Anton Pawlowitsch Tschechow und Simone de Beauvoir: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Anton Pawlowitsch Tschechow''' [{{IPA|ˈtʃʲɛxəf}}] ({{ruS|Антон Павлович Чехов}} ({{audio|Ru-Anton Pavlovich Chekhov.ogg|Aussprache}}), wiss. [[Transliteration]] ''{{lang|ru-Latn|Anton Pavlovič Čechov}}''; * {{JULGREGDATUM|29|1|1860|FormatJUL=j.|Link="true"}} in [[Taganrog]], [[Russisches Kaiserreich|Russland]]; † {{JULGREGDATUM|15|7|1904|FormatJUL=j.|Link="true"}} in [[Badenweiler]], [[Deutsches Kaiserreich|Deutsches Reich]]) war ein [[Liste russischsprachiger Schriftsteller|russischer Schriftsteller]], [[Novelle|Novellist]] und [[Dramatiker]]. Er entstammte einer kleinbürgerlichen [[Russen|südrussischen]] Familie und war [[Arzt]] von Beruf, betrieb Medizin jedoch fast ausschließlich ehrenamtlich. Gleichzeitig schrieb und publizierte er zwischen 1880 und 1903 insgesamt über 600 literarische Werke. International ist Tschechow vor allem als Dramatiker durch seine Theaterstücke wie ''[[Drei Schwestern (Drama)|Drei Schwestern]]'', ''[[Die Möwe]]'' oder ''[[Der Kirschgarten]]'' bekannt. Mit der für ihn typischen, wertneutralen und zurückhaltenden Art, Aspekte aus dem Leben und der Denkweise der Menschen in der russischen Provinz darzustellen, gilt Tschechow als einer der bedeutendsten Autoren der [[Russische Literatur|russischen Literatur]].
'''Simone-Lucie-Ernestine-Marie Bertrand de Beauvoir''' [{{IPA|si:ˈmɔn də bo:ˈvwa:ʀ}}] (* 9. Januar 1908 in Paris; † 14. April 1986 ebenda) war eine [[Frankreich|französische]] [[Schriftsteller]]in, [[Philosoph]]in und [[Feminismus|Feministin]]. Die sich politisch immer wieder engagierende Verfasserin zahlreicher Romane, Erzählungen, Essays und Memoiren gilt als Vertreterin des [[Existentialismus]]. Mit ihren beiden existentialistischen Romanen ''L’Invitée'' (1943; dt.: ''Sie kam und blieb'') und ''Le Sang des autres'' (1945), 1984 von Claude Chabrol als ''Das Blut der Anderen'' verfilmt, erlangte Simone de Beauvoir Anerkennung als Schriftstellerin. Der Welterfolg ''[[Wikipedia:Das andere Geschlecht|Das andere Geschlecht]]'' (1949) gilt als ein Meilenstein der feministischen Literatur und machte sie zur bekanntesten Intellektuellen Frankreichs. Auch ihre Essays gelten als wichtige Beiträge zu dem jeweiligen Fachgebiet.  


== Leben ==
== Leben und Wirken ==
=== Kindheit und Jugend ===
=== Kindheit, Jugend und Studienzeit ===
[[Datei:Chekhov Birthhouse.jpg|mini|Tschechows Geburtshaus in Taganrog]]
Simone de Beauvoir wurde als ältere von zwei Töchtern des Ehepaares Georges und Françoise Bertrand de Beauvoir in Paris, ''Boulevard du Montparnasse'' 103, geboren.<ref>Hauptquelle dieses Abschnitts sind Band I und II der Memoiren de Beauvoirs (''Mémoires d’une jeune fille rangée'' bzw. ''Memoiren einer Tochter aus gutem Haus'' und ''La Force de l’âge''. Vgl. auch die betreffenden Kapitel in Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir''. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007.)</ref> Ihr Urgroßvater Bertrand war ein höherer Amtsträger in der Finanzverwaltung der Normandie gewesen, hatte reich geheiratet, das Landgut Meyrignac im Limousin als Familiensitz gekauft und den adelig wirkenden Namenszusatz „de Beauvoir“ zu führen begonnen. Der Großvater, der ebenfalls eine reiche Bürgerstochter geehelicht hatte, war nach Paris gegangen und hatte dort höhere und schließlich hohe Posten in der Stadtverwaltung bekleidet, ehe er sich im Alter auf das Landgut zurückzog.
Anton Tschechow wurde am 29. Januar 1860 in der südrussischen Hafenstadt Taganrog am [[Asowsches Meer|Asowschen Meer]] geboren. Sein Vater, Pawel Jegorowitsch Tschechow (1825–1898), war Sohn eines ehemaligen [[Leibeigenschaft|leibeigenen]] Bauern aus dem [[Gouvernement Woronesch]] und betrieb als Kaufmann einen kleinen Billigwarenladen in Taganrog. Ebenfalls aus einer ehemals leibeigenen Bauernfamilie stammte Tschechows Mutter, Jewgenija Jakowlewna Tschechowa (geborene Morosowa; 1835–1919). Die Eheleute zogen insgesamt sechs Kinder groß: Neben Anton waren es die Söhne Alexander (1855–1913), Nikolai (1858–1889), Iwan (1861–1922) und Michail (1865–1936) sowie die Tochter Marija (1863–1957).<ref>Insgesamt gab es sieben Kinder, die jüngste Tochter Jewgenija (* 1869) starb jedoch im Alter von zwei Jahren; vgl. Berdnikow 1985, S.&nbsp;8.</ref>


Der Kaufmannstitel des Vaters konnte nicht über die äußerst bescheidenen Umsätze seines Ladens hinwegtäuschen, was nicht zuletzt an der mangelnden Geschäftstüchtigkeit von Pawel Jegorowitsch lag, aber auch an der allgemein schlechten wirtschaftlichen Situation Taganrogs, das in der zweiten Hälfte des 19.&nbsp;Jahrhunderts seine einstige Bedeutung als Seehafen aufgrund der [[Versandung]] der Bucht merklich verloren hatte. Folglich wuchsen die Tschechow-Geschwister in armen und beengten Verhältnissen auf. Die Brüder einschließlich Anton hatten schon früh im Laden auszuhelfen; hinzu kam die strenge Religiosität und die musikalische Begeisterung des von Tschechow später vielfach als despotisch und autoritär beschriebenen Vaters, der seine Söhne zu täglichen Gesangsstunden in einem Kirchenchor zwang. Die Familie lebte zunächst in einem kleinen Haus in der Polizeiskaja uliza („Polizeistraße“) in Taganrog.
De Beauvoirs Vater hatte, da das Gut seinem älteren Bruder zufallen sollte, Jura studiert, um Anwalt zu werden. Diesen Beruf übte er als Angestellter in einer renommierten Kanzlei auch eine Weile aus, doch ohne Ehrgeiz, denn er konnte auskömmlich von dem ihm ausgezahlten Erbteil leben. Sein eigentliches Interesse galt der Literatur und noch mehr dem Theater. Als junger Mann rezitierte er Gedichte in den gutbürgerlichen und auch einigen adligen Salons, die sich ihm geöffnet hatten, und war in privaten Theatergruppen aktiv.


[[Datei:ChekhovGymnasium2006.jpg|mini|Das Gymnasium in Taganrog, auf das Tschechow ging]]
Knapp 30-jährig hatte er sich mit der 20-jährigen Tochter des Privatbankiers Brasseur aus Verdun bekannt machen lassen und sie dann durchaus in Zuneigung geheiratet, wobei sie vor allem eine gute Mitgift einbringen sollte, während er vor allem den adelig klingenden Namen beisteuerte. Gemäß seiner Herkunft und seines Umfeldes war er Konservativer und Nationalist. In religiöser Hinsicht war er, wie viele gebildete Männer seines Milieus, Agnostiker, doch hielt er es für selbstverständlich, dass seine Frau sehr streng [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]] war und auch die Töchter fromm erzog. De Beauvoir führte später ihre Entwicklung zu einer Intellektuellen nicht zuletzt darauf zurück, dass sie sich schon als Kind in divergenten geistigen Welten zu bewegen lernen musste.
Trotz der bedrückenden finanziellen Situation legten Tschechows Eltern Wert darauf, ihren Kindern eine solide Allgemeinbildung zu ermöglichen: Mit acht Jahren wurde Anton in die Vorbereitungsklasse des Zweiten Taganroger Jungengymnasiums eingewiesen, das er dann von 1869 bis zum Abschluss 1879 besuchte. Insgesamt zeigte sich Anton dort als eher durchschnittlicher Schüler, der sogar zweimal (nämlich in der dritten und in der fünften Klasse) sitzen geblieben war.<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;14.</ref> Dieser Umstand erscheint jedoch angesichts der systematischen Belastung der Brüder, die in unterrichtsfreier Zeit im Chor singen und in Vaters Laden arbeiten mussten, aber auch angesichts der äußerst autoritären Lehr- und Erziehungsmethoden an den Schulen im [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]] der damaligen Zeit,<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;14f.</ref> als wenig überraschend.


Schon als Gymnasiast zeigte Anton Tschechow, der sonst eher als zurückhaltend und reserviert galt, einen ausgeprägten Humor und viel Interesse an Schauspielerei und Literatur. So erwarb er sich in der Schule wegen seiner satirischen Kommentare und Unarten sowie der Fähigkeit, die Lehrer mit humorvollen Spitznamen zu bezeichnen, den Ruf eines Schelms. In den wenigen freien Stunden, die den Tschechow-Geschwistern zur Verfügung standen, pflegten die Brüder diverse Vorstellungen des Taganroger Stadttheaters zu besuchen und versuchten oft, zu Hause auf einer selbst konstruierten Bühne lustige Amateurstücke zu inszenieren. Ab 1877 war Anton außerdem regelmäßiger Gast in der kurz zuvor eingerichteten öffentlichen Bibliothek in Taganrog.
Zusammen mit ihrer zweieinhalb Jahre jüngeren Schwester [[Hélène de Beauvoir|Hélène]] besuchte sie bereits mit fünfeinhalb Jahren ein katholisches Mädcheninstitut, die Cours Désir in der Rue Jacob. Sie war eine gute Schülerin, las früh sehr viel und schrieb auch gern. Die Ferienaufenthalte auf den Gütern des Großvaters sowie der Schwester ihres Vaters, die einen Landadeligen geheiratet hatte, waren für sie Zeiten der Freiheit und des Kontakts mit der Natur.


[[Datei:Chekhov with family 02.jpg|mini|Familienfoto der Tschechows, 1874. Hintere Reihe v.&thinsp;l.&thinsp;n.&thinsp;r.: Iwan, Anton, Nikolai, Alexander, Mitrofan (Antons Onkel); vordere Reihe v.&thinsp;l.&thinsp;n.&thinsp;r.: Michail, Marija, Vater Pawel, Mutter Jewgenija, Ljudmila (Mitrofans Frau), Georgi (ihr Sohn).]]
De Beauvoir wurde früh mit den Entbehrungen konfrontiert, die der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] den Franzosen brachte. Ihre Eltern verarmten bei Kriegsende. Das lag zum einen daran, dass ihr Großvater Brasseur sein Vermögen verlor und die Mitgift nicht weiter abzahlen konnte. Zum anderen lag es daran, dass das Vermögen ihres Vaters, das weitgehend in russischen Papieren angelegt war, durch die [[Oktoberrevolution]] 1917 verloren ging oder durch die Inflation dezimiert wurde.
1869 zog die Tschechow-Familie in ein neues Haus in der Monastyrskaja uliza („Klosterstraße“). Der schlecht kalkulierte Hauskauf durch Tschechows Vater und die stetig sinkenden Ladenumsätze verschärften dessen finanzielle Probleme in den nachfolgenden Jahren so sehr, dass er im Frühjahr 1876 mit seinem Laden einen [[Bankrott]] anmelden musste. Da dies zur damaligen Zeit eine drohende [[Schuldgefängnis|Inhaftierung]] bedeutete, blieb Pawel Jegorowitsch nichts anderes übrig, als den Laden aufzugeben und heimlich nach [[Moskau]] zu fliehen, wo sich seit Sommer 1875 bereits Alexander und Nikolai aufhielten. Wenige Monate später folgte ihm die Mutter mit den beiden jüngsten Kindern, während Anton und Iwan weiterhin aufs Taganroger Gymnasium zu gehen hatten. Ab dieser Zeit war Anton faktisch auf sich selbst angewiesen, denn die Tschechow-Familie hatte in Moskau zunächst keine regelmäßigen Einkünfte und war bitterer Armut ausgesetzt. Das Haus in Taganrog ging an einen der Gläubiger, Anton mietete dort lediglich eine Ecke zum Wohnen, Iwan fand vorläufig bei einer Tante Unterkunft, bis er im Herbst 1876 ebenfalls nach Moskau fortzog. Anton, der hartnäckig dem Abitur entgegenstrebte, blieb alleine zurück und hielt sich mit Verdiensten aus Nachhilfestunden sowie mit Ausverkauf des verbliebenen elterlichen Hausrats über Wasser; zudem schickte er einen Teil dieser dürftigen Einkünfte seiner Familie nach Moskau.


Jahre später äußerte er sich, mit erkennbarem Bezug auf seine Kindheit und Jugend sowie auf sein ungewollt frühes Erwachsenwerden, in einem Brief an seinen langjährigen Verleger [[Alexei Sergejewitsch Suworin|Suworin]] wie folgt:
Nach dem Krieg, den er als frontuntauglicher Schreibtischsoldat in Paris verbracht hatte, musste ihr Vater sich mit nur mäßig gut bezahlten, öfter wechselnden Stellen begnügen, sodass die Familie in eine kostengünstigere Wohnung umzog und sich die Stimmung verschlechterte. Da ihm klar war, dass er seinen Töchtern keine angemessene Mitgift, sondern höchstens eine Ausbildung mitgeben konnte, bereitete er sie, wenn auch widerwillig, darauf vor, eventuell ledig bleiben und berufstätig werden zu müssen. Die Zukunftsaussichten schienen de Beauvoir gelegen zu kommen: Anfangs deshalb, weil sie daran dachte, Nonne zu werden, und später, weil ihr Idealbild von sich das einer ständig Lernenden und etwas Erschaffenden war und nicht das einer bürgerlichen Hausfrau und Mutter.


{{Zitat|Was die adligen Schriftsteller von der Natur umsonst bekommen haben, das erkaufen sich die Rasnotschinzen [Intellektuelle aus den unteren sozialen Klassen] auf Kosten ihrer Jugend. Schreiben Sie mal eine Erzählung, wie ein junger Mann, Sohn eines Leibeigenen, früher Ladenjunge, Chorsänger, Gymnasiast und Student, erzogen zur Ehrfurcht vor der Rangordnung, zum Küssen von Popenhänden und zur Verehrung fremder Gedanken, der sich für jedes Stück Brot bedankte, der oft geschlagen wurde, der ohne Überschuhe zu den Stunden ging, der sich prügelte, Tiere quälte, der gern bei reichen Verwandten zu Mittag aß, der vor Gott und den Menschen ohne jede Notwendigkeit nur aus dem Bewusstsein seiner Nichtigkeit heuchelte – schreiben Sie, wie dieser junge Mann aus sich tropfenweise den Sklaven herauspresst und wie er eines schönen Morgens aufwacht und fühlt, dass in seinen Adern nicht mehr Sklavenblut, sondern echtes Menschenblut fließt.|ref=<ref>Brief Tschechows an Suworin vom 7. Januar 1889, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;124f.</ref>}}
Neben dem sehr engen Verhältnis zu ihrer Schwester war ihr (ungefähr zwischen dem zehnten und zwanzigsten Lebensjahr) die Freundschaft mit einer anfangs bewunderten Klassenkameradin aus reicher Familie, Elizabeth Mabille, genannt Zaza, sehr wichtig. Allerdings wagte sie nicht, diese einzuweihen, als sie im Alter von 14&nbsp;Jahren ihren bis dahin tiefen Glauben verlor. Vielmehr spiegelte sie ihrer Umgebung jahrelang weiterhin Frömmigkeit vor. Tatsächlich war ihre Mutter entsetzt, als sie schließlich die Wahrheit erfuhr, und auch ihr Vater war wenig erfreut, weil sich [[Atheismus]] für ein junges Mädchen in seinen Augen nicht schickte. In ihrer katholischen Schule wurde sie ebenfalls irgendwann durchschaut und sogar als ein Opfer des Teufels betrachtet, als sie sich zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des [[Baccalaureat]]s (das sie vor einer Kommission in der [[Sorbonne]] ablegte) entschloss, das Lehramt im Fach Philosophie an staatlichen, also [[Laizismus|laizistischen]] Gymnasien anzustreben.


Nach dem Abitur 1879 wurde Tschechow von der Taganroger Stadtverwaltung ein Stipendium von 25 [[Rubel]] im Monat bewilligt und er reiste daraufhin gemeinsam mit zwei Schulkameraden nach Moskau, um dort – wie er sich schon lange zuvor vorgenommen hatte – ein [[Medizinstudium]] aufzunehmen.
Für das letzte Schuljahr (1926/27) hatte sie [[Mathematik]] und [[Philosophie]] als Leistungsfächer gewählt. Letztere führte sie am privaten Institut Sainte-Marie weiter, besuchte aber auch Vorlesungen im Fach [[Literatur]] (lettres) an der Sorbonne. Um sich etwas Freiheit vom strengen Regiment ihrer Mutter zu verschaffen, war sie in einem katholischen Bildungs- und Wohltätigkeitsverein aktiv. Daneben lernte sie diverse junge Pariser Intellektuelle kennen und begann, einen Roman zu schreiben. Erste Beziehungserfahrungen fallen in diese Zeit: Sie unterhielt ein frustrierend wechselhaftes, selbstverständlich keusches Verhältnis zu einem Cousin, den sie aber durchaus zu heiraten gedachte, bis er sich hinter ihrem Rücken – inzwischen allerdings fast zu ihrer Erleichterung – mit einem Mädchen mit Mitgift verlobte. Ein Lehrauftrag für [[Psychologie]], den ihr ihre Philosophie-Dozentin im Sainte-Anne verschafft hatte, brachte ihr erste Erfahrungen als Lehrerin und einen kleinen Verdienst, den sie unter anderem dazu nutzte, heimlich Pariser Bars zu frequentieren.
Insgesamt durchlebte sie die [[Adoleszenz]] – so zumindest ihre Erinnerung – als eine Zeit vieler innerer Konflikte und depressiver Phasen, vor allem weil sie fühlte, dass sie die Erwartungen ihrer Umgebung enttäuschte, indem sie sich sträubte, die Rolle eines ordentlichen und anständigen bürgerlichen jungen Mädchens zu verinnerlichen, einer „jeune fille rangée“, wie sie sich ironisch im Titel des ersten Bandes ihrer Memoiren nennt. Immerhin gaben ihr ihre stets vorzüglichen Schul- und Prüfungsleistungen einen gewissen Halt, denn sie sah, dass sowohl ihre Eltern als auch die frommen Lehrerinnen sich damit schmückten.


=== Studium und literarische Anfänge ===
=== Beginn des Berufslebens ===
Tschechows Laufbahn an der Moskauer [[Lomonossow-Universität]], an deren medizinischer Fakultät er sich kurz nach Ankunft in Moskau einschreiben ließ, dauerte von September 1879 bis zum Abschluss im Sommer 1884. Die siebenköpfige Familie Tschechow wechselte in dieser Zeit mehrfach die Wohnung und musste sich insbesondere in den ersten Monaten mit überaus beengten Wohnverhältnissen zufriedengeben, was Anton immense Schwierigkeiten bei der Prüfungsvorbereitung brachte. Diese wurden noch dadurch verschärft, dass er sich schon seit seinen frühen Studienjahren dem Schreiben widmete, das sich angesichts der Armut, in der die Familie leben musste, dann auch als eine wichtige Einnahmequelle erwiesen hatte.
[[Datei:Sartre and de Beauvoir at Balzac Memorial.jpg|miniatur|hochkant|Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir am Denkmal von Balzac]]
Nachdem sie 1928, wiederum an der Sorbonne, mit bestem Ergebnis die ''Licence'' (etwa vergleichbar mit unserem heutigen [[Bachelor]]) erworben hatte, begann sie mit gestärktem Selbstbewusstsein die ''[[Agrégation]]'' (die Rekrutierungsprüfung für Gymnasialprofessoren) vorzubereiten. Hierzu besuchte sie die dafür angebotenen Kurse an der ''Sorbonne'', aber auch an der ''[[École normale supérieure (Paris)|École normale supérieure]]'', der Elitehochschule für die Lehramtsfächer. Zugleich schrieb sie bei einem ''Sorbonne''-Professor eine Diplomarbeit über [[Leibniz]] im Fach Philosophie. Nebenher knüpfte und unterhielt sie, inzwischen meistens mit sich selbst im Reinen, freundschaftliche Beziehungen mit jungen Leuten in ihrem nun überwiegend intellektuellen Umfeld, darunter mehreren ''Normaliens'' (Studenten der ''École Normale Supérieure''). Dabei kam sie mit einem Studienfreund von [[Jean-Paul Sartre]] in näheren Kontakt und über ihn schließlich mit Sartre selbst, den sie vom Sehen und Hörensagen längst kannte und dem auch sie bereits ein Begriff war. Gemeinsam bereiteten sie sich nun auf ''„l’Agrég“'' vor, an der er im Jahr zuvor gescheitert war.


[[Datei:Chekhov with brother 1882.jpg|mini|Anton (links) und Nikolai Tschechow, 1882]]
Nach dem erfolgreichen Ablegen der ''Agrégation'', bei der sie hinter Sartre die Rangzweite der 13 angenommenen Kandidaten wurde, versuchte sie vergeblich, eine Stelle in Paris zu bekommen. Sie verzichtete deshalb darauf, sofort in den Schuldienst einzutreten, begnügte sich vielmehr mit Lehraufträgen an Pariser Gymnasien und mit dem Erteilen von Nachhilfestunden. Sie zog zu Hause aus, mietete ein möbliertes Zimmer bei ihrer Großmutter und genoss ihre neue Unabhängigkeit. Dies tat sie zusammen mit Sartre, den sie nun fast täglich traf und mit dem sie so sehr harmonierte, dass sie zustimmte, mit ihm ein „Pachtverhältnis“ (''bail'') für zunächst zwei Jahre einzugehen, in denen ihre Beziehung eine „notwendige“ sein sollte, die allerdings „zufällige“ weitere Beziehungen nicht ausschließen sollte. Über die sexuellen Aspekte ihres Verhältnisses zu Sartre schwieg de Beauvoir sich aus, doch gilt als sicher, dass man sich nicht mit einer bloß intellektuellen [[Symbiose]] begnügte.
Die Anfänge Tschechows als Autor gehen auf seine Taganroger Zeit zurück: Bereits als Jugendlicher versuchte er, kurze Miniaturen, Parodien und Anekdoten sowie possenhafte und witzige Geschichten zu schreiben. Über den älteren Bruder Alexander, der zu jener Zeit in Moskau lebte und sich dort ebenfalls als Gelegenheitsautor in humoristischen Zeitungen und Zeitschriften versuchte, schickte Anton einige dieser Miniaturen (von denen keine erhalten ist) an diverse Moskauer Redaktionen, zunächst jedoch ohne Erfolg. Um 1878 verfasste Tschechow erstmals auch ein Bühnenstück, das den Titel ''Vaterlos'' erhalten sollte und der von Tschechow hoch verehrten Star-Schauspielerin [[Marija Nikolajewna Jermolowa|Marija Jermolowa]] gewidmet war. Auch dieses Stück fand trotz intensiver nachträglicher Überarbeitungen keinen Zuspruch in Moskau und galt seitdem als vernichtet; erst 1920 wurde es als Manuskript ohne Titel entdeckt und 1923 erstmals veröffentlicht (im Ausland erlangte dieses Stück seither als ''[[Platonow (Tschechow)|Platonow]]'' Bekanntheit).<ref>''PLATONOW'', Schauspiel Stuttgart / Staatstheater Stuttgart, Programmheft, Oktober 2005, S.&nbsp;8.</ref>


Tschechow selbst bezeichnete später in seinen Briefen mehrfach den Zeitraum zwischen 1878 und 1880 als Beginn seiner eigentlichen schriftstellerischen Tätigkeit, konnte allerdings keine genaueren Zeitangaben machen.<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;21.</ref> Die ersten noch heute erhaltenen Tschechowschen Publikationen stammen aus dem Jahr 1880, als es Anton nach etlichen erfolglosen Versuchen schließlich gelang, zehn humoristische Kurzgeschichten und Miniaturen in der [[Sankt Petersburg]]er Zeitschrift ''Strekosa'' (zu deutsch „Libelle“) zu veröffentlichen. 1881 und 1882 folgten ähnliche Publikationen in zahlreichen mehr oder weniger bekannten Humor- und Satireheften, darunter den Zeitschriften ''Budilnik'' („Der Wecker“), ''Sritel'' („Zuschauer“), ''Moskwa'' („Moskau“) und ''Swet i teni'' („Licht und Schatten“).
Ihre bisherigen eigenen Freundschaften gab sie nun weitgehend zugunsten der Freunde Sartres auf, darunter [[Raymond Aron]] und [[Paul Nizan]]. Dass Sartre schon im November zu 18 Monaten Wehrdienst eingezogen wurde, ließ sich verschmerzen, weil sie ihn häufig in Paris oder an seinem Dienstort nahe [[Tours]] treffen konnte.


