Alan Leo und Heilpädagogik: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Alan_Leo.jpg|thumb|Alan Leo]]
Die '''Heilpädagogik''' für seelenpflegebedürftige [[Mensch]]en auf [[anthroposophisch]]er Basis wird heute weltweit sehr erfolgreich angewendet. Sie ist aus den Impulsen hervorgegangen, die [[Rudolf Steiner]] in seinem [[Wikipedia:1924|1924]] für Ärzte und Heilpädagogen gehaltenen [[Heilpädagogischer Kurs|heilpädagogischen Kurs]] gegeben hat zur Förderung von Kindern oder auch Erwachsenen, ''"die aus einer unvollständig gebliebenen Entwickelung heraus erzogen werden sollen, beziehungsweise, soweit es möglich ist, geheilt werden sollen."'' {{Lit|{{G|317|11}}}}
'''Alan Leo''' (Pseudonym, eigentlich ''William Frederick Allan'', * [[Wikipedia:7. August|7. August]] [[Wikipedia:1860|1860]] in [[Wikipedia:Westminster (London)|Westminster]] (heute ein Stadtteil von [[Wikipedia:London|London]]), [[Wikipedia:England|England]]; † [[Wikipedia:30. August|30. August]] [[Wikipedia:1917|1917]] in [[Wikipedia:Bude (Cornwall)|Bude]], [[Wikipedia:Cornwall|Cornwall]], England) war ein englischer [[Wikipedia:Autor|Autor]], [[Theosophie|Theosoph]] und [[Astrologie|Astrologe]]. Er gilt als „Vater der modernen Astrologie“.


== Leben und Werk ==
== Grundlagen ==
=== Kindheit, Berufe und Ehe ===
Alan Leo wurde am 7. August 1860 in [[Wikipedia:Westminster (London)|Westminster]], im Zentrum [[Wikipedia:London|London]]s in ärmliche Verhältnisse hineingeboren. Nach dem Besuch der Grundschule arbeitete er ab 1876 mit wenig Erfolg als Textilhändler, in einer [[Wikipedia:Drogerie|Drogerie]], bei einem [[Wikipedia:Kolonialwaren|Kolonialwaren]]händler als Verkäufer für Nähmaschinen und Süßigkeiten. Neben weiteren, meist ebenso erfolglosen Gelegenheitsarbeiten war er öfter Arbeitslos.


