Hödur und Höhlengleichnis: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Loki and Hod.jpg|thumb|Loki bringt Hödur dazu, auf Balder zu schießen.]]
Das '''Höhlengleichnis''' ist wohl das berühmteste [[Gleichnis]] [[Platon]]s und durch seine dichterische Kraft und Ausdrucksform das berühmteste Lehrstück der Philosophie und der Lehre der Philosophie.
In der [[Wikipedia:Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]] ist '''Hödur''' (auch '''Hödr''', '''Hödyr''' oder '''Hod''' geschrieben, zu deutsch etwa ''Kämpfer'') der Zwillingsbruder von [[Balder]] und somit Sohn von [[Odin]] und [[Frigg]]. Hödur ist ein blinder Gott. Er repräsentiert die dunkle, die blinde Seite seines Vaters, während sein Bruder Balder die lichte Seite Odins repräsentiert. Sie beide gehören dem Göttergeschlecht der [[Asen]] an.
Es steht am Beginn des siebten Buches der [[Politeia]], die um [[380 v. Chr.]] entstanden ist.
Platons Lehrer [[Sokrates]] verdeutlicht darin gegenüber dem Dialogpartner [[Glaukon]] den Bildungsweg des Philosophen, der gemäß dem Dialog als einziger den Staat führen könne. Eingebettet ist dieses Gleichnis in die Frage Glaukons nach dem Wesen des Guten und den beiden vorhergehenden Gleichnissen, dem [[Sonnengleichnis]] und dem [[Liniengleichnis]], die beide das Höhlengleichnis vorbereiten.


Nachdem Balder von seinem eigenen Tod geträumt hat, verlangt seine Mutter von jedem Tier, jeder Pflanze und jedem Gegenstand einen Eid ab, Balder nicht zu töten. Nur den [[Mistel]]zweig übersieht sie, da er ihr so unscheinbar erscheint. Die Götter machen sich darauf einen Spaß und bewerfen Balder mit allerlei Gegenständen, jedoch vermag kein Gegenstand ihn zu verletzen. [[Loki]] ermutigt Hödur, mit einem Mistelzweig auf Balder zu schießen, welcher Balder tatsächlich umbringt. Daraufhin tötet sein gerade geborener Halbbruder [[Wikipedia:Wali (Mythologie)|Wali]] Hödur.
[[Image:Hoehlengleichnis.png|thumb|300px|Höhlengleichnis]]
== Inhalt des  Gleichnisses ==
In dem Höhlengleichnis wird von Platon folgende Szene beschrieben:


Später versöhnen sich Balder und Hödur miteinander und kehren einträchtig nach [[Ragnarök]] bei der Entstehung eines neuen Weltgebäudes zurück.
:''Einige Menschen sind von Geburt an in einer dunklen Höhle so festgebunden, dass sie immer nur auf die ihnen gegenüberliegende Höhlenwand blicken können, die lediglich durch einen über ihnen angebrachten Schlitz beleuchtet wird. Ein Stück entfernt von der Höhle, auf der Seite der Lichtöffnung, befinden sich, hinter einer niedrigen Mauer, andere Menschen. Hinter diesen Menschen brennt ein Feuer, vor dem sie – ähnlich Puppenspielern – Figuren von Lebewesen und Dingen an Stöcken über der Mauer halten und bewegen. Diese Gegenstände werfen – von hinten angeleuchtet durch das Feuer – flackernde, unscharfe Schatten durch den Lichtschlitz, an die den Menschen in der Höhle gegenüberliegende Wand. Die Wahrnehmung der Welt außerhalb ihrer Höhle beschränkt sich für die an die Höhle gefesselten Menschen also auf unscharfe, flackernde Schatten von künstlich erzeugten Figuren von Lebewesen und Dingen die ihnen gezeigt werden. Da sie nichts anderes wahrnehmen, halten die Menschen diese Schattenbilder für die wirklichen Dinge. Dies bleibt auch so, als einer von ihnen, der losgebunden wurde, von draußen in die Höhle zurückkehrt und den anderen über die wahren Verhältnisse Aufschluss zu geben versucht.'' (frei nach Politeia VII, 514a-517a)