[[Datei:Budilnik chekhov and others.jpg|mini|Eine Redaktionssitzung des ''Budilnik''. Tschechow ist als zweiter von links zu sehen. Eine Zeichnung aus dem Jahr 1885]]
Mehr aus Pflichtbewusstsein begann sie einen weiteren Roman zu schreiben, doch ihr abwechslungsreiches Leben ließ ihr nicht die nötige Muße. Nach zwei Jahren, die reich an Lektüren, Diskussionen und Erfahrungen aller Art waren, darunter eine erste Auslandsreise nach Spanien, trat sie im Herbst 1931 ihren Dienst als Philosophielehrerin in [[Marseille]] an. Sartre arbeitete seit Sommer 1931, direkt nach Beendigung seines Wehrdienstes, in [[Le Havre]]. Da es für Ehepaare im öffentlichen Dienst die Möglichkeit gab, in räumlicher Nähe voneinander beschäftigt zu werden, bot Sartre ihr die Heirat an, was sie jedoch ablehnte.
Über die schwierigen Umstände, unter denen Tschechow seine Frühwerke schuf, geben einige Briefe aus der frühen Studienzeit des Autors Aufschluss. So schrieb er im August 1883 in einem Begleitbrief zu Kurzerzählungen für eine Zeitschrift an den Redakteur:


{{Zitat|Ich schreibe unter den übelsten Bedingungen. Vor mir liegt meine nichtliterarische Arbeit, die mir unbarmherzig aufs Gewissen klopft, im Nebenzimmer schreit das kleine Kind eines zu Besuch weilenden Verwandten, in einem anderen Zimmer liest mein Vater der Mutter laut aus dem ‚[[Der versiegelte Engel|Versiegelten Engel]]‘ von [[Nikolai Semjonowitsch Leskow|Leskow]] vor […] Mein Bett ist von dem zugereisten Verwandten belegt, der ab und an zu mir kommt und das Gespräch auf die Medizin bringt […] Ich habe das Unglück, Mediziner zu sein, und es gibt kein Individuum, das es nicht für notwendig hielte, sich mit mir über Medizin zu unterhalten [] Eine beispiellose Situation.|ref=<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;32</ref>}}
Marseille war eher ein Exil für de Beauvoir, wo sie zwar ihre Rolle als Lehrerin ernst nahm, sich für ihre Schule und die Kollegen aber kaum interessierte, sondern ihre überschüssigen Energien zu langen Wanderungen in der Umgebung verwendete. Schon im Folgejahr wurde sie nach Rouen versetzt, also fast in die Nachbarschaft Sartres. 1936 konnte sie nach Paris zurückkehren, um am Lycée Molière und später am Camille Sée zu unterrichten. Auch Sartre schaffte es 1937, über die Etappen Le Havre und [[Laon]] nach Paris zu kommen, das in der Zwischenzeit ihr gemeinsamer Lebensmittelpunkt geblieben war.


Der halb scherzhafte, selbstironische Ton, den Tschechow in diesem Schreiben anschlägt, ist für den Großteil seiner Briefe sowohl aus der Studienzeit als auch aus den späteren Jahren charakteristisch. Nicht nur die Wohnsituation und allgemein die ärmlichen Verhältnisse erschwerten die Arbeit; hinzu kamen die oft schlechte Zahlungsmoral der Zeitungsredakteure,<ref name="Cechov">[http://www.my-chekhov.ru/memuars/chekhov.shtml M.P.Čechov: Vokrug Čechova]. Moskau 1964.</ref> redaktionelle Vorgaben (bei der Zeitschrift ''Oskolki'' („Splitter“) z.&nbsp;B. waren nicht mehr als 100 Zeilen pro Geschichte erlaubt)<ref>Troyat 1987, S.&nbsp;64.</ref> und nicht zuletzt die staatliche [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]]. Letztere nahm in Russland gerade in den 1880er-Jahren nach der Ermordung des Zaren [[Alexander II. (Russland)|Alexander&nbsp;II.]] eine äußerst strenge und oft willkürliche Selektion aller für eine Publikation in der Presse vorgesehenen Texte vor. So scheiterte etwa das erste gedruckte Buch Tschechows, die 1882 angefertigte Erzählungssammlung ''Schelmerei'' (russ. {{lang|ru|Шалость}}), an der Zensur und gilt seitdem als verschollen.<ref>M.P.Gromov: ''Tropa k Čechovu''. Moskau 2004, ISBN 5-08-004111-0, S.&nbsp;21&nbsp;f.</ref>
Die erste von Simone de Beauvoir eingereichte Erzählung ''Quand prime le spirituel (Marcel, Lisa, Chantal)'' wurde von zwei Verlagen abgelehnt.


Obwohl er alle Prüfungen ordentlich ablegte und innerhalb der vorgegebenen fünf Jahre das Arztdiplom erlangte, galt Tschechow als ein eher durchschnittlicher, wenig strebsamer Student. Trotz seiner ausgeprägten Begeisterung für Medizin und die Naturwissenschaften im Allgemeinen – sein Gefallen an den Lehren [[Charles Darwin|Darwins]] etwa betonte Tschechow in einem Brief von 1886,<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;37.</ref> und gegen Ende seines Studiums plante er ernsthaft, eine wissenschaftliche Forschungsarbeit über die Geschichte der [[Geschlechterordnung]] in der Natur zu schreiben<ref>Troyat 1987, S.&nbsp;67.</ref> – blieb die Autorentätigkeit, die im Gegensatz zur Medizin finanziell etwas einbrachte, auch während des Studiums sein Hauptanliegen. Bis zu seiner Zulassung als Arzt im September 1884 gelang es ihm, unter mehreren Pseudonymen (darunter seinem bekanntesten Autorenpseudonym „Antoscha Tschechonté“, wie er zur Schulzeit von einem Lehrer abfällig genannt wurde, ferner Fantasienamen wie „Bruder des Bruders“, „Mensch ohne Milz“ oder „Junger Greis“) insgesamt über 200 [[Erzählung]]en, [[Feuilleton]]s und [[Humoreske]]n in verschiedenen Zeitschriften zu veröffentlichen. Einige in dieser Zeit geschriebene Erzählungen gehören auch heute noch zu seinen bekanntesten Werken, etwa die satirisch geprägten Kurzgeschichten ''[[Der Tod des Beamten]]'', ''Die Tochter Albions'', ''Der Dicke und der Dünne'' (alle 1883) oder ''Ein Chamäleon'' (1884). Im Sommer 1884 erschien mit den ''Märchen der Melpomene'' (russ. {{lang|ru|Сказки Мельпомены}}) Tschechows erstes (publiziertes) Buch, eine Sammlung von sechs Erzählungen.
==== Der Nationale Schriftstellerbund ====
Nach dem [[Hitler-Stalin-Pakt]] waren viele und vor allem die kommunistischen Intellektuellen zunächst wie paralysiert. Als [[Adolf Hitler|Hitler]] die Sowjetunion überfallen hatte, gab [[Josef Stalin|Stalin]] 1942 bekannt, dass „dies der Beginn des großen Feldzugs sei, der den Feind von sowjetischem Boden vertreiben würde“. Die französische Presse, die von den deutschen nationalsozialistischen [[Vichy-Regime|Besatzungsbehörden]] kontrolliert wurde, wechselte ihre Taktik und beschwor nun ihre Leser, Europa „vor der [[Bolschewismus|bolschewistischen]] Gefahr zu retten“, statt sie wie bisher aufzufordern, für die Schaffung eines „neuen Europas“ einzutreten.


=== Intensive Schaffensphase (1884–1889) ===
Der [[Résistance|Widerstand]] organisierte sich zunehmend, und zahlreiche Intellektuelle schlossen sich den Ideen Sartres an. Mitglieder der [[Parti communiste français|kommunistischen]] Intelligenz forderten ihn auf, dem nationalen Schriftstellerbund (CNE) beizutreten. De Beauvoir war nicht zugelassen, da von ihr noch kein Roman erschienen war. Als im Jahre 1943 ein Mitglied des CNE verhaftet wurde, mussten Sartre und de Beauvoir die Stadt verlassen.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 117–118, 128.</ref> De Beauvoirs erster Roman wurde im Jahre 1943 unter dem Titel ''L’invitée'' ([[Sie kam und blieb]]) veröffentlicht.<ref name="Schwarzer 330">Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir'', Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2007, S. 330.</ref> Im gleichen Jahr entließ man sie aus dem Schuldienst, und sie wurde Programmgestalterin bei Radio Nationale. Im darauf folgenden Jahr veröffentlichte sie ihre philosophischen Essays ''Pyrrhus et Cineas'' (Pyrrhus und Cineas).<ref name="Schwarzer 330" /> Den Durchbruch als Schriftstellerin schaffte Simone de Beauvoir mit ihren beiden existentialistischen Romanen ''L’invitée'' (Sie kam und blieb, 1943) und ''Le sang des autres'' (Das Blut der Anderen, 1945).
Im Juni 1884 schloss Tschechow das Medizinstudium ab. Den Sommer verbrachte die Familie in der geräumigen Dienstwohnung des Bruders Iwan in Woskressensk bei Moskau (heute [[Istra]]), wo dieser als Lehrer tätig war. Dort nahm Anton Tschechow sogleich die praktische Arzttätigkeit auf: Er empfing Patienten im dortigen Dorfkrankenhaus sowie im [[Semstwo]]-Krankenhaus des nahe gelegenen Städtchens [[Swenigorod]], beteiligte sich zudem an gerichtsmedizinischen Untersuchungen und führte Obduktionen durch. Die Arbeit mit den Patienten verrichtete Tschechow dabei faktisch ehrenamtlich, da nur die wenigsten von ihnen in der Lage waren, die Behandlung angemessen zu bezahlen und Tschechow, der seine literarische Tätigkeit anstatt der Arztarbeit als seine Haupteinnahmequelle betrachtete, darüber meist hinwegsah. Dies änderte sich auch in späteren Jahren nicht, als die Tschechow-Familie auf ein eigenes Landgut gezogen war und Anton Tschechow dort Bauern behandelte. Außerhalb der Sommermonate, wenn die Tschechows ihre Moskauer Wohnung nutzten, behandelte Anton gern die zahlreichen Bekannten und Verwandten der Familie. Hierzu schrieb er in einem Brief an seinen Onkel, wiederum im gewohnten ironischen Stil: „Ich behandle noch und noch. Jeden Tag muss ich über einen Rubel für Fahrten mit der Kutsche auslegen. Ich habe viele Freunde, darum auch viele Patienten“, und weiter über die nicht zum Besten stehende Zahlungsmoral der Patienten: „Die Hälfte davon behandle ich umsonst. Die andere zahlt mal fünf, mal drei Rubel pro Krankenbesuch“.<ref>Troyat 1987, S.&nbsp;71.</ref>


[[Datei:AChekhov89.jpg|mini|Tschechow 1889]]
==== ''Socialisme et Liberté'' ====
Die Arbeit als Arzt war es aber auch, die Tschechow viel Stoff für seine Erzählungen zu liefern vermochte, und gerade in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre schrieb er besonders intensiv: So wurden allein im Jahr 1885 insgesamt 133 Texte von ihm abgedruckt, 1886 waren es 112 und 1887 immerhin 64. Die meisten Erzählungen schrieb Tschechow weiterhin unter Pseudonymen. Dies begann sich erst zu ändern, nachdem Tschechow, der sich mittlerweile einer gewissen Popularität in Literaturkreisen erfreuen konnte (immerhin durfte er seit April 1885 in der renommierten Zeitung ''Peterburgskaja Gaseta'' publizieren), im Dezember 1885 auf Einladung der ''Oskolki''-Redaktion erstmals in seinem Leben zu einem Besuch in der Hauptstadt [[Sankt Petersburg]] aufgebrochen war. Dort machte er unter anderem Bekanntschaft mit dem einflussreichen Verleger [[Alexei Sergejewitsch Suworin|Alexei Suworin]], der ihm wenig später eine Zusammenarbeit zu attraktiveren Konditionen anbot. Gleichzeitig lernte Tschechow den damals berühmten Romancier [[Dmitri Wassiljewitsch Grigorowitsch|Dmitri Grigorowitsch]] kennen, der Tschechow ausdrücklich lobte und ihm ein herausragendes Talent bescheinigte.<ref name="Grigorowitsch">[http://az.lib.ru/g/grigorowich_d_w/text_0150.shtml Briefwechsel zwischen Grigorowitsch und Tschechow] (russisch); überprüft am 25. November 2009.</ref> Grigorowitsch, der zu jener Zeit eine hohe Autorität in russischen Literaturkreisen besaß und dessen Meinung Tschechow viel bedeutete, legte ihm einige Monate später in einem Brief nahe,<ref name="Grigorowitsch" /> die Pseudonyme abzulegen, und Tschechow folgte allmählich diesem Rat: Ab 1886 arbeitete er mit Suworin eng zusammen und veröffentlichte viele seiner neuen Erzählungen in der von Suworin geführten Zeitung ''[[Nowoje wremja]]'' („Neue Zeit“), damals einem der auflagenstärksten Blätter landesweit, unter eigenem Namen. Einen Teil seiner neuen Erzählungen publizierte Tschechow auch in der gemäßigt liberalen Monatsschrift ''[[Russkaja Mysl]]'' („Der russische Gedanke“).
Als der [[Faschismus]] überall Triumphe feierte und Deutschland Europa von Norwegen bis zum Mittelmeer, vom Atlantik bis ans Schwarze Meer in seine Gewalt gebracht hatte, besetzte die Sowjetunion die baltischen Staaten und plante, mit Japan einen Nichtangriffspakt zu schließen. Zur selben Zeit trat in den USA [[Franklin D. Roosevelt]] seine dritte Amtsperiode an. In Frankreich erklärten sich [[Marschall Pétain]] und sein Premierminister [[Pierre Laval]] nicht nur zur Zurückhaltung bereit, sondern imitierten den deutschen [[Nationalsozialismus]] in der Hoffnung, Frankreich werde von den deutschen Machthabern mit Nachsicht behandelt. [[Kollaboration in Frankreich (1940–1944)|Kollaborateure]], die sich selbst gern als Realisten bezeichneten, traten inzwischen offen auf und gewannen immer mehr politisches Gewicht. Zu dieser Zeit organisierten Sartre und de Beauvoir eine Widerstandsgruppe. Die erste Sitzung fand in Simone de Beauvoirs Zimmer statt. Anwesend waren [[Merleau-Ponty]], [[Pierre Bost]], [[Dominique Desanti]]. Bald kooperierten sie mit der Widerstandsgruppe von [[Alfred Péron]], die mit den Partisanen General [[Charles de Gaulle]]s sympathisierten. Die Grundziele des Programms ließen sich mit dem Namen ihrer Bewegung, ''Socialisme et Liberté'' („Sozialismus und Freiheit“), ausdrücken.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 107–108.</ref> Als Sartre und de Beauvoir mit [[André Gide]] und [[André Malraux]] zusammenzuarbeiten versuchten, wurde diese Bewegung stillschweigend aufgegeben.<ref>Axel Madsen:''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe'', Hamburg 1982, S. 112.</ref>


In den Jahren 1885 bis 1887 lebten die Tschechows in den Sommermonaten auf dem Landgut Babkino nahe Woskressensk, das einer befreundeten Familie gehörte. Später hielt Tschechows Bruder Michail in seinen Erinnerungen fest, dass die landschaftliche Schönheit der Umgebung von Babkino, wo es sich hervorragend angeln und Pilze sammeln ließ, maßgebend gewesen sein muss für die Blütezeit des Schaffens von Anton.<ref name="Cechov" /> Insbesondere konnte Tschechow dort etliche [[Sujet]]s für seine künftigen Werke gewinnen. Dies gilt beispielsweise für Erzählungen wie ''Die Aalraupe'', ''Der Jäger'' (beide 1885), ''Die Hexe'' (1886) oder ''Wolodja'' (1887), deren Handlungen in eine ähnliche Landschaft eingebunden sind. Dabei schrieb Tschechow längst nicht nur humoristische Texte, sondern zunehmend auch Erzählungen, in denen durchaus ernste oder gar dramatische Themen verarbeitet wurden. Vereinzelt wurden – wie es für spätere Tschechow-Werke typisch ist – gesellschaftliche Probleme der russischen Provinz gestaltet. Zu solchen dramatischen Tschechow-Erzählungen der späten 1880er-Jahre gehören Werke wie ''Anjuta'', ''Die Seelenmesse'', ''Schwere Naturen'' (alle 1886) oder ''Typhus'' (1887).
=== Café de Flore ===
[[Datei:Cafe de Flore Paris.JPG|miniatur|hochkant|Café de Flore in Paris]]
De Beauvoir war regelmäßig Gast des [[Café de Flore]] im Pariser Stadtteil [[Quartier Saint-Germain-des-Prés|Saint-Germain-des-Prés]]. Dort arbeitete sie, verabredete sich mit Freunden und traf hier 1943 auch [[Albert Camus]], nachdem sie dessen Roman ''[[Der Fremde]]'' gelesen hatte. Camus arbeitete damals bei [[Gallimard]]. Er war in Untergrundaktivitäten verwickelt und an Gestaltung, Druck und Verteilung der Untergrundzeitung ''[[Combat (Zeitung)|Combat]] ''<ref name="Axel Madsen 122">Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 122.</ref> beteiligt. Kurz vor der Befreiung von Paris übernahmen Camus und seine Leute die Druckereien und die Büros der Kollaborateurpresse, und auf den Straßen begann der erste offene Verkauf des Combat und der ''[[Libération]]''. Eines Abends stellten Luise und [[Michel Leiris]] im Café de Flore de Beauvoir auch [[Dora Maar]] und [[Pablo Picasso]] vor,<ref name="Axel Madsen 124">Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 124.</ref> der gerade ein kleines Schauspiel geschrieben hatte, das sie öffentlich in verteilten Rollen vorlasen. An diesen Abenden lernte de Beauvoir den Psychiater [[Jacques Lacan]] und seine Freundin Sylvia Bataille, eine Schauspielerin, kennen und traf zum ersten Mal mit Lucienne und Armand Salacrou zusammen.<ref name="Axel Madsen 124" /> Zu ihrem Kreis gehörte auch [[Jean Genet]].<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 126–127.</ref>


Weitere Themen lieferte Tschechows Reise in seine Heimat, die er im Frühjahr 1887 unternahm. Er besuchte Verwandte in [[Taganrog]], [[Nowotscherkassk]] und anderen südrussischen Orten. Dabei reiste er durch die von [[Steppe]] geprägten Landschaften am [[Don (Asowsches Meer)|Don]] und am [[Asowsches Meer|Asowschen Meer]]. Später beklagte er die bedrückende Rückständigkeit und Kulturlosigkeit dieser Region,<ref>Anton Čechov: Briefe in fünf Bänden, Diogenes, Zürich 1979, Band&nbsp;I, S.&nbsp;165.</ref> ließ sich jedoch von der Naturschönheit dieser weitläufigen Ebenen inspirieren. So entstand die 1888 veröffentlichte Novelle ''Die Steppe'', eine mit großer Sprachkraft gestaltete, authentische Landschaftsbeschreibung. Ähnliches gilt für die 1887 erschienene Kurzerzählung ''Glück''.
1945 reiste de Beauvoir nach Portugal und schrieb danach im ''Combat''. Im selben Jahr lernten Sartre und de Beauvoir [[Alexandre Astruc]] über [[Raymond Queneau]] kennen.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 138.</ref> Ebenfalls 1945 kam es zur Uraufführung ihres Theaterstücks ''Les bouches inutiles'' ''(Die unnützen Mäuler)'', und es erschienen die ersten Ausgaben der ''Temps Modernes'' und der Roman ''Tous les hommes sont mortels'' ''([[Alle Menschen sind sterblich]])''.<ref name="Schwarzer 330" />


=== Reise nach Sachalin ===
=== Les Temps Modernes ===
Gegen Ende der 1880er Jahre ließ die literarische Produktivität Tschechows merklich nach. Im Februar 1888 schrieb er in einem Brief: „‚Die Steppe‘ hat mich soviel Saft und Energie gekostet, dass ich mich noch lange nicht wieder an etwas Ernsthaftes werde machen können.<ref>Brief an Polonski vom 22. Februar 1888, in: Berdnikow 1985, S.&nbsp;97.</ref> 1888 und 1889 veröffentlichte Tschechow nur knapp zwei Dutzend Erzählungen, Novellen (darunter ''[[Der Namenstag (Tschechow)|Der Namenstag]]'' und ''Langweilige Geschichte'') und Bühnenstücke (so die beiden Einakter ''[[Der Bär (Tschechow)|Der Bär]]'' und ''[[Der Heiratsantrag]]''). Zwar konnte er seine Familie dank zunehmender Popularität und steigender Auflagen aus der Armut befreien, doch die schriftstellerische Arbeit wurde nun durch Redaktion und Korrekturlesen eigener Sammelbände beeinträchtigt. Im Sommer 1889 mieteten die Tschechows ein Landgut nahe der Stadt [[Sumy]] in der heutigen Ukraine. Auch dort ging die literarische Arbeit eher schleppend voran. Behindert wurde sie zusätzlich durch den frühen Tod des älteren Bruders Nikolai, der im Juni 1889 an einer schnell fortschreitenden [[Tuberkulose]] verstarb.
Im Jahre 1945 schlossen de Beauvoir und Sartre die erste Ausgabe von ''[[Les Temps Modernes]]'' ab. Die Redaktion setzte sich aus Simone de Beauvoir, Michel Leiris, Maurice Merleau-Ponty, [[Albert Olivier]], [[Jean Paulhan]] und Jean-Paul Sartre zusammen.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 139.</ref> In der Zeitschrift wurden drei Kapitel des Buches ''Das andere Geschlecht'' und 1947 ein Tagebuch de Beauvoirs publiziert, das später unter dem Titel ''Amerika-Tag und Nacht'' erschien.<ref name="Axel Madsen 143">Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 143.</ref>


[[Datei:Sakhalin prisoners 19 century.jpg|mini|Sträflinge auf Sachalin. 1880er-Jahre]]
=== Reise in die USA ===
Die Bekanntschaft mit den Vorlesungsmaterialien seines jüngeren Bruders Michail, der damals Jura studierte, zum Strafrecht und zum Gefängniswesen des Russischen Reichs animierte Tschechow Ende 1889, nach [[Sibirien]] und auf die Pazifik-Insel [[Sachalin]] im äußersten Fernen Osten Russlands zu reisen, um über die Zwangsarbeit ([[Katorga]]) in der als Gefangeneninsel geltenden, extrem abgelegenen Provinz zu berichten. Anfang 1890 studierte er intensiv wissenschaftliche Publikationen über Sachalin und bereitete sich auf die Reise vor, für die er ein halbes Jahr eingeplant hatte. Jegliche Versuche seitens der Angehörigen und Bekannten, ihn von dieser Reise abzuhalten, wies Tschechow zurück. In einem Brief an Suworin etwa äußerte er unter anderem:
1946 lernte Simone de Beauvoir [[Philippe Soupault]] im Café de Flore kennen, einen Freund [[André Breton]]s, der damals in der Kulturabteilung des Außenministeriums arbeitete. Er verschaffte ihr 1947 eine Vortragsreise in die USA, wo sie den amerikanischen Schriftsteller [[Nelson Algren]] kennenlernte. Über diese Erinnerungen schrieb sie das Tagebuch in ''Les Temps Modernes'', in dem sie den materiellen Überfluss in den USA kritisierte. Zwischen 1947 und 1952 führte de Beauvoir eine Liebesbeziehung mit Algren.<ref name="Axel Madsen 143" />
[[Datei:Nelson Algren NYWTS.jpg|miniatur|hochkant|Nelson Algren, 1956]]
In New York, wo sie bereits mit Stépha und [[Fernando Gerassi]] bekannt war, lernte sie Ellen und [[Richard Wright (Schriftsteller)|Richard Wright]], [[Dwight MacDonald]] und [[Mary McCarthy]] kennen.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 144–45.</ref>


{{Zitat|Sie schreiben […], Sachalin sei für niemanden nötig und für niemanden interessant. Ist das richtig? Sachalin kann nutzlos und uninteressant nur für eine Gesellschaft sein, die nicht Tausende von Menschen dorthin verbannt und Millionen dafür ausgibt [] Sachalin ist ein Ort unerträglicher Leiden, deren nur der freie und der abhängige Mensch fähig ist.|ref=<ref>Brief an Suworin vom 9. März 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;168f.</ref>}}
Nach drei Wochen in New York fuhr sie nach Washington und weiter nach Georgia und Ohio, wo sie integrierte und [[Koedukation|koedukative]] Hochschulen besuchte. Sie reiste dann weiter nach Detroit, Pittsburgh und St. Louis und Chicago, wo sie Algren traf.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 145–146.</ref> Anschließend fuhr sie nach Kalifornien und hielt an der Universität von Kalifornien und in Berkeley Vorträge. Außerdem konnte sie [[Henriette Nizan]] wiedersehen. In Los Angeles und San Francisco traf sie [[William Wyler]] und [[Darius Milhaud]]. De Beauvoir verbrachte einen Monat in New Mexico und reiste wieder nach New York. Dort traf sie [[Joan Miró|Miró]] und [[Carlo Levi]]. Vor ihrer Rückreise nach Frankreich verbrachte sie die verbleibende Zeit mit Algren in New York.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 148.</ref>


Am 21. April trat Tschechow die Reise an, zunächst mit der Eisenbahn bis [[Jaroslawl]], von dort mit dem Flussdampfer nach [[Perm (Stadt)|Perm]] und weiter vornehmlich mit Pferdekutschen über den [[Ural]], [[Westsibirien]], [[Tomsk]] und [[Krasnojarsk]] bis zum [[Baikalsee]] und zum [[Amur]]-Fluss, von dort wieder per Schiff bis zur Nordküste Sachalins. Insgesamt dauerte die Hinreise knapp drei Monate und führte auf der Strecke zwischen dem Ural und dem Baikalsee oft durch schwer passierbare Gebirgsstraßen oder mit Frühjahrshochwasser überschwemmte Landverbindungen. Die vielen Briefe, die Tschechow während dieser strapaziösen Reise an die Angehörigen und Freunde schickte, dokumentieren diesen Weg. Vielfach bewunderte Tschechow darin die landschaftliche Schönheit Sibiriens und des Fernen Ostens<ref>Siehe z.&nbsp;B. Brief an Schwester Marija Tschechowa vom 23./26. Juni 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;207.</ref> sowie den freien Geist der Einheimischen,<ref>Brief an Schwester Marija Tschechowa vom 23./26. Juni 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;208.</ref> beklagte aber auch die dortige Armut und Rückständigkeit.<ref>Brief an Suworin vom 9. Dezember 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;213.</ref>
Nach dieser USA-Reise veröffentlichte sie ihren Essay ''Pour une morale de l’ambiguité'' ''(Für eine Moral der Doppelsinnigkeit)''. Im darauf folgenden Jahr erschien ihr Reisetagebuch unter dem Titel ''L’Amerique au jour le jour'' (''Amerika – Tag und Nacht'').<ref name="Schwarzer 330" /> 1947 flog sie noch einmal nach Chicago, um Algren wiederzusehen.<ref name="Axel Madsen 155">Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 155.</ref>


[[Datei:Chekhov museum. Sakhalin.jpg|mini|Literaturmuseum und Tschechow-Büste in Juschno-Sachalinsk]]
=== 1947–1956 ===
Auf Sachalin hielt sich der Autor drei Monate lang auf, von Juli bis Oktober 1890. Er besichtigte sämtliche Gefängnisse (mit Ausnahme von Anstalten für politische Inhaftierte, zu denen ihm die Inselverwaltung keinen Zutritt gewährte),<ref>Troyat 1987, S.&nbsp;144.</ref> behandelte nach Möglichkeit die Kranken und erfasste alle Inselbewohner (damals rund 10.000 Menschen)<ref name="Biographie">[http://www.my-chekhov.ru/biografiya.shtml My-chekhov.ru: Biografie] (russisch); überprüft am 25. November 2009.</ref> im Rahmen einer [[Volkszählung]]. Im September resümierte er über seine Arbeit auf dem nördlichen Teil der Insel:
1947 reisten de Beauvoir und Sartre nach Skandinavien, über Kopenhagen und Stockholm weiter nach Norden bis dicht an den Polarkreis. Von dort setzten sie ihre Reise mit dem Schiff fort und gelangten schließlich in ein kleines [[Samen (Volk)|Lappendorf]].<ref name="Axel Madsen 155" />


