Turanier und Simon Magus: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Turanier''' waren Nachfahren der [[Atlantis|atlantischen]] [[Ur-Turanier]] und lebten laut [[Rudolf Steiner]] als [[Wikipedia:Nomade|Nomade]]nvölker in dem nordöstlich des heutigen [[Wikipedia:Iran|Iran]] gelegenen [[Turan]]. Sie verfügten noch über ein dekatentes [[astral]]es [[Hellsehen]] und standen im Gegensatz zu der von [[Zarathustra]]<ref>[[Rudolf Steiner]] spricht von ihm als einer früheren [[Inkarnation]] des historisch einigermaßen fassbaren Zarathustra.</ref> inspirierten [[Urpersische Kultur|urpersischen Kultur]] (5067 - 2907 v. Chr.).
[[File:Nucci, Avanzino - Petrus' Auseinandersetzung mit Simon Magus - 1620.jpg|mini|300px|Avanzino Nucci: '' Petrus' Auseinandersetzung mit Simon Magus'' (1620)]]
[[File:Nuremberg chronicles f 262v (septima aetas).jpg|mini|300px|Der Sturz des Simon Magus - Abbildung aus der [[Wikipedia:Schedelsche Weltchronik|Schedelschen Weltchronik]] (lateinische Ausgabe in Sao Paulo)]]
[[File:Sancus.png|mini|Die Statue des ''Semo Sancus'' wurde 1574 auf der Tiberinsel in Rom wiedergefunden. Justin Martyr hatte sie für eine Darstellung des vergöttlichten Simon Magus gehalten und die Inschrift ''Semoni Sanco Deo Fidio Sacrum'' fälschlich als ''Simoni deo sancto'' wiedergegeben.]]
[[File:Bourdon, Sébastien - La Chute de Simon le Magicien - 1657.jpg|mini|300px|Sébastien Bourdon: ''Der Fall des Simon Magus'' (1657)]]
[[File:Leighton Helen of Troy.jpg|mini|300px|[[Wikipedia:Frederic Leighton|Frederic Leighton]]: ''Helena von Troja'' (1865)]]
[[Datei:St.Peter und Paul in Söll - Deckenfresko Apostelgeschichte 4.jpg|mini|300px|Sturz des Simon Magus, Fresko (1768) in Söll (Tirol)]]


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'''Simon Magus''' (auch ''Simon der Magier'', ''Simon von Samarien'' oder ''Simon von Gitta''; † 65, Rom) gilt als erster [[Häretiker]] der [[Wikipedia:Ekklesiologie|Kirche]]. Das Wenige, das über ihn bekannt ist, stammt aus christlichen Quellen, meist Polemiken gegen [[Gnostizismus|Gnostiker]]. Demzufolge war er ein [[Wikipedia:Samaritaner|Samaritaner]], der von seinen Anhängern als „die große Kraft Gottes“ oder Gott in menschlicher Gestalt (''[[theios aner]]'') verehrt wurde. Von seinem Namen ist der Begriff [[Wikipedia:Simonie|Simonie]] für Ämterkauf abgeleitet. Die gnostische Sekte der [[Simonianer]] berief sich auf ihn als Gründer und Lehrmeister. Sein Schüler und Nachfolger soll [[Menander (Gnostiker)|Menander]] gewesen sein<ref>vgl. Irenäus von Lyon: ''Contra Haereses'' I 23,5 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel603-4.htm] und Tertullian: ''Über die Seele'' 50 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-49.htm]</ref>.
"Vollständig verstehen, auch äußerlich, kann man das, was ostwärts
 
und südwärts vom Kaspisee sich abspielte, nur dann, wenn man es vergleicht
== Die Quellen ==
mit dem, was mehr nördlich davon vorging, also in Gegenden,
Fast alle erhaltenen Quellen über Leben und Gedanken des Simon Magus stammen aus christlichen Werken, der Apostelgeschichte, den Kirchenvätern ([[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus]], [[Wikipedia:Justin der Märtyrer|Justin der Märtyrer]], [[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolyt von Rom]], [[Wikipedia:Epiphanius von Salamis|Epiphanius von Salamis]]), den apokryphen [[Petrusakten]] und den [[Pseudo-Klementinen]]. Die Quellen über Simon entwerfen sehr unterschiedliche Bilder über seine Person, so dass fraglich ist, ob alle dieselbe Person meinen, oder ob sein Name nur die Projektionsfläche für die Verurteilung abweichender theologischer Richtungen bildet. Da die großkirchliche Reaktion den simonianischen [[Wikipedia:Synkretismus|Synkretismus]] ausschloss, sind die Quellen weniger an Verständnis, als an Abgrenzung interessiert, ihre Darstellung ist daher oft verzeichnend und im Ton scharfer [[Wikipedia:Polemik|Polemik]]. Viele antike literarische Quellen – einige unecht, einige echt – bestätigen, dass sowohl Simon Magus, als auch [[Simon Petrus]] in Rom gestorben sind.
die an das heutige Sibirien, an das heutige Rußland angrenzen, sogar
 
bis nach Europa hinein sich erstrecken. Da waren Menschen, welche
=== Apostelgeschichte ===
sich in hohem Grade das alte Hellsehen bewahrt hatten, und bei denen
Der früheste Hinweis auf Simon findet sich in der wohl nach 70 entstandenen [[Wikipedia:Apostelgeschichte|Apostelgeschichte]], die von Simon Magus in [[Wikipedia:Samaria (Antike Stadt)|Sebaste]] in [[Wikipedia:Samarien|Samaria]] berichtet. Er soll demnach [[ekstatisch]]e Wirkungen ausgelöst haben. Simon, den seine Anhänger als eine „Kraft Gottes, die … große“ verehren, ist von den Heilungen durch die Samariamissionare beeindruckt und lässt sich vom Diakon [[Wikipedia:Philippus (Diakon)|Philippus]] taufen. Er wirkt als Missionar (Pseudoapostel?) und versucht erfolglos, die [[Gaben des Heiligen Geistes]] von [[Simon Petrus|Petrus]] und [[Johannes (Apostel)|Johannes]] gegen Geld zu erhalten, woher das Wort Simonie stammt.
sich in gewisser Beziehung die Waage hielten die Möglichkeit des alten
 
geistigen Wahrnehmens und die des sinnlichen Anschauens, des neuen
{{Zitat|9 Es war aber ein Mann mit Namen Simon, der zuvor in der Stadt Zauberei trieb und das Volk von Samaria in seinen Bann zog, weil er vorgab, er wäre etwas Großes.
Verstandesdenkens. Bei ihnen war in weitesten Kreisen noch ein Hineinschauen
10 Und alle hingen ihm an, Klein und Groß, und sprachen: Dieser ist die Kraft Gottes, die die Große genannt wird.
in die geistige Welt vorhanden. Wenn man den Charakter
11 Sie hingen ihm aber an, weil er sie lange Zeit mit seiner Zauberei in seinen Bann gezogen hatte.
dieses Hineinschauens in die geistige Welt, das allerdings schon auf
12 Als sie aber den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi glaubten, ließen sich taufen Männer und Frauen.
eine niedere Stufe heruntergestiegen war und bei diesen Völkerschaften
13 Da wurde auch Simon gläubig und ließ sich taufen und hielt sich zu Philippus. Und als er die Zeichen und großen Taten sah, die geschahen, geriet er außer sich vor Staunen.
im wesentlichen - wie wir heute sagen würden - ein niederes astralisches
14 Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes.
Hellsehen war, in Betracht zieht, so ergibt sich für die Gesamtentwickelung
15 Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen.
der Menschheit eine bestimmte Folge daraus. Wer mit
16 Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus.
dieser Art von Hellsehen begabt ist, wird ein ganz bestimmter Mensch.
17 Da legten sie die Hände auf sie und sie empfingen den Heiligen Geist.
Der Mensch erhält da eine gewisse Charakteranlage. Das zeigt sich besonders
18 Als aber Simon sah, dass der Geist gegeben wurde, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an
bei diesen Völkermassen, die im Volkscharakter dieses niedere
19 und sprach: Gebt auch mir die Macht, damit jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange.
Hellsehen hatten. Ein solcher Mensch hat im wesentlichen den Drang,
20 Petrus aber sprach zu ihm: Dass du verdammt werdest mitsamt deinem Geld, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt.
von der Naturumgebung zu fordern, was er zu seinem Lebensunterhalt
21 Du hast weder Anteil noch Anrecht an dieser Sache; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott.
braucht, und möglichst wenig zu tun, um es der Natur zu entreißen.
22 Darum tu Buße für diese deine Bosheit und flehe zum Herrn, ob dir das Trachten deines Herzens vergeben werden könne.
Schließlich weiß er ja, so wahr wie der heutige Sinnenmensch
23 Denn ich sehe, dass du voll bitterer Galle bist und verstrickt in Ungerechtigkeit.
weiß, daß es Pflanzen, Tiere und so weiter gibt, daß es göttlich-geistige
24 Da antwortete Simon und sprach: Bittet ihr den Herrn für mich, dass nichts von dem über mich komme, was ihr gesagt habt.
Wesenheiten gibt, die in alledem darinnenstecken; denn er sieht sie. Er
25 Als sie nun das Wort des Herrn bezeugt und geredet hatten, kehrten sie wieder um nach Jerusalem und predigten das Evangelium in vielen Dörfern der Samariter.|Apostelgeschichte|{{B|Apg|8|9–25|LUT}}}}
weiß auch, daß sie die mächtigen Wesen sind, die hinter den physischen
 
