Philosophie der Antike und Lukrez: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Location greek ancient.svg|miniatur|Das [[Antikes Griechenland|antike Griechenland]] um 550 v. Chr.]]
'''Titus Lucretius Carus''' (deutsch '''Lukrez'''; * vermutlich zwischen 99 und 94 v. Chr.; † vermutlich um 55 oder 53 v. Chr.) war ein [[Römisches Reich|römischer]] Dichter und [[Philosophie der Antike|Philosoph]] in der Tradition des [[Epikureismus]].
[[Datei:Roman Empire Trajan 117AD.png|miniatur|Das [[Römisches Reich|Römische Reich]] um 117]]
Sein wahrscheinlich unvollendetes Werk ''[[De rerum natura]]'' ''(Über die Natur der Dinge)'' ist eine der Hauptquellen zur Philosophie [[Epikur]]s, die ansonsten nur in Fragmenten überliefert ist.


Die '''Philosophie der Antike''' war eine [[Philosophiegeschichte|philosophiegeschichtliche]] Epoche. Sie dauerte mehr als 1100 Jahre, von etwa 600 v. Chr. (als ältester Vertreter wurde [[Thales]] um 624 v. Chr. geboren) bis ins [[6. Jahrhundert]] n. Chr., als die letzten [[Neuplatonismus|Neuplatoniker]] wirkten. Ihre Hauptschauplätze waren das [[Antikes Griechenland|antike Griechenland]] und das [[Römisches Reich|Römische Reich]].
== Leben ==


Die [[Philosophie]] der [[Antike]] war geographisch auf den [[Mittelmeerraum]] beschränkt. Andere wichtige philosophische Traditionen des [[Altertum]]s waren die [[Chinesische Philosophie]] (seit 1000 v. Chr.) und die [[Indische Philosophie]] (seit 1000 v. Chr.), einflussreich waren die Kultur des [[Judentum]]s, des [[Altes Ägypten|alten Ägyptens]], des [[Perserreich]]s und [[Mesopotamien]]s. In Europa folgte auf die Philosophie der Antike die [[Philosophie des Mittelalters]].
Über das Leben des Lukrez ist so gut wie nichts bekannt. Die spärlichen Angaben stammen großteils aus späten Quellen und sind widersprüchlich und zum Teil wenig glaubwürdig. Lukrez’ Herkunft und soziale Stellung sind nicht gesichert; Vermutungen, die von seinem [[Cognomen]] Carus auf eine niedrige Herkunft schließen, sind ebenso wenig zu belegen wie die Annahme, Lukrez habe der [[Nobilität]] angehört. Zumindest deutet sein Werk darauf hin, dass er über eine hohe Bildung verfügte.<ref>Erler (1994), S. 399f.</ref>


Die Philosophen der Antike lassen sich grob in verschiedene Gruppen einteilen. Diejenigen, die vor [[Sokrates]] gewirkt haben, bezeichnet man als die [[Vorsokratiker]] (etwa 600 bis 400 v. Chr.). Sie haben das damalige von [[Mythos|Mythen]] und [[Griechische Mythologie|Göttern]] geprägte Weltbild durch ansatzweise philosophische und naturwissenschaftliche Erklärungsversuche ersetzt. Mit Sokrates beginnt die [[Griechische Klassik (Philosophie)|griechische Klassik]] (etwa 500 bis 300 v. Chr.). Zu dieser Zeit war [[Athen]] das geistige Zentrum Griechenlands. Sokrates’ Schüler [[Platon]] und dessen Schüler [[Aristoteles]] wurden zu zwei der wichtigsten und bis heute einflussreichsten Philosophen. Zur Klassik kann man auch die [[Sophisten]], die [[Kyniker]], die [[Epikureer]], die [[Kyrenaiker]] und die [[Stoiker]] rechnen. Auf die Klassik folgte die Philosophie der [[Hellenismus|hellenistischen]] Zeit, auf diese die Philosophie der [[Spätantike]].
Lukrez’ Lebensdaten müssen erschlossen werden: [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] erwähnt in seiner ''Chronik'' dessen Geburt; jedoch überliefern die erhaltenen mittelalterlichen [[Manuskript|Handschriften]] dieses Ereignis teils für das Jahr 96, teils für 94 oder 93. Auch sein Todesjahr ist ungewiss. Nach Hieronymus starb Lukrez mit vierundvierzig Jahren, womit die Jahre 53/52, 51/50 und 50/49 in Betracht kommen. Allerdings überliefert der [[spätantike]] Grammatiker [[Aelius Donatus]], dass Lukrez am selben Tag verstorben sei, an dem [[Vergil]] mit siebzehn Jahren die [[Toga|Männertoga]] (''toga virilis'') angelegt habe, nämlich am 15. Oktober 53.<ref>Donatus: ''Vita Vergilii'' 6.</ref> Diese vermutlich auf [[Sueton]]s nur fragmentarisch erhaltenes Werk ''De viris illustribus'' zurückgehende Angabe ist fragwürdig; zudem datiert Donatus Vergils siebzehnten Geburtstag falsch, indem er die beiden [[Konsul]]n des Jahres 55 nennt. Die einzige sichere und zugleich früheste Angabe bietet ein Brief Ciceros an seinen Bruder [[Quintus Tullius Cicero|Quintus]] vom 10. oder 11. Februar 54. Darin meint er, Lukrez’ Werk enthalte zahlreiche geniale Glanzstücke und sei mit großer Kunstfertigkeit verfasst.<ref>Cicero: ''Ad Quintum fratrem'' 2,9,3.</ref> Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine Äußerung nach dem Tod des Lukrez. Man nimmt daher an, dass Lukrez zwischen 99 und 94 geboren wurde und Mitte der fünfziger Jahre, vielleicht 55 oder 53, verstarb.<ref>Zur Diskussion der Lebensdaten siehe Erler (1994), S. 397f.</ref>


== Zeitleiste ==
Hieronymus überliefert zudem die legendenhafte Geschichte, dass Lukrez nach der Einnahme eines Liebestranks wahnsinnig geworden sei und schließlich Selbstmord begangen habe. In lichten Momenten ''(per intervalla insaniae)'' habe er sein Lehrgedicht verfasst. Dieser Bericht, der vermutlich auf einer im 4. Jahrhundert entstandenen Legende fußt, wurde in der Forschung sehr unterschiedlich beurteilt.<ref>Zur Forschungsgeschichte siehe Erler (1994), S. 383–385.</ref> Manche Gelehrte hielten die Nachricht von Lukrez’ Geisteskrankheit für glaubhaft und meinten, diese Hypothese durch Passagen seines Werkes stützen und daraus auf die Persönlichkeit des Dichters schließen oder umgekehrt Ungereimtheiten und Brüche im Werk vor dem Hintergrund seiner angeblichen geistigen Verwirrung erklären zu können.
Die Einteilung der Philosophiegeschichte in Perioden kann nach verschiedenen Gesichtspunkten (Zeit, Ort, Strömung usw.) geschehen. Bis heute hat sich keine allgemeinverbindliche Einteilung etablieren können. Einigermaßen durchgesetzt hat sich der Begriff der Vorsokratiker, wobei allerdings manche Autoren die Sophisten zu den Vorsokratikern, andere zur griechischen Klassik zählen. Hier eine ungefähre Einteilung:
{{Zeitleiste - Perioden der Philosophie der Antike}}


== Geschichte ==
Die neuere Forschung steht diesem ausschließlich bei Hieronymus überlieferten Zeugnis kritisch gegenüber.<ref>Erler (1994), S. 398 mit einer knappen Übersicht über die Forschungsmeinungen.</ref> Teils wird vermutet, dass sich die Stelle ursprünglich auf [[Lucius Licinius Lucullus|Lucullus]] bezogen habe, der am Ende seines Lebens geistig verwirrt gewesen sein soll;<ref>[[Plutarch]], ''Lucullus'' 43.</ref> in der Textüberlieferung seien die beiden Namen verwechselt worden. Teils sieht man in der Stelle einen Widerhall eines Gedichts von [[Publius Papinius Statius|Statius]], der Lukrez Leidenschaftlichkeit (''furor arduus'') zuschreibt.<ref>Statius: ''Silvae'' 2,7,76.</ref> Andere Forscher beziehen die Passage auf eine polemische Äußerung des Kirchenschriftstellers [[Lactantius]]; darin wendet er sich gegen die Lehre [[Epikur]]s, auf der all das beruhe, was Lukrez „zusammenspinnt“ (''delirat'').<ref>Lactantius: ''De opificio Dei'' 6,1.</ref> Außerdem nimmt man an, dass sich die Erzählung vom Liebestrank aus dem Schlussteil des vierten Buchs von ''De rerum natura'' herleitet; darin spottet Lukrez über die Liebe und die Verrücktheiten des Verliebten.<ref>Lukrez 4,1141–1191.</ref> Die Mehrheit der modernen Forschung hält Lukrez’ angeblichen Wahnsinn daher für eine christliche Legende, die bewusst in Umlauf gebracht wurde und ihn in Verruf bringen sollte.<ref>Siehe dazu [[Konrat Ziegler]], ''Der Tod des Lucretius''. In: ''Hermes'' 71, 1936, S. 421–440.</ref>
=== Vorsokratiker ===
{{Hauptartikel|Vorsokratiker}}
Mit [[Thales von Milet]] beginnt im 6. Jahrhundert v. Chr. die abendländische Philosophiegeschichte. Wie die aller anderen Vorsokratiker ist seine Lehre aber nur bruchstückhaft überliefert. Man geht davon aus, dass seit Thales langsam damit begonnen wurde, das von Mythen und Göttern geprägte Weltbild durch wissenschaftlichere Erklärungen zu ersetzen. Dazu passt, dass Thales auch [[Mathematiker]] und [[Astronom]] war. Thales zählt mit [[Anaximander]] und [[Anaximenes]] zu den sogenannten Milesiern (auch: ältere ionische Naturphilosophen). Aristoteles berichtet, dass die Milesier versucht haben, einen Urgrund ''([[archē]])'' aller Dinge zu finden. Für Thales soll dieser Urgrund das Wasser gewesen sein, für Anaximander war es das Unbegrenzte ''([[apeiron]])'' und für Anaximenes die Luft.


[[Pythagoras von Samos|Pythagoras]] gründete im 6. Jahrhundert v. Chr. die philosophische Gemeinschaft der [[Pythagoreer]]. Ihre Philosophie war nicht von der Suche nach einem Urstoff, sondern stark von der ebenfalls betriebenen [[Mathematik]] geprägt. So sahen sie in Zahlen und mathematischen Verhältnissen den Schlüssel zu einer umfassenden Weltbeschreibung und -erklärung. Die Pythagoreer betätigten sich auch politisch und stellten Theorien in den Bereichen [[Geometrie]], [[Musiktheorie]], [[Kalenderrechnung]] und [[Astronomie]] auf.
Außerdem behauptet Hieronymus, Cicero habe später Lukrez’ Schrift herausgegeben (''emendavit''). In der Forschung ist diese Nachricht äußerst umstritten. Ciceros Herausgebertätigkeit wird prinzipiell für möglich, jedoch nicht nachweisbar gehalten; auch bleibt unklar, in welcher Form Cicero den Text herausgegeben haben soll und ob er in den Text verbessernd eingriff.<ref>Erler (1994), S. 398f.</ref> Jedenfalls wird Lukrez in Ciceros philosophischen Schriften nie erwähnt oder benutzt, zumal Cicero dem Epikureismus negativ gegenüberstand. Jedoch lässt sich diese Frage aufgrund der Quellensituation nicht abschließend beantworten.


