Orientalistik und Survival of the Fittest: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Orientalistik''' (auch '''Orientwissenschaft(en)''') ist eine [[Wissenschaft|wissenschaftliche Disziplin]], die sich mit dem Studium der Sprachen sowie der geistigen und materiellen Kultur des [[Orient]]s in seiner ursprünglichen, das gesamte Asien und angrenzende Gebiete umfassenden, Bedeutung beschäftigt.
[[Datei:Herbert Spencer 2.jpg|mini|Herbert Spencer, der Urheber des Begriffs „Survival of the Fittest“]]
„'''Survival of the Fittest'''“ bedeutet im Sinne der [[Darwinismus|Darwin’schen Evolutionstheorie]] das Überleben der am besten angepassten Individuen. Dieser Ausdruck wurde im Jahr 1864 durch den britischen Sozialphilosophen [[Herbert Spencer]] geprägt. [[Charles Darwin]] übernahm den Ausdruck ab der 5. englischsprachigen Auflage seines Werkes ''[[Die Entstehung der Arten]]'' von 1869 ergänzend zu seinem zum Fachterminus gewordenen Begriff ''Natural Selection'' ([[Selektion (Evolution)|natürliche Selektion]]).


== Geschichte ==
Das Kapitel über die natürliche Selektion überschreibt Darwin von diesem Zeitpunkt an mit: „Natural Selection; or The Survival of the Fittest“. Darwin sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da sein Werk ''On the Origin of Species by Means of Natural Selection'' direkt nach Erscheinen 1859 massiven Vorwürfen ausgesetzt war, mit dem Begriff ''Natural Selection'' personifiziere es die Natur. Das entscheidende Argument für die erweiterte Begrifflichkeit lieferte dann Darwins Mitstreiter [[Alfred Russel Wallace]], der an Darwin schrieb, der Begriff ''Natural Selection'' sei eigentlich ein metaphorischer Ausdruck für Herbert Spencers ''Survival of the Fittest''. ''Natural Selection'' sei deshalb unangemessen, da sich in der Evolution nicht so sehr eine Selektion begünstigter, als vielmehr eine Elimination unvorteilhafter Individuen ereigne. Dieser Kritik stimmte Darwin zu und übernahm den Begriff.
Als akademische Disziplin wurde die Orientalistik 1795 mit der Errichtung der ''{{lang|fr|[[École spéciale des langues orientales]]}}'' in Paris begründet. Hier lehrte [[Silvestre de Sacy]] (1758–1838), der die Entwicklung der Orientalistik maßgeblich beeinflusste. 1845 wurde in [[Deutschland]] die [[Deutsche Morgenländische Gesellschaft]] gegründet, die sich bis heute dem Studium [[Asien]]s, [[Afrika]]s und [[Ozeanien]]s widmet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden neben der [[Textkritische Methode|textkritischen Forschung]] zunehmend [[eurozentrisch]]e Konzepte wie die "Rätselhaftigkeit des Orients" (z. B. durch Übersetzungen von [[Antoine Galland]]s Übersetzung von ''[[1001 Nacht]]'') oder die "Rückständigkeit des Islams" aus dem europäischen [[Kolonialismus]] übernommen, siehe dazu auch [[Orientalismus]].


Das Institut für Orientalistik in Wien besteht seit dem Jahr 1886. Zurzeit werden an diesem Institut ein grundständiger und vier weiterführende Studienrichtungen angeboten. Diese sind Orientalistik (Bachelor of Arts), [[Altorientalistik|Altorientalische Philologie]] und Orientalische Archäologie (MA), [[Arabistik]] (MA), [[Islamwissenschaft]] (MA) sowie [[Turkologie]] / [[Osmanistik]] (MA). Alle drei Studienrichtungen gehören innerhalb der [[Geisteswissenschaft|Geistes-]] und [[Kulturwissenschaft]]en zu den Fächern der [[Philologie]] und [[Kulturgeschichte|Kulturhistorik]].
''Fit'' oder ''[[Fitness (Biologie)|Fitness]]'' beschreibt im Darwinschen Sinne den Grad der Anpassung an die Umwelt (also die adaptive Spezialisierung), oder auch die Reproduktionsfähigkeit trotz geringer Spezialisierung, und nicht die körperliche Stärke und Durchsetzungsfähigkeit im Sinne einer direkten Konkurrenzverdrängung unter Einsatz von Gewalt. Dies bedeutet, dass nicht jene Art überlebt, die allem trotzt und andere Arten verdrängt, sondern diejenige, welche sich entweder der Umwelt anpasst oder es schafft, sich trotz widriger Umweltbedingungen kontinuierlich zu vermehren.


