher|Reiher]]n gehörten zu den ersten exakten Studien der [[Verhaltensbiologie|Verhaltensforschung]], die unter anderem dem Werk von [[Konrad Lorenz]] und [[Wikipedia:Nikolaas Tinbergen|Nikolaas Tinbergen]] den Weg ebneten. Huxley war [[Humanismus|Humanist]] und ein bekannter Vordenker der [[Eugenik]] und des [[Atheismus]]. Als erster UNESCO-Generalsekretär trug er maßgeblich zur [[w:Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte]] bei.


== Geschichte ==
== Leben ==
Als akademische Disziplin wurde die Orientalistik 1795 mit der Errichtung der ''{{lang|fr|[[École spéciale des langues orientales]]}}'' in Paris begründet. Hier lehrte [[Silvestre de Sacy]] (1758–1838), der die Entwicklung der Orientalistik maßgeblich beeinflusste. 1845 wurde in [[Deutschland]] die [[Deutsche Morgenländische Gesellschaft]] gegründet, die sich bis heute dem Studium [[Asien]]s, [[Afrika]]s und [[Ozeanien]]s widmet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden neben der [[Textkritische Methode|textkritischen Forschung]] zunehmend [[eurozentrisch]]e Konzepte wie die "Rätselhaftigkeit des Orients" (z. B. durch Übersetzungen von [[Antoine Galland]]s Übersetzung von ''[[1001 Nacht]]'') oder die "Rückständigkeit des Islams" aus dem europäischen [[Kolonialismus]] übernommen, siehe dazu auch [[Orientalismus]].
Julian Huxley war der älteste Sohn von [[w:Leonard Huxley (Autor)|Leonard Huxley]] und dessen erster Frau Julia Frances Arnold und der Enkel von [[Thomas Henry Huxley]]. Sein Bruder war der Schriftsteller [[Aldous Huxley]].


Das Institut für Orientalistik in Wien besteht seit dem Jahr 1886. Zurzeit werden an diesem Institut ein grundständiger und vier weiterführende Studienrichtungen angeboten. Diese sind Orientalistik (Bachelor of Arts), [[Altorientalistik|Altorientalische Philologie]] und Orientalische Archäologie (MA), [[Arabistik]] (MA), [[Islamwissenschaft]] (MA) sowie [[Turkologie]] / [[Osmanistik]] (MA). Alle drei Studienrichtungen gehören innerhalb der [[Geisteswissenschaft|Geistes-]] und [[Kulturwissenschaft]]en zu den Fächern der [[Philologie]] und [[Kulturgeschichte|Kulturhistorik]].
Huxley wurde in [[w:Eton College|Eton]] erzogen und studierte in [[w:Universität Oxford|Oxford]] [[Zoologie]]. Von 1910 bis 1912 arbeitete er als Lektor für Zoologie am [[w:Balliol College|Balliol College]], von 1912 bis 1916 lehrte er am Rice-Institut in [[w:Houston|Houston]] (Texas). 1919 kehrte er zunächst nach Oxford zurück, wurde dann aber Professor (1925–1927) und Honorarprofessor (1927–1935) am [[w:King’s College London|King’s College London]]. Danach wirkte er als Vizepräsident (1937–1944) und Präsident der [[w:British Eugenics Society|Eugenics Society]] (1959–1962) und als Generalsekretär der [[w:Zoological Society of London|Zoologischen Gesellschaft zu London]] (1935–42).


Disziplinen der Orientalistik, die teilweise über sie hinausreichen, sind beispielsweise die [[Assyriologie]], die [[Iranistik]], die [[Turkologie]], die [[Osmanistik]], die [[Semitistik]] und die [[Arabistik]], aber auch die [[Islamwissenschaft]]. Im weiteren Sinne werden auch die [[Ägyptologie]] sowie die [[Afrikanistik]] dazu gerechnet.
1934 führte er Regie bei dem [[Kurzfilm]] ''[[w:The Private Life of the Gannets|The Private Life of the Gannets]]'', einem Dokumentarfilm über [[w:Basstölpel|Basstölpel]], die auf einer kleinen Felseninsel vor der Küste von [[w:Wales|Wales]] leben. Der Film wurde 1937 mit dem Oscar als ''[[w:Oscar/Bester Kurzfilm|bester Kurzfilm (eine Filmrolle)]]'' ausgezeichnet.


