Bildekräfte und Luftlautformen: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Bildekräfte''' oder '''Formbildekräfte''' ({{EnS|formative forces}}) sind gestaltbildende bzw. gestaltverwandelnde ([[Metamorphose|metamorphosierende]]) [[ätherisch]]e [[Universalkräfte]], in denen und durch die die höheren [[Hierarchien]] bis hinauf zu den erhabenen [[Tierkreis]]wesen gestaltend wirken. Dass es sich dabei nicht um ein spekulatives theoretisches Konzept handelt, sondern dass diese Bildekräfte zunächst auf ätherischer Ebene konkret [[Empirie|empirisch]] erforscht werden können, beweist die zunmehmende Literatur über die Ergebnisse der '''Bildekräfteforschung'''. Sie beruht nicht nur auf [[sinnlich]]en [[Beobachtung]]en, die allerdings zumeist den Ausgangspunkt bilden, sondern erfordert darüber hinaus eine gezielte [[geistige Schulung]], durch die erst entsprechende [[übersinnlich]]e Wahrnehmungsorgane ausgebildet werden müssen, was aber prinzipiell ''jedem'' [[Mensch]]en mit etwas Geduld und Ausdauer möglich ist.
[[Bild:Luftlautform_s.gif|thumb|Stimmloses «S» wie in «Hast» als [[Luftlautform]]; Skizze nach Johanna F. Zinke]]
Die '''Luftlautformen''' sind charakteristische, in ihrer typischen Gestalt reproduzierbare Gebilde, die der durch den [[Atem]] ausströmenden [[Luft]] durch die [[Wikipedia:Artikulation (Linguistik)|artikulierten]] [[Laute]] der [[mensch]]lichen [[Sprache]] flüchtig aufgeprägt werden. Die formbildenden Kräfte der artikulierten Lautsprache bilden der ausgeatmeten Atemluft charakteristische Formen ein, die durch geeignete Methoden, etwa die Toeplersche Schlierenoptik, sichtbar gemacht werden können. Johanna F. Zinke hat darüber ausführliche Untersuchungen angestellt.


== Gestaltbildende Kräfte ==
Solche Luftlautformen werden allerdings nur unmittelbar von einem menschlichen Sprecher erregt; ein Lautsprecher löscht sie hingegen aus und überträgt nur mechanische Schwingungen. Für das bewusste Erleben mag das wenig Unterschied machen, für den unbewusst wirkenden Nachahmungstrieb des Kindes geht aber gerade das Wesentlichste verloren. Und das gilt ebenso für die feinere Ausgestaltung der künstlerischen Sprache beim Erwachsenen. {{Lit|Zinke, S 17}}


[[Goethe]] spricht in seiner «[[Morphologie]]» von der für diese Ätherkräfte charakteristischen, ständig beweglich bleibenden «[[Bildung#Goethe|Bildung]]», die im Gegensatz zur fertigen, fixierten [[Gestalt]] steht.  
Kinder, wenn sie die Sprache erlernen, fühlen sich sehr sensibel in diese gestaltenden Kräfte ein. Wie der US-amerikanische Forscher [[William S. Condon]] darüber hinaus mittels Hochgeschwindigkeitskameras feststellte, führt der gesamte menschliche Körper beim Sprechen charakteristische Mikrobewegungen aus, die überraschenderweise unbewusst von dem zuhörenden Menschen mit einer minimalen Zeitverzögerung  synchron nachgeahmt werden.


