Die toten Seelen und 9. Sinfonie (Beethoven): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Dead Souls (novel) Nikolai Gogol 1842 title page.jpg|mini|Erstausgabe von 1842]]
[[Datei:Beethoven.jpg|mini|Ludwig van Beethoven (1770–1827); Gemälde von [[Joseph Karl Stieler]], 1820]]
Die '''9. Sinfonie in d-Moll op. 125''', uraufgeführt 1824, ist die letzte vollendete [[Sinfonie]] des Komponisten [[Ludwig van Beethoven]]. Im Finalsatz der Sinfonie werden zusätzlich zum Orchester auch Gesangssolisten und ein [[gemischter Chor]] eingesetzt. Als Text wählte Beethoven das Gedicht ''[[An die Freude]]'' von [[Friedrich Schiller]]. Als erste sogenannte [[Sinfoniekantate]] stellt das Werk eine Zäsur in der Musikgeschichte dar und beeinflusste folgende Generationen von Komponisten. Mit einer typischen Aufführungsdauer von ca. 70 Minuten sprengt die Sinfonie deutlich die damals üblichen Dimensionen und bereitete so den Boden für die zum Teil abendfüllenden Sinfonien der Romantik ([[Anton Bruckner|Bruckner]], [[Gustav Mahler|Mahler]]). Heute ist „Beethovens Neunte“ weltweit eines der populärsten Werke der [[Klassische Musik|klassischen Musik]].


'''Die toten Seelen''' ({{ruS|Мёртвые души}}, ''Mjortwyje duschi''; Titel der Neuübersetzung von Vera Bischitzky: '''Tote Seelen''') ist ein [[Roman]] von [[Nikolai Wassiljewitsch Gogol|Nikolai Gogol]] (1809–1852). Der erste Teil wurde 1842 veröffentlicht. Ursprünglich war eine [[Trilogie]] geplant, aber Gogol vollendete nur die ersten beiden Teile, wovon der zweite aber nur bruchstückhaft überliefert ist. Das Originalmanuskript des zweiten Teils vernichtete Gogol kurz vor seinem Tod.
1972 wurde das Hauptthema des letzten Satzes vom [[Europarat]] zu seiner [[Hymne]] erklärt und 1985 von der [[Europäische Gemeinschaft|Europäischen Gemeinschaft]] als offizielle [[Europahymne]] angenommen. In der Begründung heißt es, „sie versinnbildliche die Werte, die alle teilen, sowie die Einheit in der Vielfalt“. Das in der [[Staatsbibliothek zu Berlin]] befindliche [[Autograph]] wurde in das [[Weltdokumentenerbe]] der [[UNESCO]] aufgenommen.


== Inhalt ==
== Instrumentierung und Satzbezeichnungen ==
=== Handlung ===
=== Instrumentierung ===
Pawel Iwanowitsch Tschitschikow<ref name="transkriptionshinweis">Die Schreibung der Namen folgt den gängigen deutschen Übersetzungen. Nach moderner Transkription der kyrillischen Schrift schreibt man die Namen wie folgt: Čičikov, Manilov, Korobočka, Nozdrëv, Sobakevič, Pljuškin, Kostanšoglo, Murazov. In dieser Form verwendet sie z. B. Hans Günther in seinem Artikel für Kindlers Literatur-Lexikon</ref> wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, erhält nach entbehrungsreicher Jugend einen kleinen Büroposten in einem abgelegenen Oberfinanzamt, steigt mithilfe von Fleiß, Verzicht, Schmeicheleien, später auch mit angenehmen Umgangsformen, gewandtem Auftreten und Geschäftstüchtigkeit zum Abteilungsleiter und Kommissionsmitglied auf. Zuerst bekämpft er die Korruption, verfällt ihr aber schließlich selbst, lebt in Luxus und verliert nach der Aufdeckung Stellung, Besitz und Geld. Das Gleiche wiederholt sich nach abermals entbehrungsreicher Zeit beim Aufstieg innerhalb des Zollamts, nur dass ihm nach der Aufdeckung der Korruption diesmal immerhin zehntausend Rubel, eine Kutsche und zwei Diener bleiben. Er schlägt sich u.&nbsp;a. als Winkeladvokat durch, beglaubigt in dieser Funktion den Verkauf von Leibeigenen und erfährt dabei, dass einige schon tot sind. Das bringt ihn auf eine Geschäftsidee, die zwar verboten ist, aber mithilfe der Verschwiegenheit der Geschäftspartner in der juristischen Praxis durchläuft.
* Orchester: [[Piccoloflöte]], 2 [[Querflöte|Flöten]], 2 [[Oboe]]n, 2 [[Klarinette]]n, 2 [[Fagott]]e, [[Kontrafagott]], 4 [[Horn (Musikinstrument)|Hörner]], 2 [[Trompete]]n, 3 [[Posaune]]n, [[Pauke]]n, [[Große Trommel]], [[Becken (Musikinstrument)|Becken]], [[Triangel]], [[Streichinstrument|Streicher]]
* [[Chor (Musik)|Chor]] ([[SATB]], mit den Stimmlagen Sopran, Alt, Tenor und Bass)
* Solisten:
** [[Sopran]]
** [[Alt (Stimmlage)|Alt]]
** [[Tenor]]
** [[Bariton]] (oder [[Bass (Stimmlage)|Bass]])