Am 23. September 1895 heiratete er ''Ada Elizabeth Murray Phillips'', später als ''Bessie Leo'' (1858-1931) bekannt. Kennengelernt hatten sie sich, als Bessie bei Leo ein [[Horoskop]] bestellte und davon so begeistert war, dass sie daraufhin den persönlichen Kontakt zu Leo suchte. Sie war ebenfalls Mitglied der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] und an [[Astrologie]] interessiert. Ob er Kinder hatte, ist unklar.
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"Es ist ja natürlich, daß vorangehen soll bei jedem, der unvollständig
entwickelte Kinder erziehen will, eine Erkenntnis, eine wirklich
eindringliche Erkenntnis der Erziehungspraxis für gesunde Kinder.
Das ist dasjenige, was sich jeder, der solche Kinder erziehen will,
aneignen müßte. Denn man muß sich ganz klar darüber sein, daß all
dasjenige, was eigentlich bei unvollständig entwickelten Kindern, bei
krankhaften Kindern auftreten kann, in intimerer Art auch im sogenannten
normalen Seelenleben bemerkbar ist, man muß nur entsprechend
das normale Seelenleben beobachten können. Man möchte
sagen, irgendwo in einer Ecke sitzt bei jedem Menschen im Seelenleben
zunächst eine sogenannte Unnormalität." {{Lit|{{G|317|11}}}}
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=== Der Astrologe ===
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[[Datei:Leochart1241.JPG|thumb|250px|Alan Leos Geburtshoroskop]]
"Wir haben
1885 lernte er die [[Astrologie]] kennen, später änderte er seinen Namen entsprechend dem [[Tierkreiszeichen|Sternzeichen]] Löwe auf ''Alan Leo''. Kurz darauf trat er der Gesellschaft ''The Celestial Brotherhood'' (Die himmlische Brüderschaft) bei, kam hier in tieferen Kontakt mit der Astrologie aber auch mit [[Okkultismus]], [[Medium|Mediumismus]], [[Numerologie]] und [[Geomantie]]. Zusammen mit [[Wikipedia:Frederick Lacey|Frederick Lacey]] gründete er am 21. November 1889 die Zeitschrift ''Astrologer's Magazine''. Darin war ein verlockendes Angebot enthalten: Bei einem [[Wikipedia:Abonnement|Abonnement]] des Blattes bekam man ein kostenloses [[Horoskop]] für sich dazu. Innerhalb eines Jahres konnte er so 1500 Abos absetzen, für die damalige Zeit ein enormer Erfolg, im Jahre 1895 waren es bereits 4000.  
ja im Grunde genommen gar kein weiteres Recht, über die Normalität
oder Abnormalität des kindlichen Seelenlebens oder menschlichen Seelenlebens
überhaupt zu reden, als indem wir hinschauen auf dasjenige,
was durchschnittsmäßig «normal» ist. Es gibt kein anderes Kriterium
als dasjenige, was allgemein üblich ist vor einer Gemeinschaft von
Philistern. Und wenn diese Gemeinschaft irgend etwas für vernünftig
oder gescheit ansieht, so ist alles dasjenige «abnormes» Seelenleben,
was nach Ansicht dieser Philister nicht «normales» Seelenleben ist. Ein
anderes Kriterium gibt es zunächst nicht. Daher sind die Urteile so
außerordentlich konfus, wenn man anfängt, indem man eine Abnormität
konstatieren kann, dann alles Mögliche zu treiben, und damit
abzuhelfen glaubt - statt dessen treibt man ein Stück Genialität heraus." {{Lit|{{G|317|12f}}}}
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Ab 1893 bot er zusätzlich zum kostenlosen Standardhoroskop gegen Bezahlung eine umfangreichere und detailliertere Berechnung an, es wurde ein Verkaufsschlager. Die Zeitschrift Astrologer's Magazine führte er ab 1894 alleine und änderte ihren Namen im Juli 1895 auf ''Modern Astrology'' wobei er den Inhalt nun mehr an [[Theosophie|theosophischem]] Gedankengut orientierte. Gestärkt durch seinen wirtschaftlichen Erfolg gründete er am 14. Januar 1896 in London die ''Astrological Society'' und gab 1898 seine ohnehin wenig erfolgreichen Tätigkeit als Verkäufer auf um sich ganz dem kommerziellen Horoskopverkauf zu widmen.
=== Erziehung durch [[Selbsterziehung]] ===


Er rief nun eine „Horoskopfirma“ ins Leben und dabei hatte sein Sekretär ''Harold Scrutton'' eine weitreichende Idee. Scrutton bemerkte, dass die Deutungen oftmals weitgehend die gleichen Texte enthielten und es die Arbeit erleichtern würde, wenn für eine bestimmte [[Wikipedia:konstellation|Sternkonstellation]] ein Standardtext Verwendung finden könnte. Damit würde sich die bis dahin immer erforderliche zeitaufwendige Neuformulierung der Deutungen erübrigen. Leo übernahm sofort Scruttons Vorschlag und zog eine regelrechte „Horoskopproduktion“ auf. Für jeden [[Wikipedia:Aspekt (Astrologie)|Aspekt]] gestaltete er einen normierten Text auf einer eigenen Seite und heftete diese losen Blätter entsprechend dem jeweiligen Horoskop einfach zusammen. Damit kann er als Vorläufer der heutigen Computerhoroskope, welche nach dem gleichen System arbeiten, gesehen werden. 1903 beschäftigte er bereits neun Mitarbeiter.
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"Derjenige, der Erzieher werden will für abnorme
Kinder, der ist nie fertig, für den ist jedes Kind wieder ein neues
Problem, ein neues Rätsel. Aber er kommt nur darauf, wenn er nun
geführt wird durch die Wesenheit im Kinde, wie er es im einzelnen
Fall machen muß. Es ist eine unbequeme Arbeit, aber sie ist die einzig
reale.


Zu jener Zeit wurde Astrologie manchmal noch mit [[Wikipedia:Hexerei|Hexerei]] gleichgesetzt und entsprechend misstrauisch betrachtet. 1917 kam es zu einem Prozess gegen Leo. Die Anschuldigung gegen ihn lautete, in seinen Horoskopen nicht nur Tendenzen beschrieben, sondern eine Behauptung aufgestellt zu haben. Nach langem Hin und Her wurde er schuldig gesprochen und zu einer Geldstrafe verurteilt. Kurz nach Prozessende starb er an einer [[Wikipedia:Hirnblutung|Hirnblutung]]. Zahlreiche Anhänger Leos machten später die unpopuläre Gerichtsentscheidung für seinen frühen Tod im 57. Lebensjahr verantwortlich.  
Daher handelt es sich im Sinne dieser Geisteswissenschaft so stark
darum, daß wir gerade als Erzieher im allereminentesten Sinne [[Selbsterziehung]]
pflegen.


