Hans-Georg Schweppenhäuser und Georg Friedrich Daumer: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Hans-Georg Schweppenhäuser''' (* 12.9.1898 in Großbundenbach bei Zweibrücken, 27.2.1983 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Unternehmer, Ingenieur, Sozialwissenschaftler und [[Anthroposoph]].
[[Datei:Daumer.jpg|thumb|Georg Friedrich Daumer]]
'''Georg Friedrich Daumer''' (* [[5. März]] [[1800]] in [[Nürnberg]]; [[13. Dezember]] [[1875]] in [[Würzburg]]) war ein deutscher [[Religionsphilosophie|Religionsphilosoph]] und [[Lyriker]]. Bekannt wurde er auch als Erzieher von [[Kaspar Hauser]].


==Leben==
== Biografie ==
Georg Friedrich Daumer war der Sohn eines Nürnberger [[Kürschner]]meisters. Er besuchte das [[Aegidianum]] oder Egidiengymnasium  in Nürnberg, wo [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]] damals Rektor war. Seit 1933 heißt es [[Melanchthon-Gymnasium Nürnberg| Melanchthon-Gymnasium]].


Nach dem Besuch des Gymnasiums in Homburg und Zweibrücken wurde er 1916 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst 1919 studierte er an der TH Darmstadt und an der TH München Maschinenbau und Elektrotechnik. Diesem Studium verdankte er spätere Leitungsfunktionen in Stahlbau und Energiewirtschaft.
Nach seinem Schulabschluss begann er 1817 ein Studium der [[Theologie]] an der [[Universität Erlangen]]. Dort schloss er sich einem [[Pietismus|pietistischen]] Studentenzirkel an, dessen [[Askese|asketisches]] Selbstverständnis Daumer für den Rest seines Lebens prägte: Ein [[Kommilitone]] starb an einer [[Kastration|Selbstkastration]], ein anderer verfiel dem [[Wahnsinn]], in einer parallel dazu agierenden Gemeinschaft kam es zu einem Selbstmord, ein beamteter Theologe wurde wegen eines [[Sittlichkeitsverbrecher|Sittlichkeitsdeliktes]] aus dem Amt entfernt. Daumer selbst versuchte durch neuntägiges [[Fasten]], seinem Leben ein Ende zu machen. Der [[Philosoph]] [[Ludwig Feuerbach]], einer der wenigen Freunde, die er besaß, bezeichnete die Erlanger Studentengemeinschaft damals als ''pietistische Mistpfütze''. Daumers Predigt-Konzepte wurden von seinen Professoren als zu rationalistisch oder zu mystisch kritisiert. Schließlich brach er das Studium ab und wechselte nach [[Leipzig]] zum Fach [[Philologie]].
Mitte der 20er Jahre begegnete ''Hans-Georg Schweppenhäuser'' der [[Anthroposophie]] und der Christengemeinschaft. In der Umbruchsituation nach dem Ende des 2. Weltkriegs setzte er sich sehr für anthroposophische Anliegen bei der Neugestaltung des Staates, der Kultur und der Wirtschaft ein. Damals galt er als ein Schüler von Prof. [[Folkert Wilken]]. Als er 1963 in den Ruhestand trat, konnte er sich ganz dem anthroposophisch-sozialwissenschaftlichen Impuls widmen und gründete das sozialwissenschaftliche "Institut für soziale Gegenwartsfragen e.V.", dessen Leiter und Dozent er bis zum Tode blieb. Zahlreiche grundlegende Forschungen zum Geldwesen und zur Überwindung des Gegensatzes von [[Kapital]] und [[Arbeit]] sind ihm zu verdanken.


==Werke (Auswahl)==
Nach Beendigung seines Philologiestudiums wurde Daumer 1822 Lehrer an der Lateinschule und bald darauf 1823 Professor an seinem ehemaligen Gymnasium in Nürnberg. Konflikte mit seinem Rektor, anhaltende Kränklichkeit und Augenleiden zwangen ihn jedoch schon 1828 zu vorläufiger und 1830 zu endgültiger Pensionierung.


*''Das Eigentum an den Produktionsmitteln'', Berlin 1963
Unter anderem betätigte sich Daumer auch als Homöopath.
*''Macht des Eigentums''. Auf dem Weg in eine neue soziale Zukunft, Radius Verlag, Stuttgart 1970
*''Der soziale Auftrag der Anthroposophie und die soziale Verantwortung der Anthroposophen'', Vlg. Die Kommenden, Freiburg i.Br. 1971
*''Das Mysterium des Geldes'', Vlg. Die Kommenden, Freiburg i.Br. 1981
*''Das kranke Geld''. Vorschläge für eine soziale Geldordnung von morgen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1982
*''Arbeit, Lohn und Preis in ihrem Zusammenhang'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1984
*''Das soziale Rätsel in den Wandlungen der Individuen und der Gesellschaften der Neuzeit'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1985


==Weblinks==
Im Juli 1828 wurde Daumer vom Nürnberger Rat mit der Erziehung des Findlings [[Kaspar Hauser]] betraut, den er in seiner Wohnung aufnahm. Nachdem Hauser dort im Oktober 1829 Opfer eines Attentats geworden war, schien seine Sicherheit bei Daumer, dessen Gesundheit sich weiter verschlechtert hatte, nicht mehr gewährleistet. Kaspar Hauser wurde bei der Kaufmannsfamilie Biberbach untergebracht. In den folgenden Jahren verfasste Daumer insgesamt vier Publikationen über Hausers mysteriöse Herkunft und über seine Entwicklung.


*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=662 Biographischer Eintrag der Forschungsstelle Kulturimpuls]
1834 heiratete Daumer Marie Friederike Rose, die Schwester von Heinrich Rose, dem Rektor der Nürnberger Gewerbeschule. Die Ehe gestaltete sich durch Geldmangel, schlechte Küche und Eifersucht sehr schwierig. Das Ehepaar lebte öfter getrennt.


[[Kategorie:Mann]][[Kategorie:Anthroposoph]][[Kategorie:Autor]][[Kategorie:Soziales Leben]]
1840 gründete Daumer mit seinem Schwager den 1. Deutschen Tierschutzverein. Sie erhalten eine briefliche Beifallskundgebung von König Ludwig I. von Bayern.
 
1844 wurde die Tochter Ottilie geboren.
 
1856 zog Daumer mit der Familie nach [[Frankfurt am Main]] und 1860 nach [[Würzburg]]. Er wirkte dort als Privatgelehrter und bestritt seinen Lebensunterhalt mit einer kleinen Pension, geringen Einnahmen aus seinen Schriften und mit finanzieller Unterstützung seiner Brüder.
 
Am 15. August 1858 trat Daumer zum Katholizismus über.
 
Im November 1874 erlitt Daumer einen Schlaganfall. Gottlieb von Tucher, Nürnberg und die Herzogin Marie von Hamilton unterstützen ihn finanziell.
 
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Daumer mit [[Okkultismus|okkultistischen]] Forschungen zu [[Parapsychologie|parapsychologischen]] Phänomenen.
 
Am 13. Dezember 1875 starb Georg Friedrich Daumer in Würzburg.
Auf seinem Grabstein in Würzburg stehen die Worte
:Qui quondam Saulus
:Pauli vestigia pressit
(„Der einmal als Saulus die Spur des Paulus betrat“).
 
== Werk (Auswahl)==
[[Datei:Georg Friedrich Daumer.jpg|miniatur|hochkant|Georg Friedrich Daumer]]
 
*''Aphorismen über Tod und Unsterblichkeit'', 1865
*''Das Geisterreich in Glauben, Vorstellung, Sage und Wirklichkeit'', 1867
*''Das Reich des Wundersamen und Geheimnisvollen. Thatsache und Theorie. Mit Veröffentlichung vieler noch unbekannter, aus zuverlässigen Quellen geschöpfter und mit namhaft gemachten Autoritäten versehner Erscheinungen und Beobachtungen'', 1872
*''Das Wunder. Seine Bedeutung, Wahrheit und Notwendigkeit, den Herren Strauss, Frohschammer, Lang, Renan, Reinkens etc. gegenüber ins Licht gesetzt. Nebst thatsächlichen Belegen aus Geschichte und Überlieferung'', 1874
* ''Mitteilungen über Kaspar Hauser''. Hrsg. und eingeleitet von [[Peter Tradowsky]]. Ungekürzter Nachdruck der 1832 in Nürnberg erschienenen Erstausgabe. Geering, Dornach 1983, ISBN 3-7235-0359-4.
*''Über Thierquälerei und Thiermißhandlungen. Ein Gespräch, herausgegeben und vertheilt durch den Nürnberger Verein zur Verhütung der Thierquälerei''. 1840 (anonym erschienen).
* ''Enthüllungen über Kaspar Hauser''. Neudruck der Ausgabe 1859. Kaspar-Hauser-Verlag, Offenbach am Main 2004, ISBN 3-9806417-7-5.
* ''Kaspar Hauser. Sein Wesen, seine Unschuld''. Hrsg. und eingeleitet von Peter Tradowsky. Ungekürzter Nachdruck der 1873 bei Coppenrath, Regensburg, erschienenen Ausgabe. Geering, Dornach 1984, ISBN 3-7235-0387-X.
* ''Kaspar Hauser speaks for himself. Kaspar's own writings''. TWT, Whitby 1993, ISBN 1-897839-02-2.
* Georg Friedrich Daumer, Anselm von Feuerbach: ''Kaspar Hauser''. Mit einem Bericht von Johannes Mayer und einem Essay von Jeffrey M. Masson. Eichborn, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-8218-4129-X.
 
[[Kategorie:Philosoph]] [[Kategorie:Dichter]] [[Kategorie:Lyriker]] [[Kategorie:Kaspar Hauser]]
 
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Version vom 13. Juni 2018, 17:27 Uhr

Georg Friedrich Daumer

Georg Friedrich Daumer (* 5. März 1800 in Nürnberg; † 13. Dezember 1875 in Würzburg) war ein deutscher Religionsphilosoph und Lyriker. Bekannt wurde er auch als Erzieher von Kaspar Hauser.

Biografie

Georg Friedrich Daumer war der Sohn eines Nürnberger Kürschnermeisters. Er besuchte das Aegidianum oder Egidiengymnasium in Nürnberg, wo Georg Wilhelm Friedrich Hegel damals Rektor war. Seit 1933 heißt es Melanchthon-Gymnasium.

Nach seinem Schulabschluss begann er 1817 ein Studium der Theologie an der Universität Erlangen. Dort schloss er sich einem pietistischen Studentenzirkel an, dessen asketisches Selbstverständnis Daumer für den Rest seines Lebens prägte: Ein Kommilitone starb an einer Selbstkastration, ein anderer verfiel dem Wahnsinn, in einer parallel dazu agierenden Gemeinschaft kam es zu einem Selbstmord, ein beamteter Theologe wurde wegen eines Sittlichkeitsdeliktes aus dem Amt entfernt. Daumer selbst versuchte durch neuntägiges Fasten, seinem Leben ein Ende zu machen. Der Philosoph Ludwig Feuerbach, einer der wenigen Freunde, die er besaß, bezeichnete die Erlanger Studentengemeinschaft damals als pietistische Mistpfütze. Daumers Predigt-Konzepte wurden von seinen Professoren als zu rationalistisch oder zu mystisch kritisiert. Schließlich brach er das Studium ab und wechselte nach Leipzig zum Fach Philologie.

Nach Beendigung seines Philologiestudiums wurde Daumer 1822 Lehrer an der Lateinschule und bald darauf 1823 Professor an seinem ehemaligen Gymnasium in Nürnberg. Konflikte mit seinem Rektor, anhaltende Kränklichkeit und Augenleiden zwangen ihn jedoch schon 1828 zu vorläufiger und 1830 zu endgültiger Pensionierung.

Unter anderem betätigte sich Daumer auch als Homöopath.