Disziplinen der Orientalistik, die teilweise über sie hinausreichen, sind beispielsweise die [[Assyriologie]], die [[Iranistik]], die [[Turkologie]], die [[Osmanistik]], die [[Semitistik]] und die [[Arabistik]], aber auch die [[Islamwissenschaft]]. Im weiteren Sinne werden auch die [[Ägyptologie]] sowie die [[Afrikanistik]] dazu gerechnet.
Auf die Kritikalität, die Mehrdeutigkeit und die Missbrauchsmöglichkeiten der Spencerschen Begrifflichkeit – schon in der englischen Originalsprache – hat Darwins Mitstreiter [[Thomas Henry Huxley]] in einer frühen Phase der Diskussion hingewiesen.<ref>[[Thomas Henry Huxley]]: „The unlucky substitution of „survival of the fittest“ for „natural selection“ had done much harm in consequence of the ambiguity of „fittest“ - which many take to mean „best“ or „highest“ - whereas „natural selection“ may work toward degradation []“ In: Leonhard Huxley (Hrsg.): ''Life and letters of Thomas Huxley.'' 2 Vols, Band 2, New York 1901, S. 284.</ref>


Ein [[japan]]isches Gegenstück hatte die Orientalistik mit ''[[Rangaku]]''.
Evolutionsbiologen vermeiden heute den Begriff, da er die aktuelle Vorstellung von der Evolution nicht angemessen beschreibt. Zum einen suggeriert er eine Kontinuität in der Evolution hin zu immer größerer [[Fitness (Biologie)|Fitness]]. Heutige Arten wären dann „fitter“ als ausgestorbene, was nicht der Fall ist. Zum zweiten ignoriert er das Prinzip der [[Sexuelle Selektion|sexuellen Selektion]].
 
== Die Herkunft des Begriffes ==
Herbert Spencer prägte den Begriff „Survival of the Fittest“ im Jahr 1864 in seinen „Principles of Biology“ und brachte ihn in die Diskussion um Darwins Buch zur ''Entstehung der Arten'' ein:
<!--- Bitte folgendes Spencer Zitat in der originalen Schreibweise aus der Übersetzung der "Principles of Biology" von B. Vetter aus dem Jahr 1876 um einer korrekten, wissenschaftlichen Zitierweise willen belassen!!! Herzlichen Dank, Wamito 29.12.2009 --->
: „Wenn […] Individuen einer Species […] nothwendig in zahllosen Richtungen und Graden auseinander gehen müssen, […] dann müssen auch unter allen Individuen einige stets weniger als andere der Gefahr ausgesetzt sein, dass ihr Gleichgewicht durch eine besondere einwirkende Kraft […] vollständig zerstört werde. […] Die nothwendige Folge wird sein, dass jene Individuen, deren Functionen am meisten von dem Gleichgewichte mit dem modificirten Aggregate äusserer Kräfte abweichen, zu Grunde gehen müssen, während dagegen jene fortleben werden, deren Functionen am ehesten dem Gleichgewicht mit dem abgeänderten Aggregate äusserer Kräfte nahe kommen.“
: „Dieses '''''Überleben der Passendsten''''' (engl.: '''''Survival of the Fittest''''') aber hat auch die Vermehrung der Passendsten zur Folge. […]“
: „Dieses Überleben der Passendsten [] ist dasselbe, was Herr Darwin als ''Natürliche Zuchtwahl'' (engl.: Natural Selection) […] bezeichnet hat.“<ref>aus: Herbert Spencer 1862–1896: ''A System of Synthetic Philosophy.  The Principles of Biology.'' Vol. I, § 164, 1864; hier zitiert nach der deutschen Ausgabe: ''Die Principien der Biologie.'' Band 1, übersetzt von B. Vetter nach der 2., englischen Auflage. Stuttgart 1876.</ref>
 