Die von [[Heraklit]] überlieferten literarischen Bruchstücke gelten als schwer verständlich. Es handelt sich um [[sentenz]]enähnliche Sätze, die an [[Rätsel]] erinnern. So wurde er bereits in der Antike „der Dunkle“ genannt. Aus dem Feuer entsteht nach Heraklit die Welt, die in allen ihren Erscheinungsformen eine den meisten Menschen verborgene vernunftsgemäße Fügung gemäß dem Weltgesetz des [[Logos]] erkennen lässt. Alles befindet sich in einem ständigen, fließenden Prozess des [[Werden (Philosophie)|Werdens]], welches vordergründige Gegensätze in einer übergeordneten Einheit zusammenfasst. Aus dieser Auffassung entstand später die verkürzende Formulierung „Alles fließt“ ''([[panta rhei]]).''
== Werk ==


[[Parmenides]] zählt wie [[Zenon von Elea]] zu den [[Eleaten]]. Er unterscheidet zwischen dem, was den Sterblichen wahr zu sein scheint, und einer sicheren Wahrheit. Sicher wahr seien die Existenz des Seins und die Nichtexistenz des Nichtseins. Daraus müsse geschlussfolgert werden, dass das Sein unveränderbar sei, da die einzige Form der Veränderung für das Sein die wäre, Nichtsein zu werden. Dies sei aber undenkbar und somit sei die Annahme irgendeiner Form der Veränderung des Seins bloße Meinung und purer Schein, im Gegensatz zu einer Erfassung des Seins durch die Vernunft setzt.
Lukrez hat sein Werk möglicherweise nicht vollendet. Dies lässt vor allem ''De rerum natura'' 5,155 vermuten: Lukrez kündigt hier eine lange Abhandlung (''largus sermo'') über das Wesen der Götter an, die aber nicht zur Ausführung gelangt. Entweder ist Lukrez nicht mehr dazu gekommen, diese Abhandlung zu verfassen, oder er hat diese Absicht fallen gelassen und ist verstorben, bevor er den Vers tilgen konnte (die Mehrheit der Forscher neigt der zweiten Möglichkeit zu).


[[Demokrit]] schließlich führte den [[Atomismus]] des [[Leukipp]] weiter, indem er behauptete, dass die gesamte Natur aus kleinsten unteilbaren Einheiten, aus Atomen ''(atomoi)'' zusammengesetzt sei. Die Dinge schienen nur eine Farbe oder Geschmack zu haben, in Wirklichkeit gebe es nur Atome im leeren Raum.
''De rerum natura'' besteht aus sechs Büchern mit insgesamt ca. 7800 Versen. Deutlich abgegrenzt sind jeweils die Einleitungen („[[Proömium|Prooemien]]“) und die Schlusspartien („Finalia“) der einzelnen Bücher. Festzustellen ist auch, dass sich die Bücher 1 und 2, 3 und 4 sowie 5 und 6 jeweils paarweise zu thematischen Einheiten zusammenfassen lassen. Die Bücher 1 und 2 behandeln die Grundlagen der epikureischen Naturphilosophie (Aufbau der Welt aus Atomen, Bewegung der Atome, Unendliche Vielzahl von Welten, Vergänglichkeit der Welt), die ihrerseits teilweise auf der Naturphilosophie Demokrits beruht. Die Bücher 3 und 4 wenden sich der Physiologie und Psychologie des Menschen zu. Buch 3 behandelt ausführlich die Sterblichkeit der Seele, für die Lukrez 28 Beweise präsentiert. Buch 4 befasst sich mit der Sinneswahrnehmung und im Finale auch mit Sexualität und Liebe. Um nicht dem Liebeskummer zu verfallen, empfiehlt Lukrez seinen Lesern dort den Bordellbesuch. Die Bücher 5 und 6 sind naturwissenschaftlichen Phänomenen gewidmet, wozu für Lukrez (im Finale des fünften Buches) auch die Kulturgeschichte gehört. Das Werk endet mit einer Beschreibung der Pest von Athen in den Jahren 430 bis 428. Die Ethik, die nach Epikur wichtigste philosophische Disziplin, wird zwar nicht eigens behandelt. Freilich finden sich immer wieder einzelne Bemerkungen über den Text verstreut (besonders in Prooemium zu Buch 2), die den Leser einladen, über seine Lebensführung nachzudenken und diese gegebenenfalls zu ändern.


[[Xenophanes]] ist für seine kritische Auseinandersetzung mit dem herkömmlichen [[Anthropomorphismus|anthropomorphen]] Götterbild seiner Zeit bekannt. [[Empedokles]] wurde für seine [[Vier-Elemente-Lehre]] bekannt, wonach alles aus den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde bestehe. [[Anaxagoras]] gilt als derjenige, der im Zuge seiner Übersiedlung nach Athen die Philosophie ebendahin mitbrachte.
== Philosophie ==
[[Datei:T. Lucretii Cari De rerum natura.tif|mini|hochkant|''De rerum natura'', hrsg. von [[Dionysius Lambinus]], 1570]]


=== Griechische Klassik ===
Lukrez war ein Vertreter der [[Atomistik]]. Er berief sich vor allem auf die Lehre von [[Epikur]]. Sein Lehrer war wahrscheinlich [[Philodemos]].
[[Datei:Head Platon Glyptothek Munich 548.jpg|miniatur|Platon]]
[[Datei:Aristoteles Louvre.jpg|miniatur|Aristoteles]]
{{Hauptartikel|Griechische Klassik (Philosophie)}}
Die fünf Jahrzehnte zwischen den [[Perserkriege]]n und dem [[Peloponnesischer Krieg|Peloponnesischen Krieg]] bildeten Athens klassische Blütezeit, in der die [[attische Demokratie]] ihre Vollendung fand. In dieser gesellschaftspolitischen Umbruchphase bestand entsprechender geistiger Orientierungsbedarf, den die sophistische Aufklärung zu decken suchte. Die seit [[450 v. Chr.]] auftretenden [[Sophistik|Sophisten]] richteten ihre Überlegungen weg von der Natur auf den [[Mensch]]en und suchten nach Methoden, das [[Individuum]] geistig und körperlich zu stärken. So brachten sie den Jugendlichen [[Rhetorik]] und Kampfkünste bei, doch waren sie nicht so spitzfindig, wie man ihnen häufig unterstellt. Wichtige Sophisten waren: [[Antiphon (Sophist)|Antiphon]], [[Gorgias von Leontinoi|Gorgias]], [[Hippias von Elis]], [[Kritias]], [[Prodikos]], [[Protagoras]]. Von Letzterem stammt der berühmte Satz: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, derer die sind, dass sie sind, und derer die nicht sind, dass sie nicht sind.


Philosophie wurde so zur öffentlichen Angelegenheit, die auf dem Marktplatz ''([[agora]])'' und in interessierten Zirkeln betrieben wurde. Hier entfaltete sich die [[Freiheit]] des [[Denken]]s in einem friedlichen Wettstreit ''([[Agon (Wettstreit)|agon]])'' durch den Austausch der Ansichten und Argumente. Einen besonderen und bis heute fortwirkenden Eindruck hinterließ Sokrates mit seiner Lehrweise und Haltung zum Leben. Er pflegte seine Gesprächspartner in ihrem vorgeblichen Wissen zu erschüttern, indem er durch bohrendes Nachfragen gedanklich-logische Lücken freilegte, um dann in fortgesetzten Dialogen neue Erkenntnisse bei seinen Partnern zu Tage zu fördern, ein Vorgehen, das er Hebammenkunst ([[Mäeutik]]) nannte. Die Unerschrockenheit und Festigkeit seines Auftretens in dem gegen ihn als vermeintlichen Verderber der Jugend geführten Prozess und die Art, wie er das Todesurteil hin- und angenommen hat, haben ihn zum Urbild philosophischer Daseinsbewältigung werden lassen.
Lukrez war überzeugt, dass die [[Seele]] sterblich sei (wofür er 28 „Beweise“ vorbrachte<ref>Nach Otto Danwerth in: Wulf Köpke; Bernd Schmelz (Hrsg.): ''Das Gemeinsame Haus Europa. Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte.'' Frankfurt am Main 1999, S. 895–905. Der Wortlaut ist mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht unter [http://parapluie.de/archiv/sprung/tod/ Tod und Jenseits in Europa, Ein kulturhistorischer Abriß von der Antike bis in die Gegenwart - parapluie.de]</ref>) und dass es den Göttern nicht möglich sei, sich in das Leben der Menschen einzumischen. Seine Philosophie sollte dem Menschen [[Ataraxie|Gemütsruhe]] und Gelassenheit geben und ihm die Furcht vor dem Tode und den Göttern nehmen. Lukrez nimmt, im Gegensatz zu Epikur, Anteil an den gesellschaftlichen Ereignissen seiner Zeit, verurteilt den sittlichen Verfall des Adels, klagt den Krieg und seine Schrecken an.


Da Sokrates selbst nichts Schriftliches hinterlassen hat, ist sein Bild in der [[Philosophiegeschichte]] wesentlich von seinem Schüler Platon bestimmt, der die Methode und die Gehalte der sokratischen Lehre nach seinem Verständnis in [[Platonischer Dialog|Dialogform]] aufgezeichnet und damit überliefert hat. Dazu entwickelte er jedoch seine eigenen Lehren, sodass heute sokratische und platonische Anteile dieses philosophischen Gebäudes, wie es in den platonischen Dialogen vorliegt, schwer zu trennen sind. Berühmt ist Platons [[Höhlengleichnis]]: Ohne Kenntnis der [[Ideenlehre|Ideen]], die die Wahrheit hinter den Dingen darstellen, sind wir wie Menschen, die in einer Höhle sitzen, nie die [[Sonne]] gesehen haben und unsere Schatten für das echte, das wahre Leben halten. Dabei nahm Platon an, dass die Ideen selbstständig in einer höheren Welt existierten. (Der Mathematiker und Philosoph [[Alfred North Whitehead]] bemerkte einmal, dass alle späteren Entwürfe der europäischen Philosophie im Grunde nur Fußnoten zu Platon seien.)
== Literaturgeschichtliche Bedeutung ==


Als [[Aristoteles]] seinem Lehrer Platon philosophisch nur noch teilweise zustimmen konnte, bekannte er, zu Platon empfinde er Freundschaft, zur Wahrheit aber noch mehr als zu diesem. Während Platons Philosophie im Kern auf eine unser sinnliches Wahrnehmungsvermögen der Welt transzendierende [[Ideenlehre]] zielte, suchte Aristoteles die erfahrbare Wirklichkeit von Natur und menschlicher Gesellschaft umfassend zu erforschen und wissenschaftlich zu ordnen. Im Gegensatz zu Platon sah er die Ideen als ''in'' den Dingen befindlich und gab der realen Welt so wieder mehr Gewicht. Hierbei hat er u.&nbsp;a. für [[Biologie]] und [[Medizin]], aber auch für die politische Empirie und Theorie Enormes geleistet. In seinem enzyklopädischen Wissensdrang als Philosoph beschäftigten ihn zudem u.&nbsp;a. [[Dynamik (Physik)|Dynamik]] (δύναμις), Bewegung (κίνησις), [[Form (Philosophie)|Form]] und [[Materie|Stoff]]. Aristoteles begründete die klassische Logik mit ihrer [[Syllogismus|Syllogistik]], die Wissenschaftssystematik und die [[Wissenschaftstheorie]]. Die Autorität, die Aristoteles als Forscher und Denker noch im europäischen [[Mittelalter]] besaß, war so groß, dass sein Name für den Begriff des Philosophen schlechthin stand.
Lukrez und [[Cicero]] waren Pioniere der „philosophischen Schriftstellerei“ in lateinischer Sprache. Sie mussten daher oft erst ein geeignetes Vokabular prägen (Lukrez spricht von der Dürftigkeit der Muttersprache ''patrii sermonis egestas'') und um Unabhängigkeit von der griechischen Sprache und Literatur ringen.


