London Lodge und Theosophische Societät Germania: Unterschied zwischen den Seiten

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'''London Lodge''' (deutsch: ''London Loge'') war die Bezeichnung für eine [[England|englische]] [[Logenvereinigung|Loge]] der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]]. Ihr vollständiger Name war ''London Lodge of the Theosophical Society''. Bis in die 1910er Jahre hatte sie eine herausragende Stellung innerhalb der [[Theosophie|theosophischen]] Organisation inne.
Die '''Theosophische Societät Germania''' oder abgekürzt '''Loge Germania''', war eine deutsche [[Theosophie|theosophische]] Organisation Ende des 19. Jahrhunderts.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die London Lodge wurde am 27. Juni 1878 in [[London]] von [[Charles Carleton Massey]] (1838-1905) unter dem Namen '''British Theosophical Society of the Arya Samaj of Aryavart''' gegründet. Nach den inoffiziell, das heißt ohne Stiftungsurkunde der Muttergesellschaft ins Leben gerufenen TG-Logen in [[Liverpool]] sowie auf [[Korfu]] war es die erste offizielle Loge der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] seit ihrer [[Gründung der Theosophischen Gesellschaft|Gründung]] am 17. November 1875 in [[New York City|New York]]. Massey war zu ihrer Gründung durch eine bereits 1876 von [[Henry Steel Olcott]], dem Präsidenten der Theosophischen Gesellschaft, ausgestellte Stiftungsurkunde ermächtigt worden. <br>
Die Gesellschaft wurde am 27. Juli 1884, vor allem auf Betreiben von [[Marie Gebhardt|Mary Gebhard]] im Haus der Fabrikantenfamilie Gebhard in [[Wikipedia:Elberfeld|Elberfeld]] in der Platzhoffstraße 12 gegründet. Nach der inoffiziell, das heißt ohne Stiftungsurkunde der Muttergesellschaft ins Leben gerufenen ''Loge Isis'' in Hamburg, war es die erste offizielle Loge der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] in Deutschland und die zweite in Europa, nach der [[London Lodge]] in England. [[Wilhelm Hübbe Schleiden|Wilhelm Hübbe Schleiden]] war einen Tag vor der Gründung erst in die Theosophische Gesellschaft aufgenommen worden und kannte zu diesem Zeitpunkt die Grundschriften der Theosophie wie "Isis entschleiert" erst wenige Wochen. [[Henry Steel Olcott]], der Präsident der Theosophical Society (Adyar), war selbst zur Gründung der Loge herbeigekommen. Neben Olcott waren bei der konstituierenden Sitzung anwesend die Hausherrin Mary Gebhard (Schülerin von Eliphas Levy), ihr Sohn Franz Gustav Gebhard, Madame Haemmerle aus Odessa, Dr. Coue aus Washington, Wilhelm Hübbe Schleiden aus Hamburg und ein indischer Begleiter Olcotts. Gustav Gebhard, der Mann Mary Gebhards, der zum Gründerkreis der Deutschen Bank gehörte, wurde trotz Abwesenheit zum Schatzmeister gewählt. Als Vorsitzender wurde Wilhelm Hübbe Schleiden ernannt.
Die neue Gesellschaft, meist nur ''British Theosophical Society'' bzw. ''British TS'' abgekürzt, führte in ihrem Namen den Zusatz ''Arya Samaj'' deshalb, da die Theosophische Gesellschaft sich am 22. Mai 1878 mit der [[Hinduismus|hinduistischen]] Reformbewegung [[Arya Samaj]] vereinigt hatte. Der neuen Organisation angepasst, wurde auch der Name der Theosophischen Gesellschaft auf [[Theosophical Society of the Arya Samaj]] geändert. Geplant war, daß alle folgenden Logen ebenfalls den Zusatz Arya Samaj in ihrem Namen führen sollten, tatsächlich geschah das aber nur in diesem Fall. Nachdem es im März 1882 zur endgültigen Trennung des Arya Samaj und der Theosophischen Gesellschaft gekommen war, wurde nun der ursprünglich abgekürzte Name ''British Theosophical Society'' verwendet. <br>
Am 3. Juni 1883 kam es zu einer neuerlichen Namensänderung auf ''London Lodge of the Theosophical Society'', meist ''London Lodge TS'' oder einfach ''London Lodge'' genannt. Am 20. Februar 1909 gab es eine vorübergehende Trennung von der nunmehrigen [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] (Adyar-TG), die nun eigenständige Gesellschaft nannte sich ''The Eleusinian Society''. Frühjahr 1911 folgte die Wiedervereinigung mit den Theosophen unter dem früheren Namen London Lodge.


