Blue Brain

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Das Blue Brain-Projekt versteht sich als Pionierprojekt zum Verständnis der Funktionsweise des Gehirns durch die Bildung groß angelegter Computermodelle. Es wurde von Henry Markrams Brain and Mind Institute der École Polytechnique in Lausanne (Schweiz) und IBM (USA) im Mai 2005 ins Leben gerufen. Es hatte zum Ziel, bis 2015 ein biologisch korrektes, virtuelles Gehirnmodell zu schaffen. Seit einer EU-Förderung von 1 Milliarde Euro nennt sich dieses Vorhaben Human Brain Project.[1]

Blue Column

Ein wichtiges Zwischenziel des Blue-Brain-Projekts wurde Ende 2007 abgeschlossen: Blue Column hat das Ziel der vollständigen Simulation einer neokortikalen Säule auf zellulärer Ebene erreicht. Neokortikale Säulen besitzen eine Höhe von 2 mm und einen Durchmesser von 0,5 mm. Beim Menschen enthalten sie circa 60.000 Neuronen. Blue Column bezieht sich auf Ratten, deren kortikale Säulen circa 10.000 Nervenzellen und ungefähr 108 Synapsen beinhalten.

Die Simulation geht über das Konzept des künstlichen neuronalen Netzes hinaus: Sie beruht auf biologisch plausiblen und komplexen Modellen verschiedener Nervenzelltypen. Eingesetzt werden der von Phil Goodman entwickelte Neocortical Simulator (NCS) in Kombination mit Michael Hines' Software NEURON. Die Simulation soll auf einem BlueGene Supercomputer berechnet werden. Blue Column soll innerhalb von 2–3 Jahren realisiert und anschließend mit einer Reihe von empirischen Daten getestet werden.

Im weiteren Verlauf soll die Entwicklung in zwei Richtungen fortgeführt werden:

  1. Simulation einer kortikalen Säule auf molekularer Ebene, um z. B. die Bedeutung von Genexpression untersuchen zu können
  2. Vereinfachung der Simulation mit dem Ziel, eine große Anzahl von Säulen zu vernetzen und parallel simulieren zu können. Das Endziel ist die Simulation eines vollständigen Neokortex, der beim Menschen aus circa 1 Million kortikalen Säulen besteht.

In einer 10-Jahres-Perspektive sollen verschiedene Forscher weltweit eigene Modelle verschiedener Gehirnregionen erstellen und in eine Internet-Datenbank hochladen können. Die Blue-Brain-Software soll diese Module miteinander vernetzen und daraus die erste Simulation eines vollständigen Gehirns aufbauen. Um das zu erreichen, müssen mehrere noch ungelöste Probleme bewältigt werden.

Im Oktober 2015 wurde als erstes größeres Ergebnis die Simulation der Aktivität von etwa 31.000 Neuronen aus dem somatosensorischen Cortex eines Rattengehirns präsentiert.[2][3]

Blue Brain Nexus

Am 11. Januar 2018 veröffentlichte die École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) ihre Datenplattform Blue Brain Nexus des Blue Brain Projekts als Open-Source-Software. Blue Brain Nexus dient der Integration aller Daten des Blue Brain Projektes.[4]

Literatur

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. EU-Forschungsgelder für die ETH Lausanne, swissinfo.ch, 28. Januar 2013, abgerufen am 1. Dezember 2015
  2. Lars Fischer: Rattenhirn im Computer befeuert Streit um Hirnprojekt. spektrum.de, 9. Oktober 2015, abgerufen am 11. Oktober 2015.
  3. Reconstruction and Simulation of Neocortical Microcircuitry. www.cell.com, 8. Oktober 2015, abgerufen am 11. Oktober 2015.
  4. Blue Brain Nexus: An Open-Source Tool for Data-Driven Science, 11. Januar 2018.


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