Eine philosophische Richtung, die sich vor allem an der bedürfnisarmen Lebensweise des Sokrates orientierte, bildeten die [[Kyniker]]. Ihr berühmtester Vertreter, [[Diogenes von Sinope]] („Diogenes in der Tonne“), soll Alexander dem Großen, als dieser ihn besuchte und nach seinen Wünschen fragte, beschieden haben: „Geh mir aus der Sonne!“
Die Wahl der Form des [[Lehrgedicht]]s“ (in [[Hexameter]]n) unterscheidet Lukrez von Cicero. Für diese Gattung der lateinischen Literatur kommt Lukrez Pionierrang zu: Zwar scheint es vor Lukrez Versuche gegeben zu haben, lateinische Lehrgedichte zu verfassen, doch waren diese nach Ciceros Urteil ungenießbar. Unter diesen Voraussetzungen ist verständlich, dass Lukrez' Verse nicht die Eleganz der späteren lateinischen Hexameter-Dichtung (insbesondere [[Vergil]], [[Ovid]]) erreichen.


{{Anker|Philosophische Schulen in griechischer und römischer Zeit}}
Als [[Epikureismus|Epikureer]] hielt Lukrez sich von der Politik seiner Zeit fern. Es wird gern als „Wagnis seiner Dichtung“ bezeichnet, dass er Epikurs Lehre, zumal dessen Physik, in einem Gedicht zu verkünden suchte (s.&nbsp;o.) – obwohl Epikur selbst sagte, dass ein Epikureer nicht dichte bzw. nicht dichten solle, doch diese Aussage bezog sich möglicherweise eher auf den „Stoff“ des Mythos (''{{lang|la|fabulae}}'') und nicht so sehr auf die „Form“ eines Gedichtes an sich. Da Lukrez nun eine Wahrheit, eine Lehre, eigentlich gar eine (epikureische) ''Heilslehre'' verkündet, durfte er dies trotz der Aussage seines Lehrers Epikur dichterisch tun. Frühere Versuche philosophischer Dichtung anderer Autoren scheiterten v.&nbsp;a. an ästhetisch-stilistischen Problemen (vgl. Cic. Ac. II,5,6 und Tusc. I,6; II,7 u. IV,6f.).


=== Hellenismus und römische Zeit ===
Die lukrezische Sprache wird von ihm selbst als eine ''daedala lingua'' bezeichnet, als eine erfinderische und künstlerische Sprache. Er stellt die kreative Fähigkeit seiner Sprache neben den mythischen Erfinder ([[Minotauros|Labyrinth des Minotaurus]]) und Künstler [[Dädalus]].<ref>{{Cite web| title = Bibel der Aufklärer| work = Jakob Moser| accessdate = 2016-11-17| url = http://sciencev2.orf.at/stories/1737546/index.html}}</ref>
Im [[Hellenismus]] wurden die klassischen Denkansätze weiter fortgeführt. Eine besondere Rolle dabei spielten die hellenistischen „Musenhöfe“. So entstand in [[Alexandria]] die sehr einflussreiche [[Alexandrinische Schule]], während die [[Peripatetiker]] die Denkansätze des [[Aristoteles]] weiter entwickelten und die [[platonische Akademie]] Platon folgte.


Am Übergang vom 4. zum 3. Jahrhundert v. Chr. entstanden mit [[Stoa]] und [[Epikureismus]] zwei philosophische Schulen, die weit hinaus über Zeit und Ort ihrer Entstehung ausstrahlten und ethische Grundpositionen für ein glückendes Leben markierten. Ihr Wirkungspotential ist bis heute noch keineswegs erschöpft, wie neuere Veröffentlichungen zu Glück und Lebenskunst zeigen. Während der Epikureismus das individuelle Glück durch optimal dosierte Genüsse zu fördern trachtet und in öffentlichen Angelegenheiten Zurückhaltung empfiehlt, wendet sich die Stoa gegen die Versklavung der [[Seele]] in der Sucht nach Bedürfnisbefriedigung, unterstellt sich ganz der Vernunftkontrolle und sieht das Individuum als Teil einer menschlichen Gemeinschaft und eines kosmischen Ganzen, denen gegenüber Pflichten bestehen, die im Handeln zu berücksichtigen sind. Charakteristisch für Stoiker ist eine schicksalsbejahende Grundhaltung im Einklang mit der Ordnung des Universums.
Lukrez will Lehrer sein, und zwar als erklärter Jünger Epikurs (vgl. die ''Außenproömien'' [Einleitungen der Bücherpaare] mit ihren Hymnen auf Epikur). Ziel ist, den Menschen durch ''Erkenntnis'' vom Aberglauben zu befreien. Er will sich in einer chaotischen Zeit fernhalten von der Sinn- und Wertlosigkeit, nicht zuletzt durch den Hinweis auf die Natürlichkeit und Vergänglichkeit aller Dinge – auch der vermeintlich göttlichen.


Vermittelt durch [[Panaitios von Rhodos]] und [[Poseidonios]] fanden stoische Leitlinien Eingang in das Denken führender Kreise des republikanischen und kaiserzeitlichen Rom. Im Kontakt mit der politischen Wirklichkeit des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]] ist von der Strenge und Absolutheit des stoischen Ausgangsentwurfs dies und jenes abgeschliffen worden (etwa die völlige Missachtung des Leibes und der Emotionen). Stoisch inspirierte Römer wie [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] in der Zeit der ausgehenden Republik und [[Seneca]] in der frühen Kaiserzeit, bezogen Elemente anderer philosophischer Schulen mit ein; das tat auch [[Lukrez]], der sich aber auf Epikur berief. Mag es einem solchen als eigene philosophische Richtung geführten [[Eklektizismus]] an Originalität fehlen, so hat er doch Lebenstauglichkeit und Praktikabilität der philosophischen Lehren zweifellos erhöht. Im Zenit des [[Prinzipat]]s wurde die Stoa zur Richtschnur und Meditationsgrundlage des römischen Kaisers [[Mark Aurel]], des „Philosophen auf dem Kaiserthron“ in seinen ''[[Selbstbetrachtungen]]''. Er wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. gleichsam zur Verkörperung der da schon 500 Jahre alten platonischen Idee vom zur Herrschaft berufenen Philosophen.
== Rezeption ==
[[Datei:Burg Reichenstein - Epitaph Haym 4a Sockel Sarg.jpg|mini|Grabrelief (1571) mit Lukrez-Zitat: „VITAQUE MANCIPIO NULLI DATUR OMNIBUS USU“,<ref>VITAQUE MANCIPIO NULLI DATUR OMNIBUS USU „Das Leben ist niemandem als Besitz, sondern allen nur zum Gebrauch gegeben.“ (''De rerum natura'' III, 971)</ref> Burg Reichenstein/Oberösterreich]]
Lukrez gilt als der [[Archeget]] des lateinischen Lehrgedichts. Sein Einfluss ist nicht auf die weitere römische Lehrdichtung (z.&nbsp;B. [[Vergil]]s ''{{lang|la|Georgica}}'', [[Ovid]]s ''{{lang|la|Ars Amatoria}}'', [[Marcus Manilius|Manilius’]] ''{{lang|la|Astronomica}}'', das anonyme ''Aetna''-Gedicht) beschränkt, sondern wirkt über Vergils ''Aeneis'' auf das gesamte lateinische Epos ab der augusteischen Zeit.


Die dritte neben Stoa und Epikureismus zwar an Mitgliederzahl weit unterlegene, aber philosophiegeschichtlich höchst bedeutende philosophische Strömung des Hellenismus und der Kaiserzeit bilden die so genannten skeptischen Schulen. Zu unterscheiden sind derer drei: Der Ältere [[Pyrrhonismus]], durch [[Pyrrhon von Elis]] begründet, lehrte eine generelle Ununterschiedenheit und Ununterscheidbarkeit aller Dinge und Meinungen (Indifferentialismus), woraus er v.&nbsp;a. ethische Konsequenzen zog. Mehr oder minder unabhängig davon entwickelte sich später auch in der platonischen Akademie eine erkenntniskritische Richtung: [[Arkesilaos]], mit dem die sog. Mittlere Akademie begann, lehrte nach [[Sokrates]]' Vorbild einen strikten [[Agnostizismus]]. Dieser wurde von [[Karneades]], dem Begründer der sog. Neuen Akademie, zu einer Art Wahrscheinlichkeitslehre gemildert, welche über seinen Nachfolger [[Philon von Larisa]] insbesondere Cicero beeinflusste und noch den jungen [[Augustinus von Hippo]] beeindrucken sollte. Schließlich begründete [[Ainesidemos]], wohl ein ehemaliger Anhänger der Akademie, den seit langem erloschenen Pyrrhonismus neu: der Neupyrrhonismus, der v.&nbsp;a. in den Schriften des [[Sextus Empiricus]] beschrieben wird, verband die systematische Erkenntniskritik der Neuen Akademie mit der ethischen Motivation des Älteren Pyrrhonismus zu einer skeptischen Haltung, die durch die Enthaltung von jeglichem Erkenntnisurteil (die sog. [[epoché]]) den Kampf der Meinungen beenden wollte und gerade dadurch Seelenruhe ([[Ataraxie]]) sowie die ersehnte Glückseligkeit ([[Eudaimonie]]) zu finden hoffte.
Da die von Lukrez propagierten Lehren der epikureischen Philosophie (Verneinung  göttlicher Vorsehung und göttlichen Eingreifens ins Weltgeschehen, Endlichkeit der Welt, Sterblichkeit der Seele) mit der christlichen Religion unvereinbar sind, setzt in der Spätantike ab Arnobius eine scharfe Distanzierung von Lukrez ein. Gleichzeitig wird (z.&nbsp;B. von [[Lactantius|Laktanz]]) Lukrez als rationalistischer Zeuge für die Albernheit des heidnischen Götterkults herangezogen. Die Häufigkeit der Lukrez-Zitate bei den christlichen Schriftstellern zeigt außerdem, dass diese die literarische Qualität von ''{{lang|la|[[De rerum natura]]}}'' sehr wohl anerkannten.