{{Zitat|Ich weiß nicht, was dabei herauskommt, aber ich habe nicht wenig gearbeitet. Es würde für drei Dissertationen reichen. Ich stand jeden Tag um fünf Uhr früh auf, ging spät zu Bett und war alle Tage von dem Gedanken, dass ich noch nicht viel getan habe, in starke Spannung versetzt [] Nebenbei bemerkt, hatte ich die Geduld, eine Zählung der ganzen Bevölkerung von Sachalin durchzuführen. Ich bereiste alle Siedlungen, besuchte jedes Bauernhaus und sprach mit jedem einzelnen; […] auf Sachalin gibt es keinen Zuchthäusler oder Strafkolonisten, der sich nicht mit mir unterhalten hätte.|ref=<ref>Brief an Suworin vom 11. September 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;211</ref>}}
Im Februar 1948 fuhr sie mit Sartre nach Berlin und beide nahmen an der Premiere von ''Die Fliegen'' teil.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 163.</ref> Im Mai desselben Jahres begrüßte de Beauvoir die Gründung des Staates [[Israel]]; kurz zuvor hatte Sartre einen Artikel geschrieben, in dem er die Gründung eines jüdischen Staates gefordert hatte, der von der UNO militärisch geschützt werden sollte.<ref>Roderick MacArthur:''Author!Author?'' In: ''Theater Arts 22'', März 1949.</ref>


Die Rückreise per Schiff über den Pazifik, den Indischen Ozean, mit einem Zwischenaufenthalt auf Ceylon („Hier, im Paradies, legte ich mehr als hundert Werst mit der Eisenbahn zurück und sah mich an Palmenwäldern und bronzefarbenen Frauen satt“),<ref>Brief an Suworin vom 9. Dezember 1890, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;214.</ref> durch den Sueskanal, über das Mittelmeer und das Schwarze Meer, dauerte gut anderthalb Monate. Seine Eindrücke verarbeitete Tschechow in der Erzählung ''Gussew'' (1890), die zum Teil noch auf dem Schiff entstand. Anfang Dezember 1890 kam Tschechow in Moskau an. Die Erlebnisse auf Sachalin, das Tschechow im Nachhinein „die wahre Hölle“ nannte,<ref>Anton Čechov: Briefe in fünf Bänden, Diogenes, Zürich 1979, Band&nbsp;II, S.&nbsp;200.</ref> schrieb er später im 1893 fertiggestellten Sachbuch ''Die Insel Sachalin''<ref>(Originaltitel ''Ostrov Sachalin'', 1893, übersetzt von Gerhard Dick, herausgegeben und kommentiert von Peter Urban). Diogenes, Zürich 1987, ISBN 3-257-20270-9</ref> nieder, welches auf erschütternde Weise das klägliche Leben von Ausgegrenzten im Zarenreich schildert. Das Buch, in dem unter anderem von Züchtigung der Häftlinge, Korruption und Kinderprostitution als allgegenwärtige Erscheinungen der Katorga die Rede ist, sorgte im Russischen Reich schon kurz nach der Veröffentlichung für Aufsehen und bewirkte, dass das Justizministerium zur Aufklärung der gröbsten Missstände eine Untersuchungskommission nach Sachalin schickte.<ref name="Biographie" />
Ihr Welterfolg ''[[Das andere Geschlecht]]'' erschien 1949 (deutsch 1951) und machte sie zur bekanntesten Intellektuellen Frankreichs. Sie wurde von Regierungen eingeladen und reiste durch ganz Europa, nach Nord-, Mittel- und Südamerika, in den Nahen und Fernen Osten, in die [[Sowjetunion|UdSSR]] und nach China.<ref name="Schwarzer 330" /> Über ihre Reiseerfahrungen schrieb sie in Reportagen und Tagebüchern.


=== Leben in Melichowo (1892–1898) ===
Bevor de Beauvoir nach Chicago flog, um zwei weitere Monate mit Algren zu verbringen, entschloss sie sich 1950 zu einem gemeinsamen Urlaub mit Sartre. Michel Leiris schlug ihnen vor, nach Afrika zu fahren – zunächst nach [[Algerien]] und von dort weiter bis nach [[Äquatorialafrika]].<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen  Liebe.'' Hamburg 1982, S. 186.</ref>
Um sich vom allgemeinen Trubel auszuruhen, der nach seiner Rückkehr um ihn herum herrschte,<ref>Brief an Marija Tschechowa vom 16. Januar 1891, in: Troyat 1987, S.&nbsp;151.</ref> unternahm Tschechow im Frühjahr 1891 gemeinsam mit Suworin seine erste Reise ins europäische Ausland und besuchte dabei unter anderem [[Wien]], [[Venedig]] (von dem er offenbar besonders entzückt wurde),<ref>Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;224f.</ref> [[Florenz]], [[Rom]] und [[Paris]]. Den darauffolgenden Sommer verbrachte die Familie auf einem ihr überlassenen Landgut bei [[Alexin]] am mittelrussischen Fluss [[Oka]], wo Tschechow seine Arbeit an dem Buch ''Die Insel Sachalin'' fortsetzte. In Briefen beklagte er oftmals die Schwierigkeiten, die ihm das Schreiben des Buches machte, das auch die Zuhilfenahme zahlreicher wissenschaftlicher und statistischer Materialien erforderte.<ref>A.P.Čechov. Polnoe sobranie sočinenij i pisem. Moskau 1978. Band 14–15, S.&nbsp;773ff.</ref> Hinzu kam der sich immer wieder verschlechternde gesundheitliche Zustand Tschechows: Schon im Dezember 1884 hatte sich mit einem ersten [[Hämoptyse|Bluthustenanfall]] seine langjährige [[Tuberkulose]]-Erkrankung angekündigt, an der er 1904 sterben sollte. Die Strapazen seiner Reise durch Sibirien beeinträchtigten die gesundheitliche Verfassung Tschechows zusätzlich. Im November 1891 häuften sich die Hustenanfälle und andere Erkältungssymptome, was Tschechow freilich nicht daran hinderte, in jenen Monaten aktiv ehrenamtlich tätig zu sein: So beteiligte er sich am Spendensammeln für die Hungersnot-Opfer im Gebiet [[Nischni Nowgorod]] und half vor Ort mit der Verteilung der Spenden mit. Im Frühjahr 1892 folgte ein ähnlicher Einsatz für die ebenfalls von Missernten und Hunger geplagten Bauern des südrussischen Gouvernements Woronesch. Seine Erlebnisse in den Hungersnot-Gebieten, vor allem aber seine Ablehnung der Wohltätigkeit als eine Art Allheilmittel gegen die permanenten sozialen Missstände,<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;182.</ref> verarbeitete er Ende 1891 in der Erzählung ''Meine Frau''.


[[Datei:Chekhov at Melikhovo..jpg|mini|Tschechow in Melichowo]]
Als de Beauvoir aus Chicago nach Paris zurückkehrte, war die [[Kalter Krieg|Kriegshysterie]] auf ihrem Höhepunkt, und Camus riet Sartre zu emigrieren, da er fürchtete, die Russen könnten Frankreich besetzen.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 187.</ref>
Das steigende Bedürfnis danach, eine ständige Sommerresidenz zu haben, in der es sich möglichst ungestört arbeiten lasse, veranlasste Tschechow dazu, im Frühjahr 1892 ein Anwesen für sich und seine Familie zu erwerben. Es handelte sich dabei um ein zu jener Zeit völlig verwahrlostes Landgut namens Melichowo nahe dem Ort [[Tschechow (Stadt)|Lopasnja]] im [[Ujesd]] [[Serpuchow]] südlich von Moskau. Im März zog die Familie von ihrer Moskauer Wohnung nach Melichowo. Dort betätigte sich Tschechow wieder als Arzt und behandelte die Bauern von Melichowo, wiederum meist kostenlos. Darüber hinaus koordinierte er dort ehrenamtlich die prophylaktischen sanitären Maßnahmen gegen die drohende Ausbreitung einer [[Cholera]]-Epidemie. Auch für sein nächstes größeres Werk, die Novelle ''Krankenzimmer Nr. 6'' (1892), lieferten Tschechow seine Erfahrungen als Mediziner einen Großteil des Materials. Ab 1894 war Tschechow in Melichowo auch in der Dorf-Selbstverwaltung ([[Semstwo]]) ehrenamtlich tätig und initiierte später als Schirmherr den Bau mehrerer Volksschulen im Ujesd Serpuchow. Der Bücherei in seiner Heimatstadt [[Taganrog]] sowie den Schulen auf Sachalin ließ er mehrmals umfangreiche Büchersammlungen zukommen, die teilweise von Verlagen gespendet, teilweise aber auch auf eigene Kosten angeschafft wurden.


[[Datei:Melihovo.jpg|mini|Ehemaliges Landhaus der Tschechows in Melichowo]]
1951 reiste de Beauvoir mit Sartre nach Norwegen, Island und England; damals zeigte sie Sartre die erste Version ihres Romans ''Die Mandarins von Paris''.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 190.</ref>
In den 1890er-Jahren widmete sich Tschechow als Autor verstärkt dem Theater: Noch 1887 sah er die Uraufführung seines ersten größeren Bühnenstücks ''[[Iwanow (Tschechow)|Iwanow]]'', von 1888 bis 1889 schrieb er außerdem mehrere kurze [[Einakter]] sowie mit dem ''Waldschrat'' sein nächstes größeres Bühnenwerk, das er 1896 zu ''[[Onkel Wanja]]'', heute einem seiner bekanntesten Stücke, überarbeitete. In Melichowo schrieb Tschechow zudem das 1895 fertiggestellte Drama ''[[Die Möwe]]'', das bei seiner Erstaufführung im Oktober 1896 in Sankt Petersburg mit [[Wera Fjodorowna Komissarschewskaja|Wera Komissarschewskaja]] in der Hauptrolle zunächst zu einem Misserfolg wurde, später jedoch, als die beiden Regisseure [[Konstantin Sergejewitsch Stanislawski|Konstantin Stanislawski]] und [[Wladimir Iwanowitsch Nemirowitsch-Dantschenko|Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko]] es am neu gegründeten [[Tschechow-Kunsttheater Moskau|Moskauer Kunsttheater]] inszenierten, eine durchweg positive Resonanz erhielt. Ebenfalls aus der Melichowo-Zeit stammen mehrere bekannte Erzählungen und Novellen Tschechows, darunter ''[[Der schwarze Mönch (Tschechow)|Der schwarze Mönch]]'', ''Rothschilds Geige'' (beide 1894), ''[[Das Haus mit dem Mezzanin]]'' (1896) und ''Die Bauern'' (1897); in der letzteren machte Tschechow seine eigenen, oft bedrückenden Beobachtungen aus dem Bauernleben im Ujesd Serpuchow zum Handlungsrahmen.


Im März 1897 erlitt Tschechow in Moskau eine besonders heftige Lungenblutung, nach der er für mehrere Wochen in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Es war auch das erste Mal überhaupt, dass sich Tschechow auf seine Tuberkulose-Erkrankung hin untersuchen ließ; vorher hatte er es – obwohl selber Arzt – stets abgelehnt, medizinisch behandelt zu werden.<ref>Troyat 1987, S.&nbsp;161f.</ref> Einige Ärzte empfahlen ihm nunmehr, sich in den Wintermonaten auf der für ihr mildes Klima bekannten Schwarzmeer-Halbinsel [[Krim]] oder auch im europäischen Ausland aufzuhalten. Tschechow folgte diesem Rat und reiste im Herbst 1897 für mehrere Monate an die französische Mittelmeerküste. Im September 1898 fuhr er nach [[Jalta]] auf der Krim und kaufte dort einen Monat später ein Baugrundstück für ein neues Anwesen. Das Landgut in Melichowo nutzte die Tschechow-Familie nach dem 1898 erfolgten Tod des Vaters Pawel Jegorowitsch immer weniger und verkaufte es schließlich im Sommer 1899. Tschechow selbst unterschrieb Anfang 1899 einen neuen Vertrag mit dem deutschstämmigen Verleger Adolf Marx, der ihm für 75.000 Rubel<ref>Dieser Betrag hatte Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts ungefähr die Kaufkraft von 1,327 Mio. Euro heute; vgl. http://www.deutsche-schutzgebiete.de/muenzen_deutsches_reich.htm (überprüft am 17. Januar 2010).</ref> die Rechte an seinen Werken (mit Ausnahme der Theaterstücke) abkaufte. Von diesem Geld ließ er ein kleines Haus auf dem erworbenen Grundstück in der Nähe von Jalta bauen. Dorthin zog Tschechow im Spätsommer 1899.
Von 1952 bis 1958 war de Beauvoir mit dem späteren Filmemacher Claude Lanzmann zusammen. Lanzmann sagte in einem Interview im Januar 2009: „Und mit Simone de Beauvoir lebte ich sieben Jahre zusammen. Ich war der einzige Mann, mit dem sie je eine Wohnung teilte.<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-filmemacher-claude-lanzmann-ueber-seinen-kampf-in-der-franzoesischen-r-sistance--seine-interviews-mit-kz-waechtern--die-rolle-der-israelischen-armee-und-einen-aufsehenerregenden-text--den-er-vor-50-jahren-in-der-berliner-zeitung-schrieb-die-israelis-toeten--aber-sie-sind-keine-killer,10810590,10615370.html ''„Die Israelis töten, aber sie sind keine Killer“''.] In: ''Berliner Zeitung'', 24./25. Januar 2009.</ref>


=== Rückzug auf die Krim, letzte Jahre ===
Seit dem Sommer 1953 lebte de Beauvoir den Sommer über in Rom und nur noch die Hälfte des Jahres in Paris.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 192.</ref>
[[Datei:Anton Chekhov and Olga Knipper, 1901.jpg|mini|Anton Tschechow mit Olga Knipper kurz nach der Hochzeit 1901]]
Auch wenn Tschechow in Jalta Bekanntschaft mit einer Vielzahl zeitgenössischer Autoren machen konnte, mit denen ihn später auch Freundschaft verband – darunter war auch der revolutionär gesinnte Schriftsteller [[Maxim Gorki]] – und er sich auch dort für wohltätige Zwecke einsetzte, beklagte er zunehmend die öde und provinzielle Atmosphäre Jaltas, die mit dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben Moskaus und Petersburgs nicht zu vergleichen war. So schrieb er unter anderem im Januar 1899, noch vor dem Umzug in das neu erbaute Haus, einem seiner ehemaligen Mitschüler: „Nun ist es schon eine Woche, dass es in Jalta ununterbrochen regnet, und ich möchte vor Langeweile um Hilfe rufen. Wieviel verliere ich, weil ich hier lebe!“<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;280.</ref> Um der bedrückenden Trostlosigkeit des provinziellen Lebens etwas entgegenzusteuern, las Tschechow regelmäßig Moskauer und Petersburger Nachrichtenblätter und verfolgte mit zunehmendem Interesse auch die Studentenproteste und politische Unruhen in der Hauptstadt, die sich als erste Anzeichen der aufkommenden [[Russische Revolution 1905|Revolution]] über das ganze Land ausbreiteten. Trotz seines sich immer wieder verschlechternden gesundheitlichen Zustands zog es Tschechow zum wiederholten Male nach Moskau, so auch im September 1898, als er den Proben einer Neuinszenierung der ''Möwe'' im Moskauer Kunsttheater beiwohnte. Dort lernte er unter anderem die Schauspielerin [[Olga Leonardowna Knipper|Olga Knipper]] (1868–1959) kennen, die auch später oftmals die Titelrolle in seinen Stücken auf der Bühne des Kunsttheaters gespielt hatte.


[[Datei:Chekhov by serov.jpg|mini|Tschechow im Alter von 42 Jahren. Ein Aquarell von Walentin Serow]]
Im Oktober 1954 erhielt sie den renommierten Prix Goncourt für ihren Roman ''Les Mandarins'' ''(Die Mandarins von Paris)''.<ref name="Axel Madsen 195">Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 195.</ref> Nach den Reisen veröffentlichte sie im Jahre 1955 die Aufsatzsammlung ''Privilèges'' (in Deutschland verteilt auf die Aufsatzsammlungen ''Soll man de Sade verbrennen?'' und ''Auge um Auge'').<ref name="Schwarzer 330" /> Ende des Jahres begann der Konflikt, der zum [[Algerienkrieg]] führen sollte.<ref name="Axel Madsen 195" />
Tschechow und Olga Knipper trafen sich später wiederholte Male in Moskau wie auch auf der Krim, wo die Truppe des Kunsttheaters im Frühjahr 1900 ein Gastspielprogramm absolvierte. Der Autor, der Frauen bis dahin nur von kurzzeitigen Beziehungen kannte,<ref>[http://berkovich-zametki.com/2005/Zametki/Nomer12/Domil1.htm Dunja Efros und andere: Tschechows Frauen] (russisch), überprüft am 25. November 2009.</ref> fand in Knipper offenbar seine große Liebe, worüber ein reichhaltiger, seit ihren ersten Treffen nahezu ununterbrochener Briefwechsel zwischen den beiden Aufschluss gibt. Im Mai 1901 heirateten sie schließlich in Moskau; da Tschechow eine pompöse Hochzeitsfeier scheute,<ref>Troyat 1987, S.&nbsp;302.</ref> wurde die [[Trauung]] heimlich und ohne vorherige Unterrichtung der Angehörigen durchgeführt. Die Ehe blieb wegen einer von Knipper im selben Jahr erlittenen [[Fehlgeburt]] kinderlos. Auch konnten sich Tschechow und Knipper aufgrund der Tatsache, dass er gesundheitsbedingt auf der Krim leben musste und sie als Schauspielerin in Moskau tätig war, nur selten sehen (bezeichnend in diesem Zusammenhang ist ein Brief Tschechows an Knipper, wo der Autor entgegen seiner Gewohnheit, die eigenen Sorgen seinen Mitmenschen gegenüber zu untertreiben, durchaus erkennen lässt, wie ernsthaft es um seine Gesundheit bestellt war: „[…] ich weiß nicht, was ich Dir sagen soll, außer dem einen, was ich Dir schon 10.000-mal gesagt habe und Dir, wahrscheinlich, noch lange sagen werde, nämlich dass ich Dich liebe – und weiter nichts. Wenn wir jetzt nicht zusammen sind, so sind daran nicht Du und nicht ich schuld, sondern der Dämon, der mir [[Bazillen]] eingehaucht hat und Dir die Liebe zur Kunst“).<ref>Brief an Knipper vom 27. September 1900, in: Troyat 1987, S.&nbsp;289.</ref>


Auf der Krim schrieb Tschechow indes zwei weitere größere Theaterstücke, nämlich ''[[Drei Schwestern (Drama)|Drei Schwestern]]'' (1900) und ''[[Der Kirschgarten]]'' (1903), ebenfalls im Jaltaer Haus entstanden auch Erzählungen wie ''Seelchen'' (1898), ''In der Schlucht'', ''[[Die Dame mit dem Hündchen]]'' (beide 1899) und ''Der Bischof'' (1902). Generell ging die literarische Arbeit in Jalta jedoch eher mühsam voran. Im Zeitraum von 1899 bis 1902 musste Tschechow vorrangig an der Zusammenstellung einer Sammlung seines Werks für den Marxschen Verlag arbeiten. Von den vielen Besuchern auf seiner Datsche fühlte er sich zunehmend belästigt,<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;306.</ref> hinzu kamen die immer öfter auftretenden Hustenanfälle, Schweißausbrüche und Atembeschwerden. Tschechow versuchte weitgehend erfolglos, seine fortschreitende Tuberkuloseerkrankung mit Hilfe von Auslandsreisen abzumildern – so hielt er sich in den Wintern 1897/98 und 1900/1901 jeweils längere Zeit in [[Nizza]] auf – und auch der gemeinsame Aufenthalt mit Olga Knipper in einer [[Kumys]]-Kurstätte bei [[Ufa (Stadt)|Ufa]] gleich nach ihrer Hochzeit vermochte die zur damaligen Zeit als unheilbar geltende Krankheit nicht zu stoppen. Der letzte öffentliche Auftritt Tschechows, während dessen er bereits von der Krankheit sichtlich gezeichnet war, war eine Autorenehrung im Moskauer Kunsttheater anlässlich der Premiere seines letzten Stücks ''Der Kirschgarten'' im Januar 1904 an seinem 44. Geburtstag. Die letzte von Tschechow geschriebene Erzählung, ''[[Die Braut (Tschechow)|Die Braut]]'', wurde noch im Frühjahr 1903 fertiggestellt.
Der Ungarn-Aufstand 1956 fiel mit der militärischen Intervention Großbritanniens und Frankreichs in Ägypten zusammen. Die Suez-Krise drängte die Ungarn-Frage in den Hintergrund. Gemeinsam mit anderen nichtkommunistischen Mitgliedern der Friedensbewegung setzten de Beauvoir und Sartre eine Resolution durch, die den Abzug der sowjetischen Truppen aus Ungarn forderte.


[[Datei:Anton-Tschechow-Platz in Badenweiler.JPG|mini|Gedenkstätte am Anton-Tschechow-Platz in Badenweiler, mit Gedenktafel am ehemaligen Hotel Sommer (heute Rehabilitationsklinik Park-Therme), wo Tschechow 1904 starb]]
=== Algerienkrieg ===
Anfang Juni 1904 ging Tschechow mit seiner Frau nach [[Deutschland]], um sich abermals behandeln zu lassen. Nach einem Kurzaufenthalt in [[Berlin]] fuhren die beiden in den Schwarzwald-Kurort [[Badenweiler]], wie es Tschechow ein deutschstämmiger Moskauer Arzt empfohlen hatte. Tschechow schrieb von dort nach Moskau etliche Briefe, in denen er unter anderem das ordnungserfüllte und wohlhabende, jedoch oft langweilige und „untalentierte“ Leben der Deutschen schilderte.<ref>Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;494.</ref> Nach einer zeitweisen Verbesserung seines Wohlbefindens erlitt Tschechow Mitte Juli mehrere [[Herzinsuffizienz|Herzschwächeanfälle]], von denen der letzte in der Nacht auf den 15. Juli schließlich zum Tod führte. Olga Knipper beschrieb später in ihren Memoiren Tschechows letzte Minuten wie folgt:
1956 wurde der Besitz Algeriens zu einer Frage der nationalen Ehre hochstilisiert. Es gab Proteste. Man organisierte Treffen, Demonstrationen und Streiks. Die Abfahrt von Truppentransporten wurde durch Straßensperren behindert. Seit zwei Jahren war [[Charles de Gaulle|de Gaulle]] wieder an die Macht gekommen. Im Mai 1958 hatte die demoralisierte und aufsässige Armee gedroht, Algerien sich selbst zu überlassen. Durch die Volksabstimmung hatte de Gaulle seine [[Fünfte Französische Republik|V. Republik]] abgesichert und siebzehn afrikanischen und karibischen Ländern die Unabhängigkeit angeboten. Aber der Krieg ging weiter.<ref name="Axel Madsen 196">Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 196.</ref>


{{Zitat|Kurz nach Mitternacht wachte er auf und bat erstmals in seinem Leben selbst darum, einen Arzt zu holen [] Es kam der Doktor, verfügte, ein Glas Champagner zu bringen. Anton Pawlowitsch setzte sich auf und sagte irgendwie bedeutungsvoll, laut zu dem Arzt auf deutsch (er konnte nur sehr wenig Deutsch!): ‚Ich sterbe…‘ Dann nahm er das Glas, wandte sich zu mir, […] sagte: ‚Lange keinen Champagner mehr getrunken …‘, trank [das Glas] in aller Ruhe aus, legte sich still auf die linke Seite und war bald für immer verstummt.|ref=<ref>Olga Knipper-Čechova: O A.P.Čechove. Moskau 1952</ref>}}
De Beauvoir und Sartre waren von Anfang an gegen den Krieg. Zweimal war die ''Temps Modernes'' beschlagnahmt worden, weil sie angeblich „aufrührerische“ Artikel veröffentlichte. Die Büroräume der Zeitung wurden durchsucht und [[Francis Jeanson]] inhaftiert, weil er seine Sympathie für die [[Nationale Befreiungsfront (Algerien)|FLN]] zu deutlich gemacht hatte.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 197.</ref>


Tschechow wurde per Eisenbahn nach Moskau überführt und am 22. Juli 1904 unter großer Anteilnahme auf dem [[Nowodewitschi-Friedhof|Neujungfrauenkloster-Friedhof]] (Abschnitt&nbsp;2) neben seinem Vater beigesetzt.
Von Soldaten erhielten die Publizisten der ''Temps Modernes'' Augenzeugenberichte über [[Folter]]ungen, [[Plünderung]]en und nächtliche [[Massaker]]. Als Sartre zu einer Protestaktion aufrief, wurde de Beauvoir von einem Polizeikommissar bedroht.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 197–198.</ref>


== Das Werk ==
=== Reise nach Kuba ===
=== Charakterisierung ===
[[Datei:Beauvoir Sartre - Che Guevara -1960 - Cuba.jpg|miniatur|Simone de Beauvoir und [[Jean-Paul Sartre]] im Gespräch mit [[Che Guevara]] in Kuba, 1960]]
Im Laufe seiner knapp fünfundzwanzigjährigen Schriftstellerlaufbahn veröffentlichte Tschechow mehrere Hundert [[Erzählung]]en, [[Kurzgeschichte]]n und [[Feuilleton]]s sowie über ein Dutzend [[Bühnenwerk|Theaterstücke]]. Viele der frühen Werke vom Anfang der 1880er-Jahre – vornehmlich Kurzerzählungen, scherzhafte Miniaturen, [[Parodie]]n und Ähnliches – sind von Tschechows charakteristischem witzigen (manchmal, wie im ''Tod des Beamten'' (1883), auch betont [[Satire|satirischen]]) Stil geprägt, während seine reifen Werke mehrheitlich dem [[Realismus (Literatur)|Realismus]] zuzuordnen sind, wozu die wissenschaftlichen Kenntnisse Tschechows aus seinem Studium und die medizinische Erfahrung als Dorfarzt bedeutend beitrugen.
Sartre hatte einen Vertrag mit dem ''France-Soir'', für den er eine Artikelserie über das neue [[Kubanische Revolution|Kuba]] schreiben sollte. De Beauvoir und Sartre trafen sich privat mit [[Che Guevara]], machten mit [[Fidel Castro|Castro]] eine Rundfahrt auf der Insel und führten mehrere Gespräche. De Beauvoir, Sartre und Castro nahmen an der Beerdigung der ersten Opfer der gegen Castro gerichteten Bombensabotage teil.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 222–223.</ref> Von Havanna flogen de Beauvoir und Sartre zunächst nach New York weiter, bevor sie nach Paris zurückkehrten.


