Julian Huxley und Survival of the Fittest: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Survival of the Fittest'''“ bedeutet im Sinne der [[Darwinismus|Darwin’schen Evolutionstheorie]] das Überleben der am besten angepassten Individuen. Dieser Ausdruck wurde im Jahr 1864 durch den britischen Sozialphilosophen [[Herbert Spencer]] geprägt. [[Charles Darwin]] übernahm den Ausdruck ab der 5. englischsprachigen Auflage seines Werkes ''[[Die Entstehung der Arten]]'' von 1869 ergänzend zu seinem zum Fachterminus gewordenen Begriff ''Natural Selection'' ([[Selektion (Evolution)|natürliche Selektion]]).
Sir '''Julian Sorell Huxley''' (* [[22. Juni]] [[1887]] in London; † [[14. Februar]] [[1975]] ebenda) war ein britischer [[Biologe]], [[Philosoph]] und Schriftsteller. Seine frühen Verhaltensbeobachtungen an [[Wikipedia:Seetaucher|Seetaucher]]n und [[Wikipedia:Reiher|Reiher]]n gehörten zu den ersten exakten Studien der [[Verhaltensbiologie|Verhaltensforschung]], die unter anderem dem Werk von [[Konrad Lorenz]] und [[Wikipedia:Nikolaas Tinbergen|Nikolaas Tinbergen]] den Weg ebneten. Huxley war [[Humanismus|Humanist]] und ein bekannter Vordenker der [[Eugenik]] und des [[Atheismus]]. Als erster UNESCO-Generalsekretär trug er maßgeblich zur [[w:Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte]] bei.


== Leben ==
Das Kapitel über die natürliche Selektion überschreibt Darwin von diesem Zeitpunkt an mit: „Natural Selection; or The Survival of the Fittest“. Darwin sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da sein Werk ''On the Origin of Species by Means of Natural Selection'' direkt nach Erscheinen 1859 massiven Vorwürfen ausgesetzt war, mit dem Begriff ''Natural Selection'' personifiziere es die Natur. Das entscheidende Argument für die erweiterte Begrifflichkeit lieferte dann Darwins Mitstreiter [[Alfred Russel Wallace]], der an Darwin schrieb, der Begriff ''Natural Selection'' sei eigentlich ein metaphorischer Ausdruck für Herbert Spencers ''Survival of the Fittest''. ''Natural Selection'' sei deshalb unangemessen, da sich in der Evolution nicht so sehr eine Selektion begünstigter, als vielmehr eine Elimination unvorteilhafter Individuen ereigne. Dieser Kritik stimmte Darwin zu und übernahm den Begriff.
Julian Huxley war der älteste Sohn von [[w:Leonard Huxley (Autor)|Leonard Huxley]] und dessen erster Frau Julia Frances Arnold und der Enkel von [[Thomas Henry Huxley]]. Sein Bruder war der Schriftsteller [[Aldous Huxley]].


Huxley wurde in [[w:Eton College|Eton]] erzogen und studierte in [[w:Universität Oxford|Oxford]] [[Zoologie]]. Von 1910 bis 1912 arbeitete er als Lektor für Zoologie am [[w:Balliol College|Balliol College]], von 1912 bis 1916 lehrte er am Rice-Institut in [[w:Houston|Houston]] (Texas). 1919 kehrte er zunächst nach Oxford zurück, wurde dann aber Professor (1925–1927) und Honorarprofessor (1927–1935) am [[w:King’s College London|King’s College London]]. Danach wirkte er als Vizepräsident (1937–1944) und Präsident der [[w:British Eugenics Society|Eugenics Society]] (1959–1962) und als Generalsekretär der [[w:Zoological Society of London|Zoologischen Gesellschaft zu London]] (1935–42).
''Fit'' oder ''[[Fitness (Biologie)|Fitness]]'' beschreibt im Darwinschen Sinne den Grad der Anpassung an die Umwelt (also die adaptive Spezialisierung), oder auch die Reproduktionsfähigkeit trotz geringer Spezialisierung, und nicht die körperliche Stärke und Durchsetzungsfähigkeit im Sinne einer direkten Konkurrenzverdrängung unter Einsatz von Gewalt. Dies bedeutet, dass nicht jene Art überlebt, die allem trotzt und andere Arten verdrängt, sondern diejenige, welche sich entweder der Umwelt anpasst oder es schafft, sich trotz widriger Umweltbedingungen kontinuierlich zu vermehren.


