Epoché und Höhensatz: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Joachim Stiller
(Die Seite wurde neu angelegt: „Der '''Höhensatz des Euklid''', benannt nach Euklid von Alexandria, ist eine Aussage der Elementargeometrie, die in einem rechtwinkliges Dreieck|rechtwi…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Epoché''' ({{ELSalt|ἐποχή}} „Zurückhaltung“, von {{Polytonisch|ἐπέχω}} „anhalten, zurückhalten“) bezeichnet in der [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]] der antiken [[Skeptizismus|Skepsis]] eine Enthaltung im [[Urteil]], die sich aus der [[Einsicht]] in die Ungewissheit allen [[Wissen]]s herleitet.  
Der '''Höhensatz des Euklid''', benannt nach [[Euklid]] von Alexandria, ist eine Aussage der Elementargeometrie, die in einem [[rechtwinkliges Dreieck|rechtwinkligen Dreieck]] eine Beziehung zwischen der dem rechten Winkel gegenüberliegenden Seite und ihrer zugehörigen Höhe beschreibt. Zusammen mit dem [[Satz des Pythagoras]] und dem [[Kathetensatz]] bildet er die sogenannte [[Satzgruppe des Pythagoras]].


In der Moderne gewinnt der Begriff bei [[Wikipedia:Edmund Husserl|Edmund Husserl]] Bedeutung. Als Methode kennzeichnet [[Wikipedia:Phänomenologie#Epoché und eidetische Reduktion|Epoché bei Husserl]] die [[Phänomenologie|phänomenologische]] Reduktion, durch die zunächst den vorgefassten Urteilen über die äußere Welt die Geltung entzogen wird, um anschließend – unter Beiseitelassung der tatsächlichen [[Existenz]] (d.h. Beiseitelassung wie ein Gegenstand objektiv an sich ist oder sein könnte) – zu Erkenntnissen über das [[Wesen]] des betrachteten Gegenstandes (wie er sich dem Bewußtsein originär, unmittelbar, zeigt) zu gelangen.
== Satz, Anwendungen und Geschichte ==
[[Datei:Hoehensatz.svg|mini|hochkant=1.3|Fläche graues Quadrat = Fläche graues Rechteck<br /><math>h^2=pq \Leftrightarrow h=\sqrt{pq}</math>]]
[[Datei:Sehnensatz hoehensatz.svg|mini|hochkant=1.3|Höhensatz als Spezialfall des [[Sehnensatz]]es:<br /><math>|CD||DE|=|AD||DB| \Leftrightarrow h^2=pq</math>]]
In einem rechtwinkligen Dreieck teilt die zur Hypotenuse gehörige Höhe <math>h</math> diese in zwei Abschnitte <math>p</math> und <math>q</math>, dabei entspricht die Länge der Höhe dem [[geometrisches Mittel|geometrischen Mittel]] der Längen der Abschnitte <math>p</math> und <math>q</math>, das heißt es gilt:
:<math>h=\sqrt{pq}</math>.
Oft drückt man den Satz auch als Flächen- anstatt als Längenbeziehung aus. In diesem Fall entspricht dann die Fläche des Höhenquadrats der Fläche des mit den Hypotenusenabschnitten <math>p</math> und <math>q</math> gebildeten Rechtecks:
:<math>h^2=pq</math>.
Letztere Darstellung liefert ein Verfahren zur [[Quadratur des Rechtecks|Quadratur eines Rechtecks]] mit [[Konstruktion mit Zirkel und Lineal|Zirkel und Lineal]], das heißt, man kann mit Hilfe des Höhensatzes zu einem gegebenen Rechteck ein exakt flächengleiches Quadrat nur mit Hilfe von Zirkel und Lineal konstruieren. Dabei geht man wie folgt vor (siehe dazu auch die Zeichnung rechts): Zu einem gegebenen Rechteck mit den Seiten <math>p</math> und <math>q</math> bezeichne <math>D</math> einen Eckpunkt. Nun verlängert man in <math>D</math> die Seite <math>q</math> um <math>p</math>, womit <math>D</math> die neue Strecke <math>\overline{AB}</math> mit der Länge <math>q+p</math> teilt. Dann zeichnet man einen Halbkreis mit <math>p+q</math> als Durchmesser und errichtet in <math>D</math> eine Senkrechte zu <math>p+q</math>, die den Halbkreis in dem Punkt <math>C</math> schneidet. Nach dem [[Satz des Thales]] formen der Punkt <math>C</math> und der Durchmesser <math>p+q</math> ein rechtwinkliges Dreieck, dessen Höhenquadrat mit Seitenlänge <math>h=|DC|</math> flächengleich zum Ausgangsrechteck ist.


