Ramon Llull und Bardo (Yoga): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Ramon Llull.jpg|thumb|Raimundus Lullus (Ramon Llull)<ref>Inhalt der Sprechblase: ''Lux mea est ipse Dominus'', Mein Licht ist der Herr selbst (nach {{B|Mi|7|8|VUL}}).</ref>]]
{{Tibetischer chinesischer Begriff
[[Datei:Ramon Llull - Ars Magna Fig 1.png|thumb| [[Ars magna]], Fig. 1]]
|Tibetisch=བར་དོ་
'''Ramon Llull''' (manchmal auch nur ''Lull'', latinisiert '''Raimundus Lullus'''; * [[Wikipedia:1232|1232]] in [[Wikipedia:Palma de Mallorca|Palma de Mallorca]]; † Anfang [[Wikipedia:1316|1316]] auf der Fahrt von [[Wikipedia:Tunis|Tunis]] nach Mallorca) war ein [[Wikipedia:Katalonien|katalanischer]] [[Philosophie|Philosoph]], [[Logik]]er und [[Theologie|Theologe]]. Er lebte lange Zeit im mallorquinischen Kloster [[Wikipedia:Santuario de Cura|Santuario de Cura]]. Seine Grabstätte befindet sich in der Basilika [[Wikipedia:Sant Francesc|Sant Francesc]] in Palma.
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== Leben ==
'''Bardo''' ([[Wikipedia:Tibetische Sprache|tibetisch]] für „Lücke, [[Zwischenzustand|Zwischenzustand]], Einbeziehung, Versetzung, innewohnende Gegebenheit des Geistes“<ref>http://www.nitartha.org</ref>; [[sanskrit]] अन्तर्भाव, [[Wikipedia:IAST|IAST]]-Transliteration ''antarābhava'' <ref>http://www.spokensanskrit.de</ref>) ist die Bezeichnung für das u.a. im [[Tibetisches Totenbuch|Tibetischen Totenbuch]] beschriebene, [[Esoterik|esoterische]] Lehrverständnis der für das [[Bewusstsein]] möglichen [[Sein|Seinszustände]] im [[Diesseits]] wie im [[Jenseits]]. Als theoretischer Bestandteil der [[Wikipedia:Sechs Yogas von Naropa|Sechs Yogas von Naropa]] bildet es die wesentliche Grundlage der assoziierten [[Meditation]]stechniken. Es ist für den innerhalb des [[Wikipedia:Vajrayana|Vajrayana]]-[[Buddhismus]] auf höchster Stufe, also [[Tantra|tantrisch]] Praktizierenden sowohl „[[Wikipedia:Logbuch|Logbuch]]“, als auch individuelles Instrument der Positions- bzw. Richtungsbestimmung.


Ramon Llull war der Sohn eines katalanischen [[Wikipedia:Ritter|Ritter]]s, der unter [[Wikipedia:Jakob I. (Aragón)|Jakob I. von Aragón]] für die Eroberung der [[Wikipedia:Sarazenen|sarazenisch]] regierten [[Wikipedia:Balearische Inseln|Balearen]] gekämpft hatte. So wuchs er bei Hofe auf und wurde früh zum Erzieher der Prinzen ernannt. Er führte ein höfisches, weltliches Leben und widmete sich als [[Wikipedia:Troubadour|Troubadour]] der Dichtkunst. [[Wikipedia:1257|1257]] heiratete er. Aus der Ehe mit Blanca entstammten zwei Kinder. [[Wikipedia:1263|1263]] veranlasste eine [[Vision (Religion)|Vision]], in der er den gekreuzigten Christus neben sich sah, Llull zu einer radikalen Änderung seines Lebens. Er unternahm Pilger- und Bildungsreisen, auch in die arabische Welt, bildete sich weiter, lernte Arabisch und stellte seine Dichtkunst in den Dienst des katholischen Glaubens. Llull wurde bald ein berühmter Gelehrter und Vertrauter des von ihm erzogenen [[Wikipedia:Jakob II. (Mallorca)|Jakob II.]], er unterrichtete an der Pariser [[Wikipedia:Sorbonne|Sorbonne]] und nahm am [[Wikipedia:Konzil von Vienne|Konzil von Vienne]] teil. Dort setzte er sich für die Einrichtung von Lehrstühlen für [[Hebräische Sprache|Hebräisch]], [[Arabische Sprache|Arabisch]] und [[Chaldäer|Chaldäisch]] (= Alt-Kirchen-Syrisch) an den Universitäten Paris, Oxford, Bologna und Salamanca ein, was ihn zu einem Begründer der westeuropäischen [[Wikipedia:Orientalistik|Orientalistik]] machte. [[Wikipedia:1314|1314]] begab er sich im Auftrag Jakobs II. auf eine Reise nach Tunis. Auf dieser Reise wurde er 1315 von einer aufgebrachten Menge Moslems in [[Wikipedia:Bejaia|Bougier]] (Algerien) gesteinigt. Ihm gelang die Flucht. Llull starb ein Jahr später auf Mallorca.
''Äußeres Ziel'' dieses [[Yoga]]s ist die [[Wikipedia:Kognition|kognitive]] Erfassung der dialogischen Beschreibungen vorübergehender [[Bewusstseinszustand|Zustände bzw. Stufen des Bewusstseins]]. Die Erlangung von [[Siddhi]]s genannten, [[Magie|magischen]] Kräften ist dabei ein möglicher, aber nicht zum Ziel führender Nebeneffekt.
''Inneres Ziel'' dieser [[Mystik|mystischen]] Geistesübung ist der unbedingte Erhalt des uns als Tagesbewusstsein bekannten Status Quos des [[Geist]]es über alle möglichen Dimensionen hinaus, um so durch Gewahrwerdung der höchsten Wahrheit durch [[Erleuchtung]] sich ggf. dem [[Wikipedia:Periodizität|Kreislauf]] von [[Geburt]], [[Leben]], [[Tod]] und [[Reinkarnation|Wiedergeburt]] dauerhaft entziehen zu können.


Die katholische Kirche wertet dies als [[Wikipedia:Märtyrer|Märtyrer]]tod: Papst [[Wikipedia:Pius IX.|Pius IX.]] sprach Ramon Llull selig.
== Herkunft ==
Die inhaltlichen Wurzeln des Begriffes „Bardo“ finden sich in zahlreichen spirituellen Traditionen des mittleren und fernen Ostens. Die Unterscheidung verschiedener Stufen des Seins im Leben und im Tode finden sich u.a. im sog. [[Ägyptisches Totenbuch|Ägyptischen Totenbuch]], welches in seinen frühesten Teilen ca. 2.500 v.Chr. entstand, in den [[Upanischaden]], die als Teil der [[Wikipedia:Hinduismus|hinduistischen]] [[Veda|Veden]] auf ca. 800–500 v.Chr. datiert werden und im sog. [[Wikipedia:Kanjur|Kanjur]], einem wesentlichen Teil des buddhistischen Schriften-Kanons.  