{{Zitat|Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins
{{LZ|Condon stieß auf einen bis dahin unbekannten Vorgang, der gesetzmäßig
eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt. Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er  
mit dem Sprechen verknüpft: ist, sich aber nur mit moderner Technik
nimmt an, daß ein Zusammengehöriges festgestellt,  
aufdecken ließ: Während des Sprechvorgangs, so stellte er fest, vollführt
abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei.<br>
der gesamte Körper des Sprechers winzige Bewegungen, die der gewöhnlichen
Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die  
Beobachtung entgehen. Zu diesem Resultat kam er, indem
organischen, so Enden wir, daß nirgend ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort
er Menschen beim Sprechen mit Hochgeschwindigkeitskameras (30 und
Bildung sowohl von dem Hervorgebrachten, als von
48 Bilder pro Sekunde) filmte und anschließend die Einzelbilder einer
dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug zu  
aufwendigen Mikroanalyse unterzog. Die Analyse ergab, dass die feinen
brauchen pflegt.<br>
Bewegungen (''Mikrokinesik'') genau synchron mit dem Sprechakt ablaufen
Wollen wir also eine Morphologie einleiten, so
und die gesamte Körpermuskulatur betreffen, vorn Kopf bis zu den
dürfen wir nicht von Gestalt sprechen; sondern, wenn
Füßen. Im Fortgang seiner Forschungen spielte Condon die Signale der
wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die
Tonspur synchron als Lichtsignale auf den Film (ein Verfahren, das vom
Idee, den Begriff oder ein in der Erfahrung nur für den
Kinofilm bekannt war), sodass er bei jedem einzelnen der 30 oder 48 Bilder
Augenblick Festgehaltenes denken.<br>
pro Sekunde genau sehen konnte, bei welchen Lauten im Sprechfluss
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet,  
welche gestischen Bewegungen an der Körperoberßäche auftraten. Dadurch
und wir haben uns, wenn wir einigermaßen zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst
ließ sich eindeutig belegen, dass es sich bei den Mikrobewegungen
so beweglich und bildsam zu erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.|Goethe|''Morphologie: Die Absicht eingeleitet''<ref>Goethe-HA Bd. 13, S 55
nicht um eine belanglose Begleiterscheinung handelt, sondern um eine
</ref>}}
bis in die letzten Feinheiten reichende vollständige Kongruenz von Ton
und Bewegung...


== Bildekräfteleib ==
Die größte Überraschung aber stand Condon noch bevor: Als er beiläufig
die Kamera während eines Dialogs auf beide Partner richtete, musste
er feststellen, dass der hörende Mensch auf die wahrgenommene Sprache
mit eben denselben feinen Bewegungen antwortet, die der Sprecher unbewusst
vollführt, ebenfalls vorn Kopf bis zu den Füßen, und genau synchron
zu den gesprochenen Lauten, mit einer minimalen Zeitverzögerung
von 40 bis 50 Millisekunden, die für den Weg vom Mund zum Ohr des
anderen benötigt werden<ref>„Diese synchronen Bewegungen werden allerdings nicht immer an denselben Körperteilen
wahrnehmbar. Aus Condons Filmaufnahmen ist zu ersehen, dass Bewegungen,
die beim Sprecher an bestimmten Regionen des Oberkörpers auftreten,
sich beim Zuhörer beispielsweise auch in den Bewegungen der Zehen zeigen können,
was jedoch nichts daran ändert, dass der Bewegungsduktus genau gleich ist.“</ref>. Eine bewusste Reaktion ist da mit Sicherheit
auszuschließen. Condon beschrieb diese erstaunliche Synchronizität von
Sprech- und Hörbewegungen mit den Worten: «Bildlich gesehen ist es,
als ob der ganze Körper des Hörers in präziser und füeßender Begleitung
zur gesprochenen Sprache tanzte.»<ref>William S. Condon: ''An Analysis of Behavioral Organization'', in: ''Sign Language Studies'' 13 (1976); Neuauflage: ''Sign Language Studies'' 59 (1988), S. 59.</ref>|Patzlaff, S. 148f.}}


