Deutscher Idealismus und Anisotrop: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:Deutscher_Idealismus.jpg|thumb|Philosophen des deutschen Idealismus. [[Kant]] (oben links), [[Fichte]] (oben rechts), [[Schelling]] (unten links), [[Hegel]] (unten rechts)]]
#WEITERLEITUNG [[Anisotropie]]
 
Der '''deutsche Idealismus''' war eine Epoche der [[neuzeit]]lichen [[Philosophie]], die etwa vom letzten Drittel des [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18.]] bis zum Ende des ersten Drittels des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s reichte und vor allem von [[Kant]] und dem Dreigestirn [[Fichte]], [[Schelling]] und [[Hegel]] und deren [[Metaphysik|metaphysischen]] Positionen geprägt wurde. Als Eckdaten werden meist das Erscheinen von Kants ''[[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|Kritik der reinen Vernunft]]'' (1781) und der Tod Hegels (1831) genommen. Diese Epoche wurde vielfach als Blütezeit der [[Wikipedia:Deutsche Philosophie|deutschen Philosophie]] angesehen und bildete den wesentlichen geistigen Hintergrund der [[Goethezeit]].
 
{{LZ|Nur eine philosophische Richtung hat den Beinamen
«deutsch» erhalten – der deutsche Idealismus. Warum? Einerseits ist
er die intellektuell anspruchsvollste Philosophie gewesen, die
Deutschland hervorgebracht hat; andererseits gelang es ihm, nahezu
alle innovativen Leistungen der früheren deutschen Philosophie in
Form eines Systems, der komplexesten Gestalt des philosophischen
Denkens, zu integrieren. Die religiöse Motivation der drei
Hauptfiguren, die alle Theologie studiert hatten, trug dazu bei, daß
eine weltgeschichtlich neue Form philosophischer Religiosität
entstand, die das deutsche, zumal protestantische, aber in Ansätzen
auch katholische Bildungsbürgertum des 19. Jahrhunderts nachhaltig
prägte, ja, in Ausläufern noch bei Thomas Mann zu spüren ist und zu
der es in anderen europäischen Ländern kaum ein Äquivalent gab.|Hösle, S. 106}}
 
{{LZ|Mit Kant und dem deutschen Idealismus beginnt
eine Erneuerung der Philosophie. Sie steigt wieder in
die Tiefe, wird wieder Grundlagenforschung und versucht von einem letzten, einheitlichen Grund aus das
Gesamt des Seins in einer geschlossenen philosophischen Systematik zu verstehen. Bei Kant treffen wir
auf ein nach allen. Seiten hin vollständig durchkonstruiertes philosophisches Bauwerk. Es überwiegt bei
ihm aber noch die Kritik. Bei den deutschen Idealisten jedoch, bei Fichte, Schelling und Hegel, entste-
hen gewaltige, ganz positiv gehaltene philosophische
Systeme, die an spekulativer Kraft die großen Systeme des 17. und 18. Jahrhunderts noch übertreffen. Sie
begründen, was man mit dem Begriff »deutsche Philosophie« zu bezeichnen pflegt: typische Geistphilosophie, abstrakte Spekulation, kühne Konstruktion
bis zur Begriffsdichtung, schwierige Gedankengänge
und oft unverständliche Sprache, aber ein Philosophieren, das immer getragen ist von einem hohen ethischen und metaphysischen Idealismus.|Hirschberger, S. 267}}
 
Diese Entwicklung wurde laut [[Rudolf Steiner]] möglich durch das stärkere Eingreifen des [[Deutscher Volksgeist|deutschen Volksgeistes]]. Der deutsche Volksgeist hat eine bestimmte Eigentümlichkeit, durch die er sich von anderen [[Volksgeist]]ern unterscheidet. Wenn der Volksgeist allmählich heruntersteigt, ergreift er zunächst das [[Seelisch]]e des [[Mensch]]en und wirkt dann, indem er noch weiter heruntersteigt, bis ins [[Leib]]liche hinein und prägt diesem den Volkscharakter ein. Das ist auch beim deutschen Volksgeist der Fall, aber während sonst der Volksgeist dann für lange Zeit weiter im Leiblichen wirkt, löst er sich vom deutschen [[Volk]] nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder los und steigt wieder auf. Dieses Hin- und wieder Zurückschwingen macht die Eigenart des deutschen Volksgeistes aus.
 
{{GZ|Wir können nun die Frage aufwerfen: Wie ist das nun mit dem
deutschen Volke? Trat da auch einmal ein Zeitpunkt ein, in dem der
Erzengel eine bestimmte Stufe erlangt hat? - Ein solcher Zeitpunkt
trat schon ein. Aber nun besteht ein gewisser Unterschied gerade des
deutschen Volkes von den andern Völkern. Wir wissen, daß des
Menschen Seele aus Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele
und Bewußtseinsseele besteht. Das können Sie auch schon aus den
Vorträgen über die Volksseelen entnehmen, daß der Erzengel beim
italienischen Volk vorzugsweise nach seiner Macht strebt, in die Empfindungsseele
zu wirken, bei dem französischen Volk in die Verstandes-
oder Gemütsseele und beim britischen Volk in die Bewußtseinsseele,
beim deutschen Volke in das Ich, das über die drei Seelenglieder
seine Macht erstreckt. Daher ist auch das Verhältnis des Erzengels
zu den einzelnen Ichen des deutschen Volkes ein anderes als
bei den westlichen Völkern. Es kam schon ein Zeitpunkt, wo der
Erzengel des deutschen Volkes auch in das physische Leben oder das
niedere Seelenleben, insofern es das Physische ergreift, hineingegriffen
hat. Das ist ungefähr die Zeit zwischen 1750 und, man kann sagen,
1830. Wenn man einmal die Dinge ganz vernünftig studieren wird,
dann wird man ganz wunderbare Aufschlüsse über den Gang der
Völkerentwickelung bekommen. Und wenn jemand sich nur darauf
einlassen würde, den wirklich großartigen, grandiosen Unterschied
zu betrachten, der im deutschen Leben herrscht in den Menschen des
19. und 20. Jahrhunderts und den Menschen, die zweihundert Jahre
vorher gelebt haben, dann würde er sehen, wie gewaltig dieser Unterschied
ist. Dazumal griff der Erzengel in den Nationalcharakter des
deutschen Volkes ein, so wie die Erzengel bei den andern Völkern in
den Zeitpunkten, die ich bezeichnete, eingegriffen haben. Aber, man
möchte sagen, er ließ wieder ab, er prägte nicht so energisch, so
gründlich die Physis um, wie es bei den andern Völkern geschah.|159|140f}}
 
{{GZ|Wenn wir nun auf die Entwickelung des deutschen Volksgeistes
sehen, so nehmen wir etwas Ähnliches wahr in der Zeit ungefähr
zwischen den Jahren 1750 bis 1850. Aber wir müssen hier kurioserweise
sagen: dieser Volksgeist steigt da herunter, aber er steigt
wieder hinauf. Und das ist das Bedeutsame. Einen Prozeß, der sich
abgespielt hat bei den westlichen Völkern, können wir nur so verfolgen,
daß wir die Volksgeister sich senken und die Völker ergreifen
sehen. Beim deutschen Volke sehen wir, wie der Volksgeist sich
auch senkt um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, wie aber
dieser Volksgeist in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wieder
hinaufsteigt, so daß hier ein ganz anderes Verhältnis da ist. Es wird
nur ein Anlauf genommen, den deutschen Charakter zu einem
eminenten Volkscharakter auszubilden, aber das wird nur eine
Weile gemacht. Nachdem einiges hierin getan ist, steigt der Volksgeist
wiederum zurück, hinauf, um wiederum bloß auf das Seelische
zu wirken.
 
Die Blütezeit des deutschen Geisteslebens fällt in die Zeit, wo der
Volksgeist am tiefsten heruntergestiegen war. Selbstverständlich
bleibt der Volksgeist seinem Volke. Aber er hält sich jetzt wieder in
geistigen Höhen auf. Das ist das Eigentümliche des deutschen
Volksgeistes. Auch früher ist er schon heruntergestiegen, hat aber
dann wieder abgelassen von einem zu starken Nationalisieren. Ein
solches Kristallisieren in der Nationalität, wie bei den westlichen
Völkern, kann beim deutschen Volke durch die Eigentümlichkeit
des deutschen Volksgeistes gar nicht eintreten. Daher muß das
deutsche Wesen immer universeller bleiben als andere Volkswesen.
Es hängen diese Dinge in der Tat mit tiefen Wahrheiten der geistigen
Welten zusammen. Würde man in der Zeit Goethes den deutschen
Volksgeist gesucht haben, würde man ihn etwa auf demselben
Niveau gefunden haben, wo man den englischen oder französischen
oder italienischen Volksgeist gefunden hätte. Sucht man ihn
heute, dann muß man höher hinaufsteigen. Es werden wieder Zeiten
kommen, wo er heruntersteigt, es werden wieder Zeiten kommen,
wo er hinaufsteigt. Das Hin- und Herschwingen ist das
Eigentümliche des deutschen Volksgeistes.|157|224f}}
 
== Siehe auch ==
 
* [[Deutscher Volksgeist]]
 
== Literatur ==
 
* Johannes Hirschberger: ''Geschichte der Philosophie. Band II. Neuzeit und Gegenwart'', Herder Verlag 1991, ISBN 978-3451132841
* [[Vittorio Hösle]]: ''Eine kurze Geschichte der deutschen Philosophie: Rückblick auf den deutschen Geist'', Verlag C.H.Beck 2013, ISBN 978-3406648649, eBook ASIN B00B5PD0P6
* Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
* Rudolf Steiner: ''Menschenschicksale und Völkerschicksale'', [[GA 157]] (1981), ISBN 3-7274-1571-1 {{Vorträge|157}}
* Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister'', [[GA 159]] [GA 159/160] (1980), ISBN 3-7274-1590-8 {{Vorträge|159}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
* [http://timmsrc.uni-tuebingen.de/Player/PlayerFlow/UT_20160111_001_philogl_0001 Johannes Brachtendorf: Gotteslehre des deutschen Idealismus Videovorlesung]
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie7b.html Projekt Deutscher Idealismus] Website
 
[[Kategorie:Idealismus]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Philosophie nach Richtung]]
[[Kategorie:Philosophische Richtung]]
[[Kategorie:Philosophie der Aufklärung]]
[[Kategorie:Deutscher Idealismus|!]]
[[Kategorie:Goethezeit]]

Aktuelle Version vom 23. Dezember 2018, 16:42 Uhr

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