Veganismus und Kategorie:Weltreligion: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Vegan Gardein Tofu Foods Display.jpg|mini|Lebensmittel ohne Tierprodukte spielen eine zentrale Rolle im Veganismus.]]
Diese Kategorie enthält Unterkategorien und Artikel zum Thema '''[[Weltreligion]]'''.
'''Veganismus''' ist eine aus dem [[Vegetarismus]] hervorgegangene [[Einstellung (Psychologie)|Einstellung]] sowie Lebens- und Ernährungsweise. '''Vegan''' lebende Menschen meiden entweder alle [[Nahrungsmittel]] tierischen Ursprungs<ref>''Veganismus'' In: ''WAHRIG.digital'', Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh/München 2005.</ref>, oder sie lehnen generell die Verwertung [[Tierisches Produkt|tierischer Produkte]] und Ausbeutung der [[Tier]]e ab.<ref>''Veganismus'' In: ''Duden – Deutsches Universalwörterbuch.'' 6. Auflage. Bibliographisches Institut & F.&nbsp;A. Brockhaus AG, Mannheim 2007.</ref> Ethisch motivierte Veganer achten zumeist auch bei Kleidung und anderen Waren darauf, dass diese frei von Tierprodukten sind und ohne [[Tierversuch]]e hergestellt wurden.<ref>Gary Francione in [[Gary Francione]], [[Robert Garner]]: ''The Animal Rights Debate. Abolition Or Regulation?'' Columbia University Press, 2010, S.&nbsp;62: “Although veganism may represent a matter of diet or lifestyle for some, ethical veganism is a profound moral and political commitment to abolition on the individual level and extends not only to matters of food but also to the wearing or using of animal products. Ethical veganism is the personal rejection of the commodity status of nonhuman animals, of the notion that animals have only external value, and of the notion that animals have less moral value than do humans.” [http://books.google.com/books?id=BwK-ZrHeapoC&pg=PA62 Vorschau bei Google Books]</ref><ref>Margaret Puskar-Pasewicz, ''Cultural Encyclopedia of Vegetarianism''. ABC-Clio, 2010, S. 242: “Vegans are divided into two subcategories: lifestyle vegans and dietary vegans. Lifestyle vegans eschew all animal products in their diet and life [...] Dietary vegans exclude animal products only from their diet.” [http://books.google.com/books?id=scpwmjE3TWYC&pg=PA242 Vorschau bei Google Books]</ref><ref>''Vegetarian Times'', Januar 1989, über ''Veganism'': “Webster’s dictionary provides a most dry and limiting definition of the word vegan: ‘one that consumes no animal food or dairy products.’ This description explains dietary veganism, but so-called ethical vegans—and they are the majority—carry the philosophy further.” [http://books.google.com/books?id=aQgAAAAAMBAJ&pg=PA50 Vorschau bei Google Books]</ref>


Vegan lebende Menschen nennen als mögliche Motive für ihre Lebensweise Argumente aus den Bereichen [[Tierethik]], [[Tierrechte]], [[Tierschutz]], [[Klimaschutz]], [[Umweltschutz]], [[Gesundheit]], [[Verteilungsgerechtigkeit]], [[Welthunger|Welternährungsproblematik]] oder [[Religion]].
'''{{WikipediaDE|Kategorie:Religion als Thema}}'''


== Begriff ==
[[Kategorie:Die acht Weltreligionen|*]]
Das Wort ''vegan'' geht auf den Engländer [[Donald Watson]] zurück, der 1944 die [[Vegan Society]] gründete, eine Abspaltung der englischen ''Vegetarian Society''.
[[Kategorie:Religion nach Richtung|101]]
 
[[Kategorie:Kanonisierungsmethode]]
Watson leitete − im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der Vegetarian Society − den Begriff des Vegetariers (engl.: ''vegetarian'') nicht vom lateinischen ''vegetus'' („lebendig, frisch, kraftvoll“), sondern vom englischen ''vegetable'' („Gemüse, pflanzlich“) ab. Der Verzehr von Milchprodukten und Eiern, wie von vielen Vegetariern praktiziert, entsprach nicht seinem Verständnis von Vegetarismus. Um jene Vegetarier zu bezeichnen, die auch Milchprodukte mieden, benutzte Watson zunächst den Terminus ''total vegetarian'' (in etwa: konsequenter, strenger Vegetarier). Als Abkürzung dafür prägte er dann aus dem Anfang und Ende von '''''veg'''etari'''an''''' die [[Neologismus|Wortneuschöpfung]] ''vegan'', weil „Veganismus mit Vegetarismus beginnt und ihn zu seinem logischen Ende führt“.<ref name="sourcebook_name">Joanne Stepaniak, Virginia Messina: ''What's in a name?'' In: ''The Vegan Sourcebook.'' 2. Auflage, S. 2–3; McGraw-Hill Professional, 2000, ISBN 0-7373-0506-1 [http://books.google.de/books?id=6Ia5eZIlgLUC&pg=PA2#v=onepage&q&f=false Volltext]</ref>
[[Kategorie:Weltreligion|!]]
 
[[Kategorie:Religion|101]]
Im [[Oxford English Dictionary|''Oxford Illustrated Dictionary'']] erschien der Begriff ''vegan'' zum ersten Mal 1962 und wurde dort als „vegetarian who eats no butter, cheese, or milk“ (Vegetarier, der keine Butter, keinen Käse und keine Milch verzehrt) erläutert. 1995 erweiterte die 9. Auflage des ''Concise Oxford Dictionary'' diese Definition wesentlich. Veganer ist demnach „a person who does not eat or use animal products“ (Eine Person, die keine tierischen Produkte isst oder verwendet).<ref name="sourcebook_name" /> ''[[Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary]]'' bezeichnet aktuell (Stand: August 2010) mit ''vegan'' sowohl jenen Vegetarier, der weder tierische Nahrung noch Milchprodukte konsumiert, als auch jemanden, der die Nutzung tierischer Produkte insgesamt vermeidet.<ref>''vegan'' In: ''Merriam-Webster Collegiate Dictionary.'' Merriam-Webster Incorporated 2005. [http://www.merriam-webster.com/dictionary/vegan (online)]</ref>
 
Das [[Adjektiv]] zum deutschen Wort ''Veganismus'' lautet ''vegan''. In den deutschsprachigen Ländern wird vereinzelt auch das Adjektiv ''veganisch'' (als Ableitung aus ''Veganismus'') gebildet. Der ''[[Duden|Duden – Die deutsche Rechtschreibung]]'' kennt sowohl das Adjektiv ''vegan'' als auch die Nomina ''Veganer'' und ''Veganerin''.<ref>''Duden.'' Band 1: ''Die deutsche Rechtschreibung.'' 24. Auflage. 2006, S. 1064. Stichwörter: vegan, Veganer, Veganerin.</ref> Aktuelle Bedeutungswörterbücher der deutschen Sprache definieren den Veganer als „Vegetarier, der vollständig auf tierische Produkte verzichtet“<ref>''Veganer'' In: ''WAHRIG.digital – Deutsches Wörterbuch.'' Wissen Media Verlag, Gütersloh/ München 2002–2005.</ref> oder als „Anhänger des Veganismus“.<ref>''Veganer.'' ''Veganerin.'' In: ''Duden – Deutsches Universalwörterbuch.'' Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2007.</ref>
 
== Verbreitung ==
 
=== Deutschland ===
Nach der [[Nationale Verzehrsstudie II|Nationalen Verzehrsstudie II]] 2008 benannten in Deutschland ca. 0,1 % der weiblichen Teilnehmer ihre bevorzugte Ernährungsweise als "vegane Kost".<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/NVS_Ergebnisbericht.pdf?__blob=publicationFile |titel=Nationale Verzehrsstudie II |hrsg=Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft |datum=2008 |seiten=98 |zugriff=2014-06-25 |format=PDF; 2MB |kommentar=Abbildung 7.31}}</ref>
 
Eine Studie der Universitäten Göttingen und Hohenheim zum [[Fleischkonsum in Deutschland]] kam 2013 zu dem Ergebnis, dass der Anteil vegan lebender Menschen in Deutschland unter 0,5 % und damit unter 400.000 liege.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.uni-hohenheim.de/uploads/media/Artikel_FleischWirtschaft_07_2013.pdf |titel=Fleischkonsum in Deutschland: Zahl der Vegetarier verdoppelt sich / genereller Trend zu weniger Fleisch |hrsg=Universität Hohenheim |datum=2013-07 |zugriff=2015-09-22 |format=PDF}}</ref>
 
Der [[Vegetarierbund Deutschland]] (VEBU) schätzte im Januar 2015 die Zahl der in Deutschland lebenden Veganer auf etwa 900.000.<ref>{{Internetquelle |url=https://vebu.de/themen/lifestyle/anzahl-der-vegetarierinnen |titel=Anzahl der Vegetarier in Deutschland |hrsg=Vegetarierbund Deutschland |zugriff=2015-08-12}}</ref>
 
Im Auftrag der Veganen Gesellschaft Deutschland e.V. ermittelte das [[Marktforschung]]sinstitut SKOPOS durch repräsentative Befragung, dass im Jahr 2016 1,3 Millionen (1,6 %) Menschen in Deutschland vegan lebten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.skopos.de/news/13-millionen-deutsche-leben-vegan.html |titel=1,3 Millionen Deutsche leben vegan |hrsg=SKOPOS GmbH & Co. KG |datum=2016-11-15 |zugriff=2017-09-18}}</ref><ref>{{cite web|url=https://vebu.de/veggie-fakten/entwicklung-in-zahlen/anzahl-veganer-und-vegetarier-in-deutschland/|title=Anzahl der Veganer und Vegetarier in Deutschland|publisher=}}</ref>
 
Die [[Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse|Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse]] (AWA) fand im Jahr 2017 rund 840.000 Personen in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre, die sich selbst als Veganer bezeichnen würden oder als jemand, der weitgehend auf tierische Produkte verzichtet.<ref>[[statista]]: [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/445155/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-veganer/ ''Personen in Deutschland, die sich selbst als Veganer einordnen oder als Leute, die weitgehend auf tierische Produkte verzichten, in den Jahren 2015 und 2017.'']</ref>
 
=== Österreich ===
Das Institut für empirische Sozialforschung ging 2013 für Österreich von 80.000 Veganern aus.<ref>{{cite web|url=https://www.nurmi-study.com/mission|title=NURMI-Study|publisher=}}</ref> In einem Bericht der [[Kronen Zeitung]] wird ebenfalls die Zahl von 80.000 Veganern genannt.<ref>{{cite web|url=http://www.krone.at/600310|title=Wien als vegane Hauptstadt Europas|website=krone.at}}</ref>
 
=== Schweiz ===
Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens DemoSCOPE im Auftrag von [[Swissveg]] im Jahr 2017 sind 1,5 % der Schweizer Bevölkerung Veganer.<ref>{{cite web|url=http://www.swissveg.ch/veg-umfrage#1|title=Veg-Umfrage 2017 - Swissveg|website=www.swissveg.ch}}</ref>
 
=== Israel ===
Israel gilt als das Land mit dem höchsten Veganer-Anteil von 5 %. [[Omri Paz]], Leiter der [[Nichtregierungsorganisation|NGO]] ''Vegan Friendly'', bezeichnet die Youtube-Vorträge des US-amerikanischen [[Tierrechte|Tierrechtssaktivisten]] und Dozenten [[Gary Yourofsky]] als einen Grund dafür.<ref>{{Literatur |Titel=In the land of milk and honey, Israelis turn vegan |Sammelwerk=Reuters |Datum=2015-07-21 |Online=http://www.reuters.com/article/us-israel-food-vegan-idUSKCN0PV1H020150721 |Abruf=2016-04-16}}</ref>
 
=== Vereinigtes Königreich ===
Nach einer [[Gallup Organization#Gallup Poll|Gallup-Umfrage]] lebten 1995 etwa 170.000 Menschen im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] vegan,<ref>''The Realeat Survey, 1984–1995. Conducted by Social Surveys (Gallup Poll)''</ref> nach jüngsten Aussagen der Vegan Society mindestens 542.000 (Stand 2016).<ref>{{cite web|url=https://www.vegansociety.com/whats-new/news/find-out-how-many-vegans-are-great-britain|title=Find out how many vegans are in Great Britain|publisher=}}</ref>
 
== Beweggründe ==
Das [[Memorandum]] der [[Vegan Society]] von 1979 bezeichnet Veganismus als eine „Philosophie und Lebensart“, die versucht, „so weit wie möglich und praktisch durchführbar, alle Formen der [[Ausbeutung]] und [[Grausamkeit]]en an Tieren für Essen, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden und darüber hinaus die Entwicklung tierfreier Alternativen zu fördern“, was Menschen, Tieren und der Umwelt zum Vorteil gereichen soll.<ref>[https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism ''Definition of veganism'']. Memorandum der Vegan Society, 20. November 1979.</ref>
 
=== Historische Entwicklung ===
Der Veganismus ging aus dem Vegetarismus hervor. Im deutschsprachigen Raum waren entsprechende Haltungen und Lebensweisen in der [[Gründerzeit]] (ca. 1870–1914) innerhalb der [[Lebensreformbewegung]] und im Zusammenhang mit [[Biozentrismus|biozentrischen]] Ideen zu finden.<ref>Joachim Joe Scholz: ''Haben wir die Jugend, so haben wir die Zukunft. Die Obstbausiedlung Eden/Oranienburg als alternatives Gesellschafts- und Erziehungsmodell (1893–1926)''. (= Bildungs- und kulturgeschichtliche Beiträge für Berlin und Brandenburg, Band 3). Weidler, Berlin 2002, ISBN 3-89693-217-9.</ref> Speziell in Deutschland war der frühe Vegetarismus mit der damaligen [[Freikörperkultur]]-Bewegung und mit unterschiedlichen politischen Ansätzen verbunden.<ref>Bernd Wedemeyer: ''Der neue Mensch: Körperkultur im Kaiserreich und in der Weimarer Republik.'' Kolwe Verlag/ Königshausen & Neumann, 2004, ISBN 3-8260-2772-8, e.g, S. 280.</ref> Ab den 1950er Jahren trug auch [[Are Waerland]] dazu bei.<ref>sein Büchlein ''Warum ich weder Fleisch, Fisch noch Ei esse'' erschien seit 1957 in mehreren Auflagen</ref> Im [[anglophon]]en Raum hingegen waren [[pathozentrisch]]-[[utilitaristisch]]e Ansätze führend und entsprechende Strukturen unter elitären Strömungen der Linken wie in den [[Frauenbewegung]]en verwurzelt.<ref>{{Literatur |Autor=H. Kean |Titel=Animal rights: Political and social change in Britain since 1800 |Verlag=Reaktion Books |Datum=1998}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jason Hribal |Titel=„Animals are part of the working class“: a challenge to labor history |Sammelwerk=Labor History |Band=44 |Nummer=4 |Datum=2003 |Seiten=435 |DOI=10.1080/0023656032000170069}}</ref>
 