{{Hauptartikel|Ätherleib}}
== Literatur ==
#Johanna F. Zinke, Rainer Patzlaff (Hrsg.): ''Luftlautformen sichtbar gemacht. Sprache als plastische Gestaltung der Luft.'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001, ISBN 3-7725-1856-7
#[[Rainer Patzlaff]]: ''Sprache – das Lebenselixier des Kindes: Moderne Forschung und die Tiefendimensionen des gesprochenen Wortes'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017, ISBN 978-3772528583
#Peter Lutzker: ''Der Sprachsinn. Sprachwahrnehmung als Sinnesvorgang'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017, ISBN 9783772528576, eBook ASIN B075GYZLSD
#Condon, W. S. (1996). ''Sound-Film Microanalysis: A Means for Correlating Brain and Behavior in Persons with Autism''. Proceedings of the 1996 ''Autism Society of America'' National Conference, Milwaukee, WI, July 1996, 221–225.
# Condon, W. S. (1985). ''Sound-Film Microanalysis: A Means for Correlating Brain and Behavior''. In Frank Duffy and Norman Geschwind (Eds.), ''Dyslexia: A Neuroscientific Approach to Clinical Evaluation'', Boston, MA: Little, Brown & Co., 123–156.
# Condon, W. S. (1974) ''Cultural Microrhythms''. In M. Davis (Ed.), Interaction Rhythms. New York: Human Sciences, 1982.
# Condon, W. S. (1971). ''Speech and Body Motion Synchrony of the Speaker-Hearer''. In D. L. Horton and J. J. Jenkins (Eds.), Perception of Language, Columbus, Ohio: Merrill, 150–173.
# Condon, W. S. (1974). ''Multiple response to sound in autistic-like children''. Proceedings of the National Society for Autistic Children Conference, Washington, DC, June 1974.
# Condon, W. S. and Sander, L. W. (1974). ''Neonate movement is synchronized with adult speech. Integrated participation and language acquisition''. Science 183:99.
# Condon, W. S. (1963) ''Synchrony units and the communicational hierarchy''. Paper presented at Western Psychiatric Institute & Clinics, Pittsburgh, PA


Jedes [[Lebewesen]] trägt diese Bildekräfte in Form des Bildekräfte- oder [[Ätherleib]]s in sich: [[Pflanze]]n, [[Tier]]e und auch der [[Mensch]]. Lernt der Mensch, sich auch in seinem [[Bildekräfte-Leib]] zu erfühlen, wie er sich sonst nur in seinem [[Physischer Leib|physischen Leib]] fühlt, so wird er auch der [[übersinnlich]]en Bildekräftetätigkeit in der [[Natur]] gewahr; er nimmt dann wirklich Übersinnliches im [[Sinnliche Welt|Sinnlichen]] wahr.
== Einzelnachweise ==


<div style="margin-left:20px">
<references />
"Die Pflanze, die ein lebendes Wesen ist, ist
nicht nur aus dem zusammengesetzt, was Physik und Chemie,
oder die aus ihnen wiederum zusammengesetzte Biologie
oder Physiologie erforschen kann, sondern sie enthält
noch etwas ganz anderes. Haben wir es in uns selbst so weit
gebracht, daß wir uns in einem Bildekräfte-Leib fühlen,
wie sonst mit unserm gewöhnlichen Ich in einem physischen
Leib, dann können wir, wie wir im physischen Leib Auge
und Ohr zu Sinneswahrnehmungen benutzen, durch diesen
Bildekräfte-Leib, den wir aus dem seelischen Tastsinn heraus
differenziert haben, auch wahrnehmen, was Übersinnliches
in der übrigen Welt ist, was als Übersinnliches die
Natur durchsetzt und durchwebt. Dann sehen wir in allem
Pflanzlichen, allem Tierischen und auch physisch Menschlichen
außer uns das Geistige, das dann nicht ein in trivialem
Sinne Visionäres ist, sondern ebenso vor der erkrafteten
Seele dasteht wie der Inhalt der Sinneswahrnehmungen vor
der unerkrafteten Seele. Nur müssen wir überall die Raumesbegriffe
durch Zeitbegriffe ersetzen können. Wodurch
nehmen wir eigentlich wahr dasjenige, was übersinnlich in
der Pflanze ist? Dadurch, daß wir unser eigenes Übersinnliches
im Bildekräfte-Leib, wie er sich regt und webt, wahrnehmen,
dadurch nehmen wir nun auch das Übersinnliche
in der Pflanzenwelt wahr, ähnlich, wie wenn ein Ton in
einem musikalischen Zusammenhang den andern wahrnehmen
würde. Die Wahrnehmung des Übersinnlichen in der
Pflanzenwelt beruht ganz und gar darauf, daß unser eigener
Bildekräfte-Leib in seinem Leben und Weben in einem viel
langsameren Tempo ablauft als das Leben und Weben des
pflanzlichen Bildekräfte-Leibes. Ich habe das genauer ausgeführt
in einer kleinen Schrift «Das menschliche Leben vom
Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft». Da wird man finden,
wie alles abhängt von diesem verschiedenen Tempo in
dem Zeitmaße des menschlichen und des pflanzlichen Bildekräfte-
Leibes. Dadurch, daß sich unser Bildekräfte-Leib in
Wechselwirkung versetzen kann wie ein höheres, bildsames
Organ mit dem viel schneller ablaufenden Leben der Pflanze,
dadurch nehmen wir wirklich die andere Art des Lebens
im Pflanzlichen wahr. Dadurch wird etwas ganz anderes
vor unsere Seele treten als die alte, erspekulierte Lebenskraft
war. Wir nehmen, mit anderen Worten, Übersinnliches
im Sinnlichen wirklich wahr." {{Lit|{{G|67|60f}}}}
</div>
 
