Seelenkräfte und Ain Soph: Unterschied zwischen den Seiten

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Drei grundlegende '''Seelenkräfte''' oder '''Seelenfähigkeiten''', die das [[Seelenleben]] des heutigen [[Mensch]]en prägen, lassen sich deutlich unterscheiden: das [[Denken]], das [[Fühlen]] und das [[Wollen]]. Diese Dreigliederung des Seelenlebens wurde erstmals von [[Johannes Nikolaus Tetens]] (1736-1807) klar beschrieben, der eine „psychologische Analyse der Seele“ nach [[naturwissenschaft]]licher Methode anstrebte.
'''Ain Soph''' ({{HeS|אין סוף|„nicht endlich“}}, von {{He|אַיִן}} „[[Nichts]]“ und {{He|סוֹף}} „endlich“) ist in der [[Kabbala|kabbalistischen]] [[Mystik]] das undefinierbare und unbestimmte grenzenlose '''Urlicht''', aus dem nach der Lehre [[Isaak Luria]]s die [[Schöpfung]] entstanden ist. Am Anfang war alles von dem verborgenen Wesen Gottes, dem grenzenlosen, eigenschaftslosen Urlicht erfüllt. Durch Selbstbeschränkung entstand ein leerer [[Raum]], in den das Urlicht als [[Schöpfungsblitz]] hineinstrahlte und die geschaffene Welt hervorbrachte.


Die Trennung dieser drei Seelenkräfte ist nicht in allen drei [[seelisch]]en [[Wesensglieder]]n gleich stark ausgeprägt. In der [[Empfindungsseele]] sind Denken, Fühlen und Wollen noch sehr stark ineinander verwoben. In der [[Verstandes- oder Gemütsseele]] setzt sich das Wollen bereits deutlich ab, während Denken und Fühlen noch eng miteinander verbunden sind. Erst mit der [[Bewusstseinsseele]] beginnt die vollständige Trennung aller drei Seelenkräfte. Ein vollständige Trennung der drei Seelenkräfte wird auch durch eine entsprechend vorangeschrittene [[Geistesschulung]] erreicht, die bis zu einer [[Spaltung der Persönlichkeit]] führt.
{{Zitat|Wisse, bevor die Emanationen emaniert wurden und das Erschaffene erschaffen war, erfüllte ein höchstes einfaches Licht alle Wirklichkeit, so dass es überhaupt keinen freien Ort im Sinne eines leeren, hohlen Raums gab, sondern alles war von jenem einfachen Licht des En Sof erfüllt. [...] Und als es in seinem einfachen Willen aufstieg, die Welten zu erschaffen und die Emanationen zu emanieren, um damit die Vollkommenheit seiner Werke, seiner Namen und seiner Attribute erkennbar zu machen, welches der Grund für die Erschaffung der Welten war [...], da kontrahierte sich das En Sof am mittleren Punkt, wahrhaft in der Mitte seines Lichts. Es kontrahierte das Licht und entfernte sich nach allen Seiten rund um den Mittelpunkt. Dadurch blieb um den Mittelpunkt ein freier Platz, ein leerer, hohler Raum übrig [...] Diese Kontraktion (Zimzum) war rings um den leeren [virtuellen] Mittelpunkt von absoluter Gleichheit, und zwar so, dass der leere Raum die Form einer vollkommenen sphärischen Kugel hatte [...] weil sich das En Sof in der Form einer vollkommenen Kugel von allen umgebenden Seiten in sich selbst zusammengezogen hatte. Der Grund dafür war, dass das Licht des En Sof von vollkommener absoluter Gleichheit ist [...]|Sefer Ez Chajim<ref>Sefer Ez Hajjim, Hechal I, Scha'ar I, zitiert nach Karl Erich Grözinger, ''Jüdisches Denken. Theologie – Philosophie – Mystik'', Band 2, S. 626 f.</ref>}}