=== Ethik und Tierrechte ===
==== Philosophische Grundlagen ====
[[Datei:Peter Singer MIT Veritas.jpg|mini|Peter Singer bei einer Vorlesung im März 2009]]
Tierethische Überlegungen sind heute ein fester Bestandteil der philosophischen Debatte zum Veganismus. Klassischerweise wird [[Peter Singer]]s Buch ''[[Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere]]''<ref group="A">Eine [[Tierbefreiung]]sbewegung gab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches praktisch nicht. Die Forderung nach der Befreiung der Tiere ist nach Singer als Metapher zu verstehen. Er fordert eine strikte Gewaltfreiheit (Vgl. Vorwort der 1990er-Ausgabe und P. Singer: ''Democracy and Disobiedence.'' 1974, Oxford University Press)</ref> aus dem Jahr 1975 als eine Zäsur gesehen, nach der die Diskussion um den Veganismus eine neue Qualität gewann. Singer argumentiert dort, es gebe keine moralische Rechtfertigung, das Leid eines Wesens, gleich welcher Natur es sei, nicht in Betracht zu ziehen. Spezielle „nichtmenschliche Tiere“ von diesem ''Gleichheitsprinzip''<ref group="A">Gleichheit versteht Singer nicht als deskriptive Gleichheit von Zuständen, sondern als präskriptive Norm zur gegenseitigen Behandlung. Formuliert ist es bei ihm als eine ethische „Pflicht der vergleichbaren Berücksichtigung vergleichbarer Interessen“.</ref> auszuschließen sei so willkürlich, wie Menschen anderer Hautfarbe, Kultur, Religion oder Geschlecht auszunehmen.<ref name="Singer1976">Singer: ''Animal Liberation.'' HarperCollins Publishers, 2002, S. 5–9 (englisch), deutsch: ''Die Befreiung der Tiere.'' Hirthammer, München 1976.</ref>
 
Mittlerweile existieren diverse weitere Argumentationen, die mitunter einen von Singer grundverschiedenen Ansatz wählen. Die Veröffentlichungen bzw. Auseinandersetzungen zu Tierrechten bzw. Tierethik sind nach wie vor in hohem Maße kontrovers.
 
Einige Veganer verweisen auf die geistigen Fähigkeiten mancher Tierarten, die mit nicht unerheblicher [[Intelligenz]] und [[Schmerzempfinden bei Tieren|Leidensfähigkeit]] ausgestattet sind und ein komplexes Sozialverhalten zeigen.<ref>Günther Stolzenberg: ''Weltwunder Vegetarismus,'' München 1980, S. 164f.<br />John Lawrence Hill: ''The Case for Vegetarianism,'' Lanham 1996, S. 52–67.</ref>
 
Ein [[pathozentrisch]]er Ansatz, nach dem alle empfindungsfähigen Wesen ethische Berücksichtigung verdienen, wird hauptsächlich von Tierschützern vertreten. Ein weiteres ethisches Motiv bildet das Bestreben, vermeidbares Leid, das mit der [[Tierhaltung]] verbunden ist, durch Verzicht auf deren Produkte zu vermeiden.<ref>Paul Amato, Sonia Partridge: ''The New Vegetarians,'' New York 1989, S. 31 ff. werten eine internationale Umfrage in englischsprachigen Ländern aus, bei der zwei Drittel der 320 befragten Vegetarier Begründungen dieser Art angaben. Solche Gründe werden auch in der einschlägigen populären Literatur häufig genannt und diskutiert, z.&#8239;B. Helmut Kaplan: ''Warum Vegetarier?'' Frankfurt 1989, S. 31 ff., 61 ff.<br />Axel Meyer: ''Warum kein Fleisch?'' München 1990, S. 79 ff.<br />vgl. auch Leitzmann (1996) S. 16–21; ''Vegetarisch leben.'' hrsg. Evangelische Akademie Baden, Karlsruhe 1999, S. 12 f, 23–25.</ref>
 
Der Philosoph [[Tom Regan]] schreibt gewissen Tieren aufgrund ihres Bewusstseins einen ''[[Inhärent#Philosophie|inhärenten]]'' Wert als ''Subjekte eines Lebens'' zu.<ref group="A">Zentral in Regans Philosophie ist das ''Subjekt-eines-Lebens''-Kriterium (7.5), nach dem allen Tieren mit Präferenzen, Wünschen, Wahrnehmung, Gedächtnis, Gefühlswelt von mindestens ''Schmerz'' und ''Freude'', der Fähigkeit aufgrund von Präferenzen Handlungen zu setzen, einer ''Psychophysikalische Identität'' (Kap 2) und einem ''Wohlbefinden'' (Kap. 3) unabhängig von außenstehenden Interessen eine Subjekteigenschaft zustehe. Nach Regan qualifiziere diese Subjekteigenschaft für ein wenngleich relatives, subjektives Recht (d.&nbsp;h. eine ''legitime Forderung'' im Sinne von [[John Stuart Mill]]). Aufgrund der als [[Diskretheit|diskret]] vorausgesetzten Subjekteigenschaft könne dieses Recht kategorisch und für alle Subjekte gleichermaßen gültig zugesprochen werden. Wenngleich Regan unter gewissen Umständen eine Abwägung dieser Rechte zulässt, sei Fleischkonsum (9.1) und andere ''Verwertung'' tierischen Lebens (9.5) moralisch im Allgemeinen nicht zu rechtfertigen.</ref><ref>Tom Regan: ''The Case for Animal Rights.'' University of California Press, 1983.</ref>
 
[[Martin Balluch]] argumentiert für eine naturwissenschaftliche Kontinuität von Bewusstsein. Ausgehend von einer Kritik am Ansatz Singers<ref>''{{Webarchiv |url=http://tierethikblog.de/2007/03/15/recht-auf-autonomie-kritik-konsequentialismus-pathozentrismus/ |wayback=20070813075925 |text=Kritik am Pathozentrismus}},'' [[Martin Balluch]] 2007. Vgl. auch [[Martha C. Nussbaum]], Belknap Harvard: ''Frontiers of Justice – Disability, Nationality, Species Membership.'' 2006. Darin argumentiert sie, man könne politisch nicht verantworten, die Entscheidung darüber, was als ''gute'' oder ''schlechte'' Konsequenz einer Handlung zu gelten hat, gesellschaftlichen Institutionen der Gerechtigkeit zu überlassen.</ref> fordert er gewisse Grundrechte, deren zugrunde liegenden Interessen Voraussetzung für alle weitergehenden Interessen seien.<ref group="A">Ausgehend und einer Charakterisierung von Bewusstsein durch hinreichende Kriterien folgend formuliert er ein [[Deontologie|deontologisches]] Argument, das durch die angeblich implizit gegebenen Interessen qua Bewusstsein arbeitet. Unabhängig von einer Interessengewichtung müssen seiner Ansicht nach gewisse Grundvoraussetzungen (mindestens Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit im Sinne Art. 3 AEMR) für die Erfüllung von (sekundären) Interessen gegeben sein. Indem man diese Voraussetzungen für jemanden fordere, müsse man sie qua eines Universalitätsprinzips für jeden, der dieselben Voraussetzungen erfüllt, mitfordern, und die formulierten „Grundrechte“ würden zu kategorischen Prinzipien.</ref><ref>Balluch ''Kontinuität von Bewusstsein.'' Guthmann-Peterson, 2003.</ref>
 
Gemeinsam ist den meisten Argumentationen ein [[Metaethik#Naturalismus|naturalistisches]] Moment, das aus gewissen, für einen Rechtsbegriff als relevant betrachteten, [[Homologie (Biologie)|homologen]] (d.&nbsp;h. [[Evolution (Biologie)|evolutionär]] kontinuierlichen) Eigenschaften eine Widerspiegelung im Moral- beziehungsweise Rechtsverständnis fordert. Oft konstituieren Tierrechtsargumente so auch gleichzeitig eine moralphilosophische Herleitung für [[Menschenrechte]]. Aufgrund der angeblichen naturwissenschaftlichen Unschärfe des [[Art (Biologie)|Artbegriffs]] auf der Subjektebene könne allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Art niemandem ein [[subjektives Recht]] zugeschrieben oder aberkannt werden. Der Begriff ''[[Speziesismus]]'' versucht diese Schlussfolgerung in eine Analogie zu anderen Formen der [[Diskriminierung]] zu stellen und zu kritisieren.<ref>{{Cite journal| volume = 1| issue = 2| pages = 1–2| last = Ryder| first = Richard D.| title = Speciesism Again: The original leaflet| journal = Critical Society| date = 2010| url = http://www.veganzetta.org/wp-content/uploads/2013/02/Speciesism-Again-the-original-leaflet-Richard-Ryder.pdf}}</ref> Dem wird die auf Aristoteles zurückgehende philosophische Tradition entgegengehalten, dass der Mensch über den Tieren stehe.<ref name="Pilcher 2012">{{Literatur |Autor=J. M. Pilcher |Titel=The Oxford Handbook of Food History |Reihe=Oxford Handbooks |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2012 |ISBN=978-0-19-972993-7 |Seiten=464 |Online={{Google Buch|BuchID=KDNpAgAAQBAJ|Seite=464}}}}</ref>
 
==== Persönliche Entscheide ====
Viele Veganer waren zuerst Vegetarier.<ref>[https://www.researchgate.net/publication/260294381_What_Pushed_Me_over_the_Edge_Was_a_Deer_Hunter_Being_Vegan_in_North_America Christopher A. Hirschler: ''What Pushed Me over the Edge Was a Deer Hunter. Being Vegan in North America.'' In: ''Society & Animals.'' Vol. 19 (2011), p. 159]</ref><ref>{{cite journal|url=https://www.researchgate.net/publication/10646504_Waldmann_A_Koschizke_JW_Leitzmann_C_Hahn_A_Dietary_intakes_and_lifestyle_factors_of_a_vegan_population_in_Germany_results_from_the_German_Vegan_Study_Eur_J_Clin_Nutr_57_947-955|title=Waldmann A, Koschizke JW, Leitzmann C, Hahn A. Dietary intakes and lifestyle factors of a vegan population in Germany: results from the German Vegan Study. Eur J Clin Nutr 57, 947-955|first1=Annika|last1=Waldmann|first2=J|last2=W Koschizke|first3=Claus|last3=Leitzmann|first4=Andreas|last4=Hahn|date=2003-09-01|publisher=|journal=European Journal of Clinical Nutrition|volume=57|pages=947–55|doi=10.1038/sj.ejcn.1601629}}</ref><ref>Angela Grube: ''Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie.'' Dritte, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5538-5, S. 11</ref> Bei ethisch motivierten Veganern waren beispielsweise Medienberichte über [[Tiertransport]]e<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 147, 167, 175</ref> oder Erlebnisse mit [[Massentierhaltung]]<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 173</ref> oder mit [[Schlachtung]]en<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 13, 134, 154</ref> wichtige Faktoren für den Entschluss, Vegetarier zu werden. Als Veganer lehnen sie dann nicht nur den Fleischkonsum, sondern auch den Konsum von Milchprodukten, Honig und Eiern ab. Dafür nennen sie unterschiedliche Gründe, etwa die frühe Trennung der Kälber von ihren Müttern,<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 132, 148, 175–176</ref> die Schlachtung von Milchkühen und Legehennen, deren Leistung
nachlässt,<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 88, 152, 167</ref> die Tötung männlicher Küken,<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 152, 159</ref> die Verwendung männlicher Kälber für die Fleischmast,<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 159, 183</ref> die Haltungsbedingungen für Milchkühe und Legehennen<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 128, 157, 188</ref> oder die Sorge, mit dem eigenen Milch- und Eierkonsum die Fleischwirtschaft rentabler zu machen.<ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 70, 103, 110</ref>
 
Ethisch motivierte Veganer verzichten aus Mitgefühl mit den Tieren außer auf tierische Nahrungsmittel zum Teil auch auf andere Produkte wie [[Leder]], [[Pelz]]e, [[Borstenhaar|Tierborsten]], [[Daunen]]jacken und -kissen oder [[Kosmetika]], die tierische Stoffe beinhalten oder mit [[Tierversuch]]en getestet wurden. [[Wolle|Wollprodukte]] werden als Ursache für den frühen Tod und das Leid der Tiere beim Scheren angesehen. Auch die Tötung von [[Seidenspinner]]raupen und [[Perlmuschel]]n sowie die Haltung von [[Honigbiene]]n werden oft abgelehnt. Des Weiteren sind bestimmte Tier[[sportart]]en, [[Zoo]]s, [[Vivarium (Tierhaltung)|Vivarien]], insbesondere [[Delphinarium|Delphinarien]], und [[Zirkus]]se Gegenstand der Kritik. Ein populäres Ideal ist eine Welt ohne Ausbeutung von Tieren durch den Menschen.<ref>Angela Grube: ''Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie.'' Dritte, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5538-5, S. 89, 90, 92, 98, 101, 102</ref><ref>Angela Grube: ''Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie.'' Dritte, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5538-5, S. 9, 14, 24, 116</ref><ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/350/vegane-ernaehrung-als-lebensstil-motive-und-praktizierung.pdf Bundesinstitut für Risikobewertung: ''Vegane Ernährung als Lebensstil. Motive und Praktizierung. Abschlussbericht.'' Berlin 2017, S. 11, 33, 58– 60]</ref><ref>Angela Grube: ''Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern.'' Zweite, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5988-8, S. 128</ref>
 
=== Umweltverträglichkeit ===
{| class="wikitable float-center"
|+ [[Wikiepdia:Treibhausgas|Treibhausgas]]emissionen bei der Produktion für verschiedene Ernährungstypen in England<ref name="DOI10.1007/s10584-014-1169-1">Peter Scarborough, Paul N. Appleby, Anja Mizdrak, Adam D. M. Briggs, Ruth C. Travis, Kathryn E. Bradbury, Timothy J. Key: ''Dietary greenhouse gas emissions of meat-eaters, fish-eaters, vegetarians and vegans in the UK.'' In: ''Climatic Change.'' 125, 2014, S.&nbsp;179–192, [[doi:10.1007/s10584-014-1169-1]].</ref>
|-
! Gruppe !! Emissionen pro Tag<br />[kg CO<sub>2</sub>-Äquivalente]
|-
| Hoher Fleischverzehr (≥ 100 g/d)
|style="text-align:center"| 7,19
|-
| Mittlerer Fleischverzehr (50–99 g/d)
|style="text-align:center"| 5,63
|-
| Geringer Fleischverzehr (< 50 g/d)
| style="text-align:center" |4,67
|-
| Fischverzehr
|style="text-align:center"| 3,91
|-
| Vegetarisch
|style="text-align:center"| 3,81
|-
| Vegan
|style="text-align:center"| 2,89
|}
{{Hauptartikel|Tierproduktion#Umweltverträglichkeit|titel1=Umweltverträglichkeit der Tierproduktion}}
Laut einem Bericht des [[Umweltprogramm der Vereinten Nationen|Umweltprogramms der Vereinten Nationen]] (UNEP) aus dem Jahre 2010 über die Umweltfolgen von Konsum und Produktion hat die Nahrungsmittelproduktion den größten Einfluss auf die Landnutzung. Die landwirtschaftliche Produktion von [[Biomasse]], insbesondere die von tierischen Produkten, ist verglichen mit den meisten industriellen Prozessen ein ineffizienter Transformationsprozess. Tierische Produkte wie Fleisch und Milch erfordern im Allgemeinen mehr Ressourcen und verursachen höhere [[Emission (Umwelt)|Emissionen]] als pflanzenbasierte Alternativen. Der UNEP-Bericht erwartet, dass sich die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt wegen [[Bevölkerungswachstum]] und dem damit verbundenen steigenden Konsum von Tierprodukten in Zukunft noch erhöhen werden. Eine substanzielle Verringerung der Folgen der Umweltschädigung ist nur mit einer weltweiten Umstellung der Ernährung möglich, weg von tierischen Produkten.<ref name="UNEP">UNEP (Hrsg.); E. Hertwich, E. van der Voet, S. Suh, A. Tukker, M. Huijbregts, P. Kazmierczyk, M. Lenzen, J. McNeely, Y. Moriguchi: [http://www.unep.org/resourcepanel/Portals/24102/PDFs/PriorityProductsAndMaterials_Report.pdf ''Assessing the environmental impacts of consumption and production: Priority Products and Materials.''] A Report of the Working Group on the Environmental Impacts of Products and Materials to the International Panel for Sustainable Resource Management. 2010, ISBN 978-92-807-3084-5, S. 66, 75, 79, 82.</ref>
 
Laut der Landwirtschafts- und Welternährungsorganisation [[FAO]] trägt die Viehhaltung mit rund 18 % Anteil zum menschlich verursachten [[Treibhauseffekt]] bei,<ref name="FAO">[http://www.fao.org/3/a0701e/a0701e.pdf FAO-Studie „Livestock's long shadow“ 2006. Kapitel 7, S. 271]</ref> wofür in erster Linie Verdauungsprodukte verantwortlich sind ([[Exkretion|Exkremente]] sowie bei [[Wiederkäuer]]n [[Methan]]). Dabei ist die [[extensive Tierhaltung]] Ursache für rund 12 % der weltweiten [[Entwaldung]].<ref name="UNFCCC">UNFCCC (2007). Investment and financial flows to address climate change, S. 81. [http://unfccc.int/files/essential_background/background_publications_htmlpdf/application/pdf/pub_07_financial_flows.pdf] (PDF; 2,0&nbsp;MB)</ref>
 
Veganer und vegane Organisationen weisen darauf hin, dass bei einer veganen Ernährung die Umwelt weniger mit Schadstoffen belastet werde und weniger Ressourcen (Wasser, Land, Luft, Energie, Naturfläche) benötigt würden als bei einer Ernährung mit Fleisch- und Milchprodukten.<ref name="Grube">Angela Grube: ''Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie.'' Dritte, überarbeitete Auflage. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, 978-3-8382-5538-5, S. 107–108.</ref><ref>{{cite web|url=http://www.peta.de/web/warum_vegan.71.html|title=''Warum Vegan?'' PETA.de|publisher=|accessdate=2010-06-29|archiveurl=https://web.archive.org/web/20100701214408/http://www.peta.de/web/warum_vegan.71.html|archivedate=2010-07-01|offline=yes|archivebot=2018-11-30 22:20:20 InternetArchiveBot}}</ref><ref name="vegansocwhy">[http://www.vegansociety.com/try-vegan/why-go-vegan ''Why go vegan?'' The Vegan Society.] In: ''vegansociety.com.'' (englisch).</ref> Im Vergleich zur Standardernährung in Deutschland (auf Basis der Nationalen Verzehrsstudie II des [[Max Rubner-Institut]]s) können mit einer veganen Ernährung im Durchschnitt rund 1,1 Tonnen Treibhausgasemissionen pro Person und Jahr eingespart werden. Hochgerechnet auf die gesamte Bevölkerung ließen sich mit einer veganen Ernährung somit 77 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr einsparen. Hierbei müssten jedoch die größten Veränderungen von Männern ausgehen (minus 46 Millionen Tonnen). Frauen würden durch eine im Durchschnitt weniger fleischbetonte Ernährungsweise Einsparungen in Höhe von 31 Millionen Tonnen erzielen <ref>Toni Meier (2014): ''Umweltschutz mit Messer und Gabel – Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland''. oekom verlag, 2014, ISBN 978-3-86581-462-3</ref>.
 
Zur Lösung des Dilemmas der [[Überfischung]] der Weltmeere wird von veganen Organisationen empfohlen, sich hierzulande ohne den Konsum von Fischen und Fischprodukten zu ernähren.<ref>{{cite web|url=https://vegan.at/ueberfischung-der-weltmeere|title=Überfischung der Weltmeere|date=2016-07-06|publisher=}}</ref><ref>{{cite web|url=https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/uberfischung-schlimmer-als-angenommen|title=Überfischung schlimmer als bislang angenommen|date=2012-05-09|publisher=}}</ref><ref>{{cite web|url=https://www.peta.de/peta-appelliert-retten-sie-die-meere-essen-sie-keine-fische|title=PETA appelliert: Retten Sie die Meere – essen Sie keine Fische!|first=People for the Ethical Treatment of|last=Animals|website=www.peta.de}}</ref>
 
=== Welternährung ===
{{Hauptartikel|Tierproduktion#Bedeutung für die Welternährung|titel1=Tierproduktion: Bedeutung für die Welternährung}}
Insbesondere Veganer und vegane Organisationen nehmen an, dass eine vegane Ernährung positive Folgen für die Welternährung habe.<ref name="Grube" /><ref name="vegansocwhy" /><ref>{{cite web|url=http://www.peta.de/web/fleischessen.487.html|title=''Fleischessen bedeutet Hunger für die Welt.'' PETA.de|publisher=|accessdate=2010-06-29|archiveurl=https://web.archive.org/web/20100701220748/http://www.peta.de/web/fleischessen.487.html|archivedate=2010-07-01|offline=yes|archivebot=2018-11-30 22:20:20 InternetArchiveBot}}</ref> Auf Grund der niedrigen Futterkonversionsraten der Tierproduktion wird angenommen, dass eine vegane oder vegetarische Ernährungsweise in den Industrieländern die Ernährungssituation in den Entwicklungsländern signifikant verbessern könnte. Laut [[Edward O. Wilson]] ergibt die aktuell landwirtschaftlich nutzbare Fläche bei ausschließlich vegetarischer Ernährung eine Kapazität der Lebensmittelversorgung für ca. 10 Milliarden Menschen.<ref>Edward O. Wilson: ''The Future of Life.'' Abacus, 2003, ISBN 0-349-11579-6.</ref> Prognosen zufolge wird die globale Nachfrage nach tierischen Produkten insbesondere in [[Entwicklungsland|Entwicklungs-]] und [[Schwellenland|Schwellenländern]] in Zukunft noch weiter ansteigen.<ref>[[Christopher L. Delgado]]: ''[http://jn.nutrition.org/content/133/11/3907S.abstract Rising Consumption of Meat and Milk in Developing Countries Has Created a New Food Revolution].'' In: ''Journal of Nutritional Sciences.'' 133, November 2003, S. 3907S–3910S</ref><ref name="EETAP">Robert A. Kanaly, Darryl Macer, Lea Ivy O. Manzanero & Sivanandam Panneerselvam: ''[http://www.unescobkk.org/fileadmin/user_upload/shs/Energyethics/EETAPWG13rptdraft3.pdf Energy Flow, Environment and Ethical Implications for Meat Production] (PDF; 527&nbsp;kB).'' Bangkok 2009 (Arbeitspapier der Arbeitsgruppe ''Ethics of Energy Technologies in Asia and Pacific'' (EETAP) der [[UNESCO]]).</ref>
 
=== Menschliche Biologie und Ernährung ===
[[Datei:Laktoseintoleranz-1.svg|mini|Weltweite Verteilung der Laktoseintoleranz]]
Einige Veganer<ref>{{cite web|url=http://www.tier-im-fokus.ch/mensch_und_tier/donald_watson_vegane_bewegung/|title=tier-im-fokus.ch    » Donald Watson und die “vegane Bewegung”|website=www.tier-im-fokus.ch}}</ref> vertreten zudem die Ansicht, dass es nicht natürlich sei, die Muttermilch anderer Spezies zu trinken. Sie begründen das unter anderem damit, dass (je nach Quelle) 66 % bis 80 % der erwachsenen Weltbevölkerung aufgrund einer [[Laktoseintoleranz]] Milch nicht ohne Beschwerden verdauen können.
 
Die Laktosetoleranz ist darüber hinaus altersabhängig. Im Säuglingsalter können fast alle Menschen – gleich welcher Herkunft – Laktose im Darm durch das Enzym Laktase spalten. Für die Mehrheit geht diese Fähigkeit im späteren Alter verloren.<ref name="LI">''Laktoseintoleranz: Milch-Verträglichkeit bei Erwachsenen entstand in Zentraleuropa'' In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' vom 28. August 2009 ([http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/37886/Laktoseintoleranz_Milch-Vertraeglichkeit_bei_Erwachsenen_entstand_in_Zentraleuropa.htm Webseite]).</ref>
 
Des Weiteren variiert die [[Prävalenz]] der Laktoseintoleranz im Erwachsenenalter von Region zu Region sehr stark: In Deutschland sind nur etwa 15 % betroffen.<ref>DGE: ''Lactosefreie Ernährung.'' In: ''DGE-Info.'' vom 1. Oktober 2004 [http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=print&sid=427 (Volltext)]</ref> Wissenschaftler fanden eine enge Bindung der Laktase-Persistenz bzw. Laktosetoleranz im Erwachsenenalter an die Ausbreitung der Milchwirtschaft im Europa der [[Jungsteinzeit]]. Die entsprechende [[evolutionäre Anpassung]], eine bestimmte [[Punktmutation]] im [[MCM6]]-Gen, wird als Entwicklungsvorteil für die betroffenen Menschen gedeutet.<ref name="LI" />
 
Ob Argumente der „menschlichen Biologie“ grundsätzlich von Relevanz bei einer Bewertung des Konsums tierischer Produkte sind, stellen Verfechter eines Veganismus aus ethischen, herrschaftskritischen oder ökologischen Gründen in Frage.<ref>Tendenziell neigen Deontologen stärker zu dieser Position als Utilitaristen. Trotzdem weist Singer das Argument der „Natürlichkeit des Fleischessens“ in ''Animal Liberation'' zurück. Regan bezieht sich in ''The Case for Animal Rights'' in dieser Frage auf ihn. [[Gary L. Francione]] kritisiert in ''Rain without Thunder'' einige Organisationen des Vegetarismus/Veganismus dafür, das „Natürlichkeitsargument“ zu Gunsten des Veganismus umdeuten zu wollen, anstelle es als [[biologistisch]] zurückzuweisen.</ref>
 
=== Antibiotikaresistenzen ===
Zur Risikominimierung im Zusammenhang mit [[Antibiotikaresistenz]]en, die auch durch den Einsatz in der Tiermast verursacht werden, empfehlen Pro-Vegan-Organisationen eine vegan orientierte Lebensweise.<ref>[https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/keime-in-fleisch-antibiotikaresistenzen Albert Schweitzer Stiftung: ''Keime in Fleisch und Antibiotikaresistenzen'']</ref><ref>[https://www.peta.de/intensivtierhaltung-nur-durch-den-einsatz-von-antibiotika-moeglich-peta PETA: ''Intensivtierhaltung nur durch den Einsatz von Antibiotika möglich'']</ref><ref>[https://www.swissveg.ch/antibiotika Swissveg: ''Antibiotika im Fleisch ist gegen das Tierschutzgesetz'']</ref> Eine Forschergruppe empfiehlt in einem Artikel in der Zeitschrift ''[[Science]]'' zum gleichen Zweck unter anderem Ernährungsrichtlinien, die zu einem reduzierten Fleischkonsum führen.<ref>{{cite journal|url=http://science.sciencemag.org/content/357/6358/1350|title=Reducing antimicrobial use in food animals|first1=Thomas P. Van|last1=Boeckel|first2=Emma E.|last2=Glennon|first3=Dora|last3=Chen|first4=Marius|last4=Gilbert|first5=Timothy P.|last5=Robinson|first6=Bryan T.|last6=Grenfell|first7=Simon A.|last7=Levin|first8=Sebastian|last8=Bonhoeffer|first9=Ramanan|last9=Laxminarayan|date=2017-09-29|publisher=|journal=Science|volume=357|issue=6358|pages=1350–1352|doi=10.1126/science.aao1495|pmid=28963240}}</ref>
 