[[Datei:Manuscrito de Chéjov.jpg|mini|Ein Originalmanuskript Tschechows]]
Der Algerien-Krieg war immer noch nicht zu Ende. Die algerischen ''[[pieds-noirs]]'' hatten auf de Gaulles Selbstbestimmungsangebot mit Straßenbarrikaden in Algier geantwortet. De Beauvoir schrieb einen Artikel in ''Le Monde'' über die Folterungen in Algier und gründete mit ihrer Anwältin [[Gisèle Halimi]] ein Komitee zur Verteidigung des Mädchens [[Djamila Boupacha]]s, eines der Opfer aus Algier. Diese Kampagne wurde von [[Françoise Sagan]] in ''L’Express'' unterstützt.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 224–225.</ref> Durch die Veröffentlichung des Buches Gisèle Halimis ''Djamila Boupacha'' wurde auch Simone de Beauvoir zur Zielscheibe der Terroristen. Eigentlich wollte sie nur ein Vorwort zu dem Buch schreiben, trat aber schließlich als Ko-Autorin auf, um die Verantwortung gegenüber der Justiz mit Halimi zu teilen.<ref name="Axel Madsen 236">Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 236.</ref> Im Jahr 1971 war sie neben Gisèle Halimi eine der Mitgründerinnen des Vereins [[Choisir la cause des femmes]], dessen erste Präsidentin sie bis 1981 war.
Die meisten seiner wichtigen Erzählungen drehen sich um das Leben der [[Kleinbürger]] in Russland des ausgehenden 19.&nbsp;Jahrhunderts, um die [[Sünde]], das Böse, den Verfall des geistigen Lebens und der Gesellschaft. Die Handlung, die nicht selten ein offenes Ende hat, ist typischerweise in eine mittel- oder südrussische Landschaft oder in eine kleinstädtische, provinzielle Umgebung eingebunden. Viele solcher Erzählungen lesen sich als tiefer, müder Seufzer. Die 1893 veröffentlichte Novelle ''Krankenzimmer Nr. 6'' etwa, die am Beispiel der geschlossenen Psychiatrie-Abteilung eines heruntergekommenen Provinzkrankenhauses (eine der typischen Situationen, wo Tschechow seine eigenen Erfahrungen als Arzt verarbeiten konnte) ein besonders düsteres Bild aus dem russischen Leben zeichnet, rechnet gnadenlos mit der Passivität und der bedingungslosen („[[Stoa|stoischen]]“) Anpassung an offensichtliche soziale Missstände ab. In einigen seiner Werke, wie den ebenfalls äußerst bedrückenden Erzählungen ''Wolodja'' (1887), ''Schlafen!'' (1888) oder ''Typhus'' (1887), zeigt sich Tschechow zudem als brillanter Psychologe, dem es gelingt, auf eine ebenso knappe, unmissverständliche Art und Weise das Denken und Handeln von Menschen zu schildern, die sich gerade ungewollt mit einer kritischen Situation konfrontiert sehen.


Psychologisch konstruiert ist auch die von [[Thomas Mann]] später besonders gepriesene<ref>Thomas Mann: ''Versuch über Tschechow'' (1954). In: ''Meine Zeit – Essays 1945–1955.'' Frankfurt a.&nbsp;M. 1987, S.&nbsp;264ff.</ref> Novelle ''Langweilige Geschichte'' (1889), deren Ich-Erzähler, ein alternder Medizinprofessor, im Angesicht des Todes zum Schluss kommt, wie sinnlos sein vermeintlich erfülltes Leben, dem „eine allgemeine Idee“ fehlt, letztlich war und wie verlogen das von Anpassung und Mitläufertum geprägte Verhalten seiner Angehörigen und der anderen Mitmenschen ist. Ähnliche gedankliche Züge über den Sinn des Daseins und die subjektive Sicht des Glücks – jeweils aus Sicht sehr verschiedenartiger Figuren – lassen sich auch aus der 1898 entstandenen [[Trilogie]] ''Der Mann im Futteral'', ''Die Stachelbeeren'' und ''Von der Liebe'' sowie aus der melancholischen Momentaufnahme der Erzählung ''Glück'' (1887) herauslesen. Die verbreitete Ansicht, Tschechow habe mit solchen Erzählungen die Passivität des Gesellschaftslebens des zaristischen Russlands kritisiert, stimmt indes nur bedingt, denn Tschechow hat seine Leser nie belehrt – er zog es immer vor, die höchst individualisierten Charaktere samt ihren spezifischen Problemen in seinen Werken vorzuzeigen, ohne ihr Handeln explizit zu bewerten oder zu kritisieren. Exemplarisch für diese Maxime ist das folgende Briefzitat Tschechows aus dem Jahr 1888: „Ich glaube nicht, dass Schriftsteller solche Fragen wie Pessimismus, Gott usw. klären sollten. Sache des Schriftstellers ist es darzustellen, wer, wie und unter welchen Umständen über Gott und den Pessimismus gesprochen oder gedacht hat. Der Künstler soll nicht Richter seiner Personen und ihrer Gespräche sein, sondern nur ein leidenschaftsloser Zeuge. Beurteilen werden es die Geschworenen, das heißt die Leser. Meine Sache ist nur, Talent zu haben, das heißt die Fähigkeit zu besitzen, die wichtigen Äußerungen von den unwichtigen zu unterscheiden, Figuren zu beleuchten und ihre Sprache zu sprechen.“<ref>Anton Čechov: Briefe in fünf Bänden, Diogenes, Zürich 1979, Band&nbsp;I, S.&nbsp;262.</ref> Diese neutrale, distanzierte Beobachtersicht, die für das Werk Tschechows typisch ist, hielt den Autor freilich nicht davon ab, der Handlung etlicher Erzählungen gewisse autobiografische Elemente beizufügen. So wurden in der ''Steppe'' (1888) einige Kindheitserinnerungen an Reisen durch südrussische und ukrainische Landschaften verarbeitet, in der Novelle ''Drei Jahre'' (1894) ist die bedrückende Atmosphäre des väterlichen Taganroger Ramschladens ebenfalls authentisch wiedergegeben, und in ''Ariadna'' (1895) lässt sich in dem Ich-Erzähler ebenfalls Tschechow selbst auf einer Schiffsreise auf die Krim erkennen. In einem seiner längsten Werke, dem Kurzroman ''Das Duell'' (1891), lässt Tschechow in einer der Hauptfiguren einen gewaltverherrlichenden und am Handlungsende letztlich gescheiterten [[Wikipedia:Sozialdarwinismus|Sozialdarwinisten]] zu Wort kommen<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/zum-100--todestag-von-anton-tschechow-der-dramatiker-des-alltaeglichen,10810590,10194310.html ''Der Dramatiker des Alltäglichen: Zum 100. Todestag von Anton Tschechow''], in: Berliner Zeitung, 15. Juli 2004; überprüft am 24. Dezember 2009.</ref> und knüpft damit an sein eigenes Interesse für die Darwinschen Lehren zur Studienzeit an.
Am 18. März 1962 unterzeichneten Abgesandte Frankreichs und die Exilregierung der Republik Algerien das [[Abkommen von Évian]], durch das der Algerienkrieg beendet wurde.<ref name="Axel Madsen 236" />


Der Erzählerstil Tschechows beschränkte sich freilich bei weitem nicht auf angedeutete Gesellschaftskritik jeglicher Art oder psychologische Erforschung der seelischen Abgründe des Menschen. Die Palette an Sujets, deren sich Tschechow in seinem Schaffen bediente, ist sehr breit und reicht von leicht bekömmlichen, fröhlichen Situationskomik-Geschichten (''Vater werden ist nicht schwer'' (1887), ''Die Aalraupe'' (1885), ''Drama'' (1887) u.&nbsp;a.) oder sogar an Kinder gerichteten Tiergeschichten (''Kaschtanka'' (1887), ''Bleßkopf'' (1895)) über desillusionierte Beobachtungen aus dem russischen Bauern- oder Kleinbürger-Alltag in Zeiten des aufkommenden Kapitalismus (''Bauern'' (1897), ''Das neue Landhaus'' (1898), ''In der Schlucht'' (1899)) bis hin zur unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem Tod und der allgemeinen Vergänglichkeit des Menschen (''Gram'' (1886), ''Gussew'' (1890), ''Der Bischof'' (1902)). In einer seiner international bekanntesten Erzählungen, der ''Dame mit dem Hündchen'' (1899), die Tschechow in Jalta schrieb und deren Handlung in die dortige Landschaft eingebunden ist, zeigte sich Tschechow in exemplarischer Weise als Lyriker, der zugleich diese simple Liebesgeschichte zweier verheirateter Menschen in ein Drama mit offenem Schluss verwandelt, das dessen beide Hauptfiguren an der sinnlosen Kleinlichkeit des gesellschaftlichen Daseins immer wieder scheitern lässt – eine Anknüpfung an seine eigene große Liebe, deren volles Ausleben Tschechow ob solcher „Alltäglichkeit“ (in seinem Fall: Krankheit) ja ebenfalls verwehrt blieb. Eine Reihe seiner Werke lassen den Leser indes einen überaus optimistischen Tschechow vermuten, der trotz aller Missstände und Rückschläge das Glauben an das Gute im Menschen und vor allem an den Fortschritt, an ein künftiges besseres Leben, nicht verloren hat. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang etwa die durch ihren krassen Stimmungsumschwung auffallende Miniatur ''[[Wikipedia:Der Student (Tschechow)|Der Student]]'' (1894), die tiefsinnig-philosophische Novelle ''[[Wikipedia:Der schwarze Mönch (Tschechow)|Der schwarze Mönch]]'' (1893) oder der mit prägenden Landschaftsaufnahmen gefüllte Kurzroman ''Die Steppe'', die alle wie eine rauschende Huldigung an die Welt und das Menschengeschlecht wirken.
=== Rom ===
Die italienische Hauptstadt wurde de Beauvoir und Sartre zur zweiten Heimat. Sie verbrachten vier Monate im Jahr in Rom, gewöhnlich wohnten sie in einem Doppelzimmer in der Albergo Nazionale an der Piazza di Monte Citorio. Manchmal aßen sie bei [[Carlo Levi]] und trafen hin und wieder den Führer der kommunistischen Partei Italiens, [[Palmiro Togliatti]].<ref name="Axel Madsen 236" /> Carlo Levi stellte hier de Beauvoir und Sartre [[Alberto Moravia]] vor.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 216.</ref>


Unabhängig vom jeweiligen Sujet bzw. der Stimmung ist jedoch allen Werken Tschechows die Besonderheit gemein, dass im Mittelpunkt der Handlung generell der Mensch steht, dessen Handlungs- und Denkweisen – egal ob sie einem seltsam, lächerlich, traurig oder sonstwie vorkommen – der Autor stets als unvoreingenommener Beobachter darzustellen sucht.<ref>Wolffheim 1982, S.&nbsp;46.</ref> Diese Bevorzugung der Persönlichkeit der Charaktere vor der Handlung zusammen mit der deutlichen Sparsamkeit an Erzählstrategien („Die Kürze ist die Schwester des Talents“,<ref>Brief an Alexander Tschechow vom 11. April 1889, in: Anton Tschechow, Briefe 1879–1904, Rütten & Loening, Berlin 1968, S.&nbsp;138.</ref> so Tschechow selbst), ferner Tschechows [[Impressionismus (Literatur)|impressionistische]] Neigung zu den besonderen Ansichtspunkten („Ich habe noch nie unmittelbar nach der Natur geschrieben. Ich muss das Thema erst durch mein Gedächtnis filtern, bis unten im Sieb nur noch das hängenbleibt, was wichtig und typisch ist“)<ref>Brief vom 15. Dezember 1897, in: Troyat 1987, S.&nbsp;236.</ref> und der Verzicht auf die traditionellen Intrigen zählen zu seinen wichtigsten Innovationen, die seinen Stil in erheblichem Maße von dem der anderen renommierten russischen Autoren jener Zeit abheben lassen. Die in jeder Tschechowschen Erzählung vorzufindende realistische Darstellungsweise des Menschen einer jeden sozialen Schicht lässt das Gesamtwerk Tschechows wie eine überaus wahrheitsgetreue Dokumentation des russischen gesellschaftlichen Lebens des ausgehenden 19.&nbsp;Jahrhunderts erscheinen.<ref>Wolf Düwel: ''Anton Tschechow. Dichter der Morgendämmerung''. VEB, Halle/Saale 1961, S.&nbsp;10.</ref>
=== Letzte Jahre ===
[[Datei:Sartre Beauvoir grave (2014).JPG|miniatur|hochkant|Grabstein von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir am [[Cimetière Montparnasse]] (2014)]]
De Beauvoir pflegte ihren Lebensgefährten Sartre während seiner langen Krankheit bis zu seinem Tod im Jahr 1980. In diesem Jahr adoptierte sie die Philosophielehrerin Sylvie Le Bon, um ihren Nachlass zu regeln. 1981 veröffentlichte sie ''[[Die Zeremonie des Abschieds]]'' ''(La Cérémonie des adieux)'', einen schmerzhaften Rückblick auf die letzten Jahre des Lebens Sartres. Simone de Beauvoir starb am 14. April 1986 und wurde auf dem [[Cimetière Montparnasse|Cimetière du Montparnasse]] in Paris neben Jean Paul Sartre begraben.


[[Datei:Three Sisters cover 1901.jpg|mini|Titelblatt der ersten Buchausgabe (1901) der ''Drei Schwestern'']]
== Werk ==
In seinen Theaterstücken – von denen fast alle nach 1885 entstanden, als Tschechows literarischer Stil längst über seine rein humoristische Komponente hinaus gereift war – behielt Tschechow seine in den Erzählungen entwickelte Methode objektiver Beschreibung weitgehend bei. Zusätzlich zeichnen sich die Stücke dadurch aus, dass sie vornehmlich eine [[Tragikomödie|tragikomische]] Sicht auf die Banalität des Provinzlebens und die Vergänglichkeit des russischen [[Russischer Adel|Kleinadels]] zeigen sollen. Die meisten der dort handelnden Personen sind anständig und sensibel; sie träumen davon, ihr Leben zu verbessern, meistens jedoch vergeblich, wegen des Gefühls der Hilf- und Nutzlosigkeit, des übertriebenen Selbstmitleids und daraus folgend der fehlenden Energie und Willensstärke. Zwar lässt der Autor immer wieder andeuten, dass es einen Ausweg aus dieser Apathie gibt, nämlich in konsequenter Arbeit und nützlicher praktischer Tätigkeit, jedoch erweisen sich die Figuren meist als unfähig oder gar als nicht willens, etwas wirklich zu bewegen, was sich als ursächlich für ebendiese Vergänglichkeit, die zunehmende geistige Abstumpfung jener eigentlich intelligenten Menschen, erweist.
Die Werke [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegels]] und die von [[Søren Kierkegaard|Sören Kierkegaard]], der den Willen über die Vernunft stellte und forderte, dass niemand in der Auseinandersetzung mit dem Menschen zu wissenschaftlich vorgehen dürfe, beeinflussten Simone de Beauvoirs Denken. Die Wissenschaft, die sich mit allgemeinen Erscheinungen befasst, kann Dinge nur von außen her beleuchten, sagte Kierkegaard.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 101.</ref> Ihre philosophischen Werke verbinden sich stark mit dem Sartreschen Existentialismus. Simone de Beauvoir gilt auch als eine der Begründerinnen des [[Feminismus]] nach 1968.


Eine Besonderheit des Wirkens Tschechows als Dramatiker ist auch, dass er die meisten seiner Bühnenstücke als „[[Komödie]]n“ bezeichnete, obwohl ihre Handlung – wenn man von den eher simpel gestrickten [[Einakter]]n wie ''[[Der Bär (Tschechow)|Der Bär]]'' oder ''[[Der Heiratsantrag]]'' absieht – nicht als komisch oder lustig im eigentlichen Sinne zu bezeichnen ist. Dieser Umstand erzeugte zu Tschechows Lebzeiten oft Unverständnis nicht nur beim Publikum, sondern auch bei Theaterregisseuren, die an der Inszenierung seiner Stücke arbeiteten. Erst Jahrzehnte nach dem Tod Tschechows begriff man mehrheitlich, dass es vor allem die Protagonisten der Stücke waren, aus deren Verhalten das vermeintlich „Komische“ folgen sollte, nämlich ihre gefühlte Hilflosigkeit und allgemein ihr gestörtes Verhältnis zur Realität, infolgedessen ihre Emotionen, Handlungen und vor allem ihre Unterlassungen – so zumindest die Intention des Autors – unfreiwillig komisch wirken.<ref>Wolffheim 1982, S.&nbsp;106f.</ref> Dieses Missverstehen des Tschechowschen Anliegens war auch maßgebend schuld an dem Misserfolg des Stücks ''[[Die Möwe]]'' bei dessen Erstaufführung im Oktober 1896. Die bekanntesten Theaterstücke Tschechows sind neben der ''Möwe'' der Vierakter ''[[Onkel Wanja]]'', das Drama ''[[Drei Schwestern (Drama)|Drei Schwestern]]'' sowie Tschechows letztes Werk überhaupt, die Komödie ''[[Der Kirschgarten]]''. Alle diese Stücke weisen unterschiedliche Handlungsverläufe auf, gleichwohl haben sie in ihrem Aufbau viele Gemeinsamkeiten: Stets spielt sich die Handlung in der russischen Provinz um die Jahrhundertwende ab, die Figuren sind Kleinadlige, sie scheitern letztlich auf die eine oder andere Weise an ihrer Passivität und ihrem entstellten Realitätssinn, jedoch schleicht sich in die Handlung immer wieder auch eine Note des Optimismus und des Glaubens an eine bessere Zukunft ein (wie die von Sehnsucht erfüllte Formel „Nach Moskau!“, die sich paradigmatisch durch die gesamte Handlung der ''Drei Schwestern'' hinzieht, oder Petja Trofimows Schlusssatz „Willkommen, neues Leben!“ in der Abschiedsszene des ''Kirschgartens'').
Nach dem Tod von Simone de Beauvoir schrieb die amerikanische Feministin [[Kate Millett]]: De Beauvoir war immer wieder heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Neben der zu erwartenden Kritik aus dem bürgerlich-konservativen Lager, legte sie sich auch mit der Linken an, weil sie (vor allem in späteren Jahren) davon überzeugt war, dass sich die Unterdrückung der Frau nicht automatisch im [[Kommunismus]] auflösen werde. Auch von Feministinnen wurde sie angegriffen. Im Zentrum der Kritik standen dabei meist ihre Beschreibungen des weiblichen Körpers und ihre „Entmystifizierung“ der Mutterschaft.


Tschechow, der nie einen längeren Roman schrieb (auch wenn er Ende der 1880er-Jahre diese Absicht immer wieder äußerte),<ref>Berdnikow 1985, S.&nbsp;82f.,&nbsp;139f.</ref> übte in seiner knappen, zurückhaltenden und wertfreien Erzählweise einen immensen Einfluss auf die Formung der modernen Novelle und des Schauspiels aus. Auch heute wird Tschechow daher als früher Meister der Kurzgeschichte betrachtet.
{{Zitat|Wenn man uns sagt: ‚Immer schön Frau bleiben, überlasst uns nur all diese lästigen Sachen wie Macht, Ehre, Karrieren, seid zufrieden, dass ihr so seid: erdverbunden, befasst mit den menschlichen Aufgaben …‘ Wenn man uns das sagt, sollten wir auf der Hut sein!|Simone de Beauvoir<ref>Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 16.</ref>}}


=== Rezeption ===
Simone de Beauvoirs erster Roman ''Sie kam und blieb'', geschrieben in den Kriegsjahren 1938 bis 1941, wie auch die folgenden Romane ''Das Blut der anderen'' und ''Alle Menschen sind sterblich'' gelten als ihre [[Existentialismus|existentialistischen]] Romane, in denen Figuren und Handlungen Träger moralischer und philosophischer Fragen sind.<ref name="Schwarzer 69">Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 69.</ref> Theorien wie die des englischen Philosophenpaares Kate und Edward Fullbrook in ihrem 2008 in London erschienenen Buch ''Sex and Philosophy: Rethinking de Beauvoir and Sartre'', gehen – nicht zuletzt nach genauem Studium der spät veröffentlichten Briefe von de Beauvoir und Sartre aus dieser Zeit – davon aus, dass de Beauvoir den Sartreschen Existentialismus vorausgedacht hat, nur eben nicht abstrakt, sondern eingebunden in Literatur. Als einer der Belege für diese These gilt die folgende Eingangsszene des Romans ''Sie kam und blieb'':
Viele von Tschechows späten Werken wurden noch zu Lebzeiten des Autors ins deutsche und in weitere Sprachen übersetzt und erhielten schnell internationale Resonanz. Während Tschechow im deutschsprachigen Raum, wo die russische Literatur traditionell vor allem mit Romanciers wie [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi|Tolstoi]] oder [[Fjodor Michailowitsch Dostojewski|Dostojewski]] assoziiert wird, eher durch seine Bühnenwerke bekannt wurde,<ref>Helene Auzinger: ''Anton Tschechow. Rußlands heiter-melancholischer Dichter''; Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Stuttgart 1960, S.&nbsp;3 und 100.</ref> konnte sich sein [[Epik|episches]] Werk besonders im angelsächsischen Sprachraum seit dem frühen 20.&nbsp;Jahrhundert einer hohen Popularität erfreuen, da es dort mit seiner charakteristischen sparsamen Erzählweise in Form von Kurzgeschichten auf eine bereits vorhandene Tradition der ''[[Kurzgeschichte|Short Story]]'', eingeleitet von Autoren wie [[Edgar Allan Poe]], traf.<ref>Helene Auzinger: ''Anton Tschechow. Rußlands heiter-melancholischer Dichter''; Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Stuttgart 1960, S.&nbsp;100.</ref>
{{Zitat|Ich bin da, mein Herz schlägt.|Simone de Beauvoir<ref name="Schwarzer 69" />}}


[[Datei:Fotothek df pk 0000038 001 Paul Bildt als Prof. Serebrjanow, Paula Denk als Helena Andrejewna, seine Gattin.jpg|mini|Szene aus ''Onkel Wanja'', 1945 (mit [[Paul Bildt]] u.&nbsp;a.)]]
=== Sie kam und blieb ===
Zu den bekanntesten deutschsprachigen Auflagen gehören Werkausgaben Tschechows vom [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Verlag [[Rütten & Loening]] sowie vom Schweizer [[Diogenes Verlag]]. Letzterer plant gegenwärtig eine erste vollständige Werkausgabe auf Deutsch, die vom Berliner Autor und Übersetzer [[Peter Urban (Autor)|Peter Urban]] erarbeitet wird.<ref>Die Berliner Literaturkritik: ''[http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/naechtliches-licht-in-der-werkstatt-peter-urban-uebersetzt-tschechow.html Nächtliches Licht in der Werkstatt: Peter Urban übersetzt Tschechow]'', 23. Juli 2008; überprüft am 20. Dezember 2009.</ref> Im deutschsprachigen Raum werden Tschechows Stücke bis heute oft fürs Theater adaptiert; zu den jüngsten Beispielen zählt ''Die Möwe'' am Berliner [[Maxim-Gorki-Theater]] (2000, Regie: [[Katharina Thalbach]]),<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,100553,00.html Spiegel.de: ''Tschechows schmierige Flattermänner''], überprüft am 24. Dezember 2009.</ref> das am [[Schauspielhaus Köln]] inszenierte ''Platonow'' (2003, mit [[Alexander Khuon]] in der Titelrolle),<ref> {{Webarchiv|text=Fehrecke.com: Alexander Khuon |url=http://www.fehrecke.com/schauspieler/pdf/alexander-khuon.pdf |wayback=20120213171719 |archiv-bot=2018-03-25 10:43:36 InternetArchiveBot }} (PDF; 974&nbsp;kB), überprüft am 24. Dezember 2009.</ref> ''Drei Schwestern'' im Berliner [[Theater am Kurfürstendamm]] (2008, mit [[Nicolette Krebitz]], [[Jasmin Tabatabai]] und [[Katja Riemann]])<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,557098,00.html Spiegel.de: ''Unflotter Dreier mit Katja Riemann'']; überprüft am 24. Dezember 2009.</ref> oder ''Iwanow'' am [[Düsseldorfer Schauspielhaus]] (2008/09, Regie: [[Amélie Niermeyer]], mit [[Christiane Paul]], [[Matthias Leja]] u.&nbsp;a.).<ref>{{Webarchiv |url=http://www.duesseldorfer-schauspielhaus.de/theater/spielplan/detail/248693/iwanow |wayback=20091124112325 |text=Düsseldorfer Schauspielhaus}}; überprüft am 24. Dezember 2009.</ref> Zu Tschechows 150-jährigem Jubiläum inszenierte [[Frank Castorf]] das Stück ''Nach Moskau! Nach Moskau!'', das Ende Mai 2010 beim ''Internationalen Tschechow-Theaterfestival''<ref>[http://chekhovfest.ru/ Offizielle Webseite des Festivals]; überprüft am 27. Mai 2010.</ref> in Moskau Premiere hatte und dem gleich zwei Werke Tschechows – das Bühnenstück ''Drei Schwestern'' und die Erzählung ''Die Bauern'' – zugrunde liegen.
Bereits bei diesem ersten veröffentlichten Roman, der seine Leser unwiderstehlich in den Sog des Trios zieht, hat de Beauvoir ihren Ton gefunden: einen sprachlich uneitlen, dicht an der gesprochenen Sprache orientierten, auf Information und Kommunikation zielenden Stil. Die junge Autorin ist, nach eigener Aussage, unter anderen von [[Ernest Hemingway|Hemingway]] beeinflusst und teilt über ihre Methode in den Memoiren mit:
{{Zitat|Meine Helden wissen nichts über den Augenblick hinaus, und so erscheinen die Episoden oft so rätselhaft wie in einem guten Roman von [[Agatha Christie]].|Simone de Beauvoir<ref name="Schwarzer 69" />}}