In der [[Wikipedia:Germanische Mythologie|germanischen Mythologie]] wird durch die Götterdreiheit [[Odin]], [[Wili]] und [[We]] auf die drei Seelenkräfte hingewiesen.
Das göttliche Licht zog sich nach dem [[Zimzum]] ({{HeS|צמצום}}), dem Prozess der Zusammenziehung und Selbstbeschränkung [[Gott]]es, zurück und gab einen kreisförmigen ({{HeS|עִגּוּל}}, igul = ''Kreis''; Plural: {{he|עִגּוּלים}}, igulim) Leerraum ({{HeS|חלל}}, chalal = ''Raum'') frei, in dem sich die Schöpfung entfalten und gestalten konnte. In diesen begrenzten Raum wurde das zum feinen Lichtstrahl [[Kav]] (''oder'' Qav) ({{HeS|קו}}, ''Linie [des Lichts]'') verdichte schöpferische Licht in rhythmischen Pulsen hineingeworfen, aus dem ein weiterer Kreis hervortrat, dann noch einer usw., bis schließlich durch eine Folge weiterer Selbstbeschränkungen Gottes (Zimzum''im'', Plural) 10 Schöpfungskreise, die 10 [[Sephiroth]], in einem ''streng geordneten Entwicklungslauf'' ([[Seder Hishtalshelut]], {{HeS|סדר הִשְׁתַּלְשְׁלוּת}}) entstanden waren. Jede Entwicklungsstufe ist dabei mit der vorangegangenen und mit der nachfolgenden direkt verbunden; zusammen bilden sie den [[Pfad des flammenden Schwerts]]. Doch konnten die inneren sechs Sephiroth, von [[Chesed]] abwärts bis [[Jesod]], der Gewalt dieses zum Strahl geformten göttlichen Lichts nicht standhalten. Es kam zum ''[[Bruch der Gefäße]]'' ([[Schvirat ha-Kelim]]) und ihre Scherben blieben in der Welt erhalten als leere, geistverlassene "Schalen" (''[[Qelipot|Qlīpōt]]'') und bildeten derart die Grundlage des [[Das Böse|Bösen]].


== Zusammenhang mit früheren Weltentwicklungsstufen ==
Im kabbalistischen [[Lebensbaum]] wird Ain Soph über der [[Sephiroth|Sephira]] [[Kether]] dargestellt, wobei bei einigen Darstellungen Ain Soph dreigeteilt dargestellt wird, als '''Ain''' ({{He|אין}}), '''Ain Soph''' ({{He|אין סוף}}) und '''Ain Soph Aur''' ({{He|אין סוף אוֹר}}, von {{He|אור}} ''Or'' bzw. ''Aur'' „[[Licht]]“). In dieser Dreiteilung wird ''Ain'' als das ''[[Nichts]]'' verstanden, ''Ain Soph'' als das ''Grenzenlose'', sinngemäß verwandt dem [[Apeiron]] ({{ELSalt|άπειρον}}, ''das Unendliche'', ''das Unbegrenzte'') des [[Anaximander]], und ''Ain Soph Aur'' (wörtlich das "''nicht endliche Licht''") als ''grenzenloses Licht'', als [[Aura]] des Ain Soph. Es sind dies die ''drei Schleier des Absoluten'' oder ''die drei Schleier der negativen Existenz'', aus denen sich Kether zum bewussten Zentrum verdichtet. Dem dreigliedrigen Ain Soph entspricht aus [[christlich]]er Sicht sinngemäß die [[Trinität]] und nach indisch-theosophischer Anschauung die drei Ebenen des [[Nirvana]], also der [[Nirvanaplan]] im engeren Sinn, der [[Parinirvanaplan]] und der [[Mahaparinirvanaplan]].


Die drei grundlegenden Seelenkräfte des Menschen wurden bereits auf den der [[Erdentwicklung]] vorangegangenen [[Weltentwicklungsstufen]] ''veranlagt'': Das [[Wollen]] auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]], auf dem unter der Leitung der [[Geister des Willens]] auch die Grundlage des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] geschaffen wurde, das [[Fühlen]] auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]], auf unter Führung der [[Geister der Weisheit]] der [[Ätherleib]] gebildet wurde, und das [[Denken]] auf dem [[Alter Mond|alten Mond]], auf dem der Menschenvorfahre unter der Herrschaft der [[Geister der Bewegung]] mit dem [[Astralleib]] begabt wurde. Von hier aus erhellt sich auch der weiter unten besprochene Zusammenhang mit den Wesenheiten der [[Dritte Hierarchie|dritten Hierarchie]], die während dieser früheren planetarischen Entwicklungsphasen ihre [[Menschheitsstufe]] durchmachten: Die [[Archai]] auf dem alten Saturn, die [[Archangeloi]] auf der alten Sonne und die [[Angeloi]] auf dem alten Mond.
Manche Kabbalisten setzen Ain Soph auch mit [[Gott]] gleich, als dem absoluten, nur durch sich selbst bedingten, aber alles bedingenden, unbegreiflichen Urgrund der Schöpfung.
 