Wesenheiten stehen. Aber er kennt sie auch so genau, daß er von ihnen
=== Justin ===
fordert, sie sollen ihm ohne viel Arbeit das Dasein fristen, in das sie
 
ihn hineingestellt haben. Man könnte vieles anführen, was äußerlicher
[[Wikipedia:Justin der Märtyrer|Justin der Märtyrer]] († 165) schildert Simon als einen von seinen Anhängern religiös verehrten Mann zur Zeit des [[Wikipedia:Claudius|Claudius]] (41–54). Er sei mit einer gewissen ''Helena'' unterwegs gewesen, die er aus einem Bordell befreit habe, und die von den Simonianern als göttliche Teilinstanz „erster Gedanke“ verehrt werde. Justin berichtet von einer hauptsächlich aus Samaritanern bestehenden römischen Gemeinde Simons. Darüber hinaus weiß er von einer Simon geweihten Statue auf der Tiberinsel. 1574 wurde eine Statue auf der Insel entdeckt, diese war jedoch dem römischen Schwurgott [[Wikipedia:Sancus|Semo Sancus]] geweiht, welcher wahrscheinlich mit [[Wikipedia:Jupiter (Mythologie)|Jupiter]] identifiziert wurde. Es könnte sich dabei durchaus um das von Justin erwähnte Bild des Simon handeln.
Ausdruck ist für die Stimmung und Gesinnung dieser astralisch hellsehenden
 
Menschen. Nur eines soll jetzt dafür angeführt werden.
{{Zitat|Auch nach der Auffahrt Christi zum Himmel haben die Dämonen einzelne Menschen veranlaßt, sich für Götter auszugeben, die nicht nur nicht von euch verfolgt, sondern mannigfacher Ehren gewürdigt wurden. So einen gewissen Samaritaner Simon aus dem Flecken Gittä, der unter Kaiser Klaudius durch die Macht der in ihm tätigen Dämonen in eurer Kaiserstadt Rom Zauberkünste ausgeübt hat, für einen Gott gehalten und wie ein Gott von euch durch eine Bildsäule geehrt wurde. Diese Bildsäule steht im Tiberflusse mitten zwischen zwei Brücken und trägt diese lateinische Aufschrift: Simoni deo sancto. Und fast alle Samaritaner, auch einzelne unter anderen Völkern, erkennen und verehren ihn als den höchsten Gott und eine gewisse Helena, die in jener Zeit mit ihm umherzog, nachdem sie früher in einem Hurenhause sich preisgegeben hatte, nennen sie seinen ersten Gedanken.|Justin der Märtyrer|''Erste Apologie'', 26 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel77-25.htm] }}
 
=== Origenes ===
 
[[Origenes]] gibt an, dass sich laut [[Celsus]] einige Anhänger Simons auch als ''Helenianer'' bezeichnet hätten:
 
{{Zitat|Darauf schüttet er über uns einen Haufen von Namen aus und sagt, ''"er kenne auch einige Simonianer, die die Helena oder als Lehrer den Helenos verehrten und deshalb Helenianer genannt würden"''. Es ist aber dem Celsus unbekannt, dass "die Simonianer" Jesus durchaus nicht als Sohn Gottes anerkennen, sondern den Simon die Kraft Gottes nennen<ref>{{B|Apg|8|10}}</ref>. Sie erzählen einige wunderbare Geschichten von ihm, der sich eingebildet hatte, er werde denselben Einfluß bei den Menschen erlangen, den Jesus bei der Menge besaß, wenn er ebensolche Scheinwunder verrichtete, wie Jesus nach seiner Meinung vollbracht hatte<ref>{{B|Apg|8|18-19}}</ref>|Origenes|''Contra Celsum'' V,62 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel142-61.htm]}}
 
=== Irenäus von Lyon ===
Während die Apostelgeschichte nur vom Magier Simon, aber keinem Lehrsystem weiß, hat nach Irenäus die „fälschlich so genannte“ [[Gnosis]] mit Simon begonnen. Nach [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (''Gegen die Häretiker'', Buch 1, 23, 1-5) habe Simon den Anspruch erhoben, ein [[Messias]] (Christus) zu sein, und sei gekommen, um den (weiblichen) „ersten Gedanken" [[Ennoia]] aus der Materie zu erlösen. Dies könnte zu Justins Nachricht über Helena passen. Dieser „erste Gedanke" stieg in die niedrigeren Regionen ab und erschuf Engel und Mächte. Die Engel lehnten sich aus Neid gegen Ennoia-Helena auf und schufen die Welt als ihr Gefängnis, in dem sie in einem weiblichen Leib gefangen lag. So zog sie von Leib zu Leib wie von Gefängnis zu Gefängnis. Sie nahm u.a. in [[Helena (Mythologie)|Helena von Troja]] Gestalt an, bis sie als Prostituierte in der [[Wikipedia:Phönikien|phönizischen]] Stadt [[Wikipedia:Tyros|Tyrus]] durch Gott, der in Gestalt des Simon Magus abgestiegen war, erlöst wurde. Diese von den Engeln geschaffene Welt wäre dem Verderben preisgegeben. Nur die an Simon und an Helena glaubten, könnten mit ihnen in die höheren Regionen zurückkehren.
 
{{Zitat|Dieser Simon von Samaria, von dem sämtliche Sekten abstammen, trägt folgende Irrlehre vor: Mit einer gewissen Helena, die er zu Tyrus in Phönizien als Lohndirne erstand, zog er herum und sagte, dies sei die erste Vorstellung seines Geistes, die Mutter aller, durch die er im Anfang gedachte, Engel und Erzengel zu erschaffen. Indem diese Ennoia von ihm ausging und erkannte, was der Vater wollte, stieg sie in die unteren Regionen hinab und zeugte die Engel und Mächte, von denen diese Welt gemacht worden sein soll. Dann aber wurde sie aus Neid von ihren eigenen Kindern zurückgehalten, da diese nicht für die Kinder irgend jemandes gehalten werden wollten. Er selbst blieb ihnen gänzlich unbekannt, die Ennoia aber hielten die Engel und Mächte zurück, die sie selbst geboren hatte, und jegliche Schmach mußte sie von ihnen erleiden, so daß sie nicht zu ihrem Vater zurückkehren konnte und sogar in menschlichem Körper eingeschlossen, in Ewigkeit wie von einem Gefäß in das andere in weibliche Körper überging. So war sie auch in dem Leib der Helena, deretwegen der trojanische Krieg unternommen wurde. Stesichorus, der auf sie Schmählieder dichtete, wurde deswegen geblendet, und erst als er reuevoll durch Gegenlieder Abbitte leistete, bekam er das Augenlicht wieder. Bei ihrer Wanderung von Körper zu Körper erlitt sie in jedem immer neue Schmach und landete zuletzt in einem öffentlichen Hause — sie ist das verlorene Schaf.|Irenäus|''Gegen die Häretiker'' I, 23, 1-5 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel603-1.htm] }}
 
=== Tertullian ===
 
Auch [[Wikipedia:Tertullian|Tertullian]] († um 220) berichtet die Geschichte von Simon Magus und Helena als Beispiel im Rahmen seiner ausführlichen Argumentation gegen die [[Seelenwanderung]]slehre der [[Pythagoreer]]:
 