Die Ziele der Organisation waren:
Aufgrund einer Werbereise Olcotts und Hübbe Schleidens über Leipzig, Bayreuth, München, Starnberg und Bad Kreuznach wuchs die Zahl der Mitglieder rasch. Am 9. August 1884 fand eine weitere Mitgliederversammlung mit Vorträgen im Haus des akademischen Malers [[Gabriel von Max]] am [[Wikipedia:Starnberger See|Starnberger See]] statt. Als die Gruppe zurückkam, traf auch [[Helena Blavatsky]] in Elberfeld ein, und die dadurch möglichen Begegnungen mit der Gründerin der Gesellschaft festigten die Societät Germania. Auf ihrem Höhepunkt im nächsten Sommer zählte die Loge 33 eingetragene Mitglieder, darunter [[Franz Hartmann]], [[Karl Kiesewetter]] und [[Carl du Prel]]. Als im September 1884 die umstrittene [[Coulomb-Affäre]], welche Frau Blavatsky und damit die gesamte Theosophische Gesellschaft stark in Misskredit brachte, auch in Deutschland bekannt wurde, kam es zu ersten Austritten aus der Loge. Blavatskys Rückkehr nach Indien im Winter 1884-85 konnte die Vorwürfe nicht völlig aufklären. Das Erscheinen des Hodgson-Reports im Dezember 1885 schlug wie eine Bombe in den kleinen Menschenzusammenhang ein. Ein weiterer Aufenthalt Blavatskys in Elberfeld im Sommer 1886 brachte für viele Mitglieder keine Wiederherstellung des Vertrauens. Mit einem Mitgliederstand von nur noch 13 Personen, wurde die Loge deshalb am 31. Dezember 1886 aufgelöst.  
# Erforschung der Natur und Energie von Seele und Geist des Menschen durch Untersuchung und Experiment.
# Die Summe der menschlichen Gesundheit, der Tugend, des Wissens, der Klugheit und des Glückes zu erhöhen.
# Die Mitglieder versprechen, sich um all das mit ganzer Kraft zu bemühen und ein Leben in Mäßigkeit, Reinheit und brüderlicher Liebe zu führen. Sie glauben an eine große erste intelligente Ursache und an die göttliche Kindschaft des Geistes des Menschen und daraus folgend an die Unsterblichkeit dieses Geistes und die universelle Brüderschaft der menschlichen Rasse.
# Die Gesellschaft steht in Verbindung und Sympathie mit dem Arya Samaj of Aryavart, dessen Ziel es ist, durch eine wahrhaftig spirituelle Ausbildung, die Menschheit aus den vorherrschenden degenerierten, götzendienerischen und unreinen Formen der Anbetung heraus zu erheben.