== Besondere Formen veganer Ernährung ==
* ''[[Bio-Lebensmittel|Bio]]-vegane Ernährung'' beschränkt sich zusätzlich auf Lebensmittel, die unter [[Ökologie|ökologischen]] Gesichtspunkten produziert wurden. [[Biologisch-vegane Landwirtschaft]] schließt Tierhaltung aus, so dass beispielsweise nicht mit Gülle gedüngt wird.<ref>[http://www.lebensmittellexikon.de/b0003400.php ''Biovegane Ernährung'' auf ''www.lebensmittellexikon.de'']</ref>
* ''[[Fruganismus|Frugane Ernährung]]'' beschränkt sich auf die Früchte von Nahrungspflanzen, da deren Verzehr nicht die Zerstörung der Pflanze zur Folge hat. Dazu gehören etwa [[Obst]], [[Nussfrucht|Nüsse]] und [[Same (Pflanze)|Samen]].<ref>[http://www.lebensmittellexikon.de/f0002250.php ''Fruganismus, Fruitarismus'' auf ''www.lebensmittellexikon.de'']</ref>
* ''Vegane Rohkost'' beschränkt sich auf die veganen Teile einer [[Rohkost]]ernährung<ref>[http://www.lebensmittellexikon.de/v0000990.php ''Vegane Rohkost'' auf ''www.lebensmittellexikon.de'']</ref> (während Rohkost allgemein ebenso rohes Fleisch, Fisch, Eier, Rohmilch usw. enthalten kann).<ref>[http://www.lebensmittellexikon.de/r0002310.php ''Rohkosternährung'' auf ''www.lebensmittellexikon.de'']</ref>
 
== Gesundheitliche Aspekte veganer Ernährung ==
=== Nährstoffe, die im richtigen Maß aufgenommen werden ===
* '''[[Ballaststoffe]]:''' Die Ballaststoffzufuhr liegt bei Veganern deutlich über der teilweise zu geringen Zufuhr der Durchschnittsbevölkerung.<ref name="Davey" /> Die Aufnahme an Ballaststoffen übersteigt die Mindestaufnahmemenge hierbei sehr deutlich.<ref name="PMID16219987">A. Waldmann, J. W. Koschizke, C. Leitzmann, A. Hahn: ''German vegan study: diet, life-style factors, and cardiovascular risk profile.'' In: ''Annals of nutrition & metabolism.'' Band 49, Nummer 6, 2005 Nov-Dec, S.&nbsp;366–372, [[doi:10.1159/000088888]]. PMID 16219987.</ref><ref>Claus Leitzmann und Markus Keller: ''Vegetarische Ernährung'' – Verlag Eugen Ulmer Stuttgart, 2010, 2. Auflage, ISBN 978-3-8252-1868-3, S. 208.</ref>
* '''[[Cholesterin]]:''' Der Körper bildet Cholesterin in ausreichender Menge selbst und ist somit nicht auf die Zufuhr von außen angewiesen.<ref name="DGE2">{{cite web|url=http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=183|title=DGE|website=www.dge.de}}</ref> Cholesterine kommen nur in tierischer Nahrung vor, daher weist die vegane Ernährung eine vernachlässigbare Cholesterinaufnahme und durchweg günstige Werte in diesem Bereich auf. Im Vergleich hierzu nehmen Mischköstler eine vielfache Menge an Cholesterin auf und liegen teilweise über der von der DGE empfohlenen Höchstmenge.<ref name="Larsson" />
* '''[[Fettsäuren]]:''' Bei der Aufnahme der gesättigten, einfach-ungesättigten sowie mehrfach-ungesättigten Fettsäuren entsprechen in Untersuchungen Veganer am häufigsten den Empfehlungen der DGE,<ref>{{cite web|url=http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=920|title=DGE|website=www.dge.de}}</ref> wohingegen Mischköstler im Gegensatz hierzu teils einen zu hohen Anteil gesättigter Fette sowie eine zu geringe Aufnahme mehrfach ungesättigter Fette aufweisen.<ref name="Davey" /><ref name="Larsson" /> Die insgesamte Zufuhr ernährungsphysiologisch eher unerwünschter gesättigter Fettsäuren liegt bei veganer Ernährung in der Regel nur halb so hoch wie in der Durchschnittsbevölkerung.<ref>Claus Leitzmann, Markus Keller: ''Vegetarische Ernährung.'' 2. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-1868-3, S. 191.</ref>
* '''[[Magnesium]]:''' Die Zufuhr an Magnesium liegt bei Veganern deutlich über der teilweise zu geringen Zufuhr der Durchschnittsbevölkerung.<ref name="Davey" /><ref>Claus Leitzmann, Markus Keller: ''Vegetarische Ernährung.'' 2. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-1868-3, S. 203.</ref><ref name="PMID8457537">A. Draper, J. Lewis, N. Malhotra, E. Wheeler: ''The energy and nutrient intakes of different types of vegetarian: a case for supplements?'' In: ''The British journal of nutrition.'' Band 69, Nummer 1, Januar 1993, S.&nbsp;3–19, PMID 8457537.</ref>
* '''[[Sekundäre Pflanzenstoffe]] / [[Antioxidantien]]:''' Die [[Carotinoid]]aufnahme korrelierte in Studien mit dem erhöhten Gemüse- und Obstverzehr.<ref name="PMID17299498">S. Haldar, I. R. Rowland, Y. A. Barnett, I. Bradbury, P. J. Robson, J. Powell, J. Fletcher: ''Influence of habitual diet on antioxidant status: a study in a population of vegetarians and omnivores.'' In: ''European Journal of Clinical Nutrition.'' Band 61, Nummer 8, August 2007, S.&nbsp;1011–1022, [[doi:10.1038/sj.ejcn.1602615]]. PMID 17299498.</ref><ref name="Waldmann">A. Waldmann, J. W. Koschizke, C. Leitzmann, A. Hahn: ''Dietary intakes and blood concentrations of antioxidant vitamins in German vegans.'' In: ''International journal for vitamin and nutrition research. Internationale Zeitschrift für Vitamin- und Ernährungsforschung. Journal international de vitaminologie et de nutrition.'' Band 75, Nummer 1, Januar 2005, PMID 15830918, S.&nbsp;28–36.</ref> Die hohen Zufuhrmengen an Carotinoide bei veganer Ernährung führte bei den untersuchten Studienteilnehmern in der Deutschen Vegan Studie zu entsprechend hohen Carotinoidkonzentrationen im Blutplasma.<ref name="Waldmann" /> Veganer wiesen in der EPIC-Studie 5- bis 50-mal höhere Blutkonzentrationen an [[Isoflavon]]en auf als Mischköstler.<ref>Claus Leitzmann, Markus Keller: ''Vegetarische Ernährung.'' 2. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-1868-3, S. 211.</ref><ref name="PMID17449595">P. H. Peeters, N. Slimani u.&nbsp;a.: ''Variations in plasma phytoestrogen concentrations in European adults.'' In: ''The Journal of nutrition.'' Band 137, Nummer 5, Mai 2007, S.&nbsp;1294–1300, PMID 17449595.</ref> Bei Prostatakrebspatienten führte eine fettarme vegane Kost zu einer signifikant höheren Zufuhr von protektiven sekundären Pflanzenstoffen, insbesondere Lycopin.<ref>Claus Leitzmann, Markus Keller: ''Vegetarische Ernährung.'' 2. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-1868-3, S. 160.</ref><ref name="PMID18237581">A. Dewell, G. Weidner u.&nbsp;a.: ''A very-low-fat vegan diet increases intake of protective dietary factors and decreases intake of pathogenic dietary factors.'' In: ''Journal of the American Dietetic Association.'' Band 108, Nummer 2, Februar 2008, S.&nbsp;347–356, [[doi:10.1016/j.jada.2007.10.044]]. PMID 18237581.</ref>
* '''[[Vitamin E]]:''' Veganer nahmen in Studien wesentlich mehr Vitamin E auf als Mischköstler. Die sich vegan ernährenden Studienteilnehmer übertrafen hierbei die Mindestaufnahmemenge an Vitamin E, wohingegen die Mischköstler im Durchschnitt darunter lagen.<ref name="Davey" /><ref name="Larsson" />
 