=== Spätantike ===
[[Datei:Lucretius De Rerum Natura 1675 page 1.jpg|mini|hochkant|Die erste Seite der Lukrez-Ausgabe von [[Tanaquil Faber]] (1675)]]
Im Mittelalter war Lukrez in nahezu völlige Vergessenheit geraten, bis der Humanist [[Poggio Bracciolini]] 1417 in einem nicht näher benannten deutschen Kloster – vermutlich der [[Kloster Fulda|Benediktinerabtei Fulda]]<ref>Markus C. Schulte von Drach: ''[http://www.sueddeutsche.de/kultur/jahre-wiederentdeckung-von-de-rerum-natura-feiert-lukrez-statt-luther-1.3723464 Feiert Lukrez statt Luther. 600 Jahre Wiederentdeckung von „De rerum natura“].'' sueddeutsche.de, 30. Oktober 2017, abgerufen am 1. November 2017</ref> – die womöglich letzte erhaltene Abschrift von ''De rerum natura'' entdeckte.<ref>Stephen Greenblatt: ''Die Wende. Wie die Renaissance begann.'' Siedler, München 2012, ISBN 978-3-88680-848-9.</ref> Nach dem Erscheinen der ersten gedruckten Lukrez-Ausgabe im Jahre 1473 setzte in der Renaissance eine rege Rezeption ein, in der Dichter lukrezische Themen in lateinischen Lehrgedichten behandeln (z.&nbsp;B. [[Aonio Paleario]] (hingerichtet 1570) ''De Animorum Immortalitate'' (1536), [[Scipione Capece]] (1480–1551) ''De Principiis Rerum'' (1546), [[Daniel Heinsius]] ''De Contemptu Mortis'' (1621)). Hochkonjunktur hatte die Produktion von lateinischen Lehrgedichten mit lukrezischen Themen auch im 18.&nbsp;Jahrhundert. Kardinal [[Melchior de Polignac]] dichtete einen ''{{lang|la|Anti-Lucretius sive De Deo et Natura}}'' („Anti-Lukrez oder Über Gott und die Natur“), den [[Goethe]] sehr schätzte, und Bernardo Zamagna schrieb ein Lehrgedicht mit dem Titel ''{{lang|la|De Nave Aeria}}'' („Das Luftschiff“) über die [[Montgolfière]].


In der [[Spätantike]] wurde, obgleich es nach wie vor auch Vertreter von Richtungen wie etwa dem Kynismus gab, der [[Neuplatonismus]] als philosophische Richtung maßgeblich, der in einem wohl wechselseitig verschränkten Prozess anregend und befruchtend auch auf das Denken der christlichen [[Kirchenväter]] einwirkte.
Auf Lukrez beriefen sich insbesondere die [[Materialismus|materialistischen]] Philosophen späterer Zeiten, so etwa [[Julien Offray de La Mettrie|de la Mettrie]] in der Mitte des 18. Jahrhunderts. [[Denis Diderot]] setzte in seiner ''[[Zur Interpretation der Natur (1754)|Zur Interpretation der Natur]]'' einen einführenden Satz aus ''De rerum natura'' von Titus Lucretius Carus an den Anfang. [[Karl Marx]], Mitbegründer des [[Marxismus|marxistischen]] [[Sozialismus]], verfasste 1841 seine Dissertation zum Thema ''Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie,'' worin er auf Lukrez Bezug nimmt. Auch [[Michel de Montaigne]] las ausgiebig in ''De rerum natura'' und markierte in der in seinem Besitz befindlichen Ausgabe viele Passagen und fügte Randbemerkungen an. In seinen [[Essay]]s finden sich viele Zitate aus dem Werk Lukrez’ oder er nahm auf dieses Bezug.


Der philosophische Impuls, der Roms Herrschaftseliten über Jahrhunderte ethische Orientierung geboten hatte, erlahmte, als der äußere Druck auf die Grenzen zunahm und deren Verteidigung immer mehr Menschen und Mittel band; nun stiegen immer öfter Männer in die Führungsschicht auf, die dem Militär entstammten und häufig wenig Verständnis für feingeistige Dinge aufbrachten. Dennoch versiegte er, vor allem im östlichen Teil des Reiches, nicht. Der Drang von Philosophen wie [[Plotin]] und später [[Proklos]] zur Vereinheitlichung (Suche nach dem Einen, dem Göttlichen) mündete in eine Rückwendung zu Platon und in eine Neuausrichtung der platonischen Ideenlehre. Daraus ergaben sich Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen Neuplatonismus und christlicher Religion.
In seiner [[Wahrnehmung#Wahrnehmungstheorie|Wahrnehmungstheorie]] prägte Lukrez den für die [[postmoderne]] Philosophie einflussreichen Begriff des [[Simulakrum]]s.


Wichtige Vertreter der antiken christlichen ''[[Apologetik]]'' waren im 2. Jahrhundert [[Justin der Märtyrer|Justinus der Märtyrer]], im 3. Jahrhundert [[Clemens von Alexandria|Klemens von Alexandrien]] († nach 215) und [[Origenes]] († 253) sowie im 5. Jahrhundert [[Augustinus von Hippo]] († 430) mit seinem Werk ''[[De civitate Dei|Über den Gottesstaat]]''. Das Denken des Augustinus spiegelte die spätantike Umbruchphase und legte das Fundament für die [[Philosophie des Mittelalters]]. Gestaltete sich in Platons Parmenides-Dialog die Suche nach dem Einen noch sehr rätselhaft, so glaubten die frühen christlichen [[Kirchenlehrer]] in Gott [[das Eine]] (und alles, ''[[Hen kai pan]]'') gefunden zu haben, das alle Rätsel löst. Im 4. Jahrhundert hatte dann etwa die [[Theurgie]], die teils sehr kritisch betrachtet wurde, starken Zulauf.
Erst im 19. Jahrhundert erschien, angeregt von Goethe, die erste deutsche Lukrez-Übersetzung durch den [[Karl Ludwig von Knebel|Freiherrn von Knebel]]. Fasziniert von Lukrez war auch [[Albert Einstein]], der zu der Lukrez-Übersetzung von [[Hermann Diels]] ein Vorwort beisteuerte.


Im [[Byzantinisches Reich|Oströmischen Reich]] wirkten noch im 5. und 6. Jahrhundert bedeutende Philosophen wie [[Isidor (Philosoph)|Isidor]], [[Simplikios]], der wichtige Aristoteles-Kommentare verfasste, und sein Lehrer [[Damaskios]]. Von einem völligen Niedergang der Philosophie in der Spätantike kann somit nicht die Rede sein. Die Philosophie war im Ostteil des Reiches auch Rückhalt für nichtchristliche Traditionen (was die „heidnische Renaissance“ zu Zeiten des Kaisers [[Julian (Kaiser)|Julian]] verdeutlichte, der selber ein Anhänger des Neuplatonismus war). Aber auch mehrere Christen traten als bedeutende Philosophen hervor, wie beispielsweise im 6. Jahrhundert [[Johannes Philoponos]] in Alexandria oder im Westen der neuplatonisch geschulte [[Anicius Manlius Severinus Boëthius]], dessen Werk ''[[Der Trost der Philosophie|Trost der Philosophie]]'' zu den bemerkenswerten Werken in der ausgehenden Spätantike zählt.
Unter den einzelnen Passagen von ''{{lang|la|De rerum natura}}'' dürfte das Ende des Werks am intensivsten rezipiert worden sein. Die dort gegebene Beschreibung der Pest in Athen zu Beginn des Peloponnesischen Krieges, die ihrerseits eng an die des Thukydides (2,47–53) angelehnt ist, wird ebenso von Vergil, Ovid, Manilius, Seneca und anderen antiken Autoren imitiert wie von Autoren der Neuzeit (z.&nbsp;B. im ''[[Decamerone|Dekameron]]'' von [[Giovanni Boccaccio|Giovanni Bocaccio]]<ref>[[Theo Kobusch]]: ''Geschichte der Philosophie Bd. 5: Die Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters.'' München 2017, [https://books.google.de/books?id=SqoyDwAAQBAJ&pg=PA472 S. 472]</ref>, im Lehrgedicht ''[[Syphilis]]'' des [[Girolamo Fracastoro]] oder in [[Albert Camus]]''{{lang|fr|La peste}}'') rezipiert.


Die faktische Schließung der [[Platonische Akademie|platonischen Akademie]] in Athen durch Kaiser [[Justinian I.|Justinian]] im Jahre 529 (oder etwas später) machte den dortigen philosophischen Studien ein Ende, die christianisierte [[Schule von Alexandria]] bestand allerdings fort und ging erst infolge der Perser- und Araberkriege unter, die Byzanz im 7. Jahrhundert zu bestehen hatte (siehe [[Römisch-Persische Kriege]] und [[Islamische Expansion]]). Bald nach der Mitte des [[6. Jahrhundert]]s erlosch die Tradition der antiken-heidnischen Philosophie endgültig, wenngleich in [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] die Beschäftigung mit ihr nicht abriss. Einer der letzten bedeutenden spätantiken Neuplatoniker, der Christ [[Stephanos von Alexandria]], wirkte dann zu Beginn des 7. Jahrhunderts in Konstantinopel.
== Ausgaben und Übersetzungen ==
'''Gesamtausgaben'''
* ''Titi Lucreti Cari De rerum natura libri sex''. Hrsg. und übers. von Cyril Bailey. 3 Bände, Clarendon Press, Oxford 1947 (kritische Ausgabe mit englischer Übersetzung und Kommentar; zahlreiche Nachdrucke)
** Band 1: Vorwort, Text, kritischer Apparat und Übersetzung.
** Band 2: Kommentar Bücher 1–3.
** Band 3: Kommentar Bücher 4–6, Addenda, Indices und Bibliographie.
* ''T. Lucreti Cari De rerum natura libri sex''. Hrsg. Conrad Müller. Rohr, Zürich 1975.
* ''T. Lucreti Cari De rerum natura libri sex''. Hrsg. Josef Martin. Teubner, Leipzig 1953 (zahlreiche Nachdrucke).
* Titus Lucretius Carus: ''Welt aus Atomen''. Lateinisch und deutsch. Textgestaltung, Einl. und Übers. von Karl Büchner. Zürich: Artemis 1956. (Die Bibliothek der Alten Welt. Römische Reihe). - Überarb. Neuausg.: Stuttgart: Reclam 1973 (Universal-Bibliothek; 4257) ISBN 3-15-004257-7 (zahlreiche Nachdrucke).
* Titus Lucretius Carus: ''Von der Natur''. Hrsg. und übers. von Hermann Diels, mit einer Einführung und Erläuterungen von Ernst Günther Schmidt. Artemis & Winkler, München 1993, ISBN 3-7608-1564-2.
* Titus Lucretius Carus: ''Über die Natur der Dinge. Lateinisch und deutsch'' (= ''Schriften und Quellen der Alten Welt'' 32). Hrsg. und übers. von Josef Martin. Akademie-Verlag, Berlin 1972.
* Titus Lucretius Carus: ''Vom Wesen des Weltalls''. Übers. von Dietrich Ebener. Leipzig: Reclam 1989. (Reclams Universal-Bibliothek. 1292) ISBN 3-379-00434-0. - Neuausg.: Berlin: Aufbau 1994 (Bibliothek der Antike. Römische Reihe) ISBN 3-351-02279-4
* Lukrez: ''Über die Natur der Dinge''. Neu übersetzt und reich kommentiert von Klaus Binder. Mit einem Vorwort von Stephen Greenblatt. Berlin: Galiani 2014. ISBN 978-3-86971-095-2


== Nachleben der antiken Philosophie ==
* Lucretius, ''On the nature of things.'' Translated, with introduction and notes, by Martin Ferguson Smith. Hackett Publishing Company, Indianapolis / Cambridge 1969, revised edition 2001, [https://books.google.de/books?id=iKdij3ErDnMC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false (Auszüge online)]. – Rez. von: Robert Todd, Bryn Mawr Classical Review [http://bmcr.brynmawr.edu/2002/2002-02-08.html 2002.02.08]
* Lucretius, ''De rerum natura.'' With an English Translation by W. H. D. Rouse (zuerst 1924). Revised by Martin Ferguson Smith. Harvard University Press, Cambridge, Ma., London 1975, second edition 1982, reprinted with revisions 1992 (Loeb Classical Library 181).


