John Locke und Ökologische Landwirtschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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'''John Locke''' [{{IPA|dʒɒn lɒk}}] (* [[29. August]] [[1632]] in Wrington bei [[Bristol]]; † [[28. Oktober]] [[1704]] in Oates, [[Epping Forest (District)|Epping Forest]], [[Essex]]) war ein einflussreicher [[England|englischer]] [[Philosoph]] und [[Vordenker der Aufklärung]].


Locke gilt allgemein als ''Vater des [[Liberalismus]]''.<ref>Locke, John. A Letter Concerning Toleration Routledge, New York, 1991. p. 5 (Introduction)</ref><ref>Delaney, Tim. The march of unreason: science, democracy, and the new fundamentalism Oxford University Press, New York, 2005. p. 18</ref><ref>Godwin, Kenneth et al. School choice tradeoffs: liberty, equity, and diversity University of Texas Press, Austin, 2002. p. 12</ref> Er ist zusammen mit [[Isaac Newton]] und [[David Hume]] der Hauptvertreter des britischen [[Empirismus]]. Des Weiteren ist er neben [[Thomas Hobbes]] (1588–1679) und [[Jean-Jacques Rousseau]] (1712–1778) einer der bedeutendsten [[Vertragstheorie|Vertragstheoretiker]] im frühen Zeitalter der [[Aufklärung]].
Die Begriffe '''ökologische Landwirtschaft''', '''biologische Landwirtschaft''', '''organische Landwirtschaft''', '''Ökolandbau''' oder '''alternative Landwirtschaft''' bezeichnen die Herstellung von [[Nahrungsmittel]]n und anderen [[landwirtschaft]]lichen Erzeugnissen auf der Grundlage bestimmter Produktionsmethoden, die eine umweltschonende Produktion sowie [[artgerechte Haltung]] von Tieren ermöglichen sollen. Die ökologische Landwirtschaft verzichtet weitgehend auf den Einsatz [[Synthese (Chemie)|synthetischer]] [[Pflanzenschutzmittel]] und [[Mineraldünger]]. Der Einsatz von [[Grüne Gentechnik|gentechnisch veränderten Pflanzen]] ist generell nicht gestattet. <!--Stimmt so nicht: Den Erzeugnissen der ökologischen Landwirtschaft dürfen vor dem Verkauf als [[Bio-Lebensmittel]] keine [[Geschmacksverstärker]], künstliche [[Aroma|Aromen]], künstliche [[Farbstoff|Farb-]] oder künstliche [[Konservierungsstoff]]e zugefügt werden.-->


Seine [[politische Philosophie]] beeinflusste die [[Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten]], die [[Verfassung der Vereinigten Staaten]], die Verfassung des [[Französische Revolution|revolutionären Frankreichs]] und über diesen Weg die meisten Verfassungen liberaler Staaten maßgeblich. In seinem Werk ''[[Zwei Abhandlungen über die Regierung|Two Treatises of Government]]'' argumentiert Locke, dass eine Regierung nur legitim ist, wenn sie die Zustimmung der Regierten besitzt und die Naturrechte Leben, Freiheit und Eigentum beschützt. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, haben die Untertanen ein Recht auf Widerstand gegen die Regierenden.
Die ökologische Landwirtschaft ist laut einer 2017 veröffentlichten Meta-Analyse europäischer Daten generell umweltfreundlicher pro Flächeneinheit als konventionelle Landwirtschaft. In Kombination mit dem Verzicht auf [[Kraftfutter]], einer entsprechenden Reduktion des Konsums tierischer Produkte und mit der Reduktion von Nahrungsmittelabfällen kann der Biolandbau eine wichtige Rolle in einem [[nachhaltig]]en Ernährungssystem spielen. Dabei wäre die Ernährung der [[Weltbevölkerung]] auch bei über 9 Milliarden im Jahre 2050 gesichert, der Landverbrauch würde nicht zunehmen, die [[Treibhausgas]]emissionen würden vermindert und die negativen Auswirkungen des heutigen [[Landwirtschaft#Extensive und intensive Landwirtschaft|intensiven]] Ernährungssystems wie große [[Stickstoff]]überschüsse oder hohe [[Pestizid]]belastung würden stark reduziert werden. Die Umstellung auf Biolandbau bei sonst gleichbleibenden Konsummustern würde hingegen zu einem erhöhten Flächenverbrauch führen.<ref>[http://www.fibl.org/de/medien/medienarchiv/medienarchiv17/medienmitteilung17/article/neue-studie-belegt-bio-kann-einen-wichtigen-beitrag-zur-welternaehrung-leisten.html ''Neue Studie belegt: Bio kann einen wichtigen Beitrag zur Welternährung leisten''] In: fibl.org, 14. November 2017, abgerufen am 21. Dezember 2017.</ref>


== Leben ==
2015 wurden weltweit 50,9 Millionen Hektar, etwas mehr als ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, ökologisch bewirtschaftet, dies sind 18 % mehr als noch 2013<ref>''die tageszeitung'', 10.02.2017, S. 8 "Ökolandbau wächst um 8,9 Prozent"</ref>. Flächenbezogen ist der Anteil der ökologischen Landwirtschaft in [[Österreich]] (19,5 %) und [[Liechtenstein]] (31 %) am höchsten.<ref name="wooa15" />
[[Datei:John Locke by John Greenhill.jpg|miniatur|John Locke (Porträt von John Greenhill, vor 1676)]]


Locke wurde als Sohn eines Gerichtsbeamten in der [[Grafschaft (England)|Grafschaft]] [[Somerset]] geboren. Er entstammte einer relativ wohlhabenden Familie. Sein Großvater Nicholas Locke hatte als [[Verlagssystem|Tuchverleger]] ein kleineres Vermögen und Landbesitz angesammelt, von dem die Familie leben konnte. Sein Vater stand im [[Englischer Bürgerkrieg|Englischen Bürgerkrieg]] als Offizier auf der Seite des Parlaments. Die Lockes genossen Protektion durch die Familie der Pophams, die mit [[John Popham]] (1531–1602) einen Speaker des [[House of Commons (England)|House of Commons]] und mit [[Alexander Popham]] (1595–1669) ein langjähriges Mitglied des Unterhauses hervorgebracht hatten. So war es John Locke 1647 möglich, die ehemals königliche [[Westminster School]] in der Londoner Innenstadt zu besuchen. Er konnte von dort die versammelte Menge hören, als die Puritaner König [[Karl I. (England)|Karl&nbsp;I.]] am 30. Januar 1649 hinrichteten.
== Grundlegendes zu alternativen Landwirtschaftsformen ==
=== Abgrenzung ===
Im Unterschied zur [[Konventionelle Landwirtschaft|konventionellen Landwirtschaft]] ist die ökologische oder biologische Landwirtschaft rechtlich verpflichtet, im Ackerbau unter anderem auf synthetisch hergestellte [[Pflanzenschutzmittel]], [[Mineraldünger]] und [[Grüne Gentechnik]] weitgehend zu verzichten. Die ökologische Viehzucht unterliegt strengeren Auflagen als die konventionelle, wie dem Verbot einzelner Futtermittel und höheren Mindestanforderungen im Platzangebot für Tiere. Die [[integrierte Landwirtschaft]] hat wie die ökologische einen gegenüber der konventionellen Produktion erhöhten Anspruch, umweltschonend zu wirtschaften, allerdings gelten dafür andere rechtliche Grundlagen.


Locke erlangte ein Stipendium, das es ihm erlaubte, ab 1652 am College [[Christ Church (Oxford)|Christ Church]] der [[University of Oxford]] „klassische Wissenschaften“ zu studieren, was eine Schulung an [[Aristoteles]] und der [[Scholastik]] (Logik und Metaphysik) sowie die alten Sprachen Griechisch und Latein und die klassischen Autoren umfasste. 1656 verlieh ihm die Universität den [[Bachelor of Arts]]. Überlegungen, sein Studium abzubrechen und in eine Anwaltskanzlei einzutreten, gab er auf. Stattdessen legte er die Prüfung zum [[Master|Master of Arts]] bereits zwei Trimester vor Ablauf der planmäßigen Studienzeit im Jahr 1658 ab. Danach wurde er als ''senior student'' Mitglied des Lehrkörpers und nahm seine Tätigkeit als Dozent auf. Er war ab 1660 Lecturer für Griechisch, dann [[Rhetorik]] (1662) und [[Ethik]] (1663 „Censor of Moral Philosophy“). Seine Karriere war damit für Oxford-Verhältnisse durchaus typisch.
=== Bioprodukte ===
{{Hauptartikel|Bio-Lebensmittel}}
{{Staatslastig|DE}}
Bei Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft spricht man von „Bio-Lebensmitteln“. In der Europäischen Union ist der Begriff Bio-Lebensmittel gesetzlich definiert. Nur Produkte, die die gesetzlichen Kriterien erfüllen, dürfen als „Bio“ bezeichnet und mit einem [[Bio-Siegel]] versehen werden.


Nachdem sein jüngerer Bruder schon in der Kindheit gestorben war, erbte John Locke nach dem frühen Tod seines Vaters 1661 etwas Land und einige [[Cottage (Wohngebäude)|Cottages]], wodurch er finanziell unabhängig wurde. In der statusbasierten englischen Gesellschaft hatte er so den Rang eines Landbesitzers inne.
Unterschiede im [[Bio-Lebensmittel#Genusswert|Genusswert]] und in [[Bio-Lebensmittel#Gesundheitliche Wirkungen|gesundheitlichen Wirkungen]] zwischen konventionell hergestellten und Bio-Lebensmitteln waren Gegenstand zahlreicher Studien. Untersuchungen über den Genusswert kamen zu keinen eindeutigen Ergebnissen – in manchen Fällen erhielten ökologische, in anderen konventionelle Produkte bessere durchschnittliche Geschmacksbeurteilung. Meist wiesen Bio-Lebensmittel weniger Rückstände von [[Pflanzenschutzmittel]]n und [[Cadmium]] und höhere Gehalte von einigen potentiell gesundheitsfördernden [[Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe|sekundären Pflanzeninhaltsstoffen]], zum Beispiel [[Antioxidans|Antioxidantien]], auf. Für eine tatsächliche Gesundheitswirkung und damit gesundheitliche Vorteile des Konsums von Bio-Lebensmitteln gibt es bislang keine klaren Belege.<ref name="higher-antioxidant">{{Literatur |Autor=Marcin Barański, Dominika Średnicka-Tober, Nikolaos Volakakis, Chris Seal, Roy Sanderson, Gavin B. Stewart, Charles Benbrook, Bruno Biavati, Emilia Markellou, Charilaos Giotis, Joanna Gromadzka-Ostrowska, Ewa Rembiałkowska, Krystyna Skwarło-Sońta, Raija Tahvonen, Dagmar Janovská, Urs Niggli, Philippe Nicot, Carlo Leifert |Titel=Higher antioxidant and lower cadmium concentrations and lower incidence of pesticide residues in organically grown crops: a systematic literature review and meta-analyses. |Sammelwerk=British Journal of Nutrition |Band=112 |Datum=2014 |Seiten=794–811 |DOI=10.1017/S0007114514001366}}</ref>


Bereits als Student hatte Locke, wie sich aus seinen Aufzeichnungen ergibt, Interesse an medizinischen Fragen und den neu aufkommenden empirischen Methoden gezeigt. So befasste er sich mit den Naturwissenschaften und hörte bei [[Richard Lower]] inoffiziell medizinische Vorlesungen. In dieser Zeit hatte er engeren Kontakt zu [[Robert Boyle]] und den experimentellen empirischen Methoden der Naturwissenschaften. Er interessierte sich besonders für die botanischen Aspekte der Medizin und erarbeitete sich einen Abschluss als [[Bachelor]] in Medizin in [[Oxford]]. Während der folgenden Jahre verfasste Locke einige Abhandlungen, die durchaus royalistisch gefärbt sind, jedoch auch den Standpunkt des klassischen Naturrechts vertreten. Diese wurden jedoch zu seinen Lebzeiten nie veröffentlicht. Seine Karriere stagnierte, sowohl akademisch als auch politisch konnte er zunächst keinen Gönner finden.
Gekennzeichnet werden Bio-Lebensmittel in Deutschland verpflichtend durch Angabe der zuständigen [[Öko-Kontrollstelle]], zusätzlich immer durch ein [[Bio-Siegel]] und häufig durch die Aufschrift ''aus kontrolliert biologischem Anbau'', abgekürzt ''kbA''. International ist die englische Bezeichnung ''organic'' üblich.


Im Jahr 1665 begleitete Locke als Sekretär den Gesandten Sir [[Walter Vane]] zu Verhandlungen mit dem brandenburgischen Kurfürsten [[Friedrich Wilhelm (Brandenburg)|Friedrich Wilhelm]] in [[Kleve]]. Allerdings kehrte er im folgenden Jahr bereits nach Oxford zurück und wandte sich erneut der Medizin zu. Im selben Jahr traf er Sir [[Anthony Ashley-Cooper, 1. Earl of Shaftesbury|Anthony Ashley-Cooper]], den späteren 1st Earl of Shaftesbury. Ashley-Cooper war nach Oxford gekommen, um sich einer Therapie wegen einer Lebererkrankung zu unterziehen. Er war von Locke sehr beeindruckt und überredete ihn, sich bei ihm als Leibarzt anstellen zu lassen, obwohl er keine Approbation als Doktor der Medizin besaß: eine offizielle Erlaubnis, als Mediziner zu praktizieren, verlieh ihm die Universität erst 1675. Locke zog im Jahre 1667 in Shaftesburys Domizil am Exeter House in London und diente ihm als Leibarzt. In London vertiefte Locke seine medizinischen Studien, zu denen auch die exakte Beobachtung am Krankenbett gehörte, unter der Leitung von [[Thomas Sydenham]]. Bereits 1668 führte Locke einen gewagten medizinischen Eingriff durch, der Ashley-Cooper unter Umständen das Leben gerettet haben mag.
Folgeprodukte mit Zutaten ''aus ökologischem Anbau'' werden ohne Stoffe, die nach Gesetz als [[Geschmacksverstärker]] gelten, hergestellt. Es dürfen jedoch Zutaten verwendet werden, die von Natur aus reich an Geschmacksverstärkern sind. So kann [[Mononatriumglutamat|Glutamat]] als Bestandteil von [[Hefeextrakt]] in einem Bio-Produkt verarbeitet werden.<ref>''Schrot & Korn'', 7/2008, S. 40</ref> Der Zusatz von [[Aroma]]stoffen ist erlaubt, wenn es sich um [[Natürliches Aroma|natürliche Aromen]] handelt.


Dieser protegierte Locke seitdem nachhaltig; Locke hatte an seinem politischen Aufstieg zu einem Führer der [[Gentry]] und schließlich an die Regierung teil. Dass Locke keine große politische Karriere machte, liegt wahrscheinlich an Lockes eigener Skepsis gegenüber diesen Aufgaben, nicht an mangelnder Unterstützung durch den Earl. Durch die enge Verbindung zur regierenden Klasse in der bewegten Zeit des Konflikts zwischen parlamentarischer und absoluter Monarchie, Merkantilismus und Handelsstaat erwarb Locke Kenntnisse und Meinungen, die auch auf seine philosophischen Werke Einfluss nahmen. 1672 erhielt er durch Shaftesbury einen der unwichtigeren Regierungsposten, der ihm jedoch Ansehen und Reichtum verschaffte. Wichtiger aber war der geistige Austausch, der durch Shaftesbury gepflegt und gefördert wurde. Locke wurde 1668 Mitglied der [[Royal Society]].
== Globale Bedeutung ==
[[Datei:Öko-Anbaufläche nach Weltregionen 2000-2007.png|mini|hochkant=1.2|Öko-Anbaufläche nach Weltregionen 2000–2008]]


Als Shaftesbury im Verlauf von Machtkämpfen in der Regierung in Haft kam, unternahm Locke von 1675 bis 1679 eine Reise durch Frankreich, die er nutzte, um sich mit dortigen Naturforschern auszutauschen. Shaftesbury ging nach seiner Freilassung zunächst in die Opposition, wurde aber wegen des Konflikts mit dem König, er war Gegner der Nachfolge [[Jakob II. (England)|Jakobs&nbsp;II.]] auf den Thron [[Karl II. (England)|Karls&nbsp;II.]], 1681 erneut inhaftiert. In diese Zeit fällt die erste Abfassung Lockes ''Zwei Abhandlungen über die Regierung''. Shaftesbury, mittlerweile der Führer der Gruppierungen, die später die Partei der [[Whigs]] bilden sollten, versuchte nach der Freilassung 1682 einen Staatsstreich, den [[Rye House Plot]], bei dem Jakob&nbsp;II. und Karl&nbsp;II. ermordet werden sollten, der scheiterte, und ging ins holländische Exil, wo er 1683 starb. Locke blieb zwar zunächst im Verborgenen in England, ging dann aber auch von 1683 bis 1688 nach Holland.
Laut dem [[IFOAM]]-Jahrbuch ''The World of Organic Agriculture 2015'' ist die ökologisch bewirtschaftete Nutzfläche (Organic agricultural land) im Zeitraum 1999&nbsp;bis&nbsp;2013 von&nbsp;11 auf 43,1&nbsp;Mio&nbsp;[[Hektar]] angestiegen. Derzeit werden 1 % der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche von 2&nbsp;Millionen Erzeugern ökologisch bewirtschaftet. Rund zwei Drittel der Fläche ist Grasland (27&nbsp;Mio.&nbsp;ha), und auf knapp einem Fünftel werden Feldfrüchte angebaut (7,7&nbsp;Mio.&nbsp;ha).<ref name="wooa15">Willer, H. and J. Lernoud (Hrsg.): ''[https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1663-organic-world-2015.pdf The World of Organic Agriculture. Statistics and Emerging Trends 2015.]'' Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick, und Internationale Vereinigung der Ökologischen Landbaubewegungen, Bonn  2015 (englisch; PDF, fibl.org).</ref>


Locke wurde beauftragt, die Enkel des Earl, darunter auch [[Anthony Ashley-Cooper, 3. Earl of Shaftesbury]], der selbst ein berühmter Moralphilosoph werden sollte, zu besorgen.
[[Ozeanien]] verfügt mit 17,3&nbsp;Mio.&nbsp;ha über die größten Flächen (Anteil 40 % an der globalen ökologisch bewirtschafteten Fläche). Der größte Teil davon befindet sich in [[Australien]] (17,2&nbsp;Mio.&nbsp;ha). Das Land verfügt damit über die weltweit größte ökologisch bewirtschaftete Fläche eines Landes. [[Europa]] (11,5 Mio.&nbsp;ha) bewirtschaftet etwa ein Viertel und [[Lateinamerika]] (6,6&nbsp;Mio.&nbsp;ha) 15 %. [[Asien]] verfügt über 3,4&nbsp;Mio.&nbsp;ha (8 %), [[Nordamerika]] 3,0&nbsp;Mio.&nbsp;ha (7 %) und [[Afrika]] 1,2 Mio. ha (3 %).<ref name="wooa15" />
1684 befahl der englische König, ihn in Abwesenheit aus dem Christ-Church-College auszuschließen. Locke, der Zeit seines Lebens überzeugtes Mitglied der Universität war, wehrte sich gegen diesen Beschluss. Die Zuneigung Lockes zu Oxford beruhte durchaus nicht auf Gegenseitigkeit: bereits 1683 fand im Hof die letzte öffentliche [[Bücherverbrennung]] Englands statt, wobei auch viele Werke vernichtet wurden, die Locke schätzte. 1684 beschuldigten diverse Professoren der Universität Locke, den Stuarts feindlich gesinnt zu sein. Noch 1703, nachdem seine Werke in der europäischen Geisteswelt Furore machten, weigerte sich die Universität, die Bücher ihres Sohnes in den Lehrplan aufzunehmen.


Erst mit dem Machtantritt [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelms von Oranien]] wurde ihm 1689 wieder ein Regierungsamt angeboten, das er aus gesundheitlichen Gründen ablehnte. Ab 1690 zog er sich auf das Gut eines befreundeten Adligen zurück. Während er sich persönlich zurückzog, wuchs sein Ansehen. Mit Wilhelm III. und der [[Bill of Rights (England)|Bill of Rights]] hatte sich die protestantisch-bürgerliche Partei im englischen Machtkonflikt durchgesetzt. Lockes 1690 veröffentlichtes ''[[An Essay Concerning Humane Understanding]]'' (Versuch über den menschlichen Verstand) machte seinen Namen in den gelehrten Kreisen Europas bekannt und berühmt, sodass spätere Veröffentlichungen auf große Aufmerksamkeit stießen und intensive Auseinandersetzungen zur Folge hatten. Im House of Commons bildete sich eine Gruppe um [[John Somers, 1st Baron Somers]], die stark von Lockes Ideen beeinflusst war und sich mit ihm traf, wenn er in London war. Somers selbst wurde später wichtigster Berater von Wilhelm&nbsp;III.
Die Länder mit den weltweit höchsten Anteilen an der nationalen Anbaufläche sind die [[Falklandinseln]] (36,3 %), [[Liechtenstein]] (31,0 %) und [[Österreich]] (19,5 %).<ref name="wooa15" />


Locke starb am 28. Oktober 1704 in seinem Arbeitszimmer.
Der globale Bio-[[Markt]] hatte gemäß IFOAM im Jahr&nbsp;2013 einen Umfang von 72&nbsp;Milliarden US-Dollar, davon 31&nbsp;Milliarden US-Dollar in Europa. Die weltweit größten Bio-Märkte sind die USA (mit 35&nbsp;Mrd.&nbsp;$), Deutschland (9,6&nbsp;Mrd.&nbsp;$), Frankreich (5,6&nbsp;Mrd.&nbsp;$) und Großbritannien (2,6&nbsp;Mrd.&nbsp;$). Die Schweiz und Österreich folgen auf Rang acht und neun (mit einem Marktvolumen von 2,1&nbsp;respektive 1,4&nbsp;Mrd.&nbsp;$).<ref name="wooa15" />


== Philosophie ==
Der [[Weltagrarbericht|Weltagrarrat]] bezog 2008 im Kontext des Weltagrarberichts Stellung, wie die Ernährungssituation der Weltbevölkerung nachhaltig sichergestellt werden kann. Er empfahl eine Förderung der ökologischen Landwirtschaft.<ref>Stephan Albrecht, Albert Engel (Hrsg.) (2009): ''Weltagrarbericht. Synthesebericht''. Hamburg University Press, ISBN 978-3-937816-68-5 [http://hup.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2009/94/pdf/HamburgUP_IAASTD_Synthesebericht.pdf pdf].</ref>
=== Veröffentlichungen ===
Lockes erste Veröffentlichung war ein 1653 publiziertes Lobgedicht auf [[Oliver Cromwell]], nachdem dieser eine Schlacht im [[Englisch-Niederländischer Krieg (1652–1654)|Englisch-Niederländischen Krieg]] gewonnen hatte. Während seiner Zeit in Christ Church befasste sich Locke in seinen Schriften nicht mit Philosophie im engeren Sinne, er bereitete aber einige Texte zur Politik Englands und zum [[Naturrecht]] vor. Eine Abhandlung über den ''civil magistrate'' bereitete er 1664 zum Druck vor, sie wurde aber nie veröffentlicht. Zusammen mit seinen universitätsinternen Schriften zeigt der Text, dass Locke zu dieser Zeit weit autoritärer war als zu späterer Zeit. Er verteidigt die absolute Macht des Magistrats über die Mitglieder der Gesellschaft; die Entscheidungen binden selbst das Gewissen der einzelnen Mitglieder. Die Freiheit des Individuums beginnt erst dort, wo es keine bindende Entscheidung gibt. Im Gegensatz zu Verfechtern eines monarchischen [[Absolutismus]] legt Locke aber bereits in dieser Phase eine Art [[Rechtsstaat]] zugrunde: die höchste legitime Gewalt war nicht die Person des Herrschers, sondern die Gesamtheit der Gesetze, die er repräsentierte.


Lockes erste weiter verbreitete Publikationen sind wahrscheinlich in enger Zusammenarbeit mit dem 1. Earl of Shaftesbury entstanden. ''The Fundamental Constitutions of Carolina'' (Die grundlegende Verfassung Carolinas) erschien 1669, der ''Letter from a Person of Quality'' (Brief eines Vornehmen) 1675, beide wurden anonym veröffentlicht.
=== Europäische Union ===
[[Datei:Organic-Logo.svg|mini|links|hochkant=0.6|EU-Bio-Siegel]]
Der Anteil ökologischer Landwirtschaftsfläche an der Gesamtlandwirtschaftsfläche in der EU wächst kontinuierlich und lag 2013 zwischen 3,4 und 19,5 %.<ref name="wooa15" /> Die größte ökologisch bewirtschaftete Fläche in der EU hatte 2013 Spanien mit 1.610.129 ha. Prozentual gibt es in Österreich die meiste ökologische Landwirtschaft (19,5 % in 2013), die wenigste in Malta (weniger als 1 % in 2013).<ref name="wooa15" />


In seinen späten Jahren fernab des politischen Tagesgeschehens veröffentlichte er seine Hauptwerke; die Entwürfe und Skizzen dazu waren aber weit älter. Sie sind in ihren Grundzügen bereits entstanden, als Locke noch eng mit dem Earl of Shaftesbury zusammenarbeitete. Sein erster Entwurf zum ''Versuch über den menschlichen Verstand'' datiert von 1671.
Die EU fördert innerhalb der [[Gemeinsame Agrarpolitik|gemeinsamen Agrarpolitik]] biologische Landwirtschaft intensiv und reguliert insbesondere die Zertifizierung streng.<ref>''[https://ec.europa.eu/agriculture/organic/organic-farming_de Biologische Landwirtschaft]'' und ''[https://ec.europa.eu/agriculture/organic/organic-farming/what-is-organic-farming/organic-certification_de Bio-Zertifizierung.]'' Europäische Kommission.</ref>
Zentrales Instrument sind die ''[[EU-Bioverordnung]]en''&nbsp;(EG)834/2007 (Basisverordnung) und (EG)889/2008 (Durchführungsbestimmungen).<ref name="bio-austria EU">''[http://www.bio-austria.at/bio-bauern/beratung/richtlinien/allgemeine-richtlinien/eu-bio-verordnung/ EU Bio Verordnung].'' bio-austria.at (abgerufen 2. März 2017).</ref>
Nach Artikel&nbsp;27 dieser Verordnung melden die Mitgliedstaaten der Kommission ihre zuständigen Kontroll-Institutionen.<ref name="ec.europa control">''[https://ec.europa.eu/agriculture/organic/consumer-trust/certification-and-confidence/controls-and-inspections/control-system_en Control system.]'' Europäische Kommission (englisch).</ref> Die Kontrollsysteme sind – bis auf das zuständige Ministerium und ähnliche Oberaufsichten – durchwegs aus der Privatwirtschaft heraus organisiert, nur die Niederlande, Dänemark, Finnland, Litauen und Estland haben eine streng staatliche Kontrolle, Spanien und Polen ein gemischtes System (Stand 2017).<ref name="ec.europa control"/>


1686 erschienen die anonym veröffentlichten ''Briefe über Toleranz'', die teilweise wahrscheinlich auch aus der Feder Shaftesburys stammen. 1690 folgten ebenfalls anonym ''[[Zwei Abhandlungen über die Regierung]]'', im selben Jahr erschien der ''Versuch über den menschlichen Verstand'', in dem zumindest sein Name unter dem Vorwort stand; 1692 wurden die bereits 1668 geschriebenen ''Betrachtungen über die Senkung des Zinssatzes und die Erhöhung des Geldwertes'' publiziert, in denen er sich für eine frühe Form des [[Freihandel]]s einsetzte, 1694 schließlich die ''Thoughts Concerning Education'' (Gedanken zur Erziehung).
==== Deutschland ====
Die Anzahl der Bio-Erzeugerbetriebe und die ökologisch bewirtschaftete Fläche unterliegen einem stetigen Wachstum. Absolut gesehen ist der Anteil des ökologischen Landbaus an der gesamten deutschen Landwirtschaft trotz hoher Wachstumsraten jedoch nach wie vor relativ klein.
Die Anzahl der ökologischen Erzeugerbetriebe in Deutschland lag im Jahr 2013 bei 23.484. 2016 stieg sie um 9,6 Prozent auf 27.132 Betriebe.
Die 2016 bewirtschaftete Fläche betrug 1,25 Mio.&nbsp;ha, womit 7,5 % der in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet wird. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von 14,9 %.<ref>[http://p.dw.com/p/2gcQe Öko-Anbaufläche in Deutschland steigt auf Rekordhoch] In: DW vom 16 Juli 2017.</ref><ref name="zahlendatenfakten">[http://www.boelw.de/uploads/media/pdf/Dokumentation/Zahlen__Daten__Fakten/ZDF_2014/ZDF_BOELW_2014_Kapitel_2.pdf ''Die Biobranche 2014''.] Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Kapitel 2, S. 9 (PDF, boelw.de).</ref>


Eine Ausnahme in seinem Werk bilden die zwei Abhandlungen über die Regierung ''(Two Treatises on Government)'', über die es keine Skizzen, Manuskripte oder andere Aufzeichnungen Lockes gibt. Das Buch entstand im Wesentlichen wahrscheinlich Mitte der 1680er vor der Bill of Rights. Da es erst nach dieser veröffentlicht wurde, konnte er aber Einleitung und bestimmte Teile so umschreiben, dass es als Begründung dieser gelesen werden konnte. Er ließ die Arbeit nicht nur anonym verlegen, sondern beseitigte auch alle Spuren, die ihn als Verfasser mit dem Werk in Zusammenhang bringen konnten. Unter anderem vernichtete er das Manuskript. Obwohl bereits zu Lebzeiten viele Zeitgenossen ihm die Abhandlung öffentlich zuschrieben und sie lobten, reagierte Locke nicht darauf. Selbst in seinem eigenen alphabetisch geordneten Bücherregal war es bei den unbekannten Autoren eingeordnet. Erst in seinem Testament bekannte er sich zur Autorenschaft.
Aufgrund des Verzichts insbesondere auf synthetischen Stickstoffdünger ergibt sich eine Sonderstellung der [[Hülsenfrüchte]] und Futterpflanzen im Ökolandbau. Im Gegenzug bauen die Öko-Bauern signifikant weniger [[Getreide]] an als ihre konventionell arbeitenden Kollegen. Ein vergleichsweise hoher Grünlandanteil in der ökologischen Landwirtschaft (rund 54 % gegenüber etwa 28 % in der konventionellen Landwirtschaft)<ref name="zahlendatenfakten" /><ref>''[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaftFischerei/FeldfruechteGruenland/AktuellGruenland2.html Zahlen zum Grünland.]'' Statistisches Bundesamt, 6. Oktober 2014</ref> begünstigt die Haltung von Rindern, Ziegen und Schafen. Dadurch ist der Anteil von Bio-Rindfleisch, -Ziegenfleisch und -Schafsfleisch an der gesamten tierischen Produktion sehr viel höher als der von Bio-Schweinefleisch<ref>siehe auch: [[Bioschweinehaltung]]</ref> (ca. 1 %). Ackerfläche wird zur Erhöhung bzw. Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit sowie Prophylaxe von Pflanzenkrankheiten mit vielfältigen Fruchtfolgen bestellt. Hier ist der Anteil der Hülsenfrüchte mit Abstand am größten, ihre ökologische Anbaufläche machte im Jahr 2012 rund 27 % der Gesamtfläche für Hülsenfrüchte in Deutschland aus.<ref name="zahlendatenfakten" /> Die nebenstehende Grafik zeigt die Entwicklung der Bio-Anteile der jeweiligen Produkte an der gesamten Landwirtschaft in den letzten Jahren.


