Hödur

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Loki bringt Hödur dazu, auf Balder zu schießen.

In der nordischen Mythologie ist Hödur (auch Hödr, Hödyr oder Hod geschrieben, zu deutsch etwa Kämpfer) der Zwillingsbruder von Balder und somit Sohn von Odin und Frigg. Hödur ist ein blinder Gott. Er repräsentiert die dunkle, die blinde Seite seines Vaters, während sein Bruder Balder die lichte Seite Odins repräsentiert. Sie beide gehören dem Göttergeschlecht der Asen an.

Nachdem Balder von seinem eigenen Tod geträumt hat, verlangt seine Mutter von jedem Tier, jeder Pflanze und jedem Gegenstand einen Eid ab, Balder nicht zu töten. Nur den Mistelzweig übersieht sie, da er ihr so unscheinbar erscheint. Die Götter machen sich darauf einen Spaß und bewerfen Balder mit allerlei Gegenständen, jedoch vermag kein Gegenstand ihn zu verletzen. Loki ermutigt Hödur, mit einem Mistelzweig auf Balder zu schießen, welcher Balder tatsächlich umbringt. Daraufhin tötet sein gerade geborener Halbbruder Wali Hödur.

Später versöhnen sich Balder und Hödur miteinander und kehren einträchtig nach Ragnarök bei der Entstehung eines neuen Weltgebäudes zurück.

„In den Mythen wurde früher in symbolischen Bildern die Entwicklung dargestellt. So ist es auch mit der Baldur-Mythe. Einen nordischen Initiierten haben wir auch in Baidur zu sehen. Alle Bedingungen der Initiation sind hier erfüllt. Das Baldur-Rätsel verbirgt in sich eine tiefe Wahrheit. Die eigentümliche Stellung Lokis in der nordischen Sage ist nur dadurch zu verstehen. Sie wissen, daß Baldurs Mutter, durch böse Träume erschreckt, alle Wesen schwören ließ, dem Baidur nicht zu schaden. Nur ein unansehnliches Gewächs, die Mistel, wird vergessen, und aus dieser Mistel, die den Eid nicht geleistet hat, fertigt Loki den Pfeil, den er dem blinden Gotte Hödur gibt, als die Götter im Spiele nach Baidur werfen. Der Gott Baldur wird durch diesen Wurf Hödurs getötet.

Sie wissen, daß der Erdenentwicklung eine andere vorangegangen ist: das Mondenzeitalter. Die Mondmaterie war eine dem Lebendigen ähnliche. Einige von den Mondgewächsen blieben stehen auf der damaligen Stufe und ragen so störend hinein in die neue, spätere Welt. Sie können nicht wachsen auf mineralischem Boden, sie können nur auf anderen lebenden Wesen wachsen; sie sind Parasiten. Die Mistel ist so ein Mondgewächs. Loki ist eine Gottheit des Mondes. Er stammt ebenfalls noch aus der Mondepoche. Er war vollkommen während der Mondepoche, jetzt stellt er das Unvollkommene, das Böse, dar. Jetzt verstehen wir auch, warum Loki in Wagners Dramen als Doppelnatur erscheint, als männlich und weiblich zugleich. Wie Sie wissen, fällt die Eingeschlechtlichkeit mit dem Ausscheiden des Mondes aus dem gemeinsamen Planeten zusammen. Der neuen Schöpfung steht der Sonnengott Baldur vor. Es kommt nun zu einem Zusammenstoß der alten und der neuen Schöpfung, dem Mond- und dem Sonnenreich, ein Zusammenstoß, dem Baldur, der Repräsentant der Sonnenkultur, zum Opfer fällt. Der blinde Hödur ist der Repräsentant der blinden Naturnotwendigkeit, die im Mineralreich lebt. Die Schuld mußte er auf sich nehmen, um ein gewisses fortschreitendes Element zu ermöglichen. In den Mysterien mußte Baldur wieder neu belebt werden, nachdem er von Loki durch Hödur getötet worden war.“ (Lit.:GA 92, S. 118f)

„Was sagt der Mythos? Lokis Einfluß ist über die Menschen gekommen, was sich ausdrückt in dem Wirken der Midgardschlange, des Fenriswolfes und der Hel. Der Mensch ist so geworden, daß seine Anschauung sein klares, lichtvolles Hineinschauen in die geistige Welt getrübt wurde dadurch, daß der luziferische Einfluß sich immer mehr geltend machte. Der Mensch wechselte in seinem Leben ab in der damaligen Zeit, als diese Anschauung sich ausbildete, zwischen dem Sehen in der geistigen Welt und dem Leben auf dem physischen Plan, wie man im Leben abwechselt zwischen Wachen und Schlafen. Wenn er in die geistige Welt hineinsah, sah er in die Welt, aus der er herausgeboren war. Das ist ja das Wesentliche, daß der Mythos aus dem hellseherischen Bewußtsein heraus entstanden ist. Das menschliche Bewußtsein aber bestand in diesem abwechselnden Hineinschauen und Nichthineinschauen in die geistige Welt. War der Zustand des Traumbewußtseins da, so sah man hinein in die geistige Welt; war der Zustand des Tagwachens da, so war man blind für sie. So wechselte der Zustand zwischen Blindheit und Hineinsehen in die geistige Welt. Es wechselte das Bewußtsein ab, wie ein gewisses Weltenwesen wechselte zwischen dem blinden Hödur und dem in die geistige Welt hineinschauenden, hellsichtigen Baldur. Es war der Mensch veranlagt für Baldurs Einfluß, und im Sinne dieses Einflusses wäre der Mensch geworden, wenn er nicht den Loki-Einfluß aufgenommen hätte. Der aber hat bewirkt, daß Hödurs Natur den Sieg über die Baldurnatur davongetragen hat. Das wird ausgedrückt dadurch, daß Loki die Mistel herbeischafft, mit der der blinde Hödur den sehenden Baldur tötet.

Loki ist also die tötende Macht, wie Luzifer, der den Menschen zu Ahriman getrieben hat. Indem der Mensch hingegeben ist an den blinden Hödur, verlöscht das alte hellsichtige Anschauen. Das ist die Tötung des Baldur. Das empfindet der nordische Mensch, daß nach und nach wirklich verloren gegangen ist das Baldurhafte, das Hineinschauen in die geistige Welt.“ (Lit.:GA 121, S. 161f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


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