Nahtod-Erfahrung und Präkognition: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Hieronymus Bosch 013.jpg|miniatur|''Der Flug zum Himmel'' ([[Hieronymus Bosch]])]]
'''Präkognition''' ist eine besondere Form der [[Deuteroskopie]], des [[Zweites Gesicht|zweiten Gesichts]], die sich auf künftige äußere [[physisch]]e Ereignisse bezieht. Möglich ist diese [[übersinnlich]]e bzw. [[außersinnliche Wahrnehmung]] deshalb, weil sich alle äußeren Geschehnisse schon viel früher in den [[Geistige Welt|höheren Welten]] vorbereiten. Streng festzuhalten ist dabei aber, dass nicht alles, was sich derart in den höheren Welten vorbereitet, auch notwendig zum äußeren Geschehen werden muss. Vieles, was dort angebahnt wird, dringt niemals bis zum [[Physischer Plan|physischen Plan]] herunter. Die Präkognition erlaubt daher keine absolut sicheren Vorhersagen für die Zukunft. Sie hat ihren besonderen Wert vor allem darin, dass sie künftige Entwicklungstendenzen zeigen kann, so dass man die äußere Entwicklung bewusst in Einklang bringen kann mit dem, was in höheren Welten bereits veranlagt ist und darauf wartet, auch äußerlich verwirklicht zu werden.
Als '''Nahtod-Erfahrung''', '''Todesnäheerfahrung''', '''Todesnäheerlebnis''' (TNE), '''Todesnähe-Vision''', '''Nahtodeserfahrung''', '''Nahtodeserlebnis''' (NTE), '''Nahtodesvision''' oder '''Sterbeerlebnis''' wird ein Erfahrungstyp bezeichnet, der auftritt, wenn Menschen dem Tode nahe sind und der eines oder mehrere Erfahrungselemente wie ein Gefühl von Frieden, Ruhe, Liebe oder Glück, Tunnelerlebnis, Außerkörperliches Erlebnis, Begegnungen mit Anderen (oft tote oder religiöse Wesen), Begegnung mit einem Lichtwesen oder eine Rückschau auf das Leben enthält.


Je nach Autor ist der Begriff unterschiedlich weit gefasst. Im engeren Sinne erfasst er nur die Erfahrungen von Menschen, die bewusstlos waren, während ihr Körper in einem lebensbedrohlichen Zustand war. Einige von ihnen galten als [[Klinischer Tod|klinisch tot]]. Im weiteren Sinne umfasst er auch Visionen von Sterbenden, sogenannte Totenbettvisionen und Erfahrungen von Menschen, die in lebensgefährliche Situationen geraten sind, diese aber unverletzt überlebt haben (engl. fear-death-experience). Andere Autoren nennen alles Nahtodeserfahrung, was mehrere der zentralen Nahtodeserfahrungselemente enthält, auch wenn dies nicht im Zusammenhang mit Lebensgefahr auftrat. Diese unterschiedlichen Definitionen tragen dazu bei, dass statistische Angaben zu Nahtodeserfahrungen von unterschiedlichen Forschern erheblich voneinander abweichen.
[[Kategorie:Parapsychologie]]
 
== Beispiele für Nahtodeserfahrungen und verwandte Erfahrungen ==
[[Datei:Giovanni di Paolo 003.jpg|thumb|Paradies, Mitte 15. Jh., Giovanni di Paolo]]
Es gibt drei miteinander verwandte Erfahrungstypen, die gelegentlich unter dem Begriff Nahtodeserfahrung zusammengefasst werden. Gemeinsam haben sie, dass sie im Zusammenhang mit Lebensgefahr unterschiedlicher Art auftreten. Sie unterscheiden sich jedoch in der Art der Lebensgefahr und in der Häufigkeit der einzelnen Nahtodeserfahrungselemente.
 
=== Nahtodeserfahrungen ===
Nahtodeserfahrungen im engeren Sinne sind diejenigen Erfahrungen, die auftreten, während der Körper in einem lebensbedrohlichen Zustand ist und der Betreffende aus Sicht der Beobachter bewusstlos erscheint. Statistische Angaben zur Häufigkeit der einzelnen Elemente beziehen sich im weiteren Text, wenn nicht anders gesagt, immer auf Nahtodeserfahrungen im engeren Sinne.
: Ein neunjähriges Mädchen machte während einer Blinddarmoperation ein Todesnähe-Erlebnis durch. Die Ärzte begannen sofort mit der Wiederbelebung, ein Vorgang, den sie auf einmal von einem Beobachtungsposten außerhalb ihres Körpers mit ansah. "Ich hörte sie sagen, mein Herz habe aufgehört zu schlagen, aber ich war oben an der Decke und schaute herunter. Ich konnte von dort alles sehen. Ich schwebte dicht unter der Decke, und als ich meinen Körper sah, wusste ich erst nicht, dass ich das war. Dann merkte ich es, weil ich meinen Körper erkannte. Ich ging hinaus auf den Gang und sah meine Mutter weinen. Ich fragte sie, warum sie weinte, aber sie konnte mich nicht hören. Die Ärzte dachten, ich sei tot. Dann kam eine schöne Frau und half mir, denn sie wusste, dass ich Angst hatte. Wir gingen durch einen Tunnel und kamen in den Himmel. Da waren wunderbare Blumen. Ich war bei Gott und bei Jesus. Sie sagten, ich müsse zurück zu meiner Mutter, weil sie verzweifelt sei. Sie sagten, ich müsse mein Leben zu Ende leben. Dann bin ich zurückgekommen und aufgewacht. Der Tunnel, durch den ich kam, war lang und sehr dunkel. Ich sauste ganz schnell hindurch. Am Ende war ein Licht. Als wir das Licht sahen, war ich sehr froh. Ich wollte schon lange wieder zurück. Ich möchte jetzt immer noch zu diesem Licht zurück, wenn ich sterbe. . . . Das Licht war sehr hell."<ref>Moody 1989 S.73</ref>
 
=== Totenbett-Visionen ===
[[Datei:Lagrenee, Louis Jean - Allegory on the Death of the Dauphin - 1765.jpg|thumb|Diese Allegorie auf den Tod des Dauphins stellt dar, was ein Sterbender in einer Totenbettvision sehen könnte.]]
Totenbettvisionen treten bei Patienten, die im Sterben liegen auf, bevor diese das Bewusstsein verlieren. Bei Totenbettvisionen tauchen mehr als acht mal so viele Visionen von Verstorbenen oder religiösen Figuren auf (bei Osis und Haraldsson insgesamt 463 Fälle), wie Visionen vom Jenseits (56 Fälle). Während die Wesen, denen sie begegnen, den Sterbenden in Nahtodeserfahrungen oft zurückschicken, kommen sie in Totenbettvisionen meist, um den Sterbenden in eine andere Welt zu holen. Oft bewahrheiteten sich die Ankündigungen des Todes auch gegen ärztliche Prognose. Außerkörperliche Erfahrungen, Tunnelerfahrungen und Wahrnehmungen des Lichtwesens kommen praktisch nicht vor. In Nahtodeserfahrungen sind, außer den geringfügig selteneren Tunnelerfahrungen, alle fünf Erlebnisbestandteile etwa gleich häufig vertreten.<ref>Osis 1989 Gesamtes Buch</ref>
 
In der Nacht vom 12. Januar 1924 berichtete die Frau von Sir William Barrett, eine auf Geburtshilfe spezialisierte Ärztin, folgendes über den Fall, der ihren Mann letztlich dazu bewegte, Totenbettivisionen zu erforschen und darüber sein Buch Death-Bed-Visions zu schreiben, das 1926 veröffentlicht wurde. Doris lag nach einer Entbindung im Sterben, obgleich ihr Säugling wohlauf war.
<ref>Osis 1989 S.36f</ref>
: Plötzlich sah sie aufgeregt in eine Ecke des Zimmers, während ein strahlendes Lächeln ihren Gesichtsausdruck erhellte. "Oh, wie schön, wie schön«, sagte sie. "Was ist schön?« fragte ich sie. "Das, was ich sehe«, erwiderte sie in verhaltenem, leidenschaftlichen Ton. "Was sehen Sie?« »Eine wunderschöne Helligkeit - allerliebste Geschöpfe.« Es ist schwer, den Eindruck der Wirklichkeit zu beschreiben, die bei ihr durch die starke Versenkung in die Vision hervorgerufen wurde. Dann, während sie ihre Aufmerksamkeit noch intensiver einem bestimmten Punkt zuwandte, stieß sie eine Art fast glücklichen Schrei aus und rief: »Wirklich, es ist mein Vater! Oh, er ist so froh, dass ich komme; er ist so froh. Wie schön wäre es, wenn W. (ihr Mann) auch käme.«<ref>Osis 1989 S.36</ref>
 
: Ihr Säugling wurde gebracht, damit sie ihn sehen konnte. Sie betrachtete ihn aufmerksam und sagte dann: »Glauben Sie, dass ich um des Babys willen bleiben sollte?« Dann wandte sie sich wieder der Vision zu und sagte: »Ich kann nicht, ich kann nicht bleiben; wenn du sehen könntest, was ich mache, würdest du wissen, dass ich nicht bleiben kann.«<ref>Osis 1989 S.37</ref>
 
: Aber dann wandte sie sich ihrem Mann zu, der hereingekommen war, und sagte: »Du wirst das Baby niemandem überlassen, der es nicht liebt, nicht wahr?« Dann schob sie ihn sanft beiseite und sagte: »Lass mich das liebliche Licht sehen.«<ref>Osis 1989 S.37</ref>
 
: (...)
 
: Sie sagte zu ihrem Vater: »Ich komme«, während sie sich gleichzeitig zu mir umwandte, indem sie sprach: »Oh, er ist so nah.« Wieder mit dem Blick auf die gleiche Stelle sagte sie mit einem ziemlich verwunderten Gesichtsausdruck: »Er hat Vida bei sich«, und, indem sie sich wieder mir zuwandte, bemerkte sie: »Vida ist bei ihm.« Schließlich sagte sie: »Du möchtest mich wirklich bei dir haben, Vater? Ich komme.«<ref>Osis 1989 S.37</ref>
 
=== Fear-Death-Experiences ===
Als Fear-Death-Experiences werden Erfahrungen bezeichnet, die in lebensgefährlichen Situationen auftreten, oft ohne dass der Betroffene dabei verletzt wird. Das könnte man mit Todesangsterfahrung oder Todesfurchterfahrung übersetzen. Der Name ist irreführend, da die Betroffenen zwar damit rechneten zu sterben, aber oft angeben, keinerlei Angst empfunden zu haben. Es gibt keine exakte Statistik zu den einzelnen Elementen der Fear-Death-Experiences, jedoch scheinen deutlich weniger Erfahrungen mit dem Lichtwesen, Tunnelerfahrungen, Begegnungen mit feinstofflichen Wesen und Präkognitionen aufzutreten, als in Nahtodeserfahrungen. Veränderungen von Zeit und Raum, besonders das Gefühl, dass alles in Zeitlupe abläuft, ist in der Fear-Death-Experience deutlich häufiger als in der Nahtodes-Erfahrung erkennbar.<ref>Grof 1980 S.161-165</ref> <ref>Moody 1989 S.103-106</ref>
 
Während für die beiden anderen Erfahrungstypen kein biologischer Auslöser eindeutig nachzuweisen ist, wird die Fear-Death-Experience eindeutig durch die Erkenntnis des Betroffenen ausgelöst, dass er in Lebensgefahr schwebt. Dies führt zu einer maximalen Aktivierung des Körper mit erhöhter Reaktionsgeschwindigkeit, die subjektiv als Zeitlupenphänomen erlebt wird.<ref>Sabom 1986 S.213</ref>
 
: Bericht eines Bergunfalls von Heim bei einer Bergtour in den Schweizer Alpen. Er stürzte in einen steilen [[Couloir|Schneecouloir]], flog über einen Felsen hinaus, ungefähr zwanzig Meter frei durch die Luft und landete dann auf einer Schneekante. "Sofort, wie ich stürzte, sah ich ein, dass ich nun an den Fels geworfen werden müsse und erwartete den Anprall. Ich grub mit den gekrallten Fingern in den Schnee, um zu bremsen, und riss mir dadurch alle Fingerspitzen blutig, ohne Schmerz zu empfinden. Ich hörte genau das Anschlagen meines Kopfes und Rückens an jeder Ecke des Felsens, und ich hörte den dumpfen Schlag, als ich unten auffiel. Schmerzen aber empfand ich erst etwa nach einer Stunde. Während des Fallens stellte sich die erwähnte Gedankenflut ein. Was ich in fünf bis zehn Sekunden gedacht und gefühlt habe, lässt sich in zehnmal mehr Minuten nicht erzählen. Alle Gedanken und Vorstellungen waren zusammenhängend und sehr klar, keineswegs traumhaft verwischt. Zunächst übersah ich die Möglichkeiten meines Schicksals und sagte mir: Der Felskopf, über den ich nächstens hinausgeworfen werde, fällt unten offenbar als steile Wand ab, denn er verdeckte den unten folgenden Boden für den Blick; es kommt nun ganz darauf an, ob unter der Felswand noch Schnee liegt. Wenn dies der Fall ist, so wird der Schnee von der Wand abgeschmolzen sein und eine Kante bilden. Falle ich auf die Schneekante, so kann ich mit dem Leben davonkommen, ist aber unten kein Schnee mehr, so stürze ich ohne Zweifel in Felsschutt hinab, und dann ist bei dieser Sturzgeschwindigkeit der Tod ganz unvermeidlich. Bin ich unten nicht tot und nicht bewusstlos, so muss ich sofort nach dem kleinen Fläschchen Essigäther greifen, das ich beim Weggehen auf dem Säntis nicht mehr in die Tornisterapotheke geborgen, sondern nur in die Westentasche gesteckt habe, und davon einige Tropfen auf die Zunge nehmen. Den Stock will ich nicht gehen lassen, vielleicht kann er mir noch nützen. Ich behielt ihn dann auch fest in der Hand. Ich dachte daran, die Brille wegzunehmen und fortzuwerfen, damit mir nicht etwa ihre Splitter die Augen verletzen, allein ich wurde derart geworfen und geschleudert, dass ich der Bewegung meiner Hände hierfür nicht mächtig werden konnte. Eine andere Gedanken- und Vorstellungsgruppe betraf die Folgen meines Sturzes für die Hinterbliebenen. Ich sagte mir, dass ich, unten angekommen, gleichgültig, ob ich schwer verletzt sei oder nicht, jedenfalls, wenn immer möglich, sofort aus Leibeskräften rufen müsse: 'Es hat mir gar nichts getan!' damit meine Begleiter, darunter mein Bruder und drei Freunde, aus dem Schrecken sich so weit aufraffen könnten, um überhaupt den ziemlich schwierigen Abstieg zu mir herab zu Stande zu bringen. Ich dachte daran, dass ich nun meine auf fünf Tage später angekündigte Antrittsvorlesung als Privatdozent jedenfalls nicht halten könne. Ich übersah, wie die Nachricht meines Todes bei den Meinigen eintraf und tröstete sie in Gedanken. Dann sah ich, wie auf einer Bühne aus einiger Entfernung, mein ganzes vergangenes Leben in zahlreichen Bildern sich abspielen. Ich sah mich selbst als die spielende Hauptperson. Alles war wie verklärt von einem himmlischen Lichte und Alles war schön und ohne Schmerz, ohne Angst, ohne Pein. Auch die Erinnerung an sehr traurige Erlebnisse war klar, aber dennoch nicht traurig. Kein Kampf und Streit, auch der Kampf war Liebe geworden. Erhabene und versöhnende Gedanken beherrschten und verbanden die Einzelbilder, und eine göttliche Ruhe zog wie herrliche Musik durch meine Seele. Mehr und mehr umgab mich ein herrlich blauer Himmel mit rosigen und besonders mit zart violetten Wölklein - ich schwebte peinlos und sanft (...), während ich sah, dass ich nun frei durch die Luft flog, und dass unter mir noch ein Schneefeld folgte. Objektives Beobachten, Denken und subjektives Fühlen gingen gleichzeitig nebeneinander vor sich. Dann hörte ich mein dumpfes Aufschlagen, und mein Sturz war zu Ende."<ref>Grof 1980 S.162-163</ref>
 
=== Nahtodeserfahrungsähnliche Erfahrungen unabhängig von Lebensgefahr ===
Während die meisten der typischen Nahtodeserfahrungen im Rahmen von lebensgefährlichen Krankheiten auftreten, erleben einige Menschen einzelne Nahtodeserfahrungselemente oder auch typische Nahtodeserfahrungssequenzen außerhalb von lebensgefährlichen Situationen. Sie treten besonders bei Ruhe und Entspannung auf, aber auch in Träumen, bei Meditationen, bei Stress, Übermüdung und in Drogenerfahrungen.<ref>Fenwick 1995 S.223ff</ref> <ref name="16.4">[http://ajp.psychiatryonline.org/cgi/content/abstract/139/4/450 Stuart W. Twemlow, Glen O. Gabbard und Fowler C. Jones: The Out-of-Body Experience: A Phenomenological Typology Based on Questionnaire Responses. The Americvan Journal of Psychiatry 1982; 139:450-455]</ref> <ref>Grof 1980 S.59ff</ref>
 
== Die einzelnen Elemente ==
Moody benannte neun Elemente, die das Todesnähe-Erlebnis charakterisieren, Ring teilte nur in fünf Elemente auf, während Högl, indem er sich nach Moodys Beschreibung in seinem ersten Buch richtet, gleich 15 nennt. Die Unterschiede in der Zahl der Elemente ergeben sich dadurch, dass manche mehrere Elemente zusammenfassen während andere sie sehr fein auseinanderdifferenzieren. Außerdem kann man Nachwirkungen von Nahtodeserfahrungen je nach Betrachtung entweder als Elemente der Erfahrung zählen oder nicht dazuzählen. Komplette Todesnähe-Erlebnisse mit sämtlichen Komponenten sind sehr selten. Viele Menschen erleben nur ein oder zwei Elemente, andere fünf oder sechs.<ref>Moody 1989 S.18-23</ref> <ref>Högl 2006 S.37</ref> <ref>Moody 1982 Kapitelüberschriften</ref>
 
=== Skriptelemente ===
==== Außerkörperliche Erfahrung ====
Im Rahmen von Nahtodeserfahrungen haben die Betroffenen oft das Gefühl über ihrem Körper zu schweben und zu beobachten was geschieht.<ref>Moody 1989 S.25</ref> <ref>Sabom 1986 S.43ff</ref> <ref>Fenwick 1995 S.25ff</ref>
 
* Aus einem Nahtodeserlebnis eines ostdeutschen Mannes LA.von 19 Jahren (im Jahr 1973) bei einer Bauchschussverletzung an der DDR-Grenze: "Dann habe ich die ganze Situation von oben gesehen und bin über das Gelände geschwebt. Ich habe 4 Soldaten gesehen, die sich an mir zu schaffen machten. Sie haben mich getreten und weggetragen."<ref name="1.5">[http://www.familie-zwoelfer.de/nahtod/nde_und_sinnfindung.htm Nah-Todeserfahrung - Grundlage neuer Sinnfindung.] In: Hermes A. Kick (Hrsg.): ''Ethisches Handeln in den Grenzbereichen von Medizin und Psychologie.'' LIT VERLAG, Münster, 2002</ref>
 
 
Siehe Hauptartikel [[Außerkörperliche Erfahrung]]
 
==== Hören der Todesnachricht ====
In seinem ersten Buch schrieb Moody, dass ihm zahlreiche Menschen mitgeteilt hätten, wie sie für tot erklärt worden seien.<ref>Moody 1982 S.33f</ref>
* Ein junger Mann, der nach einem Autounfall für tot gehalten worden war, bemerkt: "eine Frau, die dabeistand, hörte ich sagen: 'Ist er tot?' und jemand anderer gab zur Antwort: 'Glaube ja'."<ref>Moody 1982 S.34f</ref>
 
Allerdings gibt es ebenso einige Fälle, wo die Betroffenen zuerst nicht erkennen, dass ihr höchst sonderbares Erlebnis etwas mit dem Sterben zu tun hat.<ref>Moody 1989 S.23f</ref>
* Moody schreibt: Ein anderer, der durch einen schrecklichen Unfall zwei Gliedmaßen verloren hatte, erinnerte sich, er sei eine ganze Weile über seinen eigenen auf dem Operationstisch liegenden Körper geschwebt und habe diese verstümmelte Person bedauert, bis er endlich erkannte, dass er selbst da lag!<ref>Moody 1989 S.23f</ref>
* Ritchie wunderte sich während eines ausführlichen außerkörperlichen Erlebnisses im Rahmen seiner Nahtodeserfahrung geraume Zeit, warum Leute durch ihn hindurchgingen ohne ihn zu sehen und warum er hoch über dem Boden in einer unglaublichen Geschwindigkeit dahinfliegen konnte bis ihm aufging, dass sein Erlebnis etwas mit dem Tod zu tun haben musste.<ref name="Ritchie">George G. Ritchie: ''Mein Leben nach dem Sterben.'' Stuttgart: J. Ch. Mellinger Verlag GMBH ISBN 3-88069-339-0</ref>
 
Daneben gibt es auch noch die Variante, dass das Wissen über den Tod als eine Art Intuition kommt.<ref>Moody 1989 S.24</ref>
*"Zunächst auch in diesem Zustand große Verwirrung: Die Gedanken schossen mir so durch den "Kopf". Aber es war nicht der physische Kopf, der sich mit meinem Körper ja noch auf dem Operationstisch befand. "Bist du schon tot oder was ist dies für ein Zustand?" "Wenn dieser Bewusstseinszustand einfach so verschwindet, ist das dann der Tod?" Dieser Zweifel wich dann aber der festen Überzeugung, dass ich weiterlebe, in welcher Form auch immer. Auch jetzt wieder dieses Gefühl der Ruhe, des In-sich-Ruhens, des Friedens. Es gab kurze Augenblicke des Gefühls, dass sich alle Probleme, Fragen, Gegensätze einfach auflösen, dass ich einfach alles verstehe, eine Art "Allwissen" habe. Leider habe ich davon nichts behalten."<ref name="5.1.1">Alois Serwaty: ''Ausserkörper-Erfahrung Bericht und naturphilosophische Reflexionen eines Betroffenen: Seelenvogel - Bericht des Ani''</ref>
*"Und plötzlich kam ich wieder zu Bewusstsein. Ich fühlte mich von einem beängstigenden, bedrückenden, einengenden Zustand befreit. ... Erleichtert nahm ich das wiedererlangte Bewusstsein wahr: 'Ich überlebte den Zusammenstoß' - das war mein erstes Empfinden. Doch mein 'Erwachen' war nicht wie erwartet, da ich sogleich deutlich spürte: JETZT STERBE ICH."<ref name="5.3.1">[http://www.origenes.de/nte/janko/jankovich.htm Stephan von Jankovich: ''"Ich war klinisch tot" Der Tod - Mein schönstes Erlebnis.''] In: Arbeitskreis Origenes: ''Berichte von Nahtodeserfahrungen und den verwandten mystische Erfahrungen der Tranzendenzerfahrung und Sterbebettvisionen''</ref>
Obgleich der Erlebende im zweiten Fall nicht von weiterleben spricht, beschreibt er das Sterben im weiteren Verlauf als eine Weiterexistenz nach dem Tode, während der erste Erlebende diese Weiterexistenz als "weiterleben" bezeichnet.<ref name="5.1.1" /> <ref name="5.3.1"/>
 
Das Wissen, dass das Erlebnis etwas mit dem Tod zu tun hat tritt je nach Untersuchung in unter 10% bis 92% der Fälle auf.<ref name="1.1">van Lommel P, van Wees R, Meyers V, Elfferich I.: ''Near-death experience in survivors of cardiac arrest: a prospective study in the Netherlands.'' Lancet. 2001 Dec 15;358(9298):2039-45. Erratum in: Lancet 2002 Apr 6;359(9313):1254. PMID 11755611</ref> <ref name="2.2">Lai CF, Kao TW, Wu MS, Chiang SS, Chang CH, Lu CS, Yang CS, Yang CC, Chang HW, Lin SL, Chang CJ, Chen PY, Wu KD, Tsai TJ, Chen WY. ''Impact of near-death experiences on dialysis patients: a multicenter collaborative study.'' Am J Kidney Dis. 2007 Jul;50(1):124-32, 132.e1-2. PMID 17591532</ref> <ref>Sabom 1986 S.271</ref>
 