== Beobachtung der Bildekräftetätigkeit ==
 
{{GZ|Ich habe darauf hingewiesen, wie
man das Vorstellungsleben selber erkraften, verstärken kann. Geradeso,
wie wir einen Muskel stärken, wenn wir ihn fortwährend arbeitend
gebrauchen, so können wir das Vorstellungsleben stärken,
wenn wir in dem Sinne, wie ich es zum Beispiel in meiner Schrift
«[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» in allen Einzelheiten
angeführt habe, wenn wir dieses Vorstellungsleben durch
innerliche seelische Arbeit in eine gewisse Richtung bringen, wenn
wir gewisse leicht überschaubare Vorstellungen in den Mittelpunkt
des Bewußtseins rücken und immer wieder auf diese Weise einer
vorstellenden Arbeit uns hingeben, der wir uns sonst nicht hingeben.
Ich kann dies nur prinzipiell hier andeuten, aber Sie finden
in dem eben genannten Werk und auch im zweiten Teil meiner
«[[GA 13|Geheimwissenschaft]]» deutliche Aufschlüsse darüber, daß das
Vorstellungsleben des Menschen durch solche Meditations- und
Konzentrations-Übungen des Denkens etwas ganz anderes werden
kann. Ich möchte sagen: Ohne irgendwelche abnorme Vornahme,
sondern durch bloße Fortbildung dessen, was als Gedankenleben,
als Vorstellungsleben im Menschen normal ist, kann ein stärkeres,
kräftigeres Vorstellungsleben erzeugt werden.
 
Und indem man dieses kräftigere Vorstellungsleben erzeugt,
indem man durch Meditation und Konzentration sich über das hinaushebt, was in unserem gewöhnlichen Vorstellungsleben eigentlich
bloß bildhaft ist, kommt man zu dem, was ich in den genannten
Büchern das inhaltsvolle, imaginative Vorstellen nenne.
 
