Anthropomorphismus und Johannes Scottus Eriugena: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Anthropomorphismus''' (von {{ELSalt|ἄνϑρωπος}} ''anthropos'' ‚Mensch‘  und {{polytonisch|μορφή}} ''morphē'' ‚Form, Gestalt‘) ist die Übertragung [[mensch]]licher [[Gestalt]]s- und [[Verhalten]]smerkmale auf ''nichtmenschliche'' Wesen und Erscheinungen, beispielsweise auf [[Götter]], [[Tier]]e, [[Pflanze]]n, [[Natur]]gewalten, unbelebte [[Objekt]]e und sogar auf [[Maschine]]n.  
[[Datei:Johannes Scottus Eriugena.jpg|mini|Darstellung Eriugenas in der Handschrift Paris, Bibliothèque Nationale, Lat. 6734]]
'''Johannes Scottus Eriugena''' (auch '''Johannes Scotus Eriugena''' oder '''Johannes Scotus Erigena'''; * im frühen 9. Jahrhundert; † im späten 9. Jahrhundert) war ein [[Wikipedia:Westfrankenreich|westfränkischer]] Gelehrter [[Wikipedia:Irland|irischer]] Herkunft, der am Hof [[Wikipedia:Karl der Kahle|Karls des Kahlen]] (823-877) als Lehrer der [[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]] wirkte und zahlreiche [[Philosophie|philosophische]] und [[Theologie|theologische]] Werke verfasste. Durch seine logisch saubere Gedankenführung in der theologischen Argumentation bereitete er bereits die [[Scholastik|scholastische]] Denkweise vor. Augrund seiner guten, wenn auch nicht hervorragenden [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|Griechischkenntnisse]], die damals nur sehr selten anzutreffen waren, konnte er viele Werke der griechischen Philosophen und [[Wikipedia:Kirchenvater|Kirchenväter]] ins [[Latein]]ische übertragen und kommentieren und dadurch zugänglich machen und trug so vor allem zur Verbreitung des [[Neuplatonismus|neuplatonischen]] Gedankenguts bei. Besonders bedeutsam war seine Übersetzung der aus tiefer [[Esoterik]] geschöpften Werke des [[Dionysius Areopagita]], die die [[christlich]]e [[Engellehre]] entscheidend prägten. In der [[Schule von Chartres]] wurden die Werke von Johannes Scottus Eriugena hoch geschätzt, die aber wegen ihrer kühnen Gedankenführung später mehrfach verurteilt und viele Exemplare seiner Schriften verbrannt wurden.


Schon in den «[[GA 1|Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» hatte Rudolf Steiner geschrieben, dass der Mensch zwangsläufig einen offenbaren oder verhüllten Anthropomorphismus in seine [[Erkenntnis]]tätigkeit hineinträgt, ja, dass dadurch, wenn es in richtiger Weise geschieht, überhaupt erst Erkenntnis möglich wird. Er entfernt sich dadurch keineswegs von der Wirklichkeit, die grundsätzlich nur in einem Subjekt und Objekt übergreifenden Prozess zu erreichen ist. Die [[Wahrheit]], durch die die [[Wirklichkeit]] ergriffen werden soll, ist immer ein [[Freiheit|freies]] schöpferisches Erzeugnis des [[individuell]]en Menschen, das aber bei entsprechender geistiger Beweglichkeit [[Intersubjektivität|intersubjektiv]] nachvollzogen werden kann. Damit wird keineswegs ein willkürlicher Relativismus begründet, sondern es wird nur betont, dass die Wirklichkeit im Erkenntnisvorgang individuell ergriffen werden ''muss'' und auch auf diese Weise ergriffen werden ''kann'', weil der Mensch als [[Mikrokosmos]] sämtliche Gesetzmäßigkeiten des [[Makrokosmos]] in sich trägt. Auch den ''scheinbar'' rein objektiven Erkenntnissen der [[Naturwissenschaft]]en haftet ein solcher, meist verhüllter Anthropomorphismus an.
== Leben und Werk ==