=== Nährstoffe, die nicht immer in ausreichendem Maß aufgenommen werden ===
* '''[[Calcium]]:''' Nachteile durch den Verzicht auf tierische Nahrungsquellen wie Milch und Käse können bei unausgewogener veganer Kost hinsichtlich der Calciumzufuhr auftreten.<ref>C. M. Weaver, K. L. Plawecki: ''Dietary calcium: adequacy of a vegetarian diet.'' In: ''Am J Clin Nutr.'' 1994 May;59(5 Suppl), S. 1238S–1241S. PMID 8172128 [http://www.ajcn.org/content/59/5/1238S.full.pdf Volltext] (PDF; 1,1&nbsp;MB)</ref> In Studien fiel die durchschnittliche Calciumzufuhr der untersuchten Veganer hierbei sehr deutlich unter die empfohlenen Richtwerte.<ref name="Davey" /><ref name="ada_2009" /><ref name="Larsson" /> Neben dem Calciumgehalt von Nahrungspflanzen ist auch dessen [[Bioverfügbarkeit]] zu beachten. [[Oxalat]]e (Rhabarber) und [[Phytat]]e (Getreide, Hülsenfrüchte, Erdnüsse), welche ebenfalls als Bestandteile von Nahrungspflanzen zugeführt werden, können die Calcium[[resorption]] behindern. Andererseits muss sich – abhängig vom [[Protein]]- und [[Speisesalz|Salzgehalt]] der veganen Ernährung – der calciuretische (die Calciumausscheidung über die [[Niere]] fördernde) Effekt nicht signifikant von dem bei einer [[Allesfresser|omnivoren Ernährungsweise]] unterscheiden.<ref>C. M. Weaver, W. R. Proulx, R. Heaney: ''Choices for achieving adequate dietary calcium with a vegetarian diet.'' In: ''Am J Clin Nutr.'' 1999 Sep;70(3 Suppl), S. 543S–548S. PMID 10479229 [http://ajcn.nutrition.org/content/70/3/543s.full.pdf+html Volltext]</ref> Um Mangelerscheinungen auszuschließen, wird der Verzehr von calciumreichem Mineralwasser, Grünkohl (ca. 220&nbsp;mg Calcium pro 100 g), Brokkoli (ca. 110&nbsp;mg pro 100 g), Sesamsamen (ca. 1540&nbsp;mg pro 100 g), Haselnüssen, Sojabohnen sowie Tofu oder die Calcium[[supplementierung]] empfohlen.
* '''[[Eisen]]:''' Die durchschnittliche Eisenaufnahme sowohl der weiblichen, als auch der männlichen Veganer liegt in Studien regelmäßig über denen der Mischköstler. Hierbei überschreiten männliche Veganer im Durchschnitt die DGE-Mindestaufnahmemenge deutlich, wohingegen die weiblichen Veganer leicht unterhalb der empfohlenen Mindestaufnahme der DGE liegen.<ref name="Davey" /><ref name="Larsson" /> Allerdings liegt der Eisenbedarf bei einer rein veganen Ernährung aufgrund niedrigerer Bioverfügbarkeit des pflanzlichen Eisens etwa 1,8-fach höher,<ref name="ada_2009" /> womit ein für pflanzliche Kost entsprechend erhöhter Referenzwert vor allem von den weiblichen Veganern nach diesen Studien im Durchschnitt nicht erreicht wird. Ob sich der Eisenstatus von vegan ernährten Kleinkindern mit einer abwechslungsreichen Lebensmittelauswahl und dem Verzehr von Vollkornbrot als [[Grundnahrungsmittel]] sowie von Vitamin-C-reichem Obst und Gemüse von dem von omnivor ernährten Kleinkindern unterscheidet, ist aufgrund der unzureichenden Datenlage unklar. In veganen Gruppen mit religiös bedingter eingeschränkter Lebensmittelauswahl wurde neben anderen Nährstoffdefiziten allerdings auch Eisenmangel bei Säuglingen und Kleinkindern beschrieben (Jacobs und Dwyer 1988, James u.&nbsp;a. 1985, Shinwell und Gorodischer 1982).<ref name="dge.de">{{cite web|url=http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1130|title=DGE|website=www.dge.de}}</ref>
* '''[[Omega-3-Fettsäuren|Langkettige n-3-Fettsäuren]]:''' Die Zufuhr dieser Fettsäuren ist bei veganer Ernährung sehr gering.<ref name="dge.de" /> Besonders Veganer tendieren zu niedrigeren [[Eicosapentaensäure]]- und [[Docosahexaensäure]]-Blutwerten im Vergleich zu Nichtvegetariern.<ref name="ada_2009" /> Eine Studie (1994) kommt jedoch zu dem Schluss, dass eine [[α-Linolensäure]]-reiche (ALA) und [[Linolsäure]]-arme (LA) Ernährung (z.&#8239;B. mit [[Leinöl]]) die Eicosapentaensäure-Werte im Gewebe vergleichbar ansteigen lässt wie die Supplementierung mit Fischöl.<ref name="PMID7910999">E. Mantzioris, M. J. James, R. A. Gibson, L. G. Cleland: ''Dietary substitution with an alpha-linolenic acid-rich vegetable oil increases eicosapentaenoic acid concentrations in tissues.'' In: ''The American journal of clinical nutrition.'' Band 59, Nummer 6, Juni 1994, S.&nbsp;1304–1309, PMID 7910999.</ref> Weiterhin kann der Körper ausreichend Docosahexaensäure bilden, wenn genug α-Linolensäure (>1200&nbsp;mg) pro Tag aufgenommen wird.<ref name="DOI10.1016/j.plipres.2009.07.002">Gwendolyn Barcel-Coblijn, Eric J. Murphy: ''Alpha-linolenic acid and its conversion to longer chain n–3 fatty acids: Benefits for human health and a role in maintaining tissue n–3 fatty acid levels.'' In: ''Progress in Lipid Research.'' 48, 2009, S.&nbsp;355–374, [[doi:10.1016/j.plipres.2009.07.002]].</ref> Für die Umwandlung der pflanzlichen α-Linolensäure benötigt der Körper die Enzyme Delta-6-Desaturase und Delta-5-Desaturase. Diese verarbeiten aber gleichzeitig die [[Omega-6-Fettsäure]] Linolsäure zu [[DGLA]] und [[Arachidonsäure]]. Vitamin- und Mineralienmangel, Stress und Alter können die Bildung verlangsamen. Hingegen können Vitamin B und C, Magnesium und Zink diese Enzyme aktivieren.<ref>Tom Saldeen: ''Allt om Omega-3.'' 2. Auflage. Swede Health Press, 2008, ISBN 978-91-975950-2-5.</ref>
* '''[[Protein#Protein in der Nahrung|Protein]]e:''' Während die Durchschnittsbevölkerung bei einer ausgewogenen Ernährung vor einer Protein-Unterversorgung geschützt ist, kann die Eiweiß-Aufnahme bei Veganern je nach Auswahl der Lebensmittel signifikant geringer ausfallen <ref>{{Literatur |Autor=Peter Clarys, Tom Deliens, Inge Huybrechts, Peter Deriemaeker, Barbara Vanaelst |Titel=Comparison of Nutritional Quality of the Vegan, Vegetarian, Semi-Vegetarian, Pesco-Vegetarian and Omnivorous Diet |Sammelwerk=Nutrients |Band=6 |Nummer=3 |Datum=2014-03-24 |Seiten=1318–1332 |DOI=10.3390/nu6031318 |Online=http://www.mdpi.com/2072-6643/6/3/1318 |Abruf=2018-01-16}}</ref>. Der bei einer erwachsenen Person täglich erforderliche Proteinhaushalt von etwa 0,8–1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht (g/kg KG)<ref>{{Literatur |Autor=Trumbo, P., Schlicker, S., Yates, A. A., & Poos, M. |Titel=Dietary reference intakes for energy, carbohydrate, fiber, fat, fatty acids, cholesterol, protein and amino acids. |Hrsg= |Sammelwerk=Journal of the American Dietetic Association |Band=102 |Nummer=11 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2002 |Seiten=1621-1630 |ISBN=}}</ref> kann aber auch ohne Nahrungsergänzungsmittel durch pflanzliche Produkte aufgenommen werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.vrg.org/nutrition/protein.php#r1 |titel=Protein in the Vegan Diet -- The Vegetarian Resource Group |zugriff=2018-01-16}}</ref> Dazu zählen vor allem Reis, [[Quinoa]], Linsen, Bohnen, diverse Nüsse und Nussmus sowie verschiedene Sojaprodukte <ref>{{Internetquelle |autor=Rachel Evtuch, Aneeta Vedula, Solveig Adalsteindottir, Michelle Chellino, Rachel E. Scherr, Sheri
Zidenberg |url=http://nutrition.ucdavis.edu/content/infosheets/factsheets/fact-pro-vegetarian.pdf |titel=Nutrition and Health Info Sheet: Vegetarian Diets |werk= |hrsg=Center for Nutrition in Schools Department of Nutrition University of California, Davis |datum=August 2016 |zugriff=2018-01-16 |sprache=en}}</ref>.
* '''[[Vitamin D]]:''' Vitamin D kann bei ausreichender Sonnenexposition vollständig von der Haut gebildet werden.<ref name="Holick1995">M. F. Holick: [http://www.ajcn.org/cgi/content/abstract/61/3/638S ''Environmental factors that influence the cutaneous production of vitamin&nbsp;D''.] In: ''Am J Clin Nutr.'' Band 61 (3 Suppl), 1995, S.&nbsp;638S–645S.</ref> Reicht die Sonnenexposition nicht aus, so ist eine Aufnahme über die Nahrung erforderlich. Vitamin D ist außer in Avocado (3,43&nbsp;µg Vitamin D/100g), Pfifferlingen (2,1&nbsp;µg Vitamin D/100 g) und Champignons (1,9&nbsp;µg/100 g) fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten. In einer Studie der [[Universitätsklinik Freiburg]] konnte demonstriert werden, dass [[Zucht-Champignon|Zuchtchampignons]], die mit [[Ultraviolettstrahlung|UV-B]]-Strahlung behandelt wurden, signifikante Mengen an Vitamin&nbsp;D<sub>2</sub> bildeten (491 μg oder 19.640 IE pro 100 g Zuchtchampignons). Die Verabreichung der so angereicherten Zuchtchampignons waren Vitamin&nbsp;D<sub>2</sub>-[[Nahrungsergänzungsmittel|Supplementen]] ebenbürtig. Ähnliche Ergebnisse können auch mit [[Shiitake]], [[Maitake]], [[Shimeji]] oder anderen Pilzen erzielt werden. Im Falle von Shiitake konnten Werte von bis zu 267.000 IE pro 100 g Shiitakepilze bei 14 Stunden Sonnenlichtexposition erreicht werden.<ref name="DOI10.1038/ejcn.2011.53">P. Urbain, F. Singler, G. Ihorst, H-K Biesalski, H. Bertz: ''Bioavailability of vitamin D2 from UV-B-irradiated button mushrooms in healthy adults deficient in serum 25-hydroxyvitamin D: a randomized controlled trial.'' In: ''European Journal of Clinical Nutrition.'' 65, 2011, S.&nbsp;965–971, [[doi:10.1038/ejcn.2011.53]]. DRKS-ID der Studie: DRKS00000195</ref><ref>Paul Stamets, fungi.com: [http://www.fungi.com/blog/items/place-mushrooms-in-sunlight-to-get-your-vitamin-d.html Place Mushrooms in Sunlight to Get Your Vitamin D], 08/06/2012, abgerufen am 29. April 2014.</ref> Aus Untersuchungen mit Kindern liegen Hinweise vor, dass letztlich ein Vitamin-D-Mangel bei makrobiotischer Ernährung im Vergleich zu anderen vegetarischen Ernährungsformen häufiger auftritt.<ref>[http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1130 Vegane Ernährung: Nährstoffversorgung und Gesundheitsrisiken im Säuglings- und Kindesalter] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.</ref> Eine Studie über die Auswirkung einer fettreduzierten, veganen Ernährung ergab ebenfalls eine zu geringe Aufnahme an Vitamin D.<ref>Stacey R. Dunn-Emke, Gerdi Weidner, Elaine B. Pettengill, Ruth O. Marlin, Christine Chi, Dean M. Ornish: ''Nutrient Adequacy of a Very Low-Fat Vegan Diet.'' In: ''Journal of the American Dietetic Association.'' 105, 2005, S.&nbsp;1442–1446, [[doi:10.1016/j.jada.2005.06.028]].</ref> Veganer liegen in Untersuchungen über die ausschließlich via Nahrung zugeführte Vitamin-D-Menge nochmals erheblich unter der bereits deutlich zu geringen Vitamin-D-Aufnahme der Mischköstler.<ref name="Davey" /><ref name="Larsson" /><ref name="DGEvitd" /> Der tatsächliche Vitamin-D-Status im Blutplasma untersuchter nordeuropäischer Veganer liegt durchschnittlich noch über den empfohlenen Referenzwerten der DGE,<ref name="DGEvitd" /> aber signifikant unter dem Status der Mischköstler.<ref name="Crowe" />
* '''[[Zink]]:''' Die Zink-Aufnahme untersuchter Veganer liegt in Studien unterhalb der von Mischköstlern.<ref name="Davey">Davey u.&nbsp;a.: ''EPIC–Oxford: lifestyle characteristics and nutrient intakes in a cohort of 33 883 meat-eaters and 31 546 non meat-eaters in the UK.'' May 2003, [[doi:10.1079/PHN2002430]] PMID 12740075. (n=25.765)</ref><ref name="Larsson">C. L. Larsson, G. K. Johansson: ''Dietary intake and nutritional status of young vegans and omnivores in Sweden.'' In: ''The American journal of clinical nutrition.'' Band 76, Nummer 1, Juli 2002, S.&nbsp;100–106, PMID 12081822.</ref> Die gemessene Zink-Aufnahme lag hierbei für die Frauen durchschnittlich aber immer noch oberhalb der DGE-Referenzwerte.<ref name="Davey" /><ref name="Larsson" /> Bei den Männern stellte eine Studie eine gemäß den DGE-Referenzwerten durchschnittlich ausreichende Zink-Aufnahme fest,<ref name="Larsson" /> während in einer anderen Studie die Zink-Aufnahme der Männer im Schnitt zu gering war.<ref name="Davey" /> Die Bioverfügbarkeit von Zink in pflanzlicher Nahrung liegt hierbei allerdings noch unterhalb der Bioverfügbarkeit nicht-pflanzlicher Nahrung.<ref name="ada_2009" /> In einer Untersuchung einer Gruppe vegan ernährter Säuglinge einer religiösen Gemeinschaft (Black Hebrews) wurde neben weiteren Nährstoffdefiziten auch ein Zinkmangel beobachtet (Shinwell und Gorodischer 1982).<ref>{{cite web|url=http://www.veganhealth.org/b12/infants|title=Vitamin B12 – Vegan Health|website=www.veganhealth.org}}</ref>
 