[[Datei:Horace Vernet - Angel of the Death.jpg|thumb|Engel des Todes (1851) von [[Horace Vernet|Émile Jean Horace Vernet]]]]
Bei Totenbettvisionen ist es häufig so, dass die Betroffenen Verwandte oder religiöse Gestalten sehen, die kommen um sie "hier wegzuholen". Während in vielen Fällen mit dem Tod zu rechnen war, treten regelmäßig auch Totenbettvisionen auf, bei denen vorher weder derjenige, der die Vision hatte noch das medizinische Personal mit dem Tod des Betroffenen gerechnet hat. Dennoch tritt der Tod dann oft nach einer solchen Vision ein. Verwandt mit diesem Phänomen sind Todesahnungen ohne erkennbaren medizinischen Grund - also beispielsweise bei risikolosen Operationen - die aber dennoch oft vom Tod des Betroffenen gefolgt sind. Auch hier zeigt der Betroffene oft - ähnlich wie bei Totenbettvisionen keine Angst vor dem Tod.<ref>Osis 1989 S.60f</ref> <ref>Sabom 1986 S.192ff</ref>
: Eine Totenbettvision aus Theodor Richards Baselischen Geschichten von 1600-1670: In den Aufzeichnungen des im Toggenburg tätigen Pfarrers Theodor Richard findet sich der Bericht über den Tod eines Mannes, der "uf ein Zeit im bett gelegen" und - wohl in einem Traum - seinen Tod von einem Engel angekündigt bekommen habe. Er habe seine Frau geweckt und zu ihr gesagt: "O frauw was muss ich dir sagen, Ich muss sterben, es ist ein Engel by mir gsin, der hat gsagt im vierten (oder tritten tag) wan die sonnen gieng, das sie eins gleichs hoch an den spitzen der Dannen [Tannen, Anm. S.L.] sey ehe sie gar drüber kern werd [... ] [ich] sterben." Genau so sei es dann auch geschehen.<ref name="Leutert">Sebastian Leutert: ''Geschichten vom Tod.'' Basel: Schwabe Verlag 2007 ISBN 978-3-7965-2301-4 S.91</ref>
 
==== Dunkelheit / Tunnelerfahrung ====
[[Datei:The Ladder of Divine Ascent Monastery of St Catherine Sinai 12th century.jpg|miniatur|Künstlerische Darstellung einer Leiter zum Himmel]]
Ein großer Teil der Betroffenen beschreibt den Wechsel von der alltäglichen Wahrnehmung vom Außerkörperlichen Erlebnis zur "eigentlichen" Nahtoderfahrung in Form eines Übergangs, der am häufigsten als Durchgang durch einen Tunnel beschrieben wird, an dessen Ende helles Licht zu sehen ist.<ref>Moody 1989 S.26</ref> <ref>Högl 2006 S.57</ref>
 
*"Ich befand mich wie auf einer Ebene, die wie eine Bühne aussah und in der hinteren rechten Ecke eröffnete sich ein Tunnel oder eine Röhre aus welcher ein Licht in einer Dimension erstrahlte, wie man es nicht oder schlecht beschreiben kann."<ref name="1.5"/>
*"Ich ging durch einen dunklen Tunnel mit blitzenden Lichtern auf ein helles Licht zu."<ref>Högl 2006 S.58-59</ref>
*"Ich erinnere mich, dass ich in einer Art Tunnel war und auf eine helles Licht am Ende des Tunnels zuschoß. (...) eine Art grauer Pipeline mit Farben wie rote und goldene Lichtstrahlen"<ref>NDERF Erfahrung Nr. 748. ([http://www.nderf.org/maxine_m%27s_fear_nde.htm 748. Maxine M's Fear NDE. English expanded version 1/7/06] übersetzt von [[Benutzer:Kersti Nebelsiek]])</ref>
*"...die Wände waren schwarz, und ich versuchte, sie überall zu berühren. Aber es gelang mir nicht..."<ref>Högl 2006 S.58</ref>
*"Der Tunnel sah lebendig aus, ein lebender Organismus überwiegend in Pastellfarben..."<ref>Högl 2006 S.58</ref>
 
Gelegentlich verwandelt sich der Tunnel in etwas anderes.
*"Es war wie das Durchtauchen eines Brunnenschachtes, an dessen Ende sich eine Wiese befand."<ref name="5.3.4">[http://www.origenes.de/nte/gisbert/gispert.htm Dorit Gisbert: ''Das dritte Leben. Daseinsformen zwischen Herz- und Atemstillstand und Reanimation und die daraus resultierenden Lebensveränderungen.'']</ref>
*"Dann erinnere ich mich an eine schwarze Röhre die dann ein mit Ziegel gemauerter Tunnel wurde und an den Wänden hingen alte Ölgemälde auf denen Stationen meines Lebens abgebildet waren. Während ich durch den Tunnel auf allen "Vieren" kroch, hatte ich das Gefühl von einer schier untragbaren Last erdrückt zu werden. Am Ende des Tunnels konnte ich ein schwaches sehr helles Licht erkennen."<ref>NDERF Erfahrung Nr. 728. ([http://www.nderf.org/German/helga%27s_nte.htm 728. ''Helga's mögliche NTE.'' Erweiterte Deutsche Version 25/12/05])</ref> '
 
In anderen Fällen wird die Tunnelerfahrung in ihrer Funktion durch eine Treppe, Leiter oder einen schnellen Aufstieg zum Himmel ersetzt.<ref>Moody 1989 S.26f, S.30</ref>
*"Unter uns lag der wunderschöne Pazifische Ozean, über dem ich aufgeregt die Sonne auf und untergehen gesehen hatte, während der wenigen Tage, die ich hier gewesen war. Aber noch eine größere Pracht zog meine Aufmerksamkeit nach oben, wo eine Öffnung zu einer Wendeltreppe führte. Obwohl es noch sehr weit zu ihrem Ende schien, strahlte ein weißes Licht in die Dunkelheit der anderen Seite, wo die Öffnung lockte."<ref>NDERF Erfahrung Nr. 1031. ([http://www.nderf.org/German/beverly_b_nte.htm 1031. ''Beverly Bs Erlebnis, das einem NTE nahekommt .'' Deutsch ausführliche Version 2/25/07])</ref>
* Ein Kind sagte Moody in einem Gespräch, es habe gefühlt, wie es hoch über die Erde aufgestiegen, zwischen den Sternen hindurchgeflogen und oben bei den Engeln angelangt sei.<ref>Moody 1989 S.30</ref>
 
==== Jenseitsvisionen ====
[[Datei:Mohammed´s Paradise.jpg|thumb|"Mohammeds Paradies," eine seltene Miniatur aus dem Band 'Die Geschichte des Mohammed', hergestellt in Persien, vermutlich im Jahr 1030. (Wiewohl vom Stil her erheblich später als auf das 11. Jahrhundert zu datieren.) Befindet sich heute in der Bibliotheque Nationale Paris. Es ist nicht klar, welche Figur Mohammed sein soll. Mohammed ist entweder der Mann mit dem grünen Turban; oder, wohl eher, ist dieser Mann Abu Bakr und Mohammed ist durch die Figur dargestellt, die vollständig in einer goldenen Flamme eingehüllt ist. Möglicherweise ist er jedoch auch mit einer andere Figur auf einem anderen Teil des Bildes zu identifizieren.]]
[[Datei:Heidelberg cpg 144 Elsässische Legenda Aurea 338r St. Patricks Fegefeuer.jpg|thumb]]
In vielen Kulturen wird von Nahtodeserlebnissen berichtet, in denen von einer Art Jenseits die Rede ist. Dieses besteht überall aus einer Art Unterwelt, deren Landschaften und Bewohner sich nur in Details unterscheiden. Diese dunklen, bedrohlichen Bereiche sind und waren die Orte der Prüfung und Bestrafung, aber auch des Durchgangs in eine bessere, himmlische Welt. Auch letztere wird in nahezu allen Religionen in Form von unterschiedlichen Paradieslandschaften beschrieben. Erlebnisse in einer Inneren Welt, im Paradies, in eine überirdische, jenseitige Welt oder das Erreichen einer Grenzzone einer solchen Welt traten je nach Studie in einem Zehntel bis zwei Drittel der Nahtodeserlebnisse auf.<ref name="1.5"/> <ref name="1.9">[http://www.familie-zwoelfer.de/nahtod/nahtoderfahrungen.htm ''Nah-Todeserfahrungen: Psychologisch-biologische Grundlage für den Glauben an ein Leben nach dem Tod.''] In: Petersen, P: ''Majestät des Todes - Bewegung des Lebens.'' 3.Symposion für künstlerische Therapien. Kongressband, Hannover 1997, S. 93-117</ref> <ref>Moody 1989 S.22 + S.39</ref>
 
Der Eintritt in eine überirdische, jenseitige Welt kommt in 63%-10% der Nahtodeserfahrungen vor, in der Hälfte bis einem Viertel dieser Fälle erreichen die Betroffenen eine Grenze. Ein Viertel bis 3% der Jenseitserfahrungen enthalten die Wahrnehmung einer Höllenartigen Welt, in 3/4 bis fast allen Fällen handelt es sich um eine himmlische Welt. Das Zahlenverhältnis zwischen positiven und negativen Nahtodeserfahrungen variiert kulturabhängig.<ref name="1.1"/> <ref name="1.5"/> <ref name="1.14">[http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-6630 Hubert Knoblauch: ''Todesnäheerfahrungen. Zur kulturellen Prägung und anthropologischen Erklärung einer außergewöhnlichen Erfahrung.'' Berlin: 2007]</ref> <ref name="1.19">[http://www.familie-zwoelfer.de/nahtod/oneiroidaleserleben.htm Michael Schröter-Kunhardt: ''Oneiroidales Erleben Bewusstloser.'' IN: Kammerer Thomas: ''Traumland Intensivstation: Veränderte Bewusstseinszustände und Koma: Interdisziplinäre Expeditionen.'' Books on Demand GmbH 2006]</ref> <ref>Moody 1989 S.35-41, S.22</ref>
 
Paradiesartige Welten
* Es war wie das Durchtauchen eines Brunnenschachtes, an dessen Ende sich eine Wiese befand. Blumen, Blüten, Farben von nie erlebter Vielfalt und Pracht. Töne, die einer himmlischen Musik glichen und das Gefühl einer nie erlebten Glückseligkeit auslösten. Über allem ein Himmel aus blendfreiem, unvorstellbarem Licht, wie man es nicht einmal nach einer Schilderung erahnen kann. Ich versuchte meinen Arm unter den Kopf zu legen, als ich mich liegend auf dieser Wiese fand, aber es schien dafür keinen Arm zu geben. Es beunruhigte mich nicht im mindesten, denn ich fühlte mich so euphorisch, dass alles andere dahinter zurücktrat.<ref name="5.3.4" />
*"Ich kam in einen Garten, der in wunderschönen Farben schillerte, die ich aber nicht beschreiben kann. Es war pastellfarbenartig, obwohl diese Beschreibung nicht zutrifft. (...) Da der Garten lichterfüllt war, suchte ich nach einer Sonne oder einer anderen Lichtquelle, aber wohin ich auch schaute, stand ich im Licht selbst." <ref>Högl 2006 S.64</ref>
 
Höllenvisionen
*"Das zweite Erlebnis verlief anders, ich stieg abwärts! Unten war es finster, die Menschen jammerten, [da war] ein Feuer, sie wollten Wasser zu trinken... Dann kam jemand zu mir, schob mich zur Seite und sagte: «Du kommst nicht hierher. Du gehst wieder hoch. (...)"<ref>Moody 1989 S.39-40</ref>
* Ich befand mich in einem engen und finsteren Tal, ohne auch nur eine Spur von einem Weg zu finden. Mühsam stieg ich über Steine und Geröll. Kantig, schmutzig weiß, wie ausgeblichen, lagen sie überall herum. (...) Von einem Kind, dass einen misshandelten kleinen Hund auf dem Arm trug, den es "Leid" nannte, wurde ich eine Wegstrecke begleitet und darüber aufgeklärt, wo ich mich befand. Es war das Tal der Tränen. Was aus den dunklen Wolken herabregnete, waren Tränen der Trauer, der Verzweiflung, der Reue und der Aufarbeitung alter Schuld durch den Übergang von einer in die andere Daseinsebene und dienten der Läuterung.<ref name="5.3.4" />
 
==== Begegnung mit anderen ====
In jeder Phase einer Nahtodeserfahrung sind Begegnungen mit Verwandten, religiösen Gestalten und Verkörperungen des Todes wie dem Sensenmann oder dem indischen Totengot Yama möglich.<ref>Knoblauch 1999 S.50-55</ref>  <ref>Sabom 1986 S.69-73</ref> <ref>Högl 2006 S.56-57</ref> <ref name="1.24">[http://www.scientificexploration.org/journal/jse_07_2_pasricha.pdf4 S. Pasricha: ''A Systematic Survey of Near-Death Experiences in South India.'' Journal of Scientific Exploration, Vol. 7, No. 2, pp. 161-171, 1993]</ref>
*"Bevor ich auf die Barriere auf dem Mittelstreifen traf, sah ich mein Leben vor meinen Augen aufblitzen, mein Engel erhob mich aus dem Auto..."<ref>Högl 2006 S.56</ref>
* Sie erwähnte, rings um den Himmel habe es eine Grenze gegeben, über die sie nicht hinwegschauen konnte. Sie habe viele Menschen getroffen, darunter ihre toten Großeltern, ihre verstorbene Tante mütterlicherseits und Heather und Melissa, zwei Frauen, die darauf warteten, wiedergeboren zu werden.<ref>Moody 1989 S.79</ref>
* Ein anderer traf in seinem Nahtodeserlebnis: "Meine verstorbene Mutter, meinen Großvater, die Tochter meines Freundes, meinen Mann, der gestorben ist ... meinen kleinen Hund ... einen lange verstorbenen Märtyrer-Heiligen aus meiner Abstammungslinie..."<ref>Högl 2006 S.61</ref>
 
Der häufigste Inhalt von Totenbettvisionen ist, dass jemand kommt, um den Sterbenden abzuholen. In Amerika waren das hauptsächlich nahe Verwandte, in Indien eher religiöse Gestalten, unter anderem Yamduts, die Diener des indischen Totengottes [[Yama (Todesgott)|Yama]]. Ähnlich wie in indischen Nahtodeserfahrungen der heutigen Zeit wurden die Sterbenden auch in den von [[Gregor der Große|Papst Gregor dem Großen]] gesammelten Totenbettvisionen und Nahtodeserfahrungen meist von religiösen Gestalten wie den Aposteln und selten von Verwandten oder Freunden abgeholt.<ref>Osis 1989 S.67, 69, 81, 93</ref> <ref name="Gregor">[[Gregor der Grosse]] († 604): [http://www.unifr.ch/bkv/werk203.htm ''Vier Bücher Dialoge (Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum).'']</ref>
 
[[Datei:Mort.jpg|thumb|[[Sensenmann|Personifizierte Darstellung des Todes als Skelett]]]]
In den von Osis und Haraldson untersuchten Totenbettvisionen aus Indien und Amerika war die prozentuale Häufigkeit von Personen, die den Sterbenden wegholen wollten fast gleich groß und lag bei 77% und 78%. Dagegen variiert die Art der Erscheinungen abhängig von der Kultur. Amerikaner hatten fünf mal so viele Erscheinungen von Verstorbenen (66%) wie von religiösen Figuren (12%), während Inder viel öfter religiöse Figuren (48%) wahrnahmen als Verstorbene (28%). dass der Sensenmann in Nahtodeserfahrungen aus dem deutschsprachigen Raum auftritt, während er aus amerikanischen Nahtodeserfahrungen nicht bekannt ist, deutet darauf hin, dass diese Kulturabhängigkeit der Art der Erscheinung auch auf Nahtodeserfahrungen zutrifft.<ref>Osis 1989 S.125</ref> <ref>Knoblauch 1999 S.50-55</ref>
*"Rechts von mir stand die Schwester Ulrika (eine inzwischen seliggesprochene Frau) an meinem Bett. Ich habe sie glasklar gesehen, genau so, wie ich sie von den Bildern her kannte. Und dann links von mir stand der – der Fritze, also das Totengestell, den Sensenmann oder wie immer Sie ihn nennen wollen."<ref>Knoblauch 1999 S.53</ref>
 
Andererseits gibt es jedoch Nahtodeserfahrungen und Totenbettvisionen in denen der Erlebende Dinge über die gesehenen Toten erfährt, von denen er auf andere Weise nicht erfahren haben kann. Fälle in denen der Betroffene während einer Nahtodeserfahrung vom Tod eines Angehörigen erfährt, werden in der Literatur "Peak of Darien"-Fälle genannt.<ref name="1.18">Pim van Lommel: [http://www.towardthelight.org/neardeathstudies/pimvanlommelarticles.html ''About the Continuity of Our Consciousness.''] Adv Exp Med Biol. 2004;550:115-32. PMID: 15053429</ref> <ref name="Cook">http://sedna.no.sapo.pt/death_scresearch/pdf_docs/12.3_cook_greyson_stevenson.pdf Emily Williams Cook, Bruce Greyson & Ian Stevenson: ''Do Any Near-Death Experiences Provide Evidence for the Survival of Human Personality after Death? Relevant Features and Illustrative Case Reports.'' Journal of Scientific Exploration, Vol. 12, No. 3, pp. 377-406, 1998</ref> <ref name="3.5.4">Emily Williams Kelly (geborene Cook), Bruce Greyson & Ian Stevenson: ''Beweisen Todesnäheerfahrungen das Überleben der menschlichen Persönlichkeit nach dem Tod?'' In: Hubert Knoblauch, Hans Georg Soeffner (Hrsg.): ''Todesnähe. Interdisziplinäre Zugänge zu einem Außergewöhnlichen Phänomen.'' Konstanz: Universitätsverlag Konstanz ( UVK) 1999 ISBN 3-87940-656-1</ref>
* Ich sah einen Mann, der mich liebevoll anschaute, den ich aber nicht kannte. Am Sterbebett meiner Mutter gestand sie mir, dass ich aus einer außerehelichen Beziehung geboren wurde, mein Vater sei ein Jude, der während des Zweiten Weltkrieges deportiert und getötet wurde, und meine Mutter zeigte mir sein Foto. Es stellte sich heraus, dass dieser unbekannte Mann, den ich vor Jahren während meiner Nahtod-Erfahrung gesehen hatte, mein leiblicher Vater war.<ref name="1.17">[http://www.theosophie.de/sunrise/2006-4.php Tijn Touber: ''Ein neuer Lebensvertrag.''] (Handelt von Pim van Lommel, die Nahtodeserfahrungsberichte stammen von Lommels Forschungsteam) Sunrise 4/2006</ref> <ref name="1.18"/>
* Ein Fall aus Melanesien: Ein Angehöriger der Kaliai-Volksgruppe schien tot zu sein, so dass die Angehörigen bereits die Bestattungsfeierlichkeiten geplant hatten, als bei dieser Vorbereitung eine Frau verstarb. Genau sie trifft der Scheintote in seiner Erfahrung zunächst an: "Als ich starb, war da eine Frau, die noch nicht gestorben war. Sie kochte Essen und verteilte es. Als ich aber starb, traf mein Geist den ihren am Weg." Nachdem er durch eine Stimme zurückgeschickt wurde, passierte folgendes: "Aber ich sah die Frau, die ich am Weg getroffen hatte. Ich wollte ihr zurufen: 'He, komm zurück!', doch ich konnte es nicht, denn das Haus drehte sich im Kreis..."<ref>Högl 2006 S.95</ref>
 
Neben Begegnungen mit Toten kommt es auch vor, dass Lebende in Nahtodeserfahrungen auftauchen. So wurde Jean in folgender Erfahrung von ihrem lebenden Geliebten gerufen:<ref>Fenwick 1995 S79, S.105</ref>
* Ich erinnere mich, wie ich in einem sehr hellen Tunnel trieb, alles schien so ruhig und friedvoll. Am Ende des Tunnels streckte mein Vater, der vor einigen Jahren gestorben war, seine Hände nach mir aus und rief, dass ich kommen solle. Wie ich sagte, war das Gefühl der Ruhe unbeschreiblich. Ich hörte Musik und dort war ein wunderbarer Duft. Ich hielt ein paar Fuß, bevor ich meinem Vater erreichte, an und hörte dann, wie mich jemand rief. Ich drehte mich um und sah sein Gesicht am anderen Ende des Tunnels. Es war Fabio.<ref>Fenwick 1995 S.105; Übersetzung von [[Benutzer:Kersti Nebelsiek]]</ref>
 
In von den von Fenwick gesammelten Fällen begegneten 40% Fremden, 33% sahen religiöse Figuren. In 38% kam es zu Begegnungen mit Bekannten. Von denjenigen die während einer Nahtodeserfahrung Bekannten begegnet sind, sahen 50% einen toten Verwandten, 9% einen toten Freund und 38% jemanden, der noch am Leben war.<ref>Fenwick 1995 S.79</ref>
 
==== Lichtwesen ====
[[Datei:Paradiso Canto 31.jpg|thumb|Darstellung des göttlichen Lichtes]]
In 40-77% der Nahtodeserfahrungen begegnet die Person einem höheren Lichtwesen. In 10%-18% der Nahtodeserfahrungen tritt der Betroffene in das Licht ein und in etwa 23% der Nahtodeserfahrungen findet eine Kommunikation mit dem Lichtwesen statt.<ref name="1.5"/> <ref name="1.19"/> <ref>Moody 1989 S.22, S.28-29, S.35-41, S.187</ref> <ref>Högl 2006 S.66-67</ref>
 
*"Als ich mich weiterbewegte wurde mir ein helles extrem weißes Licht bewusst. (...) Das Licht strahlte ein Gefühl höchster Liebe aus, es war überwältigend. Ich könnte sagen, dass ich früher schon dort gewesen war und so glücklich war, wieder heimzukommen. Das Verstehen geschah durch augenblickliches anteilnehmen."<ref>Högl 2006 S.67</ref>
 
* Ich wandte mich von der Unfallstelle ab, da sie mich nicht weiter interessierte. Ich wollte wegfliegen, und . . schon flog ich. Alles war beruhigend, harmonisch, wunderschön. Die Töne, die Lichtspiele wurden immer stärker, immer voller und überfluteten mich und meine ganze Umgebung. Ich spürte deutlich eine harmonische Schwingung. Dann sah ich die Sonne irgendwo rechts oben. Ich weiß nicht warum, aber ich sah sie rechts oben pulsieren und nicht direkt über mir. Ich flog deshalb in diese Richtung weiter. Die Sonne wurde immer lichter, immer strahlender, immer pulsierender. Ich verstehe heute, warum so viele Menschen und Religionen die Sonne als Gottessymbol auffassen oder sogar einen Sonnengott verehren.<ref name="5.3.1"/>
*"...Ich traf Gott....Gott war ein Wesen aus Licht. Ich weiß nicht ob es religiös war oder nicht. Dort gibt es keine Religion. Nur Reinheit und Licht."<ref>Högl 2006 S.69</ref>
 
Das Licht wird oft als unvorstellbar hell oder tausendmal heller als die Sonne beschrieben, aber es blendet trotzdem nicht. In der Regel zeigt die Begegnung aber deutliche Auswirkungen auf die emotionale Lage. Nicht zuletzt deshalb kann hier vom zentralen Moment der Nahtoderfahrung gesprochen werden, bei dem auch die religiöse Prägung am deutlichsten ausfällt. Wer immer es auch sein mag, dieses Wesen strahlt grenzenlose Liebe und Verständnis aus - so sehr, dass die meisten immer in seiner Nähe bleiben möchten. Dagegen ist nicht in allen Fällen von einer Wesenhaftigkeit der Erscheinung die Rede und sie ist auch nicht immer mit einer Lichtwahrnehmung gekoppelt.<ref>Moody 1989 S.28-29</ref> <ref>Högl 2006 S.66-67</ref>
 
Das Licht wird von den Erlebenden entsprechend der ihnen bekannten Religionen manchmal mit der Sonne, Gott, Engel oder als Widerspiegelung des allerhöchsten Bewusstseinszustandes des Menschen identifiziert.
<ref name="3.5.7">Hubert Knoblauch & Ina Schmied: ''Berichte aus dem Jenseits. Eine qualitative Studie zu Todesnäheerfahrungen im deutschsprachigen Raum.'' In: Hubert Knoblauch, Hans Georg Soeffner (Hrsg.): ''Todesnähe. Interdisziplinäre Zugänge zu einem Außergewöhnlichen Phänomen.'' Konstanz: Universitätsverlag Konstanz (UVK) 1999 ISBN 3-87940-656-1</ref> <ref name="1.1"/> <ref name="1.2">Appleby L.: ''Near death experience.'' BMJ. 1989 Apr 15;298(6679):976-7. Review. PMID 249938</ref> <ref name="1.5"/> <ref>Moody 1989 S.28-29</ref> <ref>Högl 2006 S.69</ref>
 
Laut Schröter-Kuhnhardt führen Nahtodeserlebnisse zu einer Verschmelzung mit eigenen Selbst-Anteilen, die vielleicht in ihrer höchsten Form bildhaft von dem Lichtwesen repräsentiert werden.<ref name="1.6">[http://www.familie-zwoelfer.de/nahtod/nde_aus_psychiatrischer_sicht.htm Nah-Todeserfahrungen aus psychiatrisch-neurologischer Sicht.] aus: Soeffner H-G, Knoblauch H (Hrsg.), ''Todesnähe: Interdisziplinäre Zugänge zu einem außergewöhnlichen Phänomen.'' Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 1999, S. 65-99</ref> <ref name="1.9"/>
 
==== Lebensrückschau ====
Als Lebensrückblick, Lebensfilm, Lebens-Reminiszenz, Lebens-Revue oder Lebensrevision wird es bezeichnet, wenn während des Nahtodeserlebnisses Ereignisse aus der eigenen Vergangenheit vor dem inneren Auge ablaufen. Diese Phase des Nahtodeserlebnisses tritt etwa in einem Drittel der Berichte über Nahtodeserfahrungen auf.<ref name="1.5"/> <ref>Moody 1989 S.29f</ref>
 
In Nahtodeserfahrungen von vor Beginn der Neuzeit oder aus Ländern der Dritten Welt wie Indien wird der Lebensfilm meist durch eine Bewährungsprobe, eine Gerichtsszenerie oder ein Lebensbuch ersetzt.<ref name="1.6"/> <ref name="1.8">[http://www.familie-zwoelfer.de/nahtod/jenseits.htm M.Schröter-Kunhardt: ''Das Jenseits in uns.'' PSYCHOLOGIE HEUTE 6/1993, S. 64-69]</ref> <ref name="1.9"/> <ref>Fenwick 1995 S.159ff</ref>
 