<div style="margin-left:20px">
Über das Leben des Eriugena - ein Beiname, der er sich selbst gegeben hat - ist wenig bekannt, sein Werk blieb wie durch ein Wunder großteils erhalten.
"Der Mensch muß die Dinge aus seinem Geiste sprechen
lassen, wenn er ihr Wesen erkennen will. Alles, was er über
dieses Wesen zu sagen hat, ist den geistigen Erlebnissen seines
Innern entlehnt. Nur von sich aus kann der Mensch die
Welt beurteilen. Er muß anthropomorphisch denken. In die
einfachste Erscheinung, z. B. in den Stoß zweier Körper
bringt man einen Anthropomorphismus hinein, wenn man
sich darüber ausspricht. Das Urteil: «Der eine Körper
stößt den andern», ist bereits anthropomorphisch. Denn
man muß, wenn man über die bloße Beobachtung des Vorganges
hinauskommen will, das Erlebnis auf ihn übertragen,
das unser eigener Körper hat, wenn er einen Körper
der Außenwelt in Bewegung versetzt. Alle physikalischen
Erklärungen sind versteckte Anthropomorphismen. Man
vermenschlicht die Natur, wenn man sie erklärt, man legt
die inneren Erlebnisse des Menschen in sie hinein. Aber
diese subjektiven Erlebnisse sind das innere Wesen der
Dinge. Und man kann daher nicht sagen, daß der Mensch
die objektive Wahrheit, das «An sich» der Dinge nicht erkenne,
weil er sich nur subjektive Vorstellungen über sie
machen kann.<ref>Goethes Anschauungen stehen in dem denkbar schärfsten Gegensatz
zur Kantschen Philosophie. Diese geht von der Auffassung aus, daß
die Vorstellungswelt von den Gesetzen des menschlichen Geistes beherrscht
werde und deshalb alles, was ihr von außen entgegengebracht
wird, in ihr nur als subjektiver Abglanz vorhanden sein könne.
Der Mensch nehme nicht das «An sich» der Dinge wahr, sondern die
Erscheinung, die dadurch entsteht, daß die Dinge ihn affizieren und
er diese Affektionen nach den Gesetzen seines Verstandes und seiner
Vernunft verbindet. Daß durch diese Vernunft das Wesen der Dinge
spricht, davon haben Kant und die Kantianer keine Ahnung. Deshalb
konnte die Kantsche Philosophie für Goethe nie etwas bedeuten.
Wenn er sich einzelne ihrer Sätze aneignete, so gab er ihnen einen
völlig anderen Sinn, als sie innerhalb der Lehre ihres Urhebers
haben. Es ist durch eine Notiz, die erst nach Eröffnung des Weimarischen
Goethe-Archivs bekannt geworden ist, klar, daß Goethe den
Gegensatz seiner Weltauffassung und der Kantschen sehr wohl
durchschaute. Für ihn liegt der Grundfehler Kants darin, daß dieser
«das ''subjektive'' Erkenntnisvermögen nun selbst als ''Objekt'' betrachtet
und den Punkt, wo ''subjektiv'' und ''objektiv'' zusammentreffen,
zwar scharf aber nicht ganz richtig sondert». Subjektiv und objektiv
treten zusammen, wenn der Mensch das, was die Außenwelt ausspricht,
und das, was sein Inneres vernehmen läßt, zum ''einigen'' Wesen
der Dinge verbindet. Dann hört aber der Gegensatz von subjektiv
und objektiv ganz auf; er verschwindet in der geeinten Wirklichkeit.
Ich habe darauf schon hingedeutet in dieser Schrift S. 218 ff.
Gegen meine damaligen Ausführungen polemisiert nun K. ''Vorländer''
im 1. Heft der «Kantstudien». Er findet, daß meine Anschauung
über den Gegensatz von Goethescher und Kantscher Weltauffassung
«mindestens stark einseitig und mit klaren Selbstzeugnissen
Goethes in Widerspruch» sei und sich «aus dem völligen Mißverständnis
der transzendentalen Methode» Kants von meiner Seite
erkläre. ''Vorländer'' hat keine Ahnung von der Weltanschauung, in
der Goethe lebte. Mit ihm zu polemisieren würde mir gar nichts
nützen, denn wir sprechen verschiedene Sprachen. Wie klar sein
Denken ist, zeigt sich darin, daß er bei meinen Sätzen nie weiß, was
gemeint ist. Ich mache z. B. eine Bemerkung zu dem Goetheschen
Satze: «Sobald der Mensch die Gegenstände um sich her gewahr
wird, betrachtet er sie in bezug auf sich selbst, und mit Recht. Denn
es hängt sein ganzes Schicksal davon ab, ob sie ihm gefallen oder
