Urlehrer der Menschheit und Anthropomorphismus: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Urlehrer der Menschheit''', die '''Monden-Urlehrer''', waren [[Engel]]wesenheiten, die in alten Zeiten als Lehrer der [[Mensch]]en auf [[Erde (Planet)|Erden]] lebten. Sie wirkten allerdings nicht in [[Physischer Leib|physischen Leibern]], sondern stiegen nur bis zum [[Ätherleib]] herab. Später zogen sie sich ins Innere des [[Mond]]es wie in eine Festung zurück {{Lit|{{G|228|15}}}}.  
'''Anthropomorphismus''' (von {{ELSalt|ἄνϑρωπος}} ''anthropos'' ‚Mensch‘  und {{polytonisch|μορφή}} ''morphē'' ‚Form, Gestalt‘) ist die Übertragung [[mensch]]licher [[Gestalt]]s- und [[Verhalten]]smerkmale auf ''nichtmenschliche'' Wesen und Erscheinungen, beispielsweise auf [[Götter]], [[Tier]]e, [[Pflanze]]n, [[Natur]]gewalten, unbelebte [[Objekt]]e und sogar auf [[Maschine]]n.  


== Die Mondenlehrer als Erzieher der Menschheit ==
Schon in den «[[GA 1|Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» hatte Rudolf Steiner geschrieben, dass der Mensch zwangsläufig einen offenbaren oder verhüllten Anthropomorphismus in seine [[Erkenntnis]]tätigkeit hineinträgt, ja, dass dadurch, wenn es in richtiger Weise geschieht, überhaupt erst Erkenntnis möglich wird. Er entfernt sich dadurch keineswegs von der Wirklichkeit, die grundsätzlich nur in einem Subjekt und Objekt übergreifenden Prozess zu erreichen ist. Die [[Wahrheit]], durch die die [[Wirklichkeit]] ergriffen werden soll, ist immer ein [[Freiheit|freies]] schöpferisches Erzeugnis des [[individuell]]en Menschen, das aber bei entsprechender geistiger Beweglichkeit [[Intersubjektivität|intersubjektiv]] nachvollzogen werden kann. Damit wird keineswegs ein willkürlicher Relativismus begründet, sondern es wird nur betont, dass die Wirklichkeit im Erkenntnisvorgang individuell ergriffen werden ''muss'' und auch auf diese Weise ergriffen werden ''kann'', weil der Mensch als [[Mikrokosmos]] sämtliche Gesetzmäßigkeiten des [[Makrokosmos]] in sich trägt. Auch den ''scheinbar'' rein objektiven Erkenntnissen der [[Naturwissenschaft]]en haftet ein solcher, meist verhüllter Anthropomorphismus an.
 
Die Urlehrer der Menschheit ''"haben der Menschheit die ursprünglichen großen Weistümer gegeben, die nur im Nachklang erhalten sind selbst in solchen Schöpfungen, wie es die Veden sind und die Vedantaphilosophie."'' {{Lit|{{G|239|130}}}}
 
Es handelt sich dabei um [[Wesenheiten]], die einen Teil ihrer [[Menschheitsentwicklung]] bereits auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] absolviert hatten, aber - anders als die regulär fortgeschrittenen [[Engel]] - während der [[Erdentwicklung]] noch einiges vollenden mussten.
 
<div style="margin-left:20px">
"Und jene Wesenheiten, die dazumal [Anm.: auf dem alten Mond] ihre Menschheit schon zum Teil
durchmachten, die nur einiges von dieser Menschheit noch zu vollenden
hatten während des Erdendaseins, die sind eben diejenigen Individualitäten,
von denen ich gesprochen habe als den großen weisen Urlehrern
der Menschheit auf Erden, die heute auf der Mondenkolonie
sich befinden." {{Lit|{{G|232|131}}}}
</div>
 
Ihr Zurückbleiben ist dabei durchaus als Opfertat im Dienste der Menschheitsentwicklung aufzufassen {{Lit|{{G|121|43}}}}. Sie bevölkerten in der Vergangenheit als eine Art zweites, [[ätherisch]] vorhandenes [[Mensch]]engeschlecht die Erde.
 
<div style="margin-left:20px">
"Diese Urlehrer der Menschheit waren nicht in einem
physischen Menschenleibe wohnend, sie verkörperten sich nur in
einem Ätherleibe, und der Verkehr mit ihnen war etwas anders, als
er zwischen physischen Menschen ist. Diese Lehrer wanderten in einem
Ätherleibe auf der Erde herum. Der Mensch, dem sie Führer wurden,
der fühlte ihre Nähe in seiner Seele. Er fühlte in seine Seele etwas hineinkommen,
was wie eine Inspiration war, wie ein innerliches Aufleuchten
von Wahrheiten, auch von Anschauungen. Auf eine geistige
Weise lehrten sie. Aber es war in der damaligen Zeit der Erdenentwickelung
so, daß man unterschied Menschen, die man sehen kann,
und Menschen, die man nicht sehen kann. Man machte nicht Anspruch
darauf, Menschen, die man nicht sehen kann, sehen zu wollen, denn
man hatte die Gabe, von ihnen die Lehren zu empfangen, auch wenn
man sie nicht sah. Man hörte diese Lehren aus dem Innern der Seele
heraus kommen und man sagte sich: Wenn diese Lehren kommen,
dann hat sich mir genaht ein großer Urlehrer der Menschheit. - Und
man hatte auch nicht etwa äußerlich Anschauungen von diesen Urlehrern;
man begegnete ihnen im geistigen Schauen. Man schüttelte
ihnen nicht physisch die Hand, aber begegnete sich doch und fühlte
so etwas wie einen geistigen Händedruck." {{Lit|{{G|239|139}}}}.
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Als
der Mensch in der Erdenentwickelung eine weit zurückliegende
Epoche durchmachte - genauer werde ich es später noch bezeichnen
-, eine sehr alte Epoche, die vor der historischen Epoche
natürlich liegt, da war der Mensch auch auf Erden in Gesellschaft
von geistigen Wesenheiten, welche unmittelbar nicht mit der Erde
selbst zusammenhingen, sondern auch in ihrem Erdenleben mit
dem Kosmos zusammenhingen. Man kann sagen: Göttliche Lehrer,
nicht irdische Lehrer waren dazumal die Vorsteher der Mysterien
und unterrichteten die irdischen Menschen.
 
Diese Lehrer für die ältesten Zeiten nahmen nicht einen festen,
dichten, fleischigen physischen Leib an, sondern wirkten auf die
Menschen in ihren ätherischen Leibern. So daß die ältesten Lehrer
der Menschen in den Mysterien, die obersten Lehrer, diejenigen,
deren Diener nur die physisch verkörperten Menschen waren,
ätherisch göttliche Lehrer waren. Diese Wesenheiten waren in einer
älteren Epoche der Menschheitsentwickelung Mitbewohner der
Erde unter den Menschen. So daß wir wirklich in allem realen Sinn
sagen können: Es gab eine alte Epoche der irdischen Weltentwikkelung,
in der mit den Menschen auf der Erde göttlich-geistige
Wesen wohnten, die sich zwar nicht zeigten, wenn man, nun, ich
will sagen, spazieren ging, die sich aber zeigten, wenn man in der
richtigen Weise durch die Tempeldiener in den Mysterien herangeführt
wurde an diese göttlich-geistigen Wesenheiten. Sie zeigten
sich nur in den Mysterien; aber da zeigten sie sich. Und durch diese
Mysterien wurden sie Mitbewohner der Menschen auf Erden." {{Lit|{{G|227|233ff}}}}
</div>
 
