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== Beschreibung ==
 
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'''Reinhard Justus Reginald Selten''' (* [[5. Oktober]] [[1930]] in [[Breslau]]; † [[23. August]] [[2016]] in [[Posen]]<ref>{{Literatur|Autor=Philip Plickert|Titel=Trauer um berühmten Ökonom: Wirtschaftsnobelpreisträger Reinhard Selten gestorben|Sammelwerk=Frankfurter Allgemeine Zeitung|Datum=2016-09-01|ISSN=0174-4909|Online=http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/trauer-um-beruehmten-oekonom-wirtschaftsnobelpreistraeger-reinhard-selten-gestorben-14415860.html|Abruf=2016-09-01}}</ref>) war ein deutscher [[Volkswirtschaftslehre|Volkswirt]] und [[Mathematik]]er. Im Jahr 1994 erhielt er als bisher einziger Deutscher<ref>{{Internetquelle|url=http://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/nobelpreistraeger-spieltheoretiker-reinhard-selten-wurde-85-jahre-alt-a-1110542.html|titel=Nobelpreisträger: Spieltheoretiker Reinhard Selten wurde 85 Jahre alt - manager magazin|zugriff=2016-09-02}}</ref> zusammen mit [[John Forbes Nash, Jr.|John Nash]] und [[John Harsanyi]] den [[Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften]] für die gemeinsamen Leistungen auf dem Gebiet der [[Spieltheorie]].
 
== Leben ==
Seltens Vater war Jude, der mit einer Protestantin verheiratet war. Reinhard Selten galt deshalb in der Zeit des [[Drittes Reich|Dritten Reichs]] als [[Halbjude]]. Der Vater betrieb einen [[Lesezirkel]], den er allerdings wegen seiner jüdischen Abstammung Mitte der 1930er Jahre aufgeben musste. Er starb 1942 nach einer schweren Krankheit. Mit 14 Jahren musste Selten das [[Gymnasium]] wegen seiner jüdischen Abstammung verlassen. Anfang 1945 flohen er und seine Familie vor der herannahenden [[Rote Armee|Roten Armee]] aus Breslau. Über Sachsen und Österreich kamen sie schließlich nach Hessen. Dort besuchte er ab 1946 wieder eine höhere Schule und bestand 1951 sein Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium in [[Melsungen]] mit Auszeichnung.<ref>[http://www.kulturwerk-schlesien.de/kulturlandschaftschlesien/nobelpreistraeger/portrait-der-nobelpreistraeger/353._-_Nobelpreis_fuer_Wirtschaftswissenschaften_an_Reinhard_Selten.html Lebenslauf auf der Online-Seite der "Stiftung Kulturwerk Schlesien"; abgerufen am 2. Juni 2015.]</ref>
 
Selten studierte [[Mathematik]] an der [[Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main|Goethe-Universität in Frankfurt am Main]] und erwarb dort 1957 das Diplom. Anschließend war er bis 1967 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei [[Heinz Sauermann]]. 1961 [[Promotion (Doktor)|promovierte]] er, ebenfalls in Frankfurt, in Mathematik mit einer Arbeit über die ''Bewertung von n-Personenspielen'' zum Dr. phil.
 
Er war Gastprofessor in [[University of California, Berkeley|Berkeley]] und habilitierte sich danach in Frankfurt. Von 1969 bis 1972 lehrte er an der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]] sowie von 1972 bis 1984 an der [[Universität Bielefeld]]. Am [[Zentrum für interdisziplinäre Forschung]]  (ZiF) leitete er 1987/88 die Forschungsgruppe „Game Theory in the Behavioral Sciences“. Von 1982 bis 2015 war Selten Mitglied im Beirat des ZiF. 1984 nahm er einen [[Berufung (Amt)|Ruf]] an die [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität]] Bonn an. Dort baute er das [[BonnEconLab]], ein Laboratorium für experimentelle Wirtschaftsforschung auf, an dem er auch nach seiner Emeritierung aktiv tätig war.
 
Ab 2006 leitete er ein Akademieprojekt der [[Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste|Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste]] mit dem Titel ''Rationalität im Lichte der experimentellen Wirtschaftsforschung''.<ref>http://www.rilexecon.uni-bonn.de/</ref>
 
1959 heiratete er seine langjährige Bekannte Elisabeth Langreiner. Das kinderlose Ehepaar wohnte in [[Ittenbach|Königswinter-Ittenbach]].
 
== Wirken ==
Selten entwickelte 1965 das Konzept des [[Teilspielperfektes Gleichgewicht|teilspielperfekten Gleichgewichts]] und 1975 das Konzept des [[Trembling-hand-perfektes Gleichgewicht|trembling-hand-perfekten Gleichgewichts]]. 1994 wurde ihm für seinen Beitrag in der [[Spieltheorie]] der [[Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften|Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften]] verliehen, zusammen mit [[John Harsanyi]] und [[John Forbes Nash Jr.|John Nash]]. Er wurde zudem durch seine Arbeiten im Bereich der [[Eingeschränkte Rationalität|eingeschränkten Rationalität]] bekannt (siehe beispielsweise die sogenannte Anspruchsanpassungstheorie von Sauermann und Selten und das Konzept des Imitationsgleichgewichts von Ostmann und Selten), und er zählte zu den Begründern der [[Experimentelle Ökonomie|experimentellen Ökonomie]]. Zusammen mit [[Gerd Gigerenzer]] publizierte er das Buch ''{{lang|en|Bounded rationality: The [[adaptive toolbox]]}}''. Sein letztes Werk war ''{{lang|en|Impulse Balance Theory and its Extension by an Additional Criterion}}''.
 
Reinhard Selten war Mitglied der [[Econometric Society]] und der [[European Economic Association]] (EEA), deren langjähriger Präsident er war. Er war Ehrenmitglied der [[American Economic Association]] (AEA). 2012 wurde er Mitglied der [[Leopoldina]].<ref>{{Leopoldina|7689|Name=Reinhard Selten|Kommentar=mit Bild|Datum=1. Februar 2016}}</ref> Zudem war er ordentliches Mitglied der [[Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste|Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste]], außerordentliches Mitglied der [[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften|Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften]] und seit 1992 auswärtiges Ehrenmitglied der [[American Academy of Arts and Sciences]] und seit 1996 der [[National Academy of Sciences]]. Er war Gründungsmitglied der „Internationalen Akademie der Wissenschaften San Marino“. Selten sprach, ebenso wie seine Frau, seit seiner Jugend [[Esperanto]]<ref>[http://nobelprize.org/nobel_prizes/economics/laureates/1994/selten-autobio.html Autobiografie]</ref> und hat einige Werke in Esperanto verfasst und herausgegeben, u. a. über die Anwendung der Spieltheorie auf das Problem der Wahl einer internationalen Sprache. Selten kandidierte bei der Europawahl 2009 als deutscher Spitzenkandidat für die Liste [[Europa – Demokratie – Esperanto]] (EDE).
 
Zu seinen Schülern gehören viele Ökonomen und Forscher wie [[Bernd Irlenbusch]], [[Axel Ockenfels]], [[Christian Rieck]], [[Bettina Rockenbach]], Abdolkarim Sadrieh, Benny Moldovanu und Rosemarie Nagel.
 
== Werke (Auswahl) ==
* ''Bewertung von n-Personenspielen''. Dissertation vom 24. Juli 1961, Universität Frankfurt, Naturwiss. Fakultät, Frankfurt, 1961.
* ''Preispolitik der Mehrproduktenunternehmung in der statischen Theorie''. Habilitationsschrift, FU Berlin. Springer, Berlin [u.&nbsp;a.] 1970. (Ökonometrie und Unternehmensforschung, Band 16)
* Zus. mit Werner Güth: ''Macht Einigkeit stark? Spieltheoretische Analyse einer Verhandlungssituation''. Institut für Mathemat. Wirtschaftsforschung an der Univ. Bielefeld, Bielefeld 1977. (Working papers / Institute of Mathematical Economics; Nr. 58)
* Zus. mit Werner Güth: ''Original oder Fälschung – Gleichgewichtsauswahl in einem Verhandlungsspiel mit unvollständiger Information''. Institut für Mathemat. Wirtschaftsforschung an der Univ. Bielefeld, Bielefeld 1982. (Working papers; Nr. 113)
*''Die konzeptionellen Grundlagen der Spieltheorie einst und jetzt''. Bonn Graduate School of Economics, Departments of Economics, University of Bonn. Bonn Graduate School of Economics, Bonn 2001. (Bonn Econ Discussion Papers / Bonn Graduate School of Economics, Department of Economics, University of Bonn; 2001, 2)
* ''Enkonduko en la teorion de lingvaj ludoj : Ĉu mi lernu Esperanton?'' = ''Einführung in die Theorie sprachlicher Spiele ''/ Reinhard Selten; Jonathan Pool. Akad. Bücherdienst, Berlin [k.&nbsp;A.] 1995. (''Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft''; Band 36, 1995, [Beih.]) ISBN 3-929853-03-5.
* ''Für Zweisprachigkeit in Europa/Por dulingveco en Eŭropo'', mit Helmar G. Frank, IFB Verlag Paderborn, 2005.
* ''The costs of European (non)communication'', Selten, Reinhard, (Herausg.), Übers. aus dem Italienischen durch Jonathan Chaloff, Verl. Roma Esperanto Radikala Asocio.
* Gigerenzer, G., & Selten, R. (Eds.). (2001). Bounded rationality: The adaptive toolbox. Cambridge, MA: MIT Press.
* Impulse Balance Theory and its Extension by an Additional Criterion. BoD. (2015)
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Reinhard Selten}}
 
== Literatur ==
* Axel Ockenfels, Abdolkarim Sadrieh (Herausgeber): ''The Selten school of behavioral economics : a collection of essays in honor of Reinhard Selten''. Springer, Berlin/Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-13982-6.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://nobelprize.org/nobel_prizes/economics/laureates/1994/selten-autobio.html Reinhard Selten – Autobiography] in englischer Sprache
* {{DNB-Portal|119479273}}
* [http://www.awk.nrw.de/akademie/klassen/ingenieurwirtschaft/ordentliche-mitglieder/selten-reinhard.html Reinhard Selten bei der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste]
* [http://www.bonneconlab.uni-bonn.de/team/selten.reinhard Reinhard Selten] auf der Website des ''Laboratory for Experimental Economics'' an der Universität Bonn
* [http://aleph.onb.ac.at/F?func=find-b&find_code=WRD&adjacent=N&request=Reinhard+Selten&x=15&y=14 Bücher von Reinhard Selten] in der [http://www.onb.ac.at/sammlungen/plansprachen/index.htm Sammlung für Plansprachen der ONB]
* ''[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,654591,00.html Interview mit Reinhard Selten: „So schwierig ist das Leben mit dem Nobelpreis auch nicht“]'' auf ''Spiegel Online,'' 12. Oktober 2009
* ''[https://www.youtube.com/watch?v=oV7vKlbtRbA&list=UU4NQfOS54Wr5BrTIlYR9_VA&index=16&feature=plcp Reinhard Selten im Interview mit Rainer Kurz],'' Videointerview 55 Minuten, mit deutschen Untertiteln
* ''{{Webarchiv | url=http://www.institutional-money.com/magazin/theorie-praxis/artikel/test-4/?tx_ttnews%255BbackPid%255D=18&tx_ttnews%255Bpointer%255D=1&cHash=c88197769f | archive-is=20130126070432 | text=Nobelpreisträger Reinhard Selten: „Den homo oeconomicus gibt es nicht“}},'' Interview in ''Institutional Money,'' September 2010
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=119479273|LCCN=n/50/7278|VIAF=14832231}}
 
{{SORTIERUNG:Selten, Reinhard}}
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaftler]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheoretiker]]
[[Kategorie:Ökonom]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Autor (Mathematik)]]
[[Kategorie:Spieltheoretiker]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1930]]
[[Kategorie:Gestorben 2016]]
[[Kategorie:Mann]]
 
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Aktuelle Version vom 11. August 2022, 12:05 Uhr

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