=== Erkenntnistheorie ===
Der Markt für Bio-Lebensmittel ist einer der wenigen Wachstums-Segmente im deutschen Lebensmittelmarkt mit einem Jahreszuwachs um 1–5&nbsp;Prozent. An die extreme interne Umsatz-Steigerung im Jahr 2001 um 35&nbsp;Prozent auf etwa 2,7 Milliarden Euro schloss sich eine durch einen [[Nitrofen]]-Skandal bedingte Konsolidierungsphase an. Zwar konnte sich die Öko-Branche von den Anschuldigungen freisprechen, jedoch führten die rezessiven Tendenzen der Weltwirtschaft im Jahre 2003 zu allgemeiner Kaufzurückhaltung und damit zu einer [[Stagnation]] des Öko-Marktes. Bis zum Juni 2004 stieg die Nachfrage schließlich auf allen Märkten wieder deutlich an, und die Konsolidierungsphase konnte unter Sortimentausweitungen im Lebensmitteleinzelhandel sowie durch werbewirksame Verkaufs- und Anzeigekampagnen überwunden werden.
[[Datei:Locke Essay 1690.jpg|miniatur|250px|''An Essay concerning Humane Understanding'' (London: T. Basset/E. Mory, 1690)]]
Locke lieferte einen bedeutenden Beitrag zur [[Erkenntnistheorie]]. Er befürwortet zwar die [[rationale Theologie]] und die Wende der [[Philosophie des Mittelalters]] zur [[Philosophie der Neuzeit]], die die [[Rationalismus|rationalistische]] Philosophie vor allem [[René Descartes]] verdankt. Locke wandte sich aber gegen die Rechtfertigung der Naturwissenschaften aus dem bloßen Denken und suchte ihr Fundament stattdessen in der [[Erfahrung]].


Dennoch nahm er wie Descartes als Ausgangspunkt der philosophischen Überlegungen den [[Zweifel]] an der gegenständlichen Wirklichkeit, an der [[Existenz]] der Außenwelt. Die Aufhebung dieses Zweifels wurde von ihm nun nicht mehr über den [[Gott]]esbegriff vollzogen, sondern [[Empirismus|empiristisch]], angeregt durch [[Pierre Gassendi]]. In seinem aus vier Büchern bestehenden Hauptwerk ''[[An Essay concerning Humane Understanding]]'' (Ein Versuch über den menschlichen Verstand) untersuchte Locke den Ursprung, die Gewissheit und den Umfang menschlichen Wissens in Abgrenzung zu [[Glauben]], Meinen und Vermuten. Ausgangspunkt war einerseits Lockes [[scholastisch]]e Ausbildung in Oxford auf Basis des in England vorherrschenden [[Universalienproblem|Nominalismus]]. Andererseits hatte er sich in seinem vierjährigen Frankreichaufenthalt intensiv mit Descartes und dessen Vorstellung eingeborener Ideen auseinandergesetzt.
Nach Zahlen des [[Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft|BÖLW]] ist der Umsatz mit Bio-Produkten in Deutschland 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent gewachsen. Dagegen vergrößerte sich die ökologische Anbaufläche zwischen 2012 und 2013 lediglich um 1&nbsp;Prozent.<ref>Mark-Werner Dreisörner: ''Bio-Landbau in der Pfalz stockt.'' in: ''Die Rheinpfalz'', 20. Oktober 2007</ref> Es kommt deswegen teilweise zur Verknappung von Bioprodukten und zu vermehrten Importen. Da der Ökolandbau auch in anderen Ländern die Regional- und Direktvermarktung (Verkauf ab Hof) bevorzugt, werden in Deutschland umstellungswillige Landwirte in allen Regionen gesucht.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,465189,00.html ''Jobmotor Bio: Bauern dringend gesucht.''] In: ''Spiegel'' online.</ref>


Entsprechend untersuchte Locke im ersten Buch zunächst den Ursprung der Ideen und entwickelte eine Vielzahl pragmatischer Argumente gegen die Existenz eingeborener Ideen. Seine Grundthese ist die bereits weit vor ihm formulierte Aussage: ''Nihil est in intellectu quod non (prius) fuerit in sensibus'' („Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen wäre“). Das zweite Buch befasst sich mit dem Zusammenhang von Ideen und Erfahrung. Das menschliche Bewusstsein ist bei der Geburt wie ein weißes Blatt Papier ([[Tabula rasa]]), auf das die Erfahrung erst schreibt. Ausgangspunkt der Erkenntnis ist die sinnliche Wahrnehmung. Er unterschied äußere Wahrnehmungen ''(sensations)'' und innere Wahrnehmungen ''([[Reflexion (Philosophie)|reflections]])''. Der nächste Schritt ist im dritten Buch die Untersuchung der Rolle der [[Sprachphilosophie|Sprache]], ihres Zusammenhangs mit den Ideen und ihrer Bedeutung für das Wissen. Buch vier handelt schließlich von den komplexen (zusammengefassten) Ideen, von den Grenzen des Wissens und dem Verhältnis von Begründung und Glauben.
Wird die Entwicklung der Zusammensetzung des Bio-Umsatzes nach Absatzkanälen genauer betrachtet, so fällt auf, dass der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel (Discounter, Supermärkte, Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser) seinen Marktanteil überproportional steigern konnte. Die in diesem Rahmen durch Werbung und Sortimentausweitung verursachte Nachfragesteigerung ist eine wichtige Komponente des geschilderten Marktwachstums von Öko-Lebensmitteln, welche sich mit einer einhergehenden Sensibilisierung des Durchschnittskonsumenten auf die Umsätze der traditionellen Öko-Fachgeschäfte (Naturkosthandel, Bioläden, Reformhäuser) positiv (in absoluten Zahlen gemessen) auswirkt.<ref name="ble">Ökolandbau.de: [http://www.oekolandbau.de/fileadmin/redaktion/dokumente/haendler/marktinformationen/biomarkt_kompakt.pdf Bio-Markt Kompakt: Kennzahlen zum Markt für Bio-Lebensmittel], (84 kb), 1. März 2006</ref>


==== Ideen ====
Der Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel (Öko-Markt oder Bio-Markt) beträgt über 5 Milliarden Euro. Der Anteil am Gesamtumsatz auf dem deutschen Lebensmittelmarkt liegt bei rund drei Prozent. Seit dem Jahr 2000 wuchs der Markt fast durchgängig mit zweistelligen Wachstumsraten. Die neuesten Zahlen für das Jahr 2007 ermittelten ein Umsatzwachstum von 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.<ref>Vgl. ''[http://www.oekolandbau.de/haendler/marktinformationen/biomarkt-deutschland/aktuelle-marktdaten/bio-marktumsatz-in-2007-022008/ Bio-Marktumsatz in 2007.]'' Ökolandbau.de.</ref>
Lockes Kritik der Vorstellung der eingeborenen Ideen ''(ideae innatae)'' hat einen aufklärerischen Charakter. Durch die Untersuchung der Dinge selbst soll den [[Dogma|Dogmen]], Vorurteilen und den von Autoritäten vorgegebenen Prinzipien, wie sie zu seiner Zeit an der Tagesordnung waren, der Boden entzogen werden. Nachdrücklich wandte er sich gegen Descartes' Annahme, dass auch die Gottesidee angeboren sei: denn in vielen Gegenden der Welt gebe es keine entsprechende Gottesvorstellung.
Informationen über die Umsatzentwicklung und den Marktanteil einzelner Bio-Produkte und Bio-Warengruppen finden sich im Internetportal Ökolandbau.de.<ref>Vgl. [http://www.oekolandbau.de/haendler/marktinformationen/produktmaerkte/  ''Produktmärkte''.] Ökolandbau.de.</ref>
Wichtige Studien über die Entwicklung des Öko-Marktes in Deutschland und das Kaufverhalten der Verbraucher sowie die Einschätzung der weiteren Entwicklung durch Experten sind ebenfalls in dem Portal zu finden.<ref>Vgl. ''[http://www.oekolandbau.de/haendler/marktinformationen/ Übersicht Marktinformationen.]'' Ökolandbau.de.</ref>


Wenn es angeborene Ideen gäbe, müssten diese auch bei geistig zurückgebliebenen Menschen vorhanden sein.
==== Österreich ====
Österreich verfügt über 526.500&nbsp;ha ökologisch bewirtschafteter Anbaufläche und hat nach Liechtenstein den europaweit höchsten Anteil an ökologisch bewirtschafteter Anbaufläche, etwa ein Fünftel der Landesfläche.<ref name="BioBoom-gestoppt">{{Internetquelle |autor=Die Presse |url=http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/733087/BioBoom-gestoppt_Konsumlust-bremst-sich-ein?from=rss |titel=Bio-Boom gestoppt: Konsumlust bremst sich ein |zugriff=2012-02-17}}</ref> Der Anteil der Biobetriebe (2013: insgesamt 22.000) an allen landwirtschaftlichen Betrieben beträgt ein Sechstel (2013: 17 %), ebenfalls weltweit führend.<ref name="bmlfuw 2014">''[http://www.bmlfuw.gv.at/land/bio-lw/Bioweltmeister.html Österreich hat einen Weltmeister: Österreich ist unangefochtener Weltmeister in Sachen Bio-Landwirtschaft.]'' Bundesministerium f. LFUW – Abteilung II/3 - Agrarumwelt (ÖPUL), Bergbauern und Benachteiligte Gebiete, Biologische Landwirtschaft, bmlfuw.gv.at, 9. Oktober 2014</ref> Die gute Entwicklung liegt neben frühen Pionierleistungen Einzelner primär an dem ''Bio-Aktionsprogramm'' des [[Lebensministerium (Österreich)|Lebensministeriums]]&nbsp;(BLFUW), das seit 2001 unter [[Bundesregierung Schüssel I|Schüssel]] die Ökologisierung der kleinstrukturierten Landwirtschaft Österreichs forciert.<ref>''[http://www.bmlfuw.gv.at/land/bio-lw/programme/Bio_Aktionsprogramme.html Das Bio-Aktionsprogramm des BMLFUW]'', bmlfuw.gv.at.</ref> Zentrales Instrument ist das [[Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft|''Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft''&nbsp;(ÖPUL)]]. Das staatliche Label der Bioprodukte ist das ''[[AMA-Biosiegel]]''.


{{Zitat|Erstens nämlich ist es offensichtlich, daß alle Kinder und Idioten nicht im geringsten eine Vorstellung oder einen Gedanken von diesen Sätzen haben. Schon dieser Mangel genügt, um jene allgemeine Zustimmung zunichte zu machen, die notwendig und unbedingt die Begleiterin aller angeborenen Wahrheiten sein müßte.|Buch I, Kapitel 1, Abschnitt 3}}
In den Supermärkten (inklusive Discounter) lag der mengenmäßige Anteil von Bio-Lebensmitteln im Jahr 2007 bei 5,2&nbsp;Prozent,<ref>{{Internetquelle |autor=Agrarmarkt Austria |url=http://www.lebensmittelnet.at/article/articleview/65828/1/8286 |titel=Bio-Produkte bleiben weiterhin auf der Überholspur |zugriff=2009-02-17}}</ref> gemessen am Umsatz im Jahr 2011 waren es 6,4&nbsp;Prozent,<ref name="BioBoom-gestoppt" /> 2014 im Lebenshandel insgesamt bei 7 % (Frischprodukte ohne Backwaren, wertmäßig),<ref name="bmlfuw Bio Markt">''[http://www.lebensministerium.at/lebensmittel/biolebensmittel/Bio_Markt.html Bio Markt,]'' bmlfuw.gv.at (Stand 2. Oktober 2014, abgerufen am 20. Februar 2015; und 23. Februar 2012, abgerufen am 7. März 2013).</ref> wobei heute alle großen Ketten eigene Marken etabliert haben (Billa/Merkur&nbsp;(Rewe): ''[[Ja!&nbsp;Natürlich]]'', Spar: ''[[Natur*pur]]'', Hofer (Aldi): ''[[Zurück zum&nbsp;Ursprung]] / [[Natur&nbsp;aktiv]],''<ref>''[https://www.hofer.at/de/infos-und-services/hofer-a-z/b/bio/ Bio.]'' hofer.at (abgerufen 1. März 2017).</ref> [[Lidl]]: ''Bio''<ref>''[http://www.lidl.at/de/bio-sortiment-5387.htm Bio Sortiment.]'' lidl.at (abgerufen 1. März 2017).</ref>).
Den höchsten Anteil an den Biowaren haben die [[Ei (Lebensmittel)|Eier]]. Bei einem Umsatz von 23,7&nbsp;Millionen Euro entspricht das 18 % aller Eier-Einkäufe im Lebensmittelhandel&nbsp;(2011, 2014&nbsp;17 %). Zweitstärkster Umsatzträger ist mit 21,5&nbsp;Millionen Euro die [[Milch]]&nbsp;(2011, 17 %), gefolgt von [[Kartoffel]]n&nbsp;(15 %) und [[Gemüse]]&nbsp;(13 %).<ref name="bmlfuw Bio Markt" /> Der Verbrauch an Bioprodukten pro Kopf liegt bei 118&nbsp;€ (2013).<ref name="bmlfuw 2014" />
Die Akzeptanz eines Mehrpreises für Bioerzeugnisse liegt bei 60 %.<ref name="bmlfuw Bio Markt" />


Eingeborene Ideen würden auch die Vernunft überflüssig machen, da man nicht erst zu entdecken braucht, was man schon besitzt. Prinzipien wie das vom [[Satz vom Widerspruch|ausgeschlossenen Widerspruch]] („Nichts kann zugleich und in derselben Hinsicht sein und nicht sein“) oder von der Identität („Alles, was ist, das ist“) sind evident, müssten aber erst durch die Vernunft erschlossen werden. Es gibt keine Kriterien zur Unterscheidung eingeborener von erworbenen Ideen. Auch das Kriterium der [[Evidenz]] kann aus Sicht Lockes nicht eingeborene Ideen kennzeichnen, denn es gebe so viele evidente Aussagen, dass diese unmöglich angeboren sein könnten. Aus den gleichen Gründen gebe es auch keine eingeborenen moralischen Prinzipien. Grundsätze wie [[Gerechtigkeit]] oder das Einhalten von Verträgen müssten durch die Vernunft begründet werden, damit sie Allgemeingültigkeit erhalten.
Etwa 70 % der Biobauern werden durch die ''[[Bio Austria]]'' vertreten.
[[Datei:John Locke Ideen.png|miniatur|300px|Übersicht über die Darstellung der Ideen bei John Locke]]
Als wesentliches Argument gegen den [[Innatismus]] sah Locke an, dass seine eigene, für ihn schlüssige Erkenntnistheorie ohne die Vorstellung der eingeborenen Ideen auskam.


Das Material der Erkenntnis sind einfache Ideen. Deren Ursprung liegt in der Erfahrung. Locke unterschied dabei ''sensations'' (äußere Eindrücke) und ''reflections'' (innere Eindrücke), die erst im Verstand zu komplexen Ideen verbunden und geformt werden. Die inneren Eindrücke umfassen geistige Tätigkeiten wie Wahrnehmen, Zweifeln, Glauben, Schließen, Erkennen oder Wollen. Komplexe Ideen entstehen durch Vergleichen, Zusammensetzen, Abstrahieren und andere entsprechende Tätigkeiten des Verstandes. Damit war Locke nicht – wie so oft zu lesen ist – [[Sensualismus|Sensualist]]. Für ihn gab es sehr wohl einen aktiven Verstand (vgl. [[intellectus agens]]), der im Erkenntnisprozess eine wesentliche Rolle spielt. So weit besteht kein Unterschied zu [[Immanuel Kant|Kant]]. Für Locke gab es lediglich keine Ideen [[a priori]], sondern nur das [[Vermögen (Fähigkeit)|Vermögen]], Wahrnehmungen zu verarbeiten zu Abbildern, komplexen Ideen und Begriffen. Bei komplexen Ideen unterschied er Substanzen, Relationen und Modi. [[Substanz]]en sind Dinge, die eigenständig existieren, einschließlich der [[Engel]], Gott und anderer „konstruierter“ Gegenstände. In ''Relationen'' drückt sich das Verhältnis verschiedener Ideen aus. ''Modi'' sind Ideen, die nicht die Wirklichkeit abbilden, sondern geistige Konstrukte, beispielsweise „Dreieck“, „Staat“ oder „Dankbarkeit“.
==== Schweiz ====


Bei der Erfassung der Substanzen, die für Locke jeweils komplexen Ideen entsprechen, unterschied er ''primäre und sekundäre Qualitäten''. Primär sind solche Eigenschaften, die den Substanzen unmittelbar innewohnen wie Ausdehnung, Festigkeit oder Gestalt. Sekundäre Qualitäten sind Eigenschaften, die nicht tatsächlich im Körper des Gegenstandes vorzufinden sind, sondern in der Idee der jeweiligen Substanz von unserer Wahrnehmung hinzugefügt werden.
2005 wurde ein Höchststand von 6420 Biobetrieben verzeichnet. Ihre Anzahl ist bis 2010 zurückgegangen und steigt seither wieder an: 2016 arbeiteten 6348 Betriebe nach der Bioverordnung des Bundes. Gemessen an allen Landwirtschaftsbetrieben entspricht dies einem Anteil von 12&nbsp;%. Die Anbaufläche betrug in diesem Jahr 142.073&nbsp;[[Hektar|ha]].<ref>[https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/land-forstwirtschaft/landwirtschaft/strukturen.html#accordion_15855712131516300609815 ''Strukturen''] In: [[Bundesamt für Statistik]], abgerufen am 18. Januar 2018.</ref>


{{Zitat|Was in der Idee von Süß, Blau oder Warm ist, ist nur eine gewisse Größe, Gestalt und Bewegung der sinnlich nicht wahrnehmbaren Teilchen in den Körpern selbst, die wir so benennen.|II, 8,15}}
Der Umsatz mit Bioprodukten stieg 2013 auf 1,67&nbsp;Milliarden&nbsp;[[Schweizer Franken|Sfr.]]


Locke fand in der Unterscheidung der sekundären Qualitäten ein Problem, das noch in der Philosophie der Gegenwart unter dem Stichwort [[Qualia]] intensiv diskutiert wird. Sekundäre Qualitäten sind für Locke Produkte des [[Geist]]es. Sie „sind nichts weiter als die Vermögen verschiedener Kombinationen der primären Qualitäten.“ (II,8,22). Primäre Qualitäten sind Eigenschaften fester Körper, deren [[Abbild]]er Ideen im menschlichen Geist hervorrufen. Dies setzt einen nicht näher bestimmbaren Träger voraus (II,22,2), eine Substanz, deren Erkenntnis angenommen werden muss, ein Ding von dem wir offensichtlich keine klare Idee haben. Diese Substanz beschrieb Locke in Anlehnung an Gassendi und in Übereinstimmung mit dem von Boyle vertretenen [[Atomismus]] als nicht wahrnehmbare kleinste Teilchen. Seine Vorstellung kennzeichnete er als [[Hypothese]]. Die Welt ist so, wie sie uns erscheint, auch wenn sie mit der realen Welt nicht übereinstimmen muss. Aber am Konzept einer realen Welt muss man festhalten. Als Konsequenz ergibt sich ein [[Dualismus (Ontologie)|Dualismus]] von Geist und Materie. Die Annahme sowohl einer geistigen Welt als auch einer realen Welt war Ansatzpunkt der Kritik sowohl durch Berkeleys [[Idealismus (Philosophie)|Idealismus]] als auch Humes [[Skeptizismus]].
Der Branchenverband ''[[Bio Suisse]]'' appellierte an die Politik, mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, da gemäß ''Argrarbericht''&nbsp;2009 nur 1,1&nbsp;Prozent der Direktzahlungen in den Bio-Landbau geflossen sind.<ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/bio-bauern_schweiz_absatz_bio-produkte_1.5279017.html ''Die Schweiz braucht mehr Bio-Bauern.''] nzz.ch.</ref>


==== Erkenntnis ====
== Geschichte und Strömungen ==
[[Datei:John Locke Erkenntnis.png|miniatur|300px|Konzept der Erkenntnis bei John Locke]]
=== Die Anfänge des ökologischen Landbaus ===
Erkenntnis ist Locke zufolge die Perzeption (Wahrnehmung) der Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung von Ideen. Zur Erkenntnis bedarf es also des Urteils, ob eine Aussage gültig ist. Locke unterschied drei Elemente der Erkenntnis, die ''intuitive'', die ''demonstrative'' und die ''sensitive'' Erkenntnis. Intuitiv erkennt man Ideen als solche, wenn sie im Geist als Einheit vorhanden sind (Identität) und sie sich von anderen Ideen unterscheiden (Distinktheit). Das intuitive Erfassen einer Idee ist notwendig für die weiteren Erkenntnisschritte. Intuitive Wahrheit ergibt sich, wenn die Ideen nicht mehr weiter analysierbar sind (Evidenz).
Viele [[vormoderne]] landwirtschaftliche Anbauweisen sowie einige heute noch existierende Formen der traditionellen [[Subsistenzwirtschaft|Subsistenz-Landwirtschaft]] in Entwicklungsländern ähneln der ökologischen Landwirtschaft in der Nichtanwendung bestimmter Technologien (Mineraldünger, bestimmte Pflanzenschutzmittel), jeweils ohne dabei kontrolliert biologisch zu sein.<ref>Vgl. FU Berlin, Arbeitsgruppe Kleinstlandwirtschaft und Gärten in Stadt und Land, [http://userpage.fu-berlin.de/~garten/ www.fu-berlin.de]</ref><ref>Vgl. [{{Toter Link | inline=ja | url=http://www.misereor.de/fileadmin/user_upload/Medienkatalog/12-2005/Oekolandbau-Hungerbekaempf.pdf}} „Ökolandbau, ein Beitrag zur nachhaltigen Hungerbekämpfung in Entwicklungsländern?“], Tagungsdokumentation, Marburg 2004, insbes. S.&nbsp;37–44</ref>
Abgesehen von der bereits 1786 von [[Johann Christian Schubart]] eingeführten [[Fruchtfolge]]wirtschaft mit [[Klee]]anbau als [[Gründünger]] und Beginn der Düngung mit [[Mist|Dung]] durch [[Stephan Gugenmus]] (um 1769) reichen die Anfänge des ökologischen Landbaus im engeren Sinne in die 1920er Jahre zurück, die Zeit der sogenannten [[Lebensreform]]-Bewegung. Diese war eine Reaktion auf die zunehmende [[Urbanisierung]] und [[Industrialisierung]] um die Jahrhundertwende und die damit einhergehenden sozialen Probleme. Zudem strebte die Lebensreformbewegung als Gegenpol zur „Unnatürlichkeit“ der städtischen Lebensverhältnisse eine „Rückkehr zu einer naturgemäßen Lebensweise“ und in Bezug auf die Landwirtschaft das Siedeln auf dem Land mit Selbstversorgung durch Obst- und Gartenbau, vegetarische und qualitativ hochwertige Ernährungsweise sowie den Verzicht auf industrielle Hilfsmittel an.<ref>Vgl. Vogt: ''Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus'', Bad Dürkheim, 1999, S. 24–25, S. 60–61</ref> Zudem stützte sich die Bewirtschaftung bezüglich der Bodenbewirtschaftung und Nahrungsmittelqualität auf Erkenntnisse biologisch ausgerichteter Landbauwissenschaften.<ref>Vgl. Vogt, S. 62</ref> Aus dem Gedankengut der Lebensreform-Bewegung entwickelte sich in den 20er und 30er Jahren das Landbausystem „Natürlicher Landbau“. Die wissenschaftlichen Grundlagen lieferte der österreich-ungarische Botaniker und Mikrobiologe [[Raoul Heinrich Francé]] im Jahre 1913 mit seiner Veröffentlichung ''Das [[Edaphon]]. Untersuchungen zur Oekologie der bodenbewohnenden Mikroorganismen''. Im Jahre 1922 erschien eine [[Populärwissenschaftliche Literatur|populärwissenschaftliche]] Fassung unter dem Titel ''Das Leben im Ackerboden''. Diese Fassung wurde vom [[Franckh-Kosmos|Kosmos-Verlag]] als Vierteljahresgabe an die Leser seiner Monatszeitschrift ausgeliefert und erlangte eine große Verbreitung auch außerhalb von Fachkreisen. Zur Weiterentwicklung des „Natürlichen Landbaus“ trug insbesondere Ewald Könemann (1899–1976) ab 1925 bei,<ref name="koenemann">[https://vebu.de/themen/menschen/verdienstvolle-vegetarier/101-ewald-koenemann vebu.de]</ref> der die Konzepte in seinem dreiteiligen Werk ''Biologische Bodenkultur und Düngewirtschaft'' 1939 zusammenfasste.<ref>Gunter Vogt: ''Geschichte des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum'' In: ''Ökologie & Landbau'' Nr. 118, 2001, S. 47–49.</ref> Die 1925 von Walter Rudolph gegründete Zeitschrift ''Bebauet die Erde'', deren Schriftleiter und Herausgeber seit 1928 Ewald Könemann war, unterstützte dieses ökologische Landbausystem. Sie diente dem Informationsaustausch und der Beratung und bot ein Forum für Landwirte, die sich mit Fragen der Forschung beschäftigten. Von diesem Zeitpunkt an sind bis heute im Wesentlichen zwei Hauptströmungen der ökologischen Landwirtschaft auszumachen, die sich größtenteils parallel entwickelt haben. Auf der einen Seite ist dies die ''„biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“''; sie beruht auf Vorstellungen der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Weltanschauung. Ihre Grundsätze blieben im Wesentlichen bis heute erhalten, wurden jedoch durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt sowie in ihrer Anwendung stetig weiterentwickelt. Der Verband [[Demeter (Anbauverband)|Demeter]] ist der einzige Vertreter der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Auf der anderen Seite steht der ''„organisch-biologische Landbau“'',<ref>Vgl. G. Vogt, S. 11</ref> der in den 1950er Jahren aus der Schweizer Heimatbewegung entstand, aber auch Wurzeln in der Lebensreform der 1920er Jahre sowie im biologisch-dynamischen Landbau hat. Im Laufe der Zeit wurde der organisch-biologische Landbau durch neue Konzepte und wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt und erweitert und ist heute mit der gängigen ökologischen Landbaupraxis zu identifizieren, der sich die ökologischen Anbauverbände (mit Ausnahme von Demeter) verschrieben haben.<ref>Vgl. Vogt, S. 22–23</ref><ref name="willer1998_65-68">Willer H. (1998): ''Ökologischer Landbau in Europa – Perspektiven und Berichte aus den Ländern der Europäischen Union und den EFTA-Staaten.'' Bad Dürkheim, S. 65–68.</ref>