1934 führte er Regie bei dem [[Kurzfilm]] ''[[w:The Private Life of the Gannets|The Private Life of the Gannets]]'', einem Dokumentarfilm über [[w:Basstölpel|Basstölpel]], die auf einer kleinen Felseninsel vor der Küste von [[w:Wales|Wales]] leben. Der Film wurde 1937 mit dem Oscar als ''[[w:Oscar/Bester Kurzfilm|bester Kurzfilm (eine Filmrolle)]]'' ausgezeichnet.
Auf die Kritikalität, die Mehrdeutigkeit und die Missbrauchsmöglichkeiten der Spencerschen Begrifflichkeit – schon in der englischen Originalsprache – hat Darwins Mitstreiter [[Thomas Henry Huxley]] in einer frühen Phase der Diskussion hingewiesen.<ref>[[Thomas Henry Huxley]]: „The unlucky substitution of „survival of the fittest“ for „natural selection“ had done much harm in consequence of the ambiguity of „fittest“ - which many take to mean „best“ or „highest“ - whereas „natural selection“ may work toward degradation []“ In: Leonhard Huxley (Hrsg.): ''Life and letters of Thomas Huxley.'' 2 Vols, Band 2, New York 1901, S. 284.</ref>


Julian Huxley spielte eine bedeutende Rolle in der Gründungsphase der [[w:United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]] und war von 1946 bis 1948 der erste Generaldirektor der Organisation. Ferner geht die Gründung der [[w:Internationale Humanistische und Ethische Union|Internationalen Humanistischen und Ethischen Union]] (IHEU) auf eine Initiative Huxleys zurück. Huxley war erster Präsident der IHEU, die heute ein Zusammenschluss von über 100 humanistischen und säkularen Organisationen ist. Julian Huxley wurde 1953 mit dem [[w:Kalinga-Preis|Kalinga-Preis]] für die Popularisierung der Wissenschaft ausgezeichnet.
Evolutionsbiologen vermeiden heute den Begriff, da er die aktuelle Vorstellung von der Evolution nicht angemessen beschreibt. Zum einen suggeriert er eine Kontinuität in der Evolution hin zu immer größerer [[Fitness (Biologie)|Fitness]]. Heutige Arten wären dann „fitter“ als ausgestorbene, was nicht der Fall ist. Zum zweiten ignoriert er das Prinzip der [[Sexuelle Selektion|sexuellen Selektion]].