=== Die Urweisheit als organische Wachstumskraft ===
 
Die Urlehrer gaben ihre [[Weisheit]] nicht als äußeres [[Wissen]], sondern sie wirkten direkt in den [[Wachstum]]skräften des [[Ätherleib]]s. Als sich die Urlehrer in die Mondenfestung zurückzogen, verdichteten sich die Mondenkräfte einerseits zu den [[Fortpflanzung]]skräften, anderseits verdünnten sie sich zum immer [[abstrakt]]er werdenden [[Verstand]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Wir haben öfter gehört, wie man, wenn man in der Erdenentwickelung
zurückgeht, zu alten Zeiten kommt, wo die Menschen nicht
nur jene instinktive Weisheit gehabt haben, von der ich auch heute
schon gesprochen habe, sondern wo sie als Lehrer Wesenheiten hatten,
die niemals einen physischen Leib annahmen, höhere geistige
Wesenheiten und solche Wesenheiten, die nur einen ätherischen Leib
annahmen, deren Unterricht in bezug auf die Menschen darin bestand,
daß diese Wesen zu den Menschen nicht sprachen, wie wir heute sprechen,
sondern daß sie innerlich den Menschen die Weisheit eingaben,
gewissermaßen dem ätherischen Leibe einimpften. Die Menschen
wußten, daß diese höheren Wesenheiten da sind, geradeso wie wir
wissen, daß irgendein physischer Lehrer oder dergleichen da ist, aber
sie wußten auch, daß diese Wesen durchaus in einem Geistdasein um
die Menschen herum sind. Auf diesen Unterricht höherer geistiger
Wesenheiten führt alles das zurück, was selbst bis in die katholische
Kirche hinein anerkannt wird als die Urweisheit der Menschen, jene
Urweisheit, die einmal da war, von der selbst die Veden und die hehre
Vedantaphilosophie nur schattenhafter Abglanz sind [...]
 
Aber es war ein ganz anderes Wissen als das heutige. Es war ein
Wissen, das organische Kraft im Menschen war, das mit der Wachstumskraft
und so weiter zusammenhing. Es war also diese Urweisheit
von einem ganz andern Charakter, und das, was da geschah mit Bezug
auf diese Urweisheit, kann ich nur durch einen Vergleich darstellen.
Denken Sie sich, ich gieße in ein Glas erst irgendeine Flüssigkeit, gebe
dann ein Salz hinein. Ich löse das Salz auf, so daß ich eine trübliche
Flüssigkeit habe, dann mache ich irgend etwas, daß sich das Salz
unten als Bodensatz niederschlägt und oben die Lösungsflüssigkeit
übrigbleibt, dann ist die Lösungsflüssigkeit oben reinlicher, heller,
und unten ist der Bodensatz dichter. Wenn ich nun das, was die Menschen
durchwoben hat während der Zeit der alten Urweisheit, schildern
will, so ist es so gemischt aus dem geistig ganz Reinen und dem
physisch Animalischen. Wenn wir heute denken, so glauben wir, daß
diese abstrakten Gedanken so, ohne irgend etwas zu sein in uns, walten
und weben, und daß wiederum etwas für sich zum Beispiel das
Atmen und die Blutzirkulation ist. Aber das war für den Urmenschen
in den früheren Erdenzeiten alles eines: er mußte atmen, und sein Blut
zirkulierte in ihm, und er wollte in der Blutzirkulation. Dann zog
sich das Denken des Menschen mehr nach dem Kopfe herauf und
wurde reinlicher, wie in dem Glase die dünner gewordene Flüssigkeit
oben, und unten bildete sich sozusagen der Bodensatz.
 
Das war zu der Zeit, als sich die Urlehrer immer mehr und mehr
zurückzogen von der Erde, als diese Urweisheit nicht mehr in dieser
alten Art gegeben wurde. Und wohin zogen sich diese Urlehrer zurück?
Wir finden sie in dieser Mondenfestung wieder! Dadrinnen sind
sie und führen ihr weiteres Dasein. Und auf der Erde blieb der Bodensatz
zurück, nämlich die jetzige Art der Fortpflanzungskräfte. Diese
Fortpflanzungskräfte waren noch nicht in der heutigen Form da, als
die Urweisheit auf der Erde vorhanden war, sie sind erst so geworden,
gewissermaßen als der Bodensatz. Ich will nicht sagen, daß sie etwas
Schlechtes sind, aber es ist in diesem Zusammenhange der Bodensatz.
Und das, was oben gewissermaßen die Lösungsflüssigkeit ist, ist heute
unsere abstrakte Weisheit. So daß wir da sehen, wie mit der Entwickelung
der Menschheit auf der einen Seite das mehr Geistige, im abstrakten
Sinne, heraufkommt, und wie auf der andern Seite die gröberen
animalischen Dinge als Bodensatz sich ergeben. Auf diese Weise
bekommt man nach und nach eine Vorstellung von dem geistigen
Inhalt des Mondes." {{Lit|{{G|223|140ff}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Es gehört dieses Mondengeheimnis zu den tiefsten Geheimnissen
des alten Mysterienwesens. Denn was der Mond in seinem Innern
enthält, das ist sozusagen die Urweisheit. Dasjenige aber, was der
Mond zurückzustrahlen vermag aus allem Universum, das ist, was
die Summe von Kräften bildet, welche unsere Tierwelt der Erde unterhalten,
namentlich jene, die zusammenhängen mit der Geschlechtlichkeit
der Tierwelt, die auch das Tierisch-Physische am Menschen
unterhalten und zusammenhängen mit der physisch-sinnlichen Geschlechtlichkeit
des Menschen. So daß die niedere Natur des Menschen
ein Geschöpf ist desjenigen, was der Mond ausstrahlt, und das
Höchste, was einmal die Erde besessen hat, in der Mondenfestung
innerlich geborgen ist." {{Lit|{{G|228|17}}}}
</div>
 
== Rückzug in die Mondenfestung ==
Später zogen sich die Urlehrer in die [[Mondensphäre]] zurück und sind auch dort heute noch wirksam.
 
<div style="margin-left:20px">
"Diese
hohen führenden Mächte und die andere Mondenbevölkerung waren
einmal hier auf Erden, haben sich, allerdings in einer Zeit, die
schon mehr als fünfzehntausend Jahre zurückliegt, von der Erde
nach dem Monde zurückgezogen. Vorher hat auch der Mond physisch
anders ausgesehen. Er sandte nicht einfach das Sonnenlicht auf
die Erde herunter, sondern er mischte sein eigenes Wesen in dieses
Sonnenlicht hinein." {{Lit|{{G|228|73}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Die geistigen Wesenheiten, welche dieses Innere des Mondes bewohnen,
sind Wesenheiten, die sich im strengsten Sinne von dem
übrigen Universum abschließen. Sie leben wie in der Mondenfestung." {{Lit|{{G|228|15}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Und jene Wesenheiten, die dazumal ihre Menschheit schon zum Teil
durchmachten, die nur einiges von dieser Menschheit noch zu vollenden
hatten während des Erdendaseins, die sind eben diejenigen Individualitäten,
von denen ich gesprochen habe als den großen weisen Urlehrern
der Menschheit auf Erden, die heute auf der Mondenkolonie
sich befinden." {{Lit|{{G|232|131}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Diese
Wesenheiten haben sich seither von der Erde zurückgezogen,
sind von der Erde gewandert nach dem Monde und leben nun wie
in einer kosmischen Festung, für das irdische Dasein unwahrnehmbar,
im Innern des Mondendaseins. So daß wir, wenn wir das Innere
des Mondendaseins ins Auge fassen, dieses Innere anzusehen
haben als die Versammlung derjenigen Wesen, die einmal die großen
Lehrer der Menschen auf Erden waren in ihrem ätherischen
Leibe. Und eigentlich sollten wir niemals anders zum Monde hinaufschauen,
als indem wir uns sagen: Da sind diejenigen versammelt,
die einstmals die Lehrer auf der Erde waren. Denn für die
Menschen auf der Erde kommt vom Monde nicht das, was in ihm
lebt, sondern nur das, was er aus dem übrigen Kosmos zurückstrahlt.
Wie er das Licht zurückstrahlt, so strahlt der Mond auch
alle kosmischen Wirkungen zurück.
 