Husserl wollte Philosophie als strenge Wissenschaft betreiben und suchte nach einem ersten sicheren Anfang des Erkennens. Die Epoché bzw. die phänomenologische Reduktion ist ein Versuch, die Voraussetzungslosigkeit des Erkennens herzustellen. Der späte Husserl hat mit seinem Konzept der [[Wikipedia:Lebenswelt#Husserl|Lebenswelt]] diese strenge Anforderung eines ersten sicheren Anfangs im subjektiven Bewußtsein allerdings wieder verlassen.
Man kann den Höhensatz auch als einen Spezialfall des [[Sehnensatz]]es auffassen. Wenn nämlich die erste Sehne dem Durchmesser des Kreises entspricht und die zweite Sehne senkrecht auf ihr steht, dann entsprechen deren Sehnenabschnitte aufgrund des Satzes von Thales der Höhe in einem rechtwinklingen Dreieck mit der ersten Sehne als Hypotenuse. Zudem sind wegen der Symmetrie des Kreises beide Sehnenabschnitte der zweiten Sehne gleich lang. Damit liefert der Sehnensatz in diesem Fall genau die Gleichung des Höhensatzes.


Die erkenntnistheoretische Epoché ist vergleichbar mit dem Ansatz, den Rudolf Steiner in seiner '[[Philosophie der Freiheit]]' verfolgt: Für das sichere Erkennen, das die [[Wirklichkeit]] [[Konstitution|konstituiert]], soll ein erster Anfang gefunden werden. Rudolf Steiner sieht diesen sicheren Anfang im [[Denken]], das zugleich [[Wahrnehmung]] ist. In solchem Anfang ist noch nicht einmal die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt gegeben<ref> {{Lit|{{G|004|60}}}}: "Nun darf aber nicht übersehen werden, daß wir uns nur
Der Höhensatz wird traditionell dem griechischen Mathematiker Euklid zugeschrieben, der ihn in seinen [[Elemente (Euklid)|Elementen]] beschreibt. Dort wird es als [[Korollar]] zu Proposition 8 in Buch VI hergeleitet. In Proposition 14 in Buch II gibt Euklid zudem eine Methode zu der Quadrierung eines Rechtecks an, die im Wesentlichen der hier beschriebenen Methode entspricht. Allerdings liefert Euklid dort einen etwas komplizierteren Nachweis für ihre Korrektheit, da er dabei nicht auf den Höhensatz als Beweismittel zurückgreift.


mit Hilfe des Denkens als Subjekt bestimmen und uns den
Es gilt auch die Umkehrung des Höhensatzes. Wenn in einem beliebigen Dreieck für die Höhe <math>h</math> und die von ihr erzeugten Seitenabschnitte <math>p</math> und <math>q</math> die Beziehung <math>h^2=pq</math> gilt, so ist das Dreieck rechtwinklig.


Objekten entgegensetzen können. Deshalb darf das Denken
== Beweis ==
=== Anhand von ähnlichen Dreiecken ===
'''Beweis des Satzes''':


niemals als eine bloß subjektive Tätigkeit aufgefaßt werden.
Die Dreiecke <math>\triangle ADC </math> und <math>\triangle BCD</math> sind ähnlich, da beide ähnlich zum Dreieck <math>\triangle ABC </math> sind. Letzteres ist der Fall, da sie jeweils in zwei Winkeln mit dem Dreieck <math>\triangle ABC </math> übereinstimmen. Die Ähnlichkeit der beiden Dreiecke liefert das folgende Seitenverhältnis und der Satz ergibt sich einer Äquivalenzumformung der Verhältnisgleichung:


:<math> \frac{h}{p}=\frac{q}{h}\,\Leftrightarrow\,h^2=pq\,\Leftrightarrow\,h=\sqrt{pq}\qquad (h,p,q> 0)</math>


Das Denken ist ''jenseits'' von Subjekt und Objekt. Es
'''Beweis der Umkehrung''':


bildet diese beiden Begriffe ebenso wie alle anderen. Wenn
Hier ist zu zeigen, dass ein beliebiges Dreieck <math>\triangle ABC</math> mit der Eigenschaft <math>h^2=pq</math> einen rechten Winkel in <math>C</math> besitzt. Aufgrund der Gleichung für die Höhe gilt auch die folgende Verhältnisgleichung <math>\tfrac{h}{p}=\tfrac{q}{h}</math>. Damit haben die Dreiecke <math>\triangle ADC </math> and <math>\triangle BDC </math> beiden einen rechten Winkel und stimmen im Seitenverhältnis der an dem rechten Winkel anliegenden Seiten überein. Also folgt aus [[Ähnlichkeitssätze]]n für Dreiecke (SWS-Satz), dass die beiden Dreiecke ähnlich sind für ähnliche Dreiecke und es gilt aufgrund der Winkelsumme im Dreieck:
wir als denkendes Subjekt also den Begriff auf ein Objekt
beziehen, so dürfen wir diese Beziehung nicht als etwas bloß
Subjektives auffassen. Nicht das Subjekt ist es, welches die


Beziehung herbeiführt, sondern das Denken. Das Subjekt
::<math>\angle ACB=\angle ACD +\angle DCB=\angle ACD+(90^\circ-\angle ACD)=90^\circ</math>


denkt nicht deshalb, weil es Subjekt ist; sondern es erscheint
=== Über Zerlegungen ===
sich als ein Subjekt, weil es zu denken vermag. Die Tätigkeit,
{{center|[[Datei:Geometrischer Höhensatzbeweis.svg]]}}
die der Mensch als ''denkendes'' Wesen ausübt, ist also


keine bloß subjektive, sondern eine solche, die weder subjektiv
Man schneidet das rechtwinklige Dreieck entlang der Höhe <math>h</math> auf und kann dann die beiden Teildreiecke auf zwei unterschiedliche Arten zu einem rechtwinkligen Dreieck mit den Katheten <math>p+h</math> und <math>q+h</math> arrangieren, bei denen jeweils ein drittes Teilstück fehlt. Im einen Fall hat das fehlende Teilstück die Fläche <math>h^2</math>, im anderen <math>pq</math>. Da beiden fehlenden Stücke die Teildreiecke jeweils zu dem gleichen Dreieck ergänzen, müssen sie flächengleich sein; das heißt, es gilt <math>h^2 = pq</math>.
noch objektiv ist, eine über diese beiden Begriffe hinausgehende.
Ich darf niemals sagen, daß mein individuelles
Subjekt denkt; dieses lebt vielmehr selbst von des Denkens
Gnaden. Das Denken ist somit ein Element, das mich über


mein Selbst hinausführt und mit den Objekten verbindet.
=== Mit dem Satz des Pythagoras ===
In der Konfiguration des Höhensatzes hat man die drei rechtwinkligen Dreiecke <math>\triangle ABC </math>, <math>\triangle ADC </math> und <math>\triangle DBC </math>, in denen jeweils der [[Satz des Pythagoras]] gilt. Damit erhält man:
:<math>h^2=a^2-p^2</math> und <math>h^2=b^2-q^2</math>
und somit auch
:<math>2h^2=a^2+b^2-p^2-q^2=c^2-p^2-q^2=(p+q)^2-p^2-q^2=2pq</math>.
Division durch zwei liefert dann den Höhensatz.