=== Nährstoffe, die häufig in zu geringem Maß aufgenommen werden ===
* '''[[Jod]]:''' Veganer weisen in verschiedenen Untersuchungen häufiger eine zu geringe Jodzufuhr auf (Abdulla u.&nbsp;a. 1981, Krajcovicova-Kudlackova u.&nbsp;a. 2003). Die Jodzufuhr ist hierbei noch geringer als die ohne Supplementierung häufig ebenfalls zu geringe Jod-Aufnahme der Mischköstler.<ref name="Lightowler">H. J. Lightowler, G. J. Davies: ''Iodine intake and iodine deficiency in vegans as assessed by the duplicate-portion technique and urinary iodine excretion.'' In: ''Br J Nutr.'' Dez 1998; 80, S. 529–535. PMID 10211051.</ref> Infolge eines schweren Jodmangels besteht die Gefahr des [[Kretinismus]].<ref name="dge.de" />
* '''[[Kreatin]]:''' [[Vegetarier]] weisen, im Gegensatz zu Fleischessern, im Blutplasma sowie in der Körpermasse einen signifikant niedrigeren Kreatin-Gehalt auf.<ref name="PMID16573356">A. M. Venderley, W. W. Campbell: ''Vegetarian diets : nutritional considerations for athletes.'' In: ''Sports medicine (Auckland, N.Z.).'' Band 36, Nummer 4, 2006, S.&nbsp;293–305, PMID 16573356. (Review).</ref><ref name="PMID10958375">A. Shomrat, Y. Weinstein, A. Katz: ''Effect of creatine feeding on maximal exercise performance in vegetarians.'' In: ''European journal of applied physiology.'' Band 82, Nummer 4, Juli 2000, S.&nbsp;321–325, [[doi:10.1007/s004210000222]]. PMID 10958375.</ref><ref name="PMID2758659">J. Delanghe, J. P. De Slypere, M. De Buyzere, J. Robbrecht, R. Wieme, A. Vermeulen: ''Normal reference values for creatine, creatinine, and carnitine are lower in vegetarians.'' In: ''Clinical chemistry.'' Band 35, Nummer 8, August 1989, S.&nbsp;1802–1803, PMID 2758659.</ref><ref name="svl">T. Wallimann: {{Webarchiv|url=http://www.svl.ch/reports/kreatin_wallimann_mt.html |wayback=20120615203131 |text=''Einnahme von Kreatin als mögliche Hilfstherapie.'' |archiv-bot=2018-11-30 22:20:20 InternetArchiveBot }} Bei: ''Schwimmverein Limmat Zürich.'' Abgerufen am 20. Juli 2012.</ref> Kreatin wird vom menschlichen Körper in Mengen von 1 bis 2&nbsp;g pro Tag gebildet und zusätzlich über Fleisch und Fisch aufgenommen.<ref name="DOI10.1007/s00726-011-0853-y">John T. Brosnan, Robin P. da Silva, Margaret E. Brosnan: ''The metabolic burden of creatine synthesis.'' In: ''Amino Acids.'' 40, 2011, S.&nbsp;1325–1331, [[doi:10.1007/s00726-011-0853-y]].</ref> Es wird vor allem für die [[Muskelkontraktion]],<ref>T. Wallimann, M. Tokarska-Schlattner, D. Neumann u.&nbsp;a.: ''The Phosphocreatine Circuit: Molecular and Cellular Physiology of Creatine Kinases, Sensitivity to Free Radicals, and Enhancement by Creatine Supplementation.'' In: ''Molecular System Bioenergetics: Energy for Life.'' 22. November 2007. [[doi:10.1002/9783527621095.ch7]]C</ref> aber auch für Hirn- und Nervenfunktion<ref name="brainresbull">R. H. Andres, A. D. Ducray u.&nbsp;a.: ''Functions and effects of creatine in the central nervous system.'' In: ''Brain research bulletin.'' Band 76, Nummer 4, Juli 2008, S.&nbsp;329–343, [[doi:10.1016/j.brainresbull.2008.02.035]]. PMID 18502307. (Review).</ref> in Form von Kreatinphosphat benötigt.<ref name="PMC1130636">T. Wallimann, M. Wyss u.&nbsp;a.: ''Intracellular compartmentation, structure and function of creatine kinase isoenzymes in tissues with high and fluctuating energy demands: the 'phosphocreatine circuit' for cellular energy homeostasis.'' In: ''[[Biochemical Journal]].'' Band 281 (Pt 1), Januar 1992, S.&nbsp;21–40, PMID 1731757. {{PMC|1130636}}. (Review).</ref> Kreatin ist hauptsächlich in Fleisch und Fisch in Mengen von etwa 2 bis 7&nbsp;g pro kg Nahrung enthalten; Milchprodukte, Obst und Gemüse enthalten nur Spuren davon.<ref name="krea-Food">Hans-Konrad Biesalski (Hrsg.): ''Ernährungsmedizin: nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer.'' Georg Thieme Verlag, 2004, ISBN 3-13-100293-X, S.&nbsp;236. ({{Google Buch |BuchID=aZuuR57Khv4C |Seite=236}}).</ref> Eine [[Placebo#Forschung|Placebo-kontrollierte]], [[doppelblind]]e Studie (2003) stellte fest, dass eine Gruppe von 45 Vegetariern und Veganern, die 5 Gramm Kreatin pro Tag für sechs Wochen supplementierten, eine signifikante Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten ([[Ravens Progressive Matrizen]], [[Fluide Intelligenz|Fluide-Intelligenz-Tests]]) zeigten. Die Behandlungsgruppe konnte längere Sequenzen von Zahlen aus dem Gedächtnis wiederholen ([[Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene|WAIS]]) und hatte höhere Gesamt-[[Intelligenzquotient|IQ]]-Werte als die Kontrollgruppe. Signifikante Leistungssteigerungen bei zusätzlicher Aufnahme von Kreatin wurde in zahlreichen Studien jedoch ebenfalls bei Nicht-Vegetariern nachgewiesen (die nicht bereits extrem große Mengen Fleisch zu sich nehmen), sowohl kognitiv als auch körperlich.<ref name="PMID10958375" /><ref name="svl" /><ref name="doi0100791">T. Wallimann: ''Introduction–creatine: cheap ergogenic supplement with great potential for health and disease.'' In: ''Sub-cellular biochemistry.'' Band 46, 2007, S.&nbsp;1–16, PMID 18652069.</ref><ref name="PMID14600563">D. G. Burke, P. D. Chilibeck u.&nbsp;a.: ''Effect of creatine and weight training on muscle creatine and performance in vegetarians.'' In: ''Medicine and science in sports and exercise.'' Band 35, Nummer 11, November 2003, S.&nbsp;1946–1955, [[doi:10.1249/01.MSS.0000093614.17517.79]]. PMID 14600563.</ref><ref name="PMID17908288">T. W. Buford, R. B. Kreider u.&nbsp;a.: ''International Society of Sports Nutrition position stand: creatine supplementation and exercise.'' In: ''Journal of the International Society of Sports Nutrition.'' Band 4, 2007, S.&nbsp;6, [[doi:10.1186/1550-2783-4-6]]. PMID 17908288. {{PMC|2048496}}.</ref><ref name="PMID11985880">A. Watanabe, N. Kato, T. Kato: ''Effects of creatine on mental fatigue and cerebral hemoglobin oxygenation.'' In: ''Neurosci Res.'' 2002 Apr, 42(4): 279-85, PMID 11985880.</ref><ref name="PMID14561278">C. Rae, A. L. Digney, S. R. McEwan, T. C. Bates: ''Oral creatine monohydrate supplementation improves brain performance: a double-blind, placebo-controlled, cross-over trial.'' In: ''Proceedings. Biological sciences / The Royal Society.'' Band 270, Nummer 1529, Oktober 2003, S.&nbsp;2147–2150, [[doi:10.1098/rspb.2003.2492]]. PMID 14561278. {{PMC|1691485}}.</ref><br />Andererseits wird festgestellt, dass bei Aufnahme einer ausreichenden Menge an [[Essentielle Aminosäure|essenziellen Aminosäuren]], [[Cobalamine|Vitamin B<sub>12</sub>]] und [[Folsäure]] die eigene Kreatinsynthese des Körpers meist zur Deckung des Bedarfs ausreicht.<ref name="PMID17430086">J. T. Brosnan, M. E. Brosnan: ''Creatine: endogenous metabolite, dietary, and therapeutic supplement.'' In: ''Annual review of nutrition.'' Band 27, 2007, S.&nbsp;241–261, [[doi:10.1146/annurev.nutr.27.061406.093621]], PMID 17430086 (Review).</ref><ref name="PMID26874700">M. E. Brosnan, J. T. Brosnan: ''The role of dietary creatine.'' In: ''Amino acids.'' Band 48, Nummer 8, August 2016, S.&nbsp;1785–1791, [[doi:10.1007/s00726-016-2188-1]], PMID 26874700 (Review).</ref><ref name="PMID16573356" /> Bedenken bestehen lediglich bei älteren Personen.<ref>J. T. Brosnan, R. P. da Silva, M. E. Brosnan: ''The metabolic burden of creatine synthesis.'' In: ''Amino acids.'' Band 40, Nummer 5, Mai 2011, S.&nbsp;1325–1331, [[doi:10.1007/s00726-011-0853-y]], PMID 21387089 (Review).</ref>
* '''[[Vitamin B12|Vitamin B<small>12</small>]]''': Vitamin-B<small>12</small>, das nur von Mikroorganismen – insbesondere Bakterien – produziert wird, ist fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten; bei Wiederkäuern bildet es sich im Vormagen, Geflügelarten und Schweinen wird es mangels ausreichender Resorption im Darm exogen über ihre Nahrung zugeführt. Während Erwachsene wegen der relativ großen Leberspeicher und der hohen Wiederverwendungsrate von Vitamin-B<small>12</small> im enterohepatischen Kreislauf frühestens nach 5- bis 10-jähriger Vitamin-B<small>12</small>-freier Ernährung Mangelerscheinungen entwickeln, verfügen Neugeborene nur über erheblich kleinere Speicher. Für den Transfer des Vitamins zum Fötus wie auch in die Muttermilch scheint zudem mehr die gegenwärtige Zufuhr als der Speicherbestand der Mutter ausschlaggebend zu sein. Bereits im Alter von vier bis sechs Monaten entwickelten Kinder von Veganerinnen, die sich lediglich 3 Jahre vegan ernährt hatten, einen Vitamin-B<small>12</small>-Mangel.<ref name="DGE">Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: [https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/vegane-ernaehrung-saeugling-kindesalter/ ''Vegane Ernährung: Nährstoffversorgung und Gesundheitsrisiken im Säuglings- und Kindesalter.''] In: ''DGEinfo 04/2011 – Forschung, Klinik, Praxis'', 11. Mai 2011.</ref> Ein 2009 veröffentlichtes Review von Studien zeigt geringere Vitamin-B<small>12</small>-Level und erhöhte [[Homocystein]]werte bei Vegetariern und insbesondere Veganern.<ref name="Elmadfa" /> Ein Vitamin-B<small>12</small>-Mangel kann die Verfügbarkeit von [[Cobalamin]] verringern und seine Funktion stören. Während Symptome eines Mangels zunächst unspezifisch sind (Müdigkeit, Verdauungsprobleme, häufige Atemwegserkrankungen), treten sie später hämatologisch ([[perniziöse Anämie]]) und neurologisch auf. Hyperhomocysteinämie wird mit einem erhöhten Risiko für [[Arteriosklerose]] und [[Herz-Kreislauf-Erkrankung]]en in Verbindung gebracht.<ref name="Duo Li" /> Bei Kleinkindern stillender Mütter, die sich vegan ernähren und deren Muttermilch arm an Vitamin B<small>12</small> ist, kommt es ohne Zufütterung tierischer Lebensmittel oder Vitamin-B<small>12</small>-Supplementierung bereits im zweiten Lebenshalbjahr zu gefährlichen Mangelsymptomen, die bis zu bleibenden neurologischen Schäden, verzögerter neurologischer Entwicklung sowie [[Apathie]], [[Koma]] sowie hochgradiger [[Hirnatrophie]] reichen können.<ref name="Koletzko">Koletzko, Feldl: ''Ausgewogene Substratversorgung durch Fleischverzehr.'' In: ''Deutsches Ärzteblatt 1998.'' 95, S. A-606–611; Heft 11. [http://www.aerzteblatt.de/pdf/95/11/a606-1.pdf (Volltext)]</ref> Fälle neurologischer Schädigungen bei voll gestillten Säuglingen, deren Mütter sich vegan ernährten, sind in der medizinischen Literatur dokumentiert.<ref>T. Kühne, R. Bubl, R. Baumgartner: ''Maternal vegan diet causing a serious infantile neurological disorder due to vitamin B12 deficiency.'' In: ''European Journal of Pediatrics.'' 150, 1991, S.&nbsp;205, [[doi:10.1007/BF01963568]].</ref><ref>T. Lücke, G. Korenke u.&nbsp;a.: ''Mütterlicher Vitamin-B12-Mangel: Ursache neurologischer Symptomatik im Säuglingsalter.'' In: ''Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie.'' 211, 2007, S.&nbsp;157, [[doi:10.1055/s-2007-981249]].</ref><ref>F. Karakaya, M. Emeis u.&nbsp;a.: ''Nutritiv bedingter konnataler Vitamin B12-Mangel als Ursache von Krampfanfällen und Myoklonien im Neugeborenenalter.'' In: ''Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie.'' 210, 2006, [[doi:10.1055/s-2006-943188]].</ref> Ärzte raten schwangeren und stillenden Veganerinnen sowie deren Kindern dringend zur Nahrungsergänzung (Supplementierung). Um diese Risiken zu verringern, wird Vegetariern und insbesondere Veganern empfohlen, ihre Ernährung bzgl. Vitamin B<small>12</small> entsprechend zu planen, ihre Vitamin-B<small>12</small>-Level regelmäßig kontrollieren zu lassen und, falls notwendig, Vitamin B<small>12</small> nahrungsergänzend aufzunehmen.<ref name="Elmadfa">Ibrahim Elmadfa, Ingrid Singer: ''Vitamin B<sub>12</sub> and homocysteine status among vegetarians: a global perspective.'' In: ''American Journal of Clinical Nutrition.'' Vol. 89, Nr. 5, 2009, S. 1693S–1698S. PMID 19357223, [http://ajcn.nutrition.org/content/89/5/1693S.full.pdf PDF-Volltext].</ref> Der höhere [[Folsäure]]gehalt pflanzlicher Kost kann [[Hämatologie|hämatologische]] Symptome einer Vitamin-B<sub>12</sub>-Unterversorgung maskieren, so dass der Mangel bis zum Auftreten [[neurologisch]]er Symptome unentdeckt bleibt.<ref name="ada_2009" />
 
=== Studien zur Gesundheit von Veganern ===
* '''Adipositas:''' Newby u.&nbsp;a. fanden 2005, dass Veganerinnen ein geringeres Risiko für [[Adipositas]] im Vergleich zu Mischköstlerinnen aufweisen.<ref>Newby u.&nbsp;a.: ''Risk of overweight and obesity among semivegetarian, lactovegetarian, and vegan women.'' In: ''Am J Clin Nutr.'' 2005 Jun;81(6), S. 1267–1274.</ref> Eine Querschnittsstudie mit 37.875 Erwachsenen ergab für Veganer den niedrigsten durchschnittlichen Body-Mass-Index.<ref>Spencer u.&nbsp;a.: ''Diet and body mass index in 38000 EPIC-Oxford meat-eaters, fish-eaters, vegetarians and vegans.'' Jun 2003, PMID 12833118</ref> Als mögliche Ursache hierfür wird die geringere Energiedichte der aufgenommenen Nahrung diskutiert.<ref name="ada_2009" />
* '''Bluthochdruck:''' Studien zeigten die niedrigsten Raten an Hypertonie unter den Veganern im Vergleich zu allen anderen untersuchten Gruppen.<ref>Appleby u.&nbsp;a.: ''Hypertension and blood pressure among meat eaters, fish eaters, vegetarians and vegans in EPIC-Oxford.'' Oct 2002, PMID 12372158.</ref><ref>Fraser: ''Vegetarian diets: what do we know of their effects on common chronic diseases?'' May 2009, PMID 19321569. {{PMC|2677008}}.</ref> Als mögliche Ursachen werden die Effekte verschiedener vorteilhafter Komponenten in pflanzlicher Nahrung gesehen, hierzu werden der hohe Anteil an Kalium, Magnesium, Ballaststoffen sowie ein günstiges Fettsäureprofil gezählt.<ref>S. E. Berkow, N. D. Barnard: ''Blood pressure regulation and vegetarian diets.'' In: ''Nutr Rev.'' 2005 Jan;63(1):1-8. PMID 15730229.</ref>
* '''Diabetes mellitus''': [[Neal D. Barnard]] et al. fanden 2006, dass unter der von ihnen für den Studienzweck entworfenen, fettarm-veganen [[Diät]] bei 43 % der 50 Probanden mit [[Diabetes mellitus]] Typ 2 die Verabreichung von Medikamenten reduziert werden konnte. In der fast ebensogroßen Vergleichsgruppe, die sich individuell nach den Empfehlungen der [[American Diabetes Association]] (ADA) ernährte, war dies bei 23 % der Probanden möglich. Die Studie lief über 22 Wochen.<ref>Neil D. Barnard et al.: ''A low-fat vegan diet improves glycemic control and cardiovascular risk factors in a randomized clinical trial in individuals with type 2 diabetes.'' In: ''Diabetes Care'', August 2006, 29(8); S. 1777–1783. [[doi:10.2337/dc06-0606]], PMID 16873779.</ref> Die ADA kam 2012 in der Aktualisierung ihrer Leitlinie unter Verweis auf diese und weitere Studien zu dem Ergebnis, dass in der Behandlung des Diabetes mellitus wahrscheinlich eine Vielzahl von Diäten effektiv sind, einschließlich der [[Mittelmeerküche|mediterranen]], der Pflanzen-basierten (veganen oder vegetarischen), der fettarmen und der [[Low-Carb]]-Ernährung. Die Leitlinien-Autoren halten es für unwahrscheinlich, dass ''die eine'', für alle Diabetiker optimale Kombination von [[Makronährstoff]]en existiert.<ref>American Diabetes Association: ''Standards of medical care in diabetes--2012.'' In: ''Diabetes Care'', Januar 2012, 35 Suppl 1; S. S11–S63. [[doi:10.2337/dc12-s011]], PMID 22187469, {{PMC|3632172}}.</ref>
* '''Herzerkrankungen:''' In einer [[Metaanalyse]], welche Daten von 76.172 Teilnehmern aus 5 Studien auswertete, zeigte sich hinsichtlich des Sterberisikos wegen [[Koronare Herzkrankheit|koronarer Herzkrankheit]] gegenüber regelmäßigen Fleischessern für Veganer ein um 26 %, für Ovo-Lacto-Vegetarier ein um 34 %, für [[Pescetarier]] ein um 34 % und bei den gelegentlichen Fleischessern (<1-mal/Woche) ein um 20 % reduziertes Risiko.<ref>Key u.&nbsp;a.: ''Mortality in vegetarians and nonvegetarians: detailed findings from a collaborative analysis of 5 prospective studies.'' In: ''Am J Clin Nutr.'' 1999 Sep;70(3 Suppl), S. 516S–524S. PMID 10479225. [http://ajcn.nutrition.org/content/70/3/516s.full.pdf PDF-Volltext].</ref> Ein möglicher Grund für den Nachteil gegenüber den anderen vegetarischen Ernährungsformen und gegenüber den fleischlosen Fischessern wird in einer häufig beobachteten unzureichenden Vitamin-B<small>12</small>- sowie n-3-Versorgung gesehen.<ref name="Duo Li" />
* '''[[Osteoporose]]:''' In der EPIC-Studie hatten Veganer ein 30 % höheres Risiko für Knochenbrüche. Dieses erhöhte Risiko verschwand allerdings ab einer Mindestaufnahmemenge von mind. 525&nbsp;mg Calcium pro Tag<ref name="Appleby2">Appleby u.&nbsp;a.: ''Comparative fracture risk in vegetarians and nonvegetarians in EPIC-Oxford.'' Dec 2007, PMID 17299475</ref> (entspricht 53 % der nach DGE empfohlenen Aufnahmemenge für Erwachsene).<ref>{{cite web|url=http://www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=3&page=4|title=Calcium|website=www.dge.de}}</ref> Der errechnete Durchschnitt an Calcium-Aufnahme bei veganer Ernährung liegt nach vorliegenden Untersuchungen zwar meist leicht oberhalb<ref name="Davey" /><ref name="Larsson" /> von 525&nbsp;mg, aber eine erhebliche Anzahl von Veganern nimmt dennoch weniger als 525&nbsp;mg Calcium auf: in der EPIC-Studie wiesen 44,5 % der Veganer eine Calcium-Aufnahme von weniger als 525&nbsp;mg auf.<ref name="Appleby2" /> Das zum Großteil über Sonnenexposition gebildete Vitamin D<ref name="Holick1995" /> spielt eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut und beim Knochenaufbau, hier weisen Veganer eine deutlich geringere Nahrungszufuhr auf als Mischköstler.<ref name="Davey" /><ref name="Larsson" /> In Untersuchungen über den tatsächlichen Vitamin-D-Status im Blutplasma wiesen nordeuropäische Veganer in der EPIC-Oxford-Studie durchschnittlich zwar die niedrigsten, aber immer noch ausreichende Werte auf (55,9&nbsp;nmol/l).<ref name="DGEvitd">{{cite web|url=http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1193|title=DGE|website=www.dge.de}}</ref><ref name="Crowe">Crowe u.&nbsp;a.: ''Plasma concentrations of 25-hydroxyvitamin D in meat eaters, fish eaters, vegetarians and vegans: results from the EPIC-Oxford study.'' Feb 2011, PMID 20854716</ref>
* '''Thrombose und Arteriosklerose:''' Der chinesische Ernährungswissenschaftler Duo Li sieht in den niedrigen [[Omega-3-Fettsäuren|Omega-3-Fettsäure]]-Leveln, die in den [[Phospholipide]]n der Gewebemembranen von Vegetariern und insbesondere Veganern gefunden wurden, die Ursache für ein möglicherweise erhöhendes Risiko für [[Thrombose]] und [[Arteriosklerose]]. Seine Schlussfolgerung lautet, dass Veganer durch eine erhöhte Einnahme von Vitamin B<small>12</small> sowie n-3-Fettsäuren ihr im Verhältnis zur fleischhaltigen Ernährung bereits generell niedrigeres Risiko für Thrombose und Arteriosklerose noch weiter reduzieren könnten.<ref name="Duo Li">Duo Li: ''Chemistry behind Vegetarianism'' In: ''J. Agric. Food Chem.'' 2011, 59, S. 777–784. PMID 21204526, [[doi:10.1021/jf103846u]], [http://www.allmystery.de/dateien/71269,1301643492,Chemistry_behind_Vegetarianism.pdf PDF-Volltext].</ref>
 