Die zuweilen in der wissenschaftshistorischen Literatur vertretene Ansicht, Spencer habe das „Survival of the Fittest“ schon 1851 in seinen „Social Statics“<ref>Herbert Spencer: ''Social Statics, or The Conditions essential to Happiness specified, and the First of them Developed.''</ref> oder 1852 in seiner „Theory of population“<ref>Herbert Spencer: ''A theory of population, deduced from the general law of animal fertility.'' In: ''Westminster Review.'' 75, 1852, S. 468–501.</ref> geprägt,<ref>So J. D. Y. Peel: ''Herbert Spencer: The evolution of a sociologist.'' London 1971, S. 137; und J. A. Rogers: ''Darwinism and Socialdarwinism.'' In: ''Journal of the History of Ideas.'' 33, 1972, S. 265–280.</ref> ist in dieser Form nicht richtig. Spencer vertrat mit dem Konzept aber nicht dem Begriff nach das „Survival of the Fittest“ in einem soziopolitischen Sinn. Den Begriff „Survival of the Fittest“ brachte er erst 1864 wie oben beschrieben in den „Principles of Biology“ in die Auseinandersetzung um Darwins Buch der Entstehung der Arten ein.<ref>Siehe zum Diktum des „Survival of the Fittest“: {{Literatur |Autor=Wolfram Forneck |Titel=Die Vererbung individuell erworbener Eigenschaften. Dargestellt am Disput zwischen August Weismann und Herbert Spencer |Auflage=2. |Verlag=Books on Demand |Ort=Norderstedt |Datum=2014 |ISBN=978-3-7357-9153-5 |Seiten=38 ff}}, Kapitel 4.5 „Survival of the Fittest“</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Orientalistik}}
* {{WikipediaDE|Survival of the Fittest}}
* {{WikipediaDE|Altorientalistik}}
* {{WikipediaDE|Evolutionary Suicide}}
* {{WikipediaDE|Orientalist}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Edward Said|Titel=Orientalismus|Verlag=Fischer |Ort=Frankfurt am Main |Jahr=1979 | ISBN=3-596-12240-6}}
* {{Literatur |Autor=Wolfram Forneck |Titel=Die Vererbung individuell erworbener Eigenschaften. Dargestellt am Disput zwischen August Weismann und Herbert Spencer |Auflage=2 |Verlag=Books on Demand |Ort=Norderstedt |Datum=2014 |ISBN=978-3-7357-9153-5 |Seiten=38 ff}}, Kapitel 4.5 „Survival of the Fittest“
* {{Literatur |Autor=Sabine Mangold |Titel=Eine „weltbürgerliche Wissenschaft“. Die deutsche Orientalistik im 19.&nbsp;Jahrhundert |Verlag=Franz Steiner |Ort=Stuttgart |Jahr=2004 |ISBN=3-515-08515-7 }}
* Suzanne L. Marchand: ''German Orientalism in the Age of Empire - Religion, Race, and Scholarship'', German Historical Institute, Washington, D.C. und Cambridge University Press, New York 2009 ISBN 978-0-521-51849-9
* {{Literatur |Autor=Angelika Hartmann |Titel=Orientalistik und Islambegriff heute |Sammelwerk=Angewandte interdisziplinäre Orientforschung. Stand und Perspektiven im westlichen und östlichen Deutschland |Herausgeber=Angelika Hartmann, Konrad Schliephake |Verlag=Deutsches Orient-Institut |Ort=Hamburg |Jahr=1991 |ISBN=3-89173-020-9 |Kommentar=Mitteilungen des Deutschen Orient-Instituts, 41 |Seiten=121–148 }}
* {{Literatur |Autor=Hatem Elliesie |Titel=Der zweite Band der Encyclopaedia Aethiopica im Vergleich |Verlag=Orientalistische Literaturzeitung |Ort=Berlin |Jahr=2007 |Seiten=397–407 }}
* {{Literatur |Autor=Andrea Polaschegg |Titel=Der andere Orientalismus. Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert|Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin/New York|Jahr=2005 }}
** Besprochen von Wolfgang G. Schwanitz in Süddeutsche Zeitung, [http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2009_02_03/Andrea%20Polaschegg%20Orientalismus.pdf Besprechung 17. Juli 2006] (PDF; 351&nbsp;kB).
* Robert Irwin: ''For lust of knowing: The Orientalists and their enemies''. London: Allen Lane 2006, ISBN 0-7139-9415-0.
** Besprochen von Wolfgang G. Schwanitz in [http://www.fr-online.de/literatur/ueberfaellige-korrekturen,1472266,3165830.html ''Frankfurter Rundschau''], [http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2009_04_19/Robert%20Irwin%20Orientalists.pdf June 26, 2006] (PDF; 152&nbsp;kB).
* Ursula Wokoeck: ''German Orientalism: The Study of the Middle East and Islam from 1800 to 1945.'' London: Routledge 2009, ISBN 978-0-415-46490-1.
** Besprochen von Wolfgang G. Schwanitz in ''Insight Turkey'', [http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2010_12_15/Ursula%20Wokoeck%20German%20Oriental%20Studies.pdf 12(2010)4] (PDF; 932&nbsp;kB), 225-7.
* Zachary Lockman: ''Contending Visions of the Middle East. The History and Politics of Orientalism.'' New York: Cambridge University Press 2004, ISBN 0-521-62937-3.
** Besprochen von Wolfgang G. Schwanitz in ''DAVO-Nachrichten'', Mainz, Germany, [http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/Zachary%20Lockman%20Orientalism.pdf 23(2006)8] (PDF; 99&nbsp;kB), 77-78.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Orientalism|Orientalistik}}
{{Wiktionary|survival of the fittest}}
{{Wikisource|Gesetz, betreffend die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen|Gesetz, betreffend die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen (Deutsches Reich, 1887)}}
{{Wikisource|Die orientalischen Wissenschaften − Der vordere Orient und Afrika (1914)}}
* [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ Menadoc - DFG-Sondersammelgebiet 6.23 Vorderer Orient einschl. Nordafrika, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle-Wittenberg]
* [http://www.univie.ac.at/ecco/stichproben/Nr2_Loimeier.pdf Roman Loimeier: ''Edward Said und der Deutschsprachige Orientalismus: Eine Kritische Würdigung.'' Wiener Zeitschrift für kritische Afrikastudien 2/2001, Jg. 1] (PDF-Datei; 59 kB)
* [http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=11214&ausgabe=200710 Ekkehard Ellinger über die "Deutsche Orientalistik zur Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945"]


{{Normdaten|TYP=s|GND=4172819-1}}
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Wissenschaft]]
[[Kategorie:Evolution]]
[[Kategorie:Sprachwissenschaft nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Evolutionsbiologie]]
[[Kategorie:Geisteswissenschaften]]
[[Kategorie:Kulturwissenschaft nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Orientalistik|!]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 6. Dezember 2018, 20:06 Uhr

Herbert Spencer, der Urheber des Begriffs „Survival of the Fittest“

Survival of the Fittest“ bedeutet im Sinne der Darwin’schen Evolutionstheorie das Überleben der am besten angepassten Individuen. Dieser Ausdruck wurde im Jahr 1864 durch den britischen Sozialphilosophen Herbert Spencer geprägt. Charles Darwin übernahm den Ausdruck ab der 5. englischsprachigen Auflage seines Werkes Die Entstehung der Arten von 1869 ergänzend zu seinem zum Fachterminus gewordenen Begriff Natural Selection (natürliche Selektion).

Das Kapitel über die natürliche Selektion überschreibt Darwin von diesem Zeitpunkt an mit: „Natural Selection; or The Survival of the Fittest“. Darwin sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da sein Werk On the Origin of Species by Means of Natural Selection direkt nach Erscheinen 1859 massiven Vorwürfen ausgesetzt war, mit dem Begriff Natural Selection personifiziere es die Natur. Das entscheidende Argument für die erweiterte Begrifflichkeit lieferte dann Darwins Mitstreiter Alfred Russel Wallace, der an Darwin schrieb, der Begriff Natural Selection sei eigentlich ein metaphorischer Ausdruck für Herbert Spencers Survival of the Fittest. Natural Selection sei deshalb unangemessen, da sich in der Evolution nicht so sehr eine Selektion begünstigter, als vielmehr eine Elimination unvorteilhafter Individuen ereigne. Dieser Kritik stimmte Darwin zu und übernahm den Begriff.

Fit oder Fitness beschreibt im Darwinschen Sinne den Grad der Anpassung an die Umwelt (also die adaptive Spezialisierung), oder auch die Reproduktionsfähigkeit trotz geringer Spezialisierung, und nicht die körperliche Stärke und Durchsetzungsfähigkeit im Sinne einer direkten Konkurrenzverdrängung unter Einsatz von Gewalt. Dies bedeutet, dass nicht jene Art überlebt, die allem trotzt und andere Arten verdrängt, sondern diejenige, welche sich entweder der Umwelt anpasst oder es schafft, sich trotz widriger Umweltbedingungen kontinuierlich zu vermehren.

Auf die Kritikalität, die Mehrdeutigkeit und die Missbrauchsmöglichkeiten der Spencerschen Begrifflichkeit – schon in der englischen Originalsprache – hat Darwins Mitstreiter Thomas Henry Huxley in einer frühen Phase der Diskussion hingewiesen.[1]

Evolutionsbiologen vermeiden heute den Begriff, da er die aktuelle Vorstellung von der Evolution nicht angemessen beschreibt. Zum einen suggeriert er eine Kontinuität in der Evolution hin zu immer größerer Fitness. Heutige Arten wären dann „fitter“ als ausgestorbene, was nicht der Fall ist. Zum zweiten ignoriert er das Prinzip der sexuellen Selektion.

Die Herkunft des Begriffes

Herbert Spencer prägte den Begriff „Survival of the Fittest“ im Jahr 1864 in seinen „Principles of Biology“ und brachte ihn in die Diskussion um Darwins Buch zur Entstehung der Arten ein:

„Wenn […] Individuen einer Species […] nothwendig in zahllosen Richtungen und Graden auseinander gehen müssen, […] dann müssen auch unter allen Individuen einige stets weniger als andere der Gefahr ausgesetzt sein, dass ihr Gleichgewicht durch eine besondere einwirkende Kraft […] vollständig zerstört werde. […] Die nothwendige Folge wird sein, dass jene Individuen, deren Functionen am meisten von dem Gleichgewichte mit dem modificirten Aggregate äusserer Kräfte abweichen, zu Grunde gehen müssen, während dagegen jene fortleben werden, deren Functionen am ehesten dem Gleichgewicht mit dem abgeänderten Aggregate äusserer Kräfte nahe kommen.“
„Dieses Überleben der Passendsten (engl.: Survival of the Fittest) aber hat auch die Vermehrung der Passendsten zur Folge. […]“
„Dieses Überleben der Passendsten […] ist dasselbe, was Herr Darwin als Natürliche Zuchtwahl (engl.: Natural Selection) […] bezeichnet hat.“[2]

Die zuweilen in der wissenschaftshistorischen Literatur vertretene Ansicht, Spencer habe das „Survival of the Fittest“ schon 1851 in seinen „Social Statics“[3] oder 1852 in seiner „Theory of population“[4] geprägt,[5] ist in dieser Form nicht richtig. Spencer vertrat mit dem Konzept aber nicht dem Begriff nach das „Survival of the Fittest“ in einem soziopolitischen Sinn. Den Begriff „Survival of the Fittest“ brachte er erst 1864 wie oben beschrieben in den „Principles of Biology“ in die Auseinandersetzung um Darwins Buch der Entstehung der Arten ein.[6]

Siehe auch

Literatur

  •  Wolfram Forneck: Die Vererbung individuell erworbener Eigenschaften. Dargestellt am Disput zwischen August Weismann und Herbert Spencer. 2 Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-9153-5, S. 38 ff., Kapitel 4.5 „Survival of the Fittest“

Weblinks

 Wiktionary: survival of the fittest – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Thomas Henry Huxley: „The unlucky substitution of „survival of the fittest“ for „natural selection“ had done much harm in consequence of the ambiguity of „fittest“ - which many take to mean „best“ or „highest“ - whereas „natural selection“ may work toward degradation […]“ In: Leonhard Huxley (Hrsg.): Life and letters of Thomas Huxley. 2 Vols, Band 2, New York 1901, S. 284.
  2. aus: Herbert Spencer 1862–1896: A System of Synthetic Philosophy. The Principles of Biology. Vol. I, § 164, 1864; hier zitiert nach der deutschen Ausgabe: Die Principien der Biologie. Band 1, übersetzt von B. Vetter nach der 2., englischen Auflage. Stuttgart 1876.
  3. Herbert Spencer: Social Statics, or The Conditions essential to Happiness specified, and the First of them Developed.
  4. Herbert Spencer: A theory of population, deduced from the general law of animal fertility. In: Westminster Review. 75, 1852, S. 468–501.
  5. So J. D. Y. Peel: Herbert Spencer: The evolution of a sociologist. London 1971, S. 137; und J. A. Rogers: Darwinism and Socialdarwinism. In: Journal of the History of Ideas. 33, 1972, S. 265–280.
  6. Siehe zum Diktum des „Survival of the Fittest“:  Wolfram Forneck: Die Vererbung individuell erworbener Eigenschaften. Dargestellt am Disput zwischen August Weismann und Herbert Spencer. 2. Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-9153-5, S. 38 ff., Kapitel 4.5 „Survival of the Fittest“


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