Das [[Christentum]], das das mittelalterliche Weltbild Europas bestimmte, hat in seine Lehren viele Elemente antiker Philosophie integriert. Die dogmatischen Diskussionen und Streitigkeiten, die das spätantike Christentum dann vom 4. bis 6. Jahrhundert prägten und der Religion ihre heutige Form gaben, sind ohne den Hintergrund der griechischen Philosophie nicht verständlich. Den weltanschaulichen [[Pluralismus (Theologie)|Pluralismus]], wie er in den nebeneinander bestehenden antiken Philosophieschulen und Religionen vorhanden war, hat der christliche [[Monotheismus]] allerdings von der [[Spätantike]] bis in das Zeitalter der [[Aufklärung]] hinein nicht mehr zugelassen.
'''Teilausgaben und Kommentare'''
 
* Titus Lucretius Carus: ''De rerum natura I''. Hrsg. P. Michael Brown, Bristol Classical Press, Bristol 1984, ISBN 0-86292-076-0 (mit englischer Einleitung und Kommentar).
Dem griechischen Philosophiehistoriker [[Diogenes Laertios]] aus dem dritten nachchristlichen Jahrhundert ist es zu verdanken, dass viele antike Philosophen trotz der Zerstörung der wohl bedeutendsten antiken [[Bibliothek von Alexandria|Bibliothek in Alexandria]] nicht ganz in Vergessenheit gerieten: In lateinischer Übersetzung blieb sein Werk dem Mittelalter bekannt. Für den lateinischen Westen war vor allem [[Boethius]] von kaum zu überschätzender Bedeutung, da er unter anderem die Regeln der [[aristotelisch]]en Logik in eine Form brachte, die das mittelalterliche Denken entscheidend prägen sollte.
* Titus Lucretius Carus: ''Lucretius on atomic motion. A commentary on De rerum natura book two, lines 1–332''. Hrsg. Don Paul Fowler, postum hg. v. Peta Fowler, Oxford: Oxford University Press 2002, ISBN 0-19-924358-1 (Kommentar)
 
* Titus Lucretius Carus: ''De rerum natura III''. Hrsg. und übers. von P. Michael Brown, Aris & Phillips, Warminster/Wiltshire 1997, ISBN 0-85668-695-6 (mit englischer Übersetzung und Kommentar).
Nach dem 6. Jahrhundert geriet ansonsten zumindest in Europa der größte Teil der antiken Philosophie in Vergessenheit. Die Weitervermittlung antiker Philosophie geschah in der Folgezeit hauptsächlich durch arabisch-islamische Denker wie [[Avicenna]] (980–1037) und [[Averroes]] (1126–1198) sowie durch den jüdischen Philosophen und Arzt [[Maimonides]] (1135–1204). Über solche Umwege gewann die Philosophie der Antike, insbesondere die des Aristoteles, auf die [[Philosophie des Mittelalters]] bei [[Scholastik]]ern wie [[Albertus Magnus]] († 1280) und [[Thomas von Aquin]] († 1274) sowie bei Denkern der [[Frührenaissance]] allmählich wieder an Bedeutung. Ein zweiter Schub erfolgte im [[15. Jahrhundert]], als im Zuge der [[Renaissance]] westliche Gelehrte in den [[Byzantinisches Reich|byzantinischen]] Osten reisten und Handschriften antiker griechischer Denker mitbrachten (so unter anderem [[Giovanni Aurispa]]) bzw., als byzantinische Gelehrte vor den Osmanen in den Westen flohen und als Vermittler antiker Bildung im Westen mitwirkten.
* Titus Lucretius Carus: ''De rerum natura. Book III''. Hrsg. Edward J. Kenney, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-08142-4 (mit englischem Kommentar).
* Titus Lucretius Carus: ''De rerum natura IV''. Hrsg. und übers. von John Godwin, Aris & Phillips, Warminster/Wiltshire 1986, ISBN 0-85668-308-6 (mit englischer Übersetzung und Kommentar).
* Titus Lucretius Carus: ''Lucretius on love and sex. A commentary on De rerum natura IV, 1030–1287''. Hrsg. und übers. von Robert D. Brown, Brill, Leiden 1987, ISBN 90-04-08512-2 (kritische Ausgabe mit englischer Übersetzung und Kommentar).
* Titus Lucretius Carus: ''De rerum natura V''. Hrsg. C. D. N. Costa, Oxford University Press, Oxford 1984, ISBN 0-19-814457-1 (mit englischem Kommentar).
* Titus Lucretius Carus: ''De rerum natura VI''. Hrsg. und übers. von John Godwin, Aris & Phillips, Warminster/Wiltshire 1991, ISBN 0-85668-500-3 (mit englischer Übersetzung und Kommentar).


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
{{Portal|Philosophie}}
* {{WikipediaDE|Lukrez}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Philosophie der Antike}}
* {{WikipediaDE|Philosophie der Antike}}
* {{WikipediaDE|Liste griechischer Philosophen}}
* {{WikipediaDE|Liste lateinischer Philosophen}}
* {{WikipediaDE|Liste bekannter Forscher zur antiken Philosophie}}
* {{WikipediaDE|GANPH|Gesellschaft für antike Philosophie}}
* {{WikipediaDE|Naturphilosophie}}
* {{WikipediaDE|Astronomie im antiken Griechenland}}


== Literatur ==
== Literatur ==
'''Einführungen'''
'''Übersichtsdarstellungen'''
* Julia Annas: ''Kurze Einführung in die antike Philosophie''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8252-3201-6.
* Michael von Albrecht: ''Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken''. Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026525-5, S. 240–272
* Carl-Friedrich Geyer: ''Philosophie der Antike. Eine Einführung.'' 4. Auflage. Primus, Darmstadt 1996, ISBN 3-89678-305-X.
* Marcus Deufert: ''Lucretius.'' In: ''Reallexikon für Antike und Christentum''. Band 23, Hiersemann, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-7772-1013-1, Sp. 603–620
* Klaus Held: ''Treffpunkt Platon. Philosophischer Reiseführer durch die Länder des Mittelmeers''. 3. Auflage. Reclam, Stuttgart 2001, ISBN 3-15-010479-3.
* Michael Erler: ''Die hellenistische Philosophie'' (= ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Bd. 4/1). Schwabe, Basel 1994, ISBN 3-7965-0930-4, S. 381–490
* Wiebrecht Ries: ''Die Philosophie der Antike''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-17480-1.
* José Kany-Turpin: ''Lucretius Carus (T.).'' In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques''. Band 4, CNRS Éditions, Paris 2005, ISBN 2-271-06386-8, S. 174–191
'''Untersuchungen'''
* Carl Joachim Classen (Hrsg.): ''Probleme der Lukrezforschung''. Olms, Hildesheim/ Zürich/ New York 1986, ISBN 3-487-07660-8.
* Diskin Clay: ''Lucretius and Epicurus''. Cornell University Press, Ithaca (New York) 1983, ISBN 0-8014-1559-4.
* Donald Reynolds Dudley (Hrsg.): ''Lucretius''. 2. Auflage. Routledge & Kegan Paul, London 1967.
* Baldur Gabriel: ''Bild und Lehre. Studien zum Lehrgedicht des Lukrez''. Frankfurt 1970.
* Monica R. Gale (Hrsg.): ''Lucretius''. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 0-19-926034-6.
* James H. Nichols: ''Epicurean Political Philosophy. The De rerum natura of Lucretius''. Cornell University Press, Ithaca (New York) 1976, ISBN 0-8014-0993-4.
* Petrus H. Schrijvers: ''Horror ac divina voluptas. Études sur la poétique et la poésie de Lucrèce''. Hakkert, Amsterdam 1970, ISBN 90-256-0991-0.
* Charles Segal: ''Lucretius on Death and Anxiety. Poetry and Philosophy in De Rerum Natura''. Princeton University Press, Princeton (New Jersey) 1990, ISBN 0-691-06826-7.
* David West: ''The Imagery and Poetry of Lucretius''. University Press, Edinburgh 1969.


'''Gesamtdarstellungen'''
'''Rezeption'''
* Jacques Brunschwig, Geoffrey Lloyd (unter Mitarbeit von Pierre Pellegrin): ''Le Savoir grec. Dictionnaire critique.'' Vorwort von Michel Serres. Flammarion, Paris 1996, ISBN 2-08-210370-6.
* Alison Brown: ''The Return of Lucretius to Renaissance Florence.'' In: ''I Tatti Studies in Italian Renaissance History.'' Harvard University Press, Harvard (Massachusetts) 2010, ISBN 978-0-674-05032-7.
** Deutsche Übersetzung: ''Das Wissen der Griechen. Eine Enzyklopädie.'' Ins Deutsche übersetzt von Volker Breidecker. Fink, München 2000.
* Stephen Greenblatt: ''The Swerve: How the World Became Modern''. Norton, 2011, ISBN 978-0-393-06447-6; deutsch: ''Die Wende. Wie die Renaissance begann.'' Siedler, München 2012, ISBN 978-3-88680-848-9.
* Monique Canto-Sperber (Hrsg. mit Jonathan Barnes, Luc Brisson, Jacques Brunschwig, Gregory Vlastos): ''Philosophie grecque.'' 2. Auflage. Presses Universitaires de France, Paris 1998.
* David Norbrook u. a. (Hrsg.): ''Lucretius and the Early Modern.'' Oxford University Press, Oxford 2016, ISBN 978-0-19-871384-5
* Hellmut Flashar u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike.'' Schwabe, Basel 1983 ff.; bisher erschienen:
** Band 1: ''Frühgriechische Philosophie'', 2 Halbbände, 2013, ISBN 978-3-7965-2598-8.
** Band 2/1: ''Sophistik, Sokrates, Sokratik, Mathematik, Medizin'', 1998, ISBN 3-7965-1036-1.
** Band 2/2: Michael Erler: ''Platon'', 2007, ISBN 978-3-7965-2237-6.
** Band 3: ''Ältere Akademie, Aristoteles, Peripatos'', 2., erweiterte Auflage. 2004, ISBN 3-7965-1998-9.
** Band 4: ''Die Hellenistische Philosophie'', 2 Halbbände, 1994, ISBN 3-7965-0930-4.
* William Keith Chambers Guthrie: ''History of Greek Philosophy''. 6 Bände, Cambridge University Press, Cambridge 1962–1981
* Terence Irwin: ''Classical Thought''. Oxford University Press, Oxford 1989, ISBN 0-19-289177-4.
* Friedo Ricken: ''Philosophie der Antike.'' 3. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u.&nbsp;a. 2000, ISBN 3-17-016084-2.


'''Companions'''
'''Konkordanz'''
* Mary Louise Gill, Pierre Pellegrin (Hrsg.): ''A Companion to Ancient Philosophy.'' Wiley-Blackwell, Chichester 2006, S. 465–485.
* Manfred Wacht: ''Concordantia in Lucretium'' (= ''Alpha – Omega. Reihe A'' 122). Olms-Weidmann, Hildesheim u. a. 1991, ISBN 3-487-09404-5.
* Christopher Shields (Hrsg.): ''The Blackwell Guide to Ancient Philosophy''. Blackwell, Malden (Mass.) / Berlin 2003, ISBN 0-631-22214-6.