{{Zitat|Der Samariter Simon nämlich, aus der Apostelgeschichte bekannt als Käufer des hl. Geistes, wandte sich, nachdem er von diesem samt seinem Gelde verdammt, seinen Untergang erfolglos beweint hatte, der Bekämpfung der Wahrheit gleichsam als einer trostvollen Rache zu und stützte sich dabei auch auf seine Kunstfertigkeit. Für dasselbe Geld kaufte er sich aus einer öffentlichen Lasterhöhle eine gewisse Helena aus Tyrus — für ihn eine passende Entschädigung statt des hl. Geistes — um Taschenspielerkünste einer bekannten Art auszuüben. Sich selbst gab er für den höchsten Vater aus, jene Person aber für seine erste Eingebung,1 durch die ihm eingegeben worden sei, die Engel und Erzengel zu erschaffen. Im Besitze dieses Ratschlusses sei sie dem Vater entsprungen, in die niederen Regionen herabgestiegen und habe hier, dem Ratschluss des Vaters zuvorkommend, die Engelmächte erzeugt, welche vom Vater, dem Baumeister der Welt, nichts wussten, sei von ihnen aber aus Missgunst2 zurückgehalten worden, damit sie nicht, wenn jene weggegangen wäre, für Geschöpfe des andern gehalten würden. So sei ihr denn jegliche Schmach angethan worden, damit sie, um alles Ansehen gebracht, keine Lust mehr habe, irgendwo anders hinzugehen, sie sei sogar in eine menschliche Gestalt eingeschlossen worden, damit sie so gleichsam durch die Bande des Fleisches festgehalten werde. So habe sie sich viele Jahrhunderte hindurch in immer wechselnden weiblichen Gestalten herumgetrieben und sei die für Priamus und später für die Augen des Stesichorus so verhängnisvolle Helena gewesen. Letztern habe sie wegen eines Schmähgedichtes geblendet, nachher aber, als sie durch ein Lobgedicht Genugthuung empfangen, ihn wieder sehend gemacht. Sodann habe sie, aus einem Körper in den andern wandernd, als Helena geringerer Sorte in äusserster Schmach, unter einem Aushängeschild Prostitution getrieben.|Tertullian|''Über die Seele'' 34 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-33.htm]}}
 
=== Die apokryphen Petrusakten ===
 
Die vermutlich Ende des zweiten Jahrhunderts in Kleinasien entstandenen apokryphen [[Petrusakten]] schildern eine Legende über den Tod des Simon Magus. Simon übt auf dem Forum Zauberei vor dem römischen Kaiser Claudius. Um seine Göttlichkeit zu beweisen, erhebt sich Simon in die Luft. Der Apostel Petrus betet, Gott solle dem Geschehen Einhalt gebieten:
{{Zitat
| Text=Doch möge er nicht sterben, sondern bloß unschädlich gemacht werden und sich den Schenkel an drei Stellen brechen. Und Simon stürzte vom Himmel und brach sich den Schenkel an drei Stellen. Da warfen alle Steine auf ihn und gingen heim und vertrauten von nun an Petrus.
| Quelle=Petrusakten 32}}
 
Offenbar war es den Autoren der Petrusakten nicht bekannt, dass der im antiken Griechenland und im alten Israel praktizierte Brauch der [[Wikipedia:Steinigung|Steinigung]] in Rom unvorstellbar gewesen wäre. Das dramatische Bild des [[Levitation (Parapsychologie)|levitierenden]] und über Rom abstürzenden Simon entfaltete jedoch eine große Wirkung und wurde in mittelalterlicher Kunst häufig dargestellt.
 
=== Hippolyt von Rom ===
[[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolyt von Rom]] ([[Philosophumena]]) liefert eine komplexe Darlegung der in der «Großen Offenbarung» festgehaltenen Lehren des [[Simonianismus]], einschließlich des Systems göttlicher [[Emanation (Philosophie)|Emanationen]] und Deutungen des Alten Testaments. Wahrscheinlich liegt dieser Darstellung eine spätere Gestalt des Simonianismus zugrunde, während ihre ursprünglichen Lehren schlichter und der Darstellung des Justin und Irenäus ähnlicher waren.
 
{{Zitat|Es erscheint also angebracht, die Meinungen des Simon aus Gitta, einem Dorf in Samaria, auseinanderzusetzen; er hatte auch Nachfolger, wie wir noch zeigen werden, die unter anderer Flagge ähnlich verfuhren. Dieser Simon, der Magie kundig, täuschte viele durch die Kunst des Thrasymedes, wie wir es oben1 auseinandergesetzt haben, und verübte Schlimmes mit Hilfe von Dämonen; er ging daran, sich selbst zum Gott zu machen; ein Schwindler, voller Narrheiten, den nach den Acta die Apostel überführten.|Hippolyt von Rom|''Widerlegung aller Häresien'' VI,7 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-2.htm] }}
 
=== Epiphanius von Salamis ===
 
[[Wikipedia:Epiphanios von Salamis|Epiphanios von Salamis]] kommentiert in seinem Panárion (der „Hausapotheke gegen die Schlangenbisse der Häresie“, auch als ''Adversus haereses'' bekannt und meist als ''Haereses'' zitiert, geschrieben 374–377) Leben und Lehre des Simon Magus. Im zweiten Abschnitt des ersten Buches bespricht er 13 häretische Sekten.
 
{{Zitat|Die erste davon ist die des Simon Magus, welcher unmittelbar nach Christus noch zu den Zeiten der Apostel auftauchte. Seine Anhänger heißen nach ihm Simonianer. Er war aus einem Dorfe Samariens, Gitthis, geboren und nur dem Namen nach ein Schüler Christi. Er lehrte schändliches Treiben und predigte freie Liebe. Er leugnete die Auferstehung der Leiber und die Erschaffung der Welt durch Gott. Sein und seiner Dirne Helena Bild gab er als Darstellung des Zeus und der Athene seinen Jüngern zur Anbetung. Bei den Samaritern gab er sich für Gott Vater aus; zu den Juden sagte er, er sei der Christus.|Epiphanius von Salamis|''Haereses'' I 2,21 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2316-2.htm] }}
 
=== Pseudoklementinen ===
In dem etwa im 4. Jahrhundert entstandenen anti-gnostischen [[Pseudo-Klementinen|pseudoklementinischen]] Roman ist Simon Magus als Gegenspieler des Petrus und dessen jugendlichen Schülers Klemens die Verkörperung der gnostischen Irrlehre und der „falsche [[Prophet]]“.
 
Über Simon wird berichtet, dass er aus [[Wikipedia:Samarien|Samarien]] stammte und sich in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]] griechische Bildung und Zauberkunst aneignete, nachdem er Schüler des Täufers [[Johannes der Täufer|Johannes]] gewesen war. Helena begleitete ihn als „[[Sophia]]“, d. h. als personifizierte [[Weisheit]].
Simons Disputationen mit Petrus bestimmen über weite Teile die Handlung. In ihnen vertritt Simon die in der Gnosis vorherrschende dualistische Lehre von dem „Inneren Licht“ sowie der von einem bösen und ungerechten Gott geschaffenen Welt als deren Gefängnis, aus der nur er, die „oberste Kraft Gottes“, befreien könne. Petrus hält dagegen, dass die Schöpfung, weil vom guten, gerechten Gott geschaffen, sehr wohl gut sei, und der Mensch als Ebenbild Gottes sich frei entscheiden könne. Mit Zitaten aus der Bibel überführt er Simon als falschen Propheten. Als Simon merkt, dass er Petrus nicht besiegen kann, flieht er.
 
Bei der Figur des Simon in den Pseudoklementinen handelt es sich weniger um eine historische Person, als vielmehr um das Klischee eines [[Ketzer]]s. Seine Geschichte ist als Gegenbild zum wahren Propheten [[Jesus Christus]] und seines Jüngers Petrus konstruiert, passend zur Theologie des Buches, dass alles seine „Syzygie“, also sein Gegenteil, besitzt.
 
== Der historische Simon Magus und der Simonianismus ==
[[File:Simonian Aeonology.jpg|mini|450px|Die Simonianische Äonologie ([[G.R.S. Mead]])]]
Sowohl über den historischen Simon als auch über seine Lehre und Anhänger ist so gut wie nichts bekannt. Den Quellen kann man entnehmen, dass es sich bei ihm um einen Magier der [[Gnosis]] handelte. Die früheste Quelle, die Apostelgeschichte, berichtet allerdings nichts von seinem gnostischen Anspruch eines [[Erlösung|Erlösers]], der die in Knechtschaft geratene Weltseele (bei Simon die »Mutter des Alls«) durch seinen „Ruf“ zu befreien vermochte und mit Befreiung der Helena unter Beweis stellt.
 
