Swastika

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Hinduistische Swastika
Griechischer Silber-Stater aus Korinth (ca. 550 - 500 v. Chr.) mit nach links gewinkelter Swastika
10.000 Rubel-Schein (1918) mit roter, nach rechts gewinkelter Swastika in der Mitte
Kupferplakette mit dem Symbol der Theosophischen Gesellschaft

Die Swastika (Sanskrit m. स्वस्तिक svastika „gut sein“, von su- („gut“) und asti, dem Substantiv as- „sein“), ein Kreuz mit nach rechts oder links abgewinkelten Armen, die auch spitz-, flachwinkelig oder rundgebogen und mit Kreisen, Linien, Punkten oder Ornamenten versehen sein können, ist ein seit mindestens 6000 Jahren in Europa, Asien und seltener auch in Afrika und Mittelamerika nachweislich verbreitetes heilbringendes Symbol[1].

1918 versah das bolschewistische Regime in Russland den 10.000 Rubel-Schein mit rötlichen, nach rechts abgewinkelten Swastika. 1920 machten die Nationalsozialisten auf Anstoß Adolf Hitlers ein nach rechts abgewinkeltes, auf der Spitze stehendes Hakenkreuz zum Parteiabzeichen der NSDAP und 1935 in einem weißen Kreis auf rotem Grund zum zentralen Motiv der Flagge des Deutschen Reiches und kehrten dadurch de facto den geistigen Wert dieses Symbols in sein Gegenteil um. Schon im Mai 1919 hatte Friedrich Kron, ein Mitglied des Germanenordens und der Thule-Gesellschaft, der damals gerade neu gegründeten Deutschen Arbeiterpartei (DAP) ein nach links gewinkeltes schwarzes Hakenkreuz als Parteisymbol vorgeschlagen, das nach buddhistischer Deutung und auch bei den Theosophen ein Symbol für Glück und Gesundheit sei; das nach rechts abgewinkelte Hakenkreuz sah er hingegen als Zeichen des Untergangs und Todes an.

Auf die Gefahren, die sich durch den Missbrauch dieses alten heiligen Symbols symptomatisch offenbaren, hatte Rudolf Steiner schon frühzeitig (1920) hingewiesen.

"Man hat es vielleicht übertrieben gehalten, als ich gelegentlich eines Vortrages neulich sagte: Die Menschen in Europa schlafen. Sie werden bitter erfahren - ich sagte es aus einem andern Zusammenhange heraus —, sie werden bitter erfahren müssen, wie dasjenige, was sich als äußerster Ausläufer der westeuropäischen Weltanschauung im Bolschewismus über ganz Asien verbreitet, etwas ist, was von Asien, von diesen Menschen Asiens aufgenommen wird mit derselben Inbrunst, mit der sie einstmals ihr heiliges Brahman aufgenommen haben. - Das wird es nämlich, und die moderne Zivilisation wird sich bekanntmachen müssen damit. Und man empfindet den tiefsten Schmerz, wenn man in Europa die schlafenden Seelen sieht, die so gar nicht dazu kommen, sich diesen Ernst, um den es sich heute handelt, wirklich vor die Seele zu rufen. Ein paar Tage, nachdem ich dieses hier ausgesprochen hatte, fand ich die folgende Nachricht: «Vor einigen Tagen hatte ich Gelegenheit, bei einem Vertreter der Sowjet-Republik eine 10 000-Rubelnote zu sehen. Was mich in Erstaunen setzte, war nicht die Höhe der Rubelnote; — was mir an jenem 10 000-Rubelschein auffiel, war vielmehr ein in der Mitte des Papiers fein und deutlich herausgearbeitetes Hakenkreuz, Svastika.» Jenes Zeichen, zu dem einstmals der Inder oder der alte Ägypter hingeblickt hat, wenn er von seinem heiligen Brahman sprach, er erblickt es heute auf der Zehntausend-Rubelnote! Man weiß da, wo große Politik gemacht wird, wie man auf Menschenseelen wirkt. Man weiß, was der Siegeszug des Hakenkreuzes, Svastika, das eine große Anzahl von Menschen in Mitteleuropa bereits trägt - wiederum aus anderen Untergründen heraus - , man weiß was dieses bedeutet, aber man will nicht hinhorchen auf dasjenige, was aus den wichtigsten Symptomen heraus die Geheimnisse des heutigen geschichtlichen Werdens deuten will." (Lit.: GA 199, S. 160f Dornach, 27. August 1920)

In der Indus-Kultur (ca. 2800–1800 v. Chr) symbolisierte die nach rechts abgewinkelte, meist rotgefärbte Swastika, die als männliches Prinzip dem Gott Ganesha entsprach, den Sonnenaufgang, den Tag, das Leben und das Heil. Die nach links gewinkelte und meist blau gefärbte Swastika stand hingegen für den Sonnenuntergang, die Nacht, den Tod und das Unheil und wurde der Göttin Kali zugeordnet.[2]. Die nach rechts gewinkelte Swastika dreht sich nach indischer Anschauung linksherum, also gegen den Uhrzeigersinn; bei der nach links gewinkelten Swastika ist es genau umgekehrt.

Nach Rudolf Steiner ist die Swastika in Wahrheit ein Symbol für die sich drehenden Lotosblumen und insbesondere für das 4-blättrige Wurzelchakra, in dem zusammengerollt in dreieinhalb Windungen die Kundalini-Schlange, die als Shakti für die weibliche Urkraft des Universums steht, bewusstlos schläft. Einmal erweckt, kann sie zur höchsten Kraft der Liebe oder zur im höchsten Maß gesteigerten reinen Begierde werden.

"Ich brauche ja nur auf das einfache Zeichen der sogenannten Swastika, das Hakenkreuz, einzugehen, auf jenes Zeichen, das Sie alle kennen, und über das Sie so viele mehr oder weniger geistreiche Erklärungen kennen. Die meisten Erklärungen sind Unsinn, wenn sie auch noch so geistreich sind. Es kann jemand sehr gescheit sein, viel nachdenken, und doch eine ungeheure Dummheit sagen, wenn er nicht weiß, worauf es ankommt. Dieses Hakenkreuz oder Swastika ist nichts anderes als die Wiedergabe dessen, was man astrale Sinnesorgane nennt - man nennt sie auch Lotusblumen - , die sich zu regen beginnen, wenn der Mensch gewisse Übungen vornimmt; sie beginnen sich zu regen, wenn er eine bestimmte Entwickelung durchmacht. Ich habe immer wieder gesagt, man solle dabei ebensowenig an eine Blume denken, wie man bei dem Wort Lungenflügel an Flügel denkt. Das ist ein Wort; und mehr haben Sie in den Lotusblumen auch nicht gegeben als eine bildhafte Bezeichnung dessen, was sich beim Seher entwickelt, wenn er nach und nach die astralen Sinnesorgane aus seinem Astralorganismus herausholt." (Lit.: GA 101, S. 101f)

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Christian Zentner, Friedemann Bedürftig: Das Große Lexikon des Dritten Reiches, Südwest-Verlag, München 1985, S. 234.
  2. Günter Lanczkowski: Artikel Kreuz I: Religionsgeschichtlich. In: Theologische Realenzyklopädie Band 19. Berlin / New York 1990, S. 712.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole, GA 101 (1992), ISBN 3-7274-1010-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung, GA 199 (1985), ISBN 3-7274-1990-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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