Ebenso war er ein bedeutender Vertreter der [[Eugenik]]. Er war unter anderem von 1937 bis 1944 und 1959 bis 1962 an führender Stelle im Vorstand der ''British Eugenics Society'', dem heutigen [[w:Galton Institute|Galton Institute]].<ref>[http://www.galtoninstitute.org.uk/ Galton Institute]</ref>
== Die Herkunft des Begriffes ==
Herbert Spencer prägte den Begriff „Survival of the Fittest“ im Jahr 1864 in seinen „Principles of Biology“ und brachte ihn in die Diskussion um Darwins Buch zur ''Entstehung der Arten'' ein:
<!--- Bitte folgendes Spencer Zitat in der originalen Schreibweise aus der Übersetzung der "Principles of Biology" von B. Vetter aus dem Jahr 1876 um einer korrekten, wissenschaftlichen Zitierweise willen belassen!!! Herzlichen Dank, Wamito 29.12.2009 --->
: „Wenn […] Individuen einer Species […] nothwendig in zahllosen Richtungen und Graden auseinander gehen müssen, [] dann müssen auch unter allen Individuen einige stets weniger als andere der Gefahr ausgesetzt sein, dass ihr Gleichgewicht durch eine besondere einwirkende Kraft […] vollständig zerstört werde. […] Die nothwendige Folge wird sein, dass jene Individuen, deren Functionen am meisten von dem Gleichgewichte mit dem modificirten Aggregate äusserer Kräfte abweichen, zu Grunde gehen müssen, während dagegen jene fortleben werden, deren Functionen am ehesten dem Gleichgewicht mit dem abgeänderten Aggregate äusserer Kräfte nahe kommen.“
: „Dieses '''''Überleben der Passendsten''''' (engl.: '''''Survival of the Fittest''''') aber hat auch die Vermehrung der Passendsten zur Folge. […]“
: „Dieses Überleben der Passendsten […] ist dasselbe, was Herr Darwin als ''Natürliche Zuchtwahl'' (engl.: Natural Selection) […] bezeichnet hat.<ref>aus: Herbert Spencer 1862–1896: ''A System of Synthetic Philosophy.  The Principles of Biology.'' Vol. I, § 164, 1864; hier zitiert nach der deutschen Ausgabe: ''Die Principien der Biologie.'' Band 1, übersetzt von B. Vetter nach der 2., englischen Auflage. Stuttgart 1876.</ref>


1960 war Huxley als Berater der UNESCO für Fragen des Wildschutzes in Ostafrika tätig; er veröffentlichte einige Zeitungsartikel in der britischen Wochenzeitung ''[[w:The Observer|The Observer]]'', in denen er auf die Natur- und Lebensraumzerstörung von Wildtieren in Afrika aufmerksam machte. Durch die öffentliche Aufmerksamkeit, die seine Texte erhielten, entstanden die Idee und die nötige Öffentlichkeit zur Gründung des [[w:World Wide Fund for Nature|WWF]] im Frühjahr 1961. 1961 wurde Huxley in die [[w:American Academy of Arts and Sciences|American Academy of Arts and Sciences]] gewählt.
Die zuweilen in der wissenschaftshistorischen Literatur vertretene Ansicht, Spencer habe das „Survival of the Fittest“ schon 1851 in seinen „Social Statics“<ref>Herbert Spencer: ''Social Statics, or The Conditions essential to Happiness specified, and the First of them Developed.''</ref> oder 1852 in seiner „Theory of population“<ref>Herbert Spencer: ''A theory of population, deduced from the general law of animal fertility.'' In: ''Westminster Review.'' 75, 1852, S. 468–501.</ref> geprägt,<ref>So J. D. Y. Peel: ''Herbert Spencer: The evolution of a sociologist.'' London 1971, S. 137; und J. A. Rogers: ''Darwinism and Socialdarwinism.'' In: ''Journal of the History of Ideas.'' 33, 1972, S. 265–280.</ref> ist in dieser Form nicht richtig. Spencer vertrat mit dem Konzept aber nicht dem Begriff nach das „Survival of the Fittest“ in einem soziopolitischen Sinn. Den Begriff „Survival of the Fittest“ brachte er erst 1864 wie oben beschrieben in den „Principles of Biology“ in die Auseinandersetzung um Darwins Buch der Entstehung der Arten ein.<ref>Siehe zum Diktum des „Survival of the Fittest“: {{Literatur |Autor=Wolfram Forneck |Titel=Die Vererbung individuell erworbener Eigenschaften. Dargestellt am Disput zwischen August Weismann und Herbert Spencer |Auflage=2. |Verlag=Books on Demand |Ort=Norderstedt |Datum=2014 |ISBN=978-3-7357-9153-5 |Seiten=38 ff}}, Kapitel 4.5 „Survival of the Fittest“</ref>