==== Grenze ====
[[Datei:Paradiselubok.jpg|thumb|Eine Mauer um den Himmel]]
In 8-29% der Nahtodeserfahrungen taucht im Jenseits eine Grenze, Mauer oder ähnliches auf, die der Experiencer nicht überschreiten darf, wenn er nicht endgültig sterben soll.<ref name="1.1"/> <ref name="1.5"/> <ref name="1.19"/> <ref>Moody 1982 S.81</ref>
* Ich "starb" durch einen Herzstillstand. Als ich im Sterben lag, fand ich mich auf einmal in einem wogenden Kornfeld wieder. Es war wunderschön, alles leuchtend grün - von einer Farbe, wie es sie hier auf erden nicht gibt. vor mir auf dem Feld erblickte ich einen Zaun und schickte mich an, auf ihn zuzugehen. Da sah ich einen Mann sich von der anderen Seite her ebenfalls dem Zaun nähern, als ob er mir entgegenkäme. Ich wollte zu ihm hingehen, doch merkte ich auf einmal, wie ich unaufhaltsam zurückgezogen wurde. gleichzeitig sah ich auch ihn umkehren und sich vom Zaun weg in die andere Richtung bewegen.<ref>Moody 1982 S.81</ref>
* Irgend etwas stand mir bei, durch diesen Tunnel hochzukommen. Als ich an seinem Ausgang anlangte, hatte ich eine wunderschöne Aussicht: Vor mir lagen lauter Blumenwiesen, und rechts von mir lief eine hübsche Straße, und die Bäume waren bis zur halben Höhe weiß angestrichen, und ein weißer Zaun war auch da. Es war wunderschön. Und auf der Wiese ganz rechts waren die phantastischsten Pferde, die ich je gesehen hatte. (...) So redete ich also mit diesem Licht und wanderte zu diesen Pferden hinüber. Und gerade hatte ich das Bein über den obersten Querbalken des Zauns geschwungen und wollte auf die Pferdeweide, als so eine Stimme aus dem Nichts sagte: 'Was macht sie denn da?' Und das Licht antwortete: 'Sie will zu den Pferden.' Und die Stimme sagte: 'Das geht nicht. Ihre Zeit ist noch nicht gekommen. Sie muss zurück: In dem Moment umklammerte ich den Querbalken, weil ich nicht zurückwollte. (...) Und dann haben die Stimme und das weiße Licht noch ein wenig miteinander gesprochen und beschlossen, dass ich zurückkehren müsse. Da rastete ich völlig aus. Ich klammerte mich am Zaun fest und schlang die Arme und Beine drumherum und ließ nicht los. Die Stimme lachte nur. 'Komm, das kannst du später noch haben. Aber jetzt ist nicht die Zeit dafür. Und einen Wutanfall zu kriegen tut dir gar nicht gut: Und ohne mein Zutun schwebte ich über der Weide und hinein in den Tunnel und war auf dem Rückweg. Und ich schrie und kreischte, beißend und um mich schlagend, doch diese Hand führte mich sachte in den Tunnel hinunter, den ich hochgekommen war.<ref>Högl 2006 S.21-23</ref>
 
==== Rückkehr ====
In einigen Nahtodeserfahrungen erscheinen die Wiederbelebungsmaßnahmen als Grund der Rückkehr.
: Nach der Adrenalin-Spritze, wahrscheinlich in dem Augenblick, als mein Herz zum ersten Schlag angeregt wurde, geschah das Schreckliche mit mir: ich fiel in eine schwarze Tiefe hinunter. Mit einem unheimlichen "Ruck" und "Schock" schlüpfte ich in meinen schwerverletzten Körper zurück. Alles Schöne war plötzlich weg. Ich spürte: ich muss zurück. Ich kam wieder zum Wachbewusstsein und spürte unbeschreibliche Schmerzen. Sofort danach fiel ich wieder in Ohnmacht vor Schmerz, jedoch als wiederbelebter Mensch.<ref name="5.3.1"/>
 
Daneben gibt es aber auch diverse Fälle, bei denen während der Erfahrung eine Entscheidung für die Rückkehr getroffen wird.
* Eine Frau aus Los Angeles wurde schon zweimal in ihrem Leben von dem Lichtwesen vor diese Entscheidung gestellt. Ende der fünfziger Jahre, als sie nach einem Autounfall im Koma lag, sagte ihr das Lichtwesen, es sei jetzt Zeit für sie zu sterben und in den Himmel zu kommen. Die Frau wandte ein, sie sei zum Sterben noch viel zu jung. Das Lichtwesen ließ sich nicht erweichen, bis die Frau sagte: «Ich bin noch so jung, ich habe noch lange nicht genug getanzt!» Da lachte das Lichtwesen herzhaft und erlaubte ihr weiterzuleben. Ungefähr dreißig Jahre später erlitt sie während eines kleineren chirurgischen Eingriffs einen Herzstillstand. Wieder passierte sie den Tunnel und trat vor das Lichtwesen, und wieder sagte es ihr, es sei nun Zeit zu sterben. Diese Mal vertrat die Frau den Standpunkt, sie habe Kinder zu erziehen, die noch nicht alt genug seien, um ohne sie auskommen zu können. «Okay», sagte das Wesen. «Aber das ist das letzte Mal! Das nächste Mal musst du hierbleiben.»<ref>Moody 1989 S.32</ref>
* Ein Saltaux-Indianern, aus Kanada berichtet, dass er auf einem guten Weg zu einem Wigwam gegangen sei, wo er einen alten Mann gesehen habe, der ihn zum Wigwam seiner Eltern gebracht habe. Dort sei es zu einem Wiedersehen gekommen. Als der Jenseitsreisende an die eigenen Kinder dachte, wollte er wieder zurückkehren. Er fand den alten Mann zwar nicht mehr, hörte aber eine Stimme. Als er sich ihr näherte, hörte er seine Frau und seine Kinder weinen. Er wurde bewusstlos und wachte auf.<ref>Högl 2006 S.90</ref>
*"Wir gingen durch einen Tunnel und kamen in den Himmel. Da waren wunderbare Blumen. Ich war bei Gott und bei Jesus. Sie sagten, ich müsse zurück zu meiner Mutter, weil sie verzweifelt sei. Sie sagten, ich müsse mein Leben zu Ende leben. Dann bin ich zurückgekommen und aufgewacht."<ref>Moody 1989 S.73</ref>
 
In 72% der von Fenwick untersuchten amerikanischen Nahtodeserfahrungen wurde eine definitive Rückkehrentscheidung getroffen. Etwa die Hälfte der Beroffenen traf die Entscheidung selbst, für die andere Hälfte wurde sie getroffen. Rückkehrentscheidungen sind bei Kindern seltener (52%) und bei Jugendlichen (70%) und Erwachsenen (75%) zunehmend häufiger. Wobei Kinder und Erwachsene die Entscheidungen in der Hälfte der Fälle selber trafen, während das bei Jugendlichen nur in einem Drittel der Fälle vorkam.<ref>Fenwick 1995 S.97</ref>
 
In den von Pasricha untersuchten 28 Nahtodeserfahrungen aus indischen Dörfern wurden die Betroffenen in 83% der Fälle durch Boten zurückgebracht. In 62% der Nahtodeserfahrungen geschah das, da die Person noch nicht sterben sollte, bei 38%, da eine andere Person mit dem Sterben dran war und in einem Fall (4%) nicht aufgrund eines Fehlers. Nur einer wurde von Freunden zurückgeschickt (4%). Eine freie eigene Entscheidung kam nur in einem Fall (4%) vor.<ref name="1.24"/>
 
==== Bestätigung des Erlebten ====
 
Die Betroffenen berichten immer wieder spontan, dass sich Informationen, die sie im Rahmen von Nahtodeserfahrungen gewonnen haben, bestätigten. Mit Abstand am Häufigsten tritt das für Elemente des Außerkörperlichen Erlebnisses auf, jedoch kann sich auch jede andere überprüfbare Information bestätigen.<ref>Sabom 1986 S.111ff</ref> <ref>Moody 1989 S.33ff, S.126f</ref> <ref>Moody 1982 S.106ff</ref> <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="Cook"/> <ref name="3.5.4"/>
 
* Es war sehr merkwürdig, dass ich mich schwebend fühlte. Ja, ich schwebte wirklich. Ich befand mich über der Unfallstelle und sah dort meinen schwerverletzten, leblosen Körper liegen, genau in derselben Lage, wie ich das später von den Ärzten und aus den Polizeiberichten erfuhr. <br />(...)<br /> Dann wandte er sich dem anderen Arzt zu: "Wenn Sie, Herr Kollege, nichts dagegen haben, dann ..." Nun gab er mir eine Adrenalin-Spritze direkt ins Herz. Ich konnte das Gesicht dieses Mannes recht gut in mich aufnehmen.<br /> <br />Einige Tage später kam ein Herr in mein Spitalzimmer in Bellinzona. Er trug einen normalen Straßenanzug. Ich erkannte das Gesicht aber sofort wieder und begrüßte ihn mühsam mit: "Guten Tag Herr Doktor, warum haben Sie mir diese teuflische Spritze gegeben?" Ich konnte mich auch sehr gut an seine klare, deutliche Stimme erinnern. Er war verblüfft und fragte, wieso ich ihn kenne. Ich erzählte es ihm. Wir wurden später gute Freunde.<ref name="5.3.1"/>
 
* Ein Arzt aus South Dakota war auf dem Weg ins Krankenhaus eines Morgens auf einen anderen Wagen aufgefahren. Wegen des Unfalls machte er sich große Sorgen. Er befürchtete, dass die Insassen des anderen Wagens Schleudertraumata geltend machen und ihn auf ein hohes Schmerzensgeld verklagen würden. Der Arzt war in Gedanken noch ganz bei diesem bedrückenden Vorfall, als er in den Notfallraum eilte, um einen Patienten mit Herzstillstand wiederzubeleben. Am nächsten Tag erzählte ihm der gerettete Patient eine erstaunliche Geschichte: «Als Sie mich behandelten, bin ich aus meinem Körper rausgegangen und habe Ihnen bei der Arbeit zugesehen.» Der Arzt begann nachzufragen, was der Patient gesehen hatte, und wunderte sich über die Genauigkeit seiner Schilderung. Der Patient beschrieb Farbe und Form der Geräte und sogar die Zeigerstände der verschiedenen Armaturen. Es gelang dem Patienten schließlich, den jungen Herzspezialisten davon zu überzeugen, dass er die Wahrheit sagte, als er hinzufügte: «Herr Doktor, ich habe gemerkt, dass Sie sich wegen dieses Unfalls Sorgen gemacht haben. Aber Sie haben wirklich keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen. Sie sind immer für andere da. Ihnen kann niemand etwas anhängen.» Dieser Patient hatte nicht nur die äußere Umgebung in allen Einzelheiten mitbekommen, sondern auch, was in dem Arzt vorging.<ref>Moody 1989 S.175-176</ref>
 
* Ich erinnerte mich daran, wie ich mit Eric und einer Dame, die ich noch nie gesehen hatte, im Flur stand. Im Flur war eine offene Tür die zu einem langen Flur mit einem strahlenden Licht am Ende führte. die Lady sagte, dass Eric mit ihr gehen würde und dass ich durch jene Türen gehen sollte und zeigte auf die Notaufnahme.<br /> <br />Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, teilte man mir mit, dass Erik im Wrack gestorben war. Ich dachte, "nein weil ich mit ihm und der Dame gesprochen hatte". Später gingen einer meiner Freunde und ich zu Erik nach Hause um unser Beileid auszudrücken. Als wir ins Haus gingen, bemerkte ich ein Bild der Dame, die bei Eric gewesen war und fragte wer sie war. Mir wurde gesagt, dass sie Erics Großmutter sei, die vor vielen Jahren gestorben sei.<ref>NDERF Erfahrung Nr. 1438.">1438. ''John P NDE'' 1/3/2008</ref>
 
=== Die Sinne ===
==== Sehen in Nahtodeserfahrungen ====
Während einige Betroffene auf Nachfrage sagen, sie hätten in ihrer außerkörperlichen Erfahrungen ganz normal gesehen, genau so wie im Alltag, nennen andere Eigenarten ihrer Wahrnehmung, die mit dem körperlichen Sehen so auftreten.<ref>Ring 2008 S.96ff</ref>
* Im Außerkörperlichen Erlebnis: "Alles in allem war es sehr interessant mich 'unten' sterben zu sehen bzw. von oben her als Zuschauer, ohne Emotionen, in einem himmlischen Zustand alles genauestens beobachten zu können, da ich ja 'weiterlebte'. Meine nicht-materiellen Sinnesorgane funktionierten gut und mein Gedächtnis registrierte alles. Ich konnte auch denken und Entscheidungen fällen und spürte kein irdisches Hindernis. Ich schwebte in ca. 3&nbsp;m Höhe über der Unfallstelle - in einem mehrdimensionalen Raum."<ref name="5.3.1"/>
 
In Jenseitserfahrungen taucht oft die Aussage auf, das Licht wäre schwer zu beschreiben, seltener werden Farben erwähnt, die es real nicht gibt.
*"Ich befand mich wie auf einer Ebene, die wie eine Bühne aussah und in der hinteren rechten Ecke eröffnete sich ein Tunnel oder eine Röhre aus welcher ein Licht in einer Dimension erstrahlte, wie man es nicht oder schlecht beschreiben kann."<ref name="1.5"/>
*"Unterwegs gab es viele Blumen, deren Namen ich nicht kannte, und ich fragte, wie sie hießen, und pflückte welche im Gehen. Und dabei redete ich mit diesem blendenden weißen Licht, das alle Farben hatte und gleichzeitig gar keine Farbe."<ref>Högl 2006 S.22</ref>
*"So ein Licht, heller als alles was ich je gesehen habe. Ich kann nicht in Worte fassen wie wundervoll, kraftvoll und lebendig es sich anfühlte. Es fühlte sich wie pulsierende Farbstrahlen an, die so lebendig waren. Einige der Farben habe ich nie zuvor gesehen."<ref>Högl 2006 S.67</ref>
 
Positive Gefühle sind oft mit leuchtenden klaren Farben verbunden, negative mit trüben und dunklen Farben.
*"Ich stand auf einer kleinen und sehr gefährlichen schwarzen Insel in einem schwarzen Fluss, der durch eine schwarze Landschaft unter einem schwarzen Himmel führte. Gerade als ich den Fluss überquerten wollte, erhob sich eine schwarze Krake aus dem schwarzen Wasser vor mir."<ref>Högl 2006 S.59f</ref>
*"Die Farben im Raum verblichen zu einem trüben Grauschwarz. Wirbelnde Energiemuster lenkten Garys Aufmerksamkeit zum nordwestlichen Bereich des Operationsraumes. Es donnerte, als sich der Tunnel formte und zog ihm zu seinem Zentrum. Das Geräusch erinnerte an das Triebwerk eines Düsenjets, wenn man danebensteht. Gary fühlte große Angst, vielleicht Panik."<ref>Högl 2006 S.59</ref>
 
==== Geräusche ====
Einige Erlebende nehmen in der Nahtodeserfahrung Geräusche wahr, das kann ein Brausen, Rauschen oder auch Glockengeläut oder Musik sein und von kaum wahrnehmbar bis unvorstellbar laut rangieren. Ebenso können Geräusche die gesamte Bandbeite der Gefühle von unvorstellbar schön bis unvorstellbar schrecklich auslösen.<ref>Moody 1989 S.27</ref> <ref>Högl 2006 S.58</ref>
 
Eine Wahrnehmung von Musik kam in 20-24% der Nahtodeserfahrungen vor.<ref name="1.5"/> <ref name="1.19"/> <ref>Fenwick 1995 S.88</ref>
 
Im Tunnelerlebnis
* Ich konnte Geräusche im Dunkel hören. Es klang wie die Notaufnahme eines Krankenhauses. Dort waren verzweifelte Menschen und ein dichter Nebel. Ich konnte weinen und herumhuschen hören. Ich wusste, wenn die Menschen nur zum Licht aufschauen würden, würden sie aus dem Nebel erhoben, aber sie waren zu störrisch dazu. Sie würden es nicht tun. Seither frage ich mich, ob das vielleicht die Hölle war.<ref>Högl 2006 S.60</ref>
* Die Erfahrung war Atemberaubend - die Stille wunderschön. Kaum hörbar in der Ferne war die kaum wahrnehmbare Andeutung wunderschöner Musik, jenseits von allem, was ich auf der Erde gehört habe. <ref>Högl 2006 S.59</ref>
*"...Ich schien durchs Universum zu rasen! Das war auch ein gewaltiger Klang. Es war als würden alle großen Orchester der Welt gleichzeitig spielen; keine besondere Melodie und sehr laut. Kraftvoll aber irgendwie beruhigend."<ref>Högl 2006 S.59</ref>
 
In einer Jenseitsvision
* In einer Paradieswelt: "Töne, die einer himmlischen Musik glichen und das Gefühl einer nie erlebten Glückseligkeit auslösten. ... Lange Zeit konnte ich über dieses Erleben mit niemandem sprechen. Aber immer wieder erlebte ich es von neuem in mir: ... die beseligende Musik, die keine Melodie im eigentlichen Sinn war, sondern einfach nur Schwingungen, die die Seele ansprachen und zu diesem euphorischen Zustand führten. ..."<ref name="5.3.4" />
 
==== Tastempfindungen ====
Tastempfindungen sind selten, treten aber vermehrt in Nahtodeserfahrungen von Blinden auf.<ref>Ring 2008 S.97ff</ref>
 
=== Erlebnisqualität ===
==== Unaussprechlichkeit des Erlebten ====
Gelegentlich äußern Betroffene, dass es schwierig sei, Nahtodes-Erlebnisse in Worte zu fassen.
<ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref>Moody 1982 S.31f</ref>
*"Als wir in das Licht kamen, habe ich ihre Gesichter gesehen. Es ist schwer zu erklären, weil es ganz anders ist als das Leben auf der Welt. Ich habe keine Worte dafür. Es sah so aus, als ob sie lange, strahlendweiße Kleider anhätten. Alles war voller Licht."<ref>Moody 1989 S.75</ref>
*"Ich befand mich wie auf einer Ebene, die wie eine Bühne aussah und in der hinteren rechten Ecke eröffnete sich ein Tunnel oder eine Röhre aus welcher ein Licht in einer Dimension erstrahlte, wie man es nicht oder schlecht beschreiben kann."<ref name="1.5"/>
* Es fällt mir schwer, für das, was ich jetzt schildern will, die richtigen Worte zu finden. Ich denke, Worte sind für das, was jetzt kam nicht genug.<ref name="5.1.2">Inge Drees: ''Lichterlebnis und Lebensrückblick.'' In: [http://www.8ung.at/nahtoderfahrung/html/nte-berichte.html German Friends of the International Association of Near-Death Studies (IANDS) - gegr. 2004: Nahtoderfahrung und Transzendenz - persönliche Berichte.]</ref>
 
Auf die direkte Frage, ob sie meinten, dass ihr Bericht ihre Erfahrung verständlich und akkurat beschreibt, antworteten in einer von Jeffrey P. Long und Jody A. Long gemachten Befragung 79,9% mit Ja, 9,8% mit nein und 10,3% waren sich unsicher. dass sie schlecht in Worte zu fassen sind, trifft offensichtlich nur auf einen Teil der Erfahrungen zu.<ref>[http://www.nderf.org/pre_post_1975_research.htm Jeffrey P. Long, M.D. and Jody A. Long, J.D.: ''A Comparison of NDEs Occurring Before and After 1975. Results from a Web Survey of Near Death Experiencers.'' Journal of Near-Death Studies, Volume 22, Issue 1 (October 2003) pp. 21-32]</ref>
 
==== Gefühl von Frieden und Ruhe ====
Für viele Menschen, die eine Nahtodeserfahrung hatten, sind überwältigende Gefühle von Frieden, Freude und Glücksseligkeit der bemerkenswerteste Teil der Erfahrung. Jeglicher Schmerz verschwindet oft mit Beginn der Nahtodeserfahrung.<ref>Fenwick 1995 S.9</ref> <ref>Moody 1989 S.25</ref> <ref>Moody 1982 S.34f</ref> <ref>Sabom 1986 S.36ff</ref>
 
Da 88% der von ihm befragten Personen Gefühle von Ruhe, Frieden oder Glück empfanden und diese Gefühle damit wesentlich regelmäßiger auftraten als jedes andere Element der Nahtodeserfahrung, nahm Fenwick an, dass diese Gefühle das zentrale Element der Nahtodeserfahrung seien. Tatsächlich schwankt die Häufigkeit dieses Elementes zwischen den Untersuchungen auch innerhalb derselben Kultur sehr stark zwischen 100% und 32%. <ref>Fenwick 1995 S.69</ref> <ref>Moody 1989 S.35-41, S.22, S.187,</ref> <ref>Sabom 1986 S.271</ref> <ref name="1.5"/> <ref name="1.19"/> <ref name="1.14"/>
 
In seinem Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland wies Knoblauch nach, dass gerade die Gefühlslage während der Nahtodeserfahrung kulturabhängig ist. Während Westdeutsche zu 59,5% ein wunderbares und zu 28,6% ein schreckliches Gefühl hatten, war das Verhältnis bei Ostdeutschen mit in 40% der Erfahrungen ein wunderbares und in 60% ein schreckliches Gefühl beinahe umgekehrt. Knoblauch wählte jedoch eine sehr unscharfe Definition für Nahtodeserfahrungen, die beispielsweise auch [[Oneiroide]] einschließt, was das Ergebnis verfälscht haben könnte. Bei den vorhandenen Jenseitsvisionen hatten die Ostdeutschen dann auch drei mal so viele Himmlische Welten wie Welten böser Mächte gesehen, während es bei den Westdeutschen nur 2,7 mal so viele waren. Schröter Kunhardt, der scharf zwischen Oneiroiden und Nahtodeserfahrungen differenziert, fand bei seinen hundert gesammelten Fällen von deutschen Nahtodeserfahrungen dann auch mit 89% einen ähnlich hohen Anteil positiver Gefühle wie Fenwick.<ref name="1.14"/> <ref name="1.5"/> <ref name="1.19"/>
 
Bei Totenbettvisionen wiesen Osis und Haraldson nach, dass Inder wesentlich häufiger nicht mit den Erscheinungen mitgehen wollten, die sie in eine andere Welt holen wollten als Amerikaner, und Inder äußerten auch wesentlich häufiger negative Gefühle gegenüber diesen.<ref>Osis 1989 S.122, S.146</ref>
 
==== Präkognition und Allwissenheitsempfinden in Nahtodeserfahrungen ====
In etwa 3%- bis 6% der Nahtodeserlebnisse werden auch präkognitiv Teile der eigenen oder globalen Zukunft gesehen, die später zuweilen tatsächlich wahr werden. <ref name="1.5"/> <ref name="1.8"/> <ref name="1.19"/> <ref>Moody 1989 S.22</ref> <ref>Högl 2006 S.305ff</ref>
 
* Moody erzählt Folgendes: "Es war Halloween, und Louise, meine damalige Frau, ging mit den Kindern in ihren Kostümen in der Nachbarschaft von Haus zu Haus. In einem Haus empfing sie ein Ehepaar sehr liebenswürdig und begann mit den Kindern ein Gespräch. Sie fragten die Kinder nach ihren Namen, und als mein Ältester 'Raymond A very Moody, der Dritte' sagte, blickte die Frau überrascht. 'Ich muss mit Ihrem Mann sprechen', sagte sie zu Louise. Als ich später mit dieser Frau sprach, erzählte sie mir von ihrem Todesnähe-Erlebnis, das sie 1971 gehabt hatte. Während einer Operation waren bei ihr Herzversagen und Lungenkollaps eingetreten, die Frau war lange Zeit klinisch tot gewesen. In diesem Zeitraum traf sie in einem Todesnähe-Erlebnis auf einen Führer, der ihr einen Lebensrückblick vorführte und ihr Auskunft über ihre Zukunft gab. Gegen Ende wurde ihr ein Bild von mir gezeigt, mein voller Name genannt und der Hinweis gegeben, «wenn die Zeit reif sei», würde sie mir ihre Geschichte erzählen. Ich fand diese Begegnung erstaunlich."<ref>Moody 1989 S.42</ref>
 
Ring untersuchte einige globale Vorhersagen. Sie betrafen den Ausbruch von Vulkanen, Erdbeben, Naturkatastrophen sowie Hungersnöte und Nuklearkriege. Daneben war auch von einer "Ära der Brüderlichkeit" die Rede und von einem Frieden, der die Welt umspannen wird. In den geschilderten Fällen stellt sich das Szenario zudem als ein nicht abwendbares Schicksal dar. Die vorhergesehenen Ereignisse sollten oft 1977 eintreten, aber keine der Prophezeiungen, die sich auf hinreichend konkrete Begebenheiten bezogen hatte, erfüllte sich. Ebenfalls ohne Überraschung sind die allgemeineren Vorhersagen geblieben. Die prognostizierten Entwicklungen waren von ihrer Art her meist absehbar und lassen sich eher als Ausdruck einer seinerzeit vorherrschenden Erwartungshaltung verstehen, die als subjektiver Faktor in das Erlebnis einfließen konnte.<ref>Högl 2006 S.75 + 306-307</ref>
 
Manche Experiencer haben berichtet, sie hätten während ihrer Erfahrung Zugang zu umfassendem Wissen gehabt. In Nahtodeserfahrungen taucht dieses Gefühl der Allwissenheit in 33% der Fälle auf. Die betreffenden Personen können nach der Nahtodeserfahrung auf dieses Wissen nicht mehr zugreifen und erinnern sich nur noch an dieses Gefühl der Allwissenheit.
<ref name="1.5"/> <ref name="1.19"/> <ref>Högl 2006 S.304-305</ref>
*"...Ich bekam all die Antworten, die ich wollte. Ich sah, dass es einen Plan gab und dass alles aus gutem Grund geschieht... darüber hinaus kam ich an einen Punkt, wo ich keine weiteren Fragen hatte, weil ich irgendwie den gesamten Plan wusste. Es war wie ein Erinnern, meine Seele hatte diese Weisheit vergessen gehabt..."<ref>Högl 2006 S.74</ref>
 
Aus Todesnähe Zurückgekehrte haben eine neue Achtung vor dem Wissen. Manche sagen, dies sei die Folge der Rückschau auf ihr bisheriges Leben. Das Lichtwesen habe ihnen erklärt, das Lernen sei mit dem Tod nicht zu Ende, Wissen sei etwas, das wir mit uns nehmen könnten.<ref>Moody 1989 S.55</ref>
 
Zusammengefasst wird klar, dass es weder echte Präkognition noch vollständige Allwissenheit im Jenseits gibt, möglicherweise ist während einer Nahtodeserfahrung jedoch deutlich mehr Wissen dem Bewusstsein zugänglich als im Alltag und dadurch entsteht der falsche Eindruck der Allwissenheit.
 