mißfallen, ob sie ihn anziehen oder abstoßen, ob sie ihm nützen oder
schaden. Diese ganz natürliche Art, die Sachen anzusehen und zu beurteilen, scheint so leicht zu sein, als sie notwendig i s t . . . Ein weit
schwereres Tagewerk übernehmen diejenigen, deren lebhafter Trieb
nach Kenntnis die Gegenstände der Natur ''an sich selbst'' und in
ihren Verhältnissen untereinander zu beobachten strebt, sie suchen
und untersuchen, was ist, und nicht was behagt.» Meine Bemerkung
lautet: «Hier zeigt sich, wie Goethes Weltanschauung gerade der
entgegengesetzte Pol der Kantschen ist. Für Kant gibt es überhaupt
keine Ansicht über die Dinge, wie sie an sich sind, sondern nur wie
sie in bezug auf uns ''erscheinen''. Diese Ansicht läßt Goethe nur als
ganz untergeordnete Art gelten, sich zu den Dingen in ein Verhältnis
zu setzen.» Dazu sagt ''Vorländer'': «Diese (Worte Goethes) wollen
weiter nichts als einleitend den trivialen Unterschied zwischen dem
Angenehmen und dem Wahren auseinandersetzen. Der Forscher soll
suchen, <''was ist'' und nicht was ''behagt''>. Wer, wie Steiner, die letztere
allerdings sehr untergeordnete Art, sich zu den Dingen in ein Verhältnis
zu setzen, als diejenige Kants zu bezeichnen wagt, dem ist zu
raten, daß er sich erst die Grundbegriffe der Kantschen Lehre, z. B.
den Unterschied von subjektiver und objektiver Empfindung, etwa
aus § 3 der Kr. d. U. klarmache.» Nun habe ich durchaus nicht, wie
aus meinem Satze klar hervorgeht, gesagt, daß jene Art, sich zu den
Dingen in ein Verhältnis zu setzen, die Kants ist, sondern daß Goethe
die Kantsche Auffassung vom Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt
nicht entsprechend dem Verhältnis findet, in dem der Mensch
zu den Dingen steht, wenn er erkennen will, wie sie an sich sind.
Goethe ist der Ansicht, daß die Kantsche Definition nicht dem
menschlichen Erkennen, sondern nur dem Verhältnisse entspricht,
in das sich der Mensch zu den Dingen setzt, wenn er sie in bezug auf
sein Gefallen und Mißfallen betrachtet. Wer einen Satz in einer solchen
Weise mißverstehen kann wie ''Vorländer'', der mag es sich ersparen,
andern Leuten Ratschläge zu geben über ihre philosophische
Ausbildung, und lieber erst sich die Fähigkeit aneignen, einen Satz
richtig ''lesen'' zu lernen. Goethesche Zitate aufsuchen und sie historisch
zusammenstellen kann jeder; sie im Sinne der Goetheschen
Weltanschauung deuten, kann jedenfalls ''Vorländer'' nicht.</ref> Von einer andern als einer subjektiven
menschlichen Wahrheit kann gar nicht die Rede sein. Denn
Wahrheit ist Hineinlegen subjektiver Erlebnisse in den objektiven
Erscheinungszusammenhang. Diese subjektiven
Erlebnisse können sogar einen ganz individuellen Charakter
annehmen. Sie sind dennoch der Ausdruck des inneren
Wesens der Dinge. Man kann in die Dinge nur hineinlegen,
was man selbst in sich erlebt hat. Demnach wird auch jeder
Mensch, gemäß seinen individuellen Erlebnissen etwas in
gewissem Sinne anderes in die Dinge hineinlegen. Wie ich
mir gewisse Vorgänge der Natur deute, ist für einen andern,
der nicht das gleiche innerlich erlebt hat, nicht ganz
zu verstehen. Es handelt sich aber gar nicht darum, daß alle
Menschen das gleiche über die Dinge denken, sondern nur
darum, daß sie, wenn sie über die Dinge denken, im Elemente
der Wahrheit leben. Man kann deshalb die Gedanken
eines andern nicht als solche betrachten und sie annehmen
oder ablehnen, sondern man soll sie als die Verkünder
seiner Individualität ansehen. «Diejenigen, welche
widersprechen und streiten, sollten mitunter bedenken, daß
nicht jede Sprache jedem verständlich sei» (Natw. Schr.,
4. Bd., 2. Abt., S. 355). Eine Philosophie kann niemals eine
allgemeingültige Wahrheit überliefern, sondern sie schildert
die inneren Erlebnisse des Philosophen, durch die er
die äußeren Erscheinungen deutet.