== Werk ==
== Siehe auch ==
Als Bruder des Schriftstellers [[Aldous Huxley]] und Enkel von [[Thomas Henry Huxley]], der in der Durchsetzung der Lehre Darwins eine große Rolle gespielt hatte, prägte Huxley die Idee des [[Evolutionärer Humanismus|evolutionären Humanismus]] und des „Atheismus im Namen der Vernunft“: „Gott ist eine vom Menschen erdachte Hypothese bei dem Versuch, mit dem Problem der Existenz fertigzuwerden.“ Die in Deutschland ansässige [[Giordano-Bruno-Stiftung]] bezieht sich ausdrücklich auf Huxleys Vorstellungen und sieht sich deren Förderung, Weiterentwicklung und Verbreitung verschrieben.
* {{WikipediaDE|Survival of the Fittest}}
* {{WikipediaDE|Evolutionary Suicide}}


== Werke ==
== Literatur ==
* ''The individual in the animal kingdom'' (1911)
* {{Literatur |Autor=Wolfram Forneck |Titel=Die Vererbung individuell erworbener Eigenschaften. Dargestellt am Disput zwischen August Weismann und Herbert Spencer |Auflage=2 |Verlag=Books on Demand |Ort=Norderstedt |Datum=2014 |ISBN=978-3-7357-9153-5 |Seiten=38 ff}}, Kapitel 4.5 „Survival of the Fittest“
* ''The courtship habits of the Great Crested Grebe'' (1914)
* ''Essays of a Biologist'' (1923)
* ''The stream of life'' (1926)
* ''Animal biology'' (mit John Burdon Sanderson Haldane, 1927)
* ''Religion without revelation'' (1927, überarbeitete Neuauflage 1957)
* ''The tissue-culture king'' (1927)
* ''Ants'' (1929)
* ''Bird-watching and bird behaviour'' (1930)
* ''What dare I think?'' (1931)
* ''The captive shrew and other poems'' (1932)
* ''The science of life'' (mit H. G. Wells und seinem Sohn George Philip Wells, 1931)
* ''Problems of relative growth'' (1932)
* ''A scientist among the Soviets'' (1932)
* ''Scientific research and social needs'' (1934)
* ''Elements of experimental embryology'' (mit Gavin de Beer, 1934)
* ''An introduction to science'' (mit Edward Andrade, 1934)
* ''Thomas Huxley's diary of the voyage of H.M.S. Rattlesnake'' (1935)
* ''We Europeans. A survey of racial problems'' (mit Alfred C. Haddon, 1935)
* ''Animal language'' (1938)
* ''The living thoughts of Darwin'' (1939)
* ''The new systematics'' (1940)
* ''The uniqueness of man'' (1941)
* ''Evolution: the modern synthesis'' (1942, überarbeitete Neuauflage 1963)
* ''Democracy marches'' (1941) (deutsch: ''Demokratie marschiert'' (1942))
* ''Evolutionary ethics'' (1943)
* ''TVA: Adventure in planning'' (1944)
* ''On living in a revolution'' (1944)
* ''Touchstone for ethics'' (1947)
* ''Man in the modern world'' (1947), essays selected from ''The uniqueness of man'' (1941) and ''On living in a revolution'' (1944) (deutsch: ''Der Mensch in der modernen Welt'' (1950))
* ''Evolution in action'' (1953) (deutsch: ''Entfaltung des Lebens'' (1954))
* ''From an Antique Land: Ancient and Modern in the Middle East'' (1954) (deutsch: ''Die Wüste und die alten Götter'' (1956))
* ''Kingdom of the beasts'' (with W. Suschitzky, 1956) (deutsch: ''Das Reich der Tiere'' (1956))
* ''The story of evolution'' (1958)
* ''Biological aspects of cancer'' (1957) (deutsch: ''Krebs in biologischer Sicht'' (1960))
* ''The humanist frame'' (as editor, 1961) (deutsch: ''Der evolutionäre Humanismus : 10 Essays über d. Leitgedanken u. Probleme'' (1964))
* ''Essays of a humanist'' (1964) (Neuauflage 1992 mit dem Titel: ''Evolutionary Humanism'', ISBN 0-87975-778-7) (deutsch: ''Ich sehe den künftigen Menschen : Natur u. neuer Humanismus'' (1965))
* ''The wonderful world of evolution'' (1969) (deutsch: ''Wunderbare Welt der Evolution : Die Entwicklung des Lebens vom Einzeller zum 0Menschen'' (1970))
* ''Memories'' (1970)
* ''Memories II'' (1973) (deutsch: ''Ein Leben für die Zukunft: Erinnerungen'' (1974/1981))
* ''The Atlas of World Wildlife'' (1973) (deutsch: ''Großer Atlas des Tierlebens''. Corvus Verlag, Berlin (1974))
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Julian Huxley}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|11855509X}}
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 6. Dezember 2018, 20:06 Uhr