Ein [[japan]]isches Gegenstück hatte die Orientalistik mit ''[[Rangaku]]''.
Julian Huxley spielte eine bedeutende Rolle in der Gründungsphase der [[w:United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]] und war von 1946 bis 1948 der erste Generaldirektor der Organisation. Ferner geht die Gründung der [[w:Internationale Humanistische und Ethische Union|Internationalen Humanistischen und Ethischen Union]] (IHEU) auf eine Initiative Huxleys zurück. Huxley war erster Präsident der IHEU, die heute ein Zusammenschluss von über 100 humanistischen und säkularen Organisationen ist. Julian Huxley wurde 1953 mit dem [[w:Kalinga-Preis|Kalinga-Preis]] für die Popularisierung der Wissenschaft ausgezeichnet.
 
Ebenso war er ein bedeutender Vertreter der [[Eugenik]]. Er war unter anderem von 1937 bis 1944 und 1959 bis 1962 an führender Stelle im Vorstand der ''British Eugenics Society'', dem heutigen [[w:Galton Institute|Galton Institute]].<ref>[http://www.galtoninstitute.org.uk/ Galton Institute]</ref>
 
1960 war Huxley als Berater der UNESCO für Fragen des Wildschutzes in Ostafrika tätig; er veröffentlichte einige Zeitungsartikel in der britischen Wochenzeitung ''[[w:The Observer|The Observer]]'', in denen er auf die Natur- und Lebensraumzerstörung von Wildtieren in Afrika aufmerksam machte. Durch die öffentliche Aufmerksamkeit, die seine Texte erhielten, entstanden die Idee und die nötige Öffentlichkeit zur Gründung des [[w:World Wide Fund for Nature|WWF]] im Frühjahr 1961. 1961 wurde Huxley in die [[w:American Academy of Arts and Sciences|American Academy of Arts and Sciences]] gewählt.
 
== Werk ==
Als Bruder des Schriftstellers [[Aldous Huxley]] und Enkel von [[Thomas Henry Huxley]], der in der Durchsetzung der Lehre Darwins eine große Rolle gespielt hatte, prägte Huxley die Idee des [[Evolutionärer Humanismus|evolutionären Humanismus]] und des „Atheismus im Namen der Vernunft“: „Gott ist eine vom Menschen erdachte Hypothese bei dem Versuch, mit dem Problem der Existenz fertigzuwerden.“ Die in Deutschland ansässige [[Giordano-Bruno-Stiftung]] bezieht sich ausdrücklich auf Huxleys Vorstellungen und sieht sich deren Förderung, Weiterentwicklung und Verbreitung verschrieben.
 
== Werke ==
* ''The individual in the animal kingdom'' (1911)
* ''The courtship habits of the Great Crested Grebe'' (1914)
* ''Essays of a Biologist'' (1923)
* ''The stream of life'' (1926)
* ''Animal biology'' (mit John Burdon Sanderson Haldane, 1927)
* ''Religion without revelation'' (1927, überarbeitete Neuauflage 1957)
* ''The tissue-culture king'' (1927)
* ''Ants'' (1929)
* ''Bird-watching and bird behaviour'' (1930)
* ''What dare I think?'' (1931)
* ''The captive shrew and other poems'' (1932)
* ''The science of life'' (mit H. G. Wells und seinem Sohn George Philip Wells, 1931)
* ''Problems of relative growth'' (1932)
* ''A scientist among the Soviets'' (1932)
* ''Scientific research and social needs'' (1934)
* ''Elements of experimental embryology'' (mit Gavin de Beer, 1934)
* ''An introduction to science'' (mit Edward Andrade, 1934)
* ''Thomas Huxley's diary of the voyage of H.M.S. Rattlesnake'' (1935)
* ''We Europeans. A survey of racial problems'' (mit Alfred C. Haddon, 1935)
* ''Animal language'' (1938)
* ''The living thoughts of Darwin'' (1939)
* ''The new systematics'' (1940)
* ''The uniqueness of man'' (1941)
* ''Evolution: the modern synthesis'' (1942, überarbeitete Neuauflage 1963)
* ''Democracy marches'' (1941) (deutsch: ''Demokratie marschiert'' (1942))
* ''Evolutionary ethics'' (1943)
* ''TVA: Adventure in planning'' (1944)
* ''On living in a revolution'' (1944)
* ''Touchstone for ethics'' (1947)
* ''Man in the modern world'' (1947), essays selected from ''The uniqueness of man'' (1941) and ''On living in a revolution'' (1944) (deutsch: ''Der Mensch in der modernen Welt'' (1950))
* ''Evolution in action'' (1953) (deutsch: ''Entfaltung des Lebens'' (1954))
* ''From an Antique Land: Ancient and Modern in the Middle East'' (1954) (deutsch: ''Die Wüste und die alten Götter'' (1956))
* ''Kingdom of the beasts'' (with W. Suschitzky, 1956) (deutsch: ''Das Reich der Tiere'' (1956))
* ''The story of evolution'' (1958)
* ''Biological aspects of cancer'' (1957) (deutsch: ''Krebs in biologischer Sicht'' (1960))
* ''The humanist frame'' (as editor, 1961) (deutsch: ''Der evolutionäre Humanismus : 10 Essays über d. Leitgedanken u. Probleme'' (1964))
* ''Essays of a humanist'' (1964) (Neuauflage 1992 mit dem Titel: ''Evolutionary Humanism'', ISBN 0-87975-778-7) (deutsch: ''Ich sehe den künftigen Menschen : Natur u. neuer Humanismus'' (1965))
* ''The wonderful world of evolution'' (1969) (deutsch: ''Wunderbare Welt der Evolution : Die Entwicklung des Lebens vom Einzeller zum 0Menschen'' (1970))
* ''Memories'' (1970)
* ''Memories II'' (1973) (deutsch: ''Ein Leben für die Zukunft: Erinnerungen'' (1974/1981))
* ''The Atlas of World Wildlife'' (1973) (deutsch: ''Großer Atlas des Tierlebens''. Corvus Verlag, Berlin (1974))