Seine breitenwirksame Popularisierung der Astrologie trug maßgeblich zu deren Wiederbelebung in Großbritannien bei. Er schrieb mehr als 30 Bücher über Astrologie, die zum Teil bis heute als Standardwerke dieses Faches gelten.
Wir werden die beste Selbsterziehung üben, wenn wir mit Interesse
die Krankheitssymptome verfolgen." {{Lit|{{G|317|74f}}}}
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=== [[Humor]] und Enthusiasmus ===


=== Der Theosoph ===
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Über die Bekanntschaft mit [[Sepharial]] war er mit der [[Theosophie]] in Berührung gekommen und trat 1890 der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] (TG) bei. Nach der Spaltung der TG 1895 folgte er der [[Wikipedia:Adyar|Adyar]]-Richtung und war Mitglied der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] (Adyar-TG). Der Einfluss der Theosophie war in seinen astrologischen Werken zu spüren und gab ihnen eine spirituelle Note. Insbesondere bezog er auch die Lehre von [[Reinkarnation]] und [[Karma]] in seine astrologischen Untersuchungen ein.
"Vor allen Dingen, was gehört zum Erziehen von solchen Kindern
dazu? Nicht die bleierne Schwere, sondern [[Humor]], wirklicher Humor,
Lebenshumor. Man wird trotz allen möglichen gescheiten Kunstgriffen
solche Kinder nicht erziehen können, wenn man nicht den nötigen Lebenshumor
hat. Also es wird schon Platz greifen müssen in der anthroposophischen
Bewegung, daß man Sinn hat für Beweglichkeit. Ich will
nicht auf zu viel hinweisen. Aber es ist schon wirklich wahr, am wenigsten
wird man verstanden mit dem, was ich, wenn ich gefragt werde,
wenn es sich um die eine oder andere Kalamität handelt, was sollen wir
tun, wenn ich da antworte: Enthusiasmus haben. Enthusiasmus haben,
das ist dasjenige, auf was es ankommt. - Und auf Enthusiasmus kommt
es gerade bei Kindern an, welche abnorm sind." {{Lit|{{G|317|102f}}}}
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Auf dem [[Münchner Kongress 1907]] hielt Alan Leo einen Vortrag über «Astrologie und Persönliches Schicksal»<ref>siehe {{G|284|606}}</ref>:
=== Denkdefekte und Willensdefekte ===
 
In der Regel hat man es bei Entwicklungsstörungen mit organisch bedingten Willensdefekten und sehr viel seltener mit unmittelbaren Denkdefekten zu tun, die oft nur eine sekundäre Folge der [[Wille]]nshemmung sind. So ist z.B. die Leber das wesentliche [[Organ]], um [[Idee]]n in die Tat umzusetzen. Ist die Lebertätigkeit gestört, treten Willenshemmungen auf {{Lit|{{G|317|22}}}}.


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"Mr. Alan Leo las seine Abhandlung über «Astrology and Personal
"Im kindlichen Organismus hat man also, wenn es sich um einen Willensdefekt
Fate». Es wurde da die esoterische Art der Astrologie behandelt, und lichtvoll von freiem Willen im Verhältnis zum vorbestimmten Schicksal gesprochen, indem die Weise des Einflusses der planetarischen Kräfte auf das Menschenleben zur
handelt, vor allem zu fragen: Mit welchem Organe, mit
Darstellung kam." {{Lit|{{G|034|606}}}}
welcher Organentartung, mit welcher Organerkrankung steht ein solcher
Willensdefekt in Zusammenhang? - Das ist die wichtigere Frage.
 