Wenn ein Ding durch das Organ des menschlichen Geistes
{{GZ|Man könnte sagen, wie durch eine Art historischen Wunders ist ja
seine Wesenheit ausspricht, so kommt die volle Wirklichkeit
eigentlich die Nachwelt dazu gekommen, die Schriften des Johannes
nur durch den Zusammenfluß des äußeren Objektiven
Scotus Erigena zu kennen. Sie erhielten sich, im Gegensatz zu anderen
und des inneren Subjektiven zustande. Weder durch einseitiges
Schriften aus den ersten Jahrhunderten, die ähnlich waren und
Beobachten, noch durch einseitiges Denken erkennt
die ganz verlorengegangen sind, bis ins IL, 12. Jahrhundert, einige
der Mensch die Wirklichkeit. Diese ist nicht als etwas Fertiges
wenige noch bis ins 13. Sie waren ja in dieser Zeit vom Papste als
in der objektiven Welt vorhanden, sondern wird erst
ketzerisch erklärt worden, es war der Befehl gegeben worden, daß
durch den menschlichen Geist in Verbindung mit den Dingen
alle Exemplare aufgesucht und verbrannt werden müßten. Nur viel
hervorgebracht. Die objektiven Dinge sind nur ein Teil
später in einem verlorenen Kloster hat man Handschriften aus dem
der Wirklichkeit. Wer ausschließlich die sinnliche Erfahrung
11. und 13. Jahrhundert wieder gefunden. Im 14., 15., 16., 17.
anpreist, dem muß man mit Goethe erwidern, «daß
Jahrhundert wußte man ja von Johannes Scotus Erigena nichts. Die
die Erfahrung nur die Hälfte der Erfahrung ist» (Natw.
Schriften waren verbrannt worden wie ähnliche Schriften, welche
Schr., 4. Bd., 2. Abt., S. 503). «Alles Faktische ist schon
Ähnliches enthielten aus derselben Zeit, und bei denen man eben
Theorie», d. h. es offenbart sich im menschlichen Geiste ein
vom Standpunkte Roms aus glücklicher war: man hatte alle anderen
Ideelles, wenn er ein Faktisches betrachtet. Diese Weltauffassung,
Exemplare dem Feuer übergeben können! Von Scotus Erigena blieben
die in den Ideen die Wesenheit der Dinge erkennt
eben einzelne zurück.|204|260}}
und die Erkenntnis auffaßt als ein Einleben in das Wesen
der Dinge, ist nicht ''[[Mystik]]''. Sie hat aber mit der Mystik das
gemein, daß sie die objektive Wahrheit nicht als etwas in
der Außenwelt Vorhandenes betrachtet, sondern als etwas,
das sich im Innern des Menschen wirklich ergreifen läßt.
Die entgegengesetzte Weltanschauung versetzt die Gründe
der Dinge hinter die Erscheinungen, in ein der menschlichen
Erfahrung jenseitiges Gebiet. Sie kann nun entweder sich
einem blinden ''[[Glauben]]'' an diese Gründe hingeben, der von
einer positiven Offenbarungsreligion seinen Inhalt erhält,
oder Verstandeshypothesen und Theorien darüber aufstellen,
wie dieses jenseitige Gebiet der Wirklichkeit beschaffen
ist. Der Mystiker sowohl wie der Bekenner der Goetheschen
Weltanschauung lehnen sowohl den Glauben an ein
Jenseitiges, wie auch die Hypothesen über ein solches ab,
und halten sich an das wirkliche Geistige, das sich in dem
Menschen selbst ausspricht." {{Lit|{{G|001|335ff}}}}
</div>