=== Lebensveränderungen und neue Sicht des Todes ===
==== Verminderte Angst vorm Tod ====
Zu den durchgängigsten und stärksten Veränderungen im Weltbild von Menschen, die ein Nahtodeserlebnis hatten, zählt, dass sie danach stärker an ein Leben nach dem Tod glauben als vorher. Je länger die lebensgefährliche Situation her ist, desto größer ist diesbezüglich der Unterschied zwischen denen, die eine Nahtodeserfahrung hatten und denen, die keine hatten. <ref name="1.1"/> <ref name="1.5"/> <ref name="1.7">Dr. phil. Joachim Nicolay: ''Nahtod-Erfahrungen in Beratung und Therapie.'' Report Psychologie 1/2005, S. 14-20</ref> <ref name="1.8"/> <ref name="2.1"/>
 
Auch pathologische Trauerreaktionen auf den Tod von Angehörigen nehmen deutlich ab, da man von deren Weiterexistenz zu wissen glaubt.<ref name="1.10">[http://www.familie-zwoelfer.de/nahtod/sterbende.htm M. Schröter-Kunhardt: ''Erfahrungen Sterbender während des klinischen Todes.'' PRAXIS KLINIK FORSCHUNG. TW Neurologie Psychiatrie 9, S. 132-140, 1995]</ref>
 
==== Religiosität, Spiritualität ====
Nahtodeserfahrungen führen dazu, dass die betroffenen nach dieser Erfahrung spirituelle Werte wichtiger nehmen als zuvor. Viele Menschen sind nach einem Sterbeerlebnis von der Existenz Gottes überzeugt und geben religiösen und ethischen Werten in ihrem Leben Vorrang vor allem anderen. Im Gegensatz dazu betrachten Menschen, die keine solche Erfahrung hatten, Situationen wo sie in Lebensgefahr schwebten hauptsächlich als ein körperliches Problem. <ref name="1.5"/> <ref name="1.8"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.10"/> <ref name="1.11">Bruce Greyson, M.D.: [http://www.scielo.br/scielo.php?script=sci_arttext&pid=S0101-60832007000700015&lng=&nrm=&tlng=en ''Near-death experiences: clinical implications.''] Revista de Psiquiatria Clínica 34, supl 1; S. 49-57, 2007</ref> <ref name="2.1">Yamamura H.: ''Implication of near-death experience for the elderly in terminal care.'' Nippon Ronen Igakkai Zasshi. 1998 Feb;35(2):103-15. Japanese. PMID 9584488</ref> <ref name="2.8">[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?Db=pubmed&Cmd=ShowDetailView&TermToSearch=15695352&ordinalpos=3&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVDocSum Ethier AM.: Death-related sensory experiences. J Pediatr Oncol Nurs. 2005 Mar-Apr;22(2):104-11. Review. PMID: 15695352]</ref>
 
Nah-Todeserfahrungen weisen alle religions- und kulturunabhängigen Eigenschaften mystischer Erfahrungen auf: Einheits-Erleben, Transzendenz von Zeit und Raum, tief empfundene positive Stimmung, Gefühl der Heiligkeit, der Objektivität und Realität, Unaussprechlichkeit, Paradoxie und Flüchtigkeit des Erlebens sowie anhaltende positive Veränderung in Einstellung und Verhalten. Damit sind Nahtodeserlebnisse die häufigsten mystischen Erfahrungen überhaupt. <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/>
 
==== Soziales ====
 
Zu den Wert- und Lebensveränderungen zählen bei den bisher untersuchten, meist christlichen Menschen die ein Nahtodeserlebnis hatten eine größere Liebe zu allen und allem, größere Verbundenheit und mehr Mitgefühl mit anderen Menschen. Die Beziehungen zu anderen werden wichtiger genommen als bisher und äußerlich-materialistischen Werten wird weniger Bedeutung beigemessen. Eine Hinwendung zu sozial-karitativen Tätigkeiten, eine höhere Wertschätzung von Sinnfragen, aber auch der eigenen Person und der Kürze und Kostbarkeit der Lebenszeit werden beschrieben. Damit geht ein erhöhtes Verantwortungsgefühl, eine Suche nach (Selbst-)Erkenntnis und Wissen und zuweilen eine Ästhetisierung von Natur- und Musikempfinden einher. Außerdem nehmen intuitive, präkognitive und außerkörperliche Erfahrungen zu. Gelegentlich kommt es auch zur Heilung psychischer Störungen, zuweilen gar zur völligen Kehrwendung von Verbrechern.<ref name="1.10"/>
 
== In Entwicklungsländern sind Nahtodeserfahrungen selten ==
Nach einer repräsentativen Befragung von 2044 Deutschen haben 4,3% aller Deutschen Nahtodeserlebnisse erlebt. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung wären das etwa 3,3 Millionen Deutsche mit entsprechenden Erfahrungen. Eine Befragung in den USA zu demselben Thema, ergab dass ebenfalls 5% aller Amerikaner Nahtodeserlebnisse hatten. <ref name="1.1"/> <ref name="1.5"/> <ref name="1.7"/> <ref>Moody 1989 S.22</ref> <ref>Högl 2006 S.87-88</ref>
 
Eine Umfrage in Indien ergab 1984, dass von etwa 6430 Bewohnern vierer indischer Dörfer nur 18 einmal beinahe tot waren und von diesen hatten mehr als 2/3, insgesamt 13 ein Nahtodeserlebnis. Es hatten dort also nur 0,2% der Bevölkerung bereits eine Nahtodeserfahrung erlebt.<ref name="1.24"/>
 
== Persönlichkeit und Nahtodeserfahrung ==
=== Einfluss der Persönlichkeit auf die Häufigkeit von Nahtodeserfahrungen ===
In mehreren Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass es nicht von Bildungsgrad, Familienstand, Berufsstatus, sozio-ökonomischen Status und religiösem Hintergrund abhängt, ob ein Mensch in lebensgefährlichen Situationen eine Nahtodeserfahrung hat.<ref name="3.5.2">Susan Blackmore: Neurophysiologische Erklärungen der Nah-Todeserfahrung. In: Hubert Knoblauch, Hans Georg Soeffner (Hrsg.): ''Todesnähe. Interdisziplinäre Zugänge zu einem Außergewöhnlichen Phänomen.'' Konstanz: Universitätsverlag Konstanz ( UVK) 1999 ISBN 3-87940-656-1</ref> <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/>
 
Die Häufigkeit von Nahtodeserfahrungen während lebensbedrohlicher gesundheitlicher Krisen nimmt mit dem Alter ab. Morse wies bei Kindern nach, dass 85% derjenigen die dem Tode nahe waren, Nahtodeserlebnisse hatten. Ring hatte 48% Nahtodeserlebnisse bei einem Durchschnittsalter von 37, Sabom hatte 43% Nahtodeserlebnisse bei einem Durchschnittsalter von 49 Jahren. Bei Untersuchungen an Patientengruppen mit hohem Durchschnittsalter (jeweils über 60 Jahren) wie Herzanfallspatienten haben nur 10-12% ein Nahtodeserlebnis. Hiervon abweichende Werte beruhen auf ungeeigneten Befragungsmethoden oder ungenauer Definition des Begriffes. Drei Herzstillstansstudien und die Dialysestudie wiesen unabhängig voneinander nach, dass jüngere Patienten häufiger Nahtodeserlebnisse hatten als ältere. Außerdem hatten jüngere Menschen tiefere Nahtodeserlebnisse.<ref name="1.1"/> <ref name="2.2"/> <ref name="2.9">Parnia S, Waller DG, Yeates R, Fenwick P.: ''A qualitative and quantitative study of the incidence, features and aetiology of near death experiences in cardiac arrest survivors.'' Resuscitation. 2001 Feb;48(2):149-56. PMID 1142647</ref> <ref name="2.32">Greyson B.: ''Incidence and correlates of near-death experiences in a cardiac care unit.'' Gen Hosp Psychiatry. 2003 Jul-Aug;25(4):269-76. PMID 12850659</ref>
 
 
Drei Studien wiesen bisher nach, dass Frauen tiefere Nahtodeserfahrungen haben als Männer. dass Frauen dabei kleinere Halluzinogen-Mengen benötigen, erklärt möglicherweise auch das etwas häufigere Vorkommen von NDEs bei Frauen.<ref name="1.1"/> <ref name="1.4">Jansen K.: ''Near death experience and the NMDA receptor.'' BMJ. 1989 Jun 24;298(6689):1708. PMID 2547469</ref> <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.10"/> <ref name="2.2"/>
 
Menschen die Nahtodeserfahrungen hatten, hatten häufiger auch unabhängig von der Nahtodeserfahrung paranormale Erfahrungen gemacht als Leute, die keine Nahtodeserfahrung machten.<ref name="2.32"/> <ref name="3.5.2"/>
 
Ring verteilte eine Reihe von Fragebögen über die Neigung zum Phantasieren, Kindheitserfahrung, Familienleben und Kindesrnißhandlung an 74 NTEler und 54 Personen, die sich lediglich für NTE interessierten. Er fand heraus, dass nicht die Neigung zum Phantasieren entscheidend war, sondern die in der Kindheit erfahrene 'Sensitivität zu anderen Wirklichkeiten'.<ref name="3.5.2"/>
 
Um zu untersuchen, ob leicht hypnotisierbare Menschen - sogenannte "fantasy-prone personalities" (wörtlich: Personen mit einer Neigung zur Fantasie) - häufiger Nahtodeserfahrungen machen als andere, verglichen Council und Greyson Personen die typische Nahtodeserfahrungen berichteten, Personen die schon in Lebensgefahr gewesen waren und keine Nahtodeserfahrung gehabt hatten und Personen die nie dem Tode nahe gewesen waren. Personen, die eine Nahtodeserfahrung hatten, sind danach fantasievoller, haben ein lebhafteres Vorstellungsvermögen, bringen Fantasie und Vorstellungen mehr Interesse entgegen, können leichter in ungewöhnliche Bewusstseinszustände geraten, machen öfter ungewöhnliche subjektive Erfahrungen und glauben eher an paranormale Phänomene, als die Durchschnittbevölkerung. Dies ist aber nicht so ausgeprägt wie bei der sogenannten Fantasy-Prone Personality. Der transzententale Teil der Nahtodeserfahrung, also Jenseitserfahrungen, Mystische Gestalten, sichtbare Geister oder die Wahrnehmung einer Grenze, scheint bei Menschen die in Richtung Fantasy-Prone Personality tendieren, nicht häufiger aufgetreten zu sein als bei anderen Menschen. Ob die Nahtodeserfahrung die Ursache oder die Folge dieser Nähe zur Fantasy-Prone Personality ist, ist unklar.<ref name="1.25">Council, James R.; Greyson, Bruce: [http://eric.ed.gov/ERICWebPortal/custom/portlets/recordDetails/detailmini.jsp?_nfpb=true&_&ERICExtSearch_SearchValue_0=ED262355&ERICExtSearch_SearchType_0=no&accno=ED262355 ''Near-Death Experiences and the "Fantasy-Prone" Personality: Preliminary Findings.''] Paper presented at the Annual Convention of the American Psychological Association (93rd, Los Angeles, CA, August 23-27, 1985).</ref>
 
=== Die Zusammensetzung einer Nahtodeserfahrung ===
==== Variablen, von denen die Zusammensetzung nicht abhängt ====
In diversen Studien, die jeweils nur Angehörige eines einzigen Kulturraumes betrafen wurde nachgewiesen, dass die Zusammensetzung der Nahtodeserfahrung nicht von Alter, Geschlecht, Familienstand, Heimatgegend, Wohnort, Bildung, Beruf, Vorhandensein eines Hirntraumas, Konfession, Häufigkeit des Kirchenbesuchs, dem Glauben an Geister, Gott oder das Schicksal oder aber mit dem Vorwissen über Nahtodeserlebnisse korrelierte. Daneben konnte Menschen die außerkörperliche Erlebnisse hatten, kein erhöhter Narzissmus nachgewiesen werden, wie von Psychoanalytikern behauptet. Auch bei einer chinesischen Untersuchung wurden keine solchen Unterschiede gefunden.<ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref>Sabom 1986 S.84, S.271f</ref> <ref name="3.5.2"/>
 
==== Kulturabhängigkeit der Erfahrung ====
Wenn dagegen Angehörige verschiedener Kulturen verglichen werden, sind Unterschiede in der Häufigkeit verschiedener Nahtodeserfahrungs-Elemente nachweisbar.<ref>Fenwick 1995 S.161ff</ref> <ref name="1.24"/> <ref name="3.5.8">Ina Schmied, Hubert Knoblauch & Bernt Schnettler: ''Todesnäheerfahrungen in Ost- und Westdeutschland - Eine empirische Untersuchung.''</ref>
 
Pasricha und Stevenson untersuchten Nahtodeserfahrungen in zwei indischen Dörfern und fanden insgesamt 29 Nahtodeserfahrungen. Darunter gab es eine einzige Außerkörperliche Erfahrung, keinen Lebensfilm und niemand wurde von Angehörigen ins Leben zurückgeschickt. Statt dieser bei uns bekannten Nahtodeserfahrungselemente traten andere auf, die bei uns nicht bekannt sind. So trafen 64% einen Mann mit einem Buch in dem die Taten des Lebens verzeichnet sind.<ref name="1.24"/> <ref>Fenwick 1995 S.162</ref>
 
Susan Blackmore suchte mit einer Anzeige in einer indischen Zeitung nach indischen Nahtodeserfahrungen. In Indien, einem Land das 2001 Alphabetisierungsrate im Landesdurchschnitt bei 64,8 Prozent hatte, erreichte sie damit eine völlig andere Zielgruppe. Sie erhielt 8 Nahtodeserfahrungen, in denen Tunnel- und Lichterfahrungen vorkamen.<ref name="2.43">Susan J. Blackmore: Near-death experiences in India: They have tunnels too. Journal of Near-Death Studies Volume 11, Number 4 S.205-217 / June, 1993 DOI 10.1007/BF01078238 ISSN 0891-4494 (Print) 1573-3661 (Online)</ref>
 
Auch für Totenbettvisionen gilt, dass sie nicht von Persönlichkeitsmerkmalen abhängen, aber sich kulturelle Unterschiede zeigen.<ref>Osis 1989 S.54, S.67, S.78f</ref>
 
== Halluzinationen ==
=== Heautoskopie ===
Als [[Autoskopie|heautoskopische oder autoskopische Halluzination]] bezeichnet man es, wenn jemand ein Bild von sich selbst außerhalb seines eigenen Körpers sieht, als würde ihm die Person gegenüberstehen oder sich irgendwo im Außenraum bewegen. Das heißt, man sieht die Körperillusion so, wie man eine andere Person sehen würde. Die Körperillusion wird zudem meist nur teilweise und seitenverkehrt wahrgenommen. Im außerkörperlichen Erlebnis sieht man seinen physischen Körper von außen und die Wahrnehmungen wirken realistisch. Bei Männern tritt Autoskopie ungefähr doppelt so häufig auf wie bei Frauen. Viele der betroffenen Menschen haben eine Erkrankung des Nervensystems oder sind psychisch krank, besonders häufig Delirium, Psychose oder Depression. Autoskopische Halluzinationen treten auch bei großer Angst auf.<ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.11"/> <ref name="2.10">[http://bjp.rcpsych.org/cgi/content/abstract/165/6/808 TR Dening and GE Berrios: ''Autoscopic phenomena.'' The British Journal of Psychiatry 165: 808-817 (1994)]</ref> <ref name="2.25">Greyson B.: ''The near-death experience as a focus of clinical attention.'' J Nerv Ment Dis. 1997 May;185(5):327-34. PMID 9171810</ref> <ref>Moody 1989 S.130</ref> <ref>Högl 2006 S.216-217</ref>
 
Moody gibt folgendes Beispiel für eine Autoskopische Halluzination:
:''Er erzählte mir, diese Störung habe sich zum ersten Mal gemeldet, als er bei einem Galadiner am Ehrentisch saß und merkte, dass er Kopfschmerzen bekam. Er dachte nicht weiter darüber nach, bis er aufsah und sich selber in den Saal kommen sah. «Er» trug einen Anzug mit einer Blume am Revers und schritt zielsicher zu einem der Tische, wo er sich niederließ, um den Abend zu genießen.''<ref>Moody 1989 S.131</ref>
 
=== Halluzinationsgrundmuster nach Klüver ===
Heinrich Klüver hat in den dreißiger Jahren für optische Halluzinationen einfache Halluzinations-Grundmuster festgestellt, bei denen es sich um abstrakte Formen handelt. Die vier Grundformen jener Erlebnisse sind: (1) Gitter, Gitterwerk, Filigranarbeit, Honigwabe oder schachbrettartige Form, (2) Tunnel, Trichter, Allee, Kegel, Gefäß, (3) Spirale und (4) Spinngewebe. Ihre Entstehung wird dem Auge selbst, der Nervenverbindung zwischen Augen und Gehirn und der primären Sehrinde zugeschrieben. Es wurde vorgeschlagen, dass die Tunnelerfahrung aus dem Grundmuster zwei - dem Tunnel entstehen könnte.<ref name="1.6"/> <ref>Högl 2006 S.217-219 + S.235</ref> <ref name="4.5">[http://www.migraine-aura.org/content/e27891/e27265/e26585/e49268/index_en.html Klaus Podoll: Visual hallucinations. http://www.migraine-aura.org/ Version vom: 13. Mai 2007]</ref>
 
=== Delirium ===
Die meisten Todesnähe-Erlebnisse treten ein, wenn das Gehirn nicht mehr genug lebenswichtigen Sauerstoff bekommt. Deshalb sehen viele Beobachter darin den Zustand schwerer Bewusstseinstrübung, den man "[[Delirium]]" nennt. Patienten im Delirium leiden häufig unter alptraumartigen Halluzinationen, in denen Tiere, oft auch Insekten, vorkommen. Das Denken verläuft sprunghaft, ungeordnet und ohne Ziel. Delirante Patienten sind desorientiert, können sich nicht konzentrieren und fallen, wenn man sie nicht in ein Gespräch verwickelt, leicht in halluzinatorische Zustände zurück. Die Patienten schauen ihren Sinnestäuschungen scheinbar unbeteiligt zu, als ob sie sich in einiger Entfernung auf einer Filmleinwand abspielten. Wenn das Delirium abgeklungen ist, behalten die Patienten normalerweise nur nebelhafte Erinnerungen zurück und schildern das Erlebte in unzusammenhängenden Bruchstücken. Das Delirium erscheint ihnen als bedrückender Ausnahmezustand, den sie nur zu gerne hinter sich lassen und den sie als von einen "schlechten Trip" beschreiben.<ref>Moody 1989 S.127-129</ref>
 
: Ein Beispiel aus Moodys Buch: "Beispielsweise erzählte mir ein Patient, er sehe eine Herde wilder Pferde in rasender Flucht über eine weite Steppe jagen. Obwohl er sich mittendrin zu befinden schien, besah er sich das Schauspiel wie in einem Kinosessel."<ref>Moody 1989 S.128</ref>
 
== Träume ==
Im einzelnen wurde die Nahtodeserfahrung mit drei [[Traum]]typen verglichen, nämlich mit Luziden Träumen, Oneiroiden und dem G-LOC-Dreamlet.<ref>Högl 2006 S.212, 238ff</ref> <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.19"/> <ref name="1.7"/>
 
Das G-Loc-Dreamlet tritt bei durch künstlich erhöhte Schwerkraft hervorgerufener mangelnder Blutversorgung des Gehirns auf und wird deshalb ausführlicher unter Sauerstoffmangel behandelt.<ref>Högl 2006 S.238ff</ref>
 
[[Klartraum|Luzide Träume]] oder Klarträume sind Träume, in denen der Betreffende weiß, dass er träumt. Mit den Nahtodeserfahrungen haben sie gemeinsam, dass sie sehr real und farbintensiv erscheinen, dass die Erfahrenden sich als völlig intaktes Ich erlebt, das sich bewusst ist, dass diese Erfahrung sich vom wachen Alltag unterscheidet. Auch beiden gemeinsam ist dass man sich meist sehr glücklich fühlt. <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref>Högl 2006 S.212</ref>
 
[[Oneiroid-Syndrom|Oneiroide]] sind komplexe Träume bei denen der Erlebende sich als wach empfindet und die er auch im Nachhinein nicht vom Wachzustand unterscheiden kann. Oneiroide, treten auf, wenn Kranke bei funktionierendem Gehirn tage- oder wochenlang bewusstlos sind und nehmen bei steigender Lebensbedrohlichkeit der Erkrankung zu. Meist sind die erlebten Scenen bedrohlich und spiegeln das völlige Ausgeliefertsein an die Krankheit, die Umwelt und den bedrohlich nahen Tod wider. Sie gehen überwiegend mit negativen, oft angstvollen Gefühlen einher. Da Nahtodeserfahrungen und Oneiroide in vergleichbaren Situationen auftreten können, gibt es auch Mischformen zwischen beidem. In einer repräsentativen Befragung von 2000 Deutschen die von Schröter-Kunhardt durchgeführt wurde, enthielten 27% der Nahtoderfahrungen auch Oneiroidale Traumsequenzen. Umgekehrt gibt es auch viele Oneiroide, die einzelne Nahtodeserfahrungselemente enthalten.<ref name="1.5"/><ref name="1.6"/> <ref name="1.7"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.19"/> <ref>Högl 2006 S.212</ref> <ref name="4.14">[http://www.denkwerk-hirnverletzung.ch/PDF/Archiv/psychologische%20Antworten/Die%20oneiroide%20Erlebnisform.pdf M. Schmidt-Degenhard: ''Die oneiroide Erlebnisform - Ein Bewältigungsversuch von Extremsituationen.'' Minisymposium "Zustände von Bewusstsein". SONDERBEITRÄGE / SPECIAL ARTICLES]</ref>
 
== Psychische Krankheiten ==
 
=== Nahtodeserfahrungen sind keine Depersonalisation oder Derealisation ===
Bei der Depersonalisation handelt es sich um eine Selbstwahrnehmung, bei der die betroffene Person den Eindruck hat, dem eigenen Bewusstsein fremd gegenüberzustehen und ohne eigene Anteilnahme zu agieren. Auch die Gliedmaßen werden dabei häufig als nicht zu einem selbst gehörig empfunden. Die Betroffenen fühlen sich unreal oder starr, und haben ein unangenehmes Gefühl. Man empfindet sich in einem traumartigen Zustand und ist dabei hyperwach. 40 bis 70% aller Studenten erleben eine Depersonalisation, da sie im Zusammenhang mit der so genannten Pubertätsneurose auftreten kann. Weitere mögliche Ursachen sind Gehirntumore oder eine Entzündung im Gehirn.<ref name="1.6"/> <ref name="1.11"/> <ref>Högl 2006 S.215</ref>
 
Mit der Nahtodeserfahrung hat die Depersonalisation gefühlsmäßige Distanzierung von der materiellen Realität und eine Entfremdung vom eigenen Körper und der Umwelt gemeinsam. In 19-26% der Fälle treten auch im Rahmen der Depersonalisation außerkörperliche Erlebnisse auf. Wie das Außerkörperliche Erlebnis ereignen sich auch Depersonalisationen häufig bei sonst gesunden Menschen, bei cerebraler Aktivierung und in lebensbedrohlichen Situationen.<ref name="1.6"/> <ref name="1.11"/>
 
Nahtodeserlebnisse sind um so häufiger je jünger der Patient ist, kommen aber in allen Altersgruppen vor. Depersonalisationsphänomene fehlen im Gegensatz zu Nahtodeserlebnissen und Außerkörperlichen Erlebnissen bei Kindern und Menschen über 45 Jahren und sie chronifizieren oft.<ref name="1.6"/> <ref name="1.8"/> <ref name="1.11"/> <ref name="2.25"/>
 
Beim Außerkörperlichen Erlebnis und Nahtodeserlebnis ist die Stimmung sehr glücklich, friedvoll und von Liebe erfüllt und die Erfahrung hat einen geradeszu mystischen Charakter. Dagegen ist die Depersonalisation von negativen Gefühlen wie Empfindungslosigkeit, Angst, Panik, Fremdheits- und Krankheitsgefühl begleitet. <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.11"/> <ref>Högl 2006 S.215-216</ref>
 
Bei Nahtodeserlebnissen und Außerkörperlichen Erlebnissen kommt es zu keinem Gefühl der eigenen Irrealität oder Entfremdung vom eigenen seelischen Erleben. Der Betroffene erlebt sich als völlig intaktes Ich. Handelndes und beobachtendes Selbst sind gewöhnlich eins, die Farben im Gegensatz zur Depersonalisation lebendiger als sonst, und das Selbst- und Realitätsgefühl sind beim Nahtodeserlebnis und Außerkörperlichen Erlebnis oft deutlich gesteigert.<ref name="1.6"/> <ref name="1.8"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.11"/> <ref name="2.25"/> <ref>Högl 2006 S.215</ref>
 
Zwar wird beim Außerkörperlichen Erlebnis der eigenen Körper manchmal nicht als der eigenen Körper erkannt, aber es ist ein nicht erkennen, weil man nicht damit rechnet, dass man sich außerhalb des eigenen Körpers befindet. In dem Augenblick wo man die Situation versteht, wird der eigene Körper auch als eigener Körper akzeptiert.<ref>Moody 1989 S.23</ref>
 
: Ein Mann, der durch einen schrecklichen Unfall zwei Gliedmaßen verloren hatte, erinnerte sich, er sei eine ganze Weile über seinem eigenen, auf dem Operationstisch liegenden Körper geschwebt und habe diese verstümmelte Person bedauert, bis er endlich erkannte, dass er selbst da lag!<ref>Moody 1989 S.23f</ref>
 
Im Gegensatz dazu versteht eine Person die unter Depersonalisaton leidet, durchaus, dass ihre Glieder nach der allgemeinen Definition zu ihm gehören, er ist aber nicht bereit sie als eigene Glieder zu akzeptieren oder kann sie nicht als solche empfinden.
 