Aber es trennt mich zugleich von ihnen, indem es mich ihnen
=== Über Scherungen ===
als Subjekt gegenüberstellt."</ref>. Subjekt und Objekt sind schon Unterscheidungen, die Wirklichkeit konstituieren. Die phänomenologische Reduktion zielt auch darauf, zu solch einem Anfang zu kommen, aus dem sich dann die Wirklichkeit wissenschaftlich, d.h. überprüft, wieder aufbauen läßt.
Das Höhenquadrat kann durch drei [[Scherung (Geometrie)|Scherungen]] in ein flächengleiches Rechteck mit Seitenlängen ''p'' und ''q'' überführt werden.
[[Datei:Scherungen alle2.svg|mini|zentriert|hochkant=4.0|Scherungen mit zugehörigen [[Fixgerade]]n (gestrichelt), von links nach rechts überführen Scherungen Parallelogramme in flächengleiche Parallelogramme]]


Husserl hatte zunächst eine Epoché versucht, die noch hinter die [[Intentionalität]] zurückgeht (sog. [[sensualistische Reduktion]]), gibt das später aber auf und setzt die Intentionalität des Bewußtseins als ein Gegebenes voraus, von dem auszugehen ist. Dieses spätere methodische Vorgehen Husserls, das die Intentionalität, d.h. den Gegenstandsbezug des Bewußtseins bestehten läßt, wird [[transzendentale Reduktion]] genannt.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Höhensatz}}


Die Epoché kommt beim Rückgang hinter die Intentionalität zweifellos in einen Zustand, wo nicht mehr von Bewußtsein im Sinne der Intentionalität, die besagt, daß Bewußtsein immer Bewußtsein ''von etwas'' ist, gesprochen werden kann. Wenn man die Intentionalität so versteht, daß mit ihr auch schon die Differenzierung zwischen Subjekt und Objekt gegeben ist, könnte man annehmen, daß dieser vorintentionale Zustand mit dem identisch ist, was Steiner in der 'Philosophie der Freiheit' das Denken nennt, das vor der Unterscheidung von Subjekt und Objekt liegt, und in einem ersten Anheben zu dieser Unterscheidung kommt, mit der zugleich dann das [[Reflexion|reflexive]] Bewußtsein entsteht, das sich des Unterschiedes von dem, dessen es sich bewußt ist, bewußt ist = [[Ich-Bewußtsein|Selbstbewußtsein]].
== Literatur ==
*Hartmut Wellstein, Peter Kirsche: ''Elementargeometrie''. Springer, 2009, ISBN 978-3-8348-0856-1, S. [https://books.google.de/books?id=cFzWcl9xiGcC&pg=PA76 76-77]
*[[Euklid]]: ''Elemente'', Buch II – Prop. 14, Buch VI – Prop. 8, ([http://aleph0.clarku.edu/~djoyce/java/elements/elements.html Online-Kopie (englisch)])
*Claudi Alsina, Roger B. Nelsen: ''Perlen der Mathematik: 20 geometrische Figuren als Ausgangspunkte für mathematische Erkundungsreisen''. Springer, 2015, ISBN 978-3-662-45461-9, S. [https://books.google.de/books?id=EG6qCAAAQBAJ&pg=PA31 31]
*Fridtjof Toenniessen: ''Das Geheimnis der transzendenten Zahlen: Eine etwas andere Einführung in die Mathematik''. Springer, 2009, ISBN 978-3-8274-2275-0, S. [https://books.google.de/books?id=WCopBAAAQBAJ&pg=PA8 8]


Nach der Auffassung Steiners kann man zu so einem ersten Anfang nicht [[Schlußfolgerung|schlußfolgernd]] kommen, sondern nur in der Nachfolge eines [[Zeigen|Aufzeigens]]. Entweder ist der phänomenologisch die Epoché vollziehende selbst dazu in der Lage, oder er läßt sich durch andere, die diesen Weg bereits gegangen sind, mittels Sprache anleiten. Dies ist auch die phänomenologische Position: Der erste Anfang muß über die Wahrnehmung gefunden werden, und da die begrifflichen Vorurteile zurückzunehmen sind, ist der Weg zu einem ersten Anfang der eines Zeigens. 
== Weblinks ==
 