Von so ungeheurer Wichtigkeit ist nicht der Denkdefekt. Die meisten
Defekte sind eigentlich Willensdefekte; denn auch wenn Sie im Denken
einen Defekt haben, müssen Sie sorgfältig hinschauen, inwieferne der
Denkdefekt ein Willensdefekt ist. Denn, wenn Sie zu schnell oder zu
langsam denken, so können die Gedanken ganz richtig sein, es handelt
sich nur darum, daß der Wille, der wirkt in der Ineinandersetzung,
einen Defekt hat. Man muß hinschauen, bis zu welchem Grade der
Wille darinnen steckt. Eigentlich einen Denkdefekt können Sie nur
konstatieren, wenn unabhängig vom Willen Deformationen der Gedanken
auftreten, Sinnestäuschungen. Bei der Einstellung zur äußeren
Welt treten sie im ganz Unbewußten auf, da wird das Vorstellungsbild
selber unregelmäßig. Oder aber wir haben etwas wie Zwangsvorstellungen,
und daß sie Zwangsvorstellungen sind, hebt sie aus dem Willen
heraus. Aber auf das muß man vor allem aufmerksam sein, ob man es
mit einem Willensdefekt oder Denkdefekt zu tun hat. Die Denkdefekte
fallen zumeist schon in das Gebiet des abgesonderten Heilens. Mit den
Willensdefekten hat man es meistens zu tun in der Erziehung von unvollständig
entwickelten Kindern." {{Lit|{{G|317|19f}}}}
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Zusammen mit seiner Frau Bessie reiste Leo 1909 nach [[Wikipedia:Indien|Indien]] um die [[Jyotisha]]-Lehre (indische Astrologie) zu erforschen. Dabei trafen sie auch mit [[Annie Besant]] der damaligen Präsidentin der Adyar-TG zusammen. Bei einer weiteren Reise 1911 traten sie in Indien als eine der ersten dem neu gegründeten [[Order of the Star in the East]] bei. Die Rückreise nach England absolvierten sie zusammen mit Besant und [[Jiddu Krishnamurti]].  
== Geschichte der anthroposophischen Heilpädagogik ==
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"Als im Jahre 1924 eine Gruppe junger Menschen, die in der Behinderten-Arbeit tätig war, an [[Rudolf Steiner]] herantrat mit der Frage nach einem erneuerten Menschenverständnis als Grundlage für ihre Arbeit, erfolgte die Gründung der heilpädagogischen Bewegung in den Instituten am Lauenstein bei Jena und unter der Leitung von [[Ita Wegman]] (1876-1943) am Sonnenhof in Arlesheim. Es ist dadurch ... ein neuer Einschlag in der Entwicklung der Heilpädagogik in Mitteleuropa erfolgt.
 
(...) Der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmende Verlust eines religiös-verankerten Menschenbildes, der bis in unser Jahrhundert hinein die Signatur der Behinderten-Arbeit ist, spiegelt den Bruch gegenüber dem Menschenbild der [[Goethe]]zeit und machte für das breite, gesellschaftliche Bewußtsein den andersartigen Menschen zunehmend zu einem zu Versorgenden, zu einer Last in den progressiv naturwissenschaftlich ausgerichteten Sozialgebilden. Man muß ins Auge fassen, daß hier ein Vakuum sich auszubreiten begann, dem sich damals ein erweitertes denkendes Bewußtsein nicht entgegenstellen konnte. Gegenüber einem absterbenden Glauben war eine neue Erkenntnissicherheit über den Ursprung, das Wesen und die Entwicklung des Menschen nicht mehr gegenwärtig. Zweifellos gibt es genügend Beispiele hervorragender Persönlichkeiten und mutiger Einrichtungen in der Entwicklungsgeschichte der karitativ orientierten Organisationen, vor allem auch in den Jahren nach [[1933]], die den Versuch machten, das Ebenbild Gottes im Menschen wenigstens zu bewahren. Der Einbruch des materialistischen Weltbildes hat aber schon früh auch dort tiefe Spuren hinterlassen.


1915 gründete Leo innerhalb der Adyar-TG die ''Astrological Lodge of the Theosophical Society'' (Astrologische Loge der Theosophischen Gesellschaft) mit seiner Frau Bessie als Präsidentin. Diese besteht bis heute unter dem Namen [[Wikipedia:Astrological Lodge of London|Astrological Lodge of London]], allerdings unabhängig von der Adyar-TG.
(...) Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sich eine materialistisch-biologische Denkungsart gegenüber diesem Durchblick auf die seelisch-geistige Bestimmung des Menschen im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bewußtsein durchgesetzt hatte, die folgenreich im 20. Jahrhundert in die Arbeit mit behinderten Menschen hineinwirkt unter dem Primat der Vererbungsbestimmtheit der Entwicklung. Auf diesem Hintergrund gewinnen die Ausführungen [[Rudolf Steiner]]s, als er 1924 die Richtkräfte der anthroposophischen Heilpädagogik formulierte ihr historisches Gewicht" {{Lit|Müller-Wiedenmann, S. 318 - 322}}.
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Leos Buch ''The Art of Synthesis'' (1912) beeinflusste vermutlich [[Wikipedia:Gustav Holst|Gustav Holst]]s [[Wikipedia:Suite (Musik)|Orchestersuite]] ''The Planets'' (''[[Wikipedia:Die Planeten|Die Planeten]]'', 1914–1916).
In der Praxis der anthroposophischen Heilpädagogik kommt der Zusammenarbeit der Heilpädagogen mit anthroposophischen Ärzten und Heileurythmisten ein großer Stellenwert zu.
Keine Behinderung darf als unabänderlich hingenommen werden, auch nicht im Erwachsenenalter:


== Werke (Auswahl) ==
<div style="margin-left:20px">
* ''Alan Leo's Astrologische Lehrbücher, 5 Bände''. Rohm, Bietigheim 1971-1976
"Ich glaube, es ist außerordentlich wichtig, daß man gegenüber der Situation behinderter Erwachsener immer offen bleibt. Wir fügen einem behinderten Erwachsenen das größte und wahrscheinlich unverzeihliche Unrecht zu, wenn wir seinen Fall als gegeben, endgültig und als nicht mehr zu ändern hinnehmen. Das ist gleichbedeutend mit Mord" {{Lit|Thomas J. Weihs, S. 186}}.
* ''Esoterische Astrologie, vom Wesen des Menschen''. Ullstein, Berlin 1997, ISBN 3-548-35752-0
</div>
* ''Symbolism and Astrology''. Kessinger, Whitefish 2005, ISBN 0-7661-4292-2
* ''[http://books.google.co.uk/books?id=1G6pB9VBdg0C&printsec=frontcover&dq=Alan+Leo&hl=de&sa=X&ei=PTyxULDTM8TTtAapt4DABg&ved=0CDAQ6AEwAQ The complete dictionary of astrology]''. Destiny Books, Rochester 1989 ISBN 0-89281-182-X
* ''The key to your own nativity''. Destiny Books, Rochester 1989, ISBN 0-89281-179-X
* ''[http://books.google.co.uk/books?id=scDYSpUT-CYC&printsec=frontcover&dq=Alan+Leo&hl=de&sa=X&ei=PTyxULDTM8TTtAapt4DABg&ved=0CC0Q6AEwAA Astrology for All]'', London 1910, ISBN 978-1596059245
* ''[http://books.google.co.uk/books?id=pFTW0Z7R4bAC&printsec=frontcover&dq=Alan+Leo+The+art+of+synthesis&hl=en&sa=X&ei=dgn9T9eaN-6r0AXRjKT4Bg&ved=0CDcQ6AEwAA#v=onepage&q=Alan%20Leo%20The%20art%20of%20synthesis&f=false Art of Synthesis]'', London 1912, ISBN 978-0766137387 [http://www.ardue.org.uk/library/book27.html]; ursprünglich 1912 veröffentlich unter dem Titel ''[http://books.google.co.uk/books?id=mPEGVdg7c5MC&printsec=frontcover&dq=Alan+Leo&hl=de&sa=X&ei=PTyxULDTM8TTtAapt4DABg&ved=0CDYQ6AEwAw#v=onepage&q=Alan%20Leo&f=false How to Judge a Nativity]'' in ''Astrology for All'' series. London: Fowler 1968.
* ''[http://books.google.co.uk/books?id=kqoY00Yohp8C&printsec=frontcover&dq=Alan+Leo+Casting+the+HOroscope&hl=en&sa=X&ei=hgf9T4z_JdKb1AWT-e31AQ&ved=0CDcQ6AEwAA#v=onepage&q=Alan%20Leo%20Casting%20the%20HOroscope&f=false Casting the Horoscope]''. London: Modern Astrology Office, 1912.
* ''[http://books.google.co.uk/books?id=3WLfSmAVXN4C&printsec=frontcover&dq=Alan+Leo+Esoteric+astrology&hl=en&sa=X&ei=wwn9T6OUN4n80QWHi82nBw&ved=0CDUQ6AEwAA#v=onepage&q=Alan%20Leo%20Esoteric%20astrology&f=false Esoteric Astrology]'', Erstveröffentlichung 1913. Destiny Books, Rochester, Vermont, 1989. ISBN 0-89281-181-1
* ''[http://books.google.co.uk/books?id=wZel9hQLVg0C&printsec=frontcover&dq=Alan+Leo&hl=de&sa=X&ei=PTyxULDTM8TTtAapt4DABg&ved=0CEgQ6AEwCQ Mars: The War Lord]'', London 1915, ISBN 978-1596058989