Im Juli 1828 wurde Daumer vom Nürnberger Rat mit der Erziehung des Findlings Kaspar Hauser betraut, den er in seiner Wohnung aufnahm. Nachdem Hauser dort im Oktober 1829 Opfer eines Attentats geworden war, schien seine Sicherheit bei Daumer, dessen Gesundheit sich weiter verschlechtert hatte, nicht mehr gewährleistet. Kaspar Hauser wurde bei der Kaufmannsfamilie Biberbach untergebracht. In den folgenden Jahren verfasste Daumer insgesamt vier Publikationen über Hausers mysteriöse Herkunft und über seine Entwicklung.

1834 heiratete Daumer Marie Friederike Rose, die Schwester von Heinrich Rose, dem Rektor der Nürnberger Gewerbeschule. Die Ehe gestaltete sich durch Geldmangel, schlechte Küche und Eifersucht sehr schwierig. Das Ehepaar lebte öfter getrennt.

1840 gründete Daumer mit seinem Schwager den 1. Deutschen Tierschutzverein. Sie erhalten eine briefliche Beifallskundgebung von König Ludwig I. von Bayern.

1844 wurde die Tochter Ottilie geboren.

1856 zog Daumer mit der Familie nach Frankfurt am Main und 1860 nach Würzburg. Er wirkte dort als Privatgelehrter und bestritt seinen Lebensunterhalt mit einer kleinen Pension, geringen Einnahmen aus seinen Schriften und mit finanzieller Unterstützung seiner Brüder.

Am 15. August 1858 trat Daumer zum Katholizismus über.

Im November 1874 erlitt Daumer einen Schlaganfall. Gottlieb von Tucher, Nürnberg und die Herzogin Marie von Hamilton unterstützen ihn finanziell.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Daumer mit okkultistischen Forschungen zu parapsychologischen Phänomenen.

Am 13. Dezember 1875 starb Georg Friedrich Daumer in Würzburg. Auf seinem Grabstein in Würzburg stehen die Worte

Qui quondam Saulus
Pauli vestigia pressit

(„Der einmal als Saulus die Spur des Paulus betrat“).

Werk (Auswahl)

Georg Friedrich Daumer
  • Aphorismen über Tod und Unsterblichkeit, 1865
  • Das Geisterreich in Glauben, Vorstellung, Sage und Wirklichkeit, 1867
  • Das Reich des Wundersamen und Geheimnisvollen. Thatsache und Theorie. Mit Veröffentlichung vieler noch unbekannter, aus zuverlässigen Quellen geschöpfter und mit namhaft gemachten Autoritäten versehner Erscheinungen und Beobachtungen, 1872
  • Das Wunder. Seine Bedeutung, Wahrheit und Notwendigkeit, den Herren Strauss, Frohschammer, Lang, Renan, Reinkens etc. gegenüber ins Licht gesetzt. Nebst thatsächlichen Belegen aus Geschichte und Überlieferung, 1874
  • Mitteilungen über Kaspar Hauser. Hrsg. und eingeleitet von Peter Tradowsky. Ungekürzter Nachdruck der 1832 in Nürnberg erschienenen Erstausgabe. Geering, Dornach 1983, ISBN 3-7235-0359-4.
  • Über Thierquälerei und Thiermißhandlungen. Ein Gespräch, herausgegeben und vertheilt durch den Nürnberger Verein zur Verhütung der Thierquälerei. 1840 (anonym erschienen).
  • Enthüllungen über Kaspar Hauser. Neudruck der Ausgabe 1859. Kaspar-Hauser-Verlag, Offenbach am Main 2004, ISBN 3-9806417-7-5.
  • Kaspar Hauser. Sein Wesen, seine Unschuld. Hrsg. und eingeleitet von Peter Tradowsky. Ungekürzter Nachdruck der 1873 bei Coppenrath, Regensburg, erschienenen Ausgabe. Geering, Dornach 1984, ISBN 3-7235-0387-X.
  • Kaspar Hauser speaks for himself. Kaspar's own writings. TWT, Whitby 1993, ISBN 1-897839-02-2.
  • Georg Friedrich Daumer, Anselm von Feuerbach: Kaspar Hauser. Mit einem Bericht von Johannes Mayer und einem Essay von Jeffrey M. Masson. Eichborn, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-8218-4129-X.


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