{{Hauptartikel|Simonianer}}


In dieser Zeit, die jetzt für uns zu betrachten wichtig ist, waren alle
Das System [[Simonianer|simonianischer Gnosis]], wie es am Ende des 2. Jahrhunderts belegt ist, zeigt sich als Konkurrenzbildung zum beginnenden Christentum, was zum in der Apostelgeschichte berichteten Ausschluss und Nachrichten über Simons Aufenthalt in Rom passt. Es richtete sich an Christen und Nichtchristen, nahm Einflüsse des [[Platonismus|Vulgärplatonismus]] (gefangene, wandernde Weltseele) auf, integrierte römische religiöse Bräuche (Verehrung einer Statue der – dem Haupt des [[Zeus]] entsprungenen – [[Athene|Athena]] als Helena) und enthält die Vorstellung göttlich personifizierter weiblicher Weisheit des hellenistischen Judentums ([[Wikipedia:Buch der Weisheit|Buch der Weisheit]], AT).
diese Völkerschaften, die mit einem in der Dekadenz begriffenen Hellsehen
begabt waren, Nomadenvölker, die, ohne seßhaft zu sein, ohne
feste Wohnsitze zu gründen, als Hirten herumstreiften, keinen Fleck
besonders lieb hatten, auch das, was die Erde ihnen bot, nicht besonders
pflegten, und auch gern bereit waren zu zerstören, was um sie herum
war, wenn sie etwas brauchten zu ihrem Lebensunterhalt. Aber
etwas zu leisten, um das Kulturniveau zu erhöhen, um die Erde umzugestalten,
dazu waren diese Völker nicht aufgelegt.


So entstand der große, der wichtige Gegensatz, der vielleicht zu
Als geflügeltes Wort hat sich das schillernde Delikt der [[Wikipedia:Simonie|Simonie]] erhalten.
dem Allerwichtigsten der nachatlantischen Entwickelung gehört: der
Gegensatz zwischen diesen mehr nördlichen Völkern und den iranischen
Völkern. Bei den Iraniern entwickelte sich die Sehnsucht, einzugreifen
in das Geschehen rings um sie herum, seßhaft zu werden, was
man als Mensch und als Menschheit hat, durch Arbeit sich zu erringen,
das heißt also wirklich durch die menschlichen Geisteskräfte die Natur
umzugestalten. Das war gerade in diesem Winkel der größte Drang der
Menschen. Und unmittelbar daran stieß nach Norden jenes Volk, das
hineinschaute in die geistige Welt, das sozusagen auf «du und du»
war mit den geistigen Wesenheiten, das aber nicht gern arbeitete, das
nicht seßhaft war und gar kein Interesse daran hatte, die Kulturarbeit
in der physischen Welt vorwärts zu bringen.


Das ist der größte Gegensatz vielleicht, der sich äußerlich in der
== Simon Magus und Johann Georg Faust ==
Geschichte der nachadantischen Zeiten gebildet hat, und der rein eine
Folge ist der verschiedenen Arten der Seelenentwickelung. Es ist der
Gegensatz, den man in der äußeren Geschichte auch kennt: der große
Gegensatz zwischen Iran und Turan. Aber man kennt nicht die Ursachen.
Hier haben wir jetzt die Gründe.


Im Norden, nach Sibirien hinein: Turan, jenes Völkergemenge, das
Die Beziehung des Simon Magus zu Helena findet eine gewisse Entsprechung in [[Goethe]]s [[Faust-Tragödie]]. Helena ist hier ein Bild für die sich entwickelnde, ''unschuldig-schuldige'' [[Seele]]. Nach dem [[Wikipedia:Volksbuch|Volksbuch]] ''„Historia von D. Johann Fausten“'' des Buchdruckers [[Wikipedia:Johann Spies|Johann Spies]] soll sich [[Johann Georg Faust]] auch als ''Magus secundus'' bezeichnet haben - mit bewusstem Bezug auf Simon Magus, den ''Magus primus''.
in hohem Grade mit den Erbstücken eines niederen astralischen Hellsehens
begabt war, das infolge dieses Lebens in der geistigen Welt
keine Neigung und keinen Sinn hatte, eine äußere Kultur zu begründen,
sondern - weil diese Menschen mehr passiver Art waren und sogar
zu ihren Priestern vielfach niedere Magier und Zauberer hatten - sich
namentlich da, wo es auf das Geistige ankam, mit niederer Zauberei, ja
zum Teil sogar mit schwarzer Magie beschäftigte. Im Süden davon:
Iran, jene Gegenden, in denen frühzeitig der Drang entstand, mit den
primitivsten Mitteln dasjenige, was in der Sinnes weit uns gegeben ist,
durch menschliche Geisteskraft umzugestalten, so daß auf diese Weise
äußere Kulturen entstehen können.


Das ist der große Gegensatz zwischen Iran und Turan. In einer
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schönen Weise wird mythisch, legendenhaft angedeutet, wie der nach
"Wir sehen ja, wie gerade bis zum Ende des vierten, sogar bis zum
dieser Kulturseite vorgeschrittenste Teil der Menschen von Norden
Beginn des fünften nachatlantischen Zeitraumes, das alte hellseherische
herunterzog bis in die Gegend, die wir als die iranische angesprochen
Erkennen so abflutet, daß die letzten Reste, die den Menschenseelen
haben. Und wenn uns in der Legende von Dschemshid, jenem Könige,
noch gegeben sind, der Verachtung anheimfallen. Wir sehen
der seine Völker von Norden heruntergeführt hat nach Iran, erzählt
dieses erschütternd verkörpert in derjenigen Gestalt, welche in Europa
wird: er bekam von jenem Gotte, der nach und nach anerkannt werden
auftritt - viel weiter verbreitet, als man denkt - gerade bei dem
wird, den er Ahura Mazdao nannte, einen goldenen Dolch, mit
Abfluten des vierten nachatlantischen Zeitraumes, in der Gestalt des
dem er seine Mission auf der Erde erfüllen sollte - dann müssen wir
volkstümlichen Abenteurers - denn ein Abenteurer ist er geworden -,
uns klar sein, daß mit dem goldenen Dolch des Königs Dschemshid,
der noch tragen kann die zeitgemäßen letzten Reste der hellseherischen
der seine Völker herausentwickelte aus der trägen Masse der Turanier,
Erkenntnis in demjenigen, den das Volksbuch nennt: «Magister
dasjenige gegeben war, was das an die äußeren Menschenkräfte gebundene
Georgius Sabellicus, Faustus junior, fons necromanticorum,
Weisheitsstreben ist, jenes Weisheitsstreben, welches die vorher
astrologus, magus secundus, chiromanticus, aeromanticus, pyromanticus,
in Dekadenz gekommenen Kräfte wieder heraufentwickelt und sie
in hydra arte secundus.» So lautet der vollständige Titel
durchdringt und durchwebt mit dem, was der Mensch auf dem physischen
jenes ''Faustus'', der dann im 16. Jahrhundert als Repräsentant des völlig
Plan an Geisteskraft erringen kann. Dieser goldene Dolch hat
abklingenden alten Hellsehens dasteht, desjenigen Faust, der
als Pflug die Erde umgegraben, hat aus der Erde Ackerland gemacht,
noch einen Blick in die geistigen Welten hinein hatte, wenn er auch
hat die ersten primitivsten Erfindungen der Menschheit gebracht. Er
schon chaotisch war, dieser Blick.
hat fortgewirkt und wirkt bis heute in alledem, auf das die Menschen als
ihre Kulturerrungenschaften stolz sind. Das ist etwas Bedeutsames, daß
der König Dschemshid, der herunterzog aus Turan in die iranischen
Gebiete, von Ahura Mazdao diesen goldenen Dolch erhielt, der den
Menschen die Kraft gibt, sich die äußere sinnliche Welt zu erarbeiten.