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge1|33}}
{{GA}}


== Weblinks ==
* Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995), ISBN 3-7274-3171-7 {{Vorträge|317}}
* [http://www.skyscript.co.uk/Alan_Leo.html Umfangreiche Biografie und Bilder] (Englisch)
* Wilhelm Uhlenhoff: ''Die Kinder des Heilpädagogischen Kurses''. Krankheitsbilder und Lebenswege, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 3. Auflage 2007
* [http://andrejkoymasky.com/liv/fam/biol2/leo2.html Biografie und Bild] (Englisch)
* Bernard Lievegoed: ''Heilpädagogische Betrachtungen''. Edition Bingenheim, Wuppertal 1984
* [http://www.astronode.de/lexikon/l/le/leo-alan.php Kurze Biografie und Bild]
* Bernard Lievegoed: ''Soziale Gestaltungen am Beispiel heilpädagogischer Einrichtungen''. Info3-Verlag, Frankfurt am Main 1986
* [http://lovestarz.com/leo.html Biografie und Bild] (Englisch)
* [[Thomas J. Weihs]]: ''Das entwicklungsgestörte Kind''. Heilpädagogische Erfahrungen in Camphill-Gemeinschaften, Fischer TB, Frankfurt am Main 1983
* [http://www.astrodatabank.com/NM/LeoAlan.htm Biografie und Horoskop] (Englisch)
* Hans Müller-Wiedemann: ''Heilpädagogik und Sozialtherapie - Idee und Auftrag.'' In: Zivilisation der Zukunft. Arbeitsfelder der Anthroposophie, herausgegeben von Herbert Rieche und Wolfgang Schuchhardt, Urachhaus Vlg., Stuttgart 1981, S. 318 - 346
* Georg von Arnim: ''Was bedeutet Seelenpflege?''. Die Aufgaben der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie, Verein für ein erweitertes Heilwesen, Bad Liebenzell/Unterlengenhardt 1993


== Einzelnachweise ==
== Siehe auch: ==
<references/>


{{SORTIERUNG:Leo, Alan}}
* [[Genselektion]]
[[Kategorie:Brite]]
* [[Sozialtherapie]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Autor (Theosophie)]]
[[Kategorie:Theosoph]]
[[Kategorie:Astrologe]]
[[Kategorie:Geboren 1860]]
[[Kategorie:Gestorben 1917]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Pädagogik]] [[Kategorie:Medizin]]

Version vom 30. Juni 2014, 01:51 Uhr

Die Heilpädagogik für seelenpflegebedürftige Menschen auf anthroposophischer Basis wird heute weltweit sehr erfolgreich angewendet. Sie ist aus den Impulsen hervorgegangen, die Rudolf Steiner in seinem 1924 für Ärzte und Heilpädagogen gehaltenen heilpädagogischen Kurs gegeben hat zur Förderung von Kindern oder auch Erwachsenen, "die aus einer unvollständig gebliebenen Entwickelung heraus erzogen werden sollen, beziehungsweise, soweit es möglich ist, geheilt werden sollen." (Lit.: GA 317, S. 11)

Grundlagen

"Es ist ja natürlich, daß vorangehen soll bei jedem, der unvollständig entwickelte Kinder erziehen will, eine Erkenntnis, eine wirklich eindringliche Erkenntnis der Erziehungspraxis für gesunde Kinder. Das ist dasjenige, was sich jeder, der solche Kinder erziehen will, aneignen müßte. Denn man muß sich ganz klar darüber sein, daß all dasjenige, was eigentlich bei unvollständig entwickelten Kindern, bei krankhaften Kindern auftreten kann, in intimerer Art auch im sogenannten normalen Seelenleben bemerkbar ist, man muß nur entsprechend das normale Seelenleben beobachten können. Man möchte sagen, irgendwo in einer Ecke sitzt bei jedem Menschen im Seelenleben zunächst eine sogenannte Unnormalität." (Lit.: GA 317, S. 11)

"Wir haben ja im Grunde genommen gar kein weiteres Recht, über die Normalität oder Abnormalität des kindlichen Seelenlebens oder menschlichen Seelenlebens überhaupt zu reden, als indem wir hinschauen auf dasjenige, was durchschnittsmäßig «normal» ist. Es gibt kein anderes Kriterium als dasjenige, was allgemein üblich ist vor einer Gemeinschaft von Philistern. Und wenn diese Gemeinschaft irgend etwas für vernünftig oder gescheit ansieht, so ist alles dasjenige «abnormes» Seelenleben, was nach Ansicht dieser Philister nicht «normales» Seelenleben ist. Ein anderes Kriterium gibt es zunächst nicht. Daher sind die Urteile so außerordentlich konfus, wenn man anfängt, indem man eine Abnormität konstatieren kann, dann alles Mögliche zu treiben, und damit abzuhelfen glaubt - statt dessen treibt man ein Stück Genialität heraus." (Lit.: GA 317, S. 12f)