== Werk ==
Im buddhistischen Kontext geht die Bardo-Idee – abseits von kulturellen, tibetischen Wurzeln – zurück auf interschulische Diskussionen, die bis in die Zeit wenige hundert Jahre nach dem Tod des Buddha zurückverfolgt werden können. Im wesentlichen drehte sich die Diskussion um den in Majjhima Nikaya (mn38) zu findenden Gantabba (sic), den „zu kommenden“, welcher zusammen mit zeugungsfähigen Eltern die drei notwendigen Ursachen für die Entstehung eines menschlichen Wesens bildet. Von den Unterstützern der antarabhava-Theorie (Theorie der Zwischenexistenz), wurde diese Textstelle als Hinweis auf die Notwendigkeit eben dieses antarabhava gedeutet.


Llull war aufgrund seiner Christusvisionen als Missionar im gesamten Mittelmeerraum tätig. Daneben lehrte er auch an den Hochschulen von Paris und Montpellier. Er war beeinflusst durch drei Kulturen - die [[Christentum|christliche]], die [[Islam|islamische]] und die [[Judentum|jüdische]]. Er schrieb einen großen Teil seiner über 280 Werke auf [[Latein|lateinisch]] und [[Wikipedia:Katalanische Sprache|katalanisch]]. Damit wurde Llull zum Begründer der [[Wikipedia:Katalanische Literatur|Katalanischen Literatur]]. Seine [[Wikipedia:Arabische Sprache|arabischen]] Werke sind verloren gegangen.
Begrifflich nachweisbar sind die „Bardos“ zuerst bei dem buddhistischen Philosophen [[Wikipedia:Nagarjuna|Nagarjuna]] (ca. [[Wikipedia:2. Jahrhundert|2. Jahrhundert]]). Der  [[Wikipedia:Heiliger|Volksheilige]] der Tibeter, [[Wikipedia:Padmasambhava|Padmasambhava]] (8. bis 9. Jahrhundert), brachte der Legende nach das Wissen erstmals nach Tibet. In einen systematischen, erfahrungsreligiösen Zusammenhang wurden sie jedoch von dem tibetischen Meister [[Wikipedia:Naropa|Nāropa]] (11. Jahrhundert) gebracht. In seinen [[Wikipedia:Sechs Yogas von Naropa|Sechs Yogas von Naropa]] dokumentierte er das Lehrkonstrukt von den Stufen des Bewusstseins im Zusammenhang mit begleitenden Meditationstechniken.


Als Logik bezeichnete Lullus die [[Kunst]] und die [[Wissenschaft]], mit Hilfe des [[Verstand]]es [[Wahrheit]] und [[Lüge]] zu unterscheiden, Wahrheit zu akzeptieren und Lüge von sich zu weisen.
Auch die [[Wikipedia:Dzogchen|Dzogchen-Tradition]] hat die Kenntnisse um mögliche Aufenthaltsorte bzw. Verfassungen des menschlichen Geistes in eigenen Übertragungslinien erhalten und weitergegeben.