Dieselbe Wesenheit, von der dieser goldene Dolch stammt, ist auch
Dann kommt das herauf mit der neueren Zeit, daß es der Menschenseele
der große Inspirator jenes Führers der iranischen Bevölkerung, den
nicht mehr gegeben ist, wenn sie sich wie in den alten
wir als Zarathustra oder Zoroaster, Zerdutsch kennen. Und Zarathustra
Zeiten passiv in gewisse Zustände versetzt, geistig zu schauen, sondern
war es, der in uralten Zeiten - bald nach der atlantischen Katastrophe
in der sie passiv nur das Sinnliche schauen kann und das, was
- mit den Gütern, die er aus den heiligen Mysterien heraustragen
der Verstand aus dem Sinnlichen kombinieren kann. Die ganze Tragik
konnte, jenes Volk durchdrang, das den Drang hatte, die äußere Kultur
des letzten geistigen Schauens ist in den einfachen Mitteilungen
mit menschlicher Geisteskraft zu durchweben. Dazu sollte Zarathustra
über den Faustus junior zum Ausdruck gekommen. Im Grunde genommen
diesen Völkern, die nicht mehr die alte atlantische Fähigkeit hatten,
nennt er sich schon in seinen Titeln so, daß wir erkennen
hineinzuschauen in die geistige Welt, neue Aussichten und neue Hoffnungen
können, er ist gleichsam der letzte Ausläufer derjenigen, die noch
auf die geistige Welt geben. So eröffnete Zarathustra jenen Weg,
hineinschauen konnten in die Sphären, aus denen der Christus heruntergestiegen
den wir öfter besprochen haben, auf dem die Völker einsehen sollten,
ist. Er nannte sich Faustus junior mit deutlicher Anspielung
daß in dem äußeren Sonnenlichtleib nur gegeben ist der äußere Leib
auf den alten Faust, den Manichäer Bischof Faustus, den
eines hohen geistigen Wesens, welches er, im Gegensatz zu der kleinen
Lehrer des Augustinus, der noch das besaß, nach dem Augustinus
menschlichen Aura, die «Große Aura», Ahura Mazdao nannte. Er
sich gesehnt hatte; denn die Schriften des Augustinus waren niemals
wollte damit andeuten, daß dieses zwar jetzt noch weit entfernte Wesen
so sehr verbreitet in Europa als in der Zeit, in der die Sagen von
einstmals heruntersteigen würde auf die Erde, um innerhalb der
Faustus junior entstanden sind. Und er nannte sich Magus secundus,
Menschheitsgeschichte sich substantiell mit der Erde zu vereinigen und
anspielend auf den Magus primus, der für diejenigen, die hineinschauen
im Menschheitswerden weiter zu wirken. Damit wurde für diese Menschen
in diese Verhältnisse, auch noch dasteht als einer, der mit
von Zarathustra auf dieselbe Wesenheit hingewiesen, die später
hellseherischem Blick hinausschaute, hinaufragte zu den Himmelssphären,
in der Geschichte als der Christus lebte." {{Lit|{{G|123|24ff}}}}
vor dem sich aber fürchteten diejenigen, die nur anerkennen
wollten, nur sich konzentrieren wollten auf das irdische Leben
des Christus Jesus. Auf den alten ''Simon Magus'', den Magus primus,
weist Faustus damit hin, indem er sich nennt Magus secundus. Aber
noch auf einen anderen weist er uns hin, von dem wir aus unseren
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Blick hinaufgerichtet war in die geistige Welt, um zu schauen in den
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== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Neues Testament|Neues Testament]]
* [[Wikipedia:Mog Ruith|Mog Ruith]]


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references />
 
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Das Matthäus-Evangelium'', [[GA 123]] (1988), ISBN 3-7274-1230-5 {{Vorträge|123}}
* [[Wikipedia:Hans Jonas|Hans Jonas]]: ''Gnosis uns spätantiker Geist I'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
* [[Wikipedia:Hans Leisegang|Hans Leisegang]]: ''Die Gnosis''. A. Kröner, Leipzig 1924. 2. Auflage 1936. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart 1985. ISBN 3-520-03205-8
* [[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
* A. H. B. Logan: ''Simon Magus.'' In: ''[[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]].'' Band 31, De Gruyter, Berlin, 1999, Seiten 272 bis 276, ISBN 3-11-002218-4
* Karlmann Beyschlag: ''Simon Magus und die christliche Gnosis''. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament. Bd 16. Mohr, Tübingen 1974. ISBN 3-16-135872-4
* [[Wikipedia:Gerd Lüdemann|Gerd Lüdemann]]: ''Untersuchungen zur simonianischen Gnosis''. Göttinger theologische Arbeiten, Band 1, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen, 1975, ISBN 3-525-87351-4
* H. M. Enzensberger (Herausgeber): ''Die Andere Bibel.'' Apokryphen AT, NT. Frankfurt am Main, Eichborn, 1990, ISBN 3-8218-4068-4
* {{BBKL|s/simon_magus|band=10|autor=Christoph Schmitt|spalten=410-413}}
* Florent Heintz: ''Simon "le magicien". Actes 8, 5–25 et l'accusation de magie contre les prophètes thaumaturges dans l'antiquité''. Cahiers de la [[Wikipedia:Revue Biblique|Revue Biblique]], Band 39, Gabalda, Paris, 1997, ISBN 2-85021-104-4
* [[Wikipedia:Gerd Theißen|Gerd Theißen]]: ''Simon Magus. Die Entwicklung seines Bildes vom Charismatiker zum gnostischen Erlöser.'' Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Gnosis. In: Axel von Dobbeler (Herausgeber): ''Religionsgeschichte des Neuen Testaments. Festschrift für Klaus Berger zum 60. Geburtstag''. Francke, Tübingen u.a., 2000, Seiten 407 bis 433, ISBN 3-7720-2756-3
* Jürgen Zangenberg: ''Dynamis tou theou. Das religionsgeschichtliche Profil des Simon Magus aus Sebaste.'' In: Axel von Dobbeler (Hrsg.): ''Religionsgeschichte des Neuen Testaments. Festschrift für Klaus Berger zum 60. Geburtstag''. Francke, Tübingen u.a., 2000, Seiten 519 bis 541, ISBN 3-7720-2756-3
* Roland Bergmeier: ''Die Gestalt des Simon Magus in Act 8 und in der simeonianischen Gnosis. Aporien einer Gesamtdeutung.'' In: Roland Bergmeier: ''Das Gesetz im Römerbrief und andere Studien zum Neuen Testament'', [[Wikipedia:WUNT|WUNT]], Band 121, Mohr Siebeck, Tübingen, 2000, ISBN 3-16-147196-2
* Dominique Côté: ''Le thème de l'opposition entre Pierre et Simon dans les Pseudo-Clémentines''. Collection des Études Augustiniennes. Série Antiquité, Band 167, Institut d'Études Augustiniennes, Paris, 2001, ISBN 2-85121-188-9
* Stephen Haar: ''Simon Magus – The First Gnostic?''. Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche, Band 119, de Gruyter, Berlin u.a., 2003, ISBN 3-11-017689-0
* Alberto Ferreiro: ''Simon Magus in Patristic, Medieval and Early Modern Traditions''. Studies in the History of Christian Traditions. Bd 125. Brill, Leiden u.a., 2005, ISBN 90-04-14495-1
 
== Weblinks ==
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* [http://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=798&letter=S Simon Magus] JewishEncyclopedia.com
* [http://www.philos-website.de/index_g.htm?autoren/simon_magus_g.htm~main2 Simon Magus]] auuf [http://www.philos-website.de www.philos-website.de]
* [http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/lexikon/alphabethisch/p-z/art/Simon_Magus/html/artikel/7306/ca/8870032838/ Alberto Ferreiro: Simon Magus] (Übersetzung von Johannes Peisker, historicum.net)
 
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Version vom 21. Oktober 2015, 15:24 Uhr

Avanzino Nucci: Petrus' Auseinandersetzung mit Simon Magus (1620)
Der Sturz des Simon Magus - Abbildung aus der Schedelschen Weltchronik (lateinische Ausgabe in Sao Paulo)
Die Statue des Semo Sancus wurde 1574 auf der Tiberinsel in Rom wiedergefunden. Justin Martyr hatte sie für eine Darstellung des vergöttlichten Simon Magus gehalten und die Inschrift Semoni Sanco Deo Fidio Sacrum fälschlich als Simoni deo sancto wiedergegeben.
Sébastien Bourdon: Der Fall des Simon Magus (1657)
Frederic Leighton: Helena von Troja (1865)
Sturz des Simon Magus, Fresko (1768) in Söll (Tirol)

Simon Magus (auch Simon der Magier, Simon von Samarien oder Simon von Gitta; † 65, Rom) gilt als erster Häretiker der Kirche. Das Wenige, das über ihn bekannt ist, stammt aus christlichen Quellen, meist Polemiken gegen Gnostiker. Demzufolge war er ein Samaritaner, der von seinen Anhängern als „die große Kraft Gottes“ oder Gott in menschlicher Gestalt (theios aner) verehrt wurde. Von seinem Namen ist der Begriff Simonie für Ämterkauf abgeleitet. Die gnostische Sekte der Simonianer berief sich auf ihn als Gründer und Lehrmeister. Sein Schüler und Nachfolger soll Menander gewesen sein[1].