{{GZ|Es ist nun außerordentlich schwierig — denn alle Begriffe andern
sich von Planetenzustand zu Planetenzustand — zu definieren, was die
Mission der alten Saturn-, der alten Sonnen-, der alten Mondepoche
war. Es ist dies nicht leicht, weil man zunächst die Mission unserer Erde
sehr abstrakt charakterisieren muß. Man bekommt am leichtesten eine
Vorstellung davon, wenn man sich vergegenwärtigt, wie die verschiedenen
Kräfte beschaffen sind, die im Weltenraum sich offenbaren. Nun
haben Sie, wenn Sie auf das menschliche Innere, auf das Seelenleben
schauen, Wollen, Fühlen und Denken, und wiederum haben Sie, wenn
Sie auf die menschlichen Hüllen blicken, auf das Äußere der Menschennatur,
physischen Leib, Ätherleib und Astralleib, so daß Sie, wenn Sie
den heutigen Menschen anschauen und von seinem Ich zunächst absehen,
ihn als ein Gewebe auffassen können des physischen, Äther- und
Astralleibes, in das hineingewoben sind — wie in eine äußere Hülle —
Wollen, Fühlen und Denken.
 
Nun sind diese Kräfte im Menschen, sowohl im äußerlichen wie im
inneren Menschen, immer verwandt mit irgendwelcher früheren Mission,
die gebunden war an frühere Verkörperungen der Erde. Da haben
wir zum Beispiel die Saturnmission. Wenn Sie sich eine annähernde
Vorstellung von derselben machen wollen, dann können Sie sich dieselbe
verwandt denken mit dem, was menschlicher physischer Leib auf
der einen Seite und menschlicher Wille auf der anderen Seite ist. Das
ist so zu denken, daß, wenn es keine Saturnverkörperung unserer Erde
gegeben hätte, der Wille des Menschen auf der einen Seite und sein
physischer Leib auf der anderen Seite nicht hätten zu ihrer heutigen
Gestaltung kommen können. Der Mensch verdankt das, was er an Wille
und physischem Leib hat, dem alten Saturn. Daß er den physischen
Leib dem Saturn verdankt, entnehmen wir aus der Akashachronik. Es
wirkt aber auch jeder vorhergehende Zustand in den auf diesen Zustand
folgenden Gestaltungen nach. Was sich daher heute kundgibt als Wille,
ist zurückzuführen auf die Nachwirkung des Saturnelementes. Das
wird zu dem Ergebnisse, daß vom Innern des Menschen sich dessen
Wesenheit als Wille kundgibt. Von der Mission des Sonnenzustandes
bekommen Sie einen Begriff, wenn Sie das, was man menschlichen
Ätherleib nennt, betrachten und daran anknüpfen das Fühlen. Daß der
Ätherleib bis auf die alte Sonne zurückgeht, wurde Ihnen schon gesagt.
Die Nachwirkung wirkt aber so, daß der Mensch die inneren Kräfte
des Fühlens später entwickeln konnte. Und wenn wir endlich auf den
Mondzustand blicken, so sehen wir, daß der Astralleib des Menschen
und das menschliche Denken an denselben gebunden ist. So daß wir
sagen können: Damit diese Kräfte des inneren und äußeren Menschen —
physischer Leib, Ätherleib und Astralleib; Wollen, Fühlen und Denken
— sich so haben entwickeln können, daß sie der Mensch heute als
äußeres und inneres Leben besitzt, dazu waren drei aufeinanderfolgende
kosmische Missionen nötig. Und diejenigen Wesenheiten, die wir
als die Wesenheiten der Hierarchien bezeichnet haben, mußten, damit
die Aufgabe der drei aufeinanderfolgenden Verkörperungen unserer
Erde erfüllt werden und dem Menschen verliehen werden konnte, was
in seiner heutigen Konstitution zum Vorschein kommt, jedesmal in
entsprechender Wechseltätigkeit zusammenwirken.
 