=== Meinungen, Empfehlungen, Kritik ===
==== Deutschsprachiger Raum ====
Das schweizerische [[Bundesamt für Gesundheit]] sieht aufgrund der sehr großen und kritischen Risiken einer Mangelernährung „in verschiedenen Lebensphasen“ (konkret: Schwangerschaft, Stillzeit, Wachstum und Alter) von einer generellen Empfehlung der veganen Ernährung für breite Bevölkerungskreise ab. Eine „vegane Ernährungsweise mit einer genügenden Zufuhr aller Nährstoffe (Ausnahme [[Cobalamine|Vitamin B<small>12</small>]], welches mit angereicherten Nahrungsmitteln oder Supplementen zugeführt werden sollte)“ sei möglich, setze aber ein „entsprechendes Ernährungswissen“ voraus. Für Kinder, schwangere Frauen und ältere Leute rät das schweizerische [[Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen]] (BLV) von einer veganen Ernährung ausdrücklich ab. Diese Bevölkerungsgruppen hätten besondere Ernährungsbedürfnisse; das Risiko einer ungenügenden Versorgung mit einzelnen Nährstoffen sei bei veganer Ernährung für sie besonders groß.<ref>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV): {{Webarchiv|url=https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/lebensphasen-und-ernaehrungsformen/vegetarier-und-veganer.html |wayback=20180309184322 |text=''Vegetarische und vegane Ernährung'' |archiv-bot=2018-11-30 22:20:20 InternetArchiveBot }} In: admin.ch, abgerufen am 24. Dezember 2017</ref>
 
Bei einer rein pflanzlichen Ernährung ist nach Einschätzung der [[Deutsche Gesellschaft für Ernährung|Deutschen Gesellschaft für Ernährung]] (DGE) die ausreichende Versorgung mit bestimmten [[Nährstoffe]]n nicht oder nur schwer möglich. Der kritischste Nährstoff sei Vitamin B<small>12</small>. Zu den potenziell kritischen Nährstoffen bei veganer Ernährung gehörten außerdem [[Protein]] bzw. [[essentielle Aminosäure]]n und langkettige [[Omega-3-Fettsäuren|n3-Fettsäuren]] sowie die Vitamine [[Riboflavin]] und [[Vitamin D|D]] und die Mineralstoffe [[Calcium]], [[Eisen]], [[Jod]], [[Zink]] und [[Selen]]. Die DGE empfiehlt vegane Ernährung für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche ausdrücklich nicht. Diese speziellen Bevölkerungsgruppen hätten ein höheres Risiko für Nährstoffdefizite. Wer sich dennoch vegan ernähren möchte, sollte dauerhaft ein Vitamin-B<small>12</small>-Präparat einnehmen, auf eine ausreichende Zufuhr vor allem der kritischen Nährstoffe achten und gegebenenfalls [[Functional Food|angereicherte Lebensmittel]] und [[Nahrungsergänzungsmittel|Supplemente]] verwenden. Dazu sollte eine Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden. Die DGE verweist darauf, dass Lebensmittel, die bei veganer Ernährung konsumiert werden, nicht zwingend [[Ernährungsphysiologie|ernährungsphysiologisch]] günstig und gesundheitsfördernd seien. [[Gemüse]], [[Hülsenfrucht|Hülsenfrüchte]], [[Obst]], [[Nussfrüchte|Nüsse]], [[Same (Pflanze)|Samen]], wertvolle [[Pflanzenöle]] und [[Vollkorn]]produkte bewertet die DGE als vorteilhaft. Vegane Gerichte oder Lebensmittel, denen hohe Mengen an [[Zucker]], [[Fette]]n und [[Speisesalz]] zugesetzt wurden, seien hingegen „ernährungsphysiologisch nicht günstig“.<ref>Margrit Richter, Heiner Boeing, Dorle Grünewald-Funk, Helmut Heseker, Anja Kroke, Eva Leschik-Bonnet, Helmut Oberritter, Daniela Strohm, Bernhard Watzl für die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE): [https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/04_16/EU04_2016_M220-M230.pdf ''Vegane Ernährung – Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).''] In: ''Ernaehrungs Umschau international'' 63(04); S. 92–102. [[doi:10.4455/eu.2016.021]].</ref>
 
Die Ernährungskommission der [[Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin|Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin]] lehnt eine vegane Säuglingsernährung ohne Nährstoffsupplementierung ab, da sie zu schwerwiegenden Nährstoffdefiziten führe. Die sorgfältige Überwachung von Wachstum und Gedeihen sei notwendig, gegebenenfalls ergänzt durch Labordiagnostik.<ref>Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), C. Bührer, O. Genzel-Boroviczény, F. Jochum et al.: {{Webarchiv|url=http://www.dgkj.de/uploads/media/1406_EK_Empfehlungen_Erna%CC%88hrunggesunder_Sa%CC%88uglinge.pdf |wayback=20160122230426 |text=''Ernährung gesunder Säuglinge. Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.'' |archiv-bot=2018-11-30 22:20:20 InternetArchiveBot }} In: ''Monatsschrift Kinderheilkunde'' 2014; S. 536. [[doi:10.1007/s00112-014-3129-2]].</ref> Für die Beurteilung des Eisenhaushaltes kann das [[Ferritin]] zusammen mit [[C-reaktives Protein|CRP]] genutzt werden. Zudem hat sich die Bestimmung des löslichen [[Transferrin]]-rezeptors als sehr hilfreich erwiesen. Die Analytik des
[[Transcobalamine|Holotranscobalamin]]s sowie des “aktiven [[Vitamin B12]]” kann einen Mangel sicher ausschließen oder nachweisen. Als weitere Parameter bei dem [[Laboratoriumsmedizin|Laborarzt]] können [[Calcium]], [[Jod]], [[Selen]], [[Vitamin D]], [[Zink]] sowie [[Aminosäuren]] (insbesondere [[Lysin]], [[Methionin]], [[Tyrosin]] und [[Tryptophan]]) angefordert werden.<ref>[[LADR]] informiert: [https://ladr.de/sites/all/themes/cont/files/_02_pdfs/01_medizin/03_information/ladr-informiert/115908_LADR_Info_261_Vegetarier_180816.pdf Gesund als Vegetarier  oder Veganer]</ref>
 
==== Englischsprachiger Raum ====
Die [[Academy of Nutrition and Dietetics]] (A.N.D., ehemals ''American Dietetic Association'') und die [[Dietitians of Canada]] vertreten den Standpunkt, dass „gut geplante“ vegetarische Kostformen, vegane eingeschlossen, für jede Lebensphase {{"|einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglingsalter, Kindheit, Jugendalter sowie für Leistungssportler}} geeignet, gesund und ernährungsphysiologisch angemessen sind. Die Ergebnisse eines evidenzbasierten Reviews hätten gezeigt, dass vegetarische Ernährung mit einem geringeren Sterberisiko durch koronare Herzerkrankung assoziiert ist. Vegetarier schienen zudem niedrigere Blut-Cholesterinwerte, niedrigere Blutdruckwerte und ein geringeres Risiko für Bluthochdruck sowie Diabetes Typ 2 zu haben. Des Weiteren tendierten Vegetarier zu einem niedrigeren Body-Mass-Index und geringeren Krebsraten. Vegetarische Ernährungsformen würden tendenziell einen niedrigeren Anteil gesättigter Fette und Cholesterin und höhere Gehalte an Ballaststoffen, Magnesium, Kalium, Vitamin C und E, Folsäure, Carotinoide sowie andere sekundäre Pflanzenstoffe aufweisen; dies könne das Risiko für chronische Erkrankungen reduzieren. Bei Veganern bestünde allerdings die Möglichkeit einer zu niedrigen Zufuhr an Vitamin B<small>12</small>, Calcium, Vitamin D, Zink und langkettigen n-3-Fettsäuren. Gegebenenfalls könnten Supplemente oder angereicherte Lebensmittel zur ausreichenden Nährstoffversorgung beitragen. Zur Deckung des Bedarfs an Vitamin B<small>12</small> müssten Veganer regelmäßig angereicherte Nahrungsmittel oder Supplemente konsumieren.<ref name="ada_2009">W. J. Craig, A. R. Mangels; American Dietetic Association: ''Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets.'' In: ''J Am Diet Assoc.'' Volume 109, Nummer 7, S. 1266–1282 (Juli 2009). PMID 19562864 [http://www.vrg.org/nutrition/2009_ADA_position_paper.pdf Volltext] (PDF; 644&nbsp;kB)</ref>
 
Der australische [[National Health and Medical Research Council]] verweist auf die A.N.D.-Bewertung und betrachtet wie diese ausgewogene vegetarische, einschließlich veganer Ernährungsweisen als gesund und ernährungsphysiologisch adäquat. Jene, die einer strikt vegetarischen bzw. veganen Ernährungsweise folgen, könnten die Ernährungserfordernisse erfüllen, solange die energetischen Bedürfnisse befriedigt und eine geeignete Vielfalt pflanzlicher Nahrungsmittel über den Tag verzehrt werden. Veganer sollten bei ihrer Lebensmittelauswahl auf eine adäquate Zufuhr von Eisen und Zink und die optimierte Resorption und Bioverfügbarkeit von Eisen, Zink und Calcium achten. Außerdem könne für Veganer die Supplementierung von Vitamin B<small>12</small> erforderlich sein.
 
Der Fachverband kanadischer Kinderärzte schreibt zusammenfassend zur veganen Ernährung: Eine gut geplante vegetarische und vegane Ernährung kann bei entsprechender Aufmerksamkeit auf bestimmte Nährstoffkomponenten einen gesunden, alternativen Lebensstil für alle Phasen des fetalen, Säuglings-, Kinder- und jugendlichen Wachstums bieten. Angemessene Anleitung der Familie und Follow-up im Laufe der Zeit seien hierbei wesentlich. Der Fachverband gibt genaue Empfehlungen zur Einhaltung aller Ernährungsanforderungen, u.&nbsp;a. wird hingewiesen auf eine sorgfältige Überwachung des Wachstums und der Entwicklung bei ggf. notwendiger Supplementierung kritischer Nährstoffe sowie auf eine ausreichende Zufuhr von [[Nahrungsenergie]]. Zu den Nährstoffen, welche im Hinblick auf vegane Ernährung Heranwachsender besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, zählt der Fachverband hierbei Protein, essentielle Fettsäuren, Eisen, Zink, Kalzium, Vitamin B12 und Vitamin D.<ref>{{cite web|url=http://www.cps.ca/documents/position/vegetarian-diets|title=Vegetarian diets in children and adolescents - Canadian Paediatric Society|first=Canadian Paediatric|last=Society|website=www.cps.ca}}</ref>
 
== Vegane Lebensmittel ==
{{Hauptartikel|Vegetarische Küche|Ernährungspyramide#Vegetarische und Vegane Ernährung|titel2=Ernährungspyramide für vegane und vegetarische Ernährung}}
 
=== Definition und Abgrenzung ===
Die Begriffe „vegan“ und „vegetarisch“ definierte bislang weder der nationale noch der europäische [[Gesetzgeber]] rechtsverbindlich. Ersatzweise verabschiedete am 22. April 2016<ref>{{Internetquelle |url=https://www.verbraucherschutzministerkonferenz.de/VSMK-Dokumente.html |titel=VSMK-Dokumente – 2016 |hrsg=VSMK |zugriff=2017-07-03}}</ref> die [[Liste der amtierenden deutschen Verbraucherschutzminister|Verbraucherschutzministerkonferenz]] der deutschen Bundesländer eine rechtsverbindliche Definition. „Vegan“ sind danach Lebensmittel, „die keine Erzeugnisse tierischen Ursprungs sind und bei denen auf allen Produktions- und Verarbeitungsstufen keine Zutaten (einschließlich Zusatzstoffe, Trägerstoffe, Aromen und Enzyme) oder Verarbeitungshilfsstoffe oder Nicht-Lebensmittelzusatzstoffe, die auf dieselbe Weise und zu demselben Zweck wie Verarbeitungshilfsstoffe verwendet werden, die tierischen Ursprungs sind, in verarbeiteter oder unverarbeiteter Form zugesetzt oder verwendet worden sind.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.verbraucherschutzministerkonferenz.de/documents/top20_gruende_und_ziele_der_definitionen_fuer_die_begriffe_vegan_und_vegetarisch_1510317878.pdf |titel=Gründe und Ziele der Definitionen für die Begriffe vegan und vegetarisch |hrsg=VSMK |datum=2016 |zugriff=2017-07-03 |format=PDF}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.verbraucherschutzministerkonferenz.de/documents/top20_definition_vegan_und_vegetarisch_1510317864.pdf |titel=Definitionen vegan - vegetarisch |hrsg=VSMK |datum=2016 |zugriff=2017-07-03 |format=PDF}}</ref>
 
Eine strenge Unterscheidung nicht-veganer Produkte von rein veganen ist daher aufgrund der vielfältigen Verwendung von Stoffen tierischer Herkunft aufwändig und muss die gesamte Verarbeitungskette einbeziehen. So ist es für den Endverbraucher z.&nbsp;B. schwer ersichtlich weil nicht deklarationspflichig, ob [[Gelatine]] zur Filtration von Weinen und Fruchtsäften eingesetzt wird oder Bäckereien tierische Fette verwenden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.foodwatch.org/de/informieren/versteckte-tiere/mehr-zum-thema/hintergrund/ |titel=Wo funny-frisch, albi und Co. Tiere verstecken |hrsg=foodwatch |datum=2016-11-24 |zugriff=2017-07-05}}</ref> Auch Lebensmittelzusatzstoffe können tierischen Ursprungs sein.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.lebensmittelklarheit.de/forum/liste-der-zusatzstoffe-die-tierischen-ursprungs-sein-koennen |titel=Liste der Zusatzstoffe, die tierischen Ursprungs sein können |hrsg=Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände - Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. |datum=2015-05-06 |zugriff=2017-07-05}}</ref> Daher werden Datenbanken und Listen von Produkten mit nichtveganen Inhaltsstoffen veröffentlicht.
 
