Erich Fromm und Resilienz (Psychologie): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Erich Fromm''' (* [[Wikipedia:23. März|23. März]] [[1900]] in Frankfurt am Main, Deutsches Reich; † 18. März 1980 in Muralto, [[Schweiz]]) war ein [[Deutschland|deutsch]]-[[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Psychoanalyse|Psychoanalytiker]], [[Philosophie|Philosoph]] und [[Sozialpsychologie|Sozialpsychologe]].
'''Resilienz''' (von {{laS|resilire}} ‚zurückspringen‘ ‚abprallen‘) oder '''psychische Widerstandsfähigkeit''' ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit ([[Salutogenese]]), Widerstandsfähigkeit ([[Hardiness]]), [[Bewältigungsstrategie]] (Coping) und Selbsterhaltung ([[Autopoiesis]]).


== Leben ==
Das Gegenteil von Resilienz ist Verwundbarkeit ([[Vulnerabilität]]).
Erich Fromm stammte aus einer streng religiösen jüdischen Familie, aus der zahlreiche Rabbiner hervorgegangen waren. Auch er wollte ursprünglich diese Laufbahn einschlagen. In Frankfurt aufgewachsen, wo er 1918 am [[Wöhlerschule|Wöhler-Realgymnasium]] sein Abitur machte, studierte er aber dort zunächst Jura, wechselte dann zum Soziologiestudium nach [[Universität Heidelberg|Heidelberg]] und promovierte dort 1922 bei [[Alfred Weber]] über ''Das jüdische Gesetz''. In dieser Zeit engagierte er sich im [[Kartell Jüdischer Verbindungen|K.J.V.]], einem [[Korporationsverband|Organisationsverband]] [[Jüdische Studentenverbindung|zionistischer Studentenverbindungen]], in seinem späteren Leben wandte er sich jedoch von der Idee des Zionismus ab.<ref>Alfred Lévy: ''Erich Fromm: Humanist zwischen Tradition und Utopie'', Königshausen & Neumann, 2002, ISBN 978-3-8260-2242-5, S.13</ref> Bis 1925 nahm er außerdem [[Talmud]]unterricht bei Rabbi Rabinkow. 1926 heiratete er die [[Psychoanalyse|Psychoanalytikerin]] [[Frieda Fromm-Reichmann|Frieda Reichmann]]. Ende der 1920er Jahre begann Fromm am [[Berliner Psychoanalytisches Institut|Berliner Psychoanalytischen Institut]] bei einem nichtärztlichen Freud-Schüler, dem Juristen [[Hanns Sachs]], eine Ausbildung zum Psychoanalytiker. In dieser Zeit gaben er und seine Frau ihre [[Orthodoxes Judentum|orthodox-jüdische]] Lebensweise auf. Ab 1929 praktizierte Fromm, da er kein Mediziner war, als sogenannter Laienanalytiker in Berlin.
[[Datei:Gedenktafel Bayerischer Platz 1 (Schönb) Erich Fromm.JPG|miniatur|Gedenktafel am Haus [[Bayerischer Platz]] 1, in [[Berlin-Schöneberg]]]]


Ab 1930 war er für das Frankfurter [[Institut für Sozialforschung]] als Leiter der Sozialpsychologischen Abteilung tätig. Zugleich gehörte er dem Berliner Zirkel [[Marxismus|marxistischer]] Psychoanalytiker um [[Wilhelm Reich]] und [[Otto Fenichel]] an und trug mit einigen Publikationen zur Theoriebildung des [[Freudomarxismus]] bei. 1931 trennte er sich von Frieda Reichmann, blieb ihr jedoch weiterhin freundschaftlich verbunden (Scheidung erst 1942).
== Begrifflichkeit ==
Der Begriff Resilienz hat sich im Laufe der Zeit gewandelt: Früher bezeichnete Resilienz auch eine spezielle Eigenschaft von Personen (besonders Kindern), die ihre psychische [[Gesundheit]] unter Bedingungen erhielten, unter denen die meisten Menschen zerbrochen wären. In diesem Sinne wurde der Begriff zum Beispiel von [[Emmy Werner (Psychologin)|Emmy Werner]] benutzt. Um ein Kind als „resilient“ zu definieren, wurden oft Merkmale der Lebensführung miteinbezogen. Häufig wurden etwa Kinder so bezeichnet, die – trotz Bedingungen wie [[Armut]] oder [[Flüchtling]]s&shy;situation in der Kindheit – im Erwachsenenalter eine qualifizierte Berufstätigkeit ausübten, nicht mit dem Gesetz in Konflikt kamen und psychisch unauffällig waren. Später wurde die Bedeutung ausgeweitet. Dies ist mit der Erkenntnis verbunden, dass psychische Widerstandsfähigkeit nicht nur in Extremsituationen, sondern immer von Vorteil ist. Heute werden Menschen mit diesem Merkmal allgemein als resilient bezeichnet. Der Begriff wird nun zum Beispiel auch für Menschen verwendet, die mit [[Belastung (Psychologie)|Belastungen]] der Arbeitswelt in angemessener Weise umgehen und so ihre psychische Gesundheit erhalten.


Nach der Machtergreifung Hitlers zog er zunächst nach [[Genf]] und emigrierte im Mai 1934 in die Vereinigten Staaten, wo er an der [[Columbia University]] in [[New York City|New York]] tätig war. Ende 1939 trennte er sich nach verschiedenen Konflikten vom Institut für Sozialforschung, nachdem er über viele Jahre einer der wichtigsten Mitarbeiter gewesen war. Er wurde am 25. Mai 1940 US-amerikanischer Staatsbürger. 1944 heiratete er die deutsch-jüdische Emigrantin Henny Gurland.
Ursprünglich wurde mit Resilienz nur die Stärke eines Menschen bezeichnet, Lebenskrisen wie schwere Krankheiten, lange Arbeitslosigkeit, Verlust von nahestehenden Menschen oder Ähnliches ohne anhaltende Beeinträchtigung durchzustehen. Diese Verwendung des Wortes ist auch heute noch häufig. So werden zum Beispiel Kinder als resilient bezeichnet, die in einem sozialen Umfeld aufwachsen, das durch [[Risikofaktor (Medizin)|Risikofaktoren]], wie zum Beispiel Armut, Drogenkonsum oder Gewalt, gekennzeichnet ist, und als Erwachsene dennoch zu einer erfolgreichen Lebensführung in der Lage sind. Resiliente Personen haben gelernt, dass sie selbst es sind, die über ihr eigenes Schicksal bestimmen (sogenannte interne [[Kontrollüberzeugung]]). Sie vertrauen nicht auf Glück oder Zufall, sondern nehmen die Dinge selbst in die Hand und haben ein realistisches Bild von ihren Fähigkeiten.


1950 siedelte er nach [[Mexiko-Stadt]] über und lehrte an der [[Universidad Nacional Autónoma de México]] (UNAM). Nachdem seine Frau Henny 1952 überraschend gestorben war, heiratete er 1953 die US-Amerikanerin Annis Freeman. Ab 1957 beteiligte er sich an der US-amerikanischen [[Friedensbewegung]]. Er geriet auch in die Akten des FBI.<ref>Seine Akte umfasste mehr als 600 Seiten; vgl. z.B. Rainer Funk: ''Erich Fromm'' - Liebe zum Leben: eine Bildbiographie, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, ISBN 3421052794, S. 145.</ref> Er selbst hat immer einen [[Humanismus|humanistischen]], [[Demokratischer Sozialismus|demokratischen Sozialismus]] vertreten. 1965 wurde Fromm [[Emeritierung|emeritiert]]; 1974 verlegte er seinen Wohnsitz nach [[Muralto]] (Kanton Tessin, Schweiz).
Auch Menschen, die nach einem [[Trauma (Psychologie)|Trauma]], wie etwa [[Vergewaltigung]], dem plötzlichen Verlust nahestehender Angehöriger oder Kriegserlebnissen nicht aufgeben, sondern die Fähigkeit entwickeln, weiterzumachen, werden als resilient bezeichnet.


Seine Beiträge zur [[Psychoanalyse]], zur [[Religionspsychologie]] und zur [[Gesellschaftskritik]] haben ihn als einflussreichen Denker des 20.&nbsp;Jahrhunderts etabliert, auch wenn er in der akademischen Welt oft unterschätzt wurde. Viele seiner Bücher wurden zu Bestsellern; seine Gedanken wurden auch außerhalb der Fachwelt breit diskutiert.
In der heutigen [[Differentielle und Persönlichkeitspsychologie|Persönlichkeitspsychologie]] werden auch Menschen als resilient bezeichnet, die eines der drei häufigsten [[Big Five (Psychologie)|Big-Five]]-Persönlichkeitsprofile aufweisen, mit niedrigem [[Neurotizismus]]-Wert und leicht überdurchschnittlichen Werten in den vier übrigen Dimensionen.<ref>J. B. Asendorpf, F. J. Neyer: ''Psychologie der Persönlichkeit.'' Springer, 2012.</ref> In der [[Längsschnittstudie]] von Asendorpf und van Aken wurden resiliente Kinder von ihren Erzieherinnen als anpassungsfähig, belastbar, aufmerksam, tüchtig, gescheit, neugierig und voller [[Selbstwert|Selbstvertrauen]] beschrieben.


In den Jahren 1966, 1977 und 1978 erlitt er jeweils einen [[Herzinfarkt]]. Fromm starb infolge eines weiteren Herzinfarkts 1980, wenige Tage vor dem Erscheinen der zehnbändigen Gesamtausgabe seiner Werke. Er wurde in [[Bellinzona]] (Schweiz) [[Kremation|eingeäschert]].
Das negative Gegenstück zur Resilienz wird [[Vulnerabilität]] genannt. Vulnerabilität bedeutet, dass jemand besonders leicht durch äußere Einflüsse seelisch zu verletzen ist. Vulnerable Personen neigen besonders stark dazu, psychische Erkrankungen zu entwickeln.<ref>{{Toter Link |date= 2017-05-00| url=http://www.tu-darmstadt.de/fb/fb3/psy/diffpsy/E12_P.pdf }} TUD, Seminar Entwicklungspsychologie, Referat Resilienz. Download am 19. Dezember 2007.</ref>


1979 wurde Fromm mit dem [[Nelly-Sachs-Preis]] ausgezeichnet, im Jahr 1981 wurde ihm postum die [[Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main]] verliehen.
== Wesentliche Einflussfaktoren ==
Wesentliche Faktoren, die Resilienz beeinflussen, sind personale Faktoren, Umwelteinflüsse und Prozessfaktoren. Zu den Umweltfaktoren gehören die Unterstützung durch die Familie, die eigene Kultur, die Gemeinschaft, das soziale Umfeld und die schulische Umgebung. Zu den personalen Faktoren gehören kognitive (z.&nbsp;B. [[Intelligenz]], Deutungs- und [[Sinnfindung|Sinngebungs]]-Modelle der Realität, Religiosität) wie auch emotionale, also z.&nbsp;B. seine Fähigkeit, Emotionen und Handlungen zu kontrollieren, seine [[Selbstwirksamkeit]]serwartung, die Toleranz für Ungewissheit, die Fähigkeit, Beziehungen aktiv gestalten zu können oder die mehr oder weniger aktive Einstellung zu Problemen (Problemfixierung oder aber Problemlösungsorientierung). Zu den Prozessfaktoren gehören u.&nbsp;a. die wahrgenommenen Perspektiven, die Akzeptanz des Unveränderbaren und die Konzentration aller Energien auf das als nächstes zu Bewältigende und die dabei entwickelten Strategien.<ref>Viola Schreiber, Ernst-Ludwig Iskenius: ''Flüchtlinge: zwischen Traumatisierung, Resilienz und Weiterentwicklung.'' 2013, S. 5 ff. [http://amnesty-heilberufe.de/wp-content/uploads/mug.schreiber_iskenius.resilienz.2013.pdf amnesty-heilberufe.de]</ref>


Der literarische Rechte- und Nachlassverwalter Fromms ist der Psychoanalytiker [[Rainer Funk]], der bei Fromm über [[Sozialpsychologie]] und [[Ethik]] promoviert wurde und sein letzter Assistent war.
Einige Gruppen von Menschen erweisen sich als besonders resilient. Das sind in der Regel solche, die einen starken [[Kohäsion (Psychologie)|Zusammenhalt]] haben, eher kollektivistisch als individuell orientiert sind und sich durch starke Werte auszeichnen, die von den meisten Leuten aus der entsprechenden Gruppe geteilt werden (in der Resilienzforschung als „shared values“ bezeichnet).


Funk hat im Herbst 2005 im ''Fromm Forum'' einen Aufsatz veröffentlicht mit dem Titel ''Erleben von Ohnmacht im Dritten Reich – Das Schicksal der jüdischen Verwandtschaft Erich Fromms aufgezeigt an Dokumenten''.<ref>[http://www.erich-fromm.de/data/pdf/Funk,%20R.,%202005a.pdf Text]</ref>
Resilienz darf nicht statisch interpretiert werden. Wie der Prozess der [[Traumatisierung]], ist auch die Entwicklung von Resilienz sequenziell interpretierbar. Außerdem können Faktoren oder Strategien, die in einer bestimmten Situation Resilienz fördern, in anderen Situationen eher hinderlich für die Entwicklung von Resilienz sein. Auch können positive Anpassungsleistungen, die als Ausdruck von Resilienz und Wachstum von Ressourcen interpretiert werden, mit Selbstberuhigungs-, Vermeidungs- und Verdrängungsstrategien einhergehen, hinter denen sich erhebliches Leid verbirgt.<ref>Schreiber, Iskenius, S. 9.</ref>


== Werk und Wirkung ==
== Ergebnisse der Resilienzforschung ==
=== Normativer Humanismus ===
Der Begriff Resilienz wurde in den 1950er Jahren vom Psychologen [[Jack Block]] in die Psychologie eingeführt.<ref>Resilienzforschung – Wolfgang Battmann, Katrin Warnke: „Resilient.de: Info“ [http://www.resilient.de/info.htm resilient.de]</ref> Resilienz wird jedoch häufig mit dem Namen der US-amerikanischen Forscherin [[Emmy Werner (Psychologin)|Emmy Werner]] und dem ihrer Kollegin [[Ruth Smith (Psychologin)|Ruth Smith]] verbunden. Werner legte 1971 eine Studie über die Kinder der Insel Kauai vor, die als eine der Pionierstudien zum Thema Resilienz gilt. Im Rahmen dieser Studie wurden 698 Kinder des Jahrgangs 1955 aus schwierigen Verhältnissen von ihrer Geburt an über 40 Jahre beobachtet und getestet. Ein Drittel dieser Kinder wuchs trotz erschwerter Bedingungen zu lebenstüchtigen Erwachsenen heran, wobei die Resilienz sich im Zeitablauf und unter verschiedenen Umweltbedingungen veränderte. Werner zog daraus den Schluss, dass Resilienz erlernbar ist. Ihre Studie war jedoch nicht die erste zum Thema Resilienz. Sie selbst macht in ihrem Buch ''The children of Kauai'' bereits auf andere Studien zum gleichen Thema aufmerksam.<ref>Emmy E. Werner: ''The children of Kauai : a longitudinal study from the prenatal period to age ten.'' University of Hawaii Press, Honolulu 1971, ISBN 0-87022-860-9.</ref><ref>Stefanie Maeck: [http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/psychologie-psychologen-lueften-das-geheimnis-psychischer-staerke-a-878086.html ''Geheimnis psychischer Stärke: Die Unverwundbaren. Manche Menschen überstehen traumatische Erlebnisse scheinbar unangetastet. Hinter psychischer Stärke stecken häufig ein früh gefasster Lebensplan und der Glaube an sich selbst. Die Widerstandskraft lässt sich zum Teil erlernen - doch auch manches Äußere muss passen.''] In: ''Spiegel Online.'' 3. Februar 2013.</ref>
Noch in den 1950er Jahren folgten die meisten Geisteswissenschaftler dem sogenannten soziologischen [[Relativismus]]: Sie waren davon überzeugt, dass der Mensch fast unbegrenzt formbar sei und unter fast allen Bedingungen leben könne. Daraus zogen sie zwei Schlüsse: Eine [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]], die in den Grundzügen funktioniere, sei gesund. Für psychische Störungen seien Fehler im [[Individuum]] verantwortlich; die Betroffenen seien einfach nicht anpassungsfähig genug.


Fromm vertrat demgegenüber einen [[normativ]]en [[Humanismus]]: Der Mensch hat nach Fromm nicht nur physische, sondern auch psychische Grundbedürfnisse, die in seiner Existenz wurzeln. Hieraus ergibt sich, dass für die psychische Gesundheit des Menschen universelle Kriterien gelten, die vom gesellschaftlichen System entweder gefördert oder unterdrückt werden können. Der Gesundheitszustand einer Gesellschaft kann somit untersucht werden.
[[Norman Garmezy]] wird oft als „Großvater der Resilienztheorie“ bezeichnet, weil er in den 1960er Jahren entdeckte, dass sich viele Kinder schizophrener Eltern zu erfolgreichen, glücklichen Erwachsenen entwickelten.<ref>Michaela Haas: ''Stark wie ein Phönix.'' OW Barth, S. 328.</ref> Seine engste Mitarbeiterin [[Ann Masten]] führte an der Universität von Minnesota Garmezys Arbeit weiter. Masten bezeichnete Resilienz als „gewöhnliche Magie“ und sagte: „Wir sind in einem Maß reprogrammierbar, wie es sich die Resilienzpioniere nicht einmal vorstellen konnten. Wir sind dynamische Systeme; wir können uns verändern.“<ref>Michaela Haas: ''Stark wie ein Phönix.'' OW Barth, S. 328.</ref>


Zwar kann der Mensch tatsächlich unter vielerlei Bedingungen leben, doch wenn sie seiner menschlichen Natur zuwiderlaufen, reagiert er darauf, indem er die bestehenden Verhältnisse entweder ändert oder seinen vernunftbedingten menschlichen Fähigkeiten entsagt, also sozusagen „abstumpft“.
Ein weiterer Pionier war der US-amerikanische Soziologe und Psychologe [[Glen Elder]]. Er stellte fest, dass in den USA viele Kinder der Armut der Dreissigerjahre entkommen konnten. Gute familiäre Beziehungen und kulturelle Faktoren würden die Resilienz begünstigen und fördern. Der französische Ethnologe, Neurologe und Psychiater [[Boris Cyrulnik]], der kamerunische Erziehungswissenschaftler an der Universität in Hamburg [[Louis Henri Seukwa]], die deutsche Pädagogin [[Corina Wustmann]], die indische Psychologin an der staatlichen Universität in Arizona [[Suniya S. Luthar]] und viele weitere Forscher haben sich intensiv mit Resilienz beschäftigt.


==== Prägung des Individuums durch die Gesellschaft ====
Im Zuge der Flüchtlingswellen, die seit den 1990er Jahren in Europa, Afrika und Nahost zu verzeichnen sind, spielt neben der Trauma- die Resilienzforschung eine immer größere Rolle, weil sie individuelles und soziales verantwortliches Handeln miteinschließen. Intakte soziale Beziehungen, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderung sind für die Resilienz von Bewohnern der Herkunftsländer von großer Bedeutung.<ref>Siehe z. B. R. K. Papadopoulos: ''Refugees, trauma and Adversity-Activated-Development.'' In: ''European Journal of Psychotherapy and Counseling.'' 9(3), 2007, S. 301–312; R. Schweitzer, J. H. Greenslade, A. Kagee: ''Coping and resilience in refugees from the Sudan: A narrative account.'' In: ''Australian and New Zealand Journal of Psychiatry.'' 41(3), 2007, S. 282–288.</ref><ref>Brigit Obrist: [https://www.unibas.ch/de/Forschung/Uni-Nova/Uni-Nova-119/Uni-Nova-119-Gesundheit.html ''Wie Gesundheit und Resilienz zusammenhängen.''] UniNova, Wissenschaftsmagazin der Universität Basel, Basel.</ref>
Fromm stellt sich die Frage, „wie es möglich ist, dass die in einer Gesellschaft herrschende Gewalt tatsächlich so wirkungsvoll ist, wie uns das die Geschichte zeigt“ (alle Zitate aus ''[[Autoritärer Charakter|Theoretische Entwürfe über Autorität und Familie]]'', 1936). Einerseits sei die äußere Gewalt „ein unerlässlicher Bestandteil für das Zustandekommen der Fügsamkeit und Unterwerfung der Masse unter diese Autorität“, andererseits könne die Gesellschaft (Fromm spielt konkret auf den Nationalsozialismus an) nicht nur „aus Angst vor den physischen Gewaltmitteln“ funktionieren. Fromm entwickelt daraus in kritischer Abwandlung von [[Sigmund Freud|Freud]] die Theorie des [[Autoritärer Charakter|autoritären Charakters]]: „Die äußere in der Gesellschaft wirksame Gewalt tritt dem in der Familie aufwachsenden Kind in der Person der Eltern und […] speziell der des Vaters gegenüber.“ Und: „Der Familienvater ist zwar dem Kind gegenüber (zeitlich gesehen) der erste Vermittler der gesellschaftlichen Autorität, ist aber (inhaltlich gesehen) nicht ihr [[Vorbild]], sondern ihr [[Abbild]].“ So hebt Fromm die Sicht Freuds auf die Entstehung des psychischen Apparates und speziell des Über-Ichs aus der Enge der Kleinfamilie heraus und leitet die Entstehung des Über-Ichs aus der gesellschaftlichen Gewalt ab, die den Vater autorisiere, das Über-Ich des Kindes aufzurichten. Umgekehrt enthalten für Fromm die gesellschaftlichen Autoritäten immer auch persönliche Über-Ich-Qualitäten, zu sehen beispielsweise in der Rede vom Landesvater oder von Politikern, die Kinder auf den Arm nehmen und Ähnliches.


==== Kulturell vorgeprägte Defekte ====
== Förderbarkeit von Resilienz ==
Unter einem Defekt leidet ein Mensch dann, wenn es ihm an einer Eigenschaft mangelt, die als spezifisch menschlich gilt. Geht man beispielsweise davon aus, dass Spontanität ein Ziel ist, das jeder Mensch erreichen sollte, so leidet ein Mensch, der sein Selbst nicht gut veräußern kann und völlig unspontan ist, an einem Defekt, der als [[Neurose]] wahrgenommen werden kann.
[[Datei:Desert-Dawgs-BigBrothersSisters-April-2008.JPG|mini|links|Big Brothers/Big Sisters, Freiwillige]]


Wie es der Gesellschaft möglich ist, bestimmte Grundbedürfnisse des Menschen zu fördern oder zu unterdrücken, können auch psychische Defekte durch die Kultur hervorgebracht werden. Da nun die Mehrheit der Mitglieder einer Gesellschaft an gewissen Defekten leidet, werden diese als Normalität wahrgenommen, und der Einzelne setzt sie sich sogar zum Ziel, um einem Außenseitertum aus dem Weg zu gehen: „Was [dem Einzelnen] an innerem Reichtum und an echtem Glücksgefühl verlorengegangen sein mag, wird durch die Sicherheit kompensiert, die das Gefühl gibt, zur übrigen Menschheit zu passen – so wie er sie kennt.
[[Elternschaft|Eltern]] und ältere Geschwister können laut Studien dazu beitragen, dass ein Kind Resilienz entwickelt. [[Nathan Caplan]] und andere beschäftigten sich mit Flüchtlingsfamilien in den USA, die in Armut lebten und deren Eltern eine geringe Bildung hatten. Sie stellten fest, dass sich die Mehrheit ihrer Kinder als resilient erwies. [[Emotion]]al am stabilsten und schulisch am erfolgreichsten waren jedoch Untersuchungen zufolge die Kinder aus den Familien, wo sowohl von Eltern (obwohl diese Eltern selbst keine gute Bildung hatten) als auch von älteren Geschwistern viel Wert auf Bildung gelegt wurde und Bildung außerdem nicht als Mittel zum Zweck betrachtet wurde, sondern als Selbstzweck. Einen ganz besonders positiven Einfluss hatte es, wenn die Eltern den Kindern vorlasen. In 45 % der Flüchtlingsfamilien war dies der Fall. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie englische Bücher oder Bücher in ihrer Heimatsprache vorlasen. Es kommt, laut Caplan und Choy, eher darauf an, dass das Vorlesen die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kindern stärkt.<ref>Nathan Caplan u. a.: ''Indochinese Refugee Families and Academic Achievement.'' In: ''Scientific American.'' Februar 1992.</ref> Kinder profitieren von Eltern, die sich nicht isolieren, sondern aktiv den Kontakt zu Gleichgesinnten suchen und (etwa in [[Soziale Gruppe|sozialen Gruppen]]) [[Verantwortung]] übernehmen.<ref name="IYFP">{{Webarchiv | url=http://www.cpc.unc.edu/projects/lifecourse/iyfp | wayback=20081212130135 | text=The Iowa Youth and Families Project}} Download am 19. Dezember 2007.</ref>


Dieses Zugehörigkeitsgefühl verhindert zu einem entscheidenden Teil die Fortentwicklung des Defekts in eine tatsächlich wahrgenommene Neurose. Ferner liefert die Gesellschaft diverse „Gegenmittel“, um den Ausbruch einer Krankheit zu vermeiden. Fromm spricht in diesem Zusammenhang von „kulturellen Opiaten“, wie Fernsehen, Radio oder Sportveranstaltungen. Würde man den Menschen diese Opiate schlagartig für einen längeren Zeitraum verweigern, wäre der Ausbruch der psychischen Krankheit rasch in Form von Nervenzusammenbrüchen und akuten Angstzuständen beobachtbar.
[[Datei:US Navy 070210-N-6081J-282 Senior Chief Gas Turbine System Technician Mike Wroten, assigned to guided missile destroyer USS Bainbridge (DDG 96), helps his son bowl at the Big Brothers Big Sisters of South Hampton Roads.jpg|mini|Freiwilliger Mentor (Big Brothers/Big Sisters)]]
Auch die [[Großeltern]] könnten eine Rolle spielen: Kinder ohne Kontakt zu ihren Großeltern mussten häufiger als „[[vulnerabel]]“ eingestuft werden.<ref name="IYFP" /> Bei Kindern und Jugendlichen ist es Studien zufolge möglich, Resilienz im schulischen Kontext mit Hilfe verschiedener Programme zu fördern, dazu zählen zum Beispiel [[Head Start]] und das [[Big Brothers Big Sisters|Big-Brothers-Big-Sisters]]-Programm. Wie Tierney u.&nbsp;a. und Werner belegen konnten, sind beide Programme erfolgreich: Sie vermindern Lernprobleme unter jüngeren Kindern sowie [[Drogensucht]] und Straffälligkeiten bei Jugendlichen. So zeigte sich in einer Längsschnittstudie, die ein ''Head Start Programm'' evaluierte, dass der Anteil der geförderten Kinder im Alter von 15 Jahren, welche eine Klasse wiederholen mussten, bei nur 30 % gegenüber 56 % in der Kontrollgruppe lag; außerdem lag der Anteil der Kinder, die das [[Äquivalenz|Äquivalent]] einer Förderschule oder Förderklasse besuchten, bei 12 % gegenüber 48 % bei den nicht geförderten Kindern.<ref>[[Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik]]; Dokumentation der Fachtagung ''Resilienz - Was Kinder aus armen Familien stark macht.'' am 13. September 2005 in Frankfurt am Main</ref>


==== Innerfamiliäre Prägung ====
Das sogenannte ''Foster-Grandparent-Programm'' hat sich ebenfalls als erfolgreich bei der Förderung von Resilienz erwiesen. Es bringt ältere Leute mit [[Deprivation|deprivierten]] Kindern und Jugendlichen in Kontakt. ''Foster-Großmütter'' arbeiten mit [[Mutterschaft Minderjähriger|schwangeren jungen Mädchen]] und ihren Säuglingen und helfen Kleinkindern in Vorschulprogrammen wie ''Head Start''. ''Foster-Großväter'' helfen straffälligen Jugendlichen bei ihren Schularbeiten. Die freiwilligen Helfer versorgen auch kranke Kinder in Kinderkliniken und arbeiten mit [[Trauma (Psychologie)|traumatisierten]] Flüchtlingskindern. Außerdem helfen sie Grundschülern mit Lernproblemen. Dabei konnten positive Effekte nachgewiesen werden. Kleinkinder, die eine ''Foster-Großmutter'' hatten, zeigten in ihrer motorischen und sozialen Entwicklung deutliche Fortschritte. Vorschulkinder verbesserten sich in ihrer [[Intelligenz]]&shy;entwicklung und sozialen Kompetenz. Bei Schulkindern konnten Verbesserungen in der Lesefähigkeit und im Sozialverhalten festgestellt werden.<ref>Herbert Fröhlich: ''Risiko- und Schutzfaktoren: Forschungsergebnisse und Interventionsmöglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung von Armut.'' In: Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.&nbsp;V.: ''Arme Familien gut beraten. Hilfe und Unterstützung für Kinder und Eltern. Materialien zur Beratung.'' Band 12, 2004.</ref>
Die starke Beeinflussung des Einzelnen durch die Gesellschaft definiert automatisch die Bedingungen des familiären Rahmens und gestaltet folglich zu einem entscheidenden Teil das Klima innerhalb der Familie.


Der enge emotionale Austausch der Kinder mit den Eltern hat für die gesellschaftliche Beeinflussung zweierlei zur Folge:
Ein weiteres Programm zur Förderung der Resilienz ist [[Opstapje]].<ref>Alexandra Sann, Kathrin Thrum: ''Opstapje – Schritt für Schritt. Praxisleitfaden.'' Deutsches Jugendinstitut e.&nbsp;V., 2005.</ref>
(1) Einerseits wird die Familie zur wichtigsten Institution für den Fortbestand der Gesellschaft. Um diesen zu gewährleisten, müssen bestimmte Erfordernisse wie Pünktlichkeit, Ordentlichkeit, Anpassungsfähigkeit usw. nicht nur befolgt, sondern als eigenständige Charakterstrukturen und somit als eigener Wille verinnerlicht werden. Dieser sogenannte [[Sozialcharakter|Gesellschafts-Charakter]] spiegelt sich in den Eltern und wird hierdurch auf direktem Wege an das Kind vermittelt.
(2) Zum anderen wird auf diese Weise auch die bestehende Problematik der Eltern zu ihrer Umwelt auf das Kind übertragen. Da sich die Individualität aus den Interaktionen mit den frühen Bezugspersonen bzw. der Umwelt im Allgemeinen herauskristallisiert, kann die Selbstwerdung des Kindes als ein Weg von außen nach innen gesehen werden. Fühlen sich diese Bezugspersonen nun auf eine Art und Weise von den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen verunsichert und leiden hierdurch sogar an einer psychischen Störung, so überträgt sich diese in das Selbst des Kindes. Gleichermaßen geben die Eltern ihre Defekte und die Methode, diese durch kulturelle Opiate zu kompensieren, an das Kind weiter. Krankhafte Lebensweisen werden somit schon im Kindesalter als Normalität aufgefasst.


=== Die Situation des Menschen ===
Kinder sollten darüber hinaus die Möglichkeit erhalten, Verantwortung in der jeweiligen Schule oder in anderen Gruppen zu übernehmen. Kinder, denen diese Möglichkeit gegeben wird, neigen weniger zu [[deviant]]em Verhalten.<ref name="IYFP" />
Tiere leben in einer vollkommenen Harmonie mit der Natur. Sie leben unter Bedingungen, die sie als gegeben hinnehmen und mit denen sie somit fertig werden können. Im Gegensatz zum Tier hat sich im Menschen durch die ihm gegebene Vernunft die Fähigkeit entwickelt, seine Umwelt zu transzendieren und somit über die Oberfläche der ihn umgebenden Gegebenheiten hinaus zu gelangen. Er hat sich über die Natur erhoben und kann sie in gewissen Maßen erschaffen und beherrschen.
Diese höchste Gabe des Menschen ist zugleich sein Fluch. Ganz pragmatisch lässt er sich als Anomalie der Natur beschreiben, denn im Menschen ist sich „das Leben […] seiner selbst bewußt“ geworden. So weiß er nicht nur von der Zufälligkeit seines Daseins, sondern auch von der Begrenztheit seines Lebens. Obwohl er noch immer ein Teil der Natur ist, ist er auch aus ihr verstoßen, und die Harmonie mit ihr ist für immer verloren. Durch diese Erkenntnis entsteht im Menschen ein großes Gefühl der Hilflosigkeit und Machtlosigkeit. Er muss selbst leben und Entscheidungen treffen, und jeder Schritt in eine andere Richtung ist angsterregend, weil man bereits bekannte und somit sichere Zustände verlässt. Das größte Problem des Menschen ist seine reine Existenz. (Vergleiche dazu auch das [[Das Sein und das Nichts#Für-sich-sein|Für-sich-Sein]] von Jean-Paul [[Sartre]].)


Das menschliche Leben ist von einer unüberwindbaren Polarität zwischen [[Regression (Psychoanalyse)|Regression]] und [[Progression]] beherrscht: Auf der einen Seite steht die Sehnsucht nach der verlorenen Harmonie mit der Natur, die in seiner einst besessenen tierischen Existenz waltet. Auf der anderen Seite strebt er nach dem „Erreichen einer menschlichen Existenz“, die seinen vernunftbedingten Fähigkeiten entspricht und ihm die Lösung des Problems seiner Existenz verspricht. Dieser Zustand bringt ihn auf eine ständige Suche nach Harmonie und macht ein statisches Dasein unmöglich. Sind die tierischen Bedürfnisse (Hunger, Schlaf, Sexus usw.) erst befriedigt, treten die spezifisch menschlichen Bedürfnisse in den Vordergrund: „Alle Leidenschaften und Strebungen des Menschen sind Versuche, eine Antwort auf seine Existenz zu finden, oder man könnte auch sagen, sie sind Versuche, der Geisteskrankheit zu entgehen.
== Resilienz bei Kindern in Armut ==
Kinder, die in [[Armut]] aufwachsen, leben unter erschwerten Bedingungen. Sie sind mehr Risiken und [[Frustration]]en ausgesetzt als ihre besser gestellten Altersgenossen. Folgen davon sind unter anderem schlechtere Schulleistungen, häufigere kriminelle Auffälligkeit oder Drogenabhängigkeit und häufigeres Auftreten von Erkrankungen, wie zum Beispiel [[Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung|ADS]] (bei Kindern und Erwachsenen) oder [[Schizophrenie]] (bei Erwachsenen).


=== Die seelischen Grundbedürfnisse des Menschen ===
Forscher wie zum Beispiel Emmy E. Werner, [[Glen Elder|Elder]], Haan, Moriaty und Toussing, Nuechterlein, Garmezy und Scarr untersuchten Kinder, die in großer Armut aufwuchsen, und kamen zu dem Ergebnis, dass bei ungefähr ⅔ aller arm aufgewachsenen Kinder im Erwachsenenalter große Probleme bestanden. Das Drittel, auf das sich die Armut in dieser Untersuchung nicht ausgewirkt hatte, wurde als ''resilient'' bezeichnet.
Durch die besondere Rolle des Menschen zur Natur, die ihn zu einer gewissen Heimatlosigkeit verdammt, ist es für den Menschen besonders wichtig, einen Weg zu finden, sich in der Welt zu orientieren und so in eine neue Beziehung mit ihr zu treten. Alle Leidenschaften des Menschen dienen letztlich dem Ziel, die Heimatlosigkeit zu verringern.


Die seelischen Grundbedürfnisse sind rein psychologischer Natur und ergeben sich aus der menschlichen Gesamtpersönlichkeit und seiner empirischen Lebenspraxis. Im Gegensatz zu Freuds Libido haben sie also keinen physischen Ursprung.
Resiliente Kinder unterschieden sich durch eine Reihe von Eigenschaften von nicht-resilienten Kindern:<ref name="nh.63.77.1-23">N. Haan: ''Proposed Modell of Ego functioning: Coping and defense mechanisms in relationship to I.Q. changes.'' In: ''Psychological Monographs: General and Applied.'' 77, 1963, S. 1–23.</ref><ref name="nh-pseo">N. Haan: ''Coping and defending: Processes of self-environement organization.'' Academic Press, New York 1977.</ref><ref name="sg23">S. Goldberg: ''Social competence in infancy: a model of parent-infant interaction.'' In: ''Merril-Palmer Quarterly.'' 23, 1977, S. 163–177.</ref><ref name="am-Adolescent Coping">A. Moriarty, P. Toussieng: ''Adolescent Coping.'' Grune und Stratton, New York 1976.</ref><ref name="lm-Vulnerability">L. Murphy, A. Moriarty: ''Vulnerability, coping and growth from infancy to to adolescence''. Yale University Press, New Haven, Conn. 1976.</ref><ref name="khn-Disadvantaged Children">K. H. Nuechterlein: ''Compentent disadvantaged children: A review of research.'' Doktorarbeit. University of Minnesota, 1970.</ref><ref name="ng8-9">N. Garmezy: ''Children at risk: The search for antecedents of schizophrenia.'' In: ''Schizophrenia Bulletin.'' 8 und 9, 1974.</ref><ref name="ng-Study of Competence">N. Garmezy: ''The study of compentence in children at risk for severe psychopathology.'' In: E. J. Anthony, C. Koupernik (Hrsg.): ''The child in his family: Children at psychiatric risk.'' Band III, Wiley, New York 1974.</ref><ref name="ng-Invulnerable Children">N. Garmezy, K. H. Nuechterlein: ''Invulnerable children: The fact and fiction of competence and disadvantage.'' 1972.</ref>


Zur Befriedigung seiner Bedürfnisse stehen dem Menschen prinzipiell zwei Möglichkeiten offen, denn der Mensch ist aus humanistischer Sicht nicht von Natur aus gut oder schlecht. Die menschliche Existenz birgt beide Wege als Möglichkeit der Entwicklung in sich. Gegensätzliche Leidenschaften wie Liebe und Hass sind demnach keine unabhängig voneinander existierenden Größen, sondern müssen als Antwort auf dieselbe Frage betrachtet werden. Der Unterschied liegt bloß darin, dass nur ersteres zu Glück führen kann. Im Folgenden sollen die Grundbedürfnisse des Menschen kurz dargestellt werden.
* Es sind häufiger Mädchen als Jungen. Resiliente Jungen sind eher „untypische“ Jungen. Sie sind weniger aggressiv und mehr auf andere bezogen als nicht resiliente Jungen.
* Intelligente Kinder sind tendenziell resilienter als weniger intelligente Kinder, es gibt jedoch auch wenig intelligente resiliente Kinder und intelligente nichtresiliente Kinder.
* Resiliente Kinder sind oft [[Überleister]], d.&nbsp;h. sie bringen bessere Schulleistungen, als es von ihrer Intelligenz her zu erwarten wäre.
* Sie haben ihre Impulse eher unter Kontrolle als nicht resiliente Kinder und sind disziplinierter.
* Sie sind eher in der Lage zum Belohnungsaufschub als nichtresiliente Kinder.
* Resiliente Kinder sind anderen Menschen zugewandt, sie reagieren positiv auf Aufmerksamkeit.
* Resiliente Kinder sind einfühlsamer und emotionaler als nichtresiliente Kinder.
* Sie sprechen eher über ihre Gefühle.
* Sie sind vertrauensvoller und weniger aggressiv.
* Entgegen dem Vorurteil, das viele Leute vielleicht hegen, sind resiliente Kinder nicht hart im Nehmen oder „zäh“. Das Gegenteil ist der Fall, sie ersuchen andere eher um Hilfe als nichtresiliente Kinder und geben Schwächen eher zu.
* Resiliente Kinder haben eine realistische Selbsteinschätzung und realistische Zukunftsvorstellungen.
* Sie sind sozial angepasster als nichtresiliente Kinder, „leichter zu lenken“ und versuchen, den Erwartungen Erwachsener gerecht zu werden.
* Sie sind interessiert an Menschen, Sachen und Ideen und lernen gerne. In der Regel gehen sie gerne zur Schule.
* Sie haben eine stärkere interne Kontrollüberzeugung.


==== Identitätserleben durch Individualität oder Konformität ====
In einer Studie der [[University of California]] (USA) wurde die These aufgestellt, dass Kinder von ärmeren und Eltern der Mittelschicht mehr [[Empathie]] an den Tag legten als diejenigen aus reicheren Familien: Die entsprechenden Personen seien im Alltag wesentlich stärker auf Kooperation mit Anderen angewiesen und entwickelten so eine verbesserte Fähigkeit zum Mitgefühl.<ref>dpa: [http://www.badische-zeitung.de/panorama/kinder-reicher-eltern-sind-weniger-einfuehlsam--45142852.html ''Kinder reicher Eltern sind weniger einfühlsam.''] auf: ''badische-zeitung.de'', ''Panorama'', 11. Mai 2011, (aus: ''Psychologie Heute.'') (15. Mai 2011)</ref>
Sich selbst als „[[Ich]], also als getrenntes Wesen zu seiner Umwelt, zu empfinden ist nicht nur ein philosophisches Problem, sondern auch eine wichtige Voraussetzung seelischer Gesundheit. Da der Mensch selbstständig und ohne natürliche Wurzeln leben muss, muss er sich ein Bild von sich selbst machen können. Hierin liegt die Voraussetzung für jegliche [[Transzendenz]], denn nur so kann sich der Mensch als Subjekt seines Handelns erleben und sich seiner selbst als ein eigenständiges Wesen bewusst sein.


Das Bedürfnis nach einem Identitätserleben ist so essentiell, dass es manchmal in Form einer übertriebenen Konformität Ausdruck erhält, in der ein Mensch sogar bereit ist, sein Leben zu opfern, nur um mit der Bezugsgruppe konform zu gehen und auf diese Weise ein Identitätsgefühl zu erlangen. Das Identitätserleben kann auf diese Weise jedoch immer nur illusorisch sein.
=== Die Rolle der Familie ===
Die Familien resilienter Kinder unterscheiden sich signifikant von denen nicht resilienter Kinder:


==== Bezogenheit durch Liebe oder Narzissmus ====
* Eltern resilienter Kinder haben häufiger eine bessere Bildung als Eltern nicht-resilienter Kinder.
Sich mit anderen Menschen zu vereinigen dient dem Einzelnen als wichtigstes Mittel, die Zufälligkeit und Einsamkeit seiner Existenz regulieren zu können. Zu sich selbst und anderen ein Gefühl der Bezogenheit zu entwickeln ist somit nicht nur ein menschliches Grundbedürfnis, sondern überhaupt Voraussetzung für seelische Gesundheit.
* Eltern resilienter Kinder sind häufiger berufstätig als Eltern nicht-resilienter Kinder; auch schlecht bezahlte Berufstätigkeit der Eltern scheint die Kompetenzen der Kinder zu stärken.
* Resiliente Kinder haben häufig weniger Geschwister als nicht-resiliente Kinder.
* Resiliente Kinder wachsen seltener in Ein-Eltern-Familien auf als nicht-resiliente Kinder. In Ein-Eltern-Familien scheint es im Hinblick auf die Resilienzentwicklung schwieriger zu sein, bei einer alleinerziehenden Mutter aufzuwachsen als bei einem alleinerziehenden Vater, wobei Letzteres deutlich seltener vorkommt. Töchter alleinerziehender Mütter werden häufiger als Teenager schwanger, Söhne werden häufiger kriminell oder drogensüchtig. Ohne Vater aufzuwachsen, scheint für Jungen problematischer zu sein als für Mädchen.
* Eltern resilienter Kinder sind trotz ihrer Probleme freundlich, einfühlsam, unterstützend und nehmen Anteil am Leben ihrer Kinder.


Die höchste Erfüllung bietet in dieser Hinsicht die Liebe: Sie ist der einzige Weg, „mit der Welt eins zu werden und gleichzeitig ein Gefühl der Integrität und Individualität zu erlangen“. In der Liebe vereinigt sich der Mensch mit einem anderen Wesen, bewahrt jedoch gleichzeitig die Integrität des eigenen Selbst, also seine Gesondertheit.
Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, suchen sich resiliente Kinder oft Bezugspersonen außerhalb der Familie. In diesem Fall verlassen sie auch oft nach der Schulzeit das negative Milieu ihrer Familie und suchen sich eine bessere Umgebung.<ref name="nh.63.77.1-23" /><ref name="nh-pseo" /><ref name="sg23" /><ref name="am-Adolescent Coping" /><ref name="lm-Vulnerability" /><ref name="khn-Disadvantaged Children" /><ref name="ng8-9" /><ref name="ng-Study of Competence" /><ref name="ng-Invulnerable Children" />
Die Liebe zwischen zwei Menschen in der Partnerschaft entsteht permanent von neuem durch die transzendente Polarität von Getrennt-Sein und Vereinigung. Zudem besteht der individuelle Egoismus in so geringem Maße, dass die Bedürfnisse des anderen als genauso wichtig wie die eigenen empfunden werden.


Die Liebe steht im Gegensatz zum sekundären [[Narzissmus]]: In diesem war es dem Einzelnen nicht möglich, den primären Narzissmus des Kindes zu überwinden, wodurch die Umwelt nach wie vor als bloßes Mittel benutzt wird, die eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können. Narzissten neigen dazu, einen Bezug zu ihrer Umwelt dadurch zu gewinnen, dass sie Macht über sie erlangen. Dadurch ist es ihnen jedoch nur möglich, eine gewisse Einheit herzustellen, während jegliches Gefühl echter Integration zerstört wird.
=== Die Rolle der organisierten Religion ===
Wie [[Glen Elder]] und [[Mark Regnerus]] durch die Analyse der Daten der National Longitudinal Study of Adolescent Health, an der 10.000 Jugendliche teilnahmen, zeigen konnten, erhöht die Einbindung in eine religiöse Gemeinschaft nachweislich die Resilienz. Es gab durchweg eine [[Korrelation|positive Korrelation]] zwischen Kirchgang und Schulnoten, und je ärmer ein Jugendlicher war, desto stärker war diese Korrelation. Es konnte zudem festgestellt werden, dass die Einbindung in eine religiöse Gemeinschaft, nicht die Religiosität selbst, zu guten schulischen Ergebnissen führt. Arme Jugendliche, die zwar fromm, aber nicht in eine Gemeinschaft eingebunden waren, hatten genau so schlechte Schulnoten wie ihre weniger religiösen Altersgenossen. Neben den Schulnoten wurden auch das psychische und physische Wohlbefinden durch die Einbindung in eine Glaubensgemeinschaft positiv beeinflusst: „Was wir in der Kirche finden, ist eine Gruppe von Leuten, die Werte teilen und denen es auf den Erfolg des Kindes ankommt“, kommentierte Elder das Ergebnis. Diese nicht-devianten geteilten Werte führten unter anderem zu besserer Selbstdisziplin und besserer interner Kontrollüberzeugung.<ref>Amber Anderson Johnson: ''Want Better Grades? Go to Church.'' In: ''Christianity Today.'' Mai 2002.</ref>
[[Datei:FEMA - 14728 - Photograph by Mark Wolfe taken on 09-04-2005 in Mississippi.jpg|mini|links|Main Street Missionary Baptist Church; Vorbereitungen für einen Straßengottesdient nach dem Hurricane Katrina in Biloxi, Mississippi]]
[[Datei:Nyota, Kenya 01.jpg|mini|links|Betende Waisenkinder in Nyota, Kenia]]
Andere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Es konnte etwa festgestellt werden, dass nach den Verwüstungen durch den [[Hurricane Katrina]] in New Orleans die Nachbarschaft rund um die katholische Mary Queen of Viet Nam Church als eine der ersten wieder aufgebaut war, dabei handelte es sich um eine der ärmsten Nachbarschaften von New Orleans. Die Kirche hatte ein Programm namens ''Mary Queen of Viet Nam Community Development Corporation (MQVN CDC)'' ins Leben gerufen und Nachbarn hatten sich gegenseitig geholfen, nach den Verwüstungen ein neues Leben aufzubauen. Es stellte sich die Frage, wie es zu der großen Bereitschaft kam, an diesem Programm teilzunehmen und seinen Nachbarn zu helfen, selbst wenn man keinen direkten Nutzen davon hatte. Nachforschungen ergaben, dass durch den von vielen Nachbarn gelebten gemeinsamen Glauben ein eng geknüpftes soziales Netzwerk mit der Mary Queen of Viet Nam Church als Zentrum bestand.<ref name="WrightStorr">Emily Chamlee-Wright, Virgil Henry Storr: ''Club Goods and Post-Disaster Community Return.'' In: ''Rationality and Society.'' 21 (4), 2009.</ref> Nach Studien von Caplan, Rumbaut und Ima sowie Bankston und Zhou waren katholische vietnamesischstämmige Amerikaner noch erfolgreicher als vietnamesischstämmige Amerikaner, die einer anderen Religionsgemeinschaft angehörten. Der häufige Besuch der katholischen Kirche führte zu einer stärkeren Einbindung in soziale Netzwerke, die zum einen Unterstützungsleistungen boten und zum anderen auch Werte vermittelten. Dies führte zu einer starken Aufwärtsmobilität.<ref>Carl L. III Bankston, Min Zhou: ''Effects of Minority Language Literacy on the Academic Achievement of Vietnamese Youths in New Orleans.'' In: ''Sociology of Education.'' 68, 1995, S. 1–17.</ref><ref name="WrightStorr" />


Ein weiterer Weg, sich mit der Welt zu vereinigen, bietet die Möglichkeit, sich einer Gruppe, einem Gott usw. zu unterwerfen. Hierdurch kann der Einzelne das Gefühl von Isolation überwinden, und er erlangt das Gefühl, Teil der großen Macht zu sein, mit der er sich vereint hat.
=== Die Rolle der Gene ===
Möglicherweise gibt es darüber hinaus bestimmte Gene, welche zu einer Resilienz führen (zu genetischen Faktoren siehe: Scarr und McCartney, 1983). Dies wird kontrovers diskutiert.<ref>S. Scarr, L. McCartney: ''How people make their own environments: A theory on genotype environment effects.'' In: ''Child Development.'' 54, 1983, S. 424–435.</ref>


==== Transzendenz durch Kreativität oder Destruktivität ====
Für die Anfälligkeit, nach Misshandlungen antisoziale Symptome zu entwickeln, scheint nicht nur das Trauma, sondern auch die Veranlagung eine Bedeutung zu haben. Kinder mit X-chromosomal vererbter niedriger [[MAOA]]-Aktivität scheinen etwa doppelt so häufig im Jugendalter Verhaltensstörungen zu entwickeln wie Traumaopfer ohne diese genetische Variante; bis zu ihrem 26. Lebensjahr werden sie fast zehn Mal so häufig in Straftaten verwickelt wie die Opfer von Misshandlungen ohne diese genetische Variante.<ref>[http://www.nature.com/mp/journal/v11/n10/abs/4001851a.html MAOA, maltreatment, and gene–environment interaction predicting children's mental health: new evidence and a meta-analysis]</ref><ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?db=pubmed&uid=17534436&cmd=showdetailview&indexed=google ''Early trauma and increased risk for physical aggression during adulthood: the moderating role of MAOA genotype.''] In: ''PLoS One.'' 2(5), 30. Mai 2007, S. e486.</ref><ref>Timothy K. Newman, Yana V. Syagailo u. a.: ''Monoamine oxidase A gene promoter variation and rearing experience influences aggressive behavior in rhesus monkeys.'' In: ''Biol Psychiatry.'' 57(2), 15. Januar 2005, S. 167–172.</ref><ref>David Huizinga, Brett C. Haberstick u. a.: ''Childhood Maltreatment, Subsequent Antisocial Behavior, and the Role of Monoamine Oxidase A Genotype.'' In: ''Biol Psychiatry.'' Oktober 60(7), 2006, S. 677–683.</ref><ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?Db=pubmed&Cmd=ShowDetailView&TermToSearch=12161658&ordinalpos=1&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVAbstractPlus Role of genotype in the cycle of violence in maltreated children]</ref>
Der Mensch verfügt über Vernunft und Vorstellungsvermögen, und diese Eigenschaften machen es ihm unmöglich, eine rein passive Rolle in der Welt einzunehmen. Indem er selbst die Rolle des Schöpfers einnimmt, kann er seine Zufälligkeit und das kreatürliche Dasein überwinden. Wer seinem Schaffen mit Fürsorge und Liebe gegenübertritt, kann sich und seine Umwelt auf diese Weise transzendieren.


Auch in der Zerstörung lässt sich das menschliche Selbst transzendieren, doch kann das Zerstören stets nur die mindere Alternative zum Erschaffen sein für Menschen, die zur Transzendierung des Selbst nicht fähig waren. Nur das kreative Schaffen kann zum Glück führen, während Destruktivität Leid in sich birgt, vor allem für den Zerstörer selbst.
Das Gen für niedrige MAOA-Aktivität scheint darüber hinaus besonders bei Männern mit hohem [[Testosteron]]-Spiegel zu antisozialem Verhalten zu führen; bei Männern mit niedrigem Testosteron-Spiegel ist der Zusammenhang nicht so stark. Bei Männern ohne das Gen führte ein erhöhter Testosteron-Level hingegen nicht zu antisozialem Verhalten. (siehe auch: [[Warrior Gene]])<ref>[http://www.nature.com/npp/journal/vaop/ncurrent/abs/1301417a.html A Non-Additive Interaction of a Functional MAO-A VNTR and Testosterone Predicts Antisocial Behavior]</ref>


==== Verwurzelung durch Brüderlichkeit oder Inzest ====
{{Siehe auch|Antisoziale Persönlichkeitsstörung#Mögliche Ursachen|titel1=„Mögliche Ursachen“ im Artikel Antisoziale Persönlichkeitsstörung}}
Um den Verlust der natürlichen Wurzeln zu überwinden, braucht der Mensch neue menschliche Wurzeln, um sich in der Welt wieder zu Hause fühlen zu können. In dieser Hinsicht bietet die [[Mutter-Kind-Beziehung]] den höchsten Grad möglicher Verwurzelung. Die Tiefe des Gefühls von Sicherheit, Wärme und Schutz ist hier so stark, dass auch im Erwachsenenalter eine Sehnsucht danach bestehen bleibt. Letztendlich übernehmen Institutionen wie der Staat, die Kirche, die Gruppe usw. im Erwachsenenalter für den Einzelnen die Funktion, ein Gefühl der Verwurzelung zu ermöglichen, sodass der Mensch sich als Teil einer Einheit statt als isoliertes Individuum wahrnehmen kann.


Die Abnabelung von der Mutter ist ein beängstigender, doch notwendiger Prozess zur Menschwerdung des Einzelnen. Nur so ist es dem Menschen möglich, Fortschritte zu machen und sich zu entwickeln. Im Gegensatz zu Freud deutet Fromm die Mutterbindung und den Ödipuskomplex auf emotionaler statt auf sexueller Ebene. In dieser Hinsicht erhält das [[Inzesttabu]] insgesamt eine neue Bedeutung, da es nicht nur ein sexuelles Verlangen des Kindes zu einem Elternteil untersagt, sondern auch das Verharren im schützenden mütterlichen Bereich, was eine kulturelle Entwicklung unmöglich machen würde.
== Resilienz bei privilegierten Mittelschichtskindern ==
Ein Problem ist mangelnde Resilienz laut [[Wendy Mogel]] bei vielen Kindern aus gut gestellten Mittelschichtsfamilien. Trotz ihrer privilegierten Lebensumstände (materieller Wohlstand, engagierte, liebevolle Eltern) litten diese an vielfältigen Ängsten, Unsicherheiten und Antriebshemmungen und erschienen profund unglücklich. Mogel, die zwei einflussreiche Bücher zur Resilienzerziehung schrieb, hält [[Helikopter-Eltern|Überbehütung]] gepaart mit unzureichender Wertevermittlung für die größten Stolpersteine bei der Vermittlung von Resilienz.<ref>Wendy Mogel: ''[[The Blessings of a Skinned Knee]]: Using Jewish Teachings to Raise Self-Reliant Children.'' Scribner, New York/ London/ Toronto/ Sydney/ Singapore 2001, ISBN 0-684-86297-2. {{Google Buch|BuchID=Ux9jnsddvtEC|Seite=|Linktext=eingeschränkte Online-Version|Land=US}}</ref>


=== Die Situation des Menschen im postmodernen Kapitalismus ===
== Resilienz und psychiatrische Erkrankungen ==
==== Der Wandel des Gesellschafts-Charakters ====
Am besten sind bislang die Zusammenhänge zwischen hoher Resilienz und einem niedrigeren Risiko für das Auftreten einer [[Posttraumatische Belastungsstörung|posttraumatischen Belastungsstörung]] nach katastrophalen Lebensereignissen beschrieben.<ref>S. Ahmand u. a.: ''Earthquake impact in a remote South Asian population: Psychosocial factors and posttraumatic symptoms.'' In: ''Journal of Traumatic Stress.'' 23, 2010, S. 408–412.</ref><ref>C. S. North, C. R. Cloninger: ''Personality and major depression among directly exposed survivors of the Oklahoma city bombing.'' In: ''Depression Research and Treatment.'' 2012, Article ID: 204741</ref> Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass eine hohe Resilienz vor [[Depression]] schützt<ref>O. Hjemdal u. a.: ''The relationship between resilience and levels of anxiety, depression, and obsessive-compulsive symptoms in adolescents.'' In: ''Clinical Psy- chology & Psychotherapy.'' 18, 2011, S. 314–321. [[doi:10.1002/cpp.719]].</ref> bzw. deren Symptome mildert.<ref>B. Engmann: ''Could Resilience Predict the Outcome of Psychiatric Rehabilitation Patients?'' In: ''Journal of Depression.'' 02 (2), 2013, S. 7. [[doi:10.4236/ojd.2013.22002]].</ref>
In der Entwicklung der Menschheit gab es wohl noch nie ein größeres Maß an [[Freiheit]] als in der heutigen westlichen Gesellschaft. Die Menschen leben in materiellem Komfort, haben viel Freizeit und verfügen über eine große Auswahl an Berufen und Lebensstilen. Doch mit wachsendem [[Wohlstand]] haben auch die psychosozialen Störungen erheblich zugenommen.
{{Siehe auch|Posttraumatische Belastungsstörung#Zu Heilungschancen beim Trauma|titel1=Abschnitt „Zu Heilungschancen beim Trauma“ im Artikel „Posttraumatische Belastungsstörung“}}


Der Gesellschafts-Charakter gibt dem Menschen gewisse Denk- und Verhaltensstrukturen vor. Diese sind von der Mehrheit der Gesellschaftsmitglieder als Werte und Normen eingefleischt und gewährleisten dadurch den Fortbestand der [[Kultur]]. Während noch vor einem Jahrhundert das Wirtschaftswesen auf Charaktere ausgerichtet war, die andere für den größtmöglichen Profit ausbeuten und keinen Konkurrenzkampf scheuen, scheinen im heutigen Gesellschafts-Charakter Teamfähigkeit und Konformität zunehmende Bedeutung zu erhalten.
== Resiliente Gruppen ==
In der Psychologie, Pädagogik und Soziologie werden nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Bevölkerungsgruppen, die erschwerte Bedingungen ohne Beeinträchtigung durchstehen, als resilient bezeichnet. Im Fokus steht hier die Widerstandskraft bzw. Verwundbarkeit von Gruppen angesichts sozialer und sozialpsychologischer Risikofaktoren, wie z.&nbsp;B. mangelnder Schulbildung, Kinderarmut, zerrütteter Elternhäuser, Heimbetreuung, Migration usw. sowie neuerdings die Diskussion um gezielte Resilienzförderung in Sozialisationseinrichtungen (Zander 2011) und um Präventivangebote, die über das Training der Fähigkeiten des Einzelnen hinausgehen. Dabei spielt die Einbindung in soziale Netzwerke eine große Rolle.<ref>Andrea Michel: ''Resilienz bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund.'' In: Erich Marks, Wiebke Steffen (Hrsg.): ''Starke Jugend – Starke Zukunft.'' Mönchengladbach 2008, S. 95–106.</ref> Allerdings existieren nur wenige Längsschnittstudien über die langfristige Wirkung dieser Faktoren; die meisten Forschungsprojekte wurden in den USA durchgeführt.


Obwohl die Selbstverantwortung des Einzelnen stark unterstrichen wird, wird gleichzeitig durch die rasche wirtschaftliche und technische Entwicklung erwartet, dass man in hohem Maße flexibel bleibt.
=== US-Amerikaner japanischer Abstammung ===
Gab es früher offene [[Autorität]]en, gegen die man sich auflehnen konnte (der König, der Chef usw.), ist heute keine persönliche Machtquelle mehr ausfindig zu machen. Alle [[Macht]] scheint sich entpersonalisiert zu haben und ist höchstens noch als anonymer [[Markt]] fassbar, für dessen Wirkungsweise die Gesetze von [[Angebot und Nachfrage]] gelten und somit kein Einzelner belangt werden kann. Aus der mechanisch fortlaufenden Anonymität heraus entspringt die Erwartungshaltung, das tun zu sollen, was alle anderen auch tun.
Eine der ersten Arbeiten zu diesem Thema stammt aus dem Jahr 1956 und beschäftigt sich mit [[Japanische Amerikaner|US-Amerikanern japanischer Abstammung]]. [[William Caudill]] und George DeVos stellten sich die Frage, wie es diese schafften, mit [[Rassismus]] und Vorurteilen in den Schulen umzugehen. Obwohl in der Arbeit das Wort Resilienz nicht gebraucht wird, werden hier schon die Faktoren genannt, die später von der Resilienzforschung thematisiert wurden. Caudill und DeVos stellten eine starke Leistungsmotivation und ein starkes elterliches Engagement fest.<ref>William Caudill, George De Vos: ''Achievement, Culture and Personality: The Case of the Japanese American.'' In: ''American Anthropologist.'' Band 56 (6), 1956, S. 1102–1125.</ref> Heute werden ihre Arbeiten aus methodischen Gründen kritisiert, jedoch sollten sie hier als Vorläufer genannt werden.<ref>Richard N. Adams: {{Webarchiv | url= http://www.publicanthropology.org/Archive/Aa1956.htm | wayback= 20080416061239 | text=''Cultural Components of Central America.''}} In: ''American Anthropologist.'' Vol. 58 (5), 1956, S. 881–907. Download am 31. Januar 2008.</ref>


Der Verlust von Individualität und Identität führt zu höchster Konformität, die in unserer Gesellschaft extrem auffällig ist. Egal ob der Einzelne intelligent oder dumm, gesellschaftlich hoch oder niedrig gestellt ist, alle scheinen denselben Lebensrhythmus zu haben: Alle lesen dieselben Zeitungen und Bücher, sehen sich dieselben Filme und Sendungen im Fernsehen an. Da das Verlangen nach möglichst viel Profit dem schlichten Wunsch nach einem geregelten Einkommen gewichen ist, arbeiten zudem alle im selben Rhythmus. Vor allem aber produzieren und konsumieren die Menschen, ohne Fragen zu stellen, und scheinen es regelrecht zu vermeiden, Begebenheiten, Ursprünge und Gesamtzusammenhänge in Erfahrung zu bringen. An die Stelle eines individuellen Gewissens ist das Verlangen getreten, sich möglichst gut anzupassen und dafür Anerkennung durch andere zu erhalten.
=== Europäische Juden in den USA ===
Nathan Caplan von der [[University of Michigan]] berichtet von den Forschungen von Judith R. Kramer und Seymour Leventman. Diese beschäftigten sich mit den Nachkommen armer osteuropäischer [[Juden]], die in die USA auswanderten. Trotz der großen Armut in dieser Bevölkerungsgruppe erwiesen sich ihre Kinder als gut integriert und weniger kriminell als die amerikanische Bevölkerung. Sie besuchten zudem überdurchschnittlich häufig eine Universität. Unter den Enkeln der Einwanderer besuchten sogar 90 % eine Universität. Caplan führt dies auf kulturelle Faktoren und auf starkes elterliches Engagement zurück.<ref name="nc24">Nathan Caplan u. a.: ''Indochinese Refugee Families and Academic Achievement.'' In: ''Scientific American.'' Februar 1992, S. 24.</ref>


Die moderne [[Zivilisation]] scheint die tiefen Bedürfnisse des Menschen also vor allem in Bezug auf ein echtes Identitätserleben nicht zu befriedigen und mit ihrem übergroßen Maß an individueller Freiheit und Wohlstand eher „das Gefühl einer intensiven Langeweile“ und Orientierungslosigkeit zu verursachen. Die Menschen der heutigen Gesellschaft müssen nicht mehr für sexuelle oder politische Freiheit kämpfen; sie sind heute „nicht mehr in Gefahr zu Sklaven zu werden, sondern zu Robotern“.
=== Afroamerikaner in Chicago ===
Normalerweise sind Afroamerikaner im US-amerikanischen Schulsystem nicht erfolgreich, was eine Reihe von verschiedenen Gründen hat. Als einer wird [[Kinderarmut in den Industrieländern|die unter Afroamerikanern verbreitete Armut]] angesehen. Ein weiterer ist ein [[Eurozentrismus|eurozentrisches Curriculum]].<ref>Jawanza Kunjufu: ''Black Students/Middle Class Teachers.'' African American Images, 2002, ISBN 0-913543-81-0.</ref> Es gibt jedoch Ausnahmen. Caplan berichtet, dass Clark außergewöhnliche Erfolge bei Kindern einiger afroamerikanischer Familien in Chicago feststellte. Diese Familien lebten in Armut, doch ihre Eltern unterstützten die Schule und die Lehrer und strukturierten den [[Unterrichtskontext]] ihrer Kinder.<ref name="nc24" />


=== Der entfremdete Mensch – psychosoziale Störungen im Kontext des etablierten Gesellschafts-Charakters ===
=== Vietnamesen (Boat People) in den USA ===
Im 19. Jh. definierten Hegel und Marx einen Menschen als von sich selbst entfremdet, wenn ihm „die eigene Tat [] zu einer fremden, gegenüberstehenden Macht wird, die ihn unterjocht, statt daß er sie beherrscht“<ref>Karl Marx und Friedrich Engels: Die Deutsche Ideologie: I. Feuerbach, in: Marx-Engels-Werke Band 3, Berlin 1962, S. 33</ref>. Die Entfremdung des Menschen zu sich selbst, seinen Handlungen und dadurch notwendigerweise auch zu seiner Umwelt ist in der modernen Gesellschaft zu einem zentralen Problem geworden. Im Folgenden soll die Situation des Menschen unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden.
[[Datei:South China Sea....A refugee woman cares for three small children on the replenishment oiler USS Wabash, AOR-5.... - NARA - 558538.tif|mini|links|Boat-People-Familie auf amerikanischem Schiff]]
[[Datei:Processed Vietnamese refugees.jpg|mini|links|Gerettete Boat People auf amerikanischem Schiff]]
Caplans Hauptinteresse gilt jedoch den Kindern der [[Boatpeople|Boat People]]. Als „Boat People“ wurden in den 1970er und Anfang der 1980er Jahre vietnamesische Flüchtlinge bekannt, die nach dem [[Vietnamkrieg]] aus Angst vor dem neuen kommunistischen Regime<ref>A. Wunsch: ''Mit mehr Selbst zum stabilen ICH!: Resilienz als Basis der Persönlichkeitsbildung.'' S. 27, Z. 2&nbsp;f.</ref> (dem [[Nationale Front für die Befreiung Südvietnams|Vietcong]]) mit Booten über das südchinesische Meer flohen. Viele dieser Flüchtlinge suchten eine bessere Zukunft in den USA. Sie schienen chancenlos, besaßen oft nur die Kleidung, in der sie ankamen, und sprachen kein Englisch. Über die Hälfte der Eltern hatte nur fünf Jahre lang oder kürzer die Schule besucht. Diese Flüchtlinge lebten oft in den ärmsten Wohngegenden der großen Städte. Gemäß dem Einkommen der Eltern gingen die Kinder auf die (unterfinanzierten) öffentlichen Schulen. Die Wissenschaft war erstaunt, als die Flüchtlingskinder bei allen Leistungstests besser abschnitten als Kinder aus der Mittelschicht.


==== Der Mensch als abstrakte Größe ====
Nathan Caplan, Marcella H. Choy und John K. Whitmore suchten nach Gründen dafür. Sie betrachteten eine zufällige [[Stichprobe]] von 200 Familien der Boat People. Diese Familien hatten zusammen 536 Kinder im Schulalter. Zuerst wurde getestet, ob die Beobachtung, dass die Kinder der Boat People besonders leistungsstark sind, auch auf diese Kinder zutraf. Die Kinder wurden mit einem Leistungstest, dem CAT (Computergestütztes Adaptives Testverfahren), getestet. Wie erwartet schnitten auch die Kinder dieser Stichprobe in fast allen Bereichen besser ab als Kinder aus der weißen Mittelschicht, besonders im mathematischen Bereich. Lediglich im sprachlichen Bereich schnitten die Kinder etwas schlechter ab als Kinder der weißen Mittelschicht.
Der einzelne Mensch wird in der heutigen Gesellschaft und Wirtschaftswelt vorwiegend als unpersönliches Einzelteilchen wahrgenommen statt als individuelle Persönlichkeit. Egal ob im Unternehmen oder in der Konsumwelt, er ist zu einer abstrakten Größe geworden, die sich in Zahlen ausdrücken lässt und somit berechnet werden kann. Ein gutes Beispiel ist der typische Bürokrat. Für ihn existieren die Mitmenschen, über deren Schicksal er möglicherweise entscheidet, nur als Objekte und Zahlen auf dem Papier. Dies ermöglicht ihm, ohne Anteilnahme oder zwischenmenschliche Gefühle wie Sympathie oder Antipathie Entscheidungen über sie zu fällen. Ebenso geht es dem Großunternehmer, der mit nur einer Unterschrift 100 Menschen entlassen kann, ohne diese je kennen gelernt zu haben und von ihren Lebensumständen zu wissen. Nur ob sie die Anforderungen erfüllen oder nicht, ist entscheidend.


Eine maßgebliche Ursache für die Abstraktion des Menschen ist das Streben nach größtmöglicher Effizienz, das für den Kapitalismus so charakteristisch ist. Vor allem durch die stetige Zunahme von Großkonzernen und das damit verbundene Verschwinden kleiner Betriebe wird der Einzelne vorwiegend nach seinem „Marktwert“ beurteilt und kann wie die kaputte Schraube einer Maschine beliebig ausgetauscht werden.
Eines der auffälligsten Ergebnisse der Studie war, dass Kinder mit vielen Geschwistern sich als leistungsstärker erwiesen als Kinder mit wenigen Geschwistern oder gar Einzelkinder. Um das zu verstehen, muss man die Rolle verstehen, die die Familie in der vietnamesischen Kultur spielt. Die vietnamesische Kultur ist eher kollektivistisch orientiert geprägt: Die Wünsche des Individuums sind weniger wichtig als die Bedürfnisse der Familie als Gruppe.
Eine weitere Auswirkung dieser gesteigerten Produktivitätsverhältnisse ist eine sich immer mehr verzweigende Arbeitsteilung, die dem Einzelnen den Bezug zu seiner Arbeit nimmt. Im humanistischen Sinne dient die Arbeit der Menschwerdung des Einzelnen. Indem er die Natur beherrscht und gestaltet, kann er einen Weg finden, sich mit ihr zu vereinigen, und gelangt durch diesen fortwährenden Entwicklungsprozess zu Individualität. Für die meisten Menschen der heutigen Gesellschaft dient die Arbeit nur als Gewährleistung für ein geregeltes Einkommen. Da man somit nur einen Teil irgendeines Ganzen produziert, verliert man die Verbundenheit mit seinem Tun und den Bezug zum eigenen Selbst. Arbeit kann in diesem Sinne nicht mehr als sinnvolle Tätigkeit angesehen werden, da sie keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr in sich birgt.


==== Die narzisstische Selbstspiegelung des Menschen ====
Von älteren Geschwistern wird erwartet, dass sie ihren jüngeren Geschwistern bei den Hausaufgaben helfen. Davon profitieren die Kinder gewaltig. Sie lernten von ihren Geschwistern nicht nur Fakten, sondern auch akademische Strategien und Werthaltungen. Oft waren auch jüngere, noch nicht schulpflichtige Kinder anwesend. Auch sie lernten anscheinend spielerisch, indem sie ihre Geschwister beobachteten.
Durch den Drang nach Konformität und die entfremdete Arbeitsweise entsteht im Menschen ein „Loch im Selbst“. Dieses wird ferner verstärkt durch den etablierten Gesellschafts-Charakter, der in der heutigen Gesellschaft ein Leben nach außen hin als gesunde Lebensweise vorgibt und auf die Möglichkeit verweist, innere Gefühle der Leere oder Unsicherheit durch die Vielzahl kultureller Opiate zu überdecken.
Das Ergebnis dieser Lebensweise ist eine narzisstische Selbstspiegelung des Einzelnen. Durch das ständige Ablenken vom eigenen Innern ist man sich seiner inneren Kräfte nicht mehr bewusst und erfährt sich somit nicht mehr als Initiator seines Handelns. Das eigene Handeln wird vielmehr durch von außen wirkende Kräfte gesteuert. Auf diese Weise ist es unmöglich, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen. Stattdessen kommt es zu einem pseudogesunden Selbstbewusstsein, bei dem der Einzelne sein Selbstwertgefühl auf seiner sozio-ökonomischen Rolle aufbaut. Hierdurch hat sich in unserer Gesellschaft auch in mentaler Hinsicht eine bizarre Marketing-Orientierung ergeben. Für den Einzelnen ist sein Dasein zu einer Art Ware geworden, die im Spiegel des sozialen Echos einen gewissen Wert erlangt: „Sein Körper, sein Geist und seine Seele sind sein Kapital, und seine Lebensaufgabe besteht darin, diese vorteilhaft zu investieren, einen Profit aus sich zu ziehen.“ Ihren höchsten Ausdruck hat dieser Wunsch nach einer spiegelnden Aufmerksamkeit in den Massenmedien gefunden. Egal ob die Teilnahme an Talk- und Realityshows oder die Vielzahl persönlicher Homepages, alles spricht für den Drang, ein sekundäres Selbstwertgefühl zu erlangen, indem man das Interesse anderer Menschen weckt.


Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich unter anderem die Zunahme der [[Wikipedia:Suizid|Suizid]]e erklären. Wenn man sein Leben vorwiegend als eine Art Unternehmen betrachtet, in das man seine physischen und psychischen Fähigkeiten möglichst sinnvoll investieren muss, dann schlägt Leben fehl, wenn die Bilanz unterhalb des erhofften Werts liegt. „Man begeht Selbstmord, genau wie ein Geschäftsmann seinen Bankrott erklärt, wenn die Verluste größer sind als der Gewinn.“
Die Hausaufgaben wurden meist in der Küche am Küchentisch gemacht; ein eigenes Kinderzimmer oder einen eigenen Schreibtisch gab es nur in den wenigsten Fällen. Doch nicht die materiellen Bedingungen, sondern die Liebe zum Lernen scheinen wichtig für die Schullaufbahn zu sein. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Kinder der Boat People pro Tag durchschnittlich drei Stunden und zehn Minuten mit Lernen und Hausaufgaben verbrachten. Im Durchschnitt verbrachten amerikanische Schüler dagegen nur eine Stunde und 30 Minuten pro Tag mit diesen Tätigkeiten.
Der moderne Mensch lässt sich also insgesamt als „passiver Empfänger von Eindrücken, Gedanken und Meinungen“ beschreiben. Zwar ist er im Laufe der Jahrhunderte erheblich intelligenter geworden, doch hat er, was die Vernunft betrifft, starke Einbußen zu verzeichnen. Seine Intelligenz nutzt er als Werkzeug, sich selbst und andere zu manipulieren. Das vernünftige Hinterfragen von Gegebenheiten, das Urteilen und Handeln nach gefundenen Grundsätzen ist jedoch zugunsten der Konformität eingestellt worden.


==== Der Massenkonsum ====
Es konnte nachgewiesen werden, dass für die Kinder der Boat People Bildung ein wichtigerer Wert war als für die Kinder der weißen Amerikaner. In Vietnam galt Bildung früher als Privileg, nur wenige reiche Familien konnten es sich leisten, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Laut Caplan, Choy und Whitmore ist dies einer der Gründe für den Erfolg der vietnamesischen Kinder. Obwohl man nicht davon sprechen kann, dass in Amerika die Herkunft bei der Bildung keine Rolle spielen würde, sahen sie hier ihre Chancen. Sie bemerkten, dass sie mehr Chancen hatten als ihre Eltern in Vietnam, und diese wollten sie nutzen. Auch die Eltern, welche in vielen Fällen nicht die Möglichkeit einer guten Bildung gehabt hatten, wünschten, dass es ihre Kinder einmal besser haben würden, sodass sie diese motivierten, da sie die Wichtigkeit guter Bildung erkannt hatten.<ref>Nathan Caplan u. a.: ''The Boat People and Achievement in America: A study of family life, hard work, and cultural values.'' University of Michigan Press, 1989, ISBN 0-472-09397-5;  David W. Haines (Hrsg.): ''Refugees as immigrants: Cambodians, Laotians and Vietnamese in America.'' Rowman & Littlefield Publishers, 1989, ISBN 0-8476-7553-X; Nathan Caplan u. a.: ''Indochinese Refugee Families and Academic Achievement.'' In: ''Scientific American.'' Februar 1992, S. 18–24.</ref>
Der entfremdete Mensch wird vielmehr von äußeren Einflüssen statt inneren Strebungen gelenkt. Insofern dient auch der Konsum nicht mehr dazu, sich selbst einen Wohlgefallen zu tun, sondern es geht vielmehr um „die Befriedigung von künstlich stimulierten Phantasievorstellungen“, die vor allem durch die Massenmedien an den Menschen herangetragen werden. Da diese scheinbare Befriedigung die tatsächlichen menschlichen Bedürfnisse des Einzelnen jedoch unbefriedigt lässt, hat sich in der heutigen Gesellschaft eine regelrechte Konsumsucht etabliert.


Das Bedürfnis nach Massenkonsum erzeugt im Gesellschafts-Charakter den Drang, „daß jeder Wunsch sofort befriedigt werden muß und kein Verlangen frustriert werden darf“. Dadurch ist der moderne Mensch weitgehend unfähig geworden, seine Wünsche aufschieben zu können, auch wenn diese nur von der Wirtschaft vorgegeben sind. Anstatt sich mit Konflikten mit dem eigenen Selbst auseinanderzusetzen, beschäftigt sich der Einzelne ständig mit einem neuen Vergnügen aus der breiten Palette kultureller Opiate. In der heutigen Gesellschaft besteht also nicht einmal mehr die Notwendigkeit, sich seiner selbst bewusst zu werden.
=== Die US-amerikanische Mittelschicht in der Zeit der Großen Depression ===
[[Datei:Lange-MigrantMother02.jpg|mini|Heimatlose Mutter (Dokumentarfoto, [[Dorothea Lange]], 1936)]]
[[Glen Elder]] (1974) untersuchte den Lebenslauf von Kindern aus verschiedenen Schichten, deren Familien durch die [[Große Depression]] in Armut geraten waren. Dafür griff er auf Daten einer [[Längsschnittstudie]] der [[University of California, Berkeley]] zurück. Anscheinend hatte Armut auf Heranwachsende der amerikanischen Mittelschicht eher positive als negative Konsequenzen. Sie schienen daran zu wachsen und ihre Persönlichkeit schien stärker zu werden. Sie waren tendenziell sogar etwas erfolgreicher als Kinder aus nie verarmten Mittelschichtsfamilien. Arbeiterkinder aus verarmten Familien hingegen waren im späteren Leben weniger erfolgreich als Mittelschichtskinder. Auch zeigten sich hier deutliche Auswirkungen der Armut: Zum Beispiel erwarben sie seltener einen Hochschulabschluss als Arbeiterkinder aus nie verarmten Familien. Doch auch unter ihnen gab es viele Sozialaufsteiger. Sowohl unter Männern aus Arbeiterfamilien als auch unter Männern aus Mittelschichtsfamilien lässt sich ein starker Einfluss der Armut auf die Werthaltungen feststellen, der aber nicht unbedingt negativ sein muss. So sind in Armut aufgewachsene Männer etwa Kindern gegenüber positiver eingestellt als Männer, die nie arm waren. Sie haben starke Familienwerte und ein konservatives Familienbild.


==== Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen ====
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Armut zur Zeit der großen Depression hatte erstaunlich wenig negative Auswirkungen auf das Leben dieser Jungen. Clausen macht ähnliche Beobachtungen.<ref>John A. Clausen: ''American lives: looking back at the children of the great depression''. University of California Press, Berkeley, Calif. u.&nbsp;a. 1995.</ref> Die Gründe dafür sind vielfältig.<ref>G. H. Elder: ''Children of the Great Depression: Social Change in Life Experience''. University of Chicago Press, Chicago 1974.</ref>
Der entfremdete Mensch ist vor allem durch das hohe Maß an Manipulation sich selbst und anderen gegenüber gekennzeichnet. Die Beziehung zu seinen Mitmenschen kann somit zwangsläufig nur krankhafter Art sein und ist im Allgemeinen von Gleichgültigkeit durchsetzt. Hinter der aufgesetzten Freundlichkeit steht nur der Wunsch nach Selbstbestätigung und die egoistische Motivation, dass der andere einem irgendwann einmal von Nutzen sein könnte.


[[Zwischenmenschliche Beziehung]]en sind zudem zu einer weiteren Möglichkeit geworden, sich selbst und seinen Gedanken aus dem Weg zu gehen. Als Mechanismus hierfür dient ein weit ausgeprägter Verbalismus, der sich in der modernen Kultur etabliert hat. „Sich auszusprechen ist Mode geworden“: Durch das sofortige Aussprechen beunruhigender Gedanken wird ein innerer Druck unverzüglich abgebaut. Hierdurch geht jedoch ein wichtiger Schritt zur Selbstfindung verloren, da die Gedanken auf diesem Weg nicht fruchten und zu neuen Ideen führen können.
Folgende Tabelle vergleicht zwei Gruppen von Männern aus [[Oakland]]. Beide Gruppen kommen aus Elternhäusern, die vor der Zeit der Großen Depression zur Mittelschicht gehörten. Durch die Große Depression verarmten Teile der Mittelschicht. Es werden Männer, die wegen der Großen Depression unterhalb des Existenzminimums aufwachsen mussten, mit Männern verglichen, deren Familien niemals arm waren. Es zeigen sich keine negativen Auswirkungen der Armut. Tendenziell scheinen unterhalb des Existenzminimums aufgewachsene Männer beruflich etwas erfolgreicher zu sein.<ref>G. H. Elder: ''Children of the Great Depression.'' University of Chicago Press, Chicago 1974, S. 160.</ref>


In der Intimität einer Partnerschaft sucht der Mensch das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Der Mensch ist jedoch nur zum Lieben fähig, wenn er mit sich selbst im Reinen ist. Die entfremdete Lebensweise in unserer Gesellschaft erschwert es folglich dem Einzelnen, eine gesunde Partnerschaft aufzubauen und zu erhalten. Die ausgeprägte Selbstdarstellung erfordert unterschiedliche Rollen, um die geforderte Konformität und Flexibilität zu erhalten. Unter diesem Gesichtspunkt ist es kaum verwunderlich, dass Partnerschaften in der modernen Gesellschaft nur selten von langer Dauer sind bzw. als reine Zweck- und Interessengemeinschaft funktionieren.
{| class="wikitable"
! || niemals arm || unterhalb des Existenzminimums aufgewachsen
|-
| Alter bei der ersten Heirat in Jahren (Median) || 23,8 || 23,3
|-
| Alter bei der Geburt des ersten Kindes (Median) || 26,5 || 26,2
|-
| Erreichen eines Universitätsabschlusses || 61 % || 60 %
|-
| Berufsstatus im Jahre 1958 (1 = hoch, 7 = niedrig) || 2,5 || 2,2
|-
| 1958 Angehöriger der oberen Mittelschicht || 39 % || 45 %
|-
| 1958 Angehöriger der unteren oder mittleren Mittelschicht || 48 % || 45 %
|-
| 1958 Angehöriger der Arbeiterklasse || 13 % || 10 %
|}


In Fromms ''[[Wikipedia:Anatomie der menschlichen Destruktivität|Anatomie der menschlichen Destruktivität]]'' beschreibt er drei Gesellschaftsformen: System A: Die Lebensbejahende Gesellschaft, System B: Die Nichtdestruktiv-aggressive Gesellschaft und System C: Die Destruktive Gesellschaft. System C ist durch zwei Hauptmerkmale gekennzeichnet; die Bedeutung des Privateigentums und in primitiven Gesellschaften die bösartige Zauberei. Wichtig in diesem System ist die Geheimhaltung und die größte Tugend rücksichtslose Praktiken, durch die man auf Kosten anderer Vorteile einheimst. Die größte Kunst besteht darin, zum Nachteil anderer sich persönliche Vorteile zu sichern. Die Forscher, die zu diesen Erkenntnissen kamen, haben 30 primitive Stämme untersucht.
{{Hauptartikel|Oakland Growth and Berkeley Guidance Studies}}


==== Destruktivität ====
=== Kinder US-amerikanischer Farmer ===
In seinem Werk ''Anatomie der menschlichen Destruktivität'' untersuchte Fromm verschiedene [[Aggression]]stheorien sowie die Ursachen des Krieges. Er definierte ''Destruktivität'' als „bösartige Aggression“ und analysierte sie als eine menschliche Leidenschaft bzw. Charakterstruktur, gleichzeitig auch als einen Zug der [[Kapitalismus|kapitalistischen]] Gesellschaft. Dabei unterschied er drei Grundformen der Destruktivität: spontane Destruktivität, [[Sadismus]] und [[Nekrophilie]]. Er porträtierte [[Josef Stalin]] als ''klinischen Fall von nichtsexuellem Sadismus'', [[Heinrich Himmler]] als ''klinischen Fall des anal-hortenden Sadismus'' und [[Adolf Hitler]] als ''klinischen Fall der Nekrophilie''.
In späteren Jahren beschäftigte [[Glen Elder|Elder]] sich mit den Kindern US-amerikanischer Farmer. In den 1980er Jahren kam es zu einer Krise der amerikanischen Landwirtschaft. Ein Teil der Farmerfamilien musste nun unter der Armutsgrenze leben. Doch deren Kinder meisterten die damit verbundenen Härten. Sie waren sowohl auf akademischen Gebieten erfolgreich als auch sozial gut integriert. Elder und Conger sehen dafür folgende Gründe:
* starke intergenerationale Bindungen,
* Sozialisation in produktive Rollen,
* starkes Engagement der Eltern,
* Engagement der Kirchen, der Schulen und der ländlichen Gemeinschaft.<ref>Glen H. Elder, Rand D. Conger: ''Children of the Land: Adversity and Success in Rural America.'' University of Chicago Press, 2000, ISBN 0-226-20266-6.</ref>


=== Fromms Pionierleistungen in der empirischen Sozialpsychologie ===
=== Traumatisierte Adoptivkinder ===
Den ersten Band der von [[Max Horkheimer]] herausgegebenen Zeitschrift für Sozialforschung eröffnete Fromm 1932 programmatisch mit seinem Aufsatz ''Über Methode und Aufgaben einer analytischen Sozialpsychologie''. Im nächsten Heft folgte ein Beitrag zur psychoanalytischen Charakterkunde. Ohne diese Beiträge sind weder die spätere theoretische Orientierung des Frankfurter [[Institut für Sozialforschung|Instituts für Sozialforschung]] noch der empirische Forschungsansatz von den Studien über [[Autorität und Familie]] bis zur Forschung über [[Autoritäre Persönlichkeit]] verständlich.
Clark und Hanisee untersuchten die Entwicklung von aus Drittweltländern adoptierten Kindern, die unterernährt waren und traumatische Kindheitserfahrungen gemacht hatten. Die Kinder wurden von amerikanischen Familien aus der oberen [[Mittelschicht]] adoptiert. Entgegen der Annahme, dass diese Kinder unter schweren Beeinträchtigungen leiden würden, erwiesen sie sich als überdurchschnittlich intelligent und überdurchschnittlich sozial kompetent. Beim Peabody Picture Vocabulary Test erreichten sie einen [[Intelligenzquotient]]en (IQ) von 120, auf der Vineland Social Maturity Scale erreichten sie 137 Punkte (100 Punkte gelten als Durchschnitt, 137 als außerordentlich gut). Clark und Hanisee kamen zu dem Ergebnis, dass unterernährte und traumatisierte Kinder sich als erstaunlich resilient erweisen, wenn sie in stabile Familienverhältnisse adoptiert werden.<ref>Audry Clark, Janette Hanisee: ''Intellectual and Adaptive Performance of Asian Children in Adoptive American Settings.'' In: ''Developmental Psychology.'' Band 18, Nr. 4, 1982, S. 595–599.</ref>


Fromm entwickelte den wichtigen Begriff des [[Sozialcharakter]]s und entwarf damit eine wesentliche Brücke zwischen Soziologie, Sozialpsychologie und Differentieller Psychologie (Charakterkunde). In ''Escape from Freedom'' erläuterte er 1941 die für die Psychodynamik dieser Furcht und Flucht vor der Freiheit wesentlichen Züge: Autoritarismus, Destruktivität, Rückzug, Selbstinflation und automatenhafte Konformität. Das psychoanalytisch-sozialpsychologische Konzept des autoritären Charakters.
=== Spanische Einwanderer in Deutschland ===
Ein weiteres Beispiel für Resilienz sind die Kinder der spanischen Arbeitsmigranten, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Die Frage, ob Migration an sich ein Risikofaktor darstellt, wird meist positiv beantwortet.<ref>„Die Migrationssituation bedeutet einen gravierenden Bruch im Lebensverlauf und erfordert tief greifende Reorientierungsleistungen, wie z.&nbsp;B. der Verlust von Bindungen und der gewohnten Lebensumwelt sowie die Neuschaffung sozialer Netzwerke, Sprachprobleme, kulturelle Orientierungsprobleme, Status- bzw. Anerkennungsdefizite, Schwierigkeiten beim Abgleich von Normen und Werten oder rechtliche und soziale Problemlagen.“ Michel 2008, S. 102.</ref> Erfolgreich bewältigte Migrationsrisiken können jedoch die Resilienz stärken. Wegen der verbreiteten Armut und der Diktatur des [[Francisco Franco]] kamen in den 1970er Jahren viele Spanier nach Deutschland, um dort eine bessere Zukunft zu finden. Die Masse der spanischen Einwanderer war relativ ungebildet und stammte aus benachteiligten Gegenden des Landes. Das Franco-Regime hatte das Bildungssystem wenig entwickelt, die Schulen boten nicht ausreichend viele Plätze für die Kinder. Die Kinder der spanischen Migranten hatten mit den typischen Gastarbeiterproblemen zu kämpfen. Heute sind sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen und besetzen ähnliche Berufspositionen wie Deutsche. Erklärt werden kann dieser Aufschwung mit der starken Selbstorganisation der spanischen Einwanderer und einer gezielten Bejahung der vollen Integration in das deutsche Schulsystem – zum Teil durchgesetzt gegen die Behörden, die Sonderklassen bilden wollten.<ref>B. von Breitenbach: ''Italiener und Spanier als Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland.'' München/ Mainz 1982, S. 120 f.; D. Thränhardt: ''Einwanderer-Kulturen und soziales Kapital.'' In: D. Thränhardt, Uwe Hunger (Hrsg.): ''Einwanderer-Netzwerke und ihre Integrationsqualität in Deutschland und Israel.'' Münster/ London 2000, S. 32 f.</ref> Dies führte zu guten Schulabschlüssen, frühen Erfolgen bei der Vermittlung von Lehrstellen und entsprechenden Berufserfolgen.<ref>B. von Breitenbach: ''Italiener und Spanier als Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland.'' München/ Mainz 1982.</ref> Kaum ein spanischer Schüler verlässt die Schule ohne Abschluss.<ref>[http://www.zeit.de/2006/28/B-Ausl-nder-Kasten ''Gut angekommen.''] In: ''Die Zeit.'' 6. Juli 2006, Zugriff am 20. November 2007.</ref> Beachtenswert ist, dass die beruflichen und schulischen Erfolge der Spanier nicht mit einem Verlust ihrer [[Kulturelle Identität|kulturellen Identität]] einhergehen. Viele Spanier betrachten sich nach wie vor als ethnische Spanier, sie schicken mehr Geld in ihre Heimat als Migranten anderer Herkunftsgruppen und planen häufiger, in ihre Heimat zurückzukehren.<ref>Dietrich Thränhardt: {{Webarchiv | url=http://egora.uni-muenster.de/pol/personen/thraenhardt/bindata/05.12.2006_Spanische_Einwanderer_schaffen_Bildungskapital.pdf | wayback=20070630130038 | text=''Spanische Einwanderer schaffen Bildungskapital: Selbsthilfe-Netzwerke und Integrationserfolg in Europa.''}} Zugriff am 20. November 2007.</ref>


Bereits in der [[Berliner Arbeiter- und Angestelltenerhebung]] hatte Fromm mit der damals in Deutschland noch kaum verbreiteten Fragebogenmethodik bei ca. 700 Personen zu erkunden versucht, wie häufig bestimmte Formen des sozialen Charakters waren. Die Auswertung klassifizierte die Befragten als [[Autoritärer Charakter]], radikaler bzw. revolutionärer Charakter (der aus Vernunftgründen seine Gesellschaft kritisieren kann<ref>Vgl. zu anderen Aspekten auch Wolfgang Rissling: [http://www.erich-fromm.de/biophil/en/images/stories/pdf-Dateien/Rissling_W_1991.pdf Kreativität und revolutionärer Charakter bei Erich Fromm]. In: J. Claßen (Hg.): Erich Fromm und die Kritische Pädagogik, Beltz, Weinheim - Basel 1991, S. 127-138.</ref>) oder gemischter bzw. ambivalenter Charakter (widersprüchliche Ergebnisse, d.&nbsp;h. sowohl für ersteren wie für letzteren typische Antworten). Als Autor dieser ersten empirischen Untersuchung zum Autoritären Charakter bzw. zur Autoritären Persönlichkeit hatte Fromm einen wichtigen, aber oft unzureichend gewürdigten Einfluss auf die spätere Forschung, insbesondere auf die sehr oft zitierten Studien zum Thema [[Autoritäre Persönlichkeit]] (The Authoritarian Personality) von [[Theodor W. Adorno]], [[Else Frenkel-Brunswik]], [[Daniel J. Levinson]] und [[R. Nevitt Sanford]]. Seit dem Zerwürfnis zwischen Adorno und Fromm besteht eine auffällige Tendenz mehrerer Autoren des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, Fromms maßgebliche Bedeutung zu ignorieren. Hätte die Berliner Arbeiter- und Angestelltenerhebung der Jahre 1929/30 damals mit einer Publikation abgeschlossen werden können, wäre sie wahrscheinlich zum Fundament der psychoanalytisch inspirierten Sozialpsychologie des Autoritarismus und Faschismus geworden.
== Resilienztraining bei der Armee ==
Die [[US Army]] hat zusammen mit der [[University of Pennsylvania]] seit 2009 ein aufwändiges Resilienztraining für Soldaten und ihre Angehörigen sowie für zivile Mitarbeiter auf der Grundlage des ''Positive Psychology Program'' der Hochschule entwickelt und getestet.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=KRNXZnVPejM Film auf YouTube]</ref> Trainiert werden die emotionale, soziale, spirituelle, familiäre und physische Resilienz.<ref>[http://www.army.mil/article/25494/army-developing-master-resiliency-training/ Website der US Army] Zugriff 26. Juni 2014.</ref> Das Training wird heute von privaten Einrichtungen angeboten.<ref>[http://www.resiliencetraininginstitute.com/home/section/111/providing_resilience_skills_training_to_us_army Website des Resilience Training Institute] Zugriff 26. Juni 2014.</ref> Das Trainingsvolumen beträgt über 100 Millionen US-Dollar pro Jahr. Das Training erfolgt sowohl während der Grundausbildung der Soldaten (''Battlemind – Lifecycle'') als auch in der spezifischen Einsatzvor- und Nachbetreuung (''Battlemind – Deployment Cycle''). Die Resilienz der Soldaten wird mittels eines ''Comprehensive Soldier & Family Fitness Score'' bewertet. Dieser Test steht auch in Form einer Online-Selbstbewertung zur Verfügung.<ref>[http://csf2.army.mil/ csf2.army.mil]</ref>


== Erich Fromm und die Anthroposophie ==
Auch bei der [[Bundeswehr]] gewinnt die „psychische Ressourcenstärkung“<ref>''[http://www.wehrmed.de/article/2013-PSYCHISCHE_RESSOURCENSTAeRKUNG_BEI_VN-BEOBACHTERN_ZUR_PRAeVENTION_EINSATZBEDINGTER_PSYCHISCHER_STOeRUNGEN_-_EINE_PILOTSTUDIE.html Psychische Ressourcenstärkung bei VN-Beobachtern zur Prävention einsatzbedingter psychischer Störungen – eine Pilotstudie]''</ref> an Bedeutung, nachdem von Anfang 2009 bis Juli 2011 etwa 2500 Soldaten mit einer einsatzbedingten psychischen Erkrankung in einem Bundeswehrkrankenhaus behandelt wurden.


Obwohl Erich Fromms Psychoanalytischer Ansatz dem Menschenbild der [[Anthroposophie]] eher zu widersprechen scheint, gibt es an einigen Punkten seines Werks grundlegende Übereinstimmungen mit der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s. So betont Fromm [[Liebe]] und [[Kreativität]] als grundlegende, produktive menschliche Leistungen, die den Menschen in seiner [[Menschenwürde]] und [[Freiheit]] auszeichnen.
== Grenzen der Resilienz und Kritik des Ansatzes ==
In seinem Werk "Ihr werdet sein wie Gott" betont ''Erich Fromm'' die Möglichkeit des Menschen zu einem geistig-spirituellen Aufstieg, wie ihn auch [[Rudolf Steiner]] für den heutigen Menschen, bis hin zum Werden der 10. Hierarchie "der Freiheit", als entwicklungsnotwendig und als zukünftiger Plan Gottes mit dem Menschen, in einer fernen Zukunft als realisierbar ansieht.
Resiliente Personen besitzen die Fähigkeit, Möglichkeiten dort zu ergreifen, wo sie sich bieten. Doch dort, wo sich keine Möglichkeiten bieten, z.&nbsp;B. in wirtschaftlichen Dauerkrisen, sind selbst resiliente Personen machtlos. Elder warnt unter Bezug auf die Folgen der Großen Depression in den Jahren nach 1929: ''[] not even great talent and industry can ensure life success over adversity without opportunity'' (dt: ''nicht einmal großes Talent und Fleiß gewährleisten das Besiegen von Widrigkeiten, wenn die Gelegenheit fehlt'').<ref>G. H. Elder: ''25th Anniversary Edition of Children of the Great Depression.'' Westview Press, Boulder, CO 1999, ISBN 0-8133-3342-3, S. 26.</ref>


== Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft ==
Kritiker wie [[Klaus Ottomeyer]] oder [[Thomas von Freyberg]] sehen in der allgegenwärtigen Verwendung des Resilienzbegriffs einen Hinweis auf die Tendenz zur Individualisierung gesellschaftlicher Risiken und zur Privatisierung sozialer Verantwortung. Ottomeyer spricht sogar vom „[[Neoliberalismus]] in der Psychotherapie“.<ref>So der Titel seines Vortrags auf dem Symposion [https://www.medico.de/fit-fuer-die-katastrophe-15981/ ''Fit für die Katastrophe? Der Resilienzdiskurs in Politik und Hilfe.''] stiftung medico international, Frankfurt, 6. Juni 2015.</ref> Der Resilienz-Hype suggeriere, dass ein Allheilmittel gegen Krisen und Probleme aller Art gefunden worden sei.
Die ''Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft'' ist ein 1985 von Rainer Funk gegründeter gemeinnütziger Verein. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, das Werk Erich Fromms einem breiten Publikum zugänglich zu machen, zu erforschen und weiterzuentwickeln. Sie dient der Erhaltung, Erforschung, Weiterentwicklung und Vermittlung seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse und Ideen.


Ihr geht es dabei nicht nur um die wissenschaftliche Reflexion des Frommschen Gedankenguts; ebenso wichtig ist die Auseinandersetzung mit Fragen, die sich aus dem Bezug des Werks von Fromm zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen ergeben. Denn Fromms wissenschaftliches Denken und seine humanistischen Ideen zeigen Wege und Möglichkeiten, wie die Gesellschaft menschlicher gestaltet und die Umwelt nachhaltiger geschützt werden kann.
Die Kritik am Umgang mit dem Resilienz-Begriff sieht das Problem nicht in der Stärkung der Widerstandskraft der Menschen und der Unterstützung von Personen, sich vor Katastrophen zu schützen; jedoch in der damit einhergehenden Tendenz, gewaltsame Verhältnisse als gegeben zu akzeptieren und lediglich einen Umgang damit zu finden.<ref>Thomas Gebauer: ''Aktuelle Konzepte zur Krisenbewältigung stabilisieren genau jene Verhältnisse, die Krisen hervorrufen.'' In: ''[[medico international]]: rundschreiben'' 02/15.</ref> Dies führe dazu, so die weitere Kritik auf einer Tagung zum Thema „Fit für die Katastrophe? – Der Resilienzdiskurs in Politik und Hilfe“, organisiert von [[medico international]], dass die Belastung und strukturellen Probleme aus dem Fokus geraten und als gegeben angenommen werden. Somit tritt eine Veränderung und Bekämpfung der bestehenden oder aufkommenden Probleme und der Ursachen in den Hintergrund. Dies unterstützt eine Tendenz der Entlastung politischer Akteure an der Bearbeitung und Vermeidung der Ursachen, hin zu einem individualisierten Umgang der Einzelpersonen mit den Symptomen.<ref>Usche Merk: ''[https://www.medico.de/vom-trauma-zur-resilienz-15983/ Vom Trauma zur Resilienz].'' Auf ''medico.de''.</ref> Somit stabilisiere sie eher die [[Prekariat|prekären]] bzw. gewaltvollen Verhältnisse, welche potenziell zu Traumata führen, anstatt sie zu bearbeiten.<ref>Thomas Gebauer: ''Aktuelle Konzepte zur Krisenbewältigung stabilisieren genau jene Verhältnisse, die Krisen hervorrufen.'' In: ''medico international: rundschreiben.'' 02/15.</ref>


Ende 2009 zählte die Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft etwa 650 Mitglieder weltweit. Knapp zwei Drittel der Mitglieder kommt aus den deutschsprachigen Ländern. Die meisten der etwa 50 nord- und mittelamerikanischen und der 50 italienischen und spanischen Mitglieder sind Psychoanalytiker; bei den deutschsprachigen Mitgliedern ist der berufliche Hintergrund sehr viel breiter gefächert und umfasst alle Bildungsgrade.
== Resiliente Gesellschaften ==
{{Hauptartikel|Resilienz (Soziologie)}}


Die Gesellschaft vergibt den Erich-Fromm-Preis.
Die [[Soziologie]] hat den Resilienzbegriff aufgenommen und auf ganze Gruppierungen ([[Samtschaft]]en) und [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaften]] ausgeweitet. Doch ist im Vergleich zur individuellen und organisationalen Resilienzforschung die Erforschung gesellschaftlicher Resilienz noch vergleichsweise wenig entwickelt, wobei zugleich diese Systemebene weitaus komplexer und vielschichtiger ist.


== Werke und Schriften von Erich Fromm ==
Im Gesellschaftsdiskurs hat sich „Resilienz“ vor allem als direkter Gegenbegriff zur [[Vulnerabilität]]“ (Verwundbarkeit) etabliert. Im Vordergrund steht dabei vor allem die Frage um die Widerstands- und Regenerationsfähigkeit von Gesellschaften angesichts moderner und zunehmend unvorhersehbarer Risiken (Birkmann 2006), z.&nbsp;B. aufgrund von Umweltveränderungen und -katastrophen. Dieser Diskurs knüpft an die bereits in die 1970er Jahre zurückgehenden Forschungen zur Vulnerabilität und [[Interdependenz]] von [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaften]] an, insbesondere von Seiten der Entwicklungsländerforschung (Bohle u.&nbsp;a. 1994) und der Humanökologie (Birkmann 2006). Daneben spielen auch menschenverursachte Sicherheitsrisiken eine Rolle, wie z.&nbsp;B. Terrorismus (Coaffee/Wood 2006). Aus politik- und sozialwissenschaftlicher Sicht rückt seit einigen Jahren auch immer stärker die Resilienz autoritärer Regime gegenüber zivilen Revolutionen in den Mittelpunkt des Interesses (Goldstone 2011; Fathi/Karolewski 2014).
* Gesamtausgabe in 12 Bänden. DVA 2000. ISBN 3-421-05280-8. Taschenbuchausgabe: dtv 1999, ISBN 3-423-59043-2.
 
* ''Das jüdische Gesetz. Ein Beitrag zur Soziologie des [[Wikipedia:Diaspora|Diaspora]]-Judentums''. Promotion, 1922, ISBN 3-453-09896-X.
In der [[Katastrophensoziologie]] wird Resilienz als robuste Widerstandskraft ganzer Gesellschaften gegen flächendeckende Verheerungen verstanden und vor allem im Bereich der sozialen Voraussetzungen eines wirksamen [[Selbstschutz]]es behandelt (siehe [[Resilienz (Urbanistik)]]).<ref>Vgl. [[Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern]]: ''Dritter Gefahrenbericht.'' (= ''Zivilschutz-Forschung.'' Neue Folge. Band 59). Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Bonn 2006.</ref>
* ''Über Methode und Aufgaben einer analytischen Sozialpsychologie''. ''Zeitschrift für Sozialforschung'', Bd. 1, 1932, S. 28–54.
 
* ''Die psychoanalytische Charakterologie und ihre Bedeutung für die Sozialpsychologie''. ''Zeitschrift für Sozialforschung'', Bd. 1, 1932, S. 253–277.
In der ökologischen Forschung dient der Begriff zur Bezeichnung der Fähigkeit von [[Ökosystem]]en, sich nach Eingriffen oder Katastrophen wieder zu erholen (siehe [[Resilienz (Ökosystem)]]).
* ''Sozialpsychologischer Teil''. In: ''Studien über Autorität und Familie''. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung. Alcan, Paris 1936, S. 77–135.
 
* ''Zweite Abteilung: Erhebungen'' (Erich Fromm u.&nbsp;a.). In: ''Studien über Autorität und Familie''. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung. Alcan, Paris 1936, S. 229–469.
Somit haben sich sehr unterschiedliche Disziplinen die Begriffe „Resilienz“ und „Vulnerabilität“ angeeignet und konzentrieren sich dabei in ihren Untersuchungen auf unterschiedliche Resilienzdimensionen. Dabei liegt die Aufmerksamkeit in der Regel noch stark auf den „harten“ Faktoren. „Weiche Faktoren“ wie z.&nbsp;B. die Rolle von Religion und [[Spiritualität]] (Bönsel 2012), der Einfluss resilienzfördernder Tugenden (Palin 2011) sowie die Frage nach der sozialen Konstruktion von Bedrohung (Christmann u.&nbsp;a. 2011) wurden vergleichsweise wenig berücksichtigt. Eine Integration der unterschiedlichen Perspektiven im Diskurs um die resiliente Gesellschaft in einem disziplinübergreifenden Zusammenhang wurde bisher nur in Ansätzen versucht, so in den Arbeiten von [[Roland Benedikter]] und [[Karim Fathi]] (Fathi/Benedikter 2013; Benedikter/Fathi 2014). In einigen Forschungsbeiträgen erscheint Resilienz teils als ein den Wandel beschleunigender, teils eher als ein die systemische Trägheit begünstigender Faktor, der den gesellschaftlichen Wandel verlangsamt.<ref>Axel Schaffer, Eva Lang, Susanne Hartard (Hrsg.): ''Systeme in der Krise im Fokus von Resilienz und Nachhaltigkeit.'' Metropolis Verlag, München 2014.</ref> Kritiker werfen dem Resilienzdiskurs in der Umwelt- und Entwicklungspolitik vor, dass er von der Notwendigkeit einer konsequenten Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen ablenke.
* ''Zum Gefühl der Ohnmacht''. In ''Zeitschrift für Sozialforschung'', 6, 1937.
 
* ''Die Furcht vor der Freiheit''. 1941 (engl. Original: ''Escape from Freedom)''. ISBN 3-423-35024-5.
== Siehe auch ==
* ''Psychoanalyse & Ethik''. 1946, ISBN 3-423-35011-3.
* {{WikipediaDE|Resilienz (Psychologie)}}
* ''Psychoanalyse & Religion''. 1949, ISBN 3-423-34105-X ([http://www.yale.edu/terrylecture/past_23-99.html The Dwight H. Terry Lectureship 1949/1950]).
* {{WikipediaDE|Charaktererziehung}}
* ''Wege aus einer kranken Gesellschaft'' (ursprünglicher dt. Titel: ''Der moderne Mensch und seine Zukunft''). 1955, ISBN 3-423-34007-X (englischer Originaltitel: ''The Sane Society''. Holt, Rinehart and Winston, New York NY 1955).
* {{WikipediaDE|Erziehung zur Selbstständigkeit}}
* ''[[Wikipedia:Die Kunst des Liebens|Die Kunst des Liebens]]''. 1956, ISBN 3-423-36102-6.
* {{WikipediaDE|Diathese-Stress-Modell}}
* ''Jenseits der Illusionen. Die Bedeutung von Marx und Freud''. 1962.
* {{WikipediaDE|Empowerment}}
* ''Ihr werdet sein wie Gott''. 1966, ISBN 3-499-17332-8.
* {{WikipediaDE|Gehorsam}}
* ''Die Revolution der Hoffnung. Für eine humanisierte Technik''. 1968, ISBN 3-12-902690-8.
* {{WikipediaDE|Iowa Youth and Families Project}}
* ''Zen-Buddhismus und Psychoanalyse'' (mit Daisetz Teitaro Suzuki, Richard de Martino). 1971, ISBN 3-518-36537-1.
* {{WikipediaDE|Kompensatorische Erziehung}}
* ''[[Wikipedia:Anatomie er menschlichen Destruktivität|Anatomie der menschlichen Destruktivität]]''. 1974, ISBN 3-499-17052-3.
* {{WikipediaDE|Lebensfreude}}
* ''Die Bedeutung des Ehrwürdigen Nyânaponika Mahâthera für die westliche Welt''. In: K. Onken (Hrsg.): ''Des Geistes Gleichmaß. Festschrift zum 75. Geburtstag''. 1976, S. 35–38, ISBN 3-931095-48-7.
* {{WikipediaDE|Positive Peer Culture}}
* ''Sigmund Freuds Psychoanalyse – Größe und Grenzen''. 1979; dtv-Sachbuch 1711, ISBN 3-423-01711-2.
* {{WikipediaDE|Schutzfaktor}}
* ''[[Wikipedia:Haben oder Sein|Haben oder Sein]]''. 1976, ISBN 3-423-36103-4.
* ''Vom Haben zum Sein''. Ullstein, 2005, ISBN 3-548-36775-5.
* ''Den Menschen verstehen. Psychoanalyse und Ethik''. dtv, 2004, ISBN 3-423-34077-0.
* ''Märchen, Mythen, Träume''. 1951, Rowohlt-Taschenbuch, 2004, ISBN 3-499-17448-0.
* ''Ethik und Politik''. 1990, Heyne-Taschenbuch, 1996, ISBN 3-453-09897-8.
* ''Authentisch leben''. Herder Verlag, ISBN 3-451-04839-6.
* ''Die Seele des Menschen. Ihre Fähigkeit zum Guten und zum Bösen''. Ullstein Materialien, 1987.
* ''Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten Reiches. Eine sozialpsychologische Untersuchung''. Bearbeitet und hrsg. von Wolfgang Bonß. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1980, ISBN 3-423-04409-8.
* Rainer Funk (Hrsg.): Gesamtausgabe in 12 Bänden. 1999, ISBN 3-423-59043-2.
* Rainer Funk: ''Die Pathologie der Normalität''. 2005, ISBN 3-548-36778-X.
* Kurt Biedenkopf, Ralf Dahrendorf, Erich Fromm, Maik Hosang (Hrsg.), Petra Kelly u.&nbsp;a.: ''Klimawandel und Grundeinkommen. Die nicht zufällige Gleichzeitigkeit beider Themen und ein sozialökologisches Experiment''. Andreas Mascha Verlag, München 2008, ISBN 978-3-924404-73-4.
* ''Liebe, Sexualität und Matriarchat – Beiträge zur Geschlechterfrage''. Taschenbuch, DTV Deutscher Taschenbuchverlag.
* ''Es geht um den Menschen. Eine Untersuchung der Tatsachen und Illusionen in der Außenpolitik''. Stuttgart 1981; Goldmann Sachbuch 11337, ISBN 3-442-11337-7.
* ''Aggression. Warum ist der Mensch destruktiv?'' Centaurus Verlag, Freiburg 2012, ISBN 978-3-86226-175-8.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Burkhard Bierhoff: ''Erich Fromm. Analytische Sozialpsychologie und visionäre Gesellschaftskritik''. Westdeutscher Verlag, Opladen 1993, ISBN 3-531-12265-7.
* Roland Benedikter, Karim Fathi: ''Resilienz und Zivilreligion – Anforderungen an die widerstandsfähige Gesellschaft.'' Springer, Berlin, 2014, ISBN 978-3-658-02404-8.
* Johannes Claßen (Hrsg.): ''Erich Fromm und die Kritische Pädagogik''. Beltz, Weinheim/Basel 1991, ISBN 3-407-34060-5.([http://www.erich-fromm.de/data/pdf/Classen-Kritische%20Paedagogik.pdf Volltext]).
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* Johannes Claßen (Hrsg.): ''Erich Fromm und die Pädagogik. Gesellschafts-Charakter und Erziehung''. Beltz, Weinheim/Basel 1987, ISBN 3-407-34013-3 ([http://www.erich-fromm.de/data/pdf/Classen-Paedagogik.pdf Volltext]).
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== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
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Version vom 1. Juni 2018, 15:18 Uhr

Resilienz (von lat. resilire ‚zurückspringen‘ ‚abprallen‘) oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis).

Das Gegenteil von Resilienz ist Verwundbarkeit (Vulnerabilität).

Begrifflichkeit

Der Begriff Resilienz hat sich im Laufe der Zeit gewandelt: Früher bezeichnete Resilienz auch eine spezielle Eigenschaft von Personen (besonders Kindern), die ihre psychische Gesundheit unter Bedingungen erhielten, unter denen die meisten Menschen zerbrochen wären. In diesem Sinne wurde der Begriff zum Beispiel von Emmy Werner benutzt. Um ein Kind als „resilient“ zu definieren, wurden oft Merkmale der Lebensführung miteinbezogen. Häufig wurden etwa Kinder so bezeichnet, die – trotz Bedingungen wie Armut oder Flüchtlings­situation in der Kindheit – im Erwachsenenalter eine qualifizierte Berufstätigkeit ausübten, nicht mit dem Gesetz in Konflikt kamen und psychisch unauffällig waren. Später wurde die Bedeutung ausgeweitet. Dies ist mit der Erkenntnis verbunden, dass psychische Widerstandsfähigkeit nicht nur in Extremsituationen, sondern immer von Vorteil ist. Heute werden Menschen mit diesem Merkmal allgemein als resilient bezeichnet. Der Begriff wird nun zum Beispiel auch für Menschen verwendet, die mit Belastungen der Arbeitswelt in angemessener Weise umgehen und so ihre psychische Gesundheit erhalten.

Ursprünglich wurde mit Resilienz nur die Stärke eines Menschen bezeichnet, Lebenskrisen wie schwere Krankheiten, lange Arbeitslosigkeit, Verlust von nahestehenden Menschen oder Ähnliches ohne anhaltende Beeinträchtigung durchzustehen. Diese Verwendung des Wortes ist auch heute noch häufig. So werden zum Beispiel Kinder als resilient bezeichnet, die in einem sozialen Umfeld aufwachsen, das durch Risikofaktoren, wie zum Beispiel Armut, Drogenkonsum oder Gewalt, gekennzeichnet ist, und als Erwachsene dennoch zu einer erfolgreichen Lebensführung in der Lage sind. Resiliente Personen haben gelernt, dass sie selbst es sind, die über ihr eigenes Schicksal bestimmen (sogenannte interne Kontrollüberzeugung). Sie vertrauen nicht auf Glück oder Zufall, sondern nehmen die Dinge selbst in die Hand und haben ein realistisches Bild von ihren Fähigkeiten.

Auch Menschen, die nach einem Trauma, wie etwa Vergewaltigung, dem plötzlichen Verlust nahestehender Angehöriger oder Kriegserlebnissen nicht aufgeben, sondern die Fähigkeit entwickeln, weiterzumachen, werden als resilient bezeichnet.

In der heutigen Persönlichkeitspsychologie werden auch Menschen als resilient bezeichnet, die eines der drei häufigsten Big-Five-Persönlichkeitsprofile aufweisen, mit niedrigem Neurotizismus-Wert und leicht überdurchschnittlichen Werten in den vier übrigen Dimensionen.[1] In der Längsschnittstudie von Asendorpf und van Aken wurden resiliente Kinder von ihren Erzieherinnen als anpassungsfähig, belastbar, aufmerksam, tüchtig, gescheit, neugierig und voller Selbstvertrauen beschrieben.

Das negative Gegenstück zur Resilienz wird Vulnerabilität genannt. Vulnerabilität bedeutet, dass jemand besonders leicht durch äußere Einflüsse seelisch zu verletzen ist. Vulnerable Personen neigen besonders stark dazu, psychische Erkrankungen zu entwickeln.[2]

Wesentliche Einflussfaktoren

Wesentliche Faktoren, die Resilienz beeinflussen, sind personale Faktoren, Umwelteinflüsse und Prozessfaktoren. Zu den Umweltfaktoren gehören die Unterstützung durch die Familie, die eigene Kultur, die Gemeinschaft, das soziale Umfeld und die schulische Umgebung. Zu den personalen Faktoren gehören kognitive (z. B. Intelligenz, Deutungs- und Sinngebungs-Modelle der Realität, Religiosität) wie auch emotionale, also z. B. seine Fähigkeit, Emotionen und Handlungen zu kontrollieren, seine Selbstwirksamkeitserwartung, die Toleranz für Ungewissheit, die Fähigkeit, Beziehungen aktiv gestalten zu können oder die mehr oder weniger aktive Einstellung zu Problemen (Problemfixierung oder aber Problemlösungsorientierung). Zu den Prozessfaktoren gehören u. a. die wahrgenommenen Perspektiven, die Akzeptanz des Unveränderbaren und die Konzentration aller Energien auf das als nächstes zu Bewältigende und die dabei entwickelten Strategien.[3]

Einige Gruppen von Menschen erweisen sich als besonders resilient. Das sind in der Regel solche, die einen starken Zusammenhalt haben, eher kollektivistisch als individuell orientiert sind und sich durch starke Werte auszeichnen, die von den meisten Leuten aus der entsprechenden Gruppe geteilt werden (in der Resilienzforschung als „shared values“ bezeichnet).

Resilienz darf nicht statisch interpretiert werden. Wie der Prozess der Traumatisierung, ist auch die Entwicklung von Resilienz sequenziell interpretierbar. Außerdem können Faktoren oder Strategien, die in einer bestimmten Situation Resilienz fördern, in anderen Situationen eher hinderlich für die Entwicklung von Resilienz sein. Auch können positive Anpassungsleistungen, die als Ausdruck von Resilienz und Wachstum von Ressourcen interpretiert werden, mit Selbstberuhigungs-, Vermeidungs- und Verdrängungsstrategien einhergehen, hinter denen sich erhebliches Leid verbirgt.[4]

Ergebnisse der Resilienzforschung

Der Begriff Resilienz wurde in den 1950er Jahren vom Psychologen Jack Block in die Psychologie eingeführt.[5] Resilienz wird jedoch häufig mit dem Namen der US-amerikanischen Forscherin Emmy Werner und dem ihrer Kollegin Ruth Smith verbunden. Werner legte 1971 eine Studie über die Kinder der Insel Kauai vor, die als eine der Pionierstudien zum Thema Resilienz gilt. Im Rahmen dieser Studie wurden 698 Kinder des Jahrgangs 1955 aus schwierigen Verhältnissen von ihrer Geburt an über 40 Jahre beobachtet und getestet. Ein Drittel dieser Kinder wuchs trotz erschwerter Bedingungen zu lebenstüchtigen Erwachsenen heran, wobei die Resilienz sich im Zeitablauf und unter verschiedenen Umweltbedingungen veränderte. Werner zog daraus den Schluss, dass Resilienz erlernbar ist. Ihre Studie war jedoch nicht die erste zum Thema Resilienz. Sie selbst macht in ihrem Buch The children of Kauai bereits auf andere Studien zum gleichen Thema aufmerksam.[6][7]

Norman Garmezy wird oft als „Großvater der Resilienztheorie“ bezeichnet, weil er in den 1960er Jahren entdeckte, dass sich viele Kinder schizophrener Eltern zu erfolgreichen, glücklichen Erwachsenen entwickelten.[8] Seine engste Mitarbeiterin Ann Masten führte an der Universität von Minnesota Garmezys Arbeit weiter. Masten bezeichnete Resilienz als „gewöhnliche Magie“ und sagte: „Wir sind in einem Maß reprogrammierbar, wie es sich die Resilienzpioniere nicht einmal vorstellen konnten. Wir sind dynamische Systeme; wir können uns verändern.“[9]

Ein weiterer Pionier war der US-amerikanische Soziologe und Psychologe Glen Elder. Er stellte fest, dass in den USA viele Kinder der Armut der Dreissigerjahre entkommen konnten. Gute familiäre Beziehungen und kulturelle Faktoren würden die Resilienz begünstigen und fördern. Der französische Ethnologe, Neurologe und Psychiater Boris Cyrulnik, der kamerunische Erziehungswissenschaftler an der Universität in Hamburg Louis Henri Seukwa, die deutsche Pädagogin Corina Wustmann, die indische Psychologin an der staatlichen Universität in Arizona Suniya S. Luthar und viele weitere Forscher haben sich intensiv mit Resilienz beschäftigt.

Im Zuge der Flüchtlingswellen, die seit den 1990er Jahren in Europa, Afrika und Nahost zu verzeichnen sind, spielt neben der Trauma- die Resilienzforschung eine immer größere Rolle, weil sie individuelles und soziales verantwortliches Handeln miteinschließen. Intakte soziale Beziehungen, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderung sind für die Resilienz von Bewohnern der Herkunftsländer von großer Bedeutung.[10][11]

Förderbarkeit von Resilienz

Big Brothers/Big Sisters, Freiwillige

Eltern und ältere Geschwister können laut Studien dazu beitragen, dass ein Kind Resilienz entwickelt. Nathan Caplan und andere beschäftigten sich mit Flüchtlingsfamilien in den USA, die in Armut lebten und deren Eltern eine geringe Bildung hatten. Sie stellten fest, dass sich die Mehrheit ihrer Kinder als resilient erwies. Emotional am stabilsten und schulisch am erfolgreichsten waren jedoch Untersuchungen zufolge die Kinder aus den Familien, wo sowohl von Eltern (obwohl diese Eltern selbst keine gute Bildung hatten) als auch von älteren Geschwistern viel Wert auf Bildung gelegt wurde und Bildung außerdem nicht als Mittel zum Zweck betrachtet wurde, sondern als Selbstzweck. Einen ganz besonders positiven Einfluss hatte es, wenn die Eltern den Kindern vorlasen. In 45 % der Flüchtlingsfamilien war dies der Fall. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie englische Bücher oder Bücher in ihrer Heimatsprache vorlasen. Es kommt, laut Caplan und Choy, eher darauf an, dass das Vorlesen die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kindern stärkt.[12] Kinder profitieren von Eltern, die sich nicht isolieren, sondern aktiv den Kontakt zu Gleichgesinnten suchen und (etwa in sozialen Gruppen) Verantwortung übernehmen.[13]

Freiwilliger Mentor (Big Brothers/Big Sisters)

Auch die Großeltern könnten eine Rolle spielen: Kinder ohne Kontakt zu ihren Großeltern mussten häufiger als „vulnerabel“ eingestuft werden.[13] Bei Kindern und Jugendlichen ist es Studien zufolge möglich, Resilienz im schulischen Kontext mit Hilfe verschiedener Programme zu fördern, dazu zählen zum Beispiel Head Start und das Big-Brothers-Big-Sisters-Programm. Wie Tierney u. a. und Werner belegen konnten, sind beide Programme erfolgreich: Sie vermindern Lernprobleme unter jüngeren Kindern sowie Drogensucht und Straffälligkeiten bei Jugendlichen. So zeigte sich in einer Längsschnittstudie, die ein Head Start Programm evaluierte, dass der Anteil der geförderten Kinder im Alter von 15 Jahren, welche eine Klasse wiederholen mussten, bei nur 30 % gegenüber 56 % in der Kontrollgruppe lag; außerdem lag der Anteil der Kinder, die das Äquivalent einer Förderschule oder Förderklasse besuchten, bei 12 % gegenüber 48 % bei den nicht geförderten Kindern.[14]

Das sogenannte Foster-Grandparent-Programm hat sich ebenfalls als erfolgreich bei der Förderung von Resilienz erwiesen. Es bringt ältere Leute mit deprivierten Kindern und Jugendlichen in Kontakt. Foster-Großmütter arbeiten mit schwangeren jungen Mädchen und ihren Säuglingen und helfen Kleinkindern in Vorschulprogrammen wie Head Start. Foster-Großväter helfen straffälligen Jugendlichen bei ihren Schularbeiten. Die freiwilligen Helfer versorgen auch kranke Kinder in Kinderkliniken und arbeiten mit traumatisierten Flüchtlingskindern. Außerdem helfen sie Grundschülern mit Lernproblemen. Dabei konnten positive Effekte nachgewiesen werden. Kleinkinder, die eine Foster-Großmutter hatten, zeigten in ihrer motorischen und sozialen Entwicklung deutliche Fortschritte. Vorschulkinder verbesserten sich in ihrer Intelligenz­entwicklung und sozialen Kompetenz. Bei Schulkindern konnten Verbesserungen in der Lesefähigkeit und im Sozialverhalten festgestellt werden.[15]

Ein weiteres Programm zur Förderung der Resilienz ist Opstapje.[16]

Kinder sollten darüber hinaus die Möglichkeit erhalten, Verantwortung in der jeweiligen Schule oder in anderen Gruppen zu übernehmen. Kinder, denen diese Möglichkeit gegeben wird, neigen weniger zu deviantem Verhalten.[13]

Resilienz bei Kindern in Armut

Kinder, die in Armut aufwachsen, leben unter erschwerten Bedingungen. Sie sind mehr Risiken und Frustrationen ausgesetzt als ihre besser gestellten Altersgenossen. Folgen davon sind unter anderem schlechtere Schulleistungen, häufigere kriminelle Auffälligkeit oder Drogenabhängigkeit und häufigeres Auftreten von Erkrankungen, wie zum Beispiel ADS (bei Kindern und Erwachsenen) oder Schizophrenie (bei Erwachsenen).

Forscher wie zum Beispiel Emmy E. Werner, Elder, Haan, Moriaty und Toussing, Nuechterlein, Garmezy und Scarr untersuchten Kinder, die in großer Armut aufwuchsen, und kamen zu dem Ergebnis, dass bei ungefähr ⅔ aller arm aufgewachsenen Kinder im Erwachsenenalter große Probleme bestanden. Das Drittel, auf das sich die Armut in dieser Untersuchung nicht ausgewirkt hatte, wurde als resilient bezeichnet.

Resiliente Kinder unterschieden sich durch eine Reihe von Eigenschaften von nicht-resilienten Kindern:[17][18][19][20][21][22][23][24][25]

  • Es sind häufiger Mädchen als Jungen. Resiliente Jungen sind eher „untypische“ Jungen. Sie sind weniger aggressiv und mehr auf andere bezogen als nicht resiliente Jungen.
  • Intelligente Kinder sind tendenziell resilienter als weniger intelligente Kinder, es gibt jedoch auch wenig intelligente resiliente Kinder und intelligente nichtresiliente Kinder.
  • Resiliente Kinder sind oft Überleister, d. h. sie bringen bessere Schulleistungen, als es von ihrer Intelligenz her zu erwarten wäre.
  • Sie haben ihre Impulse eher unter Kontrolle als nicht resiliente Kinder und sind disziplinierter.
  • Sie sind eher in der Lage zum Belohnungsaufschub als nichtresiliente Kinder.
  • Resiliente Kinder sind anderen Menschen zugewandt, sie reagieren positiv auf Aufmerksamkeit.
  • Resiliente Kinder sind einfühlsamer und emotionaler als nichtresiliente Kinder.
  • Sie sprechen eher über ihre Gefühle.
  • Sie sind vertrauensvoller und weniger aggressiv.
  • Entgegen dem Vorurteil, das viele Leute vielleicht hegen, sind resiliente Kinder nicht hart im Nehmen oder „zäh“. Das Gegenteil ist der Fall, sie ersuchen andere eher um Hilfe als nichtresiliente Kinder und geben Schwächen eher zu.
  • Resiliente Kinder haben eine realistische Selbsteinschätzung und realistische Zukunftsvorstellungen.
  • Sie sind sozial angepasster als nichtresiliente Kinder, „leichter zu lenken“ und versuchen, den Erwartungen Erwachsener gerecht zu werden.
  • Sie sind interessiert an Menschen, Sachen und Ideen und lernen gerne. In der Regel gehen sie gerne zur Schule.
  • Sie haben eine stärkere interne Kontrollüberzeugung.

In einer Studie der University of California (USA) wurde die These aufgestellt, dass Kinder von ärmeren und Eltern der Mittelschicht mehr Empathie an den Tag legten als diejenigen aus reicheren Familien: Die entsprechenden Personen seien im Alltag wesentlich stärker auf Kooperation mit Anderen angewiesen und entwickelten so eine verbesserte Fähigkeit zum Mitgefühl.[26]

Die Rolle der Familie

Die Familien resilienter Kinder unterscheiden sich signifikant von denen nicht resilienter Kinder:

  • Eltern resilienter Kinder haben häufiger eine bessere Bildung als Eltern nicht-resilienter Kinder.
  • Eltern resilienter Kinder sind häufiger berufstätig als Eltern nicht-resilienter Kinder; auch schlecht bezahlte Berufstätigkeit der Eltern scheint die Kompetenzen der Kinder zu stärken.
  • Resiliente Kinder haben häufig weniger Geschwister als nicht-resiliente Kinder.
  • Resiliente Kinder wachsen seltener in Ein-Eltern-Familien auf als nicht-resiliente Kinder. In Ein-Eltern-Familien scheint es im Hinblick auf die Resilienzentwicklung schwieriger zu sein, bei einer alleinerziehenden Mutter aufzuwachsen als bei einem alleinerziehenden Vater, wobei Letzteres deutlich seltener vorkommt. Töchter alleinerziehender Mütter werden häufiger als Teenager schwanger, Söhne werden häufiger kriminell oder drogensüchtig. Ohne Vater aufzuwachsen, scheint für Jungen problematischer zu sein als für Mädchen.
  • Eltern resilienter Kinder sind trotz ihrer Probleme freundlich, einfühlsam, unterstützend und nehmen Anteil am Leben ihrer Kinder.

Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, suchen sich resiliente Kinder oft Bezugspersonen außerhalb der Familie. In diesem Fall verlassen sie auch oft nach der Schulzeit das negative Milieu ihrer Familie und suchen sich eine bessere Umgebung.[17][18][19][20][21][22][23][24][25]

Die Rolle der organisierten Religion

Wie Glen Elder und Mark Regnerus durch die Analyse der Daten der National Longitudinal Study of Adolescent Health, an der 10.000 Jugendliche teilnahmen, zeigen konnten, erhöht die Einbindung in eine religiöse Gemeinschaft nachweislich die Resilienz. Es gab durchweg eine positive Korrelation zwischen Kirchgang und Schulnoten, und je ärmer ein Jugendlicher war, desto stärker war diese Korrelation. Es konnte zudem festgestellt werden, dass die Einbindung in eine religiöse Gemeinschaft, nicht die Religiosität selbst, zu guten schulischen Ergebnissen führt. Arme Jugendliche, die zwar fromm, aber nicht in eine Gemeinschaft eingebunden waren, hatten genau so schlechte Schulnoten wie ihre weniger religiösen Altersgenossen. Neben den Schulnoten wurden auch das psychische und physische Wohlbefinden durch die Einbindung in eine Glaubensgemeinschaft positiv beeinflusst: „Was wir in der Kirche finden, ist eine Gruppe von Leuten, die Werte teilen und denen es auf den Erfolg des Kindes ankommt“, kommentierte Elder das Ergebnis. Diese nicht-devianten geteilten Werte führten unter anderem zu besserer Selbstdisziplin und besserer interner Kontrollüberzeugung.[27]

Main Street Missionary Baptist Church; Vorbereitungen für einen Straßengottesdient nach dem Hurricane Katrina in Biloxi, Mississippi
Betende Waisenkinder in Nyota, Kenia

Andere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Es konnte etwa festgestellt werden, dass nach den Verwüstungen durch den Hurricane Katrina in New Orleans die Nachbarschaft rund um die katholische Mary Queen of Viet Nam Church als eine der ersten wieder aufgebaut war, dabei handelte es sich um eine der ärmsten Nachbarschaften von New Orleans. Die Kirche hatte ein Programm namens Mary Queen of Viet Nam Community Development Corporation (MQVN CDC) ins Leben gerufen und Nachbarn hatten sich gegenseitig geholfen, nach den Verwüstungen ein neues Leben aufzubauen. Es stellte sich die Frage, wie es zu der großen Bereitschaft kam, an diesem Programm teilzunehmen und seinen Nachbarn zu helfen, selbst wenn man keinen direkten Nutzen davon hatte. Nachforschungen ergaben, dass durch den von vielen Nachbarn gelebten gemeinsamen Glauben ein eng geknüpftes soziales Netzwerk mit der Mary Queen of Viet Nam Church als Zentrum bestand.[28] Nach Studien von Caplan, Rumbaut und Ima sowie Bankston und Zhou waren katholische vietnamesischstämmige Amerikaner noch erfolgreicher als vietnamesischstämmige Amerikaner, die einer anderen Religionsgemeinschaft angehörten. Der häufige Besuch der katholischen Kirche führte zu einer stärkeren Einbindung in soziale Netzwerke, die zum einen Unterstützungsleistungen boten und zum anderen auch Werte vermittelten. Dies führte zu einer starken Aufwärtsmobilität.[29][28]

Die Rolle der Gene

Möglicherweise gibt es darüber hinaus bestimmte Gene, welche zu einer Resilienz führen (zu genetischen Faktoren siehe: Scarr und McCartney, 1983). Dies wird kontrovers diskutiert.[30]

Für die Anfälligkeit, nach Misshandlungen antisoziale Symptome zu entwickeln, scheint nicht nur das Trauma, sondern auch die Veranlagung eine Bedeutung zu haben. Kinder mit X-chromosomal vererbter niedriger MAOA-Aktivität scheinen etwa doppelt so häufig im Jugendalter Verhaltensstörungen zu entwickeln wie Traumaopfer ohne diese genetische Variante; bis zu ihrem 26. Lebensjahr werden sie fast zehn Mal so häufig in Straftaten verwickelt wie die Opfer von Misshandlungen ohne diese genetische Variante.[31][32][33][34][35]

Das Gen für niedrige MAOA-Aktivität scheint darüber hinaus besonders bei Männern mit hohem Testosteron-Spiegel zu antisozialem Verhalten zu führen; bei Männern mit niedrigem Testosteron-Spiegel ist der Zusammenhang nicht so stark. Bei Männern ohne das Gen führte ein erhöhter Testosteron-Level hingegen nicht zu antisozialem Verhalten. (siehe auch: Warrior Gene)[36]


Resilienz bei privilegierten Mittelschichtskindern

Ein Problem ist mangelnde Resilienz laut Wendy Mogel bei vielen Kindern aus gut gestellten Mittelschichtsfamilien. Trotz ihrer privilegierten Lebensumstände (materieller Wohlstand, engagierte, liebevolle Eltern) litten diese an vielfältigen Ängsten, Unsicherheiten und Antriebshemmungen und erschienen profund unglücklich. Mogel, die zwei einflussreiche Bücher zur Resilienzerziehung schrieb, hält Überbehütung gepaart mit unzureichender Wertevermittlung für die größten Stolpersteine bei der Vermittlung von Resilienz.[37]

Resilienz und psychiatrische Erkrankungen

Am besten sind bislang die Zusammenhänge zwischen hoher Resilienz und einem niedrigeren Risiko für das Auftreten einer posttraumatischen Belastungsstörung nach katastrophalen Lebensereignissen beschrieben.[38][39] Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass eine hohe Resilienz vor Depression schützt[40] bzw. deren Symptome mildert.[41]


Resiliente Gruppen

In der Psychologie, Pädagogik und Soziologie werden nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Bevölkerungsgruppen, die erschwerte Bedingungen ohne Beeinträchtigung durchstehen, als resilient bezeichnet. Im Fokus steht hier die Widerstandskraft bzw. Verwundbarkeit von Gruppen angesichts sozialer und sozialpsychologischer Risikofaktoren, wie z. B. mangelnder Schulbildung, Kinderarmut, zerrütteter Elternhäuser, Heimbetreuung, Migration usw. sowie neuerdings die Diskussion um gezielte Resilienzförderung in Sozialisationseinrichtungen (Zander 2011) und um Präventivangebote, die über das Training der Fähigkeiten des Einzelnen hinausgehen. Dabei spielt die Einbindung in soziale Netzwerke eine große Rolle.[42] Allerdings existieren nur wenige Längsschnittstudien über die langfristige Wirkung dieser Faktoren; die meisten Forschungsprojekte wurden in den USA durchgeführt.

US-Amerikaner japanischer Abstammung

Eine der ersten Arbeiten zu diesem Thema stammt aus dem Jahr 1956 und beschäftigt sich mit US-Amerikanern japanischer Abstammung. William Caudill und George DeVos stellten sich die Frage, wie es diese schafften, mit Rassismus und Vorurteilen in den Schulen umzugehen. Obwohl in der Arbeit das Wort Resilienz nicht gebraucht wird, werden hier schon die Faktoren genannt, die später von der Resilienzforschung thematisiert wurden. Caudill und DeVos stellten eine starke Leistungsmotivation und ein starkes elterliches Engagement fest.[43] Heute werden ihre Arbeiten aus methodischen Gründen kritisiert, jedoch sollten sie hier als Vorläufer genannt werden.[44]

Europäische Juden in den USA

Nathan Caplan von der University of Michigan berichtet von den Forschungen von Judith R. Kramer und Seymour Leventman. Diese beschäftigten sich mit den Nachkommen armer osteuropäischer Juden, die in die USA auswanderten. Trotz der großen Armut in dieser Bevölkerungsgruppe erwiesen sich ihre Kinder als gut integriert und weniger kriminell als die amerikanische Bevölkerung. Sie besuchten zudem überdurchschnittlich häufig eine Universität. Unter den Enkeln der Einwanderer besuchten sogar 90 % eine Universität. Caplan führt dies auf kulturelle Faktoren und auf starkes elterliches Engagement zurück.[45]

Afroamerikaner in Chicago

Normalerweise sind Afroamerikaner im US-amerikanischen Schulsystem nicht erfolgreich, was eine Reihe von verschiedenen Gründen hat. Als einer wird die unter Afroamerikanern verbreitete Armut angesehen. Ein weiterer ist ein eurozentrisches Curriculum.[46] Es gibt jedoch Ausnahmen. Caplan berichtet, dass Clark außergewöhnliche Erfolge bei Kindern einiger afroamerikanischer Familien in Chicago feststellte. Diese Familien lebten in Armut, doch ihre Eltern unterstützten die Schule und die Lehrer und strukturierten den Unterrichtskontext ihrer Kinder.[45]

Vietnamesen (Boat People) in den USA

Boat-People-Familie auf amerikanischem Schiff
Gerettete Boat People auf amerikanischem Schiff

Caplans Hauptinteresse gilt jedoch den Kindern der Boat People. Als „Boat People“ wurden in den 1970er und Anfang der 1980er Jahre vietnamesische Flüchtlinge bekannt, die nach dem Vietnamkrieg aus Angst vor dem neuen kommunistischen Regime[47] (dem Vietcong) mit Booten über das südchinesische Meer flohen. Viele dieser Flüchtlinge suchten eine bessere Zukunft in den USA. Sie schienen chancenlos, besaßen oft nur die Kleidung, in der sie ankamen, und sprachen kein Englisch. Über die Hälfte der Eltern hatte nur fünf Jahre lang oder kürzer die Schule besucht. Diese Flüchtlinge lebten oft in den ärmsten Wohngegenden der großen Städte. Gemäß dem Einkommen der Eltern gingen die Kinder auf die (unterfinanzierten) öffentlichen Schulen. Die Wissenschaft war erstaunt, als die Flüchtlingskinder bei allen Leistungstests besser abschnitten als Kinder aus der Mittelschicht.

Nathan Caplan, Marcella H. Choy und John K. Whitmore suchten nach Gründen dafür. Sie betrachteten eine zufällige Stichprobe von 200 Familien der Boat People. Diese Familien hatten zusammen 536 Kinder im Schulalter. Zuerst wurde getestet, ob die Beobachtung, dass die Kinder der Boat People besonders leistungsstark sind, auch auf diese Kinder zutraf. Die Kinder wurden mit einem Leistungstest, dem CAT (Computergestütztes Adaptives Testverfahren), getestet. Wie erwartet schnitten auch die Kinder dieser Stichprobe in fast allen Bereichen besser ab als Kinder aus der weißen Mittelschicht, besonders im mathematischen Bereich. Lediglich im sprachlichen Bereich schnitten die Kinder etwas schlechter ab als Kinder der weißen Mittelschicht.

Eines der auffälligsten Ergebnisse der Studie war, dass Kinder mit vielen Geschwistern sich als leistungsstärker erwiesen als Kinder mit wenigen Geschwistern oder gar Einzelkinder. Um das zu verstehen, muss man die Rolle verstehen, die die Familie in der vietnamesischen Kultur spielt. Die vietnamesische Kultur ist eher kollektivistisch orientiert geprägt: Die Wünsche des Individuums sind weniger wichtig als die Bedürfnisse der Familie als Gruppe.

Von älteren Geschwistern wird erwartet, dass sie ihren jüngeren Geschwistern bei den Hausaufgaben helfen. Davon profitieren die Kinder gewaltig. Sie lernten von ihren Geschwistern nicht nur Fakten, sondern auch akademische Strategien und Werthaltungen. Oft waren auch jüngere, noch nicht schulpflichtige Kinder anwesend. Auch sie lernten anscheinend spielerisch, indem sie ihre Geschwister beobachteten.

Die Hausaufgaben wurden meist in der Küche am Küchentisch gemacht; ein eigenes Kinderzimmer oder einen eigenen Schreibtisch gab es nur in den wenigsten Fällen. Doch nicht die materiellen Bedingungen, sondern die Liebe zum Lernen scheinen wichtig für die Schullaufbahn zu sein. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Kinder der Boat People pro Tag durchschnittlich drei Stunden und zehn Minuten mit Lernen und Hausaufgaben verbrachten. Im Durchschnitt verbrachten amerikanische Schüler dagegen nur eine Stunde und 30 Minuten pro Tag mit diesen Tätigkeiten.

Es konnte nachgewiesen werden, dass für die Kinder der Boat People Bildung ein wichtigerer Wert war als für die Kinder der weißen Amerikaner. In Vietnam galt Bildung früher als Privileg, nur wenige reiche Familien konnten es sich leisten, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Laut Caplan, Choy und Whitmore ist dies einer der Gründe für den Erfolg der vietnamesischen Kinder. Obwohl man nicht davon sprechen kann, dass in Amerika die Herkunft bei der Bildung keine Rolle spielen würde, sahen sie hier ihre Chancen. Sie bemerkten, dass sie mehr Chancen hatten als ihre Eltern in Vietnam, und diese wollten sie nutzen. Auch die Eltern, welche in vielen Fällen nicht die Möglichkeit einer guten Bildung gehabt hatten, wünschten, dass es ihre Kinder einmal besser haben würden, sodass sie diese motivierten, da sie die Wichtigkeit guter Bildung erkannt hatten.[48]

Die US-amerikanische Mittelschicht in der Zeit der Großen Depression

Heimatlose Mutter (Dokumentarfoto, Dorothea Lange, 1936)

Glen Elder (1974) untersuchte den Lebenslauf von Kindern aus verschiedenen Schichten, deren Familien durch die Große Depression in Armut geraten waren. Dafür griff er auf Daten einer Längsschnittstudie der University of California, Berkeley zurück. Anscheinend hatte Armut auf Heranwachsende der amerikanischen Mittelschicht eher positive als negative Konsequenzen. Sie schienen daran zu wachsen und ihre Persönlichkeit schien stärker zu werden. Sie waren tendenziell sogar etwas erfolgreicher als Kinder aus nie verarmten Mittelschichtsfamilien. Arbeiterkinder aus verarmten Familien hingegen waren im späteren Leben weniger erfolgreich als Mittelschichtskinder. Auch zeigten sich hier deutliche Auswirkungen der Armut: Zum Beispiel erwarben sie seltener einen Hochschulabschluss als Arbeiterkinder aus nie verarmten Familien. Doch auch unter ihnen gab es viele Sozialaufsteiger. Sowohl unter Männern aus Arbeiterfamilien als auch unter Männern aus Mittelschichtsfamilien lässt sich ein starker Einfluss der Armut auf die Werthaltungen feststellen, der aber nicht unbedingt negativ sein muss. So sind in Armut aufgewachsene Männer etwa Kindern gegenüber positiver eingestellt als Männer, die nie arm waren. Sie haben starke Familienwerte und ein konservatives Familienbild.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Armut zur Zeit der großen Depression hatte erstaunlich wenig negative Auswirkungen auf das Leben dieser Jungen. Clausen macht ähnliche Beobachtungen.[49] Die Gründe dafür sind vielfältig.[50]

Folgende Tabelle vergleicht zwei Gruppen von Männern aus Oakland. Beide Gruppen kommen aus Elternhäusern, die vor der Zeit der Großen Depression zur Mittelschicht gehörten. Durch die Große Depression verarmten Teile der Mittelschicht. Es werden Männer, die wegen der Großen Depression unterhalb des Existenzminimums aufwachsen mussten, mit Männern verglichen, deren Familien niemals arm waren. Es zeigen sich keine negativen Auswirkungen der Armut. Tendenziell scheinen unterhalb des Existenzminimums aufgewachsene Männer beruflich etwas erfolgreicher zu sein.[51]

niemals arm unterhalb des Existenzminimums aufgewachsen
Alter bei der ersten Heirat in Jahren (Median) 23,8 23,3
Alter bei der Geburt des ersten Kindes (Median) 26,5 26,2
Erreichen eines Universitätsabschlusses 61 % 60 %
Berufsstatus im Jahre 1958 (1 = hoch, 7 = niedrig) 2,5 2,2
1958 Angehöriger der oberen Mittelschicht 39 % 45 %
1958 Angehöriger der unteren oder mittleren Mittelschicht 48 % 45 %
1958 Angehöriger der Arbeiterklasse 13 % 10 %


Kinder US-amerikanischer Farmer

In späteren Jahren beschäftigte Elder sich mit den Kindern US-amerikanischer Farmer. In den 1980er Jahren kam es zu einer Krise der amerikanischen Landwirtschaft. Ein Teil der Farmerfamilien musste nun unter der Armutsgrenze leben. Doch deren Kinder meisterten die damit verbundenen Härten. Sie waren sowohl auf akademischen Gebieten erfolgreich als auch sozial gut integriert. Elder und Conger sehen dafür folgende Gründe:

  • starke intergenerationale Bindungen,
  • Sozialisation in produktive Rollen,
  • starkes Engagement der Eltern,
  • Engagement der Kirchen, der Schulen und der ländlichen Gemeinschaft.[52]

Traumatisierte Adoptivkinder

Clark und Hanisee untersuchten die Entwicklung von aus Drittweltländern adoptierten Kindern, die unterernährt waren und traumatische Kindheitserfahrungen gemacht hatten. Die Kinder wurden von amerikanischen Familien aus der oberen Mittelschicht adoptiert. Entgegen der Annahme, dass diese Kinder unter schweren Beeinträchtigungen leiden würden, erwiesen sie sich als überdurchschnittlich intelligent und überdurchschnittlich sozial kompetent. Beim Peabody Picture Vocabulary Test erreichten sie einen Intelligenzquotienten (IQ) von 120, auf der Vineland Social Maturity Scale erreichten sie 137 Punkte (100 Punkte gelten als Durchschnitt, 137 als außerordentlich gut). Clark und Hanisee kamen zu dem Ergebnis, dass unterernährte und traumatisierte Kinder sich als erstaunlich resilient erweisen, wenn sie in stabile Familienverhältnisse adoptiert werden.[53]

Spanische Einwanderer in Deutschland

Ein weiteres Beispiel für Resilienz sind die Kinder der spanischen Arbeitsmigranten, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Die Frage, ob Migration an sich ein Risikofaktor darstellt, wird meist positiv beantwortet.[54] Erfolgreich bewältigte Migrationsrisiken können jedoch die Resilienz stärken. Wegen der verbreiteten Armut und der Diktatur des Francisco Franco kamen in den 1970er Jahren viele Spanier nach Deutschland, um dort eine bessere Zukunft zu finden. Die Masse der spanischen Einwanderer war relativ ungebildet und stammte aus benachteiligten Gegenden des Landes. Das Franco-Regime hatte das Bildungssystem wenig entwickelt, die Schulen boten nicht ausreichend viele Plätze für die Kinder. Die Kinder der spanischen Migranten hatten mit den typischen Gastarbeiterproblemen zu kämpfen. Heute sind sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen und besetzen ähnliche Berufspositionen wie Deutsche. Erklärt werden kann dieser Aufschwung mit der starken Selbstorganisation der spanischen Einwanderer und einer gezielten Bejahung der vollen Integration in das deutsche Schulsystem – zum Teil durchgesetzt gegen die Behörden, die Sonderklassen bilden wollten.[55] Dies führte zu guten Schulabschlüssen, frühen Erfolgen bei der Vermittlung von Lehrstellen und entsprechenden Berufserfolgen.[56] Kaum ein spanischer Schüler verlässt die Schule ohne Abschluss.[57] Beachtenswert ist, dass die beruflichen und schulischen Erfolge der Spanier nicht mit einem Verlust ihrer kulturellen Identität einhergehen. Viele Spanier betrachten sich nach wie vor als ethnische Spanier, sie schicken mehr Geld in ihre Heimat als Migranten anderer Herkunftsgruppen und planen häufiger, in ihre Heimat zurückzukehren.[58]

Resilienztraining bei der Armee

Die US Army hat zusammen mit der University of Pennsylvania seit 2009 ein aufwändiges Resilienztraining für Soldaten und ihre Angehörigen sowie für zivile Mitarbeiter auf der Grundlage des Positive Psychology Program der Hochschule entwickelt und getestet.[59] Trainiert werden die emotionale, soziale, spirituelle, familiäre und physische Resilienz.[60] Das Training wird heute von privaten Einrichtungen angeboten.[61] Das Trainingsvolumen beträgt über 100 Millionen US-Dollar pro Jahr. Das Training erfolgt sowohl während der Grundausbildung der Soldaten (Battlemind – Lifecycle) als auch in der spezifischen Einsatzvor- und Nachbetreuung (Battlemind – Deployment Cycle). Die Resilienz der Soldaten wird mittels eines Comprehensive Soldier & Family Fitness Score bewertet. Dieser Test steht auch in Form einer Online-Selbstbewertung zur Verfügung.[62]

Auch bei der Bundeswehr gewinnt die „psychische Ressourcenstärkung“[63] an Bedeutung, nachdem von Anfang 2009 bis Juli 2011 etwa 2500 Soldaten mit einer einsatzbedingten psychischen Erkrankung in einem Bundeswehrkrankenhaus behandelt wurden.

Grenzen der Resilienz und Kritik des Ansatzes

Resiliente Personen besitzen die Fähigkeit, Möglichkeiten dort zu ergreifen, wo sie sich bieten. Doch dort, wo sich keine Möglichkeiten bieten, z. B. in wirtschaftlichen Dauerkrisen, sind selbst resiliente Personen machtlos. Elder warnt unter Bezug auf die Folgen der Großen Depression in den Jahren nach 1929: […] not even great talent and industry can ensure life success over adversity without opportunity (dt: nicht einmal großes Talent und Fleiß gewährleisten das Besiegen von Widrigkeiten, wenn die Gelegenheit fehlt).[64]

Kritiker wie Klaus Ottomeyer oder Thomas von Freyberg sehen in der allgegenwärtigen Verwendung des Resilienzbegriffs einen Hinweis auf die Tendenz zur Individualisierung gesellschaftlicher Risiken und zur Privatisierung sozialer Verantwortung. Ottomeyer spricht sogar vom „Neoliberalismus in der Psychotherapie“.[65] Der Resilienz-Hype suggeriere, dass ein Allheilmittel gegen Krisen und Probleme aller Art gefunden worden sei.

Die Kritik am Umgang mit dem Resilienz-Begriff sieht das Problem nicht in der Stärkung der Widerstandskraft der Menschen und der Unterstützung von Personen, sich vor Katastrophen zu schützen; jedoch in der damit einhergehenden Tendenz, gewaltsame Verhältnisse als gegeben zu akzeptieren und lediglich einen Umgang damit zu finden.[66] Dies führe dazu, so die weitere Kritik auf einer Tagung zum Thema „Fit für die Katastrophe? – Der Resilienzdiskurs in Politik und Hilfe“, organisiert von medico international, dass die Belastung und strukturellen Probleme aus dem Fokus geraten und als gegeben angenommen werden. Somit tritt eine Veränderung und Bekämpfung der bestehenden oder aufkommenden Probleme und der Ursachen in den Hintergrund. Dies unterstützt eine Tendenz der Entlastung politischer Akteure an der Bearbeitung und Vermeidung der Ursachen, hin zu einem individualisierten Umgang der Einzelpersonen mit den Symptomen.[67] Somit stabilisiere sie eher die prekären bzw. gewaltvollen Verhältnisse, welche potenziell zu Traumata führen, anstatt sie zu bearbeiten.[68]

Resiliente Gesellschaften

Die Soziologie hat den Resilienzbegriff aufgenommen und auf ganze Gruppierungen (Samtschaften) und Gesellschaften ausgeweitet. Doch ist im Vergleich zur individuellen und organisationalen Resilienzforschung die Erforschung gesellschaftlicher Resilienz noch vergleichsweise wenig entwickelt, wobei zugleich diese Systemebene weitaus komplexer und vielschichtiger ist.

Im Gesellschaftsdiskurs hat sich „Resilienz“ vor allem als direkter Gegenbegriff zur „Vulnerabilität“ (Verwundbarkeit) etabliert. Im Vordergrund steht dabei vor allem die Frage um die Widerstands- und Regenerationsfähigkeit von Gesellschaften angesichts moderner und zunehmend unvorhersehbarer Risiken (Birkmann 2006), z. B. aufgrund von Umweltveränderungen und -katastrophen. Dieser Diskurs knüpft an die bereits in die 1970er Jahre zurückgehenden Forschungen zur Vulnerabilität und Interdependenz von Gesellschaften an, insbesondere von Seiten der Entwicklungsländerforschung (Bohle u. a. 1994) und der Humanökologie (Birkmann 2006). Daneben spielen auch menschenverursachte Sicherheitsrisiken eine Rolle, wie z. B. Terrorismus (Coaffee/Wood 2006). Aus politik- und sozialwissenschaftlicher Sicht rückt seit einigen Jahren auch immer stärker die Resilienz autoritärer Regime gegenüber zivilen Revolutionen in den Mittelpunkt des Interesses (Goldstone 2011; Fathi/Karolewski 2014).

In der Katastrophensoziologie wird Resilienz als robuste Widerstandskraft ganzer Gesellschaften gegen flächendeckende Verheerungen verstanden und vor allem im Bereich der sozialen Voraussetzungen eines wirksamen Selbstschutzes behandelt (siehe Resilienz (Urbanistik)).[69]

In der ökologischen Forschung dient der Begriff zur Bezeichnung der Fähigkeit von Ökosystemen, sich nach Eingriffen oder Katastrophen wieder zu erholen (siehe Resilienz (Ökosystem)).

Somit haben sich sehr unterschiedliche Disziplinen die Begriffe „Resilienz“ und „Vulnerabilität“ angeeignet und konzentrieren sich dabei in ihren Untersuchungen auf unterschiedliche Resilienzdimensionen. Dabei liegt die Aufmerksamkeit in der Regel noch stark auf den „harten“ Faktoren. „Weiche Faktoren“ wie z. B. die Rolle von Religion und Spiritualität (Bönsel 2012), der Einfluss resilienzfördernder Tugenden (Palin 2011) sowie die Frage nach der sozialen Konstruktion von Bedrohung (Christmann u. a. 2011) wurden vergleichsweise wenig berücksichtigt. Eine Integration der unterschiedlichen Perspektiven im Diskurs um die resiliente Gesellschaft in einem disziplinübergreifenden Zusammenhang wurde bisher nur in Ansätzen versucht, so in den Arbeiten von Roland Benedikter und Karim Fathi (Fathi/Benedikter 2013; Benedikter/Fathi 2014). In einigen Forschungsbeiträgen erscheint Resilienz teils als ein den Wandel beschleunigender, teils eher als ein die systemische Trägheit begünstigender Faktor, der den gesellschaftlichen Wandel verlangsamt.[70] Kritiker werfen dem Resilienzdiskurs in der Umwelt- und Entwicklungspolitik vor, dass er von der Notwendigkeit einer konsequenten Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen ablenke.

Siehe auch

Literatur

  • Roland Benedikter, Karim Fathi: Resilienz und Zivilreligion – Anforderungen an die widerstandsfähige Gesellschaft. Springer, Berlin, 2014, ISBN 978-3-658-02404-8.
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  • Christina Berndt: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft. Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burn-out. dtv, München 2013, ISBN 978-3-423-24976-8. (2. Auflage. 2015, ISBN 978-3-423-34845-4)
  • J. Birkmann: Assessing vulnerability before, during and after a natural disaster in fragile regions. Research Paper Nr. 2008/50 UNU-WIDER. Bonn, 2008.
  • J. Birkmann: Measuring Vulnerability to Natural Hazards: Towards Disaster Resilient Societies. United Nations Univ Pr, 2006.
  • H. Bohle, T. Downing, M. Watts: Climate Change and Social Vulnerability. Toward a sociology and geography of food insecurity. In: Global Environment Change, 1994, S. 37–48.
  • Regina Bönsel: Atempause jetzt! Spirituelles Stressmanagement nach S. H. Sri Sri Ravi Shankar. Kamphausen, Bielefeld, 2012, ISBN 978-3-89901-422-8.
  • Michaela Haas: Stark wie ein Phönix. Wie wir unsere Resilienzkräfte entwickeln und in Krisen über uns hinauswachsen. OW Barth, München 2015, ISBN 978-3-426-29240-2.
  • Denis Mourlane: Resilienz: Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen. 4., revidierte Auflage. BusinessVillage, Göttingen 2013, ISBN 978-3-86980-191-9.
  • Anne Seifert: Resilienzförderung an der Schule: Eine Studie zu Service-Learning mit Schüler aus Risikolagen. VS, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-18228-5.
  • Robert Brooks, Sam Goldstein: Das Resilienz-Buch. Wie Eltern ihre Kinder fürs Leben stärken – das Geheimnis der inneren Widerstandskraft (Originaltitel: Raising Resilient Children übersetzt von Ulrike Stopfel, Vorwort Edgar Friederichs) Klett, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-94421-1.
  • Boris Cyrulnik: Die Kraft, die im Unglück liegt. Von unserer Fähigkeit, am Leid zu wachsen. (Originaltitel: Un merveilleux malheur, übersetzt von Friedel Schröder und Rita Kluxen-Schröder) Goldmann-Taschenbuch 15109, München 2001, ISBN 3-442-15109-0.
  • Boris Cyrulnik: Mit Leib und Seele. Wie wir Krisen bewältigen. (Originaltitel: De chair et d'âme. übersetzt von Hainer Kober). Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, ISBN 978-3-455-50038-7.
  • Boris Cyrulnik: Warum die Liebe Wunden heilt (Originaltitel: Parler d'amour au bord du gouffre. übersetzt von Christiane Landgrebe), Beltz, Weinheim/ Basel 2006, ISBN 3-407-85776-4.
  • Christa Diegelmann, Margarete Isermann (unter Mitarbeit von Gerald Hüther): Kraft in der Krise – Ressourcen gegen die Angst. Resilienz: Was kann die psychische Widerstandskraft stärken. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-86027-6.
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  • J. Coaffee, D. Wood: The “everyday” resilience of the city. In: Human security and resilience. (= ISP/NSC Briefing Paper. Nr. 06/01). Royal Institute of International Affairs, 2006.
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  • Klaus Fröhlich-Gildhoff, Maike Rönnau-Böse: Resilienz. Reinhardt, München 2009, ISBN 978-3-497-02100-0.
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  • Margherita Zander: Armes Kind – starkes Kind? Die Chance der Resilienz. VS, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15226-4.
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  • M. Grünke: Resilienzförderung bei Kindern und Jugendlichen in Schulen für Lernbehinderte. Eine Evaluation dreier Programme zur Steigerung der psychischen Widerstandsfähigkeit. Pabst, Lengerich/ Berlin 2003, ISBN 3-89967-086-8.
  • Anja Hoffmann-Biencourt: Resilienz. In: Norbert Kühne: Praxisbuch Sozialpädagogik. Band 8, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2010, ISBN 978-3-427-75416-9, S. 9–41.
  • Corina Wustmann: Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern. In: Wassilios E. Fthenakis (Hrsg.): Beiträge zur Bildungsqualität. Beltz, Weinheim/ Basel 2004, ISBN 3-407-56243-8.
  • Albert Wunsch: Mit mehr Selbst zum stabilen ICH! – Resilienz als Basis der Persönlichkeitsbildung. Springer Spektrum, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-37701-3.

Weblinks

 Wiktionary: Resilienz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Artikel

Einzelnachweise

  1. J. B. Asendorpf, F. J. Neyer: Psychologie der Persönlichkeit. Springer, 2012.
  2. @1@2Vorlage:Toter Link/www.tu-darmstadt.de (Seite nicht mehr abrufbar; Suche in Webarchiven) TUD, Seminar Entwicklungspsychologie, Referat Resilienz. Download am 19. Dezember 2007.
  3. Viola Schreiber, Ernst-Ludwig Iskenius: Flüchtlinge: zwischen Traumatisierung, Resilienz und Weiterentwicklung. 2013, S. 5 ff. amnesty-heilberufe.de
  4. Schreiber, Iskenius, S. 9.
  5. Resilienzforschung – Wolfgang Battmann, Katrin Warnke: „Resilient.de: Info“ resilient.de
  6. Emmy E. Werner: The children of Kauai : a longitudinal study from the prenatal period to age ten. University of Hawaii Press, Honolulu 1971, ISBN 0-87022-860-9.
  7. Stefanie Maeck: Geheimnis psychischer Stärke: Die Unverwundbaren. Manche Menschen überstehen traumatische Erlebnisse scheinbar unangetastet. Hinter psychischer Stärke stecken häufig ein früh gefasster Lebensplan und der Glaube an sich selbst. Die Widerstandskraft lässt sich zum Teil erlernen - doch auch manches Äußere muss passen. In: Spiegel Online. 3. Februar 2013.
  8. Michaela Haas: Stark wie ein Phönix. OW Barth, S. 328.
  9. Michaela Haas: Stark wie ein Phönix. OW Barth, S. 328.
  10. Siehe z. B. R. K. Papadopoulos: Refugees, trauma and Adversity-Activated-Development. In: European Journal of Psychotherapy and Counseling. 9(3), 2007, S. 301–312; R. Schweitzer, J. H. Greenslade, A. Kagee: Coping and resilience in refugees from the Sudan: A narrative account. In: Australian and New Zealand Journal of Psychiatry. 41(3), 2007, S. 282–288.
  11. Brigit Obrist: Wie Gesundheit und Resilienz zusammenhängen. UniNova, Wissenschaftsmagazin der Universität Basel, Basel.
  12. Nathan Caplan u. a.: Indochinese Refugee Families and Academic Achievement. In: Scientific American. Februar 1992.
  13. 13,0 13,1 13,2 The Iowa Youth and Families Project (Memento vom 12. Dezember 2008 im Internet Archive) Download am 19. Dezember 2007.
  14. Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik; Dokumentation der Fachtagung Resilienz - Was Kinder aus armen Familien stark macht. am 13. September 2005 in Frankfurt am Main
  15. Herbert Fröhlich: Risiko- und Schutzfaktoren: Forschungsergebnisse und Interventionsmöglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung von Armut. In: Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e. V.: Arme Familien gut beraten. Hilfe und Unterstützung für Kinder und Eltern. Materialien zur Beratung. Band 12, 2004.
  16. Alexandra Sann, Kathrin Thrum: Opstapje – Schritt für Schritt. Praxisleitfaden. Deutsches Jugendinstitut e. V., 2005.
  17. 17,0 17,1 N. Haan: Proposed Modell of Ego functioning: Coping and defense mechanisms in relationship to I.Q. changes. In: Psychological Monographs: General and Applied. 77, 1963, S. 1–23.
  18. 18,0 18,1 N. Haan: Coping and defending: Processes of self-environement organization. Academic Press, New York 1977.
  19. 19,0 19,1 S. Goldberg: Social competence in infancy: a model of parent-infant interaction. In: Merril-Palmer Quarterly. 23, 1977, S. 163–177.
  20. 20,0 20,1 A. Moriarty, P. Toussieng: Adolescent Coping. Grune und Stratton, New York 1976.
  21. 21,0 21,1 L. Murphy, A. Moriarty: Vulnerability, coping and growth from infancy to to adolescence. Yale University Press, New Haven, Conn. 1976.
  22. 22,0 22,1 K. H. Nuechterlein: Compentent disadvantaged children: A review of research. Doktorarbeit. University of Minnesota, 1970.
  23. 23,0 23,1 N. Garmezy: Children at risk: The search for antecedents of schizophrenia. In: Schizophrenia Bulletin. 8 und 9, 1974.
  24. 24,0 24,1 N. Garmezy: The study of compentence in children at risk for severe psychopathology. In: E. J. Anthony, C. Koupernik (Hrsg.): The child in his family: Children at psychiatric risk. Band III, Wiley, New York 1974.
  25. 25,0 25,1 N. Garmezy, K. H. Nuechterlein: Invulnerable children: The fact and fiction of competence and disadvantage. 1972.
  26. dpa: Kinder reicher Eltern sind weniger einfühlsam. auf: badische-zeitung.de, Panorama, 11. Mai 2011, (aus: Psychologie Heute.) (15. Mai 2011)
  27. Amber Anderson Johnson: Want Better Grades? Go to Church. In: Christianity Today. Mai 2002.
  28. 28,0 28,1 Emily Chamlee-Wright, Virgil Henry Storr: Club Goods and Post-Disaster Community Return. In: Rationality and Society. 21 (4), 2009.
  29. Carl L. III Bankston, Min Zhou: Effects of Minority Language Literacy on the Academic Achievement of Vietnamese Youths in New Orleans. In: Sociology of Education. 68, 1995, S. 1–17.
  30. S. Scarr, L. McCartney: How people make their own environments: A theory on genotype environment effects. In: Child Development. 54, 1983, S. 424–435.
  31. MAOA, maltreatment, and gene–environment interaction predicting children's mental health: new evidence and a meta-analysis
  32. Early trauma and increased risk for physical aggression during adulthood: the moderating role of MAOA genotype. In: PLoS One. 2(5), 30. Mai 2007, S. e486.
  33. Timothy K. Newman, Yana V. Syagailo u. a.: Monoamine oxidase A gene promoter variation and rearing experience influences aggressive behavior in rhesus monkeys. In: Biol Psychiatry. 57(2), 15. Januar 2005, S. 167–172.
  34. David Huizinga, Brett C. Haberstick u. a.: Childhood Maltreatment, Subsequent Antisocial Behavior, and the Role of Monoamine Oxidase A Genotype. In: Biol Psychiatry. Oktober 60(7), 2006, S. 677–683.
  35. Role of genotype in the cycle of violence in maltreated children
  36. A Non-Additive Interaction of a Functional MAO-A VNTR and Testosterone Predicts Antisocial Behavior
  37. Wendy Mogel: The Blessings of a Skinned Knee: Using Jewish Teachings to Raise Self-Reliant Children. Scribner, New York/ London/ Toronto/ Sydney/ Singapore 2001, ISBN 0-684-86297-2. eingeschränkte Online-Version in der Google Buchsuche-USA
  38. S. Ahmand u. a.: Earthquake impact in a remote South Asian population: Psychosocial factors and posttraumatic symptoms. In: Journal of Traumatic Stress. 23, 2010, S. 408–412.
  39. C. S. North, C. R. Cloninger: Personality and major depression among directly exposed survivors of the Oklahoma city bombing. In: Depression Research and Treatment. 2012, Article ID: 204741
  40. O. Hjemdal u. a.: The relationship between resilience and levels of anxiety, depression, and obsessive-compulsive symptoms in adolescents. In: Clinical Psy- chology & Psychotherapy. 18, 2011, S. 314–321. doi:10.1002/cpp.719.
  41. B. Engmann: Could Resilience Predict the Outcome of Psychiatric Rehabilitation Patients? In: Journal of Depression. 02 (2), 2013, S. 7. doi:10.4236/ojd.2013.22002.
  42. Andrea Michel: Resilienz bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund. In: Erich Marks, Wiebke Steffen (Hrsg.): Starke Jugend – Starke Zukunft. Mönchengladbach 2008, S. 95–106.
  43. William Caudill, George De Vos: Achievement, Culture and Personality: The Case of the Japanese American. In: American Anthropologist. Band 56 (6), 1956, S. 1102–1125.
  44. Richard N. Adams: Cultural Components of Central America. (Memento vom 16. April 2008 im Internet Archive) In: American Anthropologist. Vol. 58 (5), 1956, S. 881–907. Download am 31. Januar 2008.
  45. 45,0 45,1 Nathan Caplan u. a.: Indochinese Refugee Families and Academic Achievement. In: Scientific American. Februar 1992, S. 24.
  46. Jawanza Kunjufu: Black Students/Middle Class Teachers. African American Images, 2002, ISBN 0-913543-81-0.
  47. A. Wunsch: Mit mehr Selbst zum stabilen ICH!: Resilienz als Basis der Persönlichkeitsbildung. S. 27, Z. 2 f.
  48. Nathan Caplan u. a.: The Boat People and Achievement in America: A study of family life, hard work, and cultural values. University of Michigan Press, 1989, ISBN 0-472-09397-5; David W. Haines (Hrsg.): Refugees as immigrants: Cambodians, Laotians and Vietnamese in America. Rowman & Littlefield Publishers, 1989, ISBN 0-8476-7553-X; Nathan Caplan u. a.: Indochinese Refugee Families and Academic Achievement. In: Scientific American. Februar 1992, S. 18–24.
  49. John A. Clausen: American lives: looking back at the children of the great depression. University of California Press, Berkeley, Calif. u. a. 1995.
  50. G. H. Elder: Children of the Great Depression: Social Change in Life Experience. University of Chicago Press, Chicago 1974.
  51. G. H. Elder: Children of the Great Depression. University of Chicago Press, Chicago 1974, S. 160.
  52. Glen H. Elder, Rand D. Conger: Children of the Land: Adversity and Success in Rural America. University of Chicago Press, 2000, ISBN 0-226-20266-6.
  53. Audry Clark, Janette Hanisee: Intellectual and Adaptive Performance of Asian Children in Adoptive American Settings. In: Developmental Psychology. Band 18, Nr. 4, 1982, S. 595–599.
  54. „Die Migrationssituation bedeutet einen gravierenden Bruch im Lebensverlauf und erfordert tief greifende Reorientierungsleistungen, wie z. B. der Verlust von Bindungen und der gewohnten Lebensumwelt sowie die Neuschaffung sozialer Netzwerke, Sprachprobleme, kulturelle Orientierungsprobleme, Status- bzw. Anerkennungsdefizite, Schwierigkeiten beim Abgleich von Normen und Werten oder rechtliche und soziale Problemlagen.“ Michel 2008, S. 102.
  55. B. von Breitenbach: Italiener und Spanier als Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland. München/ Mainz 1982, S. 120 f.; D. Thränhardt: Einwanderer-Kulturen und soziales Kapital. In: D. Thränhardt, Uwe Hunger (Hrsg.): Einwanderer-Netzwerke und ihre Integrationsqualität in Deutschland und Israel. Münster/ London 2000, S. 32 f.
  56. B. von Breitenbach: Italiener und Spanier als Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland. München/ Mainz 1982.
  57. Gut angekommen. In: Die Zeit. 6. Juli 2006, Zugriff am 20. November 2007.
  58. Dietrich Thränhardt: Spanische Einwanderer schaffen Bildungskapital: Selbsthilfe-Netzwerke und Integrationserfolg in Europa. (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive) Zugriff am 20. November 2007.
  59. Film auf YouTube
  60. Website der US Army Zugriff 26. Juni 2014.
  61. Website des Resilience Training Institute Zugriff 26. Juni 2014.
  62. csf2.army.mil
  63. Psychische Ressourcenstärkung bei VN-Beobachtern zur Prävention einsatzbedingter psychischer Störungen – eine Pilotstudie
  64. G. H. Elder: 25th Anniversary Edition of Children of the Great Depression. Westview Press, Boulder, CO 1999, ISBN 0-8133-3342-3, S. 26.
  65. So der Titel seines Vortrags auf dem Symposion Fit für die Katastrophe? Der Resilienzdiskurs in Politik und Hilfe. stiftung medico international, Frankfurt, 6. Juni 2015.
  66. Thomas Gebauer: Aktuelle Konzepte zur Krisenbewältigung stabilisieren genau jene Verhältnisse, die Krisen hervorrufen. In: medico international: rundschreiben 02/15.
  67. Usche Merk: Vom Trauma zur Resilienz. Auf medico.de.
  68. Thomas Gebauer: Aktuelle Konzepte zur Krisenbewältigung stabilisieren genau jene Verhältnisse, die Krisen hervorrufen. In: medico international: rundschreiben. 02/15.
  69. Vgl. Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern: Dritter Gefahrenbericht. (= Zivilschutz-Forschung. Neue Folge. Band 59). Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Bonn 2006.
  70. Axel Schaffer, Eva Lang, Susanne Hartard (Hrsg.): Systeme in der Krise im Fokus von Resilienz und Nachhaltigkeit. Metropolis Verlag, München 2014.


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