Zweites Konzil von Lyon

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2. Konzil von Lyon
Datum 7. Mai – 17. Juli 1274
Akzeptiert von Römisch-Katholische Kirche
Vorangehendes Konzil Erstes Konzil von Lyon
Nächstes Konzil Konzil von Vienne
Einberufen von Papst Gregor X.
Präsidium Papst Gregor X.
Beteiligung etwa 300 Bischöfe, 60 Äbte, zahlreiche andere Kirchenmänner und Theologen
Diskussionsthemen Glaubensbekenntnis (Filioque), Union mit den Griechen, Kreuzzüge, Regeln für die Papstwahl
Konzilsdokumente Konstitution über die höchste Dreifaltigkeit und den katholischen Glauben
Liste ökumenischer Konzilien

Das Zweite Konzil von Lyon, das 1274 in Lyon unter Leitung Papst Gregors X. stattfand, entschied über drei wichtige Fragen: die Möglichkeit der Beendigung des morgenländischen Schismas durch eine Union mit den Ostkirchen, einen Kreuzzug und die Reformierung der Kirche.

Geschichte

Am 31. März 1272 berief Gregor die Versammlung ein und bat im März 1273 alle Christen um ihre Meinung und ihre Hilfe bezüglich der Reformierung der Kirche. Nach einer langen Vorbereitungszeit wurde die Versammlung schließlich am 7. Mai 1274 eröffnet. Etwa 300 Bischöfe, 60 Äbte und eine Anzahl von anderen Kirchenmännern und Theologen nahmen an dem Treffen teil. Vom Papst beauftragt, übernahm Bonaventura, der zu diesem Zweck zum Bischof geweiht worden war, die Vorbereitung des Konzils. Hinzu kamen Jakob I., König von Aragon, und Delegierte aus Frankreich, Deutschland, England und Sizilien und eine Delegation der Tataren. Die Griechen kamen erst am 24. Juni an, weil sie Schiffbruch erlitten hatten. Damit waren praktisch Vertreter der gesamten Christenheit anwesend und die Versammlung konnte wohl, wie es Gregor gewünscht hatte, als universal und ökumenisch gelten. Thomas von Aquin verstarb bei der Anreise.

Das Treffen, das über sechs Sitzungen ging, legte in der vierten Sitzung am 6. Juli fest, dass die Einheit zwischen der westlichen und der östlichen Kirche wiederhergestellt werden solle, war damit aber nur kurzfristig erfolgreich. Die Vereinigung scheint der griechischen Seite durch Kaiser Michael VIII. aufgezwungen worden zu sein (vgl. Glaubensbekenntnis des Michael Paläologus), der die Unterstützung des Papstes gegen Karl von Anjous Angriff auf das Byzantinische Reich haben wollte. Die Mehrheit des griechischen Klerus’ war jedoch weiterhin gegen die Union. Fraglich ist auch, inwieweit die Einigung von den Nachfolgern Gregors unterstützt wurde. Die orthodoxe Ablehnung der westlichen Fegefeuerlehre, ursprünglich im 6. Jahrhundert von Papst Gregor der Große geprägt, war einer der Gründe für das letztliche Scheitern der versuchten Wiedervereinigungen der Kirchen auf dem Zweiten Konzil von Lyon. Die Orthodoxie kennt das Gebet für die Seelen der Verstorbenen, aber keine offizielle Erklärung für seine Wirksamkeit.

Daneben sprach sich das Konzil für ein Konklave der Kardinäle bei der Papstwahl aus, um zu verhindern, dass sich die dreijährige Sedisvakanz im Papstamt von 1268 bis 1271 wiederholen könnte, als eine Einigung der Kardinäle auf einen Kandidaten immer wieder gescheitert war. Jeder Kardinal sollte einen (im Ausnahmefall zwei) Diener bei sich haben dürfen, alle zusammen in einem Raum leben (ohne Vorhänge) und keinen mündlichen oder schriftlichen Kontakt mit der Außenwelt haben dürfen. Nach drei Tagen sollten sich die Mahlzeiten auf eine pro Tag beschränken, nach acht Tagen schließlich auf Brot, Wasser und Wein.

Auch konnte man sich auf einen weiteren Kreuzzug einigen, für sechs Jahre wurde eine neuerliche Kreuzzugssteuer bewilligt; das Projekt blieb jedoch letztlich unrealisiert.

Siehe auch

Literatur

  • Burkhard Roberg: Das Zweite Konzil von Lyon. (1274). Schöningh, Paderborn u. a. 1990, ISBN 3-506-74689-8
  • Augustin Theiner: Die zwei allgemeinen Concilien von Lyon 1245 und Konstanz 1414 über die weltliche Herrschaft des Heiligen Stuhles. Mit bisher noch nicht veröffentlichten historischen Documenten. Herder, Freiburg (Breisgau) 1862, Digitalisat.
  • Klaus Schatz: Allgemeine Konzilien – Brennpunkte der Kirchengeschichte (= UTB 1976 Theologie). 2. Auflage. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-99492-9, S. 114–118.

Weblinks



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