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Orientalistik}}
* {{WikipediaDE|Julian Huxley}}
* {{WikipediaDE|Altorientalistik}}
* {{WikipediaDE|Orientalist}}


== Literatur ==
== Weblinks ==
* {{Literatur |Autor=Edward Said|Titel=Orientalismus|Verlag=Fischer |Ort=Frankfurt am Main |Jahr=1979 | ISBN=3-596-12240-6}}
{{commonscat}}
* {{Literatur |Autor=Sabine Mangold |Titel=Eine „weltbürgerliche Wissenschaft“. Die deutsche Orientalistik im 19.&nbsp;Jahrhundert |Verlag=Franz Steiner |Ort=Stuttgart |Jahr=2004 |ISBN=3-515-08515-7 }}
{{Wikiquote}}
* Suzanne L. Marchand: ''German Orientalism in the Age of Empire - Religion, Race, and Scholarship'', German Historical Institute, Washington, D.C. und Cambridge University Press, New York 2009 ISBN 978-0-521-51849-9
* {{DNB-Portal|11855509X}}
* {{Literatur |Autor=Angelika Hartmann |Titel=Orientalistik und Islambegriff heute |Sammelwerk=Angewandte interdisziplinäre Orientforschung. Stand und Perspektiven im westlichen und östlichen Deutschland |Herausgeber=Angelika Hartmann, Konrad Schliephake |Verlag=Deutsches Orient-Institut |Ort=Hamburg |Jahr=1991 |ISBN=3-89173-020-9 |Kommentar=Mitteilungen des Deutschen Orient-Instituts, 41 |Seiten=121–148 }}
* {{Pressemappe|FID=pe/008423}}
* {{Literatur |Autor=Hatem Elliesie |Titel=Der zweite Band der Encyclopaedia Aethiopica im Vergleich |Verlag=Orientalistische Literaturzeitung |Ort=Berlin |Jahr=2007 |Seiten=397–407 }}
* {{Literatur |Autor=Andrea Polaschegg |Titel=Der andere Orientalismus. Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert|Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin/New York|Jahr=2005 }}
** Besprochen von Wolfgang G. Schwanitz in Süddeutsche Zeitung, [http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2009_02_03/Andrea%20Polaschegg%20Orientalismus.pdf Besprechung 17. Juli 2006] (PDF; 351&nbsp;kB).
* Robert Irwin: ''For lust of knowing: The Orientalists and their enemies''. London: Allen Lane 2006, ISBN 0-7139-9415-0.
** Besprochen von Wolfgang G. Schwanitz in [http://www.fr-online.de/literatur/ueberfaellige-korrekturen,1472266,3165830.html ''Frankfurter Rundschau''], [http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2009_04_19/Robert%20Irwin%20Orientalists.pdf June 26, 2006] (PDF; 152&nbsp;kB).
* Ursula Wokoeck: ''German Orientalism: The Study of the Middle East and Islam from 1800 to 1945.'' London: Routledge 2009, ISBN 978-0-415-46490-1.
** Besprochen von Wolfgang G. Schwanitz in ''Insight Turkey'', [http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2010_12_15/Ursula%20Wokoeck%20German%20Oriental%20Studies.pdf 12(2010)4] (PDF; 932&nbsp;kB), 225-7.
* Zachary Lockman: ''Contending Visions of the Middle East. The History and Politics of Orientalism.'' New York: Cambridge University Press 2004, ISBN 0-521-62937-3.
** Besprochen von Wolfgang G. Schwanitz in ''DAVO-Nachrichten'', Mainz, Germany, [http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/Zachary%20Lockman%20Orientalism.pdf 23(2006)8] (PDF; 99&nbsp;kB), 77-78.