Tschechows Werk übte unmittelbaren Einfluss auf mehrere namhafte Schriftsteller und Novellisten des 20.&nbsp;Jahrhunderts aus. [[James Joyce]] beispielsweise gab an, Tschechow von allen russischen Schriftstellern seiner Epoche am meisten zu bewundern. Er beschrieb seine Dramen als [[Dramaturgie|dramaturgisch]] revolutionär im Verzicht auf einen Spannungsbogen und im Aufsprengen der [[Regeldrama|klassischen Dramenkonventionen]]. In Tschechows Figuren sah er erstmals in der Theatergeschichte Individuen verwirklicht, denen es seiner Ansicht nach nicht gelingt, ihre jeweils eigene Welt zu verlassen und untereinander in Kontakt zu treten. Für Joyce erfasst Tschechow damit als erster Dramatiker eine existentielle Einsamkeit, die letztlich den Fokus eher auf das Leben als solches lenkt als auf individuelle Charaktere. Diese Äußerungen führten zu verschiedenen Studien über Tschechows Einfluss auf Joyce sowohl von [[Anglistik|anglistischer]] als auch von [[Slawistik|slawistischer]] Seite. James Atherton etwa wies mehrere Tschechow-Anspielungen in ''[[Finnegans Wake]]'' nach. Andere Kritiker, wie Richard Ellmann oder Patrick Parrinder, zeigten stilistische Parallelen zwischen Tschechows Erzählungen und denen des jungen Joyce auf. Dabei stießen sie jedoch stets auf das Problem, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass Joyce Tschechows Erzählungen (im Gegensatz zu den Dramen) bekannt waren; gegenüber seinem Biografen Herbert Gorman leugnete er dies sogar explizit. Aufgrund dieser Ausgangslage gilt Tschechows Einfluss auf Joyce heute zwar als belegt, aber als schwierig zu erfassen.<ref>Neil Cornwell: ''James Joyce and the Russians'', Macmillan: Houndsmills / London (1992), S.&nbsp;32f.</ref>
Dass das Buch stark autobiographisch geprägt ist, war für ihr direktes Umfeld schon bei Erscheinen unschwer zu entschlüsseln. Für die breite Öffentlichkeit erschlossen sich die realen Bezüge erst posthum, nach der Veröffentlichung der Briefe der beiden Protagonisten.<ref name="Schwarzer 69" />


Eine weitere Autorin, die als stark von Tschechow beeinflusst gilt, ist [[Katherine Mansfield]], die ihn als ihren „Meister“ bezeichnete und sich in ihren Briefen und Aufzeichnungen einige Male auch theoretisch mit ihm auseinandersetzte. Viele Debatten über Tschechows Einfluss auf Mansfield gehen von ihrer Erzählung ''The Child-Who-Was-Tired'' aus, einer Adaption von Tschechows ''Spat Khochetsia''. Mansfield übernimmt hier die Handlung Tschechows in eindeutiger Weise, verändert jedoch einige wichtige Details. Es existieren verschiedene Meinungen darüber, wie diese Ähnlichkeit zu bewerten ist: Elisabeth Schneider bezeichnete Mansfields Geschichte 1935 als freie Übersetzung Tschechows ins Englische, während Ronald Sutherland ihr eine künstlerische Eigenständigkeit zugesteht. Auf der anderen Seite erwähnt Mansfields Biograf Antony Alpers auch [[Plagiat]]svorwürfe. Es gilt als gesichert, dass Mansfield Tschechow erstmals in [[Bad Wörishofen]] in deutscher Übersetzung las. Ihr im Anschluss daran entstandener Erzählband ''In a German Pension'' steht nach Ansicht mehrerer Kritiker stilistisch unter seinem Einfluss. Im Unterschied zu Tschechow nimmt Mansfield allerdings häufig eine größere erzählerische Nähe zu ihren Figuren ein.<ref>Antony Alpers: ''The Life of Katherine Mansfield'', Viking: New York (1980), S.&nbsp;111f. und 190f.</ref><ref>J. F. Kobler: ''Katherine Mansfield. A Study of the Short Fiction'', Twayne: Boston (1990), S.&nbsp;12.</ref>
=== Das Blut der anderen ===
De Beauvoir versuchte, den Begriff des „Anderen“ in neuen Romanen auszudrücken, wie in ''Le Sang des Autres'' (''Das Blut der anderen''), ihrem spätesten Roman. „Mein neuer Held, Jean Blomart, bestand nicht, wie Françoise in ''Sie kam und blieb'', darauf, der einzige fühlende Mensch in der Begegnung mit anderen zu sein.“ schrieb de Beauvoir in ihrem Werk ''In den besten Jahren''. Der Held dieses Romans, Jean Blomart, weigert sich, für sie ein bloßes Objekt zu sein, in ihre Existenzen mit der brutalen Undurchsichtigkeit eines leblosen Dinges einzugreifen. Die Heldin des Buches war diesmal eine sterbende Frau, Hélène. Ursprünglich hatte de Beauvoir nicht geplant, Hélène und Blomart mit der Résistance in Verbindung zu bringen, aber als sie im Oktober 1943 ihren Roman begann, wurde ihr klar, dass Attentate und Vergeltungsmaßnahmen dem zugrunde liegenden Thema mehr Zusammenhang und ein in die Zukunft gerichtetes Moment geben würden. 1945, als das Buch veröffentlicht wurde, nannte man es ein „Buch der [[Résistance]]“.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 120.</ref>


Gelegentlich wurden auch [[Wikipedia:Franz Kafka|Franz Kafka]]s Erzählungen mit denen Tschechows verglichen. Stilistisch teilen sie den Hang zur größtmöglichen Einfachheit und zur gezielten Auswahl von Details, thematisch die Vorliebe für (in Tschechows Worten) „Wesentliches und Zeitloses“ sowie den Fokus auf die Ausweglosigkeit aller Probleme der menschlichen Existenz. Allerdings gibt es keine Hinweise darauf, dass Kafka Tschechows Werke bekannt waren.<ref>Bert Nagel: ''Kafka und die Weltliteratur'', Winkler: München (1983), S.&nbsp;344ff.</ref> Der irische Dramatiker und Literatur-Nobelpreisträger [[Wikipedia:George Bernard Shaw|George Bernard Shaw]] gab in der Vorrede zu seinem Bühnenstück ''Haus Herzenstod'' Anknüpfungspunkte an die Tschechowschen Menschenstudien im ''Kirschgarten'', ''Onkel Wanja'' und der ''Möwe'' an.<ref>Helene Auzinger: ''Anton Tschechow. Rußlands heiter-melancholischer Dichter''; Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Stuttgart 1960, S.&nbsp;101f.</ref> Auch im Stil Katherine Anne Porters, Sherwood Andersons, Ernest Hemingways, Bernard Malamuds und Raymond Carvers ist der Einfluss Tschechows zu erkennen.
=== Alle Menschen sind sterblich ===
Während Blomart in ''Das Blut der anderen'' ein Mann von großem Verantwortungsbewusstsein war, spiegelte ihr Held in ''[[Alle Menschen sind sterblich]]'', das im XVI. Jahrhundert spielt, ein pessimistisches Bild der Ohnmacht und der Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens wider.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 152.</ref> Die Hauptgestalt des Romans ist Fosca, ein italienischer Adliger, der einen Zaubertrank zu sich nimmt, der ihn unsterblich macht. De Beauvoir wollte damit nachweisen, dass die Unsterblichkeit bedeutungslos wäre, weil jedem Individuum damit der Lebenssinn und die Hoffnung genommen wären. Das Buch ist eine düstere Beschreibung des ausgehenden [[Spätmittelalter|Mittelalters]] mit seinen verheerenden Kriegen, seinen sinnlosen Rebellionen und Massakern.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 152–153.</ref>


== Werke ==
Es spiegelt die Meinung de Beauvoirs nach dem Krieg wider, dass der Tod der meisten oder auch aller Kämpfer der Résistance, wenn auch nicht ganz umsonst, so doch sehr unbedeutend für die weitere geschichtliche Entwicklung gewesen war.<ref name="Axel Madsen 153">Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Hamburg 1982, S. 153.</ref> Die einzige Hoffnung war, dass diese verlorenen Leben ihren Sinn in sich selbst getragen hatten. Die Erinnerung der Lebenden an die Opfer war kurzlebig. Als Gegengewicht zu Fosca schuf de Beauvoir Régine, die versucht, sein unsterbliches Herz zu erobern, um so auch ein Stück Einzigartigkeit und Unsterblichkeit zu gewinnen. Aber auch das schlägt fehl. Alle ihre Handlungen und Tugenden bemänteln lediglich ihre [[Absurdität|absurden]], existentiellen Anstrengungen, die mit denen aller anderen identisch sind. Mit Entsetzen sieht sie, wie ihr Leben zu einer Komödie wird, und versinkt im Wahnsinn.<ref name="Axel Madsen 153" />
=== Zu den zahlreichen Erzählungen und Novellen siehe auch ===
* {{WikipediaDE|Anton Pawlowitsch Tschechow}}


=== Theaterstücke ===
=== Das andere Geschlecht ===
[[Datei:Maly Theatre foto 4.jpg|mini|Szene aus der ''Möwe'' (Inszenierung 2008 am Moskauer Maly-Theater)]]
{{Anker|Das andere Geschlecht}}
* 1878 (?): ''[[Wikipedia:Platonow (Tschechow)|Platonow]]'' (Bühnenstück in vier Akten; auch ''Vaterlos''; russ. {{lang|ru|Безотцовщина}})
Am bekanntesten wurde jedoch – neben ihrer mehrbändigen Autobiographie – ihre Studie über die Rolle der Frau in ''[[Das andere Geschlecht]]'', erschienen 1951 (Original ''Le Deuxième Sexe'', 1949): Darin wies sie eingehend auf die Unterdrückung der Frau im [[Patriarchat (Soziologie)|Patriarchat]] hin und schuf eine der theoretischen Grundlagen für die erstarkende neue [[Frauenbewegung]].
* 1884: ''[[Wikipedia:An der Landstraße (Tschechow)|An der Landstraße]]. (Dramatische Etüde in einem Akt''; russ. {{lang|ru|На большой дороге}})
* 1886: ''[[Wikipedia:Über die Schädlichkeit des Tabaks|Über die Schädlichkeit des Tabaks]]'' (Monolog-Szene in einem Akt; russ. {{lang|ru|О вреде табака}})
* 1886: ''Schwanengesang'' (Dramatische Studie in einem Akt; russ. {{lang|ru|Лебединая песня}})
* 1887: ''[[Wikipedia:Iwanow (Tschechow)|Iwanow]]'' (Drama (in urspr. Fassung „Komödie“) in vier Akten; russ. {{lang|ru|Иванов}})
* 1888: ''[[Wikipedia:Der Bär (Tschechow)|Der Bär]]'' (Scherz in einem Akt; russ. {{lang|ru|Медведь}})
* 1888: ''[[Wikipedia:Der Heiratsantrag|Der Heiratsantrag]]'' (Scherz in einem Akt; russ. {{lang|ru|Предложение}})
* 1889: ''Tatjana Repina'' (Drama in einem Akt; russ. {{lang|ru|Татьяна Репина}})
* 1889: ''Tragödie wider Willen – Aus dem Leben der Sommerfrischler'' (Scherz in einem Akt; russ. {{lang|ru|Трагик поневоле}})
* 1889: ''[[Wikipedia:Die Hochzeit (Tschechow)|Die Hochzeit]]'' (Szene in einem Akt; russ. {{lang|ru|Свадьба}})
* 1889: ''[[Wikipedia:Der Waldteufel (Tschechow)|Der Waldschrat]]'' (Komödie in vier Akten; russ. {{lang|ru|Леший}})
* 1891: ''[[Wikipedia:Das Jubiläum (Tschechow)|Das Jubiläum]]'' (Scherz in einem Akt; russ. {{lang|ru|Юбилей}})
* 1895: ''[[Die Möwe]]'' (Drama in vier Akten; russ. {{lang|ru|Чайка}})
* 1896: ''[[Wikipedia:Onkel Wanja|Onkel Wanja]]'' (Szenen aus dem Dorfleben in vier Akten; stark revidierte Version des ''Waldschrat''; russ. {{lang|ru|Дядя Ваня}})
* 1901: ''[[Drei Schwestern (Drama)|Drei Schwestern]]'' (Drama in vier Akten; russ. {{lang|ru|Три сестры}})
* 1903: ''[[Der Kirschgarten]]'' (Komödie in vier Akten; russ. {{lang|ru|Вишнёвый сад}})


=== Sonstiges ===
De Beauvoir sagt in diesem Werk auch, dass Frauen von den Männern zum „Anderen Geschlecht“ gemacht worden seien. Dies bedeutet in der existentialistischen Terminologie de Beauvoirs, dass sich der Mann als das Absolute, das Essentielle, das Subjekt setzt, während der Frau die Rolle des Anderen, des Objekts zugewiesen wird. Sie wird immer in Abhängigkeit vom Mann definiert. Deshalb hat sie mit stärkeren Konflikten zu kämpfen als der Mann. Wenn sie ihrer „Weiblichkeit“ gerecht werden will, muss sie sich mit einer passiven Rolle begnügen, dies steht aber ihrem Wunsch entgegen, sich als freies Subjekt durch Aktivität selbst zu entwerfen.<ref name="Schwarzer 161" />
* 1890: ''[[Wikipedia:In Sibirien|In Sibirien]]'' (Aufzeichnungen; russ. {{lang|ru|Из Сибири}})
* 1893: ''[[Wikipedia:Die Insel Sachalin|Die Insel Sachalin]].'' (Originaltitel ''Ostrov Sachalin'', 1893, Reisebericht, übersetzt von Gerhard Dick, herausgegeben und kommentiert von Peter Urban). Diogenes, Zürich 1987, ISBN 3-257-20270-9.<ref>György Dalos: ''Die Reise nach Sachalin. Auf den Spuren von Anton Tschechow.'' Europäische Verlagsanstalt / Rotbuch, Hamburg 2001, ISBN 3-434-50503-2.</ref>
* nicht datiert: ''Tagebücher, Notizbücher.'' Diogenes, Zürich 1983, ISBN 3-257-01634-4.
* nicht datiert: ''Der Persische Orden und andere Grotesken'' mit acht Holzschnitten von Wassili Nikolajewitsch Masjutin, 1922, Welt Verlag, Berlin. gedruckt bei Otto von Holten, Berlin C., deutsch von Alexander Eliasberg


== Adaptionen ==
De Beauvoir präsentiert eine äußerst komplexe Analyse der Lage der Frau. Sie diskutiert biologische, psychoanalytische und historische „Fakten und Mythen“ (so der Titel des ersten Teils) und die „gelebte Erfahrung“ der Frau. Stark beeinflusst von Jean-Paul Sartres und [[Maurice Merleau-Ponty]]s existentialistischer [[Phänomenologie]] geht sie davon aus, dass keine wissenschaftliche Betrachtung „die Frau“ erklären kann. Nur die individuelle Erfahrung hält sie für ausschlaggebend.
=== Verfilmungen ===
* 1926: Überflüssige Menschen – Regie: Alexander Rasumny – Vorlage: elf Novellen
* 1939: ''Čelovek v futljare'' – Regie: Isidor Annenski – Vorlage: Erzählung ''Der Mann im Futteral''
* 1944: Die Hochzeit ''(Swadba)'' – Regie: Isidor Annenski
* 1944: Sommerstürme ''(Summer storm)'' – Regie: Douglas Sirk
* 1954: Herz ohne Liebe ''(Anna na scheje)'' – Regie: Isidor Annenski – Vorlage: Erzählung ''Anna am Halse''
* 1954: Das schwedische Zündholz ''(Schwedskaja spitschka)'' – Regie: Konstantin Judin
* 1955: [[Wikipedia:Die Grille (1955)|Die Grille]] ''(Poprygunja)'' – Regie: Samson Samsonow – Vorlage: gleichnamige Novelle (auch: ''Flattergeist'', ''Eine kunstliebende Frau'')
* 1960: [[Wikipedia:Die Dame mit dem Hündchen (Film)|Die Dame mit dem Hündchen]] ''(Dama s sobatschkoi)'' – Regie: Iossif Cheifiz
* 1961: Die Steppe ''(La steppa)'' – Regie: Alberto Lattuada
* 1962: Kontrabaß ''(Le contrebasse)'' – Regie: Maurice Fasquel
* 1963: Die drei Gesichter der Furcht ''(I tre volti della paura)'' – Regie: Mario Bava – Vorlage der dritten Episode: eine Novelle von Tschechow
* 1966: Seelchen ''(Duschetschka)'' – Regie: Sergei Kolossow
* 1966: In der Stadt S. ''(W gorode S.)'' – Regie: Iossif Cheifiz
* 1968: Die Möwe ''(The seagull)'' – Regie: Sidney Lumet
* 1968: [[Wikipedia:Tragödie auf der Jagd (Film)|Tragödie auf der Jagd]] – Regie Gerhard Klingenberg
* 1969: Der Kronzeuge ''(Glawny swidetel)'' – Regie: Aida Mansarewa
* 1970: Die Möwe ''(Tschaika)'' – Regie: Juli Karassik
* 1970: [[Wikipedia:Onkel Wanja (1970)|Onkel Wanja]] ''(Djadja Wanja)'' – Regie: Andrei Michalkow-Kontschalowski
* 1973: Diese verschiedenen, verschiedenen Gesichter ''(Eti rasnyje, rasnyje, rasnyje liza)'' – Regie: Juri Saakow – Vorlage: verschiedene Erzählungen
* 1973: Ein schlechter, guter Mensch ''(Plochoi choroschi tschelowek)'' – Regie: Iossif Cheifiz – Vorlage: Erzählung ''Das Duell''
* 1974: ''Romance with a Double Bass'' – Regie: Robert Young – Vorlage: Erzählung ''Romanze mit einem Kontrabass''
* 1975: Kaschtanka – Regie: Roman Balajan
* 1977: Unvollendete Partitur für ein mechanisches Klavier ''(Neokontschennaja pjessa dlja mechanitscheskowo pianino)'' – Regie: Nikita Michalkow – Vorlage: Bühnenstück ''Platonow''
* 1977: Komische Leute ''(Smeschnyje ljudi)'' – Regie: Michail Schweizer
* 1978: Die Steppe ''(Step)'' – Regie: Sergei Bondartschuk
* 1978: Das Drama auf der Jagd ''(Drama a vadászaton)'' – Regie: Károly Esztergályos
* 1978: Mein sanftes, zärtliches Tier ''(Moi laskowy i neschny swer)'' – Regie: Emil Lotjanu – Vorlage: Erzählung ''Drama auf der Jagd''
* 1979: Die Erbin ''(The beneficiary)'' – Regie: Carlo Gebler
* 1980: Erzählungen eines Unbekannten ''(Rasskas neiswestnowo tscheloweka)'' – Regie: Vytautas Žalakevičius
* 1983: Drei Schwestern – Regie: Thomas Langhoff
* 1984: Der Weidenbaum – Regie: Sohrab Shahid Saless
* 1984: Der Bär – Regie: Don Askarian
* 1987: [[Wikipedia:Schwarze Augen (1987)|Schwarze Augen]] ''(Otschi tschornyje)'' – Regie: Nikita Michalkow – Vorlage: Motive nach der Erzählung ''Die Dame mit dem Hündchen''
* 1987: Der schwarze Mönch ''(Tschorny monach)'' – Regie: Iwan Dychowitschny
* 1988: Fürchten und lieben ''(Paura e amore)'' – Regie: Margarethe von Trotta – nach Motiven des Dramas ''[[Wikipedia:Drei Schwestern (Drama)|Drei Schwestern]]''
* 1990: Ariadne – ARD/RAI – nach einer Kurzgeschichte – Regie: Jochen Richter – mit Barbara Wussow, Albert Fortell, Nikolaus Paryla
* 1992: [[Wikipedia:Swan Song|Swan Song]], basierend auf ''Schwanengesang'' – Regie: Kenneth Branagh
* 1994: Vanya – 42. Straße ''(Vanya 42d street)'' – Regie: Louis Malle – Vorlage: Bühnenstück ''[[Wikipedia:Onkel Wanja|Onkel Vanja. Szenen aus dem Landleben]]''
* 1994: Eine Liebe in Australien ''(Country life)'' – Regie: Michael Blakemore – Vorlage: Bühnenstück ''Onkel Vanja. Szenen aus dem Landleben''
* 1995: August ''(August)'' – Regie: Anthony Hopkins – Vorlage: Bühnenstück ''Onkel Vanja. Szenen aus dem Landleben''
* 2003: Die kleine Lili ''(La petite Lili)'' – Regie: Claude Miller – Vorlage: Bühnenstück ''[[Wikipedia:Die Möwe|Die Möwe]]''
* 2005: [[Wikipedia:The Sisters (2005)|The Sisters]] – Regie: Arthur Allan Seidelman – Vorlage: Bühnenstück ''Drei Schwestern''
* 2007: Nachmittag – Regie: Angela Schanelec – Vorlage: Bühnenstück ''Die Möwe''
* 2009: The Duel – Regie: Dover Koshashvili – Vorlage: Erzählung ''Das Duell''
* 2014: [[Wikipedia:Winterschlaf (Film)|Winterschlaf]] – Regie: Nuri Bilge Ceylan


=== Hörspiele ===
Sie hat viele der späteren Diskussionen im Feminismus beeinflusst und angestoßen und war wegbereitend für die [[Gender Studies]].
* 1956: Die Tragödie auf der Jagd – Bearbeitung: Josef Martin Bauer – Mitwirkende: René Deltgen, Philipp Gehly, Hanns Ernst Jäger, Hannes Messemer, Kaspar Brüninghaus, Rosel Schäfer, Bernd M. Bausch, Herbert Hennies, Karl Brückel u. a. – Regie: Eduard Hermann (WDR) Länge: 82'50 Minuten
* 1959: Onkel Wanja – Bearbeitung: Erika Kähler – Mitwirkende: Wolfgang Heinz, Erika Pelikowsky, Steffi Freund, Amy Frank, Emil Stöhr, Karl Paryla, Mathilde Danegger und Dieter Perlwitz – Regie: Herwart Grosse (Rundfunk der DDR) Länge: 83'38 Minuten
* 1972: Eine schlimme Sache (russ. ''Недоброе дело'' / Der Fehltritt) – Bearbeitung und Regie: Joachim Staritz – Mitwirkende: Walter Lendrich, Hans-Edgar Stecher, Gerhard Rachold u.&nbsp;a. (Rundfunk der DDR) Länge: ca. 65 Minuten
* 1978: Das schwedische Zündholz – Bearbeitung: Carl Dietrich Carls – Mitwirkende: Walter Jokisch, Rüdiger Lichti, Hans Helmut Dickow, Manfred Heidmann, Heinz Schacht, Alwin Joachim Meyer, Brigitte Drummer, Elisabeth Endriss und Siegfried Wischnewski – Regie: Edward Rothe (WDR) Länge: 60 Minuten
* 2004: Mein Herz – mein Hund, eine Liebe in Briefen. Bearbeitung: Andrea Clemen. Mitwirkende: Martina Gedeck, Christian Redl, Regieé Jannings. Länge: 65 Minuten, MDR


=== Hörbücher ===
{{Zitat|Wer hätte je ein Buch geschrieben, das das Schicksal aller Menschen verändern würde? Es wird Zeit brauchen, voll und ganz zu ermessen, welche Auswirkungen ''Das andere Geschlecht'' auf die Sozialgeschichte gehabt hat, auf das Privatleben, das Alltagsbewusstsein und die Wahrnehmung.|Kate Millett}}
* ''Drei Schwestern'' Gelesen von Ernst Jacobi, Julia Costa, Cordula Trantow u.&nbsp;v.&nbsp;a. Der Hörverlag, München 2003. 2 CDs (Laufzeit 130 Min.). ISBN 3-89584-706-2
* ''Der Kirschgarten'' Gelesen von Marianne Hoppe, Cordula Trantow, Luitgard Im, Günter Mack, Ernst Jacobi u.v.&nbsp;a. Der Hörverlag, München 2003. 2 CDs (Laufzeit 95 Min.). ISBN 3-89584-707-0
* ''Die Dame mit dem Hündchen'' Gelesen von Matthias Haase, Argon Verlag, Berlin 2004. 1 CD (Laufzeit 48 Min.). ISBN 3-87024-693-6
* ''Kaschtanka und andere Kindergeschichten'' Gelesen von Peter Urban, Diogenes Verlag AG, Zürich 2006. 1 CD (Laufzeit 85 Min.). ISBN 978-3-257-80023-4
* ''Verocka''. Geschichten von der Liebe. Gelesen von Otto Sander, Diogenes Verlag AG, Zürich 2006. 4 CDs (Laufzeit 282 Min.). ISBN 978-3-257-80902-2
* ''Ein unnötiger Sieg''. Frühe Novellen und ein kleiner Roman. Gelesen von Frank Arnold, Diogenes Verlag AG, Zürich 2008. 7 CDs (Laufzeit 425 Min.). ISBN 978-3-257-80210-8
* ''Erzählung eines Unbekannten'' Gelesen von Rolf Boysen, Diogenes Verlag AG, Zürich 2009. 4 CDs (Laufzeit 239 Min.). ISBN 978-3-257-80271-9
* ''Flattergeist'', Erzählung, Ungekürzt gelesen von Ernst Schröder, Diogenes Verlag, Zürich 2009. 1 CD (Laufzeit 60 Min.)
* ''Die Dame mit dem Hündchen'', Erzählung, Ungekürzt gelesen von Otto Sander, Diogenes Verlag, Zürich 2009, 1 CD (Laufzeit 50 Min.)
* ''Ein Duell'', aus dem Russischen von Peter Urban, gelesen von Ulrich Matthes, Diogenes Verlag, Zürich 2010, 4 CDs (Laufzeit: 302 Min.)