Diese Kunst, die gleichzeitig der Titel für sein Werk [[Ars generalis ultima|Ars magna]] (dt.: "Große Kunst") wurde, lief auf die Idee des mechanischen Kombinierens von [[Begriff (Philosophie)|Begriffen]] mit Hilfe einer [[Logische Maschine|logischen Maschine]] hinaus
== Systematik ==
und erschuf gleichzeitig damit die [[Heuristik#Algorithmische Traditionslinie|algorithmische Traditionslinie]] der Heuristik.
Die Bardos werden üblicherweise in sechs übergeordnete Kategorien unterteilt. Daneben gibt es auch weniger differenzierende Systematisierungen mit nur drei bis vier unterschiedlichen Zuständen.
#'''Shinay-Bardo''', der ''natürliche Zustand des Geburtsortes'' (tibetisch རང་བཞིན་སྐྱེ་གནས་ཀྱི་བར་དོ་, Wylie-Transliteration ''rang bzhin skye gnas kyi bar do'', sanskrit चण्ड अन्तर्भाव, IAST-Transliteration ''jāti-antarābhava'') <br/>Hier ist der Zustand des „normalen“ Wachbewusstseins gemeint, welcher dem Menschen gemeinhin als der bekannteste gilt. Die diesem Bardo zugeordnete, erwünschte Haltung erwirbt der Praktizierende durch [[Achtsamkeit]]s-Übungen, die ein geschärftes Seinsgefühl hervorrufen sollen. In dieser Stufe ist das Unbedingt-Sein von allem äußeren Materiellen notwendig.
#'''Milam-Bardo''', der ''Zustand des [[Traum|Träumens]]'' (tibetisch རྨི་ལམ་གྱི་བར་དོ་, Wylie-Transliteration ''rmi lam gyi bar do'', sanskrit स्वप्नअन्तर्भाव, IAST-Transliteration ''svapnāntarābhava'')<br/>Der den meisten Menschen zweit-geläufigste Bewusstseinszustand ist der des Träumens. Er tritt üblicherweise während der sog. [[Wikipedia:REM-Schlaf|REM-Schlaf]]phasen auf. Durch spezielles [[Wikipedia:Training|Training]] soll erreicht werden, dass [[Denken]] und „[[Handeln]]“ auch im Traum bewusst gesteuert werden können. Das Loslassen des Konzepts eines eigenen [[Körper|Körpers]] mit den durch [[Wahrnehmung|Rezeption]] und [[Wikipedia:Motorik|Motorik]] einhergehenden Beschränkungen zu Gunsten einer Fokussierung auf Kognition und [[Wikipedia:Assoziation (Psychologie)|Assoziation]] lassen im Geist die Dreiheit von [[Subjekt]], [[Objekt]] und [[Wikipedia:Tätigkeit|Aktivität]] verschmelzen.
#'''Samten-Bardo''', der ''Zustand des ekstatischen Gleichgewichtes während tiefer Meditation'' (tibetisch ཏིང་ངེ་འཛིན་བསམ་གཏན་གྱི་བར་དོ་, Wylie-Transliteration ''ting nge ’dzin bsam gtan gyi bar do'', sanskrit समाधि अन्तर्भाव, IAST-Transliteration ''samādhi-antarābhava'')<br/>Dieser Zustand ist am ehesten vergleichbar mit einer formlosen Seins-Erfahrung klaren Gewahrseins. Gegenüber dem zweiten Bardo soll nur ein reines ''Bezeugen'' übrig bleiben.
#'''Tschikhai-Bardo''', der (schmerzvolle) ''Zustand im Augenblick des [[Tod|Todes]]'' (tibetisch འཆི་ཁའི་བར་དོ་ (འཆི་ཁ་སྡུག་བསྔལ་གྱི་བར་དོ་), Wylie-Transliteration ''’chi kha’i bar do'', sanskrit IAST-Transliteration ''mumūrṣāntarābhava'')<br/>Bei diesem Zustand geht es um die Zeit kurz vor, während und kurz nach dem medizinischen Tod. Die unterschiedliche Erfahrbarkeit dieser Periode ist wesentlich determiniert durch die Festigkeit des vorab verinnerlichten Wissens darüber. Sehr weitgehende, [[Wikipedia:Simulation|simulative]] und dadurch für das leibliche Wohlbefinden nicht ungefährliche Meditationstechniken erlauben es, sich schon während der Lebensspanne mit den Umständen dieses Bardos vertraut zu machen. Schwerpunkte dabei sind zum einen die Fähigkeit zur angemessenen, eigenen Vorbereitung auf den unmittelbar bevorstehenden Tod, zum zweifelsfreien Erkennen (Todesanzeichen) des Eintretens desselben, sowie die „richtige“ Verhaltensweise danach.
#'''Tschönyi-Bardo''', der ''Zustand des Erlebens der Wirklichkeit'' (tibetisch ཆོས་ཉིད་བར་དོ་, Wylie-Transliteration ''chos nyid bar do'', sanskrit धर्मअन्तर्भाव, IAST-Transliteration ''dharmatāntarābhava'')<br/>Endgültig vom lebenden, menschlichen Körper getrennt, sieht sich die verbleibende [[Entität]] innerhalb von 14 Tagen zahlreichen Herausforderungen der Konfrontation mit vom eigenen Geist geschaffenen positiven sowie negativen Aspekten bzw. Archetypen (im Tibetischen Totenbuch: 42 friedvolle und 58 zornige Gottheiten) seiner selbst gegenübergestellt. Diese als selbstgeschaffene Illusion zu erkennen, ist ein wesentliches Ziel dieses Bardos.
#'''Sipai-Bardo''', der ''Moment der Wiederverkörperung im [[Samsara|saṃsāra]]'' (tibetisch སྲིད་པའི་བར་དོ་, Wylie-Transliteration ''’srid pa’i bar do'', sanskrit भावअन्तर्भाव ''bhavāntarābhava'')<br/>Vergleichbar mit dem Moment des Todes, als eine von zwei Schnittstellen zwischen Diesseits und Jenseits, verkörpert (im doppeldeutigen Sinne) diese Stufe die erneute Fleischwerdung der „[[Gott|göttlichen]] [[Seele]]“. Nach einem initialen Totengericht durchläuft die Seele in [[Hierarchie|hierarchischer]] Abstufung innerhalb der folgenden fünf Wochen immer minderwertigere Qualitäten dieser Dimension als einen Spiegel ihres [[Karma]]s. In der letzten Woche dieses Abschnittes stellt sich der „technische Ablauf“ dabei als eine exakt spiegelverkehrte Wiederholung des Sterbens dar. Das Ergebnis hierbei ist jedoch das unmittelbare Einbezogenwerden in eine neue, existenzielle [[Empfängnis]]. Der Verlockung zu widerstehen, seinen Geist erneut in einen vergänglichen Körper pflanzen zu wollen, ist hierbei die größte Herausforderung.


Lullus selbst konstruierte eine solche "logische Maschine", die aus sieben um ein Zentrum drehbaren Scheiben bestand. Auf jeder dieser Scheiben waren Wörter notiert, die verschiedene Begriffe, z.B. [[Mensch]], [[Wissen]], Wahrheit, [[Ruhm]], Wohl und [[Quantität]], [[logische Operation]]en, z.B. [[Unterschied]], [[Übereinstimmung]], [[Widerspruch]] und [[Gleichheit]], bezeichneten. Durch das Drehen dieser konzentrischen Scheiben ergaben sich verschiedene Verknüpfungen von Begriffen, die Schlussformen des [[Syllogismus|syllogistischen]] Prinzips entsprachen. Wenn man so will, kann die Llullsche Maschine als erster Computer der Welt bezeichnet werden.
Allen Bardos gemeinsam ist der Lehre nach, dass sie mehr oder weniger offensichtliche und unterschiedliche Möglichkeiten der Befreiung bieten, die jedoch aktiv vom Individuum ergriffen werden müssen.


Ramon Llull schrieb weit über 265 Werke in [[latein]]ischer, arabischer und altkatalanischer Sprache.
== Forschung ==
* ''Llibre de contemplació en Déu''
Die verschiedenen Stufen von Bardos erfahren in den [[Wissenschaft|Natur- und Geisteswissenschaften]] unterschiedliche Beachtung. Während die materiellen Vorgänge des Lebens – Traum- und meditative Zustände eingeschlossen – durch [[Medizin]], [[Psychologie]], [[Physik]] und [[Chemie]] heute schon z.T. sehr weit erfasst sind, werfen Fragen bezüglich eines wie auch immer gearteten außerexistenziellen [[Dasein]]s zumindest aus heutiger Sicht unüberwindliche, [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] Hürden auf, die u.a. auch in fehlenden, geeigneten, [[Methodologie|methodologischen]] Ansätzen begründet sind. Das systematische Sammeln und Auswerten von authentischen Berichten und historischen Niederschriften über [[Nahtod-Erfahrung]]en und [[außerkörperliche Erfahrung]]en ist eine erste Auseinandersetzung mit der Thematik, die grundsätzlich an der Nähe zur umstrittenen [[Wikipedia:Parapsychologie|Parapsychologie]] krankt.
* ''Llibre d'amic e amat'' (Das Buch vom Freunde und vom Geliebten) - Vieles in diesem Werk rührt heute homoerotisch an, gleichwohl ist der „Liebhaber“ der gläubige Christ, der Mystiker, der „Geliebte“ jedoch Jesus Christus. Dieses Werk Llulls ist stark vom islamischen [[Sufismus]] beeinflusst.