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
{{Commonscat|Orientalism|Orientalistik}}
<references />
{{Wikisource|Gesetz, betreffend die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen|Gesetz, betreffend die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen (Deutsches Reich, 1887)}}
 
{{Wikisource|Die orientalischen Wissenschaften − Der vordere Orient und Afrika (1914)}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=11855509X|LCCN=n/80/57245|NDL=00444127|VIAF=39451154}}
* [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ Menadoc - DFG-Sondersammelgebiet 6.23 Vorderer Orient einschl. Nordafrika, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle-Wittenberg]
* [http://www.univie.ac.at/ecco/stichproben/Nr2_Loimeier.pdf Roman Loimeier: ''Edward Said und der Deutschsprachige Orientalismus: Eine Kritische Würdigung.'' Wiener Zeitschrift für kritische Afrikastudien 2/2001, Jg. 1] (PDF-Datei; 59 kB)
* [http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=11214&ausgabe=200710 Ekkehard Ellinger über die "Deutsche Orientalistik zur Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945"]


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Version vom 29. Juli 2019, 09:32 Uhr

Julian Huxley (1964)
Julian Huxley (1922)

Sir Julian Sorell Huxley (* 22. Juni 1887 in London; † 14. Februar 1975 ebenda) war ein britischer Biologe, Philosoph und Schriftsteller. Seine frühen Verhaltensbeobachtungen an Seetauchern und Reihern gehörten zu den ersten exakten Studien der Verhaltensforschung, die unter anderem dem Werk von Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen den Weg ebneten. Huxley war Humanist und ein bekannter Vordenker der Eugenik und des Atheismus. Als erster UNESCO-Generalsekretär trug er maßgeblich zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bei.

Leben

Julian Huxley war der älteste Sohn von Leonard Huxley und dessen erster Frau Julia Frances Arnold und der Enkel von Thomas Henry Huxley. Sein Bruder war der Schriftsteller Aldous Huxley.

Huxley wurde in Eton erzogen und studierte in Oxford Zoologie. Von 1910 bis 1912 arbeitete er als Lektor für Zoologie am Balliol College, von 1912 bis 1916 lehrte er am Rice-Institut in Houston (Texas). 1919 kehrte er zunächst nach Oxford zurück, wurde dann aber Professor (1925–1927) und Honorarprofessor (1927–1935) am King’s College London. Danach wirkte er als Vizepräsident (1937–1944) und Präsident der Eugenics Society (1959–1962) und als Generalsekretär der Zoologischen Gesellschaft zu London (1935–42).

1934 führte er Regie bei dem Kurzfilm The Private Life of the Gannets, einem Dokumentarfilm über Basstölpel, die auf einer kleinen Felseninsel vor der Küste von Wales leben. Der Film wurde 1937 mit dem Oscar als bester Kurzfilm (eine Filmrolle) ausgezeichnet.

Julian Huxley spielte eine bedeutende Rolle in der Gründungsphase der UNESCO und war von 1946 bis 1948 der erste Generaldirektor der Organisation. Ferner geht die Gründung der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU) auf eine Initiative Huxleys zurück. Huxley war erster Präsident der IHEU, die heute ein Zusammenschluss von über 100 humanistischen und säkularen Organisationen ist. Julian Huxley wurde 1953 mit dem Kalinga-Preis für die Popularisierung der Wissenschaft ausgezeichnet.

