Kalender

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Ein Kalender (lat. Calendarium „Schuldbuch“, von calare „ausrufen“) zeigt eine Übersicht über die Tage, Wochen und Monate eines Jahres. Der Name leitet sich von den römischen Kalenden (lat. Kalendae) ab, dem jeweils ersten Tag des Monats, der öffentlich ausgerufen wurde. An diesen Tagen wurden Darlehen ausgezahlt und Zinsen oder Schulden eingefordert.

Kalendersysteme

Grundsätzlich kann man zwischen astronomischen Kalendern und Wandeljahrkalendern unterscheiden. Beide Arten von Kalendern haben das Ziel, den Kalender an die tatsächlichen astronomischen Verhältnisse anzupassen, um Jahreszeiten und andere zyklische Phänomene korrekt abzubilden. der Hauptunterschied zwischen einem astronomischen Kalender und einem Wandeljahrkalender ist die Methode, mit der sie erstellt werden: Astronomische Kalender basieren auf der direkten Beobachtung von Himmelskörpern, während Wandeljahrkalender auf mathematischen Regeln und Zyklen beruhen.

Ein astronomischer Kalender ist ein Kalendersystem, das auf astronomischen Ereignissen basiert, wie z.B. der Umlaufzeit der Erde um die Sonne (tropisches Jahr) oder der Umlaufzeit des Mondes um die Erde (Mondmonat). Diese Kalender versuchen, den Zeitverlauf anhand der beobachtbaren Bewegungen von Himmelskörpern zu organisieren. Beispiele für astronomische Kalender sind der gregorianische Kalender, der an das tropische Jahr angelehnt ist, und der islamische Kalender, der auf Mondzyklen basiert.

Ein Wandeljahrkalender, auch als arithmetischer Kalender bekannt, ist ein Kalendersystem, das auf mathematischen Regeln und Zyklen basiert, um die Länge von Jahren und Monaten zu bestimmen. Ausgangspunkt ist eine fixe Jahresdauer, die aber von der des tatsächlichen Sonnenjahres abweicht, z. B. 365 Tage statt rund 365,24 Tage des tropischen Jahres, wodurch das Wandeljahr allmählich durch die Jahreszeiten wandert. Anstatt die Positionen von Himmelskörpern direkt zu beobachten, verwenden Wandeljahrkalender feste Regeln und Formeln, durch die sich die Dauer des Zeitraums errechnen lässt, nach welchem sich der Wandeljahrkalender wieder mit den tatsächlichen Jahreszeiten deckt, bzw. um Schalttage oder Schaltmonate hinzuzufügen und so den Kalender an die tatsächlichen astronomischen Verhältnisse anzupassen. Beispiele für Wandeljahrkalender sind etwa der ägyptische Kalender mit 365 Tagen oder der jüdische Kalender, der auf dem Meton-Zyklus basiert, einem 19-jährigen Zyklus, in dem sieben Schaltmonate hinzugefügt werden, um den Mondkalender an das Sonnenjahr anzupassen.

Nach den astronomischen Phänomenen, auf denen sie basieren, lassen sich verschiedene Systeme der Kalenderrechnung unterscheiden. Die wichtigsten sind:

Solarkalender

Solarkalender basieren auf der Umlaufzeit der Erde um die Sonne. Ein solares Jahr, auch als tropisches Jahr bezeichnet, entspricht der Zeit, die die Erde benötigt, um einmal um die Sonne zu kreisen. Solarkalender versuchen, den Jahresverlauf anhand der Position der Erde in Bezug auf die Sonne zu organisieren. Beispiele für Solarkalender sind der gregorianische Kalender und der julianische Kalender.

Lunarkalender

Lunarkalender basieren auf der Umlaufzeit des Mondes um die Erde. Ein Mondmonat entspricht der Zeit, die der Mond benötigt, um einmal um die Erde zu kreisen und durch alle Mondphasen zu gehen. Lunarkalender versuchen, den Zeitverlauf anhand der Mondzyklen zu organisieren. Ein Beispiel für einen Lunarkalender ist der islamische Kalender.

Lunisolarkalender

Lunisolarkalender kombinieren Elemente von Solarkalendern und Lunarkalendern. Sie basieren auf Mondzyklen, fügen jedoch zusätzliche Tage oder Monate (sogenannte Schalttage oder Schaltmonate) ein, um den Kalender an das Sonnenjahr anzupassen. Beispiele für Lunisolarkalender sind der jüdische Kalender und der chinesische Kalender.

Saisonkalender

Saisonkalender sind Kalendersysteme, die auf den Jahreszeiten und natürlichen Phänomenen wie der Tierwanderung oder landwirtschaftlichen Zyklen basieren. Diese Kalender sind oft an lokale Gegebenheiten und Traditionen angepasst und können von Region zu Region unterschiedlich sein. Ein Beispiel für einen Saisonkalender ist der traditionelle Kalender der Inuit, der auf der Jagd und den Tierwanderungen basiert.

