Chemische Reaktion und Plastische Theorie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Natriumexplosion.jpg|mini|250px|Explosive Reaktion von [[Natrium]] und [[Wasser]]]]
[[Datei:Beuysxyz.png|thumb|390px|[[Joseph Beuys]] während eines Vortrags]]
[[Datei:ThermiteFe2O3.JPG|mini|250px|[[Wikipedia:Thermitreaktion|Thermitreaktion]] von [[Wikipedia:Eisen(III)-oxid|Eisen(III)-oxid]] und [[Aluminium]]]]
[[Datei:Bild 278xyz.jpg|thumb|390px|[[Joseph Beuys]]: Zeichnung zur plastischen Theorie]]
[[Datei:Triosephosphate isomerase.jpg|mini|250px|Bändermodell des Enzyms [[Wikipedia:Triosephosphatisomerase|Triosephosphatisomerase]] (TIM, TPI) nach {{PDB|2jk2}} ]]
[[Datei:Energiediagramm-Enzymreaktion.svg|mini|250px||Energiediagramm der Enzym-Katalyse: Die Aktivierungsenergie (freie Aktivierungsenthalpie) wird im Vergleich zu unkatalysierten Reaktionen durch Stabilisierung des Übergangszustandes gesenkt. Die freie [[Wikipedia:Reaktionsenthalpie|Reaktionsenthalpie]] bleibt dabei unverändert.]]


Eine '''chemische Reaktion''' ist ein [[Chemie|chemischer]] [[Prozess]], bei dem ein oder mehrere [[Chemisches Element|chemische Elemente]] oder [[chemische Verbindungen]] in andere chemische [[Stoff]]e umgewandelt werden. Dabei wird „chemische“ [[Energie]] z.B. in Form von [[Wärme]] und/oder [[Licht]] abgegeben oder verbraucht, die sog. '''Reaktionsenthalpie''' ({{ELSalt|ἐν}} ''en'' „in“ und {{polytonisch|θάλπειν}} ''thálpein'' „erwärmen“): <math>\Delta H_\mathrm{R} = H_\mathrm{Produkte} - H_\mathrm{Edukte}</math>. So spricht man etwa auch von der '''Verbrennungsenthalpie''', der '''Bildungsenthalpie''', der '''Lösungsenthalpie''' usw. einer chemischen Verbindung.
Wie kam Beuys zur '''plsastischen Theorie'''? „Innerhalb des Allgemeinbegriffs „Kunst“ ist der Begriff „Plastik“ das für Joseph Beuys besonders relevante Thema.  


== Aktivierungsenergie ==
„Was ist Plastik? Ich habe versucht, eben diesen Begriff in seine treibenden Grundkräfte zu zerlegen.“ (Beuys) Beuys fand die Grundkräfte in Wärme und Kälte. Diese beiden Pole verkörpern einerseits das „Chaotisch-Willensmäßige“ und andererseits das „Gedanklich-Formmäßige“. Das Wechselspiel zwischen – man könnte auch sagen – „dem Organischen und dem Kristallinen, und damit zwischen der Polarität von Natur und Geist“, findet sich im Mensch wieder. Mit dieser Erkenntnis gelangt Beuys zu einem bedeutenden anthropologischen Aspekt.“ (Harlan, Rappmann, Schata: „Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys“)


Damit eine Reaktion überhaupt in Gang kommt, ist die Zufuhr einer entsprechenden '''Aktivierungsenergie''' notwendig. So kann man etwa ein [[Wikipedia:Streichholz|Streichholz]] nur entzünden, wenn man ihm durch Reibung mechanische Energie bzw. Wärmeenergie zuführt. Bei scheinbar spontan ablaufenden Reaktionen wird die nötige [[Energie]] unmittelbar der Umgebungswärme entnommen. Je höher die zugeführte Wärme bzw. je geringer die benötigte Aktivierungsenergie ist, desto schneller läuft die Reaktion ab. Durch Beigabe kleiner Mengen eines spezifischen [[Katalysator]]s, der die nötige Aktivierungsenergie verringert, kann die Reaktion gegebenenfalls wesentlich beschleunigt werden.
== Die plastische Theorie ==


== Beispiele ==
Die plastische Theorie lautet nun wie folgt: „Alles kommt aus dem Chaos und wird durch Bewegung zur Form gebracht, zu immer neuen Formen.“
Eine einfache chemische Reaktion ist beispielsweise die [[Verbrennung]], bei der ein brennbarer Stoff mit dem [[Sauerstoff]] ([[lat.]] ''Oxygenium''; abgeleitet von {{ELSalt|ὀξύς}} ''oxys'' „scharf, spitz, sauer“ und {{polytonisch|γεν-}} ''gen-'' „erzeugen“) der [[Luft]] unter Energieabgabe reagiert. So entsteht etwa bei der Verbrennung von [[Kohlenstoff]] mit einer ausreichenden Menge Sauerstoff das gasförmige [[Wikipedia:Kohlendioxid|Kohlendioxid]] (bzw. bei Sauerstoffmangel das sehr giftige [[Wikipedia:Kohlenmonoxid|Kohlenmonoxid]]):
Dabei kann sich der Prozess auch umkehren. Dann fließen die Dinge vom Gedanklich-Formmäßigen in das Chaotisch-Willensmäßige zurück. „Etwas, was geordnet war, fällt in Chaos, wird ungeordnet.(Beuys)


:<math>\mathrm{C\ +\ O_2 \longrightarrow \ CO_2 \ ; \quad \Delta} H = -394 \; \mathrm{kJ/mol}</math><ref>''Schülerduden Chemie'', Bibliografisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 2007, ISBN 978-3-411-05386-5, S.&nbsp;195.</ref>
=== Der Chaosbegriff bei Joseph Beuys ===
„Mein Chaosbegriff ist ein sehr ursprünglicher. Alles kommt aus dem Chaos... Das muss man sich vorstellen wie eine zusammenhängende, sehr komplexe Energie, die aber keine bestimmte, sondern eine unbestimmte Stoßrichtung hat. Das Wörtchen „unbestimmt“ passt sehr gut auf den Chaosbegriff, wie ich ihn anwende. Und dann sind alles andere Bestimmungen davon. Nur aus dem Chaos kann etwas kommen.“ (Beuys)


Eine anderes Beispiel ist die rechts im Bild gezeigte stark exotherme [[Wikipedia:Thermitreaktion|Thermitreaktion]] von [[Wikipedia:Eisen(III)-oxid|Eisen(III)-oxid]] und [[Aluminium]], bei der Temperaturen bis über 2000 °C erreicht werden:
=== Der Formbegriff bei Joseph Beuys ===
„Form ist so betrachtet ein Gegenpol zum Begriff Chaos. Das ist ein plastischer Prozess.“ (Beuys)


:<math>\mathrm{Fe_2O_3 + 2 \ Al \longrightarrow Al_2O_3 + 2 \ Fe;  \quad \Delta} H = -851{,}5 \; \mathrm{kJ/mol}</math>
Noch einmal: Alles kommt aus dem '''Chaos''' und wird durch '''Bewegung''' zur '''Form''' gebracht. Zu immer neuen Formen. Dabei kann es auch jeder Zeit wieder ins Chaos zurückfallen. Mit dieser plastischen Theorie hat Beuys eine bedeutende Anthropologische Theorie geschaffen. Hier noch einmal die begrifflichen Zuordnungen:


Das Bild rechts oben zeigt die Reaktion von metallischem [[Natrium]] mit [[Wasser]]. Das bei der Reaktion gebildete [[Wasserstoff]]gas entzündet sich, verbrennt explosionsartig und reißt geschmolzene Natriumtröpfchen mit, die zu [[Wikipedia:Natriumoxid|Natriumoxid]] bzw. [[Wikipedia:Natriumperoxid|Natriumperoxid]] verbrennen:


:<math>\mathrm{2 \ Na + 2 \ H_2O \rightarrow 2 \ NaOH + H_2}; </math>
{|align="center" width="600px"
:<math>\mathrm{4\ Na + O_2 \longrightarrow 2\ Na_2O;} {\quad \Delta} H = -431{,}6 \; \mathrm{kJ/mol}</math>
|-
:<math>\mathrm{2\ Na_2O + O_2 \longrightarrow 2\ Na_2O_2;} {\quad \Delta} H = -79{,}6 \; \mathrm{kJ/mol}</math>
! [[Chaos]] !! [[Bewegung]] !! [[Form]]
|-
| ------------- || ------------- || -------------
|-
| [[Wollen]] || [[Empfinden]] || [[Denken]]
|-
| [[Energie]] || [[Rhythmus]] || [[Idee]]
|-
| [[Wärme]] ||  || [[Kälte]]
|-
| [[Amorph]] ||  || [[Kristallin]]
|}


=== Friedrich Wöhlers Harnstoffsynthese (1828) ===


Als es dem [[Wikipedia:Deutschland|deutschen]] [[Chemiker]] [[Wikipedia:Friedrich Wöhler|Friedrich Wöhler]] (1800-1882) erstmals [[Wikipedia:1828|1828]] gelang, [[Harnstoff]] aus der salzartigen [[Anorganische Verbindung|anorganischen Verbindung]] [[Wikipedia:Ammoniumcyanat|Ammoniumcyanat]] herzustellen, galt dies als Beweis, dass die Synthese organischer Verbindungen keiner besonderen „[[Lebenskraft]]“ bedürfe:
Diese Theorie korrespondiert auch mit den [[Tria Principia]] der [[Alchemie]].


:<math>\mathrm{AgNCO + NH_4Cl  \rightarrow NH_4(NCO) + AgCl}</math>
== Literatur ==
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_plastische_theorie.pdf Die plastische Theorie von Joseph Beuys] PDF


Wöhler erkannte dabei ganz richtig, dass die intermediär gebildete Verbindung [[Wikipedia:Ammoniumcyanat|Ammoniumcyanat]] (NH<sub>4</sub>NCO) die eigentliche Harnstoffquelle darstellte:
[[Kategorie:Plastische Theorie|!]]
 
[[Kategorie:Joseph Beuys]]
: [[Datei:Urea Synthesis Woehler.png|ohne|300px|Harnstoffsynthese nach Wöhler]]
 
=== Biochemische Reaktionen ===
 
[[Biochemie|Biochemische]] Prozesse, die für den [[Stoffwechsel]] aller [[Lebewesen]] von zentraler Bedeutung sind, laufen stets nur in Anwesenheit eines meist sehr komplex gebauten Katalysators in nennenswerter Geschwindigkeit ab. So katalysiert etwa das Enzym [[Wikipedia:Triosephosphatisomerase|Triosephosphatisomerase]] (TIM, TPI) in einem Teilschritt der [[Wikipedia:Glycolyse|Glycolyse]], dem lebenswichtigen [[Zucker]]abbau in allen [[Organismen]], die Umwandlung von [[Wikipedia:Dihydroxyacetonphosphat|Dihydroxyacetonphosphat]] (DHAP) zu [[Wikipedia:Glycerinaldehyd-3-phosphat|Glycerinaldehyd-3-phosphat]] (GAP):
 
[[Datei:Dihydroxyacetonphosphat Skelett.svg|140px]] <math>\rightleftharpoons</math> [[Datei:D-Glycerinaldehyd-3-phosphat Skelett.svg|130px]]
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Chemische Reaktion}}
* {{WikipediaDE|Aktivierungsenergie}}
* {{WikipediaDE|Reaktionsenthalpie}}
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
[[Kategorie:Chemie]] [[Kategorie:Biochemie]]

Version vom 3. Mai 2021, 05:28 Uhr

Joseph Beuys während eines Vortrags
Joseph Beuys: Zeichnung zur plastischen Theorie

Wie kam Beuys zur plsastischen Theorie? „Innerhalb des Allgemeinbegriffs „Kunst“ ist der Begriff „Plastik“ das für Joseph Beuys besonders relevante Thema.

„Was ist Plastik? Ich habe versucht, eben diesen Begriff in seine treibenden Grundkräfte zu zerlegen.“ (Beuys) Beuys fand die Grundkräfte in Wärme und Kälte. Diese beiden Pole verkörpern einerseits das „Chaotisch-Willensmäßige“ und andererseits das „Gedanklich-Formmäßige“. Das Wechselspiel zwischen – man könnte auch sagen – „dem Organischen und dem Kristallinen, und damit zwischen der Polarität von Natur und Geist“, findet sich im Mensch wieder. Mit dieser Erkenntnis gelangt Beuys zu einem bedeutenden anthropologischen Aspekt.“ (Harlan, Rappmann, Schata: „Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys“)

Die plastische Theorie

Die plastische Theorie lautet nun wie folgt: „Alles kommt aus dem Chaos und wird durch Bewegung zur Form gebracht, zu immer neuen Formen.“ Dabei kann sich der Prozess auch umkehren. Dann fließen die Dinge vom Gedanklich-Formmäßigen in das Chaotisch-Willensmäßige zurück. „Etwas, was geordnet war, fällt in Chaos, wird ungeordnet.“ (Beuys)

Der Chaosbegriff bei Joseph Beuys

„Mein Chaosbegriff ist ein sehr ursprünglicher. Alles kommt aus dem Chaos... Das muss man sich vorstellen wie eine zusammenhängende, sehr komplexe Energie, die aber keine bestimmte, sondern eine unbestimmte Stoßrichtung hat. Das Wörtchen „unbestimmt“ passt sehr gut auf den Chaosbegriff, wie ich ihn anwende. Und dann sind alles andere Bestimmungen davon. Nur aus dem Chaos kann etwas kommen.“ (Beuys)

Der Formbegriff bei Joseph Beuys

„Form ist so betrachtet ein Gegenpol zum Begriff Chaos. Das ist ein plastischer Prozess.“ (Beuys)

Noch einmal: Alles kommt aus dem Chaos und wird durch Bewegung zur Form gebracht. Zu immer neuen Formen. Dabei kann es auch jeder Zeit wieder ins Chaos zurückfallen. Mit dieser plastischen Theorie hat Beuys eine bedeutende Anthropologische Theorie geschaffen. Hier noch einmal die begrifflichen Zuordnungen:


Chaos Bewegung Form
------------- ------------- -------------
Wollen Empfinden Denken
Energie Rhythmus Idee
Wärme Kälte
Amorph Kristallin


Diese Theorie korrespondiert auch mit den Tria Principia der Alchemie.

Literatur