Ebenso war er ein bedeutender Vertreter der Eugenik. Er war unter anderem von 1937 bis 1944 und 1959 bis 1962 an führender Stelle im Vorstand der British Eugenics Society, dem heutigen Galton Institute.[1]

1960 war Huxley als Berater der UNESCO für Fragen des Wildschutzes in Ostafrika tätig; er veröffentlichte einige Zeitungsartikel in der britischen Wochenzeitung The Observer, in denen er auf die Natur- und Lebensraumzerstörung von Wildtieren in Afrika aufmerksam machte. Durch die öffentliche Aufmerksamkeit, die seine Texte erhielten, entstanden die Idee und die nötige Öffentlichkeit zur Gründung des WWF im Frühjahr 1961. 1961 wurde Huxley in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Werk

Als Bruder des Schriftstellers Aldous Huxley und Enkel von Thomas Henry Huxley, der in der Durchsetzung der Lehre Darwins eine große Rolle gespielt hatte, prägte Huxley die Idee des evolutionären Humanismus und des „Atheismus im Namen der Vernunft“: „Gott ist eine vom Menschen erdachte Hypothese bei dem Versuch, mit dem Problem der Existenz fertigzuwerden.“ Die in Deutschland ansässige Giordano-Bruno-Stiftung bezieht sich ausdrücklich auf Huxleys Vorstellungen und sieht sich deren Förderung, Weiterentwicklung und Verbreitung verschrieben.

Werke

  • The individual in the animal kingdom (1911)
  • The courtship habits of the Great Crested Grebe (1914)
  • Essays of a Biologist (1923)
  • The stream of life (1926)
  • Animal biology (mit John Burdon Sanderson Haldane, 1927)
  • Religion without revelation (1927, überarbeitete Neuauflage 1957)
  • The tissue-culture king (1927)
  • Ants (1929)
  • Bird-watching and bird behaviour (1930)
  • What dare I think? (1931)
  • The captive shrew and other poems (1932)
  • The science of life (mit H. G. Wells und seinem Sohn George Philip Wells, 1931)
  • Problems of relative growth (1932)
  • A scientist among the Soviets (1932)
  • Scientific research and social needs (1934)
  • Elements of experimental embryology (mit Gavin de Beer, 1934)
  • An introduction to science (mit Edward Andrade, 1934)
  • Thomas Huxley's diary of the voyage of H.M.S. Rattlesnake (1935)
  • We Europeans. A survey of racial problems (mit Alfred C. Haddon, 1935)
  • Animal language (1938)
  • The living thoughts of Darwin (1939)
  • The new systematics (1940)
  • The uniqueness of man (1941)
  • Evolution: the modern synthesis (1942, überarbeitete Neuauflage 1963)
  • Democracy marches (1941) (deutsch: Demokratie marschiert (1942))
  • Evolutionary ethics (1943)
  • TVA: Adventure in planning (1944)
  • On living in a revolution (1944)
  • Touchstone for ethics (1947)
  • Man in the modern world (1947), essays selected from The uniqueness of man (1941) and On living in a revolution (1944) (deutsch: Der Mensch in der modernen Welt (1950))
  • Evolution in action (1953) (deutsch: Entfaltung des Lebens (1954))
  • From an Antique Land: Ancient and Modern in the Middle East (1954) (deutsch: Die Wüste und die alten Götter (1956))
  • Kingdom of the beasts (with W. Suschitzky, 1956) (deutsch: Das Reich der Tiere (1956))
  • The story of evolution (1958)
  • Biological aspects of cancer (1957) (deutsch: Krebs in biologischer Sicht (1960))
  • The humanist frame (as editor, 1961) (deutsch: Der evolutionäre Humanismus : 10 Essays über d. Leitgedanken u. Probleme (1964))
  • Essays of a humanist (1964) (Neuauflage 1992 mit dem Titel: Evolutionary Humanism, ISBN 0-87975-778-7) (deutsch: Ich sehe den künftigen Menschen : Natur u. neuer Humanismus (1965))
  • The wonderful world of evolution (1969) (deutsch: Wunderbare Welt der Evolution : Die Entwicklung des Lebens vom Einzeller zum 0Menschen (1970))
  • Memories (1970)
  • Memories II (1973) (deutsch: Ein Leben für die Zukunft: Erinnerungen (1974/1981))
  • The Atlas of World Wildlife (1973) (deutsch: Großer Atlas des Tierlebens. Corvus Verlag, Berlin (1974))

Siehe auch

Weblinks

Commons: Julian Huxley - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Julian Huxley aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.