Dieses [[Imagination|imaginative Vorstellen]] lebt mit einer solchen inneren
Lebendigkeit in dem bloßen Gedanken, wie sonst der Mensch in
seinen äußeren Wahrnehmungen lebt. Dadurch aber kommt man
allmählich dahin, daß das Vorstellungsleben nicht mehr dieses
bloß abstrakte, dieses, ich möchte sagen bloß bildhafte ist, sondern
man macht durch rein innerliche Forschung - die aber durchaus
mit demselben Ernst getrieben wird wie nur irgendeine wissenschaftliche
Forschung - die Entdeckung, daß die Seele, die ihr
Vorstellungsleben sonst nur mit den Ergebnissen der äußeren Eindrücke
anfüllen konnte, innerlich von Kräften erfüllt wird, die gewissermaßen
in das Seelenleben hereinschießen. Die Vorstellungen
sind nicht mehr bloß dieses Leichtflüssige, wenn sie durch Meditation,
durch Konzentration ausgebildet werden, sondern sie werden
durchkraftet, durchzogen von Kräften, die ich gestaltende Kräfte
nennen möchte, von Kräften, die ein innerlich geistig-plastisches
Element ausmachen. Und man entdeckt nach einiger Zeit, daß man
durch diese Ausbildung des Vorstellungslebens mit demjenigen
zusammenwächst, was die Bildekräfte des menschlichen Leibes selber
sind; man macht nach einiger Zeit die Entdeckung, daß das
Gedankenleben gewissermaßen nichts anderes ist als das verdünnte
Kraftleben des menschlichen Wachstums. Was uns im physischen
Leibe von der Geburt bis zum Tode innerlich plastisch gestaltet, das
ist, ich möchte sagen in einem «verdünnten» Zustand unser Vorstellungsleben
im gewöhnlichen Bewußtsein.
 
Wir blicken hin auf das eben geborene Kind. Wir wissen, daß in
diesem eben geborenen Kind, vom Gehirn ausgehend, die bildsamen,
die plastischen Kräfte an der Gestaltung des Leibes arbeiten.
Wir verfolgen das Wachstum des Kindes, wie es ausstrahlt gerade
von der plastischen Gehirntätigkeit, wir verfolgen es bis zu einem
gewissen Einschnitt im menschlichen Erdenleben, bis zum Zahnwechsel,
bis gegen das siebente Lebensjahr hin. Wir werden, indem
wir dieses Kraftleben, das da im Menschen pulsiert, das plastisch in
ihm tätig ist, zunächst als ein Unbestimmtes empfinden. Auf der
andern Seite, indem wir unser Vorstellungsleben durch Meditation,
durch Konzentration kraftvoll ausgestalten, werden wir unbewußt
zu demselben Element hingeführt, das plastisch von unserer ersten
Kindheit an in uns arbeitete. Und das ist eine bedeutsame Entdekkung
des inneren menschlichen Lebens, daß man das Vorstellungsleben
so erkraften kann, daß man es innerlich so intensiv machen
kann, daß man sich dann darinnen fühlt in dem, was des Menschen
Bildekräfte sind, was Bildekräfte sind in seinem Wachstum, in seinem
Stoffwechsel. So sonderbar es für die heutige Forschung
noch klingt: es ist so, daß es möglich ist, durch eine Verstärkung des
Seelenlebens in das hineinzuwachsen, was uns gewissermaßen dann
aufnimmt als dasjenige, was unsern äußeren physischen Leib
als seine Bildekräfte plastisch gestaltet. Man wächst durch das Vorstellungsleben
in die Wirklichkeit hinein, man wachst in ein gestaltendes
Element hinein.
 
Und man lernt auf diese Art kennen, was hinter dem bloßen Gedankenprozeß
liegt; man lernt erkennen, wie ein Geistiges, mit dem
man sich jetzt verbunden hat, am menschlichen Organismus von
der Geburt bis zum Tod arbeitet. Das Vorstellungsleben bekommt
seine Realität, das Vorstellungsleben ist nicht mehr das bloße Bildleben,
das Vorstellungsleben wird ein Kraftleben, das im Dasein
selber drinnensteht.|297a|93ff}}
 
== Bildekräfte und Gedächtnis ==
 
{{Hauptartikel|Gedächtnis}}
 
{{GZ|Worauf beruht nun das
Erinnern, das Gedächtnis? Nun, äußerlich betrachtet, können
wir sagen, wenn Erlebnisse durchgemacht werden, wir bilden
uns Vorstellungen, wir empfinden dieses oder jenes an den
Erlebnissen. Dann bleibt uns ein Bild, das wir aufgespeichert
in der Seele haben, und wenn wir lange über das Erlebnis hinausgekommen
sind, wissen wir auf das Bild im inneren Erleben
zurückzuschauen; das Erlebnis selbst ist nicht da, sondern
nur das innere Bild ist da, etwas ist da, was unsere Seele
nur webt. Um uns diesem Bild, um uns dem Wesen des Gedächtnisses
überhaupt nähern zu können, können wir nun folgendes
überlegen - ich kann es nur in groben Strichen, gleichsam
mit Kohlestrichen anführen, was Sie dann in der Literatur der
Geisteswissenschaft ausführlich verfolgen können.
 