== Bedeutung ==
Bekannte Wissenschaftler, wie der Schweizer [[Arzt|Mediziner]] und [[Psychologe]] [[Carl Gustav Jung]] (* [[Wikipedia:26. Juli|26. Juli]] [[Wikipedia:1875|1875]] in [[Wikipedia:Kesswil|Kesswil]]; † [[Wikipedia:6. Juni|6. Juni]] [[Wikipedia:1961|1961]] in [[Wikipedia:Küsnacht ZH|Küsnacht]]), der amerikanische [[Philosoph]] [[Ken Wilber]] (* [[Wikipedia:31. Januar|31. Januar]] [[Wikipedia:1949|1949]] in [[Wikipedia:Oklahoma City|Oklahoma City]], [[Wikipedia:Oklahoma|Oklahoma]]) und der tschechische [[Philosoph|Medizinphilosoph]], [[Wikipedia:Psychotherapeut|Psychotherapeut]] und [[Wikipedia:Psychiater|Psychiater]] [[Wikipedia:Stanislav Grof|Stanislav Grof]] (* [[Wikipedia:1931|1931]] in [[Wikipedia:Prag|Prag]]) haben sich mit einzelnen oder auch allen Bardos auseinandergesetzt und durch ihre z.T. umfangreiche Arbeit daran, wertvolle Dienste zum Verständnis derselben geleistet.


Zu Lulls Lebzeiten und auch in der folgenden Zeit wurden seine Ideen mit Misstrauen aufgenommen.
== Siehe auch ==
Seine ''Ars'' beruhte auf einem [[Neuplatonismus|neuplatonischen]] System, was dem Mainstream der zeitgenössischen [[Scholastik]] widersprach. Durch seine Sprachkenntnisse hatte Lull einen direkten Zugang zur arabischen Gedankenwelt und nahm eine für seine Zeit ungewöhnlich tolerante Haltung gegenüber dem Islam ein. Gegen Ende seines Lebens vertrat Lull aber durchaus eine "Mission mit dem Schwert" (missio per gladium)<ref>siehe: Anne Müller: Bettelorden in islamischer Fremde. Institutionelle Rahmenbedingungen franziskanischer und dominikanischer Mission in muslimischen Räumen des 13. Jahrhunderts, Münster 2002, S. 274ff.</ref>.
* [[Wikipedia:Portal:Geist und Gehirn|Portal:Geist und Gehirn]] – verweist auf eine breite Palette von Themen nahen Informationen
* [[Wikipedia:Kognitionswissenschaft|Kognitionswissenschaft]] – beschäftigt sich mit der interdisziplinären Forschung zum Thema „Bewusstsein“
* [[Wikipedia:Philosophie des Geistes|Philosophie des Geistes]] – beschäftigt sich mit der Natur geistiger oder mentaler Zustände
* [[Wikipedia:Existentialismus|Existentialismus]] – beschäftigt sich philosophisch mit Fragen der Existenz an sich


Trotzdem haben seine Werke eine große Wirkungsgeschichte und in den Jahrhunderten, in denen Lullus offiziell verboten war, wurden seine Werke heimlich studiert und kopiert. Die Anhänger Lulls' werden [[Lullismus|Lullisten]] genannt. Auch der Philosoph [[Nikolaus von Kues|Nikolaus Cusanus]] kann dazu gezählt werden. Es gibt auch einige [[Wikipedia:Pseudo-Lull|pseudo-lullistische]] Schriften, die sich hauptsächlich mit [[Alchemie]] beschäftigen.
== Quellen ==
=== Deutsche Bücher ===
* [[Wikipedia:Dalai Lama|Dalai Lama]] ''Der Weg zum sinnvollen Leben: Das Buch vom Leben und Sterben''. Herder, Freiburg, 1. Auflage, September 2006. ISBN 3-451-05642-9
* [[Wikipedia:Alexandra David-Néel|David-Néel, Alexandra]] ''Heilige und Hexer. Glaube und Aberglaube im Lande des Lamaismus''. W.A. Brockhaus, Leipzig, 1931. Keine ISBN
* David-Néel, Alexandra ''Mein Weg durch Himmel und Höllen''. Fischer, Frankfurt/Main, 2007. ISBN 978-3-596-16458-5
* [[Wikipedia:Walter Yeeling Evans-Wentz|Evans-Wentz, Walter Y.]] ''Milarepa, Tibets großer Yogi''. O.W. Barth, Frankfurt/Main 1998. ISBN 3-502-65191-4
* Evans-Wentz, Walter Y. ''Das tibetanische Totenbuch oder Die Nach-Tod-Erfahrung auf der Bardo-Stufe''. Artemis & Winkler, Düsseldorf, 2003. ISBN 3-53807173-X
* Fischer-Schreiber, Ingrid; Ehrhard, Franz-Karl; Diener, Michael S. ''Lexikon der östlichen Weisheitslehren''. O.W. Barth, Frankfurt/Main, 4. Auflage 1997. ISBN 3-502-67403-5
* Fremantle, Francesca ''Das Totenbuch der Tibeter – Diederichs Gelbe Reihe, Band 6''. Diederichs, München 2002. ISBN 3-42400506-1
* Grof, Stanislaw ''Das Abenteuer der Selbstentdeckung: Heilung durch veränderte Bewußtseinszustände. Ein Leitfaden''. Rowohlt, Hamburg, 2001. ISBN 3-499-19640-9
* Grof, Stanislaw ''Topographie des Unbewussten''. Klett-Cotta, Stuttgart, 7. Auflage, 1998. ISBN 3-608-95232-2
* Hauf, Monika ''Das Tibetanische Totenbuch''. Piper, München, 4. Auflage, 2005. ISBN 3-492-23694-4
* [[Wikipedia:Jolande Jacobi|Jacobi, Jolande]] ''Die Psychologie von C. G. Jung: Eine Einführung in das Gesamtwerk''. Fischer, Frankfurt/Main, 21. Auflage, 2006. ISBN 3-596-26365-4
* Kapleau, Philip ''Das Zen-Buch vom Leben und vom Sterben''. O. W. Barth bei Scherz, Frankfurt/Main 2001. ISBN 3-502-61057-6
* Kolpaktchy, Gregoire ''Das Ägyptische Totenbuch''. O. W. Barth bei Scherz, Frankfurt/Main, 6. Auflage, 1979. Keine ISBN
* Rinpoche, Chökyi Nyima ''Das Bardo-Buch: Ein Führer durch Leben, Tod und Wiedergeburt''. Schirner, Darmstadt, 2008. ISBN 3-89767-618-4
* [[Wikipedia:Sogyal Rinpoche|Rinpoche, Sogyal]] ''Das tibetische Buch vom Leben und Sterben. Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod''. O. W. Barth bei Scherz, Frankfurt/Main 1999. ISBN 3-502-67008-0
* Wilber, Ken ''Das Spektrum des Bewußtseins''. Rowohlt, Hamburg, 6. Auflage: 6, 2003. ISBN 3-499-18593-8
* Wilber, Ken ''Integrale Psychologie: Geist, Bewußtsein, Psychologie, Therapie''. Arbor, Freiburg, 2001. ISBN 3-92419569-2