Im damaligen [[Russisches Kaiserreich|Russland]] wurden verstorbene [[Leibeigene]], die man auch als „Seelen“ bezeichnete, bis zur nächsten [[Interne Revision|Revision]] nicht aus den Listen gestrichen und waren somit auf dem Papier nicht als Tote und damit wertloser Besitz zu identifizieren (siehe [[Revisionsseelen]]). Für diese „toten Seelen“ mussten von ihren Besitzern auch noch [[Kopfsteuer]]n entrichtet werden, was gerade in Krisenzeiten mit hoher Sterblichkeit ([[Hungersnot|Hunger]], [[Seuche]]n) zu absurden Belastungen für die dann ohnehin gebeutelten [[Gutsbesitzer]] führte. Da der Staat also keinen Überblick über nach der letzten Revision gestorbene Leibeigene hatte, war es zudem möglich, diese rechtlich beglaubigt zu kaufen. Gutsbesitzer konnten sowohl ihre Höfe als auch ihre Leibeigenen an den Staat verpfänden.
=== Satzbezeichnungen ===
# Satz: ''Allegro ma non troppo, un poco maestoso''&nbsp;<small>(d-Moll)</small>
# Satz: ''Molto vivace – Presto''&nbsp;<small>(d-Moll)</small>
# Satz: ''Adagio molto e cantabile – Andante moderato''&nbsp;<small>(B-Dur)</small>
# Satz: ''Finale: Presto – Allegro assai – Allegro assai vivace (alla marcia) – Andante maestoso – Adagio ma non troppo ma divoto – Allegro energico e sempre ben marcato – Allegro ma non tanto – Presto – Maestoso – Prestissimo''&nbsp;<small>(d-Moll/D-Dur)</small>


Mit dem Umsetzen dieser Betrugsabsicht setzt der Roman ein. Tschitschikow erreicht die Gouverneursstadt N. und macht sogleich allen Honoratioren wie Gouverneur, Staatsanwalt, Gerichtspräsident usw. sowie wichtigen Beamten wie dem Polizeimeister, Gesundheitsamtsvorsteher usw. seine Aufwartung. Aufgrund seines eleganten, überaus höflichen Auftretens und seiner dezenten, oft schon schmeichlerischen Reden macht er sich sofort überall beliebt, wird vielfach zum Essen eingeladen und lernt so die Gutsbesitzer Manilow<ref name="transkriptionshinweis" />, Nosdrew<ref name="transkriptionshinweis" /> und Sobakewitsch<ref name="transkriptionshinweis" /> kennen. Tschitschikow besucht sie bald darauf wegen des Ankaufs toter Seelen und erfährt von zwei weiteren Gutsbesitzern, von denen er ebenfalls tote Seelen erwirbt. All diese Gutsbesitzer lassen ihren Besitz bewirtschaften und arbeiten nicht selbst, wodurch sie ihre Eigenarten und Neurosen in einem oft bizarren Verhalten ausleben können. Nach teils leichten, teils zähen Verhandlungen und einem gewalttätigen Rauswurf hat Tschitschikow schließlich für weniger als 300 Rubel etwa vierhundert tote Seelen im Werte von hunderttausend Rubel zusammen, die er sich mithilfe des korrupten Gouverneurs unter Umgehung der Prüfinstanzen beglaubigen lässt. Statt sofort abzureisen, lässt er sich noch mehrere Wochen lang zu Festen einladen, deren umschwärmter Mittelpunkt er zunächst ist, bis er durch Denunziation, Spekulationen und aberwitzige Gerüchte zur fluchtartigen Abreise genötigt wird.
Die Aufführungszeit beträgt etwa 65 bis 75 Minuten.


Im zweiten Teil lernt der inzwischen gealterte Tschitschikow weitere Gutsbesitzer und auch zwei Militärs kennen, hat aber mit seinem Anliegen wenig Glück. Nur zwei der zehn neuen Bekannten überlassen ihm tote Seelen. Dafür lernt er neben abermals skurrilen Typen erstmals Gutsbesitzer kennen, die selbst Hand anlegen und ihr Gut erfolgreich bewirtschaften. Infolge dieses Einflusses kauft er ein heruntergekommenes Gut, findet aber keine innere Haltung zur Landwirtschaft, weil er weiterhin ohne viel Mühe und vor allem schnell reich werden will. Als ein neuer Generalgouverneur kommt, holt ihn die Vergangenheit ein, er wird verhaftet, auch weil zu den bisherigen Betrugsvorwürfen noch der Vorwurf der Testamentsfälschung hinzukommt. Der Multimillionär Murasow<ref name="transkriptionshinweis" />, der zuvor schon einen gescheiterten Gutsbesitzer zu planmäßigem Wirtschaften und verantwortungsvollem Handeln bekehrt hat, versucht auch einen Sinneswandel bei Tschitschikow zu erreichen, doch dieser antwortet, dass er sehe, dass er ein verwerfliches Leben führe, „doch empfinde ich keine Abneigung gegen die Sünde: ich bin abgestumpft, fühle keine Liebe zum Guten“. Nach würdelosem Jammern und Betteln um Freilassung sowie Fürbitte Murasows wird Tschitschikow begnadigt im Sinne einer Ausweisung. Dass er tatsächlich keine Läuterung erreicht hat, zeigt die Passage, mit der Tschitschikow sich aus dem Roman verabschiedet: Er lässt sich noch kurz vor seiner Abreise für den doppelten Preis in Nachtarbeit einen Maßanzug aus edlem Stoff schneidern, um sein bisheriges Leben wirkungsvoll weiterführen zu können.
== Text ==
<poem style="column-width:25em">
O Freunde, nicht diese Töne!
Sondern laßt uns angenehmere
anstimmen und freudenvollere.


=== Aufbau ===
Freude! Freude!
Der erste Teil umfasst elf Kapitel. Kapitel 2–6 widmen sich jeweils einem Gutsbesitzer, von dem Tschitschikow tote Seelen erwerben möchte. Eine längere Beschreibung der Natur, des Gutes und der Wohnverhältnisse verweisen bereits jeweils auf den Charakter des Besuchten, der sich in der Art des Gesprächs sowie in den Verhandlungen und deren Ergebnis weiter konkretisiert, sodass diesen fünf Kapiteln das Variationsprinzip zugrunde liegt. Flankiert werden sie durch das erste Kapitel, in dem Tschitschikow die Kontakte knüpft, und dem siebenten, in dem die Käufe notariell beglaubigt werden. Die nächsten drei Kapitel widmen sich ohne grundierendes Gestaltungsprinzip den Festen und Gerüchten. Die erzählte Zeit beträgt im ersten Kapitel einige Tage, in den Kapiteln 2–7 zusammen drei Tage, in den Kapiteln 8–10 drei Wochen. Demgegenüber fasst das 11. Kapitel das etwa 40-jährige Leben Tschitschikows zusammen, das vor dem Erzähleinsatz liegt. Erst hier versteht der Leser, warum Tschitschikow nicht sofort nach der Beurkundung abreist. Sein langes zähes und entbehrungsreiches Ringen um gesellschaftlichen und finanziellen Aufstieg, sein kurzzeitiges Sich-gehen-Lassen im Luxus und sein jähes Ende nach Aufdeckung der Korruption spiegeln sich in Inhalt, Länge und Struktur des zuvor Erzählten: sieben Kapitel stringentes Streben nach dem Kauf toter Seelen, drei Kapitel ein Sich-gehen-Lassen auf den Festen und jäher Abbruch durch Flucht.


Aufgrund der fragmentarischen Überlieferung lassen sich zum zweiten Teil kaum Aussagen zum Aufbau treffen. Das erste Kapitel ist vollständig erhalten, das dritte und vierte jeweils bis auf zwei Seiten, das zweite und ein unbeziffertes nur bruchstückhaft. Die teils sehr langen Naturbeschreibungen und Lebensläufe der Figuren, teils aber auch dichte Abfolge neuer Figuren in einem Kapitel lassen in dem vorhandenen Text kein Kompositionsprinzip erkennen.
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus [[Elysion|Elysium]],
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum!<!-- sic! -->
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.


=== Figuren ===
Wem der große Wurf gelungen,
Tschitschikow ist differenziert als Emporkömmling gezeichnet, der zäh mit allen, auch unlauteren, Mitteln und ohne moralische Bedenken an seinem gesellschaftlichen Aufstieg arbeitet und nach Erreichen einer herausgehobenen Stellung in Luxus schwelgt und korrupt ist. Stringent verfolgt er sein Ziel, ohne Arbeit zu Reichtum zu kommen, zeigt aber nach Erreichen seines Ziels eine erstaunliche Labilität. Der in Amerika tätige russische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler [[Vladimir Nabokov]] fand in seinem Charakter Attribute der „Poschlost“ (''пошлость'' –  das schwer übersetzbare russische Wort bedeutet etwa Mittelklassen-Anmaßung, Banalität oder Spießbürgertum).
Eines Freundes Freund zu sein;
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!


Die fünf Gutsbesitzer haben sprechende Namen, die ebenso wie die Beschreibung ihres Gutes und seiner Umgebung mit ihren übertrieben dargestellten Charaktereigenschaften korrespondieren: Manilow (umständlich, überhöflich, freigiebig), Nosdrew (Lügner, Betrüger, Spieler, Denunziant, Provokateur), Sobakewitsch (grob, kantig, schroff, wortkarg, mit Bauernschläue), Pljuschkin<ref name="transkriptionshinweis" /> (verwahrloster Messie, Geizhals) und Frau Korobotschka<ref name="transkriptionshinweis" /> (kleinlich, geizig, hinterwäldlerisch, misstrauisch). Die anderen Akteure haben nur Funktionsbezeichnungen (Gouverneur, Postmeister, Staatsanwalt), sind also nicht individualisiert, weil sie das Geschehen nur flankieren und nicht bestimmen, in ihrer Banalität und Mittelmäßigkeit aber auch austauschbar sind. Allen gemeinsam ist, dass im Grunde sie die eigentlichen „toten Seelen“ sind, da sie keine Züge von Menschlichkeit haben, sondern in ihrem jeweiligen Habitus erstarrt sind.
Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!


Auch im zweiten Teil gibt es Gutsbesitzer, deren Leben sich mangels Arbeit in skurrilem Verhalten äußert (Despotie, unmäßige Fresssucht, Weltschmerz, Depression, Apathie). Gemäß Gogols Programm aber, im zweiten Teil Wege der Besserung aufzuzeigen, finden sich mit W. Platonow und Kostanschoglo<ref name="transkriptionshinweis" /> Gutsherren, die in tätiger Arbeit einen ausgefüllten Alltag und wirtschaftlichen Erfolg haben und moralisch integer sind, auch wenn Kostanschoglo durch seine Besserwisserei und Idealisierung der Einfachheit des Landlebens auch skurrile Züge trägt. Auch der durch Branntweinhandel zum vielfachen Millionär gewordene Murasow und mehr noch der Generalgouverneur am Ende entsprechen eher der Utopie des generösen, selbstlosen Helfers bzw. des guten Herrschers als einer menschlichen, lebendigen Figur. Da sie unvermittelt auftauchen, wirken sie in dem fragmentarischen Text wie Fremdkörper. Begreift man sie ebenfalls als Karikatur, ist es Gogol laut Hans Günther<ref>Hans Günther: ''Nikolaj Gogol: Die toten Seelen.'' In: Walter Jens (Hrsg.): ''Kindlers neues Literatur-Lexikon.'' Studienausgabe Bd. 6, München 1996, ISBN 3-463-43200-5, S. 547–549.</ref> nicht gelungen, Tschitschikows Wandlung künstlerisch glaubhaft zu machen. In beiden Teilen sind alle Figuren statisch, machen also keine Entwicklung durch, sondern sind schachfigurenartig und episodisch in Beziehung zu Tschitschikow gesetzt, damit dieser sich und sein Verhalten an ihnen erproben kann, was aber auch bei Tschitschikow zu keiner Entwicklung führt.
Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur;
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.


== Stil ==
Küsse gab sie uns und Reben,
Der Stil des Romans ist einigermaßen altertümlich und wurde mit den [[Schelmenroman]]en des 16. und 17. Jahrhunderts verglichen, da er in eine Reihe von recht unzusammenhängenden Episoden unterteilt ist und die (zumeist äußere) Handlung eine mondäne Version des schlitzohrigen Protagonisten der ursprünglichen Schelmenromane enthält. Die Charaktere sind oftmals humoresk überzeichnet (wodurch der Unterhaltungswert virulent ist) oder satirisch verzerrt, zugleich macht die übertriebene Darstellung deutlich, dass das Ausleben schrulliger bzw. skurriler Eigenheiten der reichen Nichtstuer ein gravierender Missstand im Russland der Gogol-Zeit ist. Der auktoriale Erzähler macht ausgiebig Gebrauch von weitläufigen Naturbeschreibungen, Perspektivwechseln (u.&nbsp;a. auch mehrfach Perspektive der Pferde), wertenden Kommentaren, Leseransprache sowie thematischen Exkursen im zuweilen lyrisch-pathetischen Stil, z. B. über Umgangsformen, Korruption in Russland, die gegenseitige Bedingtheit von Heiterkeit und Trübsal. Gegen Schluss finden sich auch enthusiastische Lobpreisungen der russischen Seele.
Einen Freund, geprüft im Tod;
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der [[Cherub]] steht vor Gott.


Der Einfachheit der Fabel steht die Komplexität des Stils gegenüber. Neben einer charakteristischen Rhythmik der Prosa finden sich oft Übertreibungen, komisch-alogische Zuspitzungen, mosaikartige Aneinanderreihungen, der Kontrast von hoher und niedriger Sprache sowie unvermutet naturalistische Details.<ref>Eine genauere Darstellung mit jeweiligen Beispielen findet sich in dem Kindler-Artikel von Hans Günther</ref> David Manuel Kerns Einschätzung, dass der zweite Teil überfrachtet sei mit „Gottesanrufen und Sündengeschwätz“,<ref name="kern">David Manuel Kern: [http://www.schandfleck.ch/textkritik/Nicolai_Gogol.html ''Nicolai Gogol – Die toten Seelen.''] 2008/Mai abgerufen am 14. Juli 2012</ref> trifft aber nur für das letzte (erhaltene) Kapitel zu.
Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prächt’gen Plan,
Laufet, Brüder, eure Bahn,
Freudig, wie ein Held zum Siegen.


== Deutungen ==
Seid umschlungen, Millionen!
Der Roman sollte ein umfassendes Bild des maroden sozialen Systems im nach-napoleonischen [[Russland]] zeichnen. Wie in vielen Kurzgeschichten Gogols wird auch in „Die toten Seelen“ die Kritik der Gesellschaft hauptsächlich über absurde und heitere [[Satire]] vermittelt. Anders als seine Kurzgeschichten sollte „Die toten Seelen“ auch Lösungen anbieten, anstatt nur die Probleme aufzuzeigen. Gogol konnte dieses große Vorhaben freilich nicht realisieren, denn das Werk wurde nie vollendet und hauptsächlich die frühen, rein absurden Teile des Werks blieben in Erinnerung.
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahnest du den Schöpfer, Welt?
Such’ ihn überm Sternenzelt!
Über Sternen muß er wohnen.


Barbara Conrad arbeitet „das eigentliche Thema Gogols heraus: die Durchschnittlichkeit und Banalität des Bösen, in das sich der Mensch mit seinen armseligen Leidenschaften verstrickt, sodass von ihm selbst, von seiner Seele, nichts mehr übrig bleibt.“<ref>Barbara Conrad: Nachwort zur Taschenbuchausgabe von Nikolaj Gogol: Die toten Seelen, 9. Auflage. 2008, ISBN 978-3-423-12607-6, S. 502.</ref> Die Durchschnittlichkeit und Banalität spiegelt sich auch an den Schauplätzen wider. Das Landleben auf den Gütern ist bis auf zwei Ausnahmen als rückständig gezeichnet, das Leben in der Stadt N. wird durch Klatsch, Intrigen und Banalität beherrscht.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Freude, schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium,
Freude, schöner Götterfunken, Götterfunken.</poem>


D. M. Kern macht auf die geschichtliche Umbruchsituation aufmerksam, in der der Roman spielt, kritisiert aber den Versuch Gogols, den neuen Materialismus allgemein durch Hinwendung zur Religion korrigieren zu wollen. „Tschitschikow symbolisiert mit seiner Handlungsweise, die ausschließlich auf den Erwerb und die Vermehrung von Geld gerichtet ist, das Ende des zaristischen Russlands und den Anfang des Kapitalismus. Der Held wird, trotz seiner Vermenschlichung, als moralisch verwerflicher gekennzeichnet; der Kapitalist, der ohne soziale Geburtsbevorzugung und um jeden Preis, auch den der Illegalität, zu Reichtum zu kommen trachtet, scheitert und muss, um des Autors Absicht zu erraten, geläutert werden. Diese Läuterung kann nur durch Bestrafung der Sünden geschehen; ein Antikapitalismus, der durch Gott legitimiert wird.“<ref name="kern" />
== Zur Entstehungsgeschichte siehe auch ==
* {{WikipediaDE|9. Sinfonie (Beethoven)#Entstehungsgeschichte}}


[[Vladimir Nabokov]] hat in seiner Gogol-Studie aus dem Jahre 1944 die Ansicht zurückgewiesen, „Die toten Seelen“ sei ein reformerisches oder satirisches Werk. Nabokov sah die Handlung des Werks als unwichtig an und meinte, Gogol sei ein großer Schriftsteller, dessen Werke die Irrationalität zu umgehen wüssten und dessen Prosa-Stil hervorragende Beschreibungskraft mit der Geringschätzung von Romanklischees kombiniere. Tschitschikow verkörpere eine außerordentliche moralische Verrottung, aber die ganze Idee des Kaufens und Verkaufens toter Seelen ist für Nabokov von vornherein lächerlich; folglich sei der Schauplatz in der Provinz eine sehr ungeeignete Kulisse für jede progressive, reformistische oder christliche Lesart des Werkes.
== Zur Analyse der einzelnen Sätze siehe auch ==
* {{WikipediaDE|9. Sinfonie (Beethoven)#Analyse der einzelnen Sätze}}


== Übersetzungen ins Deutsche ==
== Zur Rezeption und zu weiteren Theman siehe auch ==
* Philipp Löbenstein, 1846, erste deutsche Übersetzung (mehrere Lizenzausgaben, u.&nbsp;a. im [[Diogenes Verlag]])
* {{WikipediaDE|9. Sinfonie (Beethoven)#Rezeption}}
* [[Hermann Röhl]], 1920, [[Insel Verlag]], Leipzig (mehrere Neuauflagen und Lizenzausgaben)
* [[Alexander Eliasberg]], 1922, [[Gustav Kiepenheuer Verlag]], Potsdam (mehrere Neuauflagen und Lizenzausgaben)
* Xaver Schaffgotsch, 1925, [[Paul List|Paul List Verlag]], Leipzig (dort mit Nachwort von [[Rudolf Kassner]]; mehrere Neuauflagen und Lizenzausgaben)
* [[Sigismund von Radecki]], 1938, [[Kösel-Verlag]], München (mit Zeichnungen von Alexander Agin)
* Waldemar Jollos, 1944, [[Patmos Verlagsgruppe#Artemis & Winkler Verlag|Artemis Verlag]], Zürich (eine Neuauflage und eine Lizenzausgabe)
* Egon Reim, 1948, Schlösser Verlag, Braunschweig (eine Lizenzausgabe)
* [[Fred Ottow]], 1949 [[Patmos Verlagsgruppe#Artemis & Winkler Verlag|Winkler Verlag]], München (hier mit Nachwort von [[Dmitrij Tschižewskij]]; in mehreren Neuauflagen und Lizenzausgaben, dort auch mit Nachworten von [[Swetlana Geier]] oder Barbara Conrad erschienen)
* Elisabeth und Wladimir Wonsiatsky, 1951, [[Reclam-Verlag]], Leipzig (mehrere Neuauflagen und Lizenzausgaben, teilweise mit Zeichnungen von Josef Hegenbarth)
* Wolfram Gramowski, 1957, [[Vollmer-Verlag]], Wiesbaden-Berlin
* Michael Pfeiffer, 1965, [[Aufbau-Verlag]], Berlin (mehrere Neuauflagen und Lizenzausgaben)
* [[Wolfgang Kasack]], 1988, [[Klett-Cotta Verlag]], Stuttgart (mehrere Lizenzausgaben beim [[Reclam-Verlag]], Stuttgart; mit Nachwort von Angela Martini)
* [[Vera Bischitzky]], 2009, [[Patmos Verlagsgruppe#Artemis & Winkler Verlag|Artemis & Winkler Verlag]] (mit Zeichnungen von Marc Chagall)


== In anderen Medien ==
== National- und Europahymne ==
=== Illustrationen ===
Der Freimaurer und Begründer der [[Paneuropa-Union|Paneuropa-Bewegung]] [[Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi]] schlug schon 1955 Beethovens Vertonung als neue [[Europahymne|Europäische Hymne]] vor.<ref>{{Internetquelle |autor=R. de Coudenhove-Kalergi |url=http://info.coe.int/archives/hist/hymn/kalergi1.pdf |titel=Brief |archiv-url=https://web.archive.org/web/20060217151914/http://info.coe.int/archives/hist/hymn/kalergi1.pdf |archiv-datum=2006-02-17 |zugriff=2013-01-08 |kommentar=3 August 1955 |format=PDF}}</ref> Seit 1972 ist die Melodie offizielle Hymne des Europarats. Auf Bitte des Europarates arrangierte [[Herbert von Karajan]] drei Instrumentalversionen: für Klavier, für Blasinstrumente und für Orchester. Seine Instrumentalversion war seit 1985 die offizielle Hymne der Europäischen Gemeinschaft beziehungsweise der Europäischen Union.<ref>{{Literatur |Autor=Daniel Valente |Titel=Die Symbole der Europäischen Union |Verlag=GRIN Verlag |Ort=Gütersloh |Datum=2007 |ISBN=978-3-638-58927-7 |Seiten=9 |Online=[http://books.google.de/books?id=jfmIbMTrCfAC&pg=PA9 books.google.de] |Kommentar=Studienarbeit}}</ref> Am 17. Februar 2008, dem Tag der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo, wurde die Europahymne (nach dem Finalsatz der Sinfonie) als provisorische Nationalhymne gespielt.
Schon 1846 wurden erstmals Illustrationen für die ''Toten Seelen'' veröffentlicht. Die insgesamt 104 Blätter waren von Alexander Agin gezeichnet und von Jewstafi Bernardski als [[Holzstich]]e umgesetzt worden. Da Gogol sein Einverständnis zur Illustration seines Werks verweigerte, wurden jene als Einzelblätter verfertigt, die nachträglich zwischen die Seiten des gedruckten Buchs gelegt werden konnten.<ref>s. Jens Herlth: ''Alexander Agin – Nikolai Gogol, Die toten Seelen''. In: Bodo Zelinsky (Hrsg.): ''Literarische Bilderwelten / Bd. 9. Russische Buchillustration''. Böhlau, 2009, ISBN 978-3-412-22505-6, S. 142–152 ([https://books.google.de/books?id=dD_oava7120C&lpg=PA153&ots=jrAKvFaN9Z&dq=Gogol%20Tote%20Seelen%20%22Chagall%22&hl=de&pg=PA142#v=onepage&q=Gogol%20Tote%20Seelen%20%22Chagall%22&f=false online])</ref> [[Ambroise Vollard]] beauftragte dann 1923 [[Marc Chagall]], der das Werk gut kannte, mit der Anfertigung von Illustrationen zu Gogols Roman. In vier Jahren entstanden so 96 [[Radierung|Druckgraphiken]],<ref>Achim Besgen: [http://www.stimmen-der-zeit.de/zeitschrift/archiv/beitrag_details?k_beitrag=2470511&query_start=5&k_produkt=3451385 ''Das biblische Werk Marc Chagalls'']</ref> einfache prägnante Skizzen in enger Anlehnung am Text. Nach Vollards Tod wurden Chagalls Radierungen erstmals 1948 veröffentlicht und in der Folge mehrfach zur Illustration verschiedener Ausgaben des Texts verwendet sowie wiederholt ausgestellt.<ref>s. Bodo Zelinsky: ''Marc Chagall – Nikolai Gogol, Die toten Seelen''. In: Bodo Zelinsky (Hrsg.): ''Literarische Bilderwelten / Bd. 9. Russische Buchillustration''. Böhlau, Köln, 2009, ISBN 978-3-412-22505-6, S. 153–168 ([https://books.google.de/books?id=dD_oava7120C&lpg=PA153&ots=jrAKvFaN9Z&dq=Gogol%20Tote%20Seelen%20%22Chagall%22&hl=de&pg=PA153#v=onepage&q=Gogol%20Tote%20Seelen%20%22Chagall%22&f=false online])</ref>


=== Hörspiel ===
Von 1974 bis 1979 war die Melodie des Finalsatzes Grundstock der Nationalhymne [[Rhodesien]]s, ''[[Rise O Voices of Rhodesia]]''.
1955 produzierte [[Radio Bremen]] in der Bearbeitung von [[Oskar Wessel]] und unter der Regie von [[Carl Nagel]] nach Gogols Vorlage das Hörspiel ''Tote Seelen''. Sprecher waren: [[Wolfgang Golisch]] (Pawel Iwanowitsch Tschitschikoff), [[Ernst Rottluff]] (Seelifan, sein Kutscher), [[Wolfgang Engels (Schauspieler)|Wolfgang Engels]] (Maniloff, Gutsbesitzer), [[Günther Neutze]] (Nosdrjoff, Gutsbesitzer), [[Heinz Klevenow]] (Sobakewitsch, Gutsbesitzer), [[Trudik Daniel]] (Korobatschka, Gutsbesitzerin), [[Helmuth Gmelin]] (Pljuschkin)


=== Film und Fernsehen ===
Bis 1952 wurde zu offiziellen Anlässen vielfach Beethovens ''Ode an die Freude'' als westdeutsche Ersatz-Nationalhymne verwendet, weil es keine offizielle Nationalhymne gab. Bei den [[Olympische Sommerspiele 1956|Olympischen Spielen 1956]], [[Olympische Sommerspiele 1960|1960]] und [[Olympische Sommerspiele 1964|1964]] trat jeweils eine gesamtdeutsche Olympiamannschaft unter der ''Ode an die Freude'' an. Am 2.&nbsp;Oktober 1990, dem Vorabend der deutschen Wiedervereinigung, fand im [[Konzerthaus Berlin|Schauspielhaus am Gendarmenmarkt]] in Ost-Berlin der letzte Staatsakt der DDR-Regierung unter [[Lothar de Maizière]] mit der Aufführung von Beethovens 9.&nbsp;Sinfonie durch [[Kurt Masur]] statt.
1960 entstand unter der Regie von Leonid Trauberg eine Verfilmung des Romans. Der Regisseur Michail Schweizer drehte 1984 einen Fernseh-Mehrteiler mit Musik von Alfred Schnittke. Gennadi Roschdestwenski erstellte 1993 aus Schnittkes Filmmusik eine Orchestersuite.


=== Oper ===
== Literatur (Auswahl) ==
Die vorhandenen Teile der ''Toten Seelen'' wurden Ende des 20. Jahrhunderts in der Oper ''[[Tote Seelen (Oper)|Tote Seelen]]'' des russischen Komponisten [[Rodion Konstantinowitsch Schtschedrin|Rodion Schtschedrin]] verarbeitet. Darin fängt Schtschedrin die verschiedenen Stadtbewohner, mit denen Tschitschikow zu tun hat, in abgeschlossenen musikalische Episoden ein, wobei er für jede einen unterschiedlichen musikalischen Stil entwickelt, um die verschiedenen Charakteristika der unterschiedlichen Persönlichkeiten herauszustellen.
* Esteban Buch: ''Beethovens Neunte. Eine Biographie.'' Propyläen, Berlin 2000, ISBN 3-549-05968-X.
* Nicholas Cook: ''Beethoven: Symphony No. 9.'' Cambridge 1993, ISBN 0-521-39924-6.
* David Benjamin Levy: ''Beethoven. The Ninth Symphony.'' New York 1995, ISBN 0-02-871363-X.
* Dieter Hildebrandt: ''Die Neunte. Schiller, Beethoven und die Geschichte eines musikalischen Welterfolgs.'' Hanser, München/Wien 2005, ISBN 3-446-20585-3.


== Siehe auch ==
=== Unter speziellen Aspekten ===
* {{WikipediaDE|Die toten Seelen}}
* Dieter Rexroth: ''Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 9 d-Moll, op. 125. Einführung und Analyse.'' München/Mainz 1979, ISBN 3-442-33010-6.
* Liao Nai-Xiong: ''Eine Analyse der Musik von Beethovens Neunter Symphony und ihres philosophischen Inhalts.'' In: ''Renmin-yinyue'' [Musik des Volkes], 11–12/1979, S. 72–80 (chinesisch).
* Andreas Eichhorn: ''Beethovens Neunte Symphonie. Die Geschichte ihrer Aufführung und Rezeption.'' Kassel 1993, ISBN 3-7618-1143-8.
* Otto Baensch: ''Zur neunten Symphonie. Nachträgliche Feststellungen.'' In: ''Neues Beethoven-Jahrbuch.'' Jg. 4, 1930, S. 133–139.
* George Grove: ''Beethoven’s Ninth Symphonie (Choral).'' Boston 1896


== Literatur ==
==== Essays und Aufsätze ====
* Urs Heftrich: ''Gogols Schuld und Sühne. Versuch einer Deutung des Romans „Die toten Seelen“.'' Guido Pressler Verlag, Hürtgenwald 2003, ISBN 3-87646-100-6.
* Wolfgang Stähr: ''IX. Symphonie in d-Moll op. 125. Analyse und Essay.'' In: Renate Ulm (Hrsg.): ''Die 9 Symphonien Beethovens. Entstehung, Deutung, Wirkung.'' München-Kassel 1994, ISBN 3-7618-1241-8, S. 246–263.
* Andreas Ebbinghaus: ''Nikolaj Gogol: „Die toten Seelen.'' In: Martha Kleinhans, Klaus Stierstorfer (Hrsg.): ''Lektüren für das 21. Jahrhundert. Schlüsseltexte europäischer Literatur: England, Frankreich, Irland, Italien, Portugal, Russland.'' (Ringvorlesung an der Universität Würzburg 2000). Königshausen & Neumann 2001, ISBN 3-8260-1944-X, S. 45–60<ref>Die Vorlesung ist auszugsweise lesbar bei Google books ([http://books.google.de/books?id=NqJbFYuhlU4C&pg=PA45#v=onepage&q=&f=false link zum Auszug]).</ref>
* Alexander Serow: ''Die neunte Symphonie von Beethoven. Ihr Bau und ihre Idee.'' In: Nathan Notowicz (Hrsg.): ''Aufsätze zur Musikgeschichte.'' übersetzt von Felix Loesch. Berlin 1955, S. 235–247.
* Heinrich Schenker: ''Beethovens Neunte Sinfonie. Eine Darstellung des musikalischen Inhaltes unter fortlaufender Berücksichtigung auch des Vortrages und der Literatur.'' Wien/Leipzig 1912, {{DNB|575992719}}.
* Donald Francis Tovey: ''Ninth Symphony in D Minor, op. 125: Its Place in Musical Art.'' In: ders.: ''Essays in Musical Analysis.'' Vol. II, London 1935, S. 83–127.
* Donald Francis Tovey: ''A Précis of Beethoven’s Ninth Symphony, op. 125. Supplementary to the Larger Analytical Essays in Vol. II.'' In: ders.: ''Essays in Musical Analysis.'' Vol. I, London 1935, S. 67–83.
 
=== Sammelwerke ===
* Karl Nef: ''Die neun Sinfonien Beethovens.'' Leipzig 1928, S. 252–328.
* Jacques-Gabriel Prod’homme: ''Les Symphonies de Beethoven.'' Paris 1906, S. 376–474.
 
== Dokumentation ==
* ''Beethovens Neunte: Rezeptionsgeschichte der Ode „An die Freude“.'' (Originaltitel: ''La Neuvième''); Pierre-Henry Salfati (Regie), Christian Labrande (Drehbuch); Deutschland, Frankreich, Kanada 2004; 79/109 Minuten. Gefeiert als bester Beitrag des WorldMedia-Festival 2005 in Hamburg in der Hauptkategorie „Documentaries“.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://gutenberg.spiegel.de/gogol/toteseel/toteseel.xml ''Die toten Seelen'' im Volltext] bei Projekt Gutenberg-DE
{{Commonscat|Symphony No. 9 (Beethoven)|9. Sinfonie (Beethoven)}}
* [http://www.zeno.org/Literatur/M/Gogol,+Nikolaj+Vasilevi%C4%8D/Roman ''Die toten Seelen'' im Volltext] bei Zeno.org
{{Wikisource|An die Freude (Beethoven)|An die Freude (Version aus der 9. Sinfonie von Beethoven) bei WikiSource}}
* [http://librivox.org/dead-souls-by-gogol-trans-hogarth/ ''Dead Souls'' (engl. Übersetzung) als freies Hörbuch] bei LibriVox
{{Wikisource|An die Freude (Schiller)|An die Freude (Original von Schiller) bei WikiSource}}
* {{DNB-Portal|300016433|NAME=9. Sinfonie von Beethoven}}
* {{DDB-Suche|("9. Sinfonie" OR "op. 125")  AND Beethoven|9. Sinfonie von Beethoven}}
* [http://beethoven.staatsbibliothek-berlin.de/ Originalhandschrift der 9. Sinfonie in der Staatsbibliothek zu Berlin]
* [http://www.impresario.ch/choral/beet125.htm Schlusssatz „An die Freude“:] MIDI/MP3-Version, mit Text und Übungsdateien für Choristen
* [http://ibiblio.org/mutopia/cgibin/piece-info.cgi?id=528 Musikdatei von Mutopia (WMP)]
* [https://www.youtube.com/watch?v=MNarYrH8DYY Beethoven: Symphonie Nr. 9] YouTube


== Anmerkungen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 11. Juli 2019, 21:03 Uhr

Ludwig van Beethoven (1770–1827); Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1820

Die 9. Sinfonie in d-Moll op. 125, uraufgeführt 1824, ist die letzte vollendete Sinfonie des Komponisten Ludwig van Beethoven. Im Finalsatz der Sinfonie werden zusätzlich zum Orchester auch Gesangssolisten und ein gemischter Chor eingesetzt. Als Text wählte Beethoven das Gedicht An die Freude von Friedrich Schiller. Als erste sogenannte Sinfoniekantate stellt das Werk eine Zäsur in der Musikgeschichte dar und beeinflusste folgende Generationen von Komponisten. Mit einer typischen Aufführungsdauer von ca. 70 Minuten sprengt die Sinfonie deutlich die damals üblichen Dimensionen und bereitete so den Boden für die zum Teil abendfüllenden Sinfonien der Romantik (Bruckner, Mahler). Heute ist „Beethovens Neunte“ weltweit eines der populärsten Werke der klassischen Musik.

1972 wurde das Hauptthema des letzten Satzes vom Europarat zu seiner Hymne erklärt und 1985 von der Europäischen Gemeinschaft als offizielle Europahymne angenommen. In der Begründung heißt es, „sie versinnbildliche die Werte, die alle teilen, sowie die Einheit in der Vielfalt“. Das in der Staatsbibliothek zu Berlin befindliche Autograph wurde in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.

Instrumentierung und Satzbezeichnungen

Instrumentierung

Satzbezeichnungen

  1. Satz: Allegro ma non troppo, un poco maestoso (d-Moll)
  2. Satz: Molto vivace – Presto (d-Moll)
  3. Satz: Adagio molto e cantabile – Andante moderato (B-Dur)
  4. Satz: Finale: Presto – Allegro assai – Allegro assai vivace (alla marcia) – Andante maestoso – Adagio ma non troppo ma divoto – Allegro energico e sempre ben marcato – Allegro ma non tanto – Presto – Maestoso – Prestissimo (d-Moll/D-Dur)

Die Aufführungszeit beträgt etwa 65 bis 75 Minuten.

Text

O Freunde, nicht diese Töne!
Sondern laßt uns angenehmere
anstimmen und freudenvollere.

Freude! Freude!

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein;
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!

Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!

Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur;
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.

Küsse gab sie uns und Reben,
Einen Freund, geprüft im Tod;
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.

Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prächt’gen Plan,
Laufet, Brüder, eure Bahn,
Freudig, wie ein Held zum Siegen.

Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahnest du den Schöpfer, Welt?
Such’ ihn überm Sternenzelt!
Über Sternen muß er wohnen.

Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Freude, schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium,
Freude, schöner Götterfunken, Götterfunken.

Zur Entstehungsgeschichte siehe auch

Zur Analyse der einzelnen Sätze siehe auch

Zur Rezeption und zu weiteren Theman siehe auch

National- und Europahymne

Der Freimaurer und Begründer der Paneuropa-Bewegung Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi schlug schon 1955 Beethovens Vertonung als neue Europäische Hymne vor.[1] Seit 1972 ist die Melodie offizielle Hymne des Europarats. Auf Bitte des Europarates arrangierte Herbert von Karajan drei Instrumentalversionen: für Klavier, für Blasinstrumente und für Orchester. Seine Instrumentalversion war seit 1985 die offizielle Hymne der Europäischen Gemeinschaft beziehungsweise der Europäischen Union.[2] Am 17. Februar 2008, dem Tag der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo, wurde die Europahymne (nach dem Finalsatz der Sinfonie) als provisorische Nationalhymne gespielt.

Von 1974 bis 1979 war die Melodie des Finalsatzes Grundstock der Nationalhymne Rhodesiens, Rise O Voices of Rhodesia.

Bis 1952 wurde zu offiziellen Anlässen vielfach Beethovens Ode an die Freude als westdeutsche Ersatz-Nationalhymne verwendet, weil es keine offizielle Nationalhymne gab. Bei den Olympischen Spielen 1956, 1960 und 1964 trat jeweils eine gesamtdeutsche Olympiamannschaft unter der Ode an die Freude an. Am 2. Oktober 1990, dem Vorabend der deutschen Wiedervereinigung, fand im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Ost-Berlin der letzte Staatsakt der DDR-Regierung unter Lothar de Maizière mit der Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie durch Kurt Masur statt.

Literatur (Auswahl)

  • Esteban Buch: Beethovens Neunte. Eine Biographie. Propyläen, Berlin 2000, ISBN 3-549-05968-X.
  • Nicholas Cook: Beethoven: Symphony No. 9. Cambridge 1993, ISBN 0-521-39924-6.
  • David Benjamin Levy: Beethoven. The Ninth Symphony. New York 1995, ISBN 0-02-871363-X.
  • Dieter Hildebrandt: Die Neunte. Schiller, Beethoven und die Geschichte eines musikalischen Welterfolgs. Hanser, München/Wien 2005, ISBN 3-446-20585-3.

Unter speziellen Aspekten

  • Dieter Rexroth: Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 9 d-Moll, op. 125. Einführung und Analyse. München/Mainz 1979, ISBN 3-442-33010-6.
  • Liao Nai-Xiong: Eine Analyse der Musik von Beethovens Neunter Symphony und ihres philosophischen Inhalts. In: Renmin-yinyue [Musik des Volkes], 11–12/1979, S. 72–80 (chinesisch).
  • Andreas Eichhorn: Beethovens Neunte Symphonie. Die Geschichte ihrer Aufführung und Rezeption. Kassel 1993, ISBN 3-7618-1143-8.
  • Otto Baensch: Zur neunten Symphonie. Nachträgliche Feststellungen. In: Neues Beethoven-Jahrbuch. Jg. 4, 1930, S. 133–139.
  • George Grove: Beethoven’s Ninth Symphonie (Choral). Boston 1896

Essays und Aufsätze

  • Wolfgang Stähr: IX. Symphonie in d-Moll op. 125. Analyse und Essay. In: Renate Ulm (Hrsg.): Die 9 Symphonien Beethovens. Entstehung, Deutung, Wirkung. München-Kassel 1994, ISBN 3-7618-1241-8, S. 246–263.
  • Alexander Serow: Die neunte Symphonie von Beethoven. Ihr Bau und ihre Idee. In: Nathan Notowicz (Hrsg.): Aufsätze zur Musikgeschichte. übersetzt von Felix Loesch. Berlin 1955, S. 235–247.
  • Heinrich Schenker: Beethovens Neunte Sinfonie. Eine Darstellung des musikalischen Inhaltes unter fortlaufender Berücksichtigung auch des Vortrages und der Literatur. Wien/Leipzig 1912, DNB 575992719.
  • Donald Francis Tovey: Ninth Symphony in D Minor, op. 125: Its Place in Musical Art. In: ders.: Essays in Musical Analysis. Vol. II, London 1935, S. 83–127.
  • Donald Francis Tovey: A Précis of Beethoven’s Ninth Symphony, op. 125. Supplementary to the Larger Analytical Essays in Vol. II. In: ders.: Essays in Musical Analysis. Vol. I, London 1935, S. 67–83.

Sammelwerke

  • Karl Nef: Die neun Sinfonien Beethovens. Leipzig 1928, S. 252–328.
  • Jacques-Gabriel Prod’homme: Les Symphonies de Beethoven. Paris 1906, S. 376–474.

Dokumentation

  • Beethovens Neunte: Rezeptionsgeschichte der Ode „An die Freude“. (Originaltitel: La Neuvième); Pierre-Henry Salfati (Regie), Christian Labrande (Drehbuch); Deutschland, Frankreich, Kanada 2004; 79/109 Minuten. Gefeiert als bester Beitrag des WorldMedia-Festival 2005 in Hamburg in der Hauptkategorie „Documentaries“.

Weblinks

Commons: 9. Sinfonie (Beethoven) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. R. de Coudenhove-Kalergi: Brief. (PDF) Archiviert vom Original am 17. Februar 2006; abgerufen am 8. Januar 2013 (3 August 1955).
  2.  Daniel Valente: Die Symbole der Europäischen Union. GRIN Verlag, Gütersloh 2007, ISBN 978-3-638-58927-7, S. 9 (Studienarbeit, books.google.de).


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