Die Quellen

Fast alle erhaltenen Quellen über Leben und Gedanken des Simon Magus stammen aus christlichen Werken, der Apostelgeschichte, den Kirchenvätern (Irenäus, Justin der Märtyrer, Hippolyt von Rom, Epiphanius von Salamis), den apokryphen Petrusakten und den Pseudo-Klementinen. Die Quellen über Simon entwerfen sehr unterschiedliche Bilder über seine Person, so dass fraglich ist, ob alle dieselbe Person meinen, oder ob sein Name nur die Projektionsfläche für die Verurteilung abweichender theologischer Richtungen bildet. Da die großkirchliche Reaktion den simonianischen Synkretismus ausschloss, sind die Quellen weniger an Verständnis, als an Abgrenzung interessiert, ihre Darstellung ist daher oft verzeichnend und im Ton scharfer Polemik. Viele antike literarische Quellen – einige unecht, einige echt – bestätigen, dass sowohl Simon Magus, als auch Simon Petrus in Rom gestorben sind.

Apostelgeschichte

Der früheste Hinweis auf Simon findet sich in der wohl nach 70 entstandenen Apostelgeschichte, die von Simon Magus in Sebaste in Samaria berichtet. Er soll demnach ekstatische Wirkungen ausgelöst haben. Simon, den seine Anhänger als eine „Kraft Gottes, die … große“ verehren, ist von den Heilungen durch die Samariamissionare beeindruckt und lässt sich vom Diakon Philippus taufen. Er wirkt als Missionar (Pseudoapostel?) und versucht erfolglos, die Gaben des Heiligen Geistes von Petrus und Johannes gegen Geld zu erhalten, woher das Wort Simonie stammt.

„9 Es war aber ein Mann mit Namen Simon, der zuvor in der Stadt Zauberei trieb und das Volk von Samaria in seinen Bann zog, weil er vorgab, er wäre etwas Großes. 10 Und alle hingen ihm an, Klein und Groß, und sprachen: Dieser ist die Kraft Gottes, die die Große genannt wird. 11 Sie hingen ihm aber an, weil er sie lange Zeit mit seiner Zauberei in seinen Bann gezogen hatte. 12 Als sie aber den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi glaubten, ließen sich taufen Männer und Frauen. 13 Da wurde auch Simon gläubig und ließ sich taufen und hielt sich zu Philippus. Und als er die Zeichen und großen Taten sah, die geschahen, geriet er außer sich vor Staunen. 14 Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. 15 Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. 16 Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. 17 Da legten sie die Hände auf sie und sie empfingen den Heiligen Geist. 18 Als aber Simon sah, dass der Geist gegeben wurde, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an 19 und sprach: Gebt auch mir die Macht, damit jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange. 20 Petrus aber sprach zu ihm: Dass du verdammt werdest mitsamt deinem Geld, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt. 21 Du hast weder Anteil noch Anrecht an dieser Sache; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott. 22 Darum tu Buße für diese deine Bosheit und flehe zum Herrn, ob dir das Trachten deines Herzens vergeben werden könne. 23 Denn ich sehe, dass du voll bitterer Galle bist und verstrickt in Ungerechtigkeit. 24 Da antwortete Simon und sprach: Bittet ihr den Herrn für mich, dass nichts von dem über mich komme, was ihr gesagt habt. 25 Als sie nun das Wort des Herrn bezeugt und geredet hatten, kehrten sie wieder um nach Jerusalem und predigten das Evangelium in vielen Dörfern der Samariter.“

Apostelgeschichte: Apg 8,9–25 LUT

Justin

Justin der Märtyrer († 165) schildert Simon als einen von seinen Anhängern religiös verehrten Mann zur Zeit des Claudius (41–54). Er sei mit einer gewissen Helena unterwegs gewesen, die er aus einem Bordell befreit habe, und die von den Simonianern als göttliche Teilinstanz „erster Gedanke“ verehrt werde. Justin berichtet von einer hauptsächlich aus Samaritanern bestehenden römischen Gemeinde Simons. Darüber hinaus weiß er von einer Simon geweihten Statue auf der Tiberinsel. 1574 wurde eine Statue auf der Insel entdeckt, diese war jedoch dem römischen Schwurgott Semo Sancus geweiht, welcher wahrscheinlich mit Jupiter identifiziert wurde. Es könnte sich dabei durchaus um das von Justin erwähnte Bild des Simon handeln.

„Auch nach der Auffahrt Christi zum Himmel haben die Dämonen einzelne Menschen veranlaßt, sich für Götter auszugeben, die nicht nur nicht von euch verfolgt, sondern mannigfacher Ehren gewürdigt wurden. So einen gewissen Samaritaner Simon aus dem Flecken Gittä, der unter Kaiser Klaudius durch die Macht der in ihm tätigen Dämonen in eurer Kaiserstadt Rom Zauberkünste ausgeübt hat, für einen Gott gehalten und wie ein Gott von euch durch eine Bildsäule geehrt wurde. Diese Bildsäule steht im Tiberflusse mitten zwischen zwei Brücken und trägt diese lateinische Aufschrift: Simoni deo sancto. Und fast alle Samaritaner, auch einzelne unter anderen Völkern, erkennen und verehren ihn als den höchsten Gott und eine gewisse Helena, die in jener Zeit mit ihm umherzog, nachdem sie früher in einem Hurenhause sich preisgegeben hatte, nennen sie seinen ersten Gedanken.“

Justin der Märtyrer: Erste Apologie, 26 [3]

Origenes

Origenes gibt an, dass sich laut Celsus einige Anhänger Simons auch als Helenianer bezeichnet hätten:

„Darauf schüttet er über uns einen Haufen von Namen aus und sagt, "er kenne auch einige Simonianer, die die Helena oder als Lehrer den Helenos verehrten und deshalb Helenianer genannt würden". Es ist aber dem Celsus unbekannt, dass "die Simonianer" Jesus durchaus nicht als Sohn Gottes anerkennen, sondern den Simon die Kraft Gottes nennen[2]. Sie erzählen einige wunderbare Geschichten von ihm, der sich eingebildet hatte, er werde denselben Einfluß bei den Menschen erlangen, den Jesus bei der Menge besaß, wenn er ebensolche Scheinwunder verrichtete, wie Jesus nach seiner Meinung vollbracht hatte[3]

Origenes: Contra Celsum V,62 [4]

Irenäus von Lyon

Während die Apostelgeschichte nur vom Magier Simon, aber keinem Lehrsystem weiß, hat nach Irenäus die „fälschlich so genannte“ Gnosis mit Simon begonnen. Nach Irenäus von Lyon (Gegen die Häretiker, Buch 1, 23, 1-5) habe Simon den Anspruch erhoben, ein Messias (Christus) zu sein, und sei gekommen, um den (weiblichen) „ersten Gedanken" Ennoia aus der Materie zu erlösen. Dies könnte zu Justins Nachricht über Helena passen. Dieser „erste Gedanke" stieg in die niedrigeren Regionen ab und erschuf Engel und Mächte. Die Engel lehnten sich aus Neid gegen Ennoia-Helena auf und schufen die Welt als ihr Gefängnis, in dem sie in einem weiblichen Leib gefangen lag. So zog sie von Leib zu Leib wie von Gefängnis zu Gefängnis. Sie nahm u.a. in Helena von Troja Gestalt an, bis sie als Prostituierte in der phönizischen Stadt Tyrus durch Gott, der in Gestalt des Simon Magus abgestiegen war, erlöst wurde. Diese von den Engeln geschaffene Welt wäre dem Verderben preisgegeben. Nur die an Simon und an Helena glaubten, könnten mit ihnen in die höheren Regionen zurückkehren.