{{Commonscat|Geometric mean theorem}}
== Einzelnachweise ==
*[http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/mathematisch-naturwissenschaftliche-faecher/mathematik/unterrichtsmaterialien/sekundarstufe1/geometrie/pyth/hoehensatz.html ''Der Höhensatz des Euklid''] – Materialien des Landesbildungsservers Baden-Württemberg
<references/>
*[https://www.cut-the-knot.org/pythagoras/GeometricMean.shtml ''Geometric Mean''] auf cut-the-knot.org
== Literatur ==
* Hans P. Sturm: ''Urteilsenthaltung oder Weisheitsliebe zwischen Welterklärung und Lebenskunst''. Alber, Freiburg 2001, ISBN 3-495-48046-3.
* Christian Rother: ''Die Unvollständigkeit der Reduktion. Metaphorik bei Husserl und bei Merleau-Ponty.'' In: Martin Asiáin u. a. (Hrsg.): ''Der Grund, die Not und die Freude des Bewußtseins. Beiträge zum Internationalen Symposion in Venedig zu Ehren von Wolfgang Marx.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, S. 75-87, ISBN 3-8260-2224-6.
*Reijo Wilenius u.a.: ''Erkenntnistheorie als Erkenntnispraxis'', Beiheft 6/Juni 1993, Zeitschrift "Die Drei", Verlag Freies Geistesleben ''(Zwei Aufsätze beschäftigen sich mit dem Thema der Voraussetzungslosigkeit der Anthroposophie)''
*[[Herbert Witzenmann]]: ''Die Voraussetzungslosigkeit der Anthroposophie. Eine Einführung in die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners'', Verlag Freies Geistesleben (1986), ISBN 3772508510


[[Kategorie:Phänomenologie]]
{{SORTIERUNG:Hohensatz}}
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Dreiecksgeometrie]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Satz (Mathematik)|Hohensatz des Euklid]]
[[Kategorie:Philosophie und Anthroposophie]]


{{GA}}
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 23. August 2019, 03:19 Uhr

Der Höhensatz des Euklid, benannt nach Euklid von Alexandria, ist eine Aussage der Elementargeometrie, die in einem rechtwinkligen Dreieck eine Beziehung zwischen der dem rechten Winkel gegenüberliegenden Seite und ihrer zugehörigen Höhe beschreibt. Zusammen mit dem Satz des Pythagoras und dem Kathetensatz bildet er die sogenannte Satzgruppe des Pythagoras.

Satz, Anwendungen und Geschichte

Fläche graues Quadrat = Fläche graues Rechteck
Höhensatz als Spezialfall des Sehnensatzes:

In einem rechtwinkligen Dreieck teilt die zur Hypotenuse gehörige Höhe diese in zwei Abschnitte und , dabei entspricht die Länge der Höhe dem geometrischen Mittel der Längen der Abschnitte und , das heißt es gilt:

.

Oft drückt man den Satz auch als Flächen- anstatt als Längenbeziehung aus. In diesem Fall entspricht dann die Fläche des Höhenquadrats der Fläche des mit den Hypotenusenabschnitten und gebildeten Rechtecks:

.

Letztere Darstellung liefert ein Verfahren zur Quadratur eines Rechtecks mit Zirkel und Lineal, das heißt, man kann mit Hilfe des Höhensatzes zu einem gegebenen Rechteck ein exakt flächengleiches Quadrat nur mit Hilfe von Zirkel und Lineal konstruieren. Dabei geht man wie folgt vor (siehe dazu auch die Zeichnung rechts): Zu einem gegebenen Rechteck mit den Seiten und bezeichne einen Eckpunkt. Nun verlängert man in die Seite um , womit die neue Strecke mit der Länge teilt. Dann zeichnet man einen Halbkreis mit als Durchmesser und errichtet in eine Senkrechte zu , die den Halbkreis in dem Punkt schneidet. Nach dem Satz des Thales formen der Punkt und der Durchmesser ein rechtwinkliges Dreieck, dessen Höhenquadrat mit Seitenlänge flächengleich zum Ausgangsrechteck ist.

Man kann den Höhensatz auch als einen Spezialfall des Sehnensatzes auffassen. Wenn nämlich die erste Sehne dem Durchmesser des Kreises entspricht und die zweite Sehne senkrecht auf ihr steht, dann entsprechen deren Sehnenabschnitte aufgrund des Satzes von Thales der Höhe in einem rechtwinklingen Dreieck mit der ersten Sehne als Hypotenuse. Zudem sind wegen der Symmetrie des Kreises beide Sehnenabschnitte der zweiten Sehne gleich lang. Damit liefert der Sehnensatz in diesem Fall genau die Gleichung des Höhensatzes.