Es mußte also die Mission des alten Saturnzustandes erfüllt werden,
sonst hätte der Mensch nicht den Einschlag des physischen Leibes und
des Wollens erhalten können. Es mußte die Mission der Sonne erfüllt
werden, sonst hätte er nicht den Ätherleib und das Fühlen erhalten
können, und endlich mußte die Mission des Mondes erfüllt werden,
sonst hätte er nicht den Astralleib und das, was wir die Kraft des Denkens
nennen, haben können. So sind die drei vorhergehenden Verkörperungen
unserer Erde insbesondere demjenigen gewidmet, was wir
eines der vorherrschenden Elemente unserer eigenen, persönlichen Wesenheit,
unseres «Ich» nennen können. Es liegt nämlich die Tatsache
vor, daß der äußere, physische Leib, der ausgeflossen ist aus dem Wesen
des alten Saturn, aus den Geistern des Willens, nichts anderes darstellt,
als den Willen von außen gesehen. Bei uns wirkt der Wille als Innenleben
aus dem Inneren. — Diese Worte sind ganz genau gewählt, sie sind
nicht phantastisch, sondern ganz genau der Natur der Sache entsprechend.
Sie können aus ihnen viel lernen. — Die Sonnenperiode hat die
Erde durchgemacht, um den Ätherleib auf der einen Seite zu begründen
durch den Einfluß der Geister der Weisheit, und um zu begründen auf
der anderen Seite durch das Fortwirken des Elementes der Weisheit
dasjenige, was die innere Weisheit reflektiert: das Gefühl. Dasjenige,
was die Mondenmission war, hängt mit dem Astralleibe und mit dem
Denken in ähnlicher Weise zusammen.
 
Jetzt fragt es sich: Was haben die hauptsächlich auf der Erde wirkenden
und die Erde formenden Geister der Form für eine besondere
Mission gewählt?
 
Wir können zunächst sagen: Die Geister, die auf dem Saturn hauptsächlich
gewirkt haben, die Geister des Willens oder Throne, hatten die
Mission, das Element einzuweben, das später während der Erdenentwickelung
in dem Willen sich offenbart. Das ist die große Saturnmission:
den Willen einzuimpfen, die Willenskräfte einzupflanzen. Wenn
wir so etwas betrachten, so bekommen wir Hochachtung und Respekt
vor den waltenden kosmischen Mächten. Wir bekommen eine richtige
Wertschätzung diesen Mächten gegenüber, wenn wir sehen, daß zu dem
kunstvollen Gewebe von äußerem Willen, der in dem physischen Leibe
lebt, und von innerem Willen eine besondere planetarische Mission
notwendig war. Die gesamte Welt der Hierarchien mußte einen Planeten
entstehen und wieder vergehen lassen, um das Verhältnis zustande
zu bringen, was in uns als äußeres und inneres Willenselement
eingewoben ist. Ebenso mußte die alte Sonne entstehen, um den Ätherleib
und das Gefühlselement, das innere Weisheitselement entstehen zu
lassen. Was sich dann in unserem Denkelement, in unserer Astralität,
als inneres Gedankenelement im Menschen reflektiert, dazu war die
Mondmission notwendig.|121|95ff}}
 
== Zusammenhang mit Weisheit, Schönheit und Güte ==
 
{{Hauptartikel|Weisheit, Schönheit und Güte}}
 
<div style="margin-left:20px">
"Nun hat man in den neueren Zeiten immer diese drei höchsten Ideale
der Menschheit in Zusammenhang gebracht mit den drei uns bekannten
und in den verschiedensten Beziehungen betrachteten menschlichen
Seelenkräften. Man hat das Ideal der Weisheit mit dem Denken oder
dem Vorstellen in Zusammenhang gebracht, das Ideal der Schönheit
mit dem Fühlen, das Ideal der Güte mit dem Wollen.
 
Weisheit kann dem Menschen nur werden in klaren Vorstellungen,
in klarem Denken. Das, was Gegenstand der Kunst ist, das Schöne,
kann nicht so erfaßt werden. Das Fühlen ist diejenige Seelenkraft, die
vorzugsweise zu tun hat mit der Schönheit, so sagten die Seelenforscher,
die Psychologen seit langer Zeit. Und das, was als das Gute in der Welt
sich verwirklicht, hängt mit dem Wollen zusammen." {{Lit|{{G|272|194}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Daher sagten die [[Rosenkreuzer]]: Gestalte die Welt so, daß sie in sich
enthält Weisheit, Schönheit und Stärke, dann spiegelt sich in uns Weisheit,
Schönheit und Stärke. Hast du die Zeit dazu benutzt, dann ziehst
du selbst aus dieser Erde hinaus mit dem Spiegelbild von Weisheit,
Schönheit und Stärke. Weisheit ist das Spiegelbild des Manas; Schönheit,
Frömmigkeit, Güte ist das Spiegelbild der Buddhi; Stärke ist das
Spiegelbild des Atma.
 
Zuerst entwickeln wir um uns her ein Reich der Weisheit dadurch,
daß wir die Weisheit fördern. Dann entwickeln wir ein Reich der
Schönheit auf allen Gebieten. Dann tritt sichtbar Weisheit auf und es
spiegelt sich in uns: Buddhi. Zuletzt verleihen wir dem Ganzen
physisches Dasein, Weisheit im Inneren, Schönheit nach außen.
Wenn wir die Kraft haben, dies durchzusetzen, dann haben wir
Stärke: Atma, die Kraft, alles das in Realität umzusetzen. So richten
wir in uns die drei Reiche auf: Manas, Buddhi, Atma.
 
Nicht durch müßige Beschaulichkeit gelangt der Mensch auf der
Erde weiter, sondern indem er der Erde Weisheit, Schönheit und
Stärke einverleibt. Durch die Arbeit unseres höheren Ich gestalten
wir die uns von den Göttern gegebenen vergänglichen Leiber um
und schaffen uns selbst ewige Leiber." {{Lit|{{G|93a|177}}}}
</div>
 
== Gold, Weihrauch und Myrrhe ==
 
[[Symbol]]e für die drei grundlegenden Seelenkräfte sind auch die drei Gaben der [[Heilige Drei Könige|Weisen aus dem Morgenland]], die in einer früheren [[Inkarnation]] Schüler des hohen [[Einweihung|Eingeweihten]] [[Zarathustra]] gewesen waren. Das [[Gold]] steht für die [[Weisheit]] des [[Denken]]s, der [[Weihrauch]] für die [[Frömmigkeit]] des [[Gefühl]]s und die herbe [[Myrrhe]] für die [[Wille]]nskraft.
 
{{GZ|Eine ungeheure Anhänglichkeit entwickelte sich in den Schulen der
Chaldäer zu der Individualität - nicht zu der Persönlichkeit - des
Zarathustra. Sie fühlten sich verwandt, diese Weisen des Morgenlandes,
mit ihrem großen Führer. Sie sahen in ihm den Stern der Menschheit,
denn «Zoroaster» ist eine Umschreibung des Wortes «Goldstern»
oder «Stern des Glanzes». Sie sahen in ihm einen Abglanz der Sonne
selbst. Und aus ihrer tiefen Weisheit heraus- konnte es ihnen nicht
verborgen bleiben, als ihr Meister in Bethlehem wiedererschien. Da
wurden sie durch ihren Stern geführt und brachten ihm die äußeren
Zeichen für das Beste, was er den Menschen hatte geben können. Das
Beste, was man einem Menschen aus der Zarathustra-Strömung geben
konnte, war das Wissen von der äußeren Welt, von den Geheimnissen
des Kosmos, aufgenommen in den menschlichen Astralleib, in Denken,
Fühlen und Wollen, so daß die Zarathustra-Schüler ihr Denken, Fühlen
und Wollen, die Kräfte ihrer Seele, durchsetzen wollten mit der
Weisheit, die man einsaugen kann aus den tiefen Grundlagen der göttlich-geistigen Welt. Für dieses Wissen, das man sich durch die Einsaugung
der äußeren Geheimnisse zu eigen machen kann, hatte man
als Symbole Gold, Weihrauch und Myrrhen: Gold als Symbolum für
das Denken, Weihrauch für die Frömmigkeit, für das, was uns als
Fühlen durchdringt, und Myrrhen für die Kraft des Wollens. So zeigten
sie ihre Zusammengehörigkeit mit ihrem Meister, als sie vor ihm
erschienen, da er wiedergeboren wurde in Bethlehem. Daher erzählt
uns der Schreiber des Matthäus-Evangeliums tatsächlich richtig, wie
die Weisen, unter denen der Zarathustra gewirkt hatte, wußten, daß
er wiedererschienen war unter den Menschen, und wie sie durch die
drei Symbole - Gold, Weihrauch und Myrrhen - , die Symbole für das
Beste, was er ihnen gegeben hat, ihre Verwandtschaft mit ihm ausdrückten
([[Matthäus-Evangelium|Matthäus]] {{BB|2|11}}).|114|102f}}
 
== Zusammenhang mit der 3. Hierarchie ==
 
{{GZ|Wir Menschen denken. Wir glauben zunächst, nur
unsere Gedanken zu erleben. Aber indem unsere Gedanken durch unsere Seele
ziehen, leben in unseren Gedanken die [[Angeloi]] in Wirklichkeit darinnen. Und wie
wir mit unseren Sinnen empfinden, wie wir irgend etwas angreifen, erfassen, so
leben in unserem Denken - das ist ihr Empfinden - die Angeloi drinnen. Sie
bringen uns das zum Bewußtsein. Und ebenso wie empfinden in unserem Denken
die Angeloi, so erleben in unserem Fühlen die [[Archangeloi]] und so schauen in
unserem Wollen die [[Archai]].|270b|108}}
 
== Die sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele ==
 
Nach dem Philosophen und Anthroposophen [[Joachim Stiller]] gibt es genau sechs Primärtätigkeiten der menschlcihen Seele. Diese sind:
 
[[Datei:Tetraktys-simplex-5.gif|mini|Das Hexagramm als Gestaltbild für die sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele (Idee: [[Joachim Stiller]])]]
 
* [[Wahrnehmen]]
* [[Denken]]
* [[Vorstellen]]
* [[Empfinden]]
* [[Fühlen]]
* [[Wollen]]
 
Es gibt dabei eine gewisse Wertigkeit, so Stiller:
 
Die erste Primärtätigkeit der menschlichen Seele:
 
* [[Wollen]]
 
Die ersten beiden Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
 
* [[Denken]], [[Wollen]]
 
Die ersten drei Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
 
* [[Denken]], [[Fühlen]], [[Wollen]]
 
Die ersten vier Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
 
* [[Denken]], [[Empfinden]], [[Fühlen]], [[Wollen]]
 
Die ersten fünf Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
 
* [[Denken]], [[Vorstellen]], [[Empfinden]], [[Fühlen]], [[Wollen]]
 
Alle sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
 
* [[Wahrnehmen]], [[Denken]], [[Vorstellen]], [[Empfinden]], [[Fühlen]], [[Wollen]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
* [[Papus]] ''Die Kabbala'', Marix Verlag GmbH 2000, ISBN 3937715614
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001), ISBN 3-7274-1140-6 {{Vorträge|114}}
* Heinrich Elijah Benedikt: Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungswes, 2 Bände, Bauer-Verlag
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie'', [[GA 121]] (1982), 5. Aufl., ISBN 3-7274-1210-0 {{Vorträge|121}} ; 6. Aufl., stark bearbeitete und erweiterte Neuauflage 2017: ISBN 3727412119
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924'', [[GA 270/2]] (1999),  ISBN 3-7274-2700-0 {{Vorträge|270b}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust»'', Band I: Faust, der strebende Mensch , [[GA 272]] (1981), ISBN 3-7274-2720-5 {{Vorträge|272}}


{{GA}}
== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Artikel mit Animation]]
[[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]] [[Kategorie:Kabbalistische Welt|101]] [[Kategorie:Isaak Luria|101]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]]  
[[Kategorie:Seelenkräfte|!]]
[[Kategorie:Seele]]

Version vom 3. September 2018, 14:47 Uhr

Ain Soph (hebr. אין סוף „nicht endlich“, von אַיִןNichts“ und סוֹף „endlich“) ist in der kabbalistischen Mystik das undefinierbare und unbestimmte grenzenlose Urlicht, aus dem nach der Lehre Isaak Lurias die Schöpfung entstanden ist. Am Anfang war alles von dem verborgenen Wesen Gottes, dem grenzenlosen, eigenschaftslosen Urlicht erfüllt. Durch Selbstbeschränkung entstand ein leerer Raum, in den das Urlicht als Schöpfungsblitz hineinstrahlte und die geschaffene Welt hervorbrachte.

„Wisse, bevor die Emanationen emaniert wurden und das Erschaffene erschaffen war, erfüllte ein höchstes einfaches Licht alle Wirklichkeit, so dass es überhaupt keinen freien Ort im Sinne eines leeren, hohlen Raums gab, sondern alles war von jenem einfachen Licht des En Sof erfüllt. [...] Und als es in seinem einfachen Willen aufstieg, die Welten zu erschaffen und die Emanationen zu emanieren, um damit die Vollkommenheit seiner Werke, seiner Namen und seiner Attribute erkennbar zu machen, welches der Grund für die Erschaffung der Welten war [...], da kontrahierte sich das En Sof am mittleren Punkt, wahrhaft in der Mitte seines Lichts. Es kontrahierte das Licht und entfernte sich nach allen Seiten rund um den Mittelpunkt. Dadurch blieb um den Mittelpunkt ein freier Platz, ein leerer, hohler Raum übrig [...] Diese Kontraktion (Zimzum) war rings um den leeren [virtuellen] Mittelpunkt von absoluter Gleichheit, und zwar so, dass der leere Raum die Form einer vollkommenen sphärischen Kugel hatte [...] weil sich das En Sof in der Form einer vollkommenen Kugel von allen umgebenden Seiten in sich selbst zusammengezogen hatte. Der Grund dafür war, dass das Licht des En Sof von vollkommener absoluter Gleichheit ist [...]“

Sefer Ez Chajim[1]

Das göttliche Licht zog sich nach dem Zimzum (hebr. צמצום), dem Prozess der Zusammenziehung und Selbstbeschränkung Gottes, zurück und gab einen kreisförmigen (hebr. עִגּוּל, igul = Kreis; Plural: עִגּוּלים, igulim) Leerraum (hebr. חלל, chalal = Raum) frei, in dem sich die Schöpfung entfalten und gestalten konnte. In diesen begrenzten Raum wurde das zum feinen Lichtstrahl Kav (oder Qav) (hebr. קו, Linie [des Lichts]) verdichte schöpferische Licht in rhythmischen Pulsen hineingeworfen, aus dem ein weiterer Kreis hervortrat, dann noch einer usw., bis schließlich durch eine Folge weiterer Selbstbeschränkungen Gottes (Zimzumim, Plural) 10 Schöpfungskreise, die 10 Sephiroth, in einem streng geordneten Entwicklungslauf (Seder Hishtalshelut, hebr. סדר הִשְׁתַּלְשְׁלוּת) entstanden waren. Jede Entwicklungsstufe ist dabei mit der vorangegangenen und mit der nachfolgenden direkt verbunden; zusammen bilden sie den Pfad des flammenden Schwerts. Doch konnten die inneren sechs Sephiroth, von Chesed abwärts bis Jesod, der Gewalt dieses zum Strahl geformten göttlichen Lichts nicht standhalten. Es kam zum Bruch der Gefäße (Schvirat ha-Kelim) und ihre Scherben blieben in der Welt erhalten als leere, geistverlassene "Schalen" (Qlīpōt) und bildeten derart die Grundlage des Bösen.

Im kabbalistischen Lebensbaum wird Ain Soph über der Sephira Kether dargestellt, wobei bei einigen Darstellungen Ain Soph dreigeteilt dargestellt wird, als Ain (אין), Ain Soph (אין סוף) und Ain Soph Aur (אין סוף אוֹר, von אור Or bzw. AurLicht“). In dieser Dreiteilung wird Ain als das Nichts verstanden, Ain Soph als das Grenzenlose, sinngemäß verwandt dem Apeiron (griech. άπειρον, das Unendliche, das Unbegrenzte) des Anaximander, und Ain Soph Aur (wörtlich das "nicht endliche Licht") als grenzenloses Licht, als Aura des Ain Soph. Es sind dies die drei Schleier des Absoluten oder die drei Schleier der negativen Existenz, aus denen sich Kether zum bewussten Zentrum verdichtet. Dem dreigliedrigen Ain Soph entspricht aus christlicher Sicht sinngemäß die Trinität und nach indisch-theosophischer Anschauung die drei Ebenen des Nirvana, also der Nirvanaplan im engeren Sinn, der Parinirvanaplan und der Mahaparinirvanaplan.

Manche Kabbalisten setzen Ain Soph auch mit Gott gleich, als dem absoluten, nur durch sich selbst bedingten, aber alles bedingenden, unbegreiflichen Urgrund der Schöpfung.

Literatur

  • Papus Die Kabbala, Marix Verlag GmbH 2000, ISBN 3937715614
  • Heinrich Elijah Benedikt: Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungswes, 2 Bände, Bauer-Verlag

Einzelnachweise

  1. Sefer Ez Hajjim, Hechal I, Scha'ar I, zitiert nach Karl Erich Grözinger, Jüdisches Denken. Theologie – Philosophie – Mystik, Band 2, S. 626 f.