„Dieser Simon von Samaria, von dem sämtliche Sekten abstammen, trägt folgende Irrlehre vor: Mit einer gewissen Helena, die er zu Tyrus in Phönizien als Lohndirne erstand, zog er herum und sagte, dies sei die erste Vorstellung seines Geistes, die Mutter aller, durch die er im Anfang gedachte, Engel und Erzengel zu erschaffen. Indem diese Ennoia von ihm ausging und erkannte, was der Vater wollte, stieg sie in die unteren Regionen hinab und zeugte die Engel und Mächte, von denen diese Welt gemacht worden sein soll. Dann aber wurde sie aus Neid von ihren eigenen Kindern zurückgehalten, da diese nicht für die Kinder irgend jemandes gehalten werden wollten. Er selbst blieb ihnen gänzlich unbekannt, die Ennoia aber hielten die Engel und Mächte zurück, die sie selbst geboren hatte, und jegliche Schmach mußte sie von ihnen erleiden, so daß sie nicht zu ihrem Vater zurückkehren konnte und sogar in menschlichem Körper eingeschlossen, in Ewigkeit wie von einem Gefäß in das andere in weibliche Körper überging. So war sie auch in dem Leib der Helena, deretwegen der trojanische Krieg unternommen wurde. Stesichorus, der auf sie Schmählieder dichtete, wurde deswegen geblendet, und erst als er reuevoll durch Gegenlieder Abbitte leistete, bekam er das Augenlicht wieder. Bei ihrer Wanderung von Körper zu Körper erlitt sie in jedem immer neue Schmach und landete zuletzt in einem öffentlichen Hause — sie ist das verlorene Schaf.“

Irenäus: Gegen die Häretiker I, 23, 1-5 [5]

Tertullian

Auch Tertullian († um 220) berichtet die Geschichte von Simon Magus und Helena als Beispiel im Rahmen seiner ausführlichen Argumentation gegen die Seelenwanderungslehre der Pythagoreer:

„Der Samariter Simon nämlich, aus der Apostelgeschichte bekannt als Käufer des hl. Geistes, wandte sich, nachdem er von diesem samt seinem Gelde verdammt, seinen Untergang erfolglos beweint hatte, der Bekämpfung der Wahrheit gleichsam als einer trostvollen Rache zu und stützte sich dabei auch auf seine Kunstfertigkeit. Für dasselbe Geld kaufte er sich aus einer öffentlichen Lasterhöhle eine gewisse Helena aus Tyrus — für ihn eine passende Entschädigung statt des hl. Geistes — um Taschenspielerkünste einer bekannten Art auszuüben. Sich selbst gab er für den höchsten Vater aus, jene Person aber für seine erste Eingebung,1 durch die ihm eingegeben worden sei, die Engel und Erzengel zu erschaffen. Im Besitze dieses Ratschlusses sei sie dem Vater entsprungen, in die niederen Regionen herabgestiegen und habe hier, dem Ratschluss des Vaters zuvorkommend, die Engelmächte erzeugt, welche vom Vater, dem Baumeister der Welt, nichts wussten, sei von ihnen aber aus Missgunst2 zurückgehalten worden, damit sie nicht, wenn jene weggegangen wäre, für Geschöpfe des andern gehalten würden. So sei ihr denn jegliche Schmach angethan worden, damit sie, um alles Ansehen gebracht, keine Lust mehr habe, irgendwo anders hinzugehen, sie sei sogar in eine menschliche Gestalt eingeschlossen worden, damit sie so gleichsam durch die Bande des Fleisches festgehalten werde. So habe sie sich viele Jahrhunderte hindurch in immer wechselnden weiblichen Gestalten herumgetrieben und sei die für Priamus und später für die Augen des Stesichorus so verhängnisvolle Helena gewesen. Letztern habe sie wegen eines Schmähgedichtes geblendet, nachher aber, als sie durch ein Lobgedicht Genugthuung empfangen, ihn wieder sehend gemacht. Sodann habe sie, aus einem Körper in den andern wandernd, als Helena geringerer Sorte in äusserster Schmach, unter einem Aushängeschild Prostitution getrieben.“

Tertullian: Über die Seele 34 [6]

Die apokryphen Petrusakten

Die vermutlich Ende des zweiten Jahrhunderts in Kleinasien entstandenen apokryphen Petrusakten schildern eine Legende über den Tod des Simon Magus. Simon übt auf dem Forum Zauberei vor dem römischen Kaiser Claudius. Um seine Göttlichkeit zu beweisen, erhebt sich Simon in die Luft. Der Apostel Petrus betet, Gott solle dem Geschehen Einhalt gebieten:

„Doch möge er nicht sterben, sondern bloß unschädlich gemacht werden und sich den Schenkel an drei Stellen brechen. Und Simon stürzte vom Himmel und brach sich den Schenkel an drei Stellen. Da warfen alle Steine auf ihn und gingen heim und vertrauten von nun an Petrus.“

– Petrusakten 32

Offenbar war es den Autoren der Petrusakten nicht bekannt, dass der im antiken Griechenland und im alten Israel praktizierte Brauch der Steinigung in Rom unvorstellbar gewesen wäre. Das dramatische Bild des levitierenden und über Rom abstürzenden Simon entfaltete jedoch eine große Wirkung und wurde in mittelalterlicher Kunst häufig dargestellt.

Hippolyt von Rom

Hippolyt von Rom (Philosophumena) liefert eine komplexe Darlegung der in der «Großen Offenbarung» festgehaltenen Lehren des Simonianismus, einschließlich des Systems göttlicher Emanationen und Deutungen des Alten Testaments. Wahrscheinlich liegt dieser Darstellung eine spätere Gestalt des Simonianismus zugrunde, während ihre ursprünglichen Lehren schlichter und der Darstellung des Justin und Irenäus ähnlicher waren.

„Es erscheint also angebracht, die Meinungen des Simon aus Gitta, einem Dorf in Samaria, auseinanderzusetzen; er hatte auch Nachfolger, wie wir noch zeigen werden, die unter anderer Flagge ähnlich verfuhren. Dieser Simon, der Magie kundig, täuschte viele durch die Kunst des Thrasymedes, wie wir es oben1 auseinandergesetzt haben, und verübte Schlimmes mit Hilfe von Dämonen; er ging daran, sich selbst zum Gott zu machen; ein Schwindler, voller Narrheiten, den nach den Acta die Apostel überführten.“

Hippolyt von Rom: Widerlegung aller Häresien VI,7 [7]

Epiphanius von Salamis

Epiphanios von Salamis kommentiert in seinem Panárion (der „Hausapotheke gegen die Schlangenbisse der Häresie“, auch als Adversus haereses bekannt und meist als Haereses zitiert, geschrieben 374–377) Leben und Lehre des Simon Magus. Im zweiten Abschnitt des ersten Buches bespricht er 13 häretische Sekten.

„Die erste davon ist die des Simon Magus, welcher unmittelbar nach Christus noch zu den Zeiten der Apostel auftauchte. Seine Anhänger heißen nach ihm Simonianer. Er war aus einem Dorfe Samariens, Gitthis, geboren und nur dem Namen nach ein Schüler Christi. Er lehrte schändliches Treiben und predigte freie Liebe. Er leugnete die Auferstehung der Leiber und die Erschaffung der Welt durch Gott. Sein und seiner Dirne Helena Bild gab er als Darstellung des Zeus und der Athene seinen Jüngern zur Anbetung. Bei den Samaritern gab er sich für Gott Vater aus; zu den Juden sagte er, er sei der Christus.“

Epiphanius von Salamis: Haereses I 2,21 [8]

Pseudoklementinen

In dem etwa im 4. Jahrhundert entstandenen anti-gnostischen pseudoklementinischen Roman ist Simon Magus als Gegenspieler des Petrus und dessen jugendlichen Schülers Klemens die Verkörperung der gnostischen Irrlehre und der „falsche Prophet“.

Über Simon wird berichtet, dass er aus Samarien stammte und sich in Alexandria griechische Bildung und Zauberkunst aneignete, nachdem er Schüler des Täufers Johannes gewesen war. Helena begleitete ihn als „Sophia“, d. h. als personifizierte Weisheit. Simons Disputationen mit Petrus bestimmen über weite Teile die Handlung. In ihnen vertritt Simon die in der Gnosis vorherrschende dualistische Lehre von dem „Inneren Licht“ sowie der von einem bösen und ungerechten Gott geschaffenen Welt als deren Gefängnis, aus der nur er, die „oberste Kraft Gottes“, befreien könne. Petrus hält dagegen, dass die Schöpfung, weil vom guten, gerechten Gott geschaffen, sehr wohl gut sei, und der Mensch als Ebenbild Gottes sich frei entscheiden könne. Mit Zitaten aus der Bibel überführt er Simon als falschen Propheten. Als Simon merkt, dass er Petrus nicht besiegen kann, flieht er.

Bei der Figur des Simon in den Pseudoklementinen handelt es sich weniger um eine historische Person, als vielmehr um das Klischee eines Ketzers. Seine Geschichte ist als Gegenbild zum wahren Propheten Jesus Christus und seines Jüngers Petrus konstruiert, passend zur Theologie des Buches, dass alles seine „Syzygie“, also sein Gegenteil, besitzt.