Wir sehen also, indem wir zum Monde hinblicken, das Licht,
und dieses am deutlichsten; aber es ist das natürlich nicht das einzige,
sondern sogar der geringste Teil. Wir sehen einen Spiegel der
kosmischen Wirkungen, wir sehen nicht das, was im Innern des
Mondes lebt. Im Innern des Mondes lebt dasjenige, was einstmals
auf der Erde gelebt hat. Und nur in seinem Dasein unmittelbar
nach dem Tode, in der Seelenwelt, kommt der Mensch wiederum
unter die Wirkung dieser Wesenheiten, die einstmals auf der Erde
waren. Und die sind es, die mit dem Urteil der Vorwelt korrigierend
wirken nach dem Tode auf dasjenige, was der Mensch auf
Erden getan hat. So daß der Mensch wirklich nach dem Tode in
unserer heutigen Erdenepoche wiederum in eine Beziehung kommt
zu denjenigen Wesenheiten, die ihn einstmals als göttlich-geistige
Wesenheiten auf der Erde erzogen und unterrichtet haben innerhalb
der ganzen Menschheit. Der Mond muß also geistig angesehen
werden wie eine kosmische Festung, in die sich zurückgezogen
haben diejenigen Wesenheiten, die einstmals mit dem Menschen
waren, und zu denen wir wiederum in eine Beziehung kommen,
unmittelbar nachdem wir unsere Wanderung durch die Seelenwelt
nach dem Tode antreten." {{Lit|{{G|227|233ff}}}}
</div>
 
=== Freiheit ===
Durch ihren Rückzug ins Innere des Mondes gaben sie dem Menschen die Möglichkeit der [[Freiheit]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Warum haben sich
diese Mondenwesenheiten zurückgezogen, warum wirken sie im
Verborgenen? - Ja , als sie noch auf Erden waren, da suggerierten sie
den Menschen allerdings eine ungeheure Weisheit. Wären sie auf
Erden geblieben, würden sie immerfort diese Weisheit den Menschen
suggeriert haben, die Menschen würden aber niemals in das Zeitalter
der Freiheit haben eintreten können." {{Lit|{{G|228|35}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Diese Mondenwesen, mit denen wir also, wie ich geschildert habe,
so viel nach dem Tode zu tun haben, sie haben den Menschen jene Urweisheit
gegeben, die gerade in unserem Zeitalter verglommen ist, die
eigentlich nur bis zum 3., 4. nachchristlichen Jahrhundert etwas intensiver
noch gedauert hat, dann in Tradition vorhanden war, dann aber
ganz verglommen ist. Ich habe es ja öfter ausgeführt, wie die Menschen
nicht zu ihrer Freiheit hätten kommen können, wenn ihnen die großartige,
gewaltige Urweisheit dieser Urlehrer geblieben wäre. Also, sie
ist verglommen. Es ist etwas anderes, das abstrakte Denken ist an die
Stelle getreten. Der Mensch denkt heute in Begriffen, welche eigentlieh
gar nicht mehr viel zu tun haben mit der geistigen Welt." {{Lit|{{G|236|159f}}}}
</div>
 
== Begegnung mit den Urlehrern in der Mondensphäre ==
 
=== Nach dem Tod - Kamaloka und Karmabildung ===
Der Mensch begegnet den Urlehrern der Menschheit heute wieder, wenn er nach dem [[Tod]] während des [[Kamaloka]]s in die [[Mondensphäre]] kommt. Hier schaffen sie die Grundlage, den ersten Keim für das menschliche [[Karma]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Ein paar Tage nach dem Tode fühlen wir uns nicht
auf dem Erdenkörper lebend, sondern wir fühlen so, wie wenn dieser
Erdenkörper erweitert wäre bis dahin, wo der Mond um die Erde
herumkreist. Wir fühlen uns auf einer vergrößerten Erde, und wir fühlen
gar nicht den Mond als nur einen Körper, sondern wir fühlen die
ganze Sphäre als eins, die Mondenbahn nur als das Ende der Sphäre;
die Erde einfach vergrößert wie bis zur Mondensphäre hin und geistig
geworden. Wir sind in der Mondensphäre, und in dieser Mondensphäre
verbleiben wir nun eine längere Zeit nach dem Tode. Da aber
kommen wir zunächst wiederum zusammen mit denjenigen geistigen
Wesenheiten, die im Ausgangspunkt des Erdendaseins des Menschen
die großen Urlehrer waren. Die ersten Wesenheiten, denen wir nach
unserem Tode im Kosmos sozusagen begegnen, sind diese ersten Urlehrer
der Menschen; in deren Bereich kommen wir wieder." {{Lit|{{G|239|131}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Aus diesem Erleben nach dem Tode, das wir in der Sphäre der großen
Urlehrer der Menschheit durchmachen, bildet sich der erste Keim
des Karma. Da fassen wir die Absicht: Das, was wir getan haben, muß
durch uns selber ausgeglichen werden." {{Lit|{{G|239|134f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Diese Urlehrer, wie gesagt, veränderten den Schauplatz ihres Wirkens
von der Erde nach dem Mond hinein und haben nun, da ja im
Weltenall alles zusammenhängt, eine große Aufgabe im Zusammenhange
des ganzen Weltgeschehens. Und sie sind es, welche mit dem
Karma, mit der Karmabildung des Menschen außerordentlich viel zu
tun haben. Denn ein wichtiger Bestandteil in der Karmabildung ist
derjenige, den wir beobachten können, wenn der Mensch nach dem
Tode, nachdem er seinen Ätherleib nach wenigen Tagen abgelegt hat,
dann zurücklebt - nun nicht sein waches Leben, sondern sein Schlafesleben.
Wenn also der Mensch durch die Pforte des Todes gegangen
ist, so ist ja zunächst ein heller Rückblick vorhanden in einem mächtig
großen Tableau auf das, was der Mensch im Leben durchgemacht hat.
Aber das ist ein bildhaftes Zurückblicken. Es löst sich nach einigen
Tagen der Ätherleib auf im allgemeinen Weltenäther, und dann
schwindet so langsam hin dieser.Rückblick. Dann aber beginnt ein
wirkliches Zurückschauen.
 
Nicht wahr, unser Leben während unseres Erdendaseins verfließt
so, daß, wenn wir es auch als eine Einheit in der Erinnerung auffassen,
das natürlich eine Täuschung ist; denn das Leben verfließt nicht als
eine Einheit, sondern wir erleben immer bewußt Tag, unbewußt Nacht,
bewußt Tag, unbewußt Nacht und so weiter. Wenn dann der Mensch
sich zurückerinnert, so vergißt er, daß die Nächte immer dazwischenliegen.
In diesen Nächten geht viel vor mit dem Seelischen, mit dem
Astralleib und mit dem Ich, nur weiß der Mensch davon nichts. Was
da vorgeht, was der Mensch also während des Erdenlebens unbewußt
durchlebt, das durchlebt er bei einem Rückgange so, daß ihm die Zeit
dann nach dem Tode wirklich wie zurückgehend erscheint; da durchlebt
er dann in voller Bewußtheit die Nächte.
 