Erziehung durch Selbsterziehung

"Derjenige, der Erzieher werden will für abnorme Kinder, der ist nie fertig, für den ist jedes Kind wieder ein neues Problem, ein neues Rätsel. Aber er kommt nur darauf, wenn er nun geführt wird durch die Wesenheit im Kinde, wie er es im einzelnen Fall machen muß. Es ist eine unbequeme Arbeit, aber sie ist die einzig reale.

Daher handelt es sich im Sinne dieser Geisteswissenschaft so stark darum, daß wir gerade als Erzieher im allereminentesten Sinne Selbsterziehung pflegen.

Wir werden die beste Selbsterziehung üben, wenn wir mit Interesse die Krankheitssymptome verfolgen." (Lit.: GA 317, S. 74f)

Humor und Enthusiasmus

"Vor allen Dingen, was gehört zum Erziehen von solchen Kindern dazu? Nicht die bleierne Schwere, sondern Humor, wirklicher Humor, Lebenshumor. Man wird trotz allen möglichen gescheiten Kunstgriffen solche Kinder nicht erziehen können, wenn man nicht den nötigen Lebenshumor hat. Also es wird schon Platz greifen müssen in der anthroposophischen Bewegung, daß man Sinn hat für Beweglichkeit. Ich will nicht auf zu viel hinweisen. Aber es ist schon wirklich wahr, am wenigsten wird man verstanden mit dem, was ich, wenn ich gefragt werde, wenn es sich um die eine oder andere Kalamität handelt, was sollen wir tun, wenn ich da antworte: Enthusiasmus haben. Enthusiasmus haben, das ist dasjenige, auf was es ankommt. - Und auf Enthusiasmus kommt es gerade bei Kindern an, welche abnorm sind." (Lit.: GA 317, S. 102f)

Denkdefekte und Willensdefekte

In der Regel hat man es bei Entwicklungsstörungen mit organisch bedingten Willensdefekten und sehr viel seltener mit unmittelbaren Denkdefekten zu tun, die oft nur eine sekundäre Folge der Willenshemmung sind. So ist z.B. die Leber das wesentliche Organ, um Ideen in die Tat umzusetzen. Ist die Lebertätigkeit gestört, treten Willenshemmungen auf (Lit.: GA 317, S. 22).

"Im kindlichen Organismus hat man also, wenn es sich um einen Willensdefekt handelt, vor allem zu fragen: Mit welchem Organe, mit welcher Organentartung, mit welcher Organerkrankung steht ein solcher Willensdefekt in Zusammenhang? - Das ist die wichtigere Frage.

Von so ungeheurer Wichtigkeit ist nicht der Denkdefekt. Die meisten Defekte sind eigentlich Willensdefekte; denn auch wenn Sie im Denken einen Defekt haben, müssen Sie sorgfältig hinschauen, inwieferne der Denkdefekt ein Willensdefekt ist. Denn, wenn Sie zu schnell oder zu langsam denken, so können die Gedanken ganz richtig sein, es handelt sich nur darum, daß der Wille, der wirkt in der Ineinandersetzung, einen Defekt hat. Man muß hinschauen, bis zu welchem Grade der Wille darinnen steckt. Eigentlich einen Denkdefekt können Sie nur konstatieren, wenn unabhängig vom Willen Deformationen der Gedanken auftreten, Sinnestäuschungen. Bei der Einstellung zur äußeren Welt treten sie im ganz Unbewußten auf, da wird das Vorstellungsbild selber unregelmäßig. Oder aber wir haben etwas wie Zwangsvorstellungen, und daß sie Zwangsvorstellungen sind, hebt sie aus dem Willen heraus. Aber auf das muß man vor allem aufmerksam sein, ob man es mit einem Willensdefekt oder Denkdefekt zu tun hat. Die Denkdefekte fallen zumeist schon in das Gebiet des abgesonderten Heilens. Mit den Willensdefekten hat man es meistens zu tun in der Erziehung von unvollständig entwickelten Kindern." (Lit.: GA 317, S. 19f)

Geschichte der anthroposophischen Heilpädagogik

"Als im Jahre 1924 eine Gruppe junger Menschen, die in der Behinderten-Arbeit tätig war, an Rudolf Steiner herantrat mit der Frage nach einem erneuerten Menschenverständnis als Grundlage für ihre Arbeit, erfolgte die Gründung der heilpädagogischen Bewegung in den Instituten am Lauenstein bei Jena und unter der Leitung von Ita Wegman (1876-1943) am Sonnenhof in Arlesheim. Es ist dadurch ... ein neuer Einschlag in der Entwicklung der Heilpädagogik in Mitteleuropa erfolgt.