{{GZ|In den Mythen wurde früher in symbolischen Bildern die Entwicklung
== Erläuterungen  zu dem Gleichnis ==
dargestellt. So ist es auch mit der Baldur-Mythe. Einen
Der losgebundene Mensch steht für den [[Philosoph]]en, der auf dem Weg der [[Anamnesis]] zu [[Weisheit (Tugend)|Weisheit]] gelangt.  
nordischen Initiierten haben wir auch in Baidur zu sehen. Alle
Dies den festgebundenen, also noch unaufgeklärten Menschen zu vermitteln, bedeutet ein großes [[Kommunikation]]sproblem, das im Falle des Sokrates sogar dessen Verurteilung zum Tode nach sich zog.
Bedingungen der Initiation sind hier erfüllt. Das Baldur-Rätsel
verbirgt in sich eine tiefe Wahrheit. Die eigentümliche Stellung
Lokis in der nordischen Sage ist nur dadurch zu verstehen. Sie
wissen, daß Baldurs Mutter, durch böse Träume erschreckt, alle
Wesen schwören ließ, dem Baidur nicht zu schaden. Nur ein unansehnliches
Gewächs, die Mistel, wird vergessen, und aus dieser
Mistel, die den Eid nicht geleistet hat, fertigt Loki den Pfeil, den
er dem blinden Gotte Hödur gibt, als die Götter im Spiele nach
Baidur werfen. Der Gott Baldur wird durch diesen Wurf Hödurs
getötet.


Sie wissen, daß der Erdenentwicklung eine andere vorangegangen
Als Ganzes stellt das Höhlengleichnis eine anschauliche und dramatische Zusammenfassung von Platons [[Ideenlehre]] dar.  
ist: das [[Alter Mond|Mondenzeitalter]]. Die Mondmaterie war eine dem Lebendigen
Nach dieser hat jedes sinnliche Ding ein immaterielles, [[Idee|ideelles]] Urbild, dessen bloßes Abbild es ist.
ähnliche. Einige von den Mondgewächsen blieben stehen
auf der damaligen Stufe und ragen so störend hinein in die neue,
spätere Welt. Sie können nicht wachsen auf mineralischem Boden,
sie können nur auf anderen lebenden Wesen wachsen; sie sind
Parasiten. Die Mistel ist so ein Mondgewächs. Loki ist eine Gottheit
des Mondes. Er stammt ebenfalls noch aus der Mondepoche.
Er war vollkommen während der Mondepoche, jetzt stellt er das
Unvollkommene, das Böse, dar. Jetzt verstehen wir auch, warum
Loki in Wagners Dramen als Doppelnatur erscheint, als männlich
und weiblich zugleich. Wie Sie wissen, fällt die Eingeschlechtlichkeit
mit dem Ausscheiden des Mondes aus dem gemeinsamen
Planeten zusammen. Der neuen Schöpfung steht der Sonnengott
Baldur vor. Es kommt nun zu einem Zusammenstoß der alten und
der neuen Schöpfung, dem Mond- und dem Sonnenreich, ein Zusammenstoß,
dem Baldur, der Repräsentant der Sonnenkultur, zum
Opfer fällt. Der blinde Hödur ist der Repräsentant der blinden
Naturnotwendigkeit, die im Mineralreich lebt. Die Schuld mußte
er auf sich nehmen, um ein gewisses fortschreitendes Element zu
ermöglichen. In den Mysterien mußte Baldur wieder neu belebt
werden, nachdem er von Loki durch Hödur getötet worden war.|92|118f}}


{{GZ|Was sagt der Mythos? Lokis Einfluß ist über die Menschen gekommen,
== Literatur ==
was sich ausdrückt in dem Wirken der [[Midgardschlange]], des [[Fenriswolf]]es
*Schubert, Andreas: ''Platon: Der Staat.'' Paderborn 1995, ISBN 3-8252-1866-x
und der [[Hel]]. Der Mensch ist so geworden, daß seine Anschauung
sein klares, lichtvolles Hineinschauen in die geistige Welt getrübt wurde
dadurch, daß der luziferische Einfluß sich immer mehr geltend machte.
Der Mensch wechselte in seinem Leben ab in der damaligen Zeit, als
diese Anschauung sich ausbildete, zwischen dem Sehen in der geistigen
Welt und dem Leben auf dem physischen Plan, wie man im Leben abwechselt
zwischen Wachen und Schlafen. Wenn er in die geistige Welt
hineinsah, sah er in die Welt, aus der er herausgeboren war. Das ist ja
das Wesentliche, daß der Mythos aus dem hellseherischen Bewußtsein
heraus entstanden ist. Das menschliche Bewußtsein aber bestand in
diesem abwechselnden Hineinschauen und Nichthineinschauen in die
geistige Welt. War der Zustand des Traumbewußtseins da, so sah man
hinein in die geistige Welt; war der Zustand des Tagwachens da, so
war man blind für sie. So wechselte der Zustand zwischen Blindheit
und Hineinsehen in die geistige Welt. Es wechselte das Bewußtsein ab,
wie ein gewisses Weltenwesen wechselte zwischen dem blinden Hödur
und dem in die geistige Welt hineinschauenden, hellsichtigen Baldur.
Es war der Mensch veranlagt für Baldurs Einfluß, und im Sinne dieses
Einflusses wäre der Mensch geworden, wenn er nicht den Loki-Einfluß
aufgenommen hätte. Der aber hat bewirkt, daß Hödurs Natur den
Sieg über die Baldurnatur davongetragen hat. Das wird ausgedrückt
dadurch, daß Loki die Mistel herbeischafft, mit der der blinde Hödur
den sehenden Baldur tötet.


