Johann Wolfgang von Goethe: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. September 2017, 04:26 Uhr

Datei:Goethe003.jpg

Johann Wolfgang (später: von) Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) Dichter, Naturwissenschaftler und Politiker.

Leben und Schaffen

Jugend

Goethes Großvater war Bürgermeister von Frankfurt.

Goethe studierte 1765 - 1768 in Leipzig offiziell die Rechte, in Wirklichkeit aber Zeichnen und Literatur. Schon von klein auf hatte er Gelegenheitsgedichte von erstaunlicher Glattheit geschaffen, jetzt entstanden in den "Liedern an Annette" - der überhöhten Dichtungsgestalt seiner Geliebten, Käthchen Schönkopf - seine ersten wirklich bedeutenden Werke. Befreundet war der Student in Leipzig mit der Tochter seines Zeichenlehrers Adam Friedrich Oeser, Friederike. Nach dem Schluss seiner Beziehung zu Kätchchen Schönkopf bricht er zusammen und kehrt an seinem 19. Geburtstag zu einer langen Rekonvaleszenz nach Hause zurück. Von dort plant er eine Bildungsreise nach Paris, bleibt aber in Straßburg hängen, wo er den 25-jährigen Johann Gottfried Herder, durch seine "kritischen Wälder" bereits deutschlandweit berühmt, kennenlernt. In Sesenheim am damals noch viel-verschlungenen Rhein liebt er Friederike Brion, eine der Töchter des protestantischen Pfarrers am Ort. Sie wird zum Gegenstand der Sesenheimer Lieder. Auch in "Willkommen und Abschied" spricht Goethe sie an:


Datei:Friederike brion.jpg

        Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
        Es war getan fast eh gedacht.
        Der Abend wiegte schon die Erde,
        Und an den Bergen hing die Nacht:
        Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
        Ein aufgetürmter Riese, da,
        Wo Finsternis aus dem Gesträuche
        Mit hundert schwarzen Augen sah.
   
        Der Mond von einem Wolkenhügel
        Sah kläglich aus dem Duft hervor
        Die Winde schwangen leise Flügel,
        Umsausten schauerlich mein Ohr;
        Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
        Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
        In meinen Adern welches Feuer!
        In meinem Herzen welche Glut!
   
        Dich sah ich, und die milde Freude
        Floss von dem süßen Blick auf mich;
        Ganz war mein Herz an deiner Seite
        Und jeder Atemzug für dich.
        Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
        Umgab das liebliche Gesicht,
        Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
        Ich hofft es, ich verdient es nicht!
   
        Doch ach, schon mit der Morgensonne
        Verengt der Abschied mir das Herz:
        In deinen Küssen welche Wonne!
        In deinen Augen welcher Schmerz!
        Ich ging, du standst und sahst zur Erden,
        Und sahst mir nach mit nassem Blick:
        Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
        Und lieben, Götter, welch ein Glück!

Schon bald musste der Dichter zurück nach Frankfurt, weil sein Vater ihm viel Geld vorgestreckt hatte und endlich sehen wollte, wie der Sohn mit seiner Juristenlaufbahn begann. So kam er auch nach Wetzlar, um bei den dortigen Behörden ein Praktikum zu machen. Hier lernt er Charlotte Buff, die Verlobte des Juristen Johann Christian Kestner, kennen und verliebt sich in sie. Sie erhört ihn nicht und wird dadurch das Vorbild der Lotte im Brief-Roman "Die Leiden des jungen Werthers", der Goethe, zusammen mit einer überarbeiteten Fassung des Ritterdramas "Götz von Berlichingen" mit einem Schlag weltberühmt macht.

Goethe kehrt nach Frankfurt zurück, beginnt glänzend, Prozesse zu führen, und verlobt sich im Mai 1775 mit Lili Schönemann, einer 17-jährigen, die in reichen gesellschaftlichen Beziehungen steht und ihren Bräutigam dadurch stark beansprucht. Schon im Oktober löst dieser die Verbindung aber wieder und führt ein Zerwürfnis herbei, durch das die Trennung endgültig wird.

Datei:Scherenschnitt goethe.jpg

Minister in Weimar

Im November 1775 wird Goethe von dem frischgebackenen Weimarer Herzog Carl August an dessen Hof geholt. Zunächst hat er dort keine offizielle Aufgabe, aber schon bald leitet er die Kriegskommission, wird Direktor des Wegebaus, Leiter der Finanzverwaltung. Kultus wird nicht nur formal sein Metier. Faktisch war Goethe in Weimar Leiter des Kabinetts (Ministerpräsident). Er stand mehr oder weniger gleichrangig neben dem Herzog. In Weimar wurde es üblich, gewohnheitsmäßig zu unterscheiden, ob Goethe am Ort war oder nicht.

1786-1788 macht er eine Reise quer durch Italien, vollendet dort mehrere Werke.

Nach der Rückkehr 1788 findet er in Weimar endlich seine Frau: eine Blumenbinderin, die zu ihm kommt, um Hilfe für ihren schriftstellernden Bruder zu erbitten, Christiane Vulpius. Goethe heiratet sie 1806, 1816 stirbt sie.

Christiane Vulpius (1765-1816)

In Weimar hat Goethe lange Zeit mit Wieland, Schiller und Herder zusammengearbeitet.