Daher erlebt er diesen Rückgang, weil man etwa ein Drittel des
Lebens verschläft, auch eben in einem Drittel der Lebenszeit. Wenn
also einer sechzig Jahre alt geworden ist, hat er ungefähr zwanzig Jahre
verschlafen, und er erlebt dann diesen Rückgang in zwanzig Jahren
ungefähr. Dann geht es in das eigentliche Geistgebiet hinein, und der
Mensch lebt dann auf eine andere Weise." {{Lit|{{G|236|155f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Bilder,
die man erlebt, die Art, wie man selber drinnensteht in diesem Erleben,
ist eine außerordentlich intensive, gar keine traumhafte, sondern eine
außerordentlich intensive. Und man erlebt eigentlich alles so, daß man
es, ich möchte sagen, von dem Gesichtspunkt einer Art photographischen
Negativs erlebt. Wenn Sie also jemandem während des Erdenlebens
ein Leid zugefügt haben, so haben Sie während des Erdenlebens
die Zufügung dieses Leides von sich aus erlebt. Sie haben dasjenige
während Ihres Erdenlebens erlebt und getan, was von Ihnen ausgeht.
Wenn Sie aber da zurückleben, dann erleben Sie nicht das, was Sie
erlebt haben während des Erdenlebens, sondern wie durch Hinüberschlüpfen
in den anderen, was der andere erlebt hat, dem Sie die Sache
zugefügt haben [...]
 
So daß in der Tat der Mensch, wenn er diesen Rückgang macht,
sich sagt: Oh, das ist außerordentlich eindrucksvoll, was ich da erlebe!
Und kein Eindruck auf der Erde wirkt eigentlich so mächtig ein wie
die Eindrücke dieses rückwärtsgerichteten Lebens nach dem Tode in
dem Dritteil der Lebenszeit. So daß Sie in dieser Zeit eigentlich die
ganze karmische Erfüllung dessen, was Sie im Leben selber getrieben
haben, erleben; das alles erleben Sie vom Standpunkte des anderen aus.
Also Sie erleben die gesamte karmische Erfüllung Ihres Lebens, nur
noch nicht als Erdenleben - das werden Sie im nächsten Leben tun -,
aber Sie erleben es, wenn es auch in bezug auf das Tun nicht so intensiv
ist, wie es später im Erdenleben sein wird, Sie erleben es mit Bezug
auf den Eindruck eben stärker noch, als es in irgendeinem Erdenleben
der Fall sein könnte [...]
 
Nun kann man sich wohl vorstellen, daß ein Traum, den ein Sechzigjähriger
nach dem Erdenleben durch zwanzig Jahre hat, kontinuierlich
fortdauert; aber es ist eben kein Traum, es ist ein ganz energisches,
intensives Erleben. Und woher kommt das? Sehen Sie, das kommt daher,
daß in dem Augenblicke, wo der Mensch durch die Pforte des Todes
durchgegangen ist, seinen Ätherleib abgelegt hat, in diesem Augenblicke,
wo er diese Rückwanderung antritt nach dem Tode, sogleich
diese Mondenbewohner an ihn herankommen, und sie sind es, die mit
ihrer alten magischen Macht, mit der Weltsubstanz seiner Bilder in
ihn hineinfahren, in sein Erleben hineinfahren.
 
Sehen Sie, es ist gerade so, was einem da passiert, wenn ich einen
Vergleich brauchen darf, wie wenn ich ein Bild malen würde. Da male
ich zunächst nur ein Bild - das tut keinem Menschen weh, wenn es
nicht gar zu scheußlich ist, und da ist es ja auch nur ein moralischer
Eindruck -, das tut also keinem Menschen weh. Aber denken Sie sich,
ich male meinetwillen drei von Ihnen hier auf einem Bild, und es
würde dadurch, daß mit einer magisch wirkenden Kraft das Bild
durchsetzt würde, geschehen, daß diese drei aus dem Bilde hervortreten
und sogleich alles dasjenige ausführen, was sie etwa im Schilde
führen gegen irgend jemanden hier. Sie würden intensiver, mächtiger,
regsamer auftreten, als Anthroposophen gewöhnt sind aufzutreten. So
ist es. Das ganze Erleben ist mit einer ungeheuren Regsamkeit verbunden,
weil diese Mondenwesen mit ihrem ganzen Sein die Bilder, die da
erlebt werden, durchdringen, ich möchte sagen, mit einem «Übersein»
durchdringen und sättigen.
 
So daß wir also durch die Region dieser Mondenwesen durchgehen
nach dem Tode. Dadurch aber wird ganz mächtig im Weltenäther dasjenige
fixiert, was wir in dieser Weise als den Ausgleich für unsere eigenen
Taten, so wie ich es eben geschildert habe, erleben." {{Lit|{{G|236|157}}}}
</div>
 