'''Prosopographisches Lexikon'''
'''Bibliographien'''
* Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques''. CNRS Éditions, Paris 1989 ff.; bisher erschienen:
* Alexander Dalzell: ''A Bibliography of Work on Lucretius, 1945–1972''. In: ''The Classical World.'' Bd. 66, 1972/1973, S. 389–427 und ''The Classical World.'' Bd. 67, 1973/1974, S. 65–112.
** Band 1: ''Abam(m)on à Axiothéa'', 1989, ISBN 2-222-04042-6.
* Cosmo Alexander Gordon: ''A Bibliography of Lucretius'' (= ''The Soho Bibliographies'' 12). Hart-Davis, London 1962 (nur Ausgaben und Übersetzungen)
** Band 2: ''Babélica d'Argos à Dyscolius'', 1994, ISBN 2-271-05195-9.
* Petrus H. Schrijvers: ''Lucretius (Bibliographie)''. In: ''Lampadion.'' Bd. 7, 1966–1968, S. 5–32.
** Band 3: ''d'Eccélos à Juvénal'', 2000, ISBN 2-271-05748-5.
** ''Supplément'', 2003, ISBN 2-271-06175-X (Nachträge zu den ersten drei Bänden, insbesondere Aristoteles und Cicero)
** Band 4: ''de Labeo à Ovidius'', 2005, ISBN 2-271-06386-8.
** Band 5a: ''de Paccius à Plotin'', 2012, ISBN 978-2-271-07335-8.
** Band 5b: ''de Plotina à Rutilius Rufus'', 2012, ISBN 978-2-271-07399-0.


'''Begriffswörterbücher'''
== Weblinks ==
* Andreas Bächli, Andreas Graeser: ''Grundbegriffe der antiken Philosophie. Ein Lexikon''. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-018028-7.
{{Wikiquote}}
* Christoph Horn, Christof Rapp: ''Wörterbuch der antiken Philosophie.'' Beck, München 2002, ISBN 3-406-47623-6.
{{Commonscat|Lucretius}}
* Francis E. Peters: ''Greek Philosophical Terms. A Historical Lexicon''. New York University Press, New York 1967.
{{Wikisource|Scriptor:Titus Lucretius Carus|Lukrez|lang=la}}
* James O. Urmson: ''The Greek Philosophical Vocabulary''. Duckworth, London 1990, ISBN 0-7156-2335-4.
{{Wikisource}}


'''Philosophie vor dem Hellenismus'''
'''Textausgaben'''
* Helmut Heit: ''Frühgriechische Philosophie''. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-020337-8 (von Thales bis Sokrates)
* [http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lsante01/Lucretius/luc_intr.html Werk] bei [[Bibliotheca Augustana]] (Originaltext)
* Anthony Arthur Long (Hrsg.): ''Handbuch Frühe Griechische Philosophie. Von Thales bis zu den Sophisten''. Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01852-0.
* [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/collection?collection=Perseus%3Acorpus%3Aperseus%2Cauthor%2CLucretius Werk] bei Perseus Project (lateinisch und englisch)
* Wolfgang Schadewaldt: ''Die Anfänge der Philosophie bei den Griechen. Die Vorsokratiker und ihre Voraussetzungen''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-518-27818-5.
* [http://www.textlog.de/lukrez-natur-dinge.html Werk] bei Textlog.de (deutsche Übersetzung von Hermann Diels)
* Christopher Shields: ''Classical Philosophy. A contemporary introduction''. Routledge, London 2003, ISBN 0-415-23397-6 (von Thales bis Aristoteles)
* [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Lukrez Werk] bei Zeno.org (deutsche Übersetzung)
* [http://onlinebooks.library.upenn.edu/webbin/gutbook/lookup?num=785 Werk] bei Project Gutenberg (englische Übersetzung von William Ellery Leonard)


'''Hellenistische und kaiserzeitliche Philosophie'''
'''Literatur'''
* Keimpe Algra u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''The Cambridge History of Hellenistic Philosophy''. Cambridge University Press, Cambridge 1999, ISBN 0-521-25028-5.
* Annick Monet: [http://bsa.biblio.univ-lille3.fr/lucretius.htm ''Lucretius. Une bibliographie introductive au livre 3 du'' De rerum natura]
* Arthur Hilary Armstrong (Hrsg.): ''The Cambridge History of Later Greek and Early Medieval Philosophy''. Cambridge University Press, Cambridge 1970 (Nachdruck der 1. Auflage von 1967 mit Korrekturen; nach wie vor unersetzliches Standardwerk; Artikel fast durchgehend von führenden Experten)
* Reinhold F. Glei: [http://www.ruhr-uni-bochum.de/klass-phil/Projekte/anti_lucretius.htm''Über Gott und die Welt. Kardinal Melchior de Polignacs lateinisches Lehrgedicht'' Anti-Lucretius]
* David J. Furley (Hrsg.): ''From Aristotle to Augustine'' (= ''Routledge History of Philosophy'', Bd. 2). Routledge, London 1999, ISBN 0-415-06002-8.
* Lukrez: [http://lucretius.de/''De rerum natura. Das dritte Buch über die Sterblichkeit der Seele'']
* Lloyd P. Gerson (Hrsg.): ''The Cambridge History of Philosophy in Late Antiquity''. 2 Bände, Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-76440-7.
* [http://www.ruhr-uni-bochum.de/klass-phil/Projekte/anti_lucretius.htm Reinhold F. Glei: ''Über Gott und die Welt. Kardinal Melchior de Polignacs lateinisches Lehrgedicht Anti-Lucretius'' auf www.ruhr-uni-bochum.de; abgerufen am 15. September 2015]
* Andrew Smith: ''Philosophy in Late Antiquity''. Routledge, London 2004, ISBN 0-415-22510-8.


'''Spezielle Themen'''
'''Essay'''
* Pierre Hadot: ''Philosophie als Lebensform. Geistige Übungen in der Antike''. 2. Auflage. Gatza, Berlin 1991, ISBN 3-928262-02-5.
* Georg Diez: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-85586218.html ''Die Methode Lukrez.''] in: Der Spiegel 19/2012, S. 108ff, mit Bezug zu: [[Stephen Greenblatt]]: ''Die Wende. Wie die Renaissance begann.'' München 2012
* Christian Mueller-Goldingen: ''Dichtung und Philosophie bei den Griechen''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-21954-4.
* Christopher Rowe, Malcolm Schofield (Hrsg.): ''The Cambridge History of Greek and Roman Political Thought''. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-48136-8.
* Rosa Reuthner: ''Philosophia und oikonomia als weibliche Disziplinen in Traktaten und Lehrbriefen neupythagoreischer Philosophinnen.'' In: ''Historia'' 58, 2009, {{ISSN|0018-2311}}, S. 416–437.


'''Fachzeitschriften'''
== Anmerkungen ==
* The International Journal of the Platonic Tradition 1, 2007ff.
<references />
* Phronesis 1, 1955ff.


== Weblinks ==
{{Normdaten|TYP=p|GND=118575236|LCCN=n/79/33010|VIAF=100197598}}
* David Sedley: [http://www.rep.routledge.com/article/A130 ''Ancient Philosophy''], in: E. Craig (Hrsg.): ''Routledge Encyclopedia of Philosophy'', London 1998.
* [http://www.epistemelinks.com/Main/Topics.aspx?TopiCode=Anci epistemelinks.com] – Internetquellen zur ''Philosophie der Antike'' (englisch)
* [http://www.ganph.de/ ''GANPH''] – Gesellschaft für antike Philosophie e.&nbsp;V.
* Martine Vidoni: [http://rspa.vjf.cnrs.fr/ Répertoire des sources philosophiques antiques], CNRS 2007


[[Kategorie:Wikipedia:Lesenswert]]
[[Kategorie:Philosoph
[[Kategorie:Philosophie der Antike|!]]
[[Kategorie:Römische Philosophie]]
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[[Kategorie:Gestorben im 1. Jahrhundert v. Chr.]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 8. Juni 2018, 21:58 Uhr

Titus Lucretius Carus (deutsch Lukrez; * vermutlich zwischen 99 und 94 v. Chr.; † vermutlich um 55 oder 53 v. Chr.) war ein römischer Dichter und Philosoph in der Tradition des Epikureismus. Sein wahrscheinlich unvollendetes Werk De rerum natura (Über die Natur der Dinge) ist eine der Hauptquellen zur Philosophie Epikurs, die ansonsten nur in Fragmenten überliefert ist.

Leben

Über das Leben des Lukrez ist so gut wie nichts bekannt. Die spärlichen Angaben stammen großteils aus späten Quellen und sind widersprüchlich und zum Teil wenig glaubwürdig. Lukrez’ Herkunft und soziale Stellung sind nicht gesichert; Vermutungen, die von seinem Cognomen Carus auf eine niedrige Herkunft schließen, sind ebenso wenig zu belegen wie die Annahme, Lukrez habe der Nobilität angehört. Zumindest deutet sein Werk darauf hin, dass er über eine hohe Bildung verfügte.[1]

Lukrez’ Lebensdaten müssen erschlossen werden: Hieronymus erwähnt in seiner Chronik dessen Geburt; jedoch überliefern die erhaltenen mittelalterlichen Handschriften dieses Ereignis teils für das Jahr 96, teils für 94 oder 93. Auch sein Todesjahr ist ungewiss. Nach Hieronymus starb Lukrez mit vierundvierzig Jahren, womit die Jahre 53/52, 51/50 und 50/49 in Betracht kommen. Allerdings überliefert der spätantike Grammatiker Aelius Donatus, dass Lukrez am selben Tag verstorben sei, an dem Vergil mit siebzehn Jahren die Männertoga (toga virilis) angelegt habe, nämlich am 15. Oktober 53.[2] Diese vermutlich auf Suetons nur fragmentarisch erhaltenes Werk De viris illustribus zurückgehende Angabe ist fragwürdig; zudem datiert Donatus Vergils siebzehnten Geburtstag falsch, indem er die beiden Konsuln des Jahres 55 nennt. Die einzige sichere und zugleich früheste Angabe bietet ein Brief Ciceros an seinen Bruder Quintus vom 10. oder 11. Februar 54. Darin meint er, Lukrez’ Werk enthalte zahlreiche geniale Glanzstücke und sei mit großer Kunstfertigkeit verfasst.[3] Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine Äußerung nach dem Tod des Lukrez. Man nimmt daher an, dass Lukrez zwischen 99 und 94 geboren wurde und Mitte der fünfziger Jahre, vielleicht 55 oder 53, verstarb.[4]

Hieronymus überliefert zudem die legendenhafte Geschichte, dass Lukrez nach der Einnahme eines Liebestranks wahnsinnig geworden sei und schließlich Selbstmord begangen habe. In lichten Momenten (per intervalla insaniae) habe er sein Lehrgedicht verfasst. Dieser Bericht, der vermutlich auf einer im 4. Jahrhundert entstandenen Legende fußt, wurde in der Forschung sehr unterschiedlich beurteilt.[5] Manche Gelehrte hielten die Nachricht von Lukrez’ Geisteskrankheit für glaubhaft und meinten, diese Hypothese durch Passagen seines Werkes stützen und daraus auf die Persönlichkeit des Dichters schließen oder umgekehrt Ungereimtheiten und Brüche im Werk vor dem Hintergrund seiner angeblichen geistigen Verwirrung erklären zu können.

Die neuere Forschung steht diesem ausschließlich bei Hieronymus überlieferten Zeugnis kritisch gegenüber.[6] Teils wird vermutet, dass sich die Stelle ursprünglich auf Lucullus bezogen habe, der am Ende seines Lebens geistig verwirrt gewesen sein soll;[7] in der Textüberlieferung seien die beiden Namen verwechselt worden. Teils sieht man in der Stelle einen Widerhall eines Gedichts von Statius, der Lukrez Leidenschaftlichkeit (furor arduus) zuschreibt.[8] Andere Forscher beziehen die Passage auf eine polemische Äußerung des Kirchenschriftstellers Lactantius; darin wendet er sich gegen die Lehre Epikurs, auf der all das beruhe, was Lukrez „zusammenspinnt“ (delirat).[9] Außerdem nimmt man an, dass sich die Erzählung vom Liebestrank aus dem Schlussteil des vierten Buchs von De rerum natura herleitet; darin spottet Lukrez über die Liebe und die Verrücktheiten des Verliebten.[10] Die Mehrheit der modernen Forschung hält Lukrez’ angeblichen Wahnsinn daher für eine christliche Legende, die bewusst in Umlauf gebracht wurde und ihn in Verruf bringen sollte.[11]

Außerdem behauptet Hieronymus, Cicero habe später Lukrez’ Schrift herausgegeben (emendavit). In der Forschung ist diese Nachricht äußerst umstritten. Ciceros Herausgebertätigkeit wird prinzipiell für möglich, jedoch nicht nachweisbar gehalten; auch bleibt unklar, in welcher Form Cicero den Text herausgegeben haben soll und ob er in den Text verbessernd eingriff.[12] Jedenfalls wird Lukrez in Ciceros philosophischen Schriften nie erwähnt oder benutzt, zumal Cicero dem Epikureismus negativ gegenüberstand. Jedoch lässt sich diese Frage aufgrund der Quellensituation nicht abschließend beantworten.

Werk

Lukrez hat sein Werk möglicherweise nicht vollendet. Dies lässt vor allem De rerum natura 5,155 vermuten: Lukrez kündigt hier eine lange Abhandlung (largus sermo) über das Wesen der Götter an, die aber nicht zur Ausführung gelangt. Entweder ist Lukrez nicht mehr dazu gekommen, diese Abhandlung zu verfassen, oder er hat diese Absicht fallen gelassen und ist verstorben, bevor er den Vers tilgen konnte (die Mehrheit der Forscher neigt der zweiten Möglichkeit zu).

De rerum natura besteht aus sechs Büchern mit insgesamt ca. 7800 Versen. Deutlich abgegrenzt sind jeweils die Einleitungen („Prooemien“) und die Schlusspartien („Finalia“) der einzelnen Bücher. Festzustellen ist auch, dass sich die Bücher 1 und 2, 3 und 4 sowie 5 und 6 jeweils paarweise zu thematischen Einheiten zusammenfassen lassen. Die Bücher 1 und 2 behandeln die Grundlagen der epikureischen Naturphilosophie (Aufbau der Welt aus Atomen, Bewegung der Atome, Unendliche Vielzahl von Welten, Vergänglichkeit der Welt), die ihrerseits teilweise auf der Naturphilosophie Demokrits beruht. Die Bücher 3 und 4 wenden sich der Physiologie und Psychologie des Menschen zu. Buch 3 behandelt ausführlich die Sterblichkeit der Seele, für die Lukrez 28 Beweise präsentiert. Buch 4 befasst sich mit der Sinneswahrnehmung und im Finale auch mit Sexualität und Liebe. Um nicht dem Liebeskummer zu verfallen, empfiehlt Lukrez seinen Lesern dort den Bordellbesuch. Die Bücher 5 und 6 sind naturwissenschaftlichen Phänomenen gewidmet, wozu für Lukrez (im Finale des fünften Buches) auch die Kulturgeschichte gehört. Das Werk endet mit einer Beschreibung der Pest von Athen in den Jahren 430 bis 428. Die Ethik, die nach Epikur wichtigste philosophische Disziplin, wird zwar nicht eigens behandelt. Freilich finden sich immer wieder einzelne Bemerkungen über den Text verstreut (besonders in Prooemium zu Buch 2), die den Leser einladen, über seine Lebensführung nachzudenken und diese gegebenenfalls zu ändern.

Philosophie

De rerum natura, hrsg. von Dionysius Lambinus, 1570

Lukrez war ein Vertreter der Atomistik. Er berief sich vor allem auf die Lehre von Epikur. Sein Lehrer war wahrscheinlich Philodemos.

Lukrez war überzeugt, dass die Seele sterblich sei (wofür er 28 „Beweise“ vorbrachte[13]) und dass es den Göttern nicht möglich sei, sich in das Leben der Menschen einzumischen. Seine Philosophie sollte dem Menschen Gemütsruhe und Gelassenheit geben und ihm die Furcht vor dem Tode und den Göttern nehmen. Lukrez nimmt, im Gegensatz zu Epikur, Anteil an den gesellschaftlichen Ereignissen seiner Zeit, verurteilt den sittlichen Verfall des Adels, klagt den Krieg und seine Schrecken an.

Literaturgeschichtliche Bedeutung

Lukrez und Cicero waren Pioniere der „philosophischen Schriftstellerei“ in lateinischer Sprache. Sie mussten daher oft erst ein geeignetes Vokabular prägen (Lukrez spricht von der Dürftigkeit der Muttersprache patrii sermonis egestas) und um Unabhängigkeit von der griechischen Sprache und Literatur ringen.

Die Wahl der Form des „Lehrgedichts“ (in Hexametern) unterscheidet Lukrez von Cicero. Für diese Gattung der lateinischen Literatur kommt Lukrez Pionierrang zu: Zwar scheint es vor Lukrez Versuche gegeben zu haben, lateinische Lehrgedichte zu verfassen, doch waren diese nach Ciceros Urteil ungenießbar. Unter diesen Voraussetzungen ist verständlich, dass Lukrez' Verse nicht die Eleganz der späteren lateinischen Hexameter-Dichtung (insbesondere Vergil, Ovid) erreichen.

Als Epikureer hielt Lukrez sich von der Politik seiner Zeit fern. Es wird gern als „Wagnis seiner Dichtung“ bezeichnet, dass er Epikurs Lehre, zumal dessen Physik, in einem Gedicht zu verkünden suchte (s. o.) – obwohl Epikur selbst sagte, dass ein Epikureer nicht dichte bzw. nicht dichten solle, doch diese Aussage bezog sich möglicherweise eher auf den „Stoff“ des Mythos (fabulae) und nicht so sehr auf die „Form“ eines Gedichtes an sich. Da Lukrez nun eine Wahrheit, eine Lehre, eigentlich gar eine (epikureische) Heilslehre verkündet, durfte er dies trotz der Aussage seines Lehrers Epikur dichterisch tun. Frühere Versuche philosophischer Dichtung anderer Autoren scheiterten v. a. an ästhetisch-stilistischen Problemen (vgl. Cic. Ac. II,5,6 und Tusc. I,6; II,7 u. IV,6f.).

Die lukrezische Sprache wird von ihm selbst als eine daedala lingua bezeichnet, als eine erfinderische und künstlerische Sprache. Er stellt die kreative Fähigkeit seiner Sprache neben den mythischen Erfinder (Labyrinth des Minotaurus) und Künstler Dädalus.[14]

Lukrez will Lehrer sein, und zwar als erklärter Jünger Epikurs (vgl. die Außenproömien [Einleitungen der Bücherpaare] mit ihren Hymnen auf Epikur). Ziel ist, den Menschen durch Erkenntnis vom Aberglauben zu befreien. Er will sich in einer chaotischen Zeit fernhalten von der Sinn- und Wertlosigkeit, nicht zuletzt durch den Hinweis auf die Natürlichkeit und Vergänglichkeit aller Dinge – auch der vermeintlich göttlichen.

Rezeption

Grabrelief (1571) mit Lukrez-Zitat: „VITAQUE MANCIPIO NULLI DATUR OMNIBUS USU“,[15] Burg Reichenstein/Oberösterreich

Lukrez gilt als der Archeget des lateinischen Lehrgedichts. Sein Einfluss ist nicht auf die weitere römische Lehrdichtung (z. B. Vergils Georgica, Ovids Ars Amatoria, Manilius’ Astronomica, das anonyme Aetna-Gedicht) beschränkt, sondern wirkt über Vergils Aeneis auf das gesamte lateinische Epos ab der augusteischen Zeit.

Da die von Lukrez propagierten Lehren der epikureischen Philosophie (Verneinung göttlicher Vorsehung und göttlichen Eingreifens ins Weltgeschehen, Endlichkeit der Welt, Sterblichkeit der Seele) mit der christlichen Religion unvereinbar sind, setzt in der Spätantike ab Arnobius eine scharfe Distanzierung von Lukrez ein. Gleichzeitig wird (z. B. von Laktanz) Lukrez als rationalistischer Zeuge für die Albernheit des heidnischen Götterkults herangezogen. Die Häufigkeit der Lukrez-Zitate bei den christlichen Schriftstellern zeigt außerdem, dass diese die literarische Qualität von De rerum natura sehr wohl anerkannten.

Die erste Seite der Lukrez-Ausgabe von Tanaquil Faber (1675)

Im Mittelalter war Lukrez in nahezu völlige Vergessenheit geraten, bis der Humanist Poggio Bracciolini 1417 in einem nicht näher benannten deutschen Kloster – vermutlich der Benediktinerabtei Fulda[16] – die womöglich letzte erhaltene Abschrift von De rerum natura entdeckte.[17] Nach dem Erscheinen der ersten gedruckten Lukrez-Ausgabe im Jahre 1473 setzte in der Renaissance eine rege Rezeption ein, in der Dichter lukrezische Themen in lateinischen Lehrgedichten behandeln (z. B. Aonio Paleario (hingerichtet 1570) De Animorum Immortalitate (1536), Scipione Capece (1480–1551) De Principiis Rerum (1546), Daniel Heinsius De Contemptu Mortis (1621)). Hochkonjunktur hatte die Produktion von lateinischen Lehrgedichten mit lukrezischen Themen auch im 18. Jahrhundert. Kardinal Melchior de Polignac dichtete einen Anti-Lucretius sive De Deo et Natura („Anti-Lukrez oder Über Gott und die Natur“), den Goethe sehr schätzte, und Bernardo Zamagna schrieb ein Lehrgedicht mit dem Titel De Nave Aeria („Das Luftschiff“) über die Montgolfière.

Auf Lukrez beriefen sich insbesondere die materialistischen Philosophen späterer Zeiten, so etwa de la Mettrie in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Denis Diderot setzte in seiner Zur Interpretation der Natur einen einführenden Satz aus De rerum natura von Titus Lucretius Carus an den Anfang. Karl Marx, Mitbegründer des marxistischen Sozialismus, verfasste 1841 seine Dissertation zum Thema Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie, worin er auf Lukrez Bezug nimmt. Auch Michel de Montaigne las ausgiebig in De rerum natura und markierte in der in seinem Besitz befindlichen Ausgabe viele Passagen und fügte Randbemerkungen an. In seinen Essays finden sich viele Zitate aus dem Werk Lukrez’ oder er nahm auf dieses Bezug.

In seiner Wahrnehmungstheorie prägte Lukrez den für die postmoderne Philosophie einflussreichen Begriff des Simulakrums.

Erst im 19. Jahrhundert erschien, angeregt von Goethe, die erste deutsche Lukrez-Übersetzung durch den Freiherrn von Knebel. Fasziniert von Lukrez war auch Albert Einstein, der zu der Lukrez-Übersetzung von Hermann Diels ein Vorwort beisteuerte.