== Anmerkungen ==
{{GGZ|Es ist außerordentlich wichtig, einmal genau hinzusehen, wie die
Gliederung der Erkenntnis bei Johannes Scotus Erigena war. Er
unterscheidet in seiner großen Schrift über die Gliederung der
Natur, die eben auf die geschilderte Weise auf die Nachwelt gekommen
ist, in vier Kapiteln dasjenige, was er über die Welt zu sagen
hat, und er spricht zuerst im ersten Kapitel von der nichtgeschaffenen
und schaffenden Welt (siehe Darstellung S. 262). Das ist das
erste Kapitel, das schildert in der Art, wie Johannes Scotus Erigena
dies glaubt tun zu können, gewissermaßen Gott, wie er war, bevor er
herangetreten ist an irgend etwas, das Weltschöpfung ist. Johannes
Scotus Erigena schildert da durchaus so, wie er es, ich möchte sagen,
gelernt hat durch die Schriften des Dionysius, und er schildert, indem
er höchste Verstandesbegriffe ausbildet, aber zu gleicher Zeit
sich bewußt ist, mit denen kommt man nur bis zu einer gewissen
Grenze, jenseits welcher die negative Theologie liegt.|204|261ff}}


<references/>
[[Datei:GA204_262.gif|center|800px|Zeichnung aus GA 204, S. 262]]
 
{{GZ|Für
ihn stellt sich die Welt als eine Entwickelung in vier «Naturformen» dar. Die erste ist die «schaffende und nicht
geschaffene Natur». In ihr ist der rein geistige Urgrund
der Welt enthalten, aus dem sich die «schaffende und geschaffene
Natur» entwickelt. Das ist eine Summe von rein
geistigen Wesenheiten und Kräften, die durch ihre Tätigkeit
erst die «geschaffene und nicht schaffende Natur» hervorbringen,
zu welcher die Sinnenwelt und der Mensch gehören.
Diese entwickeln sich so, daß sie aufgenommen
werden in die «nicht geschaffene und nicht schaffende Natur», innerhalb welcher die Tatsachen der Erlösung, die
religiösen Gnadenmittel usw. wirken.|18|88}}
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Johannes Scottus Eriugena}}


== Literatur ==
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0; '''Tb 649''', ISBN 978-3-7274-6490-4 {{Schriften|001}}
#Wolf-Ulrich Klünker: ''Johannes Scotus Eriugena - Denken im Gespräch mit dem Engel'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1988, ISBN 978-3-7725-0826-4
#Rudolf Steiner: ''Perspektiven der Menschheitsentwickelung'', [[GA 204]] (1979), ISBN 3-7274-2040-5 {{Vorträge|204}}
 
{{GA}}
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118557955|LCCN=n/50/38594|VIAF=90638056}}


{{GA}
{{SORTIERUNG:Eriugena, Johannes Scottus}}
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}}

Version vom 23. August 2016, 10:59 Uhr

Darstellung Eriugenas in der Handschrift Paris, Bibliothèque Nationale, Lat. 6734

Johannes Scottus Eriugena (auch Johannes Scotus Eriugena oder Johannes Scotus Erigena; * im frühen 9. Jahrhundert; † im späten 9. Jahrhundert) war ein westfränkischer Gelehrter irischer Herkunft, der am Hof Karls des Kahlen (823-877) als Lehrer der Sieben Freien Künste wirkte und zahlreiche philosophische und theologische Werke verfasste. Durch seine logisch saubere Gedankenführung in der theologischen Argumentation bereitete er bereits die scholastische Denkweise vor. Augrund seiner guten, wenn auch nicht hervorragenden Griechischkenntnisse, die damals nur sehr selten anzutreffen waren, konnte er viele Werke der griechischen Philosophen und Kirchenväter ins Lateinische übertragen und kommentieren und dadurch zugänglich machen und trug so vor allem zur Verbreitung des neuplatonischen Gedankenguts bei. Besonders bedeutsam war seine Übersetzung der aus tiefer Esoterik geschöpften Werke des Dionysius Areopagita, die die christliche Engellehre entscheidend prägten. In der Schule von Chartres wurden die Werke von Johannes Scottus Eriugena hoch geschätzt, die aber wegen ihrer kühnen Gedankenführung später mehrfach verurteilt und viele Exemplare seiner Schriften verbrannt wurden.

Leben und Werk

Über das Leben des Eriugena - ein Beiname, der er sich selbst gegeben hat - ist wenig bekannt, sein Werk blieb wie durch ein Wunder großteils erhalten.

„Man könnte sagen, wie durch eine Art historischen Wunders ist ja eigentlich die Nachwelt dazu gekommen, die Schriften des Johannes Scotus Erigena zu kennen. Sie erhielten sich, im Gegensatz zu anderen Schriften aus den ersten Jahrhunderten, die ähnlich waren und die ganz verlorengegangen sind, bis ins IL, 12. Jahrhundert, einige wenige noch bis ins 13. Sie waren ja in dieser Zeit vom Papste als ketzerisch erklärt worden, es war der Befehl gegeben worden, daß alle Exemplare aufgesucht und verbrannt werden müßten. Nur viel später in einem verlorenen Kloster hat man Handschriften aus dem 11. und 13. Jahrhundert wieder gefunden. Im 14., 15., 16., 17. Jahrhundert wußte man ja von Johannes Scotus Erigena nichts. Die Schriften waren verbrannt worden wie ähnliche Schriften, welche Ähnliches enthielten aus derselben Zeit, und bei denen man eben vom Standpunkte Roms aus glücklicher war: man hatte alle anderen Exemplare dem Feuer übergeben können! Von Scotus Erigena blieben eben einzelne zurück.“ (Lit.:GA 204, S. 260)

„Es ist außerordentlich wichtig, einmal genau hinzusehen, wie die Gliederung der Erkenntnis bei Johannes Scotus Erigena war. Er unterscheidet in seiner großen Schrift über die Gliederung der Natur, die eben auf die geschilderte Weise auf die Nachwelt gekommen ist, in vier Kapiteln dasjenige, was er über die Welt zu sagen hat, und er spricht zuerst im ersten Kapitel von der nichtgeschaffenen und schaffenden Welt (siehe Darstellung S. 262). Das ist das erste Kapitel, das schildert in der Art, wie Johannes Scotus Erigena dies glaubt tun zu können, gewissermaßen Gott, wie er war, bevor er herangetreten ist an irgend etwas, das Weltschöpfung ist. Johannes Scotus Erigena schildert da durchaus so, wie er es, ich möchte sagen, gelernt hat durch die Schriften des Dionysius, und er schildert, indem er höchste Verstandesbegriffe ausbildet, aber zu gleicher Zeit sich bewußt ist, mit denen kommt man nur bis zu einer gewissen Grenze, jenseits welcher die negative Theologie liegt.“ (S. 261ff)

Zeichnung aus GA 204, S. 262
Zeichnung aus GA 204, S. 262

„Für ihn stellt sich die Welt als eine Entwickelung in vier «Naturformen» dar. Die erste ist die «schaffende und nicht geschaffene Natur». In ihr ist der rein geistige Urgrund der Welt enthalten, aus dem sich die «schaffende und geschaffene Natur» entwickelt. Das ist eine Summe von rein geistigen Wesenheiten und Kräften, die durch ihre Tätigkeit erst die «geschaffene und nicht schaffende Natur» hervorbringen, zu welcher die Sinnenwelt und der Mensch gehören. Diese entwickeln sich so, daß sie aufgenommen werden in die «nicht geschaffene und nicht schaffende Natur», innerhalb welcher die Tatsachen der Erlösung, die religiösen Gnadenmittel usw. wirken.“ (Lit.:GA 18, S. 88)

Siehe auch

Literatur

  1. Wolf-Ulrich Klünker: Johannes Scotus Eriugena - Denken im Gespräch mit dem Engel, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1988, ISBN 978-3-7725-0826-4
  2. Rudolf Steiner: Perspektiven der Menschheitsentwickelung, GA 204 (1979), ISBN 3-7274-2040-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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