Herbert Spencer, der Urheber des Begriffs „Survival of the Fittest“

Survival of the Fittest“ bedeutet im Sinne der Darwin’schen Evolutionstheorie das Überleben der am besten angepassten Individuen. Dieser Ausdruck wurde im Jahr 1864 durch den britischen Sozialphilosophen Herbert Spencer geprägt. Charles Darwin übernahm den Ausdruck ab der 5. englischsprachigen Auflage seines Werkes Die Entstehung der Arten von 1869 ergänzend zu seinem zum Fachterminus gewordenen Begriff Natural Selection (natürliche Selektion).

Das Kapitel über die natürliche Selektion überschreibt Darwin von diesem Zeitpunkt an mit: „Natural Selection; or The Survival of the Fittest“. Darwin sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da sein Werk On the Origin of Species by Means of Natural Selection direkt nach Erscheinen 1859 massiven Vorwürfen ausgesetzt war, mit dem Begriff Natural Selection personifiziere es die Natur. Das entscheidende Argument für die erweiterte Begrifflichkeit lieferte dann Darwins Mitstreiter Alfred Russel Wallace, der an Darwin schrieb, der Begriff Natural Selection sei eigentlich ein metaphorischer Ausdruck für Herbert Spencers Survival of the Fittest. Natural Selection sei deshalb unangemessen, da sich in der Evolution nicht so sehr eine Selektion begünstigter, als vielmehr eine Elimination unvorteilhafter Individuen ereigne. Dieser Kritik stimmte Darwin zu und übernahm den Begriff.

Fit oder Fitness beschreibt im Darwinschen Sinne den Grad der Anpassung an die Umwelt (also die adaptive Spezialisierung), oder auch die Reproduktionsfähigkeit trotz geringer Spezialisierung, und nicht die körperliche Stärke und Durchsetzungsfähigkeit im Sinne einer direkten Konkurrenzverdrängung unter Einsatz von Gewalt. Dies bedeutet, dass nicht jene Art überlebt, die allem trotzt und andere Arten verdrängt, sondern diejenige, welche sich entweder der Umwelt anpasst oder es schafft, sich trotz widriger Umweltbedingungen kontinuierlich zu vermehren.

Auf die Kritikalität, die Mehrdeutigkeit und die Missbrauchsmöglichkeiten der Spencerschen Begrifflichkeit – schon in der englischen Originalsprache – hat Darwins Mitstreiter Thomas Henry Huxley in einer frühen Phase der Diskussion hingewiesen.[1]

Evolutionsbiologen vermeiden heute den Begriff, da er die aktuelle Vorstellung von der Evolution nicht angemessen beschreibt. Zum einen suggeriert er eine Kontinuität in der Evolution hin zu immer größerer Fitness. Heutige Arten wären dann „fitter“ als ausgestorbene, was nicht der Fall ist. Zum zweiten ignoriert er das Prinzip der sexuellen Selektion.