Im [[Wikipedia:17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] gewannen seine Werke ''Ars magna'' und ''Ars brevis'' durch das darin beschriebene System einer perfekten philosophischen, universalen [[Sprache]] größeren Einfluss.
=== Anderssprachige Bücher ===
* Brennan, J.H. ''Tibetan magic and mysticism''. Llewellyn Worldwide, Woodbury, MN/USA 2006. ISBN 0-7387-0713-9
* Mullin, Glenn H. ''The Practice of the Six Yogas of Naropa''. Snow Lion Publications, Ithaca, NY/USA 2006. ISBN 1-55939-256-8
* Mullin, Glenn H. ''The Six Yogas of Naropa: Tsongkhapa’s Commentary''. Snow Lion Publications, Ithaca, NY/USA 2005. ISBN 1-55939-234-7


Dieses System baut auf der Kombination von philosophischen Grundbegriffen auf. Die Gedanken von Lullus wurden von [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]], dem Begründer der mathematischen Logik, aufgegriffen. Im [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] versuchte [[Wikipedia:William Stanley Jevons|Jevons]], die Idee einer logischen Maschine zu realisieren.
=== Internet ===
* [http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__29.position__5.de.html http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__29.position__5.de.html] – Erläuterungen zu den Bardos von [[Wikipedia:Lopön Tsechu|Lopön Tsechu]] Rinpoche auf ''Buddhismus heute''
* [http://www.bardo.org http://www.bardo.org] – ''The Bardo of Death Studies'', eine Seite, die sich dem Thema systematisch zu nähern versucht
* [http://www.iol.ie/~taeger/bardotea/bardotea.html http://www.iol.ie/~taeger/bardotea/bardotea.html] – ''The six bardos'', die Niederschrift einer 1982 erfolgten Belehrung von [[Wikipedia:Kalu Rinpoche|Kalu Rinpoche]]
* [http://www.kheper.net/topics/bardo/tibetan.html http://www.kheper.net/topics/bardo/tibetan.html] – ''Chapter 6: The Tibetan After-Life'', Teil einer Website zum vergleichenden Verständnis verschiedener spiritueller Traditionen zum Thema „Tod“


Lull untersuchte sowohl den [[Syllogismus]] als auch die [[Induktion und Deduktion|Induktion]]. Er widmete sich als erster dem systematischen Studium der [[Wikipedia:Materielle Implikation|materiellen Implikation]], die eine der grundlegenden Operationen der mathematischen Logik ist, analysierte logische Operationen mit der Kopula "und" ([[Wikipedia:Konjunktion (Logik)|Konjunktion]]) und der Kopula "oder" ([[Wikipedia:Disjunktion|Disjunktion]]).
== Fußnoten ==
<references/>


Die Arbeiten hatten einen großen Einfluss auf die Logiker des [[Wikipedia:Jansenismus|Jansenistenklosters]] von [[Wikipedia:Port Royal des Champs|Port-Royal]].
[[Kategorie:Meditation]]
 
[[Kategorie:Yoga]]
Lull gliederte die [[Wissenschaft]]en in [[Arbre de ciència|L'arbre de ciència]] (um [[Wikipedia:1295|1295]]/[[Wikipedia:1296|96]], veröffentlicht in lateinischer Sprache [[Wikipedia:1482|1482]]) systematisch, wofür er die Allegorie des Baumes nutzte; diese Metapher wurde erstmals durch [[Wikipedia:Johannes XXI.|Petrus Hispanus]] († [[Wikipedia:1277|1277]]) unter dem Begriff [[Arbor porphyriana]] in die Wissenschaftsgeschichte eingeführt (vgl. [[Baum des Wissens]] und [[Stammbaum der Wissenschaft]]).
[[Kategorie:Buddhismus]][[Kategorie:Buddhismus in Tibet]]
 
[[Kategorie:Vajrayana]]
Bei Lull repräsentieren vierzehn Bäume die Seinsbereiche wie [[Vier-Elemente-Lehre|Elemente]], [[Botanik]], [[Tier]]e, [[Sinn (Wahrnehmung)|Sinnesempfindung]], [[Imagination]], [[Moral]], [[Gesellschaftslehre]] usw.; in zwei weiteren Bäumen werden diese Bereiche durch Beispiele (''Exempla'') und Sprichworte (''Bonmots'') veranschaulicht. Jeder Baum hat wiederum eine siebenteilige Binnengliederung, bestehend aus Wurzel, Stamm, Ästen, Zweigen, Blättern, Blüten und Früchten.
 
== Zitat ==
{{Zitat|Der Freund sehnte sich nach Einsamkeit.<br />Um allein zu sein, suchte er die Gesellschaft<br />seines Geliebten. Mit ihm ist er allein<br />inmitten der Leute.||Das Buch vom Freunde und vom Geliebten, Abschnitt 46}}
 
== Wirkung ==
Schon zu seinen Lebzeiten waren die Lehren des Lullus umstritten. Später entstand um seine Schüler die Bewegung des [[Lullismus]]. Die offizielle Kirche hat ihn jedoch lange auf den [[Wikipedia:Index Librorum Prohibitorum|Index]] gesetzt und erst später rehabilitiert.
 
Zu den bekanntesten Philosophen, die Llull rezipierten, zählen [[Agrippa von Nettesheim]], der neben anderen einen Kommentar „In Artem brevem Raymundi Lulli“ (1533) verfasste, [[Nikolaus von Kues|Nikolaus Cusanus]], der auch Llulls Versuche des [[Wikipedia:Interreligiöser Dialog|interreligiösen Dialogs]] aufgegriffen hat, sowie [[Giordano Bruno]], der mehrere kleine Schriften zu Llull verfasste.
 
Das katalanische Äquivalent zum Goethe-Institut ist nach ihm [[Wikipedia:Institut Ramon Llull|Institut Ramon Llull]] benannt.
 