==== Schwierigkeiten beim Eintritt in die Mondensphäre ====


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Wenn nun die Menschen gar zu stark an dem Irdischen hängen,
"Der Mensch muß die Dinge aus seinem Geiste sprechen
dann kann es sogar sein, daß sie es schwer haben, in diese Region sich
lassen, wenn er ihr Wesen erkennen will. Alles, was er über
hineinzufinden, wo die Mondenwesen sind. Da tritt dann das Folgende
dieses Wesen zu sagen hat, ist den geistigen Erlebnissen seines
ein, das ich etwa in der Art charakterisieren möchte: Denken
Innern entlehnt. Nur von sich aus kann der Mensch die
Sie sich, hier wäre die Erde (siehe Zeichnung, weiß), da der Mond (rot).
Welt beurteilen. Er muß anthropomorphisch denken. In die
Nun ist es ja so, daß die Mondenwirkungen, die eigentlich die reflektierten
einfachste Erscheinung, z. B. in den Stoß zweier Körper
Sonnenwirkungen sind, gerade noch so weit in die Erde hineinwirken,
bringt man einen Anthropomorphismus hinein, wenn man
dann hören sie auf zu wirken (gelb). Die Mondenwirkungen
sich darüber ausspricht. Das Urteil: «Der eine Körper
gehen nicht sehr weit in die Erde hinein, aber gerade noch so weit hinein,
stößt den andern», ist bereits anthropomorphisch. Denn
als die Pflanzenwurzeln in der Erde sich ausbreiten. Unter die
man muß, wenn man über die bloße Beobachtung des Vorganges
Pflanzenwurzel-Schichte - und das ist ja eine sehr dünne Schichte -
hinauskommen will, das Erlebnis auf ihn übertragen,
gehen die Mondenwirkungen eigentlich nicht hinunter.
das unser eigener Körper hat, wenn er einen Körper
der Außenwelt in Bewegung versetzt. Alle physikalischen
Erklärungen sind versteckte Anthropomorphismen. Man
vermenschlicht die Natur, wenn man sie erklärt, man legt
die inneren Erlebnisse des Menschen in sie hinein. Aber
diese subjektiven Erlebnisse sind das innere Wesen der
Dinge. Und man kann daher nicht sagen, daß der Mensch
die objektive Wahrheit, das «An sich» der Dinge nicht erkenne,
weil er sich nur subjektive Vorstellungen über sie
machen kann.<ref>Goethes Anschauungen stehen in dem denkbar schärfsten Gegensatz
zur Kantschen Philosophie. Diese geht von der Auffassung aus, daß
die Vorstellungswelt von den Gesetzen des menschlichen Geistes beherrscht
werde und deshalb alles, was ihr von außen entgegengebracht
wird, in ihr nur als subjektiver Abglanz vorhanden sein könne.
Der Mensch nehme nicht das «An sich» der Dinge wahr, sondern die
Erscheinung, die dadurch entsteht, daß die Dinge ihn affizieren und
er diese Affektionen nach den Gesetzen seines Verstandes und seiner
Vernunft verbindet. Daß durch diese Vernunft das Wesen der Dinge
spricht, davon haben Kant und die Kantianer keine Ahnung. Deshalb
konnte die Kantsche Philosophie für Goethe nie etwas bedeuten.
Wenn er sich einzelne ihrer Sätze aneignete, so gab er ihnen einen
völlig anderen Sinn, als sie innerhalb der Lehre ihres Urhebers
haben. Es ist durch eine Notiz, die erst nach Eröffnung des Weimarischen
Goethe-Archivs bekannt geworden ist, klar, daß Goethe den
Gegensatz seiner Weltauffassung und der Kantschen sehr wohl
durchschaute. Für ihn liegt der Grundfehler Kants darin, daß dieser
«das ''subjektive'' Erkenntnisvermögen nun selbst als ''Objekt'' betrachtet
und den Punkt, wo ''subjektiv'' und ''objektiv'' zusammentreffen,
zwar scharf aber nicht ganz richtig sondert». Subjektiv und objektiv
treten zusammen, wenn der Mensch das, was die Außenwelt ausspricht,
und das, was sein Inneres vernehmen läßt, zum ''einigen'' Wesen
der Dinge verbindet. Dann hört aber der Gegensatz von subjektiv
und objektiv ganz auf; er verschwindet in der geeinten Wirklichkeit.
Ich habe darauf schon hingedeutet in dieser Schrift S. 218 ff.
Gegen meine damaligen Ausführungen polemisiert nun K. ''Vorländer''
im 1. Heft der «Kantstudien». Er findet, daß meine Anschauung
über den Gegensatz von Goethescher und Kantscher Weltauffassung
«mindestens stark einseitig und mit klaren Selbstzeugnissen
Goethes in Widerspruch» sei und sich «aus dem völligen Mißverständnis
der transzendentalen Methode» Kants von meiner Seite
erkläre. ''Vorländer'' hat keine Ahnung von der Weltanschauung, in
der Goethe lebte. Mit ihm zu polemisieren würde mir gar nichts
nützen, denn wir sprechen verschiedene Sprachen. Wie klar sein
Denken ist, zeigt sich darin, daß er bei meinen Sätzen nie weiß, was
gemeint ist. Ich mache z. B. eine Bemerkung zu dem Goetheschen
Satze: «Sobald der Mensch die Gegenstände um sich her gewahr
wird, betrachtet er sie in bezug auf sich selbst, und mit Recht. Denn
es hängt sein ganzes Schicksal davon ab, ob sie ihm gefallen oder
mißfallen, ob sie ihn anziehen oder abstoßen, ob sie ihm nützen oder
schaden. Diese ganz natürliche Art, die Sachen anzusehen und zu beurteilen, scheint so leicht zu sein, als sie notwendig i s t . . . Ein weit
schwereres Tagewerk übernehmen diejenigen, deren lebhafter Trieb
nach Kenntnis die Gegenstände der Natur ''an sich selbst'' und in
ihren Verhältnissen untereinander zu beobachten strebt, sie suchen
und untersuchen, was ist, und nicht was behagt.» Meine Bemerkung
lautet: «Hier zeigt sich, wie Goethes Weltanschauung gerade der
entgegengesetzte Pol der Kantschen ist. Für Kant gibt es überhaupt
keine Ansicht über die Dinge, wie sie an sich sind, sondern nur wie
sie in bezug auf uns ''erscheinen''. Diese Ansicht läßt Goethe nur als
ganz untergeordnete Art gelten, sich zu den Dingen in ein Verhältnis
zu setzen.» Dazu sagt ''Vorländer'': «Diese (Worte Goethes) wollen
weiter nichts als einleitend den trivialen Unterschied zwischen dem
Angenehmen und dem Wahren auseinandersetzen. Der Forscher soll
suchen, <''was ist'' und nicht was ''behagt''>. Wer, wie Steiner, die letztere
allerdings sehr untergeordnete Art, sich zu den Dingen in ein Verhältnis
zu setzen, als diejenige Kants zu bezeichnen wagt, dem ist zu
raten, daß er sich erst die Grundbegriffe der Kantschen Lehre, z. B.
den Unterschied von subjektiver und objektiver Empfindung, etwa
aus § 3 der Kr. d. U. klarmache.» Nun habe ich durchaus nicht, wie
aus meinem Satze klar hervorgeht, gesagt, daß jene Art, sich zu den
Dingen in ein Verhältnis zu setzen, die Kants ist, sondern daß Goethe
die Kantsche Auffassung vom Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt
nicht entsprechend dem Verhältnis findet, in dem der Mensch
zu den Dingen steht, wenn er erkennen will, wie sie an sich sind.
Goethe ist der Ansicht, daß die Kantsche Definition nicht dem
menschlichen Erkennen, sondern nur dem Verhältnisse entspricht,
in das sich der Mensch zu den Dingen setzt, wenn er sie in bezug auf
sein Gefallen und Mißfallen betrachtet. Wer einen Satz in einer solchen
Weise mißverstehen kann wie ''Vorländer'', der mag es sich ersparen,
andern Leuten Ratschläge zu geben über ihre philosophische
Ausbildung, und lieber erst sich die Fähigkeit aneignen, einen Satz
richtig ''lesen'' zu lernen. Goethesche Zitate aufsuchen und sie historisch
zusammenstellen kann jeder; sie im Sinne der Goetheschen
Weltanschauung deuten, kann jedenfalls ''Vorländer'' nicht.</ref> Von einer andern als einer subjektiven
menschlichen Wahrheit kann gar nicht die Rede sein. Denn
Wahrheit ist Hineinlegen subjektiver Erlebnisse in den objektiven
Erscheinungszusammenhang. Diese subjektiven
Erlebnisse können sogar einen ganz individuellen Charakter
annehmen. Sie sind dennoch der Ausdruck des inneren
Wesens der Dinge. Man kann in die Dinge nur hineinlegen,
was man selbst in sich erlebt hat. Demnach wird auch jeder
Mensch, gemäß seinen individuellen Erlebnissen etwas in
gewissem Sinne anderes in die Dinge hineinlegen. Wie ich
mir gewisse Vorgänge der Natur deute, ist für einen andern,
der nicht das gleiche innerlich erlebt hat, nicht ganz
zu verstehen. Es handelt sich aber gar nicht darum, daß alle
Menschen das gleiche über die Dinge denken, sondern nur
darum, daß sie, wenn sie über die Dinge denken, im Elemente
der Wahrheit leben. Man kann deshalb die Gedanken
eines andern nicht als solche betrachten und sie annehmen
oder ablehnen, sondern man soll sie als die Verkünder
seiner Individualität ansehen. «Diejenigen, welche
widersprechen und streiten, sollten mitunter bedenken, daß
nicht jede Sprache jedem verständlich sei» (Natw. Schr.,
4. Bd., 2. Abt., S. 355). Eine Philosophie kann niemals eine
allgemeingültige Wahrheit überliefern, sondern sie schildert
die inneren Erlebnisse des Philosophen, durch die er
die äußeren Erscheinungen deutet.