Die Herkunft des Begriffes

Herbert Spencer prägte den Begriff „Survival of the Fittest“ im Jahr 1864 in seinen „Principles of Biology“ und brachte ihn in die Diskussion um Darwins Buch zur Entstehung der Arten ein:

„Wenn […] Individuen einer Species […] nothwendig in zahllosen Richtungen und Graden auseinander gehen müssen, […] dann müssen auch unter allen Individuen einige stets weniger als andere der Gefahr ausgesetzt sein, dass ihr Gleichgewicht durch eine besondere einwirkende Kraft […] vollständig zerstört werde. […] Die nothwendige Folge wird sein, dass jene Individuen, deren Functionen am meisten von dem Gleichgewichte mit dem modificirten Aggregate äusserer Kräfte abweichen, zu Grunde gehen müssen, während dagegen jene fortleben werden, deren Functionen am ehesten dem Gleichgewicht mit dem abgeänderten Aggregate äusserer Kräfte nahe kommen.“
„Dieses Überleben der Passendsten (engl.: Survival of the Fittest) aber hat auch die Vermehrung der Passendsten zur Folge. […]“
„Dieses Überleben der Passendsten […] ist dasselbe, was Herr Darwin als Natürliche Zuchtwahl (engl.: Natural Selection) […] bezeichnet hat.“[2]

Die zuweilen in der wissenschaftshistorischen Literatur vertretene Ansicht, Spencer habe das „Survival of the Fittest“ schon 1851 in seinen „Social Statics“[3] oder 1852 in seiner „Theory of population“[4] geprägt,[5] ist in dieser Form nicht richtig. Spencer vertrat mit dem Konzept aber nicht dem Begriff nach das „Survival of the Fittest“ in einem soziopolitischen Sinn. Den Begriff „Survival of the Fittest“ brachte er erst 1864 wie oben beschrieben in den „Principles of Biology“ in die Auseinandersetzung um Darwins Buch der Entstehung der Arten ein.[6]

Siehe auch

Literatur

  •  Wolfram Forneck: Die Vererbung individuell erworbener Eigenschaften. Dargestellt am Disput zwischen August Weismann und Herbert Spencer. 2 Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-9153-5, S. 38 ff., Kapitel 4.5 „Survival of the Fittest“

Weblinks

 Wiktionary: survival of the fittest – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Thomas Henry Huxley: „The unlucky substitution of „survival of the fittest“ for „natural selection“ had done much harm in consequence of the ambiguity of „fittest“ - which many take to mean „best“ or „highest“ - whereas „natural selection“ may work toward degradation […]“ In: Leonhard Huxley (Hrsg.): Life and letters of Thomas Huxley. 2 Vols, Band 2, New York 1901, S. 284.
  2. aus: Herbert Spencer 1862–1896: A System of Synthetic Philosophy. The Principles of Biology. Vol. I, § 164, 1864; hier zitiert nach der deutschen Ausgabe: Die Principien der Biologie. Band 1, übersetzt von B. Vetter nach der 2., englischen Auflage. Stuttgart 1876.
  3. Herbert Spencer: Social Statics, or The Conditions essential to Happiness specified, and the First of them Developed.
  4. Herbert Spencer: A theory of population, deduced from the general law of animal fertility. In: Westminster Review. 75, 1852, S. 468–501.
  5. So J. D. Y. Peel: Herbert Spencer: The evolution of a sociologist. London 1971, S. 137; und J. A. Rogers: Darwinism and Socialdarwinism. In: Journal of the History of Ideas. 33, 1972, S. 265–280.
  6. Siehe zum Diktum des „Survival of the Fittest“:  Wolfram Forneck: Die Vererbung individuell erworbener Eigenschaften. Dargestellt am Disput zwischen August Weismann und Herbert Spencer. 2. Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-9153-5, S. 38 ff., Kapitel 4.5 „Survival of the Fittest“


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