Wenn wir diesem Gedächtnis nähertreten wollen, finden
wir: in der ersten Zeit, die der Mensch durchlebt nach seiner
Geburt, nachdem er die Welt betreten hat, da ist diese Erinnerung
noch nicht lebendig. Diese Erinnerung tritt erst im
zartesten Kindesalter auf; bis zu einem bestimmten Punkt des
zarten Kindesalters erinnern wir uns später zurück. Was vorher
ist, darüber muß uns berichtet werden von unserer Umgebung,
aber wir erinnern uns nicht zurück. Worauf beruht
denn das, daß wir uns zurückerinnern? Das beruht auf bestimmten
Kräften, die die Seele anwenden kann, um die Bilder
zu behalten, auf Kräften, die die Seele fähig machen, diese
Bilder in sich aufzuspeichern. Diese Kräfte waren schon da,
bevor die Erinnerung da war, sie waren schon unmittelbar
nach der Geburt vorhanden, aber sie hatten da eine andere
Aufgabe. Sie hatten die Aufgabe, noch zu arbeiten an den zarten
Organen des Menschen, an dem Nervensystem und dem
Gehirn des Menschen; an dem Nervensystem und Gehirn haben
sie plastisch zu arbeiten. Sie waren da noch Bildekräfte des
menschlichen Organismus, desjenigen, was gleichsam noch
weich ist — grob gesprochen, aber es bedeutet eine Realität —,
was erst so geformt werden muß, daß der Mensch dieser bestimmte
Mensch ist. Das läuft als Bildekräfte noch in die leibliche
Organisation hinein im zartesten Kindesalter. Und wenn
diese Organisation verhärtet ist — das ist wiederum bildlich
gesprochen —, so weit verhärtet ist, daß diese Bildekräfte nicht
mehr in sie hineinströmen, dann werden sie von dem Leiblichen
zurückgeworfen ins Seelische. Das Leibliche wirkt wie
ein Spiegel. Und das, was wir dann seelisch erleben, besonders
das, was in unseren Erinnerungen aufgespeichert wird, das
sind Spiegelbilder, die von unserem Leibesleben zurückgeworfen
werden. In Wahrheit erinnern wir uns deshalb, weil unser
Leib ein Spiegelungsapparat ist. Das wird gerade die Naturwissenschaft
voll einsehen, wenn sie auf ihrem Wege noch
weitergehen wird. Dann wird sie auch die Widersprüche
durchschauen, die sie jetzt noch aufbringt, wenn solche Dinge
vorgebracht werden. Wie wenn da an der Wand ein Spiegel
nach dem andern hängen würde und wir vorbeigingen, so
würden wir uns nur sehen, solange wir eben vor den Spiegeln
stehen. Der Spiegel wirft unser eigenes Bild zurück. So ist es
mit unserem innerlich seelischen Erleben. Der Leib ist ein
Spiegelungsapparat; er wirft zurück, was die Seele erlebt. Die
Seele erlebt dadurch selbst dasjenige, was früher im zartesten
Kindesalter Bildekräfte waren, was verwendet wurde gleichsam,
um den Spiegel erst aufzubauen.|64|336ff}}
 
== Literatur ==
 
* Jürgen Strube: ''Die Beobachtung des Denkens: Rudolf Steiners 'Philosophie der Freiheit' als Weg zur Bildekräfte-Erkenntnis'', 3. Auflage, Verlag für Anthroposophie 2017, ISBN 978-3037690239
* Dorian Schmidt: ''Lebenskräfte ─ Bildekräfte: Methodische Grundlagen zur Erforschung des Lebendigen.'', 2. Auflage, Verlag Freies Geistesleben 2011, ISBN 978-3772514814
* Dirk Kruse: ''Seelisches Beobachten - in der Natur, Menschenbildverlag, Groß Heins 1, 27308 Kirchlinteln 2008
* Markus Buchmann: ''Wahrnehmen und Erkennen im Ätherischen: Methodische Grundlagen der Bildekräfteforschung'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2014, ISBN 978-3723514634
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus schicksaltragender Zeit'', [[GA 64]] (1959), ISBN 3-7274-0640-2 {{Vorträge|064}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Ewige in der Menschenseele. Unsterblichkeit und Freiheit'', [[GA 67]] (1992), ISBN 3-7274-0670-4 {{Vorträge|067}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Erziehung zum Leben. Selbsterziehung und pädagogische Praxis.'', [[GA 297a]] (1998), ISBN 3-7274-2975-5 {{Vorträge|297a}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
* [http://www.bildekraefte.de Gesellschaft für Bildekräfteforschung E.V.]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Ätherische Welt*|C]]
[[Kategorie:Mensch]] [[Kategorie:Sprache]]
[[Kategorie:Äther]]

Version vom 31. Mai 2018, 12:20 Uhr

Stimmloses «S» wie in «Hast» als Luftlautform; Skizze nach Johanna F. Zinke

Die Luftlautformen sind charakteristische, in ihrer typischen Gestalt reproduzierbare Gebilde, die der durch den Atem ausströmenden Luft durch die artikulierten Laute der menschlichen Sprache flüchtig aufgeprägt werden. Die formbildenden Kräfte der artikulierten Lautsprache bilden der ausgeatmeten Atemluft charakteristische Formen ein, die durch geeignete Methoden, etwa die Toeplersche Schlierenoptik, sichtbar gemacht werden können. Johanna F. Zinke hat darüber ausführliche Untersuchungen angestellt.

Solche Luftlautformen werden allerdings nur unmittelbar von einem menschlichen Sprecher erregt; ein Lautsprecher löscht sie hingegen aus und überträgt nur mechanische Schwingungen. Für das bewusste Erleben mag das wenig Unterschied machen, für den unbewusst wirkenden Nachahmungstrieb des Kindes geht aber gerade das Wesentlichste verloren. Und das gilt ebenso für die feinere Ausgestaltung der künstlerischen Sprache beim Erwachsenen. (Lit.: Zinke, S 17)

Kinder, wenn sie die Sprache erlernen, fühlen sich sehr sensibel in diese gestaltenden Kräfte ein. Wie der US-amerikanische Forscher William S. Condon darüber hinaus mittels Hochgeschwindigkeitskameras feststellte, führt der gesamte menschliche Körper beim Sprechen charakteristische Mikrobewegungen aus, die überraschenderweise unbewusst von dem zuhörenden Menschen mit einer minimalen Zeitverzögerung synchron nachgeahmt werden.

„Condon stieß auf einen bis dahin unbekannten Vorgang, der gesetzmäßig mit dem Sprechen verknüpft: ist, sich aber nur mit moderner Technik aufdecken ließ: Während des Sprechvorgangs, so stellte er fest, vollführt der gesamte Körper des Sprechers winzige Bewegungen, die der gewöhnlichen Beobachtung entgehen. Zu diesem Resultat kam er, indem er Menschen beim Sprechen mit Hochgeschwindigkeitskameras (30 und 48 Bilder pro Sekunde) filmte und anschließend die Einzelbilder einer aufwendigen Mikroanalyse unterzog. Die Analyse ergab, dass die feinen Bewegungen (Mikrokinesik) genau synchron mit dem Sprechakt ablaufen und die gesamte Körpermuskulatur betreffen, vorn Kopf bis zu den Füßen. Im Fortgang seiner Forschungen spielte Condon die Signale der Tonspur synchron als Lichtsignale auf den Film (ein Verfahren, das vom Kinofilm bekannt war), sodass er bei jedem einzelnen der 30 oder 48 Bilder pro Sekunde genau sehen konnte, bei welchen Lauten im Sprechfluss welche gestischen Bewegungen an der Körperoberßäche auftraten. Dadurch ließ sich eindeutig belegen, dass es sich bei den Mikrobewegungen nicht um eine belanglose Begleiterscheinung handelt, sondern um eine bis in die letzten Feinheiten reichende vollständige Kongruenz von Ton und Bewegung...

Die größte Überraschung aber stand Condon noch bevor: Als er beiläufig die Kamera während eines Dialogs auf beide Partner richtete, musste er feststellen, dass der hörende Mensch auf die wahrgenommene Sprache mit eben denselben feinen Bewegungen antwortet, die der Sprecher unbewusst vollführt, ebenfalls vorn Kopf bis zu den Füßen, und genau synchron zu den gesprochenen Lauten, mit einer minimalen Zeitverzögerung von 40 bis 50 Millisekunden, die für den Weg vom Mund zum Ohr des anderen benötigt werden[1]. Eine bewusste Reaktion ist da mit Sicherheit auszuschließen. Condon beschrieb diese erstaunliche Synchronizität von Sprech- und Hörbewegungen mit den Worten: «Bildlich gesehen ist es, als ob der ganze Körper des Hörers in präziser und füeßender Begleitung zur gesprochenen Sprache tanzte.»[2]“ (Lit.: Patzlaff, S. 148f.)

Literatur

  1. Johanna F. Zinke, Rainer Patzlaff (Hrsg.): Luftlautformen sichtbar gemacht. Sprache als plastische Gestaltung der Luft., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001, ISBN 3-7725-1856-7
  2. Rainer Patzlaff: Sprache – das Lebenselixier des Kindes: Moderne Forschung und die Tiefendimensionen des gesprochenen Wortes, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017, ISBN 978-3772528583
  3. Peter Lutzker: Der Sprachsinn. Sprachwahrnehmung als Sinnesvorgang, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017, ISBN 9783772528576, eBook ASIN B075GYZLSD
  4. Condon, W. S. (1996). Sound-Film Microanalysis: A Means for Correlating Brain and Behavior in Persons with Autism. Proceedings of the 1996 Autism Society of America National Conference, Milwaukee, WI, July 1996, 221–225.
  5. Condon, W. S. (1985). Sound-Film Microanalysis: A Means for Correlating Brain and Behavior. In Frank Duffy and Norman Geschwind (Eds.), Dyslexia: A Neuroscientific Approach to Clinical Evaluation, Boston, MA: Little, Brown & Co., 123–156.
  6. Condon, W. S. (1974) Cultural Microrhythms. In M. Davis (Ed.), Interaction Rhythms. New York: Human Sciences, 1982.
  7. Condon, W. S. (1971). Speech and Body Motion Synchrony of the Speaker-Hearer. In D. L. Horton and J. J. Jenkins (Eds.), Perception of Language, Columbus, Ohio: Merrill, 150–173.
  8. Condon, W. S. (1974). Multiple response to sound in autistic-like children. Proceedings of the National Society for Autistic Children Conference, Washington, DC, June 1974.
  9. Condon, W. S. and Sander, L. W. (1974). Neonate movement is synchronized with adult speech. Integrated participation and language acquisition. Science 183:99.
  10. Condon, W. S. (1963) Synchrony units and the communicational hierarchy. Paper presented at Western Psychiatric Institute & Clinics, Pittsburgh, PA

Einzelnachweise

  1. „Diese synchronen Bewegungen werden allerdings nicht immer an denselben Körperteilen wahrnehmbar. Aus Condons Filmaufnahmen ist zu ersehen, dass Bewegungen, die beim Sprecher an bestimmten Regionen des Oberkörpers auftreten, sich beim Zuhörer beispielsweise auch in den Bewegungen der Zehen zeigen können, was jedoch nichts daran ändert, dass der Bewegungsduktus genau gleich ist.“
  2. William S. Condon: An Analysis of Behavioral Organization, in: Sign Language Studies 13 (1976); Neuauflage: Sign Language Studies 59 (1988), S. 59.