=== Bearbeitung fürs Musiktheater ===
''Das andere Geschlecht'' erschien zwischen zwei Frauenbewegungen (der der [[Wikipedia:Frauenbewegung#Erste Welle|ersten Welle]] bis zum Ersten Weltkrieg und der der [[Wikipedia:Frauenbewegung#Zweite Welle|zweiten]] ab 1970) und steht in der Tradition von Feministinnen wie Olympe de Gouges (1748–1793), Mary Wollstonecraft (1759–1797) oder Virginia Woolf (1882–1941), auf die Beauvoir sich auch beruft, und es geht weit darüber hinaus. Beauvoirs umfassende kulturgeschichtliche und soziologische Abhandlung der Lage der Frauen in einer von Männern dominierten Welt ist der radikalste und visionärste Beitrag zur Emanzipation der Frauen im 20. Jahrhundert.
* ''Skripka Rotshilda'' (dt. ''Rothschilds Violine''). Opernfragment von Weniamin Fleischmann, ergänzt und orchestriert von seinem Lehrer Dmitri Schostakowitsch. Vollendet 1944. Konzertante UA 1960 in Moskau, szenische UA 1968 in Leningrad, jeweils unter Leitung von Maxim Schostakowitsch.
* ''Una domanda di matrimonio'' (dt. ''Der Heiratsantrag''). Oper in einem Akt. Libretto: Claudio Fino und Saverio Vertone. Musik: Luciano Chailly. UA 22. Mai 1957 in Mailand
* ''The Bear'' (dt. ''Der Bär''). Extravaganza in One Act. Libretto: Paul Dehn. Musik: William Walton. UA 3. Juni 1967 in Aldeburgh
* ''Der Kirschgarten''. Oper in vier Akten. Libretto und Musik: Rudolf Kelterborn. UA 4. Dezember 1984 in Zürich
* ''[[Wikipedia:Drei Schwestern (Oper)|Tri sestri]]'' (dt. ''Drei Schwestern''). Oper in drei Sequenzen. Libretto: Claus H. Henneberg und Péter Eötvös. Musik: Péter Eötvös. UA 13. März 1998 in Lyon
* ''Tatjana''. Dramma lirico in einem Akt. Libretto und Musik: Azio Corghi. UA 20. Oktober 2000 in Mailand
* ''Senja''. Oper. Libretto und Musik: Azio Corghi. UA 7. März 2003 in Münster
* ''Unreine Tragödien und aussätzige Dramatiker''. Satirische Kammeroper in fünf Szenen. Libretto und Musik: Timo Jouko Herrmann. UA 24. Juni 2004 in Heidelberg
* ''Der Roman mit dem Kontrabass''. Lyrische Szenen [Kammeroper]. Libretto: Michael Leinert. Musik: Jürg Baur. UA 25. November 2005 in Düsseldorf
* ''Schwanengesang''. Musikdramatische Etüde in einem Akt. Libretto: André Meyer. Musik: Timo Jouko Herrmann. UA 25. Juni 2006 in Mannheim


== Filme über Tschechow ==
''Das andere Geschlecht'' ist im Wesentlichen eine [[Wikipedia:Dialektischer Materialismus|dialektisch-materialistische]] Studie des Daseins der Frau. Es erklärt die Frau nicht als ein geheimnisvolles Wesen, sondern unter dem Gesichtspunkt ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation. Die Versklavung der Frau und ihre Befreiung sind die Folgen ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit und wirtschaftlichen Emanzipation.<ref>Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Rowohlt Taschenbuchverlag, Hamburg 1977, S. 171.</ref>
* 1969: Sujet für eine Kurzgeschichte ''(Sjuschet dlja nebolschowo rasskasa)'' – Regie: Sergei Jutkewitsch
 
* 1984: Tschechow in meinem Leben – Regie: Vadim Glowna (Dokumentarfilm)
=== Die Mandarins von Paris ===
Der 1954 veröffentlichte Roman wurde zum bis dahin größten literarischen Erfolg von Simone de Beauvoir. Sie erhielt den renommierten [[Prix Goncourt]] und nannte die Reaktionen von Publikum und Kritik einen „Traum“, der sich erfüllt habe.<ref name="Schwarzer 203">Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 203.</ref>
 
Das Buch gilt als [[Schlüsselroman]] zur Situation der Linksintellektuellen im Nachkriegs-Frankreich. Die Nationalsozialisten, der gemeinsame Feind, der zuvor alle geeint hatte, waren besiegt. Die Linke splitterte sich auf in unterschiedliche bis feindliche Fraktionen. Über den Kommunismus war längst der Schatten des [[Stalinismus]] gefallen, das von Sartre mitbegründete ''Rassemblement Démocratique Révolutionnaire'' ging rasch zugrunde, und es stellte sich nun die Frage nach der ganz persönlichen Verantwortung sowie einem sinnvollen kollektiven politischen Engagement.<ref name="Schwarzer 203" />
 
De Beauvoir entwickelte in diesem Roman ihren [[Expressionismus|expressionistisch]] geprägten Stil fort. Ihre literarische Sprache unterscheidet sich kaum von der in den Briefen und Tagebüchern. In dem Roman-Paar Anne und Robert Dubreuilh sind unschwer de Beauvoir und Sartre zu erkennen, auch wenn die Figuren selbstverständlich nicht deckungsgleich sind mit den realen Personen. Die Tochter der beiden, Nadine, scheint die Summe der „immanenten“ jungen Frauen zu sein, die das Paar im Leben umschwirren.<ref>Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 204.</ref>
 
=== Die Welt der schönen Bilder ===
Das Buch spielt nicht wie alle anderen, im Intellektuellen-, sondern im [[Neureich|Nouveaux-Riches-Milieu]] von Paris. Ihr zentrales Thema ist ein in den sechziger Jahren aufkommender – und sich 1968 virulent bahnbrechender – Konflikt: das Unbehagen am steigenden [[Materialismus]] und die sich vergrößernde Kluft zwischen Arm und Reich – bei gleichzeitigem Verlust aller Werte.<ref>Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 239.</ref>
 
De Beauvoir thematisiert hier nicht nur ihre Kritik an Konsum – Hörigkeit und [[Konformismus]], sondern auch die bittere Erkenntnis, dass die Müttergeneration nicht mehr zu retten ist – der Kampf um die Töchter sich jedoch lohnt.<ref>Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 240.</ref>
 
=== Memoiren ===
Simone de Beauvoir veröffentlichte fünf Bücher als ihre Memoiren, in denen sie etliche Namen veränderte. Die meisten Personen, die hinter diesen Namen stehen, ließen sich später identifizieren.
 
==== Memoiren einer Tochter aus gutem Hause ====
De Beauvoir schildert minutiös, wie das am 9. Januar 1908 in Paris geborene kleine Mädchen zu der jungen Frau wurde, die sie war – und was die erwachsene Frau daraus gemacht hat. Ihre Erinnerungen sind bilderreich, sinnlich und leidenschaftlich. Dieser erste Teil der Memoiren endet mit dem Tod der Freundin, der Begegnung mit Sartre – und dem Schreiben ihres ersten Romans. Zaza, die beste Freundin, zerbricht an der Halbherzigkeit, der „mauvaise foi“ ([[Unaufrichtigkeit (Sartre)|Unaufrichtigkeit]]) ihrer Umwelt, der Klassenarroganz ihrer Familie und am Frauwerden.<ref>Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 24.</ref>
 
==== In den besten Jahren ====
In diesem 1960 erschienenen zweiten Memoiren-Band geht es um die Jahre 1929–1944, bis zur Befreiung von Paris, also die Zeit, die auch in ''Sie kam und blieb'' sowie in ihren Briefen an Sartre im Zentrum steht.<ref>Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 47.</ref>
 
==== Der Lauf der Dinge ====
1963 veröffentlichte Simone de Beauvoir ihren dritten Memoiren-Band. Er beginnt mit der [[Befreiung von Paris]]. Des Weiteren schildert sie darin die Reaktionen auf ''Das andere Geschlecht'', das ausgerechnet in den Monaten erschien, in denen [[Nelson Algren]] sie in Paris besuchte. Die Aggressionen auf der Straße oder in den Cafés und Restaurants gegen die Autorin des skandalösen Buches waren äußerst lästig, sodass de Beauvoir mit Algren Paris verließ.<ref>Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 191.</ref> Wie im zweiten Band ihrer Memoiren, findet sich Wichtiges neben Unwichtigem, eindringliche Schilderungen der gesellschaftlichen Zustände neben privaten Anekdoten. Einen großen Raum in dem Buch nehmen Reisebeschreibungen ein, die teilweise dermaßen detailverliebt sind, dass sie zwar einerseits unprätentiös erscheinen, sich andererseits aber auch zu wichtig nehmen. Diese Art, sich selbst darzustellen, war einer der Gründe, warum die Reaktionen auf ihre Memoirenbände bei den Kritikern (im Gegensatz zur großen Mehrheit der Leser und Leserinnen) nicht durchweg positiv waren.
 
==== Alles in allem ====
In diesem vierten Memoiren-Band schildert Simone de Beauvoir ihr Leben in den Jahren von 1962 bis 1972, vom Ende des Algerienkrieges bis zum Beginn der Frauenbewegung.<ref>Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 313.</ref>
 
==== Die Zeremonie des Abschieds ====
Der fünfte und letzte Band ihrer Memoiren umfasst die letzten zehn Jahre mit Sartre. Dieses Buch enthält neben den Schilderungen des Krankheitsverlaufs ''Gespräche mit Jean-Paul Sartre August – September 1974''.
 
=== Bibliographie ===
==== Romane ====
* ''L’Invitée'' ''([[Sie kam und blieb]])'' – 1943 Übersetzt von Eva Rechel-Mertens, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2004, ISBN 3-499-23830-6.
* ''Le sang des autres'' ''(Das Blut der Anderen)'' – 1945, Rowohlt Tb., ISBN 3-499-10545-4.
* ''Tous les hommes sont mortels.'' ''([[Alle Menschen sind sterblich]]).'' – 1946, Rowohlt Tb., 35., Aufl. (April 2004), ISBN 3-499-11302-3.
* ''Les Mandarins'' ''([[Die Mandarins von Paris]])'' – 1954 – [[prix Goncourt]], Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2002, ISBN 3-499-10761-9.
* ''Les belles images'' ''([[Die Welt der schönen Bilder]])'' – 1966, Übersetzt von Hermann Stiehl, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1999, ISBN 3-499-11433-X.
 
==== Erzählungen, Novellen ====
* ''Quand prime le spirituel'' – 1979 ([[Marcelle, Chantal, Lisa …]], aus dem Jahre 1936)<ref name="Schwarzer 331">Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir.'' Hamburg 2007, S. 331.</ref>
* ''La femme rompue, suivi de Monologue et de L’âge de discrétion'' – 1968 ''([[Eine gebrochene Frau]])'' Rowohlt Tb.; 31., Aufl. (September 2004), ISBN 3-499-11489-5.
 
==== Essays ====
* ''Pyrrhus et Cinéas'' (1944)
* ''Pour une morale de l’ambiguïté'' (1947)
* ''L’Existentialisme et la Sagesse des nations'' (1948)
* ''Le Deuxième Sexe'' (1949), ''([[Das andere Geschlecht]])'' Übersetzt von Uli Aumüller, Grete Osterwald, Rowohlt Taschenbuch Verlag August 2000, ISBN 3-499-22785-1.
* ''Privilèges'' (dt. Soll man de Sade verbrennen?, Auge um Auge) (1955)<ref name="Schwarzer 331" />
* ''La Longue Marche'' (1957)<ref name="Schwarzer 331" /> (''China. Das weitgesteckte Ziel. Jahrtausende – Jahrzehnte''. Aus dem Französischen übertragen von Karin von Schab und Hanns Studnicka, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1960)
* ''La Vieillesse'' ''([[Das Alter]])'' (1970) Dt. von Anjuta Aigner-Dünnwald und Ruth Henry, ISBN 3-498-00433-6.
 
==== Memoiren und Erinnerungen ====
* ''Mémoires d’une jeune fille rangée'' ''([[Memoiren einer Tochter aus gutem Hause]])'' (1958) Rowohlt Tb.; 39., Aufl. (Januar 2005), ISBN 3-499-11066-0.
* ''La Force de l’âge'' ''(In den besten Jahren)'' (1960) Rowohlt Tb.; Auflage: 30 (1. Januar 1969), ISBN 3-499-11112-8.
* ''La Force des choses'' (''Der Lauf der Dinge'') (1963) Rowohlt Tb.; Auflage: 24 (1. Februar 1970), ISBN 3-499-11250-7.
* ''Une mort très douce'' ''([[Ein sanfter Tod]])'' (1964) Rowohlt Tb.; Auflage: 32 (1. Februar 1968), ISBN 3-499-11016-4.
* ''Tout compte fait'' (''[[Alles in allem]]'', 1972), Rowohlt Tb. (25. Juni 1976), ISBN 3-499-11976-5.
* ''La Cérémonie des adieux'' (1981, Abschied von J P Sartre) Die Zeremonie des Abschieds und Gespräche mit Jean-Paul Sartre: August–September 1974 Rowohlt Tb.; Auflage: 1. Auflage. (1983), ISBN 3-499-15747-0.
 
==== Reisebericht ====
* ''L’Amerique au jour le jour'', ''([[Amerika Tag und Nacht]])'' (1950) Rowohlt Verlag Hamburg. Reisetagebuch vom 25. Januar – 20. Mai 1947, mit eigenem Vorwort
 
=== Theater ===
* ''Les Bouches inutiles'' ''([[Die unnützen Mäuler]])'' (1945)
 
=== Posthum veröffentlichte Werke ===
* ''Lettres à Sartre'' (Briefe an Sartre) (1990), herausgegeben von Sylvie Le Bon de Beauvoir Rowohlt Taschenbuch Verlag, RoRoRo, Reinbek 1997, ISBN 3-499-22372-4.
* ''Lettres à Nelson Algren'' (Eine transatlantische Liebe. Briefe an Nelson Algren), herausgegeben von Sylvie Le Bon de Beauvoir aus dem Englischen von Judith Klein; Rowohlt Verlag, Reinbek 1997, ISBN 3-499-23282-0.
 
== Preise ==
 
1975 wurde de Beauvoir mit dem [[Wikipedia:Jerusalem-Preis|Jerusalempreis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft]] und 1983 mit dem [[Wikipedia:Sonning-Preis|Sonning-Preis]] der Universität Kopenhagen ausgezeichnet.<br />
1978 bekam sie den österreichischen Staatspreis für europäische Literatur.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.arbeiter-zeitung.at/cgi-bin/archiv/flash.pl?seite=19781220_A03;html=1 |titel=Ich habe keinen Grund, die Männer zu hassen. Simone de Beauvoir erhielt den österreichischen Literaturstaatspreis 1978 |hrsg=Arbeiterzeitung |datum=1978-12-20 |zugriff=2015-03-07}}</ref>
 
== Filmographie ==
* 1974: Simone de Beauvoir live. Ein Filmporträt von Alice Schwarzer – Dokumentarfilm<ref>Produktion: NDR, DVD der EMMA film edition: 2008, [http://www.emma.de/index.php?id=84 emma.de]</ref>
* 2006: Der Liebespakt: Simone de Beauvoir und Sartre ''(Les amants du Flore)'' – Spielfilm<ref>Drehbuch: Chantal de Rudder, Evelyne Pisier, Regie: Ilan Duran Cohen, Produktion: ARTE France, France 3, Fugitive Productions, Pampa Production, TV5, [http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=855074,day=1,week=4,year=2008.html Inhaltsangabe] von arte.</ref>
* 2007: Simone de Beauvoir – Eine moderne Frau ''(Simone de Beauvoir, une femme actuelle)'' Dokumentarfilm<ref>Regie: Dominique Gros, Produktion: ARTE France, les Films d’Ici, Erstsendung: 10. Januar 2008, [http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=818044,day=5,week=5,year=2008.html Inhaltsangabe] von arte.</ref>
* 2013: [[Wikipedia:Violette (Film)|Violette]] – Spielfilm


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Anton Pawlowitsch Tschechow}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Simone de Beauvoir}}
* {{WikipediaDE|Anton Pawlowitsch Tschechow}}
* {{WikipediaDE|Simone de Beauvoir}}
* {{WikipediaDE|Liste französischer Schriftsteller}}
* {{WikipediaDE|Passerelle Simone de Beauvoir}}


== Literatur ==
== Literatur ==
<small> nach Autoren alphabetisch geordnet </small>
* Ingrid Galster: ''Simone de Beauvoir und der Feminismus''. Argument Verlag, Hamburg 2015, ISBN 978-3-86754-501-3.
* Lydia Awilowa: ''Tschechow, meine Liebe. Erinnerungen.'' Blue notes. Bd 20. Ed. Ebersbach, Berlin 2004. ISBN 3-934703-70-4
* Deirdre Bair: ''Simone de Beauvoir. Eine Biographie.'' btb/Goldmann, München 1990, ISBN 3-8135-7150-5.
* Rosamund Bartlett: ''Anton Čechov. Eine Biographie.'' Zsolnay, Wien 2004. ISBN 3-552-05309-3
* Hans-Martin Schönherr-Mann: ''Simone de Beauvoir und das andere Geschlecht.'' dtv premium, München 2007, ISBN 978-3-423-24648-4.
* Gerhard Bauer: ''„Lichtstrahl aus Scherben“. Čechov.'' Nexus. Bd 56. Stroemfeld, Frankfurt am Main 2000. ISBN 3-86109-156-9
* Florence Hervé; Rainer Höltschl: ''absolute Simone de Beauvoir''. orange-press, Freiburg 2003, ISBN 3-936086-09-5.
* Jean Benedetti (Hersg.): ''Anton Tschechow/Olga Knipper'', ''Mein ferner lieber Mensch. Ein Liebesroman in Briefen'', Fischer, Frankfurt 2005 ISBN 978-3-10-009503-9
* Christiane Zehl Romero: ''Simone de Beauvoir''. 15. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek 2001, ISBN 3-499-50260-7.
* Georgi P. Berdnikow: ''Anton Tschechow – Eine Biographie.'' Volk und Wissen, Berlin 1985.
* Claudia Card: ''The Cambridge Companion to Simone de Beauvoir.'' Cambridge University Press, 2003, ISBN 0-521-79429-3.
* Christine von Brühl: ''Die nonverbalen Ausdrucksmittel in Anton Čechovs Bühnenwerk.'' Europäische Hochschulschriften. Reihe 16. Slawische Sprachen und Literaturen. Bd 52. Peter Lang, Bern 1996. ISBN 3-631-49062-3
* Sylvie Chaperon; Christine Delphy: ''Cinquantenaire du Deuxième sexe.'' Syllepse, Paris 2003, ISBN 3-936086-09-5.
* Ivan Bunin: ''Čechov. Erinnerungen eines Zeitgenossen.'' Friedenauer Presse, Berlin 2004. ISBN 3-932109-38-4
* Toril Moi: ''Simone de Beauvoir. Die Psychographie einer Intellektuellen.'' Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13557-5.
* György Dalos: ''Die Reise nach Sachalin. Auf den Spuren von Anton Tschechow.'' Europäische Verlagsanstalt EVA, Hamburg 2001. ISBN 3-434-50503-2
* Claudine Monteil: ''Die Schwestern Helene und Simone Beauvoir''. Nymphenburger, München 2006, ISBN 3-485-01086-3.
* Ingrid Dlugosch: ''Anton Pavlovič Čechov und das Theater des Absurden.'' Forum Slavicum. Bd 42. Fink, München 1977. ISBN 3-7705-1594-3
* Alice Schwarzer: ''Simone de Beauvoir heute.'' rororo, Reinbek bei Hamburg 1983, ISBN 3-462-03956-3.
* Raffaella Fortarel: ''Lebenseinstellungen – Glaubensvorstellungen. Ethische Positionen im Werk von Anton Pavlovič Čechov.'' Europäische Hochschulschriften. Reihe 16. Slawische Sprachen und Literaturen. Bd 70. Peter Lang, Frankfurt 2003. ISBN 3-631-51045-4
* Alice Schwarzer, Simone de Beauvoir: ''ein lesebuch mit bildern''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2007, ISBN 978-3-498-06400-6.
* Matthias Freise: ''Die Prosa Anton Čechovs. Eine Untersuchung im Ausgang von Einzelanalysen.'' Studies in Slavic literature and poetics. Bd 30. Rodopi, Amsterdam 1997. ISBN 90-420-0336-7
* Gerlinde Kraus: ''Bedeutende Französinnen Christine de Pizan, Émilie du Châtelet, Madame de Sévigné, Germaine de Staël, Olympe de Gouges, Madame Roland, George Sand, Simone de Beauvoir.'' Schröder Verlag, Mühlheim am Main 2006, ISBN 3-9811251-0-X.
* Horst-Jürgen Gerigk: ''Die Russen in Amerika. Dostojewskij, Tolstoj, Turgenjew und Tschechow in ihrer Bedeutung für die Literatur der USA.'' Pressler, Hürtgenwald 1995. ISBN 3-87646-073-5
* Ingeborg Gleichauf: ''Sein wie keine Andere. Simone de Beauvoir. Schriftstellerin und Philosophin.'' (Reihe Hanser). dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-62324-7.
* Natalia Ginzburg: ''Anton Čechov. Ein Leben.'' Salto. Bd 1. Wagenbach, Berlin 2001. ISBN 3-8031-1116-1
* Hazel Rowley: ''tete à tete – Leben und Lieben von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre.'' Parthas Verlag, 2007, ISBN 978-3-86601-667-5.
* Michael Haubrich: ''Typisierung und Charakterisierung in der Literatur. Dargestellt am Beispiel der Kurzgeschichten A. P. Čechovs.'' Liber, Mainz 1978. ISBN 3-88308-007-1
* Susanne Moser: ''Freiheit und Anerkennung bei Simone de Beauvoir''. Edition Diskord, Tübingen 2002, ISBN 3-89295-727-4.
* Renata Helker: ''Die Tschechows. Wege in die Moderne.'' Hrsg. Deutsches Theatermuseum München. Henschel, Berlin 2005. ISBN 3-89487-502-X
* Susanne Moser: ''Freedom and Recognition in the Work of Simone de Beauvoir''. Peter Lang, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-50925-8.
* Karla Hielscher: ''Tschechow. Eine Einführung.'' Artemis-Einführungen. Bd 34. Artemis, München 1987. ISBN 3-7608-1334-8
* Yvanka Raynova, Susanne Moser: ''Simone de Beauvoir: 50 Jahre nach dem Anderen Geschlecht.'' Peter Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-50866-2.
* Roswitha Hoffrichter: ''Natur- und Raumdarstellungen in A. P. Cechovs Erzählungen. 1895–1902.'' Beiträge zur Slawistik. Bd 12. Peter Lang, Frankfurt 1990. ISBN 3-631-42809-X
* Walter van Rossum: ''Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Die Kunst der Nähe.'' rororo, 2001, ISBN 3-499-23042-9.
* Vladimir Borisovich Kataev (Hrsg.): ''Anton P. Čechov philosophische und religiöse Dimensionen im Leben und im Werk. Vorträge des Zweiten Internationalen Cechov-Symposiums, Badenweiler, 20.–24. Oktober 1994.'' Die Welt der Slaven, Sammelbände. Bd 1. Sagner, München 1997. ISBN 3-87690-675-X
* Axel Madsen: ''Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe.'' Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1982, ISBN 3-499-14921-4.
* Rolf-Dieter Kluge: ''Anton P. Čechov. Eine Einführung in Leben und Werk.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft WBG, Darmstadt 1995. ISBN 3-534-12631-9
* ''Diary of a Philosophy Student: Volume 1, 1926/27.'' Hrsg. und bearbeitet von Barbara Klaw, Sylvie Le Bon de Beauvoir, Margaret Simons, Marybeth Timmermann. University of Illinois Press, Urbana/Chicago 2006, ISBN 0-252-03142-3. (englisch, postum)
* Volker Müller: ''Tausend und eine Leidenschaft. Feuilletons, Szenen, Reisebilder, Essays aus Deutschland zum Tschechow-Jahr.'' Koch, Rostock 2004. ISBN 3-937179-45-3
* Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko und Konstantin Stanislawski: ''Tschechow oder die Geburt des modernen Theaters. Erinnerungen an Tschechow''. Herausgegeben und übersetzt von Dieter Hoffmeier. Alexander Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-89581-252-1
* Franz-Josef Ochsenfeld: ''Anton P. Tschechow, die Insel Sachalin.'' Kölner medizinhistorische Beiträge. Bd 66. Hansen, Köln 1994. ISBN 3-925341-65-X
* Wolfgang Pailer: ''Die frühen Dramen M. Gor'kijs in ihrem Verhältnis zum dramatischen Schaffen A. P. Čechovs.'' Slavistische Beiträge. Bd 122. Sagne, München 1978. ISBN 3-87690-148-0
* Peter Rippmann: ''Der andere Čechov. Ein Pamphlet.'' Aisthesis-Essay. Bd 12. Aisthesis, Bielefeld 2001. ISBN 3-89528-316-9
* Frank Rainer Scheck: ''Anton Čechov.'' dtv-Portrait. dtv. Bd 31075. dtv, München 2004. ISBN 3-423-31075-8
* Birgit Scheffler: ''Elemente des Čechovschen Dialogs im zeitgenössischen russischen Drama.'' Slavistische Beiträge. Bd 318. Sagner, München 1994. ISBN 3-87690-584-2
* Wolf Schmid: ''Ornamentales Erzählen in der russischen Moderne. Čechov – Babel' – Zamjatin.'' Slavische Literaturen. Bd 2. Peter Lang, Frankfurt 1992. ISBN 3-631-44242-4
* Joachim Schnitter: ''Gärten als Kristalisationen von Zeit und Verlust bei Anton Tschechow und Vladimir Nabokov''. In: Die Gartenkunst&nbsp;25 (1/2013), S.&nbsp;231–238.
* Gabriele Selge: ''Anton Čechovs Menschenbild. Materialien zu einer poetischen Anthropologie.'' Forum Slavicum, Band 15. Wilhelm Fink Verlag, München 1970.
* Klavdia Smola: ''Formen und Funktionen der Intertextualität im Prosawerk von Anton Čechov.'' Slavistische Beiträge. Bd 428. Sagner, München 2004. ISBN 3-87690-877-9
* Anja Tippner: ''Alterität, Übersetzung und Kultur. Čechovs Prosa zwischen Russland und Deutschland.'' Slavische Literaturen. Bd 13. Peter Lang, Frankfurt 1997. ISBN 3-631-49608-7
* Henri Troyat: ''Tschechow – Leben und Werk''. Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Stuttgart 1987. ISBN 3-421-06352-4
* Maria Tschechowa: ''Mein Bruder Anton Tschechow.'' Kindler, Berlin 2004. ISBN 3-463-40446-X
* Kornej Tschukowski: ''Tschechow, Literatur und Kritik,'' in: Sowjetliteratur, Monatsschrift des Schriftstellerverbandes der UdSSR, Heft 7, 1962, S. 131–160
* Peter Urban: ''Čechov-Chronik. Daten zu Leben und Werk.'' Diogenes, Zürich 2004. ISBN 3-257-01607-7
* Thomas Wächter: ''Die künstlerische Welt in späten Erzählungen Čechovs.'' Slavische Literaturen. Bd 1. Peter Lang, Frankfurt 1992. ISBN 3-631-43844-3
* Birgit Wetzler: ''Die Überwindung des traditionellen Frauenbildes im Werk Anton Čechovs (1886–1903).'' Europäische Hochschulschriften. Reihe 16. Slawische Sprachen und Literaturen. Bd 40. Peter Lang, Frankfurt 1991. ISBN 3-631-44042-1
* Elsbeth Wolffheim: ''Anton Čechov. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' Rowohlts Monographien. Bd 307. Rowohlt, Reinbek 1988. ISBN 3-499-50307-7


== Weblinks ==
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* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/beauvoir/||Debra Bergoffen}}
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Čechov,+Anton+Pavlovič}}
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/b/beauvoir.htm||Shannon Mussett}}
* {{PGDW|144/12|Russische Literaturgeschichte in Einzelporträts. Tschechow|Alexander Eliasberg}}
* Marion Kremer: [http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/simone-de-beauvoir/ ''Simone de Beauvoir''.] In: ''FemBio.org'', 1990 (mit umfangreichen Literaturangaben).
* [http://www.deutsche-tschechow-gesellschaft.de/ Website der Deutschen Tschechow-Gesellschaft]
* [http://www.my-chekhov.com/ Ausführliche englischsprachige Website über Tschechow]
* [http://www.antonchekhov.ru/ Website über Tschechow] (russisch)
* [http://lib.ru/LITRA/CHEHOW/ Werke im russischen Original]
* {{Webarchiv | url=http://wienerzeitung.at/Desktopdefault.aspx?tabID=3946&alias=Wzo&lexikon=Auto&letter=A&cob=4051 | wayback=20050418231140 | text=Sparsamer Sprachkomponist}}. In: ''Wiener Zeitung.'' (zum 100. Todestag Tschechows)
* ''[http://www.zeit.de/2010/03/A-Tschechow?page=1 Für immer, vielleicht].'' In: ''Die Zeit.'' (zum 150. Geburtstag Tschechows)
* ''[http://www.goethe.de/ins/al/tir/kuenste/theater/szene/de5593278.htm Alle lieben Tschechow – zum 150. Geburtstag des Dramatikers].'' Website des Goethe-Instituts, Januar 2010
* [http://blog.zvab.com/2010/01/29/anton-pawlowitsch-tschechowversuch-eines-portraets/ Hanns-Martin Wietek: Anton Pawlowitsch Tschechow – Versuch eines Porträts]
* [http://enc-dic.com/enc_sovet/Chehov-anton-pavlovich-99187.html Eintrag] in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (russisch)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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{{Wikipedia}}

Version vom 24. Juni 2018, 15:27 Uhr

Simone de Beauvoir (1967)

Simone-Lucie-Ernestine-Marie Bertrand de Beauvoir [si:ˈmɔn də bo:ˈvwa:ʀ] (* 9. Januar 1908 in Paris; † 14. April 1986 ebenda) war eine französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin. Die sich politisch immer wieder engagierende Verfasserin zahlreicher Romane, Erzählungen, Essays und Memoiren gilt als Vertreterin des Existentialismus. Mit ihren beiden existentialistischen Romanen L’Invitée (1943; dt.: Sie kam und blieb) und Le Sang des autres (1945), 1984 von Claude Chabrol als Das Blut der Anderen verfilmt, erlangte Simone de Beauvoir Anerkennung als Schriftstellerin. Der Welterfolg Das andere Geschlecht (1949) gilt als ein Meilenstein der feministischen Literatur und machte sie zur bekanntesten Intellektuellen Frankreichs. Auch ihre Essays gelten als wichtige Beiträge zu dem jeweiligen Fachgebiet.