Demonstrative Erkenntnis findet nur mittelbar statt. Der Verstand hat das Vermögen, mit Hilfe der Ideen einen Zusammenhang zwischen zwei Ideen herzustellen. Dieses Vermögen ist nach Locke die Vernunft. Diese Art der Erkenntnis nannte er die rationale. Die Verknüpfung der Ideen erfolgt dabei in Einzelschritten, wobei jeder Schritt durch intuitive Erkenntnis bestätigt wird. Die scholastischen [[Syllogismus|Syllogismen]] waren für Locke nur deduktiv, also nicht geeignet, tatsächlich neue Erkenntnis zu erzeugen. Sie hatten nur eine didaktische Funktion.
=== Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise ===
{{Hauptartikel|Biologisch-dynamische Landwirtschaft}}
{{Siehe auch|Ökologischer Weinbau#Biologisch-dynamischer Weinbau|titel1=Biologisch-dynamischer Weinbau}}


Mit der sensitiven Erkenntnis schließlich erfasst der Mensch die Existenz realer Gegenstände; denn „niemand kann im Ernst so skeptisch sein, dass er über die Existenz der Dinge, die er sieht oder fühlt, ungewiss wäre“ (IV, 11, 3). Allerdings sind die Sinne gegenüber der Evidenz und der Ableitbarkeit mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, so dass Locke am Ende die Erkenntnis im engeren Sinne als intuitive und demonstrative Erkenntnis bestimmt.
Die Grundlage der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise bildet die Vortragsreihe „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“,<ref>Vgl. Vogt, S.98</ref> die der Begründer der [[Anthroposophie]], [[Rudolf Steiner]], im Juni 1924 auf Gut Koberwitz bei Breslau hielt. In diesem „Landwirtschaftlichen Kurs“ stellte Rudolf Steiner kein erprobtes und ausgereiftes Konzept der ökologischen Landwirtschaft vor, sondern gab lediglich Anstöße für anthroposophisch fundierte Methoden der Landbewirtschaftung. Noch während der Vortragsreihe wurde der Landwirtschaftliche Versuchsring der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] gegründet, der in den Folgejahren die Arbeit der angeschlossenen ‚Versuchsbetriebe’ koordinierte und auswertete. Die anfängliche „biologisch-dynamische“ Produktionsmethode ist seit 1924 Bestandteil des ökologischen Demeter-[[Anbauverband]]es. Ziel war es, die theoretischen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und Erfahrung zu gewinnen.<ref>Vgl. Vogt, S. 127</ref> Inwieweit Rudolf Steiner die Schriften von Francé selber kannte und verwendete, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
Hieraus und durch nachfolgende Facharbeiten entwickelte sich die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Die aus der anthroposophischen Naturanschauung heraus entwickelten Grundlagen beruhen in erster Linie auf [[ideell]]en Prinzipien und nicht nur auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.<ref name="willer1998_65-68" /><ref>Vgl. Vogt, S. 112</ref> So bildet die Grundlage der Alltagsarbeit und der Lebensarbeit ein persönliches Verhältnis zum Naturgeschehen. Der landwirtschaftliche Betrieb wird als eine lebendige Individualität, der Betriebsorganismus, angesehen, der auch nichtmateriellen [[Supranaturalismus|übersinnlichen]] kosmischen Einflüssen unterliegt und dessen Gestalt von den einzigartigen, lokalen Standortverhältnissen geprägt ist.<ref>Vgl. Vogt, S. 99 ff</ref> Kosmische [[Quintessenz (Philosophie)|Äther]]- und [[Astralkörper|Astralkräfte]] werden als Grundlage des irdischen Lebens und somit des Wachstums und der Entwicklung von Pflanzen angesehen. Durch spezielle Düngeverfahren sollen diese Kräfte gezielt gefördert werden.<ref name="willer1998_65-68" /><ref>Vgl. Vogt, S. 101</ref> Auch soll der Betrieb in der Lage sein, sich weitgehend aus sich selbst heraus zu erhalten. Des Weiteren nimmt die Qualität von Lebensmitteln innerhalb der anthroposophischen Ernährungslehre einen zentralen Stellenwert ein, was die Bedeutung qualitativer Aspekte in der Landwirtschaft wie gesunde Pflanzen und Tiere, hochwertige Futtermittel und gesundes Saatgut bedingt. Hierzu zählt der Verzicht auf [[Mineraldünger]].<ref>Vgl. Vogt, S. 101, S. 154–157</ref> Diese anthroposophischen Grundsätze wurden in den 1950er Jahren durch [[Sozialökonomie|sozioökonomische]] Konzepte ergänzt, die auf den Erhalt der bäuerlichen Lebensweise abzielten. Ebenfalls erst in den 1950er Jahren begann die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, die allgemein anerkannten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu [[Bodenfruchtbarkeit]] und [[Humus]]wirtschaft zu integrieren.<ref>Vgl. Vogt, S. 174 ff</ref> In den 1990er Jahren rückte der Betriebsorganismusgedanke sowie die Ausrichtung auf eine bäuerliche Lebenswelt zugunsten der Fragen des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit in den Hintergrund, wobei die bisherige Landbaupraxis hinsichtlich umweltschonender Landbewirtschaftung erweitert und neu betrachtet wurde.
Der einzige biologisch-dynamische Anbauverband [[Demeter-Verband|Demeter]] wurde in seiner heutigen Struktur als Vermarkter und Zertifizierer 1954 als Demeter-Bund e.&nbsp;V. (heute Demeter e.&nbsp;V.) gegründet. Allerdings geht seine Geschichte bis auf die Anfänge der biologisch dynamischen Bewegung zurück. So wurde bereits 1928 das heute international geschützte Markenzeichen „[[Demeter (Anbauverband)|Demeter]]“ eingeführt, dem heute das Markenzeichen „Biodyn“ beigestellt ist, beide aus dem Umfeld der [[Anthroposophie]].<ref>[http://www.demeter.de/verbraucher/%C3%BCber%20uns/was%20ist%20demeter/die-demeter-historie Demeter Historie]. Website des Demeter Anbauverbandes. Abgerufen am 8. Oktober 2013.</ref><ref name="PTreue">{{cite web |url=http://www.nitrogen.de/bub/faz.htm |archiveurl=https://web.archive.org/web/20030417075038/http://www.nitrogen.de/bub/faz.htm |date=13. März 2002 |last=Treue |first=Peter |title=Blut und Bohnen: Der Paradigmenwechsel im Künast-Ministerium ersetzt Wissenschaft durch Okkultismus |work=Die Gegenwart |publisher=Frankfurter Allgemeine Zeitung |archivedate=2003-04-17 |accessdate=15. November 2011}}</ref><ref name="Kirchmann">{{Cite journal|doi = 10.1007/BF02349036 | last1 = Kirchmann | first1 = Holger | year = 1994| title = Biological dynamic farming--an occult form of alternative agriculture? | url = | journal = J. Agric. Environ. Ethics | volume = 7 | issue = 2| pages = 173–187}}</ref>


{{Zitat|Diese beiden, Intuition und Demonstration, sind die Grade unserer Erkenntnis. Alles, was nicht einer diesen beiden entspricht, ist – wie zuversichtlich man es auch annehmen mag – bloßer Glaube oder Meinung, aber nicht Erkenntnis.|IV,2,14}}
=== Organisch-biologische Landwirtschaft ===
Angestoßen durch den Natürlichen Landbau der Lebensreformbewegung sowie durch das Konzept der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise entwickelten Bäuerinnen und Bauern der schweizerischen [[Bauernheimatbewegung]] in den 1940er und 1950er Jahren den organisch-biologischen Landbau als eigenständiges ökologisches Landbausystem. Aufbauend auf ihren Erfahrungen und unter Leitung von [[Hans Müller (Politiker, 1891)|Hans Müller]] (1891–1988) und seiner Frau [[Maria Müller (Agrarwissenschaftlerin)|Maria]] (1894–1969) war das Ziel der Heimatbewegung, die bäuerliche Lebensweise in der industrialisierten Welt vor dem Untergang zu bewahren.<ref>Vgl. Vogt, S. 197, S. 307</ref> Aus dem [[Christlicher Glaube|christlichen Glauben]] leiteten Maria und Hans Müller die Verantwortung der Landwirtschaft gegenüber der Familie als Lebensgemeinschaft und Tradition sowie gegenüber der Natur als Heimat und Schöpfung ab.<ref>Vgl. Vogt, S. 198</ref> Zudem flossen Ewald Könemanns Ansätze zu einer ökologischer Landbewirtschaftung in das Konzept ein.<ref name="koenemann" />
Die theoretische Grundlage des organisch-biologischen Landbaus lieferte der deutsche Arzt und Mikrobiologe [[Hans Peter Rusch]] (1906–1977), der 1951 zu den Müllers stieß. Seine Forschungsarbeiten lieferten neue Erkenntnisse über die Bodenmikrobiologie, deren Kreisläufe und die damit zusammenhängende Bodenfruchtbarkeit und wurden als Naturhaushaltkonzept des „Kreislaufs der lebendigen Substanz“ in den organisch-biologischen Landbau eingegliedert.<ref>Vgl. Vogt, S. 209–212</ref>
Dieses ökologische Landbausystem breitete sich in Deutschland ab den 1960er Jahren aus. Erstmals stellten Betriebe auf die organisch-biologische Wirtschaftsweise um,<ref>Vgl. Vogt, S. 233</ref> und im Zuge dessen wurde 1971 der Verein „bio gemüse e.&nbsp;V.“ gegründet, aus welchem der Anbauverband [[Bioland]] hervorging.<ref name="BÖLW">[http://www.boelw.de/biofrage_01.html Die Geschichte des Ökolandbaus in Deutschland]. Website des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Abgerufen am 8. Oktober 2013.</ref> Das beschriebene System bildete die Grundlage für die weitere Entwicklung des ökologischen Landbaus in Deutschland, unter Ausnahme der sich eigenständig entwickelnden biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise.


Wie sicher ist aber das Wissen um das Erkannte? Lockes Empirismus begrenzt die Erkenntnis auf die Erfahrung. Was jenseits der sinnlichen Erfahrung liegt, die Essenz (das Wesen) der Dinge, kann nicht erkannt werden. Der Verstand gibt dem Erkannten Einheit, indem er den „Begriff von der reinen Substanz im allgemeinen“ (II,4,18) bildet. Über die Natur lässt sich nichts Endgültiges sagen. Mit Hilfe der Vernunft kann der Mensch die Sinne nicht übersteigen. Er kann nur [[Hypothese]]n aufstellen als Leitfaden für Forschung und Experiment. Absolute Gewissheit ist auf empirischem Wege nicht möglich. Im Bereich der Hypothesen arbeitet der Verstand mit abstrakten Begriffen wie Art und Gattung, indem er von der Erfahrung abgeleitete, aber abstrahierte komplexe Ideen wie Relationen und Modi verwendet. Solche Ideen wie die des Dreieckes haben nicht nur [[Universalienproblem|nominale]], sondern auch reale Essenz. Deshalb ist es in den abstrakten Wissenschaften wie der Mathematik möglich, unanfechtbare Wahrheiten zu finden.
=== Entwicklung des ökologischen Landbaus bis heute ===
Angesichts der sozialen, ökonomischen und vor allem ökologischen Folgen der chemisch-technischen Intensivierung der Landbewirtschaftung und der aufkeimenden Umweltbewegung gewann der ökologische Landbau in den 1970er und 1980er Jahren in Gesellschaft und Landwirtschaft an Bedeutung.<ref>Vgl. Vogt, S. 264</ref> Auf internationaler Ebene gründete sich 1972 die [[Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen]] (IFOAM).<ref>[http://www.ifoam.org/en/about-us/history Geschichte der IFOAM]. IFOAM-Website. Abgerufen am 8. Oktober 2013.</ref> In Deutschland wurden, insbesondere durch die [[Stiftung Ökologie & Landbau]], zahlreiche Publikationen zum Thema ökologischer Landbau verlegt,<ref name="willer1998_65-68" /> und es kam zur Gründung weiterer Anbauverbände, z.&nbsp;B. Biokreis (1979) oder Naturland (1982). Nachdem 1984 erste gemeinsame Rahmenrichtlinien zum Ökolandbau in Deutschland verabschiedet wurden, gründete sich 1988 die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) als Dachverband der Anbauverbände in Deutschland.<ref name="BÖLW" />
In den folgenden Jahren verbreitete sich der ökologische Landbau schnell. Einen maßgeblichen Beitrag hierzu leisteten nach der Wiedervereinigung die großflächigen ostdeutschen Betriebe sowie die staatliche Förderung seit 1989 im Rahmen des EG-Extensivierungsprogramms, seit 1994 durch die EG-Verordnung 2078/92 und seit 2000 durch die EG-Verordnung 1257/1999.<ref name="willer1998_65-68" /><ref name="BÖLW" /> 1991 wurden mit dieser EU-Ökoverordnung erstmals gesetzliche Standards für Bioprodukte, zunächst für pflanzliche und seit 1999 für tierische Erzeugnisse, festgelegt.<ref>[http://www.boelw.de/biofrage_03.html Erklärung der EG-Öko-Verordnung]. BÖLW-Website. Abgerufen am 8. Oktober 2013.</ref> Im Jahr 2000 kam es zur Einführung eines einheitlichen europäischen Biosiegels, das freiwillig verwendet werden konnte. 2010 wurde es durch ein neues europäisches Siegel ersetzt, mit dem alle Bioprodukte gekennzeichnet werden müssen.<ref>[http://ec.europa.eu/agriculture/organic/eu-policy/logo_de Das EU-Bio-Logo] Website der Europäischen Kommission. Abgerufen am 8. Oktober 2013.</ref> Das 2001 eingeführte deutsche Biosiegel verliert mit der verpflichtenden Kennzeichnung durch das EU-Biosiegel an Bedeutung.
2002 löste sich die AGÖL auf und wurde durch den neuen branchenübergreifenden Spitzenverband aller Anbau-, Verarbeitungs- und Handelsverbände „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW) ersetzt.<ref name="BÖLW" />
Eine bedeutende Rolle für die weitere Entwicklung des Ökolandbaus in Deutschland spielte das „Bundesprogramm ökologischer Landbau“ (BÖL), seit 2011 „[[Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Wirtschaft]] (BÖLN)“, über das Mittel zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft vergeben wurden (seit 2002 jährlich 35 Mio. Euro, seit 2004 20 Mio. Euro, seit 2007 16 Mio. Euro).<ref>[http://www.bundesprogramm-oekolandbau.de/ Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft]</ref> Im Rahmen ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie strebt die Bundesregierung einen Flächenanteil von 20 % „in den nächsten Jahren“ an.<ref>[http://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/Nachhaltigkeit-wiederhergestellt/2012-02-14-indikatorenbericht-2012.pdf?__blob=publicationFile&v=3 Nachhaltige Entwicklung in Deutschland – Indikatorenbericht 2012.] (PDF) Statistisches Bundesamt; abgerufen am 8. Oktober 2013</ref> Um diesem Ziel näher zu kommen, fordert der Rat für nachhaltige Entwicklung, mehr Forschungsgelder für den Ökolandbau bereitzustellen und den Ökolandbau als „Gold-Standard“ für das Leitbild einer nachhaltigen Landwirtschaft zu etablieren.<ref>[http://www.nachhaltigkeitsrat.de/news-nachhaltigkeit/2011/2011-09-22/oeko-landbau-ziel-bundesregierung-will-kein-zusaetzliches-geld-geben/ Rat für Nachhaltige Entwicklung] Abgerufen am 8. Oktober 2013</ref> Dieses Ausbauziel wurde während der Zeit der rot-grünen Bundesregierung (1998 bis 2005) durch die Ministerin Künast ausgegeben und war Bestandteil der damals geforderten „Neuausrichtung der Agrarpolitik“, welche unter dem Begriff „[[Agrarwende]]“ bekannt wurde.<ref>Edgar Wolfrum: ''Rot-Grün an der Macht. Deutschland 1998–2005''. München 2013, ISBN 978-3-406-65437-4, S. 253 ff.</ref>


{{Zitat|Allgemeine und sichere Wahrheiten sind lediglich in den Beziehungen und Verhältnissen der abstrakten Ideen begründet.|IV,12,7}}
2013 gab die Regierung von [[Bhutan]] bekannt, dass sie als erstes Land der Welt auf 100 % ökologische Anbauweise umstellen wolle, setzte sich dafür aber keine Zeitvorgaben.<ref>{{Internetquelle |titel=Bhutan set to plough lone furrow as world’s first wholly organic country |url=https://www.theguardian.com/global-development/poverty-matters/2013/feb/11/bhutan-first-wholly-organic-country |werk=theguardian.com |hrsg=[[The Guardian]] |datum=2013-02-11 |zugriff=2014-01-25 |sprache=en}}</ref>


Da er z.&nbsp;B. Gerechtigkeit, Dankbarkeit oder Diebstahl gleichzeitig als Modi einstufte, zählte Locke die Moral zu den abstrakten Wissenschaften, für die man diese allgemeinen und sicheren Wahrheiten mit Hilfe der Vernunft herleiten kann.
== Produktionsstandards ==
Die ersten ökologischen Produktionsstandards wurden Mitte des 20. Jahrhunderts von Anbauverbänden geschaffen. Die ersten gesetzlichen Verordnungen entstanden in den 1980er Jahren in Österreich und Frankreich. 1991 etablierte die EU mit 2092/91 ihre erste Verordnung. In den 1990er Jahren etablierten mehrere europäische sowie lateinamerikanische und asiatische (inkl. Japan) Staaten gesetzliche Standards. Indien führte 2001, die USA 2002, China 2005 und Kanada 2006 (noch nicht umgesetzt) gesetzliche Standards ein. In der EU wurde eine überarbeitete Version am 1. Januar 2009 wirksam. Diese Standards werden gleichfalls in einigen Nicht-EU-Staaten umgesetzt. Bisher haben 69 Staaten gesetzliche Standards für ökologische Landwirtschaft implementiert, und 21 weitere Staaten arbeiten daran. Weltweit gibt es knapp 500 Zertifizierungs-Organisationen. Davon sind 37 % in Europa, 31 % in Asien und 18 % in Nordamerika. Die Staaten mit den meisten Zertifizierungs-Organisationen sind die USA, Japan, Südkorea, China und Deutschland. Die 2003 gegründete ''International Task Force on Harmonisation and Equivalence in Organic Agriculture'' bemüht sich um eine Harmonisierung der verschiedenen Richtlinien.<ref name="willer2008">[http://orgprints.org/13123/4/world-of-organic-agriculture-2008.pdf Willer, H., Yussefi-Menzler, M., Sorensen, N. (Hrsg.) (2008) The World of Organic Agriculture – Statistics and Emerging Trends 2008. IFOAM, Bonn and FiBL, Frick.] (PDF; 5,1&nbsp;MB)</ref>


==== Rezeption der Erkenntnistheorie ====
=== Allgemeines zum ökologischen Landbau der Anbauverbände ===
Erste Reaktionen auf den Essay gab es bereits zu Lockes Lebzeiten, wobei sich sowohl [[René Descartes|Cartesianer]] (John Norris) als auch [[Thomismus|Thomisten]] (John Sergeant) ablehnend äußerten. Von den bekannten Philosophen reagierten sowohl [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]] mit ''Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand'' (1704, gedruckt 1759) als auch [[George Berkeley|Berkeley]] mit der ''Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis'' (1709) unmittelbar kritisch auf das Werk Lockes. Dieses kann daher als Anstoß für eine neue Gattung von Abhandlungen in der Philosophie angesehen werden, die sich ausschließlich auf die erkenntnistheoretische Frage konzentriert.
Im Folgenden seien einige entscheidende Punkte genannt, die den heutigen ökologischen Landbau der Anbauverbände charakterisieren sowie auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte Bezug nehmen. Diese Grundsätze beziehen sich auf beide in Deutschland vertretenen oben beschriebenen ökologischen Landbausysteme, wobei die konkrete Ausgestaltung der Grundlagen durchaus unterschiedlich ist.
* Der ökologische Landbau bezog sich zunehmend auf die Konzepte der Ökosystem-Theorie, die den [[Naturhaushalt]] über Stoff- und Energiekreisläufe beschreibt. Gekoppelt mit der ursprünglichen Idee der [[Selbstversorgung]] lässt sich daraus der in der ökologischen Landbaupraxis verfolgte Grundsatz der [[Kreislaufwirtschaft]] ableiten. Hiernach soll der Betrieb nach einer [[Ganzheitlichkeit|ganzheitlichen]] Auffassung idealerweise lediglich durch die Nutzung seiner eigenen Ressourcen gemäß den geschlossenen [[Stoffkreislauf|Stoffkreisläufen]] bewirtschaftet werden. Konkret heißt dies, dass Ackerbau und Viehhaltung aneinander gekoppelt sind: Auf der Ackerfläche werden neben Verkaufsfrüchten die benötigten Futterpflanzen für die Tierhaltung erzeugt, die pflanzlichen Abfälle und der tierische Dung werden wiederum der Ackerfläche als [[Dünger]] zugeführt.<ref name="lnrw2">Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LNRW): [http://www.oekolandbau.nrw.de/fachinfo/umstellung/einfuehrung/index.php oekolandbau.nrw.de]</ref>
* Der Bodenbewirtschaftung und der damit verbundenen Bodenfruchtbarkeit kommt eine große Bedeutung zu, weshalb auf vielseitige [[Fruchtfolge]] und schonende Bodenbearbeitung gesetzt wird. Zur Düngung werden betriebseigene pflanzliche und tierische Abfallstoffe verwertet und organische oder in natürlicher Form vorliegende mineralische Dünger eingesetzt. Auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wird weitgehend verzichtet und stattdessen auf natürliche Regulationsmechanismen zurückgegriffen.<ref name="lnrw2" />
* Anfang der 1980er wurde die artgerechte Tierhaltung erstmals thematisiert und Konzepte dazu entwickelt.
* Die ökologische Landwirtschaft lehnt den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen ab.<ref name="lnrw2" />


In diesem Sinn stehen auch Humes ''[[Untersuchung über den menschlichen Verstand]]'' und Kants ''[[Kritik der reinen Vernunft]]'' in einer Linie der Diskussion über die Erkenntnistheorie. Während Locke, Berkeley und Hume jeweils die empiristische Position vertraten, sind Leibniz und Kant Vertreter des [[Apriorismus]] – ein Gegensatz, der seit Descartes und Locke die philosophische Auseinandersetzung über den [[Positivismus]] ([[John Stuart Mill]]) und [[Neopositivismus]] einerseits sowie den deutschen Idealismus einschließlich [[Arthur Schopenhauer]], der Locke als seicht kritisierte, und dem [[Neukantianismus]] andererseits bis in die Gegenwart bestimmte. Lockes Theorie der Erfahrung fand in [[Prozess und Realität]] bei [[Alfred North Whitehead]] eine positive Aufnahme, wohingegen er kritisierte, dass Locke die Trennung von [[Subjekt (Philosophie)|Subjekt]] und [[Substanz]] ebenso wie viele andere Philosophen seiner Zeit zumindest implizit übernommen habe.
=== Bioverbände ===
Die Mehrzahl der ökologischen Produzenten haben sich in verschiedenen [[Anbauverband|Anbauverbänden]] zusammengeschlossen wie in der Bundesrepublik Deutschland beispielsweise [[Biokreis]], [[Bioland]], [[Biopark]], [[Demeter (Anbauverband)|Demeter]], [[Gäa (Interessenverband)|Gäa]] oder [[Naturland]], welche durch ihre im Vergleich zur EU-Gesetzgebung nochmals strengeren Bestimmungen und Kontrollen dem Verbraucher zusätzliche Produktsicherheit garantieren. In der Schweiz ist [[Bio Suisse]] der größte Anbauverband, in Österreich [[Bio Austria]].


=== Religion, Toleranzidee und Erziehungsgedanken ===
Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über die in Deutschland agierenden Anbauverbände, ihre Struktur und Aufgaben gegeben. Um deren Entstehung und Ideologien nachzuvollziehen, wird anschließend die geschichtliche Entwicklung des Ökolandbaus in Deutschland erläutert und nachfolgend der heutige ökologische Landbau der Anbauverbände vorgestellt. Dabei sollen die bestehenden ideellen und praktischen Unterschiede der beiden ideologischen Strömungen innerhalb der Biobranche herausgearbeitet werden. Zum Ökolandbau gemäß EU-Kriterien siehe [[#Verbandsunabhängiger ökologischer Landbau nach EG-Kriterien|obigen Abschnitt]]: dort findet sich ein Richtlinienvergleich, der die EG-Kriterien vom ökologischen Landbau der Anbauverbände abgrenzt.


Von Lockes theologischen Schriften ist besonders ''The Reasonableness of Christianity as Deliver’d in the Scriptures'' (Vernünftigkeit des Christentums wie in der Heiligen Schrift dargestellt, 1695) wichtig. Locke verband rationalistisches Gedankengut mit dem überkommenen [[Supranaturalismus]]. Er wollte darlegen, dass das in der Bibel Bezeugte der Vernunft entspricht, ja von ihr als logisch anerkannt werden muss. Die Wunder seien eine Beglaubigung des Wahrheitsanspruchs der Bibel. Locke hielt an der wörtlichen Eingebung der biblischen Texte ([[Verbalinspiration]]) fest, ebenso am kosmologischen [[Gottesbeweis]]. [[Jesus]] war für ihn sowohl Lehrer des göttlichen Willens ([[Heiland]]) als auch Erlöser ([[Christologie|Christus]]) und Inhalt der göttlichen Selbstbekundung (Gottes Sohn).<ref>D. Henrich: Locke, John. – In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band IV (1960), Sp. 425 f. – Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte. 11. Aufl. (1956), S. 398</ref> Ähnlich wie [[Martin Luther|Luther]] beschäftigte sich Locke intensiv mit den [[Paulusbriefe|Briefen des Apostels Paulus]]. Posthum erschien ''A Paraphrase and Notes on the Epistles of St. Paul'' (Eine [[Paraphrase (Sprache)|Paraphrase]] und Anmerkungen zu den Paulusbriefen).
Als Interessengemeinschaft ökologisch wirtschaftender Landwirte gegründet, haben sich die Anbauverbände als Vertreter von Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern der Biobranche in Politik und Gesellschaft mit dem vorrangigen Ziel der Ausweitung und Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus etabliert. Durch breite Netzwerke bestehender Infrastrukturen und Leistungen wie Beratung und Fortbildung bieten sie einerseits ihren Mitgliedern Entwicklungs-, Austausch- und Absatzmöglichkeiten. Andererseits sorgen Richtlinien und [[Bio-Siegel#Deutsche Verbandssiegel|Labels]] für Qualitätssicherung und deren Kommunikation nach außen.


Die Eltern Lockes waren [[Puritanismus|Puritaner]].<ref>[http://plato.stanford.edu/entries/locke/#LocLifUpHisMeeLorAsh166 Uzgalis, William, „John Locke“, The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2010 Edition)]</ref> Deshalb waren ihm von klein auf reformatorische [[Frömmigkeit]], Lebensführung und [[Theologie]] vertraut. Dazu gehörten ganz wesentlich die demokratischen Strukturen im Leben der Kirchengemeinden bei [[Kongregationalisten]], [[Presbyterianer]]n, [[Baptisten]] und [[Quäker]]n (z.&nbsp;B. Wahl der Kirchenältesten (Presbyter) und der in die regionalen und nationalen [[Synode (Gremium)|Synoden]] entsandten Vertreter durch die Gemeindeglieder, Gleichstellung von Geistlichen und Laien). Dieser demokratische Ansatz geht zurück auf Anschauungen Luthers („allgemeines Priestertum aller Gläubigen“, Wahl und gegebenenfalls Abwahl von Pfarrern durch die Gemeindeglieder), [[Calvinismus|Calvin]]s Kirchenordnung (1541; gewählte Kirchenälteste usw.) und die Schaffung von Synoden auf regionaler und nationaler Ebene durch die [[Hugenotten]] (Trennung von Kirche und Staat).<ref>Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte. 11. Aufl. (1956), S. 316; 325</ref>
==== Anbauverbände ====
===== Allgemeines =====


Die 1620 von Kongregationalisten („[[Pilgerväter]]“) in Nordamerika gegründete [[Plymouth Colony]] wurde ebenso demokratisch verwaltet wie die benachbarte [[Massachusetts Bay Colony]].<ref>[http://www.histarch.uiuc.edu/plymouth/index2.html The Plymouth Colony Archive Project] und [http://www.quaqua.org/pilgrim.htm Massachusetts Bay Colony]</ref> Der Baptist [[Roger Williams]] gründete 1636 die Kolonie [[Rhode Island]]s, die demokratische Grundsätze mit Glaubens- und Gewissensfreiheit für alle christlichen Bekenntnisse verband. Dasselbe verwirklichte [[William Penn]] 1682 in der Kolonie [[Pennsylvania]], die eine Zufluchtsstätte für in Europa verfolgte religiöse Minderheiten wurde (Quäker, Hugenotten, [[Mennoniten]], [[Böhmische Brüder]] und viele andere).<ref>M. Schmidt: Pilgerväter. – In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band V (1961), Sp. 384</ref> Die englische Öffentlichkeit erfuhr von diesen für das 17. Jahrhundert umwälzenden Ereignissen durch Schriften, die Führungspersönlichkeiten dieser Kolonien veröffentlichten (z.&nbsp;B. [[Edward Winslow]], [[William Bradford (1590–1657)|William Bradford]], [[John Cotton]]). Die Kolonien kannten bereits ansatzweise das Prinzip der [[Gewaltenteilung]].
Im Jahre 1962 wurde die [[Stiftung Ökologie & Landbau]] in Deutschland gegründet. Diese koordinierte den Erkenntnis- und Erfahrungsaustausch nicht nur auf nationaler Ebene, sondern unterstützte maßgeblich den Aufbau der IFOAM (Internationale Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen, Gründung 1972). Mit Bioland wurde 1971 der erste ökologische Erzeugerverband gegründet, 1979 dann Biokreis und 1982 Naturland.<ref name="willer1998_65-68" />


Im Zusammenhang mit der Reformation war die [[Täuferbewegung]] entstanden. Als vielfach verfolgte Minderheit bestanden die Täufer auf Glaubens- und Gewissensfreiheit. Anfang des 17. Jahrhunderts bildeten sich aus dem englischen Täufertum Baptistenkirchen (General Baptists und Particular Baptists). Führende Baptisten wie [[John Smyth]], [[Thomas Helwys]] und [[John Murton]] forderten in einer Reihe von Schriften das Recht auf [[Religionsfreiheit|freie Religionsausübung]].<ref>Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte. 11. Aufl. (1956), S. 382</ref> Auch Roger Williams schrieb ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit von Glauben und Gewissen.
Die zweite Ausdehnungsphase des ökologischen Landbaus in Deutschland erfolgte durch unterschiedliche Faktoren. Es entstanden regionale Initiativen, die vom [[Weltbund zum Schutz des Lebens]] und teilweise auch den Landwirtschaftskammern unterstützt wurden. Dies führte zum Beispiel 1980 in [[Niedersachsen]] zur Gründung eines „Versuchs- und Beratungsrings ökologischer Landbau“.<ref>Weser-Kurier, 7. November 1980, S. 14</ref> 1984 wurden die gemeinsamen Rahmenrichtlinien zum Ökolandbau in Deutschland verabschiedet, lieferten wichtige erste rechtliche Grundlagen und halfen den ökologischen Landbau zusätzlich zu strukturieren und zu regulieren. Die „Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau“ (AGÖL) als Dachverband der Verbände in Deutschland wurde 1988 gegründet.


Locke war von diesen Schriften beeinflusst.<ref name="Karl Heussi 1956">Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte. 11. Aufl. (1956), S. 398</ref> Zu diesen Einflüssen gehörte zudem der Verfassungsentwurf der [[Independenten]] (Kongregationalisten) unter ihrem Führer [[Oliver Cromwell]] (Agreement of the People, 1647), der als Folge demokratischer Tendenzen die Gleichheit aller Menschen betonte.<ref>W. Wertenbruch: ''Menschenrechte. Geschichtlich''. In:`''[[Die Religion in Geschichte und Gegenwart]]'', 3. Aufl., Band IV (1960), Sp. 869</ref> Der „positiv-gläubigen Stellung Lockes zur Religion“ (Karl Heussi) entsprach es, dass er religiöse Toleranz nicht bzw. nicht nur philosophisch begründet (siehe unten), sondern wie etwa auch Roger Williams biblisch-theologisch.<ref name="Heinrich Bornkamm 1962 p. 943">Heinrich Bornkamm: ''Toleranz. In der Geschichte des Christentums''. In: ''Die Religion in Geschichte und Gegenwart'', 3. Aufl., Band VI (1962), Sp. 943</ref> Schon im frühen 16. Jahrhundert hatte Luther die „unerzwingbare Freiheit des Glaubens“ betont.<ref name="Heinrich Bornkamm 1962 p. 943" /> Locke nahm von der Tolerierung durch den Staat den [[Atheismus]] und den [[Katholizismus]] aus.<ref name="Karl Heussi 1956" /> Damit sind auch alle atheistischen Formen der Aufklärung abgelehnt. Die katholische Kirche verhindert nach Lockes Ansicht die Verwirklichung seines zentralen Anliegens, des Rechts des Einzelnen, über sein Denken, Glauben und Handeln selbst bestimmen zu können.<ref>D. Henrich Locke, John. – In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band IV (1960), Sp. 425</ref> Locke unterstützte die Kräfte, die sich gegen die absolutistischen Ansprüche Karls I., Karls II. und Jakobs II. sowie ihre Anstrengungen wandten, in England und Schottland gegen den Willen der überwiegenden Mehrheit des Volkes den Katholizismus als Staatsreligion wieder einzuführen. Damit wäre auch die [[Inquisition]] zurückgekehrt. Deshalb begrüßte Locke die [[Glorious Revolution]] (1688) und den Beschluss des Parlaments, dass jeder englische Monarch Mitglied der [[Church of England|anglikanischen Kirche]] sein muss.
Der sprunghafte Anstieg der ökologisch wirtschaftenden Betriebe wurde seit 1989 durch das EG-Extensivierungsprogramms, die seit 1994 geltende EG-Verordnung 2092/91 und seit 2000 durch die EG-Verordnung 1257/1999 gefördert. Zahlreiche politische Maßnahmen stimulierten diese Entwicklung und festigten das Anliegen der deutschen Agrarpolitik, den ökologischen Landbau zu stärken.<ref name="willer1998_65-68" /> Seit 1. Januar 2009 haben die Verordnung (EG) 834/2007 und die Durchführungsverordnung 889/2008 die alten EU-Bio-Verordnungen abgelöst.


In seinem ''Letter Concerning Toleration'' ([[Brief über die Toleranz]]) und den zwei Nachfolgebriefen ging Locke auf das Verhältnis zwischen Staat und [[Religion]] ein. Er fürchtete damals die Machtübernahme der [[Römisch-katholische Kirche|Römisch-katholischen Kirche]] und eine Verfolgung aller Andersgläubigen. Er sprach sich dafür aus, dass der Staat die Religion größtenteils seinen Bürgern überlasse. Locke griff dabei im Wesentlichen auf ein religiös-[[christlich]]es und drei im engeren Sinn philosophische Argumente zurück. Religiös argumentierte er, dass sich nirgendwo in der [[Bibel]] ein Hinweis darauf finde, dass Menschen mit Gewalt dazu gezwungen würden, ihre Religion zu wechseln. Innerhalb der philosophischen Argumentation nahm er einen Gedanken aus seinen ''Two Treatises'' auf: der Daseinszweck der Regierung sei es, Leben, Freiheit und Eigentum zu schützen; würde sie in das religiöse Leben ihrer Bürger eingreifen, würde sie ihre Kompetenzen überschreiten. Dies wäre auch nicht sinnvoll, da es beim Glauben auf eine innere Einkehr und Überzeugung ankäme, die mit Gewalt und Verfolgung nicht erzwungen werden könne. Die rein äußerliche Annahme einer anderen Religion würde keinen Schritt zum wahren Glauben hinführen, aber in die Naturrechte der Untertanen eingreifen. Und selbst angenommen, die Regierung könnte auf eine Art die innere Überzeugung der Untertanen ändern, so wäre es immer noch fraglich, ob dies der wahren Religion helfen würde, da Regierungen an sich genauso anfällig dafür seien, eine falsche Religion zu propagieren wie ihre Untertanen.
Derzeit gibt es in Deutschland neun ökologische Anbauverbände, die sich in Größe, Tätigkeitsbereich und regionaler Ausbreitung unterscheiden. Darüber hinaus gibt es den national agierenden „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW), in dem die meisten der Anbauverbände sowie weitere fachverwandte Institutionen organisiert sind. Auf internationaler Ebene wird die Biobranche durch den Dachverband „International Federation Of Organic Agriculture Movements“ (IFOAM) vertreten.


In der [[Pädagogik|Erziehung]] wandte sich Locke, der nicht verheiratet war und keine Kinder hatte, gegen strenge Schulzucht. Stattdessen müsse die Erziehung die Individualität der Kinder und Jugendlichen fördern. Lockes Empfehlungen zu Bildung und Erziehung sind eng verknüpft mit seiner Lehre, dass jedes Kind in geistiger Hinsicht als Tabula rasa zur Welt kommt.<ref>D. Henrich: Locke, John. – In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band IV (1960), Sp. 425–426</ref>
Nach der Gründung der „Pionierverbände“ Demeter für biologisch-dynamischen und [[Bioland]] für organisch-biologischen Anbau etablierten sich Anfang der 1980er Jahre mit zunächst [[Biokreis]] und dann [[Naturland]] zwei weitere, inzwischen bundesweit tätige Anbauverbände. In Verbindung mit dem wachsenden Interesse an der Biobranche wurden vorrangig in den neunziger Jahren weitere Verbände gegründet, die produktbezogene ([[Ecovin]]) oder regionale ([[Gäa e. V.|Gäa]], [[Biopark]], [[Ecoland]] und Verbund Ökohöfe) Schwerpunkte setzen.


=== Gesellschafts- und Staatstheorie ===
===== Struktur und Aufgaben =====
[[Datei:Locke treatises of government page.jpg|miniatur|Titelseite der Ausgabe von 1690, veröffentlicht 1689]]
Den Hauptanteil der Mitglieder der Verbände stellen Erzeugerbetriebe, daneben haben sich Fördermitglieder wie wissenschaftliche Institutionen oder Privatleute den Verbänden angeschlossen. Die Vertragspartner der Verbände wie Lebensmittelhersteller, Verarbeitungsbetriebe und Handelsunternehmen etablieren Absatz- und Vermarktungswege für die Verbandserzeugnisse. Die Einnahmequellen der Verbände ergeben sich im Wesentlichen aus den Mitgliedsbeiträgen und den Lizenzgebühren der Vertragspartner für die Nutzung des Verbandssiegels.
Locke schrieb seine Werke vor dem Hintergrund der Konflikte zwischen Parlament und Krone. Zu seiner Zeit waren es keine abstrakten Überlegungen, sondern argumentatorische Waffen im Konflikt um die neue Gesellschaftsordnung. Dabei stand das absolute Recht des Königs gegen die Ansprüche des Bürgertums auf Regierungsbeteiligung und eigene Rechte gegenüber dem König. Locke begründet, warum die Macht des Herrschenden eingeschränkt sein soll.


Lockes politisches Denken geht von „protestantisch-christlichen“ Annahmen aus.<ref>„Protestant-Christian assumptions.“ John Dunn, ''Political Thought of John Locke: A Historical Account of the Argument of the ‘Two Treatises of Government’''. Cambridge University Press 1969, S. 99. Zustimmend zitiert in Jeremy Waldron, ''God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke's Political Thought''. Cambridge University Press. Cambridge 2002, S. 12</ref> Als Theologe leitet er bestimmte zentrale Begriffe wie Gleichheit der Menschen aus biblischen Texten ab und untersucht dann als Philosoph mit Hilfe des Verstandes die Konsequenzen, die sich aus den Begriffen für Staat und Gesellschaft ergeben. Der [[Whig]] (Anhänger der [[Konstitutionelle Monarchie|konstitutionellen Monarchie]]) Locke geht 1689 in seinen politischen Hauptwerk ''[[Two Treatises of Government]]'' (Zwei Abhandlungen über die Regierung) von natürlich gegebenen Rechten der Menschen aus (siehe [[Naturrecht]]). Er setzt bestimmte Annahmen über den Zustand des Menschen in Abwesenheit des Staates und leitet von diesen ab, wie die Menschen im Naturzustand zusammenlebten. Über die Anhäufung von Eigentum bildeten sich Gesellschaften. Mithilfe seiner [[Vertragstheorie]] begründet Locke, wie diese sich Gesellschaftsverträge und somit Regierungen gaben. Da Regierungen nur geschaffen wurden, um bestimmten menschlichen Zwecken zu dienen, kann er im Folgenden legitime und illegitime Regierungen unterscheiden. Gegen illegitime Regierungen sieht er ein Recht auf [[Revolution]].
Durch die Zusammenarbeit mit fachverwandten Interessengruppen, gesellschaftlichen Organisationen und wissenschaftlichen Institutionen verfügen die Verbände teilweise über große Informationsnetzwerke sowohl zur internen Weiterentwicklung als auch zur Einflussnahme in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.


==== Naturrechtslehre ====
Des Weiteren ist allen Anbauverbänden die Herausgabe eigener Richtlinien für die Erzeugung und Verarbeitung im ökologischen Landbau gemein. An diese müssen sich ihre Mitglieder halten, was durch regelmäßige Kontrolle auf Einhaltung der Standards gewährleistet und mit der Möglichkeit einer Zertifizierung mit dem verbandseigenen Label belohnt wird. Die Richtlinien der jeweiligen Verbände ähneln einander sehr in Inhalt und Ausführung. Jedoch liegen ihnen teils verschiedene Grundsätze und Ideologien zugrunde, was aus der Entwicklung des ökologischen Landbaus hervorgeht. Bei der Erarbeitung der EG-Öko-Verordnung und deren Richtlinien für die ökologische Landwirtschaft wurde auf diese privatwirtschaftlichen Standards der Anbauverbände zurückgegriffen, jedoch gehen Letztere klar über den gesetzlichen Standard hinaus.
Was als „Naturrecht“ bezeichnet wird, ist notwendigerweise inhaltlich unbestimmt. Denn man kann aus der „Natur“ des Menschen, aus angeblichen Ur- oder Idealzuständen der menschlichen Gesellschaft als „Recht“ nur das herauslesen, was man zuvor in sie hineingetragen hat.<ref>[[Helmut Thielicke]]: Theologische Ethik, 1. Band, Tübingen (1956), S. 657</ref> Die protestantischen Naturrechtsphilosophen [[Hugo Grotius]], [[Samuel Pufendorf]] und John  Locke entgingen dem Dilemma der inhaltlichen Unbestimmtheit des Naturrechts, indem sie es mit der biblischen Offenbarung gleichsetzten, da beide ihrer Ansicht nach auf denselben Urheber, Gott, zurückgingen.<ref>H. Hohlwein: ''Pufendorf, Samuel Freiherr von''. In: [[Die Religion in Geschichte und Gegenwart]]³, Band V, Spalte 721. – Jeremy Waldron: ''God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke’s Political Thought''. Cambridge University Press, Cambridge 2002, S. 208</ref> Locke war zeitlebens fest in einem calvinistisch gefärbten Protestantismus verwurzelt.<ref>Jeremy Waldron: ''God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke’s Political Thought''. Cambridge University Press, Cambridge (2002), S. 13</ref> Er nimmt in allen seinen Schriften, die sich mit politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Fragen beschäftigen, ständig Bezug auf das [[Altes Testament|Alte Testament]] und [[Neues Testament|Neue Testament]]. Insbesondere aus der [[Schöpfungsgeschichte]] (1. Mose 1 und 2), dem [[Zehn Gebote|Dekalog]] (Zehn Gebote, 2. Mose 20), dem Verhalten und der Lehre Jesu (Barmherziger Samariter {{Bibel|Lukas|10|30-37}}, Liebesgebot {{Bibel|Matthäus|5,44}}; {{Bibel|Matthäus|19,19}}, [[Goldene Regel]] {{Bibel|Matthäus|7, 12}} u.&nbsp;a.) und den Ermahnungen der Briefe des Apostels [[Paulus von Tarsus]] leitete er entscheidende Punkte seiner politischen Theorie ab. Natur ist von Gott geschaffene Wirklichkeit. „Was den Inhalt des Naturrechts angeht, so ist Locke fest davon überzeugt, dass Gottes Gebote notwendigerweise vernunftgemäß sind: Gott gab dem  Menschen die Vernunft, und‚ mit ihr ein Gesetz, das nichts anderes enthalten konnte, als was die Vernunft vorschrieb.‘“ (“As for the content of natural law, Locke insists that God’s commands are necessarily reasonable: God gave man reason, and ‘with it a law: that could not be otherwise than what reason should dictate’.”)<ref>Jeremy Waldron: ''God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke’s Political Thought''. Cambridge University Press, Cambridge (2002), S. 97, 41ff, 101, 155, 181, 192, 194, 196, 207f, 215, 217, 230</ref>  Der Dekalog stellt unter anderem Leben, Eigentum und guten Ruf des Menschen, also seine Ehre und Würde, unter göttlichen Schutz. Der Vorspruch {{Bibel|Ex|20,2}} weist auf die Befreiung des Volkes Israel aus ägyptischer Sklaverei hin. Gottes Befreiungstat geht den Forderungen voraus und begründet sie.<ref>Vgl. Martin Noth: ''Das zweite Buch Mose. Exodus''. Göttingen (1959), S. 130</ref> Das Recht auf Leben, Freiheit, Würde und Eigentum – damit sind zentrale naturrechtliche Begriffe nicht nur des politischen Denkens Lockes, sondern auch anderer Aufklärungsphilosophen benannt und mit biblischem Gehalt gefüllt.


Das Recht ergibt sich für Locke zwingend aus seinem Verständnis der Naturrechte. Freiheit, Gleichheit und Unverletzlichkeit von Person und [[Eigentum]] erklärt er zu den höchsten [[Rechtsgut|Rechtsgütern]]. Er geht dabei von dem Gedanken aus, dass das höchste Ziel und Zweck des Menschen das Leben ist. Locke begründet dies noch explizit damit, dass der Mensch durch Gott geschaffen sei:
Sowohl die EG-Öko-Verordnung als auch die verbandsinternen Regelungen verlangen eine jährliche Überprüfung der Einhaltung der jeweiligen Richtlinien. Die EU-Bio-Zertifizierung wird vom Fachpersonal staatlich zugelassener, privatwirtschaftlicher Kontrollstellen durchgeführt. Die Kontrollstellen übernehmen gegebenenfalls im Auftrag des kontrollierten Betriebs oder des jeweiligen Verbands die Zertifizierung nach den Verbandsrichtlinien. Der Betrieb ist nach erfolgreicher Kontrolle und Ausstellung eines Zertifikats dazu berechtigt, seine Waren mit einem [[Bio-Siegel]] zu kennzeichnen. Sofern die Vertragspartner des Verbandes das Verbandssiegel ebenfalls nutzen wollen, erstrecken sich die Richtlinien und das beschriebene Kontrollsystem auf diesen Teil der Wertschöpfungskette.


{{Zitat-en|''…by his [God’s] order and about his business, they are his property whose workmanship they are, made to last during his, not one another’s pleasure: … [human being] has no liberty to destroy himself, or so much as any creature in his possession, yet when some nobler use than its bare possession calls for it.''|Übersetzung=Sie sind sein Eigentum, denn sie sind sein Werk, von ihm geschaffen, dass sie so lange bestehen wie es ihm gefällt, nicht aber wie es ihnen untereinander gefällt. … [Der Mensch] hat nicht die Freiheit, sich selbst oder irgendein ihm unterworfenes Lebewesen zu zerstören, es sei denn, ein edlerer Zweck als bloße Erhaltung fordere es.|Two Treatises of Government, II. ii. 5}}
Aus dem übergeordneten Ziel der Weiterentwicklung und Verbreitung des ökologischen Landbaus ergibt sich ein vielfältiges Aufgabengebiet für die Verbände. In ihrer Beratungsfunktion stellen die Verbände ihren Mitgliedern und Vertragspartnern ein breites Informations- und Betreuungsangebot zu Fragen der ökologischen Produktion, des Öko-Marktes und der Agrarpolitik zur Verfügung. Zusätzlich fungieren sie als Plattform für Erfahrungsaustausch und Kommunikation der Mitglieder und Partner untereinander, wobei konkrete Leistungen wie Konferenzen, Fortbildungen und Publikationen zu nennen sind. Einige Verbände unterstützen in diesem Zusammenhang gezielt Betriebe bei der Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise.<ref name="gäa">{{Internetquelle |url=http://www.gaea.de/index.php?seite=betriebsentwicklung.html |hrsg=Gäa |titel=Betriebsentwicklung & Umstellung |zugriff=2014-05-15}}</ref> Durch die Bindung der Vertragspartner sowie der Bereitstellung von Infrastrukturen und Distributionskanälen verbessern die Verbände einerseits die Absatzmöglichkeiten der Erzeuger für ihre Produkte sowie andererseits den Zugang der Vermarktungsseite zu ökologischen Erzeugnissen.


Aber er stellt auch fest, dass Gottes Wille durch reines Nachdenken und Weltbeobachtung erkennbar ist (vgl. [[Natürliche Theologie]]). Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass die Argumentation auch ohne Gott funktioniert. Dieser Umkehrschluss lässt aber außer Acht, dass der Verweis auf den biblischen Gott von Locke bewusst gesetzt wurde. Lockes Gedankengänge lassen sich nicht von ihrer Verankerung im biblischen Denken ablösen.<ref>Jeremy Waldron: ''God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke’s Political Thought''. Cambridge University Press, Cambridge (2002), p. 6</ref> Denn damit werden die Rechte inhaltlich definiert. Um das Überleben zu sichern, sind die Rechte auf Leben, Gesundheit, Freiheit und Eigentum ''(Life, Health, Liberty, Property)'' notwendig.
Einen weiteren großen Aufgabenbereich stellt die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit dar. Zum einen informieren die Verbände die Verbraucher oder Unternehmen, zum anderen versuchen sie durch Mitsprache und Organisation in Politik und Gesellschaft ihre Mitglieder zu vertreten und die Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau mitzugestalten.


Im Gegensatz zur Konzeption [[Thomas Hobbes]]' sind die Naturrechte bei Locke durch die Rechte anderer begrenzt. Während bei Hobbes im Prinzip jeder ein Recht auf Alles hat, werden die Rechte auf Freiheit und Eigentum bei Locke durch die Freiheits- und Eigentumsrechte anderer eingeschränkt. Niemand soll einem anderen an seinem Leben, seiner Gesundheit, seiner Freiheit oder seinem Besitz Schaden zufügen: “No one ought to harm another in his Life, Health, Liberty, or Possessions” (II, 6; 9–10). Aus dieser Einschränkung leitet er selbst Rechte ab, diejenigen zu bestrafen und Ausgleich gegenüber denen zu fordern, die sie verletzten. Während Hobbes von individuellen Rechten ausgeht, ist Lockes ''Law of Nature'' überindividuell angesiedelt: “the state of nature has a law of nature to govern it, which obliges every one” (II, 6, II, 6–7), deutsch: „Im Naturzustand herrscht ein natürliches Gesetz, das für alle verbindlich ist.“ Damit greift er auf ältere naturrechtliche Konzeptionen zurück.
Wie oben bereits ausgeführt stellt des Weiteren die Herausgabe und Weiterentwicklung von Richtlinien für Produktion und Verarbeitung, die Kontrolle auf deren Einhaltung und nachfolgender Zertifizierung sowie ggf. Sanktionierungsmaßnahmen bei Nichteinhaltung eine wesentliche Aufgabe der Verbände dar.


==== Leben ====
==== Dachverbände ====
Locke begründet als erstes das Recht eines Menschen, die Annehmlichkeiten des Lebens zu genießen und zu erhalten: “to subsist and enjoy the conveniences of life” (I 97, II, 2–3). Wichtig ist hier, dass dieses Recht nicht nur die reine Selbsterhaltung einschließt, sondern auch die Freude am eigenen Leben. Folgend seiner Konzeption der Naturrechte und des daraus resultierenden Naturzustandes bedeutet es auch, dass das Leben der Menschen bereits im Naturzustand gesichert ist. Anders als bei Hobbes kann die Aufgabe der Regierung nicht nur sein, das Leben der Menschen zu schützen.
[[Datei:Bio store, Kecskemét Hungary.jpg|mini|Bioladen in Kecskemét, Ungarn]]
Die [[Wikipedia:Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen|Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen]] (IFOAM) wurde 1972 als internationaler Dachverband ökologischer Anbauverbände und Organisationen gegründet mit dem erklärten Ziel einer weltweiten Einführung ökologischer, sozialer und ökonomisch vernünftiger Systeme, die auf den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft beruhen.<ref name="ifoam">International Federation of Organic Agriculture Movement: [http://www.ifoam.org/about_ifoam/inside_ifoam/mission.html IFOAM]</ref> Dabei bietet sie eine gemeinsame Plattform für alle vertretenen Interessengruppen und ermöglicht somit in Konferenzen, Seminaren und Publikationen den Austausch von Erfahrung und Wissen zwischen den einzelnen Mitgliedern.<ref name="goetheaneum">Sektion für Landwirtschaft am Goetheaneum: [http://www.sektion-landwirtschaft.org/656.html sektion-landwirtschaft.org]</ref>


==== Gleichheit ====
Neben der Formulierung und Ausarbeitung der Grundsätze der ökologischen Landwirtschaft erarbeitet die IFOAM ein Akkreditierungsprogramm als internationales System zur Qualitätsgarantie für Öko-Produkte. Dabei können sich Anbauverbände, die nach von der IFOAM entwickelten Kriterien und Richtlinien wirtschaften, zertifizieren lassen und erhalten somit einen internationalen Status als Öko-Zertifizierer.<ref>International Federation of Organic Agriculture Movement: [http://www.ifoam.org/about_ifoam/standards/accreditation.html IFOAM]</ref> IFOAM vertritt die (zertifizierte) ökologische Landwirtschaft, ihre Prinzipien und Organisationen, in verschiedenen internationalen Institutionen und Organisationen.


Es ist bezeichnend für Lockes Denken, dass er die Gleichheit der Menschen, einschließlich der Gleichheit von Mann und Frau, nicht aus philosophischen Prämissen herleitet, sondern aus der Bibel {{Bibel|Gen|1|27}}, der Grundlage der theologischen [[Gottebenbildlichkeit|Imago-Dei]]-Lehre. Gleichheit ist für Locke die Voraussetzung dafür, dass eine Regierung Macht nur mit Einverständnis der Regierten ausüben darf.<ref>Jeremy Waldron, ''God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke’s Political Thought''. Cambridge University Press, Cambridge (2002), pp. 21-43</ref> Insofern ist sie auch Voraussetzung von Freiheit und die unabdingbare Grundlage jeder rechtsstaatlichen Demokratie.
Alle oben genannten Anbauverbände sind Mitglieder im IFOAM, wobei nicht alle durch IFOAM akkreditiert sind.<ref name="iofamdir">International Federation of Organic Agriculture Movement: [http://www.ifoam.org/organic_world/directory/index.html IFOAM]</ref> 1988 wurde die „Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau“ (AGÖL) als Dachverband aller Öko-Anbauverbände in Deutschland gegründet. Die AGÖL legte in Rahmenrichtlinien den Mindeststandard für die Mitgliedsverbände fest und vertrat die Interessen ihrer Mitglieder und des ökologischen Landbaus durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit.<ref>Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LNRW): [http://www.oekolandbau.nrw.de/umstellung/einfuehrung/dachorganisationen/index.html Dachorganisationen]</ref> Nach dem aufeinander folgenden Austritt mehrerer Anbauverbände Anfang der 2000er Jahre legte die AGÖL 2002 ihre Arbeit nieder.


==== Freiheit ====
Im selben Jahr wurde der „[[Wikipedia:Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft|Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft]]“ (BÖLW) gegründet und fungiert inzwischen als Spitzenverband nicht nur der Anbauverbände, sondern der Lebensmittelverarbeiter und Händler ökologischer Erzeugnisse. Anders als bei der AGÖL werden keine einheitlichen Richtlinien mehr erarbeitet, was letztendlich zur Auflösung der AGÖL beigetragen hat.<ref>Ökotest Verlag: [http://www.oekotest.de/cgi/nm/nm.cgi?doc=lawi-bio-04 Ökotest]</ref>
Die zweite Abhandlung beginnt mit dem Recht auf Freiheit:
{{Zitat-en|''Freedom to order their Actions, and dispose of their Possessions and Persons as they think fit, within the bounds of the Law of Nature, without asking leave, or depending upon the Will of any other man.''|Übersetzung=[Der Naturzustand] ist ein Zustand vollkommener Freiheit, innerhalb der Grenzen des Naturgesetzes seine Handlungen zu lenken und über seinen Besitz und seine Person zu verfügen, wie es einem am besten scheint – ohne jemandes Erlaubnis einzuholen und ohne von dem Willen eines anderen abhängig zu sein.|II, § 4|ref=<ref>[[s:en:Two Treatises of Government/The Second Treatise of Government: An Essay Concerning the True Origin, Extent, and End of Civil Government#Chap. II. Of the State of Nature.|Originaltext online]] auf wikisource</ref>}}
Locke definiert aber auch eine legitime totale Einschränkung der Freiheit: [[Sklaverei]]. Menschen können andere Menschen in dem Moment legitim versklaven, in dem letztere einen ungerechten Krieg beginnen und verlieren. Der Sieger hat, um den Krieg zu beenden, in diesem Moment nur die Wahl, seinen Gegner entweder zu töten oder zu versklaven. Bietet aber der Verlierer als Akt der Reue eine angemessene Wiedergutmachung für das von ihm verschuldete Unrecht an, so muss der Sieger der Vernunft des Naturgesetzes folgen und den Kriegszustand beenden. Beide Parteien verfügen nun wieder über die absolute Freiheit, die dem Naturzustand innewohnt.


Der Historiker [[David Brion Davis]] sieht in Locke den letzten großen Philosophen, der die absolute und immerwährende Sklaverei zu rechtfertigen versucht.<ref>Domenico Losurdo: ''Freiheit als Privileg – Eine Gegengeschichte des Liberalismus'', Papyrossa, 2010, S. 12.</ref>
Der BÖLW fördert die Entwicklung der ökologischen Lebensmittelwirtschaft und vertritt die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder in Politik und Gesellschaft. Er hat sich daher zum Ziel gemacht, die allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für diese Wirtschaftsform zu verbessern sowie im Besonderen die Qualitätssicherung für ökologische Produkte zu verfolgen und das Vertrauen der Verbraucher in ebendiese Produkte zu stärken.<ref>Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)- Ziele: [http://www.boelw.de/ziele.html boelw.de]</ref>


==== Eigentum ====
Alle in Deutschland ansässigen Anbauverbände sind Mitglied im BÖLW<ref>Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) – Mitglieder: [http://www.boelw.de/boelw-mitglieder.html boelw.de]</ref>, daneben ist der BÖLW selbst Mitglied im IFOAM.<ref name="iofamdir" />
===== Arbeitstheorie: Aneignung der Natur =====
Die Argumentation Lockes zum Eigentum verläuft zweistufig. In der ersten Stufe, der Arbeitstheorie, begründet er, wie Menschen überhaupt rechtmäßig Privateigentum erwerben können. Im ersten Schritt widerspricht er der [[Absolutismus|absolutistischen]] These, die nur dem König legitime Eigentumsrechte zubilligt. Sie lautet, dass die Welt [[Adam und Eva|Adam]], [[Noach]] und dann ihren Nachfahren, den Königen gegeben worden sei, um über sie zu herrschen. Nach Locke gab Gott die Natur allen Menschen gemeinsam (siehe [[1. Mose]]), begründungsbedürftig ist vielmehr, dass Einzelne sich Privateigentum aneignen können und damit den anderen Menschen Zugriff auf diesen Teil der Natur verwehren.


Das Eigentum rechtfertige sich aus dem [[Selbsterhaltungsrecht]]: Der Mensch sei folgend dem Freiheits- und Selbstbestimmungsrecht nicht nur Eigentümer seiner selbst und damit seiner [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]], sondern auch berechtigt, der Natur ein angemessenes Stück zu entnehmen, um sich selbst zu erhalten.
=== Ökologische Produktion nach EU-Kriterien ===
{{Zitat-en|''natural reason … tells us, that Men, being once born, have a right to their Preservation, and consequently to Meat and Drink, and such other things, as Nature affords for their subsistence''|Übersetzung=die natürliche Vernunft … sagt, dass die Menschen, nachdem sie einmal geboren sind, ein Recht haben auf ihre Erhaltung und somit auf Speise und Trank und alle anderen Dinge, die die Natur für ihren Unterhalt hervorbringt.|II, § 25 ([[s:en:Two Treatises of Government/The Second Treatise of Government: An Essay Concerning the True Origin, Extent, and End of Civil Government#Chap. V. Of Property.|online]])}}
Bis Anfang der 1990er Jahre gab es nur wenige ökologisch wirtschaftende Betriebe, die sich nicht einem der Anbauverbände angeschlossen hatten. Ab Inkrafttreten der EG-Öko-VO 1991 gab es für Betriebe die Möglichkeit, außerhalb der Verbände nach anerkannten, ökologischen Richtlinien zu produzieren. Dies sowie der Ausbau von Förderprogrammen seitens des Bundes ließ die Zahl der verbandsungebundenen Betriebe sprunghaft anwachsen.<ref>Vgl. Willer, S. 86</ref> Somit gibt es eine stetig wachsende Menge von Betrieben, die ausschließlich nach den in der EG-Öko-VO festgelegten Kriterien wirtschaften.<ref>Vgl. Willer, S. 81</ref>


Durch die Vermischung der Natur, die noch allen gehört, mit der eigenen Arbeit, die dem Individuum selbst gehört, ist der Mensch zur [[Aneignung (Philosophie)|Aneignung]] dieses Teils der Natur berechtigt. Er selbst gibt als Beispiel die Aneignung eines vom Baum gefallenen Stückes Obst: Es gehört dem, der es aufgehoben hat, weil er es durch das Aufheben mit seiner Arbeit vermischt hat:
==== Zugelassene Pflanzenschutzmittel ====
Gemäß der Durchführungsverordnung (EG) Nr. 889/2008 dürfen in der ökologischen Produktion nur die dort genannten Mittel und unter bestimmten Verwendungsvorschriften zum Pflanzenschutz verwendet werden.<ref>[http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32008R0889&from=EN Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission] vom 5. September 2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der ökologischen/biologischen Produktion, Kennzeichnung und Kontrolle</ref> Die Durchführungsverordnung (EU) 2016/673 der Kommission aktualisierte diese Liste, welche die folgenden Substanzen enthält: [[Azadirachtin]] aus ''[[Azadirachta indica]]'' (Neembaum), [[Bienenwachs]], bestimmte [[Grundstoff]]e, hydrolysiertes [[Protein|Eiweiß]] (ausgenommen [[Gelatine]]), [[Laminarin]], [[Pheromone]], [[Pflanzenöl]]e, [[Pyrethrine]] aus ''[[Tanacetum cinerariifolium]]'', die [[Pyrethroide]] [[Deltamethrin]] und [[Lambda-Cyhalothrin]] (nur als Lockmittel in Fallen gegen die Mittelmeer- und Olivenfruchtfliege), [[Quassia]] aus ''[[Quassia amara]]'', [[Repellent]]s tierischen oder pflanzlichen Ursprungs/[[Schafsfett]], [[Mikroorganismen]], [[Spinosad]], [[Aluminiumsilikat]] (Kaolin), [[Calciumhydroxid]], [[Kohlendioxid]], Kupferverbindungen in Form von: [[Kupfer(II)-hydroxid|Kupferhydroxid]], [[Kupferoxychlorid]], [[Kupfer(I)-oxid|Kupferoxid]], [[Bordeauxbrühe]] (Kupferkalkbrühe) und tribasischem [[Kupfersulfat]] (3 Cu(OH)<sub>2</sub>·CuSO<sub>4</sub>), [[Ethylen]], [[Fettsäuren]], [[Eisen(III)-phosphat]], [[Kieselgur]] (Diatomeenerde), [[Schwefelkalk]] (Calciumpolysulfid), [[Paraffinöl]], [[Kaliumhydrogencarbonat]] (Kaliumbicarbonat), [[Quarzsand]] und [[Schwefel]].<ref>[http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32016R0673&from=en Durchführungsverordnung (EU) 2016/673 der Kommission] vom 29. April 2016 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der ökologischen/biologischen Produktion, Kennzeichnung und Kontrolle</ref>


{{Zitat-en|''The labour that was mine, removing them out of that common state they were in, hath fixed my Property in them.''|Übersetzung=Meine Arbeit, die sie dem gemeinen Zustand, in dem sie sich befanden, enthoben hat, hat mein Eigentum an ihnen bestimmt.|II, § 28 ([[s:en:Two Treatises of Government/The Second Treatise of Government: An Essay Concerning the True Origin, Extent, and End of Civil Government#Chap. V. Of Property.|online]])}}
== Sparten der ökologischen Landwirtschaft ==
=== Ökologische Pflanzenproduktion ===
[[Datei:Biologische Gemüseproduktion im Treibhaus Niederösterreich 2012.jpeg|mini|Ökologischer Gemüsebau im Folientunnel]]
[[Datei:Organic-agriculture biocontrol-cotton polistes-wasp.JPG|mini|Biologische Schädlingsbekämpfung: Polistes-Wespe auf der Suche nach [[Baumwolle|Baumwoll]][[schädling]]en auf einer Farm in [[South Carolina]]]]


An dieser Stelle der Argumentation greift Locke auf ältere Theoretiker des Privateigentums wie [[Hugo Grotius]] oder [[Samuel von Pufendorf]] zurück. Das Eigentum ist bei Locke zunächst durch mehrere Einschränkungen begrenzt: Man darf der Natur nicht mehr entnehmen, als man selbst verbrauchen kann. Andere Menschen müssen ebenfalls genug von der gemeinsam gegebenen Natur zurückbehalten, um selbst überleben zu können.
Bei der ökologischen [[Pflanzenbau|Pflanzenproduktion]] wird auf [[Monokultur]]en und den Einsatz chemischer Syntheseprodukte, wie [[Fungizid]]e, [[Herbizid]]e und [[Insektizid]]e, [[Kunstdünger]], Wachstumsregulatoren und [[Antibiotikum|Antibiotika]] sowie [[Gentechnik|gentechnisch]] veränderter Mittel und Produkte verzichtet. Stattdessen werden dem Boden nur durch [[Mist]]- oder [[Gülle]]gaben und [[Gründüngung]] möglichst aus eigenen Mitteln Nährstoffe zugeführt und ökologische Verfahren zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung genutzt (''mechanisch'' durch gezieltes [[Hackstriegel|Striegeln]] oder ''thermisch'' durch [[Abflammen (Landwirtschaft)|Abflammen]]). Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ist stark eingeschränkt. Neben Pflanzenpräparaten (wie Brennnesseljauche, Schachtelhalm-, Wermut-, Algenextrakte), [[Pyrethrum]]extrakt (ohne chemisch-synthetische Pyrethroide) oder Ölemulsion auf der Basis von Paraffinölen, Pflanzenölen oder tierischen Ölen (ohne Beimischung chemisch-synthetischer Insektizide) sind für manche Einsatzgebiete in begrenztem Umfang genau definierte anorganische Schutzmittel (etwa bestimmte Kupfersalze als Saatgutbeizmittel oder Netzschwefel als Fungizid) zugelassen.<ref>Österreichisches Lebensmittelbuch (Codex alimentarius austriacus)</ref> Zur Vermeidung von Krankheiten und Schädlingen werden bevorzugt bewährte und robuste Sorten angepflanzt. Falls nötig und wenn möglich, wird auf Methoden der [[Biologische Schädlingsbekämpfung|biologischen Schädlingsbekämpfung]] zurückgegriffen.


Vor allem der erstgenannte Punkt ist seines Erachtens wichtig. Es ist verboten, sich Früchte der Natur anzueignen und sie dann, im ursprünglichen Sinn des Wortes, verderben zu lassen:
Der Einsatz von erdlosen Pflanzensubstraten ([[Gewächshaus#Hors-sol-Produktion|Hors-sol-Produktion]]) ist in der ökologischen Landwirtschaft ''nicht'' strikt untersagt. Ausnahmen gibt es für Pilze, Jungpflanzen, Zierpflanzen und Topfkräuter. In Schweden, Finnland und Dänemark wird die [[Verordnung (EG) Nr. 834/2007 (Öko-Verordnung)|EU-Öko-Verordnung]] so ausgelegt, dass erdfreie Produktion mit natürlichen Substraten auch für den Gemüsebau zulässig ist. In Kanada und den USA, deren Biostandards von der [[Europäische Union|EU]] als gleichwertig anerkannt wurden, müssen Biopflanzen ebenfalls nicht im Boden wachsen. (Stand: 2012)<ref>[http://www.ifoam-eu.org/sites/default/files/page/files/ifoameu_reg_regulation_dossier_201204_de.pdf ''Die Europäischen Öko-Verordnungen''.] (PDF) [[Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen|IFOAM]] EU, 2012, Abschnitt „4.6. Aussichten für neue europäische Vorschriften für Gewächshäuser“</ref>
{{Zitat-en|''As much as any one can make use of to any advantage of life before it spoils, so much he may by his labour fix a Property in: Whatever is beyond this, is more than his share, and belongs to others. Nothing was made by God for Man to spoil or destroy.''|Übersetzung=So viel, als ein jeder zu irgendwelchem Vorteil für sein Leben nutzen kann, bevor es verdirbt, darf er sich zu seinem Eigentum machen. Was darüber hinausgeht, ist mehr als ihm zusteht, und gehört den anderen. Nichts wurde von Gott geschaffen, um zerstört zu werden.|II, § 31 ([[s:en:Two Treatises of Government/The Second Treatise of Government: An Essay Concerning the True Origin, Extent, and End of Civil Government#Chap. V. Of Property.|online]])}}


===== Geldtheorie: Ansammlung von Eigentum =====
Mittels spezieller Anbaumethoden wie [[Ackerbau#Ecofarming|Ecofarming]] oder [[Permakultur]] wird teilweise versucht, sich im Kulturanbau den Wachstumsmustern der Natur zu nähern, um mit möglichst geringem Fremdmitteleinsatz, etwa durch [[Bodenbearbeitung#Pfluglose Bodenbearbeitung|pfluglose Bodenbearbeitung]] zur Schonung der Bodenlebewesen, einen möglichst hohen Ernteertrag zu erzielen.
In der zweiten Stufe, seiner Geldtheorie, legt er dar, wie die ursprüngliche, auf [[Subsistenz]] beruhende Eigentumsordnung rechtmäßig in eine [[Kapitalismus|kapitalistisch]] geprägte Eigentumsordnung übergehen kann: Es ist erlaubt, verderbliche Gaben der Natur gegen weniger verderbliche einzutauschen, also beispielsweise Äpfel gegen Nüsse. Man darf mehr Nüsse besitzen, als man aktuell braucht, solange diese nicht verderben. Über diesen Zwischenschritt erlaubt er, Naturprodukte, die man sich angeeignet hat, gegen Geld, das heißt Gold oder Silber zu tauschen:
{{Zitat-en|''if he would give his nuts for a piece of metal, pleased with its color, or exchange his sheep for shells, or wool for a sparkling pebble or diamond, and keep those by him all his life, he invaded not the right of others, he might heap up as much of the durable things as he pleased; the exceeding of the bounds of his property not lying in the largeness of his possessions, but the perishing of any thing uselessly in it.''|Übersetzung=Gab er dann auch Nüsse für ein Stück Metall, dessen Farbe ihm gefiel, tauschte er seine Schafe gegen Muscheln ein oder Wolle gegen einen funkelnden Kiesel oder Diamanten, um sie sein ganzes Leben bei sich zu tragen zu können, so griff er nicht in die Rechte anderer ein, mochte er von diesen beständigen Dingen auch so viel anhäufen wie er wollte. Er überschritt die Grenzen rechtmäßigen Eigentums nicht durch Vergrößerung seines Besitzes, sondern dann, wenn irgend etwas ungenutzt umkam.|II, § 46 ([[s:en:Two Treatises of Government/The Second Treatise of Government: An Essay Concerning the True Origin, Extent, and End of Civil Government#Chap. V. Of Property.|online]])}}


Dies allerdings ist bei Locke kein Recht im eigentlichen Sinn, sondern entsteht durch menschliche Übereinkunft und Akzeptanz. Da Geld nicht verdirbt, darf man sich davon so viel aneignen, wie man will und kann. Damit umgeht Locke die im älteren Naturrecht entwickelte und aufrechterhaltene Schranke für das private Eigentum, ohne sie zu verletzen. Die naturrechtliche Beschränkung, dass nichts verderben darf, bleibt formal anerkannt, faktisch darf man sich aber „unendlichen“ Reichtum aufhäufen, da Geld nicht verdirbt.
=== Ökologische Tierzucht und Tierhaltung ===
Die ökologischen Erwägungen begannen bei der Agrarwirtschaft, nach und nach wurden die Vorgaben auf die [[Zucht|Tierzucht]] und [[Tierhaltung]] übertragen.
Seit dem 1. Januar 2009 gilt die EU-Bioverordnung,<ref name="Artikel14">{{EUR-Lex-Rechtsakt|reihe=L|jahr=2007|amtsblattnummer=189|anfangsseite=1|endseite=23|format=PDF|titel=Amtsblatt der Europäischen Union, Artikel 14, Krankheitsvorsorge und tierärztliche Behandlung}}</ref> worin die Prinzipien und spezifischen Kontrollmaßnahmen zur ökologischen Erzeugung von [[Fleisch]] und weiterverarbeiteten Tierprodukten enthalten sind. Die Einbeziehung der Tierhaltung in die ökologische Landwirtschaft wurde durch den Druck der [[Verbraucher]] begünstigt, die ihrerseits durch die vielen alarmierenden Meldungen über Krankheiten und sonstige gesundheitsschädliche Vorgänge in der [[Nahrungsmittelindustrie]] aufgeschreckt wurden. Außerdem können Abfälle aus der Pflanzenproduktion durch Tierhaltung besser verwertet werden (Kreislaufwirtschaft).


==== Gesellschaftsvertrag und Regierung ====
Die ökologische Viehwirtschaft basiert auf [[Artgerechte Haltung|artgerechter Haltung]], der Bevorzugung ökologischer Vielfalt, der Bevorzugung von Rassen, die sich ihrem Umfeld am besten angepasst haben, und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten; zudem ist einheimischen Rassen bei gleichen Voraussetzungen Vorrang einzuräumen.
Da Menschen Eigentumswerte ansammeln, nehmen auch die Ungleichheiten in der Gesellschaft zu. Im ersten Stadium sind Menschen an das gebunden, was sie persönlich produzieren und konsumieren können, die Eigentumsverhältnisse werden relativ gleich bleiben. In der fortgeschrittenen Geldwirtschaft werden die Eigentumsunterschiede beträchtlich, was zu Neid, Streitereien und häufigeren Verstößen gegen das Naturrecht führt. In der Theorie kann jeder jemanden bestrafen, der gegen das natürliche Recht verstößt. In der Praxis wird es jedoch meist das Opfer sein, das die Strafe vollstreckt. Da die Strafe aber im Verhältnis zur Tat stehen sollte und das Opfer oft die Schwere des Vergehens überschätzt, kann es hier häufig zu Überreaktionen kommen. Durch übertriebene Strafen und darauf folgende Vergeltung kommt es zu Auseinandersetzungen bis hin zum Krieg. Laut Locke schließen sich die Menschen in diesem Moment zusammen, um den Vorgang abzubrechen und die eigenen Eigentumsrechte zu beschützen.
Es wird eine [[Extensive Landwirtschaft|extensive Produktionsform]] vorgeschrieben. Der Zukauf von [[Futtermittel]]n ist reglementiert, und die Verfütterung von [[Tiermehl]] war bereits vor dem, derzeit (Stand 2013) nur [[Aquafarm]]en ausnehmenden, seit 2001 geltenden EU-Verbot nicht gestattet. Ferner sind lange [[Tiertransport|Lebendtransporte]] von Schlachtvieh über große Distanzen nicht erlaubt, wobei in diesem Punkt signifikante Unterschiede zwischen EU-Öko-VO und den Anbaubetrieben bestehen. Der Absatz der Erzeugnisse findet nach Möglichkeit unter den Gesichtspunkten eines regionalen [[Wirtschaftskreislauf|Kreislaufs]] statt.


Locke baut auf die von [[Thomas Hobbes]] aufgebrachte Theorie vom [[Vertragstheorie|Gesellschaftsvertrag]] auf, wonach die Beziehung zwischen Volk und Regierung als Verhältnis einer freien bürgerlichen Eigentümergesellschaft verstanden wird. Dabei weitet er das [[Widerstandsrecht]] gegen die Regierung erheblich aus. Anders als bei Hobbes können Menschen bei Locke ihre Rechte, auch das auf Leben, ganz verwirken durch eine Tat ''that deserves Death'' (die den Tod verdient) (II, 23, I, 10).
Anfang 2008 haben einige Futtermittelhersteller die Gesellschaft für oekologische Tierernährung e.&nbsp;V. (GOETE) gegründet.<ref>Oekolandbau.de: [http://www.oekolandbau.de/service/nachrichten/detailansicht/meldung/gesellschaft-fuer-oekologische-tierernaehrung-e-v-goete-gegruendet/zurueck-zu/5/ Gesellschaft für oekologische Tierernährung e.&nbsp;V. – GOETE gegründet], 10. April 2008</ref>


Ausgehend von der Entwicklung des Gesellschaftsvertrages entwickelt Locke Maßstäbe, nach denen sich die Legitimität einer Regierung entscheiden lässt: Legitim sind Regierungen, welche die natürlich gegebenen Rechte des Menschen beschützen; illegitim diejenigen, die sie verletzen. Da eine illegitime Regierung danach keine Existenzberechtigung hat, ist es wiederum rechtmäßig, gegen eine solche Regierung zu rebellieren.
''Tierschutz''
* Die Bestimmungen schreiben Unterkünfte in genügender Größe, ausreichende Belüftung und Helligkeit vor. Die ökologische Viehzucht lehnt [[Massentierhaltung|Massenzuchtmethoden]] zur Ertragssteigerung, wie die Aufzucht von Tieren auf engstem Raum oder ständige Beleuchtung, ausdrücklich ab.
* Die Bewegungsfreiheit der Tiere muss in jedem Fall gewährleistet sein, und die natürlichen Aktiv- und Ruhephasen müssen respektiert werden.
* Die richtige Ernährung der Tiere basiert auf aus ökologischem Anbau stammenden Produkten. Tierproteine dürfen weder direkt noch als Beimischung im Futter gefüttert werden. Bei [[Säugetiere]]n ist die Einhaltung einer bestimmten Stillzeit vorgeschrieben.
* Um die Tiere gesund zu erhalten, soll gegen Infektionen und andere Krankheiten auf bestmögliche Weise vorgesorgt werden: Neben der Bevorzugung widerstandsfähiger Rassen müssen Faktoren wie ein an die [[Umweltbedingung]]en und baulichen Gegebenheiten angepasster Viehbestand und dessen ausgewogene Ernährung beachtet werden.
* Sollten sich trotz vorbeugender Maßnahmen Gesundheitsprobleme ergeben, werden umgehend Behandlungsmaßnahmen<ref name="Artikel14" /> eingeleitet, die die Anforderungen für Ökobetriebe erfüllen. Hierbei werden vorzugsweise pflanzliche oder [[Tierhomöopathie|homöopathische]] Mittel und Spurenelemente als [[Medikament]]e eingesetzt und der Gebrauch von synthetischen Chemieprodukten oder [[Antibiotika]] weitestgehend eingeschränkt. Letztgenannte Mittel dürfen in keinem Fall zu Vorbeugungszwecken eingesetzt werden.
* Ausdrücklich verboten ist jede Form von [[Wachstumsförderer|wachstumsfördernden oder ertragssteigernden Mitteln]] (z.&nbsp;B. [[Hormone]]). Außerdem werden Techniken abgelehnt, die der [[Synchronisierung]] der [[Fruchtbarkeitszyklus|Fruchtbarkeitszyklen]] auf unnatürlichem Wege dienen, sowie die Übertragung von Embryos und gentechnische Veränderungen.
* Zudem gibt es Vorschriften über den richtigen Transport der Tiere: der Stress für die Tiere muss auf ein Minimum reduziert werden; Beruhigungsmittel für die Transportdauer sind verboten.
Die einzelnen Anbauverbände und Markenfleischprogramme unter den verschiedenen Öko- und Bio-Siegeln unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten deutlich voneinander, besonders hinsichtlich Verbot oder Zulassung betäubungsloser [[Kastration#Tier|Kastrationen]] und [[Enthornung]]en der Tiere.<ref>[[PROVIEH]] – VgtM e.&nbsp;V.: ''Einkaufshilfe.Durchblick bei Öko-Siegeln und Bio-Marken''. Heikendorf b. Kiel, 2006</ref>


==== Gewaltenteilung ====
=== Ökolandbau und Biogas ===
Noch vor [[Charles de Secondat, Baron de Montesquieu|Charles de Montesquieu]] entwickelt Locke innerhalb der zweiten Abhandlung über die Regierung (und zwar im 12. bis 14. Kapitel) eine Theorie der [[Gewaltenteilung]]. Er sieht zwei bereits im Naturzustand dem Einzelnen zugeschriebene, durch den Gesellschaftsvertrag aber abgegebene Gewalten, und zwar die [[Exekutive]] und die [[Föderative]]. Im Staat kommen die [[Legislative]] und die [[Prärogative]] hinzu. Unter Föderative versteht Locke die Gewalt, die Entscheidungen über Bündnisse und damit über Krieg und Frieden trifft, unter Prärogative eine der Exekutive zugeordnete Gewalt, die auch außerhalb des Gesetzes nach eigener Entscheidung für das öffentliche Wohl handelt.
Derzeit gibt es bundesweit schätzungsweise 180 Biogasanlagen, die von Betrieben des ökologischen Landbaus betrieben werden. Anders als bei konventionell wirtschaftenden Betrieben mit Biogasanlagen spielt der Mais als Energiepflanze für die Ökolandwirte nur eine recht geringe Rolle. Wichtiger sind hingegen Kleegras und Reststoffe wie Gülle und Mist. Der Ökolandbau bietet auch Anregungen für konventionell arbeitende Betriebe, was beispielsweise den Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten oder den gleichzeitigen Anbau mehrerer Pflanzen betrifft. So können konventionelle Betriebe für ihren Energiepflanzenanbau von den Erfahrungen der Ökobetriebe profitieren.<ref>[http://www.unendlich-viel-energie.de/media/file/290.RenewsKompakt_Biogas_und_Oekolandbau_feb14.pdf Hintergrundpapier: ''Biogas und Ökolandbau''] (PDF) [[Agentur für Erneuerbare Energien]]</ref>


==== Entstehung und Rezeption der Zwei Abhandlungen ====
== Zu weiteren Themen siehe auch ==
Zwar hatte Locke den ''[[Leviathan (Thomas Hobbes)|Leviathan]]'' Thomas Hobbes' wahrscheinlich gelesen – es lassen sich in den ''Zwei Abhandlungen'' implizite Hinweise darauf finden –, vor allem aber war sein Buch als Erwiderung auf [[Robert Filmer]]s ''Patriarcha, or the Natural Power of Kings'' konzipiert. Da die ersten Auflagen zahlreiche Druckfehler enthalten, die von Locke angemahnt wurden, ist es schwer, von einer Originalversion auszugehen. Allgemein wird heute die 4. Auflage als autorisierte Version angesehen.
* {{WikipediaDE|Ökologische Landwirtschaft}}
 
Lockes [[Staatstheorie]] hat die [[Amerikanische Unabhängigkeitserklärung]] 1776, den [[Französische Verfassung (1791)|französischen Verfassungsentwurf von 1791]] sowie die gesamte Entwicklung des bürgerlich-liberalen Verfassungsstaates bis in die Gegenwart maßgeblich beeinflusst. Die Einleitung der Unabhängigkeitserklärung baut direkt auf Locke auf:
 
{{Zitat-en|''We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. – That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, – That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it''|Übersetzung=Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volkes ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen}}
 
Wie Locke leitet die Unabhängigkeitserklärung die allgemeinen Menschen- und demokratischen Bürgerrechte aus dem biblischen Schöpfungsglauben ab. Sie sind theonomes, d.&nbsp;h. Gottesrecht betreffendes Gedankengut.<ref>W.Wertenbruch: ''Menschenrechte''. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band IV, Spalte 869</ref> Die Trias ''Life, Liberty and the pursuit of happiness'' ist eine literarisch adaptierte Version von Lockes Naturrechten auf ''Life, Health, Liberty and Property'', wobei in den ersten Entwürfen ''Property'' auch wörtlich im Text stand und Thomas Jefferson es erst später durch das weniger eindeutige ''Pursuit of Happiness'' ersetzte.
 
Neben den revolutionären Politikern der damaligen Zeit beeinflusste Locke aber auch die Entwicklung der [[Politische Theorie|politischen Theorie]] maßgeblich: die von ihm zugrunde gelegten Naturrechte sind bis heute Kernbestand des [[Liberalismus]]. Ebenso lassen sich mit seinen Abhandlungen sämtliche Konzeptionen des Minimalstaats begründen, die Eingriffe der Regierung in das Leben der Menschen nur zu eng definierten Zwecken zulassen.
 
Die akademische Diskussion um seine Staatstheorie beeinflussten besonders [[Leo Strauss]] (1953) und [[C. B. Macpherson]] (1962). Für Strauss und seine Anhänger hat Lockes Theorie große Ähnlichkeiten mit der Thomas Hobbes. Locke habe lediglich seine Ansätze für die damalige Zeit sozial akzeptabler formuliert. Macpherson legt eine [[Marxismus|marxistisch]] geprägte Interpretation vor, die Locke als Apologeten des Kapitalismus sieht. Beide monieren, Lockes Werk legitimiere die unbegrenzte Eigentumsanhäufung des sich abzeichnenden Kapitalismus. Die Einschränkungen, die er macht, seien nur oberflächlich und letztlich bedeutungslos.
 
Andere wie [[James Tully (Politikwissenschaftler)|James Tully]] interpretieren das Werk fast gegenteilig: Demnach machten das Geld und die damit verbundene Anhäufung von Reichtum sowie die darauf beruhenden Ungleichheiten die Loslösung aus dem Naturzustand notwendig. Die Einführung einer Staatsgewalt auf der Grundlage eines Gesellschaftsvertrags verhinderte den Niedergang der Menschheit.
 
Während Locke in seiner Arbeit mit Hilfe der Geldtheorie die Verschwendungseinschränkung des Eigentums aushebelt, geht er darauf, dass jedem Menschen genug zum Überleben bleiben muss, nur knapp ein. Zu Lockes Zeiten handelte es sich dabei um kein gravierendes Problem, da mit dem neu entdeckten Amerika scheinbar unbegrenzte natürliche Schätze zur Verfügung standen. Heute, nachdem es kein Land mehr auf der Erde gibt, das nicht von jemand beansprucht wird, beschäftigt sich ein großer Teil der wissenschaftlichen Diskussion damit, wie diese Begrenzung der Ressourcen zu interpretieren ist und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|John Locke}}
* {{WikipediaDE|Ökologische Landwirtschaft}}
* {{WikipediaDE|Traditionelle Wirtschaftsform}}
* {{WikipediaDE|Biologisch-dynamische Landwirtschaft}}
* {{WikipediaDE|Biologisch-vegane Landwirtschaft}}
* {{WikipediaDE|Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen}}
* {{WikipediaDE|Ökolandbau-Forschung}}
* {{WikipediaDE|Agroökologie}}


== Werke und Ausgaben ==
== Filme ==
=== Werke (Auswahl) ===
* YouTube-Kanal des Forschungsinstituts für biologischen Landbau: Die Geschichte des Biolandbaus in der Schweiz; Teil [https://www.youtube.com/watch?v=ssS0FfHdaQk 1] und [https://www.youtube.com/watch?v=yewEshBah9c 2]
* ''Epistola de tolerantia (A Letter Concerning Toleration)'', 1689 ''(Brief über die Toleranz)''
* ''An Essay Concerning Humane Understanding'', 1690 ''(Ein Versuch über den menschlichen Verstand)''
* ''The Second Treatise of Civil Government'', 1690 ''([[Wikipedia:Zwei Abhandlungen über die Regierung|Zweite Abhandlung über die Regierung]])''
* ''Some Considerations of the Consequences of the Lowering of Interest, an the Raising of the Value of Money'', 1692, 5. Aufl. 1705
* ''Some Thoughts Concerning Education'', 1693 ''(Gedanken über Erziehung)''
* ''The Reasonableness of Christianity as Deliver’d in the Scriptures'', 1695
* ''Of the Conduct of the Understanding'', 1706
 
=== Werkausgabe ===
mit einer Reihe nachgelassener Manuskripte:
* ''The Works'', I–III, London 1704, I–X, 11. Aufl. 1812, (new ed. corrected) 1823 (Nachdruck Aalen 1963)
 
=== Deutsche Textausgaben ===
* ''A Letter concerning Toleration''
** ''Ein Brief über Toleranz'' (englisch-deutsch), übersetzt, eingeleitet und in Anmerkungen erläutert von Julius Ebbinghaus, Meiner, Hamburg 1996, ISBN 978-3-7873-1143-9.
* ''An Essay concerning Humane Understanding''
** ''Versuch über den menschlichen Verstand'' in vier Büchern, Bd. 1., Buch I und II, 5. Auflage, Meiner, Hamburg 2000, ISBN 978-3-7873-1555-0, Bd. 2., Buch III und IV, 3. Auflage, Meiner, Hamburg 1988. ISBN 978-3-7873-0931-3.
* ''The Second Treatise of Civil Government''
** ''Über die Regierung'' (The second treatise of government), übersetzt von Dorothee Tidow. Mit einem Nachwort hrsg. von Peter Cornelius Mayer-Tasch, Reclam, Stuttgart 1974, ISBN 3-15-009691-X.
** ''Zwei Abhandlungen über die Regierung'', übersetzt von Hans Jörn Hoffmann, hrsg. und eingeleitet von Walter Euchner, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-27813-4.
* ''Some Thoughts Concerning Education''
** ''Gedanken über Erziehung'', übersetzt, Anmerkungen und Nachwort von Heinz Wohlers, Reclam, Stuttgart 1990, ISBN 3-15-006147-4.
* ''Of the Conduct of the Understanding''
** ''Die Leitung des Verstandes'', übersetzt von Jürgen Bona Meyer, Hrsg. von Klaus H. Fischer, Wissenschaftlicher Verlag, Schutterwald, 1999, ISBN 978-3-928640-61-9.
** ''Über den richtigen Gebrauch des Verstandes'', übersetzt von Otto Martin, Meiner, Leipzig 1920; unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1920, Meiner, Hamburg 1978, ISBN 3-7873-0434-7.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Peter R. Anstey (Hrsg.): ''The philosophy of John Locke. New perspectives''. Routledge, London 2003, ISBN 0-415-31446-1
* Julie Guthman: ''Agrarian Dreams: The Paradox of Organic Farming in California.'' University of California Press, Berkeley und London 2004, ISBN 978-0-520-24094-0.
* Michael R. Ayers: ''Locke. Epistemology & Ontology''. Routledge, London 1991, ISBN 0-415-10030-5
* Norbert Knauer: ''Ökologie und Landwirtschaft.'' Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-4094-2.
* Manfred Brocker: ''Die Grundlegung des liberalen Verfassungsstaates. Von den Levellern zu John Locke''. Alber, Freiburg im Breisgau / München 1995, ISBN 3-495-47807-8 (Dissertation Universität Köln, 1993, 327 Seiten, 21 cm).
* Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: ''Auf ökologischen Landbau umstellen.'' Düsseldorf 2003.
* Walter Euchner: ''Naturrecht und Politik bei John Locke''. Suhrkamp Taschenbücher Wissenschaft 280, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-518-07880-1 (Frankfurt am Main 1967; Dissertation Universität Frankfurt am Main 31. Mai 1967, 308 Seiten, 8 / Buchhandel: Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main, 1969, VIII, 316 Seiten
* Gerhardt Preuschen: ''Ackerbaulehre nach ökologischen Gesetzen''. 2. Auflage. Müller, Karlsruhe 1994, ISBN 3-7880-9873-2.
* Walter Euchner: ''John Locke zur Einführung''. 3., ergänzte Auflage. Junius, Hamburg 2011, ISBN 978-3-88506-600-2.
* Stiftung Ökologie & Landbau (Hrsg.): Zeitschrift Ökologie & Landbau. oekom, München
* Francesca Falk: ''Postkoloniale Perspektiven auf die politische Philosophie. Thomas Hobbes' horror vacui und John Lockes leeres Land'' (= ''Tierische (Ge)Fährten. Historische Anthropologie'', 2011. 19, 2 Seiten, 292–310; = ''Eine gestische Geschichte der Grenze. Wie der Liberalismus an der Grenze an seine Grenzen kommt'', Fink, Paderborn 2011 (17. August 2011), ISBN 978-3-7705-5202-3 (Dissertation [2009], 192 Seiten, 22 cm)).
* Gunter Vogt: ''Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum.'' Ökologische Konzepte, Band 99. Stiftung Ökologie & Landbau, 2000, ISBN 3-934499-21-X.
* Eduard Fechtner: ''John Locke’s „Gedanken über Erziehung“'', Wissenschaftlicher Verlag, Schutterwald/Baden 2003, ISBN 978-3-928640-43-5.
* Helga Willer: ''Ökologischer Landbau in Europa – Perspektiven und Berichte aus den Ländern der Europäischen Union und den EFTA-Staaten.'' Bad Dürkheim 1998.
* Susanne Held: ''Eigentum und Herrschaft bei John Locke und Immanuel Kant: ein ideengeschichtlicher Vergleich'' (= ''Politica et ars,'' Band 10), Lit, Berlin / Münster 2006, ISBN 978-3-8258-9611-9 (Dissertation Universität Halle 2006, 310 Seiten, 24 cm).
* Rathke, Kopp, Betz: ''Ökologischer Landbau und Bioprodukte. Recht und Praxis'', 2. Auflage. Verlag C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60204-7.
* Franz-Josef Illhardt: ''Locke, John.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 860.
* Crawford B. Macpherson: ''Die politische Theorie des Besitzindividualismus. Von Hobbes zu Locke''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-27641-7.
* Leo Strauss: ''Naturrecht und Geschichte''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-518-27816-9.
* Udo Thiel: ''John Locke, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten'', Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990, ISBN 3-499-50450-2.
* James Tully: ''A discourse on property. John Locke and his adversaries''. Cambridge University Press, Cambridge 1982, ISBN 0-521-22830-1.
* Jeremy Waldron: ''God, Locke, and Equality. Christian foundations of John Locke’s political thought''. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 0-521-89057-8.
* Roger Woolhouse: ''Locke: A Biography'', Cambridge University Press, Cambridge [u.&nbsp;a.] 2009, ISBN 978-0-521-74880-3.
* Michael P. Zuckert: ''Launching liberalism. On Lockean political philosophy''. University Press of Kansas, Lawrence, Kansas 2002, ISBN 0-7006-1174-6
* ''Locke Studies. An annual journal of Locke research''. Lancaster University, Esrick, York 1. Jg. (2002) ff. [Vorgänger: ''The Locke newsletter'']


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Commons|Organic farming|Ökologische Landwirtschaft}}
{{Wikisource|en:Author:John Locke|John Locke (englisch)}}
* [http://www.oekolandbau.de/ Informationsportal zum Ökolandbau] der ''Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung'', Bonn
{{Wikisource}}
* [http://ec.europa.eu/agriculture/organic/home_de Portal der ''Europäischen Kommission'' zum Ökologischen Landbau]
{{Wikiquote}}
* [http://www.bundesprogramm-oekolandbau.de/ Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft] in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bonn
* [http://www.libraries.psu.edu/tas/locke/index.html#toc Bibliografie zu John Locke mit etwa 9.000 Titeln] (englisch)
* [http://oekologischerlandbau.jki.bund.de/ Themenportal Ökologischer Landbau vom Julius-Kühn-Institut]
* [http://www.lonang.com/exlibris/locke/ ''Two Treatises of Government'']
* [http://www.fao.org/organicag/oa-home/en/ Organic Agriculture] Informationen der FAO (englisch)
* [http://www.geist-oder-materie.de/Philosophie/englische_Phil_/Locke/locke.html Eintrag] in Geist oder Materie
* [https://www.oekolandbau.de/verbraucher/demonstrationsbetriebe/demobetriebe-im-portraet Netzwerk ''Demonstrationsbetriebe ökologischer Landbau'']
* [http://oll.libertyfund.org/index.php?option=com_staticxt&staticfile=show.php&title=1725 The Works of John Locke in Nine Volumes (1824)] (engl. Primärtexte)
* {{Webarchiv|url=http://www.cne.org/pub_pdf/monatsmag/2004_11_00_monatsmag.pdf|wayback=20070928151834|text=Artikel im CNE-Monatsmagazin}} (PDF-Datei; 627 kB)
* [http://jobo72.wordpress.com/2013/03/08/john-locke-eine-einfuhrung-zu-leben-und-werk/ John Locke. Eine Einführung zu Leben und Werk] von Dr. J. Bordat (PDF)
* [http://www-neu.uni-trier.de/index.php?id=16424 Rechtshistorischer Podcast, Folge 8]
* [http://www.digitallockeproject.nl/ Digital Locke Project], Texte von John Locke
* „Zwei Abhandlungen über Regierung“ [http://www.welcker-online.de/Links/link_962.html online]
* Jürgen Court: [http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?tx_gbwbphilosophie_main%5Bentry%5D=31&tx_gbwbphilosophie_main%5Baction%5D=show&tx_gbwbphilosophie_main%5Bcontroller%5D=Lexicon&no_cache=1 Artikel „John Locke“] im UTB-Online-Wörterbuch Philosophie


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 1. Februar 2018, 14:54 Uhr

Biobauernhof Schloßbauer Hafning bei Trofaiach in Österreich

Die Begriffe ökologische Landwirtschaft, biologische Landwirtschaft, organische Landwirtschaft, Ökolandbau oder alternative Landwirtschaft bezeichnen die Herstellung von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf der Grundlage bestimmter Produktionsmethoden, die eine umweltschonende Produktion sowie artgerechte Haltung von Tieren ermöglichen sollen. Die ökologische Landwirtschaft verzichtet weitgehend auf den Einsatz synthetischer Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger. Der Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen ist generell nicht gestattet.

Die ökologische Landwirtschaft ist laut einer 2017 veröffentlichten Meta-Analyse europäischer Daten generell umweltfreundlicher pro Flächeneinheit als konventionelle Landwirtschaft. In Kombination mit dem Verzicht auf Kraftfutter, einer entsprechenden Reduktion des Konsums tierischer Produkte und mit der Reduktion von Nahrungsmittelabfällen kann der Biolandbau eine wichtige Rolle in einem nachhaltigen Ernährungssystem spielen. Dabei wäre die Ernährung der Weltbevölkerung auch bei über 9 Milliarden im Jahre 2050 gesichert, der Landverbrauch würde nicht zunehmen, die Treibhausgasemissionen würden vermindert und die negativen Auswirkungen des heutigen intensiven Ernährungssystems wie große Stickstoffüberschüsse oder hohe Pestizidbelastung würden stark reduziert werden. Die Umstellung auf Biolandbau bei sonst gleichbleibenden Konsummustern würde hingegen zu einem erhöhten Flächenverbrauch führen.[1]

2015 wurden weltweit 50,9 Millionen Hektar, etwas mehr als ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, ökologisch bewirtschaftet, dies sind 18 % mehr als noch 2013[2]. Flächenbezogen ist der Anteil der ökologischen Landwirtschaft in Österreich (19,5 %) und Liechtenstein (31 %) am höchsten.[3]

Grundlegendes zu alternativen Landwirtschaftsformen

Abgrenzung

Im Unterschied zur konventionellen Landwirtschaft ist die ökologische oder biologische Landwirtschaft rechtlich verpflichtet, im Ackerbau unter anderem auf synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und Grüne Gentechnik weitgehend zu verzichten. Die ökologische Viehzucht unterliegt strengeren Auflagen als die konventionelle, wie dem Verbot einzelner Futtermittel und höheren Mindestanforderungen im Platzangebot für Tiere. Die integrierte Landwirtschaft hat wie die ökologische einen gegenüber der konventionellen Produktion erhöhten Anspruch, umweltschonend zu wirtschaften, allerdings gelten dafür andere rechtliche Grundlagen.

Bioprodukte

Vorlage:Staatslastig Bei Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft spricht man von „Bio-Lebensmitteln“. In der Europäischen Union ist der Begriff Bio-Lebensmittel gesetzlich definiert. Nur Produkte, die die gesetzlichen Kriterien erfüllen, dürfen als „Bio“ bezeichnet und mit einem Bio-Siegel versehen werden.

Unterschiede im Genusswert und in gesundheitlichen Wirkungen zwischen konventionell hergestellten und Bio-Lebensmitteln waren Gegenstand zahlreicher Studien. Untersuchungen über den Genusswert kamen zu keinen eindeutigen Ergebnissen – in manchen Fällen erhielten ökologische, in anderen konventionelle Produkte bessere durchschnittliche Geschmacksbeurteilung. Meist wiesen Bio-Lebensmittel weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Cadmium und höhere Gehalte von einigen potentiell gesundheitsfördernden sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, zum Beispiel Antioxidantien, auf. Für eine tatsächliche Gesundheitswirkung und damit gesundheitliche Vorteile des Konsums von Bio-Lebensmitteln gibt es bislang keine klaren Belege.[4]

Gekennzeichnet werden Bio-Lebensmittel in Deutschland verpflichtend durch Angabe der zuständigen Öko-Kontrollstelle, zusätzlich immer durch ein Bio-Siegel und häufig durch die Aufschrift aus kontrolliert biologischem Anbau, abgekürzt kbA. International ist die englische Bezeichnung organic üblich.

Folgeprodukte mit Zutaten aus ökologischem Anbau werden ohne Stoffe, die nach Gesetz als Geschmacksverstärker gelten, hergestellt. Es dürfen jedoch Zutaten verwendet werden, die von Natur aus reich an Geschmacksverstärkern sind. So kann Glutamat als Bestandteil von Hefeextrakt in einem Bio-Produkt verarbeitet werden.[5] Der Zusatz von Aromastoffen ist erlaubt, wenn es sich um natürliche Aromen handelt.

Globale Bedeutung

Öko-Anbaufläche nach Weltregionen 2000–2008

Laut dem IFOAM-Jahrbuch The World of Organic Agriculture 2015 ist die ökologisch bewirtschaftete Nutzfläche (Organic agricultural land) im Zeitraum 1999 bis 2013 von 11 auf 43,1 Mio Hektar angestiegen. Derzeit werden 1 % der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche von 2 Millionen Erzeugern ökologisch bewirtschaftet. Rund zwei Drittel der Fläche ist Grasland (27 Mio. ha), und auf knapp einem Fünftel werden Feldfrüchte angebaut (7,7 Mio. ha).[3]

Ozeanien verfügt mit 17,3 Mio. ha über die größten Flächen (Anteil 40 % an der globalen ökologisch bewirtschafteten Fläche). Der größte Teil davon befindet sich in Australien (17,2 Mio. ha). Das Land verfügt damit über die weltweit größte ökologisch bewirtschaftete Fläche eines Landes. Europa (11,5 Mio. ha) bewirtschaftet etwa ein Viertel und Lateinamerika (6,6 Mio. ha) 15 %. Asien verfügt über 3,4 Mio. ha (8 %), Nordamerika 3,0 Mio. ha (7 %) und Afrika 1,2 Mio. ha (3 %).[3]

Die Länder mit den weltweit höchsten Anteilen an der nationalen Anbaufläche sind die Falklandinseln (36,3 %), Liechtenstein (31,0 %) und Österreich (19,5 %).[3]

Der globale Bio-Markt hatte gemäß IFOAM im Jahr 2013 einen Umfang von 72 Milliarden US-Dollar, davon 31 Milliarden US-Dollar in Europa. Die weltweit größten Bio-Märkte sind die USA (mit 35 Mrd. $), Deutschland (9,6 Mrd. $), Frankreich (5,6 Mrd. $) und Großbritannien (2,6 Mrd. $). Die Schweiz und Österreich folgen auf Rang acht und neun (mit einem Marktvolumen von 2,1 respektive 1,4 Mrd. $).[3]

Der Weltagrarrat bezog 2008 im Kontext des Weltagrarberichts Stellung, wie die Ernährungssituation der Weltbevölkerung nachhaltig sichergestellt werden kann. Er empfahl eine Förderung der ökologischen Landwirtschaft.[6]

Europäische Union

EU-Bio-Siegel

Der Anteil ökologischer Landwirtschaftsfläche an der Gesamtlandwirtschaftsfläche in der EU wächst kontinuierlich und lag 2013 zwischen 3,4 und 19,5 %.[3] Die größte ökologisch bewirtschaftete Fläche in der EU hatte 2013 Spanien mit 1.610.129 ha. Prozentual gibt es in Österreich die meiste ökologische Landwirtschaft (19,5 % in 2013), die wenigste in Malta (weniger als 1 % in 2013).[3]

Die EU fördert innerhalb der gemeinsamen Agrarpolitik biologische Landwirtschaft intensiv und reguliert insbesondere die Zertifizierung streng.[7] Zentrales Instrument sind die EU-Bioverordnungen (EG)834/2007 (Basisverordnung) und (EG)889/2008 (Durchführungsbestimmungen).[8] Nach Artikel 27 dieser Verordnung melden die Mitgliedstaaten der Kommission ihre zuständigen Kontroll-Institutionen.[9] Die Kontrollsysteme sind – bis auf das zuständige Ministerium und ähnliche Oberaufsichten – durchwegs aus der Privatwirtschaft heraus organisiert, nur die Niederlande, Dänemark, Finnland, Litauen und Estland haben eine streng staatliche Kontrolle, Spanien und Polen ein gemischtes System (Stand 2017).[9]

Deutschland

Die Anzahl der Bio-Erzeugerbetriebe und die ökologisch bewirtschaftete Fläche unterliegen einem stetigen Wachstum. Absolut gesehen ist der Anteil des ökologischen Landbaus an der gesamten deutschen Landwirtschaft trotz hoher Wachstumsraten jedoch nach wie vor relativ klein. Die Anzahl der ökologischen Erzeugerbetriebe in Deutschland lag im Jahr 2013 bei 23.484. 2016 stieg sie um 9,6 Prozent auf 27.132 Betriebe. Die 2016 bewirtschaftete Fläche betrug 1,25 Mio. ha, womit 7,5 % der in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet wird. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von 14,9 %.[10][11]

Aufgrund des Verzichts insbesondere auf synthetischen Stickstoffdünger ergibt sich eine Sonderstellung der Hülsenfrüchte und Futterpflanzen im Ökolandbau. Im Gegenzug bauen die Öko-Bauern signifikant weniger Getreide an als ihre konventionell arbeitenden Kollegen. Ein vergleichsweise hoher Grünlandanteil in der ökologischen Landwirtschaft (rund 54 % gegenüber etwa 28 % in der konventionellen Landwirtschaft)[11][12] begünstigt die Haltung von Rindern, Ziegen und Schafen. Dadurch ist der Anteil von Bio-Rindfleisch, -Ziegenfleisch und -Schafsfleisch an der gesamten tierischen Produktion sehr viel höher als der von Bio-Schweinefleisch[13] (ca. 1 %). Ackerfläche wird zur Erhöhung bzw. Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit sowie Prophylaxe von Pflanzenkrankheiten mit vielfältigen Fruchtfolgen bestellt. Hier ist der Anteil der Hülsenfrüchte mit Abstand am größten, ihre ökologische Anbaufläche machte im Jahr 2012 rund 27 % der Gesamtfläche für Hülsenfrüchte in Deutschland aus.[11] Die nebenstehende Grafik zeigt die Entwicklung der Bio-Anteile der jeweiligen Produkte an der gesamten Landwirtschaft in den letzten Jahren.

Der Markt für Bio-Lebensmittel ist einer der wenigen Wachstums-Segmente im deutschen Lebensmittelmarkt mit einem Jahreszuwachs um 1–5 Prozent. An die extreme interne Umsatz-Steigerung im Jahr 2001 um 35 Prozent auf etwa 2,7 Milliarden Euro schloss sich eine durch einen Nitrofen-Skandal bedingte Konsolidierungsphase an. Zwar konnte sich die Öko-Branche von den Anschuldigungen freisprechen, jedoch führten die rezessiven Tendenzen der Weltwirtschaft im Jahre 2003 zu allgemeiner Kaufzurückhaltung und damit zu einer Stagnation des Öko-Marktes. Bis zum Juni 2004 stieg die Nachfrage schließlich auf allen Märkten wieder deutlich an, und die Konsolidierungsphase konnte unter Sortimentausweitungen im Lebensmitteleinzelhandel sowie durch werbewirksame Verkaufs- und Anzeigekampagnen überwunden werden.

Nach Zahlen des BÖLW ist der Umsatz mit Bio-Produkten in Deutschland 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent gewachsen. Dagegen vergrößerte sich die ökologische Anbaufläche zwischen 2012 und 2013 lediglich um 1 Prozent.[14] Es kommt deswegen teilweise zur Verknappung von Bioprodukten und zu vermehrten Importen. Da der Ökolandbau auch in anderen Ländern die Regional- und Direktvermarktung (Verkauf ab Hof) bevorzugt, werden in Deutschland umstellungswillige Landwirte in allen Regionen gesucht.[15]

Wird die Entwicklung der Zusammensetzung des Bio-Umsatzes nach Absatzkanälen genauer betrachtet, so fällt auf, dass der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel (Discounter, Supermärkte, Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser) seinen Marktanteil überproportional steigern konnte. Die in diesem Rahmen durch Werbung und Sortimentausweitung verursachte Nachfragesteigerung ist eine wichtige Komponente des geschilderten Marktwachstums von Öko-Lebensmitteln, welche sich mit einer einhergehenden Sensibilisierung des Durchschnittskonsumenten auf die Umsätze der traditionellen Öko-Fachgeschäfte (Naturkosthandel, Bioläden, Reformhäuser) positiv (in absoluten Zahlen gemessen) auswirkt.[16]

Der Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel (Öko-Markt oder Bio-Markt) beträgt über 5 Milliarden Euro. Der Anteil am Gesamtumsatz auf dem deutschen Lebensmittelmarkt liegt bei rund drei Prozent. Seit dem Jahr 2000 wuchs der Markt fast durchgängig mit zweistelligen Wachstumsraten. Die neuesten Zahlen für das Jahr 2007 ermittelten ein Umsatzwachstum von 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.[17] Informationen über die Umsatzentwicklung und den Marktanteil einzelner Bio-Produkte und Bio-Warengruppen finden sich im Internetportal Ökolandbau.de.[18] Wichtige Studien über die Entwicklung des Öko-Marktes in Deutschland und das Kaufverhalten der Verbraucher sowie die Einschätzung der weiteren Entwicklung durch Experten sind ebenfalls in dem Portal zu finden.[19]

Österreich

Österreich verfügt über 526.500 ha ökologisch bewirtschafteter Anbaufläche und hat nach Liechtenstein den europaweit höchsten Anteil an ökologisch bewirtschafteter Anbaufläche, etwa ein Fünftel der Landesfläche.[20] Der Anteil der Biobetriebe (2013: insgesamt 22.000) an allen landwirtschaftlichen Betrieben beträgt ein Sechstel (2013: 17 %), ebenfalls weltweit führend.[21] Die gute Entwicklung liegt neben frühen Pionierleistungen Einzelner primär an dem Bio-Aktionsprogramm des Lebensministeriums (BLFUW), das seit 2001 unter Schüssel die Ökologisierung der kleinstrukturierten Landwirtschaft Österreichs forciert.[22] Zentrales Instrument ist das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL). Das staatliche Label der Bioprodukte ist das AMA-Biosiegel.

In den Supermärkten (inklusive Discounter) lag der mengenmäßige Anteil von Bio-Lebensmitteln im Jahr 2007 bei 5,2 Prozent,[23] gemessen am Umsatz im Jahr 2011 waren es 6,4 Prozent,[20] 2014 im Lebenshandel insgesamt bei 7 % (Frischprodukte ohne Backwaren, wertmäßig),[24] wobei heute alle großen Ketten eigene Marken etabliert haben (Billa/Merkur (Rewe): Ja! Natürlich, Spar: Natur*pur, Hofer (Aldi): Zurück zum Ursprung / Natur aktiv,[25] Lidl: Bio[26]). Den höchsten Anteil an den Biowaren haben die Eier. Bei einem Umsatz von 23,7 Millionen Euro entspricht das 18 % aller Eier-Einkäufe im Lebensmittelhandel (2011, 2014 17 %). Zweitstärkster Umsatzträger ist mit 21,5 Millionen Euro die Milch (2011, 17 %), gefolgt von Kartoffeln (15 %) und Gemüse (13 %).[24] Der Verbrauch an Bioprodukten pro Kopf liegt bei 118 € (2013).[21] Die Akzeptanz eines Mehrpreises für Bioerzeugnisse liegt bei 60 %.[24]

Etwa 70 % der Biobauern werden durch die Bio Austria vertreten.

Schweiz

2005 wurde ein Höchststand von 6420 Biobetrieben verzeichnet. Ihre Anzahl ist bis 2010 zurückgegangen und steigt seither wieder an: 2016 arbeiteten 6348 Betriebe nach der Bioverordnung des Bundes. Gemessen an allen Landwirtschaftsbetrieben entspricht dies einem Anteil von 12 %. Die Anbaufläche betrug in diesem Jahr 142.073 ha.[27]

Der Umsatz mit Bioprodukten stieg 2013 auf 1,67 Milliarden Sfr.

Der Branchenverband Bio Suisse appellierte an die Politik, mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, da gemäß Argrarbericht 2009 nur 1,1 Prozent der Direktzahlungen in den Bio-Landbau geflossen sind.[28]

Geschichte und Strömungen

Die Anfänge des ökologischen Landbaus

Viele vormoderne landwirtschaftliche Anbauweisen sowie einige heute noch existierende Formen der traditionellen Subsistenz-Landwirtschaft in Entwicklungsländern ähneln der ökologischen Landwirtschaft in der Nichtanwendung bestimmter Technologien (Mineraldünger, bestimmte Pflanzenschutzmittel), jeweils ohne dabei kontrolliert biologisch zu sein.[29][30] Abgesehen von der bereits 1786 von Johann Christian Schubart eingeführten Fruchtfolgewirtschaft mit Kleeanbau als Gründünger und Beginn der Düngung mit Dung durch Stephan Gugenmus (um 1769) reichen die Anfänge des ökologischen Landbaus im engeren Sinne in die 1920er Jahre zurück, die Zeit der sogenannten Lebensreform-Bewegung. Diese war eine Reaktion auf die zunehmende Urbanisierung und Industrialisierung um die Jahrhundertwende und die damit einhergehenden sozialen Probleme. Zudem strebte die Lebensreformbewegung als Gegenpol zur „Unnatürlichkeit“ der städtischen Lebensverhältnisse eine „Rückkehr zu einer naturgemäßen Lebensweise“ und in Bezug auf die Landwirtschaft das Siedeln auf dem Land mit Selbstversorgung durch Obst- und Gartenbau, vegetarische und qualitativ hochwertige Ernährungsweise sowie den Verzicht auf industrielle Hilfsmittel an.[31] Zudem stützte sich die Bewirtschaftung bezüglich der Bodenbewirtschaftung und Nahrungsmittelqualität auf Erkenntnisse biologisch ausgerichteter Landbauwissenschaften.[32] Aus dem Gedankengut der Lebensreform-Bewegung entwickelte sich in den 20er und 30er Jahren das Landbausystem „Natürlicher Landbau“. Die wissenschaftlichen Grundlagen lieferte der österreich-ungarische Botaniker und Mikrobiologe Raoul Heinrich Francé im Jahre 1913 mit seiner Veröffentlichung Das Edaphon. Untersuchungen zur Oekologie der bodenbewohnenden Mikroorganismen. Im Jahre 1922 erschien eine populärwissenschaftliche Fassung unter dem Titel Das Leben im Ackerboden. Diese Fassung wurde vom Kosmos-Verlag als Vierteljahresgabe an die Leser seiner Monatszeitschrift ausgeliefert und erlangte eine große Verbreitung auch außerhalb von Fachkreisen. Zur Weiterentwicklung des „Natürlichen Landbaus“ trug insbesondere Ewald Könemann (1899–1976) ab 1925 bei,[33] der die Konzepte in seinem dreiteiligen Werk Biologische Bodenkultur und Düngewirtschaft 1939 zusammenfasste.[34] Die 1925 von Walter Rudolph gegründete Zeitschrift Bebauet die Erde, deren Schriftleiter und Herausgeber seit 1928 Ewald Könemann war, unterstützte dieses ökologische Landbausystem. Sie diente dem Informationsaustausch und der Beratung und bot ein Forum für Landwirte, die sich mit Fragen der Forschung beschäftigten. Von diesem Zeitpunkt an sind bis heute im Wesentlichen zwei Hauptströmungen der ökologischen Landwirtschaft auszumachen, die sich größtenteils parallel entwickelt haben. Auf der einen Seite ist dies die „biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“; sie beruht auf Vorstellungen der anthroposophischen Weltanschauung. Ihre Grundsätze blieben im Wesentlichen bis heute erhalten, wurden jedoch durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt sowie in ihrer Anwendung stetig weiterentwickelt. Der Verband Demeter ist der einzige Vertreter der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Auf der anderen Seite steht der „organisch-biologische Landbau“,[35] der in den 1950er Jahren aus der Schweizer Heimatbewegung entstand, aber auch Wurzeln in der Lebensreform der 1920er Jahre sowie im biologisch-dynamischen Landbau hat. Im Laufe der Zeit wurde der organisch-biologische Landbau durch neue Konzepte und wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt und erweitert und ist heute mit der gängigen ökologischen Landbaupraxis zu identifizieren, der sich die ökologischen Anbauverbände (mit Ausnahme von Demeter) verschrieben haben.[36][37]

Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise


Die Grundlage der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise bildet die Vortragsreihe „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“,[38] die der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, im Juni 1924 auf Gut Koberwitz bei Breslau hielt. In diesem „Landwirtschaftlichen Kurs“ stellte Rudolf Steiner kein erprobtes und ausgereiftes Konzept der ökologischen Landwirtschaft vor, sondern gab lediglich Anstöße für anthroposophisch fundierte Methoden der Landbewirtschaftung. Noch während der Vortragsreihe wurde der Landwirtschaftliche Versuchsring der Anthroposophischen Gesellschaft gegründet, der in den Folgejahren die Arbeit der angeschlossenen ‚Versuchsbetriebe’ koordinierte und auswertete. Die anfängliche „biologisch-dynamische“ Produktionsmethode ist seit 1924 Bestandteil des ökologischen Demeter-Anbauverbandes. Ziel war es, die theoretischen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und Erfahrung zu gewinnen.[39] Inwieweit Rudolf Steiner die Schriften von Francé selber kannte und verwendete, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Hieraus und durch nachfolgende Facharbeiten entwickelte sich die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Die aus der anthroposophischen Naturanschauung heraus entwickelten Grundlagen beruhen in erster Linie auf ideellen Prinzipien und nicht nur auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.[37][40] So bildet die Grundlage der Alltagsarbeit und der Lebensarbeit ein persönliches Verhältnis zum Naturgeschehen. Der landwirtschaftliche Betrieb wird als eine lebendige Individualität, der Betriebsorganismus, angesehen, der auch nichtmateriellen übersinnlichen kosmischen Einflüssen unterliegt und dessen Gestalt von den einzigartigen, lokalen Standortverhältnissen geprägt ist.[41] Kosmische Äther- und Astralkräfte werden als Grundlage des irdischen Lebens und somit des Wachstums und der Entwicklung von Pflanzen angesehen. Durch spezielle Düngeverfahren sollen diese Kräfte gezielt gefördert werden.[37][42] Auch soll der Betrieb in der Lage sein, sich weitgehend aus sich selbst heraus zu erhalten. Des Weiteren nimmt die Qualität von Lebensmitteln innerhalb der anthroposophischen Ernährungslehre einen zentralen Stellenwert ein, was die Bedeutung qualitativer Aspekte in der Landwirtschaft wie gesunde Pflanzen und Tiere, hochwertige Futtermittel und gesundes Saatgut bedingt. Hierzu zählt der Verzicht auf Mineraldünger.[43] Diese anthroposophischen Grundsätze wurden in den 1950er Jahren durch sozioökonomische Konzepte ergänzt, die auf den Erhalt der bäuerlichen Lebensweise abzielten. Ebenfalls erst in den 1950er Jahren begann die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, die allgemein anerkannten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu Bodenfruchtbarkeit und Humuswirtschaft zu integrieren.[44] In den 1990er Jahren rückte der Betriebsorganismusgedanke sowie die Ausrichtung auf eine bäuerliche Lebenswelt zugunsten der Fragen des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit in den Hintergrund, wobei die bisherige Landbaupraxis hinsichtlich umweltschonender Landbewirtschaftung erweitert und neu betrachtet wurde. Der einzige biologisch-dynamische Anbauverband Demeter wurde in seiner heutigen Struktur als Vermarkter und Zertifizierer 1954 als Demeter-Bund e. V. (heute Demeter e. V.) gegründet. Allerdings geht seine Geschichte bis auf die Anfänge der biologisch dynamischen Bewegung zurück. So wurde bereits 1928 das heute international geschützte Markenzeichen „Demeter“ eingeführt, dem heute das Markenzeichen „Biodyn“ beigestellt ist, beide aus dem Umfeld der Anthroposophie.[45][46][47]

Organisch-biologische Landwirtschaft

Angestoßen durch den Natürlichen Landbau der Lebensreformbewegung sowie durch das Konzept der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise entwickelten Bäuerinnen und Bauern der schweizerischen Bauernheimatbewegung in den 1940er und 1950er Jahren den organisch-biologischen Landbau als eigenständiges ökologisches Landbausystem. Aufbauend auf ihren Erfahrungen und unter Leitung von Hans Müller (1891–1988) und seiner Frau Maria (1894–1969) war das Ziel der Heimatbewegung, die bäuerliche Lebensweise in der industrialisierten Welt vor dem Untergang zu bewahren.[48] Aus dem christlichen Glauben leiteten Maria und Hans Müller die Verantwortung der Landwirtschaft gegenüber der Familie als Lebensgemeinschaft und Tradition sowie gegenüber der Natur als Heimat und Schöpfung ab.[49] Zudem flossen Ewald Könemanns Ansätze zu einer ökologischer Landbewirtschaftung in das Konzept ein.[33] Die theoretische Grundlage des organisch-biologischen Landbaus lieferte der deutsche Arzt und Mikrobiologe Hans Peter Rusch (1906–1977), der 1951 zu den Müllers stieß. Seine Forschungsarbeiten lieferten neue Erkenntnisse über die Bodenmikrobiologie, deren Kreisläufe und die damit zusammenhängende Bodenfruchtbarkeit und wurden als Naturhaushaltkonzept des „Kreislaufs der lebendigen Substanz“ in den organisch-biologischen Landbau eingegliedert.[50] Dieses ökologische Landbausystem breitete sich in Deutschland ab den 1960er Jahren aus. Erstmals stellten Betriebe auf die organisch-biologische Wirtschaftsweise um,[51] und im Zuge dessen wurde 1971 der Verein „bio gemüse e. V.“ gegründet, aus welchem der Anbauverband Bioland hervorging.[52] Das beschriebene System bildete die Grundlage für die weitere Entwicklung des ökologischen Landbaus in Deutschland, unter Ausnahme der sich eigenständig entwickelnden biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise.

Entwicklung des ökologischen Landbaus bis heute

Angesichts der sozialen, ökonomischen und vor allem ökologischen Folgen der chemisch-technischen Intensivierung der Landbewirtschaftung und der aufkeimenden Umweltbewegung gewann der ökologische Landbau in den 1970er und 1980er Jahren in Gesellschaft und Landwirtschaft an Bedeutung.[53] Auf internationaler Ebene gründete sich 1972 die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM).[54] In Deutschland wurden, insbesondere durch die Stiftung Ökologie & Landbau, zahlreiche Publikationen zum Thema ökologischer Landbau verlegt,[37] und es kam zur Gründung weiterer Anbauverbände, z. B. Biokreis (1979) oder Naturland (1982). Nachdem 1984 erste gemeinsame Rahmenrichtlinien zum Ökolandbau in Deutschland verabschiedet wurden, gründete sich 1988 die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) als Dachverband der Anbauverbände in Deutschland.[52] In den folgenden Jahren verbreitete sich der ökologische Landbau schnell. Einen maßgeblichen Beitrag hierzu leisteten nach der Wiedervereinigung die großflächigen ostdeutschen Betriebe sowie die staatliche Förderung seit 1989 im Rahmen des EG-Extensivierungsprogramms, seit 1994 durch die EG-Verordnung 2078/92 und seit 2000 durch die EG-Verordnung 1257/1999.[37][52] 1991 wurden mit dieser EU-Ökoverordnung erstmals gesetzliche Standards für Bioprodukte, zunächst für pflanzliche und seit 1999 für tierische Erzeugnisse, festgelegt.[55] Im Jahr 2000 kam es zur Einführung eines einheitlichen europäischen Biosiegels, das freiwillig verwendet werden konnte. 2010 wurde es durch ein neues europäisches Siegel ersetzt, mit dem alle Bioprodukte gekennzeichnet werden müssen.[56] Das 2001 eingeführte deutsche Biosiegel verliert mit der verpflichtenden Kennzeichnung durch das EU-Biosiegel an Bedeutung. 2002 löste sich die AGÖL auf und wurde durch den neuen branchenübergreifenden Spitzenverband aller Anbau-, Verarbeitungs- und Handelsverbände „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW) ersetzt.[52] Eine bedeutende Rolle für die weitere Entwicklung des Ökolandbaus in Deutschland spielte das „Bundesprogramm ökologischer Landbau“ (BÖL), seit 2011 „Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Wirtschaft (BÖLN)“, über das Mittel zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft vergeben wurden (seit 2002 jährlich 35 Mio. Euro, seit 2004 20 Mio. Euro, seit 2007 16 Mio. Euro).[57] Im Rahmen ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie strebt die Bundesregierung einen Flächenanteil von 20 % „in den nächsten Jahren“ an.[58] Um diesem Ziel näher zu kommen, fordert der Rat für nachhaltige Entwicklung, mehr Forschungsgelder für den Ökolandbau bereitzustellen und den Ökolandbau als „Gold-Standard“ für das Leitbild einer nachhaltigen Landwirtschaft zu etablieren.[59] Dieses Ausbauziel wurde während der Zeit der rot-grünen Bundesregierung (1998 bis 2005) durch die Ministerin Künast ausgegeben und war Bestandteil der damals geforderten „Neuausrichtung der Agrarpolitik“, welche unter dem Begriff „Agrarwende“ bekannt wurde.[60]

2013 gab die Regierung von Bhutan bekannt, dass sie als erstes Land der Welt auf 100 % ökologische Anbauweise umstellen wolle, setzte sich dafür aber keine Zeitvorgaben.[61]

Produktionsstandards

Die ersten ökologischen Produktionsstandards wurden Mitte des 20. Jahrhunderts von Anbauverbänden geschaffen. Die ersten gesetzlichen Verordnungen entstanden in den 1980er Jahren in Österreich und Frankreich. 1991 etablierte die EU mit 2092/91 ihre erste Verordnung. In den 1990er Jahren etablierten mehrere europäische sowie lateinamerikanische und asiatische (inkl. Japan) Staaten gesetzliche Standards. Indien führte 2001, die USA 2002, China 2005 und Kanada 2006 (noch nicht umgesetzt) gesetzliche Standards ein. In der EU wurde eine überarbeitete Version am 1. Januar 2009 wirksam. Diese Standards werden gleichfalls in einigen Nicht-EU-Staaten umgesetzt. Bisher haben 69 Staaten gesetzliche Standards für ökologische Landwirtschaft implementiert, und 21 weitere Staaten arbeiten daran. Weltweit gibt es knapp 500 Zertifizierungs-Organisationen. Davon sind 37 % in Europa, 31 % in Asien und 18 % in Nordamerika. Die Staaten mit den meisten Zertifizierungs-Organisationen sind die USA, Japan, Südkorea, China und Deutschland. Die 2003 gegründete International Task Force on Harmonisation and Equivalence in Organic Agriculture bemüht sich um eine Harmonisierung der verschiedenen Richtlinien.[62]

Allgemeines zum ökologischen Landbau der Anbauverbände

Im Folgenden seien einige entscheidende Punkte genannt, die den heutigen ökologischen Landbau der Anbauverbände charakterisieren sowie auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte Bezug nehmen. Diese Grundsätze beziehen sich auf beide in Deutschland vertretenen oben beschriebenen ökologischen Landbausysteme, wobei die konkrete Ausgestaltung der Grundlagen durchaus unterschiedlich ist.

  • Der ökologische Landbau bezog sich zunehmend auf die Konzepte der Ökosystem-Theorie, die den Naturhaushalt über Stoff- und Energiekreisläufe beschreibt. Gekoppelt mit der ursprünglichen Idee der Selbstversorgung lässt sich daraus der in der ökologischen Landbaupraxis verfolgte Grundsatz der Kreislaufwirtschaft ableiten. Hiernach soll der Betrieb nach einer ganzheitlichen Auffassung idealerweise lediglich durch die Nutzung seiner eigenen Ressourcen gemäß den geschlossenen Stoffkreisläufen bewirtschaftet werden. Konkret heißt dies, dass Ackerbau und Viehhaltung aneinander gekoppelt sind: Auf der Ackerfläche werden neben Verkaufsfrüchten die benötigten Futterpflanzen für die Tierhaltung erzeugt, die pflanzlichen Abfälle und der tierische Dung werden wiederum der Ackerfläche als Dünger zugeführt.[63]
  • Der Bodenbewirtschaftung und der damit verbundenen Bodenfruchtbarkeit kommt eine große Bedeutung zu, weshalb auf vielseitige Fruchtfolge und schonende Bodenbearbeitung gesetzt wird. Zur Düngung werden betriebseigene pflanzliche und tierische Abfallstoffe verwertet und organische oder in natürlicher Form vorliegende mineralische Dünger eingesetzt. Auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wird weitgehend verzichtet und stattdessen auf natürliche Regulationsmechanismen zurückgegriffen.[63]
  • Anfang der 1980er wurde die artgerechte Tierhaltung erstmals thematisiert und Konzepte dazu entwickelt.
  • Die ökologische Landwirtschaft lehnt den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen ab.[63]

Bioverbände

Die Mehrzahl der ökologischen Produzenten haben sich in verschiedenen Anbauverbänden zusammengeschlossen wie in der Bundesrepublik Deutschland beispielsweise Biokreis, Bioland, Biopark, Demeter, Gäa oder Naturland, welche durch ihre im Vergleich zur EU-Gesetzgebung nochmals strengeren Bestimmungen und Kontrollen dem Verbraucher zusätzliche Produktsicherheit garantieren. In der Schweiz ist Bio Suisse der größte Anbauverband, in Österreich Bio Austria.

Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über die in Deutschland agierenden Anbauverbände, ihre Struktur und Aufgaben gegeben. Um deren Entstehung und Ideologien nachzuvollziehen, wird anschließend die geschichtliche Entwicklung des Ökolandbaus in Deutschland erläutert und nachfolgend der heutige ökologische Landbau der Anbauverbände vorgestellt. Dabei sollen die bestehenden ideellen und praktischen Unterschiede der beiden ideologischen Strömungen innerhalb der Biobranche herausgearbeitet werden. Zum Ökolandbau gemäß EU-Kriterien siehe obigen Abschnitt: dort findet sich ein Richtlinienvergleich, der die EG-Kriterien vom ökologischen Landbau der Anbauverbände abgrenzt.

Als Interessengemeinschaft ökologisch wirtschaftender Landwirte gegründet, haben sich die Anbauverbände als Vertreter von Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern der Biobranche in Politik und Gesellschaft mit dem vorrangigen Ziel der Ausweitung und Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus etabliert. Durch breite Netzwerke bestehender Infrastrukturen und Leistungen wie Beratung und Fortbildung bieten sie einerseits ihren Mitgliedern Entwicklungs-, Austausch- und Absatzmöglichkeiten. Andererseits sorgen Richtlinien und Labels für Qualitätssicherung und deren Kommunikation nach außen.

Anbauverbände

Allgemeines

Im Jahre 1962 wurde die Stiftung Ökologie & Landbau in Deutschland gegründet. Diese koordinierte den Erkenntnis- und Erfahrungsaustausch nicht nur auf nationaler Ebene, sondern unterstützte maßgeblich den Aufbau der IFOAM (Internationale Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen, Gründung 1972). Mit Bioland wurde 1971 der erste ökologische Erzeugerverband gegründet, 1979 dann Biokreis und 1982 Naturland.[37]

Die zweite Ausdehnungsphase des ökologischen Landbaus in Deutschland erfolgte durch unterschiedliche Faktoren. Es entstanden regionale Initiativen, die vom Weltbund zum Schutz des Lebens und teilweise auch den Landwirtschaftskammern unterstützt wurden. Dies führte zum Beispiel 1980 in Niedersachsen zur Gründung eines „Versuchs- und Beratungsrings ökologischer Landbau“.[64] 1984 wurden die gemeinsamen Rahmenrichtlinien zum Ökolandbau in Deutschland verabschiedet, lieferten wichtige erste rechtliche Grundlagen und halfen den ökologischen Landbau zusätzlich zu strukturieren und zu regulieren. Die „Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau“ (AGÖL) als Dachverband der Verbände in Deutschland wurde 1988 gegründet.

Der sprunghafte Anstieg der ökologisch wirtschaftenden Betriebe wurde seit 1989 durch das EG-Extensivierungsprogramms, die seit 1994 geltende EG-Verordnung 2092/91 und seit 2000 durch die EG-Verordnung 1257/1999 gefördert. Zahlreiche politische Maßnahmen stimulierten diese Entwicklung und festigten das Anliegen der deutschen Agrarpolitik, den ökologischen Landbau zu stärken.[37] Seit 1. Januar 2009 haben die Verordnung (EG) 834/2007 und die Durchführungsverordnung 889/2008 die alten EU-Bio-Verordnungen abgelöst.

Derzeit gibt es in Deutschland neun ökologische Anbauverbände, die sich in Größe, Tätigkeitsbereich und regionaler Ausbreitung unterscheiden. Darüber hinaus gibt es den national agierenden „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW), in dem die meisten der Anbauverbände sowie weitere fachverwandte Institutionen organisiert sind. Auf internationaler Ebene wird die Biobranche durch den Dachverband „International Federation Of Organic Agriculture Movements“ (IFOAM) vertreten.

Nach der Gründung der „Pionierverbände“ Demeter für biologisch-dynamischen und Bioland für organisch-biologischen Anbau etablierten sich Anfang der 1980er Jahre mit zunächst Biokreis und dann Naturland zwei weitere, inzwischen bundesweit tätige Anbauverbände. In Verbindung mit dem wachsenden Interesse an der Biobranche wurden vorrangig in den neunziger Jahren weitere Verbände gegründet, die produktbezogene (Ecovin) oder regionale (Gäa, Biopark, Ecoland und Verbund Ökohöfe) Schwerpunkte setzen.

Struktur und Aufgaben

Den Hauptanteil der Mitglieder der Verbände stellen Erzeugerbetriebe, daneben haben sich Fördermitglieder wie wissenschaftliche Institutionen oder Privatleute den Verbänden angeschlossen. Die Vertragspartner der Verbände wie Lebensmittelhersteller, Verarbeitungsbetriebe und Handelsunternehmen etablieren Absatz- und Vermarktungswege für die Verbandserzeugnisse. Die Einnahmequellen der Verbände ergeben sich im Wesentlichen aus den Mitgliedsbeiträgen und den Lizenzgebühren der Vertragspartner für die Nutzung des Verbandssiegels.

Durch die Zusammenarbeit mit fachverwandten Interessengruppen, gesellschaftlichen Organisationen und wissenschaftlichen Institutionen verfügen die Verbände teilweise über große Informationsnetzwerke sowohl zur internen Weiterentwicklung als auch zur Einflussnahme in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Des Weiteren ist allen Anbauverbänden die Herausgabe eigener Richtlinien für die Erzeugung und Verarbeitung im ökologischen Landbau gemein. An diese müssen sich ihre Mitglieder halten, was durch regelmäßige Kontrolle auf Einhaltung der Standards gewährleistet und mit der Möglichkeit einer Zertifizierung mit dem verbandseigenen Label belohnt wird. Die Richtlinien der jeweiligen Verbände ähneln einander sehr in Inhalt und Ausführung. Jedoch liegen ihnen teils verschiedene Grundsätze und Ideologien zugrunde, was aus der Entwicklung des ökologischen Landbaus hervorgeht. Bei der Erarbeitung der EG-Öko-Verordnung und deren Richtlinien für die ökologische Landwirtschaft wurde auf diese privatwirtschaftlichen Standards der Anbauverbände zurückgegriffen, jedoch gehen Letztere klar über den gesetzlichen Standard hinaus.

Sowohl die EG-Öko-Verordnung als auch die verbandsinternen Regelungen verlangen eine jährliche Überprüfung der Einhaltung der jeweiligen Richtlinien. Die EU-Bio-Zertifizierung wird vom Fachpersonal staatlich zugelassener, privatwirtschaftlicher Kontrollstellen durchgeführt. Die Kontrollstellen übernehmen gegebenenfalls im Auftrag des kontrollierten Betriebs oder des jeweiligen Verbands die Zertifizierung nach den Verbandsrichtlinien. Der Betrieb ist nach erfolgreicher Kontrolle und Ausstellung eines Zertifikats dazu berechtigt, seine Waren mit einem Bio-Siegel zu kennzeichnen. Sofern die Vertragspartner des Verbandes das Verbandssiegel ebenfalls nutzen wollen, erstrecken sich die Richtlinien und das beschriebene Kontrollsystem auf diesen Teil der Wertschöpfungskette.

Aus dem übergeordneten Ziel der Weiterentwicklung und Verbreitung des ökologischen Landbaus ergibt sich ein vielfältiges Aufgabengebiet für die Verbände. In ihrer Beratungsfunktion stellen die Verbände ihren Mitgliedern und Vertragspartnern ein breites Informations- und Betreuungsangebot zu Fragen der ökologischen Produktion, des Öko-Marktes und der Agrarpolitik zur Verfügung. Zusätzlich fungieren sie als Plattform für Erfahrungsaustausch und Kommunikation der Mitglieder und Partner untereinander, wobei konkrete Leistungen wie Konferenzen, Fortbildungen und Publikationen zu nennen sind. Einige Verbände unterstützen in diesem Zusammenhang gezielt Betriebe bei der Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise.[65] Durch die Bindung der Vertragspartner sowie der Bereitstellung von Infrastrukturen und Distributionskanälen verbessern die Verbände einerseits die Absatzmöglichkeiten der Erzeuger für ihre Produkte sowie andererseits den Zugang der Vermarktungsseite zu ökologischen Erzeugnissen.

Einen weiteren großen Aufgabenbereich stellt die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit dar. Zum einen informieren die Verbände die Verbraucher oder Unternehmen, zum anderen versuchen sie durch Mitsprache und Organisation in Politik und Gesellschaft ihre Mitglieder zu vertreten und die Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau mitzugestalten.

Wie oben bereits ausgeführt stellt des Weiteren die Herausgabe und Weiterentwicklung von Richtlinien für Produktion und Verarbeitung, die Kontrolle auf deren Einhaltung und nachfolgender Zertifizierung sowie ggf. Sanktionierungsmaßnahmen bei Nichteinhaltung eine wesentliche Aufgabe der Verbände dar.

Dachverbände

Bioladen in Kecskemét, Ungarn

Die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) wurde 1972 als internationaler Dachverband ökologischer Anbauverbände und Organisationen gegründet mit dem erklärten Ziel einer weltweiten Einführung ökologischer, sozialer und ökonomisch vernünftiger Systeme, die auf den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft beruhen.[66] Dabei bietet sie eine gemeinsame Plattform für alle vertretenen Interessengruppen und ermöglicht somit in Konferenzen, Seminaren und Publikationen den Austausch von Erfahrung und Wissen zwischen den einzelnen Mitgliedern.[67]

Neben der Formulierung und Ausarbeitung der Grundsätze der ökologischen Landwirtschaft erarbeitet die IFOAM ein Akkreditierungsprogramm als internationales System zur Qualitätsgarantie für Öko-Produkte. Dabei können sich Anbauverbände, die nach von der IFOAM entwickelten Kriterien und Richtlinien wirtschaften, zertifizieren lassen und erhalten somit einen internationalen Status als Öko-Zertifizierer.[68] IFOAM vertritt die (zertifizierte) ökologische Landwirtschaft, ihre Prinzipien und Organisationen, in verschiedenen internationalen Institutionen und Organisationen.

Alle oben genannten Anbauverbände sind Mitglieder im IFOAM, wobei nicht alle durch IFOAM akkreditiert sind.[69] 1988 wurde die „Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau“ (AGÖL) als Dachverband aller Öko-Anbauverbände in Deutschland gegründet. Die AGÖL legte in Rahmenrichtlinien den Mindeststandard für die Mitgliedsverbände fest und vertrat die Interessen ihrer Mitglieder und des ökologischen Landbaus durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit.[70] Nach dem aufeinander folgenden Austritt mehrerer Anbauverbände Anfang der 2000er Jahre legte die AGÖL 2002 ihre Arbeit nieder.

Im selben Jahr wurde der „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW) gegründet und fungiert inzwischen als Spitzenverband nicht nur der Anbauverbände, sondern der Lebensmittelverarbeiter und Händler ökologischer Erzeugnisse. Anders als bei der AGÖL werden keine einheitlichen Richtlinien mehr erarbeitet, was letztendlich zur Auflösung der AGÖL beigetragen hat.[71]

Der BÖLW fördert die Entwicklung der ökologischen Lebensmittelwirtschaft und vertritt die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder in Politik und Gesellschaft. Er hat sich daher zum Ziel gemacht, die allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für diese Wirtschaftsform zu verbessern sowie im Besonderen die Qualitätssicherung für ökologische Produkte zu verfolgen und das Vertrauen der Verbraucher in ebendiese Produkte zu stärken.[72]

Alle in Deutschland ansässigen Anbauverbände sind Mitglied im BÖLW[73], daneben ist der BÖLW selbst Mitglied im IFOAM.[69]

Ökologische Produktion nach EU-Kriterien

Bis Anfang der 1990er Jahre gab es nur wenige ökologisch wirtschaftende Betriebe, die sich nicht einem der Anbauverbände angeschlossen hatten. Ab Inkrafttreten der EG-Öko-VO 1991 gab es für Betriebe die Möglichkeit, außerhalb der Verbände nach anerkannten, ökologischen Richtlinien zu produzieren. Dies sowie der Ausbau von Förderprogrammen seitens des Bundes ließ die Zahl der verbandsungebundenen Betriebe sprunghaft anwachsen.[74] Somit gibt es eine stetig wachsende Menge von Betrieben, die ausschließlich nach den in der EG-Öko-VO festgelegten Kriterien wirtschaften.[75]

Zugelassene Pflanzenschutzmittel

Gemäß der Durchführungsverordnung (EG) Nr. 889/2008 dürfen in der ökologischen Produktion nur die dort genannten Mittel und unter bestimmten Verwendungsvorschriften zum Pflanzenschutz verwendet werden.[76] Die Durchführungsverordnung (EU) 2016/673 der Kommission aktualisierte diese Liste, welche die folgenden Substanzen enthält: Azadirachtin aus Azadirachta indica (Neembaum), Bienenwachs, bestimmte Grundstoffe, hydrolysiertes Eiweiß (ausgenommen Gelatine), Laminarin, Pheromone, Pflanzenöle, Pyrethrine aus Tanacetum cinerariifolium, die Pyrethroide Deltamethrin und Lambda-Cyhalothrin (nur als Lockmittel in Fallen gegen die Mittelmeer- und Olivenfruchtfliege), Quassia aus Quassia amara, Repellents tierischen oder pflanzlichen Ursprungs/Schafsfett, Mikroorganismen, Spinosad, Aluminiumsilikat (Kaolin), Calciumhydroxid, Kohlendioxid, Kupferverbindungen in Form von: Kupferhydroxid, Kupferoxychlorid, Kupferoxid, Bordeauxbrühe (Kupferkalkbrühe) und tribasischem Kupfersulfat (3 Cu(OH)2·CuSO4), Ethylen, Fettsäuren, Eisen(III)-phosphat, Kieselgur (Diatomeenerde), Schwefelkalk (Calciumpolysulfid), Paraffinöl, Kaliumhydrogencarbonat (Kaliumbicarbonat), Quarzsand und Schwefel.[77]

Sparten der ökologischen Landwirtschaft

Ökologische Pflanzenproduktion

Ökologischer Gemüsebau im Folientunnel
Biologische Schädlingsbekämpfung: Polistes-Wespe auf der Suche nach Baumwollschädlingen auf einer Farm in South Carolina

Bei der ökologischen Pflanzenproduktion wird auf Monokulturen und den Einsatz chemischer Syntheseprodukte, wie Fungizide, Herbizide und Insektizide, Kunstdünger, Wachstumsregulatoren und Antibiotika sowie gentechnisch veränderter Mittel und Produkte verzichtet. Stattdessen werden dem Boden nur durch Mist- oder Güllegaben und Gründüngung möglichst aus eigenen Mitteln Nährstoffe zugeführt und ökologische Verfahren zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung genutzt (mechanisch durch gezieltes Striegeln oder thermisch durch Abflammen). Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ist stark eingeschränkt. Neben Pflanzenpräparaten (wie Brennnesseljauche, Schachtelhalm-, Wermut-, Algenextrakte), Pyrethrumextrakt (ohne chemisch-synthetische Pyrethroide) oder Ölemulsion auf der Basis von Paraffinölen, Pflanzenölen oder tierischen Ölen (ohne Beimischung chemisch-synthetischer Insektizide) sind für manche Einsatzgebiete in begrenztem Umfang genau definierte anorganische Schutzmittel (etwa bestimmte Kupfersalze als Saatgutbeizmittel oder Netzschwefel als Fungizid) zugelassen.[78] Zur Vermeidung von Krankheiten und Schädlingen werden bevorzugt bewährte und robuste Sorten angepflanzt. Falls nötig und wenn möglich, wird auf Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung zurückgegriffen.

Der Einsatz von erdlosen Pflanzensubstraten (Hors-sol-Produktion) ist in der ökologischen Landwirtschaft nicht strikt untersagt. Ausnahmen gibt es für Pilze, Jungpflanzen, Zierpflanzen und Topfkräuter. In Schweden, Finnland und Dänemark wird die EU-Öko-Verordnung so ausgelegt, dass erdfreie Produktion mit natürlichen Substraten auch für den Gemüsebau zulässig ist. In Kanada und den USA, deren Biostandards von der EU als gleichwertig anerkannt wurden, müssen Biopflanzen ebenfalls nicht im Boden wachsen. (Stand: 2012)[79]

Mittels spezieller Anbaumethoden wie Ecofarming oder Permakultur wird teilweise versucht, sich im Kulturanbau den Wachstumsmustern der Natur zu nähern, um mit möglichst geringem Fremdmitteleinsatz, etwa durch pfluglose Bodenbearbeitung zur Schonung der Bodenlebewesen, einen möglichst hohen Ernteertrag zu erzielen.

Ökologische Tierzucht und Tierhaltung

Die ökologischen Erwägungen begannen bei der Agrarwirtschaft, nach und nach wurden die Vorgaben auf die Tierzucht und Tierhaltung übertragen. Seit dem 1. Januar 2009 gilt die EU-Bioverordnung,[80] worin die Prinzipien und spezifischen Kontrollmaßnahmen zur ökologischen Erzeugung von Fleisch und weiterverarbeiteten Tierprodukten enthalten sind. Die Einbeziehung der Tierhaltung in die ökologische Landwirtschaft wurde durch den Druck der Verbraucher begünstigt, die ihrerseits durch die vielen alarmierenden Meldungen über Krankheiten und sonstige gesundheitsschädliche Vorgänge in der Nahrungsmittelindustrie aufgeschreckt wurden. Außerdem können Abfälle aus der Pflanzenproduktion durch Tierhaltung besser verwertet werden (Kreislaufwirtschaft).

Die ökologische Viehwirtschaft basiert auf artgerechter Haltung, der Bevorzugung ökologischer Vielfalt, der Bevorzugung von Rassen, die sich ihrem Umfeld am besten angepasst haben, und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten; zudem ist einheimischen Rassen bei gleichen Voraussetzungen Vorrang einzuräumen. Es wird eine extensive Produktionsform vorgeschrieben. Der Zukauf von Futtermitteln ist reglementiert, und die Verfütterung von Tiermehl war bereits vor dem, derzeit (Stand 2013) nur Aquafarmen ausnehmenden, seit 2001 geltenden EU-Verbot nicht gestattet. Ferner sind lange Lebendtransporte von Schlachtvieh über große Distanzen nicht erlaubt, wobei in diesem Punkt signifikante Unterschiede zwischen EU-Öko-VO und den Anbaubetrieben bestehen. Der Absatz der Erzeugnisse findet nach Möglichkeit unter den Gesichtspunkten eines regionalen Kreislaufs statt.

Anfang 2008 haben einige Futtermittelhersteller die Gesellschaft für oekologische Tierernährung e. V. (GOETE) gegründet.[81]

Tierschutz

  • Die Bestimmungen schreiben Unterkünfte in genügender Größe, ausreichende Belüftung und Helligkeit vor. Die ökologische Viehzucht lehnt Massenzuchtmethoden zur Ertragssteigerung, wie die Aufzucht von Tieren auf engstem Raum oder ständige Beleuchtung, ausdrücklich ab.
  • Die Bewegungsfreiheit der Tiere muss in jedem Fall gewährleistet sein, und die natürlichen Aktiv- und Ruhephasen müssen respektiert werden.
  • Die richtige Ernährung der Tiere basiert auf aus ökologischem Anbau stammenden Produkten. Tierproteine dürfen weder direkt noch als Beimischung im Futter gefüttert werden. Bei Säugetieren ist die Einhaltung einer bestimmten Stillzeit vorgeschrieben.
  • Um die Tiere gesund zu erhalten, soll gegen Infektionen und andere Krankheiten auf bestmögliche Weise vorgesorgt werden: Neben der Bevorzugung widerstandsfähiger Rassen müssen Faktoren wie ein an die Umweltbedingungen und baulichen Gegebenheiten angepasster Viehbestand und dessen ausgewogene Ernährung beachtet werden.
  • Sollten sich trotz vorbeugender Maßnahmen Gesundheitsprobleme ergeben, werden umgehend Behandlungsmaßnahmen[80] eingeleitet, die die Anforderungen für Ökobetriebe erfüllen. Hierbei werden vorzugsweise pflanzliche oder homöopathische Mittel und Spurenelemente als Medikamente eingesetzt und der Gebrauch von synthetischen Chemieprodukten oder Antibiotika weitestgehend eingeschränkt. Letztgenannte Mittel dürfen in keinem Fall zu Vorbeugungszwecken eingesetzt werden.
  • Ausdrücklich verboten ist jede Form von wachstumsfördernden oder ertragssteigernden Mitteln (z. B. Hormone). Außerdem werden Techniken abgelehnt, die der Synchronisierung der Fruchtbarkeitszyklen auf unnatürlichem Wege dienen, sowie die Übertragung von Embryos und gentechnische Veränderungen.
  • Zudem gibt es Vorschriften über den richtigen Transport der Tiere: der Stress für die Tiere muss auf ein Minimum reduziert werden; Beruhigungsmittel für die Transportdauer sind verboten.

Die einzelnen Anbauverbände und Markenfleischprogramme unter den verschiedenen Öko- und Bio-Siegeln unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten deutlich voneinander, besonders hinsichtlich Verbot oder Zulassung betäubungsloser Kastrationen und Enthornungen der Tiere.[82]

Ökolandbau und Biogas

Derzeit gibt es bundesweit schätzungsweise 180 Biogasanlagen, die von Betrieben des ökologischen Landbaus betrieben werden. Anders als bei konventionell wirtschaftenden Betrieben mit Biogasanlagen spielt der Mais als Energiepflanze für die Ökolandwirte nur eine recht geringe Rolle. Wichtiger sind hingegen Kleegras und Reststoffe wie Gülle und Mist. Der Ökolandbau bietet auch Anregungen für konventionell arbeitende Betriebe, was beispielsweise den Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten oder den gleichzeitigen Anbau mehrerer Pflanzen betrifft. So können konventionelle Betriebe für ihren Energiepflanzenanbau von den Erfahrungen der Ökobetriebe profitieren.[83]

Zu weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Filme

  • YouTube-Kanal des Forschungsinstituts für biologischen Landbau: Die Geschichte des Biolandbaus in der Schweiz; Teil 1 und 2

Literatur

  • Julie Guthman: Agrarian Dreams: The Paradox of Organic Farming in California. University of California Press, Berkeley und London 2004, ISBN 978-0-520-24094-0.
  • Norbert Knauer: Ökologie und Landwirtschaft. Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-4094-2.
  • Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Auf ökologischen Landbau umstellen. Düsseldorf 2003.
  • Gerhardt Preuschen: Ackerbaulehre nach ökologischen Gesetzen. 2. Auflage. Müller, Karlsruhe 1994, ISBN 3-7880-9873-2.
  • Stiftung Ökologie & Landbau (Hrsg.): Zeitschrift Ökologie & Landbau. oekom, München
  • Gunter Vogt: Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum. Ökologische Konzepte, Band 99. Stiftung Ökologie & Landbau, 2000, ISBN 3-934499-21-X.
  • Helga Willer: Ökologischer Landbau in Europa – Perspektiven und Berichte aus den Ländern der Europäischen Union und den EFTA-Staaten. Bad Dürkheim 1998.
  • Rathke, Kopp, Betz: Ökologischer Landbau und Bioprodukte. Recht und Praxis, 2. Auflage. Verlag C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60204-7.

Weblinks

Commons: Ökologische Landwirtschaft - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Neue Studie belegt: Bio kann einen wichtigen Beitrag zur Welternährung leisten In: fibl.org, 14. November 2017, abgerufen am 21. Dezember 2017.
  2. die tageszeitung, 10.02.2017, S. 8 "Ökolandbau wächst um 8,9 Prozent"
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Willer, H. and J. Lernoud (Hrsg.): The World of Organic Agriculture. Statistics and Emerging Trends 2015. Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick, und Internationale Vereinigung der Ökologischen Landbaubewegungen, Bonn 2015 (englisch; PDF, fibl.org).
  4.  Marcin Barański, Dominika Średnicka-Tober, Nikolaos Volakakis, Chris Seal, Roy Sanderson, Gavin B. Stewart, Charles Benbrook, Bruno Biavati, Emilia Markellou, Charilaos Giotis, Joanna Gromadzka-Ostrowska, Ewa Rembiałkowska, Krystyna Skwarło-Sońta, Raija Tahvonen, Dagmar Janovská, Urs Niggli, Philippe Nicot, Carlo Leifert: Higher antioxidant and lower cadmium concentrations and lower incidence of pesticide residues in organically grown crops: a systematic literature review and meta-analyses.. In: British Journal of Nutrition. 112, 2014, S. 794–811, doi:10.1017/S0007114514001366.
  5. Schrot & Korn, 7/2008, S. 40
  6. Stephan Albrecht, Albert Engel (Hrsg.) (2009): Weltagrarbericht. Synthesebericht. Hamburg University Press, ISBN 978-3-937816-68-5 pdf.
  7. Biologische Landwirtschaft und Bio-Zertifizierung. Europäische Kommission.
  8. EU Bio Verordnung. bio-austria.at (abgerufen 2. März 2017).
  9. 9,0 9,1 Control system. Europäische Kommission (englisch).
  10. Öko-Anbaufläche in Deutschland steigt auf Rekordhoch In: DW vom 16 Juli 2017.
  11. 11,0 11,1 11,2 Die Biobranche 2014. Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Kapitel 2, S. 9 (PDF, boelw.de).
  12. Zahlen zum Grünland. Statistisches Bundesamt, 6. Oktober 2014
  13. siehe auch: Bioschweinehaltung
  14. Mark-Werner Dreisörner: Bio-Landbau in der Pfalz stockt. in: Die Rheinpfalz, 20. Oktober 2007
  15. Jobmotor Bio: Bauern dringend gesucht. In: Spiegel online.
  16. Ökolandbau.de: Bio-Markt Kompakt: Kennzahlen zum Markt für Bio-Lebensmittel, (84 kb), 1. März 2006
  17. Vgl. Bio-Marktumsatz in 2007. Ökolandbau.de.
  18. Vgl. Produktmärkte. Ökolandbau.de.
  19. Vgl. Übersicht Marktinformationen. Ökolandbau.de.
  20. 20,0 20,1 Die Presse: Bio-Boom gestoppt: Konsumlust bremst sich ein. Abgerufen am 17. Februar 2012.
  21. 21,0 21,1 Österreich hat einen Weltmeister: Österreich ist unangefochtener Weltmeister in Sachen Bio-Landwirtschaft. Bundesministerium f. LFUW – Abteilung II/3 - Agrarumwelt (ÖPUL), Bergbauern und Benachteiligte Gebiete, Biologische Landwirtschaft, bmlfuw.gv.at, 9. Oktober 2014
  22. Das Bio-Aktionsprogramm des BMLFUW, bmlfuw.gv.at.
  23. Agrarmarkt Austria: Bio-Produkte bleiben weiterhin auf der Überholspur. Abgerufen am 17. Februar 2009.
  24. 24,0 24,1 24,2 Bio Markt, bmlfuw.gv.at (Stand 2. Oktober 2014, abgerufen am 20. Februar 2015; und 23. Februar 2012, abgerufen am 7. März 2013).
  25. Bio. hofer.at (abgerufen 1. März 2017).
  26. Bio Sortiment. lidl.at (abgerufen 1. März 2017).
  27. Strukturen In: Bundesamt für Statistik, abgerufen am 18. Januar 2018.
  28. Die Schweiz braucht mehr Bio-Bauern. nzz.ch.
  29. Vgl. FU Berlin, Arbeitsgruppe Kleinstlandwirtschaft und Gärten in Stadt und Land, www.fu-berlin.de
  30. Vgl. Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.misereor.de„Ökolandbau, ein Beitrag zur nachhaltigen Hungerbekämpfung in Entwicklungsländern?“, Tagungsdokumentation, Marburg 2004, insbes. S. 37–44
  31. Vgl. Vogt: Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus, Bad Dürkheim, 1999, S. 24–25, S. 60–61
  32. Vgl. Vogt, S. 62
  33. 33,0 33,1 vebu.de
  34. Gunter Vogt: Geschichte des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum In: Ökologie & Landbau Nr. 118, 2001, S. 47–49.
  35. Vgl. G. Vogt, S. 11
  36. Vgl. Vogt, S. 22–23
  37. 37,0 37,1 37,2 37,3 37,4 37,5 37,6 Willer H. (1998): Ökologischer Landbau in Europa – Perspektiven und Berichte aus den Ländern der Europäischen Union und den EFTA-Staaten. Bad Dürkheim, S. 65–68.
  38. Vgl. Vogt, S.98
  39. Vgl. Vogt, S. 127
  40. Vgl. Vogt, S. 112
  41. Vgl. Vogt, S. 99 ff
  42. Vgl. Vogt, S. 101
  43. Vgl. Vogt, S. 101, S. 154–157
  44. Vgl. Vogt, S. 174 ff
  45. Demeter Historie. Website des Demeter Anbauverbandes. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  46. Treue, Peter (13. März 2002). Blut und Bohnen: Der Paradigmenwechsel im Künast-Ministerium ersetzt Wissenschaft durch Okkultismus. Die Gegenwart. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Archiviert vom Original am 17. April 2003. Abgerufen am 15. November 2011.
  47. Holger Kirchmann: Biological dynamic farming--an occult form of alternative agriculture?. In: J. Agric. Environ. Ethics. 7, Nr. 2, 1994, S. 173–187. doi:10.1007/BF02349036.
  48. Vgl. Vogt, S. 197, S. 307
  49. Vgl. Vogt, S. 198
  50. Vgl. Vogt, S. 209–212
  51. Vgl. Vogt, S. 233
  52. 52,0 52,1 52,2 52,3 Die Geschichte des Ökolandbaus in Deutschland. Website des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  53. Vgl. Vogt, S. 264
  54. Geschichte der IFOAM. IFOAM-Website. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  55. Erklärung der EG-Öko-Verordnung. BÖLW-Website. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  56. Das EU-Bio-Logo Website der Europäischen Kommission. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  57. Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft
  58. Nachhaltige Entwicklung in Deutschland – Indikatorenbericht 2012. (PDF) Statistisches Bundesamt; abgerufen am 8. Oktober 2013
  59. Rat für Nachhaltige Entwicklung Abgerufen am 8. Oktober 2013
  60. Edgar Wolfrum: Rot-Grün an der Macht. Deutschland 1998–2005. München 2013, ISBN 978-3-406-65437-4, S. 253 ff.
  61. Bhutan set to plough lone furrow as world’s first wholly organic country. In: theguardian.com. The Guardian, 11. Februar 2013, abgerufen am 25. Januar 2014 (english).
  62. Willer, H., Yussefi-Menzler, M., Sorensen, N. (Hrsg.) (2008) The World of Organic Agriculture – Statistics and Emerging Trends 2008. IFOAM, Bonn and FiBL, Frick. (PDF; 5,1 MB)
  63. 63,0 63,1 63,2 Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LNRW): oekolandbau.nrw.de
  64. Weser-Kurier, 7. November 1980, S. 14
  65. Betriebsentwicklung & Umstellung. Gäa, abgerufen am 15. Mai 2014.
  66. International Federation of Organic Agriculture Movement: IFOAM
  67. Sektion für Landwirtschaft am Goetheaneum: sektion-landwirtschaft.org
  68. International Federation of Organic Agriculture Movement: IFOAM
  69. 69,0 69,1 International Federation of Organic Agriculture Movement: IFOAM
  70. Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LNRW): Dachorganisationen
  71. Ökotest Verlag: Ökotest
  72. Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)- Ziele: boelw.de
  73. Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) – Mitglieder: boelw.de
  74. Vgl. Willer, S. 86
  75. Vgl. Willer, S. 81
  76. Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission vom 5. September 2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der ökologischen/biologischen Produktion, Kennzeichnung und Kontrolle
  77. Durchführungsverordnung (EU) 2016/673 der Kommission vom 29. April 2016 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der ökologischen/biologischen Produktion, Kennzeichnung und Kontrolle
  78. Österreichisches Lebensmittelbuch (Codex alimentarius austriacus)
  79. Die Europäischen Öko-Verordnungen. (PDF) IFOAM EU, 2012, Abschnitt „4.6. Aussichten für neue europäische Vorschriften für Gewächshäuser“
  80. 80,0 80,1 Vorlage:EUR-Lex-Rechtsakt
  81. Oekolandbau.de: Gesellschaft für oekologische Tierernährung e. V. – GOETE gegründet, 10. April 2008
  82. PROVIEH – VgtM e. V.: Einkaufshilfe.Durchblick bei Öko-Siegeln und Bio-Marken. Heikendorf b. Kiel, 2006
  83. Hintergrundpapier: Biogas und Ökolandbau (PDF) Agentur für Erneuerbare Energien


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