Loki ist also die tötende Macht, wie Luzifer, der den Menschen zu
==Weblinks==
Ahriman getrieben hat. Indem der Mensch hingegeben ist an den blinden
* {{PGDW|platon/politeia/politeia}}
Hödur, verlöscht das alte hellsichtige Anschauen. Das ist die Tötung
des Baldur. Das empfindet der nordische Mensch, daß nach und
nach wirklich verloren gegangen ist das Baldurhafte, das Hineinschauen
in die geistige Welt.|121|161f}}
 
== Literatur ==
* Rudolf Steiner: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999), ISBN 3-7274-0920-7 {{Vorträge|092}}
* Rudolf Steiner: ''Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie'', [[GA 121]] (1982), ISBN 3-7274-1210-0 {{Vorträge|121}}


{{GA}}
[[Kategorie:Ontologie]]
[[Kategorie:Metaphysik]]
[[Kategorie:Gleichnis]]
[[Kategorie:Griechische Philosophie]]
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]


[[Kategorie:Germanische Mythologie]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 27. Juni 2006, 06:37 Uhr

Das Höhlengleichnis ist wohl das berühmteste Gleichnis Platons und durch seine dichterische Kraft und Ausdrucksform das berühmteste Lehrstück der Philosophie und der Lehre der Philosophie. Es steht am Beginn des siebten Buches der Politeia, die um 380 v. Chr. entstanden ist. Platons Lehrer Sokrates verdeutlicht darin gegenüber dem Dialogpartner Glaukon den Bildungsweg des Philosophen, der gemäß dem Dialog als einziger den Staat führen könne. Eingebettet ist dieses Gleichnis in die Frage Glaukons nach dem Wesen des Guten und den beiden vorhergehenden Gleichnissen, dem Sonnengleichnis und dem Liniengleichnis, die beide das Höhlengleichnis vorbereiten.

Höhlengleichnis

Inhalt des Gleichnisses

In dem Höhlengleichnis wird von Platon folgende Szene beschrieben:

Einige Menschen sind von Geburt an in einer dunklen Höhle so festgebunden, dass sie immer nur auf die ihnen gegenüberliegende Höhlenwand blicken können, die lediglich durch einen über ihnen angebrachten Schlitz beleuchtet wird. Ein Stück entfernt von der Höhle, auf der Seite der Lichtöffnung, befinden sich, hinter einer niedrigen Mauer, andere Menschen. Hinter diesen Menschen brennt ein Feuer, vor dem sie – ähnlich Puppenspielern – Figuren von Lebewesen und Dingen an Stöcken über der Mauer halten und bewegen. Diese Gegenstände werfen – von hinten angeleuchtet durch das Feuer – flackernde, unscharfe Schatten durch den Lichtschlitz, an die den Menschen in der Höhle gegenüberliegende Wand. Die Wahrnehmung der Welt außerhalb ihrer Höhle beschränkt sich für die an die Höhle gefesselten Menschen also auf unscharfe, flackernde Schatten von künstlich erzeugten Figuren von Lebewesen und Dingen die ihnen gezeigt werden. Da sie nichts anderes wahrnehmen, halten die Menschen diese Schattenbilder für die wirklichen Dinge. Dies bleibt auch so, als einer von ihnen, der losgebunden wurde, von draußen in die Höhle zurückkehrt und den anderen über die wahren Verhältnisse Aufschluss zu geben versucht. (frei nach Politeia VII, 514a-517a)

Erläuterungen zu dem Gleichnis

Der losgebundene Mensch steht für den Philosophen, der auf dem Weg der Anamnesis zu Weisheit gelangt. Dies den festgebundenen, also noch unaufgeklärten Menschen zu vermitteln, bedeutet ein großes Kommunikationsproblem, das im Falle des Sokrates sogar dessen Verurteilung zum Tode nach sich zog.

Als Ganzes stellt das Höhlengleichnis eine anschauliche und dramatische Zusammenfassung von Platons Ideenlehre dar. Nach dieser hat jedes sinnliche Ding ein immaterielles, ideelles Urbild, dessen bloßes Abbild es ist.

Literatur

Weblinks


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