[[Datei:GA236_168.gif|center|300px|Mondenwirkungen in der Erde]]
Wenn ein Ding durch das Organ des menschlichen Geistes
 
seine Wesenheit ausspricht, so kommt die volle Wirklichkeit
Und es ist eigentlich nur eine kleine Hülle hier oben, wo die Mondenwirkungen
nur durch den Zusammenfluß des äußeren Objektiven
festgehalten werden. Sonnenwirkungen gehen ja tief in
und des inneren Subjektiven zustande. Weder durch einseitiges
die Erde hinein. Von der Sonnenwärme während des Sommers erhält
Beobachten, noch durch einseitiges Denken erkennt
sich die Wärme noch; wenn Sie die Kartoffeln in Gruben legen, da haben
der Mensch die Wirklichkeit. Diese ist nicht als etwas Fertiges
Sie noch die Wirkung wahrend des Winters. Von den Sonnenwirkungen
in der objektiven Welt vorhanden, sondern wird erst
geht viel hinein in die Erde, von den Mondenwirkungen nur so
durch den menschlichen Geist in Verbindung mit den Dingen
weit, als die Pflanzenwurzel geht - eine dünne Schichte.
hervorgebracht. Die objektiven Dinge sind nur ein Teil
Es kann aber geschehen, daß Menschenwesenheiten nach dem Tode,
der Wirklichkeit. Wer ausschließlich die sinnliche Erfahrung
wenn sie in die Mondenregion hinein sollen, in die Seelenwelt, und
anpreist, dem muß man mit Goethe erwidern, «daß
doch nicht recht sich verstehen können mit den Mondenwesen, gebannt
die Erfahrung nur die Hälfte der Erfahrung ist» (Natw.
werden von dieser dünnen Schichte von Mondenwirkungen, die dann
Schr., 4. Bd., 2. Abt., S. 503). «Alles Faktische ist schon
aus der Erde gewissermaßen heraufrauchen, und dann eigentlich da für
Theorie», d. h. es offenbart sich im menschlichen Geiste ein
ein wirkliches sinnlich-übersinnliches Wahrnehmen wie eine Art Gespenster,
Ideelles, wenn er ein Faktisches betrachtet. Diese Weltauffassung,
wie Nachwirkungen des Menschen herumwandeln.
die in den Ideen die Wesenheit der Dinge erkennt
 
und die Erkenntnis auffaßt als ein Einleben in das Wesen
Die Sagen und Dichtungen, die von solchen Dingen existieren, die
der Dinge, ist nicht ''[[Mystik]]''. Sie hat aber mit der Mystik das
beruhen ja durchaus auf Realitäten. Man muß nur, um solche Dinge
gemein, daß sie die objektive Wahrheit nicht als etwas in
beurteilen zu können, ganz frei von Aberglauben sein, überall kritisch
der Außenwelt Vorhandenes betrachtet, sondern als etwas,
vorgehen, überall nur diejenigen Dinge nehmen, die sich prüfen lassen." {{Lit|{{G|236|167ff}}}}
das sich im Innern des Menschen wirklich ergreifen läßt.
Die entgegengesetzte Weltanschauung versetzt die Gründe
der Dinge hinter die Erscheinungen, in ein der menschlichen
Erfahrung jenseitiges Gebiet. Sie kann nun entweder sich
einem blinden ''[[Glauben]]'' an diese Gründe hingeben, der von
einer positiven Offenbarungsreligion seinen Inhalt erhält,
oder Verstandeshypothesen und Theorien darüber aufstellen,
wie dieses jenseitige Gebiet der Wirklichkeit beschaffen
ist. Der Mystiker sowohl wie der Bekenner der Goetheschen
Weltanschauung lehnen sowohl den Glauben an ein
Jenseitiges, wie auch die Hypothesen über ein solches ab,
und halten sich an das wirkliche Geistige, das sich in dem
Menschen selbst ausspricht." {{Lit|{{G|001|335ff}}}}
</div>
</div>


=== Vor der neuen Geburt - Talente und Begabungen ===
== Anmerkungen ==


Wir begegnen den Mondenlehrern wieder, wenn wir beim Herabstieg zu einer neuen Geburt wieder in die Mondensphäre eintreten. Da prägen sie uns ein, was wir an Talenten und Begabungen für unser künftiges Erdenleben brauchen.
<references/>
 
<div style="margin-left:20px">
"In
diesem vorirdischen Dasein haben wir auch heute noch mit diesen alten
Genossen unseres Erdendaseins viel zu tun. Wir steigen sozusagen aus
den geistigen Welten herab in unser irdisches Dasein, indem wir die
Sphäre des Mondes passieren, indem wir durchkommen durch das Mondendasein.
Und so wie einstmals diese Mondenwesen auf der Erde selbst
hier für uns Menschen tief bestimmend waren, so sind sie heute noch
bestimmend für die Erdenmenschen, indem sie dem menschlichen Ich
und dem menschlichen astralischen Leib dasjenige einprägen, was sich
dann überträgt in den physischen Leib, wenn der Mensch physischer
Erdenmensch wird.
 
Nicht wahr, man kann ja nicht beschließen, ein Talent zu sein, auch
nicht ein Genie zu sein. Man kann nicht einmal beschließen, so ohne
weiteres ein guter Mensch zu sein. Dennoch, es gibt Talente, es gibt
Genies, es gibt sozusagen durch die Geburt gute Menschen. Das ist etwas,
was der Verstand nicht machen kann, was mit dem inneren tiefen Wesen
des Menschen zusammenhängt, wovon er sich ein gut Teil mitbringt,
indem er durch die Geburt aus einem vorirdischen Dasein in das
irdische eintritt. Dieses seinem Ich und seinem astralischen Leib einzuprägen,
was dann sozusagen in sein Blut, in seine Nerven schießt als
Talent, als Begabung, als der Wille zum Guten oder zum Bösen, dieses
ihm einzuprägen, das ist die Aufgabe der Mondwesen, wenn der Mensch
in seinem vorirdischen Dasein die Mondensphäre passiert." {{Lit|{{G|240|16f}}}}
</div>
 
== Die 12 Bodhisattvas als Nachfolger der Urlehrer ==
Die Nachfolger der Monden-Urlehrer sind die zwölf [[Bodhisattva]]s. Sie ermöglichten es dem Menschen in früheren Zeiten nach dem Tod von der Mondensphäre zur [[Sonnensphäre]] aufzusteigen. Das ist heute aber nicht mehr möglich. Heute bedarf der Mensch des [[Christus]] als Führer in die Sonnensphäre.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wir haben ja
gesehen, daß in der allerältesten Epoche der Menschheit diejenigen
Wesen hier auf Erden gelebt haben, die sich dann in die kosmische
Mondenfestung wie verschanzt, wie zurückgezogen haben. Die
Wesen selber also sind solche, zu denen der Mensch erst wiederum
eine Beziehung erlangt nach dem Tode. Aber es sind Nachfolger
dieser Wesenheiten geblieben, welche von Zeit zu Zeit dann in den
älteren nachfolgenden Epochen der Menschheit auf Erden erschienen
sind. Im Orient hat man diese Wesenheiten die Bodhisattvas
genannt. Die erschienen wohl im Menschenleibe verkörpert, waren
aber dennoch die Nachkommen derjenigen Wesenheiten, die sich
dann im Monde verschanzten. So daß das Leben der Bodhisattvas
eigentlich verfließt in Gemeinschaft mit den in der kosmischen
Mondenfestung lebenden Wesenheiten. Da liegen die Quellen ihrer
Kraft, da liegen die Quellen ihrer Gedanken. Und sie waren es, die
dann den Menschen Führer waren, ihnen den Übergang möglich
gemacht haben durch das, was sie auf Erden sie lehrten, so daß die
Menschen die Kraft hatten, als sie an das Ende der Mondenregion
kamen, in die Sonnenregion überzugehen.
 