Im Alter hat er sich mit einem guten Teil der wirklich bedeutenden Gelehrten und Künstler ganz Deutschlands getroffen oder doch zumindest mit ihnen Briefe ausgetauscht. Mit dem Freiherrn vom Stein ist er im Lahntal gewandert, in Weimar ist er dem jungen Arthur Schopenhauer begegnet und hat dessen herausragende Bedeutung sofort erfasst.

Goethes literarische Werke wurden seit dem "Götz" und dem "Werther" bei weitem nicht mehr so stürmisch aufgenommen, von vielen hat er nur eine Handvoll verkaufen können. Den "Faust", sein Hauptwerk wie eines der Weltliteratur, hat er komplett erst nach seinem Tode veröffentlichen lassen.

Farbenkreis, Zeichnung von Goethe

Die Naturwissenschaften

Größere Bedeutung als seinen dichterischen Schöpfungen, auf die er sich, wie er sagte, gar nichts einbildete, maß Goethe seinen naturwissenschaftlichen (u.a. zu Morphologie, Geologie und Farbenlehre) bei. Die Farbenlehre ergänzt die Newtonsche Idee, dass die Farben Einzelteile des Lichtes, nämlich elektromagnetische Strahlung einer bestimmten Wellenlänge seien, die wir als Rot, Grün, Blau usw. und zusammen als Weiß erfahren, durch ein System, das vom Prisma ausgeht, ohne dieses durch die Wellenlängen zu erklären, und klarstellt, dass rötlich-gelbliche Töne vor unserem Auge aufscheinen, wenn wir durch etwas Trübes ins Helle sehen (wie z.B. beim Sonnenuntergang), bläuliche dagegen, wenn wir durchs Trübe in etwas Dunkleres blicken (z.B. durch die Lufthülle der Erde ins Weltall).

Seine Lehre von der Metamorphose der Pflanze begründet die moderne goetheanistische Natur- und Geisteswissenschaft. Als ein Zeichen steht am Beginn dieser Entwicklung, wie Goethe vor Schiller das Grundmuster der Urpflanze, einen Kreis mit einer keimförmigen Einziehung nach innen, in den Sand zeichnet. Die Pflanze bleibt nach ihm durch alle Stadien ihrer Entwicklung vom Keim über die Knospe, den Spross usw. bis hin zum voll ausgebildeten, erwachsenen Lebewesen immer die gleiche, behält ihren unverwechselbaren Charakter, den man an Einzelheiten der Form, die bestehen bleiben, sich abwandeln und ihre Funktion ändern, nachweisen kann. Goethe hat aber nicht nur dergestalt eine sinnvollere allgemein-wissenschaftliche Herangehensweise ans Lebendige ausgerufen, sondern auch selbst etwas zur Biologie beigesteuert: Er hat den Zwischenkieferknochen beim Menschen (Sutura incisiva Goethei) entdeckt.

Goethe auf dem Totenbett

Goetheanismus als Ausgangspunkt der Anthroposophie

Rudolf Steiner ist beim Ausbau der Anthroposophie von Goethe ausgegangen. Dessen Ansicht, es gebe biologische Gesetze, die sich nicht auf chemische oder gar physikalische Regeln zurückführen lassen, hat er, als er die naturwissenschaftlichen Schriften herausgab, klar hervorgehoben. Er vertiefte seine Einarbeitung in Goethes lebendige Weltsicht durch die Bücher Goethes Weltanschauung und Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung. Nur mit ganz eigenen biologischen Gesetzmäßigkeiten kann man sich, wie es vom heutigen, noch stärker technisierten Blickwinkel aus erscheint, zu einem wirklichen Bewusstsein seines Menschentums ("Anthroposophie" im Sinne von Rudolf Steiner) durchringen.

Goethe hat selbst im Alter gesagt: "Sinn und Bedeutung meiner Schriften ist der Triumph des Reinmenschlichen."

"Faust" ist vom heutigen Standpunkt bereits ein anthroposophisches Weltschauspiel. Rudolf Steiner betont, dass die umfassende Bedeutung des Goethischen Schaffens noch lange Zeit brauche, damit sie voll werde verstanden könne: "Aber Goethe ist noch wenig verstanden worden; Goethe muß sich erst einleben in die Menschheitskultur. Und nicht nur Jahrhunderte, Jahrtausende werden nötig sein, um vieles zu ergründen, was in Goethe liegt. Denn im Grunde genommen gibt es heute noch nicht einmal eine Grundlage für ein Goethe-Studium durch eine wirklich im Goetheschen Stile selbst gehaltene Goethe-Monographie oder -Biographie."[1]

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Steiner: Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften, GA 1, Dornach 1987
  • Rudolf Steiner: Grundlinien einer Erkenntnistheorie der goetheschen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht auf Schiller, GA 2, Dornach 2003
  • Rudolf Steiner: Goethes Weltanschauung, GA 6, Dornach 1990
  • Johann Wolfgang von Goethe: Sprüche in Prosa. Einleitungen und Anmerkungen von Rudolf Steiner, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1967
  • Friedrich Hiebel: Goethe. Die Erhöhung des Menschen. Perspektiven einer morphologischen Lebensschau, Fischer-TB, Frankfurt a.M. 1982

Kritische Literatur

  • Rüdiger Safranski: Goethe - Kunstwerk des Lebens. Biographie, Hanser Vlg., München 2013, ISBN 978-3-446-23581-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rudolf Steiner, Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit - Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1984, Seite 133


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