Leben und Wirken

Kindheit, Jugend und Studienzeit

Simone de Beauvoir wurde als ältere von zwei Töchtern des Ehepaares Georges und Françoise Bertrand de Beauvoir in Paris, Boulevard du Montparnasse 103, geboren.[1] Ihr Urgroßvater Bertrand war ein höherer Amtsträger in der Finanzverwaltung der Normandie gewesen, hatte reich geheiratet, das Landgut Meyrignac im Limousin als Familiensitz gekauft und den adelig wirkenden Namenszusatz „de Beauvoir“ zu führen begonnen. Der Großvater, der ebenfalls eine reiche Bürgerstochter geehelicht hatte, war nach Paris gegangen und hatte dort höhere und schließlich hohe Posten in der Stadtverwaltung bekleidet, ehe er sich im Alter auf das Landgut zurückzog.

De Beauvoirs Vater hatte, da das Gut seinem älteren Bruder zufallen sollte, Jura studiert, um Anwalt zu werden. Diesen Beruf übte er als Angestellter in einer renommierten Kanzlei auch eine Weile aus, doch ohne Ehrgeiz, denn er konnte auskömmlich von dem ihm ausgezahlten Erbteil leben. Sein eigentliches Interesse galt der Literatur und noch mehr dem Theater. Als junger Mann rezitierte er Gedichte in den gutbürgerlichen und auch einigen adligen Salons, die sich ihm geöffnet hatten, und war in privaten Theatergruppen aktiv.

Knapp 30-jährig hatte er sich mit der 20-jährigen Tochter des Privatbankiers Brasseur aus Verdun bekannt machen lassen und sie dann durchaus in Zuneigung geheiratet, wobei sie vor allem eine gute Mitgift einbringen sollte, während er vor allem den adelig klingenden Namen beisteuerte. Gemäß seiner Herkunft und seines Umfeldes war er Konservativer und Nationalist. In religiöser Hinsicht war er, wie viele gebildete Männer seines Milieus, Agnostiker, doch hielt er es für selbstverständlich, dass seine Frau sehr streng römisch-katholisch war und auch die Töchter fromm erzog. De Beauvoir führte später ihre Entwicklung zu einer Intellektuellen nicht zuletzt darauf zurück, dass sie sich schon als Kind in divergenten geistigen Welten zu bewegen lernen musste.

Zusammen mit ihrer zweieinhalb Jahre jüngeren Schwester Hélène besuchte sie bereits mit fünfeinhalb Jahren ein katholisches Mädcheninstitut, die Cours Désir in der Rue Jacob. Sie war eine gute Schülerin, las früh sehr viel und schrieb auch gern. Die Ferienaufenthalte auf den Gütern des Großvaters sowie der Schwester ihres Vaters, die einen Landadeligen geheiratet hatte, waren für sie Zeiten der Freiheit und des Kontakts mit der Natur.

De Beauvoir wurde früh mit den Entbehrungen konfrontiert, die der Erste Weltkrieg den Franzosen brachte. Ihre Eltern verarmten bei Kriegsende. Das lag zum einen daran, dass ihr Großvater Brasseur sein Vermögen verlor und die Mitgift nicht weiter abzahlen konnte. Zum anderen lag es daran, dass das Vermögen ihres Vaters, das weitgehend in russischen Papieren angelegt war, durch die Oktoberrevolution 1917 verloren ging oder durch die Inflation dezimiert wurde.

Nach dem Krieg, den er als frontuntauglicher Schreibtischsoldat in Paris verbracht hatte, musste ihr Vater sich mit nur mäßig gut bezahlten, öfter wechselnden Stellen begnügen, sodass die Familie in eine kostengünstigere Wohnung umzog und sich die Stimmung verschlechterte. Da ihm klar war, dass er seinen Töchtern keine angemessene Mitgift, sondern höchstens eine Ausbildung mitgeben konnte, bereitete er sie, wenn auch widerwillig, darauf vor, eventuell ledig bleiben und berufstätig werden zu müssen. Die Zukunftsaussichten schienen de Beauvoir gelegen zu kommen: Anfangs deshalb, weil sie daran dachte, Nonne zu werden, und später, weil ihr Idealbild von sich das einer ständig Lernenden und etwas Erschaffenden war und nicht das einer bürgerlichen Hausfrau und Mutter.

Neben dem sehr engen Verhältnis zu ihrer Schwester war ihr (ungefähr zwischen dem zehnten und zwanzigsten Lebensjahr) die Freundschaft mit einer anfangs bewunderten Klassenkameradin aus reicher Familie, Elizabeth Mabille, genannt Zaza, sehr wichtig. Allerdings wagte sie nicht, diese einzuweihen, als sie im Alter von 14 Jahren ihren bis dahin tiefen Glauben verlor. Vielmehr spiegelte sie ihrer Umgebung jahrelang weiterhin Frömmigkeit vor. Tatsächlich war ihre Mutter entsetzt, als sie schließlich die Wahrheit erfuhr, und auch ihr Vater war wenig erfreut, weil sich Atheismus für ein junges Mädchen in seinen Augen nicht schickte. In ihrer katholischen Schule wurde sie ebenfalls irgendwann durchschaut und sogar als ein Opfer des Teufels betrachtet, als sie sich zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Baccalaureats (das sie vor einer Kommission in der Sorbonne ablegte) entschloss, das Lehramt im Fach Philosophie an staatlichen, also laizistischen Gymnasien anzustreben.

Für das letzte Schuljahr (1926/27) hatte sie Mathematik und Philosophie als Leistungsfächer gewählt. Letztere führte sie am privaten Institut Sainte-Marie weiter, besuchte aber auch Vorlesungen im Fach Literatur (lettres) an der Sorbonne. Um sich etwas Freiheit vom strengen Regiment ihrer Mutter zu verschaffen, war sie in einem katholischen Bildungs- und Wohltätigkeitsverein aktiv. Daneben lernte sie diverse junge Pariser Intellektuelle kennen und begann, einen Roman zu schreiben. Erste Beziehungserfahrungen fallen in diese Zeit: Sie unterhielt ein frustrierend wechselhaftes, selbstverständlich keusches Verhältnis zu einem Cousin, den sie aber durchaus zu heiraten gedachte, bis er sich hinter ihrem Rücken – inzwischen allerdings fast zu ihrer Erleichterung – mit einem Mädchen mit Mitgift verlobte. Ein Lehrauftrag für Psychologie, den ihr ihre Philosophie-Dozentin im Sainte-Anne verschafft hatte, brachte ihr erste Erfahrungen als Lehrerin und einen kleinen Verdienst, den sie unter anderem dazu nutzte, heimlich Pariser Bars zu frequentieren. Insgesamt durchlebte sie die Adoleszenz – so zumindest ihre Erinnerung – als eine Zeit vieler innerer Konflikte und depressiver Phasen, vor allem weil sie fühlte, dass sie die Erwartungen ihrer Umgebung enttäuschte, indem sie sich sträubte, die Rolle eines ordentlichen und anständigen bürgerlichen jungen Mädchens zu verinnerlichen, einer „jeune fille rangée“, wie sie sich ironisch im Titel des ersten Bandes ihrer Memoiren nennt. Immerhin gaben ihr ihre stets vorzüglichen Schul- und Prüfungsleistungen einen gewissen Halt, denn sie sah, dass sowohl ihre Eltern als auch die frommen Lehrerinnen sich damit schmückten.

Beginn des Berufslebens

Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir am Denkmal von Balzac

Nachdem sie 1928, wiederum an der Sorbonne, mit bestem Ergebnis die Licence (etwa vergleichbar mit unserem heutigen Bachelor) erworben hatte, begann sie mit gestärktem Selbstbewusstsein die Agrégation (die Rekrutierungsprüfung für Gymnasialprofessoren) vorzubereiten. Hierzu besuchte sie die dafür angebotenen Kurse an der Sorbonne, aber auch an der École normale supérieure, der Elitehochschule für die Lehramtsfächer. Zugleich schrieb sie bei einem Sorbonne-Professor eine Diplomarbeit über Leibniz im Fach Philosophie. Nebenher knüpfte und unterhielt sie, inzwischen meistens mit sich selbst im Reinen, freundschaftliche Beziehungen mit jungen Leuten in ihrem nun überwiegend intellektuellen Umfeld, darunter mehreren Normaliens (Studenten der École Normale Supérieure). Dabei kam sie mit einem Studienfreund von Jean-Paul Sartre in näheren Kontakt und über ihn schließlich mit Sartre selbst, den sie vom Sehen und Hörensagen längst kannte und dem auch sie bereits ein Begriff war. Gemeinsam bereiteten sie sich nun auf „l’Agrég“ vor, an der er im Jahr zuvor gescheitert war.

Nach dem erfolgreichen Ablegen der Agrégation, bei der sie hinter Sartre die Rangzweite der 13 angenommenen Kandidaten wurde, versuchte sie vergeblich, eine Stelle in Paris zu bekommen. Sie verzichtete deshalb darauf, sofort in den Schuldienst einzutreten, begnügte sich vielmehr mit Lehraufträgen an Pariser Gymnasien und mit dem Erteilen von Nachhilfestunden. Sie zog zu Hause aus, mietete ein möbliertes Zimmer bei ihrer Großmutter und genoss ihre neue Unabhängigkeit. Dies tat sie zusammen mit Sartre, den sie nun fast täglich traf und mit dem sie so sehr harmonierte, dass sie zustimmte, mit ihm ein „Pachtverhältnis“ (bail) für zunächst zwei Jahre einzugehen, in denen ihre Beziehung eine „notwendige“ sein sollte, die allerdings „zufällige“ weitere Beziehungen nicht ausschließen sollte. Über die sexuellen Aspekte ihres Verhältnisses zu Sartre schwieg de Beauvoir sich aus, doch gilt als sicher, dass man sich nicht mit einer bloß intellektuellen Symbiose begnügte.

Ihre bisherigen eigenen Freundschaften gab sie nun weitgehend zugunsten der Freunde Sartres auf, darunter Raymond Aron und Paul Nizan. Dass Sartre schon im November zu 18 Monaten Wehrdienst eingezogen wurde, ließ sich verschmerzen, weil sie ihn häufig in Paris oder an seinem Dienstort nahe Tours treffen konnte.

Mehr aus Pflichtbewusstsein begann sie einen weiteren Roman zu schreiben, doch ihr abwechslungsreiches Leben ließ ihr nicht die nötige Muße. Nach zwei Jahren, die reich an Lektüren, Diskussionen und Erfahrungen aller Art waren, darunter eine erste Auslandsreise nach Spanien, trat sie im Herbst 1931 ihren Dienst als Philosophielehrerin in Marseille an. Sartre arbeitete seit Sommer 1931, direkt nach Beendigung seines Wehrdienstes, in Le Havre. Da es für Ehepaare im öffentlichen Dienst die Möglichkeit gab, in räumlicher Nähe voneinander beschäftigt zu werden, bot Sartre ihr die Heirat an, was sie jedoch ablehnte.

Marseille war eher ein Exil für de Beauvoir, wo sie zwar ihre Rolle als Lehrerin ernst nahm, sich für ihre Schule und die Kollegen aber kaum interessierte, sondern ihre überschüssigen Energien zu langen Wanderungen in der Umgebung verwendete. Schon im Folgejahr wurde sie nach Rouen versetzt, also fast in die Nachbarschaft Sartres. 1936 konnte sie nach Paris zurückkehren, um am Lycée Molière und später am Camille Sée zu unterrichten. Auch Sartre schaffte es 1937, über die Etappen Le Havre und Laon nach Paris zu kommen, das in der Zwischenzeit ihr gemeinsamer Lebensmittelpunkt geblieben war.

Die erste von Simone de Beauvoir eingereichte Erzählung Quand prime le spirituel (Marcel, Lisa, Chantal) wurde von zwei Verlagen abgelehnt.

Der Nationale Schriftstellerbund

Nach dem Hitler-Stalin-Pakt waren viele und vor allem die kommunistischen Intellektuellen zunächst wie paralysiert. Als Hitler die Sowjetunion überfallen hatte, gab Stalin 1942 bekannt, dass „dies der Beginn des großen Feldzugs sei, der den Feind von sowjetischem Boden vertreiben würde“. Die französische Presse, die von den deutschen nationalsozialistischen Besatzungsbehörden kontrolliert wurde, wechselte ihre Taktik und beschwor nun ihre Leser, Europa „vor der bolschewistischen Gefahr zu retten“, statt sie wie bisher aufzufordern, für die Schaffung eines „neuen Europas“ einzutreten.

Der Widerstand organisierte sich zunehmend, und zahlreiche Intellektuelle schlossen sich den Ideen Sartres an. Mitglieder der kommunistischen Intelligenz forderten ihn auf, dem nationalen Schriftstellerbund (CNE) beizutreten. De Beauvoir war nicht zugelassen, da von ihr noch kein Roman erschienen war. Als im Jahre 1943 ein Mitglied des CNE verhaftet wurde, mussten Sartre und de Beauvoir die Stadt verlassen.[2] De Beauvoirs erster Roman wurde im Jahre 1943 unter dem Titel L’invitée (Sie kam und blieb) veröffentlicht.[3] Im gleichen Jahr entließ man sie aus dem Schuldienst, und sie wurde Programmgestalterin bei Radio Nationale. Im darauf folgenden Jahr veröffentlichte sie ihre philosophischen Essays Pyrrhus et Cineas (Pyrrhus und Cineas).[3] Den Durchbruch als Schriftstellerin schaffte Simone de Beauvoir mit ihren beiden existentialistischen Romanen L’invitée (Sie kam und blieb, 1943) und Le sang des autres (Das Blut der Anderen, 1945).

Socialisme et Liberté

Als der Faschismus überall Triumphe feierte und Deutschland Europa von Norwegen bis zum Mittelmeer, vom Atlantik bis ans Schwarze Meer in seine Gewalt gebracht hatte, besetzte die Sowjetunion die baltischen Staaten und plante, mit Japan einen Nichtangriffspakt zu schließen. Zur selben Zeit trat in den USA Franklin D. Roosevelt seine dritte Amtsperiode an. In Frankreich erklärten sich Marschall Pétain und sein Premierminister Pierre Laval nicht nur zur Zurückhaltung bereit, sondern imitierten den deutschen Nationalsozialismus in der Hoffnung, Frankreich werde von den deutschen Machthabern mit Nachsicht behandelt. Kollaborateure, die sich selbst gern als Realisten bezeichneten, traten inzwischen offen auf und gewannen immer mehr politisches Gewicht. Zu dieser Zeit organisierten Sartre und de Beauvoir eine Widerstandsgruppe. Die erste Sitzung fand in Simone de Beauvoirs Zimmer statt. Anwesend waren Merleau-Ponty, Pierre Bost, Dominique Desanti. Bald kooperierten sie mit der Widerstandsgruppe von Alfred Péron, die mit den Partisanen General Charles de Gaulles sympathisierten. Die Grundziele des Programms ließen sich mit dem Namen ihrer Bewegung, Socialisme et Liberté („Sozialismus und Freiheit“), ausdrücken.[4] Als Sartre und de Beauvoir mit André Gide und André Malraux zusammenzuarbeiten versuchten, wurde diese Bewegung stillschweigend aufgegeben.[5]

Café de Flore

Café de Flore in Paris

De Beauvoir war regelmäßig Gast des Café de Flore im Pariser Stadtteil Saint-Germain-des-Prés. Dort arbeitete sie, verabredete sich mit Freunden und traf hier 1943 auch Albert Camus, nachdem sie dessen Roman Der Fremde gelesen hatte. Camus arbeitete damals bei Gallimard. Er war in Untergrundaktivitäten verwickelt und an Gestaltung, Druck und Verteilung der Untergrundzeitung Combat [6] beteiligt. Kurz vor der Befreiung von Paris übernahmen Camus und seine Leute die Druckereien und die Büros der Kollaborateurpresse, und auf den Straßen begann der erste offene Verkauf des Combat und der Libération. Eines Abends stellten Luise und Michel Leiris im Café de Flore de Beauvoir auch Dora Maar und Pablo Picasso vor,[7] der gerade ein kleines Schauspiel geschrieben hatte, das sie öffentlich in verteilten Rollen vorlasen. An diesen Abenden lernte de Beauvoir den Psychiater Jacques Lacan und seine Freundin Sylvia Bataille, eine Schauspielerin, kennen und traf zum ersten Mal mit Lucienne und Armand Salacrou zusammen.[7] Zu ihrem Kreis gehörte auch Jean Genet.[8]

1945 reiste de Beauvoir nach Portugal und schrieb danach im Combat. Im selben Jahr lernten Sartre und de Beauvoir Alexandre Astruc über Raymond Queneau kennen.[9] Ebenfalls 1945 kam es zur Uraufführung ihres Theaterstücks Les bouches inutiles (Die unnützen Mäuler), und es erschienen die ersten Ausgaben der Temps Modernes und der Roman Tous les hommes sont mortels (Alle Menschen sind sterblich).[3]

Les Temps Modernes

Im Jahre 1945 schlossen de Beauvoir und Sartre die erste Ausgabe von Les Temps Modernes ab. Die Redaktion setzte sich aus Simone de Beauvoir, Michel Leiris, Maurice Merleau-Ponty, Albert Olivier, Jean Paulhan und Jean-Paul Sartre zusammen.[10] In der Zeitschrift wurden drei Kapitel des Buches Das andere Geschlecht und 1947 ein Tagebuch de Beauvoirs publiziert, das später unter dem Titel Amerika-Tag und Nacht erschien.[11]

Reise in die USA

1946 lernte Simone de Beauvoir Philippe Soupault im Café de Flore kennen, einen Freund André Bretons, der damals in der Kulturabteilung des Außenministeriums arbeitete. Er verschaffte ihr 1947 eine Vortragsreise in die USA, wo sie den amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren kennenlernte. Über diese Erinnerungen schrieb sie das Tagebuch in Les Temps Modernes, in dem sie den materiellen Überfluss in den USA kritisierte. Zwischen 1947 und 1952 führte de Beauvoir eine Liebesbeziehung mit Algren.[11]

Nelson Algren, 1956

In New York, wo sie bereits mit Stépha und Fernando Gerassi bekannt war, lernte sie Ellen und Richard Wright, Dwight MacDonald und Mary McCarthy kennen.[12]

Nach drei Wochen in New York fuhr sie nach Washington und weiter nach Georgia und Ohio, wo sie integrierte und koedukative Hochschulen besuchte. Sie reiste dann weiter nach Detroit, Pittsburgh und St. Louis und Chicago, wo sie Algren traf.[13] Anschließend fuhr sie nach Kalifornien und hielt an der Universität von Kalifornien und in Berkeley Vorträge. Außerdem konnte sie Henriette Nizan wiedersehen. In Los Angeles und San Francisco traf sie William Wyler und Darius Milhaud. De Beauvoir verbrachte einen Monat in New Mexico und reiste wieder nach New York. Dort traf sie Miró und Carlo Levi. Vor ihrer Rückreise nach Frankreich verbrachte sie die verbleibende Zeit mit Algren in New York.[14]

Nach dieser USA-Reise veröffentlichte sie ihren Essay Pour une morale de l’ambiguité (Für eine Moral der Doppelsinnigkeit). Im darauf folgenden Jahr erschien ihr Reisetagebuch unter dem Titel L’Amerique au jour le jour (Amerika – Tag und Nacht).[3] 1947 flog sie noch einmal nach Chicago, um Algren wiederzusehen.[15]

1947–1956

1947 reisten de Beauvoir und Sartre nach Skandinavien, über Kopenhagen und Stockholm weiter nach Norden bis dicht an den Polarkreis. Von dort setzten sie ihre Reise mit dem Schiff fort und gelangten schließlich in ein kleines Lappendorf.[15]

Im Februar 1948 fuhr sie mit Sartre nach Berlin und beide nahmen an der Premiere von Die Fliegen teil.[16] Im Mai desselben Jahres begrüßte de Beauvoir die Gründung des Staates Israel; kurz zuvor hatte Sartre einen Artikel geschrieben, in dem er die Gründung eines jüdischen Staates gefordert hatte, der von der UNO militärisch geschützt werden sollte.[17]

Ihr Welterfolg Das andere Geschlecht erschien 1949 (deutsch 1951) und machte sie zur bekanntesten Intellektuellen Frankreichs. Sie wurde von Regierungen eingeladen und reiste durch ganz Europa, nach Nord-, Mittel- und Südamerika, in den Nahen und Fernen Osten, in die UdSSR und nach China.[3] Über ihre Reiseerfahrungen schrieb sie in Reportagen und Tagebüchern.

Bevor de Beauvoir nach Chicago flog, um zwei weitere Monate mit Algren zu verbringen, entschloss sie sich 1950 zu einem gemeinsamen Urlaub mit Sartre. Michel Leiris schlug ihnen vor, nach Afrika zu fahren – zunächst nach Algerien und von dort weiter bis nach Äquatorialafrika.[18]

Als de Beauvoir aus Chicago nach Paris zurückkehrte, war die Kriegshysterie auf ihrem Höhepunkt, und Camus riet Sartre zu emigrieren, da er fürchtete, die Russen könnten Frankreich besetzen.[19]

1951 reiste de Beauvoir mit Sartre nach Norwegen, Island und England; damals zeigte sie Sartre die erste Version ihres Romans Die Mandarins von Paris.[20]

Von 1952 bis 1958 war de Beauvoir mit dem späteren Filmemacher Claude Lanzmann zusammen. Lanzmann sagte in einem Interview im Januar 2009: „Und mit Simone de Beauvoir lebte ich sieben Jahre zusammen. Ich war der einzige Mann, mit dem sie je eine Wohnung teilte.“[21]

Seit dem Sommer 1953 lebte de Beauvoir den Sommer über in Rom und nur noch die Hälfte des Jahres in Paris.[22]

Im Oktober 1954 erhielt sie den renommierten Prix Goncourt für ihren Roman Les Mandarins (Die Mandarins von Paris).[23] Nach den Reisen veröffentlichte sie im Jahre 1955 die Aufsatzsammlung Privilèges (in Deutschland verteilt auf die Aufsatzsammlungen Soll man de Sade verbrennen? und Auge um Auge).[3] Ende des Jahres begann der Konflikt, der zum Algerienkrieg führen sollte.[23]

Der Ungarn-Aufstand 1956 fiel mit der militärischen Intervention Großbritanniens und Frankreichs in Ägypten zusammen. Die Suez-Krise drängte die Ungarn-Frage in den Hintergrund. Gemeinsam mit anderen nichtkommunistischen Mitgliedern der Friedensbewegung setzten de Beauvoir und Sartre eine Resolution durch, die den Abzug der sowjetischen Truppen aus Ungarn forderte.

Algerienkrieg

1956 wurde der Besitz Algeriens zu einer Frage der nationalen Ehre hochstilisiert. Es gab Proteste. Man organisierte Treffen, Demonstrationen und Streiks. Die Abfahrt von Truppentransporten wurde durch Straßensperren behindert. Seit zwei Jahren war de Gaulle wieder an die Macht gekommen. Im Mai 1958 hatte die demoralisierte und aufsässige Armee gedroht, Algerien sich selbst zu überlassen. Durch die Volksabstimmung hatte de Gaulle seine V. Republik abgesichert und siebzehn afrikanischen und karibischen Ländern die Unabhängigkeit angeboten. Aber der Krieg ging weiter.[24]

De Beauvoir und Sartre waren von Anfang an gegen den Krieg. Zweimal war die Temps Modernes beschlagnahmt worden, weil sie angeblich „aufrührerische“ Artikel veröffentlichte. Die Büroräume der Zeitung wurden durchsucht und Francis Jeanson inhaftiert, weil er seine Sympathie für die FLN zu deutlich gemacht hatte.[25]

Von Soldaten erhielten die Publizisten der Temps Modernes Augenzeugenberichte über Folterungen, Plünderungen und nächtliche Massaker. Als Sartre zu einer Protestaktion aufrief, wurde de Beauvoir von einem Polizeikommissar bedroht.[26]

Reise nach Kuba

Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre im Gespräch mit Che Guevara in Kuba, 1960

Sartre hatte einen Vertrag mit dem France-Soir, für den er eine Artikelserie über das neue Kuba schreiben sollte. De Beauvoir und Sartre trafen sich privat mit Che Guevara, machten mit Castro eine Rundfahrt auf der Insel und führten mehrere Gespräche. De Beauvoir, Sartre und Castro nahmen an der Beerdigung der ersten Opfer der gegen Castro gerichteten Bombensabotage teil.[27] Von Havanna flogen de Beauvoir und Sartre zunächst nach New York weiter, bevor sie nach Paris zurückkehrten.

Der Algerien-Krieg war immer noch nicht zu Ende. Die algerischen pieds-noirs hatten auf de Gaulles Selbstbestimmungsangebot mit Straßenbarrikaden in Algier geantwortet. De Beauvoir schrieb einen Artikel in Le Monde über die Folterungen in Algier und gründete mit ihrer Anwältin Gisèle Halimi ein Komitee zur Verteidigung des Mädchens Djamila Boupachas, eines der Opfer aus Algier. Diese Kampagne wurde von Françoise Sagan in L’Express unterstützt.[28] Durch die Veröffentlichung des Buches Gisèle Halimis Djamila Boupacha wurde auch Simone de Beauvoir zur Zielscheibe der Terroristen. Eigentlich wollte sie nur ein Vorwort zu dem Buch schreiben, trat aber schließlich als Ko-Autorin auf, um die Verantwortung gegenüber der Justiz mit Halimi zu teilen.[29] Im Jahr 1971 war sie neben Gisèle Halimi eine der Mitgründerinnen des Vereins Choisir la cause des femmes, dessen erste Präsidentin sie bis 1981 war.

Am 18. März 1962 unterzeichneten Abgesandte Frankreichs und die Exilregierung der Republik Algerien das Abkommen von Évian, durch das der Algerienkrieg beendet wurde.[29]

Rom

Die italienische Hauptstadt wurde de Beauvoir und Sartre zur zweiten Heimat. Sie verbrachten vier Monate im Jahr in Rom, gewöhnlich wohnten sie in einem Doppelzimmer in der Albergo Nazionale an der Piazza di Monte Citorio. Manchmal aßen sie bei Carlo Levi und trafen hin und wieder den Führer der kommunistischen Partei Italiens, Palmiro Togliatti.[29] Carlo Levi stellte hier de Beauvoir und Sartre Alberto Moravia vor.[30]

Letzte Jahre

Grabstein von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir am Cimetière Montparnasse (2014)

De Beauvoir pflegte ihren Lebensgefährten Sartre während seiner langen Krankheit bis zu seinem Tod im Jahr 1980. In diesem Jahr adoptierte sie die Philosophielehrerin Sylvie Le Bon, um ihren Nachlass zu regeln. 1981 veröffentlichte sie Die Zeremonie des Abschieds (La Cérémonie des adieux), einen schmerzhaften Rückblick auf die letzten Jahre des Lebens Sartres. Simone de Beauvoir starb am 14. April 1986 und wurde auf dem Cimetière du Montparnasse in Paris neben Jean Paul Sartre begraben.

Werk

Die Werke Hegels und die von Sören Kierkegaard, der den Willen über die Vernunft stellte und forderte, dass niemand in der Auseinandersetzung mit dem Menschen zu wissenschaftlich vorgehen dürfe, beeinflussten Simone de Beauvoirs Denken. Die Wissenschaft, die sich mit allgemeinen Erscheinungen befasst, kann Dinge nur von außen her beleuchten, sagte Kierkegaard.[31] Ihre philosophischen Werke verbinden sich stark mit dem Sartreschen Existentialismus. Simone de Beauvoir gilt auch als eine der Begründerinnen des Feminismus nach 1968.

Nach dem Tod von Simone de Beauvoir schrieb die amerikanische Feministin Kate Millett: De Beauvoir war immer wieder heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Neben der zu erwartenden Kritik aus dem bürgerlich-konservativen Lager, legte sie sich auch mit der Linken an, weil sie (vor allem in späteren Jahren) davon überzeugt war, dass sich die Unterdrückung der Frau nicht automatisch im Kommunismus auflösen werde. Auch von Feministinnen wurde sie angegriffen. Im Zentrum der Kritik standen dabei meist ihre Beschreibungen des weiblichen Körpers und ihre „Entmystifizierung“ der Mutterschaft.

„Wenn man uns sagt: ‚Immer schön Frau bleiben, überlasst uns nur all diese lästigen Sachen wie Macht, Ehre, Karrieren, seid zufrieden, dass ihr so seid: erdverbunden, befasst mit den menschlichen Aufgaben …‘ Wenn man uns das sagt, sollten wir auf der Hut sein!“

Simone de Beauvoir[32]

Simone de Beauvoirs erster Roman Sie kam und blieb, geschrieben in den Kriegsjahren 1938 bis 1941, wie auch die folgenden Romane Das Blut der anderen und Alle Menschen sind sterblich gelten als ihre existentialistischen Romane, in denen Figuren und Handlungen Träger moralischer und philosophischer Fragen sind.[33] Theorien wie die des englischen Philosophenpaares Kate und Edward Fullbrook in ihrem 2008 in London erschienenen Buch Sex and Philosophy: Rethinking de Beauvoir and Sartre, gehen – nicht zuletzt nach genauem Studium der spät veröffentlichten Briefe von de Beauvoir und Sartre aus dieser Zeit – davon aus, dass de Beauvoir den Sartreschen Existentialismus vorausgedacht hat, nur eben nicht abstrakt, sondern eingebunden in Literatur. Als einer der Belege für diese These gilt die folgende Eingangsszene des Romans Sie kam und blieb:

„Ich bin da, mein Herz schlägt.“

Simone de Beauvoir[33]

Sie kam und blieb

Bereits bei diesem ersten veröffentlichten Roman, der seine Leser unwiderstehlich in den Sog des Trios zieht, hat de Beauvoir ihren Ton gefunden: einen sprachlich uneitlen, dicht an der gesprochenen Sprache orientierten, auf Information und Kommunikation zielenden Stil. Die junge Autorin ist, nach eigener Aussage, unter anderen von Hemingway beeinflusst und teilt über ihre Methode in den Memoiren mit:

„Meine Helden wissen nichts über den Augenblick hinaus, und so erscheinen die Episoden oft so rätselhaft wie in einem guten Roman von Agatha Christie.“

Simone de Beauvoir[33]

Dass das Buch stark autobiographisch geprägt ist, war für ihr direktes Umfeld schon bei Erscheinen unschwer zu entschlüsseln. Für die breite Öffentlichkeit erschlossen sich die realen Bezüge erst posthum, nach der Veröffentlichung der Briefe der beiden Protagonisten.[33]

Das Blut der anderen

De Beauvoir versuchte, den Begriff des „Anderen“ in neuen Romanen auszudrücken, wie in Le Sang des Autres (Das Blut der anderen), ihrem spätesten Roman. „Mein neuer Held, Jean Blomart, bestand nicht, wie Françoise in Sie kam und blieb, darauf, der einzige fühlende Mensch in der Begegnung mit anderen zu sein.“ schrieb de Beauvoir in ihrem Werk In den besten Jahren. Der Held dieses Romans, Jean Blomart, weigert sich, für sie ein bloßes Objekt zu sein, in ihre Existenzen mit der brutalen Undurchsichtigkeit eines leblosen Dinges einzugreifen. Die Heldin des Buches war diesmal eine sterbende Frau, Hélène. Ursprünglich hatte de Beauvoir nicht geplant, Hélène und Blomart mit der Résistance in Verbindung zu bringen, aber als sie im Oktober 1943 ihren Roman begann, wurde ihr klar, dass Attentate und Vergeltungsmaßnahmen dem zugrunde liegenden Thema mehr Zusammenhang und ein in die Zukunft gerichtetes Moment geben würden. 1945, als das Buch veröffentlicht wurde, nannte man es ein „Buch der Résistance“.[34]

Alle Menschen sind sterblich

Während Blomart in Das Blut der anderen ein Mann von großem Verantwortungsbewusstsein war, spiegelte ihr Held in Alle Menschen sind sterblich, das im XVI. Jahrhundert spielt, ein pessimistisches Bild der Ohnmacht und der Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens wider.[35] Die Hauptgestalt des Romans ist Fosca, ein italienischer Adliger, der einen Zaubertrank zu sich nimmt, der ihn unsterblich macht. De Beauvoir wollte damit nachweisen, dass die Unsterblichkeit bedeutungslos wäre, weil jedem Individuum damit der Lebenssinn und die Hoffnung genommen wären. Das Buch ist eine düstere Beschreibung des ausgehenden Mittelalters mit seinen verheerenden Kriegen, seinen sinnlosen Rebellionen und Massakern.[36]

Es spiegelt die Meinung de Beauvoirs nach dem Krieg wider, dass der Tod der meisten oder auch aller Kämpfer der Résistance, wenn auch nicht ganz umsonst, so doch sehr unbedeutend für die weitere geschichtliche Entwicklung gewesen war.[37] Die einzige Hoffnung war, dass diese verlorenen Leben ihren Sinn in sich selbst getragen hatten. Die Erinnerung der Lebenden an die Opfer war kurzlebig. Als Gegengewicht zu Fosca schuf de Beauvoir Régine, die versucht, sein unsterbliches Herz zu erobern, um so auch ein Stück Einzigartigkeit und Unsterblichkeit zu gewinnen. Aber auch das schlägt fehl. Alle ihre Handlungen und Tugenden bemänteln lediglich ihre absurden, existentiellen Anstrengungen, die mit denen aller anderen identisch sind. Mit Entsetzen sieht sie, wie ihr Leben zu einer Komödie wird, und versinkt im Wahnsinn.[37]

Das andere Geschlecht

Am bekanntesten wurde jedoch – neben ihrer mehrbändigen Autobiographie – ihre Studie über die Rolle der Frau in Das andere Geschlecht, erschienen 1951 (Original Le Deuxième Sexe, 1949): Darin wies sie eingehend auf die Unterdrückung der Frau im Patriarchat hin und schuf eine der theoretischen Grundlagen für die erstarkende neue Frauenbewegung.

De Beauvoir sagt in diesem Werk auch, dass Frauen von den Männern zum „Anderen Geschlecht“ gemacht worden seien. Dies bedeutet in der existentialistischen Terminologie de Beauvoirs, dass sich der Mann als das Absolute, das Essentielle, das Subjekt setzt, während der Frau die Rolle des Anderen, des Objekts zugewiesen wird. Sie wird immer in Abhängigkeit vom Mann definiert. Deshalb hat sie mit stärkeren Konflikten zu kämpfen als der Mann. Wenn sie ihrer „Weiblichkeit“ gerecht werden will, muss sie sich mit einer passiven Rolle begnügen, dies steht aber ihrem Wunsch entgegen, sich als freies Subjekt durch Aktivität selbst zu entwerfen.[38]

De Beauvoir präsentiert eine äußerst komplexe Analyse der Lage der Frau. Sie diskutiert biologische, psychoanalytische und historische „Fakten und Mythen“ (so der Titel des ersten Teils) und die „gelebte Erfahrung“ der Frau. Stark beeinflusst von Jean-Paul Sartres und Maurice Merleau-Pontys existentialistischer Phänomenologie geht sie davon aus, dass keine wissenschaftliche Betrachtung „die Frau“ erklären kann. Nur die individuelle Erfahrung hält sie für ausschlaggebend.

Sie hat viele der späteren Diskussionen im Feminismus beeinflusst und angestoßen und war wegbereitend für die Gender Studies.

„Wer hätte je ein Buch geschrieben, das das Schicksal aller Menschen verändern würde? Es wird Zeit brauchen, voll und ganz zu ermessen, welche Auswirkungen Das andere Geschlecht auf die Sozialgeschichte gehabt hat, auf das Privatleben, das Alltagsbewusstsein und die Wahrnehmung.“

Kate Millett

Das andere Geschlecht erschien zwischen zwei Frauenbewegungen (der der ersten Welle bis zum Ersten Weltkrieg und der der zweiten ab 1970) und steht in der Tradition von Feministinnen wie Olympe de Gouges (1748–1793), Mary Wollstonecraft (1759–1797) oder Virginia Woolf (1882–1941), auf die Beauvoir sich auch beruft, und es geht weit darüber hinaus. Beauvoirs umfassende kulturgeschichtliche und soziologische Abhandlung der Lage der Frauen in einer von Männern dominierten Welt ist der radikalste und visionärste Beitrag zur Emanzipation der Frauen im 20. Jahrhundert.

Das andere Geschlecht ist im Wesentlichen eine dialektisch-materialistische Studie des Daseins der Frau. Es erklärt die Frau nicht als ein geheimnisvolles Wesen, sondern unter dem Gesichtspunkt ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation. Die Versklavung der Frau und ihre Befreiung sind die Folgen ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit und wirtschaftlichen Emanzipation.[39]

Die Mandarins von Paris

Der 1954 veröffentlichte Roman wurde zum bis dahin größten literarischen Erfolg von Simone de Beauvoir. Sie erhielt den renommierten Prix Goncourt und nannte die Reaktionen von Publikum und Kritik einen „Traum“, der sich erfüllt habe.[40]

Das Buch gilt als Schlüsselroman zur Situation der Linksintellektuellen im Nachkriegs-Frankreich. Die Nationalsozialisten, der gemeinsame Feind, der zuvor alle geeint hatte, waren besiegt. Die Linke splitterte sich auf in unterschiedliche bis feindliche Fraktionen. Über den Kommunismus war längst der Schatten des Stalinismus gefallen, das von Sartre mitbegründete Rassemblement Démocratique Révolutionnaire ging rasch zugrunde, und es stellte sich nun die Frage nach der ganz persönlichen Verantwortung sowie einem sinnvollen kollektiven politischen Engagement.[40]

De Beauvoir entwickelte in diesem Roman ihren expressionistisch geprägten Stil fort. Ihre literarische Sprache unterscheidet sich kaum von der in den Briefen und Tagebüchern. In dem Roman-Paar Anne und Robert Dubreuilh sind unschwer de Beauvoir und Sartre zu erkennen, auch wenn die Figuren selbstverständlich nicht deckungsgleich sind mit den realen Personen. Die Tochter der beiden, Nadine, scheint die Summe der „immanenten“ jungen Frauen zu sein, die das Paar im Leben umschwirren.[41]

Die Welt der schönen Bilder

Das Buch spielt nicht wie alle anderen, im Intellektuellen-, sondern im Nouveaux-Riches-Milieu von Paris. Ihr zentrales Thema ist ein in den sechziger Jahren aufkommender – und sich 1968 virulent bahnbrechender – Konflikt: das Unbehagen am steigenden Materialismus und die sich vergrößernde Kluft zwischen Arm und Reich – bei gleichzeitigem Verlust aller Werte.[42]

De Beauvoir thematisiert hier nicht nur ihre Kritik an Konsum – Hörigkeit und Konformismus, sondern auch die bittere Erkenntnis, dass die Müttergeneration nicht mehr zu retten ist – der Kampf um die Töchter sich jedoch lohnt.[43]

Memoiren

Simone de Beauvoir veröffentlichte fünf Bücher als ihre Memoiren, in denen sie etliche Namen veränderte. Die meisten Personen, die hinter diesen Namen stehen, ließen sich später identifizieren.

Memoiren einer Tochter aus gutem Hause

De Beauvoir schildert minutiös, wie das am 9. Januar 1908 in Paris geborene kleine Mädchen zu der jungen Frau wurde, die sie war – und was die erwachsene Frau daraus gemacht hat. Ihre Erinnerungen sind bilderreich, sinnlich und leidenschaftlich. Dieser erste Teil der Memoiren endet mit dem Tod der Freundin, der Begegnung mit Sartre – und dem Schreiben ihres ersten Romans. Zaza, die beste Freundin, zerbricht an der Halbherzigkeit, der „mauvaise foi“ (Unaufrichtigkeit) ihrer Umwelt, der Klassenarroganz ihrer Familie und am Frauwerden.[44]

In den besten Jahren

In diesem 1960 erschienenen zweiten Memoiren-Band geht es um die Jahre 1929–1944, bis zur Befreiung von Paris, also die Zeit, die auch in Sie kam und blieb sowie in ihren Briefen an Sartre im Zentrum steht.[45]

Der Lauf der Dinge

1963 veröffentlichte Simone de Beauvoir ihren dritten Memoiren-Band. Er beginnt mit der Befreiung von Paris. Des Weiteren schildert sie darin die Reaktionen auf Das andere Geschlecht, das ausgerechnet in den Monaten erschien, in denen Nelson Algren sie in Paris besuchte. Die Aggressionen auf der Straße oder in den Cafés und Restaurants gegen die Autorin des skandalösen Buches waren äußerst lästig, sodass de Beauvoir mit Algren Paris verließ.[46] Wie im zweiten Band ihrer Memoiren, findet sich Wichtiges neben Unwichtigem, eindringliche Schilderungen der gesellschaftlichen Zustände neben privaten Anekdoten. Einen großen Raum in dem Buch nehmen Reisebeschreibungen ein, die teilweise dermaßen detailverliebt sind, dass sie zwar einerseits unprätentiös erscheinen, sich andererseits aber auch zu wichtig nehmen. Diese Art, sich selbst darzustellen, war einer der Gründe, warum die Reaktionen auf ihre Memoirenbände bei den Kritikern (im Gegensatz zur großen Mehrheit der Leser und Leserinnen) nicht durchweg positiv waren.

Alles in allem

In diesem vierten Memoiren-Band schildert Simone de Beauvoir ihr Leben in den Jahren von 1962 bis 1972, vom Ende des Algerienkrieges bis zum Beginn der Frauenbewegung.[47]

Die Zeremonie des Abschieds

Der fünfte und letzte Band ihrer Memoiren umfasst die letzten zehn Jahre mit Sartre. Dieses Buch enthält neben den Schilderungen des Krankheitsverlaufs Gespräche mit Jean-Paul Sartre August – September 1974.

Bibliographie

Romane

Erzählungen, Novellen

Essays

  • Pyrrhus et Cinéas (1944)
  • Pour une morale de l’ambiguïté (1947)
  • L’Existentialisme et la Sagesse des nations (1948)
  • Le Deuxième Sexe (1949), (Das andere Geschlecht) Übersetzt von Uli Aumüller, Grete Osterwald, Rowohlt Taschenbuch Verlag August 2000, ISBN 3-499-22785-1.
  • Privilèges (dt. Soll man de Sade verbrennen?, Auge um Auge) (1955)[48]
  • La Longue Marche (1957)[48] (China. Das weitgesteckte Ziel. Jahrtausende – Jahrzehnte. Aus dem Französischen übertragen von Karin von Schab und Hanns Studnicka, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1960)
  • La Vieillesse (Das Alter) (1970) Dt. von Anjuta Aigner-Dünnwald und Ruth Henry, ISBN 3-498-00433-6.

Memoiren und Erinnerungen

Reisebericht

  • L’Amerique au jour le jour, (Amerika Tag und Nacht) (1950) Rowohlt Verlag Hamburg. Reisetagebuch vom 25. Januar – 20. Mai 1947, mit eigenem Vorwort

Theater

Posthum veröffentlichte Werke

  • Lettres à Sartre (Briefe an Sartre) (1990), herausgegeben von Sylvie Le Bon de Beauvoir Rowohlt Taschenbuch Verlag, RoRoRo, Reinbek 1997, ISBN 3-499-22372-4.
  • Lettres à Nelson Algren (Eine transatlantische Liebe. Briefe an Nelson Algren), herausgegeben von Sylvie Le Bon de Beauvoir aus dem Englischen von Judith Klein; Rowohlt Verlag, Reinbek 1997, ISBN 3-499-23282-0.

Preise

1975 wurde de Beauvoir mit dem Jerusalempreis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft und 1983 mit dem Sonning-Preis der Universität Kopenhagen ausgezeichnet.
1978 bekam sie den österreichischen Staatspreis für europäische Literatur.[49]

Filmographie

  • 1974: Simone de Beauvoir live. Ein Filmporträt von Alice Schwarzer – Dokumentarfilm[50]
  • 2006: Der Liebespakt: Simone de Beauvoir und Sartre (Les amants du Flore) – Spielfilm[51]
  • 2007: Simone de Beauvoir – Eine moderne Frau (Simone de Beauvoir, une femme actuelle) – Dokumentarfilm[52]
  • 2013: Violette – Spielfilm

Siehe auch

Literatur

  • Ingrid Galster: Simone de Beauvoir und der Feminismus. Argument Verlag, Hamburg 2015, ISBN 978-3-86754-501-3.
  • Deirdre Bair: Simone de Beauvoir. Eine Biographie. btb/Goldmann, München 1990, ISBN 3-8135-7150-5.
  • Hans-Martin Schönherr-Mann: Simone de Beauvoir und das andere Geschlecht. dtv premium, München 2007, ISBN 978-3-423-24648-4.
  • Florence Hervé; Rainer Höltschl: absolute Simone de Beauvoir. orange-press, Freiburg 2003, ISBN 3-936086-09-5.
  • Christiane Zehl Romero: Simone de Beauvoir. 15. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek 2001, ISBN 3-499-50260-7.
  • Claudia Card: The Cambridge Companion to Simone de Beauvoir. Cambridge University Press, 2003, ISBN 0-521-79429-3.
  • Sylvie Chaperon; Christine Delphy: Cinquantenaire du Deuxième sexe. Syllepse, Paris 2003, ISBN 3-936086-09-5.
  • Toril Moi: Simone de Beauvoir. Die Psychographie einer Intellektuellen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13557-5.
  • Claudine Monteil: Die Schwestern Helene und Simone Beauvoir. Nymphenburger, München 2006, ISBN 3-485-01086-3.
  • Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir heute. rororo, Reinbek bei Hamburg 1983, ISBN 3-462-03956-3.
  • Alice Schwarzer, Simone de Beauvoir: ein lesebuch mit bildern. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2007, ISBN 978-3-498-06400-6.
  • Gerlinde Kraus: Bedeutende Französinnen – Christine de Pizan, Émilie du Châtelet, Madame de Sévigné, Germaine de Staël, Olympe de Gouges, Madame Roland, George Sand, Simone de Beauvoir. Schröder Verlag, Mühlheim am Main 2006, ISBN 3-9811251-0-X.
  • Ingeborg Gleichauf: Sein wie keine Andere. Simone de Beauvoir. Schriftstellerin und Philosophin. (Reihe Hanser). dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-62324-7.
  • Hazel Rowley: tete à tete – Leben und Lieben von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Parthas Verlag, 2007, ISBN 978-3-86601-667-5.
  • Susanne Moser: Freiheit und Anerkennung bei Simone de Beauvoir. Edition Diskord, Tübingen 2002, ISBN 3-89295-727-4.
  • Susanne Moser: Freedom and Recognition in the Work of Simone de Beauvoir. Peter Lang, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-50925-8.
  • Yvanka Raynova, Susanne Moser: Simone de Beauvoir: 50 Jahre nach dem Anderen Geschlecht. Peter Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-50866-2.
  • Walter van Rossum: Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Die Kunst der Nähe. rororo, 2001, ISBN 3-499-23042-9.
  • Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1982, ISBN 3-499-14921-4.
  • Diary of a Philosophy Student: Volume 1, 1926/27. Hrsg. und bearbeitet von Barbara Klaw, Sylvie Le Bon de Beauvoir, Margaret Simons, Marybeth Timmermann. University of Illinois Press, Urbana/Chicago 2006, ISBN 0-252-03142-3. (englisch, postum)

Weblinks

Commons: Simone de Beauvoir - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Hauptquelle dieses Abschnitts sind Band I und II der Memoiren de Beauvoirs (Mémoires d’une jeune fille rangée bzw. Memoiren einer Tochter aus gutem Haus und La Force de l’âge. Vgl. auch die betreffenden Kapitel in Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007.)
  2. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 117–118, 128.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2007, S. 330.
  4. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 107–108.
  5. Axel Madsen:Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe, Hamburg 1982, S. 112.
  6. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 122.
  7. 7,0 7,1 Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 124.
  8. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 126–127.
  9. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 138.
  10. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 139.
  11. 11,0 11,1 Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 143.
  12. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 144–45.
  13. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 145–146.
  14. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 148.
  15. 15,0 15,1 Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 155.
  16. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 163.
  17. Roderick MacArthur:Author!Author? In: Theater Arts 22, März 1949.
  18. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 186.
  19. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 187.
  20. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 190.
  21. „Die Israelis töten, aber sie sind keine Killer“. In: Berliner Zeitung, 24./25. Januar 2009.
  22. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 192.
  23. 23,0 23,1 Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 195.
  24. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 196.
  25. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 197.
  26. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 197–198.
  27. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 222–223.
  28. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 224–225.
  29. 29,0 29,1 29,2 Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 236.
  30. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 216.
  31. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 101.
  32. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 16.
  33. 33,0 33,1 33,2 33,3 Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 69.
  34. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 120.
  35. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 152.
  36. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 152–153.
  37. 37,0 37,1 Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Hamburg 1982, S. 153.
  38. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens Schwarzer 161 wurde kein Text angegeben.
  39. Axel Madsen: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Rowohlt Taschenbuchverlag, Hamburg 1977, S. 171.
  40. 40,0 40,1 Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 203.
  41. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 204.
  42. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 239.
  43. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 240.
  44. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 24.
  45. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 47.
  46. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 191.
  47. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 313.
  48. 48,0 48,1 48,2 Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 331.
  49. Ich habe keinen Grund, die Männer zu hassen. Simone de Beauvoir erhielt den österreichischen Literaturstaatspreis 1978. Arbeiterzeitung, 20. Dezember 1978, abgerufen am 7. März 2015.
  50. Produktion: NDR, DVD der EMMA film edition: 2008, emma.de
  51. Drehbuch: Chantal de Rudder, Evelyne Pisier, Regie: Ilan Duran Cohen, Produktion: ARTE France, France 3, Fugitive Productions, Pampa Production, TV5, Inhaltsangabe von arte.
  52. Regie: Dominique Gros, Produktion: ARTE France, les Films d’Ici, Erstsendung: 10. Januar 2008, Inhaltsangabe von arte.


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