Wir werden nun in den nächsten Vorträgen sehen, wie das im
Laufe der Menschheitsentwickelung auf Erden eben unmöglich
geworden ist, und wie vom Sonnenwesen selber hat herunterkommen
müssen das Christus-Wesen, um das Mysterium von Golgatha
zu vollbringen, damit der Mensch durch seine Christus-Lehre,
durch die Lehre von dem Mysterium von Golgatha auf der Erde
die starke Kraft empfängt, den Übergang aus der Seelenwelt in
das Geisterland, aus der Mondenregion in die Sonnenregion zu
gewinnen." {{Lit|{{G|227|237f}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie'', [[GA 121]] (1982), ISBN 3-7274-1210-0 {{Vorträge|121}}
#Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0; '''Tb 649''', ISBN 978-3-7274-6490-4 {{Schriften|001}}
#Rudolf Steiner: ''Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten'', [[GA 223]] (1990), ISBN 3-7274-2231-9 {{Vorträge|223}}
#Rudolf Steiner: ''Initiations-Erkenntnis'', [[GA 227]] (2000), ISBN 3-7274-2271-8 {{Vorträge|227}}
#Rudolf Steiner: ''Initiationswissenschaft und Sternenerkenntnis'', [[GA 228]] (2002), ISBN 3-7274-2280-7 {{Vorträge|228}}
#Rudolf Steiner: ''Der übersinnliche Mensch, anthroposophisch erfaßt'', [[GA 231]] (1999), ISBN 3-7274-2310-2 {{Vorträge|231}}
#Rudolf Steiner: ''Mysteriengestaltungen'', [[GA 232]] (1998), ISBN 3-7274-2321-8 {{Vorträge|232}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Zweiter Band'', [[GA 236]] (1988), ISBN 3-7274-2360-9 {{Vorträge|236}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Fünfter Band'', [[GA 239]] (1985), ISBN 3-7274-2390-0 {{Vorträge|239}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band'', [[GA 240]] (1992), ISBN 3-7274-2401-X {{Vorträge|240}}


{{GA}}
{{GA}


[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Menschheitsentwicklung]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]

Version vom 1. Mai 2014, 09:25 Uhr

Anthropomorphismus (von griech. ἄνϑρωπος anthropos ‚Mensch‘ und μορφή morphē ‚Form, Gestalt‘) ist die Übertragung menschlicher Gestalts- und Verhaltensmerkmale auf nichtmenschliche Wesen und Erscheinungen, beispielsweise auf Götter, Tiere, Pflanzen, Naturgewalten, unbelebte Objekte und sogar auf Maschinen.

Schon in den «Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften» hatte Rudolf Steiner geschrieben, dass der Mensch zwangsläufig einen offenbaren oder verhüllten Anthropomorphismus in seine Erkenntnistätigkeit hineinträgt, ja, dass dadurch, wenn es in richtiger Weise geschieht, überhaupt erst Erkenntnis möglich wird. Er entfernt sich dadurch keineswegs von der Wirklichkeit, die grundsätzlich nur in einem Subjekt und Objekt übergreifenden Prozess zu erreichen ist. Die Wahrheit, durch die die Wirklichkeit ergriffen werden soll, ist immer ein freies schöpferisches Erzeugnis des individuellen Menschen, das aber bei entsprechender geistiger Beweglichkeit intersubjektiv nachvollzogen werden kann. Damit wird keineswegs ein willkürlicher Relativismus begründet, sondern es wird nur betont, dass die Wirklichkeit im Erkenntnisvorgang individuell ergriffen werden muss und auch auf diese Weise ergriffen werden kann, weil der Mensch als Mikrokosmos sämtliche Gesetzmäßigkeiten des Makrokosmos in sich trägt. Auch den scheinbar rein objektiven Erkenntnissen der Naturwissenschaften haftet ein solcher, meist verhüllter Anthropomorphismus an.

"Der Mensch muß die Dinge aus seinem Geiste sprechen lassen, wenn er ihr Wesen erkennen will. Alles, was er über dieses Wesen zu sagen hat, ist den geistigen Erlebnissen seines Innern entlehnt. Nur von sich aus kann der Mensch die Welt beurteilen. Er muß anthropomorphisch denken. In die einfachste Erscheinung, z. B. in den Stoß zweier Körper bringt man einen Anthropomorphismus hinein, wenn man sich darüber ausspricht. Das Urteil: «Der eine Körper stößt den andern», ist bereits anthropomorphisch. Denn man muß, wenn man über die bloße Beobachtung des Vorganges hinauskommen will, das Erlebnis auf ihn übertragen, das unser eigener Körper hat, wenn er einen Körper der Außenwelt in Bewegung versetzt. Alle physikalischen Erklärungen sind versteckte Anthropomorphismen. Man vermenschlicht die Natur, wenn man sie erklärt, man legt die inneren Erlebnisse des Menschen in sie hinein. Aber diese subjektiven Erlebnisse sind das innere Wesen der Dinge. Und man kann daher nicht sagen, daß der Mensch die objektive Wahrheit, das «An sich» der Dinge nicht erkenne, weil er sich nur subjektive Vorstellungen über sie machen kann.[1] Von einer andern als einer subjektiven menschlichen Wahrheit kann gar nicht die Rede sein. Denn Wahrheit ist Hineinlegen subjektiver Erlebnisse in den objektiven Erscheinungszusammenhang. Diese subjektiven Erlebnisse können sogar einen ganz individuellen Charakter annehmen. Sie sind dennoch der Ausdruck des inneren Wesens der Dinge. Man kann in die Dinge nur hineinlegen, was man selbst in sich erlebt hat. Demnach wird auch jeder Mensch, gemäß seinen individuellen Erlebnissen etwas in gewissem Sinne anderes in die Dinge hineinlegen. Wie ich mir gewisse Vorgänge der Natur deute, ist für einen andern, der nicht das gleiche innerlich erlebt hat, nicht ganz zu verstehen. Es handelt sich aber gar nicht darum, daß alle Menschen das gleiche über die Dinge denken, sondern nur darum, daß sie, wenn sie über die Dinge denken, im Elemente der Wahrheit leben. Man kann deshalb die Gedanken eines andern nicht als solche betrachten und sie annehmen oder ablehnen, sondern man soll sie als die Verkünder seiner Individualität ansehen. «Diejenigen, welche widersprechen und streiten, sollten mitunter bedenken, daß nicht jede Sprache jedem verständlich sei» (Natw. Schr., 4. Bd., 2. Abt., S. 355). Eine Philosophie kann niemals eine allgemeingültige Wahrheit überliefern, sondern sie schildert die inneren Erlebnisse des Philosophen, durch die er die äußeren Erscheinungen deutet.