=== Nahtodeserfahrungen sind dissoziative Leistungen ===
Als Dissoziation bezeichnet man es, wenn zusammengehörige Denkvorgänge oder Handlungsabläufe in Einzelheiten zerfallen. Da in einer Nahtodeserfahrung die Persönlichkeit als vom Körper, seinen Schmerzen und den damit verbundenen Ängsten abgelöst erlebt wird, handelt es sich hierbei definitionsgemäß um eine dissoziative Leistung. Auch die gelegentlich in Außerkörperlichen Erlebnissen von außen beobachteten autonomen körperlichen Aktivitäten sind Hinweise auf den dissoziativen Charakter der Nahtodeserlebnisse und außerkörperlichen Erlebnissen.<ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.11"/> <ref name="2.29"/>
 
Dissoziative Reaktionen treten oft bei traumatischen Erfahrungen auf, wie beispielsweise bei Mißbrauchserfahrungen. Da Lebensgefahr sicherlich auch eine traumatische Erfahrung darstellt, ist Dissziation als Reaktion darauf zu erwarten.<ref name="1.9"/> <ref name="2.25"/> <ref name="2.29">French CC. Near-death experiences in cardiac arrest survivors. Prog Brain Res. 2005;150:351-67. Review. PMID 16186035</ref>
 
Bei Menschen, die Nahtodeserlebnisse hatten, wurde in wenigen Untersuchungen nachgewiesen, dass sie gehäuft dissoziative Züge hatten. Bei Menschen mit Nahtodeserlebnissen war das Ausmaß der dissoziativen Züge deutlich geringer ausgeprägt als bei dissoziativen Störungen. Selten kam ein Übergang eines Nahtodeserlebnisses in eine dissoziative Störung vor.<ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.11"/> <ref name="2.14">Greyson B.: Dissociation in people who have near-death experiences: out of their bodies or out of their minds? Lancet. 2000 Feb 5;355(9202):460-3. PMID 10841127</ref>
 
Typisch für dissoziative Zustände ist auch die veränderte bzw. aufgehobene Zeitwahrnehmung. Die dissoziative Abspaltung einiger Leistungsbereiche geht dabei zugleich mit einer höchsten Aktivierung anderer wie z.B. des Gedächtnisses in Form des Lebensfilmes einher. Auch das Auftreten von unkontrollierbarer außersinnlicher Wahrnehmung im Nahtodeserlebnis, ist ebenfalls typisch für dissoziative Störungen. <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/>
 
Im Zusammenhang mit den dissoziativen Zügen des Nahtodeserlebnisses wurde vorgeschlagen, dass es sich bei diesen Begegnungen um Wunscherfüllungen handeln könne. Träume enthalten Kontakte mit personifizierten dissoziierten Anteilen von uns, die in einer Form mit uns austauschen, die wie telepathie wirkt. Die Kontakte zu anderen Wesen in Nahtodeserlebnissen mit ihrem telepathischen Gedankenaustausch und könnten auf dieselbe dissoziative Leistung zurückgehen. <ref name="1.2"/> <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/>
 
Psychologische Interpretationen der Außerkörperlicher Erlebnisse beinhalten in der Regel nicht, dass die jeweilige Person tatsächlich den Leib zurücklässt, vielmehr wird dies als Wunschdenken gesehen.<ref>Högl 2006 S.202f</ref>
 
Russel Noyes, hat über 200 Berichte von Personen, die eine tödliche Gefahr überlebt hatten, gesammelt und sich dabei auf Unfallopfer konzentriert. Es handelte sich also weitgehend um Fear-Death-Experiences. Seiner Ansicht nach löst eine plötzliche Gefahr einen Alarm des Zentralnervensystem aus, "der einen situationsangepassten neuralen Mechanismus freisetzt, der erhöhte Wahrnehmung mit einer Dissoziation des Bewusstseins von dieser Wahrnehmung verbindet." Dabei beruft sich Noyes auf die Neurologen Harper und Roth, die jene Kombination von Wahrnehmung und Hemmung auch bei bestimmten epileptischen und "phobischen Angst-Depersonalisations" -Syndromen vermuten. Noyes teilt die Nahtodeserfahrung in drei Phasen ein: Die erste markiert den Anfang, wo die Personen einerseits schnelle Gedankengänge durchleben, sich aber auch durch Schmerzfreiheit und Außerkörperliches Erlebnis dissoziieren, die zweite manifestiert sich mit der Lebensrückschau, welche Noyes für einen Rückzug von der Zukunft durch nostalgische Sehnsucht nach der kindlichen Unschuld von einst erachtet, die sich im Anblick des nahenden Todes entwickelt. Eine dritte Phase ist durch mystisch-transzendenten Inhalt gekennzeichnet, den Noyes für Wunschphantasien hält.<ref>Högl 2006 S.203</ref>
 
Auch wenn der Körper tatsächlich verlassen wird, handelt es sich beim Außerkörperlichen Erlebnis definitionsgemäß um eine dissoziative Leistung. In diesem Fall spaltet sich die Seele vom Körper ab und nicht innerhalb des Körpers die Schmerzwahrnehmung vom Bewusstsein und der Außenwahrnehmung.
 
=== Nah-Todeserfahrungen sind keine Psychosen ===
==== Handelt es sich bei der Nahtodeserfahrung um so etwas Ähnliches wie Schizophrenie? ====
Unter der Vielzahl der Psychosen dürfte die [[Schizophrenie]] die bekannteste sein. Sie ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:
 
# Das Ich-Bewusstsein ist gestört, so dass die eigene Person, Körperteile, Gedanken oder Gefühle als fremd- oder von außen gesteuert erlebt werden.
# Das Denken ist sprunghaft, bruchstückhaft und zerfahren. Der Kranke verwendet eigenartige, sinnlose Wörter und Ausdrücke oder bekannten Wörtern wird eine neue Bedeutung unterlegt.
# Gefühlsäußerungen und Mimik wirken gekünstelt oder verflacht. Die gefühlsmäßigen Beziehungen zur Außenwelt sind kühl und anklammernd zugleich. Oft gerät der Schizophrene in die Isolation und kann zu niemandem mehr eine sinnvolle Beziehung herstellen.
# Wahrnehmungsstörungen: Es treten akustische Halluzinationen, Stimmen hören und Wahnideen wie beispielsweise Verfolgungswahn auf. Bei einem schizophrenen Schub wird der Kranke von Stimmen und einem wüsten Durcheinander bruchstückhafter Gedanken gequält, die die Persönlichkeit so sehr schwächen, dass der gesamte weitere Verlauf der Krankheit meist ungünstig ist. Häufig findet man auch schrittweise sich verschlimmernde Apathie, Bewegungsstörungen oder eine katatone Erregung vor.
Bei der paranoiden Schizophrenie stehen Wahn und Halluzinationen im Vordergrund.<ref>Moody 1989 S.121</ref>
 
Schizophrenie kann zu Verzerrungen des Denkens und der Wahrnehmung führen, hierbei handelt es sich jedoch um ein die ganze Persönlichkeit durchdringendes Muster an zwischenmenschlichen Defiziten, das bei Menschen mit Nahtodeserlebnissen nicht vorhanden ist. <ref name="1.11"/> <ref name="2.25"/> <ref>Moody 1989 S.121f</ref>
 
==== Sind die Gespräche der Nahtodeserlebnisse akustische Halluzinationen beispielsweise im Rahmen einer Schizophrenie? ====
Wenn man bedenkt, dass das reden mit Toten oder religiösen Figuren als Hallzuninationen gedeutet werden könnten und die gesamte Erfahrung, wenn sie religiös gedeutet wird für einen religiösen Wahn gehalten werden könnte, könnte man annehmen, dass ein Nahtodeserlebnis etwas so ähnliches wie paranoide Shizophrenie ist.
 
Einige Leute berichten, dass sie seit ihrer Nahtodeserfahrungen in ihrem Inneren Stimmen hören.
 
Bei Stimmen in und nach Nahtodeserlebnissen handelt es sich um sinnvolle Worte, nicht um unverständliches Kauderwelsch, wie das bei der Schizophrenie der Fall ist. Während es mit der Fähigkeit der Schizophrenen, ihren Platz in der Gesellschaft auszufüllen, meist bergab geht, ändern Rückkehrer aus Todesnähe ihr Verhalten in sinnvoller Weise in Richtung von freundlicherem Umgang mit anderen Menschen. Die Wahrnehmungen in den Höllen- und Paradieswelten erscheinen uns hier zwar ungewöhnlich, doch sind die dortigen Erlebnisse eine logisch zusammenhängende Erfahrung, mit der die Betroffenen so vernünftig oder unvernünftig umgehen wie Menschen das mit Alltagsereignissen tun. Das Todesnähe-Erlebnis ist ein in sich schlüssiges Erlebnis, das Anfang und Ende hat und sich positiv auf das eigene Leben auswirkt. Bei der Schizophrenie dagegen kommt es zu unzusammenhängendem, sinnentleertem Erleben, das lange Zeit manchmal das ganze Leben - anhalten kann und den Kranken belastet.<ref>Moody 1989 S.121-123</ref>
 
Wie ich bereits hervorgehoben habe, wirkt das TNE eher als Wachstumsanstoß, der zu höherer Lebensfreude und -erfüllung führt. Psychotische Anfälle bringen dagegen meist Depressionen und Verzweiflung mit sich.<ref>Moody 1989 S.126</ref>
 
Die meiste Zeit verstehen Schizophrene nicht, was die Stimmen sagen. Sie sind zu weit entfernt, verzerrt oder klingen vielleicht wie entferntes Donnergrollen. Können die Patienten die Stimmen verstehen, machen sie meist feindselige Bemerkungen über die Kranken oder über die Menschen in ihrer Umgebung. Wenn die Patienten die Stimmen hören, wenden sie immer wieder den Kopf und drehen Augen und Ohren in Richtung der Unterhaltung. Das zeigt, dass es sich bei den Stimmen um akustische Halluzinationen handelt.<ref>Moody 1989 S.122</ref>
 
Dagegen sind die Stimmen in Nahtodeserfahrungen oft in dem Sinne keine Stimmen sondern es findet eine gedankliche Kommunikation statt die mit einem gegenseitigen Mitfühlen verbunden ist. Man weiß also genau, was im Anderen vorgeht.
 
==== Haben Schizophrene Körpergrenzstörungen etwas mit dem außerkörperlichen Erlebnis zu tun? ====
Bei der Schizophrenie gibt es die sogenannten schizophrenen Körpergrenzstörungen. Typisch für Schizophrene ist eine verzerrte Wahrnehmung der Wirklichkeit, die sich in Halluzinationen, in Täuschungen und in krankhaft selbstbezogenem Denken äußert. Dagegen ist die Wirklichkeitswahrnehmung im Außerkörperlichen Erlebnis intakt und Anzeichen für andere geistige Krankheiten fehlen ebenso. Während die schizophrene Wahrnehmungsverzerrung chronisch und unter den Patienten variabel ist, handelt es sich beim Außerkörperlichen Erlebnis um ein kurzzeitiges Ereignis. Im Gegensatz zu dessen Experiencer hat der Schizophrene oft Schwierigkeiten, den eigenen Körper zu lokalisieren. Das Außerkörperliche Erlebnis hilft dem Erlebenden zu einer integrierteren und gesunderen Persönlichkeit zu werden, während der Schizophrene dazu neigt, sich als verrückt zu fühlen und dadurch in große Panik oder psychotische Angst zu geraten.<ref>Högl 2006 S.217</ref>
 
=== Nahtodeserlebnisse psychisch Kranker ===
Bei psychisch kranken Menschen sind Nahtodeserlebnisse etwa genauso häufig oder selten wie bei psychisch gesunden Menschen. Sie treten bei psychisch Gesunden wie psychisch Kranken fast nur in Todesnähe auf. Das legt nahe, dass sie nichts mit psychischer Krankheit an sich zu tun haben. Die NDEs psychisch kranker Menschen bestehen aus den typischen Nahtodeserlebnis-Elementen und unterscheiden sich formal und inhaltlich deutlich von ihren psychopathologischen Erfahrungen und ihrem Ich-Erleben. Es fehlen zumeist anhaltende manische oder depressive Affekte, alle Arten von psychotischen Erlebnisweisen wie beispielsweise formale Denkstörungen und schnelle Stimmungswechsel von Angst und Glück. Außerdem lassen sich Nahtodeserlebnisse ähnlich wie Träume durch ihre kurze Dauer und ihre adaptive, sinnvolle Funktion für die Psyche von den Psychosen abgrenzen. <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.10"/> <ref name="1.11"/> <ref name="1.12">[http://psychservices.psychiatryonline.org/cgi/content/full/54/12/1649 Bruce Greyson: Near-Death Experiences in a Psychiatric Outpatient Clinic Population. Psychiatr Serv 54:1649-1651, December 2003]</ref> <ref>Högl 2006 S.208f</ref>
 
Wenn man in Lebensgefahr gerät, wird das oft als Trauma empfunden und kann zu behandlungsbedürftigen psychologischen Problemen führen. Diejenigen Patienten einer Psychiatrischen Klinik die dem Tode schon einmal nahe waren, wiesen deutlich mehr Symptome für Stress auf als Patienten die noch nicht in Lebensgefahr geschwebt hatten. Das war jedoch bei Patienten mit einem Nahtodeserlebnis weniger stark ausgeprägt, als bei Patienten, die kein solches Erlebnis hatten. <ref name="1.11"/> <ref name="1.12"/> <ref>Högl 2006 S.208f</ref>
 
== Sauerstoffmangel und Überschuß an Kohlendioxid im Blut ==
Es wird von einigen Autoren angenommen, dass Nahtodeserlebnisse auf Sauerstoffabwesenheit im Gehirn (zerebrale [[Anoxie]]), Sauerstoffmangel ([[Hypoxie (Medizin)|Hypoxie]]) oder einen Überschuß an Kohlendioxyd ([[Hyperkapnie]]) zurückzuführen seien.<ref name="1.3">Blackmore SJ.: Near-death experiences. J R Soc Med. 1996 Feb;89(2):73-6. Review. PMID 8683504</ref> <ref name="1.9"/> <ref name="3.5.1">Hubert Knoblauch, Ina Schmied & Bernt Schnettler: ''Einleitung: Die wissenschaftliche Erforschung der Todesnäheerfahrung''</ref> <ref name="3.5.2"/>
 
Sauerstoffmangel kann abhängig vom ihrem Typus sehr unterschiedliche Auswirkungen haben. Dabei spielen die der Geschwindigkeit ihres Einsetzens und die Zeit, die benötigt wird, um die Sauerstoffversorgung wieder herzustellen eine Rolle.<ref name="3.5.2"/>
 
=== Das Tunnelerlebnis ist keine Wirkung von Sauerstoffmangel auf die Sehrinde ===
Es wurde vorgeschlagen, dass der Sauerstoffmangel bewirken könnte, dass die Hemmung der Großhirnrinde durch den Schläfenlappen, die, wenn das Gehirn normal funktioniert, immer vorhanden ist, wegfällt oder abgeschwächt wird. Da der Schläfenlappen so organisiert ist, dass viele Zellen dem Zentrum des Gesichtsfeldes zugeordnet sind und wenige dem Rand, wurde vermutet, dass zufällige Erregungen des Schläfenlappens zu dem Eindruck führen, dass es in der Mitte des Gesichtsfeldes hell und am Rande dunkel sei, was wie ein Tunnel wirken könne.<ref name="1.3"/> <ref name="1.6"/>
 
Dagegen spricht, dass diese Theorie die mystische Qualität des Lichtes nicht erklären kann und dass das Licht nicht immer weiß-gelb ist, wie die Mischung der verschiedenen gereizten Farbrezeptoren ergeben müsste.<ref name="1.6"/>
 
Nach dieser Sehrinden-Theorie sollten nach dem Erreichen des Lichtes die optischen Wahrnehmungen aufhören. Im Nahtodeserfahrungen kommt es danach jedoch zu ausführlichen Visionen von unterschiedlichen Landschaften. In 10% der Nahtodeserfahrungen wird zudem beschrieben, wie der Tunnel in umgekehrter Richtung durchquert wird, was durch diese Theorie nicht erklärbar ist.<ref name="1.6"/>
 
Der Bewegungseindruck im Tunnel soll nach der Sehrinden-Theorie soll durch ein größer oder kleiner werdendes Licht entstehen. In den Nahtodeserlebnissen kommt es jedoch auch zu Bewegungen im Tunnel ohne irgendein Licht. Es gibt auch Nahtodeserlebnisse, bei denen der Betroffene durch einen Tunnel nicht zum Licht geht, sondern in einer Art "Hölle" landet. Nach dieser Theorie dürften Tunnelerfahrungen auch bei hemmenden Psychopharmaka nicht vorkommen, was aber durchaus der Fall ist.<ref name="1.6"/>
 
=== Sauerstoffmangel bei gleichzeitigem Fehlen von Kohlendioxid ===
Sauerstoffmangel, während auch Kohlendioxid fehlt, tritt in großer Höhe auf, wo der Luftdruck sehr niedrig ist. Die Symptome kennt man aus der Luftfahrt und als die Höhenkrankheit bei Bergsteigern. Dazu zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen. Es kann ein Hirnödem auftreten, das zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, Ataxie und Sehstörungen führt.<ref name="4.36">[http://www.altitudemedicine.org/publications/NEJM_HAI.pdf Peter H. Hackett, Robert C. Roach: ''High-Altitude Illness.'' New England Journal of Medicine, 2001.]</ref> <ref name="4.37">[http://www.altitudemedicine.org/publications/HighAltitudeIllness.pdf Scott A. Gallagher, MD, Peter H. Hackett, MD: ''High-altitude illness '' Emerg Med Clin N Am 22 (2004) 329–355]</ref>
 
Daneben beschreibt Fenwick einen Versuch, wo ein Spirometer verwendet und immer dieselbe Luft ein und ausgeatmet wurde. Das Kohlendioxid wurde an eine Chemikalie gebunden, so dass der Sauerstoffgehalt der Luft abnahm, ohne dass gleichzeitig der Kohlendioxidgehalt zunahm. Das Denken wird hierbei zusammenhanglslos, unorganisiert, verwirrt und orientierungslos, bis man bewusstlos wird. Es gibt keine klaren und zusammenhängenden Visionen, wie man sie aus Nahtodeserfahrungen kennt. <ref>Fenwick 1995 S.213f</ref>
 
Reiner Sauerstoffmangel führt also zu nichts, was eine erkennbare Ähnlichkeit zu Nahtodeserfahrungen hat.
 
=== Sauerstoffmangel bei gleichzeitigem Überschuß an Kohlendioxid ===
==== Mischungen aus Sauerstoff und Kohlendioxid als Psychopharmakum ====
Meduna verabreichte in den 40er Jahren psychiatrischen Patienten und einer Kontrollgruppe verschiedene Mischungen aus Sauerstoff und Kohlendioxid als Behandlungen. Einige sahen bunte Farben, geometrische Muster, wirbelnde sich drehende Kreise, die in einen Tunnel oder ein gerade rohr führen. Es wurden wundervolle Gefühle berichtet bis hin zur Ekstase. Die meisten Träume waren positiv doch einige auch so angsterregend, dass die Patienten in panischer Angst erwachten. Es traten Gefühle von kosmischer Bedeutung und universeller Liebe auf. Einige hatten Außerkörperliche Erfahrungen und erlebten vergangene Erinnerungen wieder.<ref name="3.5.2"/> <ref>Fenwick 1995 S.214f</ref>
 
Allerdings ist die Ähnlichkeit nur oberflächlich: Nahtodeserlebnis-Elemente treten im Rahmen von Sauerstoffmangel selten und isoliert auf. Daneben treten in 23% der Fälle auch Muskelkrämpfe auf. Hinzu kommen an Epileptische Anfälle des Temporallappens erinnernde unbewusste motorische Automatismen wie automatische Kopfbewegungen, Blickdeviationen oder wiederholte zwecklose Bewegungen wie Lippenlecken, Kauen oder Tastbewegungen, ja sogar komplexe automatische Bewegungen wie Kopfbeben, Hinsetzen oder Aufstehen. Außerdem bewirkt eine künstliche Hypoxie deutliche Störungen der geistigen Leistungen, während Nahtodeserlebnisse geistige Höchstleistungen sind.<ref name="1.1"/> <ref name="1.3"/> <ref name="1.6"/> <ref name="1.10"/> <ref name="1.11"/> <ref>Fenwick 1995 S.215f</ref>
 
==== Dreamlets von Piloten bei überhöhter Schwerkraft im Vergleich zu Nahtodeserfahrungen ====
Ein Phänomen, bei dem die Sauerstoffversorgung des Gehirns eine Rolle spielt, ist der so genannte G-LOC (Gravity Loss of Conciousness, deutsch: Bewusstseinsverlust durch Schwerkraft). Wenn ein Pilot mit den sehr manövrierfähigen Kampfflugzeug eine Kurve fliegt, presst ihn die Fliehkraft mit einer Macht in den Sitz, die einem Mehrfachen der Erdschwerkraft entspricht. Eine Steigerung von normaler Schwerkraft +1g auf das neunfache dieses Wertes +9g kann beim Kurvenfliegen eines Kampfflugzeuges innerhalb von einer Sekunde erfolgen.<ref name="4.13">James E. Whinnery: Induction of Consciousness in the Ischemic Brain. In: von Stuart R. Hameroff, Alwyn C. Scott, Alfred W. Kaszniak: Toward a Science of Consciousness II: The Second Tucson Discussions and Debates: The First Tucson Discussions and Debates (Complex Adaptive Systems). Bradford Books (26. März 1996). ISBN 0262082497</ref>
 
Seit 1919 ist bekannt, dass bei Piloten, die Kampfflugzeugen erhöhter Schwerkraft ausgesetzt sind, das Herz gegen eine erhöhte Schwerkraft anpumpen muss, und deshalb das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Whinnery hat über einen Zeitraum von 16 Jahren eine Studie mit über 1000 G-LOCs durchgeführt. Bei +5g - fünffacher Schwerkraft - ist das Herz bei einer normalen Person leicht beeinträchtigt, während Kampfpiloten bis +9g aushalten. Derlei Bedingungen werden seit Jahrzehnten am Boden in Zentrifugen getestet. <ref>Högl 2006 S.238</ref>
 
Bei hoher Schwerkraft von über +9g werden zuerst die am weitesten von der versorgenden Ader entfernten Ränder der Netzhaut nicht ausreichend versorgt. Das Bild verliert vom Rand her seine Farbe und wird dan vom Rand zur Mitte hin nach und nach dunkler. Es entsteht eine Tunnelvision, manchmal auch ein völliger Visionsverlust, die auf die mangelnde Durchblutung der Retina zurückzuführen sind. Dies wird von Whinnery (1997) als ein gemeinsamer Bestandteil der G-LOC-Erfahrungen mit den Nahtodeserlebnissen beschrieben.<ref name="1.11"/> <ref>Högl 2006 S.238</ref> <ref name="4.13"/>
 
Whinnery (1997) ist der Ansicht, dass Nahtodeserlebnisse mit den Dreamlets folgende Eigenarten gemeinsam hätten: Tunnelvision und helle Lichter, das Gefühl zu treiben, angenehme Gefühle, kurze bruchstückhafte Bilder und selten das Gefühl den Körper zu verlassen.<ref name="1.11"/>
 
Während die Tunnelerfahrung oft auf das Außerkörperliche Erlebnis folgt und also mitten während der Nahtodeserfahrung stattfindet, tritt die Tunnelvision vor dem eigentlichen Dreamlet auf. Im Tunnelerlebnis bewegt man sich durch einen Tunnel der schwarz oder auch farbig sein und verschiedene Gestalt haben kann, die Tunnelvision ist lediglich eine starke Einengung des Gesichtsfeldes, also nicht mit einem Bewegungseindruck verbunden. Bei der Tunnelvision wird das Gesichtsfeld schließlich dunkel, bei der Tunnelerfahrung gelangt man durch den Tunnel in Welten, die schwer zu beschreiben sind. Die Dreamlets treten durch dieselbe Ursache ausgelöst nach dem Blackout auf, hängen aber inhaltlich nicht mit diesem zusammen.
 
Bei einem Durchschnittsalter von 32 Jahren dauerte der G-LOC etwa 12 (+/- 5) Sekunden, wobei es bei 70% der Personen zu Schüttelkrämpfen gekommen ist. Rund 50%, der Betroffenen erkennen ihren G-LOC nicht auf Anhieb und sind bei einer Videovorführung entsprechend erschüttert. Entsprechend dem Grad dieser Bewusstheit spricht Whinnery von vier G-LOC-Typen, die dabei den Grad der Blutleere widerspiegeln sollen. Nur beim intensivsten Typ würde ein Dreamlet berichtet.<ref>Högl 2006 S.238f</ref>
 
Einige Autoren sind der Ansicht, dass Dreamlets wie die folgenden Beispiele an Nahtodeserlebnis-Sequenzen erinnern:<ref>Högl 2006 S.239</ref>
*"Ich war zuhause... sah meine Mutter und meinen Bruder ....Ich konnte mich selbst nicht sehen. .....Ich kann mich nicht erinnern, was wir getan haben, aber als ich zurückkam [zu Bewusstsein] dachte ich, ich sollte nicht hier sein [in der Zentrifuge]. Wir waren draußen, es war heftig! ....Ich bin heimgekehrt [im Traum] ohne meinen [militärischen] Abschied zu nehmen!" und nach einem weiteren G-LOC-Erlebnis: "Da war ein Sonnenuntergang. Ich kann mich nicht erinnern wo. Die Sonne war Orangerot, ein Oktober-Sonnenuntergang .... Vielleicht war es in Michigan."<ref>Högl 2006 S.239</ref>
*"Ich war im Lebensmittelgeschäft und ging einen der Gänge entlang. Ich wurde durch so etwas wie ein fliegender Teppich bewegt, obwohl ich mich nicht bewegen konnte. Ich wollte mich ausstrecken und einen Karton Eiskrem nehmen aber konnte meinen Arm nicht bewegen, auch die Augen konnte ich nicht bewegen um nach ihm zu schauen. Es war extrem frustrierend den Warnton zu hören und den Arm nicht hinabbewegen zu können, um das verdammte Ding zu drehen."<ref>Högl 2006 S.239-240</ref>
 
Zur Tunnelvision habe ich mich weiter oben schon geäußert. Da sind kaum Gemeinsamkeiten zu erkennen. Helle Lichter sind im Dreamlet offensichtlich grundsätzlich Licht im irdischen Sinne - sowohl was die Farben angeht als auch, dass sie nur Licht sind und nichts anderes. Das Licht in den Paradieswelten der Nahtodeserfahrungen wird von den Erlebenden dagegen mit der Liebe gleichgesetzt. Es geht von Pflanzen, Tieren, Personen oder einem hohen Lichtwesen mit Bewusstsein aus, das heller leuchtet als die Sonne, nie von einer Sonne im irdischen Sinne. In den jenseitigen Welten finden die Betroffenen oft keine Sonne, wenn sie gezielt danach suchen:
*"Ich kam in einen Garten, der in wunderschönen Farben schillerte, die ich aber nicht beschreiben kann. Es war pastellfarbenartig, obwohl diese Beschreibung nicht zutrifft. (...) Da der Garten lichterfüllt war, suchte ich nach einer Sonne oder einer anderen Lichtquelle, aber wohin ich auch schaute, stand ich im Licht selbst."<ref>Högl 2006 S.64-65</ref>
 
Außerdem treffen die Erlebenden während des G-LOCs auf lebende Verwandte, während im Jenseits überwiegend tote Personen und religiöse Gestalten auftauchen.<ref name="1.11"/>
 
Hinzu kommt, dass die Erlebenden die Dreamlets als Erfahrungen beschreiben, die von nächtlichen Träumen fast nicht zu unterscheiden sind, wenn man davon absieht, dass sie kürzer sind. Die Nahtodeserlebnisse werden dagegen als Erfahrungen beschrieben wo man in einer friedlichen ruhigen Stimmung ist und sich wacher als wach fühlt.<ref>Högl 2006 S.64-65</ref> <ref name="4.13"/>
 
Piloten, die darin trainiert wurden, mit durch erhöhte Schwerkraft hervorgerufener Bewusstlosigkeit umzugehen, berichteten manchmal von Autoskopieerfahrungen, die von einigen Autoren mit Außerkörperlichen Erfahrungen gleichgesetzt werden.<ref name="1.11"/> <ref name="1.3"/>
 
Ein Beispiel im Alltag, eines im Dreamlet:
* Nach mehreren G-LOC Erlebnissen lief einer der Piloten einen Gang entlang und nahm wahr, dass er nicht nur den Gang entlanglief sondern, dass er sich zusätzlich über und hinter sich befand und seinen Körper beim Gehen beobachtete.<ref>Högl 2006 S.240</ref>
*"Ich trieb auf dem Rücken auf einem blauen Ozean ... irgendwie schlafend aber nicht wirklich schlafend. Ich wusste die Sonne stand hoch am Himmel ... als würde jemand versuchen, mich aufzuwecken. Schließlich erwachte ich und war in der Zentrifuge! Ich wollte nicht aufwachen. ...Ich konnte mich selbst auf dem Wasser und auch die Sonne anschauen sehen. Der Himmel war sehr blau und die Sonne sehr gelb."<ref>Högl 2006 S.239</ref>
 
Von den Außerkörperlichen Erfahrungen der Nahtodeserfahrungen unterscheiden sich beide Autoskopieerfahrungen dadurch, dass derjenige, der das Beschriebene erlebt, sich gleichzeitig im und außerhalb des Körpers erfährt, während der Betroffene im Außerkörperlichen Erlebnis immer ausschließlich außerhalb des Körpers ist.
 
=== Nachgewiesene Zusammenhänge zwischen Nahtodeserfahrungen und Sauerstoffgehalt im Blut ===
 
==== Zwei Herzstillstandsstudien: Je niedriger der Sauerstoffgehalt im Blut, desto seltener Nahtodeserfahrungen ====
Sabom berichtete 1982 von einem 60jährigem Mann, der einen Herzinfarkt mit Herzstillstand hatte und sich erinnerte, das Krankenhauspersonal von oben beobachtet zu haben, als diese etwas Blut aus seiner Oberschenkelarterie entnahmen. Die Untersuchung belegte, dass die Blutwerte recht normal waren, die Werte für Sauerstoff waren sogar höher und die für Kohlendioxyd niedriger als gewöhnlich.<ref name="3.5.2"/>
 
Allerdings sind solche Blutmessungen laut GUKSMAN & KELLEHEAR (1990) kein Maßstab dafür, wie viel Sauerstoff dem Gehirn zur Verfügung steht. Wenn das Herz aufhört zu schlagen, erreicht das Blut der Arterien nicht mehr die Gewebe, die es benötigen, so dass die Blutsauerstoffwerte in den großen Adern nur langsam fallen. Wenn dazu noch Sauerstoff verabreicht wird, wie das in bei Herzstillstand häufig geschieht, kann der Blutsauerstoffgehalt sogar steigen, während das Blut in den Venen, das mit diesen Bereichen Kontakt hat, Sauerstoff verliert. An SABOMs Patienten war das arterielle, nicht das zerebrale Blut getestet worden, so dass es gut sein kann, dass auch sie an zerebraler Anoxie litten.<ref name="3.5.2"/>
 
In einer Studie wurden die Betroffenen innerhalb einer Woche nach einem Herzstillstand interviewt. 11,1% der 63 Patienten hatten Erinnerungen an ein Nahtodeserlebnis. Der einzige physiologische Unterschied zwischen den Gruppen mit und ohne Erinnerung an ein Nahtodeserlebnis war, dass diejenigen mit einem solchen Erlebnis im Schnitt mehr Sauerstoff im Blut hatten als die ohne solche Erinnerungen. Diese Studie ist nicht geeignet, die Sauerstoffmangeltheorie unzweifelhaft zu widerlegen, da alle Patienten mit Herzstillstand unter Sauerstoffmangel gelitten haben dürften, der aber unterschiedlich stark ausgeprägt war. In einer zweiten Studie auch über Nahtodeserlebnisse im Zusammenhang mit Herzversagen, wurde festgestellt, dass diejenigen Patienten die aufgrund des Sauerstoffmangels Probleme mit ihrem Gedächtnis hatten, erheblich seltener Erinnerungen an Nahtodeserlebnis hatten als andere, was auch in der ersten Studie die Ursache für das Fehlen der Erinnerungen bei denjenigen mit weniger Sauerstoff im Blut sein dürfte.<ref name="1.1"/> <ref name="1.11"/> <ref name="2.9"/>
 
Bei den Forschungen von Ring an 101 Patienten die klinisch tot gewesen waren oder dem Tod knapp entronnen waren, waren Todesnäheerlebnisse wesentlich häufiger (Häufigkeit der häufigsten Symptome 60-25%) als in den Herzstillstandsstudien. Da nicht alle lebensgefährlichen Situationen in Krankheitsverläufen Sauerstoffmangel als wesentliche Ursache der Lebensgefahr haben, wie das beim Herzversagen der Fall ist, spricht auch dieser Häufigkeitsunterschied zwischen beiden Untersuchungsergebnissen eher gegen die Sauerstoffmangeltheorie. Auch bei Situationen, in denen der Betroffene zwar in Lebensgefahr schwebte, aber körperlich nicht verletzt oder beeinträchtigt wurde, kann Sauerstoffmangel keine Rolle spielen. Allerdings könnte dieser Unterschied auch darauf zurückzuführen sein, dass Rings Patienten im Schnitt jünger waren.<ref name="1.3"/> <ref name="1.10"/> <ref name="1.11"/>
 
Laut Lommel wurde sowohl an Tieren als auch am Menschen nachgewiesen dass innerhalb 10 bis 20 - im Schnitt 15 Sekunden nach einem Herzstillstand sowohl die Gehirnrinde als auch die tieferen Schichten des Gehirns keinerlei elektrische Aktivität mehr aufweisen. Ist der Herzstillstand auf Kammerflimmern zurückzuführen, hört der Blutfluss direkt nach dem Einsetzen des Flimmerns vollständig auf.<ref name="1.16">[http://www.vanrein.be/essays/evidence.pdf Pim van Lommel: Medical Evidence for NDEs - A Reply to Shermer]</ref> <ref name="1.18"/>
 
Lommel argumentiert, dass alle Patienten seiner Studie an Sauerstoffmangel im Gehirn gelitten haben müssen und sie deshalb wenn Sauerstoffmangel und Kohlendioxidüberschuß im Gehirn die Ursache der Erfahrung wären alle eine Nahtodeserfahrung gehabt haben müssten aber nur 18% konnten sich an eine solche erinnern.<ref name="1.16"/> <ref name="1.18"/>
 
Bei Herzstillstand ist der Sauerstoff im Gehirn innerhalb von Sekunden verbraucht. In seiner Nahtodeserfahrungs-Untersuchung an Patienten mit Herz-Kreislaufversagen stellte Lommel dann auch fest: "Die meisten Patienten hatten vor der Herz-Lungen-Wiederbelebung keine Angst, da der Stillstand so plötzlich und unerwartet auftrat, dass er keine Zeit für Angst erlaubte."<ref name="1.1"/> <ref name="1.18"/>
 
Das legt die Vermutung nahe, dass vielleicht deshalb so wenige Nahtodeserfahrungen auftraten, weil das Gehirn nur kurze Zeit in einem Zustand war, wo es zwar noch arbeiten konnte aber durch den erhöhten Kohlendioxidspiegel zu Traumbildern angeregt wurde. Deshalb wäre es denkbar, dass die Bedingung für eine Nahtodeserfahrung bei langsamer auftretendem Sauerstoffmangel im Gehirn wie beim Ertrinken, geringergradigen Herzbeschwerden oder Blutverlust bei Unfall günstiger sind.<ref name="3.5.2"/>
 
==== Nahtodeserfahrungen ohne Sauerstoffmangel ====
Manche Forscher machen Sauerstoffmangel für alle Aspekte der Nahtodeserfahrungen verantwortlich, obwohl einige Nahtodeserlebnisse auch völlig ohne Sauerstoffmangel auftraten, beispielsweise wenn die Person nur befürchtete zu sterben oder in vereinzelten Nachtodkontakten völlig gesunder Menschen.<ref name="1.3"/> <ref name="3.5.2"/> <ref>Guggenheim 1999 S.151ff</ref>
 
== Drogen und körpereigene Botenstoffe ==
Verschiedene Halluzinogene wie LSD, Meskalin, Ketamin und Haschisch, die optische Halluzinationen und keine Bewusstseinstrübungen oder Amnesien hervorrufen, rufen vereinzelt alle Nahtodeserlebnis-Elemente bis hin zu vollständigen Nahtodeserlebnis-Sequenzen auf. Deshalb gehen einige Autoren davon aus, dass die entsprechenden körpereigenen Botenstoffe und die zuständigen Rezeptoren im Gehirn für die Nahtodeserfahrungen verantwortlich seien und die Nahtodeserfahrungen komplexe halluzinatorische Erfahrungen seien.<ref name="1.1"/> <ref name="1.2"/> <ref name="1.4"/> <ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.10"/> <ref name="1.11"/> <ref name="2.6">Bonta IL.: ''Schizophrenia, dissociative anaesthesia and near-death experience; three events meeting at the NMDA receptor.'' Med Hypotheses. 2004;62(1):23-8. PMID 14729000</ref> <ref name="2.25"/> <ref>Högl 2006 S.201</ref> <ref name="3.7.16">Karl Jansen: ''Neuroscience, Ketamine an the Near-Death Experience.'' In: Lee Worth Bailey (Herausgeber), Jenny Yates (Künstler): The Near-Death Experience: A Reader. Routledge Chapman & Hall (18. Juli 1996). ISBN 978-0-415-91431-4.</ref>
 
=== Unterschiedliche Erfahrungstypen bei halluzinogenen Drogen ===
Grof teilt die Drogenerfahrungen in vier Kategorien auf.
 
'''Abstrakte und ästhetische Erfahrungen''' sind Wahrnehmungsverzerrungen und Unterlegungen der Wahrnehmungen mit ungewöhnlichen Gefühlen. Sie treten meist nur bei geringeren Dosen oder am Anfang von Drogensitzungen auf und haben keine tiefergehende Wirkung auf die Erlebenden. Allerdings werden manchmal körperliche Schmerzen gelindert.<ref>Grof 1980 S.58f</ref>
 
Als '''psychodynamische Erfahrung''' wird es bezeichnet, wenn Erinnerungen an traumatische oder besonders schöne Erlebnisse hochkommen, die auch dem normalen Wachbewusstsein zugänglich sind. Gelegentlich tritt auch eine Lebensrevision auf, wie sie aus Nahtodeserfahrungen bekannt ist.<ref>Grof 1980 S.59ff</ref>
 
Als '''perinatale Erfahrungen''' fasst Grof Erfahrungen zusammen die mit Tod und Geburt zu tun haben. Dazu zählen Erfahrungen die sich auf die biologische Geburt beziehen, auf physische Schmerzen und Leiden, Krankheit, Gebrechlichkeit, Alter, Sterben und Tod. Es handelt sich um furchterregende subjektive Erfahrungen, die dem Wachbewusstsein gewöhnlich nicht zugänglich sind. Die Begegnung mit Leiden und Tod auf der perinatalen Ebene vollzieht sich in Gestalt einer tiefen, unmittelbaren Erfahrung des Todeskampfes. Wenn Erfahrungen der kosmischen Einheit auftreten, vergleicht Grof das mit der Verbundenheit der Mutter mit ihrem Kind vor ger Geburt. Ein Gefühl des Verschlungenwerdens und die Empfindung der Enge und des Eingeschlossenseins bezieht er auf den Geburtsvorgang selbst mit den Wehen. Darauf, so meint er würde die Erfahrung des Ringens mit Tod und Wiedergeburt auftreten, ehe der Körper endlich aus dem Geburtskanal austritt.<ref>Grof 1980 S.63ff</ref>
 
Der gemeinsame Nenner der '''Transpersonalen Erfahrungen''' ist das Gefühl des Individuums, dass sein Bewusstsein sich über die gewöhnlichen Ichgrenzen hinaus ausgedehnt und die Grenzen von Zeit und Raum überschritten hat. Hierher zählen fast alle Elemente die für Nahtodeserfahrungen typisch sind wie Außerkörperliche Erfahrungen, Begegnungen mit geistigen Wesenheiten, Lichtvisionen aber auch Erfahrungen die in Nahtodeserfahrungen eher selten vorkommen wie Reinkarnationserinnerungen und Erinnerungen an die Fötalzeit. <ref>Grof 1980 S.73ff</ref>
 
Abstrakte und ästhetische Erfahrungen treten meist nur bei geringeren Dosen oder am Anfang von Drogensitzungen auf und haben keine tiefergehende Wirkung auf die Erlebenden. Wenn Patienten eine ganze Serie an LSD-Erfahrungen im Rahmen einer Therapie erhalten, enthalten die früheren LSD-Erfahrungen gewöhnlich viel psychodynamisches Material und dramatische perinatale Sequenzen. Werden die Sitzungen fortgesetzt, so können diese Bereiche vollständig durchgearbeitet werden, und alle folgenden Sitzungen sind transpersonaler, religiöser und mystischer Natur.<ref>Grof 1980 S.224f</ref>
 
=== Gleiche Erfahrungstypen bei unterschiedlichen Substanzen ===
==== Meduna-Gemisch aus Kohlendioxid und Sauerstoff ====
Meduna verabreichte - wie weiter oben schon erwähnt - in den 40er Jahren psychiatrischen Patienten und einer Kontrollgruppe verschiedene Mischungen aus Sauerstoff und Kohlendioxyd als Behandlungen. Dieses Gemisch wure auch im Spring-Grove-Programm gelegentlich benutzt. Dabei wurde festgestellt, dass bei Patienten, die im Verlauf einer Therapie mit einer ganzen Serie an LSD-Erfahrungen Inhalationen des "Meduna-Gemischs" erhalten, die Erfahrungen, die sie machen, davon abhängen, im welchem Stadium sie sich befinden. In den Pausen zwischen den frühen LSD-Sitzungcn ruft dieses Gemisch Visionen abstrakter geometrischcr Muster und das Wiederaufleben von Kindheitserinnerungen hervor. Wird die gleiche Kombination von Gasen angewandt, während die Patienten das perinatale Material durcharbeiten, löst sie Sequenzen des Ringens mit Tod und Wiedergeburt aus. In fortgeschrittenen Stadien der LSD-Therapie, wenn die Sitzungen vorwiegend transpersonaler Natur sind, ruft das "Meduna-Gemisch" transpersonale Erscheinungen hervor - mystische und religiöse Zustände verschiedener Art, archetypische Elemente oder sogar Erfahrungen einer früheren Inkarnation.<ref>Grof 1980 S.225</ref>
 
==== Ketamin ====
Auch Ketamin kann zum Wiedererinnern und Wiedererleben verdrängter Traumata eingesetzt werden.<ref name="1.6"/>
 
Wenn man gesunden Probanden ohne Drogenerfahrung diese Droge verabreicht treten jedoch - wie in frühen Sitzungen einer LSD-Theraie - vorwiegend abstrakte und ästhetische Erfahrungen auf.<ref name="11.5">Pomarol-Clotet E, Honey GD, Murray GK, Corlett PR, Absalom AR, Lee M, McKenna PJ, Bullmore ET, Fletcher PC: Psychological effects of ketamine in healthy volunteers: phenomenological study. Br J Psychiatry. 2006 Aug;189:173-9. PMID 16880489</ref>
 
==== Künstliches Dipropyltryptamin 628 (DPT628) ====
Dimethyltryptamin ist ein körpereigenes Halluzinogen, das experimentell alle Nahtodeserlebnis-Elemente hervorrufen kann. Im Körper wird es über Dimethyltransferase aus Tryptamin hergestellt. Als Abkömmling von Indol zählt es zu den Halluzinogenen I. Ordnung und damit zu den PSI-induzierenden Substanzen. DPT oder Dipropyltryptamin ist eine chemische Variante hiervon, die wie LSD als Psychedelikum eingesetzt wird, aber wesentlich schneller und kürzer wirkt, und damit den körpereigenen Halluzinogenen sehr viel näherkommt als LSD.<ref name="1.6"/>
 
Die Wirkungen von DPT entsprechen denen von LSD sind aber nicht so tiefgreifend und langanhaltend. Im Spring Grove-Programm wurde neben LSD auch DPT verwendet. Dieses so wurde es stets intramuskulär gegeben, da diese Droge bei oraler Einnahme unwirksam ist. Die Wirkung des DPT setzt sofort und häufig dramatisch ein und hält wesentlich kürzer an als die von LSD. Die DPT -Sitzungen endeten gewöhnlich nach vier oder fünf Stunden mit einer relativ schnellen Rückkehr zu einem gewöhnlichen Bewusstseinszustand.<ref>Grof 1980 S.48, S.50, S.55f</ref>
 
=== Der NMDA Rezeptor und die Aufhebung von Filtern und Verdrängung ===
Ketamin kann ebenso wie Phencyclidin (PCP, "angel dust") an den N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor binden. Substanzen, die an diesen Rezeptor binden können, sind dissoziative Halluziogene. LSD blockiert den NMDA-Rezeptor, dasselbe tut auch Ketamin. Es gibt im Körper Mechanismen die die Funktion einer Art Schranke haben und Daten, die im Augenblick nicht benötigt werden, aus dem Bewusstsein ausfiltern, so dass man nur das wahrnimmt, was man im Augenblick beachten muss, um zurechtzukommen. Der NMDA-Rezepter ist ein Bestandteil dieser Schrankenfunktion und wenn er blockiert wird, dringen Dinge ins Bewusstsein, die sonst ausgefiltert oder verdrängt werden, wie Erinnerungen, die gerade nicht gebraucht werden oder verdrängte Traumata. Der NMDA-Rezeptor spielt darüber hinaus eine Rolle beim Lernen, beim Erinnern, und eventuell auch bei der Entstehung von Psychosen.<ref name="1.4"/> <ref name="1.6"/> <ref name="2.45">Karl L. R. Jansen: [http://www.mindspring.com/~scottr/nde/jansen1.html ''The Ketamine Model of the Near-Death Experience: A Central Role for the N-Methyl-D-Aspartate Receptor.''] Journal of Near-Death Studies, Volume 16, Number 1 / March, 1997, Pages 5-26. DOI 10.1023/A:1025055109480,</ref> <ref name="11.6">11.6  Viktor L. Arvanov , Xiaofu Liang , Angelo Russo and Rex Y. Wang: LSD and DOB: interaction with 5-HT2A receptors to inhibit NMDA receptor-mediated transmission in the rat prefrontal cortex. European Journal of Neuroscience, Volume 11 Issue 9, Pages 3064 - 3072 DOI 10.1046/j.1460-9568.1999.00726.x</ref>
 
Es ist bekannt dass der NMDA-Rezeptor auch mit der Organisation von Erinnerungen zu tun hat. Deshalb wäre folgende Erklärung für den Rückblick auf wichtige Erinnerungen dieses Lebens denkbar: Es wird angenommen, dass Erinnerungen normalerweise unterdrückt werden, so lange Wahrnehmungen von außen kommen. Wenn Ketamin verhindert, dass diese Wahrnehmungen aufgenommen werden können, lässt die Unterdrückung von Wahrnehmungen nach und Erinnerungen können an die Oberfläche treten und bewusst werden.<ref name="1.4"/> <ref name="1.6"/> <ref>Grof 1980 S.257</ref>
 
Die Wirkung des Meduna-Gemischs wird darüber erklärt, dass körpereigene Botenstoffe die NMDA-Rezeptoren besetzen, um vor den Folgen von Sauerstoffmangel zu schützen.<ref name="1.1"/> <ref name="1.4"/> <ref name="1.6"/> <ref name="1.11"/> <ref>Högl 2006 S.257</ref>
 
Da die NMDA-Rezeptoren im Schläfenlappen liegen, stellt das eine Verbindung zum festgestellten Bezug der Nahtodeserfahrung zum Schläfenlappen her.<ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref>Högl 2006 S.44</ref>
 
== Gehirn und Nahtodeserfahrung ==
=== Gehirnbereiche, die nötig sind, um Nahtodeserfahrungen zu verarbeiten ===
Aus Forschungen an anderen Phänomenen lässt sich schließen, welche Gehirnbereiche zur Verarbeitung der Nahtodeserfahrung nötig sein müssten.
 
==== Bereiche der Großhirnrinde ====
Da im Nahtodeserlebnis die Identität/das Ich erhalten, Wahrnehmung kategorisiert, episodische Langzeit-Gedächtnisfunktionen aktiviert, ethisch bewertet und ein personaler und extrapersonaler Raum und damit eine kognitive stabile Umwelt geschaffen werden, ist eine Beteiligung des parietalen, temporalen und (prä)frontalen (Assoziations-)Cortex anzunehmen. Die schon während des Nahtodeserlebnisses erfolgende Bewertung der Bedeutung des Nahtodeserlebnisses benötigt beispielsweise neben dem Cortex das Raphe- und das Locus-coeruleus-, das Gedächtnis- und das limbische System, den präfrontalen Cortex, das cholinerge System des basalen Vorderhirns sowie die thalamischen Kerne.<ref name="1.6"/> <ref name="1.8" group="S</ref> <ref name="1.11" group="Gr</ref>
 
==== Teile des Schläfenlappens ====
Morse und Kollegen haben ein Modell vorgeschlagen, das auf dem Neurotransmitter Serotonin basiert und die Schritte bis zur Auslösung von Nahtod-Erfahrungen erklären soll. Dabei wird dem Schläfenlappen, auch Temporallappen genannt, eine zentrale Bedeutung beigemessen. Dieses Großhirnareal beherbergt mit Amygdala und Hippocampus zwei wichtige Bestandteile des limbischen Systems, bei denen vieles darauf hindeutet, dass sie an der Nahtodeserfahrung beteiligt sind.<ref name="1.6"/> <ref>Högl 2006 S.243</ref>
 
Durch Reizungen der rechten Schläfenregion der Gehirnrinde im Bereich (zumeist unterhalb) des Sulcus lateralis (Gyrus temporalis superior et medius) lassen sich außerkörperliche Erlebnisse hervorrufen und das Gefühl, der Körper würde sich verformen, kann auftreten.<ref name="1.3"/> <ref name="1.6"/> <ref name="1.8"/> <ref name="1.9"/> <ref>Högl 2006 S.44</ref> <ref name="3.5.2"/>
 
Forscher der Uni Genf berichteten, ein Operationsteam hätte ein Außerkörperliches Erlebnis künstlich ausgelöst, indem sie auf der Suche nach dem Ursprungsort der Epilepsie einer Frau einen Strom im Gyrus angularis angelegt hatten. Allerdings nahm die schweizer Patientin ihren Körper nur fragmentarisch und verzerrt wahr, während in Berichten über spontane außerkörperliche Erfahrungen solche Störungen des Körperbildes nicht auftauchen.<ref name="1.7"/>
 
Auch im Rahmen von epileptischen Anfällen, besonders bei möglichen Temporallappenepilepsien (PTLE) wurden Außerkörperliche Erlebnisse beobachtet<ref name="1.10"/>. Der Schläfenlappen reagiert empfindlich auf Sauerstoffmangel der ebenfalls außerkörperliche Erfahrungen hervorrufen kann<ref name="1.3"/> <ref name="1.6"/> <ref name="1.8"/> <ref name="1.9"/> <ref>Högl 2006 S.44</ref> <ref name="3.5.2"/>.
Künstlich induzierte oder spontane elektrische Entladungen im Bereich von Hippocampus und Corpus amygdaloideum führen unter anderem zum Auftreten von Erinnerungsbruchstücken.<ref name="1.6"/>
 
PERSINGER konnte einmal zeigen, dass eine hohe Fähigkeit zur Imagination bzw. Erinnerung an Kindheitserlebnisse mit Temporallappenaktivität und der Anzahl von spikes pro Minute über den Temporallappen korrelierten.<ref name="1.6"/>
 
Eine elektrische Stimulation des Temporallappens führt außerdem manchmal zum plötzlichen Auftauchen längst vergessener Erinnerungen, was eine Verbindung mit dem Lebensfilm nahelegt.<ref name="1.6"/> <ref name="1.9"/> <ref name="1.10"/> <ref>Högl 2006 S.246</ref>
 
Entdecker dieses Phänomens war Penfield, der 1958 über seine erste Erfahrung hiermit schrieb:
: Vor 26 Jahren (ca. 1929) operierte ich im Royal Victoria Hospital unter lokaler Anästhesie an einer Frau, und applizierte an verschiedenen Punkten des Temporallappens ihres Gehirns eine stimulierende Elektrode. Sie (E. W.) erzählte mir unvermittelt, dass sie eine vergangene Erfahrung wiederzuerleben schien. Es wirkte, als erlebte sie sich dabei, wie sie ihre Tochter zur welt brachte. Das war vor Jahren geschehen und inzwischen ist das Kind erwachsen geworden. Die Frau lag nun auf dem Operationstisch in meinem Operationsraum und hoffte, dass ich ihre Anfälle an herdförmiger Epilepsie heilen könnte.<ref name="4.32">[http://www.pnas.org/cgi/reprint/44/2/51.pdf Wilder Penfield: ''Some mechanisms of consciousness discovered during electrical stimulation of the brain.'' Proceedings of the National Academy of Sciences Volume 44 - Nvumber 2 * February 15, 1958]</ref>
 
Der Hippocampus liegt im Schläfenlappen und ist eine zentrale Schaltstation des limbischen Systems und wichtig für die Überführung von Gedächtnisinhalten aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis. Er ist möglicherweise neben dem Corpus amygdaloideum für die typische Hypermnesie in Nahtodeserfahrungen und Außerkörperlichen Erlebnissen mitverantwortlich, da er über die im Rahmen von Theta-Gipfeln und die dadurch bewirkte Aktivierung von N-Methyl-D-Aspartat-(NMDA) Rezeptoren - von denen der Hippocampus besonders viele besitzt - induzierten Langzeiterregung besonders für Lern- und Speicherungsleistungen zuständig sein soll.<ref name="1.6"/> <ref>Högl 2006 S.255</ref>
 
Mystische Gefühle sind laut der Hirnforschung im rechten Temporallappen lokalisiert. In der jüngeren Forschung wurden Elektroden tiefer in den Temporallappen eingeführt, und man erzeugte dabei Gefühle des Schwebens und des Gehobenwerdens, mystische und religiöse Erfahrungen und traumähnliche Sequenzen<ref name="1.7"/> <ref name="1.10"/> <ref name="3.5.2"/>. Auch Patienten mit Symptomen für Mögliche Schläfenlappenepilepsie (PTLE (Possible Temporal Lobe Epilepsy) mit abnormer Schläfenlappenaktivität berichten teilweise unter EEG-Überwachung vermehrt von subjektiven paranormalen und kosmisch-mystischen Erlebnissen, Glückseligkeitszuständen, All-Einheitsgefühle sowie Konversionserlebnissen und Hinwendungen zur Religion. Dabei kommt es auch zu einer besonderen Lebendigkeit der szenischen Bilder<ref name="1.6"/>.
 
Mehrere Autoren fanden auch bei einer großen Anzahl von Poltergeist-Fällen bei der den Spuk auslösenden Person eine hohe Inzidenz von epileptischen Störungen, was als Hinweis auf eine epileptoide Basis auch paranormaler psychokinetischer Leistungen zu interpretieren ist.<ref name="1.6"/>
 
Viele Temporallappen-Epilepiker machen Deja-vu-Erfahrungen von etwas, das ihnen völlig vertraut erscheint, obwohl das nicht zutrifft. Diese lassen sich manchmal durch elektrische Stimulation des Temporallappens hervorrufen.<ref name="3.5.2"/> <ref name="1.6"/>
 
Einige haben Erscheinungen toter Freunde und Verwandter oder berichten über paranormale Erfahrungen.<ref name="3.5.2"/>
 
Veränderungen der Zeitwahrnehmung können Zeichen einer Schläfenlappenepilepsie sein.<ref name="1.6"/>
 
Die Temporallappenepilepsie führt zu verschiedenen visuellen Phänomenen wie verschwommener Sicht, Hemianopsie (einer Blindheit des halben Gesichtsfeldes), völliger Blindheit sowie in groben Lichtblitzen, verschiedenfarbige Lichtvisionen.<ref name="1.6"/> <ref>Högl 2006 S.246</ref>
 
==== Das Nahtodeserlebnis unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von einer Schläfenlappenepilepsie, hat aber auch einige Ähnlichkeiten ====
Nahtodeserlebnisse treten ähnlich plötzlich wie ein epileptischer Anfall auf und haben auch eine anfallsartig kurze Dauer. Das spricht für eine Art epileptoider (=epilepsieähnlich) Entladung, die zu einer sehr schnellen Entwicklung von Bildern oder Halluzinationen führt. Bei außerkörperlichen Erlebnissen sind im EEG keine epileptoiden Potentiale vorhanden.<ref name="1.6"/> <ref name="1.10"/>
 
Während epileptischer Anfälle aller Art, besondere aber solcher des Schläfenlappens, fällt die Leistungsfähigkeit beim logischen Denken und beim Erinnern deutlich ab, während das Nahtodeserlebnis zu einer eine enorme Steigerung derselben führt. Tatsächlich zeigen sich während induzierter Außerkörperlichen Erlebnissen in entsprechenden EEG-Ableitungen keine epileptoiden Potentiale.<ref name="1.6"/> <ref name="1.10"/>
 
Bei epileptischen Anfällen des Schläfenlappens treten bizarre Körperwahrnehmungsstörungen, Gefühle der Furcht und und automatische Bewegungen auf. Hinzu kommen Schmerzen, Krämpfe, Schwindel und abrupte Gefühlsausbrüchen oder déjà-vus, sowie manchmal auch (gesteigerten) sexuelle Empfindungen. All das kommt in Nahtodeserlebnissen nicht vor. Schließlich sind die optischen Halluzinationen im Rahmen von Schläfenlappenepilepsien im Gegensatz zu den komplexen Bildern von Nahtodeserlebnissen eher bizarr und fragmentarisch, und die typischen Geruchs- und Geschmackshalluzinationen zu Beginn eines solchen Anfalls fehlen im Nahtodeserlebnis völlig.<ref name="1.6"/>
 
Psychose ist die Bezeichnung für verschiedene Formen psychischer Erkrankungen, die einen starken Abbau der Persönlichkeit zur Folge haben. Schläfenlappenepilepsie weist oft psychotische Züge auf. Nahtodeserfahrungen tragen dagegen zur gesunden Weiterentwicklung der Persönlichkeit bei.<ref name="1.6"/>
 
Mit ihren gelegentlich Nahtodeserfahrungs-ähnlichen Symptomen liefern Epilepsien Hinweise darauf welche Hirnareale beim Nahtodeserlebnis eine Rolle spielen. Insgesamt ist ein epileptischer Anfall des Schläfenlappens eine ungeordnet auftretende Störung bestimmter Areale des temporolimbischen Systems. Dagegen deutet die Symptomatik der Nahtodeserlebnisse auf eine äußerst genau gesteuerte Aktivation derselben Gehirnbereiche hin.<ref name="1.6"/> <ref name="1.10"/>
 
=== Nachgewiesene Zusammenhänge zwischen Nahtodeserfahrung und Gehirn ===
==== Nachweise für NTE und Temporallappen ====
Menschen, die Nahtodeserlebnisse hatten, zeigen mehr Anzeichen von ungewöhnlichen Symptomen, die durch den Schläfenlappen verursacht werden, als die, die in vergleichbaren Situationen keine Nahtodeserfahrung hatten. Es ist jedoch unklar, ob das die Ursache oder die Folge des Nahtodeserlebnisses ist.<ref name="1.3"/>
 
==== Verspätete Erinnerungen ====
Bei Lommel wurden mehrere Betroffene erwähnt, die bei der ersten Befragung kurz nach der Wiederbelebung Störungen des Kurzzeitgedächtnisses hatten und sich deshalb an keine Nahtodeserfahrung erinnern konnten, aber bei der zweiten, zwei Jahre späteren Befragung von einem Nahtodeserlebnis berichteten, das sie damals hatten.<ref name="1.1"/>
 
Rawlings kam zu dem Ergebnis, dass bei einer Befragung direkt nach der Wiederbelebung genauso viele gute wie schlechte Nahtodeserfahrungen erzählt wurden und führt die abweichenden Zahlen anderer Autoren darauf zurück, dass negative Erfahrungen innerhalb der nächsten Stunden oder Tage verdrängt würden.<ref>Rawlings  S.9</ref>
 
==== Außerkörperliche Erfahrungen mit zutreffenden Beobachtungen bei Bewusstlosigkeit bis hin zum Nullinien EEG ====
Das Sterben ist ein kontinuierlicher Prozess, an dessen Ende der biologische Tod steht. Niemand, der von einem Nahtodeserlebnis berichten konnte, war biologisch tot, das heißt in einem Zustand, wo die einzelnen Körperzellen bereits tot waren.<ref name="1.9"/> <ref name="1.11"/>
 
Während Totenbettvisionen und Fear-Death-Experiences im Wachzustand auftreten, ist jeder, der eine Nahtodeserfahrung im engeren Sinne hat, defintionsgemäß im konventionellen Sinne bewusstlos. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es sich hierbei nur um einen äußeren Eindruck handelt, bei dem die Feststellung des Grades der Bewusstlosigkeit sehr schwierig ist. Auch bei der Diagnose Ganz- oder Teilhirntod können die für die Entstehung der Nahtodererlebnisse wichtigen und dem Oberflächen-EEG nicht zugänglichen tiefen (basalen) Strukturen des Schläfenlappens wie der Hippokampuns bei einem Nullinien-EEG durchaus noch aktiv sein. Das könnte das Auftreten von Nahtodeserlebnissen bei EEG-Nullinie erklären.<ref name="1.5"/> <ref name="1.9"/> <ref name="2.1"/> <ref name="2.32"/> <ref name="2.34">Lawrence M.: ''The unconscious experience.'' Am J Crit Care. 1995 May;4(3):227-32. PMID 7787917</ref> <ref name="2.38">Owens JE, Cook EW, Stevenson I.: ''Features of "near-death experience" in relation to whether or not patients were near death.'' Lancet. 1990 Nov 10;336(8724):1175-7. PMID 1978037</ref>
 
Audel Schoonmaker hat 1979 insgesamt 55 Fälle von wiederbelebten Patienten, die jeweils flache EEG gezeigt hatten, gesammelt. Dies widerspricht einem angenommenen Anfall, weil dieser aus abweichende Strukturen elektrischer Gehirnaktivität besteht, was bei den untersuchten Experiencern nicht der Fall sein konnte.<ref>Högl 2006 S.246</ref>
 
Bekannt durch Themensendungen von BBC und der ARD ist der Fall der Nahtod-Erfahrungen von Pam Reynolds, deren Beschreibung ursprünglich auf Michael B. Sabom zurückgeht. Während die Patientin einer Gehirnoperation unterzogen wurde, zeigten mehrere Messinstrumente ein so genanntes Null-Linien-[[Elektroenzephalografie|EEG]], da im Gehirn durch die besondere Operationsmethode mittels Unterkühlung, Blutabzug und Medikamentenwirkung keinerlei messbare Aktivität vor sich ging. Die Augen der Patientin waren zugeklebt und die Ohren wegen der [[Gehirnstrom|Hirnstrommessungen]] zugestöpselt. Nach der Darstellung von Sabom beschrieb Reynolds hinterher, sich daran zu erinnern, während des Eingriffs etwa zwei&nbsp;Meter über dem OP-Tisch geschwebt zu sein. Sie gab außerdem Details der Gespräche während der Operation wieder und berichtete von den Eingriffen an ihrem Gehirn, wobei sie auch das Aussehen der Spezialinstrumente und deren Anwendung detailliert beschreiben konnte.<ref>Michael B. Sabom: ''Light and Death. One Doctor's Fascinating Account of Near-death Experiences.'' Zondervan Publishing House, 1982, ISBN 0-310-21992-2. [http://www.near-death.com/experiences/evidence01.html People Have NDEs While Brain Dead] das Buchkapitel über Pam Reynolds online</ref> <ref>[http://www.themen-tv.de/de_G4/352-Begegnung-mit-dem-Tod-BBC-Exklusiv.htm Begegnung mit dem Tod - BBC Exklusiv<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> <ref>[http://www.hr-online.de/website/daserste/dokumentation/index.jsp?rubrik=7148&key=standard_document_2067625 Jenseitsreisen – Erfahrungen an der Grenze des Todes]</ref>
 
Laut Lommel wurde sowohl an Tieren als auch am Menschen nachgewiesen dass innerhalb 10 bis 20 - im Schnitt 15 Sekunden nach einem Herzstillstand sowohl die Gehirnrinde als auch die tieferen Schichten des Gehirns keinerlei elektrische Aktivität mehr aufweisen. Ist der Herzstillstand auf Kammerflimmern zurückzuführen, hört der Blutfluss direkt nach dem Einsetzen des Flimmerns vollständig auf.<ref name="1.18"/>
 
Von den 33 Patienten mit Sterbeerlebnis, die Sabom untersuchte, war nur einer kürzer als eine Minute bewusstlos, 13 waren länger als 30 Minuten bewusstlos. Bei 26 war die Bewusstlosigkeit auf Herzstillstand zurückzuführen, d.h. mindestens 25 hatten vorübergehend keinerlei Gehirntätigkeit.<ref>Sabom 1986 S.83, S.267</ref>
 
Sabom verglich die Berichte der Betroffenen von ihren außerkörperlichen Erlebnissen mit dem Operationsbericht und prüfte als ausgebildeter Kardiologe zusätzlich, ob die Beschreibungen der Wiederbelebungen den üblichen Vorgängen bei solchen Wiederbelebungen entsprechen. Die von Sabom untersuchten Außerkörperlichen Erfahrungen stammten von Menschen, die in einem Zustand waren, der so kritisch war, dass die Mehrzahl der Leute in diesem Gesundheitszustand sterben. Für die aufgrund dieses Kriteriums befragten Personen galt, dass sie um so häufiger eine Nahtodeserfahrung hatten, je länger sie bewusstlos waren. 26 der 32 Berichte enthielten nur sehr allgemeine Eindrücke und es waren auch bei gezielten Nachfragen keine genauen Einzelheiten zu erfahren. Die Betroffenen führten das darauf zurück, dass sie von dem einzigartigen und angenehmen Charakter der Erfahrung so erfüllt gewesen seien, dass sie der Wiederbelebung keine besondere Aufmerksamkeit schenkten. Sechs Berichte beschrieben auch Details der Wiederbelebung. Alle diese sechs traten im Rahmen eines Herz-Kreislaufversagens auf. Sowohl bei den ungenauen als auch bei den detaillierten Berichten stimmten die vorhandenen Beobachtungen mit dem realen Verlauf der Wiederbelebung überein und es wurden nur Dinge beobachtet, die man tatsächlich auch bei einer derartigen Wiederbelebung hätte beobachten können. Es kommen aber gelegentlich Fehlinterpretationen des Beobachteten vor - beispielsweise kam es vor, dass einer der Erlebenden bei einer Operation am Herzen sah, wie mit einer Spritze am Herzen hantiert wurde und annahm es würde etwas gespritzt, tatsächlich wurde jedoch Luft aus der Herzkammer abgesaugt.<ref>Sabom 1986 S. 23, S. 83, S.117-151, S.267</ref>
 
Fazit: In manchen Nahtodeserfahrungen sammelt das Ich Informationen, während das Gehirn funktionsunfähig ist.
 
Jedoch enthält nicht jede außerkörperliche Erfahrung eine zutreffende Beschreibung der Realität. Beispiele für außerkörperliche Erfahrungen, die offensichtlich nur geträumt oder halluziniert waren, wurden aus einer Fear-Death-Experience, von einer Geburt und im Zusammenhang mit nächtlichen Erwachen bei bestehender [[Schlafstarre]], der Bewegungsunfähigkeit des Körpers während der Traumphasen, bekannt. In all diesen Fällen war das Gehirn offensichtlich gesund und leistungsfähig, arbeitete aber abweichend vom Wachzustand.<ref name="1.21">CORRESPONDENCE. ''Near-death experiences.'' Beitrag von Giorgio Buzzi. THE LANCET, Vol 359, June 15, 2002, S.2116-2117 www.thelancet.com</ref> <ref>Fenwick 1995 S.44, S.198</ref>
 
== Nahtodeserfahrungen von Blinden ==
 
Während ehemals Blinde, die durch eine Staroperation wieder sehen können, erst einmal lernen müssen, die gesehenen Bilder auszuwerten, erkennen Blinde während einer außerkörperlichen Erfahrung, sofort, was sie sehen.<ref>Ring 2008 S.26ff</ref>
Ausschnitt aus dem Bericht über die Nahtodeserfahrung einer von Geburt an vollständig blinden Frau:
: Vicky "Aber ich erkannte mein Haar."
: Interviewer: "Wie sah es aus?"
:"Es war sehr lang ... bis hinunter zur Taille. Ein Teil davon musste rasiert werden und ich erinnere mich, wie mich das aufregte... Und dann sah ich meinen Trauring an meiner linken Hand und den Trauring meines Vaters an der rechten Hand und ein Band aus Gold, das ich hatte."<ref>Ring 2008 S.28f</ref>
 
Judy Taylor erblindete als Kind durch grauen Star, konnte aber bis zu ihrem neunten Lebensjahr immerhin noch gut genug sehen, um die Regelschule zu besuchen. Über ihre erste Erfahrung mit dem Sehen nach ihrer Staroperation schreibt sie beispielsweise:
: (...) Als ich nach unten blickte, sah ich mehrere ganz helle Streifen, die alle in eine Richtung zeigten. Dazwischen lagen tiefe Schatten. Was konnte das sein, so nah bei mir und doch so fremd, dass ich keinen Namen dafür gewusst hätte? Unwillkürlich bewegte ich meine Hand, und die hellen Streifen verschwanden - ich hatte auf meine eigenen Finger geschaut.<ref name="4.16">Judy Taylor (übersetzt von Armin Gontermann): Licht wird mein Tag. Bergisch Gladbach: Gustav Lübbe Verlag. 1991 ISBN 3-404-61209-4 S.226</ref>
 
Ring untersuchte eine Gruppe, von denen 14 von Geburt an blind waren. Die anderen Befragten hatten das Augenlicht schon früh verloren oder minimale Sehmöglichkeiten. Von denen, die ein Nahtodeserlebnis berichteten, waren zehn von Geburt an blind, von jenen mit einem Außerkörperlichen Erlebnis vier. Von ihnen waren zwei durch genetische Anlage blind, einer Person wurden die Augen im Alter von viereinhalb Jahren operativ entfernt, elf waren Frühgeburten aus der Zeit zwischen 1946 und 1958. Sie hatten durch eine überhöhte Dosis Sauerstoff im Inkubator eine Frühgeborenenretinopathie erlitten. Rings Befunde zeigen, dass Blinde aller Grade von den klassischen Nahtodeserlebnissen berichten.<ref>Högl 2006 S.293</ref> <ref>Ring 2008 S.12</ref>
 
Wie Sehende machen auch Blinde dabei überprüfbar richtige Beobachtungen.<ref>Ring 2008 S.26ff</ref>
* Auf Long Island beschrieb eine siebzigjährige Frau sehr genau und anschaulich, was um sie herum passierte, als die Ärzte sie nach einem Herzanfall reanimierten. Diese Frau war seit ihrem achtzehnten Lebensjahr blind. Sie konnte nicht nur beschreiben, wie die angewendeten Instrumente aussahen, sondern sogar ihre Farbe angeben. Das Erstaunlichste für mich war, dass es die meisten dieser Instrumente noch gar nicht gab, als diese Frau vor über fünfzig Jahren das Augenlicht verlor. Und die Krönung war, dass sie sogar wusste, dass der Arzt einen blauen Anzug anhatte, als er mit der Reanimation begann.<ref>Moody 1989 S.175</ref>
* Eine stark kurzsichtige Frau nimmt während der Operation den Hut des Arztes klar wahr, der für die Untersuchung von Kindern mit Schmetterlingen verziert ist.<ref>Högl 2006 S.294</ref>
* Ein Blinder, sieht im außerkörperlichen Erlebnis seine eigene Krawatte und beschreibt diese danach.<ref>Högl 2006 S.294</ref>
 
== Die Meinungen der Fachleute ==
 
=== Susan Blackmore: Es liegen bislang keineswegs ausreichende Belege vor, um die Auseinandersetzung zwischen der 'Überlebens-Hypothese' und der 'Gehirntod-Hypothese' beizulegen ===
[[Susan Blackmore]] hat diverse Artikel zu verschiedenen parapsychologischen Themen und auch zu Nahtodeserfahrungen veröffentlicht, ist also in diesem Bereich gut informiert und kompetent<ref name="12.10.1">[http://www.susanblackmore.co.uk/publicat.htm Liste von Susan Blackmores Veröffentlichungen auf der Internetseite von ihr selbst, mit vielen Volltextartikeln (engl.)]</ref>. Im Gegensatz zu den meisten Nahtodesforschern hatte sie selbst im Rahmen einer Drogenerfahrung ein Nahtodeserlebnis<ref name="12.11>[http://www.near-death.com/experiences/experts09.html www.near-death.com: Nahtoderfahrung von Susan Blackmore (engl.)]</ref>. Sie ist auch nach Jahren der Forschung immer noch der Ansicht, dass bislang keineswegs ausreichende Belege vorliegen, um die Auseinandersetzung zwischen der 'Überlebens-Hypothese' und der 'Gehirntod-Hypothese' beizulegen.<ref name="3.5.2"/> <ref name="1.20">Susan Blackmore: Near death experiences. In: Jane Henry (Herausgeber): Parapsychology: Research on Exceptional Experiences. Routledge Chapman & Hall (Dezember 2004). ISBN 978-0415213592</ref>
 
=== Peter Fenwick ===
[[Peter Fenwick]] ist der Präsident des britischen Zweiges der IANDS und Neurologe (engl. Neuropsychiatrist)<ref>Fenwick 1995 Schutzumschlag</ref>. In seinem Buch äußert er die Meinung, dass sich vieles nur erklären lässt, wenn man annimmt, dass bei der Nahtoderfahrung tatsächlich etwas den Körper verlässt, betont aber andererseits den starken Einfluss, den physiologische Vorgänge und kulturelle Prägung darauf haben, in welcher Form die Erfahrung letztlich ins Bewusstsein gelangt<ref>Fenwick 1995 S.45, S.54f, S.69, S.127f, S.162f, S.184</ref>. Außerdem weisen Peter und Elizabeth Fenwick darauf hin, dass es Beispiele für Erfahrungen gibt, die nur geträumt oder Halluzinationen sind.<ref>Fenwick 1995 S.44, S.152, S.198</ref>
 
=== Bruce Greyson: Die höhere geistige Aktivität während das Gehirn kaum funktionsfähig ist, wird durch die bestehenden Modelle für Gehirn und Bewusstsein nicht erklärt ===
[[Bruce Greyson]] ist Professor für Psychiatrie und veröffentlichte zwischen 1979 und 2007 mehr als 100 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften, über 75 Präsentationen auf internationalen Konferenzen und ein Buch zu Nahtodeserfahrungen. Er ist Gründungsmitglied der ''International Association for Near-Death Studies'' und seit über 20 Jahren Editor vom ''Journal of Near-Death Studies''.<ref name="12.4">[http://www.mindbodysymposium.com/Beyond-the-Mind-Body-Problem/Speakers-Panelists/Bruce-Greyson-MD-PhD.html ''BEYOND THE MIND-BODY PROBLEM'' Speakers & Panelists: Bruce Greyson, M.D., Ph.D.]</ref> <ref name="12.5">[http://www.parapsych.org/members/c_b_greyson.html Parapsychological Association: Who is C. Bruce Greyson?]</ref>
 
Anfangs beschäftigte er sich überwiegend mit den psychologischen Ursachen und Folgen von Nahtodeserfahrungen und gab in den frei erhältlichen Kurzfassungen der Artikel keine Aussage zu der Frage ab, ob er sie für reale Erfahrungen oder für Einbildung hielt. Seit 1999 äußerte er mehrfach in seinen Artikeln die Ansicht, dass die erhöhte Bewusstheit während der Phasen, in denen die Gehirnfunktion ernsthaft gestört ist über herkömmliche Modelle nicht befriedigend erklärt werden kann. <ref name="3.5.4"/> <ref name="1.11"/>
 
=== Stanislav Grof: Menschen können die Eigenschaften eines newtonschen Objekts und auch die endloser Bewusstseinsfelder aufweisen ===
[[Stanislav Grof]] forscht überwiegend an Psychotherapien mit Hilfe von psychodelischen Drogen. In seinem 1977 erstveröffentlichtem Buch „Die Begegnung mit dem Tod“ hat er zwar ausführlich über Nahtodeserfahrungen und ihre Parallelen zu seiner Drogenforschung referiert, aber nicht direkt eine Meinung zur Realität dieser Erfahrungen geäußert. In späteren Artikeln und Büchern äußerte er seine persönliche Meinung deutlicher, so schreibt er beispielsweise in einem populärwissenschaftlichen Artikel von 1996 in der Esotera: „Transpersonale Erfahrungen in veränderten Bewusstseinszuständen zeigen jedoch, dass jeder von uns auch die Eigenschaften eines Bewusstseinsfeldes manifestieren kann, das Raum, Zeit und lineare Kausalität transzendiert. Die völlig neue Formel, die entfernt an das Wellen-Teilchen-Paradoxon in der modernen Physik erinnert, beschreibt Menschen daher als paradoxe Wesen mit zwei komplementären Aspekten: Sie können die Eigenschaften eines newtonschen Objekts und auch die endloser Bewusstseinsfelder aufweisen. Wie angemessen die eine oder andere Beschreibung ist, hängt davon ab, in welchem Bewusstseinszustand der beobachtende Mensch ist.“<ref>Grof 1980 ganzes Buch</ref> <ref name="12.12.1">[http://www.stanislavgrof.com/articles.htm Volltextartikel auf der Internetseite von Stanislav Grof]</ref> <ref name="12.12.2">[http://www.stanislavgrof.com/pdf/Publications_List.pdf Publikationsliste auf der Internetseite von Stanislav Grof]</ref> <ref name="12.12.3">[http://www.stanislavgrof.com/pdf/TechnologiendesHeiligen.pdf Technologien des Heiligen: II. Esotera, Dezember 1996, p.22-27.]</ref>
 
 
=== Karl L. R. Jansen: Psychodelische Drogen als eine weitere Tür zum spirituellen Raum ===
[[Karl L. R. Jansen]] ist Neurophysiologe, lebte und arbeitete in England und Neuseeland und forschte zu Drogen und Drogenabhängigkeit. In einem Artikel von 1989 brachte er Nahtodeserfahrungen mit dem NMDA-Rezeptor in Verbindung. Auch 1996 erklärte er Nahtodeserfahrungen über Ketamin und den NMDA-Rezeptor. Seine Argumentation beruhte hauptsächlich auf der Feststellung, dass eine Erfahrung, die vor dem biologischen Tod stattfand, uns nichts darüber verraten kann, was nach dem biologischen Tod geschehen wird. 1997 schrieb er dann, dass er nicht mehr gegen spirituelle Erklärungen der Nahtodeserfahrungen eingestellt ist und sich mehr dem Standpunkt von John Lilly und Stan Grof angenähert habe und dass er diese Drogen jetzt eher als eine weitere Tür zu einem Raum ansehe als etwas, das diesen Raum produziere.<ref name="1.4"/> <ref name="2.45"/> <ref name="3.7.16"/>
 
=== Hubert Knoblauch: Nahtoderfahrungen als das Vermögen, eine transzendente Wirklichkeit wahrzunehmen ===
[[Hubert Knoblauch]] studierte Soziologie, Philosophie und Geschichte und lehrte an verschiedenen Universitäten<ref>Hubert Knoblauch, Hans Georg Soeffner (Hrsg.): ''Todesnähe. Interdisziplinäre Zugänge zu einem Außergewöhnlichen Phänomen.'' Konstanz: Universitätsverlag Konstanz ( UVK) 1999 ISBN 3-87940-656-1 Autoren S.331ff</ref>. Entsprechend beschäftigt er sich vor allem mit kulturellen Einflüssen auf die Nahtodeserfahrungen und Berichte darüber.
 
In den Artikeln des 1999 von ihm herausgegebenen Buches „Todesnähe. Interdisziplinäre Zugänge zu einem außergewöhnlichen Phänomen“ spart Knoblauch spirituelle Deutungen der Todesnäheerfahrung vollständig aus, während er soziokulturelle, psychologische und physiologische Faktoren in seinem Modell zur Entstehung der Nahtodeserfahrung berücksichtigt.<ref name="3.5.10">Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler & Hans-Georg Soeffner: ''Die Sinnprovinz des Jenseits und die Kultivierung des Todes.''</ref> Doch schon in seinem im selben Jahr veröffentlichtem Buch „Eine qualitative Studie zu Todesnäheerfahrungen im deutschsprachigen Raum“ schreibt er:
:Wie kommt es also, dass solche Erfahrungen in Kulturen auftreten, die eine Nahtoderfahrung nicht nur ablehnen, sondern gar nicht einmal einräumen, dass es überhaupt Transzendenzerfahrungen gibt?
 
:Aber weil gerade diese Menschen sich über den Sinn ihrer Erfahrung nicht im Klaren sind, wenn sie ihn nicht aus ihrer Kultur erfahren, liegt der folgende Schluss nahe: Dass Menschen Nahtoderfahrungen machen, scheint ein dem Menschen eigenes Vermögen zu sein: des Vermögens, eine transzendente Wirklichkeit wahrzunehmen, die anders ist, als das, was unser Organismus an Reizen aufnimmt. Dieses Vermögen scheint zum Wesen des Menschen zugehören. Was aber dann als transzendente Wirklichkeit erfahren wird, wie die Inhalte aussehen, das lernen wir von unseren Mitmenschen, von der Kultur und vom Leben selbst.<ref>Knoblauch 1999 S.92</ref>
 
=== Elisabeth Kübler-Ross glaubte an Reinkarnation ===
Wissenschaftlich erforschte [[Elisabeth Kübler-Ross]] weder Nahtodeserfahrungen noch Totenbettvisionen, sondern wie schwerkranke Menschen damit fertig werden, dass sie bald an ihrer Krankheit sterben. Doch erlebte sie dabei so viele Totenbettvisionen und ähnliche Erfahrungen mit, dass sie an Reinkarnation glaubte und dies in ihre Seminare einbrachte, allerdings ohne ihre persönlichen Erfahrungen klar von den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zu trennen.<ref name="3.5.6">Werner Thiede: Todesnähe-Forschung - Annäherung an die Innenseite des Todes?</ref> <ref>Grof 1980 S.7ff">S.7f Vorwort, S.23ff</ref>
 
=== Pim van Lommel: Das Bewusstsein wird vom Gehirn empfangen, wie ein Radio einen Radiosender empfängt ===
[[Pim van Lommel]] ist ein niederländischer Kardiologe, der sein Medizinstudium 1971 abschloss und bis 2003 in diesem Beruf arbeitete. Als Assistenzarzt erfuhr er das erste Mal von einer Nahtodeserfahrung von einer Patientin. Im Jahr 1986 regte ihn das Buch „Rückkehr aus dem Morgen“ (engl. „Return from Tomorrow“ von George Ritchies) dazu an Nahtodeserfahrungen zu sammeln. In den Jahren 1988 bis 2001 führte Pim van Lommel zusammen mit einigen Kollegen eine prospektive Studie über Nahtodeserfahrungen durch. Dabei wurden alle Patienten direkt nach der Wiederbelebung befragt. Jeweils vier und acht Jahre später wurden diejenigen, die eine Nahtodeserfahrung hatten sowie eine Kontrollgruppe erneut befragt. Diese Studie wurde im Lancet veröffentlicht und schon dort schlug die Forschergruppe vor, dass man auch transzendente Ideen zur Deutung der Nahtodeserfahrungen in Betracht ziehen sollte.<ref name="1.1"/> <ref name="1.17"/> <ref name="1.18"/>
 
Etwa zwei Jahre später spekulierte van Lommel darüber, dass das Bewusstsein in elektromagnetischen Feldern gespeichert sein könnte, die im Körper, dem Empfang eines Radiosenders im Radio ähnlich, durch ein funktionsfähiges Gehirn dem Wachbewusstsein zugänglich gemacht würden. Wenn das Gehirn dann funktionsunfähig wird, würde das Bewusstsein weiterbestehen aber den Körper verlassen, entsprechend dem kaputten Radio, das den Sender nicht mehr empfangen kann.<ref name="1.16"/>
 
=== Raymond Moody: Vom Materialismus zum Glauben an ein Leben nach dem Tod ===
[[Raymond Moody]], 1944 geboren, ist ein Psychologe und Philosoph und unterrichtete diese Fächer auch an einer Universität. Er arbeitete auch als Assdistenzarzt <ref>Moody 1989 S.205 "Über die Autoren"</ref>. Als 22-jähriger Philosophiestudent hörte er von Ritchies Nahtodeserfahrung und war überrascht, da er angenommen hatte, dass der Tod des physischen Körper auch das Bewusstsein auslöscht<ref>Moody 1989 S.18f</ref>. Sein 1975 erstveröffentlichtes Buch „Leben nach dem Tod“<ref>Moody 1982 Ganzes Buch</ref> gilt formal nicht als wissenschaftliches Werk, hat aber für die Nahtodesforschung die Funktion einer wissenschaftlichen Erstbeschreibung und wird in der wissenschaftlichen Forschung entsprechend oft zitiert. Darüber hinaus hat Moody zwar weiterhin Nahtodeserfahrungsfälle gesammelt, aber keine eigene wissenschaftliche Forschung zum Thema betrieben, sondern nur die bestehende Forschung in weiteren Büchern zusammengefasst. In seinem dritten 1988 erstveröffentlichten Buch, empfindet Moody die Beweise für Nahtodeserfahrungen als wissenschaftlich nicht befriedigend, ist aber persönlich von einer anderen Wirklichkeit der Erfahrungen, als der uns heute bekannten, überzeugt <ref>Moody 1989 S.199</ref>.
 
=== Kenneth Ring: Wenn der Körper ausgedient hat, löst sich die Seele von ihm und lebt weiter ===
[[Kenneth Ring]] ist ein an der Universität von Connecticut tätiger Professor der Psychologie und Gründer der ''INTERNATIONAL ASSOClATION FOR NEAR-DEATH-STUDIES (IANDS)''. <ref name="3.5.6"/>
 
Nachdem er 1999 seine Studie zu Nahtodeserfahrungen von Blinden<ref>Ring 2008 S.125</ref> sowie eine Befragung und statistische Untersuchung von über hundert anderen Nahtoderfahrungen<ref>Moody 1989 35ff</ref> durchgeführt hat, sagt er über seine Meinung zum Tod:
„Ich glaube, es gibt nur das Leben. Wenn der physische Körper ausgedient hat, löst sich die Seele von ihm und lebt weiter. Todesnähe-Erlebnisse haben mir ein gutes Bild davon vermittelt, wie diese Trennung von Körper und Geist vor sich gehen wird.“<ref>Moody 1989 S.167</ref>
 
=== Michael Schröter-Kunhardt: Nahtoderfahrungen sind ein neurobiologisch angelegtes Programm, das auf eine Weiterexistenz jenseits von Raum und Zeit vorbereitet ===
 
1993 arbeitete [[Michael Schröter-Kunhardt]] noch als Assistenzarzt am Psychiatrischen Krankenhaus Weinsberg und schrieb am Ende seines ersten Artikels über Nahtodeserfahrungen folgendes: „Religiöses Erleben beruht vielmehr auf einer biologisch angelegten Matrix, die jenseits der psychoanalytisch erreichbaren Schichten im Unterbewusstsein liegt und in ihrer heilsamen Potenz jede Psychoanalyse übertreffen kann.“<ref name="1.8"/>
 
In seinem nächsten Artikel von 1995 weist er darauf hin, dass es sich bei den neurophysiologischen (NDE-)Befunden nur um Korrelate und nicht unbedingt um Ursachen einer geistigen Erfahrung handelt. Er hält Berichte von Erlebnissen in Todesnähe nicht für psychopathologische Phänomene, sondern für Höchstleistungen des Gehirns, die zumindest gelegentlich auch außersinnliche Wahrnehmungen beinhalten.<ref name="1.10"/>
 
In dem Artikel von 1997 ist er schließlich überzeugt, dass paranormale Leistungen bei Sterbenden und ihr vermehrtes Auftreten im Rahmen von religiösen Erlebnissen auf einen zeit- und raumunabhängigen und damit unsterblichen Anteil der menschlichen Psyche, der generell als unsterbliche Seele bezeichnet wird und nach dem Tod weiterlebt, hinweisen. Religiöses Erleben beruhe auf einer biologisch angelegten Matrix, die elementarer Bestandteil der menschlichen Psyche sei.<ref name="1.9"/>
 
=== Michael B. Sabom: Vom Skeptiker zum überzeugten Christ ===
 
[[Michael B. Sabom]] ist Kardiologe und hat während seiner bisherigen Forscherkarriere sowohl zur medizinischen als auch zu Nahtodesforschung beigetragen, wobei die Zahl der Veröffentlichungen zur Nahtodesforschung mengenmäßig erheblich überwog <ref>Eine Suche nach Michael Sabom mit Google Scholar ergab Mittwoch den 8. April 2009 43 Ergebnisse. Neben 31 Treffern aus den Jahren 1977 bis 2007 zu Nahtodeserfahrungen finden sich auch 11 Treffer aus den Jahren 1977-2007 zu Herz und Kreislauf. Ein Treffer bezog sich nicht auf Michel Sabom sondern auf Margaret Sabom.</ref>. Beim ersten Lesen von Moodys Buch hielt Sabom die Nahtodeserfahrungen für frei erfunden, fragte dann aber, Ärzte danach, die durchweg von solchen Erfahrungen noch nie etwas gehört hatten. Als er auch einige seiner Patienten befragte, erzählten ihm einige selber solche Erfahrungen. Er meint darüber: "Ich war erstaunt, wie viele ein Todesnähe-Erlebnis gehabt hatten und dass dies direkt vor unserer Nase vorkam, ohne dass wir etwas davon ahnten."<ref>Moody 1989 S.146</ref>
 
Auch bei seiner Untersuchung, zu den außerkörperlichen Erfahrungen war er zunächst noch überzeugt, dass es zu offensichtlichen Ungereimtheiten zwischen dem Operationsbericht, seinem Fachwissen und den Außerkörperlichen Erfahrungen kommen müsse.<ref>Sabom 1986 S.20</ref>
 
Tatsächlich belegte seine Forschung jedoch, dass die in den außerkörperlichen Erfahrungen beobachteten Vorgänge bei der Wiederbelebung mit der Realität so weit übereinstimmte, dass die Erklärung, man wäre tatsächlich außerhalb des Körpers gewesen von den ihm bekannten Erklärungen am stimmigsten wirkte. Er kann aber nicht vollständig ausschließen, dass nicht doch irgendwann eine andere Erklärung gefunden wird.<ref>Sabom 1986 S.111ff, S.199ff</ref>
 
Zu seinem persönlichen Weltbild meint er: "Ich bin überzeugter Christ und halte das zukünftige Leben für einen Grundpfeiler des Christentums" (...) "Aber ich finde, diese Dinge sollten nicht zu Sensationen aufgebauscht werden, wie es in einigen Fällen geschehen ist, sondern als Teil des normalen Lebens und Sterbens angesehen werden. Wenn man Todesnähe-Erlebnisse von dieser Warte aus betrachtet, erscheinen sie einem wohl nicht mehr so seltsam."<ref>Moody 1989 S.146</ref>
 
=== Zusammenfassung ===
Die Meinungen der verschiedenen Forscher spiegeln den Stand der wissenschaftlichen Forschung zu Nahtodeserfahrungen und verwandter Phänomenen wider. Die meisten Forscher haben zu Beginn ihrer Beschäftigung mit dem Thema eine skeptische Haltung zur Realität von Nahtodeserfahrungen. Dass sie meist im Verlauf einiger Jahre davon überzeugen sind, dass ein uns heute unbekannte Realität hinter den Nahtodeserfahrungen steht, ist darauf zurückzuführen, dass im Rahmen der Nahtodesforschung einige Phänomene nachgewiesen wurden, die in diese Richtung deuten. Die sehr unterschiedlichen und teilweise diametral entgegengesetzten Meinungen der Forscher zeigen, dass bisher kein allgemein anerkanntes Weltbild existiert, das alle beschriebenen Phänomene befriedigend wissenschaftlich erklären kann.
 
== Literatur ==
 
* Peter Fenwick, Elizabeth Fenwick: ''The Truth in the Light.'' 1995 London: Headline Book Publishing ISBN 0-7472-1186-8
* Stanislav Grof, Joan Halifax (übersetzt durch G. H. Müller und Thomas Shadow): ''Die Begegnung mit dem Tod.'' 1980 Stuttgart: Klett-Cotta ISBN 3-12-903090-5
* Bill Guggenheim, Judy Guggenheim: Trost aus dem Jenseits. 1999 Bern, München, Wien: Scherz. ISBN 3-502-19287-1
* Stefan Högl: ''Transzendenzerfahrungen. Nahtod-Erlebnisse im Spiegel von Wissenschaft und Religion''. Tectum-Verlag, Marburg 2006, ISBN 978-3-8288-9173-9.
* Hubert Knoblauch, Hans Georg Soeffner (Hrsg.): ''Todesnähe. Interdisziplinäre Zugänge zu einem Außergewöhnlichen Phänomen.'' Konstanz: Universitätsverlag Konstanz ( UVK) 1999 ISBN 3-87940-656-1
* [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-7517 Hubert Knoblauch: ''Berichte aus dem Jenseits'' (Freiburg: Herder 1999)]
* Raymond A. Moody (übersetzt durch Lieselotte Mietzner): ''Das Licht von Drüben, Neue Fragen und Antworten.'' 1989 Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. ISBN 3-498-04315-3
* Raymond A. Moody (übersetzt durch Hermann Gieselbusch): ''Leben nach dem Tod.'' 1982 Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. ISBN 3-498-04252-1
* [http://www.nderf.org/ Dr. Jeff, Jody Long: Near Death Experience Research Foundation (NDERF)]
* Arbeitskreis Origenes: ''Berichte von Nahtodeserfahrungen und den verwandten mystische Erfahrungen der Tranzendenzerfahrung und Sterbebettvisionen''
* Karlis Osis und Erlendur Haraldson (übersetzt durch Wolfgang Harlacher): ''Der Tod, ein neuer Anfang. Visionen und Erfahrungen an der Schwelle des Seins.'' Freiburg im Breisgau 1989: Verlag Hermann Bauer ISBN 3-7626-0633-1
* Maurice S. Rawlings: Jenseits der Todeslinie. Baden: Verlag Christliche Buchhandlung ISBN 3-85614-014-X
* Kenneth Ring, Sharon Cooper: ''Mindsight. Near Death and Out-of-Body experiences in the Blind.'' 2008 New York, Bloomington, Shanghai: iUniverse ISBN 978-0-595-43497-8
* Michael B. Sabom (übersetzt durch Helmut Willmann): ''Erinnerung an den Tod. Eine medizinische Untersuchung.'' 1986 Goldmann ISBN 3-442-11741-0
* Michael Nahm: ''Wenn die Dunkelheit ein Ende findet: Terminale Geistesklarheit und andere ungewöhnliche Phänomene in Todesnähe'', Crotona Verlag 2012, ISBN 978-3861910244; eBook ASIN B015EKOJ2U
 
=== Einzelnachweise ===
<references/>
 
 
=== Weitere Literatur ===
 
* Flensburger Hefte Nr. 51: ''Nah-Todeserfahrungen''. Rückkehr zum Leben, Flensburger Hefte Vlg., Flensburg 1995
* George Ritchie & Elizabeth Sherill: ''Rückkehr von Morgen'', Larmann Vlg., Marburg 1999
* George G. Ritchie: ''Mein Leben nach dem Sterben'', J. Ch. Mellinger Vlg., Stuttgart 1995
* Stefan von Jankovich: ''Reinkarnation als Realität'', Drei Eichen Vlg., Ergolding 1992
* Stefan von Jankovich: ''Ich war klinisch tot'', Drei Eichen Vlg., Ergolding 1985
* Sidney Saylor Farr: ''Tom Sawyers Nah-Todeserfahrung und die Wandlung seines Lebens'', Flensburger Hefte Vlg., Flensburg 1998
* Bernard Jakoby: ''Die Brücke zum Licht''. Nahtod-Erfahrung als Hoffnung, Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Reinbek b. Hamburg 2009
* Walter van Laack: ''Wer stirbt, ist nicht tot!'', van Laack Buchverlag, Aachen 2012
* Dannion Brinkley/Paul Perry: ''Zurück ins Leben''. Die wahre Geschichte des Mannes, der zweimal starb. Vorwort von Raymond Moody, Knaur TB, München 1994
 
== Weblinks ==
{{Commons|Category:Near-death experiences|Nahtoderfahrung}}
* [http://www.nahtodforschung.com Nahtodforschung Deutschland] - Dr. M.Schröter-Kunhardt.
* [http://www.youtube.com/watch?v=ueXlmLEbuVs Dr. Pim van Lommel, ein renommierter Nahtodforscher im Interview]
* [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21392/1.html ''Grenzerfahrung auf dem Operationstisch''] [[Telepolis]]-Artikel aus der skeptischen Sicht eines Anästhesisten
* [http://www.iands-germany.de IANDS Deutschland] Netzwerk Nahtoderfahrung. e.&nbsp;V.
* [http://www.bhakti-yoga.ch/FAQ/NDE/NDE1.html Beispiele und FAQ zu Nah-Tod-Erfahrungen]
 
[[Kategorie:Seelenleben]][[Kategorie:Parapsychologie]][[Kategorie:Hellsehen]]

Version vom 11. August 2013, 11:26 Uhr

Präkognition ist eine besondere Form der Deuteroskopie, des zweiten Gesichts, die sich auf künftige äußere physische Ereignisse bezieht. Möglich ist diese übersinnliche bzw. außersinnliche Wahrnehmung deshalb, weil sich alle äußeren Geschehnisse schon viel früher in den höheren Welten vorbereiten. Streng festzuhalten ist dabei aber, dass nicht alles, was sich derart in den höheren Welten vorbereitet, auch notwendig zum äußeren Geschehen werden muss. Vieles, was dort angebahnt wird, dringt niemals bis zum physischen Plan herunter. Die Präkognition erlaubt daher keine absolut sicheren Vorhersagen für die Zukunft. Sie hat ihren besonderen Wert vor allem darin, dass sie künftige Entwicklungstendenzen zeigen kann, so dass man die äußere Entwicklung bewusst in Einklang bringen kann mit dem, was in höheren Welten bereits veranlagt ist und darauf wartet, auch äußerlich verwirklicht zu werden.