Historische Kalender im Überblick

Frühe Kalendersysteme spielten eine entscheidende Rolle in der Organisation und Planung des täglichen Lebens, der Landwirtschaft und der religiösen Praktiken in den jeweiligen Gesellschaften. Die Erforschung dieser alten Systeme liefert nicht nur wertvolle Informationen über die damaligen Kulturen, sondern hilft uns auch, die Entwicklung unserer modernen Kalender und Zeitmessungssysteme besser zu verstehen.

Ägyptischer Kalender

Der ägyptische Kalender, der um 3000 v.Chr. entstand, ist einer der ältesten bekannten Kalender der Welt.[1] Die Ägypter richteten ihren Kalender nach dem Aufgang des Sirius, dem hellsten Stern am Himmel, aus, der mit der jährlichen Flut des Nils in Verbindung stand. Der ägyptische Kalender hatte 360 Tage, aufgeteilt in 12 Monate zu je 30 Tagen und zusätzlich fünf Epagomenen oder Zusatztage am Ende des Jahres, also insgesamt 365 Tage.[2]

Sumerischer und babylonischer Kalender

Der sumerische Kalender, der in Mesopotamien um 2100 v.Chr. entstand, basierte auf der Beobachtung des Mondzyklus und hatte 12 Mondmonate.[3] Die Babylonier übernahmen später das sumerische System und fügten Schaltmonate ein, um den Kalender an den Sonnenzyklus anzupassen. Die Schaltmonate wurden nach einem 19-jährigen Zyklus hinzugefügt, der als Meton-Zyklus bekannt ist.[4]

Mayakalender

Der Mayakalender, der in Mesoamerika um 2000 v.Chr. entstand, ist bekannt für seine Komplexität und Genauigkeit.[5] Er bestand aus zwei verschiedenen Systemen: dem Tzolkin, einem 260-tägigen religiösen Kalender, und dem Haab, einem 365-tägigen solaren Kalender. Beide Systeme liefen gleichzeitig, und alle 52 Jahre trafen sie sich in einem Kalenderrad, das als "Kalender-Runde" bezeichnet wurde.[6]

Chinesischer Kalender

Der chinesische Kalender, der auf das 14. Jahrhundert v.Chr. zurückgeht, ist ein lunisolarer Kalender, der sowohl den Mondzyklus als auch den Sonnenzyklus berücksichtigt.[7] Der chinesische Kalender besteht aus 12 oder 13 Mondmonaten und fügt alle zwei bis drei Jahre einen Schaltmonat hinzu, um den Kalender an den Sonnenzyklus anzupassen. Die chinesische Kalenderrechnung ist eng mit der Astrologie und der chinesischen Philosophie verbunden und wird bis heute für die Berechnung von traditionellen Festen und Feiertagen verwendet.[8]

Indischer Kalender

Der indische Kalender, der auf das 12. Jahrhundert v.Chr. zurückgeht, umfasst mehrere regionale Kalender, die auf lunisolaren Prinzipien basieren.[9] Eine wichtige Komponente des indischen Kalenders ist der zyklische 60-Jahres-Zyklus namens Brihaspati-Chakra. Die indischen Kalender sind eng mit der Astronomie, der Astrologie und den religiösen Praktiken der Hindus, Jainas und Sikhs verbunden. Die Kalender sind bis heute in Gebrauch und spielen eine wichtige Rolle bei der Festlegung von Festen und heiligen Tagen.[10]

Römischer Kalender

Der römische Kalender, der in seinen Anfängen auf das 8. Jahrhundert v.Chr. zurückgeht, durchlief im Laufe der Zeit mehrere Veränderungen.[11] Ursprünglich war der römische Kalender ein Mondkalender mit 10 Monaten und 304 Tagen. Im Jahr 713 v.Chr. fügte König Numa Pompilius zwei weitere Monate hinzu, um einen 355-tägigen Kalender zu schaffen. Schließlich wurde im Jahr 45 v.Chr. der Julianische Kalender von Julius Caesar eingeführt, der den römischen Kalender an den Sonnenzyklus anpasste und die Einführung von Schaltjahren vorsah.[12]

Jüdischer Kalender

Der jüdische Kalender, der auf das 4. Jahrhundert v.Chr. zurückgeht, ist ein lunisolarer Kalender, der sowohl Mond- als auch Sonnenzyklen berücksichtigt.[13] Der Kalender besteht aus 12 oder 13 Mondmonaten und fügt in regelmäßigen Abständen Schaltmonate hinzu, um den Kalender mit dem Sonnenzyklus in Einklang zu bringen. Der jüdische Kalender hat wichtige religiöse Bedeutung und wird für die Berechnung von Feiertagen und wichtigen Ereignissen im jüdischen Glauben verwendet.[14]

Islamischer Kalender

Der Islamischer Kalender ist ein reiner Mondkalender, der aus 12 Mondmonaten besteht und für religiöse Zwecke im Islam verwendet wird. Er beginnt mit dem Hidschra-Jahr (622 n.Chr.), als der Prophet Mohammed von Mekka nach Medina auswanderte. Es handelt sich dabei um einen reinen Mondkalender, der aus 12 Mondmonaten besteht und auf der Umlaufzeit des Mondes um die Erde basiert. Im Gegensatz zu lunisolaren Kalendern gibt es im islamischen Kalender keine Schaltmonate, um ihn an das Sonnenjahr anzupassen. Daher ist ein islamisches Jahr etwa 11 Tage kürzer als ein Sonnenjahr im gregorianischen Kalender.[15] Da der islamische Kalender ein Mondkalender ist, sind die Monate entweder 29 oder 30 Tage lang, abhängig von der Sichtung des neuen Mondes.[16]

Altskandinavischer Kalender

Der altskandinavische Kalender, der während der Wikingerzeit verwendet wurde (etwa 800-1100 n.Chr.), war ein lunisolares Kalendersystem, das auf Mondzyklen und Sonnenzyklen basierte. Die Monate im altskandinavischen Kalender waren an Mondzyklen angelehnt, und ein Mondmonat begann jeweils mit dem Neumond. Im Allgemeinen gab es 12 Mondmonate im Jahr, aber gelegentlich wurde ein 13. Monat hinzugefügt, um den Kalender an das Sonnenjahr anzupassen.[17]

Der altskandinavische Kalender beinhaltete auch eine Unterteilung des Jahres in Sommer und Winter, die jeweils aus sechs Monaten bestanden. Die genauen Daten für den Beginn des Sommers und des Winters variierten, aber im Allgemeinen begann der Sommer um den 14. April, während der Winter um den 14. Oktober begann (Roesdahl, 1998).[18] Ein interessantes Merkmal des altskandinavischen Kalenders war die Verwendung von "Wochen" mit unterschiedlicher Länge. Eine solche Woche, die "vika" genannt wurde, bestand aus fünf oder sechs Tagen. Es gab auch eine längere Woche, die "stór-vika" genannt wurde, die aus 12 oder 13 Tagen bestand.[19]

Gregorianischer Kalender

Der heute weltweit gebräuchlichste Kalender ist seit der Kalenderreform von 1582 der gregorianische Kalender. Daneben gibt es aber auch andere Kalender wie den heute nicht mehr gebräuchlichen julianischen Kalender, den jüdischen Kalender oder den islamischen Kalender.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Parker, R. A. (1950). The Calendars of Ancient Egypt. Chicago: University of Chicago Press.
  2. Clagett, M. (1989). Ancient Egyptian Science: Calendars, clocks, and astronomy. Philadelphia: American Philosophical Society.
  3. Cohen, M. E. (1993). The Cultic Calendars of the Ancient Near East. Bethesda: CDL Press.
  4. Neugebauer, O. (1942). The Exact Sciences in Antiquity. Princeton: Princeton University Press.
  5. Coe, M. D. (1992). Breaking the Maya Code. New York: Thames & Hudson.
  6. Bricker, V. R. (1982). The Origin of the Maya Calendar. Current Anthropology, 23(1), 101-103.
  7. Ho, P. Y. (2000). Li, Qi, and Shu: An Introduction to Science and Civilization in China. Mineola: Dover Publications.
  8. Sun, X. (1997). The Chinese Calendrical System and Its Application in Chinese Agriculture. Journal of the Royal Asiatic Society, 9(1), 21-32.
  9. Dikshit, S. K. (1997). History of the Indian Calendar. New Delhi: Controller of Publications.
  10. Pingree, D. (1981). Jyotihśāstra: Astral and Mathematical Literature. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag.
  11. Michels, A. K. (1967). The Calendar of the Roman Republic. Princeton: Princeton University Press.
  12. Aldrete, G. S. (2004). Daily Life in the Roman City: Rome, Pompeii, and Ostia. Westport: Greenwood Press.
  13. Wacholder, B. Z. (1973). The Calendar of Sabbatical Cycles During the Second Temple and the Early Rabbinic Period. Hebrew Union College Annual, 44, 153-196.
  14. Spier, A. (1952). The Comprehensive Hebrew Calendar: Twentieth to Twenty-second Century, 5660-5860 (1900-2100). New York: Feldheim Publishers.
  15. King, D. A. (1996). Astronomy in the Service of Islam. Aldershot: Variorum.
  16. Ahmed, A. (2016). The Islamic Calendar: Timekeeping in Islam. In: Scott, M. (ed.), The Oxford Handbook of the Abrahamic Religions. Oxford: Oxford University Press, pp. 459-474.
  17. Jones, G. (1989). A History of the Vikings. Oxford: Oxford University Press.
  18. Roesdahl, E. (1998). The Vikings. London: Penguin Books.
  19. Nordberg, A. (2006). Jul, disting och förkyrklig tideräkning: Kalendrar och kalendariska riter i det förkristna Norden. Uppsala: Kungl. Gustav Adolfs Akademien för svensk folkkultur.