Auf europäischer Ebene definiert das Europäische Parlament in einem Entwurf: „Der Begriff ‚vegan‘ ist nicht auf Lebensmittel anzuwenden, bei denen es sich um Tiere oder tierische Erzeugnisse handelt oder die aus oder mithilfe von Tieren oder tierischen Erzeugnissen (einschließlich Erzeugnissen von lebenden Tieren) hergestellt wurden.“ (Entwurf für eine Abänderung der „Informationen der Verbraucher über Lebensmittel“, 16. Juni 2010). Im November 2011 forderte das Parlament die Kommission auf, per Verordnung zu regeln, welche Voraussetzungen gelten müssen, wenn Hersteller freiwillig angeben, dass ihr Produkt für Veganer geeignet sei. Dieser Aufforderung ist die Kommission noch nicht nachgekommen (Stand Februar 2016).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.euroveg.eu/public-affairs/food-information-regulation/ |titel=Food Information Regulation: Which Food is Suitable for Vegans and Vegetarians? |werk=Euroveg |zugriff=2016-02-03 |sprache=en-US}}</ref>
 
=== Kennzeichnung und Siegel ===
Um erkennbar zu machen, ob Fertigprodukte und verarbeitete Nahrungsmittel für die vegane Ernährung geeignet sind, vergeben nicht-staatliche Organisationen Siegel. Hersteller können Produkte gegen Gebühr zertifizieren lassen und diese Siegel lizenzieren. Die Kriterien zur Siegelvergabe werden veröffentlicht. Daneben loben Hersteller Produkte auch selbst als vegan aus.
 
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V-Label vegan.jpg|Das [[V-Label]] mit dem Zusatz ''vegan'' ist eine international geschützte Marke zur Kennzeichnung veganer Produkte und Dienstleistungen.
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Transparente staatliche Kontrollen finden weder für die Siegel noch für die herstellerspezifische Kennzeichnung statt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.vzhh.de/ernaehrung/334673/Vegan_Siegel_vzhh.pdf |titel=Siegel für vegane Lebensmittel |hrsg=Verbraucherzentrale Hamburg e. V. |zugriff=2017-07-19 |format=PDF |sprache=de}}</ref> Am 7. November 2018 hat die [[Europäische Kommission|EU-Kommission]] entschieden, die [[Bürgerinitiative]] „Verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln als nicht-vegetarisch/vegetarisch/vegan“ zu registrieren. Ab dem 12. November 2018 haben die Organisatoren der Initiative ein Jahr Zeit, um die erforderlichen Unterschriften zu sammeln. Sie fordern die EU-Kommission auf verpflichtende Piktogramme für alle Lebensmittel vorzuschlagen, durch die diese als „nicht-vegetarisch“, „vegetarisch“ oder „vegan“ gekennzeichnet werden.<ref>{{Internetquelle |url=http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-6317_de.htm |titel=Europäische Bürgerinitiative: Kommission registriert Initiative „Verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln als nicht-vegetarisch/vegetarisch/vegan“ |hrsg=Europäische Kommission |datum=2018-11-07 |zugriff=2018-11-11}}</ref>
 
=== Alternative Lebensmittel ===
[[Datei:Vegan Meat Pie 02 Pengo.jpg|mini|Veganer [[Fleischersatz]]: [[Meat Pie]] aus [[Sojabohne|Sojaprotein]] und [[Pilz]]en]]
 
Nach einer Marktanalyse im Auftrag von ''[[Plusminus]]'' stieg der Umsatz von rund 50 ausgewählten veganen Lebensmitteln zwischen 2012 und 2014 um fast 40 Prozent auf über 22 Millionen Euro. Darunter waren auch viele Fleischersatzprodukte wie „vegane Schnitzel“ und „vegane Entenbrust“.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/br/2014/30042014-02-100.html |wayback=20140505185000 |text=''Boom-Geschäft "vegane" Produkte''}} In: ''[[Plusminus]].'' 30. April 2014.</ref> 2014 testete die [[Verbraucherzentrale]] Hamburg 20 für Veganer ausgelobte Lebensmittel. Es handelte sich um [[Convenience Food|vorgefertigte Lebensmittel]], überwiegend als Ersatz für entsprechende Produkte tierischer Herkunft konzipiert. Im Vergleich wiesen die untersuchten Tierproduktalternativen auf pflanzlicher Basis bezüglich des [[Fette|Fett]]- und [[Speisesalz]]gehaltes zwar meist bessere Werte auf als die tierischen Pendants, aber zehn Produkte enthielten aus Sicht der Verbraucherzentrale immer noch einen zu hohen Anteil an Fetten, Salz und/oder [[gesättigte Fettsäuren|gesättigten Fettsäuren]]. Außerdem wurden für viele der getesteten Fleisch-, Wurst- und [[Veganer Käse|Käsealternativen]] Aromen und Zusatzstoffe verwendet. Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale wären die Herstellung oder ein „annehmbarer Geschmack“ in den meisten Fällen ohne einen größeren Einsatz von Zusatzstoffen nicht möglich.<ref>[[VZ Hamburg]]: [http://www.vzhh.de/ernaehrung/334670/nix-mit-tieren-aber-gesund.aspx ''Veröffentlichung Testbericht Verbraucherzentrale Hamburg.''] 8. April 2014. [http://www.vzhh.de/ernaehrung/334672/Vegan_Marktcheck_vzhh.pdf Produktbewertungen im Detail].</ref>
 
== Veganismus und Jugendkultur ==
Als Teil von Jugendkultur tritt Veganismus unter anderem im Rahmen der [[Straight Edge|Straight-Edge]]-Szene in Erscheinung. Der gemeinsame Besuch von spezifischen Musikkonzerten sowie das gemeinsame Kochen spielen dabei eine Rolle.<ref>{{Literatur |Hrsg=Wilfried Breyvogel |Titel=Eine Einführung in Jugendkulturen. Veganismus und Tattoos |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=2005 |ISBN=}} S. 131.</ref> Insbesondere der [[Hardcore Punk|Hardcore-]]Szene wird ein verhältnismäßig hoher Veganeranteil zugeschrieben.<ref>Marc Calmbach: ''More than Music. Einblicke in die Jugendkultur Hardcore.'' transcript, Bielefeld 2007, S. 243 f.</ref>
 
== Veganismus und politische Parteien ==
{{Staatslastig|DE}}
 
Seit 1993 gibt es in Deutschland die [[Partei Mensch Umwelt Tierschutz|Tierschutzpartei]]. Sie setzt sich in ihrem Programm für die Hinwendung zum Veganismus ein.<ref name="grundsatzprogramm">{{Internetquelle |url=https://www.tierschutzpartei.de/partei/grundsatzprogramm/ hrsg=tierschutzpartei.de |titel=Grundsatzprogramm der Tierschutzpartei |zugriff=2018-06-29 }}</ref> Seit [[Bundestagswahl 1994|1994]] tritt sie regelmäßig zu Bundestags- und seit [[Europawahl in Deutschland 1999|1999]] zu Europawahlen an. Bei der [[Bundestagswahl 2017]] trat sie in zehn Bundesländern an und erzielte 374.179 Stimmen, was 0,8 % entsprach.<ref>[https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2017/ergebnisse/bund-99.html Ergebnisse Bundestagswahl 2017.] In: ''bundeswahlleiter.de'', abgerufen am 25. September 2017.</ref> Bei der [[Europawahl 2014 in Deutschland|Europawahl 2014]] erhielt sie 1,2 % und einen Abgeordneten im EU-Parlament.<ref>[https://www.bundeswahlleiter.de/europawahlen/2014/ergebnisse.html Ergebnisse Europawahl 2014.] In: ''bundeswahlleiter.de'', abgerufen am 29. Juni 2018.</ref> Bei Landtagswahlen erreichte sie Ergebnisse von bis zu 2,1 %.<ref>[https://www.tierschutzpartei.de/partei/parteichronik/wahlergebnisse/ Wahlergebnisse der Tierschutzpartei] In: ''tierschutzpartei.de'', abgerufen am 29. Juni 2018.</ref>
Die [[V-Partei³|V-Partei³ - Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer]] existiert seit 2016 und versucht durch die Forderungen nach einer bioveganen Landwirtschaft, Tierrechten und weitere sozialen Aspekten den Veganismus politisch zu verankern und nahm an der Bundestagswahl 2017 in Deutschland in 12 Bundesländern teil<ref>{{Internetquelle |autor=Bundeszentrale für politische Bildung |url=https://www.bpb.de/politik/wahlen/wer-steht-zur-wahl/bundestagswahl-2017/254652/v-partei |titel=V-Partei³ – Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer {{!}} bpb |zugriff=2017-09-02 |sprache=de}}</ref>. Sie erreichte auf Bundesebene 64.073 Zweitstimmen und damit 0,1 %<ref>{{Internetquelle |autor=Der Bundeswahlleiter |url=https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2017/ergebnisse/bund-99.html |titel=Ergebnisse Deutschland - Der Bundeswahlleiter |zugriff=2017-10-13 |sprache=de}}</ref>.  Größtenteils nutzt die V-Partei³ dafür das Internet und soziale Netze, wie Youtube<ref>{{Internetquelle |autor=V-Partei - vereint Visionen verwirklichen |url=https://www.youtube.com/watch?v=OUiV9L77t7Q |titel=V-Partei³ |datum=2016-12-24 |zugriff=2017-09-02}}</ref>, Facebook oder Instagram.
{|
| [[Datei:Tierschutzpartei-Logo.svg|150px|mini|links|Logo der Tierschutzpartei]]
| [[Datei:Schriftzug-v-partei.png|150px|mini|links|Logo der V-Partei³]]
|}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Veganismus}}
 
== Literatur ==
* {{Literatur |Hrsg=Wilfried Breyvogel |Titel=Eine Einführung in Jugendkulturen. Veganismus und Tattoos |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=2005 |ISBN=3-8100-3540-8}}
* Florentine Fritzen: ''Gemüseheilige. Eine Geschichte des veganen Lebens.'' Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-515-11429-5.
* {{Literatur |Autor=Angela Grube |Titel=Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie |Verlag=ibidem |Ort=Stuttgart |Datum=2009 |ISBN=978-3-89821-538-1}}
* {{Literatur |Autor=Angela Grube |Titel=Vegane Biografien. Narrative Interviews und biografische Berichte von Veganern |Verlag=ibidem |Ort=Stuttgart |Datum=2010 |ISBN=978-3-89821-988-4}}
* {{Literatur |Autor=Bernd-Udo Rinas |Titel=Veganismus. Ein postmoderner Anarchismus bei Jugendlichen?
|Verlag=Archiv der Jugendkulturen |Ort=Berlin |Datum=2012 |ISBN=978-3-940213-71-6 |Kommentar=Dissertation Universität Gießen [2012], 311 Seiten}}
* {{Literatur |Autor=Beate Schmitt |Titel=Ohne Milch und ohne Ei – Allergien und Laktose-Intoleranz. Rezepte und Praxistipps für den Familienalltag |Auflage=5. |Verlag=Pala |Ort=Darmstadt |Datum=2007 |ISBN=978-3-89566-179-2}}
* {{Literatur |Autor=Thomas Schwarz |Hrsg=Ronald Hitzler, Arne Niederbacher |Titel=Veganer |Sammelwerk=Leben in Szenen – Formen juveniler Vergemeinschaftung heute |Auflage=3., vollständig überarbeitete |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=2010 |ISBN=978-3-531-15743-6}}
* Annika Waldmann, Jochen W. Koschizke, Claus Leitzmann, Andreas Hahn: [http://content.karger.com.proxy.nationallizenzen.de/ProdukteDB/produkte.asp?Aktion=ShowPDF&ArtikelNr=88888&Ausgabe=231381&ProduktNr=223977&filename=88888.pdf ''German vegan study: Diet, life-style factors, and cardiovascular risk profile.''] In: ''Annals of nutrition & metabolism.'' Nov.–Dez. 2005, Band 49, Heft 6, S. 366–372.
* D. Rogerson: ''Vegan diets: practical advice for athletes and exercisers.'' In: ''Journal of the International Society of Sports Nutrition.'' Band 14, 2017, S.&nbsp;36, {{DOI|10.1186/s12970-017-0192-9}}, PMID 28924423, {{PMC|5598028}} (Review).
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Vegan food|vegane Speisen|3=S}}
{{Commonscat|Veganism|Veganismus|3=S}}
{{Wiktionary}}
 
== Anmerkungen ==
<references group="A" />
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=7619452-8}}
 
[[Kategorie:Bioethik]]
[[Kategorie:Tierschutz]]
[[Kategorie:Ernährungsweise]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 5. Juni 2022, 18:34 Uhr

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