In Punkt 3 dieser von [[Charles Carleton Massey]] formulierten Aufzählung befand sich die für eine Theosophische Gesellschaft bis dahin völlig neue Formulierung der ''Brüderschaft'' (engl. ''brotherhood'') bzw. ''universellen Brüderschaft'', ein direkter Ausfluss des Kontaktes mit dem Arya Samaj. Dieser Ausdruck wurde von [[Henry Steel Olcott]] aufgegriffen und in die dahingehend geänderte [[Ziele der Theosophischen Gesellschaft|Zielsetzung]] für die gesamte Theosophische Gesellschaft verwendet. Diese Entscheidung, so minimalistisch und banal das auch damals den Anschein hatte, war eine der wichtigsten, wenn nicht ''die'' wichtigste Weichenstellung in der Geschichte der Theosophischen Gesellschaft. Für den Analphabeten ebenso verständlich, (be)greifbar und akzeptabel wie für den Intellektuellen eine ganze Welt an ethischen Werten darstellend, harmonierte der Begriff der ''universellen Brüderschaft'' auch mit allen Religionen und Konfessionen. Diese Formulierung war einer der wichtigsten Türöffner für die Theosophische Gesellschaft im hinduistischen [[Indien]] ebenso, wie im [[Buddhismus|buddhistischen]] [[Sri Lanka]] und ebnete die theosophische Verbreitung über die ganze Welt.  
Trotz ihres kurzen Bestehens gingen von der Loge Germania wichtige Impulse für die weitere Verbreitung der Theosophie im deutschsprachigen Raum aus. Das geplante Publikationsorgan der Loge, die Zeitschrift [[Sphinx (Zeitschrift)|Sphinx]], bestand auch nach der Auflösung weiter und verbreitete die theosophische Weltanschauung. Das Mitglied Franz Hartmann gründete später die [[Deutsche Theosophische Gesellschaft (Hartmann)]]. Auch kann die Loge Germania als Vorläufer der [[Theosophische Vereinigung|Theosophischen Vereinigung]] und der [[Deutsche Theosophische Gesellschaft|Deutschen Theosophischen Gesellschaft]] (D.T.G.) betrachtet werden. Aus der D.T.G. ging schließlich die [[Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft]] hervor und daraus entstand die [[Anthroposophische Gesellschaft]] von [[Rudolf Steiner]].


Erster Präsident der damaligen British TS war [[Charles Carleton Massey]] vom 27. Juni 1878 bis 6. Januar 1883. Nachfolgerin am 7. Januar 1883 war [[Anna Kingsford]], unter ihrer Führung erfolgte am 3. Juni 1883 die Namensänderung auf London Lodge. Kingsford suchte eine von westlicher Mysterientradition geprägte theosophische Sichtweise zu vermitteln. Im April/Mai 1883 trat [[Alfred Percy Sinnett]] der London Lodge bei und polarisierte in Kürze das Geschehen in der Loge durch seine auf die [[Meister der Weisheit]] zentrierten Anschauungen. Herbst 1883 spaltete sich die London Lodge in zwei konkurrierende Lager, einerseits die Anhänger Sinnetts, ganz dem neuen theosophischen Kult um die [[Tibet|tibetanischen]] "Meister" zugetan. Andererseits sympathisierte ein kleinerer Teil weiterhin mit Kingsfords in der europäischen Geschichte wurzelnden Überzeugungen. Die Streitigkeiten führten am 6. (7.?) April 1884 zu einer Neuwahl, als Kompromisskandidat wurde ''Gerard B. Finch'' zum neuen Präsidenten gewählt. Sinnett, als Kontaktperson zu den "Meistern", war real aber der wichtigste Faktor innerhalb der London Lodge und damit Quasi-Präsident. In theosophischen Kreisen war dementsprechend meist von "Sinnetts London Lodge" die Rede. Später, der genaue Zeitpunkt ist unklar (noch in den 1880er Jahren), wählten die Mitglieder ihn offiziell zum Präsidenten.
Die "Loge Germania" ist nicht zu verwechseln mit der "Germania-Loge Nr. 1", die ein Teil des Independent Order of Odd Fellows ist.
 
14 Mitglieder der London Lodge gründeten am 19. Mai 1887 die [[Blavatsky Lodge]], die zweite offizielle theosophische Loge in England und die dritte in Europa, nach der [[Loge Germania]] in Deutschland. Dezember 1888 kam es durch [[Henry Steel Olcott]] zur Gründung einer eigenen britischen Sektion der Theosophischen Gesellschaft, der ''British Section of the Theosophical Society'', in dieser wurden sämtliche Logen in Großbritannien zusammengefasst. Die London Lodge blieb jedoch außerhalb der britischen Sektion autonom. Als [[Helena Blavatsky]] 1890 eine europäische Sektion, die ''European Section of the Theosophical Society'' ins Leben rief, war die London Lodge bloß nominell deren Mitglied. Bei der Spaltung der Theosophischen Gesellschaft infolge der [[Judge Case]] 1895, folgte die London Lodge der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] (Adyar-TG).
 
[[Charles Webster Leadbeater]] war am 21. November 1883 Mitglied der London Lodge geworden und damit der Theosophischen Gesellschaft beigetreten. Am 16. Mai 1906 schloss der Rat der britischen Sektion Leadbeater wegen angeblicher [[Homosexualität|homosexueller]] Beziehungen zu seinen Schülern aus der nunmehrigen Adyar-TG aus. Nachdem [[Annie Besant]] im Juni 1907 neue Präsidentin der Adyar-TG geworden war, setzte sie die Wiederaufnahme Leadbeaters durch. Das führte unter anderem auch in der London Lodge zu Misstimmigkeiten und am 20. Februar 1909 zum Austritt aus der Adyar-TG. Die nun unabhängige Organisation nannte sich ''The Eleusinian Society''. Frühjahr 1911 folgte, unter einem Sonderstatus der weitgehende Unabhängigkeit garantierte, die Wiedervereinigung mit der Adyar-TG unter dem früheren Namen London Lodge.  
 
Die besondere Bedeutung der London Lodge innerhalb der Theosophischen Gesellschaft und später Adyar-TG, resultierte vorrangig aus dem Umstand, überhaupt die erste offizielle theosophische Loge gewesen zu sein. Die Verbreitung der theosophischen Lehre in Europa nahm hier ihren Anfang, mehrere Logengründungen in weiteren europäischen Ländern erfolgten durch Mitglieder der London Lodge. Die Mitglied- bzw. spätere Präsidentschaft Alfred Percy Sinnetts war ein weiterer wesentlicher Punkt. Sinnetts Bücher über die [[Meister der Weisheit]] gehörten seit ihrem jeweiligen Erscheinen  ab 1881 zum Kanon der theosophischen Literatur und ihr Autor demgemäß zu den wichtigsten Repräsentanten der theosophischen Idee. Entsprechend ihrem Sonderstatus, führte Sinnett die London Lodge weitgehend autonom und ging im Lehrplan eigene Wege, die manchmal völlig konträr zu den Ansichten der Muttergesellschaft waren. Zeitweise stand die London Lodge unter Sinnett in offenem Konflikt mit Blavatsky und Olcott. Auch dieser Faktor hob die London Lodge gegenüber anderen theosophischen Logen ab.
 
Etwa ab Mitte der 1910er Jahre reißen die Informationen über die London Lodge ab, es ist unklar, ob und in welcher Form die Loge weiter existierte.


== Literatur ==
== Literatur ==
*Alfred Percy Sinnett: ''Early Days of Theosophy in Europe''. Kessinger, Whitefish 2003,ISBN 0766139530
* Klatt, Norbert: ''Theosophie und Anthroposophie, neue Aspekte zu ihrer Geschichte aus dem Nachlass von Wilhelm Hübbe-Schleiden (1846 - 1916) mit einer Auswahl von 81 Briefen''. Klatt, Göttingen 1993, ISBN 3-928312-02-2.
*Alfred Percy Sinnett: ''Transactions of the London Lodge of the Theosophical Society 1895-1913.'' Kessinger, Whitefish 2003, ISBN 0766131157


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.theosophical.ca/EarlyDaysTheosophyAPS.htm Die ersten Tage der Theosophie in Europa aus der Sicht von A.P. Sinnett] (Englisch)
* [http://www.neue-rosenkreuzer.de/material/material-20.html Überblick über die TG in Deutschland]
*[http://www.phx-ult-lodge.org/theosophica%20lmovement.htm Die Theosophische Bewegung 1875-1950] (Englisch, Seiten 91, 127, 160f., 260f.)
* [http://wirtges.univie.ac.at/OeZG/oezg03-4.pdf Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften] (Seiten 122, 125)
*[http://kingsgarden.org/English/organizations/LCC.GB/LCIS/Scriptures/Liberal/Leadbeater/Protest1909.html Resolution anlässlich des Austrittes aus der Theosophischen Gesellschaft und Gründung der ''The Eleusinian Society''] (Englisch)
* [http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/agnes/brief_204.html Brief des Naturforschers Ernst Haeckel, der öfters bei Gabriel von Max verweilte]  
 


[[Kategorie:Theosophie|London Lodge]]
[[Kategorie:Theosophie]]


{{Wikipedia}}
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Version vom 5. Juni 2009, 15:02 Uhr

Die Theosophische Societät Germania oder abgekürzt Loge Germania, war eine deutsche theosophische Organisation Ende des 19. Jahrhunderts.

Geschichte

Die Gesellschaft wurde am 27. Juli 1884, vor allem auf Betreiben von Mary Gebhard im Haus der Fabrikantenfamilie Gebhard in Elberfeld in der Platzhoffstraße 12 gegründet. Nach der inoffiziell, das heißt ohne Stiftungsurkunde der Muttergesellschaft ins Leben gerufenen Loge Isis in Hamburg, war es die erste offizielle Loge der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland und die zweite in Europa, nach der London Lodge in England. Wilhelm Hübbe Schleiden war einen Tag vor der Gründung erst in die Theosophische Gesellschaft aufgenommen worden und kannte zu diesem Zeitpunkt die Grundschriften der Theosophie wie "Isis entschleiert" erst wenige Wochen. Henry Steel Olcott, der Präsident der Theosophical Society (Adyar), war selbst zur Gründung der Loge herbeigekommen. Neben Olcott waren bei der konstituierenden Sitzung anwesend die Hausherrin Mary Gebhard (Schülerin von Eliphas Levy), ihr Sohn Franz Gustav Gebhard, Madame Haemmerle aus Odessa, Dr. Coue aus Washington, Wilhelm Hübbe Schleiden aus Hamburg und ein indischer Begleiter Olcotts. Gustav Gebhard, der Mann Mary Gebhards, der zum Gründerkreis der Deutschen Bank gehörte, wurde trotz Abwesenheit zum Schatzmeister gewählt. Als Vorsitzender wurde Wilhelm Hübbe Schleiden ernannt.

Aufgrund einer Werbereise Olcotts und Hübbe Schleidens über Leipzig, Bayreuth, München, Starnberg und Bad Kreuznach wuchs die Zahl der Mitglieder rasch. Am 9. August 1884 fand eine weitere Mitgliederversammlung mit Vorträgen im Haus des akademischen Malers Gabriel von Max am Starnberger See statt. Als die Gruppe zurückkam, traf auch Helena Blavatsky in Elberfeld ein, und die dadurch möglichen Begegnungen mit der Gründerin der Gesellschaft festigten die Societät Germania. Auf ihrem Höhepunkt im nächsten Sommer zählte die Loge 33 eingetragene Mitglieder, darunter Franz Hartmann, Karl Kiesewetter und Carl du Prel. Als im September 1884 die umstrittene Coulomb-Affäre, welche Frau Blavatsky und damit die gesamte Theosophische Gesellschaft stark in Misskredit brachte, auch in Deutschland bekannt wurde, kam es zu ersten Austritten aus der Loge. Blavatskys Rückkehr nach Indien im Winter 1884-85 konnte die Vorwürfe nicht völlig aufklären. Das Erscheinen des Hodgson-Reports im Dezember 1885 schlug wie eine Bombe in den kleinen Menschenzusammenhang ein. Ein weiterer Aufenthalt Blavatskys in Elberfeld im Sommer 1886 brachte für viele Mitglieder keine Wiederherstellung des Vertrauens. Mit einem Mitgliederstand von nur noch 13 Personen, wurde die Loge deshalb am 31. Dezember 1886 aufgelöst.

Trotz ihres kurzen Bestehens gingen von der Loge Germania wichtige Impulse für die weitere Verbreitung der Theosophie im deutschsprachigen Raum aus. Das geplante Publikationsorgan der Loge, die Zeitschrift Sphinx, bestand auch nach der Auflösung weiter und verbreitete die theosophische Weltanschauung. Das Mitglied Franz Hartmann gründete später die Deutsche Theosophische Gesellschaft (Hartmann). Auch kann die Loge Germania als Vorläufer der Theosophischen Vereinigung und der Deutschen Theosophischen Gesellschaft (D.T.G.) betrachtet werden. Aus der D.T.G. ging schließlich die Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft hervor und daraus entstand die Anthroposophische Gesellschaft von Rudolf Steiner.

Die "Loge Germania" ist nicht zu verwechseln mit der "Germania-Loge Nr. 1", die ein Teil des Independent Order of Odd Fellows ist.

Literatur

  • Klatt, Norbert: Theosophie und Anthroposophie, neue Aspekte zu ihrer Geschichte aus dem Nachlass von Wilhelm Hübbe-Schleiden (1846 - 1916) mit einer Auswahl von 81 Briefen. Klatt, Göttingen 1993, ISBN 3-928312-02-2.

Weblinks


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