(...) Der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmende Verlust eines religiös-verankerten Menschenbildes, der bis in unser Jahrhundert hinein die Signatur der Behinderten-Arbeit ist, spiegelt den Bruch gegenüber dem Menschenbild der Goethezeit und machte für das breite, gesellschaftliche Bewußtsein den andersartigen Menschen zunehmend zu einem zu Versorgenden, zu einer Last in den progressiv naturwissenschaftlich ausgerichteten Sozialgebilden. Man muß ins Auge fassen, daß hier ein Vakuum sich auszubreiten begann, dem sich damals ein erweitertes denkendes Bewußtsein nicht entgegenstellen konnte. Gegenüber einem absterbenden Glauben war eine neue Erkenntnissicherheit über den Ursprung, das Wesen und die Entwicklung des Menschen nicht mehr gegenwärtig. Zweifellos gibt es genügend Beispiele hervorragender Persönlichkeiten und mutiger Einrichtungen in der Entwicklungsgeschichte der karitativ orientierten Organisationen, vor allem auch in den Jahren nach 1933, die den Versuch machten, das Ebenbild Gottes im Menschen wenigstens zu bewahren. Der Einbruch des materialistischen Weltbildes hat aber schon früh auch dort tiefe Spuren hinterlassen.

(...) Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sich eine materialistisch-biologische Denkungsart gegenüber diesem Durchblick auf die seelisch-geistige Bestimmung des Menschen im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bewußtsein durchgesetzt hatte, die folgenreich im 20. Jahrhundert in die Arbeit mit behinderten Menschen hineinwirkt unter dem Primat der Vererbungsbestimmtheit der Entwicklung. Auf diesem Hintergrund gewinnen die Ausführungen Rudolf Steiners, als er 1924 die Richtkräfte der anthroposophischen Heilpädagogik formulierte ihr historisches Gewicht" (Lit.: Müller-Wiedenmann, S. 318 - 322).

In der Praxis der anthroposophischen Heilpädagogik kommt der Zusammenarbeit der Heilpädagogen mit anthroposophischen Ärzten und Heileurythmisten ein großer Stellenwert zu. Keine Behinderung darf als unabänderlich hingenommen werden, auch nicht im Erwachsenenalter:

"Ich glaube, es ist außerordentlich wichtig, daß man gegenüber der Situation behinderter Erwachsener immer offen bleibt. Wir fügen einem behinderten Erwachsenen das größte und wahrscheinlich unverzeihliche Unrecht zu, wenn wir seinen Fall als gegeben, endgültig und als nicht mehr zu ändern hinnehmen. Das ist gleichbedeutend mit Mord" (Lit.: Thomas J. Weihs, S. 186).

Literatur

  • Rudolf Steiner: Heilpädagogischer Kurs, GA 317 (1995), ISBN 3-7274-3171-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  • Wilhelm Uhlenhoff: Die Kinder des Heilpädagogischen Kurses. Krankheitsbilder und Lebenswege, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 3. Auflage 2007
  • Bernard Lievegoed: Heilpädagogische Betrachtungen. Edition Bingenheim, Wuppertal 1984
  • Bernard Lievegoed: Soziale Gestaltungen am Beispiel heilpädagogischer Einrichtungen. Info3-Verlag, Frankfurt am Main 1986
  • Thomas J. Weihs: Das entwicklungsgestörte Kind. Heilpädagogische Erfahrungen in Camphill-Gemeinschaften, Fischer TB, Frankfurt am Main 1983
  • Hans Müller-Wiedemann: Heilpädagogik und Sozialtherapie - Idee und Auftrag. In: Zivilisation der Zukunft. Arbeitsfelder der Anthroposophie, herausgegeben von Herbert Rieche und Wolfgang Schuchhardt, Urachhaus Vlg., Stuttgart 1981, S. 318 - 346
  • Georg von Arnim: Was bedeutet Seelenpflege?. Die Aufgaben der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie, Verein für ein erweitertes Heilwesen, Bad Liebenzell/Unterlengenhardt 1993

Siehe auch: