Barnabasevangelium und Barnabas (Apostel): Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Barnabasevangelium''' ist ein [[apokryph]]es [[Evangelium (Buch)|Evangelium]], das nach [[Barnabas (Apostel)|Barnabas]], einem [[Apostel]] aus dem engeren Kreise [[Jesus von Nazaret|Jesu]], benannt ist. Die Überlieferungsgeschichte des Textes ist umstritten. Besondere Bedeutung erhält er dadurch, dass er in zentralen Aussagen stark von der Glaubenstradition fast aller christlichen Konfessionen abweicht und [[islam]]isches Gedankengut enthält.
[[Datei:Mafra34.jpg|miniatur|Statue des Hl. Barnabas in der Kirche des Nationalpalastes in Mafra, Portugal]]
[[Datei:St. Barnabas-Klosterkirche 2.jpg|miniatur|St. Barnabas-Klosterkirche und Ikonen-Museum]]
[[Datei:St. Barnabas-Ikone.jpg|miniatur|St. Barnabas-Ikone (1921), Klosterkirchen-Museum]]
'''Barnabas''' war aus dem israelitischen Stamm [[Wikipedia:Leviten|Levi]], stammte aber aus [[Wikipedia:Zypern|Zypern]]. Nach dem gesicherten Text von {{B|Apg|4|36}} hieß er auch Josef (in einigen Handschriften Joses). Barnabas (''griechisch'' Βαρνάβας) wird in der [[Bibel]] mehrfach erwähnt (Apostelgeschichte, 1. Korintherbrief, Galaterbrief) und nach späten Traditionen zu den [[Jünger (Bibel)|Jüngern]] [[Jesus Christus|Jesu]], jedoch nicht zu den innersten Zwölf [[Apostel]]n gezählt. Er soll in [[Wikipedia:Rom|Rom]] gepredigt, in [[Wikipedia:Mailand|Mailand]] als [[Wikipedia:Bischof|Bischof]] amtiert und [[Wikipedia:Clemens von Rom|Clemens von Rom]] getauft haben.


Von islamischen Gelehrten wird das Barnabasevangelium bisweilen als [[Wikipedia:Kronzeuge|Kronzeuge]] für eine Verfälschung der Lehre Jesu in den christlichen [[Wikipedia:Bibelkanon|kanonischen]] Texten herangezogen. Christliche Theologen, säkulare Historiker, aber auch einige islamische Gelehrte sehen im vorliegenden Text dagegen eine Fälschung aus dem 14. bis 16. Jahrhundert ([[Wikipedia:Pseudepigraph|Pseudepigraph]]).
Barnabas soll den [[apokryphen]] Barnabasakten zufolge als [[Märtyrer]] auf Zypern gestorben sein, wo er als [[Wikipedia:Geschichte Zyperns#Römische und Byzantinische Zeit|Nationalheiliger]] gilt. Nach diesem Legendenstrang gilt das Jahr [[61]] als sein Todesjahr, als Ort wird [[Salamis (Zypern)|Salamis]] bei Famagusta angegeben.


Das Barnabasevangelium ist nicht zu verwechseln mit dem [[Barnabasbrief]] aus dem 1. Jahrhundert oder den Barnabasakten der neutestamentlichen [[Apokryphen]].
== Leben und Zeugnisse ==
Nach den Angaben der [[Apostelgeschichte des Lukas]] war Josef, genannt Barnabas, Mitglied der [[Jerusalemer Urgemeinde|ersten christlichen Gemeinde]] in Jerusalem, die er mit dem Verkaufserlös eines Gutes förderte ([[Apostelgeschichte|Apg]] 4,36 f.). Sein Name ''Barnabas'' wird als »Sohn des Trostes« gedeutet, siehe bei [[Wikipedia:Barnabas#Herkunft und Bedeutung des Namens|Herkunft und Bedeutung des Namens]]. Laut Apg 9,27 sorgte er für die Akzeptanz des [[Paulus von Tarsus|Paulus]] bei den Jerusalemer Aposteln. Historisch besehen gilt dies jedoch als äußerst umstritten.


== Text ==
Nach Apg 11,22-30; 13,1 wirkte Barnabas vor allem in [[Antiochia]] missionarisch. In der dortigen Gemeinde aus Juden- und [[Heidenchristen]] ist er gemeinsam mit Petrus und Paulus, den er dort selbst einführt, und anderen tätig. In Apg 13 und 14 wird berichtet, dass er mit Paulus als Begleiter eine Missionsreise durch Zypern und das südliche [[Kleinasien]] durchführte. Unbestritten war Barnabas einer der führenden frühchristlichen [[Missionar]]e. Er war auch einer der Teilnehmer beim [[Apostelkonvent]] (vgl. Apg 15,1-5 und [[Brief des Paulus an die Galater|Gal]].2,1-10).
Das Barnabasevangelium versteht sich selbst als „wahres Evangelium Jesu, genannt Christus, eines neuen Propheten, der von Gott der Welt gesandt, gemäß dem Bericht des Barnabas, seines Apostels“ und gilt den Verteidigern seiner Echtheit als das einzige bekannte Evangelium, dessen Verfasser wirklich Zeuge der Ereignisse um Jesus war.
Die Geschichte des Textes lässt sich jedoch nur bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Der älteste vollständig erhaltene Text ist ein italienisches Manuskript aus dem 18. Jahrhundert, das heute in der [[Wikipedia:Österreichische Nationalbibliothek|Österreichischen Nationalbibliothek]] einzusehen ist. Von zwei älteren spanischen Manuskripten ist nur noch eines fragmentarisch erhalten und wird in Sydney aufbewahrt. Griechische, lateinische oder aramäische Handschriften wurden niemals entdeckt.  


Die von den Verfechtern der Echtheit postulierte frühe Textgeschichte beruht auf einigen Spekulationen. Das Evangelium sei in der frühen Kirche weit verbreitet gewesen und beispielsweise durch [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus]] rezipiert worden, habe zwischenzeitlich sogar dem Kanon der alexandrinischen Kirche angehört, bis es im Jahr 325 durch das [[Erstes Konzil von Nicäa|Konzil von Nicäa]] verboten worden sei. Der Papst habe jedoch ein Exemplar in seiner Privatbibliothek gerettet, wo es aufbewahrt worden sei, bis es am Ende des 16. Jahrhunderts ein Freund Papst [[Wikipedia:Sixtus V.|Sixtus' V.]] aus der Bibliothek entwendete. Nach einer weiteren Legende aus dem 16. Jahrhundert stamme ein Manuskript von Barnabas selbst. Es sei im Jahr 478 mitsamt den sterblichen Überresten des Barnabas auf [[Wikipedia:Zypern|Zypern]] entdeckt worden. Der Autor beruft sich dabei auf eine in ihrer Historizität umstrittene zypriotische Legende des 5. Jahrhunderts, in der allerdings von einem Evangelium berichtet wird, das von Barnabas abgeschrieben wurde.
Das Neue Testament berichtet auch von Meinungsverschiedenheiten zwischen Barnabas und Paulus: Zum einen ging es um die Möglichkeit einer Tischgemeinschaft von Juden- und Heidenchristen in Antiochia ([[Brief des Paulus an die Galater|Gal]] 2,11-13). Zum anderen drehte sich ein Streit um die Mitnahme des [[Markus (Evangelist)|Johannes Markus]] auf eine weitere Missionsreise (Apg 15,36-41).


Für eine frühchristliche Existenz des heute bekannten Barnabasevangeliums gibt es keinen Beweis. Das [[Wikipedia:Decretum Gelasianum|''Decretum Gelasianum de libris recipiendis et non recipiendis'']] (496 n. Chr.) nennt zwar im Rahmen eines Verzeichnisses apokrypher Schriften ein Barnabasevangelium („Evangelium nomine Barnabae“) unter den kirchlich nicht angenommenen Büchern. Die Schrift ist jedoch sonst unbekannt und kann daher nicht mit dem heute bekannten Werk identifiziert werden.
Der „[[Barnabasbrief]]“ stammt mit einiger Gewissheit nicht von ihm, da der Brief erst in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts entstand. Er enthält ausgefallene Auslegungen des Alten Testaments (Allegorie) sowie Polemik gegen das Judentum. Der frühchristliche Autor [[Tertullian]] schrieb den [[Hebräerbrief]] Barnabas zu. In den Barnabasakten wird von seinen Missionsreisen und seinem Märtyrertod auf Zypern berichtet. Das Werk stammt aus dem 6. Jahrhundert. Das [[Barnabasevangelium]], das in einem italienischen Manuskript aus dem 16. Jh. erhalten ist, entstand nach christlicher Auffassung erst im 14.–16. Jahrhundert. Ein weiteres, nur im Fragment erhaltenes, spanisches Manuskript hingegen berichtet, dass ein Mönch namens Fra Marino das Evangelium aus der Bibliothek des Papstes Sixtus V. heimlich entwendet haben soll. Es verkündet [[Mohammed]] als den wahren Propheten und Jesus als seinen Vorläufer, der nicht am Kreuz starb und auch nicht Gottes Sohn ist. Daher wird es von muslimischer Seite zur Bekräftung der eigenen religiösen Standpunkte ins Feld geführt. Dass tatsächlich ein „Evangelium unter dem Namen des Barnabas in der alten Kirche existierte, belegt das Decretum Gelasianum de libris recipiendis et non recipiendis“ (496 n. Chr), einem Verzeichnis erlaubter und verbotener Bücher. Es wird dort den nicht-kanonischen (apokryphen) Schriften zugeordnet. In der türkischen Zeitung „Türkiye“ erschien am 25. Juli 1986 ein Bericht, demzufolge eine aramäische Handschrift des Barnabas-Evangeliums auf dem Berg Mem in Uludere (Süd-Anatolien) entdeckt wurde.
Altkirchliche Legenden berichten von der Heilung Kranker durch Barnabas, indem er den Kranken das [[Matthäusevangelium]] auflegte.


== Verfasser ==
Der Umstand, dass kaum Kirchen und Klöster nach Barnabas benannt wurden, liegt daran, dass er im Neuen Testament ganz in den Schatten des Paulus zurücktritt. Es existiert jedoch ein [[Barnabiten]]-Orden, der nach einer Barnabas-Kirche benannt wurde.
Etliche fehlerhafte Darstellungen der [[Wikipedia:Geographie|Geographie]] und Geschichte [[Wikipedia:Judäa|Judäa]]s in den Erzählungen zeigen, dass der Verfasser weder Zeit noch Örtlichkeiten der Handlung aus eigener Anschauung kannte. Gegen ein vorschnelles Urteil, es handele sich um eine islamische [[Propaganda]]schrift, sprechen die erheblichen Differenzen zur islamischen Lehre, die sich trotz der Rezeption des Islam im Text finden.


Ein unter Historikern als wahrscheinlich angesehener Erklärungsansatz ist es, im Verfasser einen zum Islam konvertierten Christen zu sehen, der über Kenntnisse in beiden Traditionen verfügte. Den Text hat er wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Spanien verfasst. Außer den schon genannten Argumenten (mittelalterliches Gedankengut, fehlende antike Textbezeugung) bringt Lonsdale Ragg noch folgendes Argument zur Datierung vor: Das Barnabasevangelium spricht von den [[Jubeljahr]]en im Abstand von 100 Jahren, während das Alte Testament in {{B|3 Mos|25|10|LUT}} einen 50-jährigen Abstand nennt. 1300 n.Chr. setzte [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Bonifatius VIII.|Bonifatius VIII.]] die Jubeljahrfeier auf den [[Jubeljahr#Jubeljahr in der katholischen Kirche|100-jährigen Abstand]] fest, aber schon 1343 verkürzte [[Wikipedia:Clemens VI.|Clemens VI.]] die Zeit auf die biblischen 50 Jahre und kündigte das nächste Jubiläum für 1350 an. Einen 100-jährigen Turnus des Jubeljahres hat es also historisch nur in der Zeit von 1300 bis 1343 gegeben, was für eine Abfassung des Barnabasevangeliums in dieser Zeit spricht.<ref>Christine Schirmacher: [http://www.islaminstitut.de/uploads/media/Barnabasevangelium.pdf ''Wurde das wahre Evangelium Christi gefunden?''] (PDF; 149,80 kB)</ref>
== St. Barnabas-Kloster ==
[[Datei:Salamis Grab Barnabas.JPG|mini|rechts|Grab des hl. Barnabas in der Krypta, bedeutender griechisch-orthoxer Wallfahrtsort im türkisch besetzten Teil Zyperns]]
Etwa acht Kilometer nördlich von [[Famagusta]] und zwei Kilometer westlich von [[Salamis (Zypern)|Salamis]] liegt das St. Barnabas-Kloster und die Grabstätte, wo der Märtyrer Barnabas als zypriotischer Nationalheiliger verehrt wird. Die Anlage umfasst die Klosterkirche, Klostergebäude mit dem Museum für Ikonen und Archäologie und die Grabkirche des Heiligen. Die Anlage liegt am Westrand der Nekropole von Salamis, zwischen der antiken Stadt Salamis/Constantia und der archaischen Stadt [[Enkomi]].


== Türkische Untersuchungen ==
Das Kloster soll im Jahre 477 n. Chr., die heutige Klosterkirche auf einem früheren Bau des 10. Jahrhunderts im Jahre 1756 durch Erzbischof Philotheos errichtet worden sein. Nach Weggang der letzten drei Mönche im Jahre 1976 werden die unverändert belassene Klosterkirche als Ikonen-Museum, die Klostergebäude als archäologisches Museum genutzt.
In der Türkei kam es zu verschiedenen Spekulationen über Handschriftenfunde zum Barnabasevangelium. Die türkische Zeitung [[Wikipedia:Türkiye (Tageszeitung)|Türkiye]] meldete am 25. Juli 1986, dass eine aus dem 1. Jahrhundert stammende aramäische Handschrift des Barnabasevangeliums auf dem Berg Mem in [[Wikipedia:Uludere|Uludere]] ([[Wikipedia:Südostanatolien|Südostanatolien]]) entdeckt worden sei. Das Manuskript solle sich im Besitz der türkischen Regierung befinden, sei jedoch unveröffentlicht. Nach anderen Medienberichten von 2012 soll im Jahr 2000 bei einer Polizeiaktion gegen Schmuggler an der türkischen Mittelmeerküste eine Handschrift in aramäischer Sprache beschlagnahmt worden sein, von der es heißt, sie könne bis zu 1.500 Jahre alt sein. Türkische Medien spekulieren, es handle sich möglicherweise um ein Exemplar des Barnabasevangeliums.<ref>[[Wikipedia:Nomen Nominandum|N.N.]]: [http://gundem.milliyet.com.tr/adli-emanetten-hazine-cikti/gundem/gundemdetay/24.02.2012/1507129/default.htm ''Adli emanetten hazine çıktı''] (türkisch), Artikel vom 24. Februar 2012 mit Abbildung des Schriftstückes in der [[Milliyet]].com.tr</ref> Dem türkischen Kulturminister Ertugrul Günay zufolge soll das Fundstück untersucht und nach der Restaurierung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.<ref>[http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5gsTiRrz3It3A0cbZTxqurvlWIpGw?docId=CNG.903b85513e76ca2f0ccc40c616e7e422.01 Meldung der Nachrichtenagentur AFP vom 24. Februar 2012]. Abgerufen am 20. Juni 2012.</ref> Da außer diesen Presseberichten und Absichtserklärungen keine weiteren [[Wikipedia:Archäologie|archäologisch]] oder [[Wikipedia:Paläografie|paläografisch]] gesicherten Informationen zu den Funden existieren, sind diese Behauptungen nicht überprüfbar. Wissenschaftler bezweifeln das vermutete Alter der Handschrift und halten sie für eine Fälschung.<ref>[http://timothymichaellaw.com/2012/02/24/not-a-1500-year-old-bible-in-turkey/ Blog von Timothy Michael Law vom 24. Februar 2012]. Abgerufen am 20. Juni 2012.</ref>


== Inhalt ==
Bei den Artefakten des archäologischen Museums handelt es sich insbesondere um sehr zahlreiche außergewöhnliche Keramiken aus [[Enkomi]] (etwa 7000 bis 1000 v. Chr.) und [[Salamis (Zypern)|Salamis]], soweit sie nicht in das [[Cyprus Museum]] nach [[Nikosia]] oder das [[British Museum|Britische Museum]] nach [[London]] verbracht worden sind.
Die Theologie des Barnabasevangeliums weicht in drei fundamentalen Punkten von der Auffassung fast aller christlichen Kirchen und der kanonischen neutestamentlichen Schriften ab:
* Trinität, Gottessohnschaft Jesu
* Erlösertod am Kreuz
* Auferstehung


Das Evangelium schildert die Lebensgeschichte Jesu und seiner Jünger von der Ankündigung der Geburt Jesu bis zu seinem Tod. Der Text vereinigt dabei jüdische, christliche und muslimische Elemente. Wie die anderen Evangelien auch, erzählt es von Jesu Wundern, seinen Gleichnissen, vom letzten Abendmahl, Verrat, Prozess und Kreuzigung. Im Gegensatz zur christlichen Tradition stirbt allerdings nicht Jesus, sondern – aufgrund einer Verwechslung – [[Judas Ischariot]] am Kreuz. Folglich kann es auch keine Auferstehung Jesu gegeben haben. Damit erweitert das Barnabasevangelium eine Aussage des Koran, der in seiner einzigen [[Isa ibn Maryam#Die Kreuzigung Jesu in der islamischen Tradition|Erwähnung der Kreuzigung]] davon ausgeht, dass nicht Jesus gekreuzigt wurde, ohne das wahre Geschehen näher zu erläutern oder sich auf eine andere Person festzulegen (Sure 4, 157–158). Im gesamten Text des Evangeliums findet sich dezidiert islamisches Gedankengut. So enthält es die in frühchristlicher Zeit noch unbekannte [[Schahada]] (das islamische Glaubensbekenntnis), nennt [[Adam und Eva|Adam]], [[Abraham]], [[Ismael]], [[Mose]]s, [[David (Israel)|David]] und [[Jesus von Nazaret|Jesus]] unterschiedslos Gesandte Gottes oder lässt die Verheißung der Geburt Jesu an Ismael ergehen, der auch anstelle von [[Isaak (Erzvater)|Isaak]] durch Abraham geopfert werden sollte. Damit bestreitet der Text die exklusive Stellung [[Jesus Christus|Jesu Christi]] im Christentum.
== Attribute, Reliquien, Patrozinien ==
''Attribut'': mit Matthäus-Evangelium, Stein<br />
''Orte mit Reliquien'': [[Mailand]], [[Prag]], [[Namur]], [[Köln]], [[Andechs]], [[Zypern]]<br />
''Patron'' von: [[Mailand]], [[Florenz]], [[Logroño]]<br />
''Schutzheiliger'': der [[Küfer|Küfer/Böttcher]], [[Weber]]
{{Siehe auch|Barnabaskirche}}


Aus der Rezeption islamischen Gedankengutes schließt die nichtislamische [[Redaktionskritik]], dass die vorliegende Textgestalt nicht vor dem 7. Jahrhundert entstanden sein kann. Allenfalls wäre es denkbar, dass eine ältere Vorlage – sofern sie überhaupt existierte – nach dem 7. Jahrhundert in wesentlichen Teilen mit pro-islamischer Tendenz überarbeitet worden wäre.<ref>Analoge Fälle sind mit der christlichen Überarbeitung ursprünglich jüdischer Texte bekannt, z.B. der christlichen Redaktion des  [[Griechische Baruch-Apokalypse|3.Baruch]]-, [[Paralipomena Jeremiae|4.Baruch]]- und [[4. Buch Esra|4.Esra]]-Buches.</ref> Eine weitergehende Analyse des Inhaltes zeigt Parallelen zu mittelalterlichem Gedankengut, so etwa den Vorstellungen [[Dante Alighieri|Dantes]] über [[Himmel (Religion)|Himmel]], [[Hölle]] und [[Garten Eden|Paradies]] oder den Idealen mittelalterlicher Mönchsaskese. Als wahrscheinlichste Datierung gilt nicht-islamischen Historikern daher der Zeitraum vom 14. bis ins 16. Jahrhundert.
== Gedenktag und Bauernregel ==


== Differenzen zur christlichen und islamischen Theologie ==
=== Gedenktag ===
=== Differenzen zur christlichen Theologie ===
Sein katholischer, evangelischer und anglikanischer Gedenktag ist der [[11. Juni]]. Es handelt sich dabei um einen [[Gebotener Gedenktag|gebotenen Gedenktag]] im [[Allgemeiner Römischer Kalender|Allgemeinen Römischen Kalender]] beziehungsweise einen Gedenktag im [[Evangelischer Namenkalender|Evangelischen Namenkalender]] und im Lutheran Worship beziehungsweise im Common Worship.
Trotz der auf nichtmuslimischer Seite eindeutigen Zurückweisung einer frühchristlichen Entstehungszeit hält die Diskussion über die Echtheit der Schrift in der Auseinandersetzung zwischen Islam und Christentum bis heute an. Viele islamische Forscher halten an der Frühdatierung fest, da sie einen schlagkräftigen Beweis für die Verfälschung der [[Offenbarung]] durch die (paulinische) Tradition der Kirche liefere, keinen Widerspruch zum Islam darstelle und sich die Widerlegung ihrer Beweisführung letztlich auf christliche [[Glauben]]sauffassungen gründe. Mit derselben Konsequenz lehnen christliche Forscher die Möglichkeit der Echtheit ab. Ihnen genügen bereits die Widersprüche zwischen der Darstellung des Barnabas und der der kanonischen Evangelien als ausreichender Fälschungsbeweis.
Nicht in allen Details stimmt das Barnabasevangelium mit islamischen Lehren überein, aber doch in sehr vielen, und da der Islam erst im siebten Jahrhundert entstand, spricht dies literatur- und religionswissenschaftlich gegen eine Abfassung der Schrift vor dem siebten Jahrhundert, aber durch eine Person, die sowohl mit der Kirche des 14. Jahrhunderts als auch oberflächlich mit dem Islam vertraut ist. Folgende Punkte deuten auf islamischen Einfluss hin:


* Notwendigkeit der Beschneidung, verordnet von Gott in der Präambel und von Jesus in den Kapiteln 22-23 ("Wahrlich, ich sage Euch, ein Hund ist besser als ein unbeschnittener Mann.").
=== Bauernregel ===
* Behauptung der Verfälschung des Alten Testamentes durch die Juden (Pharisäer)
Zwei dem Namenstag entsprechende [[Liste der Bauernregeln|Bauernregeln]] lauten:
* Behauptung der Verfälschung des Neuen Testamentes durch die Christen
* ''Mit seiner Sens' der Barnabas, kommt her und schneidet ab das Gras.''
* Propheten wie Adam, Abraham, Ismael, Mose, David und Jesus werden als „Gesandte Gottes“ bezeichnet
* ''Wenn St. Barnabas bringt Regen, gibt's reichen Traubensegen.''
* Adam rezitiert das islamische Glaubensbekenntnis (sahada)
* Ismael, nicht Isaak, wird von Abraham beinahe geopfert
* Jesu alleinige Sendung zu den Juden
* Übermittlung der Offenbarung Gottes durch den Engel Gabriel
* Jesus nennt Muhammad „den Größeren“, der nach ihm kommen würde
* Judas, nicht Jesus, wird gekreuzigt
* Paulus habe die christliche Lehre verfälscht
 
=== Differenzen zur islamischen Theologie ===
Einige Widersprüche zum Koran deuten darauf hin, dass der Autor – offensichtlich ein spanischer Katholik des 14. Jahrhunderts – nur oberflächlich mit dem Islam vertraut war und nicht alle islamischen Lehren kannte. Folgende Punkte stimmen teilweise mit der spätmittelalterlichen christlichen (römisch-katholischen) Lehre überein, nicht aber mit dem Koran:
 
* Eintreten für die Monogamie
* Geburt Jesu in einer Herberge in Betlehem
* Marias schmerzlose Geburt Jesu
* Neun Himmel und als zehnter das Paradies
* Muhammad als der Messias
 
== Hauptargumente gegen die Frühdatierung ==
* Es gibt keine Textüberlieferung des Barnabasevangeliums vor dem 16. Jahrhundert.
* Im Gegensatz zu den [[Biblischer Kanon|kanonischen]] und auch zu anderen apokryphen Texten ist bei christlichen Kirchenvätern oder Kirchenlehrern kein Zitat aus dem Barnabasevangelium nachgewiesen.
* Es wird vor dem 16. Jahrhundert auch von keinem islamischen Autor erwähnt.
* Es gibt im Barnabasevangelium mehrere schwere historische und geographische Fehler, wie beispielsweise, dass Jesus Christus geboren wurde, als Pilatus Statthalter war (also ab 26 oder 27 n. Chr.), oder dass Jesus zu Schiff nach [[Jerusalem]] reiste (das aber inmitten des Festlands liegt).
* Es gibt im Barnabasevangelium Widersprüche zu frühen nicht-christlichen Quellen.
* Das Barnabasevangelium zitiert aus der [[Vulgata]], der lateinischen Bibelübersetzung, die jedoch erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. entstand.
* Das Barnabasevangelium erwähnt vier der [[Fünf Säulen des Islam]], die jedoch vor der Entstehung des Islam im 7. Jahrhundert n. Chr. unbekannt waren.
 
== Siehe auch ==
* [[Indschil]], das Evangelium im Koran.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Lonsdale & Laura Ragg: ''The Gospel of Barnabas.'' Clarendon Press, Oxford 1907 (Kritische Ausgabe des italienischen Manuskripts mit ausführlicher wissenschaftlicher Einleitung).
* {{BBKL|b/barnabas|band=14|spalten=744-746|autor=Dietfried Gewalt|artikel=Barnabas}}
* David Sox: ''The Gospel of Barnabas.'' Allen & Unwin, London 1984.
* Bernd Kollmann: ''Joseph Barnabas. Leben und Wirkungsgeschichte.'' Stuttgarter Biblische Studien 175, Stuttgart 1998 (wissenschaftlich fundiert, übersichtlich, allgemeinverständlich).
* [[Christine Schirrmacher]]: ''Mit den Waffen des Gegners. Christlich-Islamische Kontroversen im 19. und 20. Jahrhundert'' (= ''Islamkundliche Untersuchungen.'' Band 162). Klaus Schwarz Verlag, Berlin 1992.  
* Robert A. Kraft: ''The Apostolic Fathers.'' Bd. 3, Barnabas and the Didache, Hrsg. Robert Grant, Thomas Nelson and Sons, New York 1965, [http://ccat.sas.upenn.edu/rs/rak/publics/barn/barndidintro.htm aktualisierte Onlineausgabe].
* Safiyya M. Linges: ''Das Barnabas Evangelium.'' Turban Verlag, Bonndorf 1994, ISBN 3-92760602-2 (deutsche Übersetzung der englischen Übersetzung des italienischen Manuskripts; Neuauflage 2004 Spohr-Verlag).
* Paul Krumme: ''Barnabas, Sohn des Trostes.'' Dillenburg 1992, ISBN 3-89436-041-0 (Reihe „Menschen der Bibel“) (allgemeinverständlich, anwendungsbezogen).
* Christine Schirrmacher: [http://www.islaminstitut.de/uploads/media/Barnabasevangelium.pdf ''Wurde das wahre Evangelium Christi gefunden?''] (PDF; 153&nbsp;kB) Buchrezension in der Zeitschrift für Mission, XXI Heft 3, 1995, S. 210–211.
* Safiyya M. Linges : ''Das Barnabas-Evangelium.'' (Broschiert) Spohr, Juli 2004, ISBN 3-927606-30-8.
* Markus Öhler: ''Barnabas. Der Mann in der Mitte.'' Biblische Gestalten 12. Evang. Verlagsanstalt, Leipzig 2005, ISBN 3-374-02308-8 (allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert).
* Markus Öhler: ''Barnabas. Die historische Person und ihre Rezeption in der Apostelgeschichte.'' Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 156. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-147977-7 (wissenschaftliche Arbeit).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
=== Textausgaben ===
{{Commonscat|Saint Barnabas|{{PAGENAME}}}}
* [http://www.barnabas.net/chapter_index.htm Englische Onlineversion (islamisch)]
* {{DNB-Portal|118652559|NAME=Barnabas}}
* [http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/suche.php?tags=118652559 Literatur zu Barnabas] im Opac der Regesta Imperii
* [http://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Barnabas.html?print Stadlers Heiligenlexikon]
* [http://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Barnabas.htm Ökumenisches Heiligenlexikon]
* [http://www.schwarzaufweiss.de/Nordzypern/barnabaskloster.htm St. Barnabas-Kloster]


=== Sekundärliteratur ===
{{Normdaten|TYP=p|GND=118652559|VIAF=279907297}}
* Rod Blackhirst: [http://www.depts.drew.edu/jhc/Blackhirst_Barnabas.html Barnabas and the Gospels. Was There an Early Gospel of Barnabas?] Journal of Higher Criticism (JHC) 7/1, Madison 2000 (Veröffentlichung des Institute for Higher Critical Studies der Drew University, aufgerufen am 1. Dezember 2012)
* Rod Blackhirst: [http://www.latrobe.edu.au/news/articles/2011/podcasts/the-gospel-of-barnabas/transcript The Gospel of Barnabas] Podcast der [[La Trobe University]] Melbourne, 11. November 2011 (aufgerufen am 1. Dezember 2012)
* John Gilchrist: [http://www.bible.ca/islam/library/Gilchrist/barnabas.htm ''Origins and Sources of the Gospel of Barnabas.''] (kritische Analyse, englisch)
* Samuel Green: [http://www.answering-islam.org/Green/barnabas.htm ''The Gospel of Barnabas.''] 2004.
* Oddbjørn Leirvik: [http://folk.uio.no/leirvik/tekster/Barnabas.htm ''History as a Literary Weapon: The Gospel of Barnabas in Muslim-Christian Polemics''] (a historical survey of both Christian and Islamic perspectives) Studia Theologica 2002:1, S. 4–26. (englisch)
* Christine Schirrmacher: [http://www.grundtexte.de/index.php?option=com_attachments&task=download&id=294 ''Das Barnabasevangelium – Wahres Evangelium oder mittelalterliche Fälschung?''] (Buchkritik zur deutschen Ausgabe des Barnabasevangeliums von 1994/2004)
* Jan Slomp: [http://www.chrislages.de/barnarom.htm ''The “Gospel of Barnabas” in recent research.''] In: Islamochristiana volume 23, 1997. (englisch)


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Heiliger (1. Jahrhundert)]]
<references />
[[Kategorie:Person des evangelischen Namenkalenders]]
[[Kategorie:Märtyrer]]
[[Kategorie:Bischof (1. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Geschichte Zyperns]]
[[Kategorie:Geboren im 1. Jahrhundert v. Chr. oder 1. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben im 1. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Mann]]


[[Kategorie:Apokryphe Schrift des Neuen Testaments]]
{{Personendaten
[[Kategorie:Evangelium]]
|NAME=Barnabas
|ALTERNATIVNAMEN=San Barnaba (italienisch); Bernabé apostol (spanisch)
|KURZBESCHREIBUNG=Sohn eines levitischen Gutsbesitzers, wird in der Bibel mehrfach erwähnt, Nationalheiliger Zyperns
|GEBURTSDATUM=1. Jahrhundert v. Chr. oder 1. Jahrhundert
|GEBURTSORT=
|STERBEDATUM=1. Jahrhundert
|STERBEORT=
}}


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 23. November 2013, 15:38 Uhr

Statue des Hl. Barnabas in der Kirche des Nationalpalastes in Mafra, Portugal
St. Barnabas-Klosterkirche und Ikonen-Museum
St. Barnabas-Ikone (1921), Klosterkirchen-Museum

Barnabas war aus dem israelitischen Stamm Levi, stammte aber aus Zypern. Nach dem gesicherten Text von Apg 4,36 EU hieß er auch Josef (in einigen Handschriften Joses). Barnabas (griechisch Βαρνάβας) wird in der Bibel mehrfach erwähnt (Apostelgeschichte, 1. Korintherbrief, Galaterbrief) und nach späten Traditionen zu den Jüngern Jesu, jedoch nicht zu den innersten Zwölf Aposteln gezählt. Er soll in Rom gepredigt, in Mailand als Bischof amtiert und Clemens von Rom getauft haben.

Barnabas soll den apokryphen Barnabasakten zufolge als Märtyrer auf Zypern gestorben sein, wo er als Nationalheiliger gilt. Nach diesem Legendenstrang gilt das Jahr 61 als sein Todesjahr, als Ort wird Salamis bei Famagusta angegeben.

Leben und Zeugnisse

Nach den Angaben der Apostelgeschichte des Lukas war Josef, genannt Barnabas, Mitglied der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem, die er mit dem Verkaufserlös eines Gutes förderte (Apg 4,36 f.). Sein Name Barnabas wird als »Sohn des Trostes« gedeutet, siehe bei Herkunft und Bedeutung des Namens. Laut Apg 9,27 sorgte er für die Akzeptanz des Paulus bei den Jerusalemer Aposteln. Historisch besehen gilt dies jedoch als äußerst umstritten.

Nach Apg 11,22-30; 13,1 wirkte Barnabas vor allem in Antiochia missionarisch. In der dortigen Gemeinde aus Juden- und Heidenchristen ist er gemeinsam mit Petrus und Paulus, den er dort selbst einführt, und anderen tätig. In Apg 13 und 14 wird berichtet, dass er mit Paulus als Begleiter eine Missionsreise durch Zypern und das südliche Kleinasien durchführte. Unbestritten war Barnabas einer der führenden frühchristlichen Missionare. Er war auch einer der Teilnehmer beim Apostelkonvent (vgl. Apg 15,1-5 und Gal.2,1-10).

Das Neue Testament berichtet auch von Meinungsverschiedenheiten zwischen Barnabas und Paulus: Zum einen ging es um die Möglichkeit einer Tischgemeinschaft von Juden- und Heidenchristen in Antiochia (Gal 2,11-13). Zum anderen drehte sich ein Streit um die Mitnahme des Johannes Markus auf eine weitere Missionsreise (Apg 15,36-41).

Der „Barnabasbrief“ stammt mit einiger Gewissheit nicht von ihm, da der Brief erst in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts entstand. Er enthält ausgefallene Auslegungen des Alten Testaments (Allegorie) sowie Polemik gegen das Judentum. Der frühchristliche Autor Tertullian schrieb den Hebräerbrief Barnabas zu. In den Barnabasakten wird von seinen Missionsreisen und seinem Märtyrertod auf Zypern berichtet. Das Werk stammt aus dem 6. Jahrhundert. Das Barnabasevangelium, das in einem italienischen Manuskript aus dem 16. Jh. erhalten ist, entstand nach christlicher Auffassung erst im 14.–16. Jahrhundert. Ein weiteres, nur im Fragment erhaltenes, spanisches Manuskript hingegen berichtet, dass ein Mönch namens Fra Marino das Evangelium aus der Bibliothek des Papstes Sixtus V. heimlich entwendet haben soll. Es verkündet Mohammed als den wahren Propheten und Jesus als seinen Vorläufer, der nicht am Kreuz starb und auch nicht Gottes Sohn ist. Daher wird es von muslimischer Seite zur Bekräftung der eigenen religiösen Standpunkte ins Feld geführt. Dass tatsächlich ein „Evangelium unter dem Namen des Barnabas in der alten Kirche existierte, belegt das Decretum Gelasianum de libris recipiendis et non recipiendis“ (496 n. Chr), einem Verzeichnis erlaubter und verbotener Bücher. Es wird dort den nicht-kanonischen (apokryphen) Schriften zugeordnet. In der türkischen Zeitung „Türkiye“ erschien am 25. Juli 1986 ein Bericht, demzufolge eine aramäische Handschrift des Barnabas-Evangeliums auf dem Berg Mem in Uludere (Süd-Anatolien) entdeckt wurde. Altkirchliche Legenden berichten von der Heilung Kranker durch Barnabas, indem er den Kranken das Matthäusevangelium auflegte.

Der Umstand, dass kaum Kirchen und Klöster nach Barnabas benannt wurden, liegt daran, dass er im Neuen Testament ganz in den Schatten des Paulus zurücktritt. Es existiert jedoch ein Barnabiten-Orden, der nach einer Barnabas-Kirche benannt wurde.

St. Barnabas-Kloster

Grab des hl. Barnabas in der Krypta, bedeutender griechisch-orthoxer Wallfahrtsort im türkisch besetzten Teil Zyperns

Etwa acht Kilometer nördlich von Famagusta und zwei Kilometer westlich von Salamis liegt das St. Barnabas-Kloster und die Grabstätte, wo der Märtyrer Barnabas als zypriotischer Nationalheiliger verehrt wird. Die Anlage umfasst die Klosterkirche, Klostergebäude mit dem Museum für Ikonen und Archäologie und die Grabkirche des Heiligen. Die Anlage liegt am Westrand der Nekropole von Salamis, zwischen der antiken Stadt Salamis/Constantia und der archaischen Stadt Enkomi.

Das Kloster soll im Jahre 477 n. Chr., die heutige Klosterkirche auf einem früheren Bau des 10. Jahrhunderts im Jahre 1756 durch Erzbischof Philotheos errichtet worden sein. Nach Weggang der letzten drei Mönche im Jahre 1976 werden die unverändert belassene Klosterkirche als Ikonen-Museum, die Klostergebäude als archäologisches Museum genutzt.

Bei den Artefakten des archäologischen Museums handelt es sich insbesondere um sehr zahlreiche außergewöhnliche Keramiken aus Enkomi (etwa 7000 bis 1000 v. Chr.) und Salamis, soweit sie nicht in das Cyprus Museum nach Nikosia oder das Britische Museum nach London verbracht worden sind.

Attribute, Reliquien, Patrozinien

Attribut: mit Matthäus-Evangelium, Stein
Orte mit Reliquien: Mailand, Prag, Namur, Köln, Andechs, Zypern
Patron von: Mailand, Florenz, Logroño
Schutzheiliger: der Küfer/Böttcher, Weber


Gedenktag und Bauernregel

Gedenktag

Sein katholischer, evangelischer und anglikanischer Gedenktag ist der 11. Juni. Es handelt sich dabei um einen gebotenen Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender beziehungsweise einen Gedenktag im Evangelischen Namenkalender und im Lutheran Worship beziehungsweise im Common Worship.

Bauernregel

Zwei dem Namenstag entsprechende Bauernregeln lauten:

  • Mit seiner Sens' der Barnabas, kommt her und schneidet ab das Gras.
  • Wenn St. Barnabas bringt Regen, gibt's reichen Traubensegen.

Literatur

  • Dietfried Gewalt: Barnabas In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 744–746.
  • Bernd Kollmann: Joseph Barnabas. Leben und Wirkungsgeschichte. Stuttgarter Biblische Studien 175, Stuttgart 1998 (wissenschaftlich fundiert, übersichtlich, allgemeinverständlich).
  • Robert A. Kraft: The Apostolic Fathers. Bd. 3, Barnabas and the Didache, Hrsg. Robert Grant, Thomas Nelson and Sons, New York 1965, aktualisierte Onlineausgabe.
  • Paul Krumme: Barnabas, Sohn des Trostes. Dillenburg 1992, ISBN 3-89436-041-0 (Reihe „Menschen der Bibel“) (allgemeinverständlich, anwendungsbezogen).
  • Safiyya M. Linges : Das Barnabas-Evangelium. (Broschiert) Spohr, Juli 2004, ISBN 3-927606-30-8.
  • Markus Öhler: Barnabas. Der Mann in der Mitte. Biblische Gestalten 12. Evang. Verlagsanstalt, Leipzig 2005, ISBN 3-374-02308-8 (allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert).
  • Markus Öhler: Barnabas. Die historische Person und ihre Rezeption in der Apostelgeschichte. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 156. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-147977-7 (wissenschaftliche Arbeit).

Weblinks

Commons: Barnabas (Apostel) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


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