Der Höhensatz wird traditionell dem griechischen Mathematiker Euklid zugeschrieben, der ihn in seinen Elementen beschreibt. Dort wird es als Korollar zu Proposition 8 in Buch VI hergeleitet. In Proposition 14 in Buch II gibt Euklid zudem eine Methode zu der Quadrierung eines Rechtecks an, die im Wesentlichen der hier beschriebenen Methode entspricht. Allerdings liefert Euklid dort einen etwas komplizierteren Nachweis für ihre Korrektheit, da er dabei nicht auf den Höhensatz als Beweismittel zurückgreift.

Es gilt auch die Umkehrung des Höhensatzes. Wenn in einem beliebigen Dreieck für die Höhe und die von ihr erzeugten Seitenabschnitte und die Beziehung gilt, so ist das Dreieck rechtwinklig.

Beweis

Anhand von ähnlichen Dreiecken

Beweis des Satzes:

Die Dreiecke und sind ähnlich, da beide ähnlich zum Dreieck sind. Letzteres ist der Fall, da sie jeweils in zwei Winkeln mit dem Dreieck übereinstimmen. Die Ähnlichkeit der beiden Dreiecke liefert das folgende Seitenverhältnis und der Satz ergibt sich einer Äquivalenzumformung der Verhältnisgleichung:

Beweis der Umkehrung:

Hier ist zu zeigen, dass ein beliebiges Dreieck mit der Eigenschaft einen rechten Winkel in besitzt. Aufgrund der Gleichung für die Höhe gilt auch die folgende Verhältnisgleichung . Damit haben die Dreiecke and beiden einen rechten Winkel und stimmen im Seitenverhältnis der an dem rechten Winkel anliegenden Seiten überein. Also folgt aus Ähnlichkeitssätzen für Dreiecke (SWS-Satz), dass die beiden Dreiecke ähnlich sind für ähnliche Dreiecke und es gilt aufgrund der Winkelsumme im Dreieck:

Über Zerlegungen

Man schneidet das rechtwinklige Dreieck entlang der Höhe auf und kann dann die beiden Teildreiecke auf zwei unterschiedliche Arten zu einem rechtwinkligen Dreieck mit den Katheten und arrangieren, bei denen jeweils ein drittes Teilstück fehlt. Im einen Fall hat das fehlende Teilstück die Fläche , im anderen . Da beiden fehlenden Stücke die Teildreiecke jeweils zu dem gleichen Dreieck ergänzen, müssen sie flächengleich sein; das heißt, es gilt .

Mit dem Satz des Pythagoras

In der Konfiguration des Höhensatzes hat man die drei rechtwinkligen Dreiecke , und , in denen jeweils der Satz des Pythagoras gilt. Damit erhält man:

und

und somit auch

.

Division durch zwei liefert dann den Höhensatz.

Über Scherungen

Das Höhenquadrat kann durch drei Scherungen in ein flächengleiches Rechteck mit Seitenlängen p und q überführt werden.

Scherungen mit zugehörigen Fixgeraden (gestrichelt), von links nach rechts überführen Scherungen Parallelogramme in flächengleiche Parallelogramme

Siehe auch

Literatur

  • Hartmut Wellstein, Peter Kirsche: Elementargeometrie. Springer, 2009, ISBN 978-3-8348-0856-1, S. 76-77
  • Euklid: Elemente, Buch II – Prop. 14, Buch VI – Prop. 8, (Online-Kopie (englisch))
  • Claudi Alsina, Roger B. Nelsen: Perlen der Mathematik: 20 geometrische Figuren als Ausgangspunkte für mathematische Erkundungsreisen. Springer, 2015, ISBN 978-3-662-45461-9, S. 31
  • Fridtjof Toenniessen: Das Geheimnis der transzendenten Zahlen: Eine etwas andere Einführung in die Mathematik. Springer, 2009, ISBN 978-3-8274-2275-0, S. 8

Weblinks

Commons: Geometric mean theorem - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Höhensatz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.