Unter den einzelnen Passagen von De rerum natura dürfte das Ende des Werks am intensivsten rezipiert worden sein. Die dort gegebene Beschreibung der Pest in Athen zu Beginn des Peloponnesischen Krieges, die ihrerseits eng an die des Thukydides (2,47–53) angelehnt ist, wird ebenso von Vergil, Ovid, Manilius, Seneca und anderen antiken Autoren imitiert wie von Autoren der Neuzeit (z. B. im Dekameron von Giovanni Bocaccio[18], im Lehrgedicht Syphilis des Girolamo Fracastoro oder in Albert CamusLa peste) rezipiert.

Ausgaben und Übersetzungen

Gesamtausgaben

  • Titi Lucreti Cari De rerum natura libri sex. Hrsg. und übers. von Cyril Bailey. 3 Bände, Clarendon Press, Oxford 1947 (kritische Ausgabe mit englischer Übersetzung und Kommentar; zahlreiche Nachdrucke)
    • Band 1: Vorwort, Text, kritischer Apparat und Übersetzung.
    • Band 2: Kommentar Bücher 1–3.
    • Band 3: Kommentar Bücher 4–6, Addenda, Indices und Bibliographie.
  • T. Lucreti Cari De rerum natura libri sex. Hrsg. Conrad Müller. Rohr, Zürich 1975.
  • T. Lucreti Cari De rerum natura libri sex. Hrsg. Josef Martin. Teubner, Leipzig 1953 (zahlreiche Nachdrucke).
  • Titus Lucretius Carus: Welt aus Atomen. Lateinisch und deutsch. Textgestaltung, Einl. und Übers. von Karl Büchner. Zürich: Artemis 1956. (Die Bibliothek der Alten Welt. Römische Reihe). - Überarb. Neuausg.: Stuttgart: Reclam 1973 (Universal-Bibliothek; 4257) ISBN 3-15-004257-7 (zahlreiche Nachdrucke).
  • Titus Lucretius Carus: Von der Natur. Hrsg. und übers. von Hermann Diels, mit einer Einführung und Erläuterungen von Ernst Günther Schmidt. Artemis & Winkler, München 1993, ISBN 3-7608-1564-2.
  • Titus Lucretius Carus: Über die Natur der Dinge. Lateinisch und deutsch (= Schriften und Quellen der Alten Welt 32). Hrsg. und übers. von Josef Martin. Akademie-Verlag, Berlin 1972.
  • Titus Lucretius Carus: Vom Wesen des Weltalls. Übers. von Dietrich Ebener. Leipzig: Reclam 1989. (Reclams Universal-Bibliothek. 1292) ISBN 3-379-00434-0. - Neuausg.: Berlin: Aufbau 1994 (Bibliothek der Antike. Römische Reihe) ISBN 3-351-02279-4
  • Lukrez: Über die Natur der Dinge. Neu übersetzt und reich kommentiert von Klaus Binder. Mit einem Vorwort von Stephen Greenblatt. Berlin: Galiani 2014. ISBN 978-3-86971-095-2
  • Lucretius, On the nature of things. Translated, with introduction and notes, by Martin Ferguson Smith. Hackett Publishing Company, Indianapolis / Cambridge 1969, revised edition 2001, (Auszüge online). – Rez. von: Robert Todd, Bryn Mawr Classical Review 2002.02.08
  • Lucretius, De rerum natura. With an English Translation by W. H. D. Rouse (zuerst 1924). Revised by Martin Ferguson Smith. Harvard University Press, Cambridge, Ma., London 1975, second edition 1982, reprinted with revisions 1992 (Loeb Classical Library 181).

Teilausgaben und Kommentare

  • Titus Lucretius Carus: De rerum natura I. Hrsg. P. Michael Brown, Bristol Classical Press, Bristol 1984, ISBN 0-86292-076-0 (mit englischer Einleitung und Kommentar).
  • Titus Lucretius Carus: Lucretius on atomic motion. A commentary on De rerum natura book two, lines 1–332. Hrsg. Don Paul Fowler, postum hg. v. Peta Fowler, Oxford: Oxford University Press 2002, ISBN 0-19-924358-1 (Kommentar)
  • Titus Lucretius Carus: De rerum natura III. Hrsg. und übers. von P. Michael Brown, Aris & Phillips, Warminster/Wiltshire 1997, ISBN 0-85668-695-6 (mit englischer Übersetzung und Kommentar).
  • Titus Lucretius Carus: De rerum natura. Book III. Hrsg. Edward J. Kenney, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-08142-4 (mit englischem Kommentar).
  • Titus Lucretius Carus: De rerum natura IV. Hrsg. und übers. von John Godwin, Aris & Phillips, Warminster/Wiltshire 1986, ISBN 0-85668-308-6 (mit englischer Übersetzung und Kommentar).
  • Titus Lucretius Carus: Lucretius on love and sex. A commentary on De rerum natura IV, 1030–1287. Hrsg. und übers. von Robert D. Brown, Brill, Leiden 1987, ISBN 90-04-08512-2 (kritische Ausgabe mit englischer Übersetzung und Kommentar).
  • Titus Lucretius Carus: De rerum natura V. Hrsg. C. D. N. Costa, Oxford University Press, Oxford 1984, ISBN 0-19-814457-1 (mit englischem Kommentar).
  • Titus Lucretius Carus: De rerum natura VI. Hrsg. und übers. von John Godwin, Aris & Phillips, Warminster/Wiltshire 1991, ISBN 0-85668-500-3 (mit englischer Übersetzung und Kommentar).

Siehe auch

Literatur

Übersichtsdarstellungen

  • Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026525-5, S. 240–272
  • Marcus Deufert: Lucretius. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 23, Hiersemann, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-7772-1013-1, Sp. 603–620
  • Michael Erler: Die hellenistische Philosophie (= Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Bd. 4/1). Schwabe, Basel 1994, ISBN 3-7965-0930-4, S. 381–490
  • José Kany-Turpin: Lucretius Carus (T.). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 4, CNRS Éditions, Paris 2005, ISBN 2-271-06386-8, S. 174–191

Untersuchungen

  • Carl Joachim Classen (Hrsg.): Probleme der Lukrezforschung. Olms, Hildesheim/ Zürich/ New York 1986, ISBN 3-487-07660-8.
  • Diskin Clay: Lucretius and Epicurus. Cornell University Press, Ithaca (New York) 1983, ISBN 0-8014-1559-4.
  • Donald Reynolds Dudley (Hrsg.): Lucretius. 2. Auflage. Routledge & Kegan Paul, London 1967.
  • Baldur Gabriel: Bild und Lehre. Studien zum Lehrgedicht des Lukrez. Frankfurt 1970.
  • Monica R. Gale (Hrsg.): Lucretius. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 0-19-926034-6.
  • James H. Nichols: Epicurean Political Philosophy. The De rerum natura of Lucretius. Cornell University Press, Ithaca (New York) 1976, ISBN 0-8014-0993-4.
  • Petrus H. Schrijvers: Horror ac divina voluptas. Études sur la poétique et la poésie de Lucrèce. Hakkert, Amsterdam 1970, ISBN 90-256-0991-0.
  • Charles Segal: Lucretius on Death and Anxiety. Poetry and Philosophy in De Rerum Natura. Princeton University Press, Princeton (New Jersey) 1990, ISBN 0-691-06826-7.
  • David West: The Imagery and Poetry of Lucretius. University Press, Edinburgh 1969.

Rezeption

  • Alison Brown: The Return of Lucretius to Renaissance Florence. In: I Tatti Studies in Italian Renaissance History. Harvard University Press, Harvard (Massachusetts) 2010, ISBN 978-0-674-05032-7.
  • Stephen Greenblatt: The Swerve: How the World Became Modern. Norton, 2011, ISBN 978-0-393-06447-6; deutsch: Die Wende. Wie die Renaissance begann. Siedler, München 2012, ISBN 978-3-88680-848-9.
  • David Norbrook u. a. (Hrsg.): Lucretius and the Early Modern. Oxford University Press, Oxford 2016, ISBN 978-0-19-871384-5

Konkordanz

  • Manfred Wacht: Concordantia in Lucretium (= Alpha – Omega. Reihe A 122). Olms-Weidmann, Hildesheim u. a. 1991, ISBN 3-487-09404-5.

Bibliographien

  • Alexander Dalzell: A Bibliography of Work on Lucretius, 1945–1972. In: The Classical World. Bd. 66, 1972/1973, S. 389–427 und The Classical World. Bd. 67, 1973/1974, S. 65–112.
  • Cosmo Alexander Gordon: A Bibliography of Lucretius (= The Soho Bibliographies 12). Hart-Davis, London 1962 (nur Ausgaben und Übersetzungen)
  • Petrus H. Schrijvers: Lucretius (Bibliographie). In: Lampadion. Bd. 7, 1966–1968, S. 5–32.

Weblinks

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Commons: Lucretius - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Lukrez – Quellen und Volltexte (latina)
 Wikisource: Lukrez – Quellen und Volltexte

Textausgaben

  • Werk bei Bibliotheca Augustana (Originaltext)
  • Werk bei Perseus Project (lateinisch und englisch)
  • Werk bei Textlog.de (deutsche Übersetzung von Hermann Diels)
  • Werk bei Zeno.org (deutsche Übersetzung)
  • Werk bei Project Gutenberg (englische Übersetzung von William Ellery Leonard)

Literatur

Essay

Anmerkungen

  1. Erler (1994), S. 399f.
  2. Donatus: Vita Vergilii 6.
  3. Cicero: Ad Quintum fratrem 2,9,3.
  4. Zur Diskussion der Lebensdaten siehe Erler (1994), S. 397f.
  5. Zur Forschungsgeschichte siehe Erler (1994), S. 383–385.
  6. Erler (1994), S. 398 mit einer knappen Übersicht über die Forschungsmeinungen.
  7. Plutarch, Lucullus 43.
  8. Statius: Silvae 2,7,76.
  9. Lactantius: De opificio Dei 6,1.
  10. Lukrez 4,1141–1191.
  11. Siehe dazu Konrat Ziegler, Der Tod des Lucretius. In: Hermes 71, 1936, S. 421–440.
  12. Erler (1994), S. 398f.
  13. Nach Otto Danwerth in: Wulf Köpke; Bernd Schmelz (Hrsg.): Das Gemeinsame Haus Europa. Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte. Frankfurt am Main 1999, S. 895–905. Der Wortlaut ist mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht unter Tod und Jenseits in Europa, Ein kulturhistorischer Abriß von der Antike bis in die Gegenwart - parapluie.de
  14. Bibel der Aufklärer. Jakob Moser. Abgerufen am 17. November 2016.
  15. VITAQUE MANCIPIO NULLI DATUR OMNIBUS USU „Das Leben ist niemandem als Besitz, sondern allen nur zum Gebrauch gegeben.“ (De rerum natura III, 971)
  16. Markus C. Schulte von Drach: Feiert Lukrez statt Luther. 600 Jahre Wiederentdeckung von „De rerum natura“. sueddeutsche.de, 30. Oktober 2017, abgerufen am 1. November 2017
  17. Stephen Greenblatt: Die Wende. Wie die Renaissance begann. Siedler, München 2012, ISBN 978-3-88680-848-9.
  18. Theo Kobusch: Geschichte der Philosophie Bd. 5: Die Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters. München 2017, S. 472

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