Wenn ein Ding durch das Organ des menschlichen Geistes seine Wesenheit ausspricht, so kommt die volle Wirklichkeit nur durch den Zusammenfluß des äußeren Objektiven und des inneren Subjektiven zustande. Weder durch einseitiges Beobachten, noch durch einseitiges Denken erkennt der Mensch die Wirklichkeit. Diese ist nicht als etwas Fertiges in der objektiven Welt vorhanden, sondern wird erst durch den menschlichen Geist in Verbindung mit den Dingen hervorgebracht. Die objektiven Dinge sind nur ein Teil der Wirklichkeit. Wer ausschließlich die sinnliche Erfahrung anpreist, dem muß man mit Goethe erwidern, «daß die Erfahrung nur die Hälfte der Erfahrung ist» (Natw. Schr., 4. Bd., 2. Abt., S. 503). «Alles Faktische ist schon Theorie», d. h. es offenbart sich im menschlichen Geiste ein Ideelles, wenn er ein Faktisches betrachtet. Diese Weltauffassung, die in den Ideen die Wesenheit der Dinge erkennt und die Erkenntnis auffaßt als ein Einleben in das Wesen der Dinge, ist nicht Mystik. Sie hat aber mit der Mystik das gemein, daß sie die objektive Wahrheit nicht als etwas in der Außenwelt Vorhandenes betrachtet, sondern als etwas, das sich im Innern des Menschen wirklich ergreifen läßt. Die entgegengesetzte Weltanschauung versetzt die Gründe der Dinge hinter die Erscheinungen, in ein der menschlichen Erfahrung jenseitiges Gebiet. Sie kann nun entweder sich einem blinden Glauben an diese Gründe hingeben, der von einer positiven Offenbarungsreligion seinen Inhalt erhält, oder Verstandeshypothesen und Theorien darüber aufstellen, wie dieses jenseitige Gebiet der Wirklichkeit beschaffen ist. Der Mystiker sowohl wie der Bekenner der Goetheschen Weltanschauung lehnen sowohl den Glauben an ein Jenseitiges, wie auch die Hypothesen über ein solches ab, und halten sich an das wirkliche Geistige, das sich in dem Menschen selbst ausspricht." (Lit.: GA 001, S. 335ff)

Anmerkungen

  1. Goethes Anschauungen stehen in dem denkbar schärfsten Gegensatz zur Kantschen Philosophie. Diese geht von der Auffassung aus, daß die Vorstellungswelt von den Gesetzen des menschlichen Geistes beherrscht werde und deshalb alles, was ihr von außen entgegengebracht wird, in ihr nur als subjektiver Abglanz vorhanden sein könne. Der Mensch nehme nicht das «An sich» der Dinge wahr, sondern die Erscheinung, die dadurch entsteht, daß die Dinge ihn affizieren und er diese Affektionen nach den Gesetzen seines Verstandes und seiner Vernunft verbindet. Daß durch diese Vernunft das Wesen der Dinge spricht, davon haben Kant und die Kantianer keine Ahnung. Deshalb konnte die Kantsche Philosophie für Goethe nie etwas bedeuten. Wenn er sich einzelne ihrer Sätze aneignete, so gab er ihnen einen völlig anderen Sinn, als sie innerhalb der Lehre ihres Urhebers haben. Es ist durch eine Notiz, die erst nach Eröffnung des Weimarischen Goethe-Archivs bekannt geworden ist, klar, daß Goethe den Gegensatz seiner Weltauffassung und der Kantschen sehr wohl durchschaute. Für ihn liegt der Grundfehler Kants darin, daß dieser «das subjektive Erkenntnisvermögen nun selbst als Objekt betrachtet und den Punkt, wo subjektiv und objektiv zusammentreffen, zwar scharf aber nicht ganz richtig sondert». Subjektiv und objektiv treten zusammen, wenn der Mensch das, was die Außenwelt ausspricht, und das, was sein Inneres vernehmen läßt, zum einigen Wesen der Dinge verbindet. Dann hört aber der Gegensatz von subjektiv und objektiv ganz auf; er verschwindet in der geeinten Wirklichkeit. Ich habe darauf schon hingedeutet in dieser Schrift S. 218 ff. Gegen meine damaligen Ausführungen polemisiert nun K. Vorländer im 1. Heft der «Kantstudien». Er findet, daß meine Anschauung über den Gegensatz von Goethescher und Kantscher Weltauffassung «mindestens stark einseitig und mit klaren Selbstzeugnissen Goethes in Widerspruch» sei und sich «aus dem völligen Mißverständnis der transzendentalen Methode» Kants von meiner Seite erkläre. Vorländer hat keine Ahnung von der Weltanschauung, in der Goethe lebte. Mit ihm zu polemisieren würde mir gar nichts nützen, denn wir sprechen verschiedene Sprachen. Wie klar sein Denken ist, zeigt sich darin, daß er bei meinen Sätzen nie weiß, was gemeint ist. Ich mache z. B. eine Bemerkung zu dem Goetheschen Satze: «Sobald der Mensch die Gegenstände um sich her gewahr wird, betrachtet er sie in bezug auf sich selbst, und mit Recht. Denn es hängt sein ganzes Schicksal davon ab, ob sie ihm gefallen oder mißfallen, ob sie ihn anziehen oder abstoßen, ob sie ihm nützen oder schaden. Diese ganz natürliche Art, die Sachen anzusehen und zu beurteilen, scheint so leicht zu sein, als sie notwendig i s t . . . Ein weit schwereres Tagewerk übernehmen diejenigen, deren lebhafter Trieb nach Kenntnis die Gegenstände der Natur an sich selbst und in ihren Verhältnissen untereinander zu beobachten strebt, sie suchen und untersuchen, was ist, und nicht was behagt.» Meine Bemerkung lautet: «Hier zeigt sich, wie Goethes Weltanschauung gerade der entgegengesetzte Pol der Kantschen ist. Für Kant gibt es überhaupt keine Ansicht über die Dinge, wie sie an sich sind, sondern nur wie sie in bezug auf uns erscheinen. Diese Ansicht läßt Goethe nur als ganz untergeordnete Art gelten, sich zu den Dingen in ein Verhältnis zu setzen.» Dazu sagt Vorländer: «Diese (Worte Goethes) wollen weiter nichts als einleitend den trivialen Unterschied zwischen dem Angenehmen und dem Wahren auseinandersetzen. Der Forscher soll suchen, <was ist und nicht was behagt>. Wer, wie Steiner, die letztere allerdings sehr untergeordnete Art, sich zu den Dingen in ein Verhältnis zu setzen, als diejenige Kants zu bezeichnen wagt, dem ist zu raten, daß er sich erst die Grundbegriffe der Kantschen Lehre, z. B. den Unterschied von subjektiver und objektiver Empfindung, etwa aus § 3 der Kr. d. U. klarmache.» Nun habe ich durchaus nicht, wie aus meinem Satze klar hervorgeht, gesagt, daß jene Art, sich zu den Dingen in ein Verhältnis zu setzen, die Kants ist, sondern daß Goethe die Kantsche Auffassung vom Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt nicht entsprechend dem Verhältnis findet, in dem der Mensch zu den Dingen steht, wenn er erkennen will, wie sie an sich sind. Goethe ist der Ansicht, daß die Kantsche Definition nicht dem menschlichen Erkennen, sondern nur dem Verhältnisse entspricht, in das sich der Mensch zu den Dingen setzt, wenn er sie in bezug auf sein Gefallen und Mißfallen betrachtet. Wer einen Satz in einer solchen Weise mißverstehen kann wie Vorländer, der mag es sich ersparen, andern Leuten Ratschläge zu geben über ihre philosophische Ausbildung, und lieber erst sich die Fähigkeit aneignen, einen Satz richtig lesen zu lernen. Goethesche Zitate aufsuchen und sie historisch zusammenstellen kann jeder; sie im Sinne der Goetheschen Weltanschauung deuten, kann jedenfalls Vorländer nicht.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften, GA 1 (1987), ISBN 3-7274-0011-0; Tb 649, ISBN 978-3-7274-6490-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org

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