== Werke ==
* ''Das Buch vom Freunde und vom Geliebten (Libre de Amic e Amat)''. Übersetzt und herausgegeben von Erika Lorenz. Herder, Freiburg 1992, ISBN 3-451-04094-8
* ''Das Buch über die heilige Maria = Libre de sancta Maria: katalanisch-deutsch.'' Hrsg. von Fernando Domínguez Reboiras. Mit einer Einführung von Fernando Domínguez Reboiras und Blanca Garí. Übersetzt von Elisenda Padrós Wolff. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2005 ISBN 3-7728-2216-9
* ''Die neue Logik.'' Lateinisch-Deutsch. Übersetzt von Vittorio Hösle und Walburga Büchel. Hrsg. von Charles Lohr. Meiner, Hamburg 1985, ISBN 978-3-7873-0635-0
* ''Ars brevis.'' Lateinisch-Deutsch. Übersetzt und hrsg. von Alexander Fidora. Meiner, Hamburg 2001, ISBN 978-3-7873-1570-3
* ''Das Buch vom Heiden und den drei Weisen''. Reclam, Stuttgart, ISBN 3-15-009693-6
* ''Felix oder Das Buch der Wunder'' (Llibre de Meravelles). Übersetzt von Gret Schib Torra. Schwabe, Basel 2007, ISBN 978-3-7965-2236-9
* ''Doctrina pueril - Was Kinder wissen müssen'', Eingeleitet von Joan Santanach i Sunol, Übersetzt von Elisenda Padrós Wolff, Katalanische Literatur des Mittelalters Bd. 4, Lit Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-643-10522-6
 
== Literatur ==
* Linda Báez-Rubí: ''Die Rezeption der Lehre des Ramon Llull in der "Rhetorica christiana" (Perugia, 1579) des Franziskaners Fray Diego de Valadés.'', Lang, Frankfurt am Main u.a. 2004, ISBN 3-631-53401-9 [http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=972136177 Online-Ressource]
* Ermenegildo Bidese, Alexander Fidora, Paul Renner (Hgg.): ''Ramon Llull und Nikolaus von Kues: Eine Begegnung im Zeichen der Toleranz'', Brepols, Turnhout 2005, ISBN 2-503-51846-X
* Roger Friedlein: ''Der Dialog bei Ramon Llull'', Max Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-52318-2
* E. W. Platzeck: ''Raimund Lull. Sein Leben - seine Werke - die Grundlagen seines Denkens'', 2 Bde., Düsseldorf 1962-1964.
* Robert Pring-Mill: ''Der Mikrokosmos Ramon Llulls: eine Einführung in das mittelalterliche Weltbild'', Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2000 (Bibliographie R. Llull und Literaturverz. S. 137 - 141) ISBN 3-7728-2002-6 
* Detlef Schäfer: ''Ramon Lull: zwischen Bibel und Koran; Roman-Biographie.'', Imhof, Petersberg 2002, ISBN 3-935590-29-6
* Frances A. Yates: ''Lull and Bruno: Collected Essays'', Selected Works of Frances Yates, Routledge / Kegan Paul, London-Bosten 1982, ISBN 978-0-7100-0952-4.
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118575279}}
* {{BBKL|l/lullus_r|band=5|autor=Heinz Schreckenberg|spalten=423-430}}
* {{commonscat|Raimundus Lullus}}
* [http://www.theol.uni-freiburg.de/institute/ist/qut/llull Freiburger Raimundus-Lullus-Institut mit Handschriftendatenbank]
* [http://quisestlullus.narpan.net/de/index_de.html Centre de Documentació Ramon Llull: Wer war Ramon Llull?]
* [http://orbita.bib.ub.es/ramon/ Ramon Llull Database – Centre de Documentació Ramon Llull, Universitat de Barcelona] (engl.)
* [http://www.bib.ub.es/www7/llull/llullu.htm Centre Ramon Llull de la Universitat de Barcelona: Bibliographische Hilfsmittl und Online-Ausgaben lateinischer Schriften Llulls] (katalan.)
* [http://www.ramonllull.net/sw_studies/studies_original/zfk.html Arbor Scientiae: Immanenz und Transzendenz im Denken Llulls, by Esteve Jaulent]
* [http://www.lluisvives.com/FichaAutor.html?Ref=1198&idGrupo=Facsimil&portal=1 Biblioteca Virtual Joan Luís Vives: Online-Ausgaben lateinischer und katalanischer Schriften Llulls] (katalan.)
* [http://www.math.uni-augsburg.de/stochastik/llull/ Augsburger Web-Edition dreier Traktate Llulls zur Theorie des Wahlverfahrens]
* [http://www.narpan.net/ben.htm Biblioteca electrònica del NARPAN: Online-Ausgaben lateinischer und katalanischer Schriften Llulls] (katalan.)
* [http://www.sciencia.cat/biblioteca/edicions/12lullisme.htm SCIENCIA.KAT / Lul·lisme: Online Ausgaben katalanischer Schriften Lulls] (katalan.)
* [http://www.rialc.unina.it/inc-r.llull.htm RIALC: 17 katalanische Gedichte Llulls] (katalan.)
* [http://www-mat.upc.es/grup_de_grafs/logo/llull_bio.htm Biographie (engl.)]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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Version vom 31. März 2016, 21:16 Uhr

Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
བར་དོ་
Wylie-Transliteration:
bar do
Aussprache in IPA:
[pʰàrtò]
Offizielle Transkription der VRCh:
Pardo
Andere Schreibweisen:
Pardo
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
中有
Vereinfacht:
中有

Bardo (tibetisch für „Lücke, Zwischenzustand, Einbeziehung, Versetzung, innewohnende Gegebenheit des Geistes“[1]; sanskrit अन्तर्भाव, IAST-Transliteration antarābhava [2]) ist die Bezeichnung für das u.a. im Tibetischen Totenbuch beschriebene, esoterische Lehrverständnis der für das Bewusstsein möglichen Seinszustände im Diesseits wie im Jenseits. Als theoretischer Bestandteil der Sechs Yogas von Naropa bildet es die wesentliche Grundlage der assoziierten Meditationstechniken. Es ist für den innerhalb des Vajrayana-Buddhismus auf höchster Stufe, also tantrisch Praktizierenden sowohl „Logbuch“, als auch individuelles Instrument der Positions- bzw. Richtungsbestimmung.

Äußeres Ziel dieses Yogas ist die kognitive Erfassung der dialogischen Beschreibungen vorübergehender Zustände bzw. Stufen des Bewusstseins. Die Erlangung von Siddhis genannten, magischen Kräften ist dabei ein möglicher, aber nicht zum Ziel führender Nebeneffekt. Inneres Ziel dieser mystischen Geistesübung ist der unbedingte Erhalt des uns als Tagesbewusstsein bekannten Status Quos des Geistes über alle möglichen Dimensionen hinaus, um so durch Gewahrwerdung der höchsten Wahrheit durch Erleuchtung sich ggf. dem Kreislauf von Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt dauerhaft entziehen zu können.

Herkunft

Die inhaltlichen Wurzeln des Begriffes „Bardo“ finden sich in zahlreichen spirituellen Traditionen des mittleren und fernen Ostens. Die Unterscheidung verschiedener Stufen des Seins im Leben und im Tode finden sich u.a. im sog. Ägyptischen Totenbuch, welches in seinen frühesten Teilen ca. 2.500 v.Chr. entstand, in den Upanischaden, die als Teil der hinduistischen Veden auf ca. 800–500 v.Chr. datiert werden und im sog. Kanjur, einem wesentlichen Teil des buddhistischen Schriften-Kanons.

Im buddhistischen Kontext geht die Bardo-Idee – abseits von kulturellen, tibetischen Wurzeln – zurück auf interschulische Diskussionen, die bis in die Zeit wenige hundert Jahre nach dem Tod des Buddha zurückverfolgt werden können. Im wesentlichen drehte sich die Diskussion um den in Majjhima Nikaya (mn38) zu findenden Gantabba (sic), den „zu kommenden“, welcher zusammen mit zeugungsfähigen Eltern die drei notwendigen Ursachen für die Entstehung eines menschlichen Wesens bildet. Von den Unterstützern der antarabhava-Theorie (Theorie der Zwischenexistenz), wurde diese Textstelle als Hinweis auf die Notwendigkeit eben dieses antarabhava gedeutet.

Begrifflich nachweisbar sind die „Bardos“ zuerst bei dem buddhistischen Philosophen Nagarjuna (ca. 2. Jahrhundert). Der Volksheilige der Tibeter, Padmasambhava (8. bis 9. Jahrhundert), brachte der Legende nach das Wissen erstmals nach Tibet. In einen systematischen, erfahrungsreligiösen Zusammenhang wurden sie jedoch von dem tibetischen Meister Nāropa (11. Jahrhundert) gebracht. In seinen Sechs Yogas von Naropa dokumentierte er das Lehrkonstrukt von den Stufen des Bewusstseins im Zusammenhang mit begleitenden Meditationstechniken.

Auch die Dzogchen-Tradition hat die Kenntnisse um mögliche Aufenthaltsorte bzw. Verfassungen des menschlichen Geistes in eigenen Übertragungslinien erhalten und weitergegeben.

Systematik

Die Bardos werden üblicherweise in sechs übergeordnete Kategorien unterteilt. Daneben gibt es auch weniger differenzierende Systematisierungen mit nur drei bis vier unterschiedlichen Zuständen.

  1. Shinay-Bardo, der natürliche Zustand des Geburtsortes (tibetisch རང་བཞིན་སྐྱེ་གནས་ཀྱི་བར་དོ་, Wylie-Transliteration rang bzhin skye gnas kyi bar do, sanskrit चण्ड अन्तर्भाव, IAST-Transliteration jāti-antarābhava)
    Hier ist der Zustand des „normalen“ Wachbewusstseins gemeint, welcher dem Menschen gemeinhin als der bekannteste gilt. Die diesem Bardo zugeordnete, erwünschte Haltung erwirbt der Praktizierende durch Achtsamkeits-Übungen, die ein geschärftes Seinsgefühl hervorrufen sollen. In dieser Stufe ist das Unbedingt-Sein von allem äußeren Materiellen notwendig.
  2. Milam-Bardo, der Zustand des Träumens (tibetisch རྨི་ལམ་གྱི་བར་དོ་, Wylie-Transliteration rmi lam gyi bar do, sanskrit स्वप्नअन्तर्भाव, IAST-Transliteration svapnāntarābhava)
    Der den meisten Menschen zweit-geläufigste Bewusstseinszustand ist der des Träumens. Er tritt üblicherweise während der sog. REM-Schlafphasen auf. Durch spezielles Training soll erreicht werden, dass Denken und „Handeln“ auch im Traum bewusst gesteuert werden können. Das Loslassen des Konzepts eines eigenen Körpers mit den durch Rezeption und Motorik einhergehenden Beschränkungen zu Gunsten einer Fokussierung auf Kognition und Assoziation lassen im Geist die Dreiheit von Subjekt, Objekt und Aktivität verschmelzen.
  3. Samten-Bardo, der Zustand des ekstatischen Gleichgewichtes während tiefer Meditation (tibetisch ཏིང་ངེ་འཛིན་བསམ་གཏན་གྱི་བར་དོ་, Wylie-Transliteration ting nge ’dzin bsam gtan gyi bar do, sanskrit समाधि अन्तर्भाव, IAST-Transliteration samādhi-antarābhava)
    Dieser Zustand ist am ehesten vergleichbar mit einer formlosen Seins-Erfahrung klaren Gewahrseins. Gegenüber dem zweiten Bardo soll nur ein reines Bezeugen übrig bleiben.
  4. Tschikhai-Bardo, der (schmerzvolle) Zustand im Augenblick des Todes (tibetisch འཆི་ཁའི་བར་དོ་ (འཆི་ཁ་སྡུག་བསྔལ་གྱི་བར་དོ་), Wylie-Transliteration ’chi kha’i bar do, sanskrit IAST-Transliteration mumūrṣāntarābhava)
    Bei diesem Zustand geht es um die Zeit kurz vor, während und kurz nach dem medizinischen Tod. Die unterschiedliche Erfahrbarkeit dieser Periode ist wesentlich determiniert durch die Festigkeit des vorab verinnerlichten Wissens darüber. Sehr weitgehende, simulative und dadurch für das leibliche Wohlbefinden nicht ungefährliche Meditationstechniken erlauben es, sich schon während der Lebensspanne mit den Umständen dieses Bardos vertraut zu machen. Schwerpunkte dabei sind zum einen die Fähigkeit zur angemessenen, eigenen Vorbereitung auf den unmittelbar bevorstehenden Tod, zum zweifelsfreien Erkennen (Todesanzeichen) des Eintretens desselben, sowie die „richtige“ Verhaltensweise danach.
  5. Tschönyi-Bardo, der Zustand des Erlebens der Wirklichkeit (tibetisch ཆོས་ཉིད་བར་དོ་, Wylie-Transliteration chos nyid bar do, sanskrit धर्मअन्तर्भाव, IAST-Transliteration dharmatāntarābhava)
    Endgültig vom lebenden, menschlichen Körper getrennt, sieht sich die verbleibende Entität innerhalb von 14 Tagen zahlreichen Herausforderungen der Konfrontation mit vom eigenen Geist geschaffenen positiven sowie negativen Aspekten bzw. Archetypen (im Tibetischen Totenbuch: 42 friedvolle und 58 zornige Gottheiten) seiner selbst gegenübergestellt. Diese als selbstgeschaffene Illusion zu erkennen, ist ein wesentliches Ziel dieses Bardos.
  6. Sipai-Bardo, der Moment der Wiederverkörperung im saṃsāra (tibetisch སྲིད་པའི་བར་དོ་, Wylie-Transliteration ’srid pa’i bar do, sanskrit भावअन्तर्भाव bhavāntarābhava)
    Vergleichbar mit dem Moment des Todes, als eine von zwei Schnittstellen zwischen Diesseits und Jenseits, verkörpert (im doppeldeutigen Sinne) diese Stufe die erneute Fleischwerdung der „göttlichen Seele“. Nach einem initialen Totengericht durchläuft die Seele in hierarchischer Abstufung innerhalb der folgenden fünf Wochen immer minderwertigere Qualitäten dieser Dimension als einen Spiegel ihres Karmas. In der letzten Woche dieses Abschnittes stellt sich der „technische Ablauf“ dabei als eine exakt spiegelverkehrte Wiederholung des Sterbens dar. Das Ergebnis hierbei ist jedoch das unmittelbare Einbezogenwerden in eine neue, existenzielle Empfängnis. Der Verlockung zu widerstehen, seinen Geist erneut in einen vergänglichen Körper pflanzen zu wollen, ist hierbei die größte Herausforderung.

Allen Bardos gemeinsam ist der Lehre nach, dass sie mehr oder weniger offensichtliche und unterschiedliche Möglichkeiten der Befreiung bieten, die jedoch aktiv vom Individuum ergriffen werden müssen.

Forschung

Die verschiedenen Stufen von Bardos erfahren in den Natur- und Geisteswissenschaften unterschiedliche Beachtung. Während die materiellen Vorgänge des Lebens – Traum- und meditative Zustände eingeschlossen – durch Medizin, Psychologie, Physik und Chemie heute schon z.T. sehr weit erfasst sind, werfen Fragen bezüglich eines wie auch immer gearteten außerexistenziellen Daseins zumindest aus heutiger Sicht unüberwindliche, erkenntnistheoretische Hürden auf, die u.a. auch in fehlenden, geeigneten, methodologischen Ansätzen begründet sind. Das systematische Sammeln und Auswerten von authentischen Berichten und historischen Niederschriften über Nahtod-Erfahrungen und außerkörperliche Erfahrungen ist eine erste Auseinandersetzung mit der Thematik, die grundsätzlich an der Nähe zur umstrittenen Parapsychologie krankt.

Bekannte Wissenschaftler, wie der Schweizer Mediziner und Psychologe Carl Gustav Jung (* 26. Juli 1875 in Kesswil; † 6. Juni 1961 in Küsnacht), der amerikanische Philosoph Ken Wilber (* 31. Januar 1949 in Oklahoma City, Oklahoma) und der tschechische Medizinphilosoph, Psychotherapeut und Psychiater Stanislav Grof (* 1931 in Prag) haben sich mit einzelnen oder auch allen Bardos auseinandergesetzt und durch ihre z.T. umfangreiche Arbeit daran, wertvolle Dienste zum Verständnis derselben geleistet.

Siehe auch

Quellen

Deutsche Bücher

  • Dalai Lama Der Weg zum sinnvollen Leben: Das Buch vom Leben und Sterben. Herder, Freiburg, 1. Auflage, September 2006. ISBN 3-451-05642-9
  • David-Néel, Alexandra Heilige und Hexer. Glaube und Aberglaube im Lande des Lamaismus. W.A. Brockhaus, Leipzig, 1931. Keine ISBN
  • David-Néel, Alexandra Mein Weg durch Himmel und Höllen. Fischer, Frankfurt/Main, 2007. ISBN 978-3-596-16458-5
  • Evans-Wentz, Walter Y. Milarepa, Tibets großer Yogi. O.W. Barth, Frankfurt/Main 1998. ISBN 3-502-65191-4
  • Evans-Wentz, Walter Y. Das tibetanische Totenbuch oder Die Nach-Tod-Erfahrung auf der Bardo-Stufe. Artemis & Winkler, Düsseldorf, 2003. ISBN 3-53807173-X
  • Fischer-Schreiber, Ingrid; Ehrhard, Franz-Karl; Diener, Michael S. Lexikon der östlichen Weisheitslehren. O.W. Barth, Frankfurt/Main, 4. Auflage 1997. ISBN 3-502-67403-5
  • Fremantle, Francesca Das Totenbuch der Tibeter – Diederichs Gelbe Reihe, Band 6. Diederichs, München 2002. ISBN 3-42400506-1
  • Grof, Stanislaw Das Abenteuer der Selbstentdeckung: Heilung durch veränderte Bewußtseinszustände. Ein Leitfaden. Rowohlt, Hamburg, 2001. ISBN 3-499-19640-9
  • Grof, Stanislaw Topographie des Unbewussten. Klett-Cotta, Stuttgart, 7. Auflage, 1998. ISBN 3-608-95232-2
  • Hauf, Monika Das Tibetanische Totenbuch. Piper, München, 4. Auflage, 2005. ISBN 3-492-23694-4
  • Jacobi, Jolande Die Psychologie von C. G. Jung: Eine Einführung in das Gesamtwerk. Fischer, Frankfurt/Main, 21. Auflage, 2006. ISBN 3-596-26365-4
  • Kapleau, Philip Das Zen-Buch vom Leben und vom Sterben. O. W. Barth bei Scherz, Frankfurt/Main 2001. ISBN 3-502-61057-6
  • Kolpaktchy, Gregoire Das Ägyptische Totenbuch. O. W. Barth bei Scherz, Frankfurt/Main, 6. Auflage, 1979. Keine ISBN
  • Rinpoche, Chökyi Nyima Das Bardo-Buch: Ein Führer durch Leben, Tod und Wiedergeburt. Schirner, Darmstadt, 2008. ISBN 3-89767-618-4
  • Rinpoche, Sogyal Das tibetische Buch vom Leben und Sterben. Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod. O. W. Barth bei Scherz, Frankfurt/Main 1999. ISBN 3-502-67008-0
  • Wilber, Ken Das Spektrum des Bewußtseins. Rowohlt, Hamburg, 6. Auflage: 6, 2003. ISBN 3-499-18593-8
  • Wilber, Ken Integrale Psychologie: Geist, Bewußtsein, Psychologie, Therapie. Arbor, Freiburg, 2001. ISBN 3-92419569-2

Anderssprachige Bücher

  • Brennan, J.H. Tibetan magic and mysticism. Llewellyn Worldwide, Woodbury, MN/USA 2006. ISBN 0-7387-0713-9
  • Mullin, Glenn H. The Practice of the Six Yogas of Naropa. Snow Lion Publications, Ithaca, NY/USA 2006. ISBN 1-55939-256-8
  • Mullin, Glenn H. The Six Yogas of Naropa: Tsongkhapa’s Commentary. Snow Lion Publications, Ithaca, NY/USA 2005. ISBN 1-55939-234-7

Internet

Fußnoten


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