Der historische Simon Magus und der Simonianismus

Die Simonianische Äonologie (G.R.S. Mead)

Sowohl über den historischen Simon als auch über seine Lehre und Anhänger ist so gut wie nichts bekannt. Den Quellen kann man entnehmen, dass es sich bei ihm um einen Magier der Gnosis handelte. Die früheste Quelle, die Apostelgeschichte, berichtet allerdings nichts von seinem gnostischen Anspruch eines Erlösers, der die in Knechtschaft geratene Weltseele (bei Simon die »Mutter des Alls«) durch seinen „Ruf“ zu befreien vermochte und mit Befreiung der Helena unter Beweis stellt.

Hauptartikel: Simonianer

Das System simonianischer Gnosis, wie es am Ende des 2. Jahrhunderts belegt ist, zeigt sich als Konkurrenzbildung zum beginnenden Christentum, was zum in der Apostelgeschichte berichteten Ausschluss und Nachrichten über Simons Aufenthalt in Rom passt. Es richtete sich an Christen und Nichtchristen, nahm Einflüsse des Vulgärplatonismus (gefangene, wandernde Weltseele) auf, integrierte römische religiöse Bräuche (Verehrung einer Statue der – dem Haupt des Zeus entsprungenen – Athena als Helena) und enthält die Vorstellung göttlich personifizierter weiblicher Weisheit des hellenistischen Judentums (Buch der Weisheit, AT).

Als geflügeltes Wort hat sich das schillernde Delikt der Simonie erhalten.

Simon Magus und Johann Georg Faust

Die Beziehung des Simon Magus zu Helena findet eine gewisse Entsprechung in Goethes Faust-Tragödie. Helena ist hier ein Bild für die sich entwickelnde, unschuldig-schuldige Seele. Nach dem Volksbuch „Historia von D. Johann Fausten“ des Buchdruckers Johann Spies soll sich Johann Georg Faust auch als Magus secundus bezeichnet haben - mit bewusstem Bezug auf Simon Magus, den Magus primus.

"Wir sehen ja, wie gerade bis zum Ende des vierten, sogar bis zum Beginn des fünften nachatlantischen Zeitraumes, das alte hellseherische Erkennen so abflutet, daß die letzten Reste, die den Menschenseelen noch gegeben sind, der Verachtung anheimfallen. Wir sehen dieses erschütternd verkörpert in derjenigen Gestalt, welche in Europa auftritt - viel weiter verbreitet, als man denkt - gerade bei dem Abfluten des vierten nachatlantischen Zeitraumes, in der Gestalt des volkstümlichen Abenteurers - denn ein Abenteurer ist er geworden -, der noch tragen kann die zeitgemäßen letzten Reste der hellseherischen Erkenntnis in demjenigen, den das Volksbuch nennt: «Magister Georgius Sabellicus, Faustus junior, fons necromanticorum, astrologus, magus secundus, chiromanticus, aeromanticus, pyromanticus, in hydra arte secundus.» So lautet der vollständige Titel jenes Faustus, der dann im 16. Jahrhundert als Repräsentant des völlig abklingenden alten Hellsehens dasteht, desjenigen Faust, der noch einen Blick in die geistigen Welten hinein hatte, wenn er auch schon chaotisch war, dieser Blick.

Dann kommt das herauf mit der neueren Zeit, daß es der Menschenseele nicht mehr gegeben ist, wenn sie sich wie in den alten Zeiten passiv in gewisse Zustände versetzt, geistig zu schauen, sondern in der sie passiv nur das Sinnliche schauen kann und das, was der Verstand aus dem Sinnlichen kombinieren kann. Die ganze Tragik des letzten geistigen Schauens ist in den einfachen Mitteilungen über den Faustus junior zum Ausdruck gekommen. Im Grunde genommen nennt er sich schon in seinen Titeln so, daß wir erkennen können, er ist gleichsam der letzte Ausläufer derjenigen, die noch hineinschauen konnten in die Sphären, aus denen der Christus heruntergestiegen ist. Er nannte sich Faustus junior mit deutlicher Anspielung auf den alten Faust, den Manichäer Bischof Faustus, den Lehrer des Augustinus, der noch das besaß, nach dem Augustinus sich gesehnt hatte; denn die Schriften des Augustinus waren niemals so sehr verbreitet in Europa als in der Zeit, in der die Sagen von Faustus junior entstanden sind. Und er nannte sich Magus secundus, anspielend auf den Magus primus, der für diejenigen, die hineinschauen in diese Verhältnisse, auch noch dasteht als einer, der mit hellseherischem Blick hinausschaute, hinaufragte zu den Himmelssphären, vor dem sich aber fürchteten diejenigen, die nur anerkennen wollten, nur sich konzentrieren wollten auf das irdische Leben des Christus Jesus. Auf den alten Simon Magus, den Magus primus, weist Faustus damit hin, indem er sich nennt Magus secundus. Aber noch auf einen anderen weist er uns hin, von dem wir aus unseren geisteswissenschaftlichen Betrachtungen ja auch wissen, wie sein Blick hinaufgerichtet war in die geistige Welt, um zu schauen in den geistigen Sphären. «In hydra arte secundus» nennt er sich noch, hinweisend auf Pythagoras, der in der damaligen Zeit auf diesem Felde der Kunst der Primus genannt worden ist." (Lit.: GA 156, S. 198f)

Siehe auch

Anmerkungen

  1. vgl. Irenäus von Lyon: Contra Haereses I 23,5 [1] und Tertullian: Über die Seele 50 [2]
  2. Apg 8,10 EU
  3. Apg 8,18-19 EU

Literatur

  • Hans Jonas: Gnosis uns spätantiker Geist I, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
  • Hans Leisegang: Die Gnosis. A. Kröner, Leipzig 1924. 2. Auflage 1936. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart 1985. ISBN 3-520-03205-8
  • Kurt Rudolph: Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
  • A. H. B. Logan: Simon Magus. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 31, De Gruyter, Berlin, 1999, Seiten 272 bis 276, ISBN 3-11-002218-4
  • Karlmann Beyschlag: Simon Magus und die christliche Gnosis. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament. Bd 16. Mohr, Tübingen 1974. ISBN 3-16-135872-4
  • Gerd Lüdemann: Untersuchungen zur simonianischen Gnosis. Göttinger theologische Arbeiten, Band 1, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen, 1975, ISBN 3-525-87351-4
  • H. M. Enzensberger (Herausgeber): Die Andere Bibel. Apokryphen AT, NT. Frankfurt am Main, Eichborn, 1990, ISBN 3-8218-4068-4
  • Christoph Schmitt: Simon Magus In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 410–413.
  • Florent Heintz: Simon "le magicien". Actes 8, 5–25 et l'accusation de magie contre les prophètes thaumaturges dans l'antiquité. Cahiers de la Revue Biblique, Band 39, Gabalda, Paris, 1997, ISBN 2-85021-104-4
  • Gerd Theißen: Simon Magus. Die Entwicklung seines Bildes vom Charismatiker zum gnostischen Erlöser. Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Gnosis. In: Axel von Dobbeler (Herausgeber): Religionsgeschichte des Neuen Testaments. Festschrift für Klaus Berger zum 60. Geburtstag. Francke, Tübingen u.a., 2000, Seiten 407 bis 433, ISBN 3-7720-2756-3
  • Jürgen Zangenberg: Dynamis tou theou. Das religionsgeschichtliche Profil des Simon Magus aus Sebaste. In: Axel von Dobbeler (Hrsg.): Religionsgeschichte des Neuen Testaments. Festschrift für Klaus Berger zum 60. Geburtstag. Francke, Tübingen u.a., 2000, Seiten 519 bis 541, ISBN 3-7720-2756-3
  • Roland Bergmeier: Die Gestalt des Simon Magus in Act 8 und in der simeonianischen Gnosis. Aporien einer Gesamtdeutung. In: Roland Bergmeier: Das Gesetz im Römerbrief und andere Studien zum Neuen Testament, WUNT, Band 121, Mohr Siebeck, Tübingen, 2000, ISBN 3-16-147196-2
  • Dominique Côté: Le thème de l'opposition entre Pierre et Simon dans les Pseudo-Clémentines. Collection des Études Augustiniennes. Série Antiquité, Band 167, Institut d'Études Augustiniennes, Paris, 2001, ISBN 2-85121-188-9
  • Stephen Haar: Simon Magus – The First Gnostic?. Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche, Band 119, de Gruyter, Berlin u.a., 2003, ISBN 3-11-017689-0
  • Alberto Ferreiro: Simon Magus in Patristic, Medieval and Early Modern Traditions. Studies in the History of Christian Traditions. Bd 125. Brill, Leiden u.a